Tumgik
#und selbst meine chefin war sehr verständnisvoll
niallandtommo · 2 years
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sleeplessindublin · 5 years
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Ein Praktikum am Meer
... was gibt es besseres? Das Hotel, bei dem ich mich bewarb, klang vielversprechend. 3 Sterne, gute Rezensionen, schöne Bilder.
Vor einem halben Jahr habe ich nach einer Praktikumsstelle im Ausland gesucht; genauer gesagt, Großbritannien. Ich liebe das Land, die Kultur und Sprache. Nach meinem Abitur habe ich sofort angefangen zu studieren und somit nie Auslandserfahrung sammeln können. Nun studiere ich seit fast fünf Jahren Anglistik. Da man im vierten Mastersemester "nur" seine Masterarbeit schreibt, dachte ich, dass es der perfekte Zeitpunkt war, jetzt ins Ausland zu gehen.
Wieso bei einem Hotel arbeiten? Ich habe in den letzten Jahren verstärkt Interesse am Tourismus bekommen. Letztes Jahr arbeitete ich in einem Reisebüro, ich reise gerne, ich spreche gerne verschiedene Sprachen. Mit einem Praktikum in einem Hotel erhoffte ich mir, sicherer englisch zu sprechen (zuvor tat ich das immer nur im Klassenraum oder an der Uni), auf Menschen verschiedener Kulturen zu treffen und vor allem, einen Einblick in die Arbeitswelt zu bekommen.
Auf Praktikum.info fand ich eine Stellenanzeige des Hotels. Sie hatten eine sehr schöne, seriöse Website und sogar eine eigene Adresse, wo nur das Praktikum detailliert beschrieben wurde. Es waren schöne Bilder dabei, es wurde angepriesen, dass man 480 Pfund monatlich verdiene und das Essen kostenlos sei. Es klang einfach perfekt.
In der Anzeige stand auch, dass das meiste Service sein würde, und dass man keine Angst vorm putzen haben sollte. Außerdem würde man auch abends in einem Büro sitzen und Check-Ins bearbeiten. Die Arbeit wurde als "vielfältig" beschrieben. Ich war also darauf eingestellt, putzen zu müssen. Meine Eltern und einige Freunde meinten, ich sei "zu gut" für die Arbeit, da ich einen Bachelorabschluss habe. Doch ich dachte mir, dass mir das nicht viel ausmachen würde- die Vorteile überwiegten trotz allem, und putzen gehört eben zum Hoteljob dazu und ist nichts, wofür man sich schämen muss. Die kostenlose Unterkunft, die Lage, das Essen, die verschiedenen Kulturen...
Ich bewarb mich sofort und bekam am selben Tag eine Antwort. Bald darauf folgte ein Vorstellungsgespräch am Telefon. Die Chefin klang sehr nett und herzlich. Kurz vor Weihnachten wurde ich angenommen. Ich konnte mein Glück kaum fassen, und würde mich die nächsten Monate immer wieder auf dieses Praktikum freuen. So sehr, dass es oftmals mein Highlight war, an das ich dachte, wenn ich gestresst war von meinem damaligen Minijob, meiner Familie, von der Uni... ich dachte mir "bald bist du weg".
Ich sparte, bereitete Klamotten vor, den Flug, alles mögliche. Ich stritt viel mit meinen Eltern, die nicht mit meinem Praktikum einverstanden waren. Es war hart, aber die Freude war zu groß, und ich blieb stur.
Die ersten Anzeichen fingen bereits vor dem Praktikum an. Auf Mails wurde erst nach über drei Wochen geantwortet. Auf einmal sank mein Lohn auf 400 Pfund. Auf einmal kostete das Essen doch 20 Pfund pro Woche. Das alles kam erst raus, als ich doppelt nachfragte. Ich merkte also, dass einige Angaben auf der Webseite und der Anzeige nicht stimmten. Es ging mir nicht mal ums Geld, sondern ums Prinzip, um die Seriosität.
Ich bekam die Nummer von einem Mädchen aus dem Hotel. Es kam heraus, dass im Hotel nur Praktikanten arbeiten. Das Team bestand somit aus zwei Chefs und drei Praktikanten bzw. war eine davon Auszubildende, doch sie verdienten alle gleich viel. Das Mädchen versicherte mir, dass die Arbeit oft nicht stressig, dass alles gut und dass das Praktikum megatoll sei. Sie erwähnte nichts vom...
... Schimmel. Als ich vor zwei Tagen abends ankam, trafen wir uns im "Office". Ich weiß gar nicht, wie ich es in Worte fassen soll, was ich sah. Ich hätte Videos, mehr Fotos machen sollen. Doch ich war zu schockiert, zu entsetzt, schämte mich und ging so selten wie möglich rein.
Es waren nicht nur ein paar Ecken, was auch schon schlimm wäre. Es war im ganzen Raum. Das "Office" war eine Abstellkammer voll mit Gerümpel, alten Büchern, einem dreckigen Aquarium, worin ein Fisch traurig schwamm. Die Vorhänge waren schief und zerrissen, überall lag Staub, auf dem Boden ein Schlafsack, Blätter, kaputte Ordner, abgelaufene Schokolade, Müll. Ein Mädchen meinte bei meinem Blick "es regnet manchmal hierein". Den Keller wollten sie mir nicht zeigten und meinten, das sie es machen würden, wenn ich das Büro gewohnt sei.
Meine Freunde wissen, dass ich nicht superpenibel bin. Oft ist in meinem Zimmer selbst ein Chaos. Aber das hier, das hatte ich noch nie gesehen.
Es wurde nicht besser. Mein Zimmer hatte an der Decke ebenfalls einen großen Schimmelfleck. Das Bad hatte dubiose Flecken, Haare im Becken, Schimmel an der Wand. Alles war grau und einfach nur dreckig.
Die Mädchen (alle ebenfalls aus Deutschland) waren bei meiner Ankunft sehr nett, verständnisvoll und versicherten mir, dass man sich daran gewöhnen werde. Sie würden die meiste Zeit draußen verbringen, mit feiern und Fitnesstudio.
Ich war sprachlos. Wieso hatten sie mir nichts von den Umständen hier erzählt? Sie sagten, sie hätten nicht gewusst, wie sie es mir erklären sollten... Ich erfuhr auch, dass der Chef vor 17 Jahren ein Mädchen während ihres Praktikums geschwängert hat. Sie sind zwar noch zusammen und leiten jetzt zu zweit das Hotel, aber es ist trotzdem etwas gruselig, als Chef so etwas auszunutzen, wenn ein Mädchen alleine in einem fremden Land ist. Aber ich kenne die Umstände natürlich auch nicht so gut, weshalb das nicht als Grund angesehen werden sollte, dass ich gehen wollte.
Die Nacht verbrachte ich damit, zu weinen. Ich weinte vor den Mädchen, was mir furchtbar peinlich war, weil sie alle jünger wären. Ich bekam kaum Luft vor Angst. Als der Chef mich fragte, ob alles in Ordnung war, nickte ich, aber ich wollte nur weinen, weinen, weinen.
Am nächsten Tag sollte ich bereits früh am Morgen arbeiten. Mir wurde gesagt, ich solle feine Hosen, Röcke und Schuhe kaufen, da wir eine Uniform bekämen. Die sogenannte Uniform war ein altes, dreckiges, verfilztes schwarzes T-Shirt. Die anderen Mädchen trugen schwarze Jeans und Primark-Schuhe, weil sie meinten, es würde sowieso alles dreckig werden. Ich hatte also umsonst so viel Geld ausgegeben.
Der Tag begann mit dem Frühstück servieren. Die Gäste waren alle unglaublich nett, genau wie man es von den Briten erwartet. Sie waren geduldig, sagten oft "lovely" und "perfect". Witzigerweise waren die einzigen, die etwas ungeduldig waren, Deutsche.
Danach ging es ans Zimmer machen. Für mich bedeutete das, acht Klos putzen. Ich merkte schnell, dass nicht alle Spülungen funktionierten und mich somit manchmal Überraschungen unterm Deckel erwarteten. Ich übergab mich fast.
Am Abend arbeitete ich in dem "Office". Ich starrte den Schimmel an. Die Auszubildene, die mir das System erklären sollte, war ungeduldig. Mehrmals sagte sie mir, wie sehr sie den Job hasse. Sie war etwas aggressiv, erklärte mir alles mit supergenervter Stimme, aber ich konnte sie sogar verstehen und war nicht sauer. Hier konnte man nur verrückt werden, und sie war bereits vier Monate hier. Das System funktionierte zwei Mal nicht. Kein Stift schrieb. Sie gab auf. Ich fing wieder an zu weinen. Sie tröstete mich und erzählte, sie sei ein Jahr beim Bund gewesen und die Härte gewohnt. Dass sie so wie ich gewesen sei, dass es nach zwei Wochen besser werden würde. Sie war sehr lieb und ehrlich. Allgemein waren die Mädchen unglaublich freundlich und unterstützend.
Ich konnte niemanden zu Hause anrufen und Nachrichten meiner Freunde, wie es mir ging, ignorierte ich. Ich schämte mich zu sehr. Ich fühlte mich dumm, so dumm und naiv. Hätte ich das alles wissen können? Ich hatte den Bildern geglaubt. Die Zimmer der Gäste sind bis auf einige kaputte Duschen und Klos sauber, aber wie die Praktikanten leben sollten... ich habe keine Worte.
Ich hatte vor dem Praktikum nach einem Vertrag gefragt, worauf die Chefin versicherte, dass sie ihn mir bei der Ankunft geben werde. Aber einer der Praktikantinnen sagte mir, dass es keinen gebe.
Am nächsten Tag ging ich zum Chef. Ich sagte ihm offen: "Hier bleibe ich nicht." Als er mich fragte, wieso, sagte ich, dass die Bedingungen hier unmöglich seien, wie gesundheitsschädlich Schimmel sei. Er fragte: "Welcher Schimmel?" Ich musste fast lachen. Er glaubte mir nicht, als ich sagte, er sei im Office und in meinem Zimmer. Mir war es egal, denn ich wollte nur noch weg. Er sagte mir, dass ich ihm Zeit geben solle, dass er nach einem Ersatz suchen müsse, dass ich ihn nicht stressen soll. Ja. "Please don't cause any stress. Smile. Life is too short. Be happy." Ich war fassungslos, aber ich bekam auch ein schlechtes Gewissen. Ich hasse es, mein Wort zu brechen, und ich hatte doch gesagt, ich bleibe 4 Monate hier. Bevor ich wusste, was hier abging.
Ich hakte nach: "Wann kann ich gehen?" Immerhin musste ich einen Flug buchen. Er sagte, ich solle ihm einige Stunden Zeit geben und bis dahin arbeiten. Ich solle das ganze Hotel staubsaugen. Ich tat dies, aus schlechtem Gewissen. Er versicherte mir, es läge am Heimweh und dass ich ihm dies schulde. Später sagte mir eines der Mädchen, dass noch nie jemand alleine das gesamte Hotel staubsaugen musste. Dazu kam, dass ich überall, drei Stockwerke auch Staub wischen und die Betten machen sollte.
Danach sagte er mir, dass er mich verstehe, dass er mich als eine Art "Freundin" sehe, dass er mich nicht versuchen würde, zu überreden, dass mein Glück im Vordergrund stehe, dass es kein Problem sei. Aber anschließend rieb er mir unter die Nase, dass es jedes Mädchen, ausgehalten hatte und es wohl an mir liege, dass ich übertreiben würde. Dass hier vor Jahren eine Vietnamesin gearbeitet habe und sie so toll gewesen sei. Wie schön, dass ich ein Land repräsentiere.
Dass er 28 Mädchen für mich abgesagt habe. Sobald ich meinen Mund öffnete, hob er die Hand, als Zeichen, dass ich schweigen solle. Ich solle ihm noch 1-2 Tage Zeit geben und solange arbeiten. Ich solle morgen den ganzen Tag mit ihm arbeiten, er würde mir Sachen beibringen, denn ich könne ja hiervon viel mitnehmen, auch, wenn ich nicht hierbleibe.
Ich sah ihn fassungslos an. Als dann die drei anderen Mädchen fragten, ob sie gemeinsam nächste Woche feiern gehen könnten, sagte er: "Ja, nächsten Mittwoch arbeitet Lana abends." Es war unfassbar! Ich fragte ihn: "Sie sagten zuerst paar Stunden, dann paar Tage, und jetzt über eine Woche?" Wieder kam: "Please dont stress me out."
Ich ging in mein Zimmer, weinte, rief einer meiner engsten Freundinnen an. Sie sagte mir, ich solle sofort gehen, ohne Diskussionen. Ich packte meinen Koffer, ging zum Chef und sagte ihm dies. Es kostete mich sogar noch Überwindung, immer noch hatte ich ein schlechtes Gewissen. Aber es gab keinen Vertrag, die Umstände waren katastrophal und der Chef höchst unsympathisch.
Er fragte mich, was ich jetzt wollte, woraufhin ich ihm sagte, dass ich jetzt gehen würde. Auf einmal sagte er, dass ich sofort gehen könne. Er meinte, er würde es verstehen. Ich bedankte mich, wollte aufstehen, doch dann kam ein Redeschwall. Ich sei mit 24 noch unglaublich unreif. Dass meine Eltern mich bestimmt wie ein Baby behandeln. Er äffte sie zwei Mal nach, ohne sie überhaupt zu kennen: "My baby's home!". Dass es nicht am Schimmel oder am Hotel liege, sondern an mir. Ich sei der Fehler. Dass ich es daheim bitter bereuen würde. Dass ich seinen Sommer gründlich ge"screwed" habe. Aber ja, er verstehe mich. Ich könne jederzeit wiederkommen. Sobald ich meine Stimme hob, meinen Mund öffnete, hob er wieder seine Hand. In dem Moment war es mir egal, was er sagen würde - hauptsache ich konnte gehen. Bei seinen letzten Worten aber platzte selbst mir der Kragen. Er sagte pseudo-weise: "Wenn man einmal wegläuft, läuft man immer weg". Meine Stimme bebte, aber ich sagte ihm ruhig, er kenne mich nicht, und dass er nicht das Recht habe, mich so zu verurteilen. Er zuckte die Schulter, "you are right", und ging.
Ich hatte keinen Plan B. 6 Monate war dies der einzige Plan gewesen. So naiv und idealistisch von mir. Ich vertraue zu schnell. Ich möchte immer noch ein Praktikum in England machen, aber das nächste mal werde ich definitiv vorher hinfliegen und mir alles ansehen, bevor ich einen Job annehme.
Ich hatte keinen Plan, wohin. Hauptsache weg hier. Ich buchte erstmal eine Nacht in einem Hotel. Ich blieb die Nacht wach, überlegte, wie ich jetzt vorgehen würde. Denn ich konnte hier nicht lange bleiben, dazu fehlt mir das Geld, eine Wohnung und ein Job. Die Flüge nach Deutschland waren alle sehr teuer, die Hotels ebenfalls. Insgesamt gab ich für diesen Riesen-Fail 600 Euro aus, habe einen sehr guten Mibijob gekündigt und mein BAföG verkürzt. Für nichts. Aber der weitaus größere Schmerz war, dass mein Traum vorbei war. Meine Freunde wissen, wie sehr ich es gewollt habe. Wie hart der Weg dahin war, wie viel ich hierein gesteckt habe. Jetzt ist da nichts mehr. Anstelle eines Praktikums am Meer in meinem Lieblingsland, anstelle eines Abenteuers.. bin ich bald wieder in Deutschland. Ich wollte weg von hier, nach vielen unschönen und harten Entscheidungen hatte ich so Fernweh gehabt.
Ich schlafe jetzt zwei Nächten in einem Airbnb, bevor ich nach Hause fliege. Ich versuche, die Zeit zu genießen, doch es fällt mir sehr schwer. Momentan kann ich Bournemouth nur mit dem Hotel verbinden, dabei ist die Stadt wunderschön. Der Strand ist unglaublich, die Menschen sind sehr hilfsbereit und nett (bis auf einer Ausnahme). Im Primark bat mich die Angestellte zwei Mal um Entschuldigung, weil ich "so lange" (nur 3 Minuten) warten musste. Ich remple aus Versehen Leute an, und sie entschuldigen sich. Wenn ich etwas länger stehen bleibe, fragen mich Leute, ob ich Hilfe brauche. Ein Mädchen half mir, meinen 23kg schweren Koffer zu tragen, obwohl ich ihr versicherte, dass ich es alleine könne. Ein Mann rannte mir hinterher, um mir zu sagen, dass ich meinen Geldbeutel fallen lassen hatte. Mein Airbnb Mitbewohner bot mir Gras an, und wir redeten über unser Studium (ich studiere Literatur, er Creative Writing). Die andere Mitbewohnerin fragte, ob ich Lust habe, mit ihr feiern zu gehen. Das alles innerhalb von drei Tagen! Das sind mehr nette Taten, als ich sie in einem Jahr in Deutschland bekomme.
Aber was das Praktikum angeht. Es ist alles unfassbar, absurd, surreal. So etwas kann man sich nicht ausdenken oder erahnen.
Die Tage waren der Horror. Auf Instagram sieht alles immer gut aus, aber es ist oft alles andere als perfekt.
Ich versuche mein bestes, das Positive zu sehen: Es kann nächstes Mal kaum schlimmer werden. Ich habe gelernt, das nächste Mal nicht blind Leuten und Bildern zu trauen.
Es tut mir Leid an alle, denen ich nicht geantwortet habe. Ich hoffe, ihr wisst und versteht jetzt wieso.
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