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#vatermord
grompfus · 9 months
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“Vatermord“ is German for patricide. We explore the literal and metaphorical meanings of the concept in our art, which critically examines hegemonic forms of masculinities. Answering violence with violence is a concept that our culture still embraces, especially for “strong men” who do not want to be perceived as “victims”. This represents the more literal meaning of Vatermord. However, it could also be seen metaphorical as a way of cutting ties with patriarchy. In our first EP, “Heimweh nach Gewalt” (“Homesickness for Violence”), we delve into untreated intergenerational trauma, which perpetuates a vicious cycle of domination.
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kunstplaza · 17 days
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apebook · 8 months
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rhoenblick · 1 year
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Kolomoiskis Untaten:
"Der Oligarch gilt als langjähriger Förderer von Selenskij. Auch die Idee, ihn zum Präsidenten des Landes zu machen, wird von Kennern der ukrainischen Politik dem Multimilliardär zugerechnet.
Kolomoiski, dem unter anderem die größte ukrainische Bank gehört, war nach dem Sieg des Maidan einige Jahre lang Verwaltungschef der ukrainischen Region Dnjepropetrowsk. In dieser Eigenschaft soll er auf rabiate Weise – berichtet wird von ungesetzlichen Tötungen und Hunderten Vermissten – die Anti-Maidan-Bewegung in dieser Region unterdrückt haben. Auch soll er rechtsradikale Gruppen finanziert und bewaffnet haben sowie in den Massenmord von Odessa am 2. Mai 2014 involviert gewesen sein. Zudem wird er von einigen Stimmen bezichtigt, den Abschuss der MH17 im Juli 2014 organisiert zu haben."
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stagepool-de · 2 years
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Schauspielerin: "Freundin" ca. 18 Jahre für Theaterstück "Vatermord“ (vergütet)
Theater sucht Schauspielerin im Spielalter 18-20 Jahre für Theaterstück "Vatermord“ in Berlin (Deutschland). http://dlvr.it/ScMjSr
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420am-wolftrap · 4 years
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Ich sah viele Länder untergehen. Ein ungerechtfertigtes Massaker nach dem anderen. Grausamkeiten im Namen der Gerechtigkeit, die sich in meinen Augenlidern einbrannten. Menschenjagd, Sklaverei, Abspaltungen, unmenschliche Waffen, Menschenhandel, Altentötung, Vatermord, Kindsmord, kulturelle Unterdrückung, Massenzerstörung kulturellen Erbes, Ressourcen-Ausschöpfung, Diskriminierung, Vorurteile, Rache, Vergeltung, Androzentrismus, Hunger und Seuchen. Abermals wurde ich Zeuge davon und sah genau hin. Ich sah der Realität ins Auge. Und trotz alldem bleibe ich bei meiner Heuchelei. Ich entschied mich, Kriegen mit Worten ein Ende zu setzen. Ich litt zwar oft genug darunter, aber doch möchte ich, dass wir alle miteinander auskommen. Ich möchte mit dem Rest der Menschheit glücklich werden.
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Die Mörderin aus dem Grunewald (27): Kriegsvorbereitungen (3a):  “Das Monster im Rock” (1)
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“Hamburg / Alster” bei StephanieAlbert
Kapitel 26 Sechs Monate zuvor. Einen Tag nach Jamies viertem Anwaltsbesuch bei Claire im Gefängnis 
         Es war genau 8,00 Uhr als Jamie am nächsten Morgen im Büro eintraf. Tessa Lüttgenjohann begrüßte ihn und fragte dann:
         “Kaffee?”          “Oh ja, machen Sie mir gleich eine ganze Kanne?”
         “Ist schon fast fertig. Ich bringe sie gleich.”
         Wenige Minuten nachdem Jamie sein Jackett abgelegt und es sich an seinem Schreibtisch bequem gemacht hatte, brachte Tessa den versprochenen Kaffee.
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“Kaffee” by  Luiz-Jorge-Artista
         “Sie denken daran, dass Sie um 10.30 Uhr die Telefonkonferenz mit Prof. Dr. Nerz haben?”
         “Ja, aber könnten Sie mich bitte um 10.15 Uhr noch einmal erinnern?”
         “Sicher. Brauchen Sie sonst noch irgendetwas?”
         “Nein. Aber ich möchte bis dahin nicht gestört werden. Ich muss noch an einem dringenden Vertragsentwurf arbeiten. Blockieren Sie bitte den gesamten Vormittag für Anrufe etc. Und melden Sie bitte in der Justizvollzugsanstalt für morgen Vormittag einen Besuch bei der Mandantin Beauchamp an. Ich muss wichtige Unterlagen mit ihr besprechen.”
         “Wird gemacht. Ab 9.00 Uhr?”
         “Ja, oder kollidiert das mit anderen Terminen?”
         “Nein. Ich habe, wie sie angeordnet hatten, Ihre anderen Mandate verteilt.”
         “Gut. Ich muss mich ganz dieser Sache widmen. Das hat momentan absoluten Vorrang. Danke.”
         Jamie nickte und signalisierte, dass das Gespräch beendet war.
         Auch Tessa nickte und während sie hinaus ging, fragte sie sich, ob sie in all’ den Jahren, die sie nun für “Fraser, Gowan & Coll.” arbeitete, jemals einen solchen Satz aus dem Mund von James Fraser gehört hatte: ‘Ich muss mich ganz dieser Sache widmen. Das hat momentan absoluten Vorrang.’? Tessa zweifelte daran. James Fraser war, solange sie ihn kannte, ein aufmerksamer, gewissenhafter, harter Arbeiter, wenn es um die von ihm übernommenen Mandate ging. Er zeigte immer ‘vollen Einsatz’ für Mandanten und die Passion, mit der er seinem Beruf nachging, machte ihn zu einem Chef, für den man gern arbeitete. Doch seitdem er sich dem ‘Fall Beauchamp’ widmete, schien er noch intensiver und leidenschaftlicher zu arbeiten als sonst.
         Jamie goss sich Kaffee in seine Tasse und begann mit den Arbeiten zu einem Vertragsentwurf zwischen Dr. Claire Elisabeth Beauchamp und der Chefredaktion des “U-Turn”. Die Arbeit ging ihm relativ leicht von der Hand, denn er hatte schon in der Vergangenheit ähnliche Verträge verhandelt und abgeschlossen.
         Als Tessa Lüttgenjohann um 10.15 Uhr an seine Bürotür klopfte und ihn an die Videokonferenz erinnerte, konnte er ihr bereits seinen ersten handschriftlichen Entwurf geben. Dann ging er zur Toilette. Zurück in seinem Büro, sah er noch einmal in den Spiegel, der in der Innenseite seines Gardarobenschranks hing, kämmte seine Haare, rückte die Krawatte zurecht, zog das Jackett über und setzte sich an seinen Schreibtisch. Jamie hatte bereits die Seite für die Videokonferenz geöffnet und pünktlich um 10.30 Uhr ertönte jenes Signal, dass den Anruf aus der Kanzlei von Prof. Dr. Nerz ankündigte.
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“Monitor” by Free-Photos      
         “Guten Morgen, Herr Professor Nerz,” begrüßte Jamie den Anwalt auf der anderen Seite der Videoübertragung.
         “Guten Morgen, Dr. Fraser!” antwortete Nerz, der seine charakteristische goldete Brille und seinen gut gepflegten Bart trug. Hinter ihm war eine Regalwand aus teurem Holz zu erkennen, die von oben bis unten mit in Leder gebundenen Folianten bestückt war. Für einen Moment fragte sich Jamie, ob sich diese Regalwand in Nerz’ Büro oder in der Bibliothek seiner Kanzlei befand. 
         “Danke, dass Sie sich so schnell bereit erklärt haben, mich zu beraten.”
         “Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen in unsere Kanzlei,” gab Nerz zurück. Nachdem so das erste Eis gebrochen war, wandte sich der Hamburger Spezialist für Medienrecht umgehend der eigentlichen Sache zu:
         “Ich habe das Dossier zu dem Fall von Frau  Dr. Beauchamp gelesen, das Ihre Sekretärin mit vorab geschickt hat. Und ich teile Ihre Überzeugung, dass der Fall das Potential hat, von den Medien aufgebauscht zu werden.”
         Jamie nickte. 
         “Was halten Sie davon, wenn wir uns den ersten Fall in der Geschichte Europas ansehen, in dem die Medien eine entscheidende Rolle spielten? Davon können wir dann Ableitungen für den Fall der Frau Dr. Beauchamp treffen.”
         “Gern,” sagte Jamie und nickte noch einmal.
         “Sagt Ihnen der Fall der Violette Nozière etwas?”
         “Der Name kommt mir bekannt vor, aber …”
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“Bücher” by JackPierce
         “Gut. Wir schreiben das Jahr 1933 und befinden uns in Frankreich. Die Welt ist voller Krisen. In Deutschland hat Hitler die Macht ergriffen und es riecht förmlich nach Krieg. Für die Zeitungen ist dies eine gute Zeit, denn neben den Informationen zu den weltpolitischen Ereignissen, wollen die Menschen mehr und mehr Geschichten lesen, die sie von diesen Krisen ablenken. Da erschüttert ein Mordfall die Pariser Gesellschaft und in der Folge davon ganz Frankreich. Es ist der sogenannte Fall des “Monsters im Rock” und sollte der aufsehenerregendste Fall der 30ger Jahre werden.          Die Angeklagte, Violette Nozière, wuchs in der Rue de Madagascar im 12. Arrondissement auf. Ihr Vater war Jean-Baptiste Nozière, der beim Eisenbahnunternehmen PLM als Lokomotivführer arbeitete. Ihre Mutter ist Germaine Nozière, eine Hausfrau. Obwohl die Eltern nur aus der bürgerlichen Mittelschicht stammen, versuchen sie ihrer Tochter die beste Schulbildung zu ermöglichen. Sie darf das berühmte Lycée Fénelon besuchen. Das ist teuer und für ein Kind aus dieser Schicht nicht selbstverständlich. Den Berichten von damals ist jedoch zu entnehmen, dass die junge Frau ihre Zeit lieber mit anderen jungen Leuten in Cafés verbracht hat, als in der Schule. Sie soll auch eine ganze Anzahl von Freunden oder besser gesagt, Liebhabern, gehabt haben. Ferner ist die Rede davon, dass sie, um ihren Lebensstil zu finanzieren, ihre Eltern und eventuell auch andere Menschen bestohlen habe.
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”Violette Nozière” by Agence de presse Meurisse [Public domain] via Wikimedia Commons          Die Familie wohnt in einer kleinen, engen Wohnung, die nur über zwei Zimmer verfügte. Mit der Zeit soll es immer häufiger zu Spannungen gekommen sein, die sich dann in Streitereien, Drohungen oder Erpressungen entluden. Am 23. August 1933 findet man dann schließlich Jean-Baptist Nozière und seine Frau leblos in deren Wohnung. Jean-Baptiste ist tot, seine Frau atmet noch und kann gerettet werden. Die Polizei ermittelt und nach einer Woche klagt man Violette Nozière des Mordes an ihrem Vater und ihrer Mutter an. Sie soll die Absicht gehabt haben, ihre Eltern mittels Gift zu ermorden. Bei ihrem Vater ist ihr die Tat gelungen, bei ihrer Mutter schlägt sie fehl.          Die französische Gesellschaft ist durch das Zivilgesetzbuch, den Code civil, auch als Code Napoléon bekannt, geprägt. Und gemäß diesem Gesetzbuch gilt der Vater als die Säule der bürgerlichen Ordnung. Stellen Sie sich vor, was ein Vatermord in einer so geprägten Gesellschaft bedeutet! Ein Vatermord ist die schlimmste aller Straftaten. Und die Tat wurde von einer Frau verübt, die zugleich aber auch das Kind ist. Was für ein Skandal!          Doch am Anfang ist nur wenig bekannt und die Zeitungen können nur vermelden, dass man in der Rue de Madagascar zwei leblose Körper gefunden hat. Violette Nozière findet lediglich als Tochter Erwähnung. Alles andere ist unklar. Es könnte sich auch um einen Selbstmord gehandelt haben. Dann jedoch kommt es zu einem interessanten Zwischenfall. Als sich Germaine Nozière im Krankenhaus von den Folgen der Vergiftung erholt hat, will der ermittelnde Polizeibeamte die Tochter der Mutter gegenüberstellen. Doch Violette Nozière flieht. Und damit macht sie sich natürlich sehr verdächtig.          Und jetzt kommt auch die Presse richtig in Fahrt. Denn, wie gesagt, wir haben hier alle Ingredienzien für einen handfesten Skandal. Und damals wie heute galt: Wenn es keine interessanten Geschichten gibt, muss eine gefunden und hochgespielt werden. Violette Nozière wird angeklagt und die Polizei fahndet nach ihr. Unterstützt wird sie dabei von sensationslüsternen Journalisten.          Damals bestand die Presse in Paris aus den so genannten ‘Vier Großen’. Dazu zählte man ‘Le Journal, ‘Le Petit Parisien’, ‘Le Matin’ und ‘Le Petit Journal’. Doch im Jahr 1930 übernahm Jean Prouvost die Zeitung ‘Paris-Soir’ und das veränderte die Pariser Zeitungslandschaft nachhaltig. Um das krisengeschüttelte Blatt finanziell wieder zu stabilisieren, setzt er vermehrt auf das Abdrucken von Fotografien. das war etwas, das man in Amerika bereits seit Längerem praktizierte. Und im Jahr 1931 schreibt er damit Mediengeschichte. Da veröffentlicht das Blatt nämlich insgesamt neun Fotos auf der Titelseite. Man geht davon aus, dass diese ‘Amerikanisierung’ der Zeitung, wie der Gebrauch der Fotos und die ebenfalls eingeführten, groß aufgemachten, schockierenden Schlagzeilen, auch genannt wurde, zu ihrem Erfolg maßgeblich beitrug. Als Prouvost die Zeitung übernahm, hatte sie eine Auflage von 700.000 Exemplaren. Unterstützt wurde Pouvost bei der Neuausrichtung der Zeitung von dem bekannten Journalisten Pierre Lazareff. Und der Erfolg scheint den beiden Männern Recht zu geben. Sie wissen ja, wie das ist, Dr. Fraser?”
         Jamie, sah sein Gegenüber erstaunt an, denn er war gedanklich immer noch bei Nerz’ historischer Vorlesung.
         “Wie meinen Sie das?”
         “Nun, Sie wissen doch, Dr. Fraser, Zahlen spiegeln den Erfolg wider und wer Erfolg hat, der hat Recht!” gab Professor Nerz lächelnd zu bedenken.          “Oh ja, natürlich,” antwortete Jamie mit einem deutlich vernehmbaren Unterton. 
         “Bis 1937 wird die Auflage des “Paris-Soir” auf 1,8 Millionen Exemplare gesteigert. Diese Zahl sollte sich dann noch einmal auf fast 2,5 Millionen Exemplare erhöhen. Das war kurz vor der Besetzung Paris durch die deutschen im Juni 1940.  Die Fotografie war zwar schon seit Anfang des Jahrhunderts bekannt, aber die Zeitungen in Europa standen ihr immer noch skeptisch gegenüber. Das sollte sich mit dem “Paris-Soir” ändern. Dort war man der Meinung, dass man den Lesern nicht nur Informationen zum Lesen, sondern auch Bilder zum Anschauen liefern sollte. Und natürlich hatten die Leser dann auch im Fall der Violette Nozière den Wunsch ‘etwas zu sehen’. Historiker, Juristen und Medienfachleute stimmen darin überein, dass dieser Fall auch eine voyeuristische Komponente hatte.
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“Journal Le Petit Parisien, édition du 2 septembre 1933″ via Wikimedia Commons
         Und hier kommen wir zu einer Anwendung auf unseren Fall: Wie Violette Nozière ist auch ihre Mandantin eine sehr schöne Frau. Das jedenfalls entnehme ich dem Bild, dass Sie mir zusammen mit dem Dossier geschickt haben. Und sie ist jünger als das Opfer. Man kann zwar nicht sagen, dass der Ermordete, Dr. Randall, ihr Vater hätte sein können, doch … solche Dinge schüren den Voyeurismus der Massen. Wir werden nicht verhindern können, dass die Medien vor der jeweiligen Gerichtsverhandlung Bilder von Frau  Dr. Beauchamp machen. Das hat das Gericht ja noch nicht einmal im Fall des erkrankten Erich Honecker verhindern können. Jede andere Bildberichterstattung können wir jedoch angreifen. Doch darüber sollten wir später noch ausführlicher sprechen.          Kommen wir noch einmal zu Violette Nozières Geschichte zurück. Sie wurde am 28. August 1933 in Paris verhaftet und im “Paris-Soir” wird der Bericht über ihre Verhaftung mit einer ganzen Serie von Bildern illustriert. Damit wird bei den Lesern der Eindruck vermittelt, dass die Zeitung ganz nah am wirklichen Geschehen sei. Und natürlich tragen diese Bilder mit dazu bei, den dunklen Eindruck, den die Öffentlichkeit von Violette Nozière hat, zu verstärken. ‘Da sieht man es doch!’ oder: ‘Sieh’ Dir dieses Weib nur an!’ Und schon ist das Urteil gesprochen, ehe die Angeklagte überhaupt jemals einen Gerichtssaal betreten hat. Jetzt fangen auch andere Zeitungen und Magazine an, ausführlicher - und mit Bildern! - über den Fall zu berichten und - bezeichnen die Angeklagte als Giftmörderin. Manche Zeitungen schlagen einen historischen Bogen von den bekannten Giftmörderinnen der französischen Geschichte bis hin zum Jahr 1933 und verstärken damit den Eindruck, dass es sich bei der Angeklagten um eine hinterhältige Verbrecherin handeln muss.          Sie sollten sich nicht wundern, wenn irgendwer auch in Bezug auf Ihre Mandantin solchen Mist schreibt. Mit historischen Vergleichen lassen sich trefflich die Spalten der Zeitungen füllen, wenn man sonst nichts über den  Fall zu sagen weiß.           Historiker und Juristen stimmen auch in der Einschätzung überein, dass der Fall der Violette Nozière der erste Fall in der Mediengeschichte war, bei dem eine Angeklagte quasi gejagt wurde. Solche Fälle, wie der in Paris 1933, sind der Stoff aus dem Fortsetzungsgeschichten geschrieben werden. Mord, Sex, mysteriöse Gerüchte und überraschende Wendungen in einem Kriminalfall, das ist es, was eine Fortsetzungsgeschichte braucht. Und es sind genau diese Fortsetzungsgeschichten, die den Blättern das dicke Geld bringen, weil sie die Leser binden und eine Ausgabe nach der anderen kaufen lassen. Und das ist es, ich denke, da sind wir uns einig, worum es den meisten Medien geht: Geld. Der Leser denkt, es sei Information, die ihm nahe gebracht wird. Aber im Grunde genommen ist die Berichterstattung über einen solchen Fall bei den meisten Blättern nichts als eine pure Geldmaschine. Die ganze Geschichte wird in viele kleine Teile aufgesplittet, die dann Stück für Stück an den Leser verfüttert werden. Gegen Cash versteht sich.          Das, Dr. Fraser, wird im Fall Ihrer Mandantin, nicht anders sein. Wenn der Fall von Frau Dr. Beauchamp das überregionale Aufsehen erregt, das wir erwarten, dann müssen wir mindestens eine Person in Vollzeit dafür abstellen, die täglich die Medienberichte durchsieht und auf Rechtsverstöße prüft. Vielleicht brauchen wir sogar zwei Mitarbeiter dafür.”
         “Was immer Sie auch brauchen, Professor Nerz, setzen Sie es ein. Über die Kosten müssen Sie sich keine Gedanken machen. Die übernimmt unsere Kanzlei.”          “Gut. Ich schicke Ihnen, wenn Sie nichts dagegen haben, einen Vertragsentwurf zu, über den wir dann noch einmal sprechen können.”
         Jamie nickte erneut.  
      “Lassen Sie uns noch einmal zu Violette Nozière zurückkehren. Wie ich bereits sagte, führte die politische Situation, die Weltwirtschaftskrise, dazu, dass die Menschen nach Unterhaltung, nach Ablenkung suchten. Und die Medien waren nur zu gern bereit, den Menschen diese Ablenkung zu bieten, besser gesagt, zu verkaufen. Wir haben es hier im Grunde genommen mit einer Art Bewegung zu tun, wie wir sie auch aus dem Biedermeier kennen. Die Zeit des Biedermeiers, die Zeit nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon und nach dem Wiener Kongress, war gekennzeichnet von einem Rückzug der Bürgerlichen Mittelschicht in das Private. Persönliche Sicherheit und privates Glück standen für diese Menschen an erster Stelle. Und so ähnlich war es auch 1933. Wie zur Zeit des Biedermeiers, war auch hier der Fokus der Menschen mehr nach Innen gerichtet. Darum war die Anteilnahme an diesem Fall auch so groß. Zu persönliche Geschichten, wie die der Violette Nozière, konnte man schneller eine Art Nähe herstellen. Das war bei irgendwelchen wirtschaftlichen oder ökonomischen Prozessen, die man sowieso weder verstand noch beeinflussen konnte, nicht möglich. Und so spielte die ‘Fortsetzungsroman-Berichterstattung’, wenn ich das einmal so nennen darf, den Menschen vor, dass es da zwar etwas Böses gab, dass man dieses Böse aber beherrschen konnte. Viele Medien erfüllten dieses menschliches Bedürfnis, das Horror mit anschließender Beruhigung verband, und ließen sich gut dafür fürstlich bezahlen. Heute ist das nicht anders, nur die Art der Medien und ihre Anzahl hat sich verändert. Sehen Sie Fernsehen?”
         “Nicht sehr häufig ….”
         Nerz lächelte.
         “Gut für Sie. Dennoch: Wenn Sie das Fernsehen betrachten, welches sind die drei häufigsten Arten von Sendungen, die angeboten werden? Was würden Sie sagen?”
         Jamie überlegte einen Moment und ging in Gedanken das Fernsehprogramm der letzten Woche durch. Dann sagte er:
         “Kriminalfilme, Comedy, also Satiresendungen und … naja, alles, was man so unter dem Begriff ‘Herz-Schmerz’-Filme versammeln würde.”
         “Genau!” antwortete Nerz lächelnd. Dann fuhr er fort:   
         “Die Situation ist immer noch dieselbe. Angesichts der heutigen Krisen - eines drohenden Kriegs im Nahen Osten, der die ganze Region dort in Brand setzen kann, den wirtschaftlichen Umbrüchen in Europa und der Welt insgesamt, der ökologischen Krise - wendet sich die Mehrheit der Menschen wieder dem Privaten zu. Komödien sind die Antwort auf das Bedürfnis der Menschen nach Ablenkung. Wussten Sie, dass zwischen 1815 und 1830 allein im Schauspielhaus Berlin fast 300 Komödien Premiere feierten, aber nur 56 Tragödien?”
         Jamie, der Nerz mit wachsender Aufmerksamkeit zugehört hatte, schüttelte den Kopf.
         “Nein, aber das ist interessant.”
         “Sie sprachen die Satiresendungen im Fernsehn an.”
         Noch einmal nickte Jamie.
         “Ist Ihnen aufgefallen, dass einige der bekanntesten Sendungen dieses Formats erst nach der Finanzkrise von 2008 ins Programm kamen und dass seit den kriegerischen Konflikten in der Ukraine und im Nahen Osten der Sendeplatz anderer ausgeweitet wurde?”
         “Wirklich?”
         Nerz nickte und Jamie machte sich eine gedankliche Notiz diese Information zu überprüfen. Sein Gegenüber fuhr fort:
         “Wie gesagt, die Art und Weise, wie über Kriminalfälle berichtet wird bzw. wie sie in Filmen dargestellt werden, kann dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, als sei das Böse beherrschbar. Es ist eine Art ‘Wasch mir den Pelz, aber mach’ mich nicht nass’-Mentalität, die dahinter steht. Man kann den schaurigen Grusel der Tat genießen, aber am Ende wird wieder alles gut, denn der Täter wird gefasst und verurteilt. Wenn schon die Welt da draußen vor die Hunde geht, hier bei uns bleibt alles in Ordnung! ‘Crime and Comedy’ eignen sich trefflich, um die Augen vor den wahren Problemen der Realität zu verschließen. Entweder hat man etwas, worüber man sich aufregen kann oder man hat etwas, worüber man lachen kann. Ich sage nicht, dass der Wunsch nach Ablenkung nicht legitim sei und ich sage auch nicht, dass die Medien nicht das Recht hätten, diesem Bedürfnis nach Ablenkung entgegen zu kommen. Aber ich sage ebenso, dass man Menschen über ihre Bedürfnisse manipulieren kann. Und wenn, um dies zu tun - und um damit Geld zu machen -, das Schicksal unserer Mandanten benutzt, ist die Grenze bereits überschritten. Darum werden wir jeden verklagen, und wenn nötig gehen wir dafür bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, der den Fall Ihrer Mandantin als ‘Eier legende Wollmilchsau’ missbrauchen will. Da haben Sie mich ganz auf Ihrer Seite, Dr. Fraser.”
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buliens-jlog · 7 years
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Kepler Checklist
Quelle: http://keplers-zweiter-blog.tumblr.com/post/130993342723/grim104-zm-diskographie-2000-2015
Rattenboy-Rap Sampler (als MC Nordlicht) (2000) S.T.R.E.S.S. (prod. von Bushido / scratches von Beatkut) (2003) Hitze (1:29) (2005) Für Dich (1:00) (2005) Varel ist scheisse (Tape) (2005) grim104 & Öffentliche Ruhestörung - Benni Bang Bang / Piet Peeper Penis Parade / Moritz Monster Masturbation (2005) Geister (3:42) (2007) Herbsttage (1:16) (2007) Fieber (2:21) (2007) Elektrokoka feat. grim104 - Hanteln aus Gold (prod. von The Klüsens) (2007) (2:14) Punkte sind die neuen Streifen (3:12) (2008) (+ Musikvideo) Geister (Digital Illumination RMX) (prod. von Digital Illumination Berlin) (3:43) (2008) (Graffitibox Summerjam Rapcontest 2008) Snowgoons - Black Snow (grim104 Remix) (2008) (Mzee.com Snowgoons “German Snow Remix Contest” / “Ill Bill & Apathy MC Remix Contest” 2008)
Album: Yüah! (2009) grim104 - Ein Teich im Nebel (feat. Late & Millone) (3:55) grim104 - Rotkohl (3:39) grim104 - F.R.E.S.S.E. (Das politische Lied) (3:16) grim104 - Ein Mörder Zu Sein (3:02) grim104 - Schöne Neue Welt (1:56) grim104 - Ich hasse Montage / Ich möchte den ganzen Tag erschiessen (Beat: Akativ) (3:08) (+ Musikvideo) grim104 - Dis is wo ich herkomm / Ich komme auch woher (Beat: Millone) (4:06) (+ Musikvideo) grim104 - Scharfschütze
Millone - Der letzte Tag (feat. grim104) (Album: Millone - Foxtrot Values) (2009) (3:28)
Klingenberg (MySpace Freetrack) (2009) grim104 & cab1 (von Die Erste Adresse) - Geister (Soundwahl Version) (2009) Spitfits (Millone, Robin & Mirco Wessels) - 4x12 - feat. grim104 (2009) (3:50) Spitfits (Millone, Robin & Mirco Wessels) - Achtmacht - feat. grim104 (2009) (3:50) Sommer im Kiez (das lied in dem culcha candela gedisst wird-rmx) (1:16) (2010) Sternstunden der Bedeutungslosigkeit - Original (5:32) (2010) Sternstunden der Bedeutungslosigkeit (Lil’ Wayne Remix) (5:34) (2010) Die Erste Adresse - Tierischerkot (feat. grim104) (Mixtape) (2010) (3:06)
grim104 & Late360/L.A.T.E.: grim104 & Late360 - Sniper Projekt (Beat: Akativ (Tiefsee Studios)) (2010) (2:17) grim104 & Late360 - Hahahahaa (Beat: Geistesblitz) (2010) (3:56) grim104 & Late360 - Tod in der Cypher (2010) (Mixtape) (2:35) Lena Meyer Landruth (1:06) (2011) S-Rok & grim104 - Freestyle @ Camp:Cypha 2011
Testo - Diktatur der Gegenwart feat. grim104 (Album - Töte Deine Helden - EP) (2012) (3:30)
Solo Tracks & Features (Jahr unbekannt) (2005?): grim104 - Tier (1:13) grim104 - Aeon (3:25) grim104 - Dreck (3:29) grim104 - Woman (3:32) grim104 - Im bett mit Jennifer Rostock (3:05) grim104 - Clubshit (2:46)
Zugezogen Maskulin - Hand geben (Original) (prod. von Fang) (Beat: Fangfunk) (2010) (4:26)
Zugezogen Maskulin - Vatermord (Original Version - Freetrack 2011) (3:15)
Zugezogen Maskulin - Rotkohl (prod. von Phong Bak/ Undress) (3:15) (+ Musikvideo) (Kauft nicht bei Zugezogenen! EP) (2011)
Zugezogen Maskulin - Weil Die Andern Spastis Sind Part. 2 (Juice Exclusive) (2013) (3:31) Flexis, Sadi Gent und Zugezogen Maskulin - splash! Mag Cypher #8 (2013) (3:42)
Live Lieder (2009 - 2014): Millone & grim104 - F.R.E.S.S.E. & Der letzte Tag (Live - 2009: Live-Konzert im Emdener Apollo-Theater. Mit grim104, Millone, Beef Urkel und Geistesblitz) grim104 - Dis is wo ich herkomm (Live @ Splash! 2011) Zugezogen Maskulin - Häuserkampf (Live - Splash 15 Version) (2014) Zugezogen Maskulin - Rotkohl (Live - Splash 15 Version) (2014) Kraftklub feat. Zugezogen Maskulin - Blitzkrieg Bop (Live / Kraftklub Klubtour 2014)
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musikblog · 5 years
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Ich bin eher der Typ für den Vatermord - Thees Uhlmann im Interview Aufgewachsen in der niedersächsischen Provinz, großgeworden in der Hamburger Schule, angekommen in der Berliner Mitte: Thees Uhlmann hat sich zu einem der einflussreichsten Songwriter der Generation X bis […] https://www.musikblog.de/2019/09/ich-bin-eher-der-typ-fuer-den-vatermord-thees-uhlmann-im-interview/
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freitagsmedien · 5 years
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Thees Uhlmann: Junkies & Scientologen
Thees Uhlmann: Junkies & Scientologen
Ich bin der Typ für Vatermord
Aufgewachsen in Hemmoor, großgeworden in Hamburg, angekommen in Kreuzberg: Thees Uhlmann (Foto: Ingo Pertramer) hat sich zu einem der einflussreichsten Songwriter der Generation X bis entwickelt. Nach fünf Jahren bringt er jetzt sein Soloalbum Junkies und Scientologenheraus, ergänzt um eine Coversammlung deutscher Songwriterinnen. Der 45-Jährige über Stadionpop,…
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apebook · 8 months
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rochusstordeur · 5 years
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ONLY YOUR FACE IS YOUR PAST
ONLY YOUR FACE IS YOUR PAST
  Nr. 347
Freud schrieb, dass unser Leben zu schwer sei und wir deshalb schlafen, träumen und Drogen nehmen müssen. Aber damit nicht genug. Das Leben ist wie ein Seiltanz, und die ständige Angst abzustürzen, betäuben wir mit geglaubten Sicherheiten. Die Familie ist natürlich nicht nur geglaubt, sondern real. Trotzdem gehören Brudermord und Vatermord zu den Urbildern der Menschheit. Trotzdem gibt…
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stagepool-de · 2 years
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Schauspieler: "Sohn" (m/d) ca. 18 Jahre für Theaterstück "Vatermord“ (vergütet)
Theater sucht Schauspieler im Spielalter 18-20 Jahre für Theaterstück "Vatermord“ in Berlin (Deutschland). http://dlvr.it/ScMjSd
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chilig · 6 years
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VATERMORD live im Rabenhof.
https://www.rabenhoftheater.com/saison-2018-19/premieren/vatermord/
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korrektheiten · 6 years
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Sigmund Freud über „Vatermord“: Der Staat als Übervater
ef:"Sigmund Freud über „Vatermord“: Der Staat als Übervater http://dlvr.it/QWwqLq "
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Die Mörderin aus dem Grunewald (28): Kriegsvorbereitungen (3b):  “Das Monster im Rock” (2)
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“Paris” by riccardomortandello
Hinweis: Dieses Kapitel enthält u.a. die Erwähnung (nicht Schilderung!) des sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen. Sollte dieses Thema bei Ihnen negative Emotionen/Trigger auslösen, übergehen Sie dieses Kapitel bitte. 
Kapitel 27
         “Vielen Dank, Herr Professor Nerz. Ich weiß Ihre Unterstützung zu schätzen. Wie ging die Geschichte der Violette Nozière weiter?”
         “Wie gesagt, die Geschichte aus der Rue de Madagascar kam dem Paris des Jahres 1933 gerade recht und die Tatsache, dass es sich um eine Geschichte mit vielen Fortsetzungen handelte, tat ein übriges. Welchen Einfluss dieser Kriminalfall und der Umgang der Presse damit hatte, kommt durch eine damalige Karikatur zum Ausdruck, die sich in einem französischen Blatt namens L’Œuvre  findet. Sie zeigt Hitler, der sich nach der Lektüre einer französischen Zeitung darüber beschwert, dass es nur noch um ‘diese Violette’ gehe. Violette Nozière stellt also sogar die Machtergreifung Hitlers in den Schatten. Sie bzw. ihr Fall beherrscht die Schlagzeilen, die Titelblätter. Selbst Hitler verschwindet dahinter. Können Sie sich das vorstellen?”
         “Das ist wirklich bemerkenswert,” sagte Jamie zustimmend.
         “Wie gesagt, diese mit Fotos bebilderten Artikel veränderten die Leseerfahrung. Zuerst hat man nur die Polizeibeamten und die Arbeit der Polizei fotografiert. In den Tagen, in denen Violette Nozière auf der Flucht war, hat man sie bzw. ihre Leiche in der Seine gesucht. Man ging dem Verdacht nach, dass sie sich in die Seine gestürzt haben könnte und so ließ man dort Baggerarbeiten vornehmen. Das alles wurde von den Journalisten fotografiert und von den Zeitungen abgedruckt. Indem die Zeitungen das taten, veränderten sie den Blick des Lesers auf das Geschehen. Der Leser wird nun in das Geschehen mit hineingezogen, er wird quasi zum ‘Mit-Ermittler’. Die Fragen, die die Zeitungen aufwerfen, spornen die Leser an, sich ihre eigenen Gedanken zu machen, was geschehen sein könnte und dadurch wachsen die Spekulationen ins Unermessliche.
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Violette Nozière (1933) via Wikimedia Commons 
         Und gerade wenn man denkt, der Skandal könnte gar nicht größer werden, gibt es eine ganz unerwartete Wendung. Die Angeklagte legt am 28. August 1933 ein Geständnis ab. Und was für ein Geständnis! Sie sagt aus, dass sie ihren Vater habe umbringen wollen, weil sie nicht mehr ertragen habe, dass er sie sexuell missbraucht habe.”
         Jamie entfuhr ein überraschtes: “Oh!”
         “Genau!”
         Professor Nerz nickte und schwieg einen Moment, ehe er dann fortfuhr:
         “Wir leben heute 87 Jahre später und insbesondere Sie gehören einer Generation an, die sich nicht scheut alles auszusprechen, was es auszusprechen gilt. Aber, Dr. Fraser, damals war das ganz anders. Missbrauch! Das war ein Wort, dass man damals weder auszusprechen, noch zu schreiben oder zu hören wagte! Und nun stellen Sie sich das vor: Vatermord und Missbrauch! Ich weiß nicht, ob es Ihnen klar ist, aber hier liegt ein doppeltes Tabu vor. Und ich meine damit nicht die beiden Straftatbestände! Nein, die Tat des Missbrauchs, des Inzests, ist natürlich ein Tabu. Aber genauso ist es in der damaligen französischen Gesellschaft ein Tabu, über eine solche Tat zu sprechen oder zu schreiben. Das, genau das, war die damalige Situation.          Ich weiß, viele Menschen verbinden mit dem Namen der französischen Hauptstadt ganz andere Dinge. Paris! Das ist die Stadt der Liebe. Waren Sie schon einmal in Paris, Dr. Fraser?”
         “Oh ja, ich habe sogar eine Zeit lang dort studiert!”
         “Sehen Sie, dann wissen Sie doch, was ich meine. Paris, da gerät man doch ins Schwärmen, nicht wahr? Paris, da denkt man an die blühenden Alleen entlang der Seine, den Eiffelturm, Notre-Dame. Und wer denkt da nicht an Romantik, Montmartre und freie Liebe? Alles ist frei in Paris! Der Himmel dort hängt voller geigen! Und während diese wunderbaren Bilder vor unseren Augen entlang laufen hören wir im Hintergrund leise Charles Trenet mit seiner charakteristischen Stimme ‘La Mer’ singen.”
         Jamie musste lächeln. 
         “Ja, ja, Paris, die Stadt der Liebe … und der Guillotine! Denn diese wurde ja in Paris, der Stadt der Liebe, zum ersten Mal praktisch angewandt und färbte ihre Straßen blut-rot. Rot, die Farbe der Liebe und doch ist sie auch zugleich die Farbe des Blutes, das durch eine mörderische Revolution vergossen wurde.”
         Jamie schreckte aus seinen Gedanken auf, denn als Nerz das Wort ‘Guillotine’ ausgesprochen hatte, hatte er, wie zur Betonung, mit der flachen Hand laut auf seine Schreibtischplatte geschlagen.
         “Rot ist eben nicht immer die Farbe der Liebe. Sie kann auch die Farbe der Guillotine sein. Sehen Sie, Dr. Fraser, genau das ist unsere Aufgabe. Wir müssen die Menschen innerhalb und außerhalb des Gerichtssaales mit den Fakten konfrontieren. Fakten zählen. Nicht die Vorstellung zählt, die wir oder andere von etwas haben. Fakten. Nicht die Meinung, die wir oder andere bzgl. einer Sache oder Angelegenheit haben. Allein die Fakten. Ob etwas, wie hier im Fall der Violette Nozière zu einem Tabu erklärt wurde, hat uns nicht zu interessieren.”
         Nerz schwieg einen Moment, dann fragte er:
         “Haben Sie den Film ‘Werk ohne Autor’ gesehen, Dr. Fraser?”               .                                        “Oh ja.”
         “Dieser Moment, wenn die Lüge mit der Wahrheit konfrontiert wird. Da gibt es kein Ausweichen mehr. Es bedarf nicht vieler Worte, einfach nur der Fakten - und eine ganz Welt aus Lügen zerbricht. In einem einzigen Augenblick.”
         “Das war wirklich sehr beeindruckend,” stimmte Jamie zu.
         “Es hat mich an etwas erinnert, was ich vor vielen Jahren einmal gelesen habe. Ein englischer Theologe wurde gefragt, wie er denn die Wahrheit verteidigen würde. Seine Antwort war: ‘Nicht anders als einen Löwen. Ich öffne die Tür ihres Käfigs und lasse sie hinaus.’ Das, Dr. Fraser, wird Ihre Aufgabe sein. An jedem neuen Verhandlungstag müssen Sie den Löwen der Wahrheit loslassen. Und Sie müssen der Kraft der Wahrheit vertrauen. Manchmal wird es so aussehen, als würde die Wahrheit verlieren. Aber das stimmt nicht. Das bedeutet nur, dass die Stunde der Wahrheit noch nicht gekommen ist. Dann müssen Sie einfach weiter gehen.”
         Wieder schwieg Nerz, um Jamie Gelegenheit zu geben, das Gesagte sinken zu lassen. 
         “Kommen wir noch einmal zu Violette Nozière zurück. Wie gesagt, der Missbrauch war ein Tabu, ein Tabu, über das nicht gesprochen werden durfte. Aber wenn über eine Straftat nicht gesprochen werden darf, dann kann sie auch nicht angeprangert werden. Und genau so reagieren die Zeitungen. Die Presse weiß, dass, würde sie den Inzest thematisieren, sie zumindest einen Teil ihrer Leserschaft verlieren könnte. Also prangert sie nicht die Tat an, sondern das Sprechen darüber. Einstimmig verurteilt der Chor der Pariser Zeitungen die Aussage der Violette Nozière als ‘abscheuliche Beschuldigungen’. Die ‘Argumentation’, die wir in den fast 90 Jahre alten Publikationen lesen können, ist dieselbe, mit der man auch heute noch viele Vergewaltigungsopfer mundtot machen will. Man sagte: ‘Wenn Violette wirklich von ihrem Vater vergewaltigt wurde, warum hat sie sich dann nicht ihrer Mutter oder ihrer Großmutter anvertraut?’ Gerade zu Letzterer soll sie eine besonders innige Beziehung gehabt haben. Wie schwierig es war (und noch ist!), über dieses Thema zu sprechen, darüber verlor die Presse kein Wort.          Und noch ein anderer Faktor spielt hier eine Rolle. Neben den wirtschaftlichen und politischen Problemen, hat Frankreich zu dieser Zeit ein demographisches Problem. Die Gesellschaft altert. Und die Jugendlichen, die die Zukunft der Nation sein werden, geben Anlass zu Sorge. Man sagt, es gibt eine anständige und eine verdorbene Jugend. Seien wir ehrlich, diese zwei Gruppen von Jugendlichen hat es immer gegeben. Ganz abgesehen davon, dass es auch immer diese zwei Gruppen von Erwachsenen gab. Aber, in dieser besonderen Situation gewinnt diese Betrachtungsweise an Bedeutung. Und Violette Nozière ist natürlich ein Beispiel für die Seite der verdorbenen Jugendlichen. Junge Menschen, die in den Tag hinein leben und keine Vorbilder und Werte mehr achten. Und durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch zieht sich die Befürchtung, dass diese unmoralische Jugend das Land noch tiefer in den Abgrund reißen könnte. Was soll aus einer Nation werden, deren Jugend so verdorben ist? Nun, um ehrlich zu sein, hat Violette Nozière auch genügend Anlass gegeben, dass man dieses Bild von ihr haben konnte. Wie ich bereits sagte, hatte sie schon in jungen Jahren zahlreiche Freunde und Liebhaber und nun wird auch noch bekannt, dass die junge Frau für Nacktfotos posiert hat. Und so eine solche Person erdreistet sich, ihren ehrenwerten Vater, einen langjährigen und ausgezeichneten Angestellten der französischen Bahn, auf eine so abscheuliche Weise zu belasten? Das war die Reaktion vieler Pariser Bürger und diese Stimmung wurde von den Zeitungen aufgegriffen.  
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Wohnung der Familie Nozière / Tatort via Wikimedia Commons
         Jean-Baptiste Nozière und seine Frau galten als hart arbeitende Menschen, die sich für die Ausbildung ihrer Tochter aufopferten. Sie bewohnten eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung im Osten von Paris. Sie waren eine Art Musterbeispiel für eine Arbeiterfamilie, die es geschafft hatte, in den unteren Mittelstand aufzusteigen. Das war das Leben vieler Menschen oder zumindest wurde dieses Leben von vielen Menschen angestrebt. Und dann kamen die Zeitungen und brachten Fotos, die zeigten, wie die Familie lebte. Sie können sich das heute noch ansehen. Eine kleine, beengte Wohnung, ein bescheidener Luxus. Auf antik gemachte Möbel und Bilder. Tapeten mit großen Blumenmustern, die damals in Mode waren. Wie viele Menschen werden wohl gedacht haben: ‘Na, das sieht ja fast so aus, wie bei mir zu Hause?’ Und jetzt stellen Sie sich vor, was diese Menschen dachten, als Violettes Anschuldigungen bekannt wurden? Wie kann sie nur! Dieses undankbare Kind! Dieses verruchte Luder! Dabei hätte gerade der Lebensstil der jungen Violette als ein Indiz für die Wahrhaftigkeit ihrer Aussagen gelten können. Heute wissen wir, dass junge Menschen, die im Alter von Violette Missbrauch erlebten, genau diese Symptome zeigen können: Schule schwänzen, plötzlicher Leistungsabfall, wiederholtes Stehlen, manipulatives Verhalten anderer und promiskuitives Verhalten.”
         Wieder schwieg Nerz, um das Gesagte sinken zu lassen.          “Ungefähr zehn Tage nach ihrer Verhaftung lässt der zuständige Richter dann aber doch noch einmal die Wohnung der Familie untersuchen und nun findet man einen Lappen mit Spermaflecken. Violette Nozière gibt an, dass ihr Vater diesen Lappen benutzte, damit sie nicht schwanger wurde. Das ist kein Beweis, jedoch ein Fund der die Ermittler irritiert. Und dann findet man auf dem Nachttisch des Vaters anstößige, also pornographische, Bilder. Jetzt dreht sich langsam die Stimmung und die Presse, immer darauf bedacht, möglichst keine Leser zu verlieren, geht diesen Weg mit. Und dennoch: Violette Nozière muss in Haft bleiben. Sie findet kein Gehör. Die Meinung der Öffentlichkeit ist geteilt und das ist gut für die Presse, denn mit unterschiedlichen Artikeln und Kommentaren weiß sie beide Parteien zu bedienen.          Aber jetzt geschieht etwas, das es so vorher noch nie gegeben hat. Andere Missbrauchsopfer schreiben an das Gericht. Diese Briefe sind bis heute in den Akten erhalten geblieben. Diese Frauen wenden sich an den Richter und erzählen ihm von ihren Erfahrungen. Sie bitten ihn, Violette zu glauben.           Und dann geschieht noch etwas anderes. Die Bewegung der Surrealisten greift den Fall Violette Nozière auf. Unter der Leitung von André Breton geben einige Künstler unter dem Titel ‘Violette Nozière‘ einen Band mit Aufsätzen und Zeichnungen heraus. Darin brechen sie mit dem Tabu und greifen zugleich das Patriarchat an. Der Band wurde in Belgien herausgegeben, weil er in Frankreich von der Zensur verboten worden wäre. Es war die Figur der Femme fatale, die sexuelle Aura der Violette, die diese Künstler anzog. Violettes Geschichte, insbesondere ihre Anklage gegen ihren Vater, passte in das Programm der Surrealisten, die die traditionelle Familie angriffen.
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Violette Nozière vor Gericht (Agence de presse Meurisse [Public domain]) via Wikimedia Commons
         Am 11. Oktober 1934 wird dann endlich der Prozess gegen Violette Nozière eröffnet. Über ein Jahr lang sitzt die Angeklagte bereits im Gefängnis und über ein Jahr lang hat die Presse die Meinung der Menschen geprägt. Darunter natürlich auch die Meinung derer, die nun als Geschworene an diesem Prozess teilnehmen und über das Schicksal der Angeklagten bestimmen werden.”
         Jamie ließ einen lauten Seufzer hören.
         “Meine Güte, wie sollten die denn in der Lage sein, neutral über sie zu urteilen?”
         “Ganz genau, Dr. Fraser. Im Fall von Violette Nozière gab es niemanden, der in der Öffentlichkeit die Argumente, die für sie sprachen, vertrat. Ihre beiden Anwälte waren dazu nicht in der Lage. Was sollten zwei Männer gegen Scharen von Journalisten und Millionen von gedruckten Artikeln ausrichten?”
         “Aussichtslos.”
         “Genau. Und bei den Geschworenen handelte es sich durchweg um Männer und Väter. Frauen wurden in Frankreich damals nicht als Geschworene zugelassen.”
         “Absolut aussichtslos.”
         “Sie sagen es. Die Geschworenen brauchen dann auch nur eine Stunde Zeit, um das Urteil zu fällen. Sie sprechen die Angeklagte schuldig und das Gericht verurteilt sie zum Tode. Zwei Tage nach Prozessbeginn! Die Anschuldigung des Missbrauchs, des Inzests, wurde nicht berücksichtigt. Das musste man auch nicht, denn Inzest bzw. Missbrauch waren in dem Strafgesetzbuch, das zu dieser Zeit galt, nicht als Straftat aufgeführt! Das Strafgesetzbuch, nach dem noch im Jahr 1933 geurteilt wurde, stammte aus der Zeit der Französischen Revolution und war zum letzten Mal im Jahr 1810 überarbeitet worden!”
         “Sie hatte nie eine Chance, nicht wahr?”
         “Nein, sie hatte nie eine Chance. Und von der Mehrheit der Franzosen wird dieses Urteil dann auch begrüßt. Das ist sehr verständlich, denn damit ist ja ‘die Ordnung’ wieder hergestellt. Alles ist gut und man oder sollte Man sagen ‘Mann’ kann wieder zum Alltag übergehen.          Aber, Violette Nozière wird nicht hingerichtet. Drei aufeinander folgende Staatspräsidenten Frankreichs begnadigen sie. Präsident Albert Lebrun wandelt die Todesstrafe in eine lebenslange Freiheitsstrafe um. Marschall Philippe Pétain reduziert dann ihre Strafe durch ein Dekret vom 6. August 1942 auf 12 Jahre Zwangsarbeit ab dem Tag ihrer Inhaftierung im Jahr 1933. Und am 29. August 1945 kommt sie dann endgültig frei. Am 17. November desselben Jahres hebt General de Gaulle, Präsident der Provisorischen Regierung, das 20-jähriges Aufenthaltsverbot auf französischem Gebiet, das man über sie verhängt hatte, durch ein neues Präsidialdekret auf. Sie heiratete und bekommt fünf Kinder, denen sie eine gute Mutter ist. Ihre eigene Mutter versöhnt sich mit ihr und glaubt ihr, dass sie vor Gericht nicht gelogen hat. Am 26. November 1966 verstirbt Violette Nozière an Krebs.”
         “Meine Güte, was für eine Geschichte!”
         “Nicht wahr?”
         Beide Anwälte schwiegen einen Moment. Dann ergriff Nerz noch einmal das Wort:
         “Violette Nozière hatte niemanden, der sie in der Öffentlichkeit verteidigte. Sie hatte niemanden, der gegen die Verdächtigungen der Presse anging. Ihre Mandantin, Frau Dr. Beauchamp, wird uns auf ihrer Seite haben. Sie verteidigen sie im Gerichtssaal und wir übernehmen die Litigation-PR außerhalb des Gerichts. Wir werden nicht zulassen, dass die Presse das Leben ihrer Mandantin zerstört und noch dazu daraus Kapital schlägt.”
         Jamie atmete tief ein. 
         “Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.” 
         “Wie ich eingangs sagte, können wir aus diesem Prozess etliche Anwendungen für den Fall Ihrer Mandantin entnehmen.Lassen Sie uns nun zu diesen konkreten Punkten kommen.”      
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