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Hausboot-Törn auf dem Großpolen-Ring

Ein Besuch auf dem Stand der Tourismus-Organisation Visit Wielkopolska auf der Messe Boot & Fun in Berlin war der Auslöser, mich auf einen Bootstörn jenseits des Grenzflusses Oder einzulassen. Mit den Studium der sehr ausführlichen, deutschsprachigen Broschüren und Törnkarten über die Region Wielkopolska (Großpolen) im Gepäck kam auf der Heimfahrt von Berlin keine Langeweile auf. Ein kombinierter Bahn-Boot-Einwegtrip via Lübeck-Stettin über die Oder und die Oder-Havel-Wasserstraße nach Mecklenburg im Sommer 2015 hatte mir Appetit gemacht auf ein bislang unbekanntes Wassersportrevier unserer östlichen Nachbarn.

Als Startpunkt habe ich mir das Städtchen Śrem südlich von Posen ausgewählt. Dort gibt es eine Marina und die Charterfirma Czarterjacht mit einer kleinen Flotte moderner Motoryachten eines polnischen Herstellers. Czarterjacht war auf der Berliner Bootsmesse auch auf dem großpolnischen Gemeinschaftsstand vertreten und machte einen vertrauenswürdigen Eindruck. Einen optisch guten Eindruck vermittelt auch die Website des Anbieters: stimmungsvolle Fotos, eingebettet in ein ansprechendes Layout, ein Impressum und sogar ein Kontaktformular, wenn auch nur in polnischer Sprache. Keine Links zu detaillierten Bootsbeschreibungen, keine Preisliste, keine Sonderangebote, nichts sonst außer einem polnischen Mustervertrag für die Boot-Charter. Immerhin ist auch eine Telefonnummer für die Kontaktaufnahme in Englisch aufgeführt. Das sollte auch für die spätere Kommunikation vor Ort reichen. Nach einigen Anlaufproblemen, bei denen das Tourismusbüro in Posen behilflich war, kommt der Austausch von Mails endlich in Gang. Der Tagespreis: 90 Euro in der Hauptsaison für ein Boot mit sieben Schlafplätzen, davon zwei feste Kojen im Bug und zwei weitere in einem Verschlag im Heck. Die andere Schlafmöglichkeiten entstehen durch Umgestalten der Sitzpolster im Salon. Darin sind enthalten die komplette Ausstattung einschließlich Bettzeug, zwei gefüllte Gasflaschen sowie 300 Liter Trinkwasser, 100 Liter Kraftstoff und eine umfassende Versicherung. Die zu hinterlegende Kaution beträgt 240 Euro. Ach ja: ein Zweiflammen-Gasherd, ein Kühlschrank, Sitzgelegenheiten und Tische für die Besatzung sowie eine WC-Kabine (ohne Dusche) befinden sich auch unter Deck, darüber hinaus ein mit festem Verdeck geschütztes Cockpit mit weiteren Sitzpolstern, Seitenplanen und dem Fahrstand. Unterm Strich kostet ein Boot vergleichbarer Größe in Deutschland rund das Dreifache an Tagesmiete und zu hinterlegender Kaution, zuzüglich Betriebskosten, die in vielen Fällen über die Motorlaufzeit abgerechnet werden und neben Diesel und Gas auch Trinkwasser und Fäkalienentsorgung enthalten.
Bei der Reiseplanung google ich nach der auf der Website angegebenen Firmenadresse und stelle fest, dass sich dort überhaupt kein Hafen befindet. Einen Hafen finde ich in einem Seitenarm der Warthe etwas näher am Ortszentrum und frage zurück, ob ich in diesem Hafen das Boot finden werde. Ob die von mir mittels Google Maps ermittelte Adresse und der Straßenname zutrifft, könne man mir nicht bestätigen, allerdings dass am Ende der Straße die Bootstankstelle zu finden sei und dort die Boote liegen würden. Wieder kommen bei mir Zweifel auf, welche Straße denn nun gemeint sei, wenn selbst der Straßenname dem ortsansässigen Anbieter unbekannt ist, und ob ich für meine Reservierungsmail noch eine Rückbestätigung bekäme. Letzteres ist offensichtlich untergegangen, und so nehme ich die Mail mit der Frage nach der Anzahl der Bettbezüge zugleich als Bestätigung meiner Buchung.
Mit dem EuroCity Berlin-Warschau dauert die Fahrt bis Posen Hbf (Glowna) knapp drei Stunden und von dort bis Śrem (Haltestelle ul. Sikorskiego) nochmal 50 Kilometer und eine runde Stunde mit dem Bus. Die Bahnfahrt ab Berlin gibt es mit etwas Glück und mindestens drei Tagen Vorausbuchung ab 19 Euro, die Bustour Posen-Śrem kostet unter 20 Złoty (unter 5 Euro). Von der Haltestelle Sikorskiego unweit der Marina lässt man sich am besten vom Firmenchef Jacek Jechura mit dem Auto abholen. Nach knapp einem Kilometer auf der neben der Brücke neu angelegten Hafenmeile erreichen wir das an einem Seitenarm der Warthe gelegene Vereinsgelände.

Das befürchtete Sprachproblem ist schnell beigelegt: ein herbeigerufener Vereinskamerad spricht fließend Deutsch und erklärt die Funktionen des Bootes und die Besonderheiten des Reviers mit aktuell wieder einmal sehr niedrigem Wasserstand. Den Chartervertrag in polnischer Sprache habe ich mir zu Hause mit einem Online-Translator übersetzt und war grob im Bilde, worum es ging und dass das Boot (bei einer deutschen Firma) versichert ist. Name, Adresse, Telefonnummer sowie Mietzeit, Mietpreis und Kaution in Euro bar bezahlen und schon kann die Reise losgehen.

Die Einraumkajüte der vom polnischen Hersteller Argo Yachts gebauten Weekend 820 ist erstaunlich zweckmäßig eingerichtet. Im Bug befindet sich eine keilförmig zulaufende Doppelkoje, auf der man längs und quer liegend in allen Varianten bequem schlafen kann. Zwei frisch bezogene Kopfkissen und insgesamt vier Schlafsäcke anstatt Bettdecken befinden sich an Bord. An der Backbordseite schließt sich der Küchenblock mit zwei Gasflammen und einer kleinen Nirospüle an, gegenüber befindet sich der für einen Wochentörn ausreichende Kühlschrank. Weiter hinten folgt die Essgruppe für vier Personen und die Nasszelle mit WC und kleinem Handwaschbecken, aber ohne Dusche. Hinter der Küche folgt noch ein als Koje nutzbares Sofa. Ganz hinten unter dem höherliegenden Cockpitboden finden auf einer Kriechkoje querliegende zwei Kinder Platz. An den Seitenwänden und vorn befinden sich ausreichend verriegelbare Schapps mit Holzklappen, von denen einige an der Backbordseite mit Geschirr und Gläsern bestückt sind. Der Rest steht für Gepäck und Proviant zur Verfügung.Eine mit Diesel separat vom Motorkraftstoff betriebene Heizung für kühle Tage ist auch vorhanden. Der Fahrstand verfügt neben Steuerrad und Fahrhebel über eine Kraftstoffverbrauchsanzeige und einen Motordrehzahlmesser, eine Signalhorntaste und zu meiner Freude eine 12-Volt-Steckdose. Auf dem Kajütdach liegen ein Stechpaddel und ein besonders stabil gefertigter Bootshaken. Meine Frage nach einem Echolot wird mit “Nie” beantwortet.

Wir fahren zunächst flussabwärts der Bezirksmetropole Posen entgegen und verbrauchen laut Anzeige 0,4 Gallonen pro Stunde, umgerechnet ca. 1,6 Liter Benzin. Der 30-PS Yamaha-Außenborder schnurrt kaum hörbar und die Navi-App auf meinem Smartphone zeigt 10 km/h an. Beim Passieren des ersten Kilometerzeichens am Ufer stoppe ich die Zeit mit der Armbanduhr und komme etwa auf denselben Wert. Vom Ufer ragen in unregelmäßigen Abständen auf der gesamten Strecke steinerne Buhnen ins Wasser. Diese Buhnen sind auch unter Wasser zur Strommitte hin mit großer Vorsicht zu genießen. Das mit fünf Stundenkilometern dahinfließende Wasser bildet im Bereich der unter der Oberfläche liegenden Steine Turbulenzen, die sich erst nach einer gewissen Strecke wieder beruhigen. Wenn man sich von den Ausläufern der Verwirbelungen einige Meter fernhält, fährt das Boot beinahe in Strommitte und damit in der Ideallinie. Dennoch lautet die Empfehlung, die zahlreichen Kurven soweit wie möglich entlang am Außenbogen zu durchfahren.

Einige Kilometer unterhalb von Śrem passieren wir das Reitsportzentrum Jaszkowo mit Restaurant, Hotel und einer kleinen Anlegestelle. Bei Kilometer 280 erreichen wir das Naturschutzgebiet Krajkowo und nach weiteren zehn Kilometern Rogalin mit der landesweit bekannten prachtvollen Schloss- und Parkanlage aus dem Jahr 1768. Der diese Anlage umgebende Landschaftsschutzpark Rogalin erstreckt sich in beide Richtungen je etwa 20 Stromkilometer. Bei Kilometer 266,5 erkennen wir das Gedenkkreuz der nach Papst Johannes Paul II. benannten Anlegestelle in Rogalinek.

Die ganze Zeit über ist uns auf der Warthe an diesem Tag nicht ein einziges fahrendes Boot begegnet. Stattdessen haben wir zahlreichen Anglern am Ufer zugewinkt, deren Haken wir dank der Buhnen nicht in die Quere gekommen sind. Bei Kilometer 254 stoßen wir am linken Ufer an die Begrenzung des Großpolnischen Nationalparks (Wielkopolski Park Narodowy). Wenige Kilometer weiter sind wir auch schon am Stadtrand von Posen. Im Licht der allmählich untergehenden Sonne beobachten wir am rechten Ufer zwei Biber. Hinter den Anlegern der Ruderclubs kommt wieder Leben auf. Junges Volk vergnügt sich am heutigen Feiertag der Polnischen Armee im Gedenken an die Schlacht bei Warschau 1920 gegen Russland in den neu angelegten Beach Clubs. Beim Wenden vor der Einfahrt zum alten Hafen driftet unser Boot ab und läuft neben einer gelben Tonne auf Grund. Alles Stochern mit dem Bootshaken hilft nicht und an ein Schleppboot ist angesichts des geringen Aufkommens an Wasserfahrzeugen nicht zu denken. Also heißt es rein in die Badehose und in die Warthe. Ein wenig Ziehen und Rütteln, und schon ist unsere ANDZIA wieder frei. Etwas weiter stromaufwärts machen wir an einem der beiden neu installierten Schwimmstege direkt vor den Event-Containern des Kunstzentrums KONTENER ART und mit Blick auf den Dom fest und beschließen den ersten Tag bei einem Glas Wein.

Tag 2 beginnt mit einem Frühstück und der Begegnung mit dem ersten fahrenden Boot und einem weiteren im Schlepp. Der junge Mitarbeiter eines Bootsverleihs will uns auf Polnisch von seinem Steg vertreiben. Wir verstehen nur Bahnhof und versuchen es mit Erfolg auf Englisch, verholen ANDZIA um zwei Meter nach achtern und machen Platz für die beiden Kleinboote. Als wir zu einem Stadtrundgang aufbrechen, verspricht uns der Pole auf unser Boot aufzupassen. Auf dem Deich gelangen wir zur Brücke neben den alten Hafen und schwenken nach links in Richtung Altstadt. Der Rynek Starego genannte Markt mit dem historischen Rathaus glänzt noch mehr als er es vor 40 Jahren schon tat. Hier und in den engen Seitenstraßen haben sich zu den alteingesessenen Geschäften und Bars neue und auch teure in den stilvoll restaurierten Gebäuden hinzugesellt. In dieser Hinsicht hinkt Posen der italienischen Modemetropole kaum hinterher.


Vor dem Marktbrunnen treffen wir unseren alten Freund Marek wieder und besuchen mit ihm das Büro der Tourismusorganisation Visit Wielkopolska. Im 9. Stock des gerade eingerüsteten Büroturms werden wir mit Kaffee und Schnecken bewirtet und mit aktuellem Informations- und Kartenmaterial über den Großpolen-Ring versorgt. Lydia, die hier in der Urlaubszeit allein die Stellung hält, spricht ausgezeichnet Englisch und Deutsch, das sie bei einem Glasmalerei-Praktikum in Berlin gelernt hat. Die Informationen gibt es außer in Polnisch und Deutsch auch in Englisch. Vor allem der handliche Navigationsführer mit detaillierten Beschreibungen für beinahe jeden Flusskilometer ist uns eine große Hilfe.

Auf dem Weg zu seiner Wohnung zeigt uns Marek, wie sich Posen seit der Wende verändert und entwickelt hat. Die maroden Gebäude der ehemaligen Brauerei Hugger haben sich zum zum 2003 eröffneten, preisgekrönten Kultur- und Geschäftszentrum Stary Browar gewandelt. Auch Mareks Wohnung wurde in den letzten 20 Jahren einem umfassenden und zugleich behutsamen Refit unterzogen. Eine Stadtrundfahrt macht aber auch Kehrseiten des Booms der letzten Jahrzehnte deutlich: Dauerstaus in der Innenstadt zur Rushhour.


Am nächsten Morgen verlassen wir unseren Steg vor dem Eintreffen des Bootsvermieters stromabwärts in nördliche Richtung, vorbei an der riesigen Stützmauer des alten Hafens, wo vor langer Zeit einmal Frachtkähne festgemacht haben und sich heute ein noch spärlich frequentierter Sportboothafen befindet. Einige Kilometer weiter am Stadtrand befindet sich eine weitere ehemalige Schiffsanlegestelle, an der früher vermutlich Getreide für die dahinter liegende Mühle mit einem riesigen Silo gelöscht wurde. Beim Ansteuern der Eisenbahnbrücke sieht uns der Lokführer eines Güterzuges und begrüßt uns mit einem Pfiff seines Signalhorns. Wir grüßen prompt zurück, sind aber nicht sicher, ob das klägliche Signalhorn oben zu hören ist. Einige Kilometer weiter passieren wir die neu angelegte Marina des Förderzentrums für Körperkultur „AKWEN“ mit angegebenen vierzig Liegeplätzen und angeschlossenem Bootsservice. Zwischen Stromkilometer 218 und 216 beobachten wir, wie über uns vier Seeadler ihre Kreise ziehen. Und ein wenig später kommen uns tatsächlich zwei Charterboote entgegen: das erste ähnelt dem in Deutschland angebotenen Typ Voyager, das zweite ist wie unsere ANDZIA eine Weekend 820 eines Breslauer Charterunternehmens und in diesem Revier anscheinend sehr populär.


Kurz vor Oborniki hinter dem alten Hafen signalisieren Schilder und Tonnen eine weit ins Wasser hineinragende Untiefe, die weit außen am linken Ufer zu umfahren ist. Hinter der letzten Stadtbrücke machen wir an einer neuen Anlegestelle mit einem Schwimmponton für maximal zwei Hausboote fest und statten der Innenstadt einen Besuch ab. Gleich hinter der mit Holzbohlen bedeckten Autobrücke liegt der zentrale Platz mit einem Denkmal und drumherum den alteingesessenen Geschäften. Ein Geschäft ausschließlich mit deutschen Produkten lässt uns dann doch staunen: im Schaufenster stapeln sich Waschmittelkartons der bekannten Markenhersteller.

An der Mauer der ersten Kirche fällt uns der katholische Sender Radio Marya auf, und auf dem Friedhof der etwas weiter südlich gelegenen Kirche ist allein schon der Friedhof einen Besuch wert. Blumen auf fast jeder Grabplatte verwandeln das Gelände in ein Farbenmeer. Als ich scheinbar achtlos eine Marienfigur ignoriere, ruft mich der Friedhofswärter zurück und nach einige Fotos gibt er sich zufrieden. Die Brötchenpreise im Bäckergeschäft passen in Relation zum Charterpreis des Bootes. Für vier leckere Körnerbrötchen verlangt die Verkäuferin drei Złoty (ca. 75 Cent).

Wir fahren noch ein Stück weiter dem Sonnenuntergang entgegen bis Stobnica. Die Anlegestelle „Bei Agnieszka und Maciej“ hier ist recht einfach ausgestattet. Drei Motoryachten liegen hier mit dem Bug auf den Strand geschoben fest. Der Ort am Rande der Puszcza Notecka (Netzer Heide) ist für seine Aufzuchtstation für Wölfe bekannt. Seit 1974 betreibt hier die Universität in Posen eine Außenstelle des Zoologischen Instituts, das sich mit der Erforschung des europäischen Bibers beschäftigt. Außerdem werden hier die Konik-Kleinpferde, eine ausgerottete Form des eurasischen Tarpan-Wildpferdes, gezüchtet.

Hier kehren wir um und fahren mit doppeltem Spritverbrauch und nur acht Stundenkilometer Fahrt gegen den Strom an. Vor der Marina Śrem entschließen wir uns noch ein Stück weiterzufahren und schleifen unerwartet über eine Sandbank, die sich binnen weniger Tage quer zum Strom gebildet hat. Wenige Kilometer hinter den rotgrünen und roten Fahrwassertonnen oberhalb von Śrem entdecken wir an der Einmündung eines Baches ein Schwarzstorch auf der Suche nach Fisch. Am Zeltplatz Kotowo schieben wir ANDZIA sachte auf den Strand und sichern das Boot mit dem Buganker in der Böschung. Wir sind hier nicht die Einzigen: Am Lagerfeuer sitzt unser Dolmetscher vom ersten Tag mit Familie und Freunden, um im Schein des Vollmonds das Wochenende feuchtfröhlich einzuleiten.

Fazit: Der Großpolen-Ring bietet reelle Hausbootcharter für Sparfüchse, die kein Problem damit haben, einen Mietvertrag in polnischer Sprache zu unterzeichnen, auf ein wenig Komfort verzichten und sich unterwegs radebrechend verständigen können (wobei sich immer jemand mit deutschen oder englischen Sprachkenntnissen findet, der gerne weiterhilft), und die eine etwas weitere Anreise nicht als Stress empfinden. Die Kaution wurde übrigens korrekt zurückgezahlt, abzüglich der Kosten für 75 Liter Benzin zum regulären Tankstellenpreis, der etwas günstiger als in Deutschland ist. Und die so sehr ins Herz geschlossene Außendusche war auch auf diesem Boot an Bord.
(C) 2016 by Train Man
Das sollte man dabei haben:
Charterfibel - Hausbootwissen für Einsteiger
Rund um Posen, Thorn und Bromberg
USB-Stecker für Auto/Bord-Steckdose (für Smartphone, Tablets & Co.)
5-m-USB-Verlängerungskabel (für Smartphone, Tablets & Co.)
Bootsschuhe Herren
Bootsschuhe Damen
Marine-Fernglas
ActionCam
Hilfreiche Links:
Busverbindungen Posen-Srem
EuroCity Berlin-Posen ab 19 Euro
Visit Wielkopolska
Wielka Petla (Großpolen-Ring)
Wassertourismus in Wielkopolska (eBook)
Der Großpolen-Ring Navigationsführer (eBook)
Großpolen-Ring Karte (eBook)
Großpolen-Ring Touristische Attraktionen (eBook)
Kostenlose Apps:
Bauhaus Nautic App (iOS) (Android)
Open Sea Map (iOS) (Android)
Quiz Maritim (iOS) (Android)
Wielka Petla App (iOS) (Android)
GPS Speed (iOS) (Android)
Anbieter dieser Tour: Czarterjacht
Infos zur Weekend 820
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Extratour für Gewinnerin vom Brandenburgischen Reisemarkt

Die Gewinnerin des allerletzten Preises beim Brandenburgischen Reisemarkt, einem Tagestörn mit dem Traditionssegler Ewer ELFRIEDE auf der Elbe in Hamburg, kam unerwartet in den Genuss einer weiteren Bootsfahrt durch Berlin, damit der eigentliche Gewinn nicht in Vergessenheit gerät. Train Man war mit dem IRE Berlin-Hamburg angereist, um mit einem Charterboot von Kuhnle-Tours von der Basis in Zeuthen an die Müritz zu fahren. Mit Frau Barbara Seraphin wurde per Handy ein Treffpunkt am Ufer vor der Eastside Gallery in der Nähe des Ostbahnhofs vereinbart, dort wo die Gewinnerin im April die Gutscheine für zwei Bahntickets und den Segeltörn entgegennahm.

Hinter der Oberbaumbrücke führt die Fahrt in die Oberschleuse des Landwehrkanals. Im Kielwasser eines Rundfahrtenschiffes und gefolgt von einem Kajak ging es mit maximal 6 Stundenkilometern durch den elf Kilometer langen, nur von Ost nach West als Einbahnstraße befahrbaren Wasserweg. Hinter der Abzweigung zum Neuköllner Kanal wird auf der Kreuzberger Seite die Promenade am Paul-Lincke-Ufer (Komponist der "Berliner Luft") von zahlreichen Sonnenanbetern gesäumt. Das Boot, eine 9,40 Meter lange Kormoran mit einer bequemen 3-Personen-Kabine, Küche, WC und zwei Duschen, passt unter den alten Brücken gerade eben durch, die auf dem Deck stehenden Personen müssen sich ebenso wie auf dem vorausfahrenden Passagierschiff rechtzeitig ducken. Gegenüber am Neuköllner Maybachufer signalisieren die Klänge einer Band den sich bis zur Ankerklause am Kottbuser Damm erstreckenden Türkenmarkt, der hier jeden Dienstag und Freitag stattfindet.

Einige Kilometer weiter am linken Ufer taucht das Deutsche Technikmuseum auf, unübersehbar mit einem modernen Obelisken in Form eines Windpropellerflügels auf dem Vorplatz und einem Original Rosinenbomber, der an Drahtseilen von einem riesigen Ausleger herunterhängt. Kurz dahinter auf der rechten Seite öffnet eine Sichtachse den Blick auf die Büro- und Hoteltürme am Potsdamer Platz. Es folgt das Reichpietschufer mit der derzeit geschlossenen Neuen Nationalgalerie des Architekten Mies van der Rohe und dahinter das Kulturforum und die berühmte Philharmonie. Ein Stück weiter das Verteidigungsministerium mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Es folgen das Bauhaus-Archiv mit der markanten Dachform und gleich dahinter das Konrad-Adenauer-Haus der CDU. Nun führt der Kanal mitten durch die Gehege des Zoologischen Gartens, mit Blick auf die Alpaka-Minikamele. Nun noch die Unterschleuse passieren, und nach einem weiteren Kilometer geht es auf der Spree zum Charlottenburger Schloss.

Sehr zu empfehlen ist der Landwehrkanal auch für Wanderer. Zeitlich passt die Route perfekt zwischen die Ankunft des IRE Berlin-Hamburg am Ostbahnhof (an 9:52 Uhr*), und je nach Lust und Laune reicht die Zeit, um vom Bahnhof Zoo (ab 17:08 Uhr*) oder erst nach einer Runde durch den Tiergarten vom Hauptbahnhof (ab 17:01 Uhr*) zurückzufahren. Für das entspannte Warten am Bahnhof Zoo empfiehlt sich der Schleusenkrug mit gemütlichem Biergarten direkt an der Unterschleuse mit Blick auf den Schiffsverkehr.
*) Sommerfahrplan 2016
Das sollte man dabei haben:
- Törnatlas Mecklenburgische und Märkische Gewässer (Karten der Wasserwege)
- Törnplaner Mecklenburgische und Märkische Gewässer (Tipps für Landgänge)
- Charterfibel - Hausbootwissen für Einsteiger
- USB-Stecker für Auto/Bord-Steckdose (für Smartphone, Tablets & Co.)
- 5-m-USB-Verlängerungskabel (für Smartphone, Tablets & Co.)
- Bootsschuhe Herren
- Bootsschuhe Damen
- Marine-Fernglas
- ActionCam
Interessante Downloads:
- DB Regio Streifzüge*
(* gibt es gedruckt auch an den DB Servicepunkten in der Region)
- Das kleine Knoten ABC
Kostenlose Apps:
- Bauhaus Nautic App (iOS) (Android)
- Open Sea Map (iOS) (Android)
- Quiz Maritim (iOS) (Android)
Hilfreiche Links:
- Öffentliche Sportbootliegestellen in Berlin
- Routenplaner der S-Bahn Berlin (Zieleingabe: Zeuthen)
- Quick Maritim Verlag
Anbieter dieser Tour: Kuhnle-Tours
Infos zur Kormoran 940
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Adventswanderung entlang der Spree

Auf meiner letzten Entdeckungstour vorm Weihnachtsfest habe ich mir vorgenommen, vom Berliner Ostbahnhof die sieben Flusskilometer entlang der Spree zum Hauptbahnhof zurückzuwandern. Mit Brückenüberquerungen und Abstechern zu einigen vom Ufer entfernten Plätzen dürften die Sohlenabnutzung etwa zehn Kilometer Weg entsprochen haben. Nach den Vorgaben für Wandergruppen entspricht das einer reinen Gehzeit von 2,5 Stunden. Zeit genug, um zwischen der Ankunft des ersten IRE aus Hamburg und der Rückfahrt mit dem letzten IRE auf dieser Strecke sich einige Entdeckungen etwas intensiver anzusehen.
Auf der letzten Etappe vom Haupt- zum Ostbahnhof habe ich einige Blicke aufs Spreeufer werfen können. Nur zwischen den Bahnhöfen Friedrichstraße und Jannowitzbrücke entfernen sich die Stadtbahngleise vom Ufer, um auf Höhe des Bahnhofs Alexanderplatz dem Areal mitsamt Fernsehturm und Rotem Rathaus bis hin zum Dom Platz zu machen. Ab Jannowitzbrücke verlaufen die Gleise dann bis kurz vor Endstation direkt am Ufer.

Ich hole mir am Service Point in der Eingangshalle das aktuelle Heft von punkt3 mit vielen Tipps für Bahnreisende in der Region und überquere den Vorplatz in Richtung Eastside Gallery, dem längsten noch existenten Rest der Ost und West einst trennenden Mauer. Die ersten Touristengruppen haben sich mit Selfie Sticks bewaffnet bereits vor den Graffity-Bildern postiert. Neben einer Brache wurde marode Vorwendearchitektur um einem neuen Gebäudekomplex erweitert, unter dessen riesigem Glasdach das EnergieForum Berlin residiert. Ich verlasse das Atrium am Südende über eine zur Spree gelegene Terrasse und gelange über den Parkplatz wieder zum Straulauer Platz. An der nächsten Kreuzung biege ich links ab auf die Schillingbrücke und beobachte, wie ein blaues Polizeiboot auf seiner Vormittagstour die enge Durchfahrt ansteuert. Am Südufer rechts der Straße erhebt sich die Deutschlandzentrale der Gewerkschaft ver.di. Ich steige vor dem Bürokomplex die Treppen zum Uferweg hinab und gelange einige Meter weiter vor der verfallenen Ziegelfassade der ehemaligen Berliner Eisfabrik in ein buntes Zeltdorf, dass am Eingangsschild als Teepee Land firmiert. Wie Teepees, so die englische Schreibweise für ein Tipi, sehen die zumeist aus alten Planen kunstvoll zusammengebauten Bauwerke auch aus. Teepee Land versteht sich selbst als ein alternatives Wohnprojekt als Ausdruck gegen den in der Stadt um sich greifenden Mietwucher. Ein Afrikaner führt mich einmal kreuz und quer übers Gelände, zu dem eine Art Versammlungsraum und Gemeinschaftsküche, ein Kompostklo und eine Bühne gehören. In eines der Tipis darf ich kurz einen Blick werfen. Im Innern finde ich weder Schafsäcke noch Isomatten, stattdessen ein kuschliges Doppelbett, auf dem ein Kätzchen döst. Als Heizung dient eine Art Blechwanne mit Steinen drin, die wie bei einem Saunaofen aufgeheizt werden und die gespeicherte Wärme allmählich abgeben. Da soll es auch bei heftigen Minusgraden nicht ungemütlich werden. Das Tipi hat sogar ein "Gästezimmer" in Form eines weiteren Doppelbetts auf einem Zwischenboden darüber. Teepee Land hat auch einen kleinen Gemüsegarten, und ein unscheinbares Schild mit der Aufschrift "Bootshaus" führt über eine steile Treppe zu einem in den sechziger Jahren errichteten Bunker, in dem die DDR-Grenztruppen ihre Patrouillenboote parkten. Anders als im Bereich der heutigen Eastside Gallery verlief die Mauer hier südlich der Spree. In der von außen unscheinbaren und innen sehr coolen Location liegt nach wie vor ein Boot im Becken und es finden interessante Events mit Blick auf den Schiffsverkehr statt, wie etwa Tango-Workshops für jedermann.

Zwischen den neuen Gebäuden von Projektraum Spreefeld gelange ich auf die Straße und von dort über die Michaelisbrücke zu den drei "Bügeleisen" der Berliner Verkehrsgesellschaft BVG. Auf der Wasserseite des markanten Gebäudes im Grünspan-Look begegnen mir zahlreiche Leute auf dem Weg zur Zahlstelle für erhöhtes Beförderungsentgelt, die hier abseits des repräsentativen Haupteingangs dasselbe begleichen wollen. Alles ganz normale Leute, denen Schwarzfahren nicht ins Gesicht geschrieben ist.

Entlang der Holzmarktstraße verdecken Büro- und Gewerbegebäude den auf Stützen erbauten US-Bahnhof Jannowitzbrücke, dessen Gleise zum Teil über das Flussufer ragen. Wieder überquere ich die Spree und stehe vor dem wuchtigen Klotz der chinesischen Botschaft am Märkischen Ufer. Einige Hausnummern weiter offeriert das Restaurant Marinehaus solide Hausmannskost aus dem Meer und hinter einer Uferkrümmung vor der Schleuse Mühlendamm liegt im Winterschlaf versunken der Historische Hafen. Hier haben vor allem Binnenschiffe eine neue Heimat gefunden, die als sogenannte Maßkähne den Schleusenmaßen der alten Kanäle rund um Berlin entsprachen. Von der gegenüberliegenden Seite habe ich einen Panoramablick auf die Oldtimer im Hafen, und von der Mühlendammbrücke auch auf die gleichnamige Schleuse daneben, die auch im Winter vor allem Rundfahrtenschiffe durchlässt.

Am anderen Ufer der Spree stoße ich auf das Ephraim-Palais und entlang der Promenade auf zahlreiche Restaurants und Brauhäuser. Am Platz mit der Reiterstatue biege ich in die Propststraße und befinde mich nun im weihnachtlich geschmückten Nikolaiviertel. Vorbei an der Zille-Destille und dem Heinrich-Zille-Museum stoße ich auf die Nikolaikirche, vor der sich rund um den Wappenbrunnen ein kleiner Adventsmarkt aufgebaut hat. Ein paar Ecken weiter erhebt sich hinter der viel befahrenen Spandauer Straße der Turm des Roten Rathauses, das nach der Wende das Schöneberger Rathaus als Sitz des Regierenden Bürgermeisters ablöste. Durch das Foyer gelange ich unter einem riesigen Adventskranz hindurch ins Treppenhaus, in dem auf einigen Etagen gerade eine Ausstellung typisch Berliner Produkte präsentiert.

Beim Verlassen der Berliner Regierungszentrale noch schnell ein Blick über eine lärmende Baustelle hinweg zum Fernsehturm, dann begebe ich mich vorbei an dem Traditionslokal "Mutter Hoppe" über die Spree und mit Blick auf das Auswärtige Amt zum Schlossplatz, wo gegenüber dem ehemaligen Staatsratsgebäude Erich Honeckers das neue Berliner Stadtschloss an jener Stelle entsteht, wo zu DDR-Zeiten der Palast der Republik stand. Am Kupfergraben, einem aufgestauten und nicht schiffbaren Nebenarm der Spree entlang erreiche ich den berühmten Boulevard Unter den Linden, wo hinter der Brücke das Zeughaus mit dem Deutschen Historischen Museum zu einem lohnenswerten Einblick in die deutsche Geschichte einlädt.

In Richtung der imposanten Kuppel des Berliner Doms werde ich im Lustgarten von einer Osteuropäerin angesprochen, die hier mit anderen den Passanten auf Schildern eine Spendenaktion vorgaukeln, bei der es sich ganz offensichtlich um organisierte Bettelei handelt. Hinter dem Alten Museum überquere ich ein weiteres Mal die Spree und habe vom James-Simon-Park aus einen schönen Blick auf die Museumsinsel, deren Highlight, das Pergamon-Museum mit dem berühmten Altar gerade aufwändig restauriert wird.

Am Nordufer erreiche ich die Friedrichstraße mit dem Bahnhof, durch den man in Zeiten der Trennung in die "Hauptstadt der DDR" eingereist ist. Heute erinnert daran nur noch die ehemalige, im Volksmund "Tränenpalast" genannte Abfertigungshalle, die heute als Museum an die frühere Funktion erinnert.

Ich will die Friedrichstraße in nördlicher Richtung erkunden. Wenige Schritte weiter stehen Besucher vor dem Friedrichstadtpalast, dem schon zu DDR-Zeiten führenden Revuetheater Schlange. Ich lasse die Kulisse von der anderen Straßenseite auf mich wirken und wandere vorbei an der U-Bahnstation Oranienburger Tor bis zur Abzweigung Hannoversche Straße, wo die Friedrichstraße in die Chausseestraße mündet. Genau hier wohnte bis zu seiner Ausbürgerung in den Siebzigern der Liedermacher Wolf Biermann. Heute firmiert unter der bekannten Adresse das Berliner Greenpeace-Büro und daneben ein Italiener. Ein paar Häuser weiter verbirgt sich hinter einer Mauer der Französische Friedhof, den Biermann in seinem Lied "Hugenottenfriedhof" besungen hat. Dieses Areal und auch das Bertold-Brecht-Wohnhaus gleich daneben werde ich mir für später aufsparen. Die Zeit drängt, und so mache ich mich über die Hannoversche Straße, wo bis zur Wende die Ständige Vertretung der Bundesrepublik residierte, und vorbei an alten und neuen Gebäuden des berühmten Klinikums Charité auf den Weg zum Hauptbahnhof. Über die Invalidenstraße in westliche Richtung und den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal erreiche ich die zentrale Bahnhofshalle und bin gut in der Zeit.

Auf dem Bahnsteig wartet eine junge Dame mit einem Terrarium im Handgepäck auf den Zug. Meine Nachfrage nach dem vermuteten Hamster wird enttäuscht - in dem tragbaren Domizil residiert gut versteckt ein Gecko. Einige Schritte weiter komme ich mit einem älteren Herrn mit Trapperhut ins Gespräch, mit dessen ebenso betagtem Vierbeiner ich meine letzte Stulle teilen darf. Der Dingo, in jüngerem Alter als Katastrophenhund im weltweiten Einsatz, bringt es laut Herrchen auf sagenhafte 23 Jahre, was bei dieser Rasse bei guter Haltung nicht ungewöhnlich sein soll. Und Herrchen, selbst mit über 90 Jahren noch in guter Verfassung, erzählt bis zur Ankunft des Zuges von seiner Zeit bei Albert Schweitzer in Lambarene und seinen Einsätzen für Ärzte ohne Grenzen. Leider hatten Herrchen und Hund andere Pläne und ich so endete die Unterhaltung leider ein wenig zu früh.
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Interessante Downloads:
- DB Regio Streifzüge*
- DB Regio Streifzüge Kartenbeilage*
(*beides gibt es gedruckt auch an den DB Servicepunkten in der Region)
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Berlin Hbf: Keine Leiche im Teltowkanal

Vermutlich zum letzten Mal in diesem Jahr hatte ich am Jubiläumswochenende der deutschen Einheit die Gelegenheit zu einer Hausbootfahrt durch Berlin, oder besser gesagt (fast) einmal rundherum. Vom Berliner Hauptbahnhof geht es mit dem RE in Richtung Neustrelitz über Oranienburg nach Löwenberg (Mark) und von dort mit einem Bus nach Zehdenick. Von der Haltestelle Clara-Zetkin-Straße sind es gute zehn Minuten Fußweg bis zur Kuhnle-Tours-Basis in der Marina Zehdenick hinter der Halle des Trockendocks. Direkt am Kai wartet schon das knuffige 9,40-Meter-Boot des Typs Kormoran mit dem witzigen Namen PFERDINAND, ideal für 2-3 Personen.
Nachdem wir unser Gepäck an Bord verstaut und die Kojen mit Bettwäsche bezogen haben, erklärt uns ein Mitarbeiter die Bedienung und worauf sonst noch zu achten ist. Die Betriebsstunden werden von einem Zähler ins Übergabeprotokoll eingetragen, dann noch eine Unterschrift und schon kann es losgehen. Im Supermarkt um die Ecke werden schnell noch einige Vorräte gekauft, denn am Samstag der deutschen Einheit bleiben die Geschäfte geschlossen. Und als nautische Literatur haben wir die Mindestausstattung Törnatlas und Charterfibel an Bord.

Mit dem Querstrahler drehen wir den Bug nach Steuerbord, legen das Ruder hart Backbord und geben einen kurzen, kräftigen Schub nach vorn, damit sich auch das Heck von der Kaimauer entfernt und wir rückwärts ins freie Wasser gelangen. Dann ein kurzer Propellerschub nach Steuerbord und schon schwimmen wir zwischen den Pfählen hindurch vorbei am Havelschloss auf die andere Flussseite zur Sportbootwartestelle. Dort bedienen wir einen Hebel und lösen damit die Öffnung der Schleuse aus. Nach wenigen Minuten können wir mit einigen anderen Booten hineinfahren, legen die Backbord-Festmacherleinen um die gelb markieren Haltestangen und sinken einige Meter abwärts auf den Wasserpegel des sich anschließenden Vosskanals, über den früher die Produkte der Zehdenicker Ziegeleien nach Berlin verschifft wurden.

Auf dem Vosskanal fahren wir einige Stunden nach Süden, werden in Bischofswerder und Liebenwalde nochmals per Selbstbedienung geschleust und verlassen hier das führerscheinfreie Charterrevier. Nach einem kurzen Stück gelangen wir auch die deutlich breitere Havel-Oder-Wasserstraße, auf der heute viele polnische Schubverbände mit Kohle und Eisenschrott unterwegs sind. Die Berufsschifffahrt darf auf dem Kanal maximal 6 km/h fahren, Sportboote dagegen 9 km/h. So fassen wir nach einer Weile im Heckwasser eines Schubschiffes den Mut zu einem Überholmanöver und ziehen in einer nicht enden wollenden guten Viertelstunde an den Leichtern vorbei. Vor der Schleuse Lehnitz machen wir hinter anderen Booten an der Wartestelle fest und lassen uns berichten, dass von mehreren Stunden Wartezeit die Rede ist. Nach und nach trudeln die zuvor überholten Frachtschiffe ein und fahren direkt in die Schleuse, weil Berufsschifffahrt Vorrang hat. Nach einer guten Stunde Kaffeepause schaltet die Ampel für die Sportboote auf Grün und die Meute macht sich hastig auf den Weg zur Schleuse bereit. Beim Verlassen sorgt das vom Schleusentor heruntertropfende Wasser für eine kleine Dusche und schon nehmen wir über den Lehnitzsee Kurs auf Oranienburg. Noch zwei Kilometer langsame Fahrt auf der Oranienburger Havel und wir machen am Bollwerk neben dem Schloss für heute Feierabend.

Nach einer Nacht mit Temperaturen nahe der Frostgrenze verlassen wir den Liegeplatz in der Frühe und durchfahren die Nebelschwaden, die mystisch über dem Wasserspiegel schweben, während allmählich die aufgehende Sonne an Intensität zunimmt. Wir passieren die riesigen Anlagen des Elektrostahlwerks Hennigsdorf und wenig später die Hallen des Bahnbauers Bombardier. Kurz vor der Abzweigung in den Havelkanal überholen wir noch einen Schubverband und halten dann auf den in den Nieder Neuendorfer See führenden Tonnenstrich zu. Nach einer dreiviertel Stunde vorbei an hübschen Villen machen wir hinter einer Autofähre am Steg der Eagle Lodge fest. Das Traditionshaus unter neuer Leitung verfügt über acht neu gestaltete Doppelzimmer mit einem traumhaften Blick auf die Havel und vor dem Restaurant über einen Biergarten und ein beheiztes Zelt, in dem wir uns mit Blick auf unser Boot eine Tasse Schokolade gönnen.

Weiter geht es vorbei an der ehemaligen Schultheiß-Brauerei und den Mauern der Zitadelle nach Spandau, wo wir uns vor der Schleuse an einem freien Platz vor dem Klüverbaum eines holländischen Plattbodenschiffes legen. Dessen Besatzung berichtet von vier Stunden Wartezeit und vertreibt sich die Zeit mit Lesen. Ganz so lange dauert das Warten dann doch nicht. Nach einer Stunde werden die Sportboote in die Schleuse gelassen, und hinter dieser machen wir an einer kostenlosen 24-Stunden-Anlegestelle fest, um in Spandau Verpflegungsnachschub einzukaufen. Die Einkaufszone erreichen wir in wenigen Minuten auf der anderen Seite der Stresow-Brücke. Nach der Kaffeepause fahren wir noch eine Stunde weiter nach Süden und legen uns vor der Millionärsinsel Schwanenwerder vor Anker. Nach dem Abendessen genießen wir bei einem Glas Wein noch eine Weile den Sonnenuntergang.

Am 25. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands nehmen wir auf der um diese Zeit wenig befahrene Havel Kurs auf Potsdam. auf Höhe der Pfaueninsel tauchen wie aus dem Nichts plötzlich Dutzende von Vierer- und Achter-Ruderbooten auf, die aus dem Wannsee kommend mit hoher Schlagzahl einen Rundkurs über den Griebnitzkanal zurücklegen. Die Glienicker Brücke, in Zeiten des Kalten Krieges Schauplatz von Agentenaustauschaktionen, ist zu Ehren des Tages schwarz-rot-gold beflaggt. Am Babelsberger Ufer des Tiefen Sees machen wir am Steg des Potsdamer Seesportsclubs neben zwei Kormoran-Booten fest, die sich im Privatbesitz befinden. Einer der Eigner ist zufällig auf seinem Boot und bittet uns zu einer Besichtigung an Bord. Kaum zu glauben, was man mit Fantasie und handwerklichem Geschick aus einem ausgemusterten Charterboot machen kann.

Wir verlassen Potsdam in Richtung Griebnitzsee, um am Schiffsanleger vor der S-Bahnstation Gäste an Bord zu nehmen. Der Anleger öffnet seine Tür allerdings nur für das Rundfahrtenschiff, das gerade eben abgelegt hat. Zufällig ist gerade ein Kajakfahrer in der Nähe, der sich als Fährmann anbietet, und so wird unsere Badeplattform am Heck für einen Moment zur Anlegestelle für das Kajak.

Wir drehen noch eine Runde vorbei an der Pfaueninsel und gelangen vorbei an Segelyachten, die gerade vor dem Strandbad eine Regatta segeln, über den Großen in den Kleinen Wannsee. Auf dem Stölpchensee müssen wir einige Minuten warten, bis der sich anschließende Kanal zur vollen Stunde in unserer Richtung passiert werden darf. Hinter diesem Nadelöhr drehen wir nach Backbord und den Teltowkanal und erreichen nach fünf Kilometern die Schleuse Kleinmachnow. Von den drei Becken ist das mittlere geöffnet, und unter den Blicken zahlreicher Zaungäste werden wir mit anderen Booten geschleust. Einen knappen Kilometer weiter ankern wir im Machnower See und lassen uns bei strahlender Sonne gebratenes Lammfleisch mit Kartoffel-Variationen schmecken. Dazu gibt es einen trockenen Weißwein. Am Ufer befindet sich ein kleiner Park mit einem Forsthaus und dahinter die Dorfkirche.

Weiter geht unsere Fahrt vorbei an Kleingartenkolonien, Biergärten und dicht bewachsenen Uferböschungen. Noch nie habe ich so viele Eisvögel gesehen wie hier an dieser südlichen Lebensader Berlins. Rechterhand tauchen die drei riesigen, rostbraunen Blöcke des mit Erdgas betriebenen Vattenfall-Heizkraftwerks Lichterfelde auf, dahinter die voluminösen Kühltürme. Etwa hier wurde vor kurzem eine verstümmelte Leiche mit abgetrenntem Kopf im Wasser entdeckt.

Die Brückendichte am Teltowkanal ist enorm: alte, neue, verrostete, mit Graffiti dekorierte Bauwerke mit Bahnschienen oder Asphaltbelag überqueren die Bundeswasserstraße. Und wieder taucht ein markanter Turm vor uns auf: in dem wuchtigen Ullsteinhaus gegenüber dem Tempelhofer Hafen wurden früher Bücher und Zeitungen gedruckt. Heute ziert die Front zur Kanalseite ein Schriftzug der Lufthansa, die hier seit kurzem die Kundendienstzentrale mit 500 Mitarbeitern beherbergt. Gegenüber befindet sich rund um das Hafenbecken mit dem Sportbootstegen das geschäftige Zentrum des Stadtteils mit alten und neuen Gebäuden, darunter ein bekannter Elektromarkt, ein Fitness-Center und vornean ein Beachclub.

Wir verzichten auf einen Zwischenstopp und nähern uns querab von Neukölln bei Kilometer 28 einem Wasserstraßenkreuz. Links geht es über den Neuköllner Kanal zum Landwehrkanal, der aber nur in westlicher Richtung befahren werden darf und deshalb für uns nicht infrage kommt. Rechts schlängelt sich parallel zur A113 über zehn Kilometer das letzte Stück des Teltowkanals durch wenig einladendes Gebiet. Wir halten uns geradeaus auf dem Britzer Zweigkanal und gelangen zwischen dem Treptower und dem Hasselwerder Park auf die Treptower Spree. Etliche Partyboote begegnen uns, deren Gäste in fröhlicher Laune den Feiertag genießen. In der Nähe einer S-Bahnstation legen wir kurz an, um unsere Gäste von Bord zu lassen und steuern in der einsetzenden Dämmerung auf Köpenick zu, wo wir in den Spree-Nebenfluss Dahme gelangen.

Hinter dem Schloss stoßen wir wieder auf das östliche Ende des Teltowkanals, lassen vor uns eine Autofähre passieren und halten uns im Dunkeln entlang der Pfahlreihe, die das Fahrwasser von der olympischen Regattastrecke von 1936 trennt. Mit erhöhter Aufmerksamkeit navigieren wir zwischen den roten und grünen Funkellichtern in Richtung Karolinenhof, wo sich die Dahme, der Seddinsee, der Zeuthener See und die Spree-Oder-Wasserstraße treffen. Hier signalisiert ein grelles weißes Licht die Trennung des Fahrwassers. Wir halten uns rechts davon und tasten uns vorsichtig unter der Straßenbrücke hindurch, die das Westufer mit dem Schmöckwitzer Werder verbindet. Auf dem Zeuthener See sind DLRG-Boote mit Blaulicht unterwegs, um Schiffbrüchige einzusammeln. Wir orientieren uns am angestrahlten Turm der Zeuthener Kirche und finden im Dunkeln schließlich auch den Steg von Kuhnle-Tours und eine freie Box, in der wir mit Hilfe des weißen Hecklichts ohne Touchieren anderer Boote festmachen. Den Berliner Hauptbahnhof erreichen wir am nächsten Morgen nach acht Minuten Gehweg und einer halben Stunde Fahrt mit der S-Bahn.
Das sollte man dabei haben:
- Törnatlas Mecklenburgische und Märkische Gewässer (Karten der Wasserwege)
- Törnplaner Mecklenburgische und Märkische Gewässer (Tipps für Landgänge)
- Charterfibel - Hausbootwissen für Einsteiger
- USB-Stecker für Auto/Bord-Steckdose (für Smartphone, Tablets & Co.)
- 5-m-USB-Verlängerungskabel (für Smartphone, Tablets & Co.)
- Bootsschuhe Herren
- Bootsschuhe Damen
- Marine-Fernglas
- ActionCam
Interessante Downloads:
- DB Regio Streifzüge*
- DB Regio Streifzüge Kartenbeilage*
(*beides gibt es gedruckt auch an den DB Servicepunkten in der Region)
- Das kleine Knoten ABC
Kostenlose Apps:
- Bauhaus Nautic App (iOS) (Android)
- Open Sea Map (iOS) (Android)
- Quiz Maritim (iOS) (Android)
Hilfreiche Links:
- Öffentliche Sportbootliegestellen in Berlin
- Routenplaner der S-Bahn Berlin (Zieleingabe: 1) Zehdenick (Mark), 2) Berlin Hbf)
- Quick Maritim Verlag
Anbieter dieser Tour: Kuhnle-Tours
Infos zur Kormoran 940
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Hamburg Hbf: Train Man bei der Traditionsschiffparade

Wie auf Facebook angekündigt, habe ich beim Treffen der alten Schiffe im Hamburger Hafen auf einem Oldtimer angemustert. Der Zeitplan passte perfekt zur Vormittagsverbindung des IRE Berlin-Hamburg, der den Hamburger Hauptbahnhof gegen 10.03 Uhr erreicht. Vor dort sind es nur einige Minuten und drei Haltestellen mit der S1, S2 oder S3 in Richtung Altona bis Station Landungsbrücken, wo genau gegenüber von Hauptausgang die Hadag-Fährlinie 62 (die im HVV-Tagesticket inklusive ist) schon wartet. In einer knappen Viertelstunde entlang der Wasserfront erreiche ich den Anleger Neumühlen.

Zwischen dem Fährponton und dem 111 Jahre alten Fracht-Ewer ELFRIEDE, auf dem ich heute zur Crew gehöre, liegen unüberwindbar etwa 50 Meter Elbwasser. An Deck bemerke ich einige Leute, die schon dabei sind, das Schiff seeklar zu machen. Wird Zeit, dass ich an Bord komme. Dafür liegen an der Innenseite des Fährpontons einige Übersetzboote bereit, kleine, bauchige Boote, wie sie zum Beispiel Angler verwenden. Allerdings haben die Boote im Oevelgönner Museumshafen einen ungewohnten Antrieb mit nur einem Riemen statt zweien wie bei einem Ruderboot. Dieser Riemen wird am Heckspiegel in eine Kerbe gelegt und soll dann so bewegt werden, dass sich das Boot, am besten nach vorn, in Bewegung setzt. Das Ganze nennt man Wriggen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Wasser der Elbe zwischen Ebbe und Flut nur zweimal am Tag stillsteht und meistens nicht gerade dann, wenn man ein solches Boot benötigt. Also Zähne zusammenbeißen und irgendwie gegen die Strömung ankämpfend zur ELFRIEDE kommen. Mit großer Mühe gelange ich in das ruhige Wasser zwischen ELFRIEDE und ihrer Nachbarin ANNA, reiche die Bootsleinen zum Festmachen hoch und steige über eine Abflussöffnung in der Reling als Treppenabsatz an Deck.

Dort werde ich von Skipper Günter und dem Rest der Crew, vier Frauen und sechs Männern, freundlich in Empfang genommen. Gegen 11 Uhr soll ELFRIEDE auslaufen, um rechtzeitig zum Beginn der heutigen Traditionsschiffparade den Sammelplatz gegenüber der Elbphilharmonie zu erreichen. Nachdem alles mitgebrachte Gepäck im Laderaum verstaut wurde, um nicht an Deck im Wege zu stehen, wird nach der Sicherheitseinweisung der betagte Daimler-Benz-Diesel angeworfen. Anschließend werden die dicken Festmacherleinen von den Pollern gelöst und ELFRIEDE mit vereinter Muskelkraft an den Tauen durch die Festmacherpfähle gezogen. Dann heißt das Ruderkommando "Hart Steuerbord" und mit voller Propellerkraft geht es erstaunlich flott in Richtung Hafenausfahrt mit dem ehemaligen Feuerschiff ELBE 3 zur Linken. Währenddessen werden die dem Schutz der Bordwand dienenden Fender an Bord genommen und der für das Ablegemanöver hochgeklappte Klüverbaum wieder waagerecht gelegt und befestigt.

Mitten auf der Elbe übergibt mir der Skipper das Ruder, eine mindestens vier Meter lange Pinne aus dickem Holz mit einem eleganten Messingknauf als Haltegriff, der bei harter Ruderlage bis über die Bordwand hinausreicht. Ich soll Kurs auf den am gegenüberliegenden Ufer liegenden Containerschiffsriesen halten und den Schiffsverkehr um mich herum im Auge behalten, der auch nicht lange auf sich warten lässt. Von Steuerbord her kommt ein anderer Traditionssegler direkt auf ELFRIEDE zu und mir wird von vorn signalisiert, nun den Kurs entlang der Uferkante stromaufwärts zu ändern. Das andere Schiff ist inzwischen neben uns und von der FRIEDA grüßen ihr Skipper nebst Mannschaft zu uns herüber. Man kennt sich eben von vielen anderen Treffen dieser Art, zumindest die Schiffsführer und Mannschaftsmitglieder, die schon einige Zeit dazugehören. Letztere sind auf ELFRIEDE eher die Ausnahme: das Schiff dient als Ausbildungsschiff nach der Methode "Learning by doing", wobei die nötigen Handgriffe ohne Druck solange geübt werden, bis sie eines Tages sitzen. Zu den Ausnahmen gehören Jochen und Peter, die als versierter Maschinist und ebenso routinierter Bordelektriker ein Gefühl von technischer Sicherheit verbreiten. Unter Maschine fahren wir gemächlich entlang der Containerterminals, der Werftdocks und der Musicaltheater in Richtung Elbbrücken. Unterdessen setzten wir in aller Ruhe die Segel, um zur bald beginnenden Parade im korrekten Dresscode zu erscheinen, und gehen auf Höhe des Cruise Centers ans Nordufer, wo uns von der Terrasse vor dem Unilever-Haus aus die ersten Sehleute mit ihre Kameras ablichten.

Mit anderen Traditionsschiffen reihen wir uns im Hansahafen in zweiter Reihe hinter den Finkenwerder Hochseekuttern LANDRATH KÜSTER und FREIHERR VON MALTZAHN, um gegen 13.30 Uhr unter Führung des ältesten teilnehmenden Schiffes CATARINA, einem 1889 gebauten Fisch-Ewer, mit dem schon erwähnten denkmalgeschützten Ewer FRIEDA im vorderen Pulk vorbei an der Elbphilharmonie und der Wasserfront mit Überseebrücke, Landungsbrücken, Fischmarkt, Dockland und Museumshafen bis nach Blankenese zu segeln. Auch wenn an der maritimen Flaniermeile nicht wie bei Hafengeburtstag und bei den Cruise Days Imbissbuden und Karussells aufgebaut sind, stehen auf den Pontons doch genügend Zuschauer, die den Blick für das Besondere zu schätzen wissen. Nicht weniger als 45 offiziell gemeldete Oldtimer sowie einige Überraschungsgäste unter den historischen Schiffen lassen es sich nicht nehmen, die Besucher mit vollem Segelkleid oder Dampf sowie akustisch mit dem Tuckern der Dieselmotoren und Dampfmaschinen und dem Salut ihrer mehr oder weniger lauten Signalhörner zu beeindrucken.

Zu den größeren Teilnehmern der Traditionsparade gehören das Feuerschiff ELBE 3, die unter anderen für Repräsentationszwecke des Hamburger Senats gebaute SCHAARHÖRN und der Lotsenschoner NO. 5 ELBE. Und dazwischen tummeln sich knuffige Festmacherboote, Dampfbarkassen, ehemalige Zoll- und Feuerlöschboote, ein Rettungsboot der CAP SAN DIEGO und als besonderer Blickfang die als Gaffelkutter geriggte 12-Meter-Yacht HETI. Irgendwann hinter den Landungsbrücken verflüchtigt sich die offiziell geplante 3500 Meter lange und 60 Meter breite Paradeformation und das eine oder andere Schiff wagt ein Überholmanöver.

Bei Hochwasser geht es gegen den Strom zurück, vorbei am Mühlenberger Loch, wo gelegentlich Seehunde auf dem Schlick liegen, und den Airbus-Hallen, als vor Nordost her die Landescheinwerfer einer Beluga-Transportmaschine gesichtet werden. Als wir kurz vor dem Aufsetzen auf der Landepiste in niedriger Höhe überflogen werden, bringen die Turbulenzen unsere ELFRIEDE zum Schaukeln.
Bei sonnigem Wetter und einer leichten Brise lassen sich die Crews ihre selbstgebackenen Kuchen und mitgebrachten Stullen schmecken, während ELFRIEDE auf dem Wasser ohne Stromversorgung auskommen muss und irgendwann die Thermoskannen keinen Kaffee mehr hergeben. Die Segel werden erst kurz vor dem Einlaufen geborgen. Nachdem ELFRIEDE wieder zwischen den Pfählen festliegt, wird der gelungene Tag mit einem gemeinsamen Anlegebier mit einem synchronem Plopp beendet.
Die Crew der ELFRIEDE freut sich immer auf neugierige Mitsegler und Gäste sind nach Verfügbarkeit freier Plätze (es sind maximal 12 Teilnehmer zugelassen) herzlich willkommen. Einfach über Facebook eine Persönliche Nachricht an Train Man senden, die dann weitergeleitet wird.
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Buchtipps:
Traditionssegler
Handbuch für Decksleute auf Traditionsseglern
Nützliche Links:
Ewer Elfriede
Museumshafen Oevelgönne
Altonaer Museum
Das sollte man dabei haben:
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Kostenloses Sightseeing in Berlin mit Call-a-Bike

Vom 29. August bis zum 22. November kann man in Berlin nach dem Vorbild der Hamburger Stadtrad-Leihräder kostenlos biken. Das hat sich die Bahn einfallen lassen, weil in dieser Zeit an der Berliner Stadtbahn zwischen den Bahnhöfen Zoologischer Garten und Alexanderplatz Bauarbeiten stattfinden. Aus diesem Grund können Bahnhof Zoo und Ostbahnhof zum Beispiel vom IRE Berlin-Brandenburg vorübergehend nicht bedient werden. Als Ersatz können Reisende nach Ostbahnhof ab Berlin-Hauptbahnhof die S-Bahn benutzen, was bei Mitnahme von größerem Gepäck und/oder kleineren Kindern auch sinnvoll ist.
Viel schöner aber ist die Alternative für Tagesbesucher mit oder ohne kleinen Rucksack, ab Hauptbahnhof die schicken Leihräder der DB-Tochter Call-a-Bike zu benutzen. Die sind nämlich so oft man möchte für maximal 30 Minuten kostenlos. Im Klartext: wer sein Rad innerhalb von 30 Minuten wieder an einer Station anschließt und damit die Miete beendet, kann sofort oder nach einer Pause mit einem anderen Rad weitere 30 Minuten fahren. Um die Räder zu nutzen, benötigt man noch nicht einmal eine Bahnfahrkarte. Man muss sich nur einmalig anmelden.
Für die Anmeldung empfehle ich das in Hamburg etablierte Leihsystem 'StadtRAD Hamburg', das mit ähnlichen Rädern im Auftrag der Stadt ebenfalls von der Bahntochter betrieben wird, oder StadtRAD Lüneburg. In Hamburg fällt nur einmalig eine Registrierungsgebühr von 5 Euro an und in Lüneburg ist die Registrierung sogar kostenlos, während bei ‘Call-a-Bike’ im Basistarif eine wiederkehrende Jahresgebühr von 3 Euro erhoben wird. Für die Registrierung sollte man seine EC- oder Kreditkarte parat haben, und zusätzlich falls vorhanden auch die HVV-Abokarte oder eine Bahncard. Dann werden eventuell anfallende Minutengebühren bei Überschreitung der 30 Minuten etwas günstiger. Empfehlenswert ist bei Registrierung über StadtRAD Hamburg oder StadtRAD Lüneburg auch ein codierter Schlüsselanhänger für einmalig 9 Euro, den man am Radterminal nur an das markierte Feld hält und dann automatisch einloggt. Das funktioniert nicht nur in Hamburg und Lüneburg, sondern auch in Berlin.
Anschließend tippt man nur noch auf das Menüfeld "Rad leihen", wählt dann ein oder zwei verfügbare Radnummern aus, tippt auf "Fertig" und "Ausloggen". Dann geht man zu den ausgewählten Rädern und hält die Handspitze auf das gläserne Display unter der Klappe des nummerierten Radschlosses am Hinterrad, bis es hörbar klickt. Danach kann man die Verriegelungsstange an der rechten Hinterradseite aus dem Schloss ziehen und vor Fahrtbeginn in eine Halterung schieben. Ein Blick auf die Armbanduhr und schon kann es losgehen.
Nachdem ich einige Wochen vorher schon die Route vom Bahnhof Zoo durch den Tiergarten, vorbei an der Siegessäule, dem Schloss Bellevue und dem Kanzleramt entlang der Spree zum Hauptbahnhof getestet hatte und auch mit einigen Fotopausen knapp unter 30 Minuten geblieben war, mache ich mich diesmal vom Hauptbahnhof in südöstliche Richtung auf. Die Umstellung von den knallroten Stadträdern in Hamburg auf die creme-weißen Call-a-Bikes mit dünnen roten Zierstreifen im ICE-Look in Berlin ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Man muss an einigen Bahnhöfen schon eine Weile nach der Radstation Ausschau halten, vor allem wenn rundherum massenhaft private Räder abgestellt sind. Am Berliner Hauptbahnhof findet man die Call-a-Bikes, wenn man durch den Ausgang Washingtonplatz in Richtung Steigenberger-Hotel geht.

Ich sichere meinen Rucksack auf dem aus einem geschwungenen Blech geformten Gepäckträger, indem ich die Expandergurte möglichst tief an der Seite durch die Schlaufen des Rucksacks ziehe und die Karabiner in den Löchern der Gepäckträgerplatte einhake. Über den Washingtonplatz radele ich ans Spreeufer und halte mich links bis zur Kronprinzenbrücke, über die ich zum Paul-Löbe-Haus gelange, in dem die Abgeordneten des Bundestags ihre Büros haben. Über die Auffahrt vor dem Haupteingang passiere ich diverse Dienstlimousinen, an denen sich die Chauffeure zu schaffen machen. Rechterhand hinter einer Rasenfläche befindet sich in Fluchtlinie zum Abgeordnetenhaus das Bundeskanzleramt. Gleich an der nächsten Ecke öffnet sich der Blick auf das Reichstagsgebäude. Um nicht mit der Warteschlange der Besucher zu kollidieren, lasse ich das Parlamentsgebäude rechts liegen und biege an der am Vormittag schon stark mit Ausflugsschiffen befahrenen Spree auf das Reichstagsufer ab. Auf Höhe des ARD-Hauptstadtstudios entdecke ich auf der anderen Uferseite einen 24-Stunden-Anleger für Sportboote, gefolgt von der Bahnbrücke, die in den Bahnhof Friedrichstraße mündet, wo sich bereits eine Call-a-Bike-Station befindet. Hinter der Brücke erinnert rechts der Tränenpalast an Abschiedsszenen und die lästige Abfertigung der Besucher Ostberlins bei der Ein- und Ausreise in die Hauptstadt der DDR. Heute beherbergt die Halle eine interessante Ausstellung, deren Besuch kostenlos ist. Gegenüber reihen sich am Ufer die Biergärten der dahinterliegenden Lokale und am Ende der Gebäudereihe steht das Berliner Ensemble, in dem früher Bertold Brecht Regie führte.

Weiter geht es am Ufer über den Weidendamm und den Kupfergraben bis zur Museumsinsel, an deren Spitze Bode-Museum steht. Vorbei an der Baustelle des Pergamon-Museums schwenke ich an der nächsten Brücke in die Bodestraße und fahre zwischen dem Neuen und dem Alten Museum ein Stück geradeaus, um dem Verkehr auf dem Boulevard Unter den Linden auszuweichen. Eine markante Litfaßsäule auf dem Litfaß-Platz zur Linken erinnert hier an den Berliner Erfinder der Plakatsäulen, und so hat sich hier denn auch eine bekannte Werbeagentur mit ihrem Hauptstadtbüro niedergelassen. Hinter der Stadtbahnlinie, die hier einen Bogen macht, biege ich nach rechts ab und steuere direkt auf den Bahnhof Alexanderplatz zu. Nachdem ich die Karl-Liebknecht-Straße überquert habe, wie hier die Verlängerung von Unter den Linden heißt, entdecke ich zwischen der Galeria Kaufhof und dem Bahnhof die Fahrradstation. Noch zwei Minuten habe ich Zeit, um mein Rad wieder anzuschließen und dann erstmal auf dem Alexanderplatz eine Pause einzulegen.

In Blickweite zum Brunnen der Völkerfreundschaft heizt eine Gruppe mit Straßenmusikanten ihr Publikum mit kalifornischen Ohrwürmern ein. Ich sehe dem bunten Treiben eine Weile zu und entdecke ein Stück weiter vor einem Elektronikmarkt mehrere an einem roten Schirm erkennbare Verkäufer, die auf einer Art Bauchladen Currywürste mit der Grillzange drehen und für 1,50 Euro schnell Abnehmer finden. Eine originelle Geschäftsidee, von der ich vor längerem gelesen und die ich nun selbst einmal erlebt habe. Ich schieße einige Fotos und gehe vorbei an der Weltzeituhr zurück zur Fahrradstation. Zeit für die nächste 30-Minuten-Tour, aber vorher muss ich einem Passanten noch die Funktionsweise des Radverleihs erklären.

An dem markanten Gebäude mit der terrakottafarbenen Fassade biege ich nach rechts auf die breit ausgebaute Grunerstraße ab und habe wenig später das Nikolaiviertel zu meiner Rechten. Ich überquere die Brücke vor den Mühlendammschleuse und halte mich an der nächsten Kreuzung links auf die Fischerinsel zu. Am Geländer der Roßbrücke über den Spreekanal entdecke ich eine Tafel, die an die Märzrevolution erinnert, als hier am 18. März 1848 Barrikaden errichtet wurden und der Student Hermann von Holzendorf von Soldaten umgebracht wurde. Ein Stück weiter rechts lässt ein Heinrich-Heine-Forum auf ein Literaturzentrum hoffen, aber hinter der durchaus vielversprechenden Fassade residiert lediglich eine bekannte Discounterkette mit vier Buchstaben, deren Märkte sich sonst eher in einem einheitlichen Look präsentieren. Der Name des Einkaufszentrums bezieht sich demnach wohl auf den Heinrich-Heine-Platz davor. An den Block schließt sich ein Bassin mit dem Namen Engelbecken an. Hinter der gegenüberliegenden Michaelkirche biege ich links ab und gelange auf der Michaelstraße wieder zu einer Spreebrücke, die ihrerseits von den Gleisen der Stadtbahn überragt wird. Ich folge den Gleisen nach rechts in Richtung Ostbahnhof, dessen Glasdach schon deutlich zu erkennen ist. An der Ecke der Straße der Pariser Kommune überquere ich die Straße und fahre die Eingangsfront der Bahnhofshalle ab. Hinter dem Intercity-Hotel finde ich am Rande eines Parkplatzes etwas versteckt die Fahrradstation gerade noch rechtzeitig vor Ablauf der kostenlosen Mietdauer.

Bei der Rückgabe der Räder sollte man darauf achten, die Radmuttern des Vorderrades in die Führungsnuten des im Boden verankerten Fahrradständers hineinzuschieben, bevor man die Schlosstange durch die Speichen ins Schloss schiebt. Aber Achtung: die Mietdauer ist erst dann beendet, wenn auch der Druckknopf an der Hinterseite des elektronischen Fahrradschlosses eingerastet wurde und die Uhrzeit per Funk an das Terminal weitergeleitet wurde.
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Berlin Hbf: Lehrter Straße (5)

Überreste eines einstigen Mustergefängnisses
Wer im Berliner Hauptbahnhof aus dem Zug steigt und durch die riesige Glasfront des Eingangsportals den Blick über den Europaplatz leicht nach links schweifen lässt, entdeckt hinter einer Mauer Baumkronen, die auf einen nahegelegenen Park zum Entspannen hindeuten. Es handelt sich hierbei um den Geschichtspark Moabit, und wer sich diese Anlage zum Beispiel auf Google Maps von oben anschaut, entdeckt unschwer die sternförmigen Umrisse von Fundamenten, die auf ein früheres Gefängnis hindeuten, wie man es in dieser Form heute zum Beispiel noch in Hamburg-Fuhlsbüttel in Betrieb findet.
Als Hohenzollernkönig Friedrich Wilhelm IV. hier im Jahre 1840 nach dem Vorbild einer britischen Haftanstalt das "Preußische Mustergefängnis Moabit" an der Lehrter Straße errichten ließ, stand der Gedanke im Mittelpunkt, die Insassen vom negativen Einfluss anderer Mitgefangener fernzuhalten. Zu diesem Zweck wurden die Straftäter in Einzelzellen untergebracht, in denen sie anders als bisher in Gemeinschaftsunterkünften eher "zur Besinnung finden" sollten. In diesem neuartigen Mustergefängnis in einem Stadtteil, dem es auch heute nicht an Gefängnissen mangelt, wurde das Isolationsprinzip angewendet und anders als heutzutage auch beim Hofgang praktiziert. Für den täglichen Gang im Freien wurden zwischen den Zellentrakten drei sogenannte Spazierhöfe angelegt, kreisrunde Flächen, unterteilt in je zwanzig "Kuchenstücke" von zehn Quadratmeter Fläche und umgeben von einer Mauer, sozusagen eine Einzelzelle ohne Dach darüber. Wie auch im Inneren durften sich die Gefangenen beim Hofgang nicht unterhalten. Die durch den besonderen Grundriss des Dreiecks im Vergleich zur noch kleineren Zelle empfundene Enge zehrte mitunter derart an den Nerven der Gefangenen, die dann in Ihrem Dreieck außer Kontrolle geraten zwischen den Mauern umhersprangen. Es heißt, dass diese Wutausbrüche den umgangssprachlichen Ausdruck "Im Dreieck springen" geprägt haben.

Einhundert Jahre nach Inbetriebnahme wurden unter den Nationalsozialisten in diesem Gefängnis, das während der Kriegsjahre von der Wehrmacht, der Polizei und der Gestapo genutzt wurde und in dem unter anderem Widerstandskämpfer einsaßen, vermutlich noch perfidere Methoden an den Häftlingen exerziert.
Unter den prominenten Inhaftierten waren die Widerstandskämpfer Albrecht Graf von Bernstorff, Hasso von Boehmer und Klaus Bonhoeffer, sowie der Schriftsteller Wolfgang Borchert (Draußen vor der Tür) und Friedrich Wilhelm Voigt, besser bekannt als der “Hauptmann von Köpenick”, der hier wegen Dokumentenfälschung zwölf Jahre einsaß.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gefängnis bis 1955 von den Alliierten benutzt, die dort auch Hinrichtungen durchführten. Ende der fünfziger Jahre wurden die Reste des im Krieg teilweise ausgebombten Komplexes beseitigt. Heute stehen von der ursprünglichen Anlage nur noch Teile der Mauer und drei heute noch bewohnte Beamtenhäuser. Auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof befindet sich eine hübsche Kleingartenanlage und auf dem heute parkartigen Gefängnisgelände wurde eine stilisiert nachempfundene Zelle errichtet.

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#Berlin Hauptbahnhof#moabit#lehrter straße#zellengefängnis#mustergefängnis#geschichte#weltkrieg#friedrich wilhelm iv
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Salzwedel: Das neue Kunsthaus setzt sich in Szene

Was Besucher ab Ende August 2015 in Salzwedel erwartet, lässt die neue Broschüre des Kunsthauses erahnen, das hier mit seinem roten Backsteingiebel hinter den Häusern der Neuperverstraße hochragt. Hier gibt es die Broschüre exklusiv als PDF-Download. Auch wenn hier hansestädtische Kulturtradition “nur” kontinuierlich weitergeführt wird, so ist das Kunsthaus dennoch ein Meilenstein mit einer Strahlkraft weit über die Altmark hinaus. Und wer das mit der Strahlkraft wörtlich nimmt und das Beleuchtungskonzept des Hauses unbesehen für gut befindet, darf gerne schon jetzt an dem von TOYOTA ausgeschriebenen Voting teilnehmen.
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Salzwedel: Entdeckungstour in einer kleinen Hansestadt

Genau in der Mitte zwischen Hamburg und Berlin
Kurz vor 7 Uhr starte ich mit dem IRE Berlin-Hamburg in entgegengesetzter Richtung nach Salzwedel. Die freundliche Dame von Tourismusbüro, der ich vor einigen Wochen anlässlich der Baumkuchenaktion am Bahnhof begegnet bin, hat mich eingeladen, bald wiederzukommen. Die Stadt hätte noch einiges mehr zu bieten als nur den Baumkuchen, für den sie berühmt ist. Direkt am Bahnhof erschließt sich das dem Besucher noch nicht – auf den dunkelblauen Ortsschildern unter der Bahnsteigüberdachung entdecke ich noch nicht einmal den Hinweis auf eine Hansestadt.
Nach kurzen Zwischenstopps in Hamburg-Harburg, Lüneburg und Uelzen rollt der Regionalexpress leicht verspätet um 8.30 Uhr in den Bahnhof Salzwedel ein. Die Treppe am Ende des Tunnels endet im Freien mit Blick auf das moderne Gebäude eines Energienetzunternehmens – das stattliche Bahnhofsgebäude links neben der Treppe, in seiner Substanz durchaus noch intakt, steht zum Verkauf. Ich stelle mir vor, wie hier Reisende durch die Halle streifen, sich im Reisezentrum eine Fahrkarte kaufen und sich anschließend die Wartezeit in der Bahnhofsbuchhandlung und bei einem Kaffee in der Bäckerei verkürzen. Heute findet man hier nur noch einen Fahrkartenschalter. Vielleicht hat demnächst ein neuer Käufer eine Idee, wie man diesem Backsteingebäude wieder Leben einhauchen kann.

Ich gehe zwischen den Bushaltestellen und einem Parkplatz auf einen Wasserturm zu, der heute als Wohnhaus und Werbefläche für eine bekannte Baumkuchenbäckerei dient. Unterwegs weckt die Infotafel eines Innovations- und Gründerzentrums mein Interesse und ich will wissen, an welchen innovativen Projekten hier gearbeitet wird. Im Windfang entdecke ich an den Klingelschildern keinerlei Hinweise und stelle mir die Frage, was an einem Inkassounternehmen innovativ ist. Einige Schritte weiter befindet sich – anders als in anderen Orten im Osten erfreulicherweise in zentraler Lage, aber dennoch in höflicher Distanz zum historischen Stadtkern - ein Discounter. Von der Bahnhofstraße biege ich nach links in die Straße Vor dem Lüchower Tor, die hinter der imposanten Katharinenkirche in die Breite Straße mündet. Hier fällt zuerst die markante gelbe Fachwerkfassade des Hotels zur Post auf. Es folgen Straßencafés, alte und neue Geschäfte aller Art und ein eher unauffälliges Kaufhaus. Die Breite Straße endet am ehemaligen Rathausplatz, der mit neu gestalteten Sitzbänken und Wasserspielen zu einer Pause einlädt. Rechterhand reckt sich der weiße Turm des ehemaligen Rathauses der Neustadt in die Höhe. Über eine Tür in der angrenzenden Touristeninformation in der Neuperverstraße gelangt man in das Treppenhaus des Turmes. Von oben hat man einen großartigen Rundumblick auf die Altstadt im Süden und die Neustadt im Norden mit den Dächern der stolzen Bürgenhäuser, den Stadttoren, Türmen und den aus der Blütezeit der Hanse stammenden Kirchen.

Mit einem Stadtplan und anderem Infomaterial im Gepäck begebe ich mich auf Streifzug, vorbei an der historischen Adler-Apotheke und über das Flüsschen Jeetze bis zur Burgstraße, in die ich links einbiege und einen Blick auf das ehemalige königlich-preußische Wollmagazin und den früheren Bürgermeisterhof werfe. Linkerhand folgen kurz darauf die ehemalige Bandweberei, die Gerichtslaube und die historische Löwenapotheke. Am ehemaligen Rathaus der Altstadt zweige ich nach links in die Altperverstraße ab. Eines der ersten Häuser beherbergt seit 1840 die Buchhandlung Weyhe. Eines der Fenster zieren Zettel mit Zitaten berühmter Zeitgenossen, die der Inhaberin anscheinend am Herzen liegen. Das Sortiment umfasst unter anderem Biographien berühmter Persönlichkeiten, Bildbände und Literatur über Salzwedel und die Altmark. Helga Weyhe begann ihre Laufbahn als Buchhändlerin im Jahre 1945 und übernahm das Geschäft von ihrem Vater Walter zwanzig Jahre später. Seitdem führt sie die Buchhandlung durch Höhen und Tiefen und kann sich heute nach genau 70 Jahren immer noch Deutschlands älteste aktive Buchhändlerin nennen – ein Titel, der ihr vor drei Jahren zu ihrem 90. Geburtstag zuteil wurde. Einmal im Jahr lädt die rüstige Dame prominente Autoren zu einer stets gut besuchten Lesung, darunter Heiner Geisler, Björn Engholm und Wibke Bruhns. Ihre Kundschaft findet sie nicht nur vor Ort in der Region, sondern auch in aller Welt bis hin nach Amerika und Australien. Während in einer Großbuchhandlung bestellte Bücher wohl erst über eine Liste im Computer lokalisiert werden müssen, kann sich Helga Weyhe die Bestellungen ihrer Kunden im Kopf merken. Als gerade ein junger Mann mit seinem Namen nach dem Verbleib eines Buches fragte, hatte Helga Weyhe sofort den Titel auf den Lippen und bat den Herrn um Geduld. Bisweilen landen bei Helga Weyhe im Selbstverlag erschienene Buchtitel im Kommission, doch längst nicht alle genügen ihrem kritischen Auge. Da wird schnell mal Titel ins Regal der Rubrik „Unverkäuflich“ befördert und bei nächster Gelegenheit zurückgegeben.

Ein ganzes Stück weiter, kurz vor dem Karlsturm, finde ich die Töpferei von Mario Bönicke. Mario Bönicke und seine Frau stammen aus Halle und haben sich kurz nach der Wende dem Leben auf dem Lande zugewandt. So sind sie in der Altmark gelandet, in der sich ähnlich wie im westlichen Wendland Aussteiger aus den Metropolen und eine Künstlerszene angesiedelt haben. Vor einigen Jahren kamen die beiden mit ihrer Töpferwerkstatt aus einem Nachbarort nach Salzwedel und profitieren von größeren Räumlichkeiten, in denen sie auch andere Künstler präsentieren. Mario Bönicke war gerade zu einem auswärtigen Töpferseminar verreist, und so führte mich seine Frau durch die Ausstellung. Frau Bönicke ist von Beruf Physiotherapeutin und hat zum Kneten einen etwas anderen Bezug als ihr Mann. Auf einer gemeinsamen Griechenlandreise begegneten die Bönickes einem Kollegen, der sie in eine spezielle Töpfertechnik einweihte. Seitdem wird hier der Salzwedeler Salzstreuer hergestellt und findet nicht nur bei Besuchern der Stadt guten Absatz. Der kugelförmige Salzstreuer verengt sich im Boden zu einem trichterförmigen kleinen Loch, durch welches das Salz eingefüllt und anschließend durch Schütteln gestreut wird. Meine Wahl fiel auf einen Streuer mit dem Motiv einer Hansekogge.

Auf dem Rückweg zur Altstadt entdecke ich in der Altperverstraße, die früher einmal die Hauptgeschäftsstraße war, noch einige interessante Adressen mehr wie etwa den schon weither an einem übergroßen Saxophon an der Fassade erkennbaren Hansa-Haus, in dem seit 1979 das Soziokulturelle Zentrum Hanseat mit dem gleichnamigen Club ein generationsübergreifendes Kulturangebot präsentiert.
Gegenüber in der Alten Münze betreibt die IHK neben ihrer Geschäftsstelle eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen, und im ASA-Haus des Arbeitskreises Salzwedeler Altstadt geht es um den Erhalt historischer Bauten und traditionellen Handwerks.

Zeit für einen Tapetenwechsel und innere Einkehr: einige Ecken weiter stoße ich auf die Marienkirche mit ihrer mächtigen Turmspitze, die ihre leichte Schieflage einer Sage zufolge dem Steinwurf eines wütenden Riesen zu verdanken hat. Im Inneren beeindrucken eine Furtwänglerorgel aus dem Jahr 1913 und ein Hochaltar. Einen Besuch wert ist auch die gleich nebenan gelegene ehemalige Propstei, in der sich heute das Johann-Friedrich-Danneil-Museum, das Einblicke in die Kultur und Lebensweise vergangener Jahrhunderte bietet.

Das Kultur in dieser vergleichsweise kleinen Hansestadt eine lange Tradition hat, spürt der Besucher an jeder Ecke, etwa wenn man den Bildungsverein Salzwedeler Urania, das Künstler- und Stipendiatenhaus und den Verein Kultur-Nische entdeckt. Ein ganz neues Projekt nimmt Ende August seinen regulären Betrieb auf. In der Neuperverstraße entsteht unweit des Touristenbüros in einem ehemaligen Mädchenlyceum das Kunsthaus Salzwedel. Achim Dehne, Mitinitiator und Vorstandsmitglied der dieses Projekt tragenden Stiftung, den ich gegen Ende meines Rundgangs zu einem Gespräch treffe, sieht die Handwerker und Ausstellungsmacher im Zeitplan und ist guter Dinge, dass der Festakt zu Eröffnung des Hauses am 27. August wie vorgesehen über die Bühne geht und dann ab September die Dauerausstellung „Broken Brushes“ des aus Houston stammenden Leihgebers Gus Kopriva mit bedeutenden Werken deutscher Künstler von der Öffentlichkeit bestaunt werden kann. Über den reinen Ausstellungsbetrieb hinaus sollen hier auch Nachwuchskünstler gefördert werden, Veranstaltungen stattfinden und neben einer anspruchsvollen Gastronomie eine Infrastruktur bereitgestellt werden, die den Bewohnern und Gästen der Stadt mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen den Besuch des Hauses so angenehm wie möglich machen sollen.
Durch das Steintor gelange ich zurück zur Breiten Straße, an der sich ein wenig weiter in Richtung Bahnhof links der ehemalige Hansehof und gegenüber rechts die im Grünen gelegene Katharinenkirche befinden.

Fazit: In ziemlich genau zehn Stunden zwischen Ankunft und Abfahrt der IRE-Züge habe ich von der Hansestadt eine Menge gesehen und erlebt, einschließlich einiger interessanter Begegnungen. Das hier nicht näher erwähnte, aber durchaus vorhandene und vielfältige Übernachtungsangebot sollte die Entscheidung leicht machen, die Eindrücke während eines ausgedehnten Wochenendaufenthalts ein wenig intensiver auf sich wirken zu lassen.
Lesetipps:
- Die Altmark
- Augenblicke lebenslang - Lebensgeschichten aus der Altmark
- Geschichte der Altmark
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#salzwedel#marienkirche#katharinenkirche#buchhandlung weyhe#salzstreuer#altperverstraße#neuperverstraße#altmark#hansestadt
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Hamburg Hbf: altonale-Hafenfest im Museumshafen Oevelgönne

Die altonale ist Hamburgs größtes nicht kommerzielles Stadtteilfest mit einem hohen kulturellen Anspruch. Erstmals offiziell dabei war der an der Elbe gelegene Museumshafen Oevelgönne mit einem Hafenfest auf seinem Ponton und an Land. Als Thema hatten sich die Initiatoren mit Fisch in allen Variationen befasst und dazu einiges auf die Beine gestellt. Und wenn schon in den IRE-Zügen zwischen Berlin und Hamburg mit Plakaten dafür geworben wird, sollte sich ein Besuch wohl lohnen.
Für mich als Fischliebhaber, dem bei seinen Erkundungstouren mit der Bahn in der Berliner Region eher Hecht und Zander aus der Havel über den Gaumen gleiten, ist diese Veranstaltung ein Muss. Kurz nach 10 Uhr rollt der IRE 18098 von Berlin kommend in den Hamburger Hauptbahnhof ein. Mit einer S-Bahn in Richtung Altona (S1/2/3, zu erreichen über die Treppen außerhalb der Bahnhofshalle) und einem 9-Uhr-Tagesticket des HVV für 6 Euro geht es drei Stationen weiter bis zu den Landungsbrücken. Dort verlasse ich die Station über die Fußgängerbrücke und sehe schon den Hafen vor mir. Gleich links liegt das Segelschiff "Rickmer Rickmers" vertäut, gegenüber liegen die beiden Musicaltheater, in denen "Das Wunder von Bern" und "König der Löwen" laufen, und ein Stück weiter rechts die Schiffswerft Blohm + Voss mit ihren großen Docks. In gehe über die rechte Treppe in Richtung des Landungsbrücken-Gebäudes und drehe gleich nach links ab, um auf den Fährponton zu gelangen. Dort wartet bereits die Hadag-Fähre der Linie 62, die von hier in Richtung Finkenwerder fährt und deren Nutzung im HVV-Tagesticket enthalten ist.

Die Sonne scheint, es herrscht eine leichte Brise, und so steige ich gleich neben der Gangway die Treppe hinauf zum Oberdeck. Von hier hat man eine atemberaubende Aussicht auf die Hafenkulisse und die Hoteltürme auf einer Anhöhe hinter den Landungsbrücken. Vorbei an einigen Beachclubs und einem russischen U-Boot, das besichtigt werden kann, geht es weiter zur Anlegestelle am berühmten Fischmarkt, der erst einen knappen Tag später ab etwa 5 Uhr früh hier stattfindet. Von der Anlegerbrücke führt der Weg direkt auf die restaurierte Fischauktionshalle, in der Events stattfinden.
Die Fähre bleibt auf der rechten Elbseite und nimmt nun Kurs auf das Cruise Center Altona und gleich dahinter das futuristische Dockland-Gebäude, dessen Dach man tagsüber über eine breite Freitreppe betreten und von oben einen tollen Blick auf den Hafen genießen kann. Vor dem Kreuzfahrtterminal liegt gerade ein nagelneues Schiff der AIDA-Flotte fest.

Vorbei an den ehemaligen Kühlhäusern des früheren Altonaer Fischereihafens und den neuen Apartmentblocks am Wasser mit den davor gelegenen Liegeplätzen der Schlepperflotte steuern wird auf ein wuchtiges Gebäude mit Glaskuppel auf dem Dach zu, in dem betuchte Senioren residieren. Gleich daneben taucht hinter dem Dampfeisbrecher "Stettin" der Fährponton Neumühlen/Museumshafen Oevelgönne auf. Die Fähre macht vor dem historischen Wartehäuschen "Döns" fest, die Gangway klappt begleitet von einem Warnsignal herunter und zahlreiche Fahrgäste verlassen hier das Schiff, um an den nahegelegenen Strand zu gehen oder heute das Hafenfest zu besuchen, das sich dem Thema Fisch verschrieben hat.

Ich bahne mir den Weg durch die wartenden Fährpassagiere hindurch auf den Ponton. Vor mir liegen an dessen Innenkante wie an einer Perlenschnur von Mitgliedern des Museumshafens restaurierte Eisen- und Holzschiffe, darunter das Feuerschiff "Elbe 3", der Ewer "Elfriede" und der Fischkutter "Silvia von Heiligenhafen", an dessen Mast ein Schild dafür wirbt, dass man hier Kutterbier bekommen kann. Später gern.

Weiter geht es über die Brücke an Land, um aus erhöhter Lage einen besseren Überblick zu bekommen. Auf der Verkehrsinsel inmitten der Straßenkehre fällt mir eine Station mit roten Leihrädern von StadtRad Hamburg auf. Das wäre sicher eine Option, wenn ich mich schon am Nachmittag auf den Heimweg begeben würde. Aber mal sehen, was der Tag noch zu bieten hat.

Auf dem Parkplatz des Museumshafens haben sich Flohmarkthändler und Kunsthandwerker mit allerlei maritimen Souvenirs aufgebaut. Von hier habe ich einen guten Blick auf den Hafen: vorn an den Dalben einige Festmacherboote, dahinter am Ponton hier beheimatete Dampfboote und ein Kutter von der Stör, dessen Besatzung noch aktiv auf Fischfang geht und der heute hier zu Gast ist. Den Kutter will ich mir als erstes näher ansehen und gehe zurück auf den heute gut besuchten Ponton, vorbei an dem Gastronomieschiff "Bergedorf" und einer Fischbrötchenbude. Hinter einem nett dekorierten Souvenirlädchen stoße ich auf den Stand des Fisch-Informationszentrums, der hier wie auf einem echten Fischmarkt allerlei Prachtexemplare in mit Eis gefüllten Fischkisten präsentiert, darunter Dorsch, Barsch, Red Snapper, Lachs und Schellfisch sowie Krebstiere aller Art. Ein besonderer Blickfang für die staunenden Kinder sind die Tintenfische in unterschiedlichen Größen, darunter ein stattlicher Oktopus mit seinen langen, kräftigen Fangarmen. Für die Eltern zum Mitnehmen gibt es Broschüren und Flyer mit eindrucksvollen Bildern und Wissenswertem über Fisch und originelle Rezeptideen wie "Fisch & Tee", Fisch & Nudeln", "Fisch & Honig", aber auch Denkanstöße für einen nachhaltigen Einkauf.

Einige Meter weiter stoße ich auf den Fischkutter "Luise" und werde begrüßt von Rita und Eberhard Rübcke, die hier inmitten ihrer Reusen und Netze für Fragen zur Verfügung stehen. Sie werden unterstützt von einem Kollegen, der sich auf "Drög Fisch", an der Luft getrockneten Fisch spezialisiert und einige Exemplare an der Wäscheleine hängen hat. Die Besucher, die sich die Szenerie von Liegestühlen auf dem Ponton aus ansehen, müssen sich bei dem geschäftigen Treiben und strahlender Sonne heute vorkommen wie auf dem Fischmarkt von Marseille, während hinter ihnen zahlreiche Kinder mit ihren "fischigen" Kreationen zum Gelingen eines Aquariumgemäldes beitragen. Fischiges in anderer Form präsentieren unter den Zelten zahlreiche Künstler und das Cuxhavener Museum "Windstärke 10", dessen Experten Hilfestellung bei den ersten Versuchen im Netze knüpfen geben. Auf dem Dampfboot “Tiger” wetteifern Damen der Crew beim Fischhäkeln, und nNeben dem Infostand des Museumshafens hat die treibende Kraft hinter diesem Event, Kathi Petras, ihre eigenen Fischkunstwerke aus selbst gesammeltem Treibholz ausgestellt.

Gleich nebenan versuchen sich generationenübergreifend andere Besucher des Hafenfestes unter Anleitung von Sabine Roever mehr oder weniger erfolgreich im Krabben pulen. Wer davon nicht satt geworden ist, hat auf der anderen Pontonseite auf dem Schwimmkran "Karl Friedrich Steen" die Qual der Wahl. Hier gibt es auf unterschiedlichste Art garnierte Fischfrikadellen, dazu Wein, Bier und Softdrinks und von einem der begehrten Sitzplätze in Bordwandnähe einen grandiosen Ausblick auf den gegenüberliegenden Containerhafen und den belebten Schiffsverkehr auf der Elbe.

Auf dem Ewer "Elfriede" drängeln sich um die Mittagszeit zahlreiche Besucher, um Geschichten und Gedichten von der Seefahrt von Joachim Ringelnatz zu lauschen, während sich unter Deck im schummerigen Licht des Laderaums bisweilen gehörig Seegang bemerkbar macht und vorsorglich einige Eimer herumstehen, die zum Glück nicht zum Einsatz kommen.
Am frühen Abend heizt auf dem geräumigen Deck des Schwimmkrans das Trio "Hafennacht e.V" mit einem Livekonzert und Liedern vom Wasser die gute Stimmung weiter an.

Zum Abschluss des Abends klettern Anhänger der maritimen Kleinkunst über einen steilen Niedergang in den Maschinenraum des Schwimmkrans. Hier hat sich der Schauspieler Ben Kropp inmitten der Motoren und Anzeigeinstrumente mit seinem Akkordeon eingefunden und Zettel mit Liedertexten zum Mitsingen verteilt. In einer guten Stunde präsentiert er dem Publikum Geschichten vom Fisch aus verschiedenen beim Ankerherz-Verlag erschienenen Büchern und greift zwischendurch immer wieder zum Schifferklavier, während seine mit Bier und Wein versorgten Zuhörer in der Enge dieses besonderen Veranstaltungsraumes kräftig mitsingen.

Der letzte IRE in Richtung Berlin ist gegen 16 Uhr längst abgefahren und so bleibt mir nur, den Zug am nächsten Morgen abzuwarten. Das sollte in Hamburg kein Problem sein, und spätestens ab 5 Uhr früh wartet eine Meile weiter der sonntägliche Fischmarkt mit einem zünftigen Seemannsfrühstück. Das Tagesticket für Bahnen, Busse und Fähre ist um 3 Uhr nachts ungültig geworden, aber am Rande des Fischmarktes entdecke ich ein weiteres StadtRad-Terminal und fahre die letzten Kilometer mit einem schicken roten Leihrad zum Bahnhof.
Nützliche Infos:
- Museumshafen Oevelgönne
-altonale
- Fisch-Informationszentrum
- StadtRad Hamburg
- HVV Hamburger Verkehrsverbund
Literaturtipps:
- Captain Phil Harris
- Hier spricht der Kapitän
- Wellenbrecher
- Ringelnatz: Schöne Nixen knicksen
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Berlin: Mit dem Hausboot rund um die Mitte

Pfingsten steht die Erkundung von Berlins Mitte vom Wasser aus auf dem Programm. Für dieses Vorhaben bieten sich zahlreiche Möglichkeiten an, passiv als Passagier eines der unzähligen Rundfahrtenschiffe, oder aktiv mit einem Kanu, Kajak oder Ruderboot. Wir entscheiden uns für einen Kompromiss und wählen ein komfortables Hausboot, bei dem wir selbst Kapitän spielen dürfen. Motorisierte Hausboote gibt es in und rund um Berlin in zahlreichen Varianten, vom spartanisch ausgestatteten Robinson-Floss mit Außenborder, Hängematte und Petroleumkocher bis hin zum komfortablen und weitgehend barrierefreien mobilen Ferienhaus auf dem Wasser, deren tragende Unterbauten auf einer mehr oder weniger identischen Katamaran-Plattform basieren. Wir entscheiden uns für die klassische Variante mit einem richtigen Schiffsrumpf und Propeller hintendran. Von so ziemlich allen Typen gibt es führerscheinfreie Versionen mit maximal 15 PS Motorleistung. Man bekommt vom Vermieter eine Einweisung und schon kann es losgehen.
Besitzer eines Sportbootführerscheins haben eine größere Auswahl an Bootstypen und dürfen Gefährte bis maximal 15 Meter Länge führen, mit maximal 12 Personen an Bord. Unser Boot ist eine 10 Meter lange Vetus 1000, die wir in der Basis von Kuhnle-Tours am Zeuthener See südöstlich von Berlin übernehmen. Zeuthen erreicht man zum Beispiel von Berlin Hbf oder Berlin Südkreuz bequem mit der S-Bahn in Richtung Königs Wusterhausen. Vom Bahnhof geht man durch die kleine Fußgängerzone acht Minuten geradeaus bis zum Rathaus, dann nach rechts und nach 100 Metern findet man die blaue Kuhnle-Flagge auf der linken Seite.

Anders als auf der Aquino mit Joystick-Steuerung, die wir zum Beginn der Bootssaison testen konnten, verfügt die Vetus neben dem Hauptantrieb im Heck "nur" über ein Querstrahlruder im Bug, das vom Fahrstand aus mit zwei Drucktasten bedient wird und beim An- und Ablegen sowie beim Schleusen als Manövrierhilfe dient. Also nehmen wir wie üblich das zum Boot gehörende Landstromkabel und die Festmacherleinen an Bord, drehen das Steuerrad, so dass die Ruderlagenanzeige in Geradeausrichtung steht, legen den Fahrhebel ein wenig nach vorn, bis sich das Boot zwischen den Pfählen in Bewegung setzt. Wir lassen das Boot im Leerlauf ein wenig treiben, und sobald das Heck zwischen den Pfählen durch ist, drücken wir die rechte Taste des Bugstrahlruders, um das Boot in Richtung See zu drehen. Über den hier knapp einem Kilometer breiten Zeuthener See tuckern wir in der Mittagssonne nach Norden und halten am Ende des Sees auf die Straßenbrücke zu, die wir zwischen den beiden weißen Markierungen passieren.

Dahinter müssen wir laut Karte 59 des Törnatlas scharf nach Nordwest steuern, um dann an der vor uns liegenden Fähre vorbei auf der Dahme weiterzufahren. Am linken Ufer reihen sich hier die Yachtclubs aneinander. Querab des Örtchens Karolinenhof lassen wir eine kleine Insel links liegen und stoßen nach weiteren zwei Kilometern auf die Olympia-Regattastrecke Grünau, wo 1936 die Ruder- und Kajakregatten stattfanden. Hinter dem Zieleinlauf lassen wir eine weitere Autofähre vorbei, um dann vorbei an der östlichen Einfahrt zum Teltowkanal auf Köpenick zuzusteuern.

Dort wo die Dahme hinter dem Köpenicker Hafen in die Spree mündet, zweigt das Fahrwasser nach Osten ab und führt nach vier Kilometern in den Großen Müggelsee. Wir wollen nach Berlin und steuern auf der Spree nach Westen, um kurz darauf bei einem Discounter mit eigenem Bootsanleger festzumachen und Proviant einzukaufen. Weiter geht die Reise zwischen die Ortsteilen Oberschönweide und Niederschönweide hindurch auf dem hier Treptower Spree genannten Abschnitt zum Rummelsburger See, vor dem wir jedoch nach Backbord drehen und an der Insel der Jugend vorbei auf der Berliner Spree weiter in Richtung Zentrum fahren. Vor uns liegen nun vor dem Turm einer Versicherung im Wasser stehend der dreigeteilte Molecule Man und die berühmte Oberbaumbrücke mit den beiden Türmen, die während der Trennung Berlins zwischen Kreuzberg im Westen und Friedrichshain im Osten lag. Aus einer bestimmten Perspektive erinnern die Köpfe des Molecule Man an Erich Honecker und Willy Brandt, wobei der eine dem anderen einen Bruderkuss verpasst. An beiden Ufern residieren heute zahlreiche Firmen, wobei sich am Friedrichshainer Ufer bekannte Medienfirmen niedergelassen haben. Hinter der Brücke befindet sich ein Rest der Berliner Mauer und hinter dieser die O2-Arena und der vom IRE Berlin-Hamburg angesteuerte Ostbahnhof.

Wir drehen vor der Brücke in den elf Kilometer langen Landwehrkanal und fahren gleich in die Oberschleuse, um uns anschließend vorbei am inzwischen berüchtigten Görlitzer Park vorbei zwischen Neukölln und Kreuzberg hindurch Berlin-Mitte zu nähern. Wir haben diese Route gewählt, weil der etwas eng geratene Landwehrkanal nur als Einbahnstraße von Ost nach West zu befahren ist. Hinter dem Technikmuseum überqueren wir laut Törnatlas einige U- und S-Bahnlinien, die nach Norden zum Potsdamer Platz führen. Unter zahlreichen Brücken hindurch schlängelt sich der Landwehrkanal südlich des Tiergartens zur Unterschleuse und führt dabei mitten durch den Zoologischen Garten, dessen Gehege sich auf beiden Seiten erstrecken. Direkt oberhalb der Schleuse lässt sich von einem Biergarten aus das Manövrieren der Boote und Ausflugsschiffe beobachten, und der Bahnhof Zoo ist von hier nur einige Schritte entfernt.
Hinter der Schleuse und der Bahnüberquerung liegen am rechten Ufer die Anlagen der Schiffbauversuchsanstalt, wo Rumpfmodelle geplanter Neubauten in Wasserbassins getestet und optimiert werden. Knappe zwei Kilometer weiter gelangen wir wieder auf die Spree, die wir vor der Oberbaumbrücke verlassen haben. Für eine Weiterfahrt flussaufwärts ist es zu spät - die Spree in einem Abschnitt des Regierungsviertels darf wegen Bauarbeiten tagsüber nur mit einem Funkgerät befahren werden und genau das haben wir nicht an Bord.
Wir fahren weiter nach Westen vorbei am Park des Charlottenburger Schlosses, wo gegenüber die Rundfahrtenschiffe über Nacht festliegen, und gelangen durch die Charlottenburger Schleuse auf die hier als Kanal ausgebaute Spree-Oder-Wasserstraße. Während links die Bahnlinie vom Hauptbahnhof nach Spandau an einer Kleingartenkolonie vorbeiführt, erinnern die Industriegebäude am rechten Ufer an bessere Zeiten der Siemensstadt. Kurz darauf mündet die Spree unweit der Spandauer Zitadelle in die Havel. Wir machen hier am für 24 Stunden kostenlosen Anleger Schiffbauerdamm oberhalb der Stresow-Brücke fest. Zeit für ein Abendessen mit einer Flasche Wein.

Am nächsten Vormittag wollen wir herausfinden, wie sich Berlin entlang der Bahnlinie anfühlt, über die man mit dem ICE oder IRE aus Richtung Hamburg kommend aus einer anderen Perspektive sicher kennt. Wegen einer baustellenbedingten Fahrtbeschränkung im Bereich des Regierungsviertels müssen wir uns beeilen, noch vor 10 Uhr die Lessingbrücke am Tiergarten zu erreichen. Wir starten am westlichen Ende der Spree-Oder-Wasserstraße (SOW), in entgegengesetzter Richtung vorbei an der Zitadelle und malerischen Kleingärten sowie einem Kraftwerk und den Industrieanlagen der Siemensstadt, während am rechten Ufer gelegentlich ein ICE vorbeirauscht. In der Charlottenburger Schleuse werden wir über Lautsprecher nochmal darauf hingewiesen werden, uns zu beeilen, und so geben die anderen mit uns durchgeschleusten Motorboote auf Höhe des Schlossparks ein wenig mehr Gas als eigentlich erlaubt ist, während bei unserer Vetus bei 8-9 km/h ohnehin nicht mehr herauszuholen ist und wir nicht in Versuchung geraten, geblitzt zu werden. Wir hoffen darauf, dass an einem Feiertagswochenende auf der Baustelle Ruhe herrscht und wir trotzdem durchgelassen werden. Während wir mit Blick auf die Uhr auf der sich hier im Bezirk Tiergarten entlang schlängelnden Spree langsam vorwärts kommen, genießen wir trotz der Eile den Blick auf die modernen Neubauten der Nachwendezeit. Wir erreichen die Lessingbrücke in der Nähe von Schloss Bellevue noch rechtzeitig, um vor der Sperrung das andere Ende des Baustellengebietes zu erreichen.

Kurz hinter der Abzweigung, an der wir gestern den Landwehrkanal verlassen haben, schlagen wir einen scharfen Bogen nach links vorbei am Charlottenburger Verbindungskanal und lassen auf den nächsten drei Kilometern Spree die 24-Stunden-Anleger Neues Ufer und Bundesratsufer an uns vorbeiziehen, die von imposanten Bauten mehr oder weniger berühmter Stararchitekten umgeben sind. Vom Bundesratsufer ist es nur einem Kilometer Gehweg zum Schloss Bellevue und einige hundert Meter mehr zur Siegessäule im Tiergarten. Wir tuckern an der eng mit Videokameras bestückten Mauer des Bundespräsidentensitzes vorbei, lassen auch die ehemalige Kongresshalle mit dem einer Auster nachgeformten Dach an unserer rechten Seite liegen und unterqueren die Brücke vom Kanzleramt, die auf der anderen Seite ins Leere zu laufen scheint und wie ein Dienstboteneingang wirkt. Zugleich mit dem Kanzleramt und der Schweizer Botschaft daneben taucht links der elegant wirkende Hauptbahnhof auf, dessen Architektur durch das danebenliegende Hotel ein wenig verhunzt wirkt. Wir fahren langsam im Kielwasser eines weißen Ausflugsschiffes vorbei am Paul-Löbe-Haus mit den Abgeordnetenbüros, da taucht dahinter auch schon das Reichstagsgebäude mit der gläsernen Kuppel und ein Stück weiter das Brandenburger Tor auf. Vorbei am ARD-Hauptstadtstudio erreichen wir den Anleger Schiffbauerdamm, oberhalb davon die Biergärten der dahinter aufgereihten Touristenlokale mit dem Theater 'Berliner Ensemble' am Ende, wo einst Bertold Brecht Regie führte. Hinter der Bahntrasse, die vom Hauptbahnhof kommend rechts in den ehemaligen Grenzbahnhof Friedrichstraße führt, erkennen wir das ehemalige Abfertigungsgebäude für die Einreise in die Hauptstadt der DDR, im Volksmund Tränenpalast genannt und heute ein Museum, dessen Besuch sich lohnt. Vor uns auf der Spitze der Museumsinsel signalisiert die Kuppel des Bode-Museums die Trennung des Fahrwassers. Der Spreekanal zur Rechten ist für den Schiffsverkehr gesperrt, und so halten wir uns links davon vorbei an den Beachclubs vor dem Hackeschen Markt. Rechts passieren wir die Baustelle des Pergamon-Museums und steuern auf die Brücke Unter den Linden zu, an deren rechter Seite der Berliner Dom hochragt und hinter der Brücke die Baustelle des neuen Stadtschlosses zu erkennen ist. Der Fernsehturm in einiger Entfernung genau gegenüber markiert das Areal rund um den Alexanderplatz. Kurz vor der Mühlendammschleuse passieren wir noch die Wasserfront des Nikolaiviertels.

Hinter der Schleuse drehen wir - nun nicht mehr ohne Zeitdruck - nach Steuerbord in den kleinen Hafen mit den historischen Schiffen. Parallel zur Schleuse an einem Ponton oder ein Stück weiter in den Spreekanal hinein bieten sich Liegeplätze für einen Zwischenstopp, um die Gegend rund um das Nikolaiviertel und den Alex zu erkunden. Wir fotografieren die alten Arbeitsschiffe und fahren weiter flussaufwärts zur Eastside Gallery, einem künstlerisch bearbeiteten 1,5 Kilometer langen Rest der Berliner Mauer mit dem Ostbahnhof dahinter. Leider sind die bekannteren Graffiti-Motive auf der anderen Mauerseite zu finden, weshalb es sich lohnt, hier einen Teil der Crew zu Fuß oder mit dem Fahrrad an Land zu lassen und hinter der Oberbaumbrücke wieder aufzusammeln. Dort lassen wir rechterhand die Oberschleuse liegen, durch die wir gestern in entgegengesetzter Richtung in den Landwehrkanal hineingefahren sind, und bewegen uns mit dem Pfingstverkehr auf dem Wasser zurück in Richtung Köpenick. Am Anleger hinter der Insel der Freundschaft finden wir für eine Kaffeepause den letzten freien Liegeplatz und beobachten das lebhafte Treiben im Biergarten einer großen Burger-Kette.

Der Zeitplan gestattet uns vor der Rückgabe des Bootes in Zeuthen noch einem Umweg über den Großen Müggelsee. So nehmen wir an der alten Köpenicker Brauerei den Weg über die Spree und gelangen bei Friedrichshagen in die vier Kilometer lange Fahrrinne des Sees, die Sportboote mit Verbrennungsmotor nicht verlassen dürfen. Außerhalb der Rinne dürfen sich nur Elektro-, Tret- und Segelboote bewegen. Nach Süden hin erhebt sich der 115,5 Meter hohe Müggelberg mit dem Sendemast auf seiner Spitze.

Durch die Fahrrinne gelangt unsere Vetus in eine Art kleines Delta der Müggelspree und kurz dahinter in ein Geflecht kleiner Kanäle ähnlich den Fließen, wie man sie im Spreewald findet. Bezeichnenderweise wird die Siedlung inmitten dieser Kanäle auch Neu Venedig genannt. Auch wenn unser Törnatlas die Nebenarme als befahrbar ausweist, ziehen wir es vor, auf dem Hauptarm der Müggelspree gemächlich weiterzuziehen, die Grundstücksbewohner nicht mit unserem vergleichsweise großen Boot in ihrer Ruhe zu stören und die Kanäle den Kanuten und Kajakfahrern zu überlassen.

Über den Gosener Kanal motoren wir nach Süden in den Seddinsee, wo einige Wasserskiboote gehörig Welle machen und unsere Vetus ein wenig ins Schaukeln gerät. Am Ende des Sees haben wir wieder die Brücke auf den Schmöckwitzer Werder vor uns, die wir am ersten Tag unseres Törns gleich nach dem Ablegen in Zeuthen passiert haben, aber noch lange keine Lust, das Boot zurückzugeben. Wir entschließen uns auf der Spree-Oder-Wasserstraße weiterzufahren und begegnen einer Kormoran von Kuhnle-Tours, deren Skipper auf diesem führerscheinpflichtigen Kanalabschnitt von einem Mitarbeiter der Basis begleitet wird.
Vor der Schleuse Wernstorf biegen wir nach Süden ab in den Krossinsee und passieren an der Engstelle das hübsche Landhaus der Akademie Berlin-Schmöckwitz. In einer Bucht werfen wir bei strahlendem Pfingstwetter Anker und genießen die Sonne. Über den sich anschließenden See Großer Zug stoßen wir vis-a-vis vom Seehotel wieder auf den Zeuthener See und beschließen die gelungene erweiterte Umrundung des Berliner Zentrums mit einem leckeren Abendessen an Deck.
Das sollte man dabei haben:
- Törnatlas Mecklenburgische und Märkische Gewässer (Karten der Wasserwege)
- Törnplaner Mecklenburgische und Märkische Gewässer (Tipps für Landgänge)
- Charterfibel - Hausbootwissen für Einsteiger
- USB-Stecker für Auto/Bord-Steckdose (für Smartphone, Tablets & Co.)
- 5-m-USB-Verlängerungskabel (für Smartphone, Tablets & Co.)
- Bootsschuhe Herren
- Bootsschuhe Damen
- Marine-Fernglas
- ActionCam
Interessante Downloads:
- DB Regio Streifzüge*
- DB Regio Streifzüge Kartenbeilage*
(*beides gibt es gedruckt auch an den DB Servicepunkten in der Region)
- Das kleine Knoten ABC
Kostenlose Apps:
- Bauhaus Nautic App (iOS) (Android)
- Open Sea Map (iOS) (Android)
- Quiz Maritim (iOS) (Android)
Hilfreiche Links:
- Öffentliche Sportbootliegestellen in Berlin
- Routenplaner der S-Bahn Berlin (Zieleingabe: 1) Zehdenick (Mark), 2) Berlin Hbf)
- Quick Maritim Verlag
Anbieter dieser Tour: Kuhnle-Tours
Infos zur Vetus 1000
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Berlin Ostbahnhof: Mit einem Hausboot zum Scharmützelsee

Einmal hin, einmal her, rund herum ist gar nicht schwer.
Nach einer ersten kuscheligen Nacht an Bord des Flaggschiffs Aquino in der im Südosten von Berlin gelegenen Kuhnle-Tours-Basis Zeuthen werden wir sanft von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Gegen 8 Uhr öffnet der Hafenmeister sein Büro, wir erledigen schnell die Formalitäten und erhalten dank eines vorhandenen Sportbootführerscheins für Binnengewässer nur eine schnelle Einweisung in die für uns neue Joystick-Steuertechnik. Ansonsten wäre eine etwa dreistündige, ausführliche und ebenso lehrreiche Einweisung für die Charterbescheinigung fällig gewesen, die nur für die jeweilige Mietdauer gilt.
In wenigen Minuten ist die erstmals auf einem Kuhnle-Charterboot installierte Joystick-Steuerung erklärt: Motor starten, grüne Taste drücken, um den Joystick zu aktivieren und schon kann es losgehen. Für die klassischen Fahrsituationen Voraus- und Rückwärtsfahrt legt man den Hebel nach vorn oder hinten, mal mehr, mal weniger, je nach gewünschter Geschwindigkeit. Bei normaler Vorausfahrt wird wie gewohnt mit dem Steuerrad Kurs gehalten. Zusätzlich beherrscht die Aquino noch das Fahren in Querrichtung, indem man den Joystick ausgehend von der mittleren Neutralstellung nach Backbord (links) oder Steuerbord (rechts) umgelegt, beispielsweise um das Boot in einer Schleuse sanft gegen die Mauer zu drücken. Die Krönung ist das Drehen des Bootes auf der Stelle. Hierfür wird der Kugelkopf in Neutralstellung des Joysticks leicht gegen den Uhrzeigersinn gedreht, oder eben in die andere Richtung, und prompt tanzt die Aquino auf dem Teller. Mit dieser Agilität könnte die Aquino glatt beim Hamburger Hafengeburtstag das Schlepperballett bereichern. In den Gewässern rund um Berlin hilft diese Funktion bestens beim Navigieren in engen Yachthäfen oder bei leichten Kurskorrekturen, zum Beispiel wenn man sich durch ein enges Schleusentor zwängt, ohne Pfähle und dergleichen zu touchieren. Hinter der ganzen Zauberei stecken zwei Querstrahlpropeller – einer vorn, einer im Heck, und eine ausgeklügelte Regelungstechnik zwischen Joystick und denselben.
Literaturtipp: Charterfibel - Hausbootwissen für Einsteiger

Raus aufs Wasser
Wegen ihrer großzügigen Breite von 3,90 Meter passt die Aquino gerade noch zwischen die Pfähle. Auf Anraten des Basisleiters Herrn Schanz holen wir die außenbords aufgehängten Fender, die beim Anlegen und in Schleusen als Rammschutz dienen, vor dem Ablegen auf die Innenseite der Bordwand, damit sie zwischen den Pfählen nicht gequetscht werden. Zündschlüssel ein wenig umdrehen, kurz vorglühen und dann weiter bis zum Anschlag - der Motor startet prompt und das an der Backbord-Außenwand knapp über der Wasserlinie austretende Kühlwasser signalisiert einen intakten Motorkreislauf. Das Landstromkabel und die Achterleinen werden an Bord genommen, und mit einem leichten Joystick-Push nach vorn zwängt sich der Bug zwischen den Pfählen durch. Mit einem leichten Lassodrehwurf werden nun auch die beiden Vorleinen von den Pfählen gelöst und verschwinden nach dem Einholen unter eigens dafür vorgesehenen Decksklappen. Noch ein leichter Schub nach vorn, und unser Boot befinden sich im freien Wasser. Vor dem Bug kommt jedoch der nächstgelegene Steg schnell bedrohlich nahe. Höchste Zeit, eine weitere Joystickfunktion einem Praxistest zu unterziehen. Das Drehen auf der Stelle gegen den Uhrzeigersinn, um den Bug ins Fahrwasser der Dahme zu schwenken, soll mit dem schwarzen Kugelkopf des Joysticks ausgelöst werden. Aber es tut sich nichts. Stattdessen treiben wir auf den Steg zu. Was ist da los, gerade eben funktionierte es noch? Ach so, der Hebel liegt noch nach vorn. Schnell zurück in Nullstellung, schon lässt sich die Kugel drehen und der Bug folgt prompt, während das Hinterteil nach Steuerbord (rechts) driftet. Bei wenig Wind und ausreichend Abstand vom Ufer probieren wird gleich auch alle anderen Funktionen aus, und weil die erste Schleuse nur wenige Kilometer entfernt auf uns wartet, lassen wir die an der Reling befestigten Fender über die Kante baumeln. So haben wir auch gleich mehr Bewegungsfreiheit an Deck.

Die erste Schleuse
Auf den ersten sechs Kilometern Bootsfahrt auf dem Spree-Nebenfluss Dahme lassen wir etliche rote und grüne Fahrwassertonnen, den Sellenzug- und den Möllenzugsee, eine Bootswerft, die Autobahnbrücke des südlichen Berliner Rings und die Hafenanlagen von Königs Wusterhausen mit Kränen und Schubleichtern hinter uns. Ein von weitem sichtbares Schild mit rot-weißen Querstrichen lässt vermuten, dass hier die Durchfahrt nicht gestattet ist. Wir halten uns deshalb in die andere Richtung, wo wir die Schleuse "Neue Mühle" ansteuern wollen. Stattdessen gelangen wir in ein enges Becken, das nicht zu knapp mit Booten umgeben ist. Mit anderen Worten: es ist ganz plötzlich eng geworden und höchste Zeit, unsere Aquino zu Stoppen zu bringen. Mit einigen Sekunden Rückwärtsschub ist uns das gelungen, und nun wird es zum ersten Mal ernst für Aquinos Joystick-Drehtellerfunktion. Zügig wenden wir auf der Stelle, ohne einem der festgemachten Boote zu nahe zu kommen, verlassen das enge Becken und nähern uns wieder dem merkwürdigen Schild. Inzwischen hat sich ein Schleusentor geöffnet und gibt den Weg für einige Boote frei, die uns entgegenkommend passieren. Nachdem das letzte Boot die Schleuse verlassen hat, schaltet unübersehbar eine Ampelanlage auf Grün. Erst ein Licht, kurz darauf ein zweites, und wir können mit zusammen mit zwei bereits wartenden Booten als drittes in die Schleuse einlaufen. Der Wärter ruft uns zu, an der rechten Steuerbordseite unsere Leinen um die in der Mauer verlaufenden gelben Eisenstangen zu legen, so dass wir mit den anderen Booten jeweils seitlich versetzt liegen. So haben wir mehr Spielraum, falls ein Boot unerwartet in Bewegung gerät, und genügend Platz hinter uns für einen kleineren Nachzügler. Auf der Brücke gleich hinter der Schleuse haben sich zahlreiche Zaungäste eingefunden, die das Schleusenmanöver mit noch unbeholfenen Aktionen kritisch beobachten. Der Schleusenwärter drängt uns, den Motor abzuschalten, damit er den Schleusungsvorgang einleiten kann. Durch Schiebeklappen, sogenannten Schütze, gelangt von vorn Wasser ins Schleusenbecken und der Pegel steigt rapide, bis er nach wenigen Minuten mit dem Oberwasser auf Gleichstand ist. In Schleusen dürfen anders als beim Festmachen am Ufer die Vor- und Achterleinen nur mit dem losen Ende in der Hand gehalten werden, damit das Boot bei steigendem oder sinkendem Pegel stets dicht an der Mauer entlanggeführt werden kann und beim Abwärtsschleusen nicht plötzlich in der Luft hängt. Nun öffnet sich das vor uns liegende Schleusentor und eine weitere Ampel schaltet auf Grün. Zündschlüssel am unteren Fahrstand auf Start stellen, bis der Motor rund läuft. Ein kurzer Blick über die Backbordwand - Kühlwasser läuft. Vor- und Achterleine los, nachdem sich das Boot vor uns in Bewegung gesetzt hat, dann ein kurzer Blick auf die Ruderlagenanzeige, die jetzt auf Geradeaus stehen sollte, mit dem Joystick einen kurzen Schubser nach Backbord, zurück in Neutralstellung und sogleich den Hebel leicht nach vorn gelegt. Unter den staunenden Blicken des Publikums nimmt unsere Aquino langsam Fahrt auf. Ich gehe bei Bedarf zurück in die Neutralstellung, um mit den anderen Steuerfunktionen den Rumpf in Fluchtlinie mit dem engen Schleusentor zu bringen. Geschafft, noch einige Leitpfähle und schon wird das Wasser wieder breiter. Hier an der Schleuse wäre eine gute Gelegenheit gewesen, eventuelle Nachzügler einer erweiterten Bootscrew an Bord zu nehmen. Der Bahnhof mit der ans Berliner Netz angebundenen S-Bahnstation liegt nur einen Kilometer entfernt. Die Wartestellen vor und hinter den Schleusen sind ideal zum Festmachen, in der Schleuse selbst sollte man auf solche Aktionen lieber verzichten, weil es hier schnell gehen soll.

Naturwärts
Auch hinter der Schleuse “Neue Mühle” säumen elegante Villen das Ufer der Dahme. Wir gelangen in den Krimnick- und kurz darauf nach dem Passieren einer kleiner Fähre zwischen den Ortschaften Zernsdorf und Senzig in den Krüpelsee, an dessen östlichen Ende eine mit roten und grünen Tonnen markierte Fahrrinne in den enger werdenden Flusslauf der Dahme weist. Es folgen nun einige Kilometer Fahrt durch das nicht allzu enge Fahrwasser, vorbei an den Orten Bindow und Gussow, wo sich hinter Stellnetzen im Wasser vor uns der Dolgensee erstreckt. Gelegentlich kommen uns andere Motoryachten oder Fischerboote entgegen, und wie auf dem Wasser üblich grüßt man sich durch einen Wink mit der Hand oder nur ein Nicken, wenn gerade keine Hand frei ist. Der Dolgensee ist in den Randzonen flach und ist durchgängig - vorbei an einer kleinen Insel - mit Fahrwassertonnen markiert. Nun noch zwei Kilometer Fahrt auf der Dahme - dann müssen wir uns entscheiden, ob wir weiter nach Süden in die Teuplitzer Gewässer oder in östlicher Richtung in die Storkower Gewässer bis zum Scharmützelsee fahren wollen. Wir haben uns bereit erklärt, für die Neuausgabe des Törnatlas, mit dessen Hilfe wir gerade navigieren, einige noch offene Punkte zu klären und entscheiden uns für die östliche Route. In Sichtweite der Dahmebrücke in Prieros ändern wir den Kurs nach Backbord und rauschen mit schnittiger Bugwelle in den Langen See. Ein mit bloßem Auge weithin sichtbarer weißer Rhombus am Horizont weist uns den Kurs zum nächsten Kanal, über den wir vorbei an der Fischersiedlung Blossin in den um einiges größeren Wolziger See gelangen. Am westlichen Seeufer erhebt sich kaum als solcher wahrnehmbar der Weiße Berg mit 53,6 Meter, und etwas deutlicher mit 89,1 Meter der Kolberg im Süden. Wieder steuern wir eine weiße Raute an und sind nun im Storkower Kanal. Hier rauschen wir vorbei an überwiegend naturbelassenen Ufern durch sumpfiges Gebiet, in dem sich Biber und andere schutzbedürftige Uferbewohner zu Hause führen. Hier und da zeugt ein umgefallener Baum mit angeknabberter Bleistiftspitze von der Existenz des Bibers, auch wenn wir heute kein Exemplar zu sehen bekamen. Auf der Höhe einer Straßenbrücke passieren wir den Ort mit dem vielverheißenden Namen Philadelphia. Einige Kilometer weiter nördlich identifizieren wir auf unserer Karte den nicht minder amerikanisch klingenden Ortsnamen Neu Boston. Es heißt, dass diese Orte ihre Namen der Amerikaliebe des Königs Friedrich II. zu verdanken haben und um 1792 so benannt wurden. Als wir wenig später auf eine Eisenbahnbrücke zusteuern, grüßt uns der herannahende Triebwagen der Niederbarnimer Eisenbahn mit lautem Signalpfiff, während sich das Signalhorn unserer schnittigen Aquino eher wie die Hupe einer Vespa anhörte. Kurz darauf bekommen wir unsere nächste Schleuse zu Gesicht, die wir schon etwas routinierter in Angriff nehmen. Die Joystick-Steuerung der Aquino ist dabei wirklich eine große Hilfe. Fast auf den Punkt genau drücken wir die zwölf Meter Hausboot so gegen die Schleusenwand, dass wir die Halteleinen bequem um die gelben Führungsstangen legen können. Motor aus und ein Handzeichen an die nette Schleusenwärterin von Kummersdorf, und schon geht es bergauf mit uns. Der Bereich rund um das Schleusenbecken ist hier fast schon wie ein privater Garten mit bunten Pflanzen dekoriert, die mit den roten, grünen, gelben, weißen und blauen Farben des nahegelegenen Tonnenhofes der Wasser- und Schifffahrtsdirektion konkurrieren. Nach einer weiteren Stunde Fahrt durch den Storkower Kanal erreichen wir den Ort, nach dem der Kanal benannt ist, und Schleuse Nummer 3, die anders als die Schleusen bisher in Selbstbedienung betrieben wird.
Literaturtipp: Törnatlas Mecklenburgische und Märkische Gewässer

Einmal selbst Schleusen - und Brückenwärter sein
Kaum dass wir den Schrecken zweier Schleusungen von uns abgeschüttelt haben, erwartet uns die nächste Herausforderung in Form einer Selbstbedienungsschleuse, der zu allem Überfluss noch eine Klapp- und eine feste Holzbrücke folgen, wie wir sie bislang nur von Postkartenfotos aus Holland kennen. Zu unserer Überraschung erweist sich eine SB-Schleuse als genauso wenig problematisch wie eine von Hand betriebene. Wenn keine anderen Boote warten, steuert man langsam auf das Schild "Sportbootwartestelle" ganz vorn am Wartesteg zu. Hier befindet sich eine Säule mit einer grünen Drehstange mit Hebeln dran. An einem der Hebel dreht man die Stange bis zu Anschlag, so dass mit einem akustischen Bestätigungssignal die automatische Schleusung eingeleitet wird. Dies wird auch auf einem elektronischen Display hinter der Säule nochmals schriftlich bestätigt, sogar in englischer Sprache. Je nach dem Wasserpegel im Schleusenbecken muss man nun mehr oder weniger lange warten, bis sich das Schleusentor öffnet. Wir haben Glück. Weil das Wasserniveau in der Schleuse mit unserem Wasserspiegel gleich war, öffnete sich das Tor schon nach wenigen Augenblicken, und als dann die Ampel auf doppeltes Grün umschaltete, fahren wir langsam vor. Das Hineinfahren gestaltet sich als genauso einfach wie bei einer herkömmlichen Schleuse. Es ist eher eine Frage der Breite des Schleusenbeckens, die die Vorgehensweise beeinflusst. In einer breiten Schleuse besteht die Möglichkeit, von der Wand abzudriften und dann muss man sich mit Hilfe der an der Bordwand herunterhängenden Fender vor allem von fremden Booten fernhalten. Das hört sich dramatischer an als es ist, denn auch die Leute auf dem anderen Boot erkennen das Problem und bringen ihre eigenen Fender in die richtige Position. Bei Schleusen, die nur wenig breiter sind als das eigene Boot nebst herunterhängenden Fendern, hat man die freie Wahl, ob man mit der linken Backbord- oder der rechten Steuerbordseite festmacht. Theoretisch zumindest. In der Praxis sollte man die auf der Anzeigetafel vorgegebene Seite wählen, auf der sich eine weitere Säule zum Bedienen der Schleuse befindet. Anders als bei der ersten Säule befindet sich hier neben der grünen noch eine rote Stange, mit der im Notfall der Schleusungsvorgang unterbrochen wird. Und es befinden sich meistens zwei dieser Säulen entlang der Schleusenwand. Man sollte mit seinem Boot also so aufstoppen, dass man die grüne Stange vom Boot aus bequem bedienen kann, ohne die um eine gelbe Stange oder einen gelben Poller oder Haltebügel geschlungene Festmacherleine aus der Hand nehmen zu müssen. Wir sind diesmal allein in der Schleuse und brauchen keine Rücksicht auf nachfolgende Boote nehmen. Anderenfalls ist so lange zu warten, bis die Schleuse mit Booten gefüllt ist und erst nach einem Okay-Zeichen der anderen Crew(s) der grüne Hebel zu betätigen. Sobald sich das von oben in die Schleuse einströmende Wasser beruhigt hat, ist das Wasserniveau erreicht und nur noch eine Frage der Zeit, bis sich das vorausliegende Tor öffnet. Dann heißt es nur noch Grün abwarten, den Motor starten, die Leinen an Bord zu nehmen und langsam Fahrt aufzunehmen, bis das Tor und die dahinterliegenden Pfähle passiert sind.
Hinter dieser Schleuse warten nun wie im Törnatlas angekündigt als weiteres Hindernis die beiden Brücken. Das schöne blaue Sonnenverdeck hatten wir zum Glück schon im Charterhafen von Kuhnle-Tours heruntergeklappt und insofern hinsichtlich der Durchfahrtshöhe nichts zu befürchten. Zur Sicherheit sollte man beim Vermieter die Schiffshöhe mitsamt Verdeck erfragen und mit den Brückenangaben in der jeweiligen Gewässerkarte abgleichen. Ist man sich nicht sicher, empfiehlt es sich mit gemäßigter Geschwindigkeit auf die Brücke zuzusteuern, um notfalls mit Rückwärtsfahrt aufstoppen zu können, oder man nimmt das Verdeck beizeiten herunter. So fordern wir hier wie vor der Schleuse auch hier über einen Schalter grünes Licht an und passieren die beschaulichen Brücken ohne Höhenprobleme, während neugierige Zuschauer dieses Schauspiel vom Ufer aus beobachten. Zwischen zwei rot-grünen Tonnenpaaren hindurch gelangen wir in den Großen Storkower See.
Literaturtipp: Törnplaner Mecklenburgische und Märkische Gewässer

Ziel Scharmützelsee
Vor uns liegt eine weitere knappe Stunde Fahrt durch den nur an den beiden Kanaleinmündungen mit Tonnen markierten und malerisch von Schilfgürteln eingerahmten Großen Storkower See. Hinter einem Knick stoßen wir auf die letzte Schleuse dieser Reise in dem Örtchen Wendisch Rietz mit seinen gepflegten Ufergrundstücken und schicken Booten an eigenen Stegen. Ein dekorativer Leuchtturm zur Linken markiert die Einfahrt zu einer Marina mit bunten Ferienhäusern rund um die Stege. Auf dem freien See steuern wir auf eine hübsch gelegene Ferienhaussiedlung zu und drehen dann ab, und am Westufer des Scharmützelsees nordwärts zu fahren. Wir schweben gemächlich entlang verfallener Fischerhütten, vornehmer Villen, wuchtig erscheinender Ferienresorts und reetgedeckter Landhäuser, schlängeln uns auf halbem Weg nach Bad Saarow an einem Regattafeld voller Opti-Jollen entlang und machen vor unserem Bug unser Ziel Bad Saarow aus, von dem her uns in der Abenddämmerung ein weißes Rundfahrtenschiff entgegenkommt. Wir drehen vor der Promenade eine Runde, um die Kulisse dieses mondären Ortes auf uns wirken zu lassen, passieren die Saarower Marina vor der Freilichtbühne und finden einen gemütlichen Ankerplatz in einer kleinen Bucht vor dem Landhaus Alte Eichen. Zeit für Spaghetti und ein Glas Rotwein aus dem Proviant der Bordküche. Wir genießen das Abendessen an Deck, während die Kids mit ihren Optis nach getaner Arbeit an uns vorbei zum Bootshaus geschleppt werden.

Die Aquino 1190
Die neueste Entwicklung der Rechliner Kuhnle-Werft ist in puncto Design und Technik das Flaggschiff der Charterflotte dieses Unternehmens. Auf 11,90 Meter Länge bei 3,90 Meter Breite finden zwei Paare oder eine Familie mit drei Kindern bequem Platz in den beiden jeweils mit eigenem WC mit Dusche ausgestatteten Kabinen. Die Liegefläche in der Bugkabine ist nach meinem Empfinden derart großzügig geschnitten, dass hier anders als im Katalog angegeben durchaus auch vier Erwachsene oder fünf Kids bequem schlafen könnten. Man betritt das Boot bei Übernahme normalerweise über das Heck und bringt das Gepäck durch eine Schiebetür direkt in die hintere Kabine, während die Bugkabine über einen Außengang und dann den Salon mit der Küche betreten wird. So kommt sich niemand in die Quere. Salon und Küche sowie der Innenfahrstand befinden sich auf einer Ebene auf dem Hauptdeck, nur die beiden Kabinen und Nasszellen liegen einige Treppenstufen tiefer. Das Sonnendeck mit dem Außenfahrstand erreicht man über eine Treppe an Backbord, und von dort über eine weitere Treppe die Badeplattform am Heck mit der beliebten Außendusche. Für Komfort sorgt auch eine elektrische Ankerwinde, die während der Fahrt elegant unter einer Klappe verborgen ist und per Knopfdruck mit einer Fernbedienung bewegt wird. Die Aquino 1190 wird laut aktuellem Katalog (2015) je nach Saison ab 268 Euro pro Tag angeboten, ist aber zu bestimmten Terminen auch zum Sonderpreis zu haben. Die meisten der Gewässer im Südosten Berlins dürfen ohne Sportbootführerschein befahren werden, wenn der Bootsführer zuvor in der Charterbasis eine dreistündige Unterweisung für die Charterbescheinigung absolviert hat. Für die Durchfahrt führerscheinpflichtiger Wasserstraßen (zum Beispiel Kanäle mit Binnenschiffsverkehr) von einem führerscheinfreien Gebiet zum nächsten kann zeitweise beim Charterunternehmen ein “Lotse” hinzugebucht werden. Darüberhinaus werden Charterboote mit maximal 15 PS angeboten, die in den ansonsten führerscheinpflichtigen Gebieten ohne Sportbootführerschein und ohne Charterbescheinigung befahren werden dürfen.

Das sollte man dabei haben:
- Törnatlas Mecklenburgische und Märkische Gewässer (Karten der Wasserwege)
- Törnplaner Mecklenburgische und Märkische Gewässer (Tipps für Landgänge)
- Charterfibel - Hausbootwissen für Einsteiger
- Bad Saarow und Umgebung
- USB-Stecker für Auto/Bord-Steckdose (für Smartphone, Tablets & Co.)
- 5-m-USB-Verlängerungskabel (für Smartphone, Tablets & Co.)
- Bootsschuhe Herren
- Bootsschuhe Damen
- Marine-Fernglas
- ActionCam
Interessante Downloads:
- DB Regio Streifzüge*
- DB Regio Streifzüge Kartenbeilage*
(*beides gibt es gedruckt auch an den DB Servicepunkten in der Region)
- Das kleine Knoten ABC
Kostenlose Apps:
- Bauhaus Nautic App (iOS) (Android)
- Open Sea Map (iOS) (Android)
- Quiz Maritim (iOS) (Android)
Hilfreiche Links:
- Routenplaner der S-Bahn Berlin (Zieleingabe: Zeuthen (S))
- Quick Maritim Verlag
- Interaktive Tour Scharmützelsee
- NEU: Wasserkarte Oder-Spree-Dahme
Anbieter dieser Tour: Kuhnle-Tours
Infos zur Aquino 1190
© 2015 by Train Man
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Berlin Hbf: Lehrter Straße (4)

Einige Schritte vorbei an der Indonesischen Botschaft entdeckte ich hinter einer hohen Mauer das Refugium von Wolfram Liebchen in der filmreifen Kulisse ähnlich einer Goldgräberstadt im Wilden Westen. Leider finden sich hier nur noch die Reste eines Sammellagers für antike Bauelemente: bleigerahmte Buntglasfenster, gußeiserne Ornamente und vieles mehr aus Hausabbrüchen und Wohnungsauflösungen, die hier nach entsprechender Aufarbeitung auf neue Bauherren warteten. In Kürze dürfte dieses Stück Berliner Gewerbemilljöhs zumindest vorerst Geschichte sein, wenn Liebchen nicht bald einen adäquaten neuen Standort gefunden hat. Das weitläufige Gelände, lange Zeit auch die Heimat etlicher Kleingärten, soll demnächst von einem stadtbekannten Baulöwen unten anderem mit teuren Eigentumswohnungen bebaut werden. Der anhaltende Bauboom macht es alteingesessenen Gewerbebetrieben zunehmend schwieriger, sich in attraktiver Lage zu behaupten.
Info: www.antike-bauelemente-berlin.de

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Neu im IRE-Team: Suri

Während die April-Ausgabe von dbmobil (unten) nur auf bedrucktem Papier für Appetit auf leckere Sandwiches sorgte, machte die heute erstmals als Servicekraft eingesetzte Suri Nägel mit Köpfen und servierte heißen Kaffee und Snacks direkt am Platz. Ihr gut gefüllter Trolley war auch mit Tee, Bier, Softdrinks und Wein bestückt. Allein ihr zauberhaftes Lächeln lässt den Tag gut werden. Doch sollte man nicht lange überlegen, solange Suris Vorrat noch frei Wahl lässt. Denn sonst könnte die junge Dame mit indischen Wurzeln womöglich antworten: “Sorry, leider ausverkauft”. Zum Glück sorgte die sprachbegabte Studentin auch auf der Rückfahrt des IRE 18092 für einen Hauch Best Exotic Marigold Hotel auf Rädern.

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Berlin Hbf: Lehrter Straße (3)

Oase zum innehalten: Einem höchst unterschiedlichen Publikum mit und ohne Lebensbrüchen widmet sich Schwester Inge in dem von ihr gegründeten Cafe der Berliner Stadtmission mit dem treffenden Namen inneHALT. Hier begegnen Ruhe suchende Reisende nur vier Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt ehemaligen Knastbrüdern genauso wie Politikern aus dem nahen Regierungsviertel. Im gleichnamigen Lädchen nebenan gibt es unter anderem Fairtrade-Produkte und schicke Second-Hand-Mode mit und ohne Designer-Label für wenig Geld. Mein Souvenir heute: Ein Glas Honig von den fleißigen Bienen auf dem Dach der Stadtmission. Beim nächsten Besuch will mir Schwester Inge zeigen, welche Projekte die Stadtmission hier außerdem noch betreut.

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Berlin Hbf: Lehrter Straße (2)

Zimmer frei: Einer bietet ein Notlager für Edward Snowden. Ein Stück weiter steht das ehemalige Frauengefängnis frei. “Kannste koofen”, sagte ein langjähriger Anwohner. Wäre nicht das erste Themenhotel im Knastlook.

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Berlin Hbf: Lehrter Straße (1)

Verfallenes Kassenhäuschen zum Sportpark Poststraße aus den 1920er Jahren. Einige Meter weiter erstrahlt das historische Tribünengebäude in neuem Glanz.

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