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Doktor Disko
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Auch wenn der Name des Blogs es suggeriert, ich bin keine echte Disko. Ich bin auch kein Supermarkt oder Großraumbüro. Ich bin das Klackern und Schnellen der Schreibmaschine des Autors, der, von Gedanken besungen, Worte suchend das Leben in ihr weckt. Ich bin die Bewegung der Haare eines Pinsel des Malers, dessen Hände, berauscht von den Farben des Geistes, mich durch das Öl treiben, es hier aufwerfen und dort ausdünnen. Ich bin die Schwingung in den Saiten der Gitarre des Musikers, dessen Seele ein Lied zu spielen sucht, das aus den Sphären heraus in ihm resoniert. Ich bin der Hall des Werkes im Werkzeug. Aber eins bin ich allem voran: ich bin langweilig. --- Gerry Großer
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doktor-disko · 3 months ago
Text
Lied, oder: Ein Lappen im Bus und die kosmische Wahrheit
Im Radio schwört sich Dagny:
never do the same again
und du bist wieder im Bus:
~
leere Sitzbänke um dich herum,
jenseits der Fenster
erstreckt sich das schlimmste
aller Paralleluniversen
breitet seine Flügel aus,
ein Universum in dem
die Scheiße unvermeidlich ist
und man immer nur
mitschreiben kann
~
Jede Feder an den Flügeln
zeigt dir bereitwillig,
wie schön dieses Universum sein könnte -
wie schön es für jeden ist,
der nicht so ein Lappen ist wie du,
verkündet die Stimme
der kosmischen Wahrheit
in deinem Herzen -
und im Busradio läuft dieses Lied
~
Es ist eines dieser Lieder,
die in den Farben der Welt schillern
wie eine Brille mit Opalbeschichtung:
alles bleibt beschissen
aber es glitzert jetzt-
The horrors persist
but so do I
persist
bestehen
mit ein bisschen Glitzer
am Ende der Welt
---
Doktor Disko (2025-03-22)
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doktor-disko · 5 months ago
Text
Altlast, oder: ein Rucksack voller Karten
Vielleicht erschuf
am Anfang jemand die Welt,
aber du warst es nicht.
~
Ihre Wälder und Seen sind
nicht deine - du wanderst dort nur
und während du deine Pfade
hineinlabyrinthierst
wächst sie immer neu
hinter dir, um dich herum.
~
Du gabst mir eine Karte,
das ist der Weg, sprachst du,
du gehst den falschen -
und im Braun des Papiers
rieche ich deinen Kaffee,
in den verkohlten Rändern
deine Streichhölzer.
~
Du gabst mir tausend Karten,
die neue ist bei ihnen
gut aufgehoben
und während die Welt wächst,
sich das was war mit jedem
Blick zurück verändert,
zeichnest du schon eine neue.
~
Vielleicht erschuf
am Anfang jemand die Welt,
aber du warst es nicht,
nur ein Altlastgebirge
auf fremden Schultern.
~
Wenn du davon
etwas noch brauchst,
dann komm und hol's ab -
Ich schick dir den Standort, aber
wenn du mich suchst
dann woanders.
---
Doktor Disko (2025-01-17)
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doktor-disko · 11 months ago
Text
Astronaut, oder: ein simpler Plan
Es wäre ein recht simpler Plan
ein Gedicht zu schreiben,
darüber wie ich ein Astronaut bin
in einer kleinen Kiste
hinter tausend Hüllen,
die mich schützen sollen
vor dem Sog der endlosen Leere
~
doch irgendwie sind wir das ja alle,
Astronaut:innen, nur
irgendwie nicht allein
auf diesem großen, blauen Raumschiff
voller Farbe und Leben,
das wir viel zu oft für selbstverständlich nehmen,
bis eines Tages der Warpkern zerbricht.
~
Irgendwie sind wir alle Astronaut:innen,
nicht nur wenn wir,
wie jedes Jahr Anfang August,
nach oben blickend
die Perseiden bestaunen,
und wie sie an der Windschutzscheibe
unseres kosmischen Gefährts verglühen,
~
kein Platz für die Enge der Raumfahrt,
haben alles dabei, den Wald,
das Meer und die Berge
tauchen darin ein
wir Astronaut:innen,
eigentlich nie allein,
aber viel zu oft dann irgendwie doch.
---
Doktor Disko (2024-08-04)
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doktor-disko · 1 year ago
Text
Handzahm, oder: wie eine Espe mit offenen Armen den Regen empfangen
Ja maannn!!,
denke ich, als ich
die ersten Tropfen spüre -
ein leichtes Kitzeln
auf Stirn, Nasenspitze
und auf den Unterarmen
~
Mit einem Rauschen
ziehen sie durch das Laub
der Espen und Birken,
tanzen auf dem Tümpel
und mit den Schilfhalmen,
~
fallen einfach vom Himmel
kommen zu mir,
lassen sich streicheln
und füttern,
handzahm springen sie
auf mein Papier
~
nur ein paar Striche dazu
und manchmal schreibt sich
ein Lied von alleine
---
Doktor Disko (2024-06-29)
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doktor-disko · 1 year ago
Text
Stillleben, oder: in vino vanitas
Da liegen sie einfach rum,
die Bananen und Äpfel,
der Kürbis,
und die blutroten Weintrauben,
neben ihnen verströmen
ein paar Blumen ihre Botschaft
auf dem Leinentuch,
das alles bettet.
~
Still liegt alles da,
Werk so vieler Stile,
um einen Schädel herum, der -
innen leer -
sieht aus was er wurde.
(2024-05-23)
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doktor-disko · 1 year ago
Text
Lachen, oder: marodieren in den Atemwegen
Die Fichte blüht
vor meinem Fenster -
Auch auf dem Rot
ihrer Blüten liegt
der nasse Schimmer
der alles bedeckt,
wie eine dünne Schicht aus Wachs
~
In ihm glänzt der Abend
vom Horizont her,
von dort, wo das Gold
unter die Wolken tröpfelt,
glänzt in der klaren Luft,
nimmt der Wolkenfinsternis
alle Bedeutung
~
Nein, nimmt sie nicht,
kehrt sie um,
vergoldet sie
~
Goldene Schlieren
benzingleicher Pollenschleier
ziehen über die Lachen
auf dem Asphalt,
gebannt, gebunden, unschädlich,
nicht mehr marodierend
durch Luft oder
Atemwege
~
Flattern,
wie das Laken eines Geists
der eine Dimension verlor
und dessen Echo
man nur noch leise
hört lachen
---
Doktor Disko (2024-04-29)
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doktor-disko · 1 year ago
Text
Schreibblock adé
Der Wind flüstert Zeilen
in den ersten Nieselregen
des Vorfrühlings
und die Schlüsselblumen
öffnen die Schublade
mit den Farben,
alles breitet sich vor mir aus,
doch ich finde mich nicht wieder
darin
~
Und auch nicht im Drinnen,
finde nichts
in meinen 37,5 m³
zwischen all den Ideen, die
den Raum füllen, sich verknoten,
sich durchdringen, wie
eine Packung Weingummischlangen,
mir im Weg stehen,
mir nicht zuhören
~
Ich schreie
TEXT!
aber niemand antwortet.
---
Doktor Disko (2024-03-04)
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doktor-disko · 1 year ago
Text
Blut, oder: Kränzübergang
Das Blut zirkuliert wieder
durch Venen, Arterien,
durch Kapillare,
den Kränzübergang am Herzen
~
Im Nassgrün des Frühlings
taute es auf
~
Nun fließt es und schleppt
mit sich die gelösten Gase
und all die Dinge
die sich ansammeln
in den Jahren
~
Gemischt mit dem Duft
der Lorbeerkirsche
vor meinem Fenster
~
Noch schlafen die Organe,
nichts filtriert oder reinigt,
bis sie erwachen
hilft nur
eine Frühjahrsdialyse
~
bis ich bald wieder funktio-
Niere
(2024-04-19)
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doktor-disko · 1 year ago
Text
Traum, oder: Vulkanglas und Kiefernharz
Sonnenlicht beißt sich
durch die Felder und Ebenen,
vertrocknet meine Blicke -
Wohin sie auch fallen,
alles klar und so scharfkantig
wie Klippen aus vulkanischem Glas
~
Der Boden unter mir
Wellen schlagend
in alle Richtungen,
ein zerwühltes Bettlaken,
gewoben aus allem was war,
Berge und Täler der Vergangenheit
~
Auf einem Gipfel
liegen die Wolken des Traums -
Fetzen von Wollgras,
flatternd im Wind
~
Dort, verhüllt:
abgeschiedenes Grün,
neblige Stille
ein Wald, der
um einen herum explodiert -
Kiefernharzbadebombe -
und die kühle Geborgenheit
des Schattens
fern aller Blicke
~
Dort, im feuchten Moos,
wo meine Schritte badeten,
dort
vermisse ich mich.
---
Doktor Disko (2024-04-11)
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doktor-disko · 1 year ago
Text
Nebenrolle, oder: wie geht der Text nochmal?
Der NPC im Videospiel,
der immer hier sein muss,
wenn der Player auftaucht
~
Der Mensch, der shoppen geht
und plötzlich singen
und tanzen muss,
weil sich im selben Laden
die Hauptpersonen
des Musicals treffen
~
Der eine alte Schlüssel
am Schlüsselbund,
der eben keine
Schlüsselrolle mehr erfüllt
~
Die Welt dreht sich,
wie er eben nicht im Schloss
~
Dafür wie
der Bürostuhl unter mir
und die Frage
in meinem Kopf:
Was bleibt am Ende
von mir?
---
Doktor Disko (2024-04-04)
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doktor-disko · 1 year ago
Text
andererseits, oder - mit diesem Wort könnte auch ein Buchtitel von Douglas Adams beginnen...
Andererseits scheint
ja auch irgendwie die Sonne,
sagt eine Stimme
aus dem Beet heraus,
das die Blumen
vor dir hinsprenkeln,
Microsoft Paint: Airbrush auf Wiese.
~
Andererseits kriegt der Baum
vor dem Küchenfenster
endlich seine Blätter -
die Knospen hatte er im Herbst schon,
seltsam eigentlich,
die Lyrikfraktion würde das bestimmt
irgendwie metaphorsich deuten,
irgendwas mit Durchhalten oder so,
aber du bist kein Lyriker,
du bist vor allem
schlecht gelaunt...
~
Andererseits fällt gerade
Vitamin D vom Himmel,
jeden Tag ein bisschen mehr
und bestimmt,
also mit einer Wahrscheinlichkeit
in der Größenordnung von
1 zu Handynummer
wird die Welt vielleicht doch wieder
zum Andererseits.
---
Doktor Disko (2024-03-22)
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doktor-disko · 1 year ago
Text
Verstörend, oder: Manche Nächte sind die
Manche Nächte sind die Freiheit,
sind das Licht, das die Laternen
in die Weiten der Welt entlassen,
das die Straßen entlanggeht,
in den Bäumen tanzt
und die Regentropfen
zum Glänzen bringt
~
Manche Nächte aber
sind Bürogebäude
nach Dienstschluss,
leere Parzellen mit
verstaubten Röhrenbildschirmen,
mechanischen Mäusen
und all dem Krimskrams,
der all das persönlich machen soll
für all die Menschen,
die gerade zu Hause sind,
in dem Leben,
für dessen Persönlichkeit
all der Krams steht.
~
Manche Nächte sind
die Schritte, die dir folgen
zwischen all den Parzellen, sind
die Türen, die sich öffnen, die
Stühle, die sich umdrehen, die Schatten,
die in Deckung gehen, all das Geschehen
in den Augenwinkeln, bis du hinschaust
in die Neonleere der Nacht
im Wolkenkratzergroßraumlabyrinth.
~
Manche Nächte sind die nicht
endende, Enge zwischen
den Wänden der Parzellen,
zwischen den Wänden
zweier Tage, im
Leuchtstofflicht der Nichtsonnen,
halten dich
mit ihren Tentakeln
aus dem flackernden
Schatten zahlloser Druckkerräume
heraus fest, rufen
deinen Namen im Kreischen
selbstreinigender
Kaffemaschinen, Klimpern mit
ihren Aufzugstürenaugenlidern
und der Fahrstuhlmusik,
die immer leiser wird,
und leiser, aber nie
verstummt.
---
Doktor Disko (2024-03-14)
21 notes · View notes
doktor-disko · 1 year ago
Text
Nebelstille, oder: dem Leuchtturm folgen
Ein Teppich
aus milliarden
kribbelnden Tröpfchen
liegt auf den Felsen,
Wasser überall
~
Wellen prallen vom Meer aus
in die Felsspalten,
die ihre Vorfahren hinterließen,
verziehen sich wieder,
literweise gluckert Wasser
durch Korridore, Kuhlen
und Kavernen zurück
und ich bleibe sitzen
~
neben mir, hinter mir,
nach oben
erhebt sich der
ausgehöhlte Fels
hinein in das weiße Polster
der Nebelstille, die sich
überall dort niederlegt,
wo mir Meer
oder Fels
nicht näher sind
~
Alles dämpft sie,
außer dem allernächsten Gluckern
und Platschen
und außer all dem
was in mir ist
und durch sie hindurch
keinen Weg
nach draußen findet
~
Über mir,
auf der Klippe
weiß ich den Leuchtturm,
der in den Nebel strahlt,
den Schiffen das Ufer zeigt,
sie nach Hause führt
und auch ich werde ihn
auf dem Heimweg sehen,
doch lieber folgte ich gerade
seinem Lichtpfad,
wohin sein Feuer zeigt,
auf nimmer Wiedersehen.
---
Doktor Disko (2024-03-09)
13 notes · View notes
doktor-disko · 1 year ago
Text
Fehler, oder - eigentlich brauchts noch 'nen besseren Titel, aber ich wollte nicht ewig überlegen und dann doch aufgeben
Fehler 404:
Mut nicht gefunden!
---
Doktor Disko (2024-02-15)
14 notes · View notes
doktor-disko · 1 year ago
Text
Mondschaf, oder: das schillerende Gras und die Stille der Mare
Das Mondschaf
weidet sich
am Mondgras, das
schillernd und wogend
im Sonnenwind
die Tristesse
der einsamste Ebenen
überwächst
~
und trinkt
von der Stille der Mare,
die einst das All
in den Boden
unter dem Schaf warf,
ein All, dessen Dunkelheit
nun im Lichte
der Sonne schmilzt
~
Einer Sonne, die
das Gras webt und
dem Schaf einen
schillernden Pelz -
zu Fasern erweichter
Mondstein,
magieschillernd wie
die Welt wo es wohnt
~
und wird der Pelz
mal zu lang,
schert das Schaf
sich sehr wohl
und es spinnt
sich ein Garn
und es strikt einen Schal
aus Dankbarkeit
---
Doktor Disko (2024-02-01)
11 notes · View notes
doktor-disko · 2 years ago
Text
Schneedecke
Ich trete müde vor die Tür
in eine Deck' aus Schnee,
wie's Laken, das ich grad verließ
sieht's aus, was ich da seh'
~
in Stille ruht die weiße Pracht,
in sanftem Winterlicht,
warum darf sie nur liegen bleiben
und ich darf es nicht?
---
Doktor Disko (2023-11-30)
16 notes · View notes
doktor-disko · 2 years ago
Text
Das Geheimnis, oder: in der Ecke jedes Raums
Da ist etwas
in der Ecke des Raums,
schräg hinter ihr,
ein Geheimnis, ein
Schatten, ein Ding,
keine Augen, doch es blickt
in dich hinein
während du
von dir erzählst
und es wohnt
überall, jeder Raum
ist ihm Heimat,
jedes Haus ist ihm Schloss,
wenn du denkst
hat es Nahrung, wenn du
sprichst, hat es Spaß,
lautes Lachen,
hämisch grunzend,
auf der Lauer
wächst es an, wächst sein Fell,
wächst die Macht,
wächst die Stärke
seines Blicks
und es sitzt
und es wartet
Es betrachtet
jeden Schritt deines Weges,
jeder Tag macht es fetter,
bis die Wand eines Tages
nicht mehr reicht
es zu halten
alles bricht
in sich zusammen,
diese Angst,
lässt dich zittern,
niemand weiß, was du hast -
wenn sie wüssten...
eines Tages
doch bis jetzt
sieht es niemand
außer dir, niemand
sah es
bisher noch,
doch was wenn
sie sich umdreht
und im Winkel
ihrer Augen...
---
Doktor Disko (2023-11-23)
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