Naturstrielle Räume in Hammerbrook
In der Stadt gibt es naturstrielle Räume. Grünflächen, die nicht kuratiert und nur minimal bis gar nicht kultiviert werden. Randstreifen zwischen Industrieflächen, tote Winkel eines öffentlichen oder privat-öffentlichen Raumes, die uninteressant, nicht nutzbar, nicht verwertbar sind. In diesen naturstriellen Räumen findet man ein Pflanzenhabitat, welches sich von den angelegten und kultivierten öffentlichen Grünflächen in den Wohnvierteln der Stadt unterscheidet. Durch den fehlenden kultivierenden Gärtner erscheinen diese Flächen natürlicher und wilder, wachstumsreicher und voluminöser. Zwischen den einzelnen Pflanzen gibt es keinen ungenutzten Raum und auch der Mensch findet dort kaum Platz.
Ihr Erscheinungsbild variiert je nach Größe und Standort und wie häufig sich der Mensch in ihnen bewegt. Je unerreichbarer die Flächen sind und je weniger Bäume es dort gibt, umso mehr werden diese Flächen von sogenannten invasiven Pflanzen dominiert. Handelt es sich um kleine Randstreifen, Flächen die regelmäßig begangen werden oder um Flächen wo Bäume wachsen findet man dort eine größere Biodiversität.
In Hammerbrook haben wir in diesen naturstriellen Räumen am häufigsten die Brennnessel, die Brombeere und den Japanischen Knöterich vorgefunden. Sehr häufig sogar in einem gemeinsamen Gefüge.
Diese drei Pflanzen sind Anzeiger für Interesselose Orte in der Stadt und dies ermöglicht es ihnen frei zu wuchern. Sie erscheinen wie ein bisschen Natur: ein spontanes Gemengelage, an welchem der Mensch kaum einen sichtbaren Einfluß hat. Und sie scheinen ihre besten Lebensbedingungen in der Stadt und zwischen Gewerbe und Industrie gefunden zu haben. Anne Lowenhaupt Tsing schreibt in „Der Pilz am Ende der Welt“ von einer sogennanten ‚dritten Natur‘, „die all das bezeichnet, was trotz der Verheerungen des Kapitalismus am Leben zu bleiben vermag“ und Lucius Burkhardt schreibt, dass Natur unsichtbar geworden ist und nur noch durch eine Fälchung sichtbar und begreifbar gemacht werden kann. Beide betonen wie notwendig eine Änderung der Wahrnehmung ist um zu begreifen was uns an Natur umgibt und wie wir uns in und mit ihr bewegen und wie sich ein nachhaltigeres Verhalten ihr gegenüber entwickeln könnte.
Lucius Burkhardt: Warum ist Landschaft schön. Die Spaziergangswissenschaft. Martin Schmitz Verlag
Anna Lowenhaupt Tsing: Der Pilz am Ende der Welt. Matthes und Seitz Verlag
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Die Wucherungsgefüge in der Stadt sind Wald, Flechte, Ufer, Berg oder Wolke. Sie bilden ein Gemenge, ein Versteck, eine Burg, einen Speicher, Science Fiction in einer Form die zu gleichen Teilen utopisch und dystopisch ist. Sie verweisen auf die Grenzen unserer Kultivierung von Rosen und bilden gleichermaßen eine Lösung unseres Bedürfnisses von Stadt.
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Bilder von der Expedition zu einer aufgeschütteten Sand/Schuttfläche in Hammerbrook. Die Fläche hat keinen Schutz vor Sonne und liegt neben einer sechspurigen Straße. Hier beginnt sich ein Wald zu bilden, ein potentielles neues Ökosystem für die Stadt. Die Fläche umfasst circa 1000qm. Was wächst hier spontan unter ärgsten Bedingungen? Wir haben die Pflanzen bestimmt und Pflanzen gefunden von denen es heißt, dass sie klimaresilienter sind. Robinien, Roteichen und viele Pioniergewächse.
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Japanischer Knöterich
Herkunft: China/Korea/Japan
reist dem Menschen hinterher
(wurde als Futterpflanze domestiziert)
weltweit sehr anpassungsfähig außer
Antarktis und Wüsten am liebsten aber in der
Nähe von Gewässern
komplett nutzbar - teilweise essbar
bildet Rhizome
sie kann sich aus einem fingernagel großem
Stück der Pflanze reproduzieren
verhungern lassen unmöglich
kann innerhalb weniger Wochen eine
Wuchshöhe von 3 bis 4 Metern erreichen,
wobei die Pflanze einen Zuwachs von 10 bis
30 Zentimeter pro Tag erreichen kann
Klonokultur genetisch einheitliche, weil
klonale, eingeschlechtige Bestände von gut 1
km Länge
Nestort für Vögel
Resveratrol höher als in roten Weintrauben
die Wurzeln reichen horizontal kriechend, oft
bis zu 2 m tief in den Boden
reinigt den boden
sie bietet im Frühherbst eine exzellente
Bienenweide
sie beschattet den Boden in dichten
Beständen dermaßen, dass selbst Graswuchs
abstirbt
sie senkt durch ihre Anwesenheit
Immobilienpreise in England
die erste Pflanze die nach dem Atombombenabwurf in Hiroshima
wieder gewachsen ist.
sie hat schon Millionenschäden verursacht
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Große Brennnessel
Herkunft: unbekannt
reist dem Menschen hinterher
(wurde nie domestiziert)
komplett nutzbar / essbar
nur 30 bis 70 Arten, die aber überall auf der
Welt auftauchen außer in der Antarktis
wird unter guten Bedingungen bis 3m hoch
wehrt sich gegen den Menschen und Tieren
mit ihren Brennhaaren
sie liebt nährstoffreiche, stickstoffreiche
Böden, die Böden unseres Überflusses,
unserer Abfälle,
sie ist eine Ruderalpflanze
man begegnet einer Brennnessel nie alleine.
Sie bildet unterirdisch Rhizome und
überirdisch Horste
hat doppelt so viel Vitamin C wie Orangen
sie hat einen mehrjähriger Bestand
Fortpflanzung durch Windbestäubung
Lebensraum für Schmetterlinge
aus ihr kann man eine Jauche machen, die als
Dünger funktioniert
die Brennnessel ist ein Beispiel für die
Veränderung der Wahrnehmung,
das Bild vom nutzlosen aggressiven Unkraut
fängt an zu verblassen
sie führte in Frankreich zum sogenannten
Brennnesselkrieg
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Armenische Brombeere
Herkunft: Kaukasus
bildet keine Rhizome
hat Stacheln
reist dem Menschen hinterher (wurde domestiziert)
bevorzugt vom Menschen geschaffene Standorte
weltweit sehr anpassungsfähig außer Antarktis
teilweise nutzbar und teilweise essbar
bildet Strukturen die für den Menschen, ohne
Hilfsmittel undurchdringlich sind
sie ist ein Waldverdränger
Klonokultur, wenn ihre Arme den Boden
berühren kann sie dort wieder wurzeln.
die Wurzeln der Brombeere können armdick werden
schafft Schutzräume für Tiere
viele Blüten, viele Insekten
die Art tauchte zuerst 1837 in den
Boothschen Baumschulen in Klein Flottbek, Hamburg-Altona auf, wo sie als Gartenpflanze in die ganze Welt verkauft wurde
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regelmäßig führen wir radikale Betrachtungen durch und halten die daraus gewonnenen Ergebnisse fest
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Naturstrielle Räume in Hammerbrook
In der Stadt gibt es naturstrielle Räume. Grünflächen, die nicht kuratiert und nur minimal bis gar nicht kultiviert werden. Randstreifen zwischen Industrieflächen, tote Winkel eines öffentlichen oder privat-öffentlichen Raumes, die uninteressant, nicht nutzbar, nicht verwertbar sind. In diesen naturstriellen Räumen findet man ein Pflanzenhabitat, welches sich von den angelegten und kultivierten öffentlichen Grünflächen in den Wohnvierteln der Stadt unterscheidet. Durch den fehlenden kultivierenden Gärtner erscheinen diese Flächen natürlicher und wilder, wachstumsreicher und voluminöser. Zwischen den einzelnen Pflanzen gibt es keinen ungenutzten Raum und auch der Mensch findet dort kaum Platz.
Ihr Erscheinungsbild variiert je nach Größe und Standort und wie häufig sich der Mensch in ihnen bewegt. Je unerreichbarer die Flächen sind und je weniger Bäume es dort gibt, umso mehr werden diese Flächen von sogenannten invasiven Pflanzen dominiert. Handelt es sich um kleine Randstreifen, Flächen die regelmäßig begangen werden oder um Flächen wo Bäume wachsen findet man dort eine größere Biodiversität.
In Hammerbrook haben wir in diesen naturstriellen Räumen am häufigsten die Brennnessel, die Brombeere und den Japanischen Knöterich vorgefunden. Sehr häufig sogar in einem gemeinsamen Gefüge.
Diese drei Pflanzen sind Anzeiger für Interesselose Orte in der Stadt und dies ermöglicht es ihnen frei zu wuchern. Sie erscheinen wie ein bisschen Natur: ein spontanes Gemengelage, an welchem der Mensch kaum einen sichtbaren Einfluß hat. Und sie scheinen ihre besten Lebensbedingungen in der Stadt und zwischen Gewerbe und Industrie gefunden zu haben. Anne Lowenhaupt Tsing schreibt in „Der Pilz am Ende der Welt“ von einer sogennanten ‚dritten Natur‘, „die all das bezeichnet, was trotz der Verheerungen des Kapitalismus am Leben zu bleiben vermag“ und Lucius Burkhardt schreibt, dass Natur unsichtbar geworden ist und nur noch durch eine Fälchung sichtbar und begreifbar gemacht werden kann. Beide betonen wie notwendig eine Änderung der Wahrnehmung ist um zu begreifen was uns an Natur umgibt und wie wir uns in und mit ihr bewegen und wie sich ein nachhaltigeres Verhalten ihr gegenüber entwickeln könnte.
Lucius Burkhardt: Warum ist Landschaft schön. Die Spaziergangswissenschaft. Martin Schmitz Verlag
Anna Lowenhaupt Tsing: Der Pilz am Ende der Welt. Matthes und Seitz Verlag
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