Brücken in Wismar
Das Stadtumfeld sah vor hunderten Jahren gänzlich anders aus. Wismar war von Wasser umgeben und Wasserläufe durchzogen teilweise Straßen. Wenn man sich heute der Altstadt nähert, überquert man zumeist unbemerkt einen Wasserlauf. Vielfach sind diese eingerohrt unter der Straße liegend. Es gibt sie aber noch die kleinen Brücken, die ganz unbemerkt abseits der Verkehrswege liegen und doch für unsere Vorfahren eine große Bedeutung hatten.
Natürlich fällt einem heute sofort die Hochbrücke über den Mühlenteich ein, aber es lohnt sich die kleinen Grubenbrücken näher anzusehen.
Rolandsbrücke
Diese Brücke befindet sich im Lindengarten neben dem Wasserturm und hat ihren Namen nach dem Wismarer Bäcker Roland, der sich dort 1765 das Leben nahm. Der sich in der Nähe befindliche Wasserturm ist der letzte Wehrturm der alten Stadtbefestigung. der 1682 als Wasserturm hergerichtet wurde. Mit einem Pferdegöpelwerk wurde Wasser aus dem Wasserlauf gepumpt und dann in die hölzernen Leitungen verteilt. 1715 verband man den Wasserturm leitungsmäßig mit der Wasserkunst auf dem Marktplatz. Erst 1873 wurde die „Wasserkunst auf dem Bauhofe“ abgerissen. Neben dem Turm an der Brücke ist ein Stück Mauer erhalten mit einem Spruch: „Der Umgebung zur Zier, Abbruch der Mauer hier, November 1872 im Jahr, als die große Sturmflut war“. Ein etwas verunglückter Reim, der auf zwei Ereignisse aufmerksam macht: Die schwere Sturmflut von 1872 und die Erinnerung an die hier verlaufene Stadtmauer.
Der Lindengarten selbst wurde 1815 als „Naherholungsgebiet“ der Wismarer mit heute vielen seltenen und alten Gehölzen eingerichtet, denn nach der Loslösung von Schweden und den Befreiungskriegen von Napoleon, wollte man die „arg verschlammte“ Umgebung von Wismar verschönern.
Schweinsbrücke
Eine der bekanntesten Brücken dürfte die Schweinsbrücke sein, nicht zuletzt wegen der vier kleinen Figuren vom Bildhauer Christian Wetzel geschaffen und 1996 dort aufgestellt. Es hat sich als schöne Tradition herausgebildet, diese kleinen Schweinchen als Glücksbringen zu berühren, so dass Teile schon sehr blank gerieben sind. Die Herkunft des Brückennamens lässt sich eventuell daraus erklären, dass sich vor dem Poeler Tor einer der Wismarer Schweinkrüge befand. Dorthin wurden die Schweine der Bürger getrieben, um sie außerhalb der Stadt zu weiden.
Das bekannteste Haus an der Schweinsbrücke ist das von Philipp Brandin für den Wismarer Brauherren und Bürgermeister Hinrich Schabbell 1571 fertiggestellte „Schabbellhaus“, dem städtischen Museum, das seit 18. Juni 1933 hier sein Domizil hat.
Rote Brücke
Von der Rosmarienstraße führt über die Frische Grube die Rote Brücke und leider liegt deren Namensgebung völlig im Dunkeln, nur, dass diese Brücke im allgemeinen Sprachgebrauch so genannt wurde.
Waagebrücke
Die Brücke zwischen Bohr- und Scheuerstraße ist die Waagebrücke. Hier stand die Ratswaage. Auf der Ratswaage musste nach der Bürgersprache von 1347 alles gewogen werden was über ein Liespfund (ca.7 kg) im Ver- oder Ankauf wog. Der Rat wollte sich schon seiner Steuern sicher sein, Die Ratswaage war in ein über die Grube gesetztes hölzernes Haus untergebracht. Die Ratswaage und der „Stadtwäger“ unterstanden einer strengen städtischen Ordnung, die immer wieder aktualisiert wurde. 1838 wurde das Ratswaagenhaus über der Grube abgebrochen und noch für eine kurze Zeit in die Nähe des ehemaligen schwedischen Packhauses verlegt, bis auch dieses mittelalterliche Relikt 1860 endgültig aufhörte. Die Waagebrücke war bis 1873 aus Holz.
Die „Waagebrücke“ musste ab Juli 2015 komplettsaniert werden. Sie erhielt anstelle der Holzpfähle zwölf Stahlpfähle und ist am 9. August 2016 rekonstruiert dem Verkehr übergeben worden.
Radolfsbrücke oder breite und steinerne Brücke
Die Brücke, die die Grube zwischen Ziegenmarkt und Runde Grube überbrückt wird 1290 Radolfsbrücke genannt und ist auf eine dort ansässige Person zurückzuführen. Um 1435 heißt sie aber schon „breite Brücke“. Die Grubenbrücken hatten eine äußerst wichtige Funktion als innerstädtische „Verkehrsader“. Führten diese doch zwei Stadtteile zusammen. Der Warenaustausch zwischen Hafen und Markt ging nur über diese Brücken. Die „breite Brücke“ wurde 1840 von der „steinernen Brücke“ als Name abgelöst, denn hier ist mit Sicherheit der Bau einer neuen steinernen Brücke ausschlaggebend gewesen.
Wippbrücke oder Wesenbergbrücke
Über diese Brücke fließt heute ein reger Verkehr. Sie überbrückt den Grubenausfluss zum Hafen am Gewölbe. Die Brücke hat ihren Namen nach einem sich dort befindlichen Kran, der „Wippe“ mit dem man Waren aller Art aus den Schiffen und Booten ziehen konnte. Natürlich nahm der Hafenaufseher dafür Geld ein. 1831 war die Nutzung schon so wenig, denn man nahm in diesem Jahr nur sieben Taler ein. Die Wippbrücke wurde aber auch nach der seit 1864 im Gewölbe befindlichen Aalräucherei von Joachim Wesenberg „Wesenbergbrücke“ genannt.
Bei Feueralarm in der Stadt wurde der Auslauf der Grube unter dem Gewölbe durch zwei große hölzerne Tore verschlossen, um das Löschwasser in der Grube zu stauen. Die Holztore waren beim Grubenmüller in der Stadtmühle verwahrt und der hatte die Aufgabe dann, die Tore zum Gewölbe zu transportieren.
Hochbrücke
Am 7. August 1970 wurde in Wismar die mit 400 Metern damals längste Spannbetonbrücke der DDR eingeweiht. Damit endete ein sich immer mehr verschärfendes Verkehrschaos im Durchgangsverkehr nach Rostock und im innerstädtischen Verkehr. Diese Verkehre wurden bis dahin über die Rostocker Straße und den Bahnübergang geführt. Die Bahnstrecke war aber so stark frequentiert, dass man annahm, dass von 24 Stunden die Schranken 20 Stunden geschlossen war, wenn man die bisweilen 210 gezählten täglichen Schließungen als Grundlage nimmt.
Der Bau der Hochbrücke war eines der seltenen nationalen Investitionsvorhaben der DDR, die in einer Kreisstadt getätigt wurden. Der Bau des insgesamt eine Kilometer langen Bauwerkes kostete damals 15,3 Millionen Mark. Wegen des schlechten Baugrundes gab es zwar massive Probleme mit der Statik und der Festigkeit, doch auch bei der zwischen 2004 und 2005 erfolgten Generalsanierung konnte man keine gravierenden Fehler der über „Vierzigjährigen“ feststellen. Sie ist so gut konzipiert und konstruiert, dass auch der in den letzten Jahrzehnten gestiegene Verkehr mühelos aufgenommen werden kann.
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Rostocker Stadtbefestigung
Die Rostocker Stadtbefestigung umschloss die Stadt Rostock seit der Mitte des 13. Jahrhunderts. Nachdem sich die ursprünglichen Stadtkerne der drei Rostocker Teilstädte 1265 offiziell zu einer Stadt vereint hatten, wurde die gemeinsame, etwa drei Kilometer lange Stadtmauer gebaut, die über mehr als 20 Stadttore verfügte. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde die Anlage zur Festung ausgebaut. Als die Stadt im 19. Jahrhundert erstmals über die Grenzen der Stadtmauer hinauswuchs, wurde diese entfestet und teilweise in der Höhe stark reduziert. Teile der Stadtbefestigung wurden infolge der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg zerstört oder in der Nachkriegszeit abgetragen. Dennoch sind bis heute drei der massiven Landtore aus Backstein (Steintor, Kuhtor, Kröpeliner Tor) und ein Strandtor aus klassizistischer Zeit (Mönchentor), ein Mauerturm (Lagebuschturm), große Teile der Stadtmauer auf einer Länge von insgesamt etwa 1300 Metern sowie Teile des Festungswalls erhalten. – Zum Artikel …
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