Tumgik
#Telephonfräulein
techniktagebuch · 55 years
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1910er und 1920er Jahre
Ich habe Basel verlangt und nach einiger Zeit erhalten
Im Juni 2022 schreibt Kathrin an einer Kolumne über das Telefonieren, genauer über den Widerwillen gegenüber Telefonapparaten und insbesondere gegenüber dem Angerufenwerden. Ich erinnere mich daran, dass meine Grossmutter (1919–2015) einen solchen Widerwillen hatte, den sie wie folgt begründete: „Ich bin in einem Pfarrhaus auf dem Land aufgewachsen. Im Dorf gab es insgesamt drei Telefonapparate. Wenn ein Anruf durchgestellt wurde, hat es an allen drei Orten geklingelt, im Pfarrhaus, beim Lehrer und beim Arzt. Alle nahmen ab und wer nicht gemeint war, legte wieder auf. Als Kind habe ich einmal einen Anruf entgegengenommen und etwas falsch gemacht. Das gab grosses Schimpfis und seither empfinde ich einen gewissen Widerwillen gegenüber dem Telefon. Es kostet mich bis heute Überwindung, den Apparat zu benutzen.“ (Zitat aufgrund fragmentarischer Erinnerungen – ach, hätte ich das nur früher aufgeschrieben!)
Im Gespräch mit Kathrin erwähne ich zudem, dass ich bei familienhistorischen Recherchen kürzlich über eine für mich eigenartige Passage in einem Brief vom 6. Juli 1915 gestossen bin:
 „Lieber Paul! Empfange meinen besten Dank für Eure Geburtstagskarte. Wie ist es auch mit dem Telephonieren gegangen? Ich habe Basel verlangt und nach einiger Zeit erhalten. Nach Schluss des Gesprächs sagte mir dann das Telephonfräulein, das Gespräch sei in Basel notiert worden; wir seien von Basel verlangt worden. Ist es ein Irrtum, oder ein Zufall? (…)“
Welcher Vorgang resp. welches Problem da beschrieben wird, ist für mich schwer verständlich. Offenbar hat es etwas damit zu tun, dass Anrufe nicht direkt getätigt werden konnten, sondern über eine Zentrale angemeldet und vermittelt werden mussten.* Klar ist: Die Urgrossonkel und -tanten hatten in ihren Haushaltungen zwar Telefonapparate und Telefonanschlüsse, nutzten sie aber nur in Ausnahmefällen. Geschrieben wurde hingegen rege, wie umfangreiche Korrespondenzen belegen.
* Oliver J. Weber weiß mehr: “Ist doch eigentlich ganz klar: die Vermittlung hat die Kosten für das Gespräch nicht aufgeschrieben, weil sie irrtümlich annahm, der Anruf sei eingehend gewesen. Und im Brief erkundigt man sich nun, ob der Angerufene in Basel die Kosten übernehmen musste.”
(Franziska Nyffenegger)
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charlyritter · 4 years
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you may dislike phone calls but are you so bad at phone calls that the Telephonfräulein refuses to put you through??? Iconic
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