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Mune Moonwatcher
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Ich bin Mune, ein Faun. Ich liebe den Mond und die Nacht und erzähle euch Geschichten aus meinem Leben und dem Leben anderer Wesen der Nacht.
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mune-moonwatcher · 2 years ago
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Die Farbe Blau
Rockets Erlebnis im Nexus
von KIP SUPERNOVA
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I.
Schon immer habe ich mich gefragt, was ich wohl ihm Nexus erleben würde.
Zur Erklärung: Der Nexus ist ein Energieband, das durch das Universum streift und als Übergang zu einem anderen Ort bekannt ist, der angeblich das Paradies sein soll: Die tiefsten und sehnsüchtigsten Wünsche und Träume werden dort wahr. Man ist quasi unsterblich, denn die Zeit bedeutet dort nichts. Man ist praktisch für alle Ewigkeiten innerhalb des Glückes und der Zufriedenheit.
Nun zu mir: Ich bin ein Piraten Waschbär und heiße Rocket. Nun, so nennt man mich jedenfalls. Ich bin mal hier und mal da und habe eigentlich kaum ein Ziel in meinem Leben. So ist es zumindest jetzt … es war nicht immer so, aber lasst mich von Vorne beginnen.
Als ich noch ein sehr jungen Waschbär war, sah ich ihn zum ersten Mal: den blauen, verrückten Bären. Ein Künstler, Lebenskünstler und Frohnatur. Sein Name: Augusto Gummibär. Ja, ihr habt richtig gelesen: Er war ein Gummibär.
Auch hier wieder zur Erklärung: Die Gummibären sind fiktive Fabelwesen, die neben Kobolden, Drachen und Ungeheuern mit den Menschen zusammen in einer fiktiven Welt leben. Im Gegensatz zu den Menschen besitzen die Gummibären erstaunliche Kenntnisse in vielen Bereichen wie Technologie, Naturwissenschaften, Kunst und sind auch in der Lage, zu Zaubern. Aus Neid und Missgunst entbrannte einst ein Krieg zwischen den Menschen und den Gummibären, was das an sich friedliche Volk der Bären zur Flucht vor den Menschen zwang. Nach vielen, vielen Jahren wurden die Gummibären zum Mythos, dann zum Märchen.
So weit, so gut, zurück zu Gusto, wie "Freunde ihn nennen dürfen" laut seiner Aussage. Ich sah ihn, und war sofort verliebt. Ich ließ keine Folge der Geschichten über die Gummibären aus, und jede einzelne Folge, wo Gusto vorkam, war für mich ein wahres Fest! Mein Herz klopfte wild, ich war aufgeregt, empfand stets Freude und Erregung zugleich.
Ich sah mir jede Folge immer genau an, und versuchte stets Gustos Aussehen in meinen Gedanken zu speichern, denn nach jeder Folge setzte ich mich an den Schreibtisch, und zeichnete ihn. Zu Beginn war dies sehr mühselig. Ich war noch ein Kind und hatte kaum Ahnung davon, wie man richtig zeichnete. Doch mein Wille, ein Bild von Gusto zu haben, spornte mich an, es immer und immer wieder zu versuchen, bis es mir schließlich gelang. Hier sollte erwähnt werden, denn zu dieser Zeit weder die Möglichkeit bestand, eine Gummibären-Folge auf Video aufzuzeichnen, geschweige denn, "fertige" Bilder oder Fotos von den Gummibären irgendwo zu erstehen. Es gab noch kein Internet, keine "Fanart" oder sonstige Möglichkeiten, sich schnell Bilder zu beschaffen.
Trotzdem - oder gerade deshalb - war dies eine sehr intensive, schöne Zeit! In meinen Träumen besuchte ich Gusto hinter seinem Wasserfall, ich feierte auf Gummadoon mit den anderen Bären große Feste oder malte riesige Bilder zusammen mit dem blauen Bären mit dem roten Halstuch und den Sandalen.
In diesen Träumen waren Gusto und ich immer öfter alleine. Bis sie sogar regelrecht romantisch wurden: Gemeinsam den Sonnenuntergang betrachten, zu zweit essen und dabei lustige Geschichten austauschen, oder einfach Trost finden. Ja … wenn ich in der realen Welt traurig war, stellte ich mir immer vor, dass Gusto mich trösten würde.
Schließlich kam jedoch das, was im Leben eines jedem von uns passiert: Man wird älter. Es gab irgendwann keine neuen Geschichten mehr über die Gummibären; die letzte Folge war zu Ende, die Geschichten waren zu Ende erzählt, und Gusto war weg.
Anfangs besuchte ich ihn noch in meinen Träumen, die jedoch zunehmend im Nebel der Vergessenheit verschwanden. Statt dessen trat etwas anderes zu Tage: Piraten!
Der Drang, ein Pirat sein zu wollen wurde von Tag zu Tag immer größer. Alles begann harmlos mit einer Geschichte über ein Piraten, dem ein übles Missgeschick widerfuhr. Ich fand dies ganz amüsant, aber ein intensives, freudiges Erlebnis wie bei den Gummibären bescherte es mir nicht. Vielmehr keimte in mir der Wunsch, als Pirat stark, mutig und rücksichtlos mir einfach das zu holen, was ich wollte. Es gab immer wieder andere Waschbären, die mir das Leben schwer machten. Doch nicht einem Piraten! Ich wendete mich schließlich gänzlich von den Gummibären ab und folgte fortan den Piraten.
Im Laufe der Jahre begegnete ich immer wieder Wesen mit blauer Haut oder blauem Fell: Da war Pock, der blaue Höhlengoblin und sein Vetter, Jig. Dann sah ich Mune, den Faun und Wächter des Mondes, und nicht zu Letzt die Wesen von Planet Baab: Aliens mit blauer Haut aber ohne Nase.
Obwohl ich inzwischen ein Pirat geworden war, war ich doch immer wieder von blauen Wesen fasziniert, und ich begegnete latent immer wieder Gusto, der mich in meinen Träumen dazu animierte, zu zeichnen und Geschichten zu schreiben. Was ich auch tat und immer noch mache. Unglücklicherweise habe ich nie auch nur eine Zeile über meine Traum-Abenteuer mit Gusto aufgeschrieben, sondern tief in meinen Gedanken und Erinnerungen verborgen gehalten. Einem Teil von mir war es vielleicht peinlich, in ein Wesen verliebt zu sein, das nicht real war. Zumindest hatte ich nie irgendwo davon gehört, dass so etwas normal sein sollte. Also hielt ich Gusto und meine Gefühle für ihn verborgen.
Die Jahre gingen dahin, doch das Glück habe ich nie gefunden: Meine Bilder und Geschichten machten mich (und auch andere) schon irgendwo glücklich und auch stolz. Aber ich spürte auf der anderen Seite auch eine Leere in mir, die ich nicht zu füllen vermochte. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich hatte immer das Gefühl, etwas zu wollen, wusste aber nicht was es war. Sehnsucht zu haben ist schrecklich, und auf das offene Meer zu segeln ohne zu wissen, wohin die Reise gehen sollte … unbequem und auch gefährlich! Deshalb versuchte ich viele Dinge aus in der Hoffnung, das Richtige für mich zu finden - ohne Erfolg!
Doch es gab auch Momente, die - wenn ich sie heute betrachte - Sinn ergaben, doch für mein damaliges Ich nicht. Einmal saß ich in einem Zug und sah ein Werbeplakat für eine Kunstausstellung. Mein erster Gedanke war: "Warum höre ich nicht mit dem, was ich gerade mache, einfach auf und studiere Kunst?"
Dieser Gedanke war wie ein Blitz, der mich traf. Ich zuckte dabei regelrecht zusammen, bekam eine Gänsehaut und in meinen Pfoten kribbelte es. In diesem Augenblick erschien mir diese Idee als die beste aller Ideen, doch meine Euphorie wurde zugleich von einem anderen Gedanken zerschlagen: "Lass es sein, wovon willst du leben? Du wirst kein Geld verdienen … es ist aussichtslos."
Und schon hatte ich diesen wundervollen Gedanken wieder verworfen und ging meinem alltäglichen Tun nach.
Heute erinnere ich mich an eben so einen Gedanken, der mich im selben Jahr wie ein Blitz getroffen hatte, als die Geschichten der Gummibären zu Ende waren: PIRAT! Es war ein kurzer, kaum erwähnenswerter Moment in einem Traum gewesen. Doch dieser kleine, kurze Moment, dieses scheinbar bedeutungslose Bild wuchs von Jahr zu Jahr zu diesem Monster heran.
Nun litt ich unter diesem Monster, und sah keine Chance, es je wieder los zu werden. Immer wieder kamen diese Gedankenblitze, doch das Monster zerschlug sie sogleich.
"Du hast kein Geld" - "Es ist zu schwer" - "Was hast du davon?" - "Lass es lieber sein" - "Es hat keinen Sinn" - "Pirat sein macht mehr Spaß" - "Akzeptiere die Realität"
Und genau diese Gedanken, welche mir das Monster immer wieder einflüsterte, bescherte mir auch jene "Freunde", die in mein Leben traten. Es waren Personen, die hübsch dafür sorgten, dass ich nach der Pfeife des Monsters tanzte; und sie sagten sogar das Selbe: "Was das kosten wird, also ICH könnte so was NICHT machen." Und es waren auch "Freunde", welche im Grunde nur über sich sprachen; selbst als meine Eltern starben, fanden sie keine tröstenden Worte, sondern sprachen nur über sich oder über andere Dinge, die sie bewegten.
Während mich die Farbe Blau durch mein Leben begleitete, begleitete mich jedoch auch das Monster: Es ließ die blauen Wesen zu, aber nur, solange ich auch tat, was das Monster von mir wollte. Die "Freunde" konnte ich nicht verlassen, denn dann war ich ja alleine. Das Piratsein konnte ich nicht ablegen, denn … wer war ich dann noch?! Ein einfacher Waschbär, der Bilder malte? Und davon sollte ich leben?
Ich fühlte mich in der Gegenwart der "Freunde" nicht wohl … aber ich wollte auch nicht alleine sein.
Ich wollte kein Pirat mehr sein … hatte aber Angst davor, dass mir dann nichts mehr Spaß machen könnte.
Und so kam der Tag, als ich Kontakt mit dem Nexus bekam …
II.
Die genauen Umstände, die ich in den Nexus gelangte, möchte ich nicht ausführen. Stellt euch einfach vor, ich war auf einem Schiff auf See, geriet in einen Sturm und war plötzlich innerhalb dieser Energieverzerrung, welche die Raumzeit verbog und mich an jenen Ort brachte, den man Nexus nannte …
An diesem Tag war meine Verzweiflung besonders groß: Mir erschien mein Leben nahezu sinnlos. Was hatte ich denn von einem Leben, mit dem ich nicht glücklich war? Ich malte und schrieb … und ja, es gab Personen, die meine Werke schätzten, doch gerade jene, die ich als meine "Freunde" ansah, fanden alles, was ich tat, nur "nett", rissen ihre Witze und Sprüche darüber und fanden stets einen Anlass, "böse" Witze zu machen. Alles natürlich nur Spaß - ob ich denn keinen Humor hätte und überhaupt: Nur weil man böse Witze über Misshandlungen oder Kriegsverbrechen riss war man doch kein schlechter Mensch, oder?!
Das Monster flüsterte mir dazu immer wieder ein: "Es ist besser so. Besser so, als alleine zu sein. Und es gibt ja auch gute Momente. Nicht alles ist schlecht."
Ich fühlte mich schrecklich und wollte ausbrechen, doch meine Angst davor, dann alleine zu sein und am Ende zu scheitern, war einfach zu groß.
Bis ich in diesen Sturm geriet und das Energieband mich in den Nexus riss …
III.
Zunächst war alles verschwommen und undeutlich. Der Krach des Sturms und der brechenden Wellen hatten mich stocktaub gemacht - dachte ich. Doch die Stille wich den Brausen vieler Stimmen und Musik. Und die verschwommene Sicht klärte ich auf und offenbarte mir einen Ort, den man am besten als "Festhalle" bezeichnen konnte.
Der Ort glich einer Halle, wie man sie in alten Ritterburgen sah: Festlich geschmückt mit großen Fahnen auf denen die Umrisse von Bärenköpfen und Wappen zu sehen waren. Unzählige Kerzen erleuchteten die Halle und tauchten sie in eine festliche Atmosphäre. Überall sah ich Gestalten um mich herum, die mir zu jubelten und mich beglückwünschten.
Die Sicht wurde zunehmend klarer, und ich konnte sie erkennen: Ich war umgeben von Gummibären! Grüne, braune, gelbe, graue oder blaue … alle Farben, gekleidet in festlichen Gewändern und mit einem freudigen Strahlen auf den Gesichtern.
Sie klatschten Beifall und beglückwünschten mich mit Händeschütteln.
Ich lachte verlegen und blickte mich unsicher um. Wo war ich nur … was war mit mir geschehen?
"Alles gute zum Geburtstag, Rocket!"
"Wir freuen uns, dass du da bist!"
"Willkommen auf Gummadoon!"
So viele Worte, so viele Stimmen und Gesichter, und alle freuten sich darüber, mich zu sehen.
Eine üppig gedeckte Festtafel befand sich in der Mitte der Halle, an der die Gummibären Platz nahmen und mich mit eine Handbewegung einluden.
Geburtstag? Oh ja, stimmte … meine "Freunde" hatten oft meinen Geburtstag vergessen, weil sie selbst auf ihren eigenen Geburtstag nicht viel Wert legten. Aber hier …
Mein Blick wanderte durch die Halle und mir war regelrecht schwindelig von all den Eindrücken, der Musik, den vielen Gummibären und ihrer Freude, mich begrüßen zu dürfen.
Ich lachte vor Freude auf: Gummibären. Ich war tatsächlich bei den Gummibären! In mitten einer großen Feier. Es waren keine Menschen hier, keine Feinde, keine gemeinen Personen, kein böser Humor, kein "du ich habe keine Zeit, aber wir bleiben in Kontakt", kein "du, ich mag dich, echt, aber ich bin auf Weibchen fixiert. Aber wird sind doch trotzdem Freunde, oder?!" sondern nur Freude, Glück und das Gefühl, absolut willkommen zu sein.
Mit einem Gefühl der absoluten Euphorie nahm ich ein Bad in der Menge von Gummibären, die mich freundlich begrüßten, und ich konnte mich nicht satt sehen an ihren Gesichtern, an der wunderschönen Halle, dem üppigen Essen …
Dann erblickte ich ihn … Ich blickte über die Köpfe der Gummibären hinweg zu einer kleinen Treppe, wo mir ein blauer Gummibär mit gelber Mütze, rotem Halstuch und Sandalen den Rücken zukehrte. Er stand mit den Fäusten in die Hüften gestemmt vor einem Torbogen und schüttelte den Kopf.
Mit klopfendem Herzen zwängte ich mich durch die Menge und ging auf ihn zu. Gusto rieb sich das Kinn und ging weiter durch den Torbogen und verschwand aus meinem Blickfeld.
Ich begann zu laufen, erreichte die Treppe und schritt durch den Torbogen und befand mich plötzlich in einer Art Höhle, in der ein kleines Atelier einrichtet war: Mehrere Leinwände, eine Staffelei und kleine Töpfe und Schalen mit Farben und Pinsel. Das Besondere an der Höhle war, dass sie sich hinter einem Wasserfall befand.
Der Gummibär stand vor einer leeren Leinwand, abermals die Hände in die Hüften gestemmt und schüttelte den Kopf.
Ich schritt unsicher auf ihn zu. "Gusto?", sagte ich leise ein zweites mal.
Er drehte sich um, und blickte mich mit einem freudigen Lächeln an. Durch das herabfallende Wasser des Wasserfalls fielen Sonnenstrahlen direkt auf Gustos Gesicht. Das Wasser brach das Sonnenlicht und der Gummibär stand in einem Lichtkegel von schimmernden Regenbogenfarben vor mir.
Gusto breitete seine Arme aus und stürmte jauchzend auf mich zu: "Da brat´ mir doch einen Storch! Was sehen meine entzückten Augen?! Ein echter Waschbär! Nicht bewegen, bitte so bleiben. Ich liebe diese Pose. Du bist ein Seefahrer, richtig? Ich habe schon viel über euch gehört! Ich muss dich malen, die Farben deines Fells sind perfekt - Schwarz, Grau und Orange! Die pure Inspiration …"
Während der Gummibär wie ein Wasserfall redete konnte ich ihn nur mit einem immer breiter werdenden Lächeln ansehen. In mir stieg unsagbare Freue auf. Er stand vor mir - er war es, er war es wirklich! Augusto Gummibär, der verrückte, sympathische Gummibär mit dem blauen Fell lief um mich herum und betrachtete mich von allen Seiten während er wild mit seinen Armen gestikulierte und wie ein Wasserfall weiter plapperte, dass er von mir ein "Episches Kunstwerk erschaffen werde, das die Alten Gummibären erblassen lassen würde".
Als er direkt vor mir stehen blieb, und Anstalten machte, nach seinem Skizzenblock zu greifen, fand ich endlich meine Stimme wieder: "Gusto … "
"Ja, das bin ich, mein Freund."
Ich verharrte kurz, dann breitete ich meine Arme aus und legte sie um Gusto. Mit geschlossenen Augen umarmte ich ihn und spürte einen Kloß in meinem Hals.
Nach einigen Herzschlägen spürte ich, wie Gusto meine Umarmung erwiderte. Er klopfte mir sanft auf den Rücken und sagte leise: "Du bist spät dran, mein Freund. Ich habe lange auf dich warten müssen."
Eine Träne brannte in meinen Augen, und der Kloß in meinem Hals wurde größer.
Ich nickte leicht und sagte mit tränenerstickter Stimme: "Es tut mir so leid … ich hatte dich beinahe vergessen."
Gusto drückte mich fester an sich. "Aber jetzt bin ich hier. Ich bin bei dir, Rocket."
"Ich habe so viel Zeit verschwendet.", sagte ich laut und sah Gusto ins Gesicht. Ich musste blinzeln, denn ein Schleier von Tränen ließ mich alles verschwommen sehen. "All die Jahre …"
Der Gummibär schüttelte langsam den Kopf und lächelte. "Nicht alles war verschwendet. Du hast großartige Kunstwerke erschaffen. Du hast viele Menschen glücklich gemacht und tust dies noch immer."
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Tränen rannen über meine Wangen.
"Du bist ein großer Künstler, Rocket.", sagte Gusto mit sanfter Stimme und streichelte meine Wange.
Ich legte meine Pfoten auf Gustos Schultern und ließ sie dann langsam über seinen Nacken zu den Wangen wandern. Ich streichelte zärtlich seine Wangen und Ohren, strich über die Haarsträhne, die über seinem wunderschönen Gesicht hing. Dabei sah ich ihm tief in die Augen. "Ich liebe dich." Dann umarmte ich ihn abermals. "Ich liebe dich so sehr, Gusto. So sehr …"
Gusto erwiderte die Umarmung und flüsterte mir ins Ohr: "Ich weiß. Ich liebe dich auch. Und ich war immer bei dir, ich war nie weg."
Ich vergrub mein Gesicht in seinem Nacken, sog seinen Geruch ein, spürte seine Wärme.
Gusto schob mich sanft von sich, lächelte mich an und legte seine Hand auf meine Brust. "Ich werde immer bei dir sein. Hier, in deinem Herzen."
Wir schwiegen einen scheinbar endlosen Moment lang … Die Zeit schien still zu stehen.
In einer weiteren Umarmung drückte ich Gusto ganz fest an mich, konnte seinen Herzschlag und seinen Atem spüren; ich war erfüllt von unsagbarem Glück und Zufriedenheit.
Als ich langsam den Nexus wieder verließ, weil das Energieband weiterzog, verschwomm die Szenerie in einem hellen Licht. Ich hielt Gusto so lange fest, wie ich nur konnte. Ich sagte ihm immer wieder, wie sehr ich ihn liebte.
Und als der Nexus verblasst und ich wieder in der realen Welt angekommen war, hörte ich noch seine Stimme: "Ich werde immer bei dir sein, in deinem Herzen."
Meine Pfote wanderte in meine Hosentasche und fand dort ein kleines Stück Papier. Ich betrachtete die Zeichnung auf dem Papier: Es war Gusto, die erste Zeichnung, die ich als junger Waschbär von dem blauen Gummibären gemacht hatte. Er saß da, und blickte lächelnd zur Sonne.
Ich weinte, doch ich weinte vor Glück. Denn ich hatte die Liebe meines Lebens endlich wieder gefunden. Und auch die Erkenntnis, was ich nun zu tun hatte.
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mune-moonwatcher · 2 years ago
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Goblins - Neue Wesen der Nacht
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Neue Wesen der Nacht - Die Goblins!
Hallo, Du tapferer Abenteurer! Mein Name ist Dudaki Kiba, ich bin ein blauer Höhlengoblin und lebe in der Goblinmark. Ich besuche den Wald der Faune und freue mich darauf, auch Mune kennen zu lernen. Meine Artgenossen und ich erleben sehr viele lustige, freche Sachen so den lieben langen Tag. Als Goblin habe ich natürlich keinen Bock zu arbeiten - obwohl wir Gobs eigentlich nicht faul sind, oder würden faule Kreaturen wie etwa die Elfen, mit bloßen Klauen in der Erde nach Futter graben? Oder sich die Mühe machen, “mutige” Wanderer mit lustigen Streichen zu ärgern? Na?! Seht Ihr! Und außerdem … würde ich mir sonst nicht die Mühe machen, Euch meine bzw. unsere Geschichte zu erzählen, und Schreiben ist auch Arbeit, puh!
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mune-moonwatcher · 2 years ago
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Traumdämon (12)
Kapitel 13
Eng umschlungen lagen Mune und Alb auf dem Bett. Alb schmiegte seine Wange an Munes Brust. Der Raum war vom Duft der Liebe erfüllt, beide Faune fühlten sich sehr entspannt und glücklich. Sie sprachen kein einziges Wort, denn jedes Wort würde nur den Schmerz des Abschieds verschlimmern.
Schließlich war die Zeit gekommen, wo der Mondtempel auf die Rückkehr seines Wächters wartete, und sie Tanos Stimme rufen hörten:
„Die Sanduhr ist abgelaufen, ihr habt nur wenige Minuten Zeit, dann schließt sich das Tor in die Welt von deinem weißen Freund wieder.“
Die Faune blickten sich traurig in die Augen.
„Ich muss gehen ...“, flüsterte Alb. „Aber ich will bei dir bleiben.“
„Du musst aber in deine Welt.“, sagte Mune, und in seinen Augen schimmerten Tränen. Auch er wollte Alb nicht gehen lassen. Sie hatten sich ineinander verliebt, hatten sich gepaart und nun sollen sie Abschied nehmen? Der Wächter des Mondes schluckte eine Träne hinunter. „Deine Träume richten hier in dieser Welt zu großen Schaden an. Außerdem gibt es vielleicht Freunde und Familie, die in deiner Welt auf dich warten.“
Alb wischte sich Tränen aus den Augen und nickte. „Ja, ich weiß. Aber … aber ...“
Mune küsste Alb sanft auf den Mund und beide schmiegten sie ihre Wangen aneinander.
„Hey, Freunde!“, hörten sie Tano rufen. „Die Zeit läuft ab!“
„Du musst gehen.“, sagte Mune mit tränen erstickter Stimme.
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mune-moonwatcher · 2 years ago
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Traumdämon (11)
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Kapitel 12
Die Kammer war kaum zehn Fuß groß, bot jedoch trotzdem einem einfachen Holzbett und einem Kerzenleuchter Platz. Durch ein schmales Fenster drang fahles Licht in die Kammer und tauchte alles in ein Zwielicht. Es roch nach Holz und Kerzenwachs.
Alb ließ sich mit hängenden Ohren und seufzend auf das Bett nieder. „Ich habe doch keine Ahnung, wie mein echtes Leben so aussieht. Und warum erinnere ich mich nicht daran?“
Mune spürte die Angst und Unsicherheit des weißen Fauns. Er griff nach dem Feuerstein, der neben dem Kerzenleuchter lag und entzündete den Docht der Kerze. Der Raum war sogleich von einem warmen, behaglichen Licht erfüllt. Dann setzte sich der blaue Faun neben Alb, legte seine Pfote um dessen Schulter und sagte leise: „Du wirst dich wieder erinnern, sobald du gesprungen bist. Und wer weiß? Vielleicht begegnest du Latara in der anderen Welt?!“
Alb blickte Mune fragend an. Daran hatte er noch gar nicht gedacht … „Latara?“
Mune nickte. „Ihr kanntet euch sehr gut und hattet großes Vertrauen zueinander. Gut möglich, dass ihr euch in eurer Welt auch gut kennt. Vielleicht sogar ...“ Mune verharrte, zog seine Pfote wieder zurück und wandte sein Gesicht ab. „Vielleicht seid ihr sogar ein Paar.“
Dem weißen Faun entging nicht eine gewisse Enttäuschung in Munes Ton.
„Ich …“, begann Alb langsam und unsicher. „Ich habe mich noch nie gepaart.“
„Wie willst du dir da so sicher sein?“, fragte Mune, mit deutlich erregter Stimme. „Du erinnerst dich nicht an dein Leben in deiner Welt ...“
„So was weiß man, glaube es mir.“, sagte Alb müde. „Und selbst wenn … in dieser Welt hier habe ich mich noch nie gepaart, und alles was für mich im Moment zählt ist, an was ich mich erinnere.“
Mune wollte etwas sagen, doch er verharrte und nickte lächelnd. „Das macht wirklich Sinn.“
Die beiden Faune schwiegen einen Moment lang; jeder blickte in die andere Richtung, dann auf den Boden, dann wanderten ihre Blicke zur Kerze.
„Schönes Licht“, sagten beide gleichzeitig, sahen sich an und lachten leise.
Bei allen Sternen und Sonnen … sein Lachen ist so wunderschön! Dachte Alb als er Munes wunderschönes Gesicht lachen sah. In seinen Augen funkelte das Licht der Kerze vermischt mit dem fahlen Licht der Nacht zu einem schier endlos erscheinenden Ozean aus Edelsteinen …
„Ja“, kicherte Mune. „So eine Kerze ist schon was Tolles.“ Dann schüttelte der Wächter des Mondes den Kopf. „Was man für Unsinn redet, wenn man nicht weiß, was man sagen soll.“
Wieder Schweigen. Albs Pfote wanderte über die Bettdecke langsam Richtung Munes Pfote, und als sie sich berührten bemerkte der jeweils andere, dass sie sich aufeinander zubewegt und die selbe Idee gehabt hatten.
„Ich weiß auch nicht, was ich sagen soll.“ sagte Alb leise. Seine Pfote zitterte, denn Mune erwiderte seine Berührung. Sein Herz schlug schneller.
Mune ließ seine Ohren hängen und blickte verstohlen zur Seite. „Ich habe mich auch noch nie gepaart. Verliebt – ja. Aber … noch nie geliebt.“ Der blaue Faun blickte traurig zum Fenster.
„Vielleicht“, begann Alb langsam und leise. „Vielleicht könnten wir … uns paaren?“
Der blaue Faun blickte ihn erschrocken an und Alb spürte, wie Mune seine Pfote fester hielt. Er spürte dessen Herzschlag, sein tiefes Ein- und Ausatmen.
Dann beugte sich Mune zu Alb vor, schloss die Augen und küsste ihn auf den Mund.
Alb konnte nicht glauben, was gerade geschah; konnte nicht glauben, was er vor zwei Herzschlägen noch zu Mune gesagt hatte. Aber dann ließ er sich einfach fallen, umschlang Mune mit seinen Armen und erwiderte den Kuss.
Sie ließen sich auf das Bett fallen, und küssten sich innig und leidenschaftlich,
Alb spürte, wie Mune das Fell an seinem Nacken, seinen Schultern und seinen Wangen streichelte. Der weiße Faun erkundete mit seinen Pfoten ebenfalls das blaue Fell des Wächters des Mondes … Gemeinsam spürten sie den Herzschlag des jeweils anderen, die Wärme, die Nähe, die Energie …
Alb umschloss mit seinen Pfoten Munes Kopf, streichelte über seine Ohren und sah tief in seine Augen. „Du bist so wunderschön … ich liebe dich, Mune.“
Mune erwiderte die Berührung und lächelte. „Du bist so lieb … und wunderschön. Alb ...“
Sie küssten sich wieder und Alb begann leise zu weinen. „Ich will immer bei dir sein, Mune ...“
Mune umschlang Albs Körper wortlos und schmiegte seine Wange gegen Albs Wange. „Ich bin hier, ich bin bei dir, Alb.“, flüsterte er Alb ins Ohr.
„Mune ...“
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mune-moonwatcher · 3 years ago
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Traumdämon (10)
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Kapitel 10
"Die Sonne des Planeten Biru im Antares-System wurde zur Supernova. Über sieben Milliarden Individuen waren in Gefahr: Das Volk der Biru, humanoide Pflanzenwesen, hatten sich Jahrhunderte lang auf diese Katastrophe vorbereitet, hatten gigantische Archen im Weltraum gebaut, um ihren Heimatplaneten und ihr Sternensystem zu verlassen. Doch sie hatten all ihre Ressourcen aufgebraucht, die nötig waren, die Archen aus der Gefahrenzone zu befreien. In ihrer Verzweiflung haben sie ein Notsignal ausgesandt, in alle Richtungen des Alls ...
Auf Planeten wie Gaia, der Welt der Menschen, ging dieses Signal als das "Wow! Signal" in die Geschichte ein, andere Zivilisationen verstanden es als eine Gefahr und hielten den Hilferuf der Biru unter Geheimhaltung, wieder andere interpretierten das Signal als Kriegserklärung an ihre Welt und wieder andere hatten keine technologischen Möglichkeiten, das Signal zu empfangen oder zu verstehen.
Doch eine der Welten, welche das Signal empfingen, war Coban, mein Heimatplanet. Die Cobanianer entsandten unter der Leitung des Wissenschaftlers Kip Supernova eine Raumschiff-Flotte nach Antares, um mit einer experimentellen Technologie die Energie der Nova abzuleiten, ein Wurmloch zu öffnen und die Archen der Biru in eine sichere Welt zu befördern. Dabei kam es beinahe zum Krieg zwischen Coban und Reptilion, da sich Kip und seine Besatzung den Befehlen der BASA widersetzte und sich mit einigen Reptilianern verbündete, um das Leben von sieben Milliarden Biru zu retten.
Im Augenblick der Supernova wurde die gesamte Galaxie vom Licht der Explosion erfüllt, ein gigantischer Lichtstrahl wurde vom Quantenkompensator, den Kip zusammen mit einem Reptilianer im letzten Moment aktivieren konnte, aufgefangen und schuf das Wurmloch, das die Archen der Biru schließlich retten konnte.
Tausende von Welten - unter anderem Gaia, Coban, Tannusa und viele weitere - konnten die Explosion und das Licht der Supernova mit bloßen Augen am Himmel verfolgen.
Mein Raumschiff schaffte es jedoch nicht schnell genug zum Wurmloch - es schloss sich und ich wurde von der Druckwelle der Explosion in die Weiten des Alls geschleudert. Aus dem Kern der explodierten Antares Sonne entstand ein Schwarzes Loch, das die umherschwirrenden Sternen-Reste zerriss. Sogenannte Strange-Lets wurden erzeugt, die wiederrum das Gewebe der Raumzeit selbst zerrissen. Es waren Risse im Wesen der Realität, in die ich hineingesaugt wurde und schließlich hier auf dieser Welt landete."
Kapitel 11
Sowohl Mune wie auch Alb haben nicht mal die Hälfte von dem verstanden, was Tano ihnen da erzählt hatte. Aber beide verstanden nun, was das Problem war: Alb kam aus einer anderen Welt, die jenseits dessen lag, was Mune sich vorstellen konnte. In den alten Büchern standen Geschichten darüber, dass die Traumwelt auch nichts weiter als die Wirklichkeit anderer Wesen war, und seine Welt wiederum die Träume dieser Wesen war.
„Dann muss Alb also ...“, begann Mune langsam und nachdenklich.
„Ich muss in die Finsternis springen.“, fiel Alb dem blauen Faun ins Wort, senkte den Kopf und seufzte. „Weil dies hier nicht meine Welt ist.“
Tano nickte. „Das ist auch der Grund für die Albträume der anderen. Da diese Welt nicht deiner Realität ist, werden deine Träume hier real – es ist jene Welt, die du dir erträumst. Und das beeinflusst wiederum die Träume der anderen Wesen hier.“
„Puh ...“ Stöhnte Mune. „Ganz schön kompliziert.“
„Und simpel zugleich“, sagte Tano. Er schritt durch den Raum an sein Bücherregal und zog ein zusammengerolltes Stück Pergament heraus. „Denn dein Freund hier hat recht: Er muss es nur seiner Freundin gleich tun und in die Tiefe vor dem Turm springen.“ Er entrollte das Pergament und hielt es den beiden Faunen vor die Nase.
Sie betrachteten die Zeichnung, die verschieden große, ineinander verschlungen gezeichnete Kreise zeigte. Tano tippte auf einen der inneren Kreise. „In dieser Dimension befinden wir uns. Alb muss aber da hin.“ Sein Finger fuhr über eine Linie zu einem der äußeren Kreise. „Und die Finsternis – es ist eigentlich einer jener Risse in der Realität, von denen ich gerade erzählte – führt wieder da hin zurück, wo er herkam.“
Munes Ohren zuckten; er legte den Kopf schief und musterte Tano skeptisch. „Warum springst du dann nicht auch einfach da durch in deine Welt?“
Tano lächelte schwach während er das Pergament wieder zusammenrollte. „Ich war in einem Raumschiff als ich durch den Riss hierher kam. Wenn ich jetzt da durch zurück springe werde ich mitten im Weltraum landen und sofort sterben. Dein weißer Freund hier aber scheint zumindest von der Oberfläche eines Felsenplaneten zu stammen.
Du hast keiner Erinnerung an deine Welt?“, fragte Tano an Alb gerichtet.
Alb schüttelte den Kopf. „Nein, ich war immer hier. Zumindest dachte ich das immer ...“
„Für dich muss die Anwesenheit in dieser Welt sein, als wäre es ein Traum: Da weiß man auch nie, wie es angefangen hat. Wenn man träumt, ist man einfach mitten im Geschehen, und vermeintliche Erinnerung an ein Vorher sind reine Illusion.“
Mune legte seine Pfote auf Albs Schulter, denn er spürte eine tiefe Traurigkeit in Alb aufsteigen, die er nicht verstand.
„Alb, was hast du?“ Er lächelte den weißen Faun an. „Das sind doch gute Nachrichten, du kannst einfach wieder in deine Welt, und ...“
„Nein“, flüsterte Alb. „Wenn ich mich nicht an das Vorher erinnere, dann bin ich vielleicht in meiner Welt … nicht mehr am Leben.“
„Aber ..:“
Alb funkelte Mune an und fiel ihm ins Wort: „Tano erinnert sich an sein Leben bevor er hier landete, ich nicht.“
„Du glaubst, dass du … tot bist?“, flüsterte Mune. „Nur, weil du keine Erinnerung an dein Leben hast? Dein Leben in deiner Welt?“
Tano räusperte sich. „Na ja, wenn ich mich da einmischen darf.“
Die Faune blickten den alten Mann erwartungsvoll an.
„Es ist durchaus möglich, dass lediglich dein Geist sich hier in dieser Welt projiziert hat, und dein Körper leblos in deiner Welt liegt. Aber sehr wahrscheinlich ist das nicht.“, fügte Tano schnell hinzu. „Dein Körper ist in dieser Welt real und materialisiert.“
„Es gibt nur einen Weg das herauszufinden“, sagte Mune und Alb blickte ihn erschrocken an. „Du musst in die Dunkelheit springen.“
Bevor Alb etwas erwidern konnte, sagte Tano: „Aber heute nicht mehr.“ Er deutete auf eine große Sanduhr, die auf dem Tisch stand. „Das Energiewellen-Muster ist erst in ein paar Stunden wieder stabil. Wenn man sich jedenfalls auf meine mageren Kenntnisse der Quanten-Dynamik verlassen kann.“
„In ein paar Stunden“, begann Mune nachdenklich. „Kommt der Mondtempel wieder hier vorbei. Solange könnte ich hier bei dir bleiben und mit dir warten.“ Er blickte Alb in die Augen. „Wenn du das willst ...“
Albs war von Munes Augen regelrecht gefangen. Er konnte sich nicht von seinem Blick losreißen; in seinem Hals bildete sich ein Kloß und er hatte das Gefühl, seine Knie würden gleich nachgeben und er in Ohnmacht fallen.
„Die kleine Treppe hier“, hörte Alb wie aus einer weiten Entfernung Tano sagen. „führt zu einer Kammer. Da steht ein Bett und … na ja, ihr könnt euch da ja ein bisschen ausruhen wenn ihr wollt.“
„Ausruhen ...“, flüsterte Alb. „Klingt gut.“
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mune-moonwatcher · 3 years ago
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Traumdämon (9)
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Eine "Mune" Fanfiction von KIP SUPERNOVA
Kapitel 9
Sie befanden sich in einem großen, kreisrunden Raum, in dessen Mitte sich eine Wendeltreppe aus Stein befand. An den Wänden hingen rings herum brennende Fackeln, die den Raum erhellten. Zwischen den Fackeln waren bunte Wappen aus Stoff aufgehängt. Weder Alb noch Mune konnten die Symbole auf den Wappen irgendetwas zuordnen, was sie je gesehen hatten. Es waren Symbole, die wie eine Mischung aus Zahlen und Buchstaben aussahen, zusammen mit Zeichnungen, die wage an Tiere erinnerten. Abgesehen von dem Knacken der Fackeln war es still in dem Raum.
Die Faune schritten vorsichtig weiter, während die Tür hinter ihnen mit einem lauten Krachen wieder zu schwang. Alb und Mune wirbelten erschrocken herum und starrten erschrocken auf die verschlossene Tür.
"Oh nein ...", keuchte Alb.
"Los, weiter ...", sagte Mune bedeutete Alb in Richtung der Wendeltreppe.
Sie schritten die Wendeltreppe nach oben, und erst jetzt, wo sie Stufe um Stufe höher das Innere des Turms erklommen, stellten sie fest, dass der Turm an seiner Innenwand kreisrund mit unzähligen weiteren Wappen, Bildern und Fackeln bestückt war. Je höher sie stiegen, umso mehr Bilder und Wappen kamen ihnen vertraut vor: Da waren Bilder vom Mond, von der Sonne, von Planeten, von Bäumen, Tieren und Pflanzen. Die Symbole waren ihnen weiterhin ein Rätsel, aber je mehr sie sahen, umso mehr schwand die Furcht vor diesem Ort.
"Wo sind wir hier nur?", rief Alb. Er wusste nicht, ob er begeistert und wachsam sein sollte. Etwas in seinem Inneren wollte sich freuen, wollte erleichtert sein, dass es hier kein Monster gab, aber ein anderer Teil von ihm erinnerte ihn daran, dass Latara von dieser schrecklichen Schwärze verschlungen worden war, dass er anderen Geschöpfen schreckliche Albträume bescherte, und der Hüter des Mondes höchstpersönlich ihn an diesen mysteriösen Ort begleitet hatte, um ihm zu helfen ...
"Ich habe keine Ahnung.", flüsterte Mune. "Aber ich habe so was noch nie gesehen."
Die Treppe endete auf einer Plattform, die sich direkt unter dem Dach des Turms zu befinden schien. Die Faune blieben wie angewurzelt stehen und starrten auf einen überraschend harmlos wirkenden Raum: Auf dem Holzboden lag ein großer, roter Teppich. An den Wänden standen unterschiedlich große Holzregale vollgestopft mit Büchern und seltsamen Instrumenten aus Metall. Hier und da standen Tontöpfe mit grünen Pflanzen. Ein Tisch mit Kannen, Tassen und Tellern und ein Kamin, in dem ein kleines Feuer prasselte. Die Silhouette eines großen, roten Sofas war im Schein des Feuers zu sehen.
Mune und Alb gingen langsam darauf zu, blieben aber abrupt und zuckend wieder stehen, als sie eine Hand sahen, die über die Armlehne gesenkt wurde.
"Ist da jemand?"
Die Stimme des Unbekannten vor ihnen lähmte Alb vor Angst. Sie klang weder bedrohlich noch bösartig, sondern eher freundlich und harmlos. Und genau das machte ihm Angst.
"Ja", hörte er Mune laut sagen. "Wir haben deinen Turm gefunden."
"Mune", flüsterte Alb entgeistert. "Was tust du da?"
Mune achtete nicht auf Albs Angst und ging einen Schritt auf das Kaminfeuer und den Fremden, der ihnen mit dem Rücken zugewandt im Sofa saß, zu.
"Wer bist du?", fragte Mune.
"Dasselbe könnte ich euch fragen.", sagte der Fremde und drehte sich um.
Zuerst konnte man im Schein des Feuers nicht viel erkennen - nur die Silhouette eines Kopfes und Rumpfes. Dann, nach und nach, war das Gesicht eines alten Mannes zu erkennen. Eines Mannes mit graublauer Haut, grünen Augen und langen, spitzen Ohren. Auf seinem Kopf waren keine Haare, dafür ein Hautlappen, der entfernt an den Kamm eines Hahnes erinnerte. Der Mann - oder das Wesen - trug eine tiefschwarze Tunika mit Rollkragen, eine blaue Hose und schwarze Stiefel, die im Schein des Feuers glänzten.
Alb erinnerte der Glanz der Stiefel etwas an geschmolzenen Teer oder Wachs.
Der Mann lächelte freundlich, legte ein Buch, in dem er scheinbar gerade gelesen hatte, zur Seite und stand auf.
"Ihr habt mich gefunden. Endlich.", sagte der Mann mit brüchiger Stimme. Er war kaum einen Kopf größer als Alb und Mune. Beide Faune schauten erstaunt zum ihm auf.
"Du hast auf uns gewartet?", fragte Mune erstaunt.
"Wer bist du?", wollte Alb wissen.
Der Mann lächelte nur, wie jemand, der mit den neugierigen Fragen zweier Kinder bombardiert wurde. Er schritt an den beiden vorbei durch den Raum auf einen Tisch zu, wo sich Tassen, Teller und Kannen befanden. "Wollt ihr Tee? Ich glaube, er ist gerade richtig gut durchgezogen. Oder etwas Musik? Mein alter Plattenspieler läuft mit Sonnenenergie, und der Sonnentempel steht im Zenit und ..."
"WER BIST DU UND WAS IST DAS FÜR EIN ORT?", schrie Alb, der von der Ruhe und Gelassenheit dieses seltsamen Wesens regelrecht aggressiv wurde.
Mune berührte den vor Wut, Unsicherheit und auch Angst zitternden Alb an der Schulter. "Alb, beruhige dich ..."
"Ich will mich nicht beruhigen", zischte Alb. "Meine Freundin wurde von einem Monster verschlungen, meine Artgenossen hassen mich und ich werde diese Albträume nicht mehr los. Und all das habe ich wahrscheinlich DIESEM BLAUEN KERL da zu verdanken!"
Der "blaue Kerl" nickte und lächelte verständnisvoll. "Deine Freundin ist zu Hause."
Alb preschte nach vorne und wollte etwas sagen, doch er verharrte, als er begriff, was der Mann gerade gesagt hatte.
"Zu Hause?", fragte Mune. "Was bedeutet das?"
Der "blaue Mann" goss sich einen Becher Tee ein, trank einen Schluck und musterte die beiden Faune dabei.
Dann deutete er auf einen anderen Tisch, wo sich eine Art Modell aus Kugeln befand.
"Der Mond!", rief Mune und ging auf das Modell zu. Und tatsächlich: Die Kugeln waren der Planet, auf dem sie sich befanden, der Mond und die Sonne.
Der Mann nickte. "Ja. Geschaffen vom ersten Hüter des Mondes, gehauen aus einem Felsen im Land der Träume."
Mune lächelte und nickte. "Du kennst die Geschichte?"
"Jeder kennt sie. Jedenfalls da, wo ich herkomme.", sagte der Mann.
"Und wo kommst du her?", wollte Mune wissen.
Der Mann blickte zu Alb, der immer noch mit einer Mischung aus Skepsis, Angst und Wut versuchte, diese Situation einzuordnen. Und wie Alb schien auch er unsicher darüber zu sein, was er sagen sollte, was er tun sollte.
Schließlich sagte er: "Lasst es mich euch erzählen, was passiert ist, dann versteht ihr alles vielleicht besser."
Mit einer Handbewegung lud er Alb ein, zu ihm und Mune an den Tisch mit dem Planetenmodel zu treten. Zögerlich kam der weiße Faun näher.
"Mein Name ist Tano Jix, der letzte lebende Zeuge der Antares Mission.", sagte der alte Mann leise, schloss die Augen und begann zu erzählen ...
"Vor 582 Jahren ist ein Stern explodiert ..."
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mune-moonwatcher · 3 years ago
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Traumdämon (8)
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Eine “Mune” Fanficiton von Kip Supernova
Kapitel 8
Sie standen vor genau der gleichen Lichtung, wo einst Latara von jener tiefen Schwärze verschlungen wurde, die Alb in seinen Albträumen verfolgte. Der weiße Faun war wie gelähmt, als er den Turm sah, und die Erinnerung an das Geschehene kam wieder in ihm hoch.
Mune berührte ihn an der Schulter. "Alb, um zu erfahren, was passiert ist, müssen wir da hin." Es war, als hätte der Hüter des Mondes seine Gedanken gelesen, denn Alb wollte am liebsten wieder weglaufen, weg von hier. Aber es gab Momente, in denen man sich seinen Ängsten stellen musste, auch, wenn es weh tat, auch, wenn es Verlust bedeutete.
Alb schluckte und nickte. "Ja, aber bitte lass mich nicht alleine."
Mune drückte sanft seine Schulter. "Ich bin bei dir, deshalb bin ich doch da."
"Wir müssen den Turm erreichen, ohne den Boden der Lichtung zu berühren.", erklärte Alb. "Sonst werden wir wie Latara von der Schwärze verschlungen."
Der blaue Faun richtete sich auf und strich sich über das Fell. "Ich habe da schon eine Idee."
Er holte die kleine Sonnenuhr hervor und strich mit seiner Pfote über einen kleinen Kristall, der auf der Unterseite der Uhr angebracht war. Der Kristall gab einen leisen, surrenden Ton von sich und im nächsten Augenblick krabbelten etwa zwei Dutzend weiße Mondseide-Spinnen wie aus dem Nichts aus dem Unterholz. Mune bedeute in Richtung Turm, lächelte und nickte stumm. Die Spinnen begannen lange, weiße Fäden zu spinnen. Mune erhob seine Arme und schwenke sie, sodass aus dem Fell seiner Arme unzählige Lichtfunken hervorstoben, die die Spinnen hochschweben ließen.
Alb beobachtete das Schauspiel schweigend und mit Faszination. Er hatte nicht gewusst, dass ein Hüter über dermaßen viele Fähigkeiten verfügte. Es war wieder einer jener Augenblicke, wo Alb sich wie in einem Traum fühlte. Er hatte das Gefühl, würde er jetzt aufstehen und es nur wollen, er könne fliegen ...
... er fühlte sich plötzlich so leicht und ehe Alb es sich versah wurde ihm bewusst, dass sich seine Füße nicht mehr auf festem Boden befanden. Er schwebte zusammen mit Mune sanft auf einem kunstvoll gewobenen Teppich aus unzähligen weißen, glitzernden Fäden der Mondseide-Spinnen.
Mune lachte leise, als er Albs Verwunderung bemerkte. "Alles gut, lass dich einfach tragen."
Als sie sich auf halber Strecke befanden, blickte Alb Mune an und fragte ihn: "Ist das ein Traum?"
Mune lächelte nur als Antwort.
All seine Angst und Panik, die ihn mit diesem Ort verbanden, fielen von Alb ab. Er fühlte sich leicht und wie von einer weichen, sanften Decke eingehüllt. Mune war mehr als der Wächter des Mondes, mehr als ein Herr der Träume. Mune war ...
Ich liebe dich.
Mune blickte ihn an. Sie waren nur noch wenige Schritte vom Eingang des Turms entfernt.
Mune lächelte wieder, und Alb hörte den blauen Faun etwas sagen, ohne jedoch dessen Lippen sich bewegen zu sehen:
Ich weiß.
Sie landeten sanft auf der steinernen Treppe, die sich direkt vor der großen, massiv aussehenden Holztür des Turms befand. Die Mondseide-Spinnen hatten mit ihrem Netz eine weiße, glitzernde, wallende Brücke zwischen Wald und Turm gesponnen.
Alb blinzelte, und ihm wurde bewusst, dass er wieder festen, kalten Boden unter seinen Füßen hatte. Mune berührte ihn an der Pfote. "Komm, wir haben nicht viel Zeit."
Mune bedeutete zur Tür des Turms. Alb hatte kurz den Wunsch, einfach wieder wegzulaufen. Weg von diesem Turm, weg von dieser Angst, was ihn dort erwartete. Würde er Latara dort finden? Oder ein Monster? Würde er zusammen mit Mune in die Falle eines Ungeheuers, eines Dämons tappen und für immer in der Finsternis verschwinden?
Doch dann blickte er zu Mune; blickte in dessen große, tiefe, blauen Augen. Ein Gefühl von Wärme und auch Kraft erfüllte ihn.
"Du hast recht", sagte Alb. "wir haben nicht viel Zeit."
Er streckte seine Pfote nach der Tür aus und drückte dagegen. Zu ihrer beider Überraschung schwang sie - zwar laut quietschend - einfach nach innen auf, und was sie sahen, überraschte sie noch mehr.
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mune-moonwatcher · 3 years ago
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Traumdämon (7)
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Eine "Mune" Fanficiton von Kip Supernova
Kapitel 7
Der Spaziergang durch den nächtlichen Wald mit Mune an seiner Seite glich einem friedlichen Traum, wo man niemals auf die Idee hätte kommen können, dass es überhaupt jemals etwas Schlimmes oder Schreckliches auf der Welt gab. Mune berührte auf ihrem Weg durch das Unterholz Blumen, die durch seine Berührung nicht nur erblühten, sondern sogar leuchteten wie kleine Lampen. Bei jeder Berührung, jedem Erglühen wurde Munes Gesicht kurz erhellt und sein freundliches, liebevolles Lächeln wurde noch etwas freundlicher und liebevoller. Albs Herz schlug höher, und tief in ihm begann bei diesem Anblick auch ein Licht zu erleuchten. Jedoch nur kurz, denn der Schatten seiner Albträume und bösen Visionen überschattete alles.
"Leeyoon wollte also auch Hüter des Mondes werden?", fragte Alb, um sich selbst von dunklen Gedanken abzulenken.
Mune nickte. "Ja, aber Yule war anderer Meinung und erwählte mich stattdessen."
"Und wolltest du Wächter werden?", fragte Alb neugierig.
Mune lachte leise. "Du stellst schwierige Fragen, Alb. Damals wollte ich es nicht - als das Schaf Yule mich erwählte, war ich zutiefst erschrocken und wollte nicht wahrhaben, dass man mich für diese Aufgabe haben wollte. Aber ..." Mune hielt inne, seufzte und blickte zum Himmel. Die Dämmerung brach bereits herein. "Wenn ich ehrlich, ich wollte es immer sein. Der Mond, die Nacht, die Gabe anderen Wesen schöne Träume zu bescheren; ja, ich wollte Mondwächter werden."
Er blickte Alb an und legte den Kopf schief. "Und nein, ich glaube nicht an Schicksal und Zufall."
Alb schaute fragend drein. "Warum sagst du das jetzt?"
Mune lächelte. "Deine Frage, ob ich Wächter werden wollte sagt mir, dass dich genau solche Fragen beschäftigen. Ich glaube nicht, dass es ein Schicksal gibt - Ereignisse, die vorherbestimmt sind - aber, dass wir alle unbewusst auf genau das Ziel zuarbeiten, das wir tief in unserem Herzen für unser Leben gesteckt haben. Wir müssen nur auf unser Herz hören."
Alb war über die weisen Worte überrascht - ja, er sprach immerhin mit dem Wächter des Mondes, aber Mune verriet durch sein Aussehen, seine Art zu sprechen und seinen unschuldigen Blick nicht, welche Kräfte und Fähigkeiten er besaß. Der weiße Faun nickte verstehend, doch dann ließ er seine Ohren hängen und seufzte. "Das klingt so schön, trifft aber leider nicht auf jeden zu. Ich ..." Er verharrte und ließ den Kopf sinken. "Ich gehöre nicht zu den Glücklichen, denen etwas geschenkt wird. Im Gegenteil: Man hasst mich, deshalb hat man mich vertrieben."
In diesem Augenblick ging die Sonne hinter ihnen auf. Die ersten Sonnenstrahlen brachen durch das Blätterdach des Waldes und färbten ihn nach und nach von Blau in Violett, dann in Gelb und Grüntönen.
Mune legte seine Pfote auf Albs Schulter. "Alb", begann Mune sanft. "Jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Nicht jeder kann König, Hüter oder Zauberer sein."
Alb nickte schniefend. "Ja, ich verstehe. Es ist nur -" Der weiße Faun verharrte abrupt und starrte in die Richtung, in der sie unterwegs waren. Er atmete schwer und griff instinktiv nach Munes Pfote. Der blaue Faun ergriff sie und hielt den allmählich taumelnden Alb fest.
"Was ist ...", fragte Mune verwirrt, dann blickte er in jene Richtung, in die Alb starrte. Vor ihnen ragte die Spitze eines Turms zwischen den Bäumen in den allmählich heller werdenden Himmel. "Scheint so, als hätten wir gefunden wonach wir gesucht haben.", sagte Mune düster.
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mune-moonwatcher · 3 years ago
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Traumdämon (6)
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Eine "Mune" Fanfiction von Kip Supernova
Kapitel 6
Als er die Augen aufschlug, blickte Alb in ein ihm völlig fremdes Gesicht. Es war das Gesicht eines älteren, ein wenig unfreundlich drein blickenden Fauns mit dunkelblauem und schwarzen Fell. Zuerst dachte Alb, wieder in einem Traum gefangen zu sein, doch er träumte nicht.
"Er ist aufgewacht", sagte der ältere Faun und beäugte ihn misstrauisch. "Und du bist sicher, dass du das tun willst, Mune?"
"Es ist der einzige Weg, Leeyoon.", sagte Mune ernst. "Und du bist der Einzige, dem ich den Tempel und den Mond anvertrauen kann."
Alb richtete sich auf.
Mune lächelte ihn an. "Das ist Leeyoon. Es fällt ihm zwar schwer, lieb zu gucken, aber glaube mir, er ist ein guter Faun. Ihm werde ich vorrübergehend den Mondtempel überlassen, solange ich mit dir den Turm aufsuchen werde."
"Mune, mir gefällt die ganze Sache nicht", sagte Leeyoon skeptisch. "Du weißt, was beim letzen Mal passiert ist."
"Das ist was anderes", sagte Mune. "da waren noch die Schlangen-Dämonen und Nécross, die die Sonne gestohlen hatten. Außerdem sollst du ja nicht meinen Dienst komplett übernehmen, sondern nur aufpassen, dass sich niemand am Tempel und am Mond zu schaffen macht."
Leeyoon seuftzte und verschränkte die Arme. "Naja, wenn es unbedingt sein muss."
Alb stand vom Bett auf und blickte zwischen den beiden, während sie miteinader sprachen hin und her. Die Szene erinnerte an Eltern, die diskutierten, was das beste für ihr Kind sei, und Alb hatte offenbar die Rolle des Kindes.
"Bedeutet das", sagte Alb langsam. "dass DER hier den Mondtempel bewacht während wir den Turm suchen?"
"Nicht ganz", sagte Mune. "Leeyoon wird mit dem Tempel genau einmal um den Planeten seine Bahnen ziehen - schließlich darf der Mond nicht stehen bleiben. Das heißt, wir beide haben genau 20 Stunden Zeit, den Turm zu finden und den Traumdämon und wen oder was auch immer zu bekämpfen, was dir und deinem Stamm Albträume beschert."
Zwanzig Stunden? Alb erschreckte die Tatsache, mit Mune diese ganze Zeit über "alleine" zu sein, ohne Tempel, ohne Mondspinnen, ohne den Mond.
Mune zog eine Sanduhr, die fast so groß wie er selbst war, hinter einem Bücherregal hervor, das neben dem Kartentisch stand, und drehte sie um. Silbern glitzernder Sand fing sogleich an durch das Glas zu rieseln.
"Wenn diese Uhr abgelaufen ist, muss ich wieder im Tempel sein." An Leeyoon gerichtet, der immer noch skeptisch dreinblickte. "Sollte die Uhr abgelaufen und ich nicht hier sein, dann ..." Mune verharrte kurz, seuftzte und fuhr mit leiser Stimme fort: "Dann wirst du meinen Dienst übernehmen, Leeyoon."
Leeyoon und Alb starrten Mune erschrocken an.
"Aber ... das geht nicht ...", keuchte Leeyoon und zeigte zum ersten Mal eine emotionale Regung in seinen Gesichtszügen.
"Doch, das geht.", sagte Mune mit fester Stimme. "Ich kann mir keinen anderen vorstellen als dich, Leeyoon. Und der Mond ist wichtiger als ich. Als Hüter kann ich jeden als meinen Nachfolger ernennen, den ich für richtig halte."
Er klopfte gegen das Glas der Sanduhr. "Zwanzig Stunden haben wir Zeit. Ich vertraue dir hiermit den Tempel und den Mond an."
Leeyoon nickte. "Gut. Du kannst dich auf mich verlasen. Viel Glück, Mune." An Alb gewandt sagte Leeyoon: "Dir auch, Alb."
Dann verließen Mune und Alb den Tempel. Kühles, feuchtes Gras unter den Füßen, mit kleinen Ledertaschen, einer Karte und einer kleinen Sonnenuhr ausgestattet standen die beiden Faune in einer Schneise, die quer durch den Wald führte direkt vor dem dichten Unterholz des Waldes der "Nachtwesen" und blickten dem sich entfernenden Tempel und Mond nach. Es würde noch etwa 2 Stunden lang dunkel sein, bevor der Sonnentempel eintreffen und den Tag einläuten würde.
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mune-moonwatcher · 3 years ago
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Traumdämon (5)
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Eine Mune Fanfiction von Kip Supernova
Kapitel 5
"BRING' MIR MEHR", dröhnte es wieder. "ICH BIN HUNGRIG!"
Alb schreckte aus seinem Albtraum auf, tastete wie ein Blinder in der Dunkelheit, die ihn völlig umgab und stieß mit seinen Pfoten gegen etwas Weiches, Flauschiges. Ein leises Kichern gegrüßte ihn.
"Alb, du musst deine Augen schon aufmachen.", sagte eine sanfte, ihm sehr vertraute Stimme.
"Latara", rief Alb und öffnete seine Augen ein zweites mal und erblickte ...
... den blauen Faun mit den weichen, freundlichen Augen.
"Mune?" Alb bemerkte erst jetzt, dass er wirklich wach war: Die Dunkelheit war nur ein Traum in einem Traum gewesen. Er saß auf Munes Bett, lediglich seine Beine waren zugedeckt. Alb schob die dunkelblaue Decke mit den aufgestickten Sternen gänzlich zur Seite, rieb sich die Augen und wich Munes Blick aus.
Mune lächelte. "Keine Angst, das war ein -"
"Traum in einem Traum." Alb nickte. "Ja, ich weiß. Und ich bin ein lausiger Traumwandeler."
"Du hast lediglich keine Übung. Lausig wärst du, wenn du nicht mal mehr die alte Erinnerung in deinen Traum holen könntest.", erklärte Mune.
Er stand auf und bewegte sich auf die Mondharfe zu, wo die Mondspinnen unermütlich auf- und ab krabbelten und die Bewegungen des Mondes steuerten. Mune strich über drei Saiten und ließ den Tempel leicht nach Norden bewegen. Ein Blick auf die Karte verriet, dass sie sich etwa 560 Schritte von jener Stelle befanden, wo Alb und Latara den Turm gefunden hatten. Laut der Karte war da lediglich Wald, doch das hatte nichts zu bedeuten. Entweder der Turm war nur eine Traumprojektion, die es wie auch immer in die reale Welt geschafft hatte, um für den Dämon "Beute" zu fangen wie es Jäger mit Tierfallen zu längst vergessenen Zeiten getan hatten, oder der Traum war ein reales Gebäude, aber zu alt, um auf einer Karte verzeichnet worden zu sein.
Der Faunen-Wald, wo auch Munes Familie und Stamm ihre Heimat hatten, befand nicht nicht unweit dieser Stelle, und Mune selbst hatte seine Kindheit in dieser Gegend verbracht und kannte sie besser als die sprichwörtliche Westentasche. Doch nie war ihm da ein Turm aufgefallen oder ähnliche Bauwerke. Doch wie gesagt: Das hatte nichts zu bedeuten.
Es war jetzt 20 Stunden her, seit Mune beschlossen hatte, den Kurs des Tempels geringfügig zu ändern, um jene Stelle zu erreichen, die Alb ihm beschrieben hatte. Wenn er Alb helfen wollte, dann ging das nur, wenn sie gemeinsam dem Ursprung des Problems - jenem mysteriösen Turm - auf den Grund gingen. Da der Tempel sich jedoch immer nur geradeaus bewegen konnte, weil der Lauf des Mondes mit dem Lauf der Sonne synchron sein musste, damit das Gleichgewicht von Tag und Nacht im Einklang blieb, mussten sie quasi den gesamten Planeten umrunden. In dieser Zeit wollte Mune Alb in der Kunst des Traumwandelns unterrichten; ihm beibringen, wie er seine Erinnerungen an andere Träume zurückholen und kontrollieren konnte. Vielleicht war der Schlüssel zu Lataras Schicksal tief in den Träumen des weißen Fauns verborgen. Jedoch musste Mune feststellen, dass Alb von Angst und Unsicherheit regelrecht zerfressen war: Er versperrte sich vor seinen Ängsten, wollte sich ihnen nicht stellen. Und das hatte natürlich Einfluss auf die "Traumreise".
Alb trat zu ihm, musterte kurz - wie so oft und immer öfter in den letzten Tagen, seit sie sich kannten - Munes wunderschönes, blaues Fell. Er hatte einen sehr starken Drang, den blauen Faun fest in seine Arme zu schließen, über sein Fell und sein Haupt zu streichen und ...
Mune blickte über seine Schulter und lächelte Alb an, als hätte er dessen Gedanken gerade gehört. "Wir sind gleich da."
Alb schluckte verlegen. "Ah ... ja ..."
"Hast du Angst?"
"Wenn ich ehrlich bin, ja.", sagte Alb leise.
"Da ich nicht weiß, was uns erwartet, würde ich lügen, würde ich sagen: Du brauchst keine Angst zu haben. Aber eines kann ich dir versprechen, ich werde mit meinen Fähigkeiten, die mir der Mond verleiht, dich beschützen."
Alb verspürte eine angenehme Wärme in seinem Herzen. Munes Stimme und das was er mit dieser Stimme sagte fühlte sich wie ein angenehmer, wohliger Schauer an. Egal wie dies alles ausgehen mochte: Alb wollte immer in Munes Nähe sein. Ob dies überhaupt möglich war und ob es einem Hüter gestattet war, "Mitbewohner" in seinem Tempel zu haben, wusste Alb gar nicht. Aber er wollte zumindest diese Hoffnung nicht verwerfen. Andererseits ... was ist, wenn Mune nicht wollte? Nicht die selben Gefühle für ihn hegte wie Alb für Mune?
In diesem Moment, wo Alb jene dunkle Gedanken überkamen, spürte er ein Kälte in seinem Herzen, und die Schreie von Latara klangen in seinem Kopf, die dunkle Stimme dröhnte BRING MIR MEHR ... Eiskalte Klauen umklammerten Albs Kehle, er vermochte sich nicht mehr zu bewegen. BRING MIR MEHR, ALB! VERGISS DEN BLAUEN FAUN - ER WIRD DICH NIEMALS SO LIEBEN WIE DU IHN! ES IST NUR EINE ILLUSION - LIEBE IST EINE ILLUSION! ICH BIN REAL, ICH BIN WICHTIG! MUNE LACHT DOCH HEIMLICH ÜBER DICH ... KOMM MIT MIR IN DIE DUNKELHEIT ...
"Alb?"
Mune legte seine Pfote auf Albs Schulter und rüttelte ihn sanft. "Alb, was ist los?"
Der weiße Faun blickte Mune erschrocken an.
"Du warst mehrere Herzschläge lang wie erstarrt.", sagte Mune.
"Ich ... was?!"
Mune legte seine Pfote auf Albs Brust. "Spüre den Herzschlag, Alb. Spüre meine Wärme. Dies ist kein Traum, es ist wirklich."
Erst jetzt bemerkte Alb, das er nicht atmete ... erschrocken holte er tief Luft und keuchte. "Ich ... ich ..."
"Hab´ keine Angst, Alb.", sagte Mune beruhigend. Er legte seine Pfote um Albs Schulter und bedeutete ihm, sich wieder hinzulegen.
"Wir sind gleich da. Leg dich hin, ich muss jemanden holen."
"Lass mich nicht alleine, Mune.", flüsterte Alb und umklammerte Munes Handgelenk. "Bitte ... ich will nicht alleine sein ..."
Mune löste sich sanft aus Albs Umklammerung, richtete sich auf und machte mit seinen Armen kreisende Bewegungen. Aus dem dunkelblauen Fell seiner Unterarme regnete funkelnder Glizter auf Alb herab. "Habe einen schönen Traum, Alb. Habe einen schönen Traum, bis ich wieder komme ..."
Der Glitzer fiel auf Albs Gesicht und der Faun spürte, wie er müde und schläfrig wurde ... der sanfte Klang der Mondharfe, Munes Stimme und der glitzernde Mondstaub, den der Hüter über ihn ausstreute, versetzten ihn in Trance ... Die Schatten wichen, die Kälte verging, die böse Stimme verstummte. Doch zu träumen vermochte er nicht - Alb fiel in einen traumlosen Schlaf.
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mune-moonwatcher · 3 years ago
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Traumdämon (4)
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Eine Mune Fanfiction von Kip Supernova
Kapitel 4
Ein Jahr zuvor ...
Sie hatten den alten Turm vor drei Tagen entdeckt. Alb war ganz schön aufgeregt gewesen, als Latara ihm von der Idee erzählte, dass sie sich in den dunklen Teil des Waldes bis zu dem Gebäude vorwagen sollten, dessen Spitze aus den Baumwipfeln ragte.
Alb war schon immer der Unsichere von ihnen gewesen: Latara, ein taffes, hübsches Faunmädchen mit tiefschwarzem Fell und hellen, grünen Augen, die immer gerne Risiken einging und ihren weißhaarigen, eher ängstlichen Freund an die Hand nahm und in so manches Abenteuerhineinzog.
Wie gesagt: Schon immer war Alb unsicher, ängstlich und hatte wenig Selbstbewusstsein. Aber mit Latara an seiner Seite fühlte er sich stets sicher. Er war sehr glücklich, sie als Freundin gefunden zu haben, denn wie er war auch Latara eine Außenseiterin. Weniger wegen ihres Aussehens, so wie es bei Alb der Fall war, sondern weil Latara so gar nicht "mädchenhaft" war. Gerade die Weibchen unter den Faunen hatten ruhig, zurückhaltend und still zu sein. In der Öffentlichkeit sah man immer nur die Männchen auftreten; egal ob als Hüter, als Gelehrte oder Anführer.
So hatten sich die beiden irgendwie gesucht und gefunden, und wenn der ganze Stamm tief und fest schlief, waren Alb und Latara unterwegs. Sie nannten das "Traumwandeln", denn Alb hatte die Fähigkeit, andere Wesen in ihren Träumen zu besuchen und mit ihnen den Traum so zu gestalten, wie sie es wollten. Mal zogen sie mit riesigen Urzeit-Monstern durch die Gegend, ein anderes Mal waren sie im Weltraum und konnten ihren Planeten aus weiter Ferne sehen.
Zum ersten Mal jedoch entdeckten sie etwas in der realen Welt, wovon sie bisher nur geträumt hatten.
"Der Turm", keuchte Alb und schüttelte den Kopf. Noch immer konnte er nicht glauben, was er da sah. "Er ist wirklich da."
Sie befanden sich in der "Dämmerzone" zwischen Tag und Nacht: Auf der rechten Seite zog der Sonnentempel seine Bahn und erhellte das Land unter sich. Auf der linken Seite war die Nacht, und an ihrem Himmelleuchtete in der Ferne der Mond. Albs Herz klopfte, denn er liebte die Nacht und auch den Mond. Mune war gerade vor zehn Tagen zum neuen Hüter des Mondes erkoren worden – jeder im Stamm kannte die Geschichte von Mune und wie er den Mond vor Nekros gerettet hatte. Leider kannte Alb Mune nicht persönlich, er hatte ihn nur ein paarmal flüchtig gesehen. Jetzt, wo er der Hüter des Mondes war, war der blaue Faun so gut wie unerreichbar; zumindest fühlte es sich so an.
Lataras Lachen holte Alb aus seinen Gedanken wieder in die Realität zurück.
"Natürlich ist er da. He – was ist, wenn wir Dinge, die wir im Traum erschaffen, auch in der realen Welt erscheinen lassen können?"
Alb lächelte und schüttelte den Kopf. Latara hatte manchmal so schnelle Gedankenübergänge. Oft sagte sie drei verschiedene Dinge in einem Satz. "Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Entweder es ist ein reiner Zufall, oder einer von uns hat den Turm mal gesehen und erinnert sich nur im Traum noch daran."
"Quatsch!" Latara schnitt eine Grimasse. "Wir sind doch schon so oft in der Dämmerzone gewesen. Ist dir da jemals dieses Ding aufgefallen? Nee, glaub' mir, der war vorher noch nicht da."
Latara rannte auf das Dickicht zu und lachte. "Los, wer als Letzter am Turmist,muss als erster rein."
Alb grinste und setzte sich in Bewegung.
Der "Dunkle Wald" machte seinem Namen alle Ehre; die Bäume wuchsen hier besonders dicht beieinander. Immer weniger Glühwürmchen schwirrten durch die nächtliche Luft, und auch das Licht der Sonne auf der rechten Seite wurde immer schwächer. Der Turm schien sich zwar genau auf der Dämmerseite zu befinden, je näher sie ihm jedoch kamen, umso mehr dominierte die Nacht.
Suchend blickte Alb zum Himmel in der Hoffnung, den Mond zu sehen. Doch alles was er sah, waren funkelnde Sterne. "Wo ist er nur ..."
Latara, die elegant über Baumstämme und Äste kletterte, fragte: "Hast du was gesagt?"
Als seufzte. "Ach ... nichts."
Sie schoben die letzten großen Bamba-Blätter zur Seite und erblickten eine kleine Lichtung– und da stand er! Direkt vor ihnen ragte jener Turm in die Höhe, von dem sie so oft geträumt hatten. Mal war er Teil eines riesigen Schlosses gewesen, in dem sie Königin und König gespielt hatten, mal hatte er als ein Leuchtturm ihnen den Weg über ein stürmisches Meer gewiesen, auf dem sie als wilde Piraten riesige Goldschätze geraubt hatten.
Im fahlen Licht der Sterne und des fernen Mondes stand er nun vor ihnen: ein hoher, schmaler Zylinder aus grauen Steinen, genau drei ovalen Fenstern, die wie dunkle Augen ins Leere starrten und einem mit roten Ziegeln bedecktem, kegelförmigem Dach. Eine schmale Treppe ohne Geländer führte zu einem metallisch glänzenden, verschlossenen Tor.
"Das gibt es nicht", murmelte Latara. "Schau nur, sogar die Fenster sehen so aus wie im Traum. Alb, kneif mich, vielleicht sind wir ja wieder in einem Traum und wissen nicht, dass wir schlafen. Nein, wage es nicht, du wirst doch nicht ein Mädchen kneifen, oder?! Sag' mir lieber, ob wir wach sind oder träumen?!"
Sie sprach sehr schnell, und je aufgeregter Latara war, um so schneller sprach sie und um so verworrenerebenfalls: Alb wusste nicht, ob er sie jetzt kneifen sollte oder nicht ... statt dessen lachte er leise und sagte: "Latara, wir sind wach, glaube es mir. Du hast doch den Sonnen- und auch den Mondtempel gesehen, oder?"
Latara nickte. Sie sprachen miteinander, ohne dabei ihre Blicke vom Turm abzuwenden.
"Und das Vibrieren auf dem Boden gespürt, das die Bewegung der Tempel verursacht?"
Wieder ein stummes Nicken.
"Na siehst du. Die Wächter der Sonne und des Mondes sind die einzigen Wesen, die ich nicht in einem Traum erscheinen lassen oder in einen Traum ziehen kann. Sie sind also real, und somit ist auch der Turm real."
"Worauf warten wir dann noch?", sagte Latara und grinste Alb an. "Schauen wir ihn uns mal an."
Mit diesen Worten preschte sie nach vorne.
Alb lachte und wollte es ihr gleich tun, als er plötzlich wie erstarrt war. Der Turm stand mitten auf einer Lichtung. Da sie die ganze Zeit nur das seltsame Gebäude selbst im Blick hatten, hatte keiner von ihnen darauf geachtet, was sich auf dem Boden befand, oder besser gesagt, was sich da nicht befand ...
Tiefe, kalte Finsternis erstreckte sich vor ihnen. Alb konnte gerade noch Halt an einem Ast finden, Latara jedoch stürzte kreischend in die Tiefe ... Er hörte sie ihren Namen schreien und ein "Hilf mir ..." Dann verstummte sie und war von der schwarzen Tiefe verschluckt wie von einem riesigen, gierigen Maul eines Monsters.
Alb war starr vor Angst. Er klammerte sich mit seinen Pfoten an einem Baum und starrte mit geweiteten Augen in die Schwärze, die gerade Latara verschlungen hatte.
Nach einigen Herzschlägen erinnerte er sich wieder daran, zu atmen ... Seine Glieder waren eiskalt, in seinen Schläfen pochte ein eisiger Schmerz.
"Ist das ... ein Traum ...", keuchte er. "Es muss ... ein Traum sein ..."
"ES IST KEIN TRAUM", dröhnte eine tiefe Stimme durch den Wald.
Alb blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam, und mit aufgerissenen Augen sah er ein rotes Glühen in den Fenstern des Turms. Lähmende Angst befiel ihn, denn der Turm schien ihn anzustarren. Und seine roten Augen schienen ihn böse anzugrinsen.
"BRING' MIR MEHR", dröhnte es wieder. "ICH BIN HUNGRIG!"
Laut schreiend riss sich Alb von dem Baum los und rannte schreiend und kreischend durch den Wald, schlug Äste und Blätter aus seinem Gesicht, stolperte, fiel, rappelte sich wieder auf und rannte weiter, bis er schließlich den Rand des Waldes erreicht hatte, wo sich sein Stamm befand.
Seine Lungen brannten, in seinen Augen standen Tränen, doch er konnte nicht weinen.
"Latara ...", keuchte er. Alb wagte es nicht, hinter sich zu blicken; zu schauen, ob der Turm noch da war. Er kniff sich so fest in seinen Arm, dass er sich dabei ein paar Fellhaare ausriss, rieb sich die Augen, und schließlich schlug er mit der Stirn gegen einen Baumstamm. Nein, er war wach, das war kein Traum, es war real.
Langsam drehte er sich um und wagte einen Blick ... der Turm war verschwunden, der Wald, der ihn umgeben hatte, von der Dämmerung verschluckt.
***
"Da Latara eine Außenseiterin war", erklärte Alb, während er sich an dasGeschehen vor einem Jahr erinnerte, "hat niemand nach ihr gefragt. In unserem Stamm geht man nicht sehr fürsorglich miteinander um. Naja, ich hatte beschlossen, nichts darüber zu erzählen, bis ..."
"Bis die anderen Faune begannen, Albträume zu bekommen, oder?", fragte Mune ernst.
Alb nickte. "Ja. Sie träumen ... von ihr."
Sie saßen auf großen, dunkelblauen Sitzkissen. Mune hatte Tee gekocht, der jedoch von Alb kaum angerührt wurde und nur dampfend in einem hohen Becher neben seinem Sitzkissen stand. Er roch wundervoll, doch Alb war wieder wie gelähmt vor Angst, während er sich an das Erlebnis mit dem Turm erinnerte.
Mune seufzte leise und nickte. "Ja, meine Mondspinnen haben immer sehr viel zu tun, wenn wir an eurem Dorf vorbeikommen. Nacht für Nacht muss ich für sie besonders viel auf der Harfe spielen."
"Ihre Träume quälen sie so sehr", flüsterte Alb. "dass sie sich nicht mehr trauen, einzuschlafen." Er blickte Mune traurig an. "Einige sind dabei, verrückt zu werden. Vor einigen Tagen ist die Gewalt eskaliert, als Sved und seine Kumpanen herausfanden, dass ich vor einem Jahr mit Latara auf der Dämmerseite des Waldes gewesen war – und Latara daraufhin verschwunden ist. Sie glauben, ich hätte sie umgebracht, Mune. Sie sind davon überzeugt, dass ich ein Dämon bin oder zumindest einem Dämon diene. In ihren Träumen werden sie von Latara – oder was so aussieht wie sie – gequält, verletzt, gepeinigt. Es sind so grauenvolle Träume, dass ich nicht auszusprechen wage, was in ihnen geschieht."
Mune rutsche näher zu Alb, legte seine Pfote um Albs Schulter und seine andere Pfote auf Albs Brust. "Ganz ruhig. Hier im Mondtempel bist du vor bösen Träumen sicher."
"Ich habe in einem alten Buch gelesen, dass der Hüter des Mondes besondere Fähigkeiten besitzt, was Träume angeht. Und so ... kam ich auf dich."
Erst jetzt wurde Alb die Berührung und Nähe von Mune bewusst. Er unterdrückte den Drang, sich von dem blauen Faun einfach in die Arme schließen zu lassen.
"Du hast auch diese Fähigkeiten", sagte Mune ernst. "Du kannst andere Wesen in deine Träume holen. So was ..." Er verharrte kurz, haderte mit seinen Worten, und sagte schließlich. "So was kann auch böse Wesen anlocken."
Eine schwere Stille lag plötzlich im Raum. Nur die sanften Töne der Mondharfe waren zu hören, die von den krabbelnden Mondspinnen erzeugt wurden.
"Es ist meine Schuld", flüsterte Alb und sprang auf. "Es ... es ist alles meine Schuld. Ich habe Latara in diese Träume geholt, sie Nacht für Nacht in diese fantastischen Welten entführt ... ich habe dieses furchtbare Wesen auf uns aufmerksam gemacht." Er schlug sich die Pfoten vors Gesicht und schluchzte.
"Alb", sagte Mune mit sanfter Stimme, "das war nicht deine Schuld. Traumdämonen sind wie eine Krankheit. Und für jede Krankheit gibt es auch ein Heilmittel."
Alb wischte sich die Tränen vom Gesicht und kam sich ziemlich blöd vor, dass er vor dem Wächter des Mondes wie ein kleines Kind weinte. "Du kannst mir also helfen?"
Mune schnitt eine Grimasse. "Ich bin Traumwandler, und mir hat mal jemand sogar gesagt, ich sei der mächtigste Hüter aller Zeiten."
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mune-moonwatcher · 3 years ago
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Traumdämon (3)
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Eine Mune Fanfiction von Kip Supernova
Kapitel 3
Alb schlug die Augen auf, und das Erste, was er sah war der Nachthimmel, übersät mit unzähligen funkelnden Sternen. Die Luft war kühl, aber angenehm. Er richtete sich langsam auf und tastete mit seiner Pfote an jene Stelle an seinem Kopf, wo der Stein ihn getroffen hatte und fühlte den weichen Stoff eines Verbandes. Sein weißes Fell war sauber und trocken. Immer noch ein wenig benommen rieb er sich die Augen, dann blickte er sich um: Er lag auf einem großen Bett, das scheinbar nur aus einem hellblauen und silbern schimmernden Kissen zu bestehen schien in einem riesigen, halbrunden Raum ohne Decke - oder befand er sich unter einer Glaskuppel? Alb konnte es nicht richtig erkennen.
Vorsichtig stand er auf, um seine Umgebung weiter zu erkunden. Nach und nach kam die Erinnerung zurück: Die Flucht aus seinem Dorf, wie sie ihn durch den Wald gejagt und vertrieben haben. Wie er mit Steinen beworfen, verletzt und schließlich gerettet worden war.
"Der Hüter des Mondes", flüsterte Alb, als er sich wieder an den blauen Faun erinnerte, der ihn gerade noch rechtzeitig vor dem Ertrinken gerettet hatte. "Ich muss mich im Tempel befinden."
Immer noch auf wackligen Beinen machte er einen Schritt nach dem anderen und sah sich in dem geheimnisvollen Raum um, in dem er aufgewacht war. Der Boden war mit einem großen, halbrunden, dunkelblauen Teppich ausgelegt. An den Wänden ragten Regale aus dunklem Holz in die Höhe, welche alle prall mit Büchern gefüllt waren. In einer Nische zwischen zwei Bücherregalen konnte Alb einen Tisch erkennen, auf dem sich Teller und Schalen stapelten; in einer anderen Ecke stand ein kleines Teleskop vor einem Hocker.
Kerzenleuchter, welche überall im Raum ohne ein erkennbares Muster verteilt aufgestellt waren, gaben ein beruhigendes, silberweißes Licht pulsierend von sich.
Alb ließ den Blick in die andere Richtung schweifen und sah einen anderen Tisch, auf dem mehrere Karten und Schriftrollen lagen. Er ging darauf zu und erblickte die Zeichnung eines Planeten mit seiner Nacht- und Tagseite; zusammen mit der Sonne und dem Mond. Mit seiner Pfote strich er über die verspielt aussehende Schrift, die mit dünner Feder einzelne Länder des Planeten beschrieben.
"Geht es dir besser?", hörte er hinter sich jemanden mit freundlicher, weicher Stimme fragen.
Alb erschrak so sehr, dass er mit seiner Pfote, mit welcher er die Karte gerade anheben und im Licht der Kerzenleuchter, die zu beiden Seiten des Tisches standen, genauer betrachten wollte, auf dem galtten Papier abrutschte, hastig versuchte zu verhindern, das Papier zu zerknittern und dabei mit der Schulter gegen eine der Kerzenleuchter stieß.
Alb erschrak so sehr, dass er mit seiner Pfote – mit welcher er die Karte gerade in das Licht der neben dem Tisch stehenden Kerzenleuchter halten wollte – abrutschte und mit der Schulter gegen einen der Ständer stieß. Alles nur, weil er verhindern wollte, dass Papier nicht zu zerknittern.
"Oh nein!", kreischte Alb erschrocken mit gellender Stimme, als er den Leuchter umfallen und die kugelförmige, pulsierende Flamme des Lichtes auf den Tisch fallen sah. Vor seinem inneren Auge sah er den Kartentisch, den gesamten Raum, wenn nicht sogar den ganzen Tempel brennen und den Mond für immer untergehen! Sved und die anderen hatten recht behalten - Alb war ein Dämon!
Er sprang kreischend nach vorne und versuchte seine Pfoten zwischen die kugelförmige Flamme und das Papier zu bringen, in Erwartung, sich schmerzhaft zu verbrennen, als ...
... Alb bemerkte, dass die Kugelflamme weich und flauschig war, zwei Augen aufschlug und sechs dünne, flinke Beine hatte! Die Mondseide-Spinne blickte ihn zuerst erschrocken, dann vorwurfsvoll an, krabbelte über seinen Arm auf die Schulter und gab quickende Geräusche von sich.
Mune lachte und kam auf ihn zu. "He Kleine, sei nicht so streng zu unserem Gast. Ich glaube, er hat noch nie eine Mondseide-Spinne gesehen."
Die Spinne gab mit einem leisen Gurren zu verstehen, dass sie immer noch nicht ganz glücklich war, aber krabbelte dann von Albs Schulter auf den Tisch zurück.
Mune schob Alb sanft zur Seite, und während er den Kerzenleuchter wieder aufrichtete und die Mondseide-Spinne auf ihren Platz krabbeln ließ, sagte er: "Mein Name ist Mune, ich bin der Hüter des Mondes und heiße dich willkommen in meinem Tempel."
"Wir sind im Bauch von diesem riesigen Tier, das in der Nacht immer durch die Gegend schreitet und den Mond hinter sich her zieht?", fragte Alb aufgeregt.
Mune schnitt eine Grimasse und grinste. "Sieht so aus, oder?"
Im Schein der Mondspinnen schimmerte Munes Fell wie blaues Feuer, es hatte etwas Beruhigendes an sich; auch Munes große, dunkle Augen schienen Alb regelrecht zu hypnotisieren.
"Und wie ist dein Name? Wo kommst du her und was hast du im Fluss gesucht? Zum Fischen war es doch eindeutig zu spät."
Alb atmete tief durch und hatte Mühe, seine Stimme wieder zu finden. Irgendwie hatte dieser Ort etwas Magisches an sich - als befände er sich in einem Traum. Doch dies war kein Traum - Alb kannte den Unterschied, denn seine Träume waren alles andere als magisch, beruhigend und schön.
"Mein Name ist Alb, und ..." Er verharrte, schloss die Augen und wand sich von Mune ab. "Ich habe nach dir gesucht, um ehrlich zu sein." Alb seufzte traurig. Er hatte ihn gefunden - den Hüter des Mondes, und er war so lieb, freundlich und schön. Wie sehr hatte Alb sich danach gesehnt, ihn zu finden. Doch nun rang er mit sich selbst, ob es klug war, hier zu sein.
"Ich weiß.", hörte er Mune gelassen sagen, der dabei war, die Karte mit den Planeten zu glätten. "Woher? Eben hast du mich noch gefragt, was ich nachts alleine im Fluss mache?"
Mune lachte leise, berührte Alb an der Schulter und bedeutete, ihm zu folgen. Gemeinsam verließen sie den Raum, und Alb folgte Mune, während er ihm zuhörte.
"Ich bin kein großer, weiser Lehrmeister, der seit hundert Jahren den Mond hütet.", begann Mune. "Trotzdem klinge ich vielleicht so, wenn ich dir jetzt sage, dass jeder seinen eigenen Weg selbst sehen muss, bevor er ihn gehen kann. Als Hüter des Mondes habe ich Zugang zu bestimmten Fähigkeiten, aber wenn jene, die meine Hilfe suchen, selbst nicht wissen, was ihnen helfen könnte, kann ich ihnen nicht helfen."
"Das klingt in der Tat sehr ... schwer verständlich." sagte Alb und nickte. "Dann weißt du, was mein Problem ist?"
"Weißt du es?"
Alb nickte. "Ja, zumindest bin ich mir ziemlich sicher."
Der blaue Faun lächelte und klopfte Alb sanft auf die Schulter. "Gut. Dann werde ich versuchen, dir zu helfen."
Sie befanden sich in einem Raum, der eigentlich keiner war - es glich eher der Brücke eines Segelschiffes, denn sie waren im Freien! Alb sah, wie sie auf eine Art riesige Harfe zugingen, die aus unzähligen dünnen, im Licht des Mondes silbern schimmernden Saiten bestand. Auf diesen Saiten saßen weiß pulsierende Mondspinnen, die langsam und unermüdlich auf und ab krabbelten und dabei sanfte, beruhigende Töne erzeugten.
"Die Mondharfe", keuchte Alb fasziniert. Bisher hatte er sie nur auf Bildern gesehen, oder in Büchern, die Geschichten über die Hüter der Himmelsgestirne erzählten.
"Zu Beginn der Zeit …", begann Mune, während er mit seinen Pfoten begann, auf der Mondharfe zu spielen. "… herrschte auf unserem Planeten ewige Dunkelheit. Ein starkes Wesen fing mit einer schweren Kette einen vorbeiziehenden Stern ein, welcher unserer Welt Licht, Wärme und das Leben schenkte - die Sonne. Er war der erste Hüter der Sonne."
Albs Blick streifte über die Saiten nach oben, und er erkannte, dass die Saiten der Mondspinnen bis zum Mond selbst hochführten, der silbern leuchtend und von einem dunkelblauen Schimmer umgeben am Himmel wachte. Alb lauschte der sanften Melodie der Mondharfe und Mune's Stimme.
"Ein anderes Wesen …", fuhr Mune fort. "… stieg in das Reich der Träume und schlug aus einem Felsen den Mond und brachte ihn in unsere Welt auf dass er den wachen Wesen Licht schenkte, Ängste nahm und den Schlafenden schöne Träume bereiten sollte."
"Der Mond stammt also aus dem Reich der Träume selbst", flüsterte Alb und lächelte. All seine Sorgen und Ängste waren für den Augenblick vergessen. Am liebsten wäre er für immer einfach so dagestanden, den Mond betrachtend und Munes Stimme lauschend. Doch dann drangen wieder dunkle Gedanken in seine Seele, die seine Mundwinkel nach unten fallen und seine Glieder kalt werden ließen. Er senkte den Kopf, schloss die Augen und seufzte.
"Natürlich kenne ich die Geschichten über unsere Welt. Über die Sonne, den Mond und auch, wie du unsere Welt gerettet hast. Wie du die Wesen aus dem Reich der Alpträume besiegt hast. Deshalb habe ich mir so sehr gewünscht, es mir herbeigesehnt, dich endlich zu sehen. Aber ..." Er schüttelte langsam den Kopf. "Vielleicht ist es schon zu spät."
Mune legte seine Pfoten auf Albs Schultern. "Es ist nie zu spät. Du kennst meine Geschichte - jetzt möchte ich deine hören."
Alb nickte und streifte seine Ledertasche, die er immer noch über seinen Schultern trug, ab und holte die herausgerissene Buchseite hervor. Er strich das zerknitterte Papier glatt, und eine vom Wasser verschwommene, aber noch lesbare Schrift kam zum Vorschein.
"Na schön", sagte Alb leise, und begann seine Geschichte zu erzählen.
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mune-moonwatcher · 3 years ago
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Traumdämon (2)
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Eine Mune Fanfiction von Kip Supernova
Kapitel 2
Die Worte, die sie ihm hinterher gebrüllt hatten, hallten immer noch in seinen Ohren wider ... und drangen in seinen Kopf, der halb im eiskalten Wasser lag. Albs Körper ruhte für einige Momente im Wasser, bis die Strömung ihn erfasste und weiter den Fluss entlang trug. Dabei wurde der magere Körper des weißen Fauns herumgewirbelt, sodass sein Gesicht manchmal unter Wasser, dann wieder an der Oberfläche war. Doch all das bekam Alb nicht mit - er war ohne Bewusstsein und trieb einen schmalen, aber schnell fließenden Fluss immer schneller auf einen rauschenden Wasserfall zu.
Das Licht des Mondes schimmerte auf der Oberfläche des Wassers und verwandelte es in ein Spiel aus weißen, blauen und leicht violetten Farben, die auf sein schneeweißes Fell reflektierten.
Der Mond flüsterte etwas in seinen Gedanken, die zwischen Wach- und Traumzustand umherwanderten . Es war, als stünde er in einer halb geöffneten Tür, durch die gerade so viel Licht in einen ansonsten von tiefer Dunkelheit erfüllten Raum drang, um wage Konturen zu erkennen ... und diese wagen Konturen bewegten sich und hatten die Umrisse von humanoiden, aufrecht gehenden Wesen, die sich langsam, sehr langsam auf ihn zubewegten. Alb überkam Angst ... und diese Angst fühlte sich kalt und lähmend an ...
Mach deine Augen auf ... was war das für eine Stimme? Sie klang weich, gütig, fremd und vertraut zugleich ... die Gestalten aus der Finsternis, sie schienen selbst nur als Schwärze zu bestehen, und ihre Umrisse sahen wie sehr fein gezogene Linien aus Kreide aus. Sie bewegten sich auf Alb zu ...
Ich darf nicht einschlafen ... ich darf nicht träumen ... sie bringen mich sonst um ...
Alb lag mit dem Rücken auf der Wasseroberfläche und schien regelrecht zu schweben. Seine halboffenen Augen - er sah den Mond am Himmel, doch gleichzeitig den dunklen Raum mit den dunklen Gestalten aus fein gezeichneten Kreidelinien. Der Mond wurde plötzlich plötzlich von einem riesigen Geschöpf verdeckt, welches sehr schwer, groß und ungetüm aussah, sich jedoch auf sehr langen, dünnen Beinen anmutig und scheinbar leichtfüßig zu bewegen schien.
Der Tempel ... ich sehe den Tempel des Wächters des Mondes ... oder ist es ein Traum?
"Reiche mir deine Hand, schnell!"
Alb vernahm zwar den Klang der Worte, der sich sehr aufgeregt anhörte, jedoch fand er nicht die Kraft, seine Arme zu heben, geschweige denn, irgendetwas oder jemanden zu greifen. Durch seine müden Augen sah er von einem Schleier der Benommenheit verdeckt zwei große, dunkelblaue Augen in einem zarten, anmutigen Gesicht, welches von blauem Haar und zwei riesigen Ohren umspielt wurde.
Aus dem halboffenen, dunklen Raum packte ihn eine der Gestalten am Arm und zerrte daran.
"Der Mond", flüsterte Alb und Tränen stiegen in ihm hoch. "Bitte, hilf mir ..."
Mune hockte auf der Schnabelspitze des Tempels, welcher seinen Kopf weit nach unten beugte und dabei beinahe die Oberfläche des Wassers berührte. Der magere, sehr zerbrechlich aussehende Körper des weißen Fauns schwebte praktisch auf dem Wasser – die weißen Mondseide-Spinnen konnten gerade noch rechtzeitig die Strömung des Wasserfalls so weit verlangsamen, dass der weiße Faun nicht in die Tiefe stürzte.
Sie spannen feine Stränge aus Mondseide vom Bauch des Tempels zu den Felsen, die rechts und links nebemndem Wasserfall herausragten und sprangen auf der Seide unermüdlich auf und ab, sodass durch die Vibration nicht nur eine schöne, beruhigende Melodie, sondern auch ein Kraftfeld erzeugt wurde, welches den Fluss des Wassers regelrecht einfror.
Mune beugte sich so weit er konnte nach vorne. "Reiche mir deine Hand, schnell!", rief er dem weißen Faun abermals zu, denn ein Gefühl sagte ihm, dass die Mondseide nicht lange halten würde. Und dann würde er vielleicht niemals erfahren, warum dieser geheimnisvolle, weiße Artgenosse, der ihn schon seit Nächten durch seine Träume verfolgte, ausgerechnet hier im Fluss lag.
Es schien nichts zu nützen - Mune spürte, dass der weiße Faun in einer Zwischenwelt zwischen Traum und Wachzustand gefangen war. Die rote Stelle an seinem Kopf wies auf eine Verletzung hin. Wenn der weiße Faun ein Traumwandler war, wovon Mune ausging, dann konnte eine Verletzung an seinem Kopf ihn in eine Art Dämmerzustand versetzt haben. Das hieß im Klartext: Dieser Faun konnte gerade Traum und Realität nicht unterscheiden.
"Dann eben auf die altmodische Art und Weise."
Mune klammerte sich mit seinen langen, dünnen Beinen um die Spitze des riesigen Schnabels seines Tempels, hing kopfüber herunter direkt vor dem Gesicht des weißen Fauns.
"Du hast nur einen bösen Traum", sagte Mune und rieb das dunklere Fell seiner Unterarme aneinander. "Und die vertreibe ich dir jetzt. Denke an was Schönes, denke an den, den du liebst. Er ist jetzt bei dir."
***
Die dunkle Gestalt, die eben noch Albs Arm festhielt, ließ abrupt los und kreischte wie ein erschrockenes Tier, das man mit Feuer vertreiben wollte. Alb sah den anderen Faun mit seinen großen, gütigen Augen und blaue und violette Funken, die schimmernd und glitzernd auf ihn herabregneten.
Denke an was Schönes, denke an den, den du liebst. Er ist jetzt bei dir.
"Bei mir", flüsterte Alb und lächelte. Mit einem Male wich die Kälte der Dunkelheit von ihm, die Tür zu dem finsteren Raum fiel mit einem lauten Knall zu, die Wesen aus Schwärze und dünnen Kreidelinien ... sie waren verschwunden.
Rauschen von Wasser drang in Albs Ohren, genauso wie der pochende Schmerz seiner Kopfwunde. Sein fand wieder seine Kraft - Alb streckte seine Pfote nach dem blauen Faun, der da kopfüber scheinbar in der Luft über ihm hing, packte sie und ließ sich hochziehen.
Beide, Alb und der blaue Faun, der eben noch aus dem Fell seiner Arme hatte blauen Glitzer regnen lassen, fanden auf einem langen, schmalen Felsen Halt - einen "Felsen", der in Wirklichkeit der riesige Schnabel eines noch riesigeren Geschöpfes war. Doch das nahm Alb nicht wirklich wahr; er lag keuchend auf dem Bauch, versuchte sich aufzurappeln, schaffte es aber nicht.
Er drehte seinen Kopf und sah den blauen Faun, welcher ihn scheinbar gerade gerettet hatte, in die Augen. "Wer ... bist du es ...", stammelte Alb, dann spürte er, wie die Kräfte wieder seinen Körper verließen und er abermals das Bewusstsein verlor.
Mune konnte ihn gerade noch festhalten, bevor Alb stürzte. Er strich Alb durch das schneeweiße Fell und flüsterte. "Ja, ich bin es."
Er trug ihn behutsam zum Eingang des Tempels, während die Mondseide-Spinnen ihm folgten.
Der Tempel setzte sich wieder in Bewegung, und mit ihm der Mond, den er hinter sich herzog.
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mune-moonwatcher · 3 years ago
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Traumdämon
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Mune Fanfiction von Kip Supernova
Ich wandere durch die Dunkelheit,
und suche den Weg zum Licht.
Von Stille eingehüllt und Einsamkeit,
finde ich den Pfad zu dir einfach nicht.
Kapitel 1
Er war an der Grenze zwischen Tag und Nacht, die Dämmerung hatte ihm immer Schutz gegeben. Jedenfalls bis jetzt, denn sie hatten ihn und sein Geheimnis entdeckt. Albs Lungen brannten wie Feuer, sein Atmen rasselte und in seinen Augen standen Tränen. Tränen der Verzweiflung, aber auch Tränen des Schmerzes, denn er war wahrlich kein sehr sportlicher Faun und die Flucht durch den Wald, über unwegsames Gelände, Bäume und Flüsse, setzte ihm ziemlich zu.
Als Faun war Alb zwar sehr schlank und wendig, aber er hatte nicht sehr viel Ausdauer. Und jene, die ihn gerade jagten, ihm böse, wutentbrannte Wörter hinterher brüllten, waren nicht nur fitter und stärker als er, nein: Sie waren auch bewaffnet!
"Da vorne ist er!", hörte Alb einen von ihnen rufen, und im nächsten Moment flog auch schon ein Stein nur knapp an seinem linken Ohr vorbei. Er zuckte vor Schreck zusammen, blickte sich kurz um und dann krabbelte er wie eine Spinne den Stamm eines großen, alten Baumes hoch bis zum ersten Ast, hielt verzweifelt Ausschau, blickte in die Ferne. Der Tempel ... er musste doch da irgendwo sein. Schließlich befand er sich bereits auf der Nachtseite des Planeten. Doch nichts war zu sehen, nicht einmal der Mond ...
Ich muss weiter ... Alb suchte Schutz in den großen, breiten Bamba-Blättern, die am Fuße der Bäume herausragten - gerade noch rechtzeitig, denn seine Verfolger hatten ihn gesehen, wie er auf dem Baum war! Doch jetzt nicht mehr, denn Albs Fellfarbe half ihm hier ausnahmsweise mal dabei, seine Gesundheit - wenn nicht sogar sein Leben - zu schützen! Denn die Bamba-Blätter hatten bei Nacht eine hellgraue Farbe. Albs Fell war schneeweiß, jedoch verschmolz er optisch mit den Blättern zu einem Gebilde, das für einen Betrachter auf dem ersten Blick wie ein Gemisch aus Licht - Albs Fell - und Schatten - die Blätter - aussehen mochte.
Seine Verfolger rannten an ihm vorbei; Alb hockte mit angehaltenem Atem unter einem der Blätter und blickte wie erstarrt auf die Füße, die nur knapp vor seiner Nase auf den weichen Waldboden auftraten und im nächsten Moment sich immer weiter entfernten . Sie hatten ihn nicht gesehen!
Alb wartete noch einige Herzschläge lang und horchte auf die sich stetig entfernenden Schritte und Stimmen seiner Verfolger, bis er sich sicher war, dass sie sich außer Hörweite befanden und er sich erleichtert traute aufzuatmen. Er legte den Kopf auf den weichen Waldboden, schloss die Augen und ließ es zu, dass ihm Tränen der Trauer und Angst aus den Augenwinkeln über seine behaarten Wangen rollten. Ein leises Schluchzen war in dem ansonsten sehr ruhigen und friedlichen Wald zu hören, doch außer ein paar Vögeln und Leuchtschmetterlingen hörte niemand Alb weinen.
Nach einer Weile rappelte sich Alb langsam auf, wischte sich kleine, vertrocknete Blätter und Erdkrümel aus seinem Fell und seufzte. Er stand inmitten eines wunderschönen Waldes, einer wunderschönen Nacht, erhellt von leuchtenden Pflanzen und Insekten und war gefühlt am Ende seines Lebens. Wie oft hatte er davon geträumt, diesen Wald zu sehen, unter seinen Füßen den weichen, feuchten Boden zu spüren, den Duft von Laub und Nadeln in der Nase zu haben und seine Klänge in seinen großen Ohren vibrieren zu lassen.
Doch Alb wurde gejagt, gehasst, bespuckt und mit Steinen beworfen - von einem auf den anderen Tag. Nur mit knapper Not war er dem Tod entkommen, dem ihm sein eigenes Volk zusetzen wollte!
Mit gesenktem Kopf trottete er durch das Unterholz weiter Richtung Norden, wo angeblich der Tempel des Mondwächters seine Bahnen ziehen sollte. Das hatte Alb zumindest mal gelesen in den verbotenen Büchern.
Er griff mit seiner Pfote in die Ledertasche, die er um seine Schultern trug und holte die aus einem Buch herausgerissene Seite hervor und betrachtete die Karte.
"Zwischen Tag und Nacht, Mond und Sonne, Licht und Finsternis zieht der Tempel des Mondwächters seinen Bahnen", flüsterte Alb die Worte, die mit einer verschnörkelten Schrift über der Karte standen. "Der Nordstern weist den Weg, wenn er am hellsten am Himmel steht."
Alb blickte zum Himmel, und tatsächlich: Der Nordstern war flackernd zu sehen und schien wie eine Laterne in der Nacht den Weg weisen zu wollen. Er faltete die Buchseite wieder zusammen und verwahrte sie sorgsam wie einen Goldschatz in seiner Tasche. Dann wischte er sich mit dem Pfotenrücken seine Tränen aus dem Gesicht, atmete tief durch und sagte entschlossen: "Weiter geht´s, nicht aufgeb -"
Im nächsten Moment schoss ihm ein beißender Schmerz durch den Schädel; er taumelte und war kurz taub; einen Herzschlag später spürte er einen zweiten Schlag. Insgesamt flogen ihm drei große Steine von der Seite entgegen. Die ersten beiden trafen ihn am Ohr und streiften seinen Hinterkopf, dem Dritten konnte er gerade noch ausweichen, wenn auch unfreiwillig, denn Alb taumelte von Schmerz benommen einige Schritte nach vorne, dann zur Seite und schlussendlich verlor er den Halt und landete unsanft auf seinen Knien.
"Ich habe ihn! Ich habe ihn erwischt, jetzt entkommt er uns nicht!", hörte er noch begleitet vom dumpfen Pochen des Schmerzes in einem Kopf jemanden brüllen - es war Sved, dieser Faun war noch nie der Hellste und Friedvollste gewesen. War ja klar, dass dieser Mistkerl stolz auf das war, was er getan hatte!
Mit allerletzter Kraft versuchte Alb, sich wieder aufzurichten, doch seine Muskeln versagten ihm den Dienst!. Übelkeit überrollte seinen ganzen Körper und er hätte vor Wut und gleichzeitig Angst schreien können, doch es kroch nur ein heiseres Keuchen aus seiner Kehle. Sved und die anderen Verfolger Alb erreichten, ihn an Armen, Beinen und Hals packten und wie einen Mehlsack durchs Unterholz schleiften. Sie lachten und johlten wie Jäger, die fette Beute gemacht hatten!
Alb spürte warmes Blut, welche aus der Wunde seines Ohrs über seinen Hinterkopf rann. Er weinte und wollte seine Augen schließen, doch er konnte es nicht, denn wenn er schon sterben musste, wollte er wenigstens noch den Mond sehen. Ein letztes Mal wenigstens ... den Mond ... den Mond ...
Sie warfen ihn einen Bergabhang hinunter Richtung Fluß. Alb kannte diese Stelle, er war oft hier gewesen, um Gedichte zu schreiben und den Mond zu beobachten. Doch seine Gedichte waren ... Wieder überkam ihn Traurigkeit und jetzt auch Angst, denn er rollte den Bergabhang über Steine, kleine Sträucher und Mulden in der Erde, die ihm weitere Schmerzen bereiteten. Das Lachen und Grölen seiner Peiniger entfernte sich.
"HAU AB UND LASS DICH HIER NIE WIEDER BLICKEN!", hörte er sie brüllen. "SONST BRINGEN WIR DICH WIRKLICH UM!"
Habt ihr das nicht schon getan?! Das war der letzte Gedanke, den Alb noch fassen konnte, und bevor er mit seinem drahtigen, mageren Körper im kalten Wasser des Flusses landete, war er schon ohne Bewusstsein.
"Sved, bist du sicher, dass es eine gute Idee war, ihn leben zu lassen?"
Sved zuckte mit den Achseln. "Er ist jetzt auf der anderen Seite des Flusses und hoffentlich weit weg genug. Wollte ja nicht wirklich das Dorf verlassen, der kleine Dämon."
"Aber wenn er noch lebt, wieder einschläft, und ..."
"Knev", seufzte Sved und wandte sich auch den anderen zu, die teilweise grinsten und stolz darauf waren, den "Weißen Dämon" endlich losgeworden zu sein. Jedoch waren sie sich auch unsicher, ob es richtig war, was sie getan hatten und Sved versicherte ihnen:) "Glaubt es mir. Er ist weit genug weg. Und wenn er dem Tempel auch fernbleibt, können wir wieder alle beruhigt schlafen gehen."
"Aber Sved", keuchte Knev und lief neben seinem Kumpel, der sich bereits wieder auf dem Rückweg befand, her. "Was, wenn sie doch noch da sind, obwohl Alb nicht mehr im Dorf ist?"
Sved schnaubte verächtlich. "Dann gehen wir eben wieder auf die Jagd und bringen es zu Ende. Tote Dämonen können keinen Schaden anrichten."
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