Tumgik
gierig bei edeka in bottrop
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der vorteil an einem längeren auffenthalt in bottrop hbf, den die nutzung des ÖPNVs leider hin und wieder mit sich bringt, ist der fußläufig schnurstracks zu erreichende, modernst ausgestattete, EDEKA-Laden, der einem in den allermeisten fällen mit wärme und konsum das warten versüßt.
dessen ungeachtet bot sich mir beim heutigen aufsuchen des geschäfts das folgende, sonderbare erlebnis: es herrschte ungewöhnlich hoher kundenandrang, sodass zwei direkt nebeneinander liegende kassen geöffnet waren und ich mich in der kürzeren der beiden schlangen noch ein wenig gedulden musste, bis ich meinen einkauf aufs band bugsieren konnte. beide kassenkräfte schienen den job nicht erst seit gestern zu machen, was zum einen alles zügig voranschreiten ließ, zum andern bot den beiden sich die möglichkeit ohne verlust an tempo ein pläuschchen zu halten.
in den fokus meiner aufmerksamkeit gelangte diese unterhaltung erst, als die für meine schlange zuständige servicekraft von ihrer benachbarten kollegin darauf hingewiesen wurde, dass der euro-jackpot dieses mal mit 75 mio € für den gewinner aufwartet.
75 millionen euro. allein die erwähnung dieses verdammt riesigen haufen schotters ließ ein bild von höchstgeilem scheiß das nächste durch meinen kopf jagen. immer fantastischere dinge erträumte ich mir davon zu kaufen. als vor meinem geistigen auge gerade von meinem neu gewähnten reichtum eine insel in form eines dollarzeichens in der karibik aufgeschüttet wurde, vernahm ich die reaktion der kollegin: >>und was willste dir von so viel geld kaufen? ach, geld macht doch nicht glücklich<<
zorn stieg in mir hoch; meine hände ballten sich in der jackentasche verdeckt zu fäusten und am liebsten hätt ich ihr so laut es ginge >>DOCH!!<< ins gesicht geschriehen. schon oft hatte jemand genau diesen quatsch verzapfen wollen und genau so oft hatte ich dagegen wutentbrannt die wunderschönsten, glück bringenden dinge aufgeführt, zu dessen zugang einem nur reichtum bringt. am ende war jedoch meist nur eines hängengeblieben: das bild von mir als oberflächlichen, konsumgeilen gierschlund.
irgendwie besann ich mich jedoch rechtzeitig darauf, mich dem steten vorwärtstreiben der schlange hinzugeben um meine gedanken erst mal zu sammeln und nicht das 137. mal allen zu zeigen welch hitzkopf ich war. nene, viel mehr umgab mich der wunsch, diese dämliche frau für ihr dämliches statement irgendwie abzustrafen. mit gierig und geldgeil auf meiner flagge würde ich niemanden abholen. es bedurfte eines gewifteren plans mit ehrenwerteren direktiven im köcher für meine parole geld macht glücklich. sofort gelangte das bild eines hungerleidenden afrikanischen kindes vor meine augen, dessen körper schon von fliegen beflogen wurde.
ich war mittlerweile fast an der spitze der schlange auf höhe der kassiererin angelangt und entgegnete dieser so laut, dass es bis zu den ohren jedes kunden beider schlangen drang: >>dann fragen se ma jeden beliebigen bettelarmen menschen ohne sauberes trinkwasser, wie glücklich geld macht!<< ihre mimik ließ unmissverständlich durchblicken, dass ich ins schwarze getroffen hatte. reue und scham stand in ihrem gesicht. zustimmendes murmeln und raunen ging durch die schlange stehende kundschaft, auch ein deutliches >>ja, da sagen se was<< war zu vernehmen, dessen tonfall auch eine spur an die dämliche frau gerichteten vorwurf vorzuweisen hatte. mission succeeded!
als ich meine 2kg filet vom kobe-rind und die kiste champagner bezahlte stand in meinem gesicht hingegen in your face, bitch! und so stolzierte ich arrogant wie nur sieger es dürfen davon und war mit mir und der welt rundum glücklich und zufrieden, zudem auch ein wenig überrascht von mir selbst. ich war ganz cool und gelassen geblieben und hatte dabei arglistig den feinde diffamiert und dafür ganz nebenbei probs von gänzlich fremden menschen aus dem hässlichen bottrop bekommen, die zu manipulieren ein leichtes gewesen war.
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erdacht und verfasst: Frühling ‘19
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mit murrat auf der flucht - eine nervenaufreibende straftat
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der status nicht mehr immatrikuliert zu sein hatte kaum einen einfluss auf mein leben. arbeiten tat ich nun schon eine ganze weile ohne dabei zu studieren. zur uni war ich auch vorher lange nicht gegangen... der einzig gravierende unterschied lag darin, dass ich von nun an kein ticket mehr hatte. kein student -> kein ticket; so weit hatte ich noch folgen können. doch: kein ticket -> ich muss mir bevor ich in den zug steige eins kaufen; das versuch mal nach zwanzig jahren direkt internalisiert zu haben.
ich stieg also in essen in den RE2 um nach wanne-eickel zu fahren. im einigermaßen gefüllten zug blieb mir zum glück wenigstens die treppe als sitzplatz. ich starrte so vor mich hin während kopfhörer angenehm meine musik in meine ohren dröhnten. erst als mein blick auf den araber fiel, welcher fortwährend nervös den gang auf und ab blickte, wurde es mir bewusst: ich fahre schwarz! mein herz fing urplötzlich wie wild an zu pochen und ich tat es sogleich dem araber nach, meinen blick stets den gang entlang wandern zu lassen. panik machte sich in mir breit. als murrat (diesen namen gab ich dem araber in meinen gedanken) auffiel, dass wir in der selben misslichen lage waren, trafen sich unsere blicke und wir lächelten einander wissend an. vor lauter aufregung hielt mich nichts mehr auf der treppe sitzen und ich ging den anfang des letzten zugabteils nervös auf und ab.
gelsenkirchen war endlich hinter uns und so musste ich diesen stress nur noch bis zur nächsten station ertragen. wie gelähmt - dafür mit einem weiteren gewaltigen anstieg meiner herzrate - sah ich die abteiltür aufgehen und meine schlimmsten befürchtungen wurden wahr: eine frau in bahn-uniform und gezücktem kontrollier-gerät kam ins abteil. als ob das nicht alles schon genug wäre, wurde mir in diesem moment auch noch schlagartig bewusst, dass ich nichtmal einen ausweis bei mir trug. ich wusste natürlich was das bedeuten würde: die bundespolizei würde gerufen werden. die bundespolizei!! auch wenn mir klar war, dass das vorangestellte bundes- nicht im zusammenhang mit der schwere meines vergehens stand: bundespolizei klang für mich wie GSG9 samt heckenschützen die mich am bahnhof in empfang nähmen. murrat und ich standen also reglos da: die situation war auswegslos. nie mehr schwarz fahren. nie mehr schwarz fahren! das tue ich mir nicht nochmal an!
>>die fahrscheine bitte!<< sollte uns doch jetzt eigentlich entgegenposaunt werden. doch was war das?! die graue uniform würdigte murrat und mich keinen blickes und schritt wortlos an uns vorbei. das konnte nur eines bedeuten: die dame wollte die kontrolle gerade erst am letzten ende des zuges starten. erleichterung war in murrats gesicht zu lesen als sich unsere blicke trafen. also hieß es sobald das personifizierte unheil außer sicht war: fliehen; so viel meter zwischen uns und den ticket-scanner bringen wie irgend geht. murrat entschied sich jeweils für den oberen teil des doppeldeckers, ich zog den gang treppab vor. zum ende des abteils trafen wir uns wieder auf der mittleren ebene. kurzes zunicken und sofort wieder den besorgten blick hinter uns: sie war uns nicht gefolgt!
viermal wiederholte sich dieses spiel, bis wir ganz am anderen ende des zuges angelangt waren; doch waren wir immer noch nicht in wanne-eickel angekommen, nichtmal die durchsage war durch die lautsprecher geschallt. als diese dann endlich erklang, erschrak ich zutiefst und die furcht schnürrte weiter meine kehle zu. mein blick starr das abteil entlang auf das ende des ganges gerichtet. wanne-eickel komm doch bitte endlich, bitte!
man spürte und hörte wie der lokführer die bremsen betätigte. der zug wurde immer langsamer und langsamer und niemand sollte mehr den gang entlangkommen. noch nie konnte ich es so dermaßen nicht erwarten aus einem zug rauszukommen! dieser fuhr nun endlich in den bahnhof ein und hielt. als das grüne licht des knopfes an der tür aufleuchtete, hatte ich bereits 20 mal meinen daumen mit voller kraft gegen den knopf gerammt. die tür öffnete sich und ich war aus meinem gefängnis befreit.
die last von drei ausgewachsenen nilpferden fiel von meiner brust. freiheit. ich konnte wieder atmen! ich war wahrhaftig befreit; kein roter punkt vom scharfschützengewehr mehr auf der stirn. noch nie hatte ich bemerkt, wie schön dieser bahnhof doch war, so völlig ohne polizisten. und plötzlich erinnerte ich mich: vor fahrtantritt war ich blendender laune gewesen; doch nichts konnte die umwerfend vorzügliche verfassung überbieten, die jetzt durch jede meiner adern ströhmte. der rausch der wunderbar köstlichen zigarette erinnerte mich eher an einen MDMA-Trip. ein letztes erleichtertes nicken zu murrat und ich schritt aus dem bahnhof hinaus in die satten strahlen der lachenden nachmittags-sonne über wanne-eickel.
ich war frei
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erdacht und verfasst: Herbst ‘18
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mühsames unterfangen
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wach - durst - kopfschmerzen - wie ist der abend ausgegangen?
blackout - scham - aufstehen, trinken..erlösung.
ist kranwasser sonst der inbegriff der langeweile, gar verschwendung von durst, schafft es jetzt wundervoll erlösende beseitigung des wassermangels. knapp zwei liter rauschen meine kehle hinab.
indem dieses problem gelöst ist, steht das nächste unglaublich abfuckende ins haus und will bekämpft werden. pochender schmerz in meinem ausladend groß wirkenden kopf. paracetamol im schrank gesichtet. die zeit zum entnehmen der zwei pillen zieht sich unheilvoll in die länge. knifflig. endlich. geschluckt. erst im anschluss folgt ein weiteres glas wasser ohne kohlensäure. die zu erwartenden 20 bis 30 minuten bis zur nicht-existenz des schmerzes versprechen ein ungeduldiges, sich endlos ziehendes warten, wie bei drei grottigen, auch noch zugaben spielenden vorbands. mit größter dringligkeit wird die couch aufgesucht, um mich endlich wieder liegend meinem leid hingeben zu können.
rekapitulation, rekonstruktion, erinnerung. heimweg von daniels party mit kati und hubertus. die gaben mir freudige, nette verabschiedungen, ich mutmaße, dass ich währenddessen nichts angestellt hab; trotzdem fehlen 99% des heimwegs im gedächtnis. präsent hingegen die party selbst - berauschend beautiful und wunderschön. nach langer zeit wiedersehen der kompletten clique, die nach dem abi geographisch wild verstreut wurde. ein fest.
gebetsmühlenartiges produzieren von glücksgefühlen durch präsent machen schöner erinnerungen der feier, der freunde; um das unerträglich runterziehende, drückende schamgefühl zu bekämpfen. verdrängung wär so viel angenehmer, doch dazu fehlt mir der green heaven.
»ich hab nichts zu kiffen«. schlagartig wird meine gedankenwelt vollständig von dieser behindertheit bestimmt. bezaubernde vorstellung, mir jetzt einen berauschenden kopf zu geben. dass zeitgleich meine kopfschmerzen verflogen waren, erlangte nicht mal den status einer randnotiz. gras klarmachen, das stand jetzt an. ein mühsames unterfangen, jedoch stets mit happy end..wie kacken……um einen handelsmann der grünen ware zu treffen, ist es bestimmt noch zu früh.
wie viel uhr ist es, welcher tag ist heute, muss ich sachen machen? ein mich schockierend in die alltagsrealität transportierender blick auf die uhr: 09:24, dienstag..dienstag..irgendwie surreal..ich hab um 12 uni und noch anderthalb stunden öffentlichen nahverkehr vor mir. kommt ja richtig korrekt son besäufnis am montag…
erfreulicherweise hat hubertus das selbe schicksal; eine begleitung in bus und bahn bis zur uni! sogar der selbe kurs steht für uns an. das sollte doch genügend ablenkung von dieser runterziehenden grundstimmung schaffen. allgegenwärtig das fehlen des weeds. abhilfe frühestens in sechs stunden. hubertus , hubertus wir müssen jetzt kommunizieren.
eichte hektik, ein noch mildes gefühl des zeitdrucks. das telefon in unüberwindbar weit scheinender ferne, ist bewegung plötzlich das übel, zu dessen bewerkstelligung ich in keinster weise fähig scheine; ohne erlösendes durststillen in aussicht, bemerke ich, dass mein körper mir momentan ausschließlich ein einziges, aber elementares signal gibt: >beweg dich nicht!<.
in meiner umgebung, bis auf einen stapel jahre alter zeitungen, nichts, das unterhaltsame beschäftigung verspricht. einige zeit daliegend beweine ich meine unschöne situation und gebe mich beinahe vollends dem selbstmitleid hin, bis mich das entsetzlich dröhnende klingeln des telefons dazu nötigt, mich doch aufzuraffen; allein schon um diesen grässlichen sound abzustellen. ich bewege mich humpelnd durchs zimmer. so endlos lang muss sich wohl der gang zum altar anfühlen. die weiterhin triviale signalgebung meines körpers erreicht unerahnte höhen. endlich, der rettende griff zum hörer, obendrein erlösendes fallen lassen in nebenstehenden sessel.
»hallo?!?!« krächzt es aus meinem hals »hallo« verbunden mit einem alles in den tod reißenden husten ist hubertus antwort
»ekelhaft« stoßen wir beinahe gleichzeitig hervor
»um 10 im bus?«
»ich hasse mein leben«
»bis gleich«         knacken. aufgelegt.
ich krame in meiner viel zu engen hosentasche und es kommt eine hoffnungslos zerfledderte marlboro-schachtel zum vorschein, welche eine letzte kippe enthält, die unmittelbar über dem filter abgeknickt ist - ein zu verkraftendes übel. Irgendwie angenehm beschäftigt koche ich in windeseile (sofern es denn möglich ist, wohl eher in böeseile) einen kaffee. der aufkommende hunger wird geflissentlich ignoriert, das risiko des kotzens zu hoch und nichts möchte ich heute dringender vermeiden als den geschmack von alkohol im mund. hastig kippe ich mir den eigentlich zu heißen kaffee runter. 
aah, etwas mit geschmack!
damit überfordert, meine sieben sachen zusammenzusammeln, erhasche ich einen kurzen blick in den spiegel, in mein gesicht. ich wünschte, das wäre mir erspart geblieben. tatsächlich alles beisammen erlange ich durch die haustür den weg ins freie. das kitzeln der wärmebringenden sonnenstrahlen auf meiner haut ist heute die erste erfahrung, die mich einen funken gute laune spüren lässt, das und die erwartung in fünf minuten auf vincent zu treffen und mein leid teilen zu können. schnell wird es jedoch zu warm und ich geb n fick auf sunbeams. >>guten morgen, herr busfahrer<< >jaa, freie sitzplätze<.. drei haltestellen allein, dann steigt er schlurfend zu und wie ich vincent ansehe, manifestiert sich der gedanke >aah, dir blieb der blick in den spiegel wohl verwehrt<.
schnell ist eroiert, dass wir uns wohl beide ganz gut benommen haben am abend zuvor. ich werde von allen ziemlich dafür gefeiert, mich neben freddies oma gesetzt und einen joint gebaut zu haben. auch mein comment zum youtubevideo >fettsack mit knarre< »auch bekannt als ‘der kalorienbomber’« fand schallendes gelächter. die feier noch einmal ausführlich revue passieren lassend, haben wir fast so etwas wie spaß und die alkoholvergiftung gerät ein wenig ins hintertreffen. endlich die busfahrt überstanden, folgt der wesentlich komfortablere, angenehm leere zug, in dem wir uns vis-a-vis in einen vierer sinken lassen.
>puh, das gröbste is überstanden, jetzt gilt es gleich nur noch das seminar zu reißen und im anschluss einzukaufen<                                                                 >hoffentlich geht das mit dem kombi klar<                                               >hoffentlich muss ich nirgendwo lange warten<                                                fröhnte ich meinen gedanken
die ansage des ersten halts schallt aus den lautsprechern
»nächster halt: bottrop feldhausen, freizeitpark movie park«
»por, ich war schon ewig nich mehr im movie«
»die trittstufen können bahnsteigbedingt leider nicht ausgefahren werden«
»ich auch nich«
»bitte achten sie auf den spalt zwischen fahrzeug und bahnsteigkante«
»ja solln wa? hast du kohle?«
»ausstieg in fahrtrichtung rechts«
»hab 60 okken auf tasche, dat reicht hoffentlich für uns beide«
»na dann, gönnen wa uns«
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erdacht und verfasst: Herbst ‘15
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