Schoethe One-Shot (german & english version)
*please don't steal :)
[German]
Der Regen nieselte auf den Pflastersteine in Weimar hinunter, es war nicht unbedingt kalt, aber ohne Jacke wäre man zumindest vom Wind luftig umhüllt. Der Insperations Spaziergang verlief schonmal nicht optimal, wenigstens gab es Ruhe, da die Straßen die sonst in der Park Gegend von jungen Pärchen und Kindern erfüllt waren, nur noch von niesel Regen, leichtem Wind und dem rauschen der Blätter sowie des kleinen Flusses belebt.
,,Johann!"
Zum Teufel, dachte sich angesprochener direkt. Es gab nicht viele die ihn dutzen, deswegen wegen war die Auswahl sowieso gering, aber diese Stimme erkannte er überall.
Johann blieb stehen um sich einholen zu lassen, der deutlich größere Friedrich Schiller schritt vor ihm mit seinem unerverkennbaren lächeln.
,,Ich liebe Spaziergänge im Regen."
Johann schnaufte leicht amüsiert.
,,Vielleicht bist du deswegen so oft krank."
Friedrich grinste nur.
,,Sie geben mir inspiration, brauchst du grade inspiration?"
Der ältere nickte.
Gleichzeitig liefen beide weiter durch den Park nebeneinander her.
,,Ich auch, Johann."
Friedrich schaute nach oben in den dichten Wolken bedeckten Himmel.
,,Mir fehlen nicht die Ideen Johann, aber das was ich schreiben würde könnte ich nie veröffentlichen."
,,Du musst deine Rebellische Art und Weise die aus deiner Jugend noch sprießt ablegen."
Erwiderte Johann plump.
Friedrich schüttelte den Kopf.
,,Seit wann ist Liebe Rebellisch?"
,,Kommt drauf an wie du sie verpackst, wenn sich Mann und Frau lieben, aber aus verschiedenen Religionen, oder gar Herkünften ist dies durchaus Rebellisch."
,,Meine Geschichte fängt schon anders an."
Johann Verstand nicht was das bedeuten sollte und blieb deshalb still.
Die Stille zog sich bis sie in der Nähe seines Gartenhauses waren.
,,Komm mit rein, dann Trocknen wir ein wenig."
Drinnen setze sie sich auf die Holzmöbel während Johann den Kamin an machte, das Feuer breitet sich schnell aus und somit auch die Wärme die sie schließlich umgab.
,,So ein Haus möchte ich vielleicht auch in meine Geschichte einbauen."
Friedrich ließ sein Blick über die Wände und Möbel wandern.
,,Jeder Schriftsteller wird dieses Problem mit sich aus machen müssen, irgendwo ist es unmöglich es nicht zu tun, aber sei vorsichtig was du aus deinem Leben mit in deine fiktionale Welt verfrachtest."
Der jüngere Lachte.
,,Alle meine Schriften sind genau ich, wie als wären sie mit meinem Blut geschrieben wurden."
,,Deswegen hast du auch einige Feinde."
,,Ich beuge mich nicht der Masse."
,,Das ist deine Rebellische Art."
Friedrich lehnte sich nach hinten in den Stuhl. Er schaute Johann tief in die Augen. Der Regen prasselte gegen die Scheiben und das Feuer tobte im Kamin.
,,Diese Geschichte ist anders, aber ich weiß das sie Wahr ist."
,,In welche Frau hast du dich so sehr verliebt Friedrich, dass du meinst eure Liebe wäre nicht öffentlich vertretbar, nichtmal in einer fiktionalen Version."
Die Stille die diesmal aufkam war nicht wie im Park, angenehm und verständlich, sie war erdrückend.
Johann realisierte was Friedrich meinte und dieser schien auch darauf zu warten das der ältere selbst darauf kommt, vermutlich aus Angst.
,,Über uns zu schreiben wäre in der Tat fatal."
Stellte Goethe fest.
Schiller nickte langsam.
,,Unsere Liebe ist nicht Rebellisch Johann, sie ist das schönste was es für mich gibt, und ich möchte das teilen durch die einzige Art wie ich weiß solche Gefühle für mich zu inszenieren."
Friedrich stand auf.
,,Gedichte reichen mir nicht mehr, für das was ich fühle, sie sind immerhin eine Lüge in der die Wahrheit verschlungen wird."
Er ging auf Goethe zu, jener stand auf.
,,Es kann nicht so falsch sein! Es ist-"
Johann unterbrach seinen Freund der sich in Rage redete mit seinen Lippen auf den des anderen. Wohlgemerkt nicht ihr erster Kuss, fühlte sich jeder Kuss nach frischer Liebe an.
Friedrich umarmte den kleineren darauf fest.
,,Die Welt wird sich ändern, die die uns fühlen..."
Johann löste die Umarmung, nahm Friedrichs Hände und platzierte sie auf seiner Brust.
,,...die werden die Wahrheit sehen, und die haben sie dann auch verdient."
[English]
The rain was drizzling up on the cobblestone in Weimar , it wasn't really cold, but without a jacket you were wrapped around in the windy air. The inspirational walk wasn't going optimal, atleast there was peace, because the streets in the park area they usually were filled with young couples and kids were only filled with life through the drizzling rain, the shallow wind and the rustling leaves aswell as the small river.
,,Johann!"
To hell, the person addressed thought directly. There weren't many who called him by his first name, so the circle of people was small, but he recognized that voice anywhere. Johann stopped to be caught up with, the much taller Friedrich Schiller walked in front of him with his unmistakable smile.
,,I love walks in the rain."
Johann snorted slightly amused.
,,Maybe that's why you're sick so often."
Friedrich grinned:
,,They inspire me, do you need inspiration right now?"
The older one nodded.
Both continued to walk side by side through the park.
,,Me too, Johann."
Friedrich looked up at the dense cloud-covered sky.
,,I don't lack ideas Johann, but I could never publish what I would write."
,,You must shed your rebellious ways which are still sprouting from your youth."
Johann replied dry.
Friedrich shook his head.
,,Since when is love consider rebellious?"
,,Depends on how you sell the package, when a man and a woman love each other, but they come from different religions, or even ethical backgrounds, it's quite rebellious."
,,My story already starts differently."
Johann did not understand what this meant and therefore remained silent.
The silence dragged on until they were near his garden house.
,,Come on in, let's dry a little inside."
Inside they sat on the wooden furniture while Johann lit the fireplace, the fire spread quickly and thus the warmth that finally surrounded them.
,,I might want to put a house like this into my story."
Friedrich let his gaze wander over the walls and furniture.
,,Every writer will have to deal with this problem, it may is impossible not to do it, but be careful what you carry out of your life into your fictional world."
The younger one laughed.
,,All my writings are exactly me, as if they were written with my blood."
,,That's why you have some enemies."
,,I do not bow to the masses."
,,That's your rebellious ways."
Friedrich leaned back into the chair. He looked into Johann's eyes. The rain poured against the windows and the fire raged in the fireplace.
,,This story is different, but I know it's true."
,,With what woman did you fall in love with so intensely, Friedrich, that you think your love would not be publicly acceptable; not even in a fictional version."
The silence that creeped upon them this time was not like in the park, pleasant and understandable, it was overwhelming.
Johann realized what Friedrich meant and he seemed to be waiting for the older one to figure it out himself, probably out of fear.
,,Writing about us would indeed be fatal."
Goethe stated.
Schiller nodded slowly.
,,Our love is not Rebellious Johann, it is the most beautiful thing there is for me, and I want to share that by the only way I know how to express such feelings for me."
Friedrich stood up.
,,Poems are no longer enough for what I feel, they are after all a lie in which the truth is swallowed up."
He went to Goethe.
Goethe got up.
,,It can't be that wrong! It's-"
Johann interrupted his friend who was about to ramble on with his lips on the others mouth. Mind you, not their first kiss; every kiss felt like fresh love.
Friedrich hugged the smaller one tightly.
,,The world will change, those who feel us..."
Johann freed himself from the hug, took Friedrich's hands and placed them on his chest.
,,...They will see the truth, and they deserve it."
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14. Juni 2023
Da hängt immer die Einkaufstasche dran
Es klopft an der Wohnungstür. Ein Schornsteinfeger möchte verschiedene Dinge ausmessen für den bevorstehenden Austausch der Gastherme in der Küche. Die neue Brennwerttherme soll sparsamer sein und sich “falls erforderlich” mit einem Gemisch aus 20% Wasserstoff und 80% Gas betreiben lassen. “Außerdem müsste die alte nach dreißig Jahren sowieso ausgetauscht werden”, hat mein Vermieter letzte Woche gesagt, “und davon sind achtundzwanzig schon um.” Drei Jahre vor dem Einbau bin ich eingezogen. Damals wurde die Wohnung noch nicht mit Gas geheizt, sondern mit Briketts.
Ich nutze die Gelegenheit, den Schornsteinfeger zu fragen, warum in meiner Küche unter der Decke ein Loch ist. Im Loch herrscht immer ein Luftzug. Das weiß ich, weil sich die Spinnweben darin bewegen.
Links oben das 15 x 20 cm große Loch, rechts das von der Gastherme zum Kamin führende Abgasrohr und der Rand der Gastherme. Unten ein Ding, von dem gleich noch die Rede sein wird.
So sieht es aus der Nähe aus. (Von der obersten Stufe meiner längsten Leiter aus fotografiert. Noch näher komme ich nicht dran, was einer der Gründe für die Ungeputztheit dieser Stelle ist.)
“Das ist ein Wrasenabzug”, sagt der Schornsteinfeger. Die ursprünglich in diesen Küchen eingebauten Kochmaschinen hatten statt Herdplatten metallene Ofenringe, die man zum Kochen herausnahm. Wenn man dann den Topf vom Feuer hob, rauchte es aus diesem Loch heraus. Damit dieser Rauch aus der Küche abziehen kann, gibt es für alle Küchen einen gemeinsamen Schacht (nicht derselbe wie der eigentliche Kamin). Ich könne das Loch zumauern, wenn ich keine Verwendung dafür hätte. Technisch gesehen sei es nicht mehr nötig.
Ich frage den Schornsteinfeger, was das andere Ding ist, das man auf meinem Foto am unteren Rand sieht. Eine alte Gasleitung?
Denn 1991, im Jahr vor meinem Einzug in diese Wohnung, lebte ich in einer WG in Berlin-Moabit, an deren Küchenwand es das gleiche Dings gab. Eines Tages fragte mein Mitbewohner Peter: “Wozu ist eigentlich dieses Dings da?”, und mein Mitbewohner Jakob wusste es: “Da hängt immer die Einkaufstasche dran!” Das war einerseits richtig. Andererseits hatte man wahrscheinlich nicht ein Dings an der Küchenwand angebracht, nur damit wir neunzig Jahre später unsere Einkaufstasche dran aufhängen konnten.
Der Schornsteinfeger bestätigt, dass es sich um eine alte Gasleitung handelt. “An der Stelle war ziemlich sicher eine Gasleuchte. Die Wohnungen hatten ja damals noch keinen Strom.”
Ungefähr so muss das ausgesehen haben:
Küche und Stube in der Badstr. 44, Berlin, 1915/1916. Quelle: digital.zlb.de/viewer/image/34713152_1915_1916/89/LOG_0009/ (Public Domain).
Rechts oben neben der Gasleuchte ist auch hier der Wrasenabzug, allerdings kann man hier eine Klappe erahnen, mit der er sich schließen lässt. Das ist heiztechnisch sicher sinnvoll, sonst zieht durch dieses Loch die warme Luft ab. Da es in meiner Küche seit der unstatthaften Entfernung des Beistellherds im Jahr 1994 keinen Rauch erzeugenden Ofen mehr gibt, könnte ich es jetzt wirklich mal schließen.
(Kathrin Passig)
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❝ Mir ist so unfassbar kalt... ❞
Rauch stieg in schmalen Fäden gen Himmel, verschmolz mit der satten Dunkelheit der Nacht. Das feuchte Holz brannte dürftig. Wann immer ein neuer Scheit hinein geworfen wurde, stoben die Funken und drohten in die Augen der jeweils dicht ans Feuer gedrängten Personen zu springen. Dieses geringe Risiko wurde allerdings eingegangen, um nicht die Wärme zu verlieren, die sie verspüren. Meterhoher Schnee umzingelte sie. Der kalte Norden war dafür bekannt, im Winter erbarmungslos zu sein, doch die frierenden Jungen hatten keine Wahl. Würden sie sich gegen die Kälte aussprechen, würde sie zwar die Hitze ereilen, allerdings waren Schläge nicht die Alternative, die sie sich wünschten. Stattdessen kauerten sie da, Arm in Arm und lauschten dem Knistern und Zischen der Holzscheite. Ihnen gegenüber saß ein recht großer, breitschultriger Mann. Tief hing der verschneite Hut in seinem Gesicht und verdeckte die markanten unterschiedlich gefärbten Augen, die mit Blick in die Flammen sicherlich unheilvoll glänzen mussten. Pavel zog die Arme fester um seinen frierenden Bruder, dessen Fingernägel bereits blutunterlaufen waren. Hilflos schob dieser sich diese unter die Achseln und schmiegte das Gesicht an seinen älteren Bruder. Cyrill war gerade einmal sechs Jahre und für sein Alter überdurchschnittlich dünn. Sein Körper war nicht gemacht für Zustände wie diese. Nicht einmal Pavel konnte von sich sagen, sich gegen die Kälte behaupten zu können. Doch ihr Vater bestand darauf, dass sie beide an der Jagd teilnahmen. Die Brüder konnten nur hoffen, dass sie den nächsten Morgen noch miterlebten und Viktor zügig einen Hirsch erlegte, sodass sie wieder nach Hause zurückkehren konnten. Am warmen Kamin, ohne ständige nasse Stiefel, in der Nähe ihrer Mutter. Im besten Falle würde Viktor sich wieder im Schuppen zurückziehen und entweder an einer Kutsche schrauben oder das Tier häuten und zerlegen. Es wären zumindest ein paar Stunden, in denen sich die Brüder entspannen können. Andererseits, so musste Pavel zum Nachteil seines Bruders zugeben, wäre es Zugunsten ihrer Mutter besser, wenn sie länger für diese Jagd brauchen würden. Kurz bevor sie gegangen waren, war dem ältesten ihrer Söhne nicht entgangen, dass sie neue Spuren am Hals trug. Garstige Blutergüsse, die sich nur spärlich unter der Spitze ihres Kragens verstecken ließen. Selbst wenn er sie nicht gesehen hätte, so hatte Pavel am Abend zuvor die Auseinandersetzung und das Flehen Irinas deutlich mitbekommen.
“Mir ist so unfassbar kalt.”, flüsterte Cyrill in den dunklen Mantel seines Bruders und rieb sich die triefende Nase. Wäre sein Bruder auch nur einen Funken Eitel, hätte dieser sich unter Umständen geekelt. Stattdessen machte sich Pavel eher darüber Sorgen, welchen Dreck sich sein lockenköpfiger Bruder ins Gesicht schmierte, wenn er sich so an ihn heftete. Der Schweiß ihrer Wanderung klebte an ihren Körpern und war ein drohendes Todesurteil angesichts der frierenden Temperaturen. Sich direkt in das Feuer zu setzen, wirkte zunehmend verlockender.
“Was hast du gesagt?”, ertönte die Stimme Viktors. Der graue, gestutzte Bart an seinem Kinn reckte sich ihnen entgegen. Wie immer war seine Aussprache ruhig und gelassen. Beinhaltete beinahe ein Maß an Desinteresse. Wie erwartet, war der Glanz in seinen Augen unverkennbar. Ein züngelnder Wahnsinn in der nahezu schwarzen Pigmentierung, eine eisige Kälte in dem Blau des Anderen. Viktor hatte schon viel gesehen und noch mehr erlebt, manchmal erschien es, als würde sich eben diese Erfahrung immer und immer wieder im Inneren seiner Iris abspielen und wenn man nur lang genug hinsah, würde man es erkennen können. Pavel hatte schon vor Ewigkeiten aufgehört, seinem Vater in die Augen zu sehen. Er schlang seine Arme fester um seinen kleinen Bruder und strich ihm über den Rücken.
“Nichts.”, antwortete der Brünette, den Blick gen Feuer gesenkt.
“Dieses erbärmliche Gejammer ist kaum auszuhalten.”, schnaufte Viktor während er sich erhob. Der Saum seines langen Ledermantels schlug ihm in die Kniekehlen und er schob das Messer zurück in die Scheide an seinem Gürtel. Geistesabwesend hatte er an einem Stück Holz geschnitzt, das er nun lieblos ins Feuer warf. Damals, so erinnerte sich Pavel genau, hatte er ihm ständig Tiere zum Spielen geschnitzt. Es schmerzte, sich daran zu erinnern, wie er einst gewesen war. Was war nur geschehen?
“Sag deinem Bruder, dass er still sein soll. Ich habe keine Lust, mir das Geplärre anzuhören.”
“Er friert.”
“Und? Warum ist das mein Problem? Hätte er sich besser anziehen sollen, oder hat eure Mutter die Löcher wieder nicht gestopft?” Ein Hauch von Verurteilung zierte seinen Ton und er griff einen weiteren Holzscheit, um diesen in die Flammen zu werfen. Die Funken flogen wie kleine Sterne hinauf und verschafften der Situation nur spärlich etwas Friedliches.
Pavel knirschte mit den Zähnen und zog die Brauen zusammen.
“Spucks aus.”, forderte Viktor und kam vor ihm zum Stehen. Er versperrte mit seiner Statur die Wärme. Es wurde augenblicklich kälter und die beiden Jungs schüttelten sich im Einklang. “Ich weiß genau, dass du mir etwas zu sagen hast, du Rotzbengel. Glaubst du mir macht das Spaß? Dass ich nicht friere? Aber wer kümmert sich denn darum, dass ihr eure Bäuche füllen könnt? Soll ich das etwa auf Ewig so weiter machen? Irgendwann seid ihr dran. Ihr müsst lernen, was es heißt, zu überleben.” Obwohl Pavel genau wusste, dass sein Vater nur provozieren wollte, war es ihm unmöglich, darauf nicht zu reagieren. Viktor verlangte eine Antwort, irgendein Zeichen dafür, dass seine Worte ankamen und wenn er es nicht erhielt, wurde er noch unerträglicher.
“Cyrill ist erst sechs Jahre alt, er ist noch zu jung für all das hier.”
“Als ich in seinem Alter war, habe ich bereits Wildschweine erlegt. Eure Mutter hat euch verweichlicht. Ihr seid Nichtsnutze, die nur Jammern können.”
“Sind wir nicht.”, entgegnete Pavel und schob die Unterlippe nach vorne. Er vernahm leise Worte seines Bruders und spürte ein Ziehen an seinem Unterarm, reagierte darauf jedoch nicht. Stattdessen hob er den Blick und wagte es, seinem Vater in die Augen zu sehen.
“Ist dir kalt?”, sprach sein Vater ruhig.
Pavel nickte, irritiert.
Im nächsten Augenblick spürte er die Hand seines Vaters im Nacken. Er zog ihn von dem toten Baumstamm, auf welchem er mit Cyrill campiert hatte, und zerrte ihn die zwei großen Schritte näher an das Lagerfeuer. Unsanft stolperte Pavel auf die Knie und konnte sich kaum auf den Füßen halten. Sein Vater bewegte ihn regelrecht wie eine Puppe ohne Gelenke in den Beinen. Ehe der Junge sich versah, die Überraschung der Handlung hatte ihm die Sprache verschlagen, befand sich Pavels Gesicht wenige Zentimeter von den Flammen entfernt wieder. Sein Gesicht wurde unfassbar heiß und ein gleißender Schmerz an seiner Stirn versicherte ihm, dass er einen Teil seiner Augenbrauen verlor. Der beißende, verbannte Geruch kroch ihm tief in die Nase. Bis auf das Wimmern Pavels und das Knistern des Feuers, war es totenstill um sie herum. Es war schwer für den Jungen zu deuten, wie lange die Tortur angehalten hatte, seiner Angst nach zu urteilen, hätten es auch Minuten sein können. Viktor ließ von seinem Nacken ab und sorgte dafür, dass Pavel mit dem Gesicht im Schnee landete. Bis auf eine angesengte Augenbraue und trockene Augen, war der Junge unversehrt geblieben. Schluchzend kauerte er im Schnee und spürte, wie seine Kleidung das Wasser aufsog.
“Erbärmlicher Taugenichts.”, zischte Viktor.
Ein zutiefst gedemütigter Teil in ihm gestand sich ein, dass er seinem Vater dankbar dafür war, nicht die Brutalität walten lassen zu haben, die er sonst an den Tag legte.
Niedergeschlagen kroch er zu seinem verstummten kleinen Bruder zurück und nahm ihn sogleich wieder in die Arme. Dass Cyrill nicht um sein Wohlergehen gebettelt hatte, nahm er ihm nicht übel. Im Gegenteil, genauso hatte Pavel es ihm beigebracht. Je weniger sie auffielen, desto unversehrter würden sie bleiben.
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