Tumgik
#Problemlösungskompetenzen
techniktagebuch · 2 years
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27.07.2022
Einige Leute nehmen regelmäßig mit Aussetzern an Videokonferenzen teil und so langsam spricht sich auch die technische Ursache dafür herum
Wenn man mit dem Internet schon so allerlei Dinge angestellt hat, als man allgemein noch den freudsamen Einwahltönen des analogen Modems lauschen musste, ist man zwangsläufig in Kontakt mit dessen technischen Grundlagen gekommen. Daher und weil ich ohnehin ganz gerne verstehe, wie Dinge funktionieren, sind mir Begriffe wie Latenz/Ping, Packetloss, Jitter oder Shared Medium absolut geläufig. Da das traditionell nicht allen so geht, erkläre ich die Begriffe und wie diese mit den konkreten Problemen zahlreicher an mich gerichteter Hilfeersuchen zusammenhängen gerne und häufig. Meistens ist den Leuten das komplett egal und die höflicheren tun wenigstens so, als würden sie das irgendwie interessant finden und verstehen und dieses Wissen in Zukunft für das eigene mündige Problemlösen nutzen. Die weniger höflichen Leute lassen gewöhnlich ihre Genervtheit ungefiltert in den zwischenmenschlichen Raum entweichen, womit man irgendwann leben lernt, was aber auch die Motivation für zukünftige freundliche Hilfeleistungen nicht gerade steigert. Dies sei hier erwähnt, um die Lektüre des leider gar nicht existierenden Pixibuches Weniger schlecht Hilfe in Anspruch nehmen schon mal in einem substanziellen Teil zu ersparen.
Dass man vor allem Interesse daran hat, dass das lästige technische Problem weggeht, ist für mich natürlich nachvollziehbar, es unterscheiden sich nur die Herangehensweisen. Und hier habe ich zuletzt eine erhebliche Änderung bemerkt, die ich vor allem der allgemeinen Aufgeschmissenheit unter harten pandemiebedingten Kontakteinschränkungen zuschreibe: Plötzlich rückten einerseits wegen der Abhängigkeit von technischen Kommunikationslösungen deren Widrigkeiten sehr in den Vordergrund, andererseits war externalisierte Problemlösung nicht mehr im gewohnten Maße verfügbar und der Wert eigener Problemlösefähigkeiten stieg rasant an.
Konkret für diesen Text: Während die meisten Menschen in meinem beruflichen und privaten Umfeld die von jetzt auf eben nötige Adaption an Chats und Videokonferenzen erstaunlich schnell und noch erstaunlicher ganz gut hinbekommen haben, fiel ein kleiner Teil immer wieder negativ auf. Ich spreche von denen, deren Video- und leider auch Audiostreams immer mal wieder oder ständig abgehackt sind und deren vorgebrachte Beiträge die anderen daher nur so mittelprächtig verstehen können. In meiner Wahrnehmung wird das ab einer gewissen Regelmäßigkeit als noch unprofessioneller wahrgenommen als schlechtes Bild wegen schlechter Kamera und Aufnahmesituation oder schlechter Ton wegen liebloser Mikrofonierung. Wobei alles drei in meinem Umfeld stark korreliert mit wenigen, aber umso frustrierteren Ausnahmen. Nun geht es in meinem beruflichen Kontext nicht nur um Besprechungen mit mehr oder weniger großer Tragweite, sondern vor allem auch um vorher in Präsenz und nun eben im Homeoffice vor der Kamera stattfindende Erwachsenenlehre. Und da hat man dann als die dozierende Person doch zumindest ein wenig Anspruch an die Professionalität des eigenen Auftritts und daran, dass als Mindestmaß wenigstens die Technik dem Verständnis auf der anderen Seite der Leitung nicht im Wege steht.
Sparen wir uns mal schlechte Kameras, lieblose Mikrofonierung und den gesamten Themenkomplex um das Entstehen von Bild und Ton im Homeoffice für einen späteren Beitrag auf und sprechen an dieser Stelle über das, was dann bei der Übertragung schief läuft. Anfangs konnte ich noch die Versuche beobachten, die Übertragungsprobleme auf die verwendete Softwarelösung zu schieben, doch spätestens nach dem zweiten Meeting war dann nicht mehr zu übersehen, dass von diesen Problemen nur bestimmte Personen betroffen sind, während die Softwarelösung den Videokonferenzdienst für eine große Mehrheit erstaunlich stabil und zuverlässig bereitstellt. Die Erkenntnis, dass die Probleme irgendwie an einem selber hängen, kommt also flott und ein erheblicher Gruppenzwang sorgt dann auch schnell für recht verzweifelte Hilfegesuche.
Audio- und Videokonferenzen sind Echtzeitdienste
Kurz ausgeholt: Audio- und Videokonferenzen sind Echtzeitdienste. Das bedeutet, dass es hier zeitlich keinen nennenswerten Spielraum für die vielen Tricks gibt, mit denen die Streamingdienste wie Netflix, YouTube etc. ihre Übertragungen so hinbiegen, dass sie auch an nicht ganz so zuverlässigen Internetanschlüssen reibungslos funktionieren. Eine Pufferung der übertragenen Datenpakete und ein mehr oder weniger langes Vorausladen vor dem aktuellen Abspielzeitpunkt kommt bei einer gerade stattfindenden Gesprächssituation also nicht in Frage. Vielmehr ist eine möglichst geringe Latenz, also die zeitliche Verzögerung zwischen Sendung und Empfang (hier inklusive Aufbereitungszeiten auf den Endgeräten), ein zentrales Qualitätskriterium. Überschreitet diese einen bestimmten Schwellenwert, fallen an naturgemäß praktisch latenzfreie Gespräche von Angesicht zu Angesicht gewöhnte Menschen sich laufend ins Wort. Möglicherweise erhöht sich dieser Schwellenwert gerade im Zuge der allgemeinen Gewöhnung an Telepräsenz und ich rechne mit baldigen Forschungsergebnissen dazu, aber dennoch wird eine merkliche Latenz unangenehm bleiben.
Um diese Latenz bei der Übertragung von Gesprächsinhalten gering zu halten, werden die in kleine Pakete aufgeteilten Daten in der Regel mit einem Übertragungsverfahren übertragen, das auf eine Quittierung und ggf. erneutes Senden verzichtet. Dabei wird in Kauf genommen, dass verspätete oder auf dem Weg verlorene Pakete fehlen und mithin auch die Daten darin. Moderne Audio- und vor allem Videokodierungsverfahren sind erstaunlich gut darin, das zu verschleiern, aber auch das hat natürliche Grenzen: Wenn mehr als hin und wieder mal einzelne Pakete fehlen, fehlen auch unüberbrückbar viele Daten, was sich zumeist in mehr oder weniger langen Aussetzern der Sprache oder, wesentlich weniger lästig, Ruckeln beim Bild zeigt.
Der Zusammenhang ist also sehr einfach: Stockt das Bild oder kommt der Ton nur unterbrochen an, sind nicht alle Datenpakete (rechtzeitig) übertragen worden. Oder eins der beteiligten Endgeräte ist schlicht überfordert, was den Betroffenen in aller Regel bereits an anderer Stelle aufgefallen ist und zumeist durch Ausschalten der Videoübertragung zu beheben ist. Ich stelle immer wieder fest, dass selbst dieser eigentlich simple Zusammenhang den allerwenigsten Hilfesuchenden bekannt ist und es gibt auch eine große Ehrfurcht vor dem, was da im Hintergrund passiert und ein Glaube daran, dass das sowieso nur Menschen mit magischer Expertise durchschauen können. Wenn man das aber einmal weiß, versteht man sehr schnell auch alles andere, was da dran hängt; und zwar ohne magische Fähigkeiten, allein mit einem Mindestmaß an kognitiven Fähigkeiten (sind im Kollegium durchweg vorhanden) und Motivation, diese auf das vorliegende Problem anzuwenden (vermehrt anzutreffen, als alle im Homeoffice auf sich gestellt waren).
Das Kernproblem heißt Packet Loss
Das Kernproblem ist also der Verlust von Datenpaketen, der treffend als Packet Loss bezeichnet wird. Nicht vergessen: Wenn es hohe Laufzeitschwankungen gibt (Jitter genannt), gelten bei Echtzeitanwendungen arg verspätete Pakete auch als verloren, weil sie dann auch nicht mehr verwendet werden können. Die zu klärende Frage ist nun also, ob das hier der Fall ist und wo dieser auftritt, damit man zumindest die Chance hat, das abzustellen. Die Frage nach dem Ob ist grundsätzlich sehr, im Konkreten aber leider gar nicht so leicht zu klären. Ich schicke die Leute dann zu dieser Website mit einem zuverlässigen Packet-Loss-Test und lasse sie dort einen schnellen Test durchlaufen. Der Teufel steckt leider im Detail, denn diesen Test muss man genau dann ausführen, wenn das Problem gerade sichtbar bzw. hörbar ist. Leider ist es nämlich so, dass das Auftreten von verlorenen Paketen meistens nur sehr sporadisch zu beobachten ist, was man ja auch schon sehr gut daran erkennen kann, dass der abgehackte Ton ebenfalls nicht durchgängig auftritt, sondern zumeist eher wie eine Art Anfall. Die Gründe hierfür sind leider mannigfaltig und nicht pauschal zu benennen, aber wenn es gerade mal wieder hakelt, sollen die Leute einfach mal schnell den im Hintergrund lauernden Test laufen lassen und mir dann einen Screenshot der Ergebnisseite zeigen. Das bekommen alle hin und eigentlich immer ist in dem dort gezeigten Diagramm dann auch für Laien bereits sehr deutlich zu erkennen, dass hier die Laufzeit der Testpakete zwischendurch stark ansteigt oder gar nichts mehr ankommt. Ich habe gerade nur einen sehr schlechten Screenshot von einem Video von einem Screenshot griffbereit, aber hier kann man sehr schön sehen, wie der Test bei einem Kollegen typischerweise aussah:
Tumblr media
In dem Diagramm zeigt sich der Packet Loss sehr schön als kurze Lücken mit jeweils einem hohen Berg daneben, das sind die deutlich verzögerten Pakete. Pakete, die ganz verschwinden, sind abseits von Funkübertragungen oder großflächig gestörter Netzinfrastruktur seltener. In dem Fall ist schon die Grundlatenz sehr hoch, weil der Test mit einer US-Gegenstelle gemacht wurde, daher fällt auch der Jitter besonders hoch aus. Besagter Kollege war im vorangegangenen Videocall stellenweise praktisch gar nicht zu verstehen, dieses Diagramm entspricht nur einzelnen kurzen Aussetzern, die wir in einem nachgelagerten Videogespräch noch beobachten konnten.
Missverständnis 1: Die beworbene Bandbreite gilt zumeist für die Downloadrichtung
Spätestens dann bekomme ich regelmäßig die Beteuerung zu hören, dass man aber doch einen extra schnellen Internetanschluss gebucht hat. Hier muss ich dann gleich drei Missverständnisse ausräumen, denn die gebuchte Uploadbandbreite kennt von dieser Gruppe fast niemand und die Überraschung ist oft groß, dass die beworbene Bandbreite in aller Regel nur für die Empfangsrichtung gilt und die Sendegeschwindigkeit gerne mal um den Faktor zehn bis 20 geringer ausfällt. Dummerweise ist die Senderichtung das, was im Homeofficebetrieb plötzlich wichtig wird, vor allem für die Fälle, wo sich unerwartet ganze Familien im Homeoffice wiederfinden. Und darauf hatte zuvor fast niemand geachtet, weil das Problem keins war oder unsichtbar blieb oder man nicht verstanden hat, was die Videos hochladenden Kinder denn da immer herumjammern. Die noch immer häufig anzutreffenden Altvertrag-Kabelanschlüsse mit beworbenen Bandbreiten von "bis zu" 100Mbit/s haben leider sehr häufig nur 5Mbit/s Upload, was bereits für einen einzigen Videostream in guter Qualität knapp ist. Ist man nicht alleine an dem Anschluss, reicht das dann nicht und das Video wird bei besseren Konferenzsystemen dann sehr pixelig und wegen reduzierter Bildrate auch ruckelig und bei schlechteren Systemen hagelt es Standbilder und Aussetzer, die dann gerne wegen fehlender Priorisierung auch ohne eigentlichen Packet Loss den Ton betreffen. Hier hilft dann, die Bildübertragung auszuschalten, um wenigstens den Ton zu retten. Was ebenfalls die wenigsten wissen: Der Upload wird auch von Datenübertragungen im Download beansprucht und zwar von den dabei anfallenden Quittungspaketen. Die sind nicht besonders groß, aber bei einem Bandbreitenverhältnis von 20:1 eben doch nicht einfach zu vernachlässigen.
Missverständnis 2: Speedtests decken Packet Loss nur selten auf
Das zweite Missverständnis, gerne belegt durch das Benennen von Speedtest-Ergebnissen, liegt in dem Umstand begründet, dass verlorene Pakete sich nur sehr wenig auf eine gemessene Geschwindigkeit auswirken. Wenn 95% der Zeit die Daten ungehindert fließen und in 5% nicht, dann hat man im Durchschnitt in 10 Sekunden Redezeit ein bis zwei deutlich störende Aussetzer in Videokonferenzen, der schöne Gigabitkabelanschluss wird beim Speedtest dann aber mit absolut unauffälligen 950MBit/s ins Ziel kommen, zumal dort verspätete Pakete trotzdem als angekommen gemessen werden. In meinem Kollegium verwende ich die Formulierung, dass ein Speedtest für das Problem (außer in extremen Ausnahmefällen) schlicht nicht einschlägig ist, was gut akzeptiert wird. Bei uns in der Praxis ist mir nur ein Fall begegnet, wo der Speedtest bereits so geringe Bandbreiten gemessen hat, dass an Videokonferenzen nicht zu denken war und da war der Person schon vorher klar, dass an ihrem ländlichen Wohnsitz das Internet nicht reichen würde. Ich gehe davon aus, dass es da eine gewisse Dunkelziffer gibt, weil den Betroffenen schon im Vorfeld bekannt war, dass sie langsames Internet haben und sie sich daher erst gar nicht um Hilfe bemühen.
Missverständnis 3: Kabelanschlüsse sind ein Shared Medium und Node-Splits lassen gerne mal auf sich warten
Viel spannender ist aber das dritte Missverständnis. Das betrifft vor allem die unglücklichen Menschen, die ihren Internetzugang über einen Kabelanschluss nach DOCSIS-Standard beziehen. Diese sind ein sogenanntes Shared Medium, was bedeutet, dass man sich die insgesamt zur Verfügung stehende Bandbreite (bzw. genauer das Frequenzband auf dem Kupferkabel) mit allen anderen im gleichen Netzsegment teilt. Wer schon mal mit Funkgeräten hantiert hat, kennt das Problem, denn Funk ist immer ein Shared Medium, das sich alle in Reichweite (beim Funk den gleichen Kanal nutzenden) teilen. Die Anbieter von Kabelanschlüssen werden nicht müde darauf zu verweisen, dass sie bei anhaltenden Bandbreitenproblemen auf einem Netzsegment dieses aufteilen und dies auch ständig und von sich aus tun. Leider zeigt die Praxis, dass das oft reichlich lange auf sich warten lässt.
Hierzu eine illustre Anekdote: In einem besonders schlecht funktionierenden Videotelefonat berichtet mir meine Gesprächspartnerin freudestrahlend, dass die uns schon über einen etliche Monate anhaltenden Zeitraum quälenden Probleme nun endlich als solche von ihrem Kabelanbieter anerkannt worden sind und Abhilfe in Form eine Node-Splits (=Teilung ihres Netzsegments) versprochen wurde. Es ist da ungefähr März 2021 und es wird sogar ein Datum im April genannt. Das sei ja erfreulich, entgegne ich, doch leider war vom April 2022 die Rede, also von einem weiteren Jahr mit einem schlecht funktionierenden und an dem Ort leider auch alternativlosen Kabelanschluss im Homeoffice.
Jedenfalls sind die einschlägigen Foren voll von Betroffenen und auch ich sehe neben etlichen Leuten ohne Probleme mit ihren Kabelanschlüssen eben auch diejenigen mit Problemen. Dummerweise äußern sich diese Kapazitätsengpässe zuerst in Packet Loss im Upload und erst in sehr schlimmeren Fällen in merklichen Einschränkungen bei der Downloadbandbreite. Die Anbieter verweisen also gerne auf ihre Speedtests und oft genug wird das Problem im Support mit Verweis auf gute Werte in Speedtests einfach geleugnet und/oder auf das lokale drahtlose Netzwerk geschoben. Nach mir zugetragenen Erfahrungen und reichlich Berichten in Foren hilft es hier in Hotlinegesprächen sehr, wenn man erwähnt, dass man den Packet Loss gemessen hat, als das Problem beim letzten wichtigen Videocall aufgetreten ist und man den Screenshot des Ergebnisses vorliegen hat. Um methodisch korrekt zu arbeiten, sollte man natürlich zuvor das lokale drahtlose Netzwerk als Fehlerquelle ausgeschlossen haben, indem man zumindest testweise seinen Computer über ein Kabel mit dem Netzwerk verbindet und auch dann testet, wenn nicht gerade alle anderen im Haushalt parallel zum Homeschooling irgendwelche Streams laufen haben. Denn diese beiden Einwände wurden mir ebenfalls schon häufiger als das Gespräch beendende Begründung für das Problem in Hotlinegesprächen weitergetragen. Gut, wenn man das dann bereits ausschließen kann, was dem Gegenüber auch signalisiert, dass man sich jetzt auch insgesamt nicht einfach abwimmeln lassen wird.
Eine unrepräsentative Erhebung
Kommen wir also zu den ernüchternden Zahlen meiner unrepräsentativen Erhebung aus verschiedenen Videocalls der letzten zwei Jahre. Ich frage nämlich, sofern es einigermaßen passt, alle von dem Problem Betroffenen direkt oder im Nachgang nach ihrem Problem. Also ob das regelmäßig auftritt (eigentlich bei allen) und was sie für einen Anschluss haben. Das waren gefühlt etwa 30 Fälle und das Ergebnis ist ungewöhnlich klar: Sofern nicht der schlechte WLAN-Empfang oder ein Engpass am zu langsamen Upload bereits bekannt war (oder durch testweises Nutzen eines Kabels als Auslöser identifiziert werden konnte), hingen beinahe alle regelmäßig Heimgesuchten hinter einem DOCSIS-Kabelanschluss. Mit anderen Anschlussvarianten gab es nur dann regelmäßige Probleme, wenn nur ein zu langsamer Upload verfügbar war, etwa 1MBit/s und weniger. Einige hatten ihren Kabelanschluss gerade erst wegen sehr attraktiver Bepreisung auf einen mit 1000MBit/s im Download und 50MBits/s im Upload hochstufen lassen (mal wieder ein Verhältnis von 20:1) und bei denen konnte der Support des Anbieters das Problem meines Wissens nach auch immer weitgehend beheben, teilweise sogar noch während des laufenden Anrufs (ich war nicht dabei, aber so ist es mir ausgerichtet worden). In den Foren munkelt man von verschiedenen Fehlerkorrekturparametern, die die Hotline beeinflussen kann. Dennoch tritt das dort noch immer auf, immerhin aber nur noch sehr vereinzelt statt bei praktisch jedem Videocall.
In dem Kontext wundert mich die gerade aktuelle Schlagzeile auch nicht, dass der größte Anbieter von solchen Kabelanschlüssen in Deutschland einen Rückgang eben dieser meldet: Aus meiner Sicht ist in den letzten zwei Jahren im Homeoffice vielen das Problem erstmals begegnet und dass das weit überwiegend DOCSIS-Kabelanschlüsse betrifft, ist vermutlich auch nicht nur von mir beobachtet worden. Möglicherweise hat die Pandemie durch die Normalisierung von Homeoffice und Telepräsenz auch die Erkenntnis in breitere Bevölkerungsschichten getragen, dass ein ewig heruntergebetetes "wieso, wir haben doch mit DOCSIS längst Gigabit-Internet" langfristig eben gerade keinen FTTH-Glasfaserausbau ersetzt. Mein FTTH-Anschluss kennt solche Probleme jedenfalls nicht, während mein zuvor genutzter (weil für ein Jahr geschenkter) DOCSIS-Anschluss trotz nominal mehr als ausreichender Bandbreite nicht mal in der Lage war, zur Primetime zuverlässig einen stabilen Netflix- oder YouTube-Stream zu übertragen, von häufiger stockenden HTTP- und vor allem FTP-Verbindungen ganz zu schweigen. In einem Neubaugebiet mit vermutlich einem frisch installierten eigenen Netzsegment hatte ich naiverweise mehr erwartet und die letzten drei geschenkten Monate dann verfallen lassen. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass ein Tausch des ranzigen Routers gegen eine Fritz!Box in manchen Fällen die Situation bessern soll, aber ich wollte der schlechten Leitung nicht noch Geld hinterherwerfen.
Also an all die zahlreichen Menschen, die jetzt erbost aufspringen und mir einen Lobgesang auf ihren tollen DOCSIS-Anschluss singen wollen: Freut Euch einfach, dass es bei Euch keine solchen Probleme gibt und hofft, dass das auch so bleibt. Diese Freude darf selbstverständlich auch besungen werden.
Unsere Stadtwerke haben zu Beginn der Lockdowns übrigens sehr kurzfristig die Tarifstruktur überarbeitet und allgemein mehr Bandbreite, aber vor allem mehr Upload freigegeben, zum gleichen Preis und auf Anfrage auch für Bestandskunden. Die Begründung: Jetzt im Homeoffice können unsere Bürgerinnen und Bürger vermutlich mehr Bandbreite gut gebrauchen. Seitdem habe ich einen gut bezahlbaren Anschluss mit 500/250MBit/s, praktisch ohne Packet Loss und einem stabilen Ping von 1-2ms zu den städtischen Schulservern und zum nächsten großen Austauschknoten (der hier sehr nah ist) und um 9ms zum DE-CIX in Frankfurt.
Ceterum censeo: An Glasfaserausbau führt kein Weg vorbei
Ich weiß, es will niemand mehr hören, aber man kann es nicht oft genug sagen (etwa hier): An Glasfaserausbau führt kein Weg vorbei und die zurückliegende Lockdown-Homeoffice-Videocall-Situation hat diese Erkenntnis erstmals wirklich in die Breite gebracht.
Wobei ich auch sehr wenige Klagen über VDSL/Vectoring-Anschlüsse gehört habe, die kriegt man halt nur noch immer nicht flächendeckend mit den komfortablen Vectoring-Bandbreiten, mitunter auch mitten in Zentren von Großstädten nicht, Pech gehabt. Viel mehr wird da auch nicht mehr gehen und irgendwie ist es auch erst jetzt im Zeichen der Energiekrise Thema, wieviel Strom breites Breitbandinternet über Kupferleitungen im Vergleich zu Glasfaserleitungen eigentlich verbraucht, wenn man das an Millionen von Anschlüssen so betreibt. Ich will damit an dieser Stelle lieber gar nicht erst anfangen und verweise stattdessen auf diesen kurzweilig aufbereiteten Beitrag vom ZDF Magazin Royale zur frustrierenden Geschichte des deutschen Glasfaser-Nichtausbaus.
(Gregor Meyer)
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Heute begeben wir uns auf eine spannende Reise in die Welt der Mathematik, genauer gesagt in das Reich der "Mathe Integrale". Ihr habt vielleicht schon von Integralen gehört und euch gefragt: Was ist das eigentlich und warum brauchen wir das? Die Antwort ist so faszinierend wie die Mathematik selbst!
Die Magie der Integrale:
Ein Integral ist nicht nur ein Symbol (∫), es ist ein mächtiges Werkzeug, mit dem man die Fläche unter einer Kurve berechnen kann. Stellt euch vor, ihr habt eine wunderschöne, wellige Hügellandschaft – die Kurve – und wollt wissen, wie viel Land sie umfasst. Die Integrale helfen euch dabei, genau das herauszufinden!
Warum sind Integrale wichtig?
Integrale sind überall um uns herum. Sie sind in der Architektur, in der Physik, in der Ökonomie und sogar in der Medizin zu finden. Wenn ihr also lernt, wie man Integrale berechnet, öffnet ihr eine Tür zu unendlich vielen Anwendungsmöglichkeiten in fast jedem Bereich.
Die ersten Schritte:
Die Grundidee der Integrale ist eigentlich ganz einfach. Man zerlegt eine Fläche in kleine Stücke, berechnet die Fläche dieser Teile und summiert sie dann auf. Dies ist ähnlich wie das Zusammenzählen von Puzzlestücken, um das gesamte Bild zu sehen.
Spannende Herausforderungen:
Mathe Integrale bieten euch die Gelegenheit, euer logisches Denken zu schärfen und Problemlösungskompetenzen zu entwickeln. Jedes Integral ist wie ein Rätsel, das darauf wartet, von euch gelöst zu werden.
Tipps zum Lernen:
Beginnt mit einfachen Funktionen und arbeitet euch langsam hoch.
Nutzt Grafiken und Zeichnungen, um die Konzepte besser zu verstehen.
Übt regelmäßig, denn wie bei jeder anderen Fähigkeit gilt auch hier: Übung macht den Meister!
Fazit:
Mathe Integrale sind mehr als nur ein Teil des Lehrplans – sie sind ein Schlüssel zum Verständnis der Welt um uns herum. Jeder von euch hat das Potenzial, diese faszinierende mathematische Welt zu erobern. Also lasst uns gemeinsam diese Reise antreten und die Geheimnisse der Integrale enthüllen!
Bleibt neugierig und motiviert!
Euer Mathe-Team 🌟📚✨
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le3009on · 1 year
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Minecraft im Unterricht
Minecraft - das beliebte Sandbox-Game - hat längst den Sprung in den Bildungsbereich geschafft und wird in vielen Schulen weltweit genutzt. Insbesondere im Englischunterricht eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten für einen spannenden und innovativen Unterricht.
In Minecraft Education können Schülerinnen und Schüler ihr Englisch verbessern, indem sie komplexe Gebäude und Szenen in der virtuellen Welt nachbilden. Dadurch können sie in interaktiven Umgebungen experimentieren, kreativ sein und gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse verbessern. Lehrerinnen und Lehrer können die Kinder dabei unterstützen, indem sie gezielte Aufgaben stellen oder Begleitaufgaben zum Erschaffen und Bauen geben. So wird das Erlernte direkt in die Praxis umgesetzt.
Ein weiterer Vorteil von Minecraft ist, dass Schülerinnen und Schüler durch das Spiel ihre Fähigkeiten in Bereichen wie Teamarbeit und Problemlösung verbessern können. Diese Fähigkeiten sind nicht nur im Englischunterricht, sondern auch in anderen Fächern und im späteren Leben wichtig.
Auch für Lehrerinnen und Lehrer bietet Minecraft Education einige Vorteile. Mit einer speziell für den Bildungssektor konzipierten Version von Minecraft können sie die virtuelle Welt direkt im Unterricht nutzen und die Schülerinnen und Schüler bei der Arbeit begleiten und unterstützen. Die Lehrerinnen und Lehrer können individuelle Lernprozesse durch die Steuerung des Spielverlaufs anpassen und die Schülerinnen und Schüler auch bei schwierigen Aufgaben gezielt fördern.
Natürlich gibt es auch einige mögliche Nachteile bei der Nutzung von Minecraft Education. Als unerfahrener Lehrer kann es schwierig sein, den Unterricht mit dem Spiel zu planen und umzusetzen. Es besteht auch die Gefahr, dass Schülerinnen und Schüler zu viel Zeit mit dem Spiel verbringen und andere wichtige Lernbereiche wie etwa das Lesen und Schreiben vernachlässigen.
Insgesamt bietet die Nutzung von Minecraft im Englisch Unterricht jedoch viele Vorteile und ist eine vielversprechende Alternative zu traditionelleren Lehrmethoden. Die Möglichkeit, spielerisch Englisch zu lernen und gleichzeitig wichtige Sozial- und Problemlösungskompetenzen zu fördern, ist ein großer Gewinn für die Schülerinnen und Schüler.
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lokaleblickecom · 2 years
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„Lehre(n) in und aus der Pandemie“: Lehrpreis 2022 der Hoch-schule geht an Prof. Dr. Rolf Becker
Mit großem Engagement haben Lehrende in den Pandemiesemestern digitale Lehr-Lern-Kon-zepte entwickelt, neue Methoden und Tools erprobt und innovative Wege der Wissensvermitt-lung erschlossen. Der Lernerfolg und die Zufriedenheit der Studierenden zeigen, dass an vie-len Stellen eine Kombination aus analogen und digitalen Elementen die hochschulische Lehre bereichern kann. Diese Überlegungen führten dazu, dass der Lehrpreis im Jahr 2022 unter dem Motto „Lehre(n) in und aus der Pandemie – Erfolgreiche Verknüpfung von digitalen und analogen Lehr-Lern-Settings“ vergeben wurde. Preisträger ist Prof. Dr. Rolf Becker von der Fakultät Kommunikation und Umwelt mit seinem Beitrag ‚Glaubwürdigkeit und Leidenschaft‘. „Eine gute Beziehung zwischen Studierenden und Lehrenden hat einen positiven Effekt auf den Lernerfolg. Die Coronapandemie war sehr belastend für die Studierenden, die oft nicht einmal ihre Familien im Ausland besuchen konnten. Da war es mir wichtig, nicht nur Lernstoff zu vermitteln, sondern auch eine persönliche Atmosphäre zu schaffen. Beim Online-Lernen und in Videokonferenzen ist das nicht leicht zu erreichen. Heute stellt sich die Frage: Wie kann ich Konzepte, die dabei entstanden sind, in eine Lehr- und Lernwelt nach Corona überfüh-ren?“, so Beckers Überlegungen, der an der Hochschule als Professor für Physik mit dem Schwerpunkt Sensorik und Mechatronik lehrt und forscht. Von seinen Studierenden wurde er für den Lehrpreis vorgeschlagen, was ihn sehr ehre. Auch die Jury, die aus Studierenden, internen Lehrenden und externen Expert*innen besteht, habe Professor Beckers Herangehensweise überzeugt: Er habe „kreativ die verschiedenen digitalen Werkzeuge und Lernmethoden verwendet, um die Studierenden zu unterstützen, und dabei auch ihre persönlichen Umstände während der Pandemie berücksichtigt“. Zudem sei er ein „sehr zugewandter Lehrender, der sehr viel für die Studierenden möglich mache“, bekräftigt Prof. Dr. Jörg Petri, Vizepräsident für Studium, Lehre und Weiterbildung, in seiner Laudatio. Unter anderem habe Becker von schriftlichen Klausuren Abstand genommen und sei zu Pro-jektarbeiten gewechselt. Ebenso habe er die Studierenden dazu motiviert, praktische Übungen zuhause durchzuführen, indem er ihnen Elektronik-Baukästen per Post zuschickte: „Etwas selbst zu bauen, fördert die Erfahrung der Selbstwirksamkeit, eines meiner wichtigen Lern-ziele. Das Machen führt oft in den Flow und unterstützt das Selbstvertrauen in die eigenen kreativen Kräfte und Problemlösungskompetenzen“, erläutert der Preisträger. Seine Lehren aus der Pandemie: „Die Mischung von Präsenz-, Online- und Offline-Phasen halte ich durchaus für zielführend. Die Studierenden wünschen sich mehr Flexibilität im Ler-nen. Deshalb zeichne ich alle meine Veranstaltungen auf und stelle sie den Studierenden zur Verfügung. Mit diesen immer verfügbaren „Lern-Häppchen“ können sich die Studierenden ge-zielt die notwendige Theorie aneignen, die dann in praktischen Übungen (in Präsenz oder teilweise sogar live online) vertieft werden können. Auf die Präsenzlehre dürfen wir aber trotz-dem nicht verzichten! Die Qualität der Beziehung zwischen Studierenden und Lehrenden ist im direkten Austausch eine ganz andere. Wir Menschen sind soziale Wesen“, fügt Becker hinzu. Diese Haltung wurde nun mit dem Lehrpreis der Hochschule Rhein-Waal belohnt, der Ende November 2022 während der Vorstands- und Präsidiumssitzung des Fördervereins Hoch-schule Rhein-Waal e.V. am Campus in Kamp-Lintfort verliehen wurde. Hintergrund: Lehrpreis an der Hochschule Rhein-Waal Mit der Vergabe des Lehrpreises zeigt die Hochschule Rhein-Waal den hohen Stellenwert, den die Qualität der Lehre innerhalb der Hochschule einnimmt und würdigt das Engagement ihrer Lehrenden. Der Lehrpreis wird unter einem jährlich wechselnden Leitthema vergeben und ist nunmehr mit 10.000 Euro dotiert. Nominiert werden kann jedes professorale Mitglied sowie alle wissenschaftlichen Mitarbeiten-den und Lehrkräfte für besondere Aufgaben, die im Wintersemester 2021/22 und Sommerse-mester 2022 an der Hochschule Rhein-Waal gelehrt und in diesem Zeitraum innerhalb ihrer Lehre die Interaktion zwischen den Studierende und/oder zwischen Lernenden und Lehrenden gefördert und innovativ in das Lehrkonzept eingebettet haben. Eine sechsköpfige Jury ent-scheidet über die eingereichten Nominierungen. 2022 wurde der Lehrpreis zum elften Mal ver-geben. Bildnachweis Von links nach rechts: Prof. Dr. Rolf Becker, Dr. Oliver Locker-Grütjen, Prof. Dr. Jörg Petri © Victoria Grimm / Hochschule Rhein-Waal Read the full article
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sim-jaeyun · 2 years
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Habt ihr schon mal etwas von einer "intrinsischen Situation" gehört? Bestimmt nicht, ich nämlich auch nicht. Also, hier ist eine einfache und kurze Erklärung. Es handelt sich um eine Situation, in der jemand von sich selbst aus handelt. Dabei bauen so etwas wie Problemlösungskompetenzen aufeinander auf, also die emotionale, kognitive und praktische Problemlösungskompetenz. Hier ist ein Beispiel aus meinem Alltag. Ich war das eine Mal mit meiner Schwester unterwegs. Wir wollten zum Asia shop, der in der Nähe unseres Hauses steht. Als wir über einen Zebrastreifen gehen wollten, bin ich wie gewohnt stehen geblieben, um sicher zu gehen, dass die Autos auch stehen bleiben und uns auf die andere Straßenseite lassen. Doch meine Schwester ist einfach weitergegangen, ohne auf den Verkehr zu achten. Ein Auto ist ohne anzuhalten auf den Zebrastreifen gerast, obwohl jeder Autofahrer weiß, dass hier die Fußgänger Vorrang haben. Hätte ich sie nicht rechtzeitig an der Schulter zurückgezogen, wäre sie überfahren worden. Gott weiß, ob sie das ganze überlebt hätte oder nicht. Da dieser ganze Blog sich darum dreht, was mein Handeln beeinflusst, erkläre ich das jetzt auch. Zuerst kamen mir die Panik hoch und dann die nackte Angst. Ich wusste gar nicht, ob das Auto noch eine Vollbremsung machen wird oder meine kleine Schwester über den Haufen fahren wird. Ich lief alles irgendwie in Zeitlupe. Mir war klar, dass, wenn ich nichts tue, meine Schwester blutend auf dem Boden liegen wird. Also habe ich meine Hand ausgestreckt und sie dann an ihrem Oberteil nach hinten gezogen. Danach habe ich pure Erleichterung gespürt, aber keine Sekunde später habe ich den Autofahrer angeschimpft, der nicht mal versucht hat auszuweichen. Meine Achtjährige Schwester habe ich nicht mehr losgelassen, erst, als wir auf der anderen Straßenseite waren.
Das wäre jetzt zum Beispiel eine meine intrinsische Situation die immer in meinem Kopf sind.
Jetzt möchte ich einen kleinen Bezug zu Dietrich Bonhoeffer erstellen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau, wer das ist, aber, ich glaube, dass das ein bekannter Mensch in der Nazizeit gewesen ist. Er ist so einer von denen, die den Juden geholfen haben. Er war Lutherische Theologe, Vertreter der bekennenden Kirche und am deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt. Wir haben uns im Unterricht mit seiner Entscheidungstheorie befasst. Bonhoeffer denkt so: Ich kann lügen, wenn ich mit dieser Lüge andere Menschen helfe, also anderen Menschen zum Beispiel das Leben rettete. Nehmen wir an, Soldaten kommen in ein Haus und fragen, ob die Hausbewohner Juden versteckt halten, dann können die Hausbewohner dieses verneinen, weil sie so mit Menschen leben retten. Wenn man aber die Wahrheit sagt und somit jemandem schadet, ist das schlimmer, als wenn man lügt und so jemanden rettet. Ich stimme Bonhoeffer Entscheidungstheorie zu. Es ist wichtig, den Leuten zu helfen, die in Schwierigkeiten stecken, als sie aus zu liefern, damit sie ihre Bestrafung bekommen.
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donnahybrid · 5 years
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p2030 · 7 years
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G20 in Hamburg: Einsatz auslaendischer Polizeikräfte in Deutschland
Im Zuge der Absicherung des G20-Gipfels 2017 in Deutschland hat sich für mich und einige andere die Frage ergeben, ob ausländische Polizeikräfte rechtmäßig in Deutschland eingesetzt werden dürfen. Die Antwortfindung war komplizierter als erwartet - die Antwort lautet nach geltendem Recht allerdings “Ja”.
Autor: W. A. J. Koenitz aus Dresden  |  Datum: 16.07.2017
Beim G20-Gipfel in Hamburg sind Unterstützungskräfte der österreichischen Polizei tatkräftig und im übrigen auch bewaffnet zum Einsatz gekommen. Polizisten des Einsatzkommando Cobra und der Sondereinheit WEGA haben länderübergreifende Amtshilfe vorgenommen und in Hamburg  “Barrikaden gestürmt”. Es ergibt sich dabei dem ein oder anderen die Frage: Dürfen die das überhaupt? Eine umfängliche Klärung der rechtlichen Grundlagen mit entsprechenden Verweisen folgt unten.
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Sachverhalt 
Bei der Absicherung des G20 Gipfels in Hamburg 2017 hat die Landespolizei HH, gemäß §30a Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (SOG HH),  die Unterstützung ausländischer Polzeikräfte zur "Bewältigung" einer außergewöhnlichen Großlage angefordert. Die Unterstützungskräfte sind dabei nicht im Zuge diplomatischer Schutzmaßnahmen als Bestandteil der jeweiligen nationalen Schutzkordons gemäß Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen (WÜD) u.ä.. und §48 Waffengesetz Abs. 2 im Einsatz gewesen. Die ausländischen polizeilichen Unterstützungskräfte befanden sich unter Leitung örtlicher Polizeikräfte im Einsatz und unterlagen den selben hoheitlichen Befugnissen und Einsatzregeln, die in Deutschland für unsere Polizeikräfte gelten. Festnahmen wurden durch diese Unterstützungskräfte durchgeführt und ein Schusswaffengebrauch wäre ebenfalls im Rahmen des Einsatzes möglich gewesen. Aber wie kann das sein - österreichische Polizisten und Polizistinnen die deutsche Staatsbürger in Deutschland festnehmen oder schlimmstenfalls sogar erschießen dürfen?
Nationale Grundlage
Nimmt zum Beispiel ein Polizist einen Menschen in Deutschland fest, so handelt es sich dabei um einen “Hoheitsakt”. Der Polizist übt dabei das ihm übertragene “hoheitliche Recht” gemäß Polizeigesetz aus. Er ist bei seinem Handeln an das Grundgesetz und entsprechende Durchführungsgesetze (Parlamente), Höchstrichterliche Rechtsprechung (Landesgerichtshöfe, Bundesgerichtshöfe) und Verordnungen (Ministerien) gebunden. Die Übertragung von Hoheitsrechten, die sich allgemein aus dem Grundgesetz ergeben, erfolgt gemäß GG Artikel 24 Abs. 1/1a: 
"(1a) Soweit die Länder für die Ausübung der staatlichen Befugnisse und die Erfüllung der staatlichen Aufgaben zuständig sind, können sie mit Zustimmung der Bundesregierung Hoheitsrechte auf grenznachbarschaftliche Einrichtungen übertragen."
Es gilt dabei allerdings immer der allgemeine Rechtsgrundsatz
Latein: "nemo plus ius iuris transferre potest quam ipse habet"
Deutsch: "niemand kann mehr Rechte übertragen als er selber hat" oder, "Man kann nicht Rechte vergeben, über die man selbst nicht verfügt."
Leider erklärt dieser Zusammenhang noch nicht, wie landesintern übertragene Hoheitsrechte weiter übertragen werden können auf ausländische Polizeieinheiten. Wie sich gezeigt hat, bedarf es hierfür einer Betrachtung völkerrechtlicher Grundlagen.
Europäische Grundlagen
Im Zuge des “Schengener Durchführungsabkommen (SDÜ”)” wurden neben zollrechtlichen Regelungen auch umfängliche Neuregelungen zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit der nationalen Polizeikräfte getroffen. Interessanterweise begrenzten sich diese Regelungen nicht nur auf den Informationsaustausch oder das grenzübergreifende “Nacheilen” bei der Verfolgung von mutmaßlichen Kriminellen. Weiterhin wurden im Rahmen der Umsetzung des SDÜ  “bilateraler Verträge” (direkte völkerrechtliche Verträge zwischen 2 Nationen) zur Umsetzung geschlossen, in denen weitere Punkte festgelegt wurden. Eine Auflistung derartiger bilateraler Verträge zur Polizeiarbeit findet sich hier.
Die angesprochenen österreichischen Beamten wurden aufgrund des Vertrages zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland vom 10.11.2003 bzw. 19.12.2003 eingesetzt. Am 16.08.2005 wurde das vom Bundestag und Bundesrat entsprechend ratifizierte Gesetz mit der Verkündigung im Bundesgesetzblatt in Kraft gesetzt. Hier heißt es im Artikel 6 (Seite 3) wie folgt: 
Artikel 6 Unterstellung von Beamten der Polizeibehörden
(1) Bei dringendem Bedarf können zur Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung sowie zur Verfolgung von Straftaten Beamte der Polizeibehörden des einen Vertragsstaates den zuständigen Stellen des anderen Vertragsstaates ausnahmsweise zur Wahrnehmung polizeilicher Vollzugsaufgaben einschließlich hoheitlicher Befugnisse unterstellt werden.
(2) Die Unterstellung setzt voraus, dass zwischen den zuständigen Stellen beider Vertragsstaaten Einvernehmen hergestellt wird.
(3) Bei der Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung liegt ein dringender Bedarf im Sinne von Absatz 1 insbesondere vor, wenn der Erfolg einer erforderlichen polizeilichen Maßnahme ohne einen Einsatz von Beamten gemäß Absatz 1 vereitelt oder ernsthaft gefährdet würde, bei der Verfolgung von Straftaten, wenn ohne den Einsatz von Beamten gemäß Absatz 1 die Ermittlungen aussichtslos oder wesentlich erschwert wären.
(4) Die nach Absatz 1 unterstellten Beamten dürfen nur unter der Leitung und in der Regel in Anwesenheit von Beamten des anderen Vertragsstaates hoheitlich tätig werden. Sie sind dabei an das Recht des anderen Vertragsstaates gebunden. Das Handeln der unterstellten Beamten ist dem Vertragsstaat zuzurechnen, dem sie unterstellt worden sind."
Im Grundgesetz findet sich meines Wissens nach zu diesem Thema weder Gebot noch Verbot des Einsatzes ausländischer Polizeikräfte auf bundesdeutschem Hoheitsgebiet. Die “Verrechtlichung” dieser Regelungen (SDÜ und entsprechende bilaterale Abkommen) findet m.E. nach vor allem über den GG Artikel 23 (Europaartikel) statt.
Conclusio: Status quo
Jetzt wissen wir es: Im Ernstfall kann es also passieren, dass österreichische, französische oder Polizisten anderer Nationen die Gesetze des Bundestages durchsetzen. Das dürfte für sehr viele Menschen überraschend und vielleicht auch verstörend sein - immerhin nimmt man doch an, dass nur die vereidigten Sicherheitskräfte des eigenen “Rechtsraumes” hoheitliche Rechte ausüben dürfen. Selbst bin ich noch unschlüssig wie ich diese Erkenntnis für mich selbst einordnen kann.
In Anbetracht der vermutlich anstehenden Reihe von Krisen nationalen und internationalen Ausmaßes in den folgenden Jahren, habe ich da eher ein ungutes Gefühl, was autoritäre staatliche Antworten auf berechtigte Proteste von Staatsbürgern gegen das Handeln der jeweiligen Regierungen während dieser Krisensituationen angeht. In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die sog. EUROGENDFOR verweisen, eine paramilitärische EU-Gendarmerie, die auf ähnliche Anfragen seitens der Landes- oder Bundesbehörden wie zum G20-Gipfel, auch in Deutschland eingesetzt werden könnte.  Die Hauptaufgabe dieser Einheit ist erklärter Weise “Aufstandsbekämpfung” mit militärischer Ausrüstung (Schützenpanzer, Sturm- und Scharfschützengewehre usw.) und vorgehensweise.
Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die Deutsche Bundesregierung sich z.B. in Griechenland wie der neoliberale Zuchtmeister Europas aufgeführt hat (kurzfristige Zwangsprivatisierung öffentlicher Güter zugunsten einiger Superreicher und Anlagefonds, selbst dann wenn sie eigentlich positiv zum Staatsbudget beitragen, wie Hafenanlagen u.ä.) und in Anbetracht der Tatsache, dass umfänglichen Privatisierungen und “Teilprivatisierungen” öffentlicher Güter in Deutschland erst jüngst mit Änderung von 13 Grundgesetzartikeln durch die selbe Bundesregierung vereinfacht wurden, lässt bei mir nur finstere Schlüsse zu. 
Ausblick: Ein Neuanfang ist bitter nötig
Geht das auch anders und besser? Ich finde: Ja! Anstatt mehr und mehr Freiheiten zu Gunsten einer vermeintlichen Sicherheit im Krisenfall abzugeben, können wir auch echte Lösungen für vorhandene und anstehende Probleme finden, so dass es nicht mehr zu Protesten kommen muss. Allerdings vertraue ich aus bestimmten Gründen schon lange nicht mehr auf die vermeintlichen Problemlösungskompetenzen des Deutschen Parlamentarismus in diesen Fragen. Viel zu lange schon und immer wieder bewies uns das Parteiensystem der Bundesrepublik in den letzten 30 Jahren, dass es bei den wichtigsten Fragen nicht im Sinne des “volonté general” (Gemeinwohl) handelt, sondern im Sinne des “volonté de tous” (Summe des Einzelwohls [einzelner Interessengruppen])
Ich finde: Wir brauchen in jedem Fall einen Neuanfang für die Bundesrepublik und einen Neuanfang für ein gemeinschaftliches Europa. Dabei dürfen Entscheidungen nicht wie bisher, von einigen wenigen Menschen mit undurchsichtigen Interessen und “Freunden” getroffen werden - sonst bekommen wir wieder schnell ähnliche Zustände m.E. nach. Wir brauchen ein anderes politisches System, dass die Herrschaft  von Menschen übereinander so gut es geht verhindert und auf einem echten gesellschaftlichen Konsens basierende Entscheidungen zu “Volksgesetzen” des Staatsvolkes werden lässt - unser über 7 Jahre entwickelter Lösungsvorschlag heißt “Konsensdirektdemokratie”. Das Buch dazu ist in Arbeit. Unsere Initiative volksversammlung.org widmet sich der tatsächlichen Umsetzung und dem Aufbau der notwendigen Infrastruktur in den nächsten Jahren.
Ein solidarischeres und freiheitlicheres Deutschland und Europa ist möglich!
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Ein anderer Weg zur befreiten Gesellschaft
Weitere Artikel zum G20 Gipfel in Hamburg 2017:
G20 in Hamburg: Im Zweifel für die Freiheit
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ifartconfetti · 7 years
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Mein geheimnis ist, dass ich immer wenn ich mich mit meinen problemlösungskompetenzen unsicher bin 'was ist dein geheimnis' lese
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