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neuronprocessing · 2 years
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Gerd Altmann Pixabay Erinnerung
Das Gehirn speichert eine Erinnerung in drei Kopien
Basel, 16.08.2024. Das Gedächtnis speichert von einem Ereignis gleich mehrere "Kopien" im Gehirn, berichten Forschende der Universität Basel im Fachjournal Science. Die Kopien bleiben unterschiedlich lange im Gehirn erhalten, verändern sich bis zu einem gewissen Grad und werden manchmal im Laufe der Zeit wieder gelöscht. Dank der Fähigkeit Erfahrungen als Erinnerungen zu speichern können wir aus der Vergangenheit lernen und so auf neue Situationen angemessen reagieren. Da sich die Welt um uns herum stetig ändert, dürfen Erinnerungen nicht einfach ein Archiv der guten alten Zeit sein. Vielmehr müssen sie dynamisch sein, sich im Laufe der Zeit verändern und an neue Umstände anpassen. Nur so helfen sie uns, die Zukunft besser einzuschätzen und uns adäquat zu verhalten. Wie Erinnerungen gespeichert und trotzdem dynamisch bleiben, ist bis heute nahezu unbekannt.
Im Mausmodell erforscht das Team von Prof. Dr. Flavio Donato am Biozentrum der Universität Basel, wie Erinnerungen in unserem Gehirn angelegt werden und wie sie sich im Laufe des Lebens verändern. Die Forschenden haben nun herausgefunden, dass im Hippocampus, einer Hirnregion, die für das Lernen verantwortlich ist, ein einziges Ereignis parallel in mindestens drei verschiedenen Gruppen von Neuronen gespeichert wird. Diese Neuronen entstehen zu unterschiedlichen Zeitpunkten während der Embryonalentwicklung.
Erinnerungskopien verändern sich mit der Zeit
Neuronen, die früh in der Entwicklung entstehen, speichern ein Ereignis langfristig. Ihre Gedächtniskopie ist anfangs so schwach, dass sie nicht vom Gehirn abgerufen werden kann. Im Laufe der Zeit wird die gespeicherte Erinnerung jedoch immer stärker. Auch beim Menschen würde das Gehirn erst nach einiger Zeit auf diese Kopie zugreifen können.
Im Gegensatz dazu ist die Gedächtniskopie desselben Ereignisses, die von den spät entwickelten Neuronen erstellt wird, anfangs sehr stark, verblasst aber mit der Zeit, so dass das Gehirn auf diese Kopie nach längerer Zeit nicht mehr zugreifen kann. Bei einer dritten Gruppe von Neuronen, die zeitlich zwischen den frühen und späten Neuronen gebildet werden, ist die angelegte Kopie fast gleichbleibend stabil.
Die drei unterschiedlichen Erinnerungskopien unterscheiden sich vor allem darin, wie leicht sie sich verändern lassen bzw. an neue Erfahrungen der Umwelt angepasst werden können. Erinnerungen, die von den späten Neuronen nur kurz gespeichert werden, sind sehr formbar und können umgeschrieben werden. Das bedeutet also, wenn wir kurz nach einem Erlebnis wieder daran denken, werden die späten Neuronen aktiv und integrieren neue Informationen in die ursprüngliche Erinnerung. Erinnern wir uns hingegen erst nach langer Zeit an dieses Ereignis, rufen die frühen Neuronen ihre Erinnerungskopie hervor, die jedoch kaum mehr veränderbar ist. «Wie dynamisch Erinnerungen im Gehirn gespeichert werden, ist einmal mehr ein Beweis für die Plastizität des Gehirns und seine enorme Gedächtniskapazität», sagt Erstautorin Vilde Kveim.
Flexible Erinnerungen ermöglichen angemessenes Verhalten
Das Forschungsteam von Flavio Donato hat gezeigt, dass das Abrufen bestimmter Gedächtniskopien und das Timing erhebliche Auswirkungen darauf haben können, wie wir uns an Ereignisse erinnern, die Erinnerungen verändern und nutzen. «Sich zu erinnern, ist für das Gehirn eine enorme Herausforderung und eine beeindruckende Leistung. Einerseits muss es sich an vergangene Ereignisse erinnern, damit wir uns in der Welt, in der wir leben, zurechtfinden können. Andererseits muss es die Erinnerungen an die Veränderungen um uns herum anpassen, damit wir richtige Entscheidungen treffen können», sagt Donato.
Beständigkeit durch Dynamik – für das Gehirn ist dies ein heikler Balanceakt, den die Forschenden jetzt etwas besser verstehen. Das Verständnis darüber, wie Erinnerungen gespeichert und verändert werden, könnte eines Tages auch dazu beitragen, ungewünschte Erinnerungen, die unser Leben beeinträchtigen, abzuschwächen oder verloren geglaubte Erinnerungen wieder hervorzuholen.
Unterlaufen von Erinnerungsfähigkeiten durch Kriegstrauma
Weil so häufig die Gelegenheit fehlt die Folgen von Traumata in einen Zusammenhang von „gesunden“ klassischen Lebensbiografien zu bringen, will ich die Gelegenheit an der Stelle der Erinnerungsfähigkeit hier nutzen. Mittels sogenanntem Tunnelingeffektes unterlaufen traumatische Erlebnisse der Vergangenheit, meist Kriegstrauma, das eigene geistige Erbe der Nachfolgegeneration. Sowohl bei Opfern aber auch Tätern und Mitläufern im Nationalsozialismus werden diese traumatischen Ereignisse weiter getragen und treten als ungeplante, unplanbare spontane Ereignisse in den Folgeerben auf. In der Regel sollte sich dies in der dritten Generation zeigen, aber, es hängt vor allem von den gegebenen Umständen ab ob diese Traumata in spätere Generationen weitergeführt wird. Bei Täterverhalten sind es die Schuldverstrickungen der Eltern. Die Verleugnung und das Verschweigen dieser Taten begründen Familiengeheimnisse, an deren Rätseln sich die Nachkommen zum Teil ein Leben lang »die Zähne ausbeißen«. Angela Moré (2013) und Laplanche berichten von einem Konzept, dass die Eltern aufgrund ihrer unbewussten Triebphantasien und der für das Kind noch nicht verstehbaren Sexualität des Erwachsenen im Kind ein Rätsel implantieren, das den Ursprung seiner Phantasien bildet. Der Wunsch dieses zu enträtseln gebe einen entscheidenden Impuls zur psychischen Entwicklung. Darin läge eine (Ur-) Verführung begründet. Generell sei es der Andere, der im Subjekt den psychischen Prozess in Gang bringt, der – mittels Introjektion, Identifikation, Verdrängung, Verleugnung, Verwerfung, Projektion etc. – das Unbewusste konstituiert. Insofern ist Übertragung von der Elterngeneration auf die Kinder notwendig für den Prozess der Selbst- und Subjektwerdung.
Von der normalen Implantation wird allerdings die gewalttätige Variante der „Intromission“, die eine Differenzierung und Metabolisierung im psychischen Innenraum verhindere und die im Entstehen begriffenen psychischen Instanzen kurzschließe. Bei Überlebenden der Konzentrationslager wird die Symbolisierungsfähigkeit in Bezug auf traumatische Eindrücke infolge der Extremtraumatisierung zerstört. Es finde eine „Machtergreifung des Primärvorganges“ statt, der auch die elterlichen Funktionen beschädige. Dies zeige sich in den Übertragungen auf die zweite Generation in Form einer Erstarrung der Phantasien, eines zeitlosen Konkretismus der Vorstellungen, eines fehlenden Zukunftsraums für Veränderungen. An ihrer Stelle findet sich die Verhaftetheit mit den traumatisierenden Eindrücken, den Bildern der Toten, den die affektive Differenzierung zerstörenden übermäßigen Scham- und Schuldgefühlen und in Form der mehr oder weniger massiven narzisstischen Entleerung. An den Folgen der Entmenschlichung und permanenten Lebensbedrohung zerbrechen bei vielen Überlebenden die auf die Zukunft gerichteten Imaginationen vom Werden und Leben ihrer Kinder. Diese werden stattdessen an die Erinnerungsbilder der verlorenen toten Objekte gebunden und in deren Vergangenheit fixiert (https://www.journal-fuer-psychologie.de/index.php/jfp/article/view/268/310).
Originalpublikation: Vilde A. Kveim, Laurenz Salm, Talia Ulmer, Maria Lahr, Steffen Kandler, Fabia Imhof, and Flavio Donato: Divergent Recruitment of Developmentally Defined Neuronal Ensembles Supports Memory Dynamics. Science, doi: 10.1126/science.adk0997
Quelle:
Die unbewusste Weitergabe von Traumata und Schuldverstrickungen an nachfolgende Generationen https://www.journal-fuer-psychologie.de/index.php/jfp/article/view/268/310
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axelreichel · 1 month
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Quelle: Olympus: Lernen wie man ein Foto aufbaut
"Beim Sehen lernen geht es weniger um die Beherrschung technischer Fertigkeiten als vielmehr um die Wiederentdeckung des angeborenen Sinns für Wunder, mit dem wir alle geboren wurden."
Auf der Suche nach einem geeigneten Makroobjektiv für meine Kamera bin ich auf oben erwähnten Text des Herstellers gestossen. Der Produzent hat meine Reizschwelle berührt!
Ich verfüge über ein durchaus unterschiedliches Sortiment an Foto- und Filmgeräten aus der Zeit zwischen 1940-1970. Der Uronkel, den ich nie zu Gesicht bekam und lange vor meiner Zeit verstarb, hatte meinem Vater das Equipment übergeben, später dann an mich. Nur weil mich das Equipment, Kameras und mechanisches Filmschneideequipment seit meiner Kinderzeit verfolgt hat, kam ich überhaupt erst auf die Idee, jemand aus der Familie könnte etwas damit zu tun gehabt haben. Bei Erbschaften denke ich häufig an das Transportmedium. So hat man in Zeiten der Mythologie bis in die Antike in verschiedenen Kulturen Grabbeigaben gemacht, damit diese in die Nachwelt Transportiert würden. Grabbeigaben sind für das Leben im Jensseits. Bei Lichte betrachtet und im heutigen Kontext der Wissenschaft eigentlich sehr fortschrittlich gedacht. Später hat man den Nachkommen durch das Testament die Auflage gemacht, diese Dinge zu erhalten und zu pflegen, oft mit dem Vorsatz, das der Urheber in der Nachfolge weiter leben könne und die Nachfolge das Transportmedium des Geistes werden würde. Das geht aus Forschungsberichten ausgehend vom 13. Jhd hervor. (Vgl. Beziehungen, Vernetzungen, Konflikte, Christine Fertig, Margareth Lanzinger)
Trotzdem war es keinesfalls Auslöser zum erlernen entsprechender Berufe oder Fertigkeiten. Im Gegenteil, ich habe es nicht weiter ernst genommen. Erst viel später, beim Hinterfragen vieler Dinge ist mir der Zusammenhang erstmalig in den Sinn gekommen. In den 1990er Jahren baute sich das Thema Gehirnforschung auf. In der Faszination lass ich in den Mittagspausen, während meiner ersten Ausbildung bei Siemens Bücher dieser Art. Das Wissen daraus sollte später Früchte tragen.
Die Linse des Film- oder Fotoapparates hat zwei wichtige Funktionen. Es sind genau dieselben Funktionen, die auch ein Auge hat. Es ist also sehr naheliegend das man sich beim Erlernen zum Fotografieren oder Filmen ein Bewusstsein dafür verschafft die Fähigkeiten der Beobachtung zu intensivieren. Die Iris im Augapfel geht auf oder schliesst sich mit einfallender Helligkeit oder Dunkelheit. Der Fokus, die Konzentration auf die Sache. Vielleicht auch erwähnenswert, wie Erich Fromm von einem Zusammenhang zwischen Konzentration und Liebe spricht. Die Fähigkeit seine Sinne auf eine Sache zu fokussieren.
Und wie üblich, ich falle überall aus dem Rahmen, ist das auch hier der Fall. Fotografen und Fotografinnen diskutieren in der Regel über technische Details. Obengenannten Text zu interpretieren hat mich deshalb ermutigt, weil es mich in der inneren Haltung bestätigt und daher auch motiviert, das nicht das technische im Zentrum steht, sondern der objektive Blick. Die Fähigkeit so zu fotografieren, das der Betrachter, die Betrachterin Freude, Faszination empfinden kann, das übersteigt die einfache Fertigkeit mit Technologie umzugehen. Es sag also auch etwas über die Reife aus die jemand erreich haben könnte. Und ganz allgemein ist dieser letzte Schritt, dieser letzte Akt ein klares Zeichen von Professionalität. Professionalität bedeute die Fertigkeit alle erforderlichen und notwendigen Möglichkeiten mit in die erforderliche Sache einbringen zu können. Umstände zu berücksichtigen und Lösungen für Probleme finden zu können. Hätte ich mich nicht bereits mit Narzismus beschäftigt, so würde ich behaupten wollen, wenn ich mich beim fotografieren für die Technik begeistern kann, dann fotografiere ich für meine eigene Motivation. Wenn ich mir während des fotografierens, oder während der Anbahnung dazu objektive Gedanken darum mache, wie das Bild wohl beim Empfänger ankommt, welche Emotionen es auslöst, wie es einen Menschen berühren kann, dann war ich in der Lage eine Botschaft zu transportieren. Dabei bin ich Träger einer Information, wie bei einer Langspielplatte, einer DVD oder einer Zeitung. Das Medium ist für andere Dimensionen interessant. Im Vordergrund steht der Empfänger.
Es leuchtet daher sicher ein, doch kann man sich fragen, warum ist das so interessant? Es hat etwas von "Unter die Oberfläche schauen". Nicht das Offensichtlich ist das wesentliche. Sondern die Fähigkeit die Symbolik sehen und interpretieren zu können. So tief das Bewusstsein in den eigenen Körper geht, desto mehr werde ich mit zukünftigen Themen vertraut gemacht. Selbstbewusstsein und Fortschritt geben sich die Klinke in die Hand. Mit dem Blick in mich selbst lege ich dort auch neue "Landkarten" des Bewusstseins an, wie der Neurowissenschaftler Spitzer dies dargestellt hatte. Diese werden später zu Repräsentationen. Sie repräsentieren das äussere im inneren, wodurch es zum erkennen kommt. Und weil man heute solche dinge sichtbar machen kann, elektronisch, informativ umzusetzen weis, begünstigt dies den Aufbau neuronaler Netze, also, Themen zur künstlichen Intelligenz. Je mehr ich mir aber Zugang zum eigenen inneren verschaffe, desto mehr muss ich mir bewusst machen, wer oder was begünstigt diese ganzen Umstände. Geh der Blick dabei auf mich selbst, ist die überschwängliche Selbstliebe naheliegend. In dem Zusammenhang ist es glaube ich auch erwähnenswert, das dort wo ich keine Erkenntnisfähigkeit habe, dieses auch nicht mein Weg ist. Hier liegt vielleicht die Schnittstelle zu einer Bindung, die Bindung zu einer Person, einem anderen Menschen, durch den erst die Sinnstiftung entsteht.
Fotografieren hat deshalb eine umfangreiche Besonderheit, weil es multible Perspektiven herausarbeitet. Ruhe und Konzentration auf die Sache. Die Umstände, die es mir möglich machen in eine Situation zu kommen, die perfekte Bilder zulassen können. Die Idee, der Gedanke was ist das besondere an diesem Bild, im Sinne des Betrachters, der Goldene Schnitt für den ästhetischen Anteil. es gibt vieles zu entdecken.
Was ich sehen soll und darf, das entscheidet der Moment meiner mir möglichen Fähigkeit selbstlos sein zu können. Denn ein Bild ist ein Dienst für Menschen, für BetrachterInnen, für Rezipienten, für den Empfang von Botschaften, Symbolen mit Spielraum für Deutungen.
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Freiheit. Eine Frage des Willens
Worüber sprechen wir, wenn wir „Freiheit“ sagen? Das kommt ganz auf das „System“ an, in dem der Begriff zum Tragen kommt. Der Verwendungszusammenhang gibt dem Konzept jeweils eine bestimmte Richtung. Politische Freiheit und Freiheitsrechte, bei denen es um Handlungsmöglichkeiten und Abwehrmaßnahmen gegen staatliche Willkür geht, das ist etwas anderes als Freiheit in der Ethik (hier steht das Verhältnis von Wille und Moral im Zentrum) und in der Handlungstheorie, in der die kausale Verkettung von Wille, Entscheidung und Handlung betrachtet wird. Individuelle Freiheit (den einzelnen Mensch betreffend) ist etwas anderes als kollektive Freiheit (eine Gemeinschaft oder die Gesellschaft betreffend), innere Freiheit (die Gelassenheit, die Abwesenheit von Zwang) ist etwas anderes als äußere Freiheit (also: nicht im Gefängnis zu sitzen), positive Freiheit (zu oder für) ist etwas anderes als negative Freiheit (von). All dies macht die Verständigung über das Thema Freiheit schwierig. Ich bin frei – das kann ganz Unterschiedliches bedeuten. Und je nach Kontext befassen sich unterschiedliche Disziplinen mit dem Begriff.
Freiheit und Wille
Die Philosophie geht an die Grundlagen der Freiheit: den Willen. In der Philosophie steht die Verbindung von Freiheit und Wille im Zentrum – und das bereits seit 2500 Jahren. Leider scheint dabei das zu gelten, was für so ziemlich alle zentralen Begriffe der Philosophie gilt, dass nämlich mit zunehmender Intensität der Debatte immer weniger klar wird, was sie bedeuten. In der Antike hatte man noch eine ziemlich deutliche Vorstellung von Freiheit.
Freie Handlungen galten als Ausdruck des sittlichen und vernünftigen Wollens – nach Sokrates ist derjenige frei, der sittlich und vernünftig handelt. Ähnlich Platon: Der von den Begierden Gefesselte ist unfrei; frei wird, wer sich davon lösen kann. Bei Aristoteles tritt der epistemische Aspekt hinzu: „Als unfreiwillig gilt also, was unter Zwang und auf Grund von Unwissenheit geschieht. Dementsprechend darf als freiwillig das gelten, dessen bewegendes Prinzip in dem Handelnden selbst liegt, wobei er ein volles Wissen von den Einzelumständen der Handlung hat“.
Es wird in der Antike also zwischen dem vernünftigen Willen und der unvernünftigen Begierde unterschieden, ganz so wie später Kant, der Freiheit als Unabhängigkeit von „der Nötigung durch Antriebe der Sinnlichkeit“ bzw. als Selbstbestimmung seitens der Vernunft, des vernünftigen Willens auffasst. Kant nennt eine solche Freiheit die „Freiheit im praktischen Verstand“. Das heute so schrankenlos verstandene (und oft auch zügellos gelebte) „Ich bin so frei!“ findet hier ein rationales Regulativ.
Die Verbindung von Freiheit und (vernünftigem) Willen prägt auch heute den philosophischen Diskurs. Freiheit ist hier schon mal die „Entdeckung des eigenen Willens“ (Peter Bieri).
Von Beginn an war diese Verbindung mit dem Problem des Determinismus konfrontiert, als metaphysischer Determinismus in der Stoa, als theologischer Determinismus bei Augustinus, weitergeführt von der Prädestinationslehre, aufgelöst von Gottfried Wilhelm Leibniz, der in seiner Theodizee Vorhersicht Gottes und Vorherbestimmung des Menschen voneinander trennt und damit das christliche Problem in der Debatte löst, nämlich die Frage, wie sich die Freiheit des Menschen angesichts der Allmacht Gottes verstehen lässt.
Die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Freiheit in einer Welt der Notwendigkeiten gehört zu den schwierigsten überhaupt. Eine echte Philosophenfrage. Es gibt kaum einen Denker, der sich ihr nicht gestellt und sie zu beantworten versucht hat. Heute sorgt die Gehirnforschung mit ihren neurowissenschaftlichen Experimenten für Zweifel, ob sich der reibungslose Übergang vom freien Willen zur frei gewählten Entscheidung und zur freiwilligen Handlung bis hin zur freien Konstitution einer freiheitlichen Gesellschaft so halten lässt. Bereits der freie Wille steht zur Disposition. Die Frage kann mit Peter Bieri wie folgt gestellt werden: „Untergräbt die Regie des Gehirns die Freiheit des Willens?“
Wir müssen uns beim Thema Willensfreiheit und Determination durch ein Gebiet durchkämpfen, das für unseren Freiheitsbegriff, also für die Art und Weise, wie Menschen „Freiheit“ verstehen, völlig irrelevant ist. Wir müssen aber diesen steinigen Weg gehen, um zu verstehen, warum es irrelevant ist. Die Beschäftigung mit neurowissenschaftlichen Angriffen auf die Willensfreiheit ist schwierig und ärgerlich, aber insoweit eben auch sehr wichtig.
Freiheit des Willens
Zunächst einmal sollten wir festlegen, was wir unter dem Willen verstehen möchten. Ich halte folgende Definition für brauchbar: Der Wille ist das subjektive Prinzip aller Freiheit, das die Freiheit im Menschen konstituiert. Man erkennt hier, dass der Begriff Wille direkt und untrennbar, so scheint es jedenfalls, mit dem Begriff der Freiheit verbunden ist, als das Prinzip der Freiheit, als das, was im Menschen der Freiheit eine Gestalt gibt und ihr Ausdruck verleiht. Freiwillig ist also eine Bezeichnung für das Wesen des konstituierenden Wollens eines Menschen, welches dieser von sich aus, also selbst, und vor allem frei bestimmt.
Willensfreiheit bedeutet eine Unabhängigkeit des Willens von jedweder zwingenden, beeinflussenden Kausalität, äußeren und inneren Ursachen in dem Sinne, dass der Wille als konstante Fähigkeit des Wollens einen Kern enthält, der nicht Produkt oder Wirkung irgendwelcher anderen Faktoren ist.
Und genau darin, in den „anderen Faktoren“, liegt das Problem, wie uns die Neurowissenschaftler zeigen möchten. Sie behaupten, das die neuronalen Prozesse im Gehirn genau solche Faktoren sind, die den Willen bestimmen. Sie sagen: Der Willensakt geht den neuronalen Prozessen nicht voraus, sondern ergibt sich aus ihnen. In entsprechender Weise folgt das Gefühl, eine Handlung intendiert zu haben – also der Willensakt – den für eine Willkürhandlung notwendigen kortikalen und subkortikalen Prozessen und tritt zusammen mit den nachfolgenden Handlungen auf.
Das Libet-Experiment
Der US-amerikanische Physiologe Benjamin Libet führte Anfang der 1980er Jahre Versuche durch, die darauf abzielten, die zeitliche Abfolge bei einer bewussten, willentlichen Handlung festzustellen. Die Probanden sollten entweder die rechte oder die linke Hand heben, nachdem sie sich für das eine oder andere entschlossen hatten. Diesen Entschlussmoment sollten sie durch drücken einer Taste zeitlich markieren. Libet stellte fest, dass kurz vor den Entscheidungen das Gehirn des betreffenden Probanden aktiv wurde.
Das nach ihm benannte „Libet-Experiment“ löste eine kontroverse Diskussion über mögliche Schlussfolgerungen hinsichtlich der Freiheit des menschlichen Willens aus. Hat das Gehirn die Entscheidung vorgenommen? Oder der Proband? Und was bedeutet das dann? Hätte sich der Proband auch anders entscheiden können oder musste er der „Entscheidung“ seines Gehirns folgen? Hat der Mensch einen freien Willen? Gibt es für ihn Freiheit?
In der Tat geht das Versuchsdesign des „Libet-Experiments“ aber am philosophischen Handlungsbegriff vorbei: In der dortigen Freiheitsdiskussion werden menschlichen Handlungen für wesentlich komplexer erachtet als das, was die Probanden in den Versuchen Libets zu tun hatten.
Das „Libet-Experiment“ erreicht den Handlungsbegriff nicht, denn Handeln ist mehr als einfachste Handbewegungen auszuführen. Damit sagt der berühmte Versuch im philosophischen Sinne auch nichts über Freiheit aus. Seine Bedeutung hat er dennoch, weil er eine ganze Forschungsrichtung motivierte.
Neurowissenschaftler wollen seitdem zeigen, dass es keinen freien Willen gibt, weil diesem etwas vorausgeht, nämlich neuronale Prozesse im Gehirn. Sie tun dies heute mit einem Haufen Technik, Bildern vom Gehirn bei der Arbeit und sehr viel Sendungsbewusstsein. Doch reichen ihre immer genaueren Messungen aus, um Freiheit in Abrede zu stellen? Was genau können sie zeigen? Wir sind nicht frei, sondern „Sklaven“ unserer Neuronen? Ist es das? Wir sind, wenn wir frei sein wollen, immer noch bestimmt durch unsere Vernunft, könnte man auch sagen, weit weniger spektakulär.
Soweit war die Antike auch schon, wenn wir uns an Platon und Aristoteles erinnern. Dennoch hat die Aussage „Der Willensakt geht den neuronalen Prozessen nicht voraus, sondern ergibt sich aus ihnen“ etwas sehr Gewöhnungsbedürftiges und Missverständliches, das es aufzuklären gilt, vor allem hinsichtlich der Reichweite dieser These für die Deutung des Freiheitsbegriffs.
Starker und schwacher Determinismus
Wir müssen zwischen dem starken und dem schwachen Determinismus unterscheiden. Das, was die Hirnforscher meinen, wenn sie behaupten, es gäbe keinen freien Willen, weil vorher stets unsere Neuronen in einer ganz bestimmten, festgelegten Weise feuern, kann man als starken Determinismus auffassen.
Was ist davon zu halten? Kurz gesagt: Nichts. Denn: Dem Postulat des starken Determinismus ist ein Zirkel inhärent, der es bereits aushebelt, sobald es formuliert wird. Jeder würde ja von sich behaupten, frei zu sein, aus freien Stücken auf etwas gekommen, zu etwas gelangt zu sein. Auch der Hirnforscher mit seinem starken Determinismus-Postulat.
Damit widerspricht er sich aber: Wenn er meint, das Determinismus-Postulat frei entwickelt zu haben, dann stimmt dieses Postulat nicht immer, es geht fehl mindestens in genau dem Fall, der hier zur Debatte steht: bei der Entwicklung eben dieses Postulats. Und dass es immer stimmt, ist ja gerade Inhalt des Postulats eines starken Determinismus, bei dem ja alles determiniert sein soll. Es wird also etwas behauptet, das bereits durch die Behauptung widerlegt wird.
Schwache Deterministen sind wir alle, weil wir ohne kausale Bindungen und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ereignissen überhaupt nicht sinnvoll leben könnten. Wenn ich essen will, muss ich den Mund aufmachen. Ich hab nicht die Möglichkeit, den Mund geschlossen zu halten. Wenn ich mich entscheide, etwas zu essen, dann ist mein Verhalten, was meinen Mund angeht, ziemlich festgelegt. So etwas nehmen wir nicht als Problem im Kontext des Freiheitsbegriffs wahr. Aber man könnte das ja mal als Problem auffassen.
Wenn ich zeigen will, dass jemand, der isst, determiniert ist, dann könnte ich ihn darauf hinweisen, dass er gezwungen ist, den Mund zu öffnen, wenn er essen will. Er ist also nicht frei. Wenn er dann nicht mehr isst, um den Mund geschlossen zu halten, reagiert er ja auch auf etwas, nämlich auf meine Intervention. Er ist dann also auch nicht frei.
Aber das ist nicht nur für das wirkliche Leben im Alltag irrelevant, sondern auch für die philosophische Analyse des Freiheitsbegriffs, denn wir bekommen das mit dem Zweck-Mittel-Denken im Rahmen der Handlungstheorie gut in den Griff. Wenn ich A will (also: „essen“), A geht aber nicht ohne B (nämlich: „Mund aufmachen“) und um diese Abhängigkeit weiß ich, dann muss ich B bereits wollen, wenn ich mich für A entscheide, dann bin ich frei in Bezug auf A und B.
Es gibt natürlich Fälle, in denen man B nicht oder nicht hinreichend genau kennt. Wo man sich durch A auf etwas einlässt und B einen dann möglicherweise überrascht. In solchen Fällen bleibe ich nur dann frei, wenn ich die Möglichkeit habe, von A zurückzutreten, wenn ich B nicht mehr realisieren kann oder will. Das ist manchmal nicht der Fall und dann empfinden wir deutlich eine Abhängigkeit, eine Unfreiheit (etwa bei Bindungen durch Verträge).
Das hat aber nichts damit zu tun, dass wir grundsätzlich von vorne herein determiniert gewesen wären, sondern einfach damit, dass durch unser Handeln Bindungen entstanden sind, die unseren Freiheitsraum einschränken, die zum Zeitpunkt des Eingehens aber gewollt waren und damit freiwillig eingegangen wurden, soweit eben keine inneren und äußeren Zwänge maßgeblich waren.
Wer in eine bestimmte Wohnung einziehen will, der muss einen Mietvertrag unterschreiben. Findet sie oder er dann eine bessere Wohnung, bleibt die Person üblicherweise für eine bestimmte Zeit (Kündigungsfrist) an den unterschriebenen Vertrag gebunden.
Dann kann man zwar in die bessere Wohnung einziehen, muss aber für die erste Wohnung zusätzlich Miete zahlen, auch ohne sie zu nutzen. Man ist darin nicht mehr frei, weil man sich durch Handlung A („Mietvertrag abschließen“) zur Handlung B („Miete zahlen“) verpflichtet hat. Natürlich auch noch zu weiteren Handlungen, aber bleiben wir mal bei A und B. Die Person wusste von A und B und willigte in beides ein. Dann ist A zwar eine Determination für B, aber A erfolgte ja aus freien Stücken, und B war zum Zeitpunkt, wo A erfolgte, bekannt und gewollt, wurde also ebenfalls aus freien Stücken akzeptiert.
Das neurowissenschaftlich aufgebrachte Willensfreiheitsproblem erweist sich als hochgradig irrelevant in Bezug auf den philosophischen Freiheitsbegriff und dessen Bedeutung für Ethik und Handlungstheorie. Der starke Determinismus scheitert schon an sich selbst und an der Wirklichkeit, weil wir in der Wirklichkeit gar nichts von dem merken, was er beinhaltet, weil dort die äußeren Bedingungen bei weitem überwiegen. Könnte ich jemanden, der im Gefängnis sitzt, wirklich damit trösten, wenn ich ihm sagte: „Was hast Du denn, ich bin doch auch nicht frei!“ – wohl kaum. Der schwache Determinismus ist unproblematisch, ja sogar hilfreich, weil er Optionen auszublenden hilft und damit zu vernünftigem Freiheitsgebrauch befähigt.
Das, was Neurowissenschaftler mit dem Nachweis vorgelagerter Prozesse im Gehirn widerlegen können, absolute Willensfreiheit, ist nicht nur in der Tat unmöglich, sondern wäre auch nicht gut für uns Menschen. Ein absolut freier Wille wäre launisch, zufällig, unberechenbar, zusammenhanglos – ein Wille in kausalem Vakuum. Freiheit ist daher gar nicht primär die Frage nach dem freien, i.e. von nichts außer sich selbst bestimmten Willen, sondern ein Begreifen der paradoxen Freiheitserfahrung als Differenz von Freiheit und Unfreiheit im Rahmen universeller Bedingtheit.
Ein Möglichkeitsraum, der unendliche groß wäre, uns also alle Freiheiten ließe, würde uns schlicht überfordern. Einen Geschmack davon gibt im Alltag die „Qual der Wahl“. Sie ist die Kehrseite der Freiheit. Wenn nun alles möglich wäre, wäre die Qual unendlich groß. Wie gut, so könnte man sagen, dass da unser Wille durch die Vernunft – oder auch durch ein Neuronenfeuerwerk – in seiner Freiheit eingeschränkt ist!
Mit Hilfe der praktischen Rationalität müssen wir dort, wo nicht schon äußere Einschränkungen bestehen, das Ausblenden von zur Verfügung stehenden Optionen einüben, um überhaupt ein freies Leben führen zu können. Sonst unterliegen wir dem Zwang, nichts von diesen Optionen verpassen zu wollen und werden damit unfrei. Ich komme später darauf zurück.
Freiheit der Handlung
Es kommt bei der Frage, ob und inwieweit eine Handlung frei ist, nicht auf diese isolierte Einzelhandlung an, sondern auf das Geflecht von Handlungen, in das sie eingebettet ist. Wir müssen bei Handlungen immer den Kontext des größeren Handlungsrahmens sehen, wenn wir über Freiheit und Unfreiheit sprechen. Das meint auch der Rechtsbegriff der Handlungsfreiheit.
Die Neurowissenschaft trägt nichts zur Ergründung der Bedingungen der Möglichkeit von Handlungsfreiheit bei, da sie Handlungen auf isolierte Körperbewegungen beschränkt, ja: methodisch beschränken muss. Menschen definieren sich aber nicht darüber, wie sie sich bewegen, sondern wie sie handeln.
Robert Spaemann hat mal in einem unmittelbar einleuchtenden Beispiel zwei Dinge unterschieden: zum einen die Bewegung aus dem Bett, die meinetwegen um 7:05 erfolgt und von einem Neuronenfeuerwerk um 7:04:59 vorherbestimmt wird, und zum anderen der Wille zur Handlung „Aufstehen“, die dadurch motiviert ist, dass man danach etwas vor hat.
Das grundlegende Aufstehensmotiv selbst ist nicht eine ad hoc-Neuronenkonfiguration, sondern ergibt sich aus unserer Biographie, unseren Wünschen, Zielen etc. Die eine Entscheidung, die im Experiment gemessen wird, muss zur Grundeinstellung passen, sonst wird sie gar nicht erst erwogen.
Das ist die wirkliche Entscheidungsqualität im menschlichen Handeln: Entscheidungen sind Akte, zu denen ich mit meiner Persönlichkeit stehen muss. Und das hat mehr mit Gründen, Werten, Überzeugungen und meinem Selbstverständnis zu tun, als mit Neuronen, die in einer bestimmten Weise feuern.
Anders gesagt: Wenn die Entscheidungen und Handlungen insgesamt ein Bild ergeben, mit dem ich mich als Person identifizieren kann, also sagen kann, dass ich dies will, dann können wir von freien und damit auch verantworteten Entscheidungen und Handlungen reden. Damit sprechen wir über das eigene Ich, über eine Ebene personaler Integrität, die über den Willensfreiheitsbegriff, der der neurowissenschaftlichen Forschung zugrunde liegt, weit hinausweist.
Das Ich und das Selbstbewusstsein
Hier könnte man natürlich entgegnen, dass Ich gerade die Gesamtheit der neuronalen Reize ist. Doch, hält man das wirklich durch, sich selbst, das eigene Ich als von den Neuronen vorgegaukelt anzusehen? Hält man das auch durch, wenn man einen Literaturpreis empfängt oder sich verliebt? Oder, wenn man Zahnschmerzen hat?
Verweist man dann immer auf die feuernden Neuronen als letzte Quelle von Bedeutung und subjektivem Empfinden? Sagt man dann wirklich: „Meine Neuronen haben dafür gesorgt, dass ich mich gut (oder schlecht) fühle!“ oder sagt man dem Zahnarzt einfach: „Ich habe Schmerzen!“
Und meint man mit diesem „Ich“ mehr als die feuernden Neuronen? Meint man, umgekehrt, nur so etwas wie: „Bitte stoppen Sie das Neuronenfeuerwerk, das bei mir zum Empfinden von Schmerz führt!“ Und wer ist dann mit „Sie“ gemeint? Müsste ich nicht vielmehr an seine Neuronen appellieren, sie mögen ihn veranlassen, meine Neuronen am Feuern zu hindern?
Klar, man kann so denken und man wird den, der so denkt, nicht widerlegen können. Einzig scheint mir eine solche Sicht auf den Menschen – und damit auch auf sich selbst – recht gewöhnungsbedürftig, eigentlich auch ziemlich abwegig. Nimmt man sich selbst aus, gerät man in einen direkten Widerspruch zum Postulat des starken Determinismus‘: Alles ist vorherbestimmt.
Nimmt man sich nicht aus, ergibt sich der bereits erwähnte zirkuläre Widerspruch: Wenn alles vorherbestimmt ist, dann bin auch ich, dann sind auch meine Gedanken vorherbestimmt, also auch die Idee des Determinismus, die ich habe, die damit als determinierte Idee methodologisch ihren Inhalt präjudiziert. Man kann dann nicht anders als deterministisch denken – weil und soweit schon die Gedanken determiniert sind. Die Idee fällt auf ihre Prämisse zurück – es wird vorausgesetzt, was erwiesen werden soll. Das kann nicht überzeugen.
Stünde nicht so viel auf dem Spiel, könnte man die ganze Sache als Elfenbeinturmdebatte abtun und sich etwas anderem zuwenden. Doch wird die Antwort auf die Frage, wer oder was genau „Ich“ sein soll, ob es „Freiheit“ (und damit „Verantwortung“) gibt, unsere Moralität, unserer Rechtssystem, unsere gesamte Lebenspraxis beeinflussen. Deswegen ist die Frage wichtig, deswegen ist sie aber auch ideologisch aufgeladen, was eine Antwort nicht leichter macht.
In diesem Zusammenhang fällt auf, dass neurowissenschaftliche Fortschritte sehr bald, eigentlich vorschnell popularisiert werden, während die kritisch Stimmen aus der Philosophie des Geistes leise bleiben. Das hängt natürlich auch mit der Marktfähigkeit der Produkte zusammen. Die Neurowissenschaftler haben bunte Bilder, die Philosophen komplizierte Sätze.
Menschen gucken aber lieber bunte Bilder als dass sie komplizierte Sätze lesen. Somit steht es schon mal 1:0 für die Gehirnforschung. Auch Politiker und Entscheidungsträger in Stiftungen gucken lieber bunte Bilder als dass sie komplizierte Sätze lesen. Deswegen geht das Geld an die Neurowissenschaftler. Denn die bringen kommunizierbare und eingängige Ergebnisse.
Doch die Überlegungen zum „Ich“, die über die reistische, materialistische Sicht des Menschen hinausweisen und eine phänomenologische Dimension eröffnen, die an bestimmten Punkten den Geist erfordert, um überhaupt noch konsistent und ehrlich über sich nachdenken zu können, lassen sich nicht abstreiten. Es sind schließlich Erfahrungen, die wir mit uns selbst machen. Täglich.
Wie wir uns erfahren, hängt wiederum von uns ab. Wir fühlen, dass uns ein präreflexives Selbstverständnis innewohnt, das allem im Rücken liegt, was ich sonst noch über mein Ich erfahren und sagen kann: ein Bewusstsein meines Ichs, mein Selbstbewusstsein.
Dieses lässt sich nicht mehr weiter aufschlüsseln und erklären, sondern bleibt uns eigentümlich fremd, obwohl uns nichts näher ist – ein Paradoxon, das uns schier um den Verstand bringen kann. Wirklich zur Ruhe kommen kann man dann wohl nur, wenn man sich, also das eigene Ich, in etwas geborgen weiß, das dieses Ich übersteigt, ein allumfassender Geist, der größer ist als die individuelle Seele. Dieser Geist wird in der christlichen Tradition Gott genannt.
Die Bezugnahme auf Gott ist eine, die dem Ich Ruhe und Geborgenheit gibt, ja, die das Ich als „Ich“ erst ermöglicht. Man sagt dann zwar: „Der Mensch ruht in sich“. In Wahrheit aber ruht er in Gott, denn es bedarf des Polsters einer höheren Dimension, um wirklich zur Ruhe zu kommen. Dies kann der Selbstbezug nicht leisten. Wer den Menschen als Person begreift, der nach der Vorstellung Gottes geschaffen ist, kann ihn unmöglich ohne diesen Bezug zu Gott verstehen.
Also: Wir wählen – frei, aber nicht ganz frei – und entscheiden uns für bestimmte Handlungen. Aus ziemlich freier Wahl und ziemlich freier Entscheidung erfolgen Handlungen, die uns als Personen zuzurechnen sind und die wir dementsprechend zu verantworten haben – vor Gott und den Menschen. Da beißt die Maus keinen Faden ab – trotz der Neurowissenschaften.
Freiheit ist relativ
Es zeigt sich zudem, dass lebbare Freiheit nicht absolut, sondern relativ ist. Es gilt: „Der Mensch ist frei wie ein Vogel im Käfig. Er kann sich innerhalb gewisser Grenzen bewegen“ (Johann Kaspar Lavater). Menschliche Freiheit ist relativ, denn sie ist immer an die Bedingungen gebunden, die durch Wille, Wahl und Entscheidung konstituiert werden.
Absolute Freiheit, wenn es sie denn für den Menschen gäbe, wäre – ich wiederhole mich gerne – eine Freiheit im kausalen Vakuum. Sie führte zu Entscheidungsunfähigkeit und damit zur Unfreiheit. Echte Freiheit gibt es nur unter Bedingungen. Nur eine solche Freiheit macht überhaupt Handlungen möglich, die über (messbare) Reizreaktionen hinausgehen.
Eine (paradoxe) Möglichkeit, ein Mehr an Freiheit zu erlangen, ist deshalb die freiwillige Selbstbindung. Ein schönes Beispiel ist das Verhalten des Odysseus, das ich in einer Arbeit meines Doktorvaters Thomas Gil erwähnt fand. Odysseus lässt sich von seiner Mannschaft an den Mast seines Schiffes fesseln, um dem Gesang der Sirenen lauschen zu können, ohne ihm anheim zu fallen. Ein „Mehr“ an Freiheit – hier und jetzt – führte, das erkennt der kluge Odysseus, ins Verderben, zur Vernichtung des Subjekts (und damit aller Freiheit), dessen Freiheit gerade durch die vom Subjekt gewollte Selbstbindung gerettet wird.
Eines der größten Probleme unserer Zeit scheint mir in deisem Kontext die Verbindung von Freiheit und Vielfalt zu sein. Dem Menschen immer mehr Möglichkeiten zu erschließen, bedeutet aber nicht, ihm immer größere Freiheit zu verschaffen. Das Gegenteil ist der Fall.
Es gehört zu den bekannten Paradoxien der Freiheit, dass sich mit der Zunahme an Optionen weder emotional noch faktisch mehr Freiheit einstellt. Zudem wird Freiheit heute oft mit „Offenheit“ in Verbindung gebracht. Offenheit ist aber nicht das gleiche wie Freiheit. Offenheit führt zu mehr Optionen, aber nicht zu mehr Freiheit. Und schon gar nicht zu einem gelungenen, glücklichen Leben.
Die Sorge, eine Option zu „verpassen“, die möglicherweise „besser“ ist als die gewählte, kann geradezu lähmend wirken und Entscheidungsprozesse erheblich erschweren. Es gab hierzulande noch nie so viele Möglichkeiten für eine Berufsausbildung und zugleich noch nie so viele Menschen, die mit Mitte Zwanzig immer noch nicht wissen, was sie tun wollen. Offenheit und Optionenvielfalt führt zu „lähmender Freiheit“.
Der Grundirrtum der Moderne, Freiheit sei Optionenvielfalt, kurbelt nicht nur die Wirtschaft an, und zwar viel stärker als das nötig wäre, er führt zudem zur Fehlbewertung von Lebensentwürfen, die bewusst auf Optionen verzichten. Freiwilliger Verzicht, gerade endgültiger Verzicht kommt nicht vor in der „Modalgesellschaft“, in der für alle alles möglich sein und bleiben muss.
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coachlemmi · 2 years
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Es ist „Brain Awareness Week“ 🧠 Hast du schonmal davon gehört? Dabei handelt es sich um eine weltweite Kampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Fortschritte und Vorteile der Gehirnforschung. 🙌 Das menschliche Gehirn ist das komplexeste Organ des Körpers. Es besteht aus vielen verschiedenen Teilen, die jeweils für eine bestimmte Funktion oder sogar eine ganze Reihe von Funktionen verantwortlich sind. Es steuert alles, was wir tun – von grundlegenden Körperfunktionen wie Atmung und Herzfrequenz 💙 bis hin zu Dingen wie Entscheidungsfindung, Gedächtnis und Sprache. 💡 Active Mind Complex wurde fachkundig entwickelt und unterstützt die Gesundheit deines Gehirns. ✅ Enthält einen wissenschaftlich erprobten und patentierten Extrakt aus Grüner Minze, um Fokus, Konzentration, Reaktionsfähigkeit und das Arbeitsgedächtnis zu verbessern. ✅ Enthält Vitamin C, B6 und B12 sowie Folsäure, welche zu einer normalen psychischen Funktion und zu einer normalen Funktion des Nervensystems beitragen. ✅ Enthält Pantothensäure, die zu einer normalen geistigen Leistung beiträgt. 👉 schreib mich direkt an für weitere Infos https://www.instagram.com/p/Cp4wYZTI-Pb/?igshid=NGJjMDIxMWI=
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deinheilpraktiker · 2 years
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Schwangerschaft und Geburt wirken sich nachhaltig auf das mütterliche Gehirn aus Schwangerschaft und Geburt haben tiefgreifende, oft lang anhaltende Auswirkungen auf die Physiologie, Stimmung und das Verhalten des Gehirns. Neue Erkenntnisse zur Neurobiologie der mütterlichen Erfahrung wurden auf der Neuroscience 2022 vorgestellt, dem Jahrestreffen der Society for Neuroscience und der weltweit größten Quelle für neue Nachrichten über Gehirnforschung und Gesundheit. Psychische Erkrankungen der Mutter gehören zu den häufigsten Komplikationen bei Schwanger... #Angst #Anhedonie #Antidepressivum #Betonen #chronisch #Depression #Erziehung #Forschung #Geburt #Gehirn #Gen #Genexpression #Hippocampus #Medizin #Neurowissenschaft #Physiologie #Postpartale_Depression #Psychische_Gesundheit #Reproduktion #Schwangerschaft
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atommensch · 3 years
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📌 Thema: Strom des Lebens! — ALLES, im Leben erreichst Du nur allein! Du darfst Deinem Inneren Kapitän vertrauen, er kennt den Weg, Dein Verstand nicht. Du kannst, aber auch weiter gegen den Strom rudern, anstatt Dich vom Wasser des Lebens treiben zu lassen. — 🤔 Was heißt das? — 👉 Weiter im Guide in 5. Minuten! — 💗 Folge bitte ⚡ @atommensch der spirituellen Bewusstseins ♨️ Quelle für Deine Lebens Energie! — [ Anzeige* ] — #atommensch #visionär #bewusstsein #bewusstseinszustand #erkenntnis #bewusstseinsveränderung #tagesbotschaft #persönlicheweiterentwicklung #iam_love #intelligenz #quantenphysik #theologie #gehirnforschung #botegottes #wissen #neurobiologie #genetik #heilung #heilungsprozess #verstand #lebensenergie #higherself #höheresselbst #göttlichkeit #engelauferden #wassermannzeitalter #spiritualität #manifestieren #wasserdeslebens #egogedanken (hier: Munich, Germany) https://www.instagram.com/p/CO5wNdNn7J5/?igshid=gq3mkhu4fmv6
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kinderfee · 5 years
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Die Kindheits-Bindung ist verantwortlich für
ein achtsames Selbst-Mitgefühl bei Erwachsenen.
Erwachsene mit mangelhafter Kindheits-Bindung können sich innerhalb von wenigen Wochen durch ein Achtsamkeit-Training in den gleichen Zustand versetzen, wie ein Mensch mit einer guten Kindheit.
Dieser Wandel ist sogar im Gehirn feststellbar.
Die dafür angewendete Übung ist: Spontanes Reagieren ist verboten. Reagieren immer erst mit einer kleinen Denk-Pause zuvor “erlaubt”.
Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum.
In diesem Raum kann ich entscheiden, wie ich reagieren möchte.
Achtsam sein, bedeutet, diesen Raum zu verlängern und zu nutzen.
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jenny-sama00 · 4 years
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Computerspiele und deren Auswirkungen auf unser Gehirn
Laut dem Verband der deutschen Games Branche gibt es in Deutschland mehr als 34 Millionen Deutsche Gamer, welche regelmäßig Videospiele über verschiedene Plattformen spielen (Stand 2019). Wie auch in meinem letzten Artikel verzichte ich weiterhin bei der Benutzung des Begriffs „Gamer“ auf die Unterscheidung eines Geschlechts. Ein Gamer ist für mich eine Rolle, die sowohl von einer weiblichen als auch von einer männlichen Person eingenommen werden kann. Mit 48% weiblichen Gamern und 52% männlichen Gamern ist die Geschlechterverteilung aus meiner Sicht sehr ausgeglichen. Das Durchschnittsalter steigt seit 2015 stetig an und liegt 2019 bei 37,5 Jahren. Dabei nehmen Smartphones weiterhin die beliebteste Spieleplattform ein (19,5 Mio.), gefolgt von PC (16,3 Mio.), Konsole (15,9 Mio.) und Tablet (11,2 Mio.).[1] Zum Vergleich: 2018 lag die Anzahl der Gamer auch bei über 34 Mio. Deutschen, jedoch ist der Gaming Markt von 2018 auf 2019 um 6% gestiegen (von 5904 Mio. Euro auf 6231 Mio. Euro).[2] An diesen Zahlen ist deutlich zu sehen, dass die Nutzung von Videospielen unabhängig der Plattform nicht abnimmt.
Mit der Nutzung von Videospielen ist auch immer wieder die Auswirkung eben dieser auf unser Gehirn und unsere Psyche in Diskussion.
Laut einer Studie der Universität Ulm im Jahr 2017 soll das Spielen von Computerspielen, ab einer Stunde täglich, das Hirnvolumen schrumpfen lassen. Dabei haben die Forscher eine Reduktion der grauen Substanz im orbitofrontalen Kortex beobachten können, welcher menschliche Emotionen regelt und bei der Entscheidungsfindung eine erhebliche Rolle spielt. Die Studie wurde mit 119 Probanden (41 Personen mit ausgeprägter Gaming-Erfahrung und 78 Personen ohne nennenswerte Gaming-Erfahrung) durchgeführt. Beide Gruppen sollten 6 Wochen lang täglich mindestens eine Stunde das Online-Spiel „World of Warcraft“ spielen.[3]
Es gibt aber auch einige Untersuchungen, welche durchaus positive Effekte des Gaming feststellten, bzw. keine Unterschiede zwischen Gamern und Nicht-Gamern feststellen konnten.
Die Medizinische Hochschule Hannover z.B. konnte in ihrer Studie im März 2017 in Hinblick auf Emotionen keine Unterschiede zwischen Gamern und Nicht-Gamern entdecken.[4]  Dadurch wird das Ergebnis der Universität Ulm in gewisser Weise in Frage gestellt. Darüber hinaus gibt es auch Studien, wie z.B. die der chinesischen University of Electronic Science and Technology und der australischen Macquarie University in Sydney, welche eine positive Auswirkung auf das Gehirn von Gamern beweisen konnten. Dabei wurde der Schwerpunkt der Untersuchung auf die Inselrinde, einem Teil der Großhirnrinde, gesetzt, welche bis dato nur wenig erforscht war. Es wird vermutet, dass dort ein großer Teil des sprachlichen Denkens stattfindet. Außerdem sollen dort Geschmacks- und Geruchssinn, sowie einige empathische Fähigkeiten verarbeitet werden. Die Gehirne der sog. Videospiel-Experten wiesen eine höhere Konnektivität der grauen Substanz im Vergleich zu den Gehirnen von Amateuren auf, welche weniger gut bis seltener spielen. Diese höhere Konnektivität deutet auf schnellere Denkprozesse und auf eine höhere Intelligenz hin.[5]
Aus meiner Sicht sind das sehr beeindruckende Funde der Wissenschaft und zeigen, dass Gaming durchaus positive Effekte auf uns haben kann. In vielen Artikeln über das Thema wird immer von einem „maßvollen Umgang“ gesprochen. Denn es ist mittlerweile klar, dass Videospiele zu einer Spielsucht mutieren können. Doch was ist ein “maßvoller Umgang” und wie kann dieser gemessen werden? In einem der Artikel habe ich gelesen, dass Videospielsucht nicht einfach nur entsteht, weil man viel zockt, sondern diese meistens mit bestimmten Genen oder psychischen Störungen in Verbindung auftritt.[6] Dies spiegelt auch meine Sicht der Dinge wider, da ich es in meinem Umfeld genau so beobachten konnte. Natürlich ist dies kein fundiertes empirisches Experiment meinerseits, sondern lediglich eine Beobachtung, dennoch konnte ich feststellen, dass exzessives Zocken nur dann zum Problem wurde, wenn es auch andere Bereiche im Leben der Person gab, die gerade nicht so gut liefen. Teilweise waren es Tiefs in denen die Personen die Selbstzweifel und das Gefühl der Nutzlosigkeit ausgleichen wollten (z.B. wegen Jobverlust oder Krankheit) oder es lief in die Richtung einer relativ ausgeprägten Depression, der man entfliehen wollte. Zum Glück waren das bei meinen Bekannten nur Phasen und sie haben überwiegend alle die Kurve bekommen.
Doch ab wie viel Stunden spielen wird der „maßvolle Umgang“ überschritten? Ich finde das schwierig in einer Zahl auszudrücken, obwohl wir reelle Zahlen viel lieber haben als eine Relation. In diesem Fall wäre es einfach falsch eine Zahl anzugeben, da es von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann. Wie beib jeder Sucht, sind es unterschiedliche Indizien, die darauf hindeuten können, dass ein negativer Einfluss aufgrund der Aktivität, in unserem Beispiel das Spielen von Videospielen, entsteht. Darunter fallen u.a. der generelle Rückzug der Person aus dem Familien- und/oder Freundeskreis oder generell von allen realen Kontakten. In Bezug auf Videospielsucht würde ich noch hinzufügen, dass Süchtige aufhören überhaupt rausgehen zu wollen. Im schlimmsten Fall hören diese Personen auf Nahrung zu sich zu nehmen, da sie es durch das Spielen schlicht und einfach vergessen. Entweder merken es die Betroffenen selbst (eher die Ausnahme) oder aber es sollte von außen eingegriffen werden. Jeder Gamer kann helfen, wenn sie im eigenen Umfeld eine solche Person entdecken. Ich denke, in einem sehr frühen Stadium der Spielsucht kann reden schon sehr viel helfen, diese Sucht nicht weiter auszuprägen und ggf. auch entgegen zu wirken. Spätestens aber ab dem Zeitpunkt in dem die Sucht gesundheitsgefährdende Ausmaße annimmt ist es überaus wichtig einzugreifen, sobald man das als außenstehende Person mitbekommt.
Aber wieso können Videospiele überhaupt zu einer Sucht führen? Beim Gaming verändert sich das Belohnungszentrum in unserem Gehirn. Je besser das Game das Belohnungszentrum anspricht, umso stärker werden auch die positiven Einflüsse auf die kognitiven Fähigkeiten, und umso mehr macht es Spaß dieses Spiel zu spielen. Allerdings verändert sich dadurch auch das Suchtverhalten, da sich das Belohnungszentrum in der gleichen Weise verändert, wie es z.B. bei Kokainabhängigen der Fall ist.[7] Aus diesem Grund ist es umso wichtiger dieses Thema sachlich und nicht emotional aufgeladen zu betrachten. Game-Sucht ist ein ernstzunehmendes Problem und darf nicht heruntergespielt werden. Auf der anderen Seite darf es auch nicht übertrieben aufgebauscht werden, wie es die Videospiel-Gegner darstellen. Eine Sucht ist eine Sucht, egal ob Glücksspiele, Videospiele, Drogen oder sonstiges. Eine Sucht ist immer komplex und hat nicht DEN einen Grund, sondern ist eher eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Es geht also in diesem Sinne nicht darum einen Schuldigen zu suchen, sondern Betroffenen die Aufmerksamkeit und Anerkennung zu geben, die sie brauchen, um die Sucht zu bekämpfen. Psychische Krankheiten, worunter auch die Game-Sucht fällt, können nur behandelt werden, wenn Betroffene sich eingestehen, dass irgendetwas nicht richtig läuft. Dies setzt allerdings voraus, dass sich diese Personen öffnen können, ohne verspottet zu werden. Jeder von uns, ob Gamer oder nicht, kann also einen Beitrag dazu leisten Betroffenen zu helfen, indem sie Personen generell nicht verurteilen und je nach Möglichkeit einen positiven Einfluss ausüben.
[1] https://www.game.de/wp-content/uploads/2020/08/game-Jahresreport-2020.pdf, Seite 9
[2] https://www.game.de/wp-content/uploads/2020/08/game-Jahresreport-2020.pdf, Seite 15
[3] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/83553/Wie-Computerspiele-das-Gehirn-veraendern
[4] https://www.mdr.de/wissen/mensch-alltag/computerspiele-veraendern-gehirn-100.html
[5] https://www.businessinsider.de/wissenschaft/studie-menschen-die-zocken-haben-ein-besser-vernetztes-gehirn-2018-12/
[6] https://www.deutschlandfunk.de/neurologe-ueber-games-ohne-suchtpotenzial-kein-lernerfolg.807.de.html?dram:article_id=473645
[7] https://www.deutschlandfunk.de/neurologe-ueber-games-ohne-suchtpotenzial-kein-lernerfolg.807.de.html?dram:article_id=473645
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neuronprocessing · 2 years
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Rolf K. Wegst Mithilfe der Elektroenzephalographie (EEG) kann die Geschwindigkeit von Hirnaktivitäten bei Angstreizen gemessen werden.
Neue Erkenntnisse und Therapieansätze So entstehen Angst und Furcht im Gehirn
Dr. Matthias Sperl, Psychotherapeut für Kognitive Verhaltenstherapie an der Universität Siegen, erforscht neue Wege, Angst und Furcht zu verstehen und zu therapieren. Sperl bewies in einem Experiment mit Probandinnen, dass Angstreaktionen im Gehirn durch eine Wechselwirkung des präfrontalen Cortex und der Amygdala bedingt werden. Dabei entsteht eine besonders hohe emotionale Aktivierung, ein "Hyperarousal", das Sperl mithilfe von zeitgleichen EEG- und fMRT-Untersuchungen messen konnte. Für seine Verdienste als Nachwuchswissenschaftler wurde ihm jetzt der Early Career Award der Deutschen Gesellschaft für Psychophysiologie und ihre Anwendung (DGPA e.V.) verliehen. Viele Menschen in Deutschland leiden an einer Angst- oder Traumastörung. Für die meisten Patientinnen bedeuten ihre psychischen Erkrankungen massive Einschränkungen im Alltag – und den Bedarf nach therapeutischer Hilfe. Als Psychologischer Psychotherapeut für Kognitive Verhaltenstherapie untersucht Dr. Matthias Sperl, wie sich Furcht beeinflussen lässt, welche Prozesse dabei im Gehirn stattfinden und wie man Angststörungen effizienter therapieren kann.
Mit seiner Forschung hat er eine wissenschaftliche Lücke zur Entstehung von Ängsten geschlossen. Frühere Studien haben bereits belegt, dass sich bei ernster Bedrohungslage die Aktivität von Neuronen im präfrontalen Bereich des Gehirns ändert und die oszillatorische Theta-Aktivität zunimmt. Gleichzeitig war bekannt, dass die Amygdala – ein tiefliegendes, mandelförmiges Areal im Gehirn – bei Angstsituationen aktiviert wird und Veränderungen im Körper auslöst, von denen viele Patientinnen mit starker Angst berichten: „Man fängt an zu schwitzen, einem wird heiß, das Herz schlägt schneller, die Atemzüge werden kürzer und flacher – bis hin zum Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen“, fassten es etliche Angstpatientinnen zusammen. Sperl sah hier einen Zusammenhang: „Wir gehen davon aus, dass der präfrontale Cortex die Amygdala ein Stück weit reguliert, also hoch und runter schaltet. Gehirnregionen kommunizieren miteinander über die Synchronisation von Neuronenverbänden, sogenannten Theta-Oszillationen. Es gibt einen Bereich im Gehirn, der wie ein Gaspedal draufdrückt, wenn wir Furcht haben. Ein anderer Bereich daneben hemmt die Furcht wie ein Bremspedal, wenn die Gefahr vorbei ist. Genau den Bereich versuchen wir, in Therapien zu stärken.“
Die Frage lautet: Warum erinnern sich Menschen außergewöhnlich gut an Situationen, in denen sie Angst hatten? Sperl und sein Forscherteam vermuteten dahinter eine hohe emotionale Aktivierung im Gehirn, in der Fachsprache auch „Arousal“ genannt. Dabei schüttet der Körper den Botenstoff Noradrenalin aus, der die Amygdala steuert. Diese speichert emotionale Erlebnisse im Gedächtnis. Je stärker das Arousal ausfällt, desto lebhafter werden Ängste archiviert. Ein „Hyperarousal“, also eine enorm hohe Aktivität, trage mutmaßlich auch zur Angstentstehung bei, so Sperl.
Um die Wechselwirkung zwischen dem präfrontalen Cortex und der Amygdala zu beweisen, wendeten Sperl und sein Team das Paradigma der Furchtkonditionierung an: Testpersonen wurden wiederholt mit unangenehmen Reizen konfrontiert. Während des Versuchs lagen die Probandinnen mit einer Kopfhaube mit Metallplättchen im Kernspintomograph, denn die Forscherinnen haben die körperlichen Reaktionen zeitgleich durch EEG (Elektroenzephalographie) und fMRT (funktionelle Magnetresonanztomographie) überwacht. Bahnbrechend war der zeitgleiche Einsatz der bildgebenden MRT-Untersuchung und der EEG-Messung, die die Geschwindigkeit von Hirnaktivitäten aufzeichnet: „Zeitliche Präzision und schnelle Prozesse sind bei Angst und Furcht extrem wichtig“, betont Sperl.
Im zweiten Versuchsteil prüfte das Team, welchen Einfluss eine erhöhte Nordadrenalinausschüttung und damit das „Arousal“ auf die zuvor erlernte Angst hat. Dafür bekam eine Testgruppe vor der Reizkonfrontation die Substanz Yohimbin verabreicht, das den Botenstoff Noradrenalin freisetzt. Das Testergebnis war eindeutig: Die Probandinnen, die das Yohimbin bekommen haben, zeigten deutlich stärkere Angstreaktionen, was darauf schließen lässt, dass sie den Reiz als größere Bedrohung empfanden als die übrigen Personen. Sperl und seine Kolleginnen vermuten, dass die Amygdala bei ihnen so stark aktiviert wurde, bis ein „Hyperarousal“ entstand. Das zeigte sich vor allem in einer veränderten Verarbeitungsgeschwindigkeit im Gehirn und der Herzfrequenz.
Neue Therapiechancen für Angst- und Traumapatientinnen? Therapeutinnen gingen lange davon aus, Angst- und Furchterlebnisse im Gedächtnis auslöschen zu können. Neuere Studien zeigen: Man kann Ängste nicht vernichten, man kann nur parallele „Sicherheitsgedächtnisspuren“ erschaffen. „Beide Spuren stehen in Konkurrenz zueinander“, erklärt Sperl. Ziel einer erfolgreichen Therapie ist es, dass die furchthemmende Spur überwiegt. Das bedeutet aber nicht, dass die Angst nicht zurückkommen kann. Wie könnten sich die neuen Forschungsergebnisse auf die zukünftige Therapie auswirken? Sperl möchte vor allem auf Prävention setzen: „Wir müssen überlegen, was wir tun können, um mit diesem Hyperarousal umzugehen, das oft automatisch in Stresssituationen entsteht. Wenn wir davon ausgehen, dass wir dadurch bedrohliche Inhalte besser abspeichern – wie können wir diesem Abspeicherungsprozess in unerwünschten Situationen entgegenwirken?“, eröffnet Sperl neue Wege für Therapie und Prävention, die es weiter zu erforschen gilt.
Early Career Award: Für seinen Forschungsbeitrag als Nachwuchswissenschaftler wurde Dr. Matthias Sperl mit dem Early Career Award der Deutschen Gesellschaft für Psychophysiologie und ihre Anwendung (DGPA e.V.) auf der Jahrestagung „Psychologie und Gehirn“ in Hamburg ausgezeichnet. Der Preis ist mit 1.500 Euro dotiert und wird regelmäßig an junge Forscherinnen unter 40 Jahren vergeben, deren Promotion nicht länger als fünf Jahre zurückliegt. Über seine Ehrung sagt Dr. Matthias Sperl: „Für mich ist es eine sehr große Auszeichnung, diesen Preis zu bekommen. Ich kann mich noch genau an meine ersten Jahre erinnern, als ich die Preisträgerinnen und deren Forschungsprogramme bewundert habe. Es ist natürlich auch eine Ehrung für das gesamte Team, das mit mir gemeinsam geforscht hat.“
Originalpublikation:
(1) Sperl, M. F. J., Panitz, C., Rosso, I. M., Dillon, D. G., Kumar, P., Hermann, A., Whitton, A. E., Hermann, C., Pizzagalli, D. A., & Mueller, E. M. (2019). Fear extinction recall modulates human fronto-medial theta and amygdala activity. Cerebral Cortex, 29, 701–715. https://doi.org/10.1093/cercor/bhx353
(2) Sperl, M. F. J., Wroblewski, A., Mueller, M., Straube, B., & Mueller, E. M. (2021). Learning dynamics of electrophysiological brain signals during human fear conditioning. NeuroImage, 226, 117569. https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2020.117569 Open Data and Open Material: https://doi.org/10.5281/zenodo.4294603
(3) Sperl, M. F. J., Panitz, C., Skoluda, N., Nater, U. M., Pizzagalli, D. A., Hermann, C., & Mueller, E. M. (2022). Alpha-2 adrenoreceptor antagonist yohimbine potentiates consolidation of conditioned fear. International Journal of Neuropsychopharmacology, 25, 759–773. https://doi.org/10.1093/ijnp/pyac038 Open Data and Open Material: https://doi.org/10.5281/zenodo.6833565
(4) Rief, W., Sperl, M. F. J., Braun-Koch, K., Khosrowtaj, Z., Kirchner, L., Schäfer, L., Schwarting, R. K. W., Teige-Mocigemba, S., & Panitz, C. (2022). Using expectation violation models to improve the outcome of psychological treatments. Clinical Psychology Review, 98, 102212. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2022.102212 * Shared first authorship
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arnhildw · 6 years
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Perfekt dag för att...ja, förknippa lite nöjesläsning med jobb igen! xD Levande historia känns nästan lite lyxigt att hinna få in i tyskaundervisningen, men aktuell hjärnforskning om inlärning och digitaliseringens effekter är helt klart ett måste i en lektion om ansvarsfull medieanvändning, i min mening. Undrar när skolpolitiken ska börja förankra sina märkliga beslut i aktuell hjärnforskning? #digitaldementia #gehirnforschung #manfredspitzer #dailycat #mainecoonoftheday #brainscience #hjärnforskning #holygrail https://www.instagram.com/p/Bt-tvYen3zDjSdkTotSgUDAsUewBUjJ_D08wB80/?utm_source=ig_tumblr_share&igshid=yqb1bdcmwkg
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itsnothingbutluck · 3 years
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coachlemmi · 2 years
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Es ist „Brain Awareness Week“ 🧠 Hast du schonmal davon gehört? Dabei handelt es sich um eine weltweite Kampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Fortschritte und Vorteile der Gehirnforschung. 🙌 Das menschliche Gehirn ist das komplexeste Organ des Körpers. Es besteht aus vielen verschiedenen Teilen, die jeweils für eine bestimmte Funktion oder sogar eine ganze Reihe von Funktionen verantwortlich sind. Es steuert alles, was wir tun – von grundlegenden Körperfunktionen wie Atmung und Herzfrequenz 💙 bis hin zu Dingen wie Entscheidungsfindung, Gedächtnis und Sprache. 💡 Active Mind Complex wurde fachkundig entwickelt und unterstützt die Gesundheit deines Gehirns. ✅ Enthält einen wissenschaftlich erprobten und patentierten Extrakt aus Grüner Minze, um Fokus, Konzentration, Reaktionsfähigkeit und das Arbeitsgedächtnis zu verbessern. ✅ Enthält Vitamin C, B6 und B12 sowie Folsäure, welche zu einer normalen psychischen Funktion und zu einer normalen Funktion des Nervensystems beitragen. ✅ Enthält Pantothensäure, die zu einer normalen geistigen Leistung beiträgt. 👉 Sprich mit mir deinem Herbalife NUTRITION Berater, um mehr über unser neues Produkt zu erfahren. (hier: Germany) https://www.instagram.com/p/CpxaPmZoQXY/?igshid=NGJjMDIxMWI=
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deinheilpraktiker · 2 years
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Schwangerschaft und Geburt wirken sich nachhaltig auf das mütterliche Gehirn aus
Schwangerschaft und Geburt haben tiefgreifende, oft lang anhaltende Auswirkungen auf die Physiologie, Stimmung und das Verhalten des Gehirns. Neue Erkenntnisse zur Neurobiologie der mütterlichen Erfahrung wurden auf der Neuroscience 2022 vorgestellt, dem Jahrestreffen der Society for Neuroscience und der weltweit größten Quelle für neue Nachrichten über Gehirnforschung und Gesundheit. Psychische…
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pommologie · 3 years
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Apfelförmigkeiten
Ein in Gehirnforschung und Bewusstseinsphilosophie mittlerweile wieder umstrittenes Konzept, das des Priming beinhaltet die These, dass der Wahrnehmungsapparat eines menschlichen Gehirnes auf so ziemlich alles konditioniert werden kann: «Wer schwanger ist, sieht überall Schwangere».
Ich glaube daran. Parallel zum Stand der Forschung in den Wissenschaften. Aufgrund meiner anekdotischen Evidenz: Seitdem ich dieses Apfeltagebuch führe, sehe ich zunehmend Äpfel und lauter Apfelförmigkeiten. Sie sind, so kommt es vor allem mir nur vor: überall.
Heute, in Wedding, in einer Vitrine, die neulich noch einen Schrein für E. M. Ciorian beinhaltet hatte, fand ich jetzt dieses Arrangement vor:
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Einzig für mich — nein! Soweit ist es noch nicht gediehen mit mir und meiner Apfelsichtigkeit; meinem geprimet sein auf Apfelförmigkeiten, auf Apfelaromen und Apfelduft.
Aber wie schrieb Franz Apfel doch gleich in seinem Landarzt: «Einmal dem Fehlläuten des Nachtapfels gefolgt — es ist niemals gutzumachen.»
Allerdings fand ich neulich, am Wegesrand, jene Kerze aus rotem Paraffin im apfelförmigen Gehäuse, die ich lediglich fotografierte, nicht an mich nahm, worauf — nicht weswegen! — sie anderntags dort über die Stelle verstreut in vielen Stücken lag.
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