Olympische Spiele Hyrules
Kapitel 1 -Ein Segenreicher Regen
Notizen befinden sich am Ende
Sound on!
Immer tiefer versank der rote Horizontstreifen hinter den majestätischen Zwillingsbergen, bis die Schatten die Lichtquelle endgültig verschluckten. Wie jeden Abend übte ich die Grundbewegungen eines jeden Ritters. Selbst in Zeiten des Friedens war es für mich eine Notwendigkeit, mich stark zu halten.
Über ein Jahr war verstrichen, seitdem wir das letzte Mal gegen Ganon, der Verheerung, gekämpft hatten, doch ich wollte nie wieder zu schwach oder zu langsam sein, um sie zu schützen. Viel zu lange hatte sie auf mein Erwachen gehofft, und wieder einmal war ich zu langsam gewesen, mich zu rehabilitieren.
Doch auch jetzt konnte Zelda nicht ruhen, zu beschäftigt war sie mit dem Wiederaufbau Hyrules, der Erforschung der Zonai-Ruinen, dem kulturellen und wirtschaftlichen Aufbau, denn 100 Jahre hinterließen tiefe Spuren im Reich, auch in den Köpfen der Nachfahren der Überlebenden. Nur durch die Eigeninitiative der Bewohner Hyrule's konnte das Königreich ein Jahrhundert überdauern und so machte es sich Zelda zur Aufgabe, Hyrule zu neuem Glanz zu verhelfen.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als feine Tropfen auf mein Gesicht fielen. Hoffnungsvoll blickte ich nach oben. Die graue Decke hing schwer über mir. Fast schon tröstlich wirkte die Natur, die sich auf mich herabsenkte.
Wird Zelda es rechtzeitig vor dem Sturzregen nach Hause schaffen?
Sie hatte in letzter Zeit viel in den Ruinen und Katakomben der Zonai geforscht. Deswegen war sie nun unterwegs mit Purah. Seufzend setzte ich mich an meinen Schreibtisch, der mit zerknüllten Notizen, Papierfetzen, Bleistiften und zusammengerollten Plänen übersät war, und notierte, wie viel ich heute geschafft hatte.Das eine Jahr das ich zum Rehabilitieren brauchte, fühlten sich nie so einsam an, wie diese Sekunde. Ihr Duft hing noch im Raum, überall waren Lebenszeichen von ihr, aber sie war nicht da. Gedankenverloren hielt ich einen Stift zwischen meiner Nase und meinen zusammengekniffenen Lippen, während ich mit einem Fuß auf dem Boden wippte, als plötzlich die Tür aufknallte. Vor Schreck stürzte ich krachend zu Boden. Zwei gackernde junge Frauen spazierten herein und den Regen mit dazu. “Link! Wo bist du! Zelda und ich haben eine brilliante Idee.”
Die Einsamkeit war doch gar nicht so übel.
“Ich bin hier oben, was willst du schon wieder von mir?” Purah platzte in letzter Zeit viel zu oft ungebeten in mein Haus ein. Natürlich hatte sie fortlaufend herumexperimentiert, das gewünschte Alter zu erreichen Kaum hatte ich mich aufgerappelt, hechtete ich die Treppen hinab, da verhöhnte mich auch schon Pura mit ihren Blicken, die Bände darüber sprachen, wie ungehobelt und einfältig sie mich empfand. Doch dann drehte sich Zelda um. Ihr Haar und ihre Kleidung trieften vor Nässe, ihre Wangen und Nase waren rosig und ihre Lippen zitterten leicht.
“Link, koch uns mal Tee! Sonst holt uns noch eine Erkältung ein!” Purahs Worte klangen weit weg, als wäre ich unter Wasser. Zeldas Waldgrüne Iris glänzte voller Hoffnung und Freude,als sie zu mir aufblickte.Sie lächelte als ich den Knoten ihres Umhangs löste. Dieses wundervolle Lächeln...
“LINK!” Wie eine Schelle schnallte Purahs quietschige Stimme in den Ohren und riss mich aus der Trance.
“Was hast du gesagt?” Endlich nahm ich Purah wahr, die anscheinend alles andere als begeistert war, keiner Beachtung gechenkt zu bekommen. Ihr Anblick war sehr amüsant.
"Mach uns Tee! Oder willst du, dass Deine geliebte Zelda sich erkältet?" Ich seufzte, wieder die Zelda-Karte, die immer bei mir funktionierte, obwohl ich Purah immer durchschaute.Daher schenkte ich ihr ein gefälschtes Lächeln mit einer tiefen Verbeugung.
Unter dem riesigen Baum vor meinem Haus, kochte ich die Kräuter für den Tee. Es war eine geniale Idee von mir gewesen,eine Überdachung zu erbauen, da ich nun meine Kräuter und Pilze hier trocken lagern konnte. Während ich einen weiteren Tee mit Wildbeeren und Honig füllte, summte ich vor mich hin. Zelda liebte die Süße von Beeren, ihre Augen strahlten dann immer so glücklich. Gerade als ich an ihr Lächeln dachte, gessellte sie sich zu mir und Lächelte mich verträumt an. Neugierig lugt sie über meine Schulter und beobachtet mich Stillschweigend, wie ich den Löffel umrührte. Sie hielt die braunen Tontassen in der hand, die wir zusammen getöpfert hatten Es machte mich froh, ihr einfache Dinge zu erklären, die nichts mit verpflichtungen zu tun hatten. Aber dann huschte mir die Erinnerung vor Augen, wie meine Hände auf ihren lagen, während ich dicht hinter ihr saß und ihr die uralte Technik des töpferns erklärte.Noch immer kribbelten meine Hände davon.Und nun berührte diese Hand meine Schulter. Selbst durch den dicken Stoff meiner traditionellen Hateno Kleidung, spürte ich, wie kalt ihre Hände waren und legte wärmend meine freie Hand auf ihre. So standen wir da und horchten dem brodelnden Wasser im Topf und dem Donnern des Regens. “Ich habe dir Honig und Beeren in den Tee gemischt, der wird die bittere Note der Warm-Safflina neutralisieren”, erklärte ich flüchtig, während ich die Tasse auf den Tisch vor Zelda stellte. Subtil kreuzten sich unsere Blicke - als eine Form "Danke" zu sagen. Sie lächelte und wandte sich wieder Purahs Sprechdurchfall zu. Ich setzte mich an die Tischkante zwischen den beiden und horchte. “Link, ich weiss das Innere deines Kopfes erreicht nicht die Kapazitäten einer Wissenschaftlerin wie zelda, aber auch Dir sollte bekannt sein, wie essenziell unsere Forschungen für das Fortbestehen Hyrules sind.” Ich verdrehte die Augen. “Wir müssen unsere Wirtschaft ankurbeln und für staatliche Einnahmen sorgen. Wir dachten daher daran die Arena nahe des Vergessenen Plateaus wiederaufzubauen und dort eine Art Fest veranstalten, zu Ehren der Wiedervereinigung und Aufbaues des Königreiches. Die Zora, Rito und Gerudo besitzen die finanziellen Mittel aufgrund ihrer ressourcenreichen Böden und Bergen. Wir brauchen sie unbedingt als Sponsoren indem wir sie dazu bringen mitzumachen. Wir dachten an eine Art sportliches Fest… Arenakämpfe in verschiedenen Disziplinen…”
Bei Hylia! Ich habe kein gutes Gefühl dabei, was mich betrifft…
“... da hatten Zelda und ich die Idee, Dich zum Arenakämpfer der Hylianer zu machen.”
Ich wusste es!
“Nein.”
“Aber…”
"Schätzchen, Ich bin nicht dein Junge für alles. Mich vorzuschlagen, weil es gerade keine besseren Kämpfer gibt und dann zu erwarten, dass ich für Ruhm und Ehre kämpfen würde, ist wirklich lächerlich, sogar für Deine Verhältnisse."
"Schätzchen, ich denke, dass der Sieg über Ganon Dir zu Kopf gestiegen ist. Muss ich mir notieren, dass man nach einem langen Schläfchen, eine Insuffizienz der auditiven Wahrnehmung aufweist, da du wieder nicht zuhörst. Es geht hier um den Wiederaufbau Hyrules!"
"Es geht dir nur um die Rupees, die Du dir dann in die Tasche stopfen kannst."
"Du meinst für meine Forschung, die dir das Leben gerettet hat?"
"Du hast nur das erforscht, was bereits existierte." Es entging mir nicht, wie Zelda und Purah bedeutungsvolle Blicke austauschten.
“Link, Purah hat es nicht so-”
“Geht jetzt, es ist spät.” “Hey Link, du kannst uns nicht bei dem Wetter rauswerfen! Wie kannst du so gewissenlos-” Mein Blick muss sie zum verstummen gebracht haben, denn jetzt war sie so still, wie noch nie in ihrem Leben. Langsam wandte sie ihren verblüfften Blick zu Zelda.
Seufzend wandte ich mich ab und marschierte hinaus. Ich beschütze. Ich tanze nicht, um Anderen zu gefallen.
“Ich wusste du würdest hierher kommen, um dich zu beruhigen.” Der unaufhörliche Regen schien jegliche Wut in mir dem Bach hinab fließen zu lassen. Hier, mit ihr im Regen zu stehen, umgeben von einer Armee aus Wächtern, hatte es etwas Surreales an sich.
Bin ich wirklich derselbe Mann, der vor 100 Jahren in ihren Armen das andere Ufer fast erreichte? Jetzt stehen wir hier - Hand in Hand - und blicken auf jenes Ereignis zurück, das 100 Jahre lang uns voneinander getrennt hatte.
“Ich habe hier mein Leben gelassen, im Versuch dich zu beschützen. Ich habe ganz Hyrule durchkämmt, um jeden Schrein und jede Erinnerung zu finden, jeden einzelnen Korok gefunden, um mehr und bessere Waffen zu besitzen, habe die Titanen unter Kontrolle gebracht und die Seelen unserer Freunde erlöst…”
Daruk, Mipha, Urbosa, Revali, nun könnt ihr in Frieden ruhen
“… auch wenn ich zu lange gebraucht habe, wollte ich, selbst auch nur einen Moment früher, befreien, um dein liebliches Lächeln wieder zu sehen. Ich kämpfe, um dich zu beschützen, nicht um mich vorzuführen, Zelda.” Zelda streichelte über meinen Arm und drückte fest unsere verschränkten Finger. “Du hättest Purah bis zum Ende ausreden lassen sollen." Ich blickte ihr tief in die Augen. Ihr Gesicht war mir so nahe, dass ich sie hätte küssen können. Das Verlangen war zehrend.
“Sie wollte das genauer erläutern mit den Arenakämpfen…es ist mehr wie eine Art Wettkampf in verschiedenen Disziplinen…” Ich legte meinen Arm um ihre Schulter, um sie zu wärmen. Sie legte einen Zeigefinger an ihr Kinn, was sie immer tat, wenn sie grübelte. “Sandrobben-Surfing ist doch deine Lieblingsbeschäftigung… erinnerst du dich, wie du einst ein Wettrennen gegen die Zeit angetreten bist, um einen Schrein zu erwecken? So in etwa, hatten wir uns diese Arenakämpfe vorgestellt…Wir haben nur noch keinen richtigen Namen dafür gefunden.” Sie lehnte sich mehr in meine Umarmung und starrte verträumt in die Ferne.
“Wozu machen wir das wirklich?”
“Die Verheerung hat tiefe Narben hinterlassen und Hyrule muss wieder aufgebaut werden, dafür brauchen wir Rupees. Aber auch König Dorephan hatte stark darauf bestanden, die Banden zwischen den Zora und den Hylianern wieder zu stärken…” Ihre Stimme stockte fast unmerklich. Dennoch wusste ich, dass sie sich noch immer Vorwürfe machte. Ich drückte sie fester an mich.
“Wir wollen daher eine Möglichkeit schaffen, diese Differenzen zu überbrücken und dachten daher an gemeinsame Aktivitäten, die als Nebenprodukt die Staatskassen füllen würden, um die Forschung anzutreiben. Denn bessere Technologien bedeuten größeren Wohlstand für die Völker und größerer Wohlstand gleichmäßig verteilt, bedeutet inneren Frieden.”
Ich war es durch meine etliche Abenteuer durch die Wildnis gewohnt, der Nässe ausgesetzt zu sein,ihr Körper zitterte vor Nasskälte, trotz des Umhangs, das sie sich umgeworfen hatte. "Zelda verzeih, dass du meinetwegen durch den Regen laufen musstest-" Doch Zelda hielt mir plötzlich einen Finger auf die Lippen und pfiff scharf zwischen ihren Fingern. Es war nicht einmal ein Bruchteil der Zeit vergangen, da hörte ich auch schon ein vertrautes Wiehern. Als ich mich umdrehte, erkannte ich sofort das terrakottafarbene Fell mit der hellen Mähne.
“Fraser weiss immer, wo du steckst.", sagte sie und warf mir dabei einen unschuldigen Blick zu. Spielerisch verdrehte ich die Augen und lachte leise. Fraser derweil tippelte auf den Hufen und wackelte wiehernd mit dem Kopf, als er mir näher kam. Ich streichelte seinen riesigen Kopf, während er mich anstupste und an meinen Haaren knabberte.
Plötzlich blitzte mir eine Idee vor Augen auf. “Wäre es dann nicht besser, wenn ganze Teams ein Volk vertreten würden? Auf diese Art seid ihr nicht auf mich angewiesen, falls ich mich verletze.”
Ich bot ihr meine Hand, um leichter auf den Sattel zu steigen, hievte mich auf den klitschnassen Rücken hinter ihr und nahm die Zügel, die sie mir in die Hand drückte. Normalerweise hätte ich im Sattel sitzen müssen, aber es wäre eine enorme Anstrengung für ihre Beine gewesen, ohne Sattel zu reiten. Das wollte ich nicht. "Gleichzeitig treten mehr Vertreter eines Volkes in Kontakt, können sich austauschen und bilden eine Grundvoraussetzung für neue Hylianische Krieger.” Ich versuchte Frasers Tempo zu zügeln, denn er war mein schnellstes Pferd im Stall. Er liebte die Geschwindigkeit, aber nun wäre ein kalter Zug durch unsere durchnässte Kleidung tödlich. Zelda war fast 102 Jahre isoliert in diesem widerlichen Schleim gewesen, während ich nach meiner Isolation durch das ganze Königreich gewandert war und sehr viel Zeit hatte, mich zu erholen. Sie wurde sehr oft krank, das entging mir nicht, aber es gehörte womöglich dazu, sich an die Umgebung wieder zu gewöhnen.
Nachher werde ich ihr ein heißes Bad einlaufen lassen. Nein, Link stell es dir nicht -
“Link, du bist brilliant!”
Was? Ah… reiß dich zusammen!
"Ja, das bin ich.” Sie lachte mittlerweile über meine überschwängliche Art, die sie von mir erst nach unserem Kampf kennengelernt hatte. Am Anfang schaute sie mich immer mit weit aufgerissenen Augen an. Zelda redete ununterbrochen; die Ideen sprießten aus ihr wie eine Fontäne heraus. Ich lachte in mich hinein; da war sie wieder, die verrückte aufblühende Seite in ihr. Ihr Gesicht strahlte dann besonders hell, ihr Lächeln ging über das ganze Gesicht und ihre Augen funkelten wie Smaragde. Ich wollte ihrem Gesicht so nahe sein wie möglich, wollte, dass sie mich wieder mit diesen großen Augen anschaut.
Rotzfrech fragte ich daher: “Welche Position wirst du haben? Wirst du mich gesund pflegen, wenn ich mich verletzt habe?” Abrupt wandte sie ihr Gesicht zu mir. Verschmitzt lächelte ich sie an. Da waren sie nun diese dunkel funkelnden Augen, die über mich urteilten, aber leicht kokett wirkten.
“Du wirst keine freie Minute vor mir haben, weil ich sichergehen muss, dass du die gesundheitlichen und körperlichen Bedingungen erfüllst.”
“Sogar noch besser.”
“LINK!” Sie ärgerte sich und ich lachte lauthals.
Endnotizen:
Es ist wirklich lange her, dass ich etwas für die Zelda Community geschrieben habe. Vor allem lag es an fiese Kommentare und einer großen Portion Selbstzweifel, dass ich eine lange Zeit (2 Jahre) nichts mehr geschrieben habe für irgendein Fandom und hoffe nun, dass mein Schreibstil nicht zu sehr eingerostet ist. Ich bin froh wieder zurück zu sein, da Zelda und Link meine Komfortcharaktere sind. Die Inspiration für diese Idee bekam ich durch den lieben Twitter User Leo. Ich danke Dir, da ich nun wieder im Schreibmodus bin!
Falls ihr Interesse daran habt, wie die Abenteuer von Link und Zelda aussehen würden dann empfehle ich euch 'Botw Clash of Kingdoms' von @wwwhttps zu lesen.
Link ist nach seinem Schlummer und seinen Gedächtnisverlust ein rotzfrecher, flirtender und schamloser junger Mann geworden, konnte jedoch nie zeigen wer er wirklich war, da er von klein auf unter großem Druck stand dem den Erwartungen eines legendären Helden gerecht zu werden und entschied sich daher zu schweigen.
Er ist sehr direkt,
Er ist fordernd...
Er flirtet...
und albert gerne herum, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.
Links und Purahs Dynamik kann man etwa mit zwei Sternzeichen des Elements Feuer vergleichen, sie verstehen einander sind aber zusammen sehr gefährlich. Sie kommen miteinander aus, sind beide jedoch sehr direkt und fordernd. Auf die Idee kam ich durch die allerste Interaktion zwischen den beiden:
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Geschichtsrevisionismus zur Kriegsvorbereitung
Geschichtsrevisionismus wird besonders in den NATO-Staaten seit Jahrzehnten betrieben - derzeit dient er vor allem der Kriegsvorbereitung.
Geschichtsrevisionismus als politische Strategie
In wikipedia wird Geschichtsrevisionismus wie folgt beschrieben:
"Als Geschichtsrevisionismus oder Revisionismus bezeichnet man Versuche, ein wissenschaftlich, politisch und gesellschaftlich anerkanntes Geschichtsbild zu revidieren, indem bestimmte historische Ereignisse wesentlich anders als in der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft dargestellt, erklärt oder gedeutet werden."
Manchen ist als eines der medial besonders beachteten Beispiele für Geschichtsrevisionismus im o. g. Sinne vielleicht in Erinnerung die: "Gemeinsame Erklärung der Präsidentin Ursula von der Leyen sowie der Präsidenten Charles Michel und David Sassoli im Vorfeld des 75. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz-Birkenau" vom 23. 01. 2020.
"Vor 75 Jahren haben die Alliierten das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit."
Der Schweizer Journalist Christian Müller (2020 noch Mitglied der Redaktionsleitung der Schweizer Internet-Zeitung Infosperber) fragte damals:
"Tanzt von der Leyen nach US- oder polnischer Geige?"
Am 20. 07. 2024 veröffentlichte die Donezker Nachrichtenagentur auf ihrer Webseite einen Gastbeitrag des Schweizer Militärspezialisten Ralph Bossard zum aktuellen Geschichtsrevisionismus.
Beginn der Übersetzung:
Die Revision der Geschichte ist die Strategie des Westens zur Vorbereitung des Krieges
Der unabhängige Militäranalyst Ralph Bosshard ist pensionierter Oberstleutnant der Schweizer Armee und ehemaliger hochrangiger OSZE-Beamter, der unter anderem als Vertreter der Organisation in der Ukraine und im Donbass tätig war. In einem Artikel für die Nachrichtenagentur Donezk analysiert er die systematischen Bemühungen des Westens, die Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu verfälschen, die Heldentaten des sowjetischen Volkes zu schmälern und darüber hinaus die Nazis und ihre Komplizen zu rehabilitieren.
***
Überall auf der Welt gibt es Menschen, die gerne über Dinge reden und schreiben, von denen sie eigentlich keine Ahnung haben. Solche Leute machen normalerweise in der Politik und im Journalismus Karriere. Im Moment schreiben sie gerne über den Krieg im Donbass. Sie kennen weder Russland noch die Ukraine noch den Krieg, aber das hält sie nicht davon ab, ihre Überzeugungen darüber zu verbreiten. Sie empfinden Fakten als Verfolgung.
Nach meiner Entlassung aus der Schweizer Armee interessierte ich mich für zwei Themen: militärische Operationen und Geschichte. Die Vorbereitung von militärischen Einsätzen war fünf Jahre lang meine Aufgabe als Leiter der Abteilung Einsatzausbildung der Schweizer Armee. Die dafür notwendige Ausbildung in der Schweizer Armee und der NATO war schlecht, aber an der Militärakademie des Generalstabs der Streitkräfte der Russischen Föderation war sie viel besser. Am Ende meiner Laufbahn in der Schweizer Armee unterrichtete ich im Hauptquartier für Operative Ausbildung die operative Ausbildung. Ich weiss, wovon ich spreche, wenn ich den Begriff "militärische Operation" verwende. Ich habe an der Universität Zürich Geschichte studiert. Kurzum: Ich bin ein Profi auf dem Gebiet der Militärgeschichte.
Revisionistischer Unfug
Seit ich mich wieder mit Militärgeschichte beschäftige, werde ich zunehmend mit revisionistischen Theorien über den Zweiten Weltkrieg konfrontiert. Kürzlich wurde mir gesagt, dass die sowjetischen Partisanen militärisch "nutzlos" waren und dass sie "ein Haufen Deserteure und Kriminelle" waren, die angeblich für die Zivilbevölkerung von Belarus gefährlicher waren als für die deutschen Besatzer. Die Geschichtsschreibung über sie ist angeblich eine Mischung aus sowjetischer Propaganda und Romantik. Ich habe mich dann mit den sowjetischen Partisanen beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie auf jeden Fall viel effektiver waren als die französische Résistance.
Estnische Angehörige der SS-Truppen waren "Kämpfer für die Freiheit Estlands von der Sowjetunion", sagte die Ständige Vertreterin Estlands bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Wien, wo ich sechs Jahre lang gearbeitet habe, vor ein paar Jahren. Frau Botschafterin sagte damals: Es sei zwar unangenehm, dass sie schwarze SS-Uniformen trugen, aber sie seien trotzdem "Freiheitskämpfer". Als ich das hörte, war ich überrascht: Ich hatte SS-Truppen bisher nicht mit Freiheitskämpfern in Verbindung gebracht.
Ich erinnere mich auch lebhaft an einen älteren Herrn in Österreich, der behauptete, die deutsche Wehrmacht habe den sowjetischen Angriff auf Westeuropa am 22. Juni 1941 "verhindert" und einen Präventivkrieg begonnen. Ja, dachte ich, dieser Mann versucht wahrscheinlich, mich davon zu überzeugen, dass der deutsche Angriff ein legitimer Akt der Selbstverteidigung des nationalsozialistischen Dritten Reiches gegen die Sowjetunion war. Die Theorie, dass die Nazis "den Bolschewismus" für Westeuropa bekämpften, ist nicht mehr weit hergeholt. Ein junger Mann versuchte mir diese Theorie vor vielen Jahren in einer Buchhandlung im Zentrum von Kiew zu erklären und wollte die Gelegenheit nutzen, mir ein Porträt von Adolf Hitler zu verkaufen. Das Geld habe ich dann gespart und statt für das Porträt für kaltes Bier ausgegeben - definitiv eine bessere Investition.
Dies sind nur drei Beispiele aus einer ganzen Reihe von ähnlichen Ereignissen, die ich erlebt habe.
Unwissenheit und Überraschung
Kürzlich nahm ich in der Schweiz an einer Diskussionsveranstaltung über den Zweiten Weltkrieg teil, bei der ein belarussischer Kollege eine Eröffnungsrede hielt. Es war interessant, die Reaktion der etwa 60-80 anwesenden Journalisten, Historiker und Lehrer zu beobachten: Die Informationen über die Leiden der Belarussen in den Jahren 1941-1945 waren für sie neu. Sie wussten weder von den Tragödien von Ozarichi und Chatyn noch von der Operation Bagration. Sie wussten kaum etwas über die zahllosen Verbrechen, die von der deutschen Wehrmacht - nicht nur von der SS und der Gestapo - begangen wurden.
Der Grund dafür ist für mich als Militärhistoriker klar: Der militärhistorische Dienst der US-Armee beauftragte nach 1945 eine große Zahl deutscher Generäle mit der Geschichtsschreibung des gerade zu Ende gegangenen Krieges. Und die Herren nutzten die Gelegenheit, ihre Rollen zu beschönigen, das Märchen zu erfinden, dass die deutsche Wehrmacht immer fair gekämpft habe, und zu erklären, warum sie - in Wirklichkeit die dem Gegner zahlenmäßig unterlegenen Soldaten - dennoch von der Roten Armee besiegt wurden. Viele von ihnen blieben ihren nationalsozialistischen Überzeugungen treu und betrachteten Soldaten und Offiziere der Roten Armee weiterhin als "Untermenschen". Ihre Selbstrechtfertigung prägte über Jahrzehnte die Geschichtsschreibung im deutschsprachigen Raum. Und heute bestimmt dieser Geist wieder die Berichterstattung über die russische Armee und den Krieg im Donbass.
Die Strategie der Geschichtsrevision
Dahinter steckt eine verräterische Strategie: Der Westen will nun die Ordnung revidieren, die 1945 in San Francisco durch die UN-Charta geschaffen wurde. Die Hüter dieser Ordnung sollten eigentlich die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs sein - neben den USA, Großbritannien und Frankreich auch Russland als Nachfolger der Sowjetunion und China. Seit Jahren will der Westen diese Ordnung demontieren und an ihrer Stelle eine neue "regelbasierte Ordnung" errichten, die er ohne Rücksprache mit den Ländern definieren kann, die er bereits zu Feinden erklärt hat. Aus diesem Grund versucht man nun, den Beitrag der Sowjetunion zum Sieg über den Nationalsozialismus herunterzuspielen. Und da die europäischen Neonazis als nützliche und fanatische Idioten in den Krieg gegen Russland geschickt werden, muss man mit Kritik an den Nazis vorsichtig sein. Die Richtung dieser Bemühungen ist klar: Russland soll diskreditiert, isoliert und ausgegrenzt werden.
Aber es geht noch weiter: Generell wird versucht, die Russen als Volk zu dämonisieren, zu leugnen, dass sie eine Kulturnation sind, und sie nicht als Menschen, sondern als aggressive Monster darzustellen, die daran gehindert werden müssen, den "zivilisierten Westen" anzugreifen.
Die Autoren dieser Strategie sind sich auch bewusst, dass die Grenzen mehrerer Republiken der ehemaligen Sowjetunion auf der Konferenz von Jalta 1945 festgelegt wurden. Eine dieser Republiken ist Weißrussland. Heute leben in vielen Republiken des postsowjetischen Raums immer noch viele Russen, und diese Republiken stehen vor der Aufgabe, ihre nationale Identität zu finden. Diese Menschen wissen auch, dass die Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg für viele Menschen wichtig ist und eine wichtige Rolle für die nationale Identität dieser Länder spielt. Die Schwächung dieser nationalen Identität und des Zusammenhalts der Gesellschaften ist Teil einer umfassenderen Strategie: Sie zielt darauf ab, zu spalten und zu dominieren.
Deutschland führte fünf Jahre lang, vom Herbst 1939 bis zum Herbst 1944, Krieg auf fremdem Boden. Die USA und die westeuropäischen Kolonialmächte haben nach Kriegsende 45 Jahre lang Kriege auf fremden Kontinenten geführt. Und seit 1991 führt die NATO, die eigentlich als Instrument der Selbstverteidigung geschaffen wurde, Kriege außerhalb ihres Bündnisgebietes. Diese Nationen wissen nicht, was Krieg im eigenen Land bedeutet und nehmen den Krieg deshalb auf die leichte Schulter. Die Revision der Geschichte ist eine Vorbereitung auf den Krieg, und wir müssen uns ihr energisch widersetzen, bevor es zu spät ist.
Ende der Übersetzung
Siehe auch:
- Lawrow: Für eine nachhaltige Weltordnung
- Regelbasierte Ordnung - das neue Völkerrecht
- Wer die Vergangenheit nicht kennt…
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