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#Pripetė
the-urban-xplorer · 5 years
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Prypjat
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Prypjat (ukrainisch Прип'ять, russisch Припять) ist heute eine Geisterstadt in der Oblast Kiew (Rajon Tschornobyl) in der Ukraine, die 1970 im Zusammenhang mit dem Bau des Kernkraftwerks Tschernobyl gegründet und infolge des Reaktorunglücks von 1986 geräumt wurde. Die Stadt liegt am Fluss Prypjat und ist mit einer Entfernung von etwa vier Kilometern die dem Reaktor nächstgelegene Siedlung. Damit liegt Prypjat inmitten der unbewohnbaren 30-Kilometer-Zone um das Kraftwerk. In Prypjat gibt es noch heute einen Rummelplatz mit Riesenrad und Autoscooter. Der Rummel sollte am 1. Mai 1986 eröffnet werden, wozu es wegen der Reaktorkatastrophe nicht mehr kam, da die Stadt am 27. April 1986 evakuiert wurde. Etwa einen Kilometer Luftlinie entfernt vom Volksfestplatz liegt eine Schwimmhalle. In der Nähe des Reaktors existierte lange Zeit ein riesiger Schrottplatz, da nach den Aufräumarbeiten und dem Bau des Sarkophags hunderte Fahrzeuge (Lkw, Feuerwehrautos, Hubschrauber, Geländewagen) so stark kontaminiert waren, dass eine Weiterverwendung unmöglich war. Heute ist dieser Schrottplatz im Rahmen der Dekontamination aufgelöst, die Fahrzeuge wurden wegen ihrer hohen Radioaktivität jedoch bis heute nicht entsorgt. Viele Fahrzeuge sind jedoch im Laufe der Zeit von Plünderern ausgeschlachtet und einige sogar weggeschafft worden. Prypjat wurde am 4. Februar 1970 gegründet. Die Stadt wurde als Wohnort für die Arbeiter des ersten Atomkraftwerks der Ukraine geplant – des Atomreaktors Tschernobyl, benannt nach der nahe gelegenen Kleinstadt Tschornobyl. Der Großteil der Bevölkerung bestand aus Arbeitern und deren Familien. Dadurch wuchs die Stadt schnell. Zum Zeitpunkt der Katastrophe war Prypjat eine relativ reiche und insbesondere junge Stadt – das Durchschnittsalter lag zum Zeitpunkt der Katastrophe bei ca. 26 Jahren. Die Stadt besteht aus fünf Distrikten, die sich kreisförmig um das Stadtzentrum gruppieren. Die Fläche beträgt schätzungsweise 600 Hektar, auf denen sich 149 mehrgeschossige Gebäude befinden. Die ca. 13.500 Wohnungen umfassen eine Fläche von ungefähr 520.000 m². Ursprünglich sollte Prypjat parallel zum Ausbau des Atomkraftwerks – Block 5 und 6 waren bereits im Bau – auf bis zu 80.000 Einwohner anwachsen. Die Erweiterungsfläche nordöstlich der Stadt ist noch heute als unbewachsenes Feld sichtbar, auf dem nach dem Unfall Sicherungsmaßnahmen durchgeführt wurden, um Winderosion des kontaminierten Bodens weitestgehend zu verhindern. Aufgrund des schleppenden Informations- und Notfallmanagements wurde Prypjat erst 36 Stunden nach dem Reaktorunfall evakuiert. Dadurch wurden viele Anwohner einer hohen Strahlung ausgesetzt, und viele litten an Spätfolgen. So wurde gegen Mittag des 27. April eine kurze Radionachricht gesendet, in der die Bevölkerung aufgefordert wurde, sich auf eine dreitägige Abwesenheit einzurichten. Die Evakuierung erfolgte ab 14 Uhr und wurde mit ca. 1.200 Bussen innerhalb von zweieinhalb Stunden durchgeführt. Durch den Unfall wurde Prypjat mehrmals und durch unterschiedliche radioaktive Stoffe kontaminiert. Dank günstiger Winde fand die stärkste Kontaminierung der Stadt durch radioaktive Niederschläge jedoch erst nach der Evakuierung – zwischen dem 27. und 29. April – statt. Dekontaminierungsaktivitäten wurden überall in der Stadt durchgeführt, wobei die ausführlichsten Arbeiten im Stadtzentrum stattfanden. Die Arbeiten wurden in verschiedenen Phasen unternommen und reduzierten die durchschnittliche radioaktive Belastung nach und nach merkbar auf ein erträgliches Niveau. Da die Bewohner in dem Glauben gelassen wurden, bald wieder nach Hause zu können, stehen viele Gebäude noch im Originalzustand. Allerdings kam es im Laufe der Zeit zu Vandalismus und Plünderungen. Man kann davon ausgehen, dass die meisten Plünderungen in Pripjat ab 1998 stattgefunden haben. Erst dann, als die letzten noch halbwegs am Leben erhaltenen und bewachten Objekte der Stadt aufgegeben wurden, begann der Anfang vom Ende. Die Ukraine durchlebte seit der Katastrophe mehrere politische und gesellschaftliche Umbrüche, das alles wirkte sich auf den Zustand der Stadt und der Sperrzone insgesamt aus. Auch Zeiten der Gesetzlosigkeit in den früheren 90ern haben in der Stadt eine deutliche Spur hinterlassen. Die hohen Schrottpreise sorgen nach wie vor für das Verschwinden der Heizkörper und Treppengeländer in den meisten Wohnhäusern von Pripjat und Umgebung. Wer hinter diesen Machenschaften steckt ist schwer zu sagen. Einerseits können Arbeiten dieser Art nur unter dem Schutz des Staates durchgeführt werden, andererseits werden hin und wieder Fälle wie dieser und noch grösseren Ausmasses aufgedeckt. Mal sind es einfache Kriminelle, ein anderes Mal korrupte Polizisten, die mit den Schrottjägern oder “Metallisten” wie man sie hier nennt, zusammen unter einer Decke stecken... Die einzige Ampel in Pripjat hat es zum Glück, bis in die heutigen Zeiten geschafft. Nein, sie diente nicht ihrem eigentlichen Zweck - den Verkehr zu steuern, denn er war trotz der relativ hohen Anzahl der Privatfahrzeuge in Pripjat eher mäßig. Sie funktionierte rein symbolisch, um den Kindern und Grundschülern die elementarsten Verkehrsregeln nahe zu bringen... Vor dem Hintergrund des sich verstärkenden Interesses stellt sich die Frage, wie weiter mit der Stadt umgegangen werden soll. Denn einerseits wird die Region aufgrund der Kontaminierung mit radioaktivem Material auf unbestimmte Zeit unbewohnbar bleiben – andererseits ist der Ort zum Sinnbild der Anti-Atomkraft-Bewegung geworden und stellt damit ein Mahnmal dar, das vor allem die Denkmalpflege vor interessante Diskussionen stellt. Es gibt Stimmen für die Aufnahme der Stadt in die Welterbeliste der UNESCO.   Read the full article
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litttlesilkworm · 4 years
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I wanted to report some progress on identifying the filming location of the “Polyssia” hotel interiors in Chernobyl! 
@elenatria​ @alyeen1​ 
This Lithuanian website (see above) is claiming that hotel interiors were filmed at a Soviet VIP guest house in Vilnius. This guest house is quite a stunning example of Soviet modernist architectural style, and housed such guests as Mikhail Gorbachev and Richard Nixon in its heyday.
Looks like a good house for a Bond villain, isn’t it?
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This house is listed for sale by Sotheby’s, but the photos of the building’s interiors from their website left me uncertain whether this was even the right location:
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None of the photos have rung any bells whatsoever, and I was no longer convinced this was the right place. However, Sotheby’s photos were all of the grand foyer and the event hall.
I searched for a long time for more photos of the building’s interiors - especially the living quarters (which are vast, according to the floor plan provided by Sotheby’s). 
I found exactly one photo:
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Curtains, dark thick window frames and horizontal slats under the window sill…
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…and dark trim at the ceiling!
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I wish we could see more interior photos of this rather stunning building, which would allow us to find exact rooms, but so far I wasn’t able to find anything else!
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vytautas-789 · 5 years
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„Dėmesio, dėmesio! Draugai! Dėl po avarijos atominėje elektrinėje susiklosčiusios nepalankios radiacinės aplinkos, skelbiama laikina Pripetės gyventojų evakuacija. Pasiimkite tik...
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the-urban-xplorer · 5 years
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Mittelschule #3
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Während unserer Erkundung durch Pripyat stoßen wir auf die Mittelschule #3, die durch das überall wuchernde Grün von der Straße aus kaum zu sehen ist. Die größte Schule in Pripjat besteht aus einem Hauptgebäude und 2 weiteren Flügeln mit jeweils einem Innenhof. Durch die quadratische Anordnung der Flure auf teilweise 3 Etagen kann man hier schnell die Orientierung verlieren. Die Schule in der Sportiwnaja Str. 14 befindet sich, wie mittlerweile die meisten Gebäude in Pripyat, in einem sehr schlechten Zustand. Sie gehört, wie die bereits eingestürzte Schule #1, zu den ältesten der Stadt. Es wird auch hier nicht mehr lange dauern, bis irgendeine Ziegelsteinmauer unter der Last der Zeit zusammenbricht... Das Betreten der Schulklassen wirkt auf mich wie eine Zeitreise in die Vergangenheit: Dieselbe Tafel, dieselben Schulbücher und Hefte und die selben propagandistischen Plakate an den Wänden... Die allgegenwärtigen Plakate und andere sowjetisch geprägte “Kunstwerke” verdienen besondere Beachtung. Schon im jüngsten Schulalter wurde mit Hilfe solcher Plakate, verschiedener Literatur und anderen Medien versucht, die sowjetische Moral der Schüler zu formen und zu verfestigen. So musste man oftmals patriotische Gedichte und Lieder als Hausaufgabe auswendig lernen. Ob das dahinter versteckte Ziel jemals erreicht wurde? Schwer zu sagen...   Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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Rummelplatz
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Der Rummelplatz von 86, der leider nie eröffnet werden konnte. Die Katastrophe im Kraftwerk Tschernobyl kam dem zuvor, weshalb die Attraktionen noch heute dort stehen und verrotten...   Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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Das Kulturhaus Energetyk
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Heute besuchen wir eins der bekannteren Gebäude, welches mitten im Stadtzentrum von Prypjat liegt. Das Kulturhaus Energetyk war der zentrale Anlaufpunkt für treffen und Aktivitäten jeglicher Art. Ein großes Forum, Sportstätten und andere Freizeitmöglichkeiten wurden hier geboten. Weit vor Whatsapp, Facebook und Co. konnte man sich so kennen lernen und gemeinsame Aktivitäten ausüben. Digitalisierung: Fluch oder Segen? Für die jüngeren Generationen ist dies vermutlich nur schwer vorstellbar. Telefonzellen statt Smartphone, jemanden in der normalen Welt kennenlernen anstatt auf dem Handy nach links und rechts zu wischen, in Büchern nachschlagen anstatt zu googlen. Heute wird man von der jüngeren Generation komisch dewegen angeschaut. Als wäre man ein Dinosaurier. Aber ehrlich gesagt: Dadurch war vieles doch noch wesentlich persöhnlicher. Man nahm sich die Zeit, neue Menschen genauer kennenzulernen und beurteilte seine sozialen Kontakte nicht an der Größe seiner Freundesliste. Ich finde, dass hier sehr viel verloren geht, da mittlerweile schon jedes keline Kind daran gewöhnt wird, seine Zeit mit dem rumtippeln auf einer Glasscheibe zu vertreiben. Da finden die Abenteuer nur noch im erreichen des nächsten Levels statt und nicht beim entdecken seiner eigenen Umwelt. Ich möchte hier natürlich nicht falsch verstanden werden. Die ganzen technischen Spielerreien machen auch mir das Leben leichter und auf einiges möchte ich nicht mehr verzichten. Ab ob es uns tatsächlich das Leben verbessert, wage ich zu bezweifeln. Vielmehr fördert es unsere Faulheit und macht uns immer weniger neugierig. Warum auch? Alles was ich sehen möchte, finde ich irgendwo im Internet... So verkümmert doch irgendwie das wirkliche Leben immer mehr zu einer Nebenbeschäftigung, bis am Ende wirklich jeder nur noch in der digitalen Welt lebt... Natürlich mag sich das mehr wie Science Fiction anhören. Aber wie weit sind wir denn Tatsächlich davon entfernt? Zumindest morgens im Bus, oder in der Bahn ist dieser Zustand doch eigentlich schon vollständig vorhanden. Aber nun habe ich jetzt genug gemeckert. Wird schon alles gut.   Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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Musikschule Pripjat
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Geht man in Richtung Zentrum durch Pripjat, kommt man irgendwann zu der Musikschule in der Kurtschatow Str. 4a. Das Gebäude ist für seine kunstvoll gestaltete Fassade in einem für Pripjat´s Kultureinrichtungen typischen “neosozialistischen” Stil bekannt. In den oberen Etagen deutet der Bodenbelag aus Plastik auf eine Nutzung der Räume nach dem Unfall hin. Welche Organisation hier untergebracht wurde ist mir leider unbekannt.   Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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Verlassene Schiffe
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Viele dieser Schiffe waren bei der Beseitigung der Unfallfolgen des Reaktorunfalls eingesetzt und sind so kontaminiert, dass sie nicht mehr verwendet werden konnten. Die Hälfte der Schiffe ist sind im laufe der Jahre bereits gesunken.   Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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Die Fabrik "Jupiter"
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Die Fabrik Jupiter am Stadtrand Pripjats gehörte zu den Top Secret-Betrieben der ehemaligen Sowjetunion. Mit anderen Worten: Die Fabrik wurde für militärische Zwecke genutzt. Und überhaupt war es in der Sowjetunion Gang und Gebe für das Verteidigungsministerium zu arbeiten: Es war angesagt und wurde gut bezahlt. Unter Berücksichtigung des "friedlichen" Charakters des Staates arbeiteten ja praktisch alle für die Verteidigung: Vom Bauern der eine Fischzuchtfarm betrieb bis hin zur Hochschul-Abteilung für Atomphysik. Offiziell war Jupiter natürlich irgendein Ableger des Kiewer "Majak"-Werks und produzierte irgendwelche Gummiröllchen und sonstige Kleinteile für Tonbandgeräte. In Wirklichkeit war der Hauptartikel der Produktion ein geheimnisvolles Produkt Nr.(danach folgte eine lange Zahlenkombination, die nur für Eingeweihte von Bedeutung war). Alles was ich über dieses Produkt herausfinden konnte, war nur, dass es eine riesige Rechnereinheit von der Größe eines Schranks oder ein Modul einer Rechenzentrale fürs Militär war. Mehr Informationen darüber konnte ich nicht auftreiben. Nach dem Unfall von 1986 kam Jupiter in die Kategorie der Betriebe, die man einerseits nicht aufgeben wollte, aber wo andererseits die Dekontamination nur mit großer Mühe durchgeführt werden konnte. Die Liquidatoren, die damals dort eingesetzt waren, taten dort größtenteils erfolglose Arbeit: Jupiter war von der sogenannten "westlichen Spur" des radioaktiven Fallouts gestreift worden... Und dann ging Jupiter für viele Jahre in den Besitz der SpezAtom über. Hier wurde diverse Robotertechnik für Arbeiten am havarierten Block des AKWs Tschernobyl entwickelt, gebaut und getestet. In den ehemaligen Werksräumen wurden verschiedene Labors eingerichtet. Heute ist nicht mehr viel davon übrig und man sucht ein wenig nach verbliebenen Spuren dieses geschichtsreichen Ortes.   Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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Cafe "Pripyat"
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Viel erzählen kann ich hier über die Geschichte leider nicht. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es hier früher einen regen Verkehr gegeben haben muss. Die Aussicht auf den Fluss und die Landschaft und der Bootsanleger dürften hier bei gutem Wetter für ein volles Haus gesorgt haben...   Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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"Debarkadeur"
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So richtig viel fällt mir hierzu gar nicht ein. Was ich weiß ist, dass dies mal eine Art Hausboot war, welches man für Partys und Feste mieten konnte. Begehbar ist es schon lange nicht mehr und vermutlich ist es auch nur noch eine Frage der Zeit, bevor es vollständig im Wasser abtaucht...   Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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Das Krankenhaus in Prypjat MSTsch-126
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Prypjat´s Krankenhaus oder MSTsch-126, wie die Eingeweihten es nennen. Ein riesiger Komplex, der den größten Teil des ersten Stadtviertels einnimmt. Das Hauptgebäude wird gekrönt mit den riesigen Buchstaben "Gesundheit des Volkes-Reichtum des Landes". Genau dorthin brachten die Rettungsfahrzeuge am 26. April 1986 die ersten Opfer: Die Feuerwehrleute und das Kraftwerkspersonal. Viele von ihnen bekamen mehrmals die tödliche Dosis an Strahlung ab, hatten schwere Verbrennungen auf der Haut. So etwas überlebt man nicht... Ihre Tage und Stunden waren bereits gezählt. Ihnen den Tod zu erleichtern war alles, was die Mediziner noch für sie machen konnten. Ein Krankenhaus ist an sich kein besonders fröhlicher Ort. Das Krankenhaus von Prypjat in seinem heutigen Zustand erst recht nicht. Leere... Dunkle Korridore... Vom Luftzug knallende Türen und Geräusche des herabfallenden Putzes bestimmen die Kulisse. Aber es gibt auch Räume, in denen einem der Aufenthalt besonders schwer fällt... Zum Beispiel die ehemalige Entbindungsstation... Dann gibt es wieder Räume, die man ohne Schutzkleidung nicht betreten sollte. In einem der Räume befindet sich bis heute noch die Kleidung der Feuerwehrleute und des Kraftwerkspersonals, die an den Ereignissen der Nacht am 26. April 1986 beteiligt waren. Dort findet man die Feuerwehrhelme, feuerfeste Schutzkleidung und Stiefel, weiße Berufskleidung und Schutzschuhe des AKW-Personals. Sie verbrachten hier einige Stunden und wurden am nächsten Tag nach Kiew gebracht, um sie mit dem Flugzeug nach Moskau weiter zu transportieren. Sechs Feuerwehrmänner, zweiundzwanzig Mitarbeiter des Kernkraftwerks, anderer dort ansässiger Betriebe und des Wachpersonals verstarben in Folge einer akuten Strahlenkrankheit in der 6. radiologischen Klinik in Moskau innerhalb weniger Monate nach dem Unfall.   Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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Kernkraftwerk Tschernobyl (Tschornobylska AES)
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Das heute stillgelegte Kernkraftwerk Tschernobyl (ukrainisch Чорно́бильська АЕС (Tschornobylska AES), russisch Чернобыльская АЭС им. В. И. Ленина (Tschernobylskaja AES im. W. I. Lenina), übersetzt „Tschernobyler Kernkraftwerk namens W. I. Lenin“) befindet sich im Norden der Ukraine nahe der ukrainisch-weißrussischen Grenze. Es ist etwa vier Kilometer von der Stadt Prypjat und 18 Kilometer von Tschornobyl entfernt. Die Katastrophe von Tschernobyl, bei der 1986 der Reaktor des Blocks 4 explodierte, gilt als bisher weltweit schwerster Unfall in einem Kernkraftwerk. Bei den für Tschernobyl eingesetzten und geplanten Reaktoren handelte es sich um solche des Typs RBMK-1000 der ersten (Blöcke 1 und 2) und zweiten Generation (Blöcke 3 bis 4). Diese Reaktoren weisen schwerwiegende Sicherheitsmängel auf. Jedem Reaktor waren zwei Generatoren zugeteilt, die in einer für alle vier Blöcke gemeinsamen Turbinenhalle mit einer Länge von fast 800 Metern untergebracht waren. Das Dach der Halle stürzte am 12. Februar 2013 70 Meter vom Sarkophag entfernt auf einer Fläche von 600 m² unter Schneelast partiell ein. Reaktortechnik Die Reaktoren hatten eine elektrische Bruttoleistung von insgesamt 3800 Megawatt. Das Kraftwerk verfügte zwischen 1983 und 1986 über eine Maximalleistung von 12.800 Megawatt thermisch. Am 23. April 2008 wurde der letzte Kernbrennstoff entfernt. Am gleichen Tag nahm in der Zone am Kraftwerk die Atommüll-Verarbeitungsanlage "Vektor" den Betrieb auf. Dort soll begonnen werden, die kontaminierten Teile in der Zone zu verarbeiten, um diese für eine Endlagerung vorzubereiten. Bau und Betrieb Das Kraftwerk wurde ursprünglich mit einer Kapazität von 2000 MW geplant. Zur Auswahl standen drei verschiedene Reaktortypen. Nach genauer Planung des Projektes fiel aufgrund der Wirtschaftlichkeit die Wahl auf die günstigsten Typen (Beschluss der Minister der Sowjetunion vom 19. Juni 1969/14. Dezember 1970). Damit wurde Tschernobyl die dritte Anlage mit Reaktoren von diesem Typ. Während der Bauzeit wurden weitere Blöcke geplant und der Ausbau auf bis zu sechs Blöcke genehmigt. Das Kraftwerk in der heutigen Form wurde etwa von 1970 bis 1983 erbaut. Eigens für das Kraftwerk wurde Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre ein Kühlsee angelegt. Mit dem Bau der Blöcke 5 und 6 wurde der Kühlsee erweitert. Auch nach der Katastrophe in Block 4 wurden nach einer Unterbrechung die anderen Reaktorblöcke des Atomkraftwerks Tschernobyl bis zum Dezember 2000 zur Stromerzeugung genutzt. Das Kraftwerk galt in der Sowjetunion in den 1980er Jahren als Musteranlage. Block 1 wurde 1977 fertiggestellt. Am 1. September 1982 wurde ein zentrales Brennelement durch Überhitzung infolge eines Bedienungsfehlers zerstört. Erhebliche Mengen an Radioaktivität traten aus, die radioaktiven Gase gelangten bis nach Prypjat. Bei der Reparatur wurden diverse Arbeiter einer deutlich überhöhten Strahlendosis ausgesetzt, der Unfall wird mit Kategorie INES 5 („Ernster Unfall“) gelistet. Block 1 ging schließlich im November 1996 vom Netz, nachdem die Betriebsdauer mit Beschluss vom 20. Oktober 1993 ein letztes Mal um drei Jahre verlängert worden war. Block 2 wurde 1978 fertiggestellt. Während längerer Zeit bestand ein Leck im Abklingbecken für abgebrannte Brennelemente. Der Austritt geringer Mengen an Radioaktivität wird vermutet. Am 11. Oktober 1991 kam es nach einer Wasserstoffexplosion zu einem Großbrand in der Turbinenhalle, das Dach stürzte teilweise ein und einer der beiden Generatoren wurde schwer beschädigt. Da die manuelle Reaktorabschaltung gelang, wurde der Reaktor selbst nur minimal beschädigt und es trat kaum Radioaktivität aus. Nach Kostenabschätzungen für eine mögliche Reparatur wurde vorerst auf eine Reparatur verzichtet und abgewartet. 1991, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, beschloss die ukrainische Regierung, Block 2 vorerst auf Warteposition zu halten. Am 20. Oktober 1993 wurde der Beschluss revidiert, die Betriebserlaubnis für Block 2 entzogen und der Reaktor endgültig stillgelegt. Block 3 wurde 1981 fertiggestellt. Er bildet mit dem Block 4 einen Doppelblock. Mit Beschluss vom 20. Oktober 1993 wurde die Betriebsdauer um sieben Jahre verlängert. Der Block wurde im Dezember 2000 auch auf Druck und nach Ausgleichszahlungen der Europäischen Union vom Netz genommen. Block 4 wurde 1983 fertiggestellt und bildet mit Block 3 und dem dazwischenliegenden Hilfsanlagengebäude einen Doppelblock. Am 26. April 1986 kam es zu einer Kernschmelze und Explosion des Reaktorkerns, wodurch der Block vollständig zerstört wurde. Große Teile des radioaktiven Inventars gelangten in die Umwelt. Das Graphit, mit dem der Reaktor moderiert wird, geriet in Brand und konnte erst Tage später gelöscht werden. Der Landstrich um den Reaktor musste geräumt werden und ist bis heute unbewohnbar. Die mit dem Rauch in große Höhe gelangte Radioaktivität wurde nach Westen getrieben und bewirkte einen radioaktiven Niederschlag (Fallout) über Nord- und Mitteleuropa. Diese Havarie machte den Ortsnamen „Tschernobyl“ zum Synonym für Gefahren der Kernenergie und die unabsehbaren Folgen eines Super-GAU. Die genauen Abläufe des Unglücks gibt es Hier: www.the-urban-xplorer.com/die-sperrzone-tschernobyl Blöcke 5 und 6 Siehe Hier: www.the-urban-xplorer.com/nicht-fertiggestellte-bloecke-5-und-6-des-chnpp Die Arbeit im KKW Von der Nuklearkatastrophe 1986 bis zur Abschaltung des letzten Blocks im Jahre 2000 arbeiteten bis zu 9000 Menschen im Kraftwerk. 2006 waren noch ungefähr 3000 Personen mit Überwachungs- und Wartungsarbeiten beschäftigt. Das Kraftwerk, obwohl stillgelegt, ist somit bei weitem nicht verwaist. Bis 1986 kamen die meisten Arbeiter aus der eigens für das Kraftwerk erbauten Siedlung Prypjat. Da Prypjat nach der Reaktorkatastrophe evakuiert wurde, kommen heute die meisten Arbeiter aus Slawutytsch, der nach der Katastrophe erbauten Ersatzstadt für Prypjat. Ab 1986 war die Arbeit – trotz sehr hoher Strahlenbelastung – vergleichsweise attraktiv: Einerseits durch eine äußerst gute Bezahlung, andererseits durch den Zwei-Wochen-Zyklus: zwei Wochen (normale) Arbeitszeit, zwei Wochen frei. Energiepolitische Bedeutung Das Kraftwerk hatte eine für die Energieversorgung der UdSSR und vor allem für deren Nachfolgestaat Ukraine sehr hohe energiepolitische Bedeutung. Die Ukraine leidet deshalb besonders an dem fehlenden Strom aus dem AKW Tschernobyl. Das Kernkraftwerk lieferte ungefähr ein Sechstel des in der Ukraine erzeugten Atomstroms, was etwa 4–10% der Gesamtstrommenge entsprach. Nur dieser Hintergrund macht es erklärbar, weshalb das Kraftwerk noch 14 Jahre lang nach dem Super-GAU weiter betrieben wurde und weiterhin viele Menschen in diesem Gebiet arbeiteten. Für den Ersatz der fehlenden Kapazität gab es drei verschiedene Konzepte: die Vollendung von drei sichereren Reaktoren in der Ukraine, deren Bau bereits fortgeschritten war, der Bau eines Gaskraftwerks mit 3.000 MW Leistung nahe der Stadt Slawutytsch, das einem Teil der Angestellten von Tschernobyl Arbeit geben könnte, oder die Modernisierung von einigen Kohlekraftwerken. Später stellte man die jeweils zu 80% fertiggestellten Kernkraftwerksblöcke Chmelnyzkyj 2 und Riwne 4 fertig. Heutige Situation Derzeit wird über dem alten Sarkophag der New Safe Confinement (NSC) errichtet, der eine Lebenszeit von 100 Jahren haben soll. Im November 2011 wurde damit begonnen, einen neuen Lüftungsturm für die zweite Ausbaustufe (Block 3 und 4) zu installieren. Der alte, mittlerweile stark korrodierte Turm wurde kurz danach entfernt, da er nicht unter den NSC passen würde. Somit verlor der Katastrophenreaktor sein charakteristisches Erscheinungsbild der letzten 25 Jahre. Nach der Vertragsunterzeichnung im August 2007 wurde zum 26. Jahrestag am 26. April 2012 der Grundstein für den NSC von Reaktor 4 gelegt. Die neue Schutzhülle sollte rund 935 Millionen Euro kosten und bis 15. Oktober 2015 fertiggestellt sein. Nachdem im September 2014 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten zunächst ein Baustopp drohte, konnte dieser mit einer neuen Finanzierung Ende November bis auf Weiteres abgewendet werden. Neben dem NSC werden auf dem Gelände des Kernkraftwerkes noch weitere Gebäude errichtet, die spezielle Aufgaben bei der Entsorgung und Demontage des Kraftwerkes übernehmen sollen.     Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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DUGA-3 Radarstation
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„Woodpecker“ (deutsch: Specht) ist die Bezeichnung für ein sowjetisches Kurzwellensignal, das zwischen Juli 1976 und Dezember 1989 weltweit auf Radiofrequenzen zu hören war. Die zufälligen Frequenzwechsel störten den öffentlichen Rundfunk sowie Funkamateure, was weltweit zu tausenden Beschwerden führte. Das Signal hörte sich wie ein scharfes Klopfen an, das sich in der Regel mit einer Frequenz von 10 Hz wiederholte. Die Ähnlichkeit mit dem Klopfen eines Spechtes führte zu seinem Namen. Bereits recht früh wurde vermutet, dass das Signal zu einem sowjetischen Überhorizontradar gehört. Diese Theorie wurde nach dem Fall der Sowjetunion bestätigt. Das Signal wurde von Anlagen namens Duga erzeugt, die Teil des sowjetischen ABM-Systems waren. Mit diesen Radargeräten sollte ein möglicher Start von Raketen im europäischen und amerikanischen Raum frühzeitig erkannt werden. Aus der offensichtlich hohen Sendeleistung der Duga-Anlagen sowie aus der Pulsfrequenz von 10 Hz lässt sich eine Entdeckungs-Reichweite von bis zu 15.000 km ableiten. Bei der NATO wurden die Anlagen unter dem englischen Begriff Steel Yard geführt. Die bekannteste dieser Anlagen, Duga-3, befindet sich in der Ukraine in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Kernkraftwerks Tschernobyl. Erst als Duga-3 aufgrund der Reaktorexplosion im Jahr 1986 aufgegeben werden musste, gelangten Einzelheiten und Fotos der Anlage an die Öffentlichkeit.     Read the full article
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the-urban-xplorer · 5 years
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Die Sperrzone Tschernobyl
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Was geschah überhaupt?
Eine Katastrophe, die den Lauf der Geschichte ändern sollte Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986 und gilt laut der Internationalen Bewertungsskala (INES) für nukleare Ereignisse neben der Nuklearkatastrophe von Fukushima als schlimmste Havarie in der Geschichte der Kernenergienutzung. Der Reaktor Block IV des Kernkraftwerks explodierte, es gelangten radioaktive Stoffe in die Erdatmosphäre, die infolge radioaktiven Niederschlags hauptsächlich die Region nordöstlich von Tschernobyl sowie viele Länder in Europa kontaminierten. Bis heute ist die Region unbewohnbar, Mensch und Natur kämpfen mit den Spätfolgen. Der Tag des Super-GAUs jährt sich nun zum 30. Mal – ein Grund, um zu erinnern. Am Tag der Havarie sollte ursprünglich ein vollständiger Stromausfall im Kernreaktor simuliert werden, um den Nachweis zu erbringen, dass nach einer Reaktorabschaltung immer noch eine ausreichende Stromversorgung zu gewährleisten ist, bis die Notstromgeneratoren anspringen. Grund für das Experiment war ein neuer Spannungsregler für die Turbinengeneratoren, der erprobt werden sollte. Die Leitung des Versuches hatte der stellvertretende Chefingenieur des Kernkraftwerkes, Anatoli Stepanowitsch Djatlow. Der Kerntechniker war 1973 nach Prypjat gezogen. Die Belegschaft, die in Block IV arbeitete, genoss einen ausgezeichneten Ruf, exakt so hoch war auch das Selbstbewusstsein selbiger. Geplant war, das „kleine Experiment“ im Rahmen der offiziellen, jährlichen Revision nebenbei durchzuführen. Beginn des „Experiments“ Der mit 100 Prozent Leistung laufende Reaktor IV wurde am frühen Morgen des 25. April allmählich heruntergefahren. Das Personal schaltete in den Mittagsstunden entgegen der Betriebsvorschriften das Notkühlsystem ab. Als die Stadt Kiew erhöhten Strombedarf anmeldete, stoppte man das Herunterfahren bei 50 Prozent Leistung. Das Notkühlsystem ließ man ausgeschaltet – ein weiterer Verstoß gegen die Vorschriften. Kurz vor Mitternacht wurde der Reaktor wieder weiter heruntergefahren, sollte bei 20 bis 30 Prozent Leistung abgefangen werden – knapp oberhalb des zulässigen Minimums. Wird diese Grenze unterschritten, kann es zu einer Instabilität des Reaktors kommen, der dann außer Kontrolle geraten kann. Die ersten Probleme begannen kurz nach Mitternacht des 26. April, als trotz manuellen Gegensteuerns der Reaktor auf 1 Prozent absackte. Ein Mitarbeiter im Kontrollraum hatte die Reaktorautomatik mit falschen Zahlen gefüttert. Die Techniker fuhren die Steuerstäbe hinaus, konnten die Leistung aber nicht über 7 Prozent steigern. Zusätzlich zu den sechs Hauptwasserpumpen schaltete man zwei Ersatzpumpen hinzu. Um 1.19 Uhr blockierten Techniker das Signal für die Schnellabschaltung des Reaktors – ein erneut gravierender Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften. Als das Experiment trotz aller vorherigen Geschehnisse um 1.23 Uhr gestartet wurde, begann eine unkontrollierbare und verheerende Kettenreaktion. Was ein eher unspektakulärer und gedacht-routinemäßiger Eingriff sein sollte, entpuppte sich als Auslöser des Super-GAUs. Die Kettenreaktion Die Sicherheitsventile der beiden Turbinengeneratoren wurden vom Schichtleiter Aleksandr Akimov geschlossen. Akimov hatte sich bis zuletzt gegen das Experiment aufgrund des Zustands des Reaktors gewehrt, wurde jedoch von seinem Vorgesetzten Djatlow mit der Drohung einer Kündigung zur Fortsetzung des Tests angehalten. Als die Temperatur im Reaktor durch die Verringerung des Wasserzuflusses extrem anstieg, wollte der Nukleartechniker Akimov per Hand die Notabschaltung auslösen. Der Versuch misslang, denn durch die große Hitze und die dadurch verbogenen Röhren konnten die Steuerstäbe nicht mehr eingeschoben werden. Innerhalb von Sekunden stieg die Megawatt-Produktion des Reaktors katastrophal auf das Hundertfache an. Durch die Bildung von Wasserstoff kam es zu zwei schweren Explosionen, wodurch die Abdeckplatte des Reaktorkerns abgesprengt wurde und das ganze Dach des Gebäudes aufriss. Die Notstromversorgung fiel aus, überall entstanden Brände. Große Mengen radioaktive Partikel wurden in die Luft geschleudert. Die sofort eingesetzten Feuerwehrleute, die die Brände löschen sollten, liefen in ihr Verderben. Gegen 4.30 Uhr meldete Akimov seinem Vorgesetzten Nikolai Fomin, dass der Reaktor intakt geblieben sei und man diesen „nur“ kühlen müsse. Diese Meldung übermittelte man nach Moskau. Währenddessen schleuderte der offene Block IV weiter ungehindert seine Strahlenlast in die Atmosphäre. In den Nachmittagsstunden begab sich der Werksfotograf Anatoli Rasskasov in einen Hubschrauber und fertigte erste Aufnahmen der radioaktiven Rauchsäule und des zerstörten Reaktorblocks. Aufgrund der extrem hohen Strahlungsaktivität war ein Großteil seiner Aufnahmen unbrauchbar. Rasskasov übergab die Fotos samt Negative dem Notfallstab und den Sicherheitsbehörden, behielt aber einige Abzüge für sich. Erste Aufnahmen davon wurden am 30. April 1986 retuschiert im sowjetischen Fernsehen gezeigt, um das Ausmaß der Katastrophe weniger dramatisch darstellen zu können. Bis in die Abendstunden blieb die Werksleitung standhaft, niemand dachte dabei an die Evakuierung der nur wenige Kilometer entfernten Stadt Prypjat mit seinen rund 50.000 Einwohnern. Diese ahnten nichts von der Katastrophe, viele hatten aufgrund des schönen Wetters die Fenster geöffnet. Von den höher liegenden Balkonen sah man die glühende Reaktormasse am Horizont schimmern. Nur wenige waren sich dieser Gefahr bewusst und flohen aus der Stadt. Als am 27. April die Parteizeitung Prawda erschien, war nichts von der Katastrophe in Tschernobyl zu lesen. Die Evakuierung von Prypjat lief viel zu spät an. Die Einwohner evakuierte man mit Bussen, gaukelte ihnen eine Übung vor, und versprach, jeder könne später wieder zurückkehren – bis heute wissen wir, wie dies endete. Planlose Maßnahmen gegen die Zeit Währenddessen warfen Armeehubschrauber Blei, Bor, Dolomit, Sand und Lehm über dem Reaktor ab, um den brennenden Graphit im Kern abzudecken, eine Kettenreaktion zu unterbinden, die Wärmeentwicklung zu verringern und die radioaktiven Stoffe zu filtern. Viele Hubschrauberpiloten wurden bei diesen Aktionen schwerst verstrahlt, während der Stabschef der Flieger im Wehrbezirk Kiew, Generaloberst Nikolai Antoschkin, vom Dach des Gasthauses Prypjat seine Mannen über Funk anwies. Erst gegen 21.00 Uhr meldete die sowjetische Nachrichtenagentur Tass eine „Havarie“ in Tschernobyl. Nach der Evakuierung der Stadt Pripjat evakuierte man bis zum 3. Mai 1986 sämtliche Einwohner aus einem Umkreis von zehn Kilometern um den Reaktor. Einen Tag später wurde das Evakuierungsgebiet auf 30 Kilometer ausgeweitet – dies betraf 116.000 Einwohner. In den Folgejahren waren weitere 210.000 Einwohner betroffen, der Radius betrug nun 37 Kilometer. Mehrere Dutzend Ortschaften im Gebiet Kiew und im weißrussischen Gebiet Gomel gab man auf. Ungeachtet aller Evakuierungsmaßnahmen brannte es derweil im Block IV weiter. Es bestand die Gefahr, dass sich die glühende Reaktormasse durch den Beton schmelzen würde. So begann man damit, freiwillige Helfer auf dem Dach abzusetzen, diese sollten im Laufschritt die Trümmerteile in den offenen Reaktor werfen. 400 Bergleute aus dem Donezbecken untertunnelten den Reaktor und errichteten ein provisorisches Kühlsystem mit Stickstoff. Der Begriff „Liquidatoren“ war geboren. Am 10. Mai wurden die Materialabwürfe der Hubschrauber eingestellt, der Reaktor kühlte etwas ab und die Freisetzung der radioaktiven Stoffe ging zurück. Kreml-Chef Michail Gorbatschow äußert sich zum ersten Mal zu dem „Ereignis“ in Tschernobyl, ohne ein einziges Wort der Entschuldigung für die Opfer zu finden. Gorbatschow machte später das Kraftwerkpersonal verantwortlich, über die fehlerhaften Baumaterialien bei der Konstruktion und die gravierenden Sicherheitsmängel verlor er kein Wort. Die „Liquidatoren“ errichteten ab Sommer 1986 unter Einsatz ihres Lebens eine Hülle aus 300.000 Tonnen Beton und 7.000 Tonnen Stahl um das Reaktorgebäude – den so genannten „Sarkophag“. Im September war dieser fertiggestellt. Am Ende der Aufräumarbeiten wurden die drei noch funktionierenden Blöcke wieder hochgefahren. Die sowjetische Regierung war der Ansicht, dass die Strahlung keine Auswirkungen auf das Personal habe. Im Oktober 1991 schaltete man den Block II nach einem Feuer in der Turbinenhalle ab. Nach dem Memorandum of Understanding wurde Block I 1996 vom Netz genommen und Block III im Jahr 2000. Anatoli Stepanowitsch Djatlow bekannte sich 1987 für „kriminelles Leiten eines potenziell explosionsgefährlichen Versuchs“ schuldig und wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, aus der er nach fünf Jahren entlassen wurde. In seinem Buch (Tschernobyl. How it was., engl. Titel) sowie in einem Artikel der Nuclear Engineering machte Djatlow klar, dass nicht das Kraftwerkspersonal, sondern die Konstruktionsweise des Reaktors für die Katastrophe verantwortlich gewesen sei. Während des Unglücks soll der Kerntechniker einer Strahlendosis von 3,9 Sv ausgesetzt gewesen sein. Er starb am 13. Dezember 1995 an einem Herzinfarkt, einer bekannten Spätfolge hoher Strahlenexposition. Bau eines neuen Sarkophages Jahre nach der Nuklearkatastrophe entdeckten Experten, dass der installierte Sarkophag brüchig wurde, Strahlung freisetzte und sogar teilweise einsturzgefährdet war. Man entschloss sich, nach dem internationalen „Shelter Implementation Plan“ einen neuen Sarkophag („New Safe Confinement“) zu bauen, der nach Fertigstellung 2017 (ursprünglich 2015, 2014 Baustopp wegen fehlender Gelder, Anm. d. Redaktion) über die alte Konstruktion gefahren werden soll. Danach wird man den alten Sarkophag entfernen, ohne das radioaktive Stoffe entweichen können. Den Auftrag zum Bau der neuen „Hülle“ erhielt 2007 das Konsortium NOVARKA. Das Konstrukt besteht aus einer 257 Meter breiten, 150 Meter langen sowie 109 Meter hohen Stahlhülle und soll die Umgebung rund 100 Jahre lang vor Strahlung schützen. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) übernimmt mit 350 Millionen Euro den größten Teil der Kosten. Insgesamt 165 Millionen Euro steuern die EU-Kommission und die G7-Staaten bei. Komplett rechnet man mit finalen Baukosten von rund 900 Millionen Euro (einige Quellen sprechen sogar von bis zu 1,5 Milliarden Euro). Die fehlenden Millionen sollen von Russland selbst und klammen Geberländern in den nächsten Jahren kommen. Über die genauen Ursachen und Fakten streitet man sich seit dem Super-GAU. Viele Dokumente, darunter viele geheime Daten und Unterlagen, die das gesundheitliche Schicksal der Helfer und evakuierten Bevölkerung betreffen, werden nach wie vor unter Verschluss gehalten. Vieles wurde vertuscht, was nicht vertuscht werden konnte, spielte man herunter. 360.000 Menschen wurden evakuiert, von den Hunderttausenden Helfern – die Zahlen schwanken je nach Quelle – sollen etwa 1.000 lebensbedrohlichen Strahlendosen ausgesetzt gewesen sein. 2005 schätzte eine Untersuchung der Vereinten Nationen die Gesamtzahl der Todesfälle, die auf die Tschernobyl-Katastrophe zurückzuführen sind, auf etwa 4.000 – Tendenz steigend. Auch hier gehen die Spekulationen deutlich auseinander.  
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the-urban-xplorer · 5 years
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Schwimmbad “Lasurnij”
Unser nächstes Ziel in Pripjat ist das Schwimmbad "Lasurniy" ("Türkisblau"). Wenn man hört, dass das Schwimmbad bis 1998, also noch 12 Jahre nach dem Unfall weiter betrieben wurde, stellt sich unter Berücksichtigung der Evakuierung automatisch die Frage: "Für wen?". Die ersten Jahre nach dem Unfall funktionierten in Pripjat mehrere staatlichen Betriebe und Organisationen, die mit der Beseitigung der Katastrophenfolgen beschäftigt waren. Die Zahl der so genannten "Liquidatoren" pendelt irgendwo zwischen 600000 und einer Million Menschen. Das in 4 Km entfernte AKW wurde nach einer kurzen Instandsetzung in Betrieb genommen und produzierte mit seinen 3 weiteren Blöcken bis 2000 elektrischen Strom. Das Kraftwerkspersonal, aber auch Spezialisten, Ärzte, Wissenschaftler die zeitweise in Pripjat untergebracht wurden, waren diejenigen die in "Lasurniy" ihre Bahnen gezogen haben.   Read the full article
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