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#Schattenbibliothek
techniktagebuch · 2 years
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2022
Der lange Weg zurück zu den Bibliotheken
Es fängt damit an, dass ich im Mai 2022 die Open Library entdecke. Man kann dort die eingescannten Versionen von Papierbüchern ausleihen und im Browser lesen. Die Auswahl ist sehr groß und vor allem kann man hier auch ältere Bücher in digitaler Form lesen, von denen es nie ein E-Book geben wird. Auch erstaunlich viele deutsche Titel sind darunter. Warum ich nicht früher den Weg dorthin gefunden habe, weiß ich nicht, ich bin großer Fan des Internet Archive, zu dem sie gehört, und dachte eigentlich, dass ich dessen Arbeit aufmerksam verfolge. Die Ausleihfunktion des Archivs gibt es schon seit 2011, Virtualista hat 2019 schon mal darüber berichtet, aber im Beitrag ist von Adobe Digital Editions die Rede, und dieses System hasse ich schon so lange, dass ich vergessen habe, warum eigentlich. Jedenfalls habe ich mich vermutlich aus diesem Grund damals nicht weiter für den Hinweis interessiert.
Die Open Library ist eine durch fehlerhafte Metadaten-Importe aus den Anfangsjahren furchtbar unordentliche Bibliothek. Ich registriere mich gleich als Librarian und beginne mit Aufräumarbeiten. Das vermehrt meine Zuneigung, so wie das Selbstzusammenschrauben bei Ikea-Möbeln. Mitte Mai schreibe ich im Techniktagebuch-Redaktionschat:
“Ich habe gerade zum ersten Mal ein ganzes Buch mit Hilfe der Ausleihfunktion der Open Library gelesen, es war schon eher unbequem. Es ist ein eingescanntes Buch, das heißt, auf dem Handy geht es nur im Querformat, und dann sind nur ziemlich wenige Zeilen im Bild. Und immer nach Ablauf einer Stunde wird das Buch automatisch zurückgegeben und man muss es dann neu ausleihen. Aber ich finde es trotzdem gut, dass es das überhaupt gibt. Für, sagen wir, Zitatnachschlagezwecke wäre es ideal.”
Ohne Open Library würde ich diese Zitatnachschlage-Bücher bei Library Genesis illegal herunterladen, denn erstens gibt es sie meistens gar nicht digital zu kaufen, weil sie zu alt sind, und zweitens sehe ich das auch nicht ein, wenn ich nur eine Seite aus dem Buch brauche.
Etwas später: 
“Ich merke übrigens, dass diese 1-Stunden-Ausleihe bei Open Library gar nicht so schlecht ist: Wenn das Zeitfenster größer wäre, würde ich das Buch leihen und denken ‘das lese ich dann gleich mal, später’ (es geht aktuell um ein Sachbuch, das ich für die Arbeit brauche). Durch die kurze Ausleihzeit denke ich eher ‘ich les es jetzt sofort schnell, sonst muss ich es nachher nur noch mal ausleihen’ (was immerhin 1 ganzer zusätzlicher Klick wäre).”
Im weiteren Verlauf des Jahres finde ich die Auseinandersetzung mit Menschen im Internet immer schwieriger und lese stattdessen mehr E-Books. Seit Ende April beziehe ich diese Bücher wieder von Amazon, weil die anderen Anbieter mich noch mehr geärgert haben.
Meine Bindung an Amazon ist aber, und das ist sicher eine der Voraussetzungen für den hier beschriebenen Wandel, nicht mehr so eng. Früher war mir wichtig, dass alle meine Bücher am selben Ort liegen (in der Kindle-App) und auch die Markierungen, die ich mir beim Lesen gemacht haben, alle an einem Ort auffind- und durchsuchbar sind. Das hat aber schon 2017 nicht mehr geklappt, und durch meine Versuche, mich von Amazon zu lösen (Google Play Books, Kobo), besitze ich jetzt Bücher an unüberschaubar vielen Orten und es ist mir egal geworden.
Im November (als mein Buchinteresse wegen des Elon-Musk-Twitter-Meltdowns weiter anwächst)  bin ich dann auch bereit, ganze Bücher in der Open-Library-Version zu lesen. Nach ein paar Titeln finde ich sogar heraus, dass man die Ausleihe nicht bei allen Büchern stündlich verlängern muss, manche bekommt man auch für zwei Wochen. Ich richte einen Dauerspendeauftrag für das Internet Archive ein, weil ich das sowieso schon länger tun wollte und es mich jetzt gar nichts mehr kostet, ich werde mindestens diesen Betrag bei Amazon einsparen.
Nachdem ich vierzehn Bücher auf diese Art gelesen habe, denke ich im Dezember: Jetzt, wo ich mich damit abgefunden habe, dass digitale Bibliotheken die Funktionsweise von Papierbibliotheken nachbauen müssen und jedes Buch immer nur an eine Person zur selben Zeit verleihen dürfen, könnte ich auch mal diese Onleihe ausprobieren, von der man im Techniktagebuch so viel liest.
Denn ich habe einen Bibliothekszugang, vom Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins. Ich bezahle dafür seit Frühjahr 2021 wegen Stefan Wehrmeyers BibBot (vormals VoebBot), mit dem man für nur 10 Euro im Jahr Zeitungsartikel hinter Paywalls lesen kann. Ich versuche das nur alle paar Monate, weil ich nicht so oft einen bestimmten Artikel unbedingt lesen will, und dann klappt es nicht immer. Aber ich finde es schön, die Option zu haben. Den Zugang konnte ich digital beantragen und musste nirgendwo persönlich erscheinen. Man braucht dafür offiziell einen Wohnsitz in Berlin. Ob man den wirklich hat, wird aber nicht überprüft.
Ich installiere die Onleihe-App, registriere mich dort mit meinen VÖBB-Zugangsdaten und finde heraus, dass die Onleihe entweder nur deutsche Bücher enthält oder jedenfalls von meinen englischsprachigen Testbüchern nichts weiß. Ich bekomme nicht mal einen “dieses Buch haben wir nicht”-Hinweis.
Ich installiere die Libby-App, weil sie auf der VÖBB-Seite erwähnt wird. Libby ist eine App, mit der man den US-Leihservice Overdrive nutzen kann. Overdrive ist schon seit 2014 auch in Deutschland verfügbar, die Libby-App gibt es seit 2017. Ich habe beides verpasst, obwohl André Spiegel schon 2018 im Techniktagebuch über Overdrive berichtet hat. Anders als in der Open Library sind die Libby/Overdrive-Bücher keine eingescannten Papierbücher, sondern richtige E-Books, das heißt, man kann die Schriftgröße ändern und sie bequem auf dem Handy lesen. Ich könnte auch meine Markierungen exportieren. Das war bei den gekauften Amazon-E-Books jahrelang ein Problem, das ich erst 2018 gelöst habe, und bei Open Library geht es nur in Form von Screenshots, also praktisch gar nicht (oder nur über einen umständlichen Workaround: nach der Textstelle suchen, dann zeigt die Suche den Absatz, in dem sie vorkommt, in Textform an. Von dort kann man den Absatz kopieren und anderswo einfügen.)
Nachträglicher Korrektureinschub: Es war alles ein bisschen anders, ich hatte das nur beim Aufschreiben schon wieder vergessen. In Wirklichkeit habe ich den Bibliothekszugang schon seit Ende 2018. Damals habe ich die Onleihe und sogar Overdrive bereits ausprobiert, aber das Angebot war offenbar noch nicht so gut ausgebaut wie heute, deshalb bin ich sofort wieder davon abgekommen.
Jetzt hat Libby/Overdrive nicht alle, aber doch viele von den Büchern, nach denen ich suche. Die meisten sind gerade ausgeliehen. Man kann sich auf eine Warteliste setzen lassen.
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Noch vor einem Jahr hätte ich gedacht: “Warteliste! Für ein E-Book! Welchen Teil von Digitalisierung habt ihr nicht verstanden?” Dass ich jetzt stattdessen nur denke: “Egal, dann dauert es halt zwei Wochen”, hat zwei Gründe. Erstens liebe ich das Internet Archive und seine Open Library, und wenn sogar die jedes Buch immer nur an eine Person verleiht, dann ist das Problem jedenfalls nicht Digitalisierungsstarrssinn deutscher Bibliotheken. (Das Problem ist stattdessen, dass viele Autor*innen und Verlage nur widerwillig akzeptieren, dass es so was wie Bibliotheken legal geben darf. Das ist auch bitter, hat aber wenig mit Digitalisierung oder Deutschland zu tun.)
Einige Libby-Bücher später stelle ich fest, dass es mir sogar gut gefällt, wenn ich beim Zurückgeben eines E-Books die Nachricht sehe "1 person is waiting". Das Buch stellt eine anonyme Beziehung her, irgendwo da draußen ist noch jemand und will es auch lesen und wartet schon darauf.
Der zweite Grund für meine neue Ausleihgeduld ist mein etwas verschobenes Leseverhalten. Ich habe dieses Jahr eskapistischer denn je gelesen, gebt mir Drachen, halbwüchsige Magierinnen, andere Planeten, Hauptsache ich muss nicht über die Welt da draußen nachdenken. (Ironischerweise kommt es mir so vor, als enthielten gerade die Bücher über Magierinnen und Planeten mehr oder jedenfalls sichtbarere Politik als die seriöse Literatur, aber das kann Zufall sein. Vielleicht habe ich die falsche seriöse Literatur gelesen.) Jedenfalls ist mir bei diesen Büchern nicht so wichtig, welches ich als Nächstes lese, sie sind insgesamt ganz verlässlich und ich bin bereit, einfach das auszuleihen, was es gerade auszuleihen gibt. So wie zuletzt vor dreißig Jahren in der Papierbibliothek.
Hier geht es zu einem Update aus dem März 2023.
(Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 3 years
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Juni 2021
Don’t ask, don’t tell
Besprechung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ein externer Mitarbeiter fragt, ob wissenschaftliche Artikel mit einem Link zu Sci-Hub als Quelle eines Beitrags angegeben werden dürfen. (Sci-Hub ist eine Onlinebibliothek, die den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln ermöglicht. Ihre Rechtmäßigkeit ist umstritten.) Die Antwort lautet: “Sci-Hub nutzen wir natürlich intensiv, dürfen aber nicht darauf verweisen. Ohne Sci-Hub wären wir aufgeschmissen.”
(Alan Smithee)
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techniktagebuch · 5 years
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August 2019
Piraten der Linguistik
Bei einer Veranstaltung zum Thema Künstliche Intelligenz spricht ein Computerlinguist über das Erzeugen von Text. Nach dem Vortrag fragt eine Zuhörerin, mit welchen Ausgangstexten solche Systeme trainiert werden. “Mit dem, was halt so alles im Netz verfügbar ist”, sagt der Redner, “also zum Beispiel rechtefreie Bücher.” Es kommt zu einer kurzen Diskussion darüber, ob das nicht dazu führt, dass die generierten Texte eine veraltete Version der deutschen Sprache zementieren. Schließlich werden Bücher erst 70 Jahre nach dem Tod des Autors oder der Autorin gemeinfrei. Es kann also sein, dass ein Text zu diesem Zeitpunkt schon über hundert Jahre alt ist.
Später am Abend, während des geselligen Teils der Veranstaltung, fragt jemand den Linguisten, ob das schon die ganze Antwort war. “Seid ihr nicht versucht, Library Genesis zu scrapen?” Library Genesis ist eine umfangreiche russische Schattenbibliothek, die viel Gegenwartsliteratur enthält.
“Natürlich machen wir das”, lacht er. “Alle machen das.”
(Alina Smithee)
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techniktagebuch · 6 years
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15.05.2018
Über die (Un-)Möglichkeit legaler E-Book-Privatkopien
Freunden und Verwandten die Kopie eines legal erworbenen E-Books weiterzugeben ist gar nicht so einfach – zumindest wenn man sie, so wie ich, über den Google Play Store erworben hat. Zwar gibt es dort im Kontextmenü sogar die Möglichkeit, das Buch als EPUB (und manchmal sogar als PDF) herunterzuladen. Bei mir führt das jedoch in den allermeisten Fällen nicht dazu, dass eine EPUB oder eine PDF-Datei in meinem Download-Ordner landet. Was heruntergeladen wird ist eine ACSM-Datei, die sich dann wiederum nur mit Adobe Digital Editions öffnen lässt.
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In der Vergangenheit war meine Vorgehensweise also so, dass ich die ACSM-Datei mit diesem Programm geöffnet und das Buch heruntergeladen habe. Dann die EPUB- oder PDF-Datei im Finder anzeigen lassen und mit dem Open-Source-Programm Calibre vom Kopierschutz befreien – eine Übung, die wiederum einmalig die Installation eines Kopierschutzentfernungsplugins für Calibre erfordert. Dafür hat man danach ein kopierschutzfreies E-Book, das sich zum Beispiel an die Schwester weiterreichen lässt.
Als Bewohner eines Landes (Österreich), in dem beim Kauf von diversen Geräten Festplattenabgaben an Verwertungsgesellschaften abgeführt werden, ist so eine Privatkopie auch mit dem guten Gefühl verbunden, legal gehandelt zu haben. Umständlich zwar, aber legal.
Seit ich nach vier Jahren wieder einmal mein Macbook erneuert habe, stößt allerdings auch diese Routine an Grenzen. Konkret, an Device-Grenzen. Beim Versuch, die kryptische ACSM-Datei in Adobe Digital Editions zu öffnen, erhalte ich nun folgende Fehlermeldung:
E_GOOGLE_DEVICE_LIMIT_REACHED
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Offenbar habe ich über die Jahre zu viele Geräte benutzt. Zumindest auf die Schnelle konnte ich nicht herausfinden (d.h., ergoogeln), wo ich welche alten Geräte wie entkoppeln könnte. Dann also doch Library Genesis.
(Leonhard Dobusch)
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techniktagebuch · 7 years
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Dezember 2017
Die bloße Möglichkeit eines Buches ist hinreichend für sein Dasein
Das Gespräch kommt auf Print-on-Demand-Anbieter. Bei lulu.com kann man sich, sagt der Akademiker, kostenlos ein Exemplar des selbstgemachten Buchs zur Ansicht zuschicken lassen. Er macht davon gelegentlich Gebrauch, wenn er ein aus einer Schattenbibliothek heruntergeladenes Buch-PDF lieber auf Papier lesen möchte. Vorher gestaltet er ein eigenes Cover dafür, damit das Buch schön aussieht. In seinem Bücherregal am Arbeitsplatz hat er ein Fach für diese Handbibliothek, die es nicht geben darf.
(Alan Smithee)
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techniktagebuch · 7 years
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2018-02-06
Das Viktorianische Internet ist weg
Ich möchte »The Victorian Internet« von Tom Standage lesen, ein Buch über die Ära des Telegrafen und wie sie mit dem Entstehen des Internets zu vergleichen ist. Das Buch ist inzwischen selber fast ein Klassiker aus der Frühzeit des Internets; es erschien schon 1998.
Komischerweise gibt es bei Amazon keine elektronische Ausgabe. Das ist umso merkwürdiger, weil Goodreads durchaus von einer Kindle-Version weiß. Ich vermute irgendein Lizenzproblem und gucke zur Kontrolle bei Google Play Books nach. Auch da gibt es das Buch nicht.
Jetzt bin ich wirklich ratlos und suche (via Google) das Internet rauf und runter. Nirgends ein Hinweis, was mit der elektronischen Ausgabe passiert ist. Erst auf Twitter werde ich fündig: In einem über zwei Jahre alten Thread deutet Tom Standage, der Autor, an, dass der Verlag für die zweite Auflage die Rechte an dem Buch geltend gemacht hat, und bislang keine neue elektronische Ausgabe vorgelegt hat. Er, Tom Standage, hätte sogar angeboten, selber eine neue elektronische Version zu machen. Offenbar darf er das aber nicht, weil die Rechte beim Verlag liegen.
Ich suche jetzt auf Filesharingplattformen nach dem Buch. Der erste Treffer bietet mir einen Link zum Download. Als ich ihn drücke, kommt ein Formular, wo ich meine E-Mail-Adresse und ein Passwort eingeben soll. Ich mache das seufzend, drücke dann wieder auf den Download-Link. »Jetzt nur noch Ihre Kreditkarte!« Okay, danke, ich habe genug.
Der nächste Treffer ist eine Version des Buches, in der jede Seite der Printausgabe einzeln eingescannt ist, gefolgt von einer per OCR transkribierten Version dieser Seite. Die Qualität ist lausig, kaum ein Wort fehlerfrei, viele überhaupt nicht zu entziffern.
Der dritte Treffer schließlich ist die Original-Kindle-Ausgabe der ersten Auflage von »The Victorian Internet«. Ich kann sie ohne Probleme kostenlos herunterladen und auf meinen Kindle schieben.
(André Spiegel)
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techniktagebuch · 5 years
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April 2019
Kostenlos und kaputt vs. kostenlos und nicht kaputt
Mein Mann möchte sich für die Arbeit weiterbilden und erwirbt dazu das PDF eines Fachbuchs legal umsonst im Internet. Um das Buch zu lesen, möchte er Google Books verwenden, daher wandelt er die Datei mithilfe von Calibre ins .epub-Format um.
Im Buch sind einige Code-Snippets enthalten, die Konzepte veranschaulichen sollen. Bei der Umwandlung des PDF in ein Epub wird eins dieser Snippets, das HTML-Code enthält, etwas zu buchstäblich interpretiert: Sobald man diese Stelle im Buch erreicht, ist nur noch halbkaputtes HTML zu sehen, und der gesamte Rest des Buchs ist fettgedruckt.
Wir überlegen, wie man die Datei reparieren kann. Wir könnten beim Umwandeln des PDFs einen Umweg über ein anderes Format machen, z.B. Text oder HTML, weil man das dann per Hand editieren kann, um das böse HTML-Snippet unschädlich zu machen.
Wir haben aber keine Lust darauf und heute noch etwas anderes vor. Deshalb bemühen wir stattdessen die Schattenbibliothek LibGen und laden dort das sowieso schon kostenlose eBook noch kostenloser herunter. In dieser Version sind nicht nur keine unmotivierten Absätze, Zeilenumbrüche und Seitenzahlen mitten im Satz enthalten, sondern auch der Fehler mit dem HTML-Snippet tritt nicht mehr auf.
Als ich nach vergleichenden Screenshots frage, ist die kaputte Version des Buchs schon gelöscht. Hier die Version aus der Schattenbibliothek:
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Ich will die Geschichte anonym ins Techniktagebuch schreiben, aber weil das PDF ja sowieso schon umsonst war, findet mein Partner Anonymität nicht nötig.
(Esther Seyffarth)
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techniktagebuch · 7 years
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11. Oktober 2017
Wir kaufen ein Buch
Aleks Scholz (Schottland) fragt mich im Messenger: “Kannst du mir eventuell dieses Buch bestellen und irgendwann mitbringen? https://www.amazon.de/Das-Universum-ich-Philosophie-Astrophysik/dp/3446256636/”.
“Gibt es kein Ebook?”, frage ich. – “Doch, aber offenbar nicht im englischen Amazon.” – “Ah, hm. Ich könnte mich kurz ummelden, das Ebook kaufen und es dir exportieren. Oder ist dir Papier lieber?” – “Lieber wäre mir das Ebook natürlich.”
Mit “ummelden” meine ich “den Wohnsitz für digitale Amazon-Produkte von den USA nach Deutschland verlegen”. Ich habe ihn im Moment in den USA, weil ich nur so via Goodreads ohne allzu große Verrenkungen auf meine Markierungen in den Kindle-Büchern zugreifen kann. Ich habe den Digitalwohnsitz schon häufiger gewechselt, aus unterschiedlichen Gründen, z.B. 2014, um ein deutsches Buch zu kaufen und noch mal 2014, weil ich nicht genug Hände habe.
Mit “exportieren” meine ich die Entfernung des Kopierschutzes via Calibre, damit ich das gekaufte E-Book an Aleks weiterreichen kann. Und da das eh schon verboten ist, schaue ich auch gleich noch in der Schattenbibliothek Library Genesis nach, ob es das Buch dort gibt. Gibt es aber nicht.
“Es gibt offenbar auch auf Deutsch kein Ebook”, finde ich bei Amazon heraus, “ah doch, direkt beim Verlag. Es ist bei Hanser, du könntest dir eins als Rezensionsexemplar schicken lassen. Wenn du das nicht willst, kauf ich es beim Verlag und schick es dir.”
“Ich sehe aber bei Amazon ein Ebook”, wendet Aleks ein. “Ein Rezensionsexemplar kriege ich sicher irgendwo, aber ich will es nicht rezensieren.”
“Ich sehe bei Amazon keins”, sage ich, “weder im deutschen noch im ... ah, sie zeigen mir keins, weil ich nicht angemeldet bin für deutsche Ebooks! Das ist ja alles noch blöder, als ich dachte. Aber wieso siehst du es dann? Du bist doch auch nicht beim deutschen Amazon angemeldet, oder doch?
“Nein”, sagt Aleks. “Lustig: jetzt, wenn ich angemeldet bin, sehe ich es nicht mehr. Tatsächlich: wieder abgemeldet, und da ist es wieder. Bei mir macht es Sinn, sobald ich mich anmelde, weiß Amazon, dass ich nicht in Deutschland bin, und dann dürfen sie mir das Ebook nicht mehr verkaufen. Aber siehst du es wirklich nicht, wenn du überhaupt nicht angemeldet bist?”
Das habe ich nicht ausprobiert, weil ich bei Amazon immer angemeldet bin. Ich wusste nicht, dass einem dann Informationen über die Existenz von Büchern vorenthalten werden.
“Also, ich kauf es jetzt beim Verlag, ok?”, frage ich. – “Und dann?” – “Schick ich es dir.”
Das könnte Aleks zwar vermutlich auch selbst erledigen, denn ich gehe davon aus, dass nur Amazon das Buch nicht nach Schottland verkaufen darf, der Verlag selbst aber schon. Das hoffe ich jedenfalls, sonst wäre es alles nicht nur noch blöder, als ich dachte, sondern noch viel blöder. Aus Techniktagebuch-Gründen interessiert mich der Kauf beim Verlag.
Er verläuft relativ ereignislos. Berichtenswert daran ist lediglich, dass ich das Buch nicht sofort herunterladen kann, sondern zuerst eine Mail bekomme, die mir die baldige Bereitstellung meines Buchs ankündigt und dann eine Mail, die den Downloadlink enthält. Das Buch ist im ePub-Format und enthält ein Wasserzeichen, vermutlich, um zu verhindern, dass ich es weitergebe. Ich schiebe es in den Facebook Messenger, der es nach Schottland transportiert.
(Kathrin Passig)
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