Tumgik
#der kleine Mann schaut mich böse aus der Ecke an
klakosfairy · 2 years
Text
~19.2.2023~
Frohen Fasching wünsche ich euch!
Tumblr media
Quick-Sketch-Joko - diesmal sogar mit Timelapse
(do NOT use, alter or repost my art)
30 notes · View notes
grmpstories · 4 years
Text
Život je lijep/ Das Leben ist schön
Ante liebt das Meer. Jeden Morgen fährt er mit seinem Fahrrad in einer Viertelstunde von seinem Haus in Zadar an denn Strand von Puntamika. Dort steigt er gegen 13 Uhr erneut auf sein Fahrrad und fährt wieder zurück. Eine Viertelstunde später sitzt er mit seiner Frau am Tisch beim Mittagessen.
Das Meer strukturiert seinen Tag. Ohne das Meer, sagt er, könnte er nicht leben. Es ist sein Lebensraum, sein Lebenselixier. Ist es das Wasser? Die Luft? Die Weite? Die Ruhe? Der Strand? Die Wärme? Die anderen Menschen am Strand? Vermutlich spielt das alles für ihn eine Rolle.
Ante ist 70 Jahre alt, Rentner, großgewachsen und schlank, er hat eine gute Figur und ein schönes, gleichmäßiges und freundliches Gesicht mit strahlenden  Augen. Die grauen Haare sind im Nacken etwas aus der Form gewachsen. Oben hat er eine Glatze, weshalb man ihn nur selten ohne Schildmütze oder Strohhut sieht. Sein ganzer Körper ist von Haaren bedeckt, die Schultern, die Arme, der Rücken und die Beine. Es sind feine graue Haare, die sich, streicht man darüber, seidig anfühlen. Sein Körper ist braungebrannt, was kein Wunder ist, da er jeden Tag am Meer verbringt. In seiner Tasche hat er ein kleines braunes Glasfläschchen mit Öl. Damit schmiert er sich ein, indem er ein paar Tropfen dieser zähflüssigen dunkelbraungrünen Flüssigkeit auf die Hand tropfen lässt und auf dem Körper verreibt. Das Öl riecht merkwürdig. Ich vermute, es ist eine Mischung aus Olivenöl und Walnüssen, wie sie Einheimische an der Adria oft verwenden. Antes Körpergeruch ist eigen, mit einem Hauch von Knoblauch, der nicht unangenehm ist. Er verströmt den Geruch eines gesunden, aktiven Mannes. Ante ist fit und gesund, das sagt er auch. Sein einziges Problem sind Krampfadern in der rechten Wade. Deshalb kühlt er diese am Strand, wenn es zu heiß wird, mit einem nassen weißen Tuch, das er sich um die Wade wickelt.
„More je lijepo. Lijepo je more“, wiederholt er immer wieder, als wir miteinander im Wasser plantschen. „Das Meer ist schön. Schön ist das Meer.“  Und: „Das Meer ist warm.“ „More je topla.“ Und: „Volim more.“ „Ich liebe das Meer.“
Es ist der Strand der Männer, an dem wir uns treffen und kennengelernt haben. Die meisten, vor allem die Jüngeren wie ich, baden nackt. Die Älteren, vor allem die Einheimischen, tun das eher selten, und wenn, dann ziehen sie kurz ihre Badehose aus, gehen ins Wasser und hinterher, wenn sie wieder heraus gehen, ziehen sie diese wieder an. Ante trägt eine alte, ausgeleierte schwarze Badehose mit rotem Streifen. Manchmal, wenn er am Strand in einer aus Steinen gebauten kleinen Strandburg sitzt, zieht er seine Hose aus. Wenn wir zusammen im Wasser sind, zieht er sie unter Wasser aus und legt sie sich unter seinen Strohhut, ohne den er nie ins Wasser geht, auf den Kopf. „Das ist nicht schlecht“, sage ich zu ihm. „Da hast du immer einen kühlen Kopf.“ Ante lacht. Es scheint hier eine gewisse Scham zu geben, sich nackt zu zeigen, auch sein Begehren anderer Männer offen zu zeigen. Obwohl das Nacktbaden zu jugoslawischen Zeiten ganz selbstverständlich war und obwohl eigentlich jederzeit klar ist: Hier, an diesem Strand, ist der Treffpunkt schwuler Männer. Wer hier ist ist zumindest auch deshalb hier. Es sei denn, man ist Tourist und begreift nicht wo man ist. Das gibt es auch. Trotzdem will man, genauer gesagt: wollen die meisten Einheimischen hier nicht eindeutig als Schwule oder Männer begehrende Männer identifiziert werden. Deshalb hält man sich bedeckt. Es sind auch nicht alle dazu bereit, sich sichtbar und erkennbar auf sexuelle Kontakte einzulassen. Vor allem die Älteren sind es nicht, den Jüngeren scheint es eher gleichgültig zu sein. Ante will auf keinen Fall mit mir im Gebüsch hinter dem Strand verschwinden. „Šuma nije dobro“, sagt er immer wieder. „Šuma je loše. Ne volim ići u šumu.“ „Der Walt ist nicht gut. Der Wald ist schlecht. Ich mag nicht in den Wald gehen.“ Stattdessen sucht er den Kontakt lieber im Wasser. Ich finde das lustig, aber auch etwas unkommod. Und vor allem überrascht es mich deshalb, weil ich das Gefühl habe: Wenn wir im Wasser sind und miteinander herum machen, dann kann das ja jeder sehen, der hinschaut. Mir schien, als liebten wir uns auf einer Bühne. Ante schien das anders zu sehen. Mir als Fremdem ist das gleichgültig, ob man uns zusieht. Im Wasser fühlt er sich frei und küsst mich, berührt mich unter Wasser, schwimmt auf mich zu, an mich heran, wir umklammern einander mit den Beinen am Unterleib, reiben uns aneinander und plötzlich taucht er unter und sucht mit seinem Mund meinen Schwanz und bläst ihn. Wieder und wieder taucht er unter. Ich rette seinen Strohhut, der davon zu schwimmen droht und halte ihn fest, während er wieder und wieder unter Wasser taucht. Er bläst mich so lange, bis es mir kommt.
„To je bilo kao ples“, sage ich zu ihm danach und lache. „Das war wie ein Tanz.“ „Da“, sagt er. „Ja“ und korrigiert meine Aussprache von „ples“. In der Tat war es wie ein choreografierter Tanz im Wasser, ein eleganter, leichter und zugleich leidenschaftlicher pas de deux, in dem wir uns bewegten und den wir wiederholen.
Er gefällt mir. Ich sage es ihm, als wir im Wasser sind und er mich festhält: „Ti si lijep.“ „Du bist schön.“ Er scheint verblüfft darüber zu sein, dass ich ihn schön finde. „Ti si lijep“, sagt er zu mir. „Du bist schön.“ Auch ich bin erstaunt, dass er mir das sagt und lache ihn an. Auch er lacht.
Beide tragen wir Strohhüte. „Šešir je dobro“, sagt er. „Ein Hut ist gut.“ „Da“, antworte ich, „bolje kao kapa.“ „Ja, besser als eine Kappe.“ Beide lieben wir die Sonne, aber beide brauchen wir auch Schutz davor. „Moram biti opresno“, sagt er, hebt seinen Hut leicht an und zeigt mir seine Glatze. „Ich muss aufpassen.“ Ja, versuche ich zu sagen, der Strohhut ist prima, er ist leicht und er schützt auch das Gesicht, die Schultern und den Nacken.
Es ist überraschend für mich, als Ante mit mir Kontakt aufnimmt. Ich kann es erst gar nicht richtig deuten. Als ich morgens zum Strand komme, sitzt er bereits da, unweit von der Stelle, an der ich am Tag zuvor gesessen hatte. Als er mich sieht, winkt er mir zu. Ich verstehe sein Winken nicht richtig. Für mich ist es nicht eindeutig. Will er mich abwehren, ist es negativ gemeint? Dazu schaut er nicht böse genug. Oder ist es positiv gemeint? Ich entscheide mich dazu, ihn unverbindlich anzulächeln und mich schnell wieder von ihm abzuwenden, zumal ich mich gerade mit dem Nachbarn auf der anderen Seite, dem Schwyzerdütsch sprechenden Branko, unterhalten hatte. Der sagt irgendetwas Negatives, das ich nicht begreife und deutet in Antes Richtung. Später geht Branko auf Tour und ich sitze alleine an dem noch recht leeren Strand auf meinem Platz. Ante steht auf, kommt zu mir herüber und spricht mich an. Ich weiß nicht mehr, was wir gesprochen haben, ich mit meinem radebrechenden Kroatisch und er, der nur ganz wenige einzelne deutsche und englische Worte kann. Wahrscheinlich ist es Smalltalk. Auch er sagt irgendetwas Negatives über Branko, das ich nicht begreife. Branko sei böse oder schlecht. Erst langsam begreife ich, dass die beiden wohl schon irgendwelche Begegnugen miteinander hatten und sich nicht mögen. Später wird es mir klar. Branko ist eine klassische tratschende Tunte. Er erzählt alles, was er in Erfahrung bringt, sofort allen. Für ihn gibt es keine Intimität. Wer mit wem wie und wie oft – er scheint alles zu wissen und teilt sein wissen mit allen, egal, ob sie es auch wissen wollen oder nicht. Und er treibt es selbst ohne zu zögern mit allen, die ihm in die Quere kommen und mitmachen. Ante ist anders, ganz anders. Er mag das nicht, dieses Offensichtliche, das Tuntige, das Öffentliche und den Klatsch. Natürlich ist ihm Öffentlichkeit unbehaglich, denn im Gegensatz zu Branko, der hier nur eine Ferienwohnung besitzt und sonst in Zürich wohnt, lebt Ante hier und ist verheiratet. „Ante ist kein Mann für eine schnelle Nummer“, sage ich später zu Branko, als er unbedingt herausbekommen will, ob ich was mit Ante hatte. Ante bittet mich selbst, Branko nichts von uns zu erzählen. Er ist zurückhaltend, nobel und romantisch. Ante braucht Zeit. Und er braucht Vertrauen. Ist das auf beiden Seiten vorhanden, dann öffnet er sich für eine geradezu zärtliche Intimität.
Erst jetzt, nachdem er mit mir Kontakt aufgenommen und mich daran erinnert hat, wird mir klar, dass er es war, den ich am Tag davor vergeblich (und im Nachhinein doch unerwartet erfolgreich) versucht hatte, anzumachen. Er war dieser attraktive schlanke ältere Herr gewesen, der am Tag zuvor, einem Sonntag, bis in den Abend hinein am Strand war, der an der Ecke, wo es am Parkplatz vorbei in den Wald ging, neben seinem Fahrrad stand, mich anschaute, mir zuschaute, seinen Blick kaum von mir abwandte, aber nicht aktiv ansprang, nicht auf mich zu kam und mir nicht in den Wald folgte, in den ich ihn locken wollte. Ich hatte ganz offen versucht, ihn anzumachen, indem ich meinen Schwanz aus der Hose zog und ihn ihm zeigte und verdeckt daran herumspielte. Ante schaute nur zu – reagierte also immerhin – aber anders, als ich es mir in diesem Moment gewünscht hatte. Aber letztlich war seine Reaktion nachhaltiger und tiefer, als ich es mir jemals hätte träumen lassen.
„Du sprichst Kroatisch?“ fragt er mich. „Malo“, antworte ich. „Ein wenig.“ „Ćitati nije loše. Razumjeti je tako, tako. Ali govoriti je velika katastrofa.“ „Lesen geht nicht schlecht. Verstehen geht so lala. Aber sprechen ist eine große Katastrophe.“ „Ich kann nur ein paar Worte Deutsch oder Englisch.“ Er sagt sie auf. Es sind einzelne Worte, die ich kaum verstehe. „Weißt du“, sage ich, „mein bester Freund kam aus Kroatien. Leider ist er vor zwei Jahren gestorben. Ich hatte vorher schon ein bisschen Kroatisch gelernt. Aber das war nicht so ernsthaft, erst nachdem er tot war, habe ich richtig angefangen zu lernen.“ „Es ist schwer, die Sprache zu lernen“, sagt er. „Ja, es ist schwer.“ „Du sprichst gut“, sagt er. „Wir müssen uns viel unterhalten, dann wird es noch besser.“
Ante ist verheiratet und findet es schön, verheiratet zu sein. Das sagt er. Ganz genau habe ich seine Erklärung nicht verstanden. Ist es die Sicherheit, die Verlässlichkeit, ein gemeinsames Heim zu haben? Es ist schön, jemand zu haben. Es ist schön, ein Heim zu haben. Ante scheint seine Frau zu mögen oder womöglich zu lieben und trotzdem mag er auch mich. Ich werde kaum der erste Mann in seinem Leben sein, dem er nahekommt. Ganz ungeübt scheinen mir seine Aktivitäten mit mir nicht zu sein. Aber warum eigentlich auch nicht? Weshalb sollten wir Menschen konfektioniert sein, einsortierbar in Schubladen, schwul, hetero, bi, verheiratet, befreundet, solo und warum sollten wir uns überhaupt einschränken? Das Leben ist vielfältig. Man muss sich nur darauf einlassen und es leben.
„To je život“, sage ich. „Das ist das Leben.“ „Da“, antwortet er. „Zivot je lijep. Lijep je život!“ „Das Leben ist schön. Schön ist das Leben!“ Ernst sagt er das, mit Nachdruck.
„Ich habe Glück gehabt, dass ich heute kommen konnte“, sagt er eines Morgens. „Ich musste heute Morgen schon im Garten arbeiten. Hecke schneiden. Mit der Maschine. Ich habe eine Maschine.“ Die Pflichten des Alltags müssen erledigt werden. Wenn man das Sein am Meer nicht auslassen will, muss man eben früher aufstehen.
Wir sitzen am Strand, er mit Badehose in seiner kleinen Strandburg, ich nackt daneben. Immer dann, wenn gerade niemand herschaut oder vorbei geht, streicheln wir uns. Aber immer wieder werden wir unterbrochen, beziehungsweise Ante zieht zurück, weil er sich beobachtet wähnt. „Im Wasser ist es besser“, sagt er. „Stimmt“, sage ich, obwohl ich nicht ganz davon überzeugt bin. Im Wasser ist es auch nicht unbedingt bequem und ich habe nicht die Angst, die Ante hat, dass mich jemand beobachtet. „Aber am besten ist es im Bett.“ „Ja“, sagt Ante, „ein Bett müsste man haben.“ „Ich habe eins.“ „Ja?“ „Ja, ich habe ein Bett. In meiner Pension. Wenn du Lust und Zeit hast, können wir hinfahren. Es ist nicht weit und da vorne steht mein Auto.“ Ante schweigt. Er sagt nicht ja und nicht nein. Wir gehen ins Wasser.
An meinem letzten Tag fragt er, ob ich morgen auch wiederkomme. „Nein“, antworte ich. „Ich fahre nach Zagreb, einen Freund vom Flughafen abholen. Dann kommen wir für eine Nacht zurück nach Zadar und fahren dann weiter nach Orebić.“ „Ihr fahrt nach Korčula?“ „Nein nach Pelješac, wir bleiben in Orebić. Vielleicht fahren wir mal für einen Tag rüber nach Korčula.“ „Oh, Pelješac, da ist es schön. Ich komme eigentlich aus Metković.“ „Ja, Metković, da war ich auch schon“, antworte ich. „Vor ein paar Jahren bin ich einmal nach Mostar gefahren, das Neretva-Tal hoch. Da hat es mir gefallen. Wir sind dann über Međugorje zurückgefahren nach Makarska. Dort in der Nähe haben wir damals Urlaub gemacht.“ Ich erzähle ihm von Gerhard, dass wir uns schon sehr lange kennen und dass er schon 79 Jahre alt ist. „Oh“, sagt er, „ihr habt aber keinen Sex miteinander?“ „Nein“, sage ich, „nicht mehr.“ „Ah, früher hattet ihr?“  „Ja“, sage ich, „früher. Heute hat sich unsere Beziehung verändert. Er ist für mich wie ein Freund und zugleich so ähnlich wie ein Vater.“ Ich suche nach dem richtigen Wort. Čuvati“? Kann man das sagen? „Weißt du, inzwischen schaue ich nach ihm und sorge für ihn, wenn er das braucht, ich „behüte“ ihn,“ „Ja“, sagt er, „das ist gut.“ „To je dobro.“
Ich überlege, welche Farben seine Augen haben. Sind sie wirklich braun, wie ich spontan denke? Oder blau? Nein, das kann nicht sein. Oder grün? Jedenfalls ist sein Blick offen und klar und seine Augen leuchten.
Wieder sitzen wir nebeneinander am Strand, er mit Badehose, ich nackt, und wir streicheln uns. Ante zieht seine Badehose aus. Ich konzentriere mich ganz auf ihn. Er sucht auch mich, aber nachdem er mir am Tag zuvor einen geblasen hat, ist jetzt er dran. Auch dieses Mal werden wir hin und wieder unterbrochen, wenn jemand vorüber geht. Aber Ante scheint mir an diesem Tag weniger ängstlich zu sein. Ich blase ihn und er lässt es zu. Je länger ich es tue, desto mehr stöhnt er, leise zwar, aber unüberhörbar. Er ist erregter als sonst, und als ich denke:  Jetzt kommt er gleich und ihn dazu bringen will, zieht er zurück. Wollte er nicht? Konnte er nicht? Traute er sich nicht? Wollte er es sich aufsparen für seine Frau? Er atmet tief und laut. Ausgerechnet in diesem Moment kommt Branko vorbei, bleibt stehen und stellt eine banale Frage, die ich ihm beantworte. Als er weg ist, sagt Ante: „Gestern im Meer, das war gut, nicht?“ „Ja“, sage ich und lache. „Das war sehr gut, Vrlo dobro. Jako dobro. Nur im Bett ist es noch ein bisschen besser.“ Jetzt lacht er auch.
„Kannst du mir deine Adresse geben?“ fragt er. „Klar“ antworte ich und krame aus meinem Rucksack eine alte Visitenkarte. Damit habe ich nicht gerechnet, dass er danach fragt, eher damit, dass ich sie dem alten Schwerenöter Branko gebe, falls der einmal zufällig in meine Heimatstadt kommen sollte. Ich gebe ihm die Karte und erkläre, dass ich bald umziehen werde und sich meine Adresse ändert und ich ihm beide aufgeschrieben habe. Er zeigt auf die neue und sagt: „Ich werde dahin schreiben.“ „Oh, das ist schön!“ sage ich.
Ante zieht sich an. Er streift sein weißes T-Shirt über, zieht die nasse Badehose aus und schlüpft in blau-weiß gestreifte Boxer-Shorts und helle Shorts. Mit Strohhut, Sonnenbrille, Badeschlappen und Rucksack auf dem Rücken steigt er auf sein Fahrrad, ein ziemlich schickes All Terrain Bike, winkt, lacht mir noch einmal zu und fährt davon.
9 notes · View notes
nikooktaetab · 4 years
Text
SHIFTER 9
Seokjin hatte sie gewarnt. Und doch war die Welle an Hitze, die Eunsook entgegenschwappe als sie sein Zimmer betraten, beachtlich.
Sie ächzte leise und er kicherte, bevor er rief: “Joon-ah, ich hab meinen Schützling mitgebracht!”
Während Eunsook nicht lang überlegte und einfach ihre Schlappen im Eingangsbereich stehen ließ, um barfuß herumzulaufen, tauchte das Gesicht eines weiteren Jungen um die Ecke auf. Seine schmalen Augen waren geweitet, da er die Brauen hochgezogen hatte sodass sie unter den wirren Strähnen seines blonden Deckhaars verschwanden. Er grinste und zwei Grübchen bohrten sich in seine Wagen: “Hi! Alles klar?”
“Soweit”, sagte Eunsook etwasch unschlüssig und atemlos; er lachte, was seiner tiefen Stimme gut stand, und der Kopf verschwand wieder. Seokjin war bereits um die Ecke in den Wohnbereich verschwunden und Eunsook folgte ihm langsam und blinzelte verwundert, als sie den Wohnbereich sah. Der Kerl, der gerade noch um die Ecke geluschert hatte, saß nun an einem Tisch am Fenster, an dem vier Stühle standen. Sie hatte ihn gar nicht aufstehen, geschweige denn sich wieder hinsetzen gehört… merkwürdig.
Mit einem verkniffenen Lächeln deutete Eunsook eine Verbeugung an, der junge Mann sprang auf, stieß sich das Knie am Stuhl und biss sich auf die Unterlippe, ließ die Stirn auf die Tischplatte sinken und Eunsook musterte amüsiert den Verlauf seines blonden Deckhaars zu dem kürzer und dunkler werdenen, geschorenem Haar im Nacken.
“Mhpf - sorry, sorry! Kim Namjoon, zweites Jahr”, brachte er schließlich über Seokjin’s quietschendes Lachen hervor und Eunsook zog sich den Stuhl gegenüber raus, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: “Kim Eunsook, Freshmen”, antwortete sie und musterte das kleine Chaos, das er vor sich und um sich herum liegen hatte. Überrascht deutete sie auf seine Papier.
“Oh! Sunbaenim, du studierst auch Literatur?”, fragte sie erregt und zuckte merklich zusammen, als Seokjin ihr im Vorbeigehen in die Schwanzspitze kniff, die durch die Lücke in der Stuhllehne heraus luscherte. Sofort war das verräterische Ding verschwunden, sie linste böse zu ihm herüber. Er stellte einen Obstkorb in die Mitte und Namjoon nahm sich sofort eine Banane.
“Ja, unter Anderem. Du auch?”, fragte er und musterte sie interessiert. Seine Ausstrahlung war kein bisschen Bedrohlich, seine Knopfaugen gefielen Eunsook. Sie nickte lächelnd und strich sich das Haar hinter die Ohren. Seokjin zu ihrer rechten schnaubte.
Wieder wandte sie sich missmutig ihm zu, reckte das Kinn ein wenig.
“Was ist denn jetzt schon wieder? Bin ich so lustig?”, zischte sie und nahm sich eine Weintraube, lutschte sie vom Kern ab und hätte diesen am Liebsten in seine Richtung geschnippst.
Seokjin saß mit überschlagenen Beinen schräg auf seinem Stuhl, eine Elle auf die Stuhllehne gestützt, den anderen Arm auf der Tischplatte. Sein Kopf ging tief und seine lauernden Augen lagen auf ihrem Gesicht, ein schiefes Lächeln hing in den Mundwinkeln. Die Raubkatze wirkte entspannt doch Eunsook war sich ziemlich sicher: wäre sein Schwanz gerade präsent, würde er hin und her zucken.
“Lustig trifft’s ganz gut. Du bist sehr offensichtlich”, sagte Seokjin amüsiert. “Das hast du mir schon gesagt!”, knurrte Eunsook eingeschnappt, nun schnaubte Namjoon und deutete mit einem Stift auf Seokjin. “Hey, lass dich von Jin-Hyungie hier nicht ärgern… Löwen, die brüllen, beißen nicht”, beruhigte er sie, doch sie verdrehte nur die Augen und griff sich eine weitere Traube.
“Wie kannst du nur mit einem Löwen zusammenleben? Allein die Hitze hier drin bringt mich um”, stöhnte sie und fächerte sich theatralisch Luft zu, Namjoon kratzte sich verlegen am Kopf. “Ich dachte gerade darüber nach, mir noch ‘n Flannel drüber zu ziehen, um ehrlich zu sein”, gab er zu und musterte Eunsook’s Hauch von Top und ihre nackten Zehen, die rastlos unter dem Tisch herumwackelten. Eunsook ließ ihren Blick über sein weißes Longsleeve gleiten, es lag dank seiner ovalförmigen Halsöffnung recht weit auf seinen Schlüsselbeinen und reichte bis auf die langen, schlanken Finger. Außerdem trug er eine lange, weite Cordhose, in die er das Longsleeve geschoben hatte und Socken in den Hausschuhen. Ja, ihm war gewiss nicht schnell warm…
“Liegt wohl in meiner Natur, ich bin kein Sommerkind”, seufzte Eunsook und wollte sich noch ein paar Trauben greifen, doch Seokjin haute ihr auf die Finger. Sie knurrte unterdrückt, duckte sich aber unter seinen geweiteten Augen rasch weg. Namjoon kicherte auf seiner Seite, er schien seinen Spaß zu haben.
“Was bist du denn, wenn du kein Sommerkind bist?”, fragte er unverholen und musterte neugierig ihr Gesicht, als könne er an der Form ihrer Augen und der Länge ihrer Nase erkennen, was für ein Wesen in ihr schlummerte.
Sie grinste breit und lehnte sich aufgeregt vor, um es stolz heraus zu posaunen - doch Seokjin mischte sich erneut ein, indem er eine große, schwere Hand auf ihren kribbelnden Kopf legte. Sofort hielt sie still, sah jedoch aus den Augenwinkeln böse zu ihm herüber.
“Uuund cut: hier sind wir bei der ersten Übung! Ich möchte, dass du Joon-ah hier NUR deine Ohren zeigst. Konzentrier dich gefälligst, ich halte mich zurück. Du musst dich allein kontrollieren”, befahl Seokjin und lehnte sich wieder zurück. Namjoon sah etws unschlüssig von einen zum anderen.
“Yah, werd ich jetzt in die Übungen mit reingezogen, ohne gefragt zu werden?” “Du bist der ideale Übungspartner! Was meinst du, warum ich sie hergeschleppt habe”, gab Seokjin trocken zurück; Eunsook wurde zunehmend irritierter doch Seokjin schüttelte nur den Kopf, als sie trotzig den Mund öffnete und wedelte mit der Hand in Namjoon’s Richtung. “Schnack nicht so viel! Ich will Resultate, und zwar gute”, rief er ungeduldig aus.
Eunsook klappte den Mund zu und drehte den Kopf wieder zu Namjoon. Unter ihrem finsteren, fokussierten Blick duckte er etwas verlegen den Kopf und grinste unsicher, nickte zweimal aufmunternd.
“Okay, du schaffst das! Und ich geb mein Bestes beim Raten.”
Eunsook legte ihre Hände auf die Schenkel, kniff mit den Fingern etwas hinein und lehnte sich angestrengt vor. Ihre Kopfhaut kribbelte, ihre Nase allerdings auch. Mist…
“Es hilft, wenn du daran denkst, was du mit den Ohren machst… Du willst gerade nichts riechen und nichts kratzen, du willst hören…”, murmelte Seokjin neben ihr und zur Abwechslung war seine nasale Stimme ruhig und sanft anleitend.
Hören, stimmt. Sie musste ihr Gehör umstellen, dann kamen die Lauscher von ganz allein! Konzentriert hörte sie auf das Flackern in ihren Ohren, wie das menschliche Gehört dem tierischen wich und das Kribbeln auf ihrer Kopfhaut wurde stärker. Sie spürte, wie ihre Fuchsohren wuchsen - und sah im päripheren Blickfeld die weißen Strähnen, die sich durch ihr Haar zogen. Sie gab einen frustrierten Laut in der Kehle von sich und sah mit großen, enttäuschten Augen zu Seokjin, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte und rasch den Kopf schüttelte, wieder mit der Hand zu Namjoon wedelte.
“Das ist nicht so schlimm, vergiss die Haare, das ist schwer! Du machst das gut, die Ohren sind da. Joonie, was ist Sookie? Rate”, befahl Seokjin dem anderen Shifter; er schien es mit Spitznamen sehr ernst zu nehmen.
Eunsook lehnte sich etwas vor und zuckte mit einem Ohr, legte den Kopf schief und sah Namjoon abwartend an. Der aufmerksam die weißen, plüschigen Ohren musterte.
“Weiß… und ziemlich flauschig… Eine Perserkatze?”
Als Eunsook entsetzt schaute, schüttelte er rasch den Kopf.
“Ah, sorry, sorry - dafür sind sie natürlich zu groß. Und zu schön”, murmelte er, Hitze krabbelte über seine Ohren ins Gesicht und Eunsook musste sich ein Grinsen verkneifen.
“Mhh, dir ist schnell warm…”, murmelte er und die Augenbrauen zuckten., “...aber ein Eisbär bist du auch nicht…”
“Okay, wir brauchen Augen!”, sagte Seokjin rasch, Eunsook nickte blinzelte dann, konzentrierte sich und starrte dann auf Namjoon’s Kehle. Das hatte bis jetzt immer gut geklappt, das war der verletztlichste Punkt mit einer Hauptschlagader…
Namjoon’s Kehlkopf bewegte sich, als er schwer schluckte und Seokjin, der sich etwas vorgebeugt hatte, kicherte denn er begriff anscheinend, was Eunsook tat.
“Nicht schlecht, Eunsookie - du bist nicht so dumm, wie ich dachte!” “Psst”, machte Eunsook und spürte den bekannten Kopfschmerz, als ihre stumpfen Menschenaugen sich schärften. Namjoon wurde unter den ockerfarbenen Augen mit der schmalen Pupille, die ihn schwarz umrandet in der typisch schräg gelegten Form anstarrten noch kleiner, doch auf seiner runden, kleinen Nase wurde es dunkel. Er Schatten von hellem Fell krabbelte über seinen Hals und seine Augen wurden größer, das Braun seiner Iris weitete sich.
“Namjoon?!”, tadelte Seokjin, er zuckte ertappt zusammen und die breiten, braunen Flecken auf dem Hals des anderen verschwanden langsam wieder. “Ich kann nichts dafür - für einen wahrscheinlich sehr kleinen Karnivor ist ihre Wirkung stark!” “Ja, weil sie sich nicht im Griff hat”, schnaubte Seokjin und lehnte sich etwas vor, um Eunsook zu betrachten. Sie blinzelte ihn mit den bernsteinfarbenen Augen an, ihre Brauen wurden gerade teils weiß, ihre Lippen und Nasenspitze wurden dunkel.
“Nur die Augen, Sookie, atme mal tief ein!”
Sie tat, wie befohlen, und die ledrige Haut verschwand wieder. “Nun rate schon”, knurrte sie Namjoon an, ihre Stimme schon leicht schrill von dem Keckern des Fuchses darunter.
“Ehm, eine kleine Raubkatze vielleicht? Gibt es wilde Katzen in der Tundra?” “Wie kann man nur so- keine Katze”, zischte Eunsook und legte ihre Ohren angriffslustig an, Seokjin kicherte und schob sich eine Beere in den Mund. Er schien die Zeit seines Lebens zu haben.
“Steh mal auf, Sookie”, wies er sie an, irritiert warf sie ihm einen Seitenblick zu, verstand aber und stellte sich dann vor den Tisch und richtete ihre Hose. Verlegen zuckte ihr eines Ohr, bevor sie abwartend zu Seokjin sah. Er nickte ihr aufmunternd zu. “Du weißt schon, was ich mein! Jetzt darf der Schlingel sich zeigen”, neckte er mit vollem Mund und Eunsook gab dem Kribbeln im Steiß endlich nach. Der flauschige, weiße Schwanz, der ihr gerade bis zu den Kniekehlen reichte, stob hervor als habe er nur darauf gewartet und ein paar filzige, weiße Haare fielen zu Boden.
Namjoon neigte sich etwas zur Seite und als er den Schwanz sah, öffnete er den Mund und Überraschung flackerte über sein Gesicht.
“Ahhh! Ein Polarfuchs?”, fragte er und wies auf Eunsook.
Sie grinste breit, die Eckzähne spitz und die Lippen und Nase nun ledrig und schwarz und lachte keckernd während sie stolz die Hände in die Hüften stemmte und triumphierend zu Seokjin herüber sah. Der rollte über ihr weißes Haar und das hier und da herausbrechende Fell nur die Augen und klatschte langsam und amüsiert.
“Jaja, du kannst stolz sein - das Potential ist da. Nun setz dich schon wieder und hör mit der Keckerei auf, ist ja furchtbar”, meckerte er gespielt dramatisch und knete sich die Nasenwurzel. Eunsook wirbelte einmal im Kreis und schüttelte wild den Kopf, setzte sich dann grinsend wieder während Namjoon kicherte und Seokjin die Augen verdrehte.
“Daeng! Polarfuchs ist richtig”, grinste Eunsook und nickte Namjoon zu. “Und ja, ich gehör wohl zu den eher kleinen Karnivoren… aber was ist mit dir? Du bist keiner, oder?”, fragte sie interessiert und schob sich eine weitere Beere in den Mund. Namjoon lächele und schüttelte den Kopf: “Nein, ich bin Beute!”, meinte er trocken, Seokjin schnalzte mit der Zunge. “Sag doch sowas nicht! Und wir gerade am Üben sind - Sookie, du darfst raten. Namjoon, du shiftest!”
“Du bist ja gar nicht mein Mentor!”, protestierte Namjoon, legte allerdings seinen Stift beiseite und rieb die Hände über die Schenkel, linste zu Seokjin herüber. “Aber der König der Tiere! Komm schon, nimm das Offensichtlichste, das müsste selbst so ein Dummfuchs erraten…” “Ey! Eben hast du noch gesagt, ich wär gar nicht mal so dumm”, empörte sie sich und funkelte Seokjin an, er hatte den Anstand, verlegen zu grinsen.
“Yah, war doch nur Spaß! Und nun rate: was ist Joon-ah?”
Namjoon seufzte schwer und sah Eunsook mit einem gespielt euphorischen Grinsen an - das sich aus ihrem Sichtfeld schob, als sein Hals immer länger wurde! “Woah”, machte sie atemlos, als sie das leise Knirschen seiner Nackenwirbel wahrnahm, die größer wurden, und als sie das Muster des glatten, sandfarbenen Fells auf seinem Hals mit den ockerfarbenen, großen Flecken sah, stieß sie einen Schrei des Triumphes aus.
“AHA, eine Giraffe!”, rief sie und klatschte begeistert, als Namjoon sich lediglich mit dem langen Hals verbeugte und dabei mit dem Kopf gegen tief hängende Lampe über dem Essstisch stieß. Seokjin seufzte nachsichtig während Namjoon’s Kopf wieder auf ihre Höhe schrumpfte; die länglichen Ohren, die Eunsook an Jisuk’s Kälberohren erinnerten, wackelten lustig und die kleinen, dunklen Hörner verschwanden wieder in seinem wirren, blonden Schopf.
“Wie spannend! Aber eins verstehe ich nicht…”, fing Eunsook verwundert an und sah von einem Savannenbewohner zum Anderen.
“Wie der König der Tiere und seine Beute zusammen leben können?”, kam Seokjin ihr belustigt zuvor, sie nickte. Seokjin sah lächelnd zu Namjoon herüber. “Weil ich ihn zum Fressen gern habe natürlich! A ha ha!”, machte Seokjin, die anderen beiden schwiegen und Eunsook wandte sich mit erhobenen Brauen zu Namjoon. Der rasch antwortete, bevor Seokjin noch einen seiner schwachn Witze reißen konnte:
“Ich nehme an, dass unsere jeweilige Familiengeschichte von Vorteil ist, und unsere Charaktäre. Ehm…”, und hier brach er ab und warf Seokjin einen fragenden Blick zu. Dieser nickte nur ermutigend. Namjoon fuhr fort: “Es ist so: ich komme aus einer Familie, in der mein Vater und ich Giraffen sind und meine Mutter und meine Schwester afrikanische Wildhunde. Für einige ist das immer noch eine sehr moderne Art zu leben, für einige immer noch undenkbar - aber für uns ist es normal. Meine Mutter und meine Schwester sind stets bemüht, uns in ihrem Ärger nicht zu, naja, unterbuttern mit ihren dominanten Phäromonen. Und mein Vater und ich treten sie im Gegenzug nicht tot-”, scherzte er trocken, Seokjin lachte laut heraus.
“Stimmt, der Tritt einer Giraffe kann sehr gefährlich sein! Ich kann mich glücklich schätzen, dass Joon-ah noch nicht vollends ausgewachsen ist, sonst würde ich ständig in Lebensgefahr schweben… Ich für meinen Teil komme aus einer Familie aus Löwen und Tigern, seit Generationen. Es sind nur Wildkatzen. Man sollte meinen, dass das Teritorialverhalten und die Rangkämpfte häufig sind - aber das ist uns, ehrlich gesagt, zu lästig”, schloss Seokjin seufzend und zuckte mit den Schultern.
“Auch, wenn es dumm ist, das zuzugeben: ich bin ein sehr harmoniebedürftiger, fauler Löwe. Ich bin, was ich bin, aber deswegen muss ich mich noch lange nicht an jeder Ecke behaupten”, meinte er amüsiert.
Eunsook legte den Kopf schief und schien über das gesagte nachzudenken. Sie hatte nie sonderlich darüber nachgedacht, wie es bei anderen Shiftern zuahuse war und wie sich das auf ihre Instinkte und ihr Verhalten auswirkte… Sie glaubte, Seokjin nun etwas besser zu verstehen. Unsicher kaute sie auf ihrer Unterlippe, bevor sie sprach: “Meine Eltern, meine große Schwester und ich sind alle Polarfüchse. Mein Vater arbeitet in der Stadt und ist wenig zuhause und ich glaube, meine Mutter war oft überfordert mit uns - wir können sehr laut und wahrscheinlich auch nervig sein…”, meinte sie verlegen und Seokjin schnappte gespielt entsetzt nach Luft: “Nein, was du nicht sagst!”
Sie schlug ihm schwach auf den Oberarm, Namjoon kicherte hinter vorgehaltener Hand. “Haha! Okay, ja, wahrscheinlich waren wir suuuper nervig.” “Füchse halt”, kam es von Namjoon, sie warf ihm einen bösen Blick zu und Namjoon hob abwehrend die Hände, machte unschuldige Augen: “He, so meinte ich das nicht! Aber Füchse sind sehr aktive Vertreter, du hast doch bestimmt ständig was zu tun oder zu sagen, oder?”
Eunsook öffnete protestierend den Mund - und dachte dann an den roten Panda, Yunhee, der oft stundenlang in Baumkronen vor sich hin döste, und das Albrind, Jisuk, das von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang glücklich auf einer Blumenwiese grasen konnte. Während sie stets keckernd von A nach B tingelte und sich wahlweise kratzte, putzte, eine Fliege jagte oder sich kopfüber in den Kissenberg auf Yunhee’s Bett stürtzte. Sie klappte den Mund wieder zu und die beiden Jungen lachten über ihre roten Wangen.
“Ist doch okay! Wir sind alle, wie wir sind. Aber deswegen ist es so wichtig, Leute zu finden, die mit dem Tier in dir harmonisieren. Und das Angebot der Schule anzunehmen, denn meistens haben die sich bei der Wahl deines Mentors was gedacht”, grinste Namjoon und lachte, als Seokjin sich Daumen und Zeigefinger ausgestreckt unter das Kinn legte und spitz grinste. “Ja… Wahrscheinlich haben sie das”, murmelte Eunsook gespielt enttäuscht und nun musste sie kichernd, als Seokjin rote Ohren bekam und zu zetern begann.
Sie tauschten sich noch eine Weile aus, Eunsook lernte ihren Mentor besser kennen und entspannte sich mit jeder Minute etwas mehr. Auch war es schön, dass sie nun einen Ansprechpartner für Literatur gefunden hatte. Als plötzlich Namjoon’s Handy auf dem Tisch klingelte, blinzelte sie verwirrt und auch Namjoon zuckte erschrocken zusammen, bevor er ranging.
“Jo, Hobi!”, rief er und grinste zu Seokjin herüber, der wissend grinste und rapide blinzelte. Eunsook hörte eine durchdringende Stimme am anderen Ende der Leitung, Namjoon’s Mund stand offen, als er lauschte. “Hört sich gut an - warte ‘ne Sekunde”, antwortete er und hielt sich das Gerät etwas vom Ohr, sah zu Eunsook herüber. “He, ein Kumpel von uns will Essen bestellen und hat gefragt, ob wir auch was wollen. Willst du mitessen?”
Eunsook’s Magen knurrte und Seokjin lachte leise: “Das heißt dann wohl ja!” Sie hob abwehrend die Hände: “Ah, aber ich weiß nicht, ob Yunhee Unnie schon wartet…”, rief sie aus, Namjoon blinzelte. “Yunhee, sagst du? Eine Yunhee ist gerade mit Jeongguk und Jimin bei Hoseok, sprechen wir von derselben?” Eunsook nickte angeregt: “Bestimmt! Sie ist ihre Mentorin!” “Dann haben wir das ja geklärt, du kommst mit!”, sagte Seokjin und erhob sich bestimmt; seine Euphorie über Essen ließen ihn etwas schlampig mit seinen Pheromonen werden denn Eunsook und Namjoon richteten sich synchron ebenfalls auf und folgten ihm wie die Lemminge.
“Alles klar! Bis gleich”, rief Namjoon zufrieden in sein Handy und schob es in die Hosentasche, griff sich ein schwarz-gelbes Flannel vom Haken und eine Cappi in demselben Ockerton wie seine Cordhose und die drei schlappten von Dannen.
+
“Wohnst du auch in den Herbivoren Dorms?”, fragte Jinyoung, als er Jisuk die Tür aufhielt und er ihre Hand aus seiner gleiten ließ. Ihre Finger wurden ganz kalt. Schade…
“Nein, ich wohne mit meinen beiden Freundinnen in den gemischten Dorms”, erklärte sie und dachte sich nicht viel dabei - bis sie Jinyoung’s Gesichtsausdruck sah.
“Wirklich? Das kann ganz schön gefährlich sein…”, sagte er vorsichtig, taxierte sie prüfend von der Seite. Sie lächelte zuversichtlich und machte eine wegwerfende Handbewegung: “Ach was, ich bin ja kein Mäuschen und meine Freunde keine Krokodile oder groß geratene Katzen… wir passen gut zusammen”, schloss sie bestimmt doch sie merkte, dass er das nicht wirklich gutheißen konnte. Er legte kurz den Kopf schief, schien zu überlegen, was er sagen sollte. Nervös krallte sie die Finger in den Saum ihres Rockes und lauschte auf ihr pochendes Herz. Sie wusste, dass es durchaus Shifter gab, die von der jeweils anderen Sorte wenig hielt. Es gab Fleischfresser, die gern unter ihresgleichen blieben, weil sie Pflanzenfresser für stumpfsinnige beute hielten, die zu laut jammerten und Schuld daran waren, dass sie sich vegetarisch ernähren mussten. Und es gab Pflanzenfresser, die Fleischfresser für ungehaltene Berserker hielten, die sich nicht unter Kontrolle hatten und in einem schlechten Moment ihren besten Freund kaltblütig ermorden und gierig verschlingen würden. Gehörte Jinyoung etwas zu dieser Sorte Mensch…?
“Unsere Universität ist recht alternativ im Vergleich zu anderen, denn es gibt hier größtenteils eher unkonventionelle Studiengänge… aber auch, was die Führung über die Zusammenarbeit von älteren und jüngeren Shiftern denkt und die Wohnsituation mit den teils gemischten Dorms… ist sehr alternativ. Und teilweise gewöhnungsbedürftig”, fasste Jinyoung seine Gedanken vage zusammen, Jisuk wusste nicht, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Er kramte gerade nach seinem Zimmerschlüssel, sie waren nach wie vor im Erdgeschoss am Ende eines Flurs. Die Sonne schien durch das Fenster und zeichnete sein Profil golden nach. Er war wirklich sehr gutaussehend mit den ebenmäßigen Gesichtszügen und den dunklen, großen Augen.
“Du glaubst es ist gefährlich, dass die Uni das macht? Fleischfresser und Pflanzenfresser bewusst mischen, in geteilten Zimmern und für die Mentoren Geschichte…”, wiederholte Jisuk und wunderte sich selbst über ihre klare, laute Stimme. Verwundert blinzelte er zu ihr herunter und stieß dann einen nervösen Lacher aus.
“Du bist wirklich sehr direkt. Erfrischend”, murmelte er grinsend wie zu sich selbst und öffnete seine Zimmertür, ließ sie zuerst eintreten.
Jinyoung hatte ein Einzelzimmer, es war mit altmodischen und dunklen, schweren Holzmöbeln ausgestattet und hier und da blitzten moderne Elemente heraus, sodass es rustikal und gemütlich wirkte, ohne altbacken zu sein. Er hatte eine Verandatür, die auf die Wiese zwischen dieser Seite des Dorms und dem nächsten Gebäude lag. Sie trat ans Fenster und sah, dass viele Studenten hergegangen waren, und sich Stühle und Tische hingestellt hatten, Tomaten oder Blumen pflanzten. Weiter hinten stand sogar ein kleines Planschbecken, jemand hatte ein kleines Tor aufgestellt. Hier und da saßen sogar Studenten gemeinsam; sie aßen, lachten, rauchten, redeten und ließen den Tag entspannt ausklingen.
“Es ist sehr friedlich hier”, sagte Jisuk leise lächelnd und wandte sich wieder um. Und blinzelte verwirrt, denn Jinyoung war nicht da - doch dann hörte sie seine Stimme aus dem kleinen Raum vorn bei der Tür kommen. Bestimmt das Bad, dem Hall seiner Stimme nach zu urteilen.
“Ja, besonders im Sommer. Ich mein, im Winter kann man auch Schneemänner da draußen bauen, wenn man Lust auf sowas hat… Aber mir gefällt es im Herbst am Besten”, antwortete er und kam dann plötzlich mit einem Handtuch in der Hand aus dem Bad, hing sein Jackett auf und striff sich die Schuhe von den Füßen. Sie grub ihre Zehen in den weißen Teppich, der zwischen dem cremefarbenen Sofa und der Wohnwand mit dem Fernseher lag und Jinyoung warf ihr das Handtuch zu. Reflexartig fing sie es auf, konnte aber ein erschrockenes Geräusch nicht unterdrücken und spürte wieder ihre Schwanzspitze gegen ihre Schenkel schlagen. Jinyoung lächelte sie verschmitzt an und zog sich dann in einer flüssigen Bewegung sein weißes T-Shirt vom Körper.
Mit riesigen Augen, das Handtuch vor die Brust gespresst, starrte Jisuk auf seinen leicht muskulösen Oberkörper und wie sich die Muskeln unter der Haut bewegten. Ihr Herz staunte ebenfalls nicht schlecht und setzte einen Schlag aus, bevor es aufsprang und in doppelter Geschwindigkeit weiter sprintete. Ihre Kopfhaut kribbelte bis auf ihren Nacken herunter und sie konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Hektisch blinzelnd wandte sie sich um und überlegte hektisch, was sie sagen sollte - als Jinyoung anscheinend bemerkte, wie das auf die wirken musste.
“Oh, entschuldige! Ich- Ich zieh’ das T-Shirt dabei lieber aus, du wirst gleich sehen, warum”, erklärte er rasch und sie drehte sich perplex herum, sah, dass er sich im Schneidersitz auf den Teppich sinken ließ. Dann sah er zu ihr hoch, lächelte und klopfte mit der flachen Hand vor sich. Mit dem schief gelegten Kopf und dem harmlosen Grinsen sah er aus wie ein kleiner Schuljunge, der immer artig seine Hausaufgaben machte und Jisuk stieß die angehaltene Luft wieder aus.
“Ehm, okay?”, murmelte sie und ließ sich vor ihm auf die Knie sinken und rutschte dann seitlich auf den Hintern, damit sie ihre Beine zur Seite legen konnte. Nervös legte sie das Handtuch zwischen sich und Jinyoung und sah mit skeptisch gerunzelten Brauen zu ihm auf. Er lachte leise und griff nach dem Handtuch, breitete es aus.
“Guck nicht so finster, Kälbchen - ich werd dich ganz bestimmt nicht vernaschen”, kicherte er und schien dann die Zweideutigkeit zu bemerkten. “Das kann man jetzt auch falsch verstehen… ups.” Hitze krabbelte über seine Ohren, seinen Hals und die Brust; es stand ihm sehr gut und Jisuk gewann an Selbstsicherheit. Sie zog eine Braue hoch und beobachtete, wie er das ausgebreitete Handtuch halb in seinem Schoß, halb auf dem Boden bettete. “Könnte man wohl, wenn man wollte”, murmelte sie und legte den Kopf auf die andere Seite; ihre Ohren wackelten zwischen dem Wirrwarr ihrer Haare, sie ließ sie ausgefahren da sie den Spitznamen aus seinem Mund irgendwie genoss…
“Also gut… Wir alle leben mit den keinen, tja, Nebenwirkungen? Sagen wir Nebenerscheinungen unserer Shifter Form. Es gibt Vögel, die Eier legen. Hunde gehen Fellwechsel durch, Kühe…”, hier unterbrach er sich und seine Augen huschten kurz zu ihren Ohren, verlegen wandte er den Blick wieder ab und ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen.
“Viele weibliche Shifter geben irgendwann Milch, ja.”, füllte sie die Stille, erneut war ihre Stimme ziemlich laut dafür, dass ihr Herz so aufgeregt klopfte und sie kniff verlegen die Lippen zusammen. Er lächelte kurz und nickte, suchte wieder ihren Blick: “Ja, genau. Bei mir wird es zweimal im Jahr ziemlich blutig und ich zeig dir jetzt, warum. Anscheinend hast du ja keine Angst vor Blut…”, murmelte er und sie schüttelte leicht den Kopf, ihre Ohren wippten.
Jinyoung nickte langsam, atmete dann tief ein und drückte die Schultern durch, bettete die Hände auf den Knien und senkte leicht den Kopf nach vorn und schloss entspannt die Augen. Es begann mit seinem dichten, schwarzen Haar, das erst dunkel- dann rotbraun wurde. Weniger knallig und orange-stichig als ein Pferd oder ein Fuchs. Und dann schoben sich zwei Hörner aus seinem Schopf; sie wurden länger und breiter und größer und Jisuk öffnete erstaunt den Mund und beugte sich vor. Sie waren die eines ausgewachsenen Tieres, wie eine gigantische Krone und überzogen mit braunem Pelz, einer Art Flaum. Auf der Seite, auf der Jinyoung geblutet hatte, hing ein Fetzen dieses Flaumbewuchses herunter, von innen war er blutig.
Jinyoung richtete vorsichtig den Kopf auf und blinzelte Jisuk an. Die Abendsonne, die das Zimmer in goldenes, beinahe feurig glühendes Licht tauchte, zeichnete einen klaren Schatten seines Geweihs auf den Boden hinter ihm, verzwerrte es, zeichnete es größer. Er sah mayestätisch aus, wie aus einem Fantasy Roman, einer anderen Welt mit seinem nackten Oberkörper und der tierischen Krone auf dem Schopf.
“Wow”, wisperte sie und setzte sich wieder aufrecht auf die Schenkel, stützte die Hände auf den Flauschteppich und lehnte sich vor, um den Fetzen des Flaums zu betrachten.
“Rothirsche werfen ihr Geweih im späten Winter ab und dann wächst es wieder. Wenn es Ende Sommer ausgewachsen ist, schält sich diese flaumige Haut, die das Geweih durchblutet. Dann verhätet es, wird ganz zu Knochen um dann wieder abgeworfen zu werden”, erklärte Jinyoung und griff nach dem Fetzen, zog ihn langsam in Richtung seines Kopfes ab. Seine Finger färbten sich rot, es tropfte vom Geweih auf das Handtuch zwischen ihnen.
“Und meist ist das eine ziemlich eklige Angelegenheit, um ehrlich zu sein…”, murmelte er, hielt mit einer Hand sein Geweih fest und zupfte mit der anderen den Fetzen ab. Mit einem Ruck löste er sich und er zuckte kurz zusammen, bevor er die pelzige, nun nutzlose Haut ablegen wollte. Doch Jisuk’s Hand schob sich dazwischen und sie nahm es ihm vorsichtig ab. Langsam strich sie über den Flaum, dann über die glatte, schmierige Innenseite.
“Wie interessant”, flüsterte sie und legte den Fetzen beinahe andächtig auf das Handtuch. Er machte ein amüsiertes Geräusch tief in der Kehle und als sie aufblickte, waren ihre Augen auf einer Höhe. Seine dunklen Iriden glitzerten und sein Lächeln vertiefte sich, sie konnte nicht anders und erwiderte das Lächeln verzaubert. Andächtig musterte sie dann sein Geweih und die beiden richteten sich wieder etwas auf.
“Ein Rothirsch also…”, murmelte Jisuk, Jinyoung nickte vorsichtig. Seine Nackenmuskulatur machte Sinn, wie schwer das Ding auf einem menschlichen Kopf wohl war. “Ja, ein Rothirsch und seine Probleme. Ich trag das Geweih ungern in der Öffentlichkeit, es bringt nur unnötige Aufmerksamkeit, ist schwer und sperrig… Aber kümmern muss ich mich ja trotzdem drum”, seufzte er und griff erneut nach einer überstehenden Spitze der Haut, zog langsam daran. Jisuk beobachtete ihn konzentriert, dann rutschte sie etwas näher an ihn heran. Als sie sah, wie schwer es ihm fiel, zwei Hände zu navigieren um sowohl das Geweih festzuhalten um von dem Rückstoß der Kraft des Abrupfens nicht nach hinten katapultiert zu werden, streckte sie die Hände nach seinem Kopf aus.
Jinyoung zuckte zusammen und lehnte sich rasch aus ihrer Reichweite, allerdings knickte dabei sein Kopf nach hinten und er wäre sicherlich hintenüber gefallen, wenn Jisuk nicht rasch nach seinen Händen gegriffen und ihn zu sich gezogen hätte. Seine Nasenspitze berührte beinahe seine und sie sahen sich mit großen Augen an, Jisuk blinzelte zu der knochigen Krone hoch, die bedrohlich nahe an ihrem Kopf schwebte.
“Entschuldige”, stieß sie hervor, er lachte atemlos. “Du bist aber ein starkes Mädchen”, stellte er amüsiert fest und ließ langsam ihre Hände los, setzte sich wieder bequemer hin. Sie nickte und zuckte die Schultern: “Na klar, bin ja auch ein Alprind und kein Goldhamster! Lass mich dir helfen”, bot sie an und hob erneut langsam die Hände, er blinzelte, zuckte diesmal aber nicht zurück.
“Du musst das nicht machen… Es ist blutig und… und schmierig und… und ekelhaft”, stöhnte er beschämt und linste zu ihr hoch, als sie sich aufrichtete und auf Knien vor ihm kniete, einen Anfang suche.
“Paperlapapp! Ich muss kein Fleischfresser sein, um mich mit Blut auszukennen, immerhin bin ich eine Frau. Lange Nägel hab ich auch und du kannst deinen Nacken etwas entspannen… so ein Geweih muss sehr schwer sein”, murmelte sie und zog rasch den ersten Fetzen ab. Er wurde etwas breiter als der erste und zog sich über die Beuge des breiten Parts des Geweihs und sie versuchte, ihn so breit wie möglich zu halten und so viel auf einmal abzurupften. Es war schwierig, mit den glitschigen, leicht blutigen Fingern nicht abzurutschen.
“Mh, es geht… Man gewöhnt sich dran”, antwortete er leise und linste verstohlen zu ihr auf, während er sehr still hielt. Sie hatte die Brauen konzentriert zusammengeschoben unter dem wirren Schopf, ihre Ohren waren von außen haselnussbraun mit glattem Fell, vor der inneren, rosigen Muschel war plüschiges, weißes Fell. Ab und zu wackelte eines, aber sie waren nicht abgeneigt. Sie hatte rosige Wangen und kaute ab und zu auf ihrer Unterlippe herum, die kleinen, schmalen Finger wurden zunehmend glitschiger und rot. Ihre Nägel sahen langsam aber sicher aus wie die eines Fleischfressers… dabei war ihr Gesicht so unschuldig.
Sein Blick wanderte über ihren Hals und die Brust bis zu ihrem Faltenrock und dann das Handtuch zwischen sie, auf dem Fetzen nach Fetzen landete. Dann wischte sie sich die Finger trocken, bevor sie weiter zupfte. Er spürte lediglich das Rucken an seinem Kopf und wenn sie die Haut des Geweihs direkt von seiner Kopfhaut trennte, zwickte es kurz. Es war unbegreiflich für ihn, wie ein Alprind, das noch nichtmal ausgewachsen war, so selbstbewusst sein konnte. War es Naivität oder war sie einfach so? So direkt, so unerschrocken?
“Sunbae- Oppa”, hob sie schließlich die Stimme, er blinzelte sich aus seinen Gedanken und machte ein Geräusch in der Kehle zum Zeichen, dass er zuhörte. “Was studierst du eigentlich?” “Schauspiel”, sagte er lächelnd. Sie waren über die Shifter Angelegenheiten noch nicht dazu gekommen, über ganz normale Dinge zu reden - wie merkwürdig. “Und du?” “Literatur und Kreatives Schreiben.”, antwortete sie leicht abwesend und streckte sich, um einen weiteren Fetzen zu packen zu kriegen. Jinyoung zog die Brauen hoch. “Also schreibst du eines Tages die Drehbücher, die ich lese?”, fragte er amüsiert, sie lachte leise und schüttelte den Kopf. “Die Drehbücher wahrscheinlich nicht… Aber vielleicht die Romane, auf denen die Drehbücher basieren? Das wär schön”, murmelte sie und ihre Stimme hatte eine leicht verträumte, vielleicht auch melancholische Not bekommen. Interessiert legte er den Kopf etwas schief, um besser zu ihr hoch sehen zu können. “Was denn für Romane?”
Sie blinzelte und linste kurz zu ihm herunter. Ihre gut durchbluteten Wangen wurden, wenn möglich, noch rosiger und ihre Brauen zuckten, bevor sie sich über die Lippe leckte. “Liebesromane”, sagte sie leise und als er überrascht lachen wollte, zog sie heftig an einem Stück haut und es zwickte an seinem Kopf. “Au! Wieso Liebesromane?”, hakte er nach und blinzelte, packte sich an den Kopf und betrachtete missmutig seine roten Fingerkuppen. “Weil es einfach aber doch kompliziert ist… so wie die Liebe”, erklärte Jisuk, sie war offensichtlich verlegen. Ihre Worte waren schnell, ihr Ton ungeduldig. Jinyoung konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und lehnte sich unweigerlich ein wenig vor.
“Achja? Das versteh’ ich nicht, erklär mal!”
Nun war sie genervt; sie warf ihm einen bösen Blick zu und blinzelte irritiert, als er sie unschuldig angrinste. “Naja… Oft denken die Protagonisten doch, sie könnten wegen irgendwelchen Gründen, mit denen sie sich selber in einen Käfig sperren, nicht zusammensein. Meistens sind es doch gar nicht die äußeren Umstände, sondern die innere Einstellung dazu, oder?”, sinnierte sie etwas fahrig; sie hatte Hitzeflecken im Gesicht und wischte sich erneut die Hände an dem bereits fleckigen Handtuch ab. Sie war schon beim zweiten Geweih angekommen und beeilte sich offensichtlich. Anscheinend war ihr das Gespräch unangenehm, aber es begann gerade erst, ihm richtig Spaß zu machen.
“Also glaubst du, dass meist die Leute selbst Schuld sind, wenn sie unglücklich sind?”, hakte er mit einer gehobenen Braue skeptisch nach, sie stieß die angehaltene Luft aus und da sie sich so nahe waren, atmete er tief ihren Duft ein. Jisuk roch nach Wildblumen und Babyfell.
“Das wird mir zu kompliziert…”, wehrte sie leise ab und ihre Ohren wedelten aufgeregt, er sah ihren Schwanz auf dem Teppich liegen, die Spitze klopfte alle paar Sekunden unruhig auf den Boden. Wahrscheinlich sollte er sich schämen, aber aus irgendeinem Grund genoss er ihre Verlegenheit und das damit einhergehende Shiften.
“...ich frag ja nur nach, um dich besser zu verstehen”, sagte Jinyoung nachsichtig und lächelte leise, betrachtete den Anhänger der Kette, die sie über das Turtleneck Shirt gehängt hatte.
“Und ich würde gern wissen, was wir nun machen. Wäscht du es, musst du es… was weiß ich, eincremen?”, fragte Jisuk aufgeregt nach und wedelte mit ihren blutigen Fingern vor seinem Gesicht herum; sie ließ den Hintern auf die Schenkel sinken und mit dem karierten Rock, der sich um ihre Beine bauschte, den wirren Haaren, süßen Ohren und Hitzeflecken im wütenden Gesicht sah sie herzallerliebst aus.
“Eincremen? Cremst du denn deine Knochen ein, Kälbchen?”, lachte Jinyoung und schüttelte amüsiert den Kopf, Jisuk schnaubte und rappelte sich mit ausgestreckten Armen und gespreizten Fingern auf.
“Das wird mir zu blöd…”, murrte sie, doch Jinyoung sprang rasch auf und vergaß dabei ganz sein Geweih; strauchelnd taumelte er ein paar Schritte nach vorn und legte sich fast der Nase nach hin.
“Aish”, keuchte er und streckte die Arme um Balance ringend aus. Jisuk hatte die blutigen Hände erschrocken nach ihm ausgestreckt, ihre Augen waren groß und haselnussbraun, die Wimpern lang und dicht.
“Entschuldige, dass ich so schwierig bin! Du hast mir geholfen und ich bin dir sehr dankbar”, sagte er ernsthaft und suchte ihren Blick. Verlegen schlug sie die Augen nieder und sah zum Fenster, nickte ruckartig. “Dafür nicht, gern.”, murmelte sie und betrachtete ihre schmierigen Finger. “Ehm…”, fing sie unsicher an und hob langsam die Hände. “Oh! Komm mit”, sagte Jinyoung und hatte wieder eine Hand sanft um ihr Handgelenk gelegt und sie folgte ihm zum Bad. Es war klein mit anthrazitfarbenen Kacheln und einer ebenerdigen Dusche, verstohlen sah sie sich kurz um und hielt dann die Hände ins Waschbecken. Jinyoung griff zum Seifenspender und pumpte ein paar Mal, ließ lauwarmes Wasser über ihre Finger laufen. “Wenn’s zu heiß wird, sag Bescheid”, murmelte er und dann griff er tatsächlich mit seinen großen Händen nach ihren schmutzigen Fingern und begann, sie sorgfältig einzuschäumen.
Sie blinzelte hektisch und protestierte sofort: “D-Du musst mir nicht die Finger waschen, das kann ich alleine!” Jinyoung schnaubte nur und lächelte leicht, lehnte mit der Hüfte am Becken und beugte sich etwas vor, um besser sehen zu können. Verstohlen linste Jisuk zum Siegel hoch, der großzügig ihr Spiegelbild zurückwarf. Die Ecke seines Geweihs kratzte immer mal wieder leise quietschend darüber; sie blickte sich selbst ins Gesicht: heiße Wangen, glänzende Augen, die nervös wedelnden Ohren und das immer wirrer werdende Haar… wie sollte dieser Mann ihr denn bitte helfen, sich besser als Shifter zurecht zu finden, wenn seine Person und das, was er tat, sie innerlich so aufwühlten?
Plötzlich hob er den Blick und sah sie durch den Spiegel direkt an. Er grinste schief, die Augen aufmerksam: “Was guckst du?” “Dass du mit deiner Knochen-Krone nicht alles abräumst”, antwortete sie rasch und er musste bei ihrem trockenen Tonfall lachen. “Knochen Krone…” Er schüttelte vorsichtig den Kopf und griff nach einem Handtuch, legte es über ihre Hände und dann seine darüber, um ihre Hände trocken zu rubbeln.
“Tu’ ich schon nicht. Ich pass mit den Dingern sogar unter die Dusche”, informierte er sie mit wackelnden Augenbrauen, sie presste die Lippen zusammen und nickte ruckartig. “Interessant”, antwortete sie spitz und hätte sich am Liebsten selbst geohrfeigt. Endlich ließ er von ihren leicht bebenden Händen ab und sie zog sie vorsichtig zu sich, betrachtete die nun wieder sauberen Nägel, die glatte, reine Haut. Dann schaute sie auf und bemerkte, dass er sie bereits ansah. Die dunklen Augen unter den beeindruckenden Augen waren groß und sanft und als sein Lächeln sich vertiefte, glänzten sie leicht. Seine großen Ohren waren etwas rot und jetzt öffnete er die vollen Lippen: “Jisuk-ah… danke. Wirklich.”, schloss er gewichtig, die leise Stimme warm und ernst.
Einige Sekunden kostete sie den Moment vollends aus; wie er sie ansah und wie nah sie einander waren und dass ihr Herz saftig klopfte und ihr ganzer Körper kribbelte. Dann merkte sie, dass die Luftzufuhr langsam nachließ und mit einem hektischen Blinzeln holte sie tief Luft und bekam eine benebelnde Dosis seines Eigengeruchs in die Lungen.
“G-Gerne doch. Wirklich!”, imitierte sie ihn und ging dann rasch um ihn herum, da es in dem engen Raum plötzlich sehr warm wurde. Rasch schlüpfte sie in ihre Schuhe und strauchelte, er fing sie auf und seine warme Hand an ihrer Elle ließ sie wieder an die Grenze ihrer Sinneswahrnehmung schreiten. Himmelherrgott nochmal! War ja nicht so, dass er ein Stier oder sie ein Reh war - aber seine ganze Ausstrahlung wirkte wie Rauschgift auf sie.
“Willst du schon gehen? Ich konnte dir doch noch gar nicht wirklich helfen…”
Oh, das alles hier war aufschlussreich genug, danke!
“Das ist schon in Ordnung! Ich bin froh, dass ich dir helfen konnte.”, lächelte sie geistesabwesend und nahm ihre Tasche vom Haken bei der Tür, dafür hatte sie sein Jackett abhängen müssen und nun glitt es immer wieder vom Haken, als sie es wieder aufhängen wollte. Er nahm es ihr ab und seine Hand streifte ihre, dann hielt er ihr plötzlich das Jackett hin. Verwirrt sah sie zu ihm hoch.
“Es ist bereits kurz vor neun und abends wird es kalt. Holt dich jemand ab?” “Nein, ich- also-”, fing sie an und hatte Mühe, sich eingehüllt in sein Jackett und somit seinen Duft zu konzentrieren, “-ich rufe meine Mitbewohnerin an. Sie ist in der Nähe und hat gesagt, ich soll ihr Bescheid geben.”
Jinyoung runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Grinsend zeigte Jisuk auf die Falte zwischen seinen Brauen, sodass er erschrocken blinzelte. “Das passt dir nicht, wie? Mir passiert schon nichts, ich kann mich auf sie verlassen.”, erklärte sie beschwichtigend und öffnete die Tür zum Flur. “Was sind deine Freundinnen für Shifter?”, fragte Jinyoung gespielt beiläufig. Er hatte sich an den Türrahmen zum Bad gelehnt und die Arme vor der nach wie vor nackten Brust verschränkt. Hier und da waren Blutstropfen, dank der kühlen Luft wurden seine Brustwarzen langsam hart. Rasch sah sie ihm wieder ins reservierte Gesicht.
“Ich lebe mit einem roten Panda und einem Polarfuchs zusammen”, erzählte sie fröhlich, die steile Falte war zurück zwischen seinen Brauen. “Ein Fuchs?” “Oppa, ein Polarfuchs ist nicht größer als ein kleiner Hund… Die beiden können auf meinem Rücken reiten, wenn wir shiften”, kicherte sie und trat in den Flur, drehte sich mit hinter dem Rücken verschränkten Händen um und schwenkte die Schultern ein wenig, ihr Rock waberte von links nach rechts. “Und Panda können von Natur aus vegetarisch leben, das weißt du mit Sicherheit”, sagte sie nachsichtig lächelnd, bevor sie die Hand hob und winkte.
“Und jetzt gehe ich wirklich! Das war… spannend.” “Jisuk”, rief Jinyoung ihr hinterher, er schob den Kopf auf der Tür, das Horn kratzte am Türrahmen entlang. Sie drehte sich im Gehen um, sah ihn aufmerksam an: “Schreib mir bitte, wenn du sicher zuhause bist. Und das nächste Mal gehen wir essen - auf meine Kosten versteht sich!”
Jisuk konnte das breite Grinsen, das sich über ihr Gesicht ausbreitete, nicht verhindern. Erneut winkte sie ihm zu und lachte leise. “Angenehme Dusche, Oppa!” Warum hatte sie das nun wieder gesagt? Rasch drehte sie sich wieder um aber sein Lachen verfolgte sie noch eine Weile.
1 note · View note
kamuimegumi · 6 years
Text
MDZS Novel - German Translation
Kapitel 2: Reinkarnation Mit einem Tritt
Wei WuXian erhielt einen Tritt, als er die Augen öffnete. Eine Stimme donnerte neben seinem Ohr: „Hör auf, dich tot zu stellen!” Der Tritt warf ihn rückwärts, mit dem Kopf voran auf den Boden. Im Kampf gegen den Drang zum Erbrechen bildete sich ein Gedanke in seinem Kopf - Das ist eine ganze Menge Mut, den du haben musst, um mich, den Patriarchen, zu treten. Es war sein erstes Mal seit einigen Jahren, dass er eine menschliche Stimme hörte, und dann noch einen so lauten, heftigen Schrei. Sein Kopf schwirrte und die Ohren summten aufgrund des Echos der Stimme: „Auf wessen Land glaubst du, lebst du? Wessen Reis isst du? Wessen Geld gibst du aus? Was ist falsch daran, ein paar deiner Sachen mitzunehmen? Alles, was du besitzt, sollte sowieso meins sein!” Abgesehen von dieser jugendlichen, entenartigen Stimme gab es auch das Scheppern von plündernden Truhen und zerschmetternden Objekten. Seine Augen wurden allmählich klarer. Eine schwach beleuchtete Raumdecke erschien ihm vor Augen, gefolgt von einem aufgedunsenen Menschen mit einer kränklichen Körperhaltung, der ihn mit Spucke durchtränkte: „Wie kannst du es wagen, so etwas Vater und Mutter zu sagen? Hast du wirklich gedacht, dass dir jemand in diesem Haus zuhören wird? Du dachtest wirklich, ich hätte Angst vor dir!” Ein paar dienerhafte Kerle schoben sich zu ihnen hinüber: „Junger Meister, alles ist zerschlagen!” Der junge Meister fragte: „Wie habt ihr das so schnell geschafft?” Ein Diener antwortete: „In dieser Hütte ist sowieso nicht mehr viel drin.” Der junge Meister schien sehr erfreut zu sein und stieß Wei WuXian kräftig auf die Nase: „Du hast es gewagt, mich zu verraten, und jetzt sieh dich an! Spielst hier tot auf dem Boden! Für wen? Als ob jemand diese Haufen Schrott wirklich will! Jetzt, wo ich alles zerstört habe, lass uns sehen, wie du mich in Zukunft verraten willst! Bist du stolz auf dich, nur weil du ein paar Jahre lang Kultivierung studiert hast? Nun, wie fühlt es sich an, wenn man wie ein streunender Hund nach Hause getreten wurde?” Wei WuXian dachte müde nach. Ich gebe nicht vor, überhaupt tot zu sein, da ich eigentlich schon seit ein paar Jahren tot bin. Wer ist das? Wo bin ich? Wann habe ich etwas so Unmoralisches getan, als den Körper eines anderen zu besetzen?
Der junge Meister ließ genug Wut aus, indem er diese Person trat und ihr Haus zerstörte, und stolzierte dann mit seinen beiden Dienern heraus und schlug die Tür mit einem ‘Knall’ zu. Er rief seine Befehle: „Passt auf. Lasst ihn diesen Monat nicht raus, sonst macht er sich wieder zum Narren!” Als die Gruppe wegging, kam Stille in den Raum. Wei WuXian dachte darüber nach aufzustehen.
Trotz seiner Bemühungen konnten seine Gliedmaßen ihn nicht halten, also fiel er wieder hin. Er drehte sich auf die Seite und starrte schwindelig auf die seltsame Umgebung und das Chaos auf dem Boden. Ein Bronzespiegel lag neben ihm, wahrscheinlich auf den Boden geworfen. Wei WuXian packte ihn und schaute in den Spiegel, nur um ein schrecklich blasses Gesicht zu sehen, mit zwei asymmetrischen roten Flecken auf jeder Seite seiner Wange. Würde man eine blutrote, heraushängende Zunge diesem Gesicht hinzufügen, würde er wie ein gehängter Geist aussehen. Er warf den Spiegel zur Seite, wischte sich über das Gesicht und fand seine Hand mit einem weißen Pulver bedeckt vor. Glücklicherweise wurde der Körper nicht auf diese Weise geboren - es war nur eine der Vorlieben des Besitzers. Er war zweifellos ein Mann, aber er war mit Make-up bedeckt (ganz zu schweigen von schlecht aufgetragenem Make-up). Wie unerträglich!
Als der erste Schock verwunden war, kam auch etwas Energie zu ihm zurück, und er setzte sich schließlich auf und bemerkte die kreisförmige Anordnung unter ihm.
Die Anordnung war scharlachrot in der Farbe und schief in der Form, scheinbar von Hand gezeichnet, mit Blut als Medium, noch feucht und mit einem starken Geruch. Die Anordnung war gefüllt mit verzerrten, gekritzelten Beschwörungen, die von seinem Körper etwas verschmiert worden waren, aber dennoch grausig auf ihn wirkten.
Wei WuXian war schließlich als der Höchste Führer und der Großmeister der dämonischen Kultivierung bekannt, so dass er mit Sicherheit an abscheulich aussehende Anordnungen wie diese gewöhnt war. Es stellte sich heraus, dass er in der Tat den Körper eines anderen nicht besetzt hatte - ihm war einer angeboten worden. Es war eine alte, verbotene Technik. Im Vergleich zu einer Anordnung glich dies eher einem Fluch. Der Erschaffer der Anordnung musste sich selbst verletzen, indem er Schnitte auf seinem Körper schuf, dann diese Anordnung zeichnen, die Beschwörungen mit seinem eigenen Blut schreiben und sich schließlich in der Mitte der Anordnung setzen. So konnte man dann einen extrem gefährlichen Ghul rufen und dann darum bitten, dass er einen Wunsch erfüllte. Der Preis dafür war, ihren Körper dem bösen Geist anzubieten, wobei ihre eigene Seele zur Erde zurückkehrte. Dies war ebenfalls eine verbotene Technik neben dem Diebstahl eines anderen Körpers – das Opfern eines Körpers. Aufgrund des schweren Opfers waren nur wenige Menschen mutig genug, es in die Tat umzusetzen. Schließlich gab es kaum einen Wunsch, der so stark war, dass ein Lebewesen alles, was es besaß, gerne opfern wollte. Über Jahrtausende hinweg haben sich nur drei oder vier Beispiele als wahr erwiesen und wurden in der Geschichte festgehalten. Ohne Ausnahme waren die Wünsche der Menschen gleich - Rache zu üben. Wei WuXian weigerte sich, dies zu akzeptieren. Warum sollte er sich in die Kategorie der ‚extrem bösartigen Ghuls‘ einordnen lassen? Obwohl sein Ruf nicht sehr großartig war und er auf schreckliche Weise starb, verfolgte er weder die Lebenden noch suchte er nach Rache. Er könnte schwören, dass man keinen anderen herumwandernden Geist finden konnte, der so harmlos war wie er. Das Schwierige daran war, dass, sobald der böse Geist den Körper des Beschwörers übernommen hatte, der Vertrag standardmäßig besiegelt wurde. Der böse Geist musste seinen Wunsch erfüllen, sonst würde der Fluch einen Rückschlag verursachen. Der Geist, der im Besitz des Körpers ist, würde völlig vernichtet werden, um nie wiedergeboren zu werden! Wei WuXian hob die Hände, um festzustellen, dass, wenig überraschend, seine beiden Handgelenke mit mehreren Schnitten durchzogen waren. Er zog seinen Gürtel aus. Unter der schwarzen Kleidung waren auch seine Brust- und Bauchgegend mit sichtbaren Schnittwunden von einem scharfen Werkzeug bedeckt. Obwohl die Blutung gestoppt hatte, wusste Wei WuXian, dass es keine normalen Wunden waren. Wenn er den Wunsch des Körperbesitzers nicht erfüllen würde, dann würden die Wunden nicht heilen. Es würde sich mit der Zeit verschlimmern, und wenn die Zeit abgelaufen wäre, würden sowohl seine Seele als auch dieser Körper auseinandergerissen werden. Wei WuXian ging seine Situation mehrmals durch und wiederholte: „Wie kann mir das passieren” in seinem Herzen noch öfter, und konnte sich schließlich aufrecht hinstellen und an die Wand lehnen. Obwohl das Haus groß war, war es leer und schäbig, mit Laken und Decken, die so aussahen, als wären sie schon lange nicht mehr gewechselt worden. Da war ein Bambuskorb in der Ecke. Es sollte zur Lagerung von Müll dienen, aber nachdem er vorhin umgeworfen worden war, lagen die Abfälle alle auf den Boden. Wei WuXian erkundete den Raum und hob ein zerknittertes Stück Papier auf. Er entfaltete es und war überrascht, als er es voller Worte beschrieben sah. Er sammelte eilig alle im Raum verteilten Papiere auf. Die Worte auf den Papieren mussten vom Besitzer dieses Körpers geschrieben worden sein, um sich zu entspannen, wenn er sich gestresst fühlte. Einige Sätze waren zusammenhanglos und ungeordnet, und die Angst zeichnete sich deutlich von den Seiten ab durch die verzerrte Handschrift. Wei WuXian las jedes einzelne Blatt Papier durch und bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Er stellte ein paar Vermutungen an und verstand im Groben die Situation.
Es stellte sich heraus, dass der Besitzer dieses Körpers den Namen Mo XuanYu trug. Er befand sich an einem Ort namens Mo.
Mo XuanYu’s Großvater stammte aus einer reichen Familie der Gegend. Seine Familie war klein, und obwohl er sich um einen Sohn bemühte, hatte er nur zwei Töchter. Ihre Namen wurden nicht erwähnt, aber die Ältere war die Tochter seiner Hauptfrau, die einen Mann suchte, um in dessen Familie einzuheiraten, während die Jüngere die Tochter einer Dienerin war. Die Familie Mo wollte sie ursprünglich hastig jemandem geben, aber auf sie wartete ein anderes Abenteuer. Als sie sechzehn Jahre alt war, kam der Anführer einer bekannten Kultivierungsfamilie in die Gegend und verliebte sich auf den ersten Blick in sie. Alle bewunderten die Kultivierenden. Kultivierungsfamilien waren in den Augen des einfachen Volkes wie Menschen, die von Gott bevorzugt wurden, geheimnisvoll und doch edel. Am Anfang betrachteten die Leute von Mo das Ganze mit Verachtung, aber weil der Sektenführer oft aushalf, erhielt die Familie Mo viele Vorteile. Und so änderte sich die Richtung der Überlegungen über die Zukunft der Jüngeren, und die Familie Mo war stolz auf diese Angelegenheit, während alle anderen sie um die Möglichkeit beneideten. Die zweite junge Herrin von Mo bekam einen Sohn für den Anführer - Mo XuanYu. Aber nicht für lange, da der Sektenführer nur mit ihr zusammen war, um mal etwas Neues auszuprobieren und bald wurde er es nach ein paar Jahren leid. Als Mo XuanYu vier Jahre alt geworden war, kam sein Vater nie wieder zurück. Allmählich änderte sich die Meinung der Menschen von Mo wieder. Die ursprüngliche Verachtung und Abscheu kehrte zurück, zusammen mit verächtlichem Mitleid.
Die zweite junge Herrin von Mo wollte das nicht akzeptieren. Sie glaubte fest daran, dass der Sektenführer sich bei seinem eigenen Sohn nicht taub stellen würde. Als Mo XuanYu vierzehn Jahre alt wurde, nahm ihn der Sektenführer tatsächlich zurück. Die zweite junge Herrin steckte ihre Nase wieder in die Luft und sagte allen, dass ihr Sohn nun so schnell wie möglich ein Unsterblicher werden würde, was seinen Vorfahren Ruhm und Ehre einbringen würde. Wie auch immer, bevor Mo XuanYu Erfolge bei der Kultivierung erzielten konnte um die Position seines Vaters zu erben, wurde er wieder zurückgeschickt. Zudem wurde er in Schande zurückgeschickt. Mo XuanYu war homosexuell und hatte genug Mut, die anderen Schüler zu belästigen. Der Skandal wurde der Öffentlichkeit offenbart, und da er nur wenige Erfolge bei der Kultivierung vorzuweisen hatte, gab es für ihn keinen Grund, in der Sekte zu bleiben. Als würde man dem Schnee noch Frost hinzufügen, abgesehen von dem Ereignis selbst, als Mo XuanYu zurückkam, verhielt er sich oft verrückt, fast so, als hätte sich sein Leben aus Angst aus ihm heraus verflüchtigt. Die Geschichte war fast zu umfangreich, um sie in Worte zu fassen. Wei WuXians Augenbrauen zuckten. Nicht nur ein Verrückter, sondern auch noch ein homosexueller Verrückter. Das erklärte, warum er genug Rouge und Puder auf seinem Gesicht hatte, um ihn wie einen erhängten Geist aussehen zu lassen, und auch, warum niemand von der großen, blutigen Anordnung auf dem Boden Notiz genommen hatte. Auch wenn Mo XuanYu den ganzen Raum mit Blut rot angestrichen hätte, von den Fliesen am Boden über die Wände bis zur Decke, wären die anderen nicht allzu überrascht gewesen. Schließlich wusste jeder, dass er in seinem Kopf eine Schraube locker hatte! Nachdem er niedergeschlagen nach Hause zurückgekehrt war, wurde er mit Spott überhäuft. Die Situation schien unlösbar zu sein, und die zweite junge Herrin von Mo, die diesem Schlag nicht standhalten konnte, erstickte sich selbst kurzzeitig darauf durch das Trauma. Zu dieser Zeit war der Großvater von Mo XuanYu bereits gestorben. Die erste junge Herrin von Mo war für die Familie verantwortlich, aber schon seit jungen Jahren konnte sie ihre jüngere Schwester, einschließlich des Sohnes ihrer Schwester, nicht mehr ertragen. Sie hatte nur ein Kind, Mo ZiYuan, der zufällig derjenige war, der diesen Ort hier zuvor geplündert hatte. Als Mo XuanYu von seinem Vater weggebracht wurde, war die erste junge Herrin neidisch gewesen und wollte auch nur die geringste Beziehung zu einer Kultivierungssekte haben. Sie hoffte, dass die kommenden Kultivierenden Mo ZiYuan auch zur Kultivierung mitnehmen würden. Natürlich wurde sie abgelehnt, oder besser gesagt, ignoriert. Dies war sicherlich nicht wie beim Kohlhandel. Man konnte einfach nicht verlangen, dass man einen kaufte und einen anderen kostenlos dazu bekommen konnte. Seltsamerweise waren in dieser Familie alle der Meinung, dass Mo ZiYuan viel Potenzial und Talent hatte. Sie glaubten, dass er, wenn er stattdessen damals geschickt worden wäre, im Gegensatz zu seinem enttäuschenden Cousin, die Anerkennung von der Sekte erhalten hätte. Obwohl Mo XuanYu, als er ging, noch jung war, wurde ihm immer wieder solcher Unsinn eingeflößt und er glaubte von ganzem Herzen daran. Alle zwei bis drei Tage fand er Mo XuanYu und demütigte ihn, verspottete ihn, weil ihm sein Weg zur Kultivierung genommen wurde. Gleichzeitig fand er großes Interesse an den Talismanen, Elixieren und magischen Werkzeugen, betrachtete sie alle als seinen Besitz und tat mit ihnen, was er wollte. Obwohl Mo XuanYu oft Stimmungsschwankungen in seinem Wahnsinn hatte, verstand er, dass er von anderen erniedrigt wurde. Er tolerierte es, aber Mo ZiYuan intensivierte sein Verhalten weiter und leerte fast den ganzen Raum von Mo XuanYu. Seine Geduld war endlich erschöpft und er beschwerte sich bei seiner Tante und seinem Onkel, was Mo ZiYuans Aufregung von heute Morgen verursachte. Die Worte auf dem Papier waren klein und kompakt und überanstrengten Wei WuXians Augen. Er dachte bei sich selbst: „Wie abgefuckt ist das Leben dieser Person bitte?” Kein Wunder, dass Mo XuanYu lieber die verbotene Technik angewendet hatte, um seinen Körper zu opfern und einen bösartigen Ghul aufzufordern, Rache für ihn zu nehmen. Der Schmerz aus seinen Augen übertrug sich auf seinen Kopf. Angeblich würde der Beschwörer, während er die verbotene Technik anwendet, seinen Wunsch leise singen. Als der böse Geist, der gerufen wurde, hätte Wei WuXian in der Lage sein müssen, seine spezifischen Anforderungen zu hören. Es war jedoch wahrscheinlicher, dass Mo XuanYu heimlich fragmentierte Ausschnitte der Technik kopiert und so diesen Schritt übersprungen hatte. Wei WuXian vermutete, dass er sich an der Mo-Familie rächen wollte, aber wie sollte er das machen? In welchem Umfang? Um die Gegenstände zurückzuholen, die ihm genommen wurden? Oder um jeden mit dem Nachnamen Mo zu verprügeln? Oder.... um die ganze Familie auszulöschen? Aller Wahrscheinlichkeit nach war es wahrscheinlich, die ganze Familie auszulöschen. Schließlich wusste jeder, der die Kultivierungswelt berührte, mit welchen Sätzen er am häufigsten beschrieben wurde - undankbar, exzentrisch, gleichgültig gegenüber seinen eigenen Verwandten, unerträglich für die Herrschaft des Himmels und andere spektakuläre Begriffe. Gab es noch jemanden, der 'schurkischer' war als er? Wenn Mo XuanYu es gewagt hätte, ihn gezielt zu beschwören, war der Wunsch höchstwahrscheinlich nicht leicht zu erfüllen. Wei WuXian konnte nicht anders, als zu seufzen: „Du hast dir den Falschen ausgesucht...”
Informationen Anordnung: Eine magische Formation, welche auf dem Boden aufgezeichnet / gemalt wird um Rituale, Zauber und dergleichen durchzuführen. Sektenführer: Der Führer einer Organisation, die aus verschiedenen (Familien-) Clans besteht und sich der Praxis der Kultivierung widmet. Unsterblicher: Menschen, die Unsterblichkeit erreichen aufgrund der Ausübung und Verinnerlichung des Kultivierungsweges.
4 notes · View notes
johnslettuce · 4 years
Text
Dinereskapade
Inspiration: „I see another guest berating you for doing your job and I get so angry I start yelling at them.“ (http://cup-of-hot-coffee.tumblr.com/post/132134363535/job-aus)
Genre: Fluff; Romance
Wörter: 1.621
Pairing: Taeyong x fem!barista!shy!Reader
Inhalt: Taeyong beobachtet dich schon die ganze Zeit, die er im Diner sitzt. Als du dann in einer unangenehmen Situation steckst, eilt er zu deiner Rettung.
A/N: Wie alle bisherigender Storys auf meinem Blog hab ich die hier 2017 geschrieben. Irgendwie kommt mir „Dinereskapade“ aber so dünn vor lmao ich bitte um Nachsicht
Bildquelle: https://www.pinterest.de/pin/365495326012017090/
Tumblr media
Du fällst ihm sofort ins Auge, als er das Diner betritt.
Du bist definitiv neu hier. Das erkennt er daran, wie nervös du die Kunden nach ihren Bestellungen fragst und dich noch etwas tollpatschig mit den Tellern auf deinen Armen durch die Gänge schlängelst.
Er findet es süß. Einfach niedlich.
Erst, als ein Kellner sein Sichtfeld betritt, wird ihm bewusst, dass er dich unentwegt angestarrt hat.
„Was darf‘s sein?“, fragt der Kellner und schaut Taeyong über den Rand seiner Brille an, während er einen Block und Stift zückte.
„Ich nehme den Cheeseburger mit Pommes, bitte“, erwidert Taeyong und schenkt dem Mann ein kleines Lächeln. Doch eigentlich will er nur, dass er wieder geht, damit er dich weiter beobachten kann.
Mit einem Nicken verschwindet er und nun hat Taeyong wieder freie Sicht. Doch du bist nirgends zu sehen.
Wahrscheinlich ist sie gerade in der Küche, denkt er und nimmt einen erfrischenden Schluck seines Wassers.
Die Eingangstür, auf die er auch die perfekte Sicht hat, öffnet sich und ein älterer, grimmig schauender Mann betritt das Diner. Er setzt sich an einen Tisch, der zwei Plätze entfernt von Taeyong steht.
In diesem Moment kommst du wieder aus der Küche hervor, stellst anderen Kunden ihr Essen auf den Platz und huschst hinüber zum grimmigen Opa.
„Was darf’s denn für Sie sein, mein Herr?“ Er kann deine Stimme klar und deutlich hören. Für Taeyong ist es die schönste Melodie, die er je gehört hat.
„Ich nehme das Steak. Und mach es gefälligst medium, Schätzchen! Sonst gibt es kein Trinkgeld. Davon kannst du dir nämlich bessere Sachen kaufen als das da.“ Der Mann deutet abfällig auf die Uniform des Diners, die du trägst.
„Tut mir leid, aber das ist meine Arbeitskleidung“, verteidigst du dich und er sieht, wie dein Gesicht rot wird. Konfrontation scheint nicht deine Stärke zu sein.
„Jaja, interessiert mich nicht. Geh jetzt einfach und mach mein Essen“, schnauzt der Mann und macht eine fortwedelnde Handbewegung.
Verunsichert drehst du dich um und läufst zurück in die Küche, um die Bestellung durchzugeben.
Taeyong hat die Szene mit Argwohn beobachtet.
Verbitterter alter Mann, denkt er sich und nimmt einen weiteren großen Schluck Wasser, um seine Wut hinunterzuspülen.
Einige Augenblicke später stellt ein Kellner sein Essen auf den Tisch, wünscht Guten Appetit und lässt ihn wieder allein.
Als Taeyong in den Burger beißt, denkt er darüber nach, wie er wohl auf die anderen Besucher wirkt.
Ein junger Mann, der alleine in der hintersten Ecke des Diners sitzt, mit der Kapuze seines schwarzen Hoodies tief ins Gesicht gezogen und einer Gesichtsmaske, die er unter sein Kinn geschoben hatte. Hat ihn eigentlich überhaupt schon jemand bemerkt? Viel wichtiger: hast du ihn schon bemerkt?
Er hat das Diner nur durch einen Zufall betreten, und dann hat er dich, die Kellnerin, entdeckt. Das ist eigentlich der Grund dafür gewesen, dass er sich einen Platz gesucht hatte, und nicht das vielversprechend aussehende Menü.
Während er darüber nachdenkt und den Geschmack des Fastfoods genießt, kommst du wieder aus der Küche und trägst den Teller mit dem Steak für den alten Mann. Taeyong legt den Burger zurück auf den Teller, fixiert den Mann mit aufmerksamen Augen und erwartet seine Reaktion.
Mit leicht zitternden Händen stellst du den Teller vor den Mann und siehst ihn abwartend an.
Sofort zückt er die Gabel, schneidet sich ein Stück ab und schiebt es sich in den Mund.
Bevor er auch nur einmal gekaut hat, spuckte er das Stück sofort wieder auf den Teller mit einem angewiderten Laut.
„Was ist denn das? Das ist ja widerlich! Ich habe dir doch klar gesagt, es soll medium sein und nicht well done!“ Empört knallt er das Besteck auf den Tisch und funkelt dich an.
Nun total nervös stotterst du herum und versuchst, den vor Wut kochenden Mann zu beruhigen. „D-Das tut mir ehrlich leid! Ich ha-habe es eigentlich aufgeschrieben, ist wohl was schiefgegangen. Ich werde sofort zurückgehen und ein neues Steak machen lassen, wenn Sie m-“
Doch er lässt dich nicht einmal ausreden.
„Ich will kein Neues. Ich will, dass es sofort beim ersten Mal perfekt ist! Was ist daran so schwer zu verstehen?  Bist wohl zu dumm dazu. Wieso arbeitest du überhaupt hier, wenn du noch nicht einmal eine einzige Bestellung richtig machen kannst?“
Mittlerweile ist es totenstill im Diner geworden und alle starren auf den aggressiven Mann und dich, die eingeschüchterte Kellnerin.
„Tut mir leid, aber heute ist mein erster Tag und ich-“, versuchst du ihm zu erklären, doch er will einfach nicht zuhören.
„Dann hat dein Chef wohl eine beschissene Entscheidung getroffen, dich hier einzustellen. Er sollte dich gleich feuern! So ein unfähiges Mädchen wie du kann einem Betrieb ja nur schaden. Hol ihn mal her, dann sage ich ihm das persönlich.“
Taeyong ballt die Hände zu Fäusten; so stark, dass die Knochen weiß hervortreten. Das reicht! Er sieht, wie sich bereits Tränen in deinen Augenwinkeln formen; du bist mit der ganzen Situation sichtlich überfordert. Er schaut sich um, ob bereits ein Mitarbeiter auf dem Weg ist, um den Streit zu schlichten, es war jedoch keiner in Sicht.
Also steht er entschlossen auf, geht mit schnellen Schritten zum Tisch des Mannes herüber und stellt sich zwischen dich und ihn.
„Hören Sie mal, Mann“, beginnt er. Seine Stimme klingt ruhig, aber ein Unterton von Wut schwingt mit. Taeyong selbst mag Konfrontationen auch nicht wirklich, aber er kann nicht einfach zusehen, wie dich dieser unsensible Mensch derartig zusammenschreit. Bemüht höflich fährt er fort. „Beruhigen Sie sich bitte erstmal, bevor Sie irgendwelche Forderungen stellen. Außerdem ist es nur ein Steak. Jederzeit kann ein neues für Sie zubereitet werden. Aber dass Sie ihre Wut an der Neuen auslassen, ist einfach nur garstig und extrem unhöflich.“
Der Mann mustert ihn abfällig von oben bis unten und springt dann plötzlich auf, um Taeyong aggressiv in die Augen zu starren.
„Hör mal zu, Bürschchen. Von dir lass ich mir gar nichts sagen. Die da hat ihren Job versaut und es ist meine Aufgabe, sie dafür anzuschreien. Genau das ist das Problem eurer Generation. Ihr hört einfach nicht mehr richtig zu.“
Taeyong schnaubt abfällig. „Und wie ich sehe, ist Ihre ganze Generation ein Problem!“
Er kann die Wut in den Augen des alten Mannes auflodern sehen und er kann nicht vorhersehen, was als nächstes passiert, als plötzlich ein Mann dazwischen sprang.
„Verzeihung, aber ich glaube es ist besser, Sie gehen jetzt“ Er hat eine autoritäre Stimme, wahrscheinlich der Chef. „Und in diesem Diner sind Sie nicht mehr erwünscht.“
Der alte Mann stürmt aufgebracht aus dem Laden, während diverse Beleidigungen seinen Mund verlassen.
Der vermutliche Chef wendet sich an dich. „Geht es dir gut, Y/N?“
Du schaust ihn aus feuchten Augen an, beißt dir auf die Lippe und nickst. „Es…Es tut mir leid, dass ich solche Schwierigkeiten bereitet habe.“
„Du hast doch keine Schwierigkeiten gemacht!“ Taeyong konnte es nicht glauben. Obwohl es offensichtlich ist, wer hier der Böse ist, nimmst du immer noch alle Schuld auf dich. Du erinnerst ihn an sich selbst, in seinen jungen Trainee-Jahren. Er will dich einfach nur an die Hand nehmen und dir den Weg aus der Selbstschuld zeigen. „Es ist doch der Typ gewesen, der ausgerastet ist. Dich trifft keine Schuld.“
Du schaust Taeyong zuerst überrascht an, dann lächelst du und verbeugst dich.
Dieses Lächeln. Es ist wie aus einem Film. Taeyongs Herz droht, für einen Schlag auszusetzen.
„Danke, dass du mir geholfen hast…“
„Taeyong. Ich bin Taeyong“, stellt er sich vor und verbeugt sich ebenfalls leicht.
„Danke, Taeyong.“ Seinen Namen aus deinem Mund zu hören löste ein wundervolles Gefühl in seinem Brustkorb aus.
Dein Chef bedankt sich ebenfalls und wendet sich dann wieder an dich. „Ich glaube, es ist am besten, wenn du für heute Schluss machst.“
Du stimmst zu und huschst wieder nach hinten, um dich umzuziehen.
Nachdem sich der Chef erneut bedankt hat, bezahlt Taeyong und verlässt das Diner, um dort auf dich zu warten. Er will sich vergewissern, dass es dir auch wirklich gut geht. Außerdem hat er das Gefühl, dass der alte Mann dir eventuell auflauern könnte. Bei solchen Typen weiß man nie…
Kurze Zeit später kommst du auch schon heraus; du siehst ganz aufgelöst aus.
Taeyong steckt die Hände in die Hosentaschen und tritt an dich heran.
„Oh, hey Taeyong“, lächelst du.
„Hey, Y/N. Geht es dir auch wirklich gut?“, vergewissert er sich und guckt dir unsicher in die Augen.
Ein kleines Lächeln zieht an deinen Mundwinkeln und du schaust ihn dankend an. „Ja, und nochmal danke, dass du für mich eingesprungen bist. Ich war in diesem Moment so überrumpelt, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte.“
„Gar kein Problem“, wehrt er ab und läuft neben dir her, als du dich in Bewegung setzt. „Solche Typen regen mich auf. Ich habe sowas auch schon öfter erlebt, als mir lieb ist und ich habe mich nie wirklich gewehrt. Das eben habe ich getan, weil ich nicht wollte, dass irgendein verbitterter alter Mann so ein hübsches Mädchen wie dich zum Weinen bringt.“
Bei dem Kompliment wirst du knallrot und senkst deinen Blick lächelnd auf deine Füße, als ihr beide durch die Straßen lauft.
Eigentlich ist es seltsam. Ein völlig Fremder (der auch noch unmenschlich gutaussehend ist) kommt zu deiner Rettung an deinem ersten Tag im Diner und nun begleitet er dich nach Hause.
Und er ist offensichtlich an dir interessiert, denn er macht während des ganzen Weges weitere Anspielungen. Das überrascht Taeyong selbst, aber er kann einfach nicht aufhören. Etwas an dir bringt ihn einfach dazu, seinen Mut neu zu entdecken.
Als du dann vor deiner Haustür stehst und dich verabschiedest, tippt er mit leicht zitternden Fingern seine Nummer in dein Handy und geht mit den Worten: „Ruf mich an, wenn dich wieder ein alter Mann anschreit! Ich werde sofort erscheinen, als dein Ritter in scheinender Rüstung!“
ende
0 notes
Chapter Twenty-Eight
Harry machte seine Hausaufgaben, während Niall schon wieder  laut und monoton vor sich hin sagte: „Die Regenwaldschildkröte ist gefährdet von der zunehmenden Abholzung des Regenwaldes. … Das ist dumm – warum muss ich anfangen?“ Louis schrieb Karteikarten, dabei hatte er eine Stiftkappe zwischen den Lippen, was so sexy aussah, dass Harry sich abermals dabei erwischte, wie er auf seinem Stift herumkaute. Sexy. Etwas, was Harry mit Gewissheit noch nie gedacht hatte und sich auch augenblicklich wieder aus dem Kopf schlagen wollte. Das konnte er nicht mit seiner schrägen häuslichen Situation vereinbaren. „Das war so abgesprochen. Ich will jetzt nicht noch mal alles umändern. Ich kann gerade so meinen Teil. Und du kannst deinen ja auch.“ „Ich will nur nicht anfangen.“ „Einer muss es ja machen. Und ich bin’s nicht.“  Er grinste in seine Karteikarten hinein, was aber nur Harry sehen konnte. „Spinner.“ Niall donnerte ihm ein Kissen über den Kopf. „Selber.“ Noch ein Kissen flog. Es artete ein bisschen aus, irgendwann saßen sie dann nur noch da mit den Gesichtern in ihren Handys, und dann, wenig später, ging Niall nach Hause. Er schien bemerkt zu haben, dass Harry nur noch Augen für Louis hatte und lieber mit ihm allein gewesen wäre. „Nicht wirklich effektiv, wenn Niall und du zusammen seid.“ Harry schloss seinen Rucksack und kam zu Louis ans Bett. „Ein Wunder, dass wir überhaupt etwas zustande gekriegt haben.“ Seine Haare waren noch etwas zerzaust von der Kissenschlacht zuvor. Harry hätte sie zu gerne wieder zurecht gestrichen, aber dann hob Louis seinen Blick und das lähmte ihn. „Komm, setz dich her.“ „Darf ich dir etwas verraten?“ Louis nickte und schaute ihn ganz gebannt an, so als würde Harry ihm als nächstes den Schlüssel ewigen Lebens offenbaren. „Ich wäre lieber den ganzen Nachmittag mit dir allein gewesen. Ich wollte mit dir hier sein auf dem Bett und der Gedanke daran hat mich bisher immer verängstigt, aber heute habe ich mich einfach nur darüber gefreut. Aber jetzt muss ich gleich gehen und wir haben beide nur gelernt.“ „Was wolltest du denn tun, hier mit mir allein auf dem Bett?“, hakte Louis neugierig nach und brachte seinen Freund damit zum Erröten. „Äh... ich..“, er senkte den Blick, „Ich wollte, dass du mich küsst, wie zuvor auf dem Klo.“ „Weißt du, worauf ich mich gefreut hatte, bevor Niall sich eingeladen hat?“ „Nein, sag es mir.“ Sein Blick wurde scheu. Vielleicht wollte er ja gar nicht wissen, was Louis dachte. Womöglich dachte er an Dinge, die Harry sich nie auszusprechen getraut hätte. „Ich dachte daran, wie schön es wäre, deinen Hals zu küssen. Dir einen Knutschfleck zu verpassen, damit jeder weiß, dass du mir gehörst.“ Er streckte die Hand nach seinem Hals aus, aber Harry nahm sie sogleich weg. Es erinnerte ihn zu sehr daran, wie sein Vater ihn schon einmal am Hals gepackt hatte. „Aber ich gehör dir nicht. Und würde mein Vater das sehen...“ Louis lächelte. „Beruhige dich. Ich weiß schon, darüber habe ich auch nachgedacht. Aber ich würde trotzdem gerne deinen Hals küssen. Vielleicht gefällt es dir ja auch.“ „Okay, aber ich will nicht, dass du ihn anfasst.“ Harry nahm Louis’ Hände. „Hat er dich gewürgt?“ „Schhh.“ Harry legte seinen Zeigefinger auf Louis Mund und dann seine Lippen. Er wich zurück. „Antworte. Hat er dich gewürgt?“ „Er hat mich nicht gewürgt.“ „Ich hab Angst um dich. Immer wenn du nicht hier bist.“ „Du siehst mich doch. Ich hab keine Wunden, es geht mir gut.“ „Ich kann nur dein Äußeres sehen. Ich weiß nicht, wie kaputt du innen bist.“ „Sehr, Louis. Aber du lässt mich vergessen.“ Er lächelte. „Lass mich vergessen.“ Louis presste seine Lippen auf die von Harry, dann auf die Kante seine Unterkiefers und eine Spur von Küssen bis zum Kragen von Harrys Hemd. Harry lehnte den Kopf zurück. Noch eine warme, feuchte Spur an seinem Hals entlang, pieksende erste Bartstoppeln, ihm fielen die Augen zu, dann vor Schreck wieder auf. Zimmerdecke. Die Zeit! „Wie spät?“ „Bald fünf.“ „Ich muss los. Aber wir machen später weiter.“ Beinahe vergaß er, seinen Rucksack mitzunehmen. Im Davongehen wischte er sich den Hals. Spuren verwischen. Er brauchte ein Alibi, für den Fall, dass er zu spät dran war. Er hatte von der Schule nach Hause laufen müssen, weil er sich ohne sein übliches Taschengeld keine Fahrkarte hatte kaufen können. Nein, das war doof. Der Busfahrer fragte üblicherweise nie nach den Fahrscheinen. Er hatte keinen Hausschlüssel und hatte daher einen späteren Bus genommen – schließlich wäre er sowieso nicht ins Haus gekommen, solange sein Vater noch nich da war. Ja, schon besser. In der Schule hatte er schon seine Hausaufgaben angefangen, war aber nicht fertig geworden, weil er sich zuvor noch wegen den Fahrplänen hatte erkundigen müssen. Das könnte etwas zu viel sein. Er musste herunter schrauben, sonst fiel seine Lüge sofort auf. Harry war ein elender Lügner, seit Louis ihm Grund dazu gab, die Wahrheit für sich zu behalten. Und diese blinde Vernarrtheit in ihn sorgte für mehr Fehltritte, als er sie sich unter anderen Umständen erlaubt hätte. Bevor er Louis kannte, schlief er noch auf einer Matratze, jetzt schlief er auf dem Boden, sein Vater verschloss alle Türen im Haus, bevor er ging, kappte die Telefonleitungen, gestand ihm nur dann Essen zu, wenn er sich es verdient hatte. Er kam noch rechtzeitig, um sich mit bedauernswerter Miene auf den Treppenabsatz vor der Haustür zu setzen, so als hätte er schon wahnsinnig lange dort auf seinen Vater gewartet, der nur Minuten darauf um die Ecke bog. Er ließ das Auto vor der Garage stehen, obwohl es schneite. „Harry“, grüßte er monoton. „Dad.“ Ihre Blicke wichen einander aus, während der große Mann die Treppe hinauf zur Tür ging. „Warum ttägst du deine Winterschuhe nicht?“ „Die vom letzten Jahr sind mir zu klein geworden.“ „Was musst du auch jedes Jahr fünf Zentimeter und drei Schuhgrößen wachsen“, brummte er. „Drei Jahre noch, dann überragst du mich.“ Er sperrte die Tür auf und sie traten ein. Harry gab sich wie so oft gerne einen Moment lang der Vorstellung hin, dem wäre so. Größer und stärker als sein Vater. Auf ihn herabblicken voll Verachtung. Ihn mit seiner ganzen Kraft auf den Boden und gegen die Wände schmettern wie beim Wrestling. Und dann stünde er nicht mehr auf, sondern bettelte um Gnade und Vergebung. Ha. „Ich werde sehen, dass ich welche für dich auftreibe.“ „Danke, Dad.“ „Hast du deine Hausaufgaben gemacht?“ Seit wann war er denn so gespächig? Da mochte er eher die Stille. „Ich bin noch nicht ganz fertig mit Physik. Aber Mathe und Französisch habe ich schon gemacht.“ „Was hast du denn so lange gemacht?“ „In der Schule hab ich schon angefangen, dann bin ich heim, aber du warst noch nicht da. Dann hab ich gewartet, aber es hat zu doll geschneit, um weiter zu machen.“ „Geh, zieh dich um.“ Seine Lügen wurden besser. Oben war die Dusche zu hören. Harry schmierte sich zwei Pausenbrote für den darauf folgenden Tag. Er stopfte sich noch ein paar Socken in die Bauchtasche seines Hoodies und klemmte ein paar Pantoffeln hinter seine Heizung, bevor er sich wieder vor den Fernseher setzte. Viertel vor zehn kam sein Vater die Treppe hinunter und schickte ihn ins Bett. Er sah ermüdet aus und Harry fühlte sich wie immer dafür verantwortlich. Sein Vater nahm zu viel auf sich, um ihm das Leben zu ermöglichen, das er lebte. Er gehorchte ohne jedes Wiederwort, ließ sich von seinen Plänen im Hinterhalt nichts anmerken. Er lehnte sich an die Heizung, von außen hörte man den Schlüssel sich im Schloss drehen. Schritte auf dem Fußboden, die zur Garderobe gingen, dann zur Garagentür. Das Tor öffnete sich knarrend, der Motor heulte auf, das Auto wendete in der Sackgasse und fuhr die Straße hinauf. Dann lag die übliche, schaurige Stille über dem Haus, breitete sich in jede Ecke und jeden Winkel auf und ergriff beinahe Besitz von Harry, der bis einhundert zählte – der übliche Vorsprung, den er seinem Vater gewährte. Vormals waren es zehn Minuten gewesen, aber so lange konnte er nicht warten, mit dem Gedanken, dass Louis ihn schon erwartete. Ihm wurde ganz kribblig im Bauch, wenn er daran dachte, dass ihn schon eine warme Mahlzeit, eine Decke und ein Sofa erwartete. Und ein liebender Blick von Louis. Er schob die Pantoffeln über die Füße, öffnete das Fenster und krabbelte heraus. Es war noch kälter als gestern, zumindest kam es ihm so vor. Die kalten Schneeflocken piekten im Gesicht. Als er ankam, hatte er die Hände tief in den Taschen vergraben und die Kapuze seines schwarzen Hoodies tief ins Gesicht gezogen. Er sah eher wie ein Einbrecher aus als ein Übernachtungsgast. „Komm rein, du bist ja halb durch gefroren. Nehmen wir das Essen mit ins Bett, dann taust du wieder auf.“ „So was darfst du?“ „Meine Mom muss es nicht wissen. Hier, nimm.“ „Wird sie nicht böse, wenn sie es erfährt?“ „Sie wird’s nicht erfahren.“ „Ich sollte nicht noch mehr Leute verärgern.“ „Gleich verärgerst du mich.“ Harry schaute ihn mit großen Augen an. „Ist was? Hab ich etwas gemacht?“ „Du gehst immer genau dann, wenn es gerade perfekt ist. Ich komme mir dann so dämlich vor … so als würde es dir nichts bedeuten.“ „Es bedeutet mir nicht nichts.“ Harry schluckte. „Im Gegenteil. Das alles ist so neu für mich, dass ich noch gar nicht weiß, wohin mit den ganzen neuen Gefühlen. Ich hab dir ja schon mal gesagt, ich hatte noch keine Beziehung davor, ich bin auch noch nie verliebt gewesen. Im Moment ist mir das zu viel. Und heute hab ich gemerkt, dass da noch ein ganz ungewohntes Gefühl ist, mit dem ich erst mal zurecht kommen muss.“ „Was für eins?“ Harry wurde rot um die Nase. „Er-regt-heit.“ Das ging ihm schwer über die Lippen. „Warum ungewohnt? Ist doch ganz normal.“ „Für mich nicht. Ich hab das noch nie gefühlt.“ „Nie?“ „Nie.“ „Ich glaub dir nicht. … Wenn du morgens aufwachst, dann ist er nicht … dann steht er nicht?“ „Wer? … Oh … nein. Das hat er noch nie gemacht.“ „Noch nie?“ Ein Nicken seitens Harry. Louis starrte ihn mit offenem Mund an. „Stimmt was mit mir nicht?“ „Äh... ich geh mich umziehen. Iss doch solange und wärm dich auf.“ Nun war Harry derjenige, der sich dämlich vorkam. Nach einem Moment des verdutzten Herumstehens ging nach oben und aß den mit Käse überbackenen Gemüseauflauf an Louis’ Scheibtisch mit den Füßen auf der Heizung. Was für ein absurd dummes Gespräch. Na und, dann hatte sich eben noch nie etwas in seiner Hose getan. Das war doch nicht seine Schuld, sondern ganz gewiss die seines Vaters. Er hatte ihm die Puberät vermurkst, unwiderbringlich. Verriet er sich damit, Louis solche intimen Dinge anzuvertrauen? Sein Freund kam zurück ins Zimmer, er trug Boxershorts, Socken und ein T-Shirt. Er setzte sich an die Bettkante, stützte die Ellbogen auf die Knie und faltete die Hände unterm Kinn. „Also... hab ich das richtig verstanden?“ Er sprach langsamer als sonst. „Du warst noch nie erregt, du hattest noch nie einen Ständer und du hast dich auch noch nie selbst angefasst, richtig?“ „Richtig.“ Harry tippte sich mit den Gabelspitzen an die Lippen. „Wow, das ist so krass.“ „Ich denke mal, dass das nicht normal ist...“ „Überhaupt nicht.“ „Hm.“ Harry stellte den Teller auf den Tisch und setzte sich auf das Sofa, so dass er Louis gegenüber saß. „Aber vorhin hast du gesagt, dass du das gefühlt hast. Neulich erst.“ „Ja.“ Er wurde etwas verlegen. „Vorhin erst dachte ich mir, wie sexy du mit zerzausten Haaren aussiehst. Und als du meinen Hals dann geküsst hast, da ist mir ganz heiß geworden im Bauch.“ „Du bist so unschuldig.“ Lächelnd beugte er sich zu einem Kuss nach vorn. „Wir wollten das von vorhin zwar noch fortsetzen, aber jetzt muss ich das erstmal verdauen.“ „Danke für dein Verständnis.“ Er legte sich hin und deckte sich zu, Harry machte es ihm nach. „Ich finds gut, dass du mir etwas persönliches anvertraut hast. Das war bestimmt nicht leicht.“ „Nein, war’s wirklich nicht. Aber ich vertraue dir soweit.“ „Danke. Ich vertrau dir auch.“ Er gähnte. „Gute Nacht, Harry. Ich ...“ Er biss sich auf die Unterlippe. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht, Louis.“ Stille. „Hast du auch noch nie einen Porno gesehen?“ „Nein.“ „Wow. Wir sollten … das nach...holen“, murmelte er müde. Kurz darauf war sein Schnarchen zu hören.
1 note · View note
melr11 · 7 years
Text
Eiskalte Rache 48
Luisa
Ich strich mir noch einmal über die Haare, zog an meinem knappen Top und ging dann los zum „Turmzimmer“. Ich war mir sicher, heute würde ich Matthias überzeugen können und sprudelte fast über vor Tatendrang.  
Ohne anzuklopfen ging ich in Kaspers Büro. Ich wusste, dass er vor mir keinen im Gespräch hatte und auch danach war er noch eine Stunde alleine. “Heute bist du aber übertrieben pünktlich Müller” sagte Matthias, ohne aufzusehen und ich ging geradewegs auf das Sofa zu. “Ich wollte dich nicht enttäuschen” flötete ich, zog meine Schuhe aus und legte mich hin. Im vollen Bewusstsein wie hoch mein Rock dabei rutschte. Ich drehte mich auf den Bauch und schlug die Füße abwechselnd auf das Leder. “Wie geht es dir heute?” theatralisch seufzte ich und schob meine Unterlippe vor “scheiße?”-“warum?”-“weil ich hier bin” er hatte noch immer nicht aufgesehen, doch sah ich das verräterische Grinsen. “Du weißt warum du hier bist. Wir hatten es das letzte Mal von deiner Schwester und wie sie zu euch kam nach dem Unfall. Magst du mir davon erzählen?”-“nein” da er mich immer noch nicht ansah, beschloss ich auf zu stehen und ging zu ihm rüber. Warum strafte er mich heute so extrem? Klar, er hatte geschmunzelt, aber sonst kam nichts. Ich stellte mich direkt neben ihn “wir hatten doch darüber gesprochen, dass du auf der anderen Seite des Tisches bleiben sollst?”-“ja, kann sein” frech sah ich zu ihm runter und er endlich zu mir hoch. Er lehnte sich zurück und rollte ein Stück mit dem Stuhl weg. Dann stellte er die Ellenbogen auf die Armlehnen und verschlang seine Finger unter dem Kinn. “Kann sein? Müssen wir wirklich nochmals darüber reden, in welchem Verhältnis wir stehen?” ich nickte zustimmend, setzte mich direkt vor ihm auf den Tisch und stellte meine Füße links und rechts neben ihm zu seinen Ellenbogen. Seine Wangen wurden schlagartig von einem sanften Rotton überzogen und damit ich nicht laut lachte, biss ich mir mit gespielter Verlegenheit auf die Unterlippe. An seinem Hals konnte ich sehen wie schwer ihm das Schlucken wurde und er wäre kein Mann, hätte er mir nicht reflexartig zwischen die Beine gesehen. Die Röte wurde intensiver, das Schlucken langsamer und ich konnte deutlich die Schweißperlen sehen, die sich auf Kaspers Stirn bildeten. Dann sprang er auf, als hätte er den nackten Arsch in einen Ameisenhaufen gesetzt und wollte offenbar flüchten. Schnell griff ich nach seinem Hemd, zog mich an ihn und hinderte ihn beim Weglaufen. “Matthias bitte!” flehte ich ihn an “ja du hast es mir gesagt, aber ich kann nicht anders. Du irrst dich. Ich habe keinen Komplex. Du bist der Grund warum ich hier bin und ich sehe doch, dass du an die gleichen Dinge denkst wie ich, wenn wir uns sehen“-„ich glaube nicht, dass wir an die gleichen Dinge denken“ wäre es wirklich so, dann hätte ich einen stärkeren Protest von ihm erwartet. Doch er sagte es so ruhig, als wäre es ein neues Rezept für Waffeln. Er log mich an, das spürte ich, also schüttelte ich heftig mit dem Kopf. „Das glaube ich dir nicht. Ich kann mich nicht irren“-„so? Du irrst dich also nicht? Du bist meine Patientin, was sollte ich deiner Meinung nach, denken?“. Ich versuchte den Blickkontakt nicht zu unterbrechen und kam ihm Stück für Stück näher. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper und dies war ein weiteres verräterisches Zeichen, das er voll auf mich abfuhr. Langsam stellte ich mich auf Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange „genau das“ säuselte ich in die Richtung seines Ohres. „Doch es ist nicht nur das, sondern auch das“ nur wenige Millimeter neben dem Fleck, an den ich den ersten Kuss setzte, drückte ich meine Lippen wieder auf seine Haut, die sich leicht stoppelig anfühlte. Eigentlich schien er blank rasiert zu sein, wie ein Babyhintern. „Du solltest das lassen. Es gehört sich nicht. Du bist …“-„jaaa, ich weiß. Blabla. Deine Patientin“-„nicht nur das, du bist auch eine Schülerin und meine Schutzbefohlene“ erneut küsste ich ihn und näherte mich seinem Mund. „Matthias, wenn du solch hohe Moral hast, warum wirfst du mich dann nicht einfach raus?“ mit diesen Worten ging ich über die letzte Grenze und legte meine Hand in seinen Schritt. Im Augenwinkel erkannte ich, wie er seine Augen fest verschloss und sein Mund einen schmalen Strich bildete. „Seit Wochen spielen wir schon dieses Spiel und du glaubst wirklich, ich wäre so blöde und würde es nicht merken? Dir geht es genau wie mir. Mir ist es aber egal was ich von dir bin. Verstehst du?“ sachte massierte ich ihn mit meinem Handballen und bekam schon längst Rückmeldung, dennoch ging Matthias kein Stück von mir weg. „Ich bin kein kleines Kind, auch wenn in meinen Unterlagen etwas anderes steht. Ich weiß genau was ich will“ flüsterte ich in sein Ohr und leckte sanft daran. „Bitte stoß mich nicht zurück und gib dich mir hin. Ich weiß, du willst es auch und ich finde das voll ok. Es muss keiner wissen. Es ist unser Geheimnis“ da er immer  noch nicht sich von mir weg drehte oder mich wütend weg schupste und anbrüllte, machte ich das, für was ich gekommen war.
Der Schreibtisch sah aus, als wäre eine Horde von Pferden darüber gerannt und am Boden verteilten sich die einzelnen Blätter, die zu den Akten gehörten, die wahllos um den Tisch herum lagen. Kasper versuchte sich gerade das Hemd zurück in die Hose zu stecken und gleichzeitig seine Haare zu richten. Er hatte die Knopfleiste sehr schief zusammen geknöpft und da ich längst mich wieder angezogen hatte, nestelte ich darauf los. Doch er schlug meine Hände weg und sah mich bitter böse an. „Was ist? Ich tu dir doch nichts“ mit aufgerissenen Augen sah ich ihn an. „Das war die größte Dummheit, die mir je passieren konnte“ nuschelte er und richtete selbst seine Knöpfe. „Nein war es nicht. Sag das bitte nicht“ wieder war ich am Flehen und Betteln, doch irgendwie meinte ich es auch genauso wie ich es sagte. „Warum hast du das gemacht?“-„was?“ sein Blick ging von fragend über in ein „frag nicht so doof“ Gesicht und ich musste schmunzeln. „Weil ich nicht anders konnte“ raunte ich ihm zu „und wenn ich dich jetzt etwas frage, hat das eine nichts mit dem anderen zu tun“ nun zog sich mein Mund vom einen Ohr zum anderen „ich will meine Familie besuchen. Luca hat übermorgen Geburtstag. Bekomm ich die Sondergenehmigung von dir?“. Man konnte förmlich sehen, wie Kaspers Kinnlade runter fiel und ich verschränkte die Arme vor meiner Brust.
1 note · View note
caymanbloggt · 7 years
Text
-----Caymanbloggt - Literatur / Kurzgeschichten - Literaturkritik------ ----------------------------------------------------------------------------------------------------
Erster Akt
Es ist ein recht milder Tag im April, wir sind in Tokyo, mitten in der Innenstadt genau genommen… Doch wir befinden uns nicht irgendwo in Tokyo, neinein… Sondern in direkter Nähe zum wohl berühmtesten und gleichzeitig auch chaotischstem Zebrastreifen der Welt. Der Shibuya-Kreuzung, ein Ort an dem die Zeit nicht einfach nur zu vergehen scheint, hier wird man, so wirkt es, von ihr in Form schier endlosen Menschenlawinen einfach mitgerissen. In diesem Fluss aus moderner Hektik, beschäftiger Rastlosigkeit und Turbokapitalismus… Menschen werden hier zu einem herrenlosen Ameisenhaufen, dem seine Duftspur abhandengekommen zu sein scheint und Autos zu einer buntbemalten, blechernen Masse, die sich zwischen den Gebäuden hindurch schiebt, wenn die Ampel-Schaltungen denn gnädig sind…. Von überall bewerben beleuchtete, kunterbunte, animierte Werbeschilder, Tafeln und ganze Gebäudewände Künstler, Firmen, Produkte, Filme, Serien, Software und wer weiß was sonst noch. Die Shibuya-Kreuzung, das ist ein Ort an dem sich die Menschen gerne verabreden, an dem häufig Konzerte gegeben werden, von dort ansässigen Plattenlabels, um ihre Interpreten zu bewerben. Es ist eben nicht nur ein Ort der Hektik und der Massen, es ist auch ein Ort des Zusammenkommens- und Findens… Und an einer dieser Ecken, direkt am Bürgersteig, da steht eine kleine, weiße, hölzerne Verkaufshütte… Vielleicht sogar mehr ein kleines „Verkaufshäuschen“, ein klitzekleiner Laden, mittendrin, im Chaos. An seinen beiden Seiten wirbt es in bunter Schrift mit den „Frischesten und schönsten Blumen in ganz Tokyo“. Bis in die hinterste Ecke ist das kleine „Gebäudchen“ vollgestopft mit den besten Blumen, die man in der Stadt finden kann… Im Innern, hinter dem Tresen, da stehen Cayman und sein treuer Begleiter, der Kameramann! Während Cayman verwelkende Blätter und Blüten um sich herum abpult… Schaut der Kameramann mit halbzugekniffenen Augen dem stockend-pulsierend-wilden Treiben der städtischen Bevölkerung zu… Vollkommen „Lost in Translation“ diese Leute, denkt sich der Kameramann, davon ist er überzeugt… Während Cayman damit beginnt, einen kleinen Strauß aus roten Rosen mit einem herzförmigen Gummiband zusammenzubinden, rummst es auf einmal unter dem Verkaufstresen… Cayman fragt: „Was war das denn?“ Der Kameramann fragt: „Was war was?“ Cayman sagt: „Na dieser dumpfe Schlag unter dem Tresen!“ Der Kameramann winkt gelassen ab: „Aaach… Das war bloß Toshi! Cayman fragt: „Wer ist Toshi?!“ Der Kameramann erwidert: „Na der wohnt hier jetzt hier im Laden, zur Untermiete, sozusagen!“ Cayman fragt verwundert: „Unter dem Verkaufstresen?!“ Der Kameramann antwortet: „Klar! Ich hab ihm da ne kleine Bude drunter eingerichtet!“ Entsetzt legt Cayman den Rosenstrauß zur Seite: „WAS?! WARUM?! WER IST TOSHI?!? UND WIE…“ Der Kameramann sagt entspannt: „Na er heißt Toshi! Toshi Yamata! Er ist dreiundzwanzig, studiert irgendwas mit IT und hat mich gefragt, ob ich was wüsste, wo er erstmal „unterkommen“ könnte!“ Cayman kratzt sich am Kopf: „Also damit ich das richtig verstehe… DU hast einem dreiundzwanzigjährigem IT-Studenten erlaubt, unter unserem Verkaufstresen zu wohnen?! WARUM?!“ Der Kameramann übergibt einer jungen Frau einen kleinen Strauß, sie bezahlt passend in bar: „Naja, seine Freundin hat Schluss gemacht und jetzt iss er irgendwie frustriert und brauchte mal nen Tapetenwechsel! Verstehste? Und so iss der Laden nachts bewacht und Toshi zahlt 100 Tacken Miete warm den Monat! Hab ihm die Bude unterm Tresen nach japanischen Architekturrichtlinien extra eingerichtet!“ Cayman schüttelt den Kopf: „Da wohnt also ein Typ namens Toshi Yamata unter unserem Verkaufstresen, den DU extra für ihn ausgebaut hast?“ Der Kameramann sagt stolz: „Exaktamente! Mit Fußbodenheizung, Wlan, großer Badewanne, ner kleinen Sauna und sogar einem Springbrunnen im Foyer! Was man doch alles aus so ein bisschen Raum machen kann, wenn man sich an japanische Bauvorschriften hält was? Höhöhö!“ Gerade will Cayman loslegen, der mahnende Zeigefinger ist schon oben… Da öffnet sich unter dem Tresen eine dezent verbaute Schiebetür… Toshi Yamata schaut heraus, guckt sich kurz um, schaut rauf zu Cayman und sagt höflich: „Aaahh… Cayman-San un Kameraamaan-San! Ihr zwei haben wirklich gemacht sehar hübsche Blumenstrausse! Wirklich sehar schön! Sehar schön! Deutschland bauen japannisse Wohnungen seehr guut!“ Toshi Yamata schnappt sich den kleinen Einkaufsbeutel, den der Kameramann mitgebracht hat und zieht die Schiebetür wieder hinter sich zu… Mit entsetzt-fragendem Gesicht schaut Cayman den Kameramann an... Der Kameramann meint bloß trocken: „Nur Männer die keine Frauen haben, wissen wie unfassbar traurig es ist, zu den Männern zu gehören, die keine Frauen haben… Mein Freund!“ Pathetisch betont fügt er noch hinzu: „Und nur Männer, die schon mal Frauen hatten und nun ebenfalls zu den Männern gehören, die keine Frauen mehr haben, wissen wie unweit herzzerreißender es doch ist, nun Männer zu sein, die keine Frauen mehr haben!“ Cayman und der Kameramann schauen sich ausdruckslos in die Augen… Dann gehen beide wieder ihrer Tätigkeit nach, so als wäre nie etwas gewesen… Anerkennend sagt Cayman: „Stimmt auch wieder!“
Cayman liest
Dieses Mal:
Tumblr media
Haruki Murakami
Von Männern, die keine Frauen haben
(Kurzgeschichten)
“Das fünfte Element”
„Versehrte, kleine Wesen…“
Tumblr media
In vielen Romanen und Geschichten Murakamis, da sind es Männer, denen etwas, meistens ganz Spezielles fehlt. Denn „irgendwie“, da sind sie immer „unvollständig“, „unvollendet“, „suchend“ aber eben nicht unbedingt „wissend wonach“. Meistens suchen diese Männer, eigentlich immer, eine Frau. Jemand, mit dem sie ihr Leben gemeinsam führen und so endlich „vollkommen“ sein können, es endlich sein dürfen. Doch meistens sind diese Männer immer und ewig auf der Suche nach „Der Richtigen“… Aber anstatt aktiv nach „Ihr“ zu suchen, mit dem Herzen also, vögeln sie glieber alles, was einmal zu einer Tasse Kaffee zu ihnen in die Wohnung kommt. Und so wirklich ernst wird es nie mit diesen Frauen und so irren diese kleinen, versehrten Wesen, diese Männer die keine Frauen haben weiter durch die von Murakami erfundene Weltgeschichte. So entsteht ein Teufelskreis, ein trauriger, kleiner Teufelskreis, den die Betroffenen meistens nicht von alleine und aus eigener Kraft zu durchbrechen vermögen, so sehr sie sich auch anstrengen. So bleiben sie dann eben versehrte, kleine Wesen, welche weiterhin fragend, suchend und immer tief verunsichert von all der Einsamkeit in ihrem Herzen, ihre Abenteuer durchschreiten. Und natürlich ALLES zu geben bereit sind, um, wenn sie dann „Die Richtige“ gefunden haben, sie auch für sich zu gewinnen. Der „Fabrlose Herr Tazaki“ ist ein neueres Paradebeispiel für diesen Typus Mann, den Murakami da gebastelt hat und den er auch immer wieder in seinen Geschichten in Erscheinung treten lässt. Wenn die Hauptpersonen mal Frauen sind, dann haben sie entweder bereits einen Mann, dem sie Befehle und Anweisungen erteilen ODER aber sie sind bei ihrer Suche wesentlich „flexibler“ und als Single wesentlich „zufriedener“, als die Männer. Denn Frauen, die haben nebenbei oftmals noch ganz andere Gedanken im Kopf und sind oftmals viel zuversichtlicher, dass IHR „Mister Right“ schon noch kommen wird. Und wenn nicht, dann suchen sie sich eben einen, der dem am nächsten kommt. Die Männer sind da meistens wesentlich instabiler in ihrer Seelenlandschaft und viel fragiler in ihrem Seelenleben – Zumindest in Murakamis Geschichten. Und um eben genau diesen speziellen Typus von Mann geht es in diesen neun „Long Short Storys“ wie der Meister sie zu nennen pflegt: …:::::Um Männer, denen es sehr schlecht geht, ganz einfach deshalb, weil sie Männer sind, die keine Frauen haben:::::…
Das eigenständige Organ
Tumblr media
Im SF-Klassiker „Das Fünfte Element“ mit Bruce Willis, können die Guten am Ende die Welt nur deshalb vor der Zerstörungswut vom bösen „Mister Shadow“, also dem LEIBHAFTIGEN BÖSEN und seinem Handlanger ZORG retten, weil Held Corben und Heldin Lilu ihre Liebe füreinander entdecken, gerade noch rechtzeitig. Denn nur mit der Liebe, der leibhaftigen Liebe kann das Böse besiegt und das Leben beschützt werden. Denn um DAS BÖSE, welches in Form eines riesigen, brennenden Komet-Planeten auf die Erde zurast, kann nur mithilfe ALLER FÜNF ELEMENTE, welche auf der Erde befindlich sind, plattgemacht werden. - FEUER – WASSER – ERDE – LUFT- - Und die LIEBE – Das sind die fünf lebensspendenden Elemente, die es braucht, um DAS LEBEN zu erzeugen und auch zu schützen. -------------------------------------------------------------------------------------------------------- Nun kann aber eben dieses „Fünfte Element“ auch ganz anders interpretiert werden, Murakami tut dies beispielsweise in einer besonders drastisch- und heftig ausufernden Geschichte um einen selbstverliebten, oberflächlichen Arzt, den jenes „Fünfte Element“ am Ende den Tod bedeutet, weil dessen Lebensstil „Die Liebe“ kategorisch ausschließt. Der Ansicht des Doktors nach, besitzen Frauen ein zusätzliches, ein eigenständiges Organ, welches zum Lügen da ist, weshalb Frauen lügen könnten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Da dieses „Organ“ also für sich selbstständig arbeitet, bekämen diese Frauen auch kein schlechtes Gewissen, weil sei es ja selber gar nicht merkten. Nun ist dieser Arzt, Doktor Tokai ist sein Name aber offenbar selber mit diesem „Organ“ ausgestattet. Denn zwei oder gleich drei Frauen gleichzeitig zu haben, als Schönheitschirurg keine große Sache! Und so verdammt gutaussehend wie er ist… Who Cares!“ Ein schlechtes Gewissen besitzt der Arzt nicht, warum sollte er auch? Bis der Tag kommt, als er einer Frau verfällt, zum allerersten Mal in seinem nicht mehr ganz so frühlingsfrischen Leben. Erstmals, da ist er verliebt, ja geradezu verfallen, dieser großartigen, dieser umwerfenden, tollen Frau. Er kann sich allerdings nicht vorstellen, dass die Liebe ein ganz normaler Bestandteil des Lebens ist, für ihn ist sie das jedenfalls bis Dato nicht. Und so passiert, was eben durchaus passieren kann bei so einer Affäre… Die Frau verlässt ihn. Aber nicht nur ihn, sondern auch gleich noch ihren Ehemann. Sogar von einem dritten Mann im Bunde ist die Rede aber Dr. Tokai ist leider nicht der Glückliche, sondern war nur das Sprungbrett, die nette Affäre. Jetzt ist die Frau frei und schert sich einen Dreck um die Kerle, welche sie hinterlassen hat. So kommt der Doktor zu der zweifelnden Frage: „Was bin ich eigentlich“ und zu der beängstigenden Erkenntnis, dass ihn diese brennende Leidenschaft, die er für die Frau empfindet, wohl umbringen wird. Denn er selber kann und will mit all dem Schmerz und der Leidenschaft nicht zurechtkommen. Und er will sie schon mal gar nicht dauerhaft ertragen, dazu ist ER nicht in der Lage. Am Ende, da testet er, seelisch vollkommen zerstört, an sich selbst eine These der Nazis: Was passiert, wenn man einen hochdotierten, intelligenten und kultivierten Menschen von allem beraubt was ihn ausmacht und ihn bis zum Tode aushungert? Was bleibt dann von dem Menschen? -These: Das was DANN übrigbleibt, DAS ist der eigentliche Mensch- So begeht Dr. Tokai, schon nach dem ersten Mal überhaupt, dass IHN eine Frau verschmähte, Selbstmord auf die wohl grausigste Art und Weise. Er hungert sich selber zu Tode. Um herauszufinden, „Was er eigentlich ist?“ und „Was von Ihm übrigbleibt“, ohne das eigentliche Problem seiner selbst zu erkennen. Doktor Tokai kannte die Liebe nicht, er kannte auch die Frauen nicht, er sah immer nur sich selbst und sein Vergnügen. Auf die Idee, dass eine dieser Frauen mehr könnte für ihn empfinden, kam er nie. Wollte er auch nicht, denn die Liebe, diese brennende, allesbeherrschende Leidenschaft für ein anderes, menschliches Wesen, ja das hielt er sich stets von sich fern. Bis es ihn dann doch ereilte. Vielleicht war es die Biologie oder einfach nur Schicksal. Doch ihm blieb bis zum Schluss die traurige aber einfältige Gewissheit, dass es dieses „Eigenständige Organ“ der Frauen war, welches ihm dieses Elend brachte. Begriffen hat er bis zum Schluss rein gar nichts. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die Liebe, sie kann erschaffen, sie kann retten und sie kann zerstören. Zumindest dann, wenn einer von beiden sie und ihre Kraft, ihre Wirkweise nicht kennt. Nicht kennen will und nie Erfahrungen mit ihr sammelte. Wen sie dann ereilt, der wird sie weder verstehen, noch wird er mit ihr umgehen können. Vielleich aber ist die Liebe selber ja ein „Eigenständiges Organ“? Warum sonst tut es weh? Warum sonst, sagt man, sei jemand Liebeskrank? Warum sonst spricht man vom „gebrochenen Herzen“? Und von „Liebeskummer? Vielleicht, ja vielleicht… Da sitzt dieses eigenständige Organ ja irgendwo in unserem Kopf, unserem Geist, unserer Seele? Und wer es nie benutzt und dessen Wirkung dann doch eines Tages zu spüren bekommt, den zerstört es, macht es wahnsinnig, den bringt es um. Ganz einfach, weil er nie gelernt hat, damit umzugehen, es zu verstehen. Wohl auch, weil dieser „Jemand“  vielleicht nie passende, charakterliche „Antikörper“ gebildet hat, für den Fall, dass was schiefgeht… Das Organ ihn krank macht… Könnte doch sein, oder?
Geschichten, von Männern die keine Frauen haben und sich immer mehr da hineinsteigern…
Tumblr media
Die Liebe, sie geht oftmals mit einer anderen, eigentlich gegenteiligen Gemütsregung Hand in Hand: Der Angst. Wer kennt das denn nicht? Da steht DIE FRAU der Träume oder zumindest DIE FRAU, die man so unbedingt erobern will und dann geht das Drama innerhalb des eigenen Körpers auch schon los… Die Beine werden weich wie Pudding, die Hände schwitzen, kalter Schweiß bricht aus, das Herz beginnt zu rasen, der Hals schnürt sich zu und das Gehirn macht keinerlei Anstalten mehr, zum Rest seines Wirtes zu gehören, sondern schaltet in den „Trump-Modus“, also auf totalen Durchzug. Und alles was dann vielleicht noch aus dem eigenen, trockenen Mund kommt, ist Schwachsinn den keiner mehr versteht. Der singende Pandabär Cro hat da mal so ein schönes Lied darüber rausgebracht, wie dieser Prozess des „Scheiterns“ allgemein abläuft: „Bye Bye! Bye Bye meine Liebe des Lebens…“ So ergeht es im Grunde genommen auch dem Jungen in der Kurzgeschichte „Yesterday“. Kitaru ist sein Name, er ist ein sehr sehr lockerer Typ, ein wirklich sehr lockerer Typ. Und ein schräger Vogel. Er lernt diverse japanische Dialekte, warum genau, das weiß er selber nicht aber er tut es einfach.                    Mit seinem Studium, da geht es nicht wirklich voran, einfach WEIL… Ja WEIL… Pfhhh Weiß auch nicht. Kitaru ist eben ein sehr widersprüchlicher Kerl, auch in sich selbst. Und so macht er eigentlich immer vollkommen irrationale Dinge, die nix mit seinen eigentlichen Zielen zu tun haben. Auch im Umgang mit seiner Freundin, die beiden kennen sich quasi schon seit dem Sandkasten… Das Mädchen will nur ihn, sie will mit ihm ihr Leben verbringen, mit ihm gemeinsam die Leidenschaft füreinander teilen. EIGENTLICH steht Kitaru ein tolles, ein sicheres und ein gemütliches Leben ohne große Sorgen bevor. Alles was er tun müsste ist, endlich sein Studium vernünftig anzugehen und dem Mädchen eine Liebeserklärung zu unterbreiten. Dem Mädchen wäre es persönlich am allerliebsten, eigentlich sehnt sie sich sogar danach, dass Kitaru ihr einfach beim nächsten Treffen unter den Rock fasst und dann mit ihr schläft. Mehr müsste er nicht tun. Aber Kitaru tut das exakte Gegenteil. Er versucht alles, um diese Entscheidung, diese Dinge herauszuzögern…. Er zögert sein Studium immer wieder heraus, versucht seine Freundin mit seinem Kumpel (Der Erzähler) zu verkuppeln. In der Annahme, dass er sie so „zwischenlagern“ könnte, bis er irgendwann vielleicht mal so weit ist. Doch als sein Kumpel das Gegenteil macht und Kitaru dazu drängt, sich quasi zu entscheiden… Da nimmt er Reißaus… Viele Jahre später, der Erzähler ist inzwischen verheiratet, freischaffender Autor. (Erzählt Murakami aus seinem Leben?) Das Mädchen ist beruflich recht erfolgreich aber immer noch ledig, sie kann Kitaru einfach nicht loslassen, geschweige denn vergessen. Dieser aber ist in alle Himmelrichtungen verweht und nicht mehr auffindbar, würde er nicht ab und zu mal eine Postkarte schicken… Wie gesagt, Kitaru HÄTTE einfach nur zu Ende studieren und mit ihr ins Bett gehen müssen, dann wäre alles seinen guten Weg gegangen. Stattdessen reist er nun als Arbeitsnomade durch Amerika,  als schlecht bezahlter Sushi-Koch. So bleiben am Ende ein Mann, der keine Frau hat und eine Frau, die keinen Mann hat. ----------------------------------------------------------- Der Liebe ist, wenn man wie Kitaru ist, einfach nicht zu trauen. Eigentlich, wenn wir mal ehrlich sind, war ihr doch nie zu trauen. Da wird aus einem gestandenen Mann, aus einem total lockeren Typen und selbst aus dem intelligentesten Kerl, in null Komma nix ein Häufchen Elend, ein Fluchttier, ein totaler Looser oder ein Nervenwrack. Manche der Männer, die keine Frauen haben in Murakamis Geschichten, verfallen immer weiter einem scheinbar regelrechten „Wahn“ oder wäre „Schmerz“ besser ausgedrückt? Sie sind verlorene Wesen, verwehte Seelen, die nicht mehr wissen, wohin mit sich und der Welt und dem Schmerz der Welt in ihrem Herzen. Der Held aus der Geschichte „Kinos Bar“ erwischt seine Frau beispielsweise gleich mal inflagranti. Beide trennen sich, relativ einvernehmlich, schließlich war die Ehe schon länger „irgendwie“ im Eimer, seine Frau entschuldigt sich bei ihm in aller Ehrlichkeit und er nimmt die Entschuldigung an. Kino kündigt seinen alten Job, eröffnet eine Bar und lebt sein neues Leben. Aber etwas stimmt nicht, denn eines Tages ereignen sich mehr und mehr seltsame, fast dämonische Dinge. Ein junger Mann, eine Art Priester oder Dämonenjäger will Kino helfen, denn „Das Böse“ hat sich die Bar und ihren Besitzer (angeblich) als Rückzugsort ausgesucht. Der junge Mann schickt Kino fort, auf Reisen. Er dürfte auf keinen Fall mitteilen, wo er ist oder wie es ihm geht, nur einmal wöchentlich eine Karte mit Adresse drauf schicken, damit der Mann weiß dass es ihm gut geht. Doch auf Reisen, alleine in seinem Zimmer, in der Nacht, bei Regen… Da bricht Kino zusammen, nachdem er eine Karte mit persönlichen Gedanken losgeschickt hat. Kino zerfällt in Schmerz und Einsamkeit, dann klopft plötzlich „Etwas“, dann an die Tür… Doch Kino öffnet nicht, denn er weiß wer oder was da klopft… Später, ohne Unterlass klopft dieses Etwas dann an die Fensterscheibe, obwohl er im siebten Stock wohnt… Ist es sein Herz? Ist es sein Verstand? Oder ist es das Böse aus seiner Bar? Immer zweimal, dann einmal, dann wieder zweimal… Nein, es ist sein Herz, da ist er sich bald sicher, es klopft in seinem Herzen an… Kino versinkt im Schmerz, er ist zutiefst verletzt… Er ist einsam und verzweifelt, merkt es aber erst jetzt… Er ist nun einer der Männer, die keine Frauen mehr haben…
Die Liebe
Tumblr media
Und so, wie der gute Kino während der Geschichte mehr und mehr zu versinken scheint, so versinken auch die Geschichten mehr und mehr im Fantastischen, im fast schon Wahnsinnigen. Die neun Geschichten beginnen sehr alltäglich, ja fast schon langweilig und ereignislos. Doch das bleibt nicht so, im Gegenteil… Denn irgendwann, da fragt man sich, welches Buch man eigentlich gerade liest. Sind das immer noch dieselben Geschichten? Immer noch dasselbe Buch? Ja, das Cover ist noch das Gleiche, der Schreibstil auch, also muss das ja so sein. Die Geschichten, sie steigern sich ebenfalls in etwas hinein, so ähnlich wie ein Liebeskranker. Sie werden immer verrückter und bekloppter, ja fast schon psychotisch. Irgendwann, da geht jegliche Realität einfach über Bord und man kann nur noch verwundert, ja fast schon verstört mitlesen, was da gerade vor sich geht… Zum Schluss, da steht alles total Kopf, die Handlung, die Ereignisse, das Denken, die Figuren, einfach alles! Dann gehen all die Dinge wie die Gorillaz, Black Eyed Peas, Francis Lai, die 101 Strings, Percy Faith, Fahrstuhlmusik, die Seemänner die Frauen an Deck locken, Ammoniten und Quastenflosser, Einhörner und vieles Anderes ganz auf einmal, einfach verloren. Und obwohl der Mann in der letzten Geschichte, in der es um Männer geht, die keine Frauen haben, dem Leser erklärt, wie man zu einem Mann wird, der zu den Männern gehört, die keine Frauen haben … Ergreift ihn der Selbstmord seiner einstig Geliebten, seit Langem verschollenen Jugendliebe zutiefst. Und das obwohl er seit vielen Jahren glücklich verheiratet ist. Sind es nur seine Gedanken oder ist der Mann inzwischen wahnsinnig? Oder war er das schon vorher? Oder ist das Buch, sind die Geschichten inzwischen komplett wahnsinnig geworden? Schließlich hatte SIE IHN verlassen und nun, nach ihrem Selbstmord, von dem der Mann mitten in der Nacht von ihrem Ehemann am Telefon erfährt, da ist er der zweiteinsamste Mann der Welt, so sagt er. Der Ehemann der Frau ist der einsamste Mann der Welt, weil er ihr Ehemann war, so sagt der Mann. Er selbst ist also nun ein Mann, der eine Frau hat aber weiß wie es ist, keine Frau mehr zu haben. Vollkommen bekloppt oder? Der Mann stellt sich immer wieder irgendwelche Dinge vor, immer wieder auch, wie die Seeleute ihm seine alte Jugendliebe mit ihrem verführerischen Gesang fortlocken und mitnehmen. Wie sie seine große Liebe von einst, er nennt sie nur „M“ in alle Windrichtungen verstreuen, diese Ganoven, diese Banditen! Aber gegen die Seeleute, die ihm die große Liebe nahmen (Metapher), kann er nicht viel, konnte er nicht viel ausrichten. Diese letzte Geschichte, sie verstreut sich selber in einem gar wahnhaften Wind, unter dem Gesang der Seemänner, die an alldem überhaupt erst schuld sind. Und so entfaltet „Das fünfte Element“ in dieser Geschichtensammlung seine ganze Macht und lässt jegliche Realität, jeglichen Verstand einfach untergehen, verdampfen, von Seeleuten mit an Bord nehmen und in aller Welt und Winde zerstreuen und verstreuen. Auf nimmer wiedersehen. Und so muss der Mann in dieser finalen Geschichte, die von Männern handelt, die keine Frauen haben und auch genauso heißt, erfahren dass man selbst als bereits verheirateter Mann mit einer Frau an seiner Seite  zu den Männern gehören kann, die ganz genau wissen wie das ist… …zu den Männern zu gehören, die keine Frauen haben. Genau diesem Wahn aber, da ist Murakami ganz ehrlich, können manchmal auch Frauen erliegen: In einer anderen Geschichte, da erzählt eine Frau ihrem „Lover“ von früher, als sie ein junges Mädchen war. Sie war verliebt in einen Jungen, sie war so verliebt, dass sie eines Tages sogar in sein Haus einbricht, sich dort selbstbefriedigt, an seiner Kleidung riecht, Dinge mitnimmt aber auch eigene Dinge da lässt, sich auf seinem Bett wälzt und mehr und mehr den Verstand zu verlieren scheint. Was sie tut ist schon kein Stalking mehr, es ist etwas vollkommen verrückteres! Doch der Junge soll es ja nicht mitbekommen was sie tut, das wäre fatal! Ansprechen ist genau deshalb ja auch keine Option! Und so betritt sie immer wieder heimlich das Haus und das Zimmer des Jungen, wie im Wahn. Bis die Familie alle Schlösser am Haus austauscht und der Haustürschlüssel nicht mehr im Blumenkübel versteckt ist, und das Mädchen nicht mehr hineinkommt… Das Mädchen möchte ab da am liebsten sterben, sie wurde ihrem Liebsten beraubt. Doch die Zeit vergeht und diese wahnhafte Liebe, sie verfliegt irgendwann einfach… Und das Mädchen kann sich eines Tages nicht mal mehr selbst erklären, was denn eigentlich mit ihr los war. Der Junge ist ihr inzwischen schnurzpiepegal, was damals in sie gefahren ist, das wüsste sie nur zu gerne. Ist das alles nicht vollkommen irrational? .Aber so ist sie nun mal, die Liebe.  .Sie ist mit Verstand nicht zu erklären. Am Ende, da können es wohl nur Männer erklären, die zu den Männern zu gehören, die keine Frauen haben. Und eben jene Frauen, die wissen wie es ist zu den Frauen zu gehören, die keine Männer haben. Ist das alles nicht unfassbar traurig?
Fazit
Tumblr media
Nur Männer, die wissen wie es ist, keine Frauen zu haben, die wissen wie sich das anfühlt, zu jenen Männern zu gehören, die keine Frauen haben – Oder um es anders auszudrücken: Nur wer schon mal geliebt und verloren hat, der weiß, der kann wissen, wie das ist und daraus lernen, daran wachsen. Oder daran zu zerschellen, wie ein alter Seelenverkäufer voller um ihr Leben kreischenden Seemännern… Männer, die dies nicht wissen, werden es vielleicht nie erfahren, nie wissen oder genau dann daran zu Grunde gehen. Vielleicht nicht alle, aber einige… Deshalb sagt der Freund von Kitaru in der Geschichte „Yesterday“ zu dessen (eigentlich) großen Liebe: >>>„Aber es ist besser, in der Jugend schlechte Erfahrungen zu machen und einsam zu sein. Das gehört zum Erwachsenwerden“ „Meinst du?“ „Wie Bäume harte Winter überstehen müssen, um groß und kräftig zu werden. Wenn das Klima immer mild und heiter ist, entwickeln sich keine Jahresringe!“<<< ------------------------------------------------------------------------ Und so sind jene Männer, die keine Frauen haben stetig auf der Suche, oftmals aber wissen sie nicht einmal ganz genau wonach. Sie sind oftmals sehr sehr einsam und finden einfach oftmals nicht, wonach sie doch so sehnlichst suchen. Sie sind Suchende, sie sind oftmals zutiefst verletzt und einfach nicht in der Lage, sich selbst zu befreien. Auf dem Titelbild des Buches sieht man die Silhouette einer Frau mit wehendem Kleid, ihre Farben sind bunt und stark, ihr Umriss ist laminiert. Aber da ist auch ein Mann auf dem Cover, er ist weiß, fast blässlicher als jeder Nebel, verschwindet fast gänzlich auf dem Cover. Die Frau scheint dem Mann sogar in die Hosentasche zu fassen, obwohl er es ist, der dort lässig mit der Hand in der Tasche zu stehen versucht. Es nützt aber nichts, ER verschwindet, wird überdeckt, von IHR, ER hat keine Chance. Ja und so ist es dann, wäre die Frau nicht mehr dort auf dem Cover, es wäre sehr weiß, sehr blass, sehr öde UND sehr sehr traurig vor allem. „Die Liebe ist nur ein chemischer Prozess, erst wenn WIR ihr Bedeutung beimessen, erlangt sie eine Bedeutung!“ Das ist ein Zitat aus Bioshock 2, ich persönlich finde es sehr klug, denn dieser „chemische Prozess“ ist ein überaus mächtiger. In einer Geschichte Murakamis erwacht ein Mann, der zuvor etwas „Anderes“ gewesen sein muss, jedenfalls kein Mensch in einer alten Villa. Alles muss er erst mühevoll erlernen, was aus den Bewohnern der Villa geworden ist weiß er nicht. Dann aber steht plötzlich ein Mädchen vor ihm, alles andere als schön aber ER verliebt sich in sie, ohne zu wissen was das eigentlich bedeutet… „Sich zu verlieben“. Er weiß ja nicht einmal, was eigentlich ein „Mensch“ ist oder sein soll, er weiß gar nicht. Aber er weiß, dass er dieses Mädchen liebt, sie begehrt und bei ihr sein will, auch wenn große Gefahr droht. Zu diesem Zeitpunkt hat sich der gesunde Menschenverstand in dieser Geschichtensammlung schon längst verabschiedet. Und das obwohl sie sehr, sogar mitten im Leben, in der Realität begann, dann aber sagen Verstand und Realitätssinn „Winke Winke“. Es ist wie beim „Verliebt sein“ und dem, was manchmal danach kommt… Sprachlich und inhaltlich auf alle Fälle ganz großes Literaturkino ohne Wenn und Aber. Jede Geschichte ist ein Kunstwerk in sich, zusammen sind sie ein Meisterwerk. Und wie immer werden auch schon mal die lässigsten Drinks getrunken, die Beatles, Errol Garner, Teddy Wilson oder Buddy Di Franco gehört und über Texte, Klangarchitektur und Bedeutung hin auseinanderphilosophiert. Vor allem gute Jazznummern und deren Künstler tun es Murakami an aber auch sonstiger Pop oder Rock darf gerne mal als Stilelement herhalten. Auffällig ist vor allem, dass Murakami teilweise selber aufzutreten scheint, denn gerne ist der Ich-Erzähler ein freier Schriftsteller und man wird die insgeheime Ansicht nicht los, dass Murakami sich einfach selbst portraitiert. . Auch der blaue VW Golf aus „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“ hat einen Gastauftritt. Dem Großmeister des Geschichtenerzählens macht eben keiner etwas vor, auch die Liebe und der Verlust nicht. Oder täuscht man sich da? Was Murakami wirklich denkt und fühlt, das bleibt im Verborgenen. Aber auskennen muss er sich, dem Grundeindruck kann man sich nicht erwehren. Mit dieser unbestimmbaren, oftmals ersehnten, gerne gefürchteten, allesbestimmenden Macht. Diesem unsagbar, unfassbar mächtigen, chemischen Prozess in Kopf und Körper. Der Liebe
Diesem „Fünften Element“
----------------------------------- --------------------------- Haruki Murakami „Von Männern die keine Frauen haben“ Taschenbuch btb Ersterscheinung 2014 Preis: Ca. 10,00€
PERSÖNLICHE NOTE: 1+++
------------------------------- -------------------------------
Letzter Akt
Es ist Abend geworden, die Sonne versinkt in Lila, Blau, Hellblau sowie Hell- und Dunkelorange am Horizont… Die Werbeschilder, die Schaufenster, die Werbereklamen und die Scheinwerfer der Autos übernehmen die Beleuchtung dieses kleinen, hektischen Universums… Cayman sucht das „CLOSED“ –Schild heraus, gleich ist Feierabend… Cayman drapiert die letzten Blumensträuße zurecht, damit es ordentlich aussieht… Der Kameramann schaut gedankenverloren in das wirrende Treiben der Großstadt… Der Kameramann fragt: „Du, sach mal? Ob es wohl auch Frauen gibt, die wissen, wie es ist zu den Frauen zu gehören, die keine Männer haben? Die muss es ja auch geben!“ Cayman blinzelt in das letzte Bisschen Sonnenlicht, das sich durch die Häuserschluchten projiziert: „Woher soll ich das wissen, weder hab ich im Moment eine, die mich zu einem der Männer machen KÖNNTE, die keine Frauen haben, noch ist mir je SOWAS passiert! Es gibt weitaus Schlimmeres im Leben!“ Der Kameramann wird ganz philosophisch: „Tja da haste Recht aber isst es denn nicht unsagbar traurig, dass es Männer gibt, die keine Frauen haben und Frauen, die keine Männer haben, denen dieses Gefühl, dieses Erlebnis, ein Wesen an der Seite zu haben, dem sie und umgekehrt alles bedeutet vielleicht nie kennen werden? Wo es vielleicht einen Mann gibt der keine Frau mehr hat und eine Frau gibt, die keinen Mann mehr hat, die gemeinsam, voller Glück und Erfüllung für immer und ewig nie mehr dazugehören würden? Aber sich niemals treffen werden, weil sie nichts voneinander wissen?“ Cayman zuckt wortlos mit den Schultern… Beide stecken die Hände in die Taschen und schauen auf das wilde Treiben der Welt da draußen, hinter dem Verlaufstresen. Ein Pärchen trifft sich an einer Ampel, beide umarmen sich voller Sehnsucht und Freude, dann küssen sie sich, einfach so, voller Leidenschaft… Cayman sagt: „Ja, nur Männer die keine Frauen haben, können wissen, wie unfassbar traurig das ist, was wir dort gerade beobachten!“ Das Pärchen umarmt sich, als würde jeden Augenblick die Welt untergehen, dann gehen sie händchenhaltend davon, verschwinden im Menschen-, Auto-, Stimmen-, Motorengeräusch-, Lichtergewirr Tokyos auf nimmer wiedersehen… Cayman und der Kameramann sehen sich an, Cayman sagt: „Also jetzt bin ich irgendwie frustriert“ Der Kameramann murmelt vor sich hin: „Ichauch…“ Dann öffnet er die Schiebetür unter dem Tresen… Ohne zu zögern kriecht er hinein: „Toshii! Kannst schon mal Tee aufgießen!“ Der Kameramann winkt Cayman hinein: „Dann komm! War noch Platz für zwei Besucherzimmer mit Bad! Gibt schließlich genug Männer, die keine Frauen haben und irgendwo wohnen wollen oder müssen!“ Ein letztes Mal lässt Cayman den Blick schweifen, er zuckt mit den Schultern, schließt die Glasscheibe, hängt das „CLOSED“ –Schild auf, löscht das Licht und verschwindet ebenfalls unter dem Tresen… Beeindruckt sagt er nach dem Betreten: „Wow! Wir haben ja wirklich einen Springbrunnen im Foyer!“
Ende der Geschichte
Copyright - Caymanbloggt 2017  - Fotos kommen von: Splitshire.com
0 notes
conniesschreibblogg · 5 years
Text
„Sieben Nächte“ von Simon Strauss
2. Zum Inhalt Die sieben Todsünden: Superbia (Hochmut), Gula (Völlerei), Acedia (Faulheit), Avaritia (Habgier), Invidia (Neid), Luxuria (Wollust) und Ira (Jähzorn). Haben die sieben Todsünden heute für unser Leben eine Bedeutung? Welchen Sinn hat es Sünden zu begehen, nur um es getan zu haben? Welches Gefühl weckt es in uns, Todsünden zu begehen? Die Fragestellung ist eine philosophische Herausforderung. Der Hinweis auf Mephistopheles ist nicht zu übersehen. Was will Simon Strauss’Mephistopheles? Ist er auch, „Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“. Ist er „der Geist, der stets verneint“ (Faust I)? Sein eigentliches Element ist Sünde, Zerstörung und das Böse. Wozu will er dem Erzähler-Ich verhelfen?  Es ist die Wette oder das Angebot, das Goethes Faust oder auch den biblischen Hiob mit dem Buch „Sieben Nächte“ verbindet. Um dem Leser die Problematik aufzuzeigen, nimmt der Autor auf Geschichten aus der Bibel, wie den Turmbau zu Babel (11. Kapitel Genesis oder Mose 1) oder das jüngste Gericht Bezug. Auch „I have a dream“ von Martin Luther King fehlt nicht. Ich habe, beiweitem, nicht alles notiert, es gibt noch viele Bezüge zu finden. Das Buch erinnert mich an ein Bilderrätsel oder Wimmelbuch. Ein Blick reicht nicht. Das Buch bedarf der innigen Suche nach der Bedeutung. Am besten gefallen mir die Gedanken zur Faulheit, besser vielleicht Trägheit. Spielen wir nur eine Rolle? Sind wir angepasst und uniform? Ist es wieder Zeit für eine Aufklärung: „Sapere aude“. Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Aus (Was ist Aufklärung? Von Kant). Sind wir zu faul, uns unseres Verstandes zu bedienen? Wollen wir keine Entscheidungen treffen, um keine Möglichkeit, abzulehnen. Aber sich auf nichts festzulegen, macht auch nicht glücklich. Wir geraten ohne Richtung in ein Labyrinth. Auch das Kapitel Luxuria - Wollust ist mit wenigen Worten so dicht geschrieben, weil er den Leser an Werke, wie Eyes Wide Shut, schöner Gigolo, armer Gigolo, kleiner Mann was nun? oder Regisseure wie Visconti und Buňuel erinnert. Der englische Lyric von „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ passt genau. Die letzte Zeile lautet: „As life goes on, without me“. Durch das Hervorrufen von Empfindungen beim Hinweis auf diese „geistigen Artefakte“ beschreibt er uns das gesamte Ausmaß der Wollust. Beeindruckend! 5/5 Punkten 3. Sprachliche Gestaltung Simon Strauss nutzt die Gewalt der Sprache und lässt den Leser betäubt zurück. Schöne Worte aus Buchstaben zusammengesetzt, haben die Bedeutung des Begriffes. Aber das genügt dem Autor nicht. Die Konnotation, die die Worte begleitet, hat eine zusätzliche Bedeutung. Auch die Kunst, Metaphern bildgebend anzuwenden, beherrscht Simon Strauss virtuos. Wie ästhetisch und klar seine Sprache ist, kann man sehen: „Die Palme hier im Saal ist eine sehr kleine Schwester. Schüchtern steht sie in der Ecke, lässt sich von den Gästen betasten. Aber ihre Äste bewegen sich dabei nicht. Umarmungen bedeuten ihr nichts.“ S. 102. Kapitel Luxuria - Wollust. 5/5 Punkten
4. Cover und äußere Erscheinung
„Sieben Nächte“ von Simon Strauß hat 144 Seiten, einen festen Einband und ist am 08.07.2017 unter der ISBN 9783351050412 bei Blumenbar, im Genre Romane erschienen. Das Cover zeigt einen Mann im Alter des Erzähler-Ichs, dem man ansieht, dass er in einer für ihn schwierigen Situation steckt. Es ist vielleicht ein Selbstbildnis. Dieser fragende Blick ist unbeschreiblich. Als ob er dem Leser genau in die Augen schaut. Wahrscheinlich ist das Original gemalt. Das kleine Buch ist hochwertig verarbeitet. Ein Kleinod, das jedes Buchregal schmückt. 5/5 Punkten 5. Fazit Simon Strauss geht von einem sehr belesenen und bibelfesten Leser aus. Er deutet vieles in Verweisen oder Bildern an. Wenn der Leser keinen Bezug zu Bild oder Werk hat, fällt es ihm schwer, die Atmosphäre wahrzunehmen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Man muss sich darauf einlassen und vielleicht auch einmal im Internet nachlesen (Google weiß alles), um die Hinweise aufzudecken. Aber es lohnt sich. Simon Strauss zeigt die sieben Todsünden in allen Schattierungen. Sicherlich haben sie inzwischen einen Bedeutungswandel vollzogen, aber sie sind dicht bei uns. Die Frage ist, hat dem Erzähler-Ich die Reise durch die Abwege der Todsünden bei seinem Problem der Alltäglichkeit und Belanglosigkeit geholfen? Das muss der Leser selbst entscheiden. Es ist ein Buch, das bleibt. Es ist unmöglich, es zu lesen, ohne sich seines Verstandes zu bedienen. Eine eindeutige Leseempfehlung! @Aufbauverlag und Blumenbar Vielen Dank für das traumhaft schöne Rezensionsexemplar! Die Leserunde bei lovelybooks hat viel Spaß gemacht. Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten. Wohin? Buchblogger gegen Rechts Rezension "Hippie" von Paulo Coelho „Den Himmel stürmen“ von Paolo Giordano Read the full article
0 notes
early50-blog · 7 years
Text
Mein Frauchen erzählte mir heute morgen, dass es in ihrem Blog einen Beitrag über mich geben soll, weil sie jetzt etwas über ein Wort mit “B” schreiben möchte. Normalerweise mische ich mich in solche Dinge nicht ein, aber da es ganz offensichtlich um Hintergrundinformationen zu meiner Person geht, ist wohl niemand besser geeignet als ich, ein paar Worte zu schreiben.
Somit habe ich Frauchens Physiotermin genutzt und mich vor ihr Laptop gesetzt (ja, so etwas machen wir Hunde manchmal, wenn ihr nicht zu Hause seid…).
Also, ich bin Diego, eine Bulldogge, genau genommen eine französische Bulldogge. Wir sind die mit den platten faltigen Schnauzen und den großen Fledermausohren. Die kann ich ganz gerade aufstellen, wenn ich etwas Interessantes höre und nach dem Toben sind sie ganz rot. Von der Statur her bin ich eher klein, so um die 30 cm,  aber kräftig und muskulös.
Kinder liebe ich und freue mich jedes Mal, wenn ich mit der kleinen Nachbarstochter im Garten spielen darf. Niemals würde ich ihr etwas tun. Im Gegenteil, ganz vorsichtig bin ich mit ihr und wenn wir zusammen im Planschbecken stehen, passe ich auf, dass sie nicht umfällt.
Mit anderen Hunden tue ich mich etwas schwer. Nicht etwa, weil ich aggressiv bin, sondern weil die meisten mich falsch verstehen. Wenn ich spiele (und das tue ich verdammt gerne!) remple ich meine Spielkameraden gerne an. Außerdem mache ich grunzende Geräusche (reine Freude), die sich für Nicht-Doggen eher wie Knurren anhören. Meistens mögen mich die anderen nach ein paar Minuten nicht mehr und wollen mich beißen. Zweimal ist es mir schon passiert, dass ich dann Bisswunden davon getragen habe und wir in eine Hundeklinik fahren mussten.
Da es bei uns im Dorf aber noch mehr Doggen gibt, sind mir die anderen egal. Ich habe ausreichend Kumpels, mit denen ich mich richtig austoben kann. Und sogar mit der einen oder anderen “Nicht-Dogge” verstehe ich mich ganz gut. Am liebsten mag ich junge Hunde oder Welpen. Oder manchmal auch gaaaanz große, wie meinen Bloodhound-Kumpel. Der ist noch ganz jung und ich hoffe, dass er mich niemals umrennt, wenn er mal groß ist.
Ich bin total glücklich, dass meine Familie mich vor fünf Jahren gefunden hat. Da war ich 18 Monate alt und vorher war mein Leben eher durchwachsen. Immer, wenn ich mich gerade an ein Zuhause gewöhnt hatte (oder auch noch gar nicht), kamen andere Menschen und holten mich wieder ab. Insgesamt fünf Mal musste ich umziehen. Bei der letzten Familie durfte ich nur sieben Tage bleiben, dann wurde Herrchen krank. Das soll an mir und meinen Haaren gelegen haben. Als dann abends die Türglocke ging und wieder fremde Menschen “zu Besuch” kamen, ahnte ich schon Böses…. Da standen sie also, sprachen über mich und ich sah, wie mein Körbchen eingepackt wurde. Meine offensichtlich neuen Besitzer knuddelten mich, sprachen mit mir und ab ging es im Auto nach Hamburg. Am Anfang war ich total aufgeregt und wollte zurück, doch dann schaute ich mir meine neuen Menschen etwas genauer an, befand sie für gut und rollte mich auf Frauchens Schoß zusammen.
Und, obwohl (oder gerade weil) ich mich in meiner neuen Wohnung sofort wohl fühlte, hatte ich ständig Angst, wieder weg zu müssen. Argwöhnisch beobachtete ich jeden neuen Besucher und horchte auf, wenn es an der Tür klingelte. Draußen freute ich mich über die große Hundewiese und viele liebe Kumpels zum spielen, trotzdem ließ ich Frauchen keinen Moment aus den Augen. Zu sehr hatte ich Angst, sie zu verlieren.
Meine neuen Menschen hatten viel Geduld und ich durfte immer zum Kuscheln auf den Schoß oder ganz dicht ran rutschen, wenn mir danach war. Lernen musste ich allerdings auch ganz viel. Worte wie Sitz, Platz oder Bleib hatte ich bis dahin noch nie gehört und wusste nichts damit anzufangen. Da ich aber ein kleiner Streber bin (und in unserem Küchenschrank die besten Leckerchen der Welt liegen) habe ich mir ganz genau gemerkt, was ich wann machen soll. Ich bin aber auch Bulldogge und so manches Mal kann ich meinen Dickkopf nicht ganz ausschalten. Dann überlege ich einen Moment, ob ich dies oder jenes wirklich machen möchte. Am Ende (spätestens, wenn sich Frauchens Ton verändert) gebe ich aber lieber doch klein bei.
Als Frauchen noch gesund war und den ganzen Tag gearbeitet hat, durfte ich unter der Woche in einen Hundekindergarten gehen. Die ersten Tagen waren komisch. Frauchen war nicht da und es gab so viele Hunde um mich herum, die ich alle nicht kannte. Als ich dann aber merkte, dass man in dem großen Garten viel Spaß haben konnte, freute ich mich jeden Morgen auf “meine Conny”. Und, wenn Frauchen mich nachmittags abholte, war ich so müde, dass ich schon im Auto einschlief. Manchmal fragte Herrchen mich: “Na, kleiner Mann, wie war es im Kindergarten?” Wenn ich doch nur reden könnte… Ich hätte ihm so viel zu erzählen gehabt.
Ich dachte, ich hätte meine Vergangenheit vergessen, als ich nach einigen Monaten eine gewisse Aufbruchstimmung bemerkte. In eine Ecke gedrückt sah ich mit an, wie Herrchen und Frauchen meine Sachen zusammen packten und in ihr Auto luden. Sie erzählten mir, es ginge zu “Oma” und “Opa” und dass ich natürlich wieder mit nach Hause käme. Ganz lieb haben sie sich um mich gekümmert auf der Fahrt, doch so richtig beruhigt hat es mich nicht. “Oma” und “Opa” sind ganz liebe Menschen und vor allem “Opa” habe ich gleich in mein Hundeherz geschlossen. Aber, so richtig entspannt habe ich mich erst, als ich auf der Rückfahrt wieder in meinem Körbchen auf der Rücksitzbank lag. Die kompletten drei Stunden habe ich verschlafen, so müde war ich von der ganzen Aufregung.
Selbst heute, nach all den Jahren, schaue ich beim Gassigehen alle paar Meter, ob meine Menschen noch da sind. Weglaufen käme mir niemals in den Sinn, wer weiß, wo ich dann lande. Und, ohne meine Familie will ich nie mehr sein!
Als Frauchen krank wurde, konnte ich damit gar nicht umgehen. Sie ist der Rudelführer und der ist doch nie schwach. Warum ich nicht auf sie rauf springen durfte wie sonst immer, habe ich nicht verstanden und es trotzdem immer wieder versucht. Bei Herrchen ist das was anderes. Wenn es ihm nicht gut geht, beschütze ich ihn und kuschle mich ganz dicht an ihn ran. Er ist eben quasi auf meinem “Level”. Wir sind eben ein Rudel und Frauchen sagt, wo es lang geht. Muss ja einer machen. Dafür würde ich Frauchen niemals von mir weggehen lassen. Einmal hat Herrchen versucht, mit mir Gassi zu gehen, obwohl Frauchen in ihr Auto einsteigen wollte. So laut habe ich vorher noch nie gefiept und gewinselt. Keinen Schritt habe ich mich bewegt, bis wir zu Dritt gegangen sind. Und, nur zur Information, mit Fremden gehe ich keinen Zentimeter! Nur für den Fall, dass es mal jemand versuchen sollte….
Dummerweise habe ich von Geburt an einige Allergien “mitbekommen”. Wir Bulldoggen sind da leider sehr empfindlich und viele meiner Artgenossen plagen sich mit diversen Unverträglichkeiten herum. Bei mir hatte sich früher nie jemand darum gekümmert. Ganz wunde Pfötchen hatte ich vom Lecken. Aber, was sollte ich denn machen, wenn es so doll juckt. Meine Nasenfalten waren ganz rot und immer leicht entzündet und in meinen Ohren bildete sich ständig Schorf. Wir haben das dann bei meinem Tierarzt mit einem Bluttest abchecken lassen. Das Ergebnis gefiel uns allen nicht, musste doch das gesamte Futter umgestellt werden. Ich bin gegen Mais, Weizen, Reis und Soja allergisch und eine Pollenallergie gab es noch oben drauf. Alles, was ich für mein Leben gern esse, war gestrichen. Früher gab es für mich immer die Reste von Nudeln oder Reis nach dem Abendessen und sonntags gehörte immer mindestens ein halbes Frühstücksbrötchen mir. Damit war jetzt Schluss. Aber, wenn ich dachte, Allergikerfutter wäre blöd, hatte ich mich grundlegend getäuscht. Frauchen erklärte mir, dass sie mich jetzt barfen würde. Was auch immer das heißen mag, es ist super!!! Jeden Tag frisches Fleisch und Gemüse. Genial! Nur mein Sonntagsbrötchen fehlt mir. Dafür habe ich kaum noch juckende Pfötchen und meine Nasenfalten sind ganz weich.
Irgendwann, als klar war, dass Frauchen nicht mehr arbeiten konnte, beschlossen wir, aus Hamburg raus aufs Land zu ziehen. Beim Umzug habe ich ganz entspannt zwischen halb gepackten Kartons, Tapeten und Farbeimern (meistens mitten im Weg) gelegen. Mir ist es egal, wo es hingeht, Hauptsache, meine Familie ist dabei.
Dann habe ich zum ersten Mal in meinem Leben große Tiere aus nächster Nähe gesehen. Plötzlich standen sie vor mir, Auge in Auge. Pferde…. Oh Gott habe ich mich erschrocken und gebellt und sogar ein kleines bisschen geknurrt. Dann, ein paar Meter weiter, trotteten weiße dicke puschelige Tiere über eine Wiese. Die rochen auch noch ganz komisch. Mir wurde erklärt, dass es Schafe seien und völlig harmlos. Ganz vorsichtig schnüffelte ich an der Nase, die sich mir durch den Zaun entgegen streckte. Wochenlang war ich auf jeder Gassirunde total aufgeregt und blieb ganz dicht an Frauchens Seite. Heute habe ich mich an alles gewöhnt und jage auch nicht mehr über das Feld laufenden Fasanen hinterher.
Ja, ich kann schnell und richtig lange laufen. Bitte denkt nicht, dass alle von uns schlecht Luft bekommen oder den ganzen Tag nur auf dem Sofa liegen (obwohl, das tue ich sehr gerne) und sich nicht bewegen möchten. Viele Bulldoggen sind leider übergewichtig oder so überzüchtet, dass die Gaumensegel zu lang sind oder Atemwege verkürzt. Dann bekommen sie beim Laufen kaum Luft und röcheln ganz laut. Meine Züchterin war zum Glück verantwortungsbewusst und hat nur ganz gesunde Hunde verpaart. Ich atme völlig frei und gehe für mein Leben gerne ausgiebig spazieren. Nur wenn es zu warm ist, mag ich nicht so lange laufen, dann überhitze ich schnell und liege lieber im Schatten. Und, angeblich soll ich schnarchen. Aber, das halte ich für ein Gerücht….
So, ich glaube, jetzt habe ich genug von mir erzählt. Ich hoffe, es war ein bisschen interessant für Euch, etwas aus meinem Leben zu erfahren und ihr habt Euch nicht gelangweilt.
B – wie Bulldogge Mein Frauchen erzählte mir heute morgen, dass es in ihrem Blog einen Beitrag über mich geben soll, weil sie jetzt etwas über ein Wort mit "B" schreiben möchte.
0 notes