fabiansteinhauer · 1 year ago
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Der Architekt
Diez Brandi ist der Sohn von Hedwig Regelsberger-Wiscilenus. Karl hat sie geheiratet (er ist Diez' Vater) , sie führt gerne den Namen Wiscilenus mit: das ist ein arg, extrem oder intensiv deutschrömischer Name im 19. Jahrhundert, nicht nur wegen Hermann Wiscilenus, dem Maler, sondern auch wegen Hedwig, die sagte, sie hätte dem Kaiser ein Vorrecht eingeräumt, das dieser leider nie genutzt hätte. Hedwig ist eine römische Dame, auch im Sinne Bachofens und Klossowskis. Das heißt unter anderem, dass an ihr etwas ungestillt geblieben ist, was aus dem Matrichat rührt und aus einem Mythos, der nur übertrumpft, aber damit nicht zum verschwinden gebracht wurde. Karl findet's scheinbar nicht schlecht, dass sie den Namen Wiscilenus mitführt, zumindest hat sich kein jupitereskes Gewitter deswegen entladen. Zum Verständis des Deutschrömischen, das Genealogie ist und für das es wohl vor allem Exemplare gibt, seien es nun Rathäuser, Architekten oder Mütter, helfen Sätze. Das Phänotypische daran ist typisch, interessant wird es bei den irrisierenden Brechungen, da, wo auch Beulen auftauchen.
Ist im Schreiben kein Bruch zu sehen, dann ist das Schreiben eine Abwendung. Hedwig Regelsberger-Wiscilenus schreibt 1898 in einem Manuskript:
Am 19. Februar 1898 habe ich das Recht erworben, in diesem Buch der Familie Brandi auch meinen Namen einzutragen. Ich wurde durch meine Heirat mit Karl Brandi in die Gemeinschaft der Geschwister aufgenommen und will ihrem Kreise erzählen, was das Leben mir bis dahin gegeben hat. In Würzburg am sonnigen Main, unter der Festung Marienburg, gegenüber dem fürstbischöflichen Schloß bin ich am 2. Dezember als drittes Kind des Professors der Jurisprudenz Ferdinand Regelsberger und seiner Frau Anna Wiscilenus geboren.
Regelsberger war, was sonst, Professor für römisches Recht, so wurde er auch einmal Iherings Nachfolger. Die Familie Brandi unterscheidet sich von der Familie Steinhauer noch nicht lange und doch bis spät ins 20.Jahrhundert hinein unter anderem dadurch, dass auch die Frauen erstens geschrieben und zweitens Schriftliches hinterlassen haben. Von Oma Hanna, der Frau von Karl-Heinz Steinhauer, ist die Grabinschrift geblieben, die hat sie nicht hinterlassen, ein anderer hat sie nach ihrem Tod geschrieben. Ganz vereinzelt gibt es Einkaufszettel, man kann sie an einer Hand abzählen, die nur deswegen nicht weggeschmissen wurden, weil sie als Lesezeichen zweckentfremdet und dann vergessen wurden. Die sind in Ehren zu halten.
Das ist bei Brandis anders, die sind um 1900 biographiepflichtig geworden, sie gehen davon aus, keine infamen Menschen mehr zu sein, auch die Frauen nicht. Man nimmt das Schreiben selbst in die Hand. Das zitierte Manuskript ist schon das Ergebnis dieser Biographiepflicht. Sobald es neue Techniken gab, wurden sie sorgfältig genutzt. Zu den Manuskripten gibt es montierte und komponierte Fotoalben, es gibt montierte und komponierte Super-Acht-Filme.
Hedwig Regelsberger-Wiscilenus verweist nicht nur darauf, dass sie gegenüber der Residenz in Würzburg geboren wurde, sie gibt übergibt der Familie Brandi auch ein Foto der Residenz (wie zum Beweis, nämlich zur Evidenz), die nimmt dieses Foto zu den Akten und komponiert daraus etwas. Die Abbildung stammt aus einem Objekt der Brandis, das in der Zusammensetzung Elemente des Albums, des Buches und der Akte kombiniert. Dieses Objekt trägt den Titel Chronik des Hauses Hermann Brandi und ist 1907 hergestellt worden. Schon im Titel scheint wichtig, dass man sich als Haus betrachtet, man könnte sich ja auch als Familie betrachten. Das eine schließt das andere nicht aus, aber wenn schon das Phänotypische immer typisch ist, die Brüche darum interessant, dann sind auch solche Verhäkelungen wiederum interessant, in dem Fall das (Austausch-)Manöver, mit dem Begriff und Vorstellung des Hauses es auf den Titel des Objekts geschafft hat, um von dort aus die Vorstellung der Familie zu umwickeln und zu involvieren.
Die Bilder auf der oben gezeigten, Hedwig gewidmeten Seite verzweigen, die Komposition folgt typischen Merkmalen graphisch organisierter Genealogie, wie man sie im Bild des Stammbaums trifft. Auf dieser Seite bildet die obere Referenz aber nicht der Urahn, hier ist es die Residenz in Würzburg, erst darunter findet die Verzweigung, hier als Teil der Teilung der Geschlechter, eine Seite links hin zur Mutter, eine hin rechts zum Vater, in der Mitte das Kind Hedwig, die römische Dame. In dem Album gibt es auch Fotos von Diez, da müsste man an anderer Stelle was zu sagen. Ich finde es schon bemerkenswert, dass hier einem Bau, einer Architektur, genauer gesagt dem Court d'honneur die Stelle der Referenz reserviert wird, zumindest wenn es um die Mutter geht. Das Album ist lange vor der Zeit entstanden, in der Diez Architekt wurde. Genealogie ist auch keine gut geschmierte, auch keine schmierige Konitnuität. Ich finde es nur effektiv, wie die Seite gestaltet wurde. Später wird man sich berufen können, wenn man es braucht. Das sind Referenzen. Irgendwie, auf jeden Fall mit Referenzen, kam Diez`auch noch dazu, das Haus von Wolfgang Kunkel in Göttinen zubauen.
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Mit Vismann begreife ich die Biographiepflicht als Fortsetzung der Aktenführung, wie weit fort und weg es auch damit geht. Genealogisch betrachtet sind Akten und Biographien wohl Hühner und Eier. Einzelne werden so ins Familiäre, ins Häusliche, ins Städtische, ins Gesellschaftliche und ins Menschengeschlecht verhäkelt, man macht das selbst. Buchführung, Aktenführung, Zettelführung, Skribbeleiführung: Diese Orientierungs- und Handlungsformen sind von ihren vielleicht einstmals angestammten Plätzen, den Kanzleien und Büros übergeschwappt in eine weite Praxis, lange vor den timelines der heutigen sogenannten Plattformen. Das Phänotypische ist wie gesagt immer typisch, interessant wird es bei den Brüchen. Da halten die Brandis, wie jede Familie, auch was parat. Aber nicht jede Familie macht aus diesen Brüchen wieder Bilder, die biographiepflichtig registriert werden. Bei den Brandis passiert das, vereinzelt, wie etwas in einer der Auflagen des Stammbaums, wo es statt der Bilder vereinzelter Angehörigen einmal Bilder von Telefonen mit gerissener Leitung gab, wenn es, warum auch immer, wie groß auch immer das war, zu einem Bruch gekommen war. Das bilde ich hier aber nicht ab, entspricht auch dem aktuellen Stand der Auflage des Stammbaums nicht.
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allanodyne · 2 years ago
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Through your eyes their light burns
            by AllanOdyne
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rheinmainflug-de · 4 years ago
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... und nochmal #würzburg - hier sehen wir die #festungmarienberg in #würzburgcity #ausderluft . #bleibtgesund #gutenacht #wurzburg #festung #marienburg (hier: Würzburg) https://www.instagram.com/p/CHVyzrsBNJp/?igshid=l5vt4tmiv63x
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naaf · 4 years ago
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TBT May 2020 XIV. Leo's Birthday in 2012 (not in the picture). #precorona #tbt #throwbackthursday #bdayparty #castle #mainriver #festungmarienburg #festung #marienburg #birthdayparty #8yearsago #21may2012 #mondayafternoon #wü #wue #würzburg #wuerzburg #canonixushs115 #gingnamfilter #instagood #instapic #instatbt #thisisbagleythrowbackthursday #gay #queer #instagay #gaystagram #likeforlike #likeforfollow (hier: Würzburg Mainkai Alter Kranen) https://www.instagram.com/p/CAdjLftoj09/?igshid=1ra802fog23sl
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elyccscorner · 7 years ago
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My beautiful hometown
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5reisende · 2 years ago
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Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren - PL - Deutschordensschloss Malbork
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Ich fahre von Toruń aus, immer wieder begleitet von Regengüssen, durch ländliche Gegenden und Wälder. In den Dörfern und auf den Weiden gibt es immer mehr Störche. Am späteren Nachmittag komme ich in Malbork an und parke unweit der Burg, die schon von Weitem durch ihre Größe beeindruckt. Leider ist heute das Museum geschlossen, aber die Burganlage kann angeschaut werden. Für ein kleines Eintrittsgeld bekomme ich einen Audioguide, der GPS-gesteuert immer mit seinen Erläuterungen beginnt, wenn ich an der richtigen Stelle der Anlage angekommen bin. Das Schloss Malbork (Marienburg) steht seit 1992 auf der UNESCO-Welterbeliste. Ursprünglich eine Klosteranlage des Deutschen Ordens aus dem 13. Jahrhundert, wurde es ab 1309 erheblich erweitert und verschönert und zum Sitz des Großmeisters von Venedig ausgebaut. Das prächtige Schloss des Hochmeisters ist das vollständigste und aufwändigste Beispiel einer gotischen Backsteinburganlage im charakteristischen und einzigartigen Stil des Deutschen Ordens. Die Burg ist gleichzeitig die wichtigste materielle Manifestation der Kreuzzüge in Osteuropa zur Zwangsbekehrung der baltischen Völker und Kolonisierung ihrer Gebiete. Diese Kreuzzüge spielten die eine wichtige Rolle in der Geschichte Europas und verkörperten das spätmittelalterliche Christentum, das sich zwischen den Extremen von Heiligkeit und Gewalt bewegte. Die spektakuläre Festung wurde perfekt geplant und unter Verwendung des reichen Repertoires mittelalterlicher Bauweisen errichtet. In späteren Jahrhunderten verfiel die Anlage, wurde jedoch im 19. und frühen 20. Jahrhundert sorgfältig restauriert, wobei viele vergessene mittelalterliche Kunst- und Handwerkstechniken wiederentdeckt und an diesem Objekt auch einige der heute allgemein genutzten Konservierungstechniken entwickelt wurden. Nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde Malbork anhand der ausführlichen Dokumentation der früheren Restauratoren wieder aufgebaut. Marienburg eine wichtige Quelle der Faszination für die europäische mittelalterliche Geschichte und ihre materiellen Überreste, aber leider auch der Tendenz, Geschichte und Denkmäler als Instrumente im Dienste politischer Ideologien zu nutzen. Hier gibt es ein Einführungsvideo. Nach einem Blick auf die Marienstatue, die den ersten Eindruck der Burg beherrscht, trete ich über die Brücke durch die gewaltigen Tore in der äußeren Befestigungsmauer. Malbork ist das größtes Backsteinschloss der Welt und die Maria ist acht Meter hoch, erfahre ich.
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Ich komme durch mehrere Befestigungsringe und Innenhöfe. Hier stehen die Statuen der Hochmeister und Ordensritter - die deutschen Linien, aus denen sie stammen, klingen mir alle bekannt im Ohr. Den Orden gibt es immer noch, mit seinem Sitz in Wien und heute charitativen Aufgaben gewidmet.
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Ich erfahre einiges über die schon vor 200 Jahren begonnenen Restaurierungs-arbeiten, um dieses Objekt für die Nachwelt zu erhalten. Um das Ausmaß des Schlosses zu erfassen, rechnet mir mein Audioduide vor: Die Fundamente der Schlossmauern sind dreieinhalb Meter dick und an einer Mauer hätten 32 Maurer, die gleichzeitig arbeiteten, pro Jahr zwei Meter an Höhe geschafft.
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Dann stehe ich in der Mittelburg, gehe durch den beeindruckenden Kreuzgang und bewundere den reich verzierten Eingang zur Kirche.
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Ich komme durch die Grabeskapelle. Der Hochmeister verbrachte seine Freizeit in seinem Rosengarten, in dem ich ebenfalls, begleitet von Musik aus meinem Audioguide, verweile.
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Im Danzker, einem etwas abseits gelegenen Turm, befanden sich die Toiletten der Burg. Die Brücke zur Hauptburg konnte abgebrannt werden, so dass der Danzker gleichzeitig als Notrückzugsort für die Brüder fungierte. Ich mache mir beim Weitergehen so meine Gedanken über die Kreuzritter und ihre Mission, die durch drei mächtigen Burggräben hintereinander und unüberwindbare Mauern geschützt werden mussten.
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korrektheiten · 5 years ago
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Bollwerk der Ordensritter – Die Marienburg: Festung der Ostkolonisation
Compact: http://dlvr.it/R6k18H
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octavstudio · 8 years ago
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Marienberg Fortress, Würzburg, Bavaria, Germany Video by @Octavst ©Octavst #octavst #bavaria_octavst Thank U for Like & Follow! If you want to watch more about my traveling check out the link in my Bio. #architecturelovers #streetstyle #Bavaria #castle #stonestreet #ludwig #streetvideo #castleview #medievaltimes #marienburg #marienbergfortress #würzburg (at Festung Marienberg Würzburg)
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