Tumgik
#heinz-jürgen zierke
prseiten · 7 years
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Der Teufel als Mädchen, ein seltsames Abkommen mit Gott und was will Lopez? – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Wundersam und spannend, berührend und beklemmend – nur unzureichend lassen sich mit diesen vier Adjektiven die fünf Deals der Woche beschreiben, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 20.10. 17 – Freitag, 03.11.17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Dennoch sind sie alle fünf jeweils auf ihre Art lesenswert: wundersam und spannend, berührend und beklemmend. Manche von ihnen kann man mit Vergnügen und mit einem Lächeln genießen, manche zwingen den Leser wegen ihres Spannungsgehaltes zum Weiterlesen (und er erfährt zugleich noch viel Wissenswertes aus der Weltgeschichte), manches zwingt zum Innehalten und zum Nachdenken über das Leben und über den Sinn des Lebens und darüber, wie es geschehen konnte, was Menschen anderen Menschen antun konnten – und vielleicht heute noch antun. Was ist eigentlich normal? Und was ist verrückt? Aber lesen Sie selbst. Das aktuelle Angebot reicht von wundersam und spannend bis berührend und beklemmend. „Wundersame Geschichten“ erzählt Heinz-Jürgen Zierke in seinem erstmals 1998 im Hinstorff Verlag Rostock erschienenen Buch „Spuk auf Spyker“: „Schritte, tapp tapp, tapp tapp. Nicht laut, aber deutlich vernehmbar, vierfüßig, wenn er sich nicht täuschte, und ganz in der Nähe, vielleicht hinter der Bohlenwand. Ein unverständliches Wispern begann, mal dumpf, mal glucksend, dann stöhnend, als würgte der Teufel seine Großmutter, und löste sich in einem verhaltenen Schrei!“ Unheimlich, gespenstisch, Schauder erregend, aber nicht ohne Humor und Ironie geht es zu in diesen wundersamen Geschichten. Pommern und die Uckermark haben da allerhand zu bieten: Ein Teufel macht in der Gestalt eines hübschen Mädchens dem starken Geschlecht ganz schön zu schaffen, Ferdinand lässt sich von einem Männchen mit einem großen Hut helfen, eine Frau ohne Kopf erscheint und ein uralter, steingrauer Wels, dem Merkwürdiges widerfährt, taucht auf. Aber nicht nur in der Vergangenheit spukt es, auch die Gegenwart ist nicht frei von makabren Ereignissen, lässt uns Heinz-Jürgen Zierke wissen. Eine Äbtissin macht einem Dienstreisenden Angst, auf Schloß Spyker stören dunkle Gestalten eine Schulung, und schließlich geht es um viel Geld, einen Besenbinder und - um Spucke in einer Spuk- und Spuckgeschichte an einem nicht näher bezeichneten Ort. Manche Stadt und manches Dorf allerdings finden deutliche Erwähnung. Und so kann der geneigte Leser überprüfen, ob dergleichen Un-Heimlichkeiten auch heute noch stattfinden in: Stralsund, Tribsees, Voigdehagen, Rom, Lübz, Parchim, Abtshagen, Gornow, Wildenbruch, Jamund, Torgelow, Saal, Damgarten, Putgarten, Sagard, Arkona, Jatznick, Kölzow, Stolzenburg, Pasewalk, Greifenberg, Prenzlau, Woldegk, Neubrandenburg, Fürstenwerder, Ueckermünde und auf Schloß Spyker. Hören wir zum Einstieg hinein in die Geschichte, in welcher der Teufel selbst als Mädchen auftritt und sich der Besitzer eines Gütchens ein bisschen anders verhält als man denkt. Und diese Geschichte beginnt so: „Nicht weit von Stralsund, in südliche Richtung geschaut, lag ein Gütchen, das nicht eben sehr groß war, aber seinem Besitzer ein sorgenfreies Leben gestattete, wenn auch kein solches, wie es in seinen Kreisen üblich war. Der Herr gab weder Bälle noch rauschende Feste; er trank auch nicht, spielte nicht und wettete nicht auf Pferde, ja, nicht einmal im Lotto. Dafür plagte ihn eine andere Leidenschaft, für die er freilich kaum Geld aufwendete: Er stieg den jungen Mädchen nach, die er mit feurigen Augen und sanften Worten leicht zu gewinnen wusste. Wie gesagt, diese Leidenschaft kostete ihn wenig, da er sie nicht an Damen oder solche, die sich dafür ausgaben, verschwendete. Er suchte sein Vergnügen lieber bei prallen Bauerndirnen. Da er aber mit den Jahren die Mädchen seines Hofes und die des nahen Dörfchens nur allzu gut kannte, dachte er eines Tages daran, sich in der Umgebung umzuschauen. Mädchen sind ja wie Unkraut, sie wachsen immer wieder nach. Pflückt man eine Blüte, sprießt schon die nächste Knospe. Er befahl also seinem Leibknecht Franik, das Coupé im Schatten der uralten Eiche bereitzustellen. Franik - ein seltsamer Name für unsere Gegend. Der Herr hatte ihn aus der Kaschubei mitgebracht, wie er sagte. Er war einige Zeit in der fernen Stadt Bütow in Garnison gewesen, bevor er seines angegriffenen Herzens wegen den Abschied nehmen durfte. Franik - seinen Burschen, der ihn unermüdlich mit geübtem Blick auf die Schönheiten der Landschaft aufmerksam gemacht hatte, löste er beim Regiment aus und behielt ihn als Knecht. Franik bürstete die Polster der Kutsche, denn sein Herr bekam vom Staub leicht das Niesen, spannte an und fuhr vor. Der Junker stieg ein und prahlte: „Das erste Weib, das uns über den Weg läuft, ziehe ich mir in den Wagen.“ Sprach’s, lehnte sich genüsslich zurück und nickte ein. Sie waren kaum eine Viertelstunde gefahren, als ihnen eine Frau entgegenkam. Die Jüngste war sie wohl nicht mehr. Herbe Falten kerbten das Gesicht, und ein grünes Kopftuch versteckte die grauen Fäden in dem aschblonden Haar. Sie zog am Strick eine braunbunte Ziege hinter sich her, mit der sie zum Bock wollte. Franik weckte den Schlafenden: „Herr, die erste Frau.“ Der Angesprochene schreckte hoch, rieb sich die Augen, sah die Alte, schlug beide Hände vors Gesicht und schrie: „Pfui, die alte Hexe! Gib den Pferden die Peitsche, Franik!“ „Frau ist Frau, Herr.“ „Für dich vielleicht. Hast selber keine Zähne und magst am Gepökelten lutschen. Ich aber will Frischfleisch, Frischfleisch.“ Wieder lehnte er sich zurück. Sein Wunsch erfüllte sich. Ein junges Weib mit flatternden Haaren, geröteten runden Augen und prallen Lippen kam den Weg entlang. Ihr Atem ging schwer; sie hatte eine gehörige Last zu schleppen, die ihres eigenen Körpers. „Herr, eine Frau! Frischfleisch, Frischfleisch, und gleich die doppelte Portion. Da lohnt sich das Kauen.“ Wieder schreckte der Junker hoch, steckte den Kopf aus dem Fenster und zog ihn gleich wieder ein. „Keine Frau. Ein Mehlsack, Franik, ein Mehlsack. Lass die Zossen laufen!“ „Frau ist Frau“, gab Franik zurück und knallte mit der Peitsche. „Wenn ich mir die in die Kutsche ziehe, bricht mir das Achsholz.“ Sie zuckelten weiter über den ausgefahrenen Landweg. Die geteerten Achsen ächzten; die rindslederne Federung hielt den Kutschkasten mühsam im Gleichgewicht. Vom nahen Kiefernwald wehte ein strenger Harzgeruch herüber. Da trat hinter einem Gebüsch aus wuchernden Rotdornsträuchern, das die Biegung des Weges verdeckte, ein wunderhübsches Mädchen hervor, rank und schlank wie eine Erle, biegsam wie eine Haselrute, die Augen leuchteten wie glimmende Kienspäne, die Haut war glatt wie Buchenrinde. Diesmal brauchte Franik seinen Herrn nicht zu wecken. Der riss beim Anblick des Mädchens die Augen weit auf, das Wasser lief ihm im Munde zusammen; er schnalzte mit der Zunge und leckte sich die Lippen. „Halt an, Franik! Die ziehe ich mir auf den Schoß und fahre mit ihr in die Jagdhütte.“ Er öffnete den Schlag weit. Franik, dieser nüchterne Kerl, verspürte ein brenzliches Kitzeln in den Nüstern. Er konnte gerade noch rufen: „Dat Gesicht is söt, awer de Föt, de Föt!“, da setzte die hübsche Fremde auch schon den Fuß auf das Trittbrett, wobei sie den Rock etwas anheben musste. So sah auch der Herr den gespalteten Huf. Hastig schloss er den Schlag und klemmte dem Teufel den linken Mittelfinger ein. „Zum Teufel mit dem Teufel!“, rief er schreckensbleich. „Fahr zu, Franik, fahr zu! Wende auf dem Rübenacker und dann nach Hause, an der Voigdehagenschen Kirche vorbei! Ich hab genug von dem Weibsvolk!“´ Aber ob ihm das wirklich geholfen hat, das erfahren wir erst beim Weiterlesen dieser ebenso wundersamen wie hübschen Geschichte. Ganz ohne Teufel geht es in dem erstmals 1982 im Kinderbuchverlag Berlin veröffentlichten Buch „Früh und spät“ von Jutta Schlott zu. Allerhand Schwierigkeiten gibt es allerdings auch hier: Nach dem Umzug in die Neubauwohnung in einer anderen Stadt können sich die drei Söhne, vor allem der 10-jährige Olaf, nicht daran gewöhnen, dass Vater und Mutter jetzt in zeitlich unterschiedlicher Schichtarbeit tätig sind. Olaf und Sven haben häusliche Pflichten zu erfüllen, die sie jedoch oft vernachlässigen. Voll Wehmut denkt Olaf manchmal an die Heimatstadt zurück, wo er die Oma besuchen konnte und einen Freund hat. Mit schlechten Zensuren in der Schule und Zigarettendiebstahl in der Kaufhalle bereitet er besonders seiner Mutter, die gerade ihren Meister macht und stark belastet ist, zusätzliche Probleme. Das auch im Rückblick sehr interessante Buch beginnt an einem Donnerstag und mit einem Versäumnis: „Es war März, Mitte März, aber der Winter war zurückgekommen. Zwei Tage lang fielen dicke, feuchte Flocken; jetzt lag der Schnee in grauen Häufchen schmuddelig und pappig an den Straßenrändern. Auf den Fahrbahnen und Wegen war er, kaum hingeweht, gleich zertaut oder zertreten worden. Es nieselte, und der Junge stellte sich in den ersten Eingang des Häuserblocks oberhalb der Böschung. Es war halb fünf oder kurz danach, er hätte es gewusst, ohne zur Säule mit der Digitaluhr zu sehen, denn die Möwen und Krähen hatten schon in großen Schwärmen krächzend und kreischend den allabendlichen Flug zu ihren Schlafplätzen begonnen. Stets flogen sie zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung. Man hätte Uhr und Kompass nach ihnen stellen können. Der Junge hatte noch nie so viele Möwen gesehen wie in dieser Stadt. In Borna gab es überhaupt keine. Zu den Füßen des Jungen, an der Haltestelle, kamen in schnellem Wechsel aus beiden Richtungen die Straßenbahnen an. Die meisten Leute liefen, ohne nach links und rechts zu sehen, die gewohnten Wege. An diesem diesigen, nebligen Spätnachmittag schienen sie alle in Grau gekleidet. Manchmal leuchtete das Tuch einer Frau oder der Anorak eines Kindes farbig auf. Der Junge hatte keine Sorge, die Mutter nicht zu erkennen. Sie trug Schal und Käppi in einem kräftigen Orange, aber sicherer noch erkannte er ihren Gang. Die Mutter ging aufrecht, in schnellen, schwingenden Schritten. Meist hielt sie den Kopf erhoben, ihr Haar fiel wellig bis weit über die Schultern. Wenn die Mutter lief, sah es nicht aus, als überbrücke sie die Entfernung von einem Ort zum andern, sondern als sei das Gehen selbst ein Vergnügen. Er beschloss, noch zehn Bahnen abzuwarten, wenn sie dann nicht dabei war, würde sie vor dem Abend nicht kommen, und es hatte keinen Sinn, dort weiterzustehen. Die Abstände zwischen der Ankunft der Straßenbahnen wurden länger. Der Junge stampfte kräftig mit den Füßen auf, um sich die Beine zu wärmen. Die achte. Die neunte. Die zehnte. Eine noch, dachte er. Auch mit der elften kam die Mutter nicht. Er stülpte sich die Kapuze über und ging langsam um den Block herum, auf die Kaufhalle zu, deren blaue Leuchtschrift schon eingeschaltet war. Vielleicht traf er die Lehrlinge, um diese Zeit kamen sie oft. Den ganzen Weg zurück rannte er im Laufschritt, stürzte die Treppen hoch, immer zwei, drei Stufen auf einmal. Er versuchte gleichmäßig zu atmen und drückte zaghaft auf den Klingelknopf. Die Tür wurde von innen aufgerissen. Die Mutter stand vor ihm, sie war wütend, das sah er gleich. Sie hatte ein Geschirrtuch über die Schulter geworfen. „’n Abend“, versuchte er zu grüßen. „Weißt du, wie spät es ist?“, herrschte die Mutter ihn an. Er sah auf ihre Hausschuhe und antwortete nicht. „Olaf, ich habe dich etwas gefragt!“ Die Stimme der Mutter wurde energischer. „Sieben“, quetschte er heraus. „Es ist jetzt genau zehn Minuten nach sieben! Und wann solltest du zu Hause sein?“ „Um vier.“ Die Mutter, die ihn, nach vorn gebeugt, angesehen hatte, richtete sich auf. „Na fein, dass du dich erinnerst“, sagte sie spöttisch. „Und was solltest du dann?“ Olaf ließ den Kopf noch tiefer sinken. Er spürte unterm Kinn den Reißverschluss vom Anorak. Warum quälte sie ihn mit solchen Fragen. Sie wusste doch alles. „Ich sollte Guschi abholen“, antwortete er leise. Die Mutter stieß mit dem Fuß die Tür zum Wohnzimmer zu, in dem das Radio spielte. „Ihr sollt nicht immer Guschi zu ihm sagen!“ Als hätte er darauf gewartet, öffnete Gustav vorsichtig die Kinderzimmertür und steckte seinen Kopf heraus. „Mami ...“, fing er an. „Du bleibst da!“ Die Mutter drehte ihn mit einer Hand an der Schulter um und schob den Kleinen zurück. „Du erklärst mir jetzt, warum du Guschi - äh, Gustav - nicht abgeholt hast“, sagte sie ein bisschen weniger streng. „Vergessen“, murmelte Olaf. „Vergessen! Vergessen!“ Die Mutter wurde wieder wütend. „Was würdest du sagen, wenn ich mal ,vergesse‘, nach Hause zu kommen! Oder ich ,vergesse‘ mal, euch zu essen zu machen ...“ Der Türgong läutete in den letzten Satz der Mutter. Sie ging zur Tür. Es war Sven.“ Auch von einer Kindheit, allerdings zu anderen Zeiten, ist anfangs in dem Buch „Gerda, das Nuschtchen. Drei Erzählungen zwischen Königsberg und Tangermünde“ von Elisabeth Schulz-Semrau die Rede, das erstmals 2007 gedruckt erschienen war. Und darin kommen merkwürdigerweise auch Straßenbahnen vor, auch wenn sie vielleicht nicht so oft fahren wie in dem Buch zuvor: Die todkranke Mutter der dreizehnjährigen Gerda bittet die Gnädige, bei der sie zusätzlich zu ihrer Arbeit an der Wäscherolle beim Hausputz hilft, sich um ihre Tochter zu kümmern. Als die Frau drei Tage später stirbt, wird die (fast) fensterlose Speisekammer als Schlafraum für das Mädchen hergerichtet, das ein Jahr später die Schule verlässt und die entlassene Dienstmagd ersetzt. Gerda hält auch auf der Flucht aus Königsberg ihren Herrschaften die Treue und trägt in der schweren Nachkriegszeit mit ihrer Hände Arbeit in der neuen Heimat Tangermünde ganz wesentlich zur Ernährung bei. Ganz allmählich und sehr zaghaft entwickelt sich bei Gerda etwas Selbstbewusstsein, die nun die Frau nicht mehr Gnädige nennt. Und so fängt das Buch an: „Karalautschi Das lang gestreckte Zimmer der Großmutter war so etwas wie die Erdachse meiner ersten Jahre. Hier verbrachte ich die wenigen heilen Stunden meiner Kindheit. In meinem Elternhaus in Karalautschi, Tragheimer Kirchenstraße siebzehn, waren meine Tage von Ängsten durchwoben. Angst vor dem alten strengen Mann, meinem Vater, vor den plötzlichen Launen meiner schönen, umschwärmten Mutter, Angst vor der Schule, vor dem Alleinsein, vor dem Zusammensein. Angst war irgendwie das Vorzeichen all meiner Handlungen. Dagegen hatte ich ein seltsames Abkommen mit Gott geschlossen. Auf meinem Schulweg, der natürlich immer mit irgendetwas, das ich vergessen, nicht ordentlich oder gar nicht erledigt hatte, beschwert war, kam ich an der Konditorei Kaiser vorbei. Ich verweilte kurz vor den gefüllten Schaufenstern und begann mit meinem Ablasshandel. Also, lieber Gott, heute bekommst du zehn Stück Bienenstich, zehn Sahnerollen, fünfzehn Streuselschnecken, zehn Marzipanschnittchen, zwanzig Windbeutel, fünfzig Baiser mit Schlagsahne (das aß ich selbst am liebsten), davon ... und davon ... Danach folgten Bestellungen aus dem Milchladen und aus der Fleischerei. Manchmal reicherte ich die Lebensmittelladung rasch noch ein wenig an, es konnte ja sein, der Gott war nicht zufrieden, würde mir also auch nicht genügend zur Seite stehen, wenn mich das Leben am Wickel hatte. Er musste wohl nach meiner Vorstellung unheimlich essen können, dieser Gott, schließlich war er allmächtig. Und darum reichte es auch völlig, ihm all die Dinge nur zu wünschen. Wie sie ohne Komplikationen und ohne Lebensmittelkarten aus den Geschäften zu ihm gelangten, war mein Problem schon nicht mehr. Die Geborgenheit im Zimmer meiner Großmutter, aber auch das begriff ich zu spät fast, kam vor allem von der Persönlichkeit meiner Tante Ella her. Bei Tante Ella gab es das beste Essen der Welt. Hühnerfleisch oder dünne Brotscheiben, deren Rinden abgeschnitten waren, mit duftender Butter und köstlicher Wurst. Ihre vier jüngeren Brüder, Landwirte alle, kamen aus dem Masurischen nie nach Karalautschi, ohne bei Tante Ella Station zu machen. Was Essen betraf, war ich von meinen Eltern nicht verwöhnt. Und natürlich versuchte meine Mutter auch hier ihren berühmten Blick, der, wenn Leute fragten, möchtest du noch etwas, mich sofort antworten ließ: Danke, ich bin satt. Denn es gehörte sich nicht, mehr als ein Häppchen von einer Speise zu sich zu nehmen. Lass bloß das Kind essen, sagte meine Großmutter drohend, das e zum ä hin, also äßen. Würdig, in schwarze Kleider mit Puffärmeln, Spitzenjabots oder Samteinsätzen kleidete Tante Ella ihre Mutter. Nie sah ich ein helles Kleidungsstück an ihr. Einmal hängte man ihr ein goldenes Kreuz um den Hals, und es nahm sich wie eine schwere Last an dem dünnen Frauchen aus. Aber vielleicht kam der Eindruck vielmehr von dem Mann, der dieses Mutterkreuz überbrachte. Er steckte prall in einer goldfarbenen Uniform und strahlte gegenüber der Verletzlichkeit der Greisin eine erdrückend gewalttätige Gesundheit oder Männlichkeit aus, die das ganze Zimmer einzunehmen schien. Tante Ella riss, sofort nachdem er weg war, die Fenster weit auf, und der Orden wurde ins Kästchen zurückgelegt, blieb allerdings an diesem Tag für alle sichtbar auf der Nähmaschine liegen. Überhaupt die Nähmaschine. Man konnte sie einklappen. Versenkbar, sagte Tante Ella, eine Singer. Für mich ein wichtiges Möbel in Großmutters Zimmer. Für meine Tante sollte sie ungleich wichtiger werden. Sie würde damit für sich und zwei andere kranke Menschen in schwerster Zeit Leben ernähren. Meist, wenn ich zu Besuch kam, war auf der Nähmaschine eine Überraschung für mich aufgebaut. Zum Geburtstag aber fand ich in jedem Jahr, neben meinen neu eingekleideten Puppen und selbst gebackenem Kuchen, etwas, wozu meine Mutter selten Zeit verschwendete, mein Allerschönstes: Gezuckerte Erdbeeren, frisch gepflückt, aus Tante Ellas Garten. Und - Heiligabend, nach dem Mittagessen. Schwarzsauer hatte es gegeben; meine Mutter musste wie üblich tadeln, ich äße mit langen Zähnen. Ich kämpfte wirklich mit den schwärzlich geronnenen Blutflocken um den grauen, runzligen Gänseflügel, der mir zugeteilt worden war. Die Tatsache dieses Tages ließ es mich schaffen. Sie bekämen es fertig, mich sogar heute vor der grässlichen Suppe bis zum Abend sitzen zu lassen. So stand unserm Aufbruch nichts mehr im Wege. Edith, Martha, Gerda oder wen wir gerade hatten, durften an diesem Tag Angehörige besuchen, wir, die Eltern und ich, gingen zur Großmutter. Und da die Zeit durch meine Sampelei, wie meine Mutter feststellte, ziemlich vorgerückt war, wurde zu meiner Erleichterung beschlossen, wenigstens eine Tour zu fahren. Wir gingen auf unserer Straßenseite an den vier Häusern bis zur Tragheimer Kirche entlang, überquerten die Fahrbahn zur Hohenzollernstraße hin, gingen den sanft gebogenen Straßenschlauch hoch bis zum Steindamm, bogen rechter Hand um die Ecke, um dort auf eine der beiden möglichen Straßenbahnen zu warten.“ Wir wechseln noch einmal Zeit und Ort – und zwar gründlich. Erstmals 1969 brachte Wolfgang Schreyer beim Verlag Das Neue Berlin seinen Abenteuerroman „Der gelbe Hai“ heraus: Miami, November 1963. Nach dem Mord an Präsident Kennedy gerät ein cubanischer Funker aus dem Kreis der Verdächtigen in die Hand eines mächtigen Apparates und kann nicht mehr zurück. Tausend Meilen südostwärts von Florida sinkt er am Fallschirm auf ein fremdes Land herab und muss sich nun als Mensch und Kämpfer bewähren. Inmitten öder Berge, auf windgepeitschten Hochebenen, in zerklüfteten Tälern und Höhlen, vor einem einsamen Berghotel begegnet er aufrechten und listigen Männern, erfahrenen und romantischen Guerilleros, Revolutionären und einem schweigsamen Mädchen, das dem geliebten Mann gefolgt ist. Und immer umgibt ihn und seine Zufallsgefährten ein erbarmungsloser Feind - mit dem er täglich spricht. Seine Funksprüche beginnen: „Gelber Hai ruft...“ Dies ist die tragische Geschichte eines Aufstandes in der Dominikanischen Republik - ein Roman, auf Tatsachen gegründet, der ein Höchstmaß an Ehrlichkeit und Realistik bietet. Schreyers Thema sind revolutionäre Führungsfragen. Die Zerrissenheit der Rebellen steht für das buntscheckige Gefüge der oppositionellen Bewegung in Lateinamerika. Schreyer zeigt ihren schwierigen, manchmal verzweifelten Kampf. In diesem abenteuerlichen Roman - seinem dritten aus dem karibischen Raum nach PRELUDIO 11 und DER GRÜNE PAPST - gibt er dem Helden selbst das Wort. Durch ihn erleben wir alle inneren und äußeren Nöte der Guerilleros, die quälende Auseinandersetzung um den besten Weg und die befreiende Tat. Darin liegt ein wesentlicher Reiz der Geschichte. Sie lässt den Leser nicht los und ist bei härtester Spannung doch stets von Menschlichkeit durchdrungen. Gleich von der ersten Zeile an sind die Leser mitten im Geschehen. Und der Autor erweist sich wieder einmal als Meister spannenden Schreibens: „ERSTES KAPITEL 1 Abends kam Sprühregen auf, die beleuchteten Palmen vor dem Hotel „Commodore“ tropften im Wind. Irgendwo auf dem Weg durch die Stadt hatte sich ein Schatten an mich gehängt. Ich spürte ihn zum ersten Mal beim Überqueren der Patton Avenue, fünfzig Schritte vor meinem Stammlokal. Nicht, dass ich ihn gesehen hätte; die City war viel zu belebt. Wer immer es sein mochte, er schwamm im großen Strom hinter mir her. Als ich die Stufen zum „El Chico“ hinabstieg, glaubte ich es wieder zu fühlen... Aber warum? Ich tat ja nichts, hatte nichts in Aussicht – seit einem Dreivierteljahr lungerte ich in Miami herum. Sie hatten uns auf Eis gelegt, das war mein Kummer, darüber wollte ich nachher mit Lopez sprechen. Also warum? Ich grübelte noch vor der Theke, wo man für neunzig Cents ein Sandwich mit Schinken und Käse, Muschelsuppe und Kaffee bekommt, meistens auch ein Doughnut. Die Warteschlangen sind entsprechend lang. Der Raum war wie immer laut und voll – ein Treffpunkt meiner Landsleute. Anscheinend redete alles von dem Mord an Kennedy. Aus dem Attentat von Dallas wurde allmählich ein amerikanischer Alptraum. Eben sagte der Fernsehsprecher, Johnson habe durch Verfügung Nr. 11 130 sieben prominente Bürger unter dem Vorsitz des Obersten Richters Warren beauftragt, Hergang und Hintergrund des Anschlags zu klären. Ich nickte Bekannten zu und beobachtete die Schwingtür. Doch es erschien kein fremdes Gesicht. Eine Zeitlang hörte ich auf, mir Sorgen zu machen, blieb aber auf der Hut. Die allgemeine Nervosität hatte mich angesteckt. Eine Woche nach dem Attentat zog der Fall noch immer neue Kreise. Ich begann zu fürchten, sie könnten auch uns hier erreichen. Bis zum Sonntagvormittag waren die meisten bereit gewesen, in Lee Oswald einen Verrückten zu sehen, dem es durch Zufall gelungen war, seine Wahnidee in die Tat umzusetzen. Doch als man im Fernsehen den untersetzten Mann ins Bild stürzen und schießen sah, als Oswald unter Jack Rubys Kugel zusammenbrach, da regten sich Zweifel. Seitdem schien es mehr und mehr, als habe der Präsidentenmörder nicht allein gehandelt, als sei er bloß das einzig sichtbare Glied einer Kette von Verschwörern. Widerspruchsvolle Gerüchte kamen auf: Hinter Oswald stünden lateinamerikanische Anarchisten oder texanische Ölmillionäre, cubanische Revolutionäre oder Antikommunisten, Fidel Castro oder Lyndon B. Johnson. Unser spanischsprachiges Emigrantenblatt war instinktlos genug, die Wahrsagerin Jeane Dixon zu zitieren: „Castro glaubte, Kennedy und Chruschtschow wollten ihn stürzen...“ Ich sah von der Suppe auf und merkte, dass der Teint des Nachrichtensprechers sich gründlich färbte, sein Mund lief blau an wie der einer Wasserleiche. Das lag nicht an den Lügen, die er verbreitete, sondern an Mängeln des Farbfernsehens. Der Kellner korrigierte die Einstellung, er tat das immer im Vorübergehen, die Wasserleiche blühte rosig auf und sagte: „... vermutet, dass John F. Kennedys Tod in New Orleans geplant worden sei, und zwar von Antikommunisten, rechtsradikalen Amerikanern und Cubanern als Antwort auf die fehlgeschlagene Invasion in der Schweinebucht und die spätere Weigerung des US-Präsidenten, ähnliche Aktionen zu genehmigen.“ Dieser Satz hätte mich nicht stören müssen, doch soviel war klar: er zog die amtliche Aufmerksamkeit auf uns. Wir standen geradezu im Rampenlicht, nicht jeder konnte das vertragen. Würde das FBI nun die cubanische Kolonie überprüfen, besonders diejenigen, die irgendwann einmal Waffen besessen und an Aktionen teilgenommen hatten? Der Personenkreis war nicht so groß, wie es auf den ersten Blick scheinen mochte. Neunzigtausend Emigranten lebten in Florida, sechstausend davon hatten der Invasionsarmee angehört, aber nur ein paar hundert waren an den Unternehmungen dieses Jahres beteiligt. Uns Burschen von den Kommandos würden sie sich ansehen wollen. Ich schob den Teller weg – plötzlich schwitzte ich; nicht von der Suppe. Auf dem Tablett lag ein Zettel, eben war er noch nicht da gewesen, wer hatte ihn unter den Teller geschoben? Ich las einen einzigen Satz und fühlte einen Schock. Dringend an Tony: Erwarte Dich im Garten – Lopez. Die Mitteilung war ungewöhnlich nach Inhalt und Form. Ich wusste nicht einmal, ob es Lopez' Schrift war; er hatte mich niemals schriftlich benachrichtigt und auch nicht durch Vermittlung Dritter. Und weshalb wählte er für unseren Treff einen so auffälligen Ort? Er verkehrte kaum im „Garten“, ebenso wenig passte es zu mir. Er hatte mich heute bei sich erwartet, war sein Quartier nicht mehr sicher?“ Den heutigen Newsletter beschließt ein Buch, das sich einem der dunkelsten Kapitel der deutschen Medizingeschichte widmet - an einem konkreten Beispiel aus Schwerin. Aber es geht um weit mehr. 2003 veröffentlichte Helga Schubert im Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main „Die Welt da drinnen. Eine deutsche Nervenklinik und der Wahn vom ‚unwerten Leben‘“: Diesem Buch liegen die Akten von 179 Patienten der Schweriner Nervenklinik zugrunde, die 1941 als „lebensunwert“ ermordet wurden. Ihre Akten blieben auch nach dem Ende der Nazizeit unter Verschluss - im Ministerium für Staatssicherheit der DDR -, bis sie nach der Wende 1990 ins Berliner Bundesarchiv gelangten, wo Helga Schubert sie ausgewertet hat. Ihr Buch - keine historische Studie im engeren Sinn, sondern ein bewegendes und einzigartiges Stück Literatur - folgt minutiös den Schicksalen einzelner Opfer vor und nach ihrer Einlieferung in die Klinik, aber auch den Werdegängen der Ärzte - die sich dem Tötungsauftrag verschrieben oder sich ihm widersetzten. Zugleich sucht dieses Buch auch nach der Anbindung an eine Gegenwart, in der Debatten um Sterbehilfe, Hirntod und pränatale Gendiagnostik immer breiteren Raum einnehmen. Sein Ziel: Die offene Gesellschaft mit allen Mitteln - auch dem der belasteten Erinnerung - offen zu halten und das „Verrückte“ in und um uns als Teil unseres Lebens zu akzeptieren. „Wie viel einzelne Schicksale getöteter Geisteskranker könntet ihr in einem Buch aushalten, habe ich ein paar Leute gefragt. Fünf, hat Katja geantwortet. Höchstens zehn, antwortete Hannes. Zwölf, sagte die Literaturredakteurin einer Zweiwochenzeitschrift, und dann möglichst in einem Rhythmus angeordnet mit den Geschichten der Täter. Ob ich so etwas lesen, mir so etwas antun werde, weiß ich noch nicht, war die Antwort einer Lehrerin.“ Hier ein Ausschnitt aus diesem bewegenden Buch: „Perlkönigin und Nattergallen - Der Haken über dem u Alwine, die Perlkönigin, erlitt am 24. Februar 1940 einen Ohnmachtsanfall. Bei einer Körpertemperatur von 38° fieberte sie. Der herbeigerufene diensthabende Psychiater vermutete eine Influenza. Er unterzeichnete diese Eintragung in ihrer Krankenakte aber nicht mit seinem Namen. Bis auf eine einzige Ausnahme in all den 178 anderen Krankenakten aus der Heil-und Pflegeanstalt auf dem Schweriner Sachsenberg, die ich gelesen hatte, tat das auch keiner seiner Kollegen. Aber ich erkannte diesen Arzt trotzdem wieder. Denn er machte als Einziger seine Eintragungen in lateinischen Buchstaben und setzte dabei einen Haken über das u. Da gehörte der Haken aber nicht hin. Denn der u-Haken gehört zur alten Sütterlinschrift. (Wir, in der ersten Schulklasse gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, sechs Jahre nach diesem Ohnmachtsanfall, erlernten noch ein paar Wochen lang diese Schrift.) Er wollte vielleicht modern sein und hing doch an dem früh Erlernten, dachte ich: So machte er auch einen Haken über dem u der Influenza. So konnte ich diesen Arzt mit dem überflüssigen u-Haken in den Krankenakten von seinen Kollegen unterscheiden, aber nur, wenn ein Wort mit u im Satz vorkam. Ein zweiter Arzt dagegen unterschied sich deutlich von seinen anderen Kollegen, und ich freute mich schon, wenn ich seine Schrift beim Umblättern der Aktenseite entdeckte, denn er verfasste seine Bemerkungen in winzigen Sütterlin-Arabesken mit dünner Feder, wie in einer Geheimschrift. Nie machte er einen Klecks, und jedes Mal lohnte es sich, seine Grafiken genau zu entziffern: Es waren oft menschenfreundliche Entdeckungen in der fremden Welt seiner ihm anvertrauten verwirrten Patienten. Seine Girlandenzeilen taten mir gut, denn er versuchte, das ihm Unverständliche zu beschreiben und seine Patienten als Schwerkranke zu sehen. Nie las ich bei ihm von Unbrauchbaren, blöde Glotzenden oder Keifenden. Ein dritter Arzt schrieb in unauffälliger Sütterlinschrift, in jede Akte nur ein paar Wörter, Jahr für Jahr, nur die notwendigsten Mitteilungen: Zerreißt. Schlägt. Ruhiger. Verlegt in Einzelzelle. Hyoscin (er gab bei diesem Medikament die genaue Dosis an). Er machte ebenfalls einen u-Haken, aber der gehörte ja auch zur Sütterlinschrift. Ein vierter Arzt schrieb ähnlich wie der erste in lateinischen Buchstaben, machte aber keinen u-Haken. Er hatte sich als Einziger ganz auf die neue Schrift eingestellt. Auch als es um Leben und Tod ging, als man nämlich in der Berliner Euthanasie-Zentrale über die Meldebögen schon Bescheid bekommen hatte, dass ein bestimmter Patient nicht mehr arbeiten konnte oder eine Patientin apathisch im Bett lag, und die anderen Ärzte mit u-Haken, Girlanden und sachlichen Kurzwörtern noch etwas Gutes von den bald womöglich als lebensunwert Herausgesuchten berichteten, also von der Hilfsbereitschaft eines schizophrenen Patienten, von seinen militärischen Grüßen, seiner Freundlichkeit und Zuverlässigkeit, oder zumindest von seiner Insichgekehrtheit, dann schrieb dieser vierte Arzt ohne u-Haken: Zu nichts zu gebrauchen, unbrauchbar. Seine Schrift fand ich in roter Tinte neben Jahrzehnte alten Eintragungen früherer Ärzte. Deren damalige Aufzeichnungen konnten für die Entscheidung zur Tötung wichtig sein: Denn wenn schon die Mutter Selbstmord in der Anstalt verübt hatte, sah dann nicht die Depression der Tochter, die jetzt auf der Station lag, nach einer ererbten Geisteskrankheit aus? Erblich? schrieb darum dieser vierte Arzt in roter Tintenschrift in die Anamnese von vor 20 Jahren, die, verfasst in ordentlicher Sütterlinschrift, am Anfang der Akte eingeheftet war. Denn um das Erbliche und die familiäre Belastung und den gesunden Volkskörper ging es diesem Arzt wohl, ohne u-Haken bei den Wörtern „Belastung“ und „gesunden“. Alwines Fieber stieg zwei Tage später auf 39,1°. Der Arzt mit dem u-Haken hatte mit der Diagnose einer Influenza Recht behalten. Nur mit der Jahreszahl in der Akte irrte er sich: Er trug seine Bemerkung noch unter dem Jahr 1939 ein. Vermutlich hatte er übersehen, dass seine Eintragung vom 24. Februar die erste über diese Patientin im Jahre 1940 war, dass also noch kein Arzt vor ihm etwas Mitteilenswertes an ihr gefunden hatte. Erst bei der nächsten Eintragung, der zweiten und letzten über sie in diesem Jahr, steht in einer ähnlichen Schrift die richtige Jahreszahl: 1940. „5.8.: Sehr verschroben, wird als Hoheit angeredet, brachte einen toten Vogel aus dem Garten, wollte ihn gebraten haben. Schwer beeinflussbar, leicht erregbar.“ Die u's in „aus“ und „beeinflussbar“ standen nackt, ohne u-Haken vor mir. Als ich in der Krankenakte Alwines las, dass sie einen toten Vogel aus dem Garten der Anstalt hereingebracht hatte und ihn gebraten haben wollte, fast genau ein Jahr vor ihrem eigenen Tod, war mir unheimlich: Es war ja schon August 1940, bald begann das zweite Kriegsjahr. War sie so hungrig? Hielt sie den Vogel für eine Delikatesse? War es ein archaisches Symbol? Das Herz eines Vogels essen statt das Herz eines Menschen? Vermutlich hatte sie den Vogel schon tot gefunden, denn wenn sie ihn erst getötet hätte, wäre darüber in der Akte berichtet worden.“ Es fällt nicht leicht, diesen letzten Text des aktuellen Newsletters zu lesen und darüber nachzudenken, was den Menschen damals geschehen ist, über die Helga Schubert in „Die Welt da drinnen“ schreibt – und wie viel diese mit der Welt draußen zu tun hatte. Wie die anderen vier Bücher auch lädt es jedoch dazu ein, sich dem darin Berichteten auszusetzen und sich je nach dessen Charakter damit auseinanderzusetzen – beklemmend und berührend, spannend und wundersam. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3856 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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Von Menschen und Möwen und von einem armen Hecht - Neun E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Um es gleich vorweg zu nehmen: Am schlechtesten hat es der Hecht in dem Hiddensee-Krimi „Das Möwennest“ von C.U. Wiesner getroffen. Denn das arme Tier ist gleich am Anfang des Buches tot und kommt - allerdings wunderbar gewürzt - in den Tiegel. Doch die zum Festessen eingeladenen Nachbarn von der Insel können sich gar nicht so recht an den kulinarischen Spezialitäten freuen. Und das hat einen verständlich-unheimlichen Grund. Aber dazu später. Ansonsten handeln die neun aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 27.1. 17 - Freitag, 3.2. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind, von Menschen und ihren Schicksalen, sowie zwei Mal von Möwen - einmal in dem bereits erwähnten Hiddensee-Krimi und einmal in einem Sachbuch von Wolf Spillner. Und jetzt springen wir einfach mal 33 Jahre zurück. Wissen Sie noch, was 1984 passierte? In diesem Jahr, das einem berühmten dystopischen Roman über einen totalitären Überwachungsstaat seinen Namen gab, brachte ein anderer sehr bekannter und sehr erfolgreicher SF-Autor erstmals seinen utopischen Roman „Der Geist des Nasreddin Effendi“ heraus - so heißt der Eulenspiegel des Orients. Autor dieses Buches, das als E-Book bis auf die Rechtschreibung in der Originalfassung von 1984 vorliegt, ist der besser unter seinem Pseudonym Alexander Kröger bekannte Schriftsteller Dr. Helmut Routschek. Und darum geht es in der raffinierten Mischung aus Märchen, Geschichte und SF, die Leser jeden Alters in Atem halten kann: Ein Mann erwacht in der Gegenwart auf dem Basar in Chiwa. Er erinnert sich, dass er wegen seiner Liebe zu einer Frau des Chans enthauptet werden sollte. Er glaubt Nasreddin Chodscha zu sein. Da er geistig zunächst in seiner mittelalterlichen Welt verhaftet ist, stößt er auf Unverständliches und Ungeheures, auf Bekanntes und schrecklich Unbekanntes und stürzt so von einem spannenden Abenteuer ins andere. Der jungen Wissenschaftlerin Anora gelingt ein unerhörtes Experiment mit menschlichen Gehirnen, in dessen Folge spannende Verwicklungen für Aufregung und für eine ungewöhnliche Liebe sorgen. Anora folgt Nasreddins Weg, auf dem er seinem Image treu bleibt. Und so liest sich „Nasreddins Geist“, der damals als Band 186 der Reihe „Spannend erzählt“ des Verlags Neues Leben Berlin erschienen war - zumindest ein Auszug davon: „Als nun Nasreddin den Kopf drehte, die Arme noch immer weit geöffnet, erstarrte er in dieser Pose. Was, zum Scheitan, bedeutete das schon wieder? Aufgereiht wie die Kamelreiter des Bayazid, standen da im Schatten des Festungswalls langgestreckte Häuser, glänzend und bunt bemalt, mit Reihen großer Fenster an den Seiten. Und unten hatten sie wulstige Räder. Eine Weile starrte er auf das abermals unfassliche. Dann ließ er die Arme sinken. Langsam kehrte Gleichmut in sein Denken. Er wandte das Gesicht erneut der Ebene zu. In der Ferne stieg aus einem Kischlak Rauch. Allah ist groß, seine Wege sind unerforschlich. Wenn es ihm also eingefallen ist, dass die Menschen, seine Kinder, Häuser auf Rädern bauen sollen, dann bauen sie eben. Aber warum habe ich sie unlängst nicht gesehen? Na, sie haben Räder! Also werden sie daher gekommen sein, wo ich nicht war. Die Erde und das Reich Timurs sind unermesslich! Nasreddin fasste den Strick des Esels fester; zögernd, aber stetig trat er an die Kolosse heran, klopfte mit dem Knöchel an die Außenhaut. Aus Lehm waren sie nicht. Es hörte sich an wie der eherne Gong des Muezzins. Welche Verschwendung. Und außerdem roch es in der Nähe dieser Merkwürdigkeiten nicht gut. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, spähte in das Innere eines solchen Hauses. Eigenartig, dachte er. Wo sie wohl schlafen mögen, und eine Feuerstelle besitzen sie auch nicht. Ob auf den wulstigen Thronen ein angenehmes Sitzen sei, wusste man auch nicht. Nasreddin runzelte unentschlossen die Stirn, dann setzte er sich auf den harten Boden, mit dem Rücken gegen eins der dicken Räder gelehnt, faltete das Tuch auseinander und sortierte die kleinen Scheine und unbekannten Münzen. Einen Augenblick dachte er daran, diesen unbrauchbaren Plunder wegzuwerfen, aber irgendetwas sagte ihm, dass das töricht wäre. Schließlich hatte sich der Handel auf dem Basar zugetragen wie auf jedem Basar. Er hatte etwas gegeben - auch wenn er sich nicht erinnern konnte, dass ihm das jemals gehört haben sollte -, und er hatte dafür etwas bekommen. Diese Scheine und Münzen, als seien es Goldstücke. Also verstaute er die Dinge in seinem Gewand, das sich, nun bei näherer Betrachtung, als äußerst neu herausstellte und aussah, als sei er wohlhabend.“ Im selben Jahr 1984 veröffentlichten Hildegard und Siegfried Schumacher ebenfalls im Verlag Neues Leben Berlin „Susis sechs Männer“: Am Nachmittag hat sie ihr Abschlusszeugnis bekommen. Am Abend fordert Jiri, ihr Freund, dass jetzt sofort geheiratet wird. Aber Susi wünscht sich einen Mann, den sie anerkennt und der sie auch anerkennt. Sie hat ihre Erfahrungen und sie weiß nicht, ob Jiri der Richtige ist. Spannend schildern die beiden Autoren Susis sechs Liebesbeziehungen sowie die Ehe ihrer Eltern. Wie soll sich Susi entscheiden? Aber machen wir zunächst überhaupt erst einmal die Bekanntschaft mit Susi und einer ihrer besonderen Fähigkeiten: „Ihr war die Ehre zuteil geworden, die Dankesworte für die Klasse zu sprechen. Die Jungen hatten gegrinst, als sie ihr das antrugen. Sie mache das sowieso am besten und bei ihrem einzigartigen Abschluss, auch der Gleichberechtigung wegen, Mädchen in der Melioration wären eben Sonderartikel, das würde sie doch verstehen. Natürlich verstand Susi, dass die Jungen sich drücken wollten. Sie wusste, dass sie reden konnte, und hatte sich sicher gefühlt. Nicht einmal aufschreiben wollte sie sich etwas. Sie hasste das Ablesen von Reden und Diskussionsbeiträgen. Jiri hatte aber gesagt, Susi, das ist ein feierlicher Augenblick, da kriegt man leicht feuchte Hände und einen Kloß im Hals, schreib dir was auf, woran du dich festhalten kannst, besser ist besser. Sie hatte nachgegeben, und Jiris Rat hatte sich als kluger Rat erwiesen. Bei ihren weichen Knien und den verstopften Ohren wäre sie womöglich ins Stottern gekommen oder hätte ganz und gar den Faden verloren, so aber konnte sie sich an ihr Blatt Papier klammern. Sie las, hob und senkte die Stimme und fühlte sich wie eine sprechende Puppe. Nach außen musste sie jedoch völlig souverän gewirkt haben. Jedenfalls hatten es nachher alle bestätigt, sogar die Jungen. Der Vater war stolz, und die Mutter hatte ihr wie in früheren Tagen wortlos den Arm gestreichelt, um sie zu beruhigen. Dass die Mutter hinter der Souveränität das Zittern gemerkt hatte, stellte eine seit langem nicht so deutlich gespürte Vertrautheit her, und das machte froh und ließ die Aufregung vergehen. Susi Sommer, du hast es geschafft, hatte sie sich gesagt und alle drei, Vater, Mutter und Jiri, auf einmal umarmt. Der Höhepunkt des Abends aber war, als der Vater sein Weinglas erhoben und gesagt hatte, na, dann prost, Frau Kollegin. Er meinte es ernst, obwohl er doch vorher nie ganz ernst genommen hatte, dass sie wie er Ingenieur in der Melioration werden wollte. Beim Abschlussball hatten sie viel getanzt. Keinen Moment hatte Jiri sie allein fortgelassen. Ihr war es recht. Frei und glücklich hatte sie sich gefühlt, leicht wie eine Feder, und die Welt drehte sich nur um sie beide. Gegen Mitternacht hatte sie gehen wollen. Sie wollte mit Jiri allein sein. Gleich, hatte er gesagt und Wein eingegossen. Viele waren schon fort, auch ihre und Jiris Eltern. Wir können nicht als erste, hatte Jiri gesagt, denn aus der Klasse war noch niemand gegangen. Einige tanzten. Die andern saßen und hielten sich am Glas fest, mehr oder weniger weggetreten. Eine Gruppe Unermüdlicher, Lehrausbilder, Lehrer, ein paar vom Kombinat, bestellten Runde um Runde. Vorher hatte Susi darüber hinweggesehen. Nun ekelte sie das an. Sie hatte Jiri gemustert. Noch hielt er sich gerade. Er wusste, dass sie das Trinken nicht mochte. Uns vermisst keiner, hatte sie ihm zugeflüstert und sich an ihn geschmiegt, komm! Sehr langsam waren sie auf dem Dammweg der Stadt entgegengegangen. Pausen gab es, immer längere Pausen. Als ein Auto sie mit seinen Scheinwerfern aus der Dunkelheit riss, wollte Jiri den Dammweg verlassen. Die Wiesen dufteten nach Heu. Nicht hier, hatte sie gesagt, und sie waren schnell und ohne Zögern zu ihm nach Hause gegangen. Susi wohnte am andern Ende der Stadt. Nicht das war der Grund, warum sie zu ihm gingen. Sie gingen immer zu Jiri. Ihr kleiner Bruder schlief mit in ihrem Zimmer. Sie hatte gewollt, dass er bei ihr schlief. Er ging schon in den Kindergarten. Manchmal, wenn sie in der nächtlichen Stille seine Atemzüge vernahm, stand sie auf und beugte sich über sein Bett und streichelte ihn. Natürlich hätte der kleine Thomas bei den Eltern schlafen können, aber Susi hatte gesagt, bei ihr sei doch Platz, und vielleicht war es den Eltern ganz lieb. Als sie das erste Mal bei Jiri geblieben war, hatte die Mutter noch einmal die Rede darauf gebracht. Susi wollte nichts ändern. Der Vater hatte das missverstanden, lange bliebe sie wohl sowieso nicht mehr bei ihnen. Ihr hatte das einen Stich versetzt, denn sie konnte und sie wollte es sich nicht vorstellen, woanders zu Hause zu sein. Zu Hause war sie bei den Eltern und bei ihrem kleinen Bruder.“ 1978 erschien im Mitteldeutschen Verlag Halle - Leipzig erstmals die Novelle „Der Soldat und die Frau“ von Max Walter Schulz: Tief in der Steppe, mitten im Zweiten Weltkrieg, begibt sich eine außergewöhnliche Geschichte: Der Soldat Röder, der als Gefangener mit einem Kommando die gefallenen Soldaten begräbt, wird von dieser Gruppe getrennt, und er findet sich wieder allein in der Nähe eines Dorfes, nunmehr als Gefangener von Frauen, die beginnen, ihre Häuser und Höfe wieder aufzubauen. Was erwartet ihn, was kann er erwarten? Er erwartet Hass und erfährt zunächst Hass. Aber im Verlauf des Geschehens verwandelt sich der Hass, und auch er selbst gewinnt neue Erfahrungen, und er wird nicht nur überleben, sondern eigentlich erst wirklich zu leben beginnen. Und so spiegelt sich im Außergewöhnlichen das historisch Bedeutsame, das sich wandelnde Verhältnis zwischen sowjetischen und deutschen Menschen. In ungewöhnlicher Dichte, spannungsgeladen, wird diese Geschichte erzählt, die den Autor wiederum als reifen Erzähler ausweist: „In der Nacht vor dem letzten Arbeitstag des Kommandos verschlechterte sich das Wetter. Ein scharfer eisiger Wind kam auf. Der pferdeverständige Gefangene kroch aus dem Zelt. Er hatte den Blecheimer klirren hören. Das Pferd stand wie immer unter der langen, schräg hochstehenden Pritsche des Karrens, mit dem lockeren Zügel an die Achse gebunden. Es stieß mit der Schnauze an den Blecheimer, der an der Achse hing. In dem Eimer wurden Tee und Graupen gekocht, aus ihm wurde das Pferd getränkt, nachts fraß der Gaul daraus sein tägliches Maß Hafer. Je weniger ein kluges Pferd vorgeschüttet bekommt, um so langsamer frisst es. Wenn das Pferd nachts mit dem Blecheimer lärmte, dann hatte es seinen Grund. Der Pferdeverständige kroch dann immer aus dem Zelt. Der Starschina hustete jedes Mal kurz, wenn ein Gefangener nachts aus dem Zelt musste. Sie sollten wissen, dass er im Bilde war. Der Starschina hätte im Schlaf eine Mücke furzen hören. Und der Gaul ersetzte eine ganze Wachkompanie. Wenn der Blecheimer klapperte und der Pferdeverständige aus dem Zelt kroch, hustete der Starschina nicht. Es trieben sich hungrige, verwilderte Hunde herum, Riesenköter. Sie könnten das Pferd reißen. Wolfsblut ist in jedem Hund. Es schläft nur. Wenn es erwacht, ist so ein Hund schlimmer als der Wolf. Der Wachsoldat, so großmäulig er tut, vor den Wolfshunden hat er eine Heidenangst. Doch auch Wolfshunde scheuen das Feuer. Deshalb hat sich der Wachsoldat selber den Befehl gegeben, nachts aller zwei Stunden aufzustehen und frische Knüppel ins Biwakfeuer zu schieben. Die Tage gehen einem in die Knochen, die Nächte sind lang, und der Schlacks schläft den Schlaf der Jugend. Trotzdem holt er sich aller zwei Stunden heraus, unterhält das Feuer, zählt bei der Gelegenheit jedes Mal die Gefangenen. So viel Zucht hätte man dem schreihälsigen Milchbart gar nicht zugetraut.“ Wiederum drei Jahrzehnte später als die Novelle ihres Mannes veröffentlichte Elisabeth Schulz-Semrau „Elchritter“ - ein Fast-Märchen aus vergangenen Tagen: Die zwölfjährige Anne ist ziemlich einsam in dem Ostseebad, in dem die Eltern jeden Sommer ein Ferienhaus mieten. Als die Jungen des Fischerdorfes sie ärgern, findet sie einen edlen Ritter, der sie beschützt und geduldig zuhört. Worüber sie mit den Eltern nicht sprechen kann, weil sie ja doch keine Zeit und kein Gespür für sie haben, das ist mit dem nur wenige Jahre älteren Markus möglich. Nur drei Tage Genesungsurlaub hat der junge Soldat im Samland, dann muss er zurück an die Ostfront. Und so begegnet das Mädchen Anne zum ersten Mal ihrem Ritter und Retter: „Das Mädchen rannte wieder. Die Strandpromenade des Ostseebades Cranz lag weit zurück, und die Strandkörbe verloren sich nach und nach auf diesem Teil des grauen Gelb. Die Jungen gewannen an feuchtem Sandstreifen, und das Mädchen fühlte sich immer stärker von kopflosem Schrecken umhüllt. Da war ja nichts mehr. Nur Wasser, grau und unendlich. Nur Strand, gelb und unendlich. Mit dem Pochding in der Brust schlug die Angst Bilder hoch: Der eine der schrecklichen Bengels würde das eine Bein packen, ob das linke oder das rechte, wusste das Mädchen nicht; es wusste ja im Normalfalle nie gleich, wo links und rechts ist. Der andere würde den dazugehörenden Arm fassen und sie mit einem Ruck in das graue Gewoge werfen, das wie ein unduldsames Ungeheuer vor sich hinmurrte. Oder. Sie kamen mit ihren Mündern näher. Hungrige, große Jungenmünder. Das Mädchen schrie, lief. Die Verfolgerfüße platschten hinter ihm wie Flundern, die, günstig feilgeboten, auf einen Verkaufstisch geworfen werden. Wie nah denn waren sie? Da stieß sie gegen etwas. Einen Menschen? Klammerte sich ohne Überlegung an diese Gestalt. Nur nicht hinter sich blicken. War gar nicht überrascht, als dann eine Stimme kam. „Nun aber Schluss, ihr Strolche“, grollte die Stimme, „was seid denn ihr für welche? Und auf ein Mädchen! Wisst ihr es denn nicht, einem Mädchen muss man Schutz verschaffen!“ Die zwei Jungen, ungefähr vierzehnjährig, der eine hellschopfig, heute einziger Sonnenfleck am ergrauten Strand, der andere dunkelhaarig, rot und verschwitzt, hatten sich in wohlberechneter Entfernung breitbeinig vor dem Schutzengel des Mädchens postiert, mauserten, aber nur mit halber Lautstärke, was denn ihn das angehe und - Mädchen ja, aber nicht eine solche Zicke. Und was denn das sei: Einem Mädchen Schutz verschaffen? Dabei äfften sie den etwas singenden Tonfall des Mannes nach. Das Mädchen hatte nun, da es sich beschützt spürte, den Menschen losgelassen, stand erschrocken über plötzliches Hilfesuchen bei einem völlig Fremden einige Schritte hinter ihm, musterte ihn aufmerksam. Ist ja ein richtiger Mann, dachte es, na, vielleicht auch nur beinahe ein richtiger, aber die Bengels hatten jedenfalls Respekt, das sah man, konnten ihr also nichts mehr tun! Das musste man ausnutzen! Sie machte eine halbe Drehung und warf den Jungen, so gut es ihre verheulte Stimmung zuließ, ein verächtliches „Phö“ über die Schulter, stakste dann, ein wenig unsicher noch, aber schon wieder mit der eigenen Haltung, die vorhin arg ins Schlinkern gekommen war, zu der Stelle hinüber, wo das Land der Urlauber zu Ende war und das der Fischer begann. Soweit hatten die sie gejagt. Gerade gut! Hier war ihr liebster Platz. Da hatten sie ihr nur einen Gefallen getan.“ Und wo wir gerade am Meer waren, da wollen wir den bereits erwähnten Hiddensee-Krimi „Das Möwennest“ einschieben, der eigentlich erst als Fernsehfilm produziert wurde. 1976 hatte Regisseur Manfred Mosblech auf der Insel Hiddensee unter anderem mit hervorragenden Schauspielern des Deutschen Theaters Berlin nach dem Drehbuch von C. U. Wiesner den Kriminalfilm „Kollision“ gedreht, der im folgenden Jahre in der beliebten Reihe „Polizeiruf 110“ im Fernsehen der DDR lief. Bald danach blieben die erwarteten Wiederholungen aus, weil - wie man dem Autor kundtat - das Filmmaterial zu heftige Farbschwankungen aufweise. Als er nach 1990 immer mal wieder gesendet wurde, schienen die Farben noch recht ansehnlich. Also daran kann es damals nicht gelegen haben. Die Anregung zu dem Stoff hatte Wiesner durch seinen Schulfreund Dr. Werner H. bekommen, der als Biochemiker an der Krebsforschung in Berlin-Buch arbeitete. Er war dabei auf einen bemerkenswerten Seitenweg gestoßen, ein Verfahren, das der DDR, wäre es zu Ende entwickelt worden, wissenschaftlichen Ruhm und obendrein Devisen eingebracht hätte. Indessen untersagte der Genosse Professor dem parteilosen Wissenschaftler jegliche Weiterarbeit an dem Projekt. Den Ruhm konnten später amerikanische Kollegen einheimsen, die dem Thema parallel auf der Spur gewesen waren. Jahre später konnte Wiesner im Verlag Neues Berlin den Stoff im Kriminalroman „Das Möwennest“ aufgreifen. Zwar gab es zuvor im Lektorat harte Debatten um einige ideologisch nicht genehme Passagen, aber es ist eine üble Legende, dass man sich als Autor allen Zwängen beugen musste. Obwohl sie nicht namentlich genannt wird, ist dieses Buch auch eine Liebeserklärung an die Insel Hiddensee, auf der Wiesner viele Sommer verbracht hat. Und noch etwas zu diesem Buch: 1983 hatte der Hamburger Rowohlt Verlag in seiner Reihe rororothriller eine Lizenzausgabe des „Möwennestes“ herausgebracht. Der Herausgeber Robert K. Flesch antwortete auf die Frage, warum seine Wahl unter den vielen Titeln der DIE-Reihe ausgerechnet auf dieses Buch gefallen sei. „An Ihrem Buch“, gab er dem Autor zur Antwort, „hat mir gefallen, dass Sie darin liebevoll und dennoch kritisch von einem Land erzählen, das wir viel zu wenig kennen.“ Und jetzt kommt wieder der Hecht ins Spiel - und ein weiterer Toter, diesmal allerdings ein Mensch. Aber lesen Sie selbst: „Der Hecht wog reichlich sieben Pfund, und da fehlten ihm schon der Kopf, die Flossen, der Schwanz und die Eingeweide. Ich wusch ihn unter fließendem Wasser und trocknete ihn mit einem Tuch ab. Nachdem ich das Fleisch mit einem scharfen Sägemesser in Portionsstücke zertrennt hatte, beträufelte ich es mit Zitronensaft und rieb es mit Salz ein. Über der Propangasflamme zerließ ich Schweineschmalz in einem Tiegel, schmorte darin ein Gemengsel aus Zwiebelringen, dünnen Klarapfelscheiben, Möhrenstiften und Tomatenvierteln, füllte mit saurer Sahne auf, würzte mit Pfeffer, edelsüßem Paprika, Thymian und gestoßenem Koriander. Dann gab ich den Hecht - zu meinem Kummer blieben drei Stücke übrig - in den Tiegel und ließ ihn bei geschlossenem Deckel gar dünsten. Inzwischen wiegte ich Petersilie, Dill und Sellerieblätter. Die Kartoffeln auf der zweiten Flamme begannen zu kochen, als ich mit dem Messer Butterflöckchen auf dem Fisch verteilte und fünf gequirlte Eigelb darüber goss. Ich öffnete eine Flasche Lindenblättrigen und überlegte mir, wie ich das soeben komponierte Gericht wohl nennen sollte, wenn ich meine Nachbarn bewirtete. Ich musste sie ja bewirten, mir blieb nichts weiter übrig. Was sollte ich allein mit so viel Ostseehecht anfangen? Seit vielen Jahren leide ich unter einem mir selber unerklärlichen Zwang: An keinem Fischgeschäft kann ich vorübergehen, ohne solche Käufe zu tätigen, die Helga in den ersten Jahren zu unsachlichem Gezeter, später nur noch zu einem hilflosen Seufzen veranlassten. Diesmal war Helga nicht dabei, und auf der Insel packt mich stets eine besondere Maßlosigkeit. Ich rechtfertige sie damit, dass hier der Fisch viel frischer und daher wohlschmeckender ist als der im Binnenland. Am Hafen von Ahlhöft - das ist der Hauptort der Insel - hatte ich außer besagtem Hecht vier dicke Räucherflundern, ein halbes Pfund Sprotten (für den ersten Hunger während der Hechtzubereitung) und zwei Kilo Salzheringe erstanden, die ich in den nächsten Tagen zu marinieren gedachte. Überdies ließ ich die Fischverkäuferin wissen, dass ich ihr gern ein paar Steinbutte abnehmen würde, falls welche angelandet werden sollten. Hinter der Düne, schräg über Preckwinkels Schilfdach, kroch nach heißen Tages Anstrengung die Sonne mit rot verschwitztem Gesicht in ihr graubarchentes Wolkenbett. Ich trat vor die Tür meines Häuschens und läutete die Schiffsglocke. Es ist keine echte. Helga hat sie in einem Leipziger Kunstgewerbeladen erstanden, und ich werde es wohl nicht mehr erleben, dass sich das blanke Messingding mit Patina bedeckt. Die Nachbarn kennen das Signal, das nichts anderes bedeutet als: Marcus Bockmühl leidet wieder mal am Fischüberfluss, und zu trinken hat er auch genug im Kühlschrank. Vorsichtshalber, damit ich nicht allein prassen muss, kündige ich so ein Ereignis schon immer am zeitigen Nachmittag an. Als erster kam Willi Kuhle herüber. Er sah ungewöhnlich ernst aus. „Du, Mark“, sagte er, „am Binsenort hamse ’n Toten jefunden.“ „Ertrunken?“, fragte ich. Er zuckte die Schultern. „Ick weeß nich. Irjendwat muss da faul sein. Der Scheriff“ - er meinte unseren ABV, den Leutnant Stresow,- „hat mit zwei Polizeihelfern die Stelle abjesperrt.“ Der Hecht, gedünstet, nach Bornholmer Art, so hatte ich ihn getauft, fand an diesem Abend nicht den begeisterten Zuspruch, den er verdient hätte. Die Nachbarn redeten nur über den unheimlichen Fund und ergingen sich in Mutmaßungen. „Natürlich war es ein Badeunfall“, verkündete mit Bestimmtheit Leopold Hottenrodt, seines Zeichens Schauspieler und Regisseur an den Städtischen Bühnen Mackenwalde, „was denn sonst? Jedes Jahr verlangt die Insel ihr Opfer - leider!“ „Aber der Binsenort“, wandte Margit Kuhle ein, „liegt auf der Boddenseite. Dort badet doch kaum jemand.“ „Na und?“, entgegnete Leopold. „Vor sechs Jahren haben sie dort auch eine Wasserleiche gefunden - nach Wochen.“ Bleiben wir noch ein bisschen am Wasser. Ohne Wasser kein Angeln. Und um das Angeln geht es in dem erstmals 1971 als Band 81 der beliebten Reihe „Die kleinen Trompeterbücher“ erschienenen Büchlein „Freitags beim Angeln“ von Ulrich Völkel: Jeden Freitag nach der Schule steht Klaus am Fluss und angelt. Eigentlich geht es ihm gar nicht so sehr darum, Fische zu fangen. Er braucht diese eine Stunde, um sich zu erholen. Vor allem von der stressigen Mathematik, die nun wirklich nicht sein Lieblingsschulfach ist. Zufällig macht er die Bekanntschaft mit einem jungen Mann, der ihm eine Weile zuschaut und dann behauptet: Angeln ist langweilig! Worauf Klaus prompt erwidert: Mathematik ist langweilig! Ohne zu wissen, dass er das zu einem Mathematiker sagt. Aus der zufälligen Begegnung wird eine regelmäßige, wobei einer dem anderen beweisen will, was tatsächlich langweilig ist. Am Ende der Geschichte haben beide voneinander gelernt und am Hobby des anderen Freude gefunden. Angeln ist nicht langweilig. Und Mathematik muss es auch nicht sein. Aber bevor wir uns darüber streiten, was langweiliger ist, folgen wir jetzt einmal den Träumen von Klaus - beim Angeln am Freitag: „Viele Fische gab es hier nicht. Die Strömung war zu stark. Doch von dieser Stelle aus ließ sich weit flussab und flussauf schauen. Die Brücke, die Häuser, die Ruine der alten Burg, das neue Hochhaus - all das konnte er von dieser Stelle aus sehen. Und die Stadt, die hochstieg zu beiden Seiten des Tales, blickte zum Fluss hinab, ihrem wettgereisten Freund, der unterwegs war zu noch größeren Weiten. Wenn ich jetzt, dachte Klaus, wenn ich jetzt ein Rindenboot hätte, und es bliebe nirgendwo hängen, ob es bis Afrika schwämme? Hier ließ sich träumen! Die alte Brücke verwandelte sich in die berühmte Towerbrücke von London. Die Häuser der Stadt wurden zu den Terrassen von Neapel, die alte Burg ein sagenumwobenes Schloss, das neue Hochhaus mit seinen zwölf Stockwerken ein stolzes Leningrader Gebäude. In diesen Vorstellungen lebte Klaus jeden Freitag nach der Schule. Wenn er nach Hause kam, stellte er die Schultasche in die Ecke, nahm seine Angel hervor und den kleinen Eimer, sammelte hinter dem Haus Regenwürmer in eine Schachtel und lief hinunter zum Fluss. Und während Klaus hier stand, vergaß er die zwei Stunden Mathematik, die Rechenaufgaben, die ihm viel zu schwer waren, das Gekicher der Mädchen, seine Hilflosigkeit beim Rechnen an der Tafel - seinen ganzen Kummer mit dieser Mathematik vergaß er und wurde wieder froh in den Träumen von der Welt. Mit dem Strom, der zum Meer hin floss, trieben seine Gedanken fort. Manchmal biss ein Fisch an. Den zog er heraus und legte ihn zu den anderen, die schon im Eimer schwammen. Aber eigentlich ging er nicht an den Fluss, um zu angeln. Er angelte, um am Fluss zu sein. Schularbeiten machte er abends. Seit Mutter diesen Kursus besuchte, hatte Klaus viel Zeit freitags, denn sie kam spät nach Hause. Vater aber war Kapitän auf einem 10 000-Tonnen-Frachter und befuhr die Meere der Welt.“ Ebenfalls ein Heranwachsender spielt die Hauptrolle in dem erstmals 1975 im Kinderbuchverlag Berlin erschienenen historischen Roman „Von einem, der auszog, Napoleon zu schlagen“ von Heinz-Jürgen Zierke - allerdings wie sich schon unschwer aus dem Buchtitel erkennen lässt zu einer ganz anderen früheren Zeit, etwa anderthalb Jahrhunderte früher: 1813. Der Befreiungskrieg gegen Napoleon bricht aus. Noch stehen die französischen Truppen in Deutschland. Willem Beggerow, ein pommerscher Bauernjunge, will seinen Vater rächen, der von streifenden „Musjes“ erschossen wurde. Der Vater gibt ihm eine Tabakdose, die er von Scharnhorst erhalten hatte. Der General würde Willem eine Uniform und ein Gewehr geben. Doch der Gutsherr, Herr von Kerckow, will ihn nicht ziehen lassen. Willem flieht, schlägt einen Franzosen nieder, wird gefangen und soll erschossen werden. Das Mädchen Tine, dem Willem immer wieder begegnen wird, hilft ihm weiter. Mit einem Kosakentrupp erreicht er die preußischen Truppen, als eben eine schwere Schlacht tobt, in der Scharnhorst verwundet wird. Er kann Willem nicht helfen, übergibt ihn aber dem Generalmajor Gneisenau. Dem gefällt der kesse Junge, aber er gibt ihm keine Uniform und kein Gewehr; erst soll Willem lernen. Doch da kommt der Herr von Kerckow, der nun wieder seine alte Offiziersuniform trägt, ins Hauptquartier und will Willem, den Sohn seines Leibeigenen, als sein Eigentum zurückhaben. Doch der will seinen Vater mit der Waffe in der Hand rächen ... „Krieg überzog Städte und Dörfer, wieder Krieg gegen die Franzosen, die seit sieben Jahren das Land besetzt hielten. Im letzten Winter, so hatte der Herr von Kerckow gesagt, hätten die Russen dem Franzosenkaiser heimgeleuchtet und ständen nun schon auf preußischem Boden. Da hätte der König den Zaren brüderlich umarmt und im Süden des Landes, unweit der böhmischen Grenze, seine Armee gesammelt. Aus allen Provinzen zogen junge Männer aus, um sie zu stärken. Ob die Regimenter auch Kinder nahmen? Ach was, er war vierzehn und lang aufgeschossen, wenn er sich reckte und geradehielt, konnte man ihn fast für siebzehn halten. Die Franzosen saßen in den Festungen, und ihre Streiftrupps nahmen den Bauern Korn und Vieh. Herr von Kerckow hatte, bevor er nach Hohenflieth davonfuhr, auf dem Familiengut eine flammende Rede gehalten, von der Not des Vaterlandes gesprochen, von dem glühenden Willen des Königs, das welsche Joch abzuschütteln, und er hatte den Bauern befohlen, das Gut zu hüten, als wäre es ihr eigenes. Sie hatten hurra geschrien und geschworen, mit ihrem Leben für Herrn von Kerckow und den König einzustehen. Mit ihrem Leben! Vater hatte den Schwur gehalten. Die scharfen Halme kratzten und stachen. Willem warf sich herum, wühlte sich tiefer ein. Da spürte er Körner zwischen den Fingern, volle Ähren. Hatte der Besitzer der Scheune unter dem tauben Stroh gutes Korn versteckt? Wo gab es im Frühjahr ungedroschenes Getreide in den Dörfern? Er rieb die Ähren zwischen den Händen, blies Spreu und AcheIn fort und warf sich die Körner in den Mund. Sie sättigten nicht, aber er schlief darüber ein. Gegen Mittag sah er zwischen den hügligen Feldern die weißen Häuschen des Dorfes Rosenow. Der schiefe Holzturm duckte sich ängstlich an das steile Ziegeldach der Feldsteinkirche. Nun wusste Willem: nur noch knapp zwei Stunden. Die zerkauten Körner hatten ihn nicht satt gemacht. Ob er eine Bäuerin um ein Stück Brot bat? Er stieg ab, hob ein glattes Steinchen auf vom Wegrand und lutschte darauf herum, um seinen Hunger zu betäuben. Dann umritt er das Dorf auf dem Triftweg, der hinter den Gehöften entlangführte. Man konnte nie wissen, ob nicht Franzosen herumstreiften; im freien Felde konnte er leichter entwischen. Aber das Kollern und Kneifen im Bauch hörte nicht auf. Der Wind wehte den Duft von gekochten Erbsen herüber. Ein Huhn gackerte. Willem schloss die Augen, sah einen ganzen Berg gekochter Eier vor sich, brauchte nur zuzugreifen. Wenn er wenigstens ein rohes gehabt·hätte! Er mochte das glibbrige Zeug nicht, aber jetzt ... Schweine grunzten. Willem hielt sich die Ohren zu. Vor seinen Augen tanzten roter Schinken, zartweißer Speck und goldgelbes Brot. Sein Magen zog sich zusammen. Er konnte sich kaum noch im Sattel halten. Auch das Pferd brauchte Ruhe. Zwar hatte es sich in der Scheune satt fressen können, aber in dem tauben Stroh steckte nicht Saft noch Kraft. Jetzt ließ es erschöpft den Kopf hängen. Wenn Willem es mit einem leichten Schlag aufmunterte, fiel es nach einem kurzen Trab wieder in einen müden Schritt. Das letzte Gehöft lag breit und behäbig wohl hundert Schritt abseits und kehrte nicht in der landesüblichen Art den Giebel, sondern die Frontseite der Straße zu. Dort würden wohl ein Teller Suppe und ein Knust Brot, vielleicht sogar eine Scheibe Speck übrig sein. Er lenkte das Tier auf das Gestrüpp zu, das sich am Rande eines ausgetrockneten Baches hinzog. Mannstief hatte sich das Wasser einst in den Lehmboden gewühlt und ein sicheres, bei gutem Wetter trockenes Versteck geschaffen. Das dichte Gesträuch, aus dessen Zweigen eben das erste Frühlingsgrün brach, verbarg das Pferd vor feindlichen Blicken. Die Bäuerin stand breitbeinig vor dem Herd und stocherte in der Glut. Die auflodernde Flamme beleuchtete ein dürres Hahnengesicht, das auf einem faltigen Hals über einem fülligen Leib saß. Als Willem eintrat, drehte sie sich schwerfällig um, den Schürhaken in der Hand. Im Kessel dampfte Kohlsuppe. Willems Nase krauste sich. Gierig sog er den würzigen Geruch ein. Fast wurde ihm schwindlig. Er blieb auf der Schwelle stehen und lehnte sich gegen den Türpfosten.“ Zum Schluss dieses Newsletters sind zwei Bücher des Fotografen und Schriftstellers Wolf Spillner im Angebot. Hier zunächst der Hinweis auf die erstmals 1988 im Kinderbuchverlag Berlin erschienene und natürlich mit wunderbaren Fotos von Wolf Spillner versehene Geschichte „Im Walde wohnt der schwarze Storch“. Sie ist für Kinder ab vier Jahren geeignet: Anna kennt sich im Wald aus, denn ihr Vater ist Förster. Ihr Vater hat sie oft auf seine Jagdkanzel in der Nähe des Weihers mitgenommen. Dorthin kommen die Wildschweine. Als sie ihrem Vater die vergessenen Kiefernpflanzen nachbringen will, steigt sie noch schnell neugierig auf die Kanzel hinauf. Plötzlich entdeckt sie ein großes Nest auf einem Baum. Da ist ja auch ein großer Vogel, der rasch davonfliegt. Es ist ein Märchenvogel. Gibt es Störche, die schwarz sind, oder bunt und mit roter Brille um die Augen?, fragt sie aufgeregt ihren Vater? Niemand außer den Eltern darf von ihrem großen Geheimnis wissen. Noch nie haben die seltenen Schwarzstörche in ihrem Wald gebrütet und sie sollen doch im nächsten Jahr wiederkommen. Begleiten wir das kleine Mädchen einen Moment: „Vorsichtig späht Anna aus den Schlitzen der Jagdkanzel nach draußen. Vielleicht kommt der große Vogel zurück? Warten hat sie vom Vater gelernt, wenn sie mit ihm das Wild beobachten durfte. Unter ihr blühen die bunten Blumen, neben ihr singen die Amseln, und sie hört die Spechte im Wald trommeln. Niemand kann sie sehen. Es gefällt ihr, so im Baum zu sitzen. Auf einmal klingt ein seltsamer Ton durch den Wald: „Hiii -hiüüüüü!“ Dann rauschen große Flügel, und auf dem Nest vor Anna landet ein mächtiger Vogel. Er faltet seine Schwingen zusammen. Anna kann es gar nicht glauben: Da steht ein Märchenvogel! Er funkelt und schillert. Sein Schnabel und seine Beine scheinen zu brennen, so flammend ist ihr Rot! Ebenso rot sind seine Augen gerandet, als trüge er eine leuchtende Brille. Wie ein Storch sieht der Vogel aus und doch auch ganz anders! Störche kennt Anna gut. Sie haben ihr Nest auf der Scheune hinter der Schule. Sie sind weiß und schwarz, und sie können laut klappern. Vielleicht ist dieser Vogel ein ganz besonderer Storch, überlegt Anna. Der Vater wird es wohl wissen. Als Förster muss er die Vögel in seinem Wald kennen. Aber zunächst will Anna diesen Vogel genau beobachten! Der Vogel putzt sich. Dann gähnt er, und Anna muss auch gähnen, so weit reißt er den Schnabel auf. Danach schließt er die dunklen Augen. Als er endlich wieder aufwacht, stochert er mit dem Schnabel im Nest zu seinen Füßen. Es ist sorgsam mit trockenem Gras ausgelegt. Schließlich hebt er die großen Schwingen und fliegt davon.“ Auch das ein Jahr später und ebenfalls erstmals im Kinderbuchverlag erschienene Wolf-Spillner-Buch „Zwischen Alpen und Eismeer. Begegnungen mit Tieren“ ist wieder mit wunderschönen Fotos des Autors ausgestattet. Über sein Buch schreibt Wolf Spillner selber Folgendes: „Seit jenem regennassen Herbsttag, an dem ich als 13-Jähriger die Lachmöwe in den Harzbergen fand, wollte ich wissen, wie Vögel und andere Tiere in ihrer Umwelt leben. Dazu nutzte ich immer wieder meine Freizeit. Um ihnen nahe zu sein, verbarg ich mich unter der Tarnkappe eines Versteckzeltes auf Bäumen und im Sumpf. Mit dem Auge der Kamera habe ich über viele Jahre versucht, ihr Verhalten in fotografischen Bildern auch für andere sichtbar zu machen. Manchmal ist es gelungen. Dafür bin ich gewandert, geklettert und weit gefahren, habe geschwitzt und sehr viel mehr noch gefroren. In den Stunden der Beobachtungen, die zu Wochen, Monaten und Jahren wurden, fand ich ein paar Körnchen an neuem Wissen. So führte die kindliche Neugier und die Freude an eigenen Entdeckungen von der toten Lachmöwe am Hang auf manchem Umweg zu meinem ersten Buch vom „Wald der großen Vögel“. Darin beschrieb ich, was mir nach dreijähriger Beobachtung bei Graureihern, Mäusebussard und Habicht aufgefallen war. Andere Bücher folgten, und den Büchern folgten Einladungen, auch in anderen Ländern Tiere zu beobachten und zu fotografieren. Auge in Auge mit den frei lebenden Tieren zu sein, von denen manche bedroht und gefährdet sind, wurde so zu einem Teil meiner Arbeit. Und schließlich kam ich zu jenen Vögeln im hohen Norden, von denen ich als Junge geträumt hatte. Ich traf auch andere Tiere, von denen ich damals noch nichts wusste. Von diesen Begegnungen will ich hier berichten.“ Hier ein Teil aus seinem Bericht über eine kleine graue Möwe - und darüber, wo der Schreibtisch von Wolf Spillner steht: „Mein Arbeitstisch steht am Fenster. Das ist ein großer Vorteil. Ich sehe viel Schönes. Bisweilen kann das ein Nachteil für die Arbeit sein. Von der Schreibmaschine kann ich über die Gartenwiese und über Felder und Viehweiden hinweg, hinter Kopfpappeln und Hecken aus Schlehdorn, das Wasser und die Schilfwälder vom See beobachten. Der See ist ein reiches Naturschutzgebiet in Mecklenburg. Sobald ich das Fenster öffne, bringt mir mein starkes Fernrohr Einzelheiten von dort zum Greifen nahe. Es ist sehr verlockend, durch das Fernrohr zu äugen! Im späten September warte ich von Tag zu Tag auf die Scharen der Bless- und Saatgänse, die aus dem Norden zu uns kommen. Ein paar Tausend fallen am Abend keifend und kakelnd auf dem Wasser ein. Im Winter achte ich auf die Bussarde, die Kolkraben und Seeadler. Ihnen habe ich einen Luderplatz auf der Viehkoppel am Seeufer angelegt. Da streiten sie sich um ein Schwein, das ich dorthin geschleppt habe. Im Sommer sehe ich die Fischadler über dem Wasser kreisen. Im Sturzflug stoßen sie nach Schleien und Karauschen. Dann leuchten zwischen den Schilfwäldern die silbernen Hälse der Graureiher über dem Flachwasser, und der Wind trägt mir die Flötenrufe von Brachvögeln und Wasserläufern durchs offene Fenster an den Schreibplatz. Manchmal ist es wirklich schwer, an der Schreibmaschine sitzen zu bleiben! Aufregend, richtig aufregend ist das Frühjahr. An unseren flachen Sumpfsee kehren so viele Vögel aus dem Süden zurück. Sie sind hier zu Hause. Erst kommen die Graugänse, ihnen folgen verschiedene Entenarten, und bald danach vernehme ich das Quieken und Brüllen der Rothalstaucher und das Lärmen der Lachmöwen, die ihre Brutkolonien gründen. Über dem noch wintergelben Schilf gaukeln jauchzend die Rohrweihen. Dazu klingen die ersten gespenstischen Töne der Rotbauchunken aus dem Wasser vor dem Moorwald, während wir im Dorf den ersten Kuckucksruf erhoffen. Das Storchenpaar hat dann schon sein Nest auf dem hohen Dreibock bezogen und klappert laut über Gärten und Felder. In dieser Zeit warte ich Jahr um Jahr auf die „lütt grise Mew“. Mehr als sonst sehe ich aus dem Fenster, suche mit dem Fernglas die Uferkanten ab, und so oft wie nur möglich bin ich am See, um ihre Rückkehr nicht zu versäumen. Lütt grise Mew, mit dieser Bezeichnung kann nichts anfangen, wer kein Plattdeutsch versteht. Kleine graue Möwe also. Es ist ein schöner Name. Er sagt viel und führt nicht so in die Irre wie der richtige Name des Vogels, Trauerseeschwalbe. Mit Schwalben nämlich hat der amselgroße Vogel außer dem gegabelten Schwanz gar nichts gemein. Mit Möwen aber ist die Trauerseeschwalbe ebenso verwandt wie die beiden anderen europäischen dunklen Seeschwalben, die Weißbart- und die Weißflügelseeschwalbe. Sie allerdings ziehen Südeuropa als Heimat vor und kommen nur selten und niemals zur Brut in unsere Breiten. Die Trauerseeschwalbe ist eine Sumpfseeschwalbe. Sie baut ihre kunstlosen Nester auf treibenden Pflanzenteppichen über dem Flachwasser, nistet auf Rohrstoppeln und Schlammbänken, auf kleinen Pflanzenkaupen. Und stets finden sich mehrere Paare nahe beieinander zum Nisten ein. Sie sind Koloniebrüter wie ihre anderen Möwenverwandten. Noch zu Beginn unseres Jahrhunderts waren Trauerseeschwalben zwar keine häufigen, aber noch keine seltenen Vögel in Mitteleuropa. Jetzt zählen sie in den Industrieländern zu den arg gefährdeten Arten der Sumpf- und Wasservögel. Die meisten ihrer ehemaligen Brutvorkommen sind erloschen. Durch menschliche Besiedlung, durch Industrie und intensiv betriebene Landwirtschaft gingen den Vögeln die Lebensräume verloren. Nur in Naturschutzgebieten sind größere Kolonien verschont geblieben. Unser See zwischen den Feldern und Dörfern in Mecklenburg ist eine solche Ausnahme. Jahr für Jahr bietet er rund fünfzig Paaren eine sichere Brutheimat. Damit wurde er weit über die Grenzen unseres Landes bekannt.“ Und jetzt haben Sie genug gehört von Menschen und Möwen, von Nasreddin und Napoleon, von Angeln und Mathematik. Und fahren Sie unbedingt einmal nach Hiddensee. Es lohnt sich auf jeden Fall. Aus literarischen und aus landschaftlichen und aus noch ganz anderen Gründen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3733 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years
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„Packen Sie ein, Scharrenberg! Wir müssen uns absetzen.“ – Vier E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis und ein wunderbares Tucholsky-Zitat
Das neue Jahr startet mit vier aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 06.01. 17 - Freitag, 13.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Sie stammen allerdings nicht von vier unterschiedlichen Autoren, sondern von nur zwei Schriftstellern. Der eine davon hat mit einem autobiografischen Text begonnen und dann Krimis geschrieben und ist inzwischen bei historischen Romanen angelangt, die allerdings ganz kriminalistisch immer auch etwas aufdecken wollen – und sei es eine Verschwörung. Diesmal aber ist von Ulrich Hinse, so der Name des in Pinnow nahe der Landeshauptstadt ansässigen Autors, ein Krimi im Angebot – und zwar ein Pinnow-Krimi. Der andere Autor – Heinz-Jürgen Zierke, lebte von 1926 bis 2015, und hat eine Vielzahl historischer Romane geschrieben. Nicht selten spielen dabei große historische Persönlichkeiten eine wichtige Rolle – und deren Doppelgänger. Aber zurück zu Ulrich Hinse und seinem erstmals 2014 bei der EDITION digital sowohl als gedrucktes Buch wie auch als E-Book erschienenem Pinnow-Krimi „Die Petermännchenpuppe“: Das Grauen geht um in dem kleinen Dorf Pinnow wenige Kilometer östlich des Schweriner Sees. Innerhalb kürzester Zeit werden mehrere Tote in der näheren Umgebung gefunden. Bei allen befindet sich eine Stoffpuppe, die in Schwerin als Andenken an den Schlossgeist verkauft wird. Das Petermännchen. Die Kriminalisten um Raschke, den Leiter der Mordkommission Schwerin, ermitteln hektisch, aber es finden sich so gut wie keine Hinweise oder Spuren. Es ist zum Verzweifeln. Eigentlich könnte es nur ein Einwohner des kleinen Örtchens Pinnow sein. Einer, der auch im Winter mit dem Fahrrad fährt. Es gibt Hinweise, aber keine Beweise. Als dann noch das Mitglied einer Rockergang zu Tode kommt, die in einem Nachbarort ihr Quartier hat, mischen plötzlich noch ganz andere bei den Ermittlungen mit. Die Polizei gerät unter Druck. Gelingt es dem Ersten Kriminalhauptkommissar Raschke mit seinen Leuten, den Täter festzunehmen, bevor die Sache eskaliert? Und so fängt der spannende Krimi aus der Gegend in und um Schwerin an. Es ist ein richtiger Wintersonntag. Und eine einsame Person ist unterwegs: „Es war ein winterlicher, feuchtkalter Januarmorgen in dem kleinen Örtchen Pinnow gut drei Kilometer östlich des Schweriner Sees. Die Tage mit den vielen vollmundigen Neujahrswünschen waren noch nicht allzu lange vorbei. Es war Sonntag. Trüber Himmel, böiger Wind und nieselnder Regen. Alles so knapp über Null Grad. Wen man in Pinnow auch traf, alle waren warm angezogen mit dicken Winterpullovern, wattierten Jacken oder langen Stoffmänteln. Die Mützen tief in die Stirn gezogen. Gunnar, ein stämmiger Vierzigjähriger, war die ganze Nacht unruhig gewesen. Er hatte seine Wohnung in dem alten Büdnerhaus, das er von seinen Eltern geerbt hatte, recht früh am Morgen verlassen, das Fahrrad aus dem Schuppen geholt und war dick eingepackt und mit Handschuhen trotz des miesen Wetters durch den Wald bis nach Basthorst gefahren. Der Himmel war grau. Er brauchte nur wenige hundert Meter auf der Kreisstraße vom Ende des Ortsteils Petersberg durch Muchelwitz zu fahren, dann war er im Wald. Die Bäume streckten ihre laublosen Äste wie ein Dach über die schmale Straße. Von ihnen tropfte es stetig. Ärgerlich fuhr er sich immer wieder mit der Hand durchs Gesicht, wenn ihm die Tropfen in die Augen gefallen waren, denn dann verschwamm alles vor seinen Augen. Im Wald war es still. Nichts war zu hören. Sogar die Autos, welche die schmale Straße recht häufig nach Kladow, Gädebehn, Basthorst oder Crivitz benutzten, wollten bei dem Wetter offenbar nicht fahren. Er war allein mit sich und seinen Gedanken. Blutige Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Er spürte, er würde es bald tun müssen. Seine Seele, ja sein ganzer Körper verlangte danach. Es fühlte sich an wie ein Ziehen in seinem Magen. Er rollte schnell in Basthorst den Hang hinunter, zwang sich mühsam aus dem Warnowtal hoch nach Kladow und weiter bei leichtem Gegenwind durch die lange Allee bis nach Gädebehn. Er schaute nicht nach links und nicht nach rechts. Den Weg und die Umgebung kannte er. Außerdem gab es nichts zu sehen außer freiem Feld.“ Von diesem freien Feld ist es ein ziemlich weiter Ritt durch die Zeiten und Weiten, bis wir bei Heinz-Jürgen Zierke und seinen drei historischen Romanen ankommen. Der erste davon ist das 1983 im Rostocker Hinstorff-Verlag erschienene Buch „Ich war Ferdinand von Schill“. Und nein, dieser Major von Schill, der soll nicht auf ein Denkmal gestellt werden: „Ob ich mir nun heißen Rum eingeholfen habe oder nicht, wenn ich von dem Major Schill reden höre, tritt mir der kalte Schweiß auf die Stirn. Auf ein Denkmal wollt ihr ihn stellen, schön, und wie soll er dastehen, der Herr Major? In Wahrheit sah der brave Schill nämlich nicht viel anders aus als ich, vor dreißig Jahren, versteht sich. Den Schnauzbart trugen wir damals alle ... Will sagen, alle jungen Offiziere trugen ihn nach der gleichen Art, buschig gekämmt, und die borstigen Enden hingen über die Mundwinkel herab. Türkisch nannten wir das, und es sollte zeigen, dass wir so todesmutig fechten würden wie des Sultans wilde Horden, nicht nur im Felde. Nicht allein die Offiziere, alle Burschen, die etwas gelten wollten, trugen den Bart nach Leutnantsart; bei den hübschesten Mädchen, ganz gleich welchen Standes, galten eben nur die Herren Leutnants.“ Der so spricht, der fragt den Leser unverwandt, ob er nicht die Geschichte kenne, die man sich noch lange nach dem 31. Mai 1809 erzählt habe. Wonach nicht Schill zu Stralsund durch Hieb und Schuss ums Leben gekommen sei, sondern einem andern, „den man für den Major gehalten, habe man das Haupt abgeschnitten und in Spiritus getränkt, den Leichnam aber wie den eines Hundes eingescharrt. Der Mann war so zugerichtet, über und über mit Wunden bedeckt und blutverschmiert, dass ihn keiner mit Sicherheit erkennen konnte, nicht seine Offizierskameraden und auch nicht sein Bartscherer; zuletzt sagten sie zu allem ja und amen, damit das Morden aufhöre. Denn solange Schill lebte ... Sein Orden diente als Beweis, und hat doch der König auch anderen Husarenoffizieren den Pour le mérite an die Schärpe gesteckt.“ Der echte Major von Schill aber, der sei über Rügen schließlich nach Russland entkommen, von wo er dereinst zurückkommen werde, um wieder loszuschlagen in Deutschland. Und der das erzählt, der behauptet, Ferdinand von Schill gewesen zu sein. Mit diesem literarischen Trick gelingt Heinz-Jürgen Zierke ein ebenso überraschender wie neugierig machender Einstieg in seine Annäherung an Ferdinand von Schill, den Patrioten und – den Menschen. Um aber die Geschichte vollends zum Laufen zu bringen, kommt zu Beginn des zweiten Kapitels am Nachmittag des 13. Oktober 1806 unweit von Auerstedt eine männliche Person ins Spiel, die sich Robert nennt. Und der soll bald eine ihn selbst überraschende Rolle übernehmen … Und so liest sich ein kleiner Ausschnitt aus dem ersten der drei historischen Romane von Heinz-Jürgen Zierke, der sich ein paar Seiten hinter dem Anfang findet: „Die Chasseurs luden schon die Büchsen, um den Mann kurzerhand zu erschießen, als der Kommandeur entschied, ihn die Nacht über einzusperren. Wenn am Morgen die Ablösung komme, sei er dem Regiment zu übergeben, wo man wohl wissen werde, wie mit einer solchen Person rechtens zu verfahren sei. Das war gut gesagt, doch auf dem elenden Gehöft fand sich kein Arrestlokal, nicht einmal ein Keller. Also sperrte man ihn in den nächstbesten Heustall, hieß ihn sich bis aufs Hemd ausziehen, schloss die knarrende Tür, blockierte den Riegel mit einem eingeschlagenen Hufnagel und stellte einen Posten davor. Bei diesem Hundewetter, so meinte man, renne kein nackter Mensch, und schon gar kein gebildeter, in das unwirtliche Dunkel; das wäre ja der sichere Tod. Drinnen könnte er sich ins Heu graben und warm und wohlbehalten die Nacht überstehen. Jedermann hängt doch am Leben, nicht wahr, und wenn’s für ein paar Stunden ist. So dachten die Messieurs, weil sie ihren Gefangenen nicht kannten. Der - Sie ahnen jetzt natürlich, wer unser Mann ist - wusste aus Erfahrung, dass Unschuldsbeteuerungen die denkbar schlechtesten Beweismittel sind. Da er aber über keine anderen verfügte, hielt er es für besser, die Untersuchung nicht abzuwarten. Robert, sagte er zu sich selbst, wenn schon gestorben sein soll, dann kommt es auf die Art und Weise nicht an und auch nicht auf den Zeitpunkt. Ob durch das Erschießungskommando, die Kugel des Wachtpostens oder durch ein hitziges Fieber, wenn du in die kalte, triefendnasse Nacht hinausläufst ...“ Ob es ihm gelingt? Von Robert, von Ferdinand von Schill und seinem Doppelgänger zu einer anderen interessanten historischen Persönlichkeit und ihrem Doppelgänger. Beide stammen aus dem erstmals 1978 im VEB Hinstorff Verlag Rostock erschienenen historischen Roman „Karl XII.“: Der Nordische Krieg. Auseinandersetzungen im Ostseeraum zu Anfang des 18. Jahrhunderts. Polen, Lettland, dann Sachsen, Russland und die Türkei sind die Hauptschauplätze des turbulenten Geschehens um den schwedischen König Karl XII. Zar Peter I. ist sein historischer Gegenspieler. Poltawa bringt die Entscheidung: für Schweden und Russland, für das Kräfteverhältnis in Nord- und Osteuropa. Karl, der glänzende Siege erfocht, für sich, nicht für das hungernde Schweden, erhält in diesem Roman einen Doppelgänger: Sven Svensson, den Schreiber und Bauernsohn, der seinen König über alles liebt, der ihm bedingungslos dient. Der in des Königs Rock schlüpft und in seinem Namen agiert: Der schönen Aurora zeigt er, was für ein Kerl dieser Karl ist, den Türken in Bender spielt er den klugen Herrscher vor. Er rettet den König aus mancher kritischen Situation - bis er nicht mehr kann. Bis er den Abgrund erlebt, der zwischen Ideal und Wirklichkeit klafft. Sven Svensson, die Volksgestalt, ist Heinz-Jürgen Zierkes literarisches Medium, Taten und Charakter eines absolutistischen Herrschers zu prüfen und zu werten und so ein nicht widerspruchsfreies, aber interessantes Bild einer im Untergang begriffenen Epoche zu entwerfen. Eine kleine Kostprobe dieses Romans gefällig? Bitte sehr: „Hartnäckig hielt sich das Gerücht, der König sei nicht erschossen und begraben. Die Herren hätten sich, als er gekommen war, um mit seiner eisernen Schaufel allen Unrat vom Land ins Meer zu werfen, wider ihn verbündet. Von Wunden über und über bedeckt, hätte er sich in die Tiefe der Wälder zurückgezogen, um sich auszuheilen. Statt seiner hätte man einen andern in die Gruft gesetzt, einen Schreiber, der seinem Herrn so ähnlich gesehen habe wie kein Bruder seinem Geschwister. In den Schluchten Norrlands halte sich der König verborgen und die Lappen brächten ihm heilkräftige Rentiermilch. Eines Tages werde er herabsteigen, seine Dalkerle um sich scharen und mit ihnen in die Hauptstadt ziehen. Alle Herren, die sich hatten etwas zuschulden kommen lassen, werde er in die Eisengruben schicken, wo sie ihr Leben lang Erz klopfen müssten. Fast ein Festtag war’s, wenn einer der Geschichtenerzähler, die von Gehöft zu Gehöft zogen, sich in die Tür zwängte, vom peitschenden Schneesturm verfolgt, bedächtig die Hände über der Glut wärmte und sich auf der fellbezogenen Bank niederließ. Dann rührte die Bäuerin wohl einen Krümel Hammeltalg mehr an die Grütze und stellte auch einen Krug Dünnbier warm. Schweigend aß und trank man, rückte die Schemel an den Herd und lauschte dem leisen Singsang des Gastes.“ Und noch einmal verlangen wir dem geneigten Leser einen Zeitsprung ab. Diesmal geht es wieder näher heran in die Gegenwart, in die Zeit kurz vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Allerdings kann es nicht schaden, wenn man etwas mit dem Namen Kolberg anfangen kann. Und damit ist jetzt nicht unbedingt der zwischen 1943 und 1944 gedrehte deutsche Historienfilm von Regisseur Veit Harlan gemeint, der sich auf die Belagerung Kolbergs 1807 bezog und im Auftrag von Propagandaminister Joseph Goebbels die Auflehnung gegen einen übermächtigen Feind symbolisieren sollte. Einen gewissen Zusammenhang zwischen 1807 und der Handlung des erstmals 1968 im VEB Hinstorff Verlag Rostock erschienenen historischen Romans "Sie nannten mich Nettelbeck" gibt es allerdings doch. Und nicht zuletzt ist auch von Schill die Rede. Zumindest von einem seiner Offiziere: Der Lehrer Scharrenberg, genannt Nettelbeck, flüchtet mit dem letzten Dampfer aus dem von der Sowjetarmee abgeschlossenen Kolberg. Er muss fürchten, dass seine Familie in der Stadt umgekommen ist. Um sich abzulenken, erzählt er sich selbst die Geschichte der erfolgreichen Verteidigung im Jahre 1807. So ist er vor der apokalyptischen Gegenwart in die Vergangenheit geflohen. Aber immer wieder drängen sich die Erinnerungen an die letzten Stunden in der brennenden Stadt dazwischen, und er selbst glaubt sich in Nettelbeck und Gneisenau wiederzuerkennen. Sein Freund und Schüler Harald Bögeholt, den er verletzt aus der Frontlinie trug, nimmt die Züge des Barbiergehilfen Philipp Püttmann an, der seine Braut gegen einen Schillschen Offizier verteidigen musste, und dieses Mädchen erscheint ihm wie seine Tochter Karla. 1807, damals, wurde die Stadt durch einen rechtzeitigen Frieden gerettet. Scharrenberg, obwohl er weiß, dass die Geschichte nicht wiederholt wird, sucht darin Trost und Hoffnung. Und doch kann er der Gegenwart nicht entfliehen. Seine dreihundert Gefährten, Frauen, Kinder, Greise, verlangen von ihm eine Entscheidung, die unter konträren historischen Vorzeichen einst Nettelbeck abverlangt wurde: „Eine Geschichte der Belagerungen Kolbergs wollte ich schreiben, die oft behandelten Vorgänge neu durchdenken, die belanglose, kleine Geschichte einer abgelegenen, unbedeutenden Seefestung aufrichten zum Modell für die Geschichte eines Volkes, keine militärwissenschaftliche Abhandlung, eine Geschichte von Bürgerstolz und Bürgertugend. Vier Belagerungen hatte die Festung überstanden in den letzten zweihundert Jahren, einmal war sie unterlegen, dem gleichen Gegner, der heute vor den Toren stand, und als, fast fünfzig Jahre später, die Stadt mit diesem Land verbündet war, trotzte sie dem Welteroberer Napoleon. Dass die Geschichte der Belagerungen ein fünftes Kapitel bekam, ahnten wir im Sommer noch nicht. Ich sah, dass Karla unruhig wurde, als Harald nicht kam. Sie putzte ihre Sonntagsschuhe, rieb sie mit einem weichen wollenen Lappen ab, und als sie längst glänzten, rieb sie noch immer. Wozu brauchte sie blanke Schuhe? Sie war zum Schippen befohlen mit der Klasse, aber sie ging nicht. Sie habe sich krankgemeldet, sagte sie, stellte die Schuhe ins Regal und zog sie wieder hervor, und wenn der Klopfer gegen die Haustür schlug, lief sie auf den Flur hinaus. Auch Luise, meine Frau, war nervös. Sie verpackte Wäsche in Koffer, die ich in den Keller trug. Malte die Angst meiner Frau rote Flecken unter die Augen, oder steckte Karlas Aufregung sie an? Karla war erst fünfzehn. War? Habe ich „war“ gedacht? - Ich steckte meine Papiere in die Reisetasche; sie nahmen nicht viel Platz ein, ich habe eine winzig kleine Handschrift. Harald Bögeholt kam nicht, aber gegen zehn Uhr erschien mein Freund Blissing, von Büssing, Major a. D., mein Batteriechef, zuletzt, als ich die Batterie übernehmen musste, mein Abteilungschef aus dem Krieg, der heute schon Sage ist. Blissing trug wie stets seinen grünen Rock, die schmucklose Forstmeisteruniform, aber heute leuchtete am Hals der achtstrahlige Stern des „Pour le mérite“. Mit seiner Kommandostimme, die auch das lange Leben in der Waldeinsamkeit nicht gedämpft hatte, erklärte er: „Man kommt besser durch die Straßen mit dem Ding da, entgeht lästigen Fragen. Packen Sie ein, Scharrenberg! Koffer zu, Marschgepäck mitnehmen, eiserne Ration! Wir müssen uns absetzen.“ Und wer bis hierher durchgehalten hat, der soll jetzt endlich mit einem wunderbaren Zitat von Kurt Tucholsky belohnt werden, welches bereits in der Überschrift angekündigt worden war. Es lautet: „Jeder historische Roman vermittelt ein ausgezeichnetes Bild von der Epoche des Verfassers.“ Oder was meinen Sie? Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3725 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years
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Zwischen Wikingern und Weltall oder die Überlegenheit der Literatur gegenüber der Physik - Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 13.01. 2017) Sind eigentlich Zeitreisen möglich? Mit Einstein sagt die Physik ja – zumindest was Zeitreisen in die Zukunft angeht. Schlechter sieht es dagegen für Zeitreisen in die Vergangenheit aus. Sagt die Physik. In der Literatur dagegen ist beides möglich, wie die drei aktuellen Deals der Woche der EDITION digital beweisen, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 13.01. 17 - Freitag, 20.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Rede ist von literarischen Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit. Und da geht es diesmal einmal zurück in die Vergangenheit, zu den Wikingern, einmal vorwärts in die Zukunft und einmal in – beide Richtungen. Das gilt zumindest für die Science-Fiction-Reihe von Hardy Manthey, der ausdrücklich eine Zeitreisende durch Raum und Zeit schickt. Mehr dazu weiter unten. Begeben wir uns zunächst in den frühmittelalterlichen Nord- und Ostseeraum, zu den Wikingern. Erstes Angebot des zweiten Newsletters des neuen Jahres ist der erstmals 1990 als Druckausgabe im Rostocker Hinstorff Verlag erschiene historische Roman „Odins Schwert“ von Heinz-Jürgen Zierke: Der junge Wikinger Ansgar muss die Ermordung seiner Eltern und den Raub seiner Schwester miterleben. Als er den Göttern geopfert werden soll, zerstört er im Tempel die Nachbildungen der Götter und flieht mit Odins Schwert. Er findet in Egil einen Blutsbruder und beide werden tollkühne Krieger, die von der Burg Vinborg aus zu Seeschlachten und Raubzügen aufbrechen. Odins Schwert scheint Asgar zu schützen, der es nicht durch Blut entweiht. Doch als er die Mörder seiner Eltern kennt, schwört er nur noch Rache und richtet in seinem Heimatort ein Blutbad an. Das blutige Schwert lässt er im Tempel zurück. Doch ehe Ansgar und Gil gemeinsam kämpfen können, müssen sie sich erst einmal begegnen. Und diese Begegnung findet in einer für Ansgar scheinbar aussichtslosen Situation statt. Dabei begegnen wir zunächst gar nicht Ansgar, sondern Egil: „Eine der beliebtesten Höhlen, die gleichwohl keiner ohne heimliches Grausen aufsuchte, in der man nur zu flüstern wagte, hatte die See hinter dem Riesenstein ausgewaschen. In diesem Felsblock von der Größe eines Bauernhauses klaffte ein fingerbreiter Riss, gezackt wie ein Blitz um Mitternacht. Man konnte, wenn die Augen den günstigsten Abstand fanden, durch den Stein weit hinaus auf die See schauen. Und in den Winternächten, bei Frostklirren und Mondschein, sah man die blakenden Kienspäne, die den an Walhalls Göttertafel prassenden Helden leuchteten. Wehe aber, man trat zu nahe an den Spalt oder steckte gar den Finger hinein! Mit Donnergetöse würde sich der Riss auftun, zuschnappen und den Finger, den Arm, den ganzen Leib des Verwegenen schlucken. Einst hatte der ungeschlachte Riese Hymi den jungen Gott Thor aufgefordert, seine Stärke zu beweisen, indem er mit bloßen Händen des Riesen Goldbecher zerbräche. So sehr sich Thor auch anstrengte, alle Muskeln spannte, dass die Stirnadern platzen wollten, er drückte nicht einmal eine Delle in das Gefäß. In aufloderndem Zorn schleuderte er den Becher gegen den Fels. Der Stein barst, das glänzende Metall aber zeigte nicht den geringsten Kratzer. Hohnlachend sprang der Riese mitsamt seinem Gold in den Spalt, bevor Thor ihm mit seinem Hammer den Schädel zerschmettern konnte. Hymi saß noch heute in diesem Stein, und wenn ihm einer auf Armeslänge nahe kam, packte er mit seiner Bärentatze zu. So warnten die Großmütter die Enkel. Die aber ... nun ja, sie bewiesen sich ihre Unerschrockenheit, wussten sich in dieser Grotte ungestört und konnten tun und treiben, was woanders Anstoß erregt hätte. Ein unerklärliches, aber sicheres Gefühl zog Egil gerade dorthin, obwohl er sich sagte, dass ein Fremder nichts von diesem Versteck wissen konnte. Er stieß einen heiseren Schrei aus, als er die zerschrammten Füße im Geröll sah. Erschrocken schlug er sich auf den Mund. Zu spät. Der da lag, auf dem Bauch, die Arme unter dem Leib, als hätte er versucht, sich abzustützen und wäre dabei eingeknickt, die Beine leicht angezogen, das Gesicht zur Seite gedreht, der war ein junger Bursche, nicht älter als Egil, der ärmlichen Kleidung nach ein Bauer oder Fischer, und der Schwertknauf, der unter der Hüfte hervorlugte, sagte ihm: ein Jungkrieger. Nur zögernd näherten sich die andern, Mädchen, Burschen, Frauen, Kinder, mutiger die Männer, aber auch sie gespannt, bereit davonzulaufen, wenn die haarige Tatze sich aus dem Fels schöbe. Erst als Egil sah, wie sich der alte Lobdrok bückte, um mit seinen zitternden Händen den Verunglückten umzudrehen, regte er sich wieder, schob den Greis beiseite, setzte dem Toten den Fuß in den Nacken, ließ sein Schwert wirbeln und krähte: „Mir gehört er, mir!“ Unter den nackten Sohlen spürte er, da war noch Leben.“ Und nun vorwärts in die Zukunft und damit zugleich zurück in die Vergangenheit: Um eine geheimnisvolle Botschaft geht es auch in dem zweiten und für die Neuauflage stark überarbeiteten Teil der Science-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey. Die Buchreihe erzählt von den atemberaubenden Abenteuern einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse im ersten Teil der Reihe „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde - allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln? Der zweite Teil der Reihe trägt den Titel „Von der Hure Roms zur mächtigen Priesterin“. Er führt die schöne blonde Aphrodite noch rechtzeitig vor dem 3. Punischen Krieg mit ihrem Herrn Eklasteos aus Karthago auf ein Schiff nach Sizilien. Viele Qualen und Erniedrigungen hat sie zu erdulden, obwohl sie zur Hure Roms aufsteigt und schließlich eine angesehene und reiche, aber rechtlose Ehefrau wird. Von ihrem Ziel, eine Botschaft in das 22. Jahrhundert zu senden, ist sie weit entfernt. Riskieren wir einen kurzen Blick in die Handlung dieser spannend miteinander verwobenen Vergangenheits-Zukunfts-Geschichte oder Zukunfts-Vergangenheits-Geschichte: „Sie steht auf und blickt über das Meer. Es ist wunderschön und am Horizont glaubt sie, Land zu erkennen. Tatsächlich, zur gleichen Zeit ruft einer der Matrosen, dass Inseln in Sicht seien. Nun werden wieder die Ruderplätze besetzt. Es sind alles sehr kräftig gebaute Männer. Die Männer sind aber keine Sklaven, wie sie aus den Aufzeichnungen des Professors und dem Geschichtsunterricht von früher oder besser von übermorgen erfahren hat. Die muskulösen Ruderer sind stolz auf ihre Leistung. Es ist schon beeindruckend, wie sie die großen Ruder bewegen. Sie legen sich im Angesicht des Landes mit Begeisterung in die Riemen, rudern aber nur so lange, bis die gefährlichen Klippen umschifft sind. Ob sie die Freude mit den Männern teilen kann, wenn sie in Syrakus angekommen sind? Was werden ihr Syrakus und Sizilien bringen? Ist sie weit genug entfernt vom Kriegsschauplatz Karthago? Sie will es hoffen und glauben. Aphrodite entspannt sich noch etwas und döst vor sich hin. Die Sonne steht schon hoch, es geht an der Küste der kleinen Inseln vorbei in Richtung Osten. Bis ans Ufer reicht an manchen Stellen der Wald. Nur um kleine Siedlungen herum ist jeglicher Wald verschwunden. Ebenso karg, wie es ihr rund um das Mittelmeer aus der Erinnerung bekannt ist. Die mediterrane Landschaft späterer Jahrhunderte muss also erst noch durch Menschenhand entstehen. Das Wetter ist ruhig. Der Wind aus dem Süden reicht soweit aus, dass keiner mehr rudern muss. Alles ist so schön, dass Aphrodite geneigt ist, das Leid um sie herum für einen Moment zu vergessen. Das leise Jammern von Alana holt sie wieder in die so grausame Realität zurück. Eigentlich mehr zufällig blickt Aphrodite nach hinten und sieht weit weg am Horizont ein Schiff mit vollen Segeln und mit langen Rudern kommen. Sie kann bald genau sehen, wie die Ruder das Wasser aufpeitschen. Das Schiff scheint sehr schnell, vor allem viel schneller als ihr Schiff zu sein. Aufgeregt ruft deshalb Aphrodite: „Ein Schiff kommt auf uns zu!“ Ihr Ruf löst unerwartet Panik aus. „Das sind Seeräuber!“, ruft jemand von der Schiffsbesatzung. Sofort greifen die Männer in die Riemen und der Trommler schlägt immer schneller den Takt für die Ruderer, aber das Schiff nähert sich immer mehr. Angst macht sich breit. Aphrodite hat von grausamen Überfällen gehört. Piraten töten die Besiegten eigentlich immer. Ein Glücksfall ist es, als Sklave verkauft zu werden. „Für mich kann es nicht schlimmer kommen“, denkt Aphrodite und beobachtet doch nervös, was nun passieren wird. An Zeichen und kurzen Kommandos des Kapitäns, die sie nicht versteht, erkennt sie, dass ihr Schiff einen neuen Kurs nehmen soll. Tatsächlich steuert es mehr auf die Küste zu und die gefährlichen Klippen kommen immer näher. Nun begreift auch Aphrodite, dass sie durch die Klippen dem größeren Piratenschiff entkommen wollen. Mit den gewagten Manövern gelingt es tatsächlich, den bedrohlich nahe kommenden Felsen und Untiefen auszuweichen. Nun steht die Frage auf allen Gesichtern: „Folgen ihnen die Seeräuber weiter?“ Mit schnellem Takt treibt der Trommler alle zu Höchstleistungen an. Alle, die nicht helfen können, beobachten das Piratenschiff. Zuerst kommt es immer näher, doch plötzlich fällt es mehr und mehr zurück. Ein lautes Bersten von Holz, das vom Piratenschiff kommt, löst allgemeinen Jubel aus. Es hatte tatsächlich zu viel Tiefgang und ist bei der Verfolgung auf die Unterwasserfelsen geraten. Das Piratenschiff sinkt überraschend schnell.“ Im Übrigen ist es natürlich besser, auch schon den ersten Teil der „Zeitreisenden“ gelesen zu haben, aber für alle diejenigen, die gleich mit dem zweiten Teil beginnen, liefert der Autor zu Anfang eine geraffte Zusammenfassung der Ereignisse davor. Ebenfalls dem Genre Science Fiction ist auch das dritte und letzte Angebot dieses zweiten Newsletters des neuen Jahres zuzurechnen. Der utopische Roman „Die Ohnmacht der Allmächtigen“ von Heiner Rank war erstmals 1973 im Verlag Das Neue Berlin erschienen: Auf den ersten Blick scheint es ein Paradies zu sein, in das Asmo, der Mann ohne Erinnerung, verschlagen worden ist, ein Land des ungetrübten Genusses, des pausenlos anhaltenden Glücks. Die Dafotil, Bewohner des Planeten Astilot, kennen weder Mangel noch Sorge noch Krankheit, Alter, Unrecht, Strafe, Zwang, Gewalt. Was sie wünschen, geht in Erfüllung, ihr Gruß lautet: „Viel Liebe!“ Und dennoch fällt es Asmo schwer, sich einzuleben. Das Aromakonzert auf der Duftorgel lässt ihn kalt, Jonas hemmungslose Hingabe befremdet ihn, die Unterwürfigkeit der Dienstautomaten macht ihn traurig, das zügellose Gebaren auf dem Tanzessen widert ihn an. Was soll er hier, wo er ein Fremdkörper ist und allein durch seine Existenz die ausgeklügelte Harmonie gefährdet? Wem dient es, welche Absicht verbirgt sich dahinter? Heiner Rank begnügt sich nicht mit Andeutungen, wie es auf dem Planeten Astilot aussehen könnte, er geht ins Detail, und seine Fantasie ist bis zum letzten Kapitel frisch und unverbraucht. In Landschaften und Bauten, in technischen und sozialen Einrichtungen, in Machtverhältnissen, menschlichen Beziehungen, Gewohnheiten und Anschauungen offenbart sich eine fremdartige Welt, farbig und vielgestaltig, immer wieder neu, überraschend anders, fordert heraus zum Vergleich und zur Wertung. Die symbolhafte Fabel, eingebettet in eine von starken Spannungshöhepunkten getragene Handlung, stellt Fragen, die in der Utopie traditionell sind: Was ist Glück, worin liegt der Sinn des Lebens? Die Antwort ist nicht endgültig, kann es nicht sein, weil jede Zeit auf eigene Weise zu antworten weiß, doch sie führt dahin, dass wir Probleme wiedererkennen, dass wir Befürchtungen und Hoffnungen entdecken, die auch uns bewegen. Der Roman beginnt mit einer Woge – mit einer Woge Ozon: „Eine Woge Ozon wehte durch den Raum, kaum spürbar, sanft wie ein Hauch. Der Mann auf dem Bett begann sich zu bewegen. Er öffnete die Augen noch nicht, ganz gegen seine Gewohnheit; er zögerte, als würde er ahnen, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bevor ihm etwas Neues, etwas Unbekanntes entgegentrat. Er lag reglos, atmete in tiefen Zügen einen fremden, belebenden Duft und überließ sich den Bildern, die in ihm aufstiegen. Schaumkronen auf glasgrünem Wasser, das Rauschen der Brandung. Sein Pferd geht in spielerischem Trab über den feuchten Sandstreifen des Ufers, mit beiden Händen hält er sich an der wehenden Mähne. Dicht neben ihm ein Mädchen, braun gebrannt, in abgewetzten Hosen, ein rotes Band in dem vom Wind zerwühlten Haar. Weit vor ihnen die anderen Reiter, Schemen, verwischte Konturen, die rhythmisch auf und ab schwingen. Das Mädchen singt. Ein wildes Lied, eine heisere Stimme. Ist es der Schmerz, sich für lange Zeit von der vertrauten Welt zu trennen, Abschied zu nehmen von den Menschen, die sie liebt? Oder nur Ungeduld, freudige Erwartung, Sehnsucht nach der einmaligen, unwiderruflichen Tat, nach den Abenteuern der Erkenntnis? Der Mann lauschte. Fremde Klänge drangen in sein Ohr. Säuselnde Geigen, darüber die Tonperlen eines Cembalos. Die Musik störte. Sie gehörte nicht dazu, begann die Bilder zu verdrängen. Er wollte sie festhalten, suchte nach den Namen für das Mädchen, die Freunde, das Meer. Vergeblich. Er fand die Namen nicht, und ohne Namen ließ sich nichts beschwören. Das Mädchen, die Freunde, das Meer, sie versanken in Nebelschleiern. Der Mann schüttelte ärgerlich den Kopf und öffnete die Lider. Was er sah, war ihm unbekannt. Ein mittelgroßer, rechteckiger Raum. Die Zimmerdecke gab gelbes Licht, das keine Schatten warf. Wände und Fußboden waren grau, aus einem glänzenden pelzartigen Material, ebenso die wenigen apfelsinenfarbenen Möbel. Die Musik war noch da. Sie schien aus den Wänden zu dringen. Der Mann richtete sich auf, hellwach. Er schwang sich aus dem Bett und streifte die Decke ab, die leicht an seiner Haut haftete. Sein Körper war muskulös, ohne Anzeichen von Fett, die Haut von gesundem Braun. Dreißig Jahre hätte man ihm gegeben auf den ersten Blick, doch der Ausdruck seiner Augen, die Linien um Kinn und Mund verrieten zwanzig Jahre mehr an Arbeit und Erfahrung.“ Und was das Phänomen der Zeitreisen angeht, da sollten wir vielleicht noch wissen, dass sich die Physiker vor Zeitreisen in die Vergangenheit fürchten. Denn bei dem Phänomen der „geschlossenen zeitartigen Kurven“ könnte es durchaus sein, dass man gewissermaßen durch die Zukunft in seine eigene Vergangenheit reist und dort womöglich die eigene Vergangenheit durcheinander bringt. Und es soll sogar möglich sein, dass eine Gegenwart gleich mehrere Vergangenheiten hat – sagt die Physik. Was für ein literarisches Thema … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3730 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years
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Zwischen Wikingern und Weltall oder die Überlegenheit der Literatur gegenüber der Physik - Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 13.01. 2017) Sind eigentlich Zeitreisen möglich? Mit Einstein sagt die Physik ja – zumindest was Zeitreisen in die Zukunft angeht. Schlechter sieht es dagegen für Zeitreisen in die Vergangenheit aus. Sagt die Physik. In der Literatur dagegen ist beides möglich, wie die drei aktuellen Deals der Woche der EDITION digital beweisen, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 13.01. 17 - Freitag, 20.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Rede ist von literarischen Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit. Und da geht es diesmal einmal zurück in die Vergangenheit, zu den Wikingern, einmal vorwärts in die Zukunft und einmal in – beide Richtungen. Das gilt zumindest für die Science-Fiction-Reihe von Hardy Manthey, der ausdrücklich eine Zeitreisende durch Raum und Zeit schickt. Mehr dazu weiter unten. Begeben wir uns zunächst in den frühmittelalterlichen Nord- und Ostseeraum, zu den Wikingern. Erstes Angebot des zweiten Newsletters des neuen Jahres ist der erstmals 1990 als Druckausgabe im Rostocker Hinstorff Verlag erschiene historische Roman „Odins Schwert“ von Heinz-Jürgen Zierke: Der junge Wikinger Ansgar muss die Ermordung seiner Eltern und den Raub seiner Schwester miterleben. Als er den Göttern geopfert werden soll, zerstört er im Tempel die Nachbildungen der Götter und flieht mit Odins Schwert. Er findet in Egil einen Blutsbruder und beide werden tollkühne Krieger, die von der Burg Vinborg aus zu Seeschlachten und Raubzügen aufbrechen. Odins Schwert scheint Asgar zu schützen, der es nicht durch Blut entweiht. Doch als er die Mörder seiner Eltern kennt, schwört er nur noch Rache und richtet in seinem Heimatort ein Blutbad an. Das blutige Schwert lässt er im Tempel zurück. Doch ehe Ansgar und Gil gemeinsam kämpfen können, müssen sie sich erst einmal begegnen. Und diese Begegnung findet in einer für Ansgar scheinbar aussichtslosen Situation statt. Dabei begegnen wir zunächst gar nicht Ansgar, sondern Egil: „Eine der beliebtesten Höhlen, die gleichwohl keiner ohne heimliches Grausen aufsuchte, in der man nur zu flüstern wagte, hatte die See hinter dem Riesenstein ausgewaschen. In diesem Felsblock von der Größe eines Bauernhauses klaffte ein fingerbreiter Riss, gezackt wie ein Blitz um Mitternacht. Man konnte, wenn die Augen den günstigsten Abstand fanden, durch den Stein weit hinaus auf die See schauen. Und in den Winternächten, bei Frostklirren und Mondschein, sah man die blakenden Kienspäne, die den an Walhalls Göttertafel prassenden Helden leuchteten. Wehe aber, man trat zu nahe an den Spalt oder steckte gar den Finger hinein! Mit Donnergetöse würde sich der Riss auftun, zuschnappen und den Finger, den Arm, den ganzen Leib des Verwegenen schlucken. Einst hatte der ungeschlachte Riese Hymi den jungen Gott Thor aufgefordert, seine Stärke zu beweisen, indem er mit bloßen Händen des Riesen Goldbecher zerbräche. So sehr sich Thor auch anstrengte, alle Muskeln spannte, dass die Stirnadern platzen wollten, er drückte nicht einmal eine Delle in das Gefäß. In aufloderndem Zorn schleuderte er den Becher gegen den Fels. Der Stein barst, das glänzende Metall aber zeigte nicht den geringsten Kratzer. Hohnlachend sprang der Riese mitsamt seinem Gold in den Spalt, bevor Thor ihm mit seinem Hammer den Schädel zerschmettern konnte. Hymi saß noch heute in diesem Stein, und wenn ihm einer auf Armeslänge nahe kam, packte er mit seiner Bärentatze zu. So warnten die Großmütter die Enkel. Die aber ... nun ja, sie bewiesen sich ihre Unerschrockenheit, wussten sich in dieser Grotte ungestört und konnten tun und treiben, was woanders Anstoß erregt hätte. Ein unerklärliches, aber sicheres Gefühl zog Egil gerade dorthin, obwohl er sich sagte, dass ein Fremder nichts von diesem Versteck wissen konnte. Er stieß einen heiseren Schrei aus, als er die zerschrammten Füße im Geröll sah. Erschrocken schlug er sich auf den Mund. Zu spät. Der da lag, auf dem Bauch, die Arme unter dem Leib, als hätte er versucht, sich abzustützen und wäre dabei eingeknickt, die Beine leicht angezogen, das Gesicht zur Seite gedreht, der war ein junger Bursche, nicht älter als Egil, der ärmlichen Kleidung nach ein Bauer oder Fischer, und der Schwertknauf, der unter der Hüfte hervorlugte, sagte ihm: ein Jungkrieger. Nur zögernd näherten sich die andern, Mädchen, Burschen, Frauen, Kinder, mutiger die Männer, aber auch sie gespannt, bereit davonzulaufen, wenn die haarige Tatze sich aus dem Fels schöbe. Erst als Egil sah, wie sich der alte Lobdrok bückte, um mit seinen zitternden Händen den Verunglückten umzudrehen, regte er sich wieder, schob den Greis beiseite, setzte dem Toten den Fuß in den Nacken, ließ sein Schwert wirbeln und krähte: „Mir gehört er, mir!“ Unter den nackten Sohlen spürte er, da war noch Leben.“ Und nun vorwärts in die Zukunft und damit zugleich zurück in die Vergangenheit: Um eine geheimnisvolle Botschaft geht es auch in dem zweiten und für die Neuauflage stark überarbeiteten Teil der Science-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey. Die Buchreihe erzählt von den atemberaubenden Abenteuern einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse im ersten Teil der Reihe „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde - allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln? Der zweite Teil der Reihe trägt den Titel „Von der Hure Roms zur mächtigen Priesterin“. Er führt die schöne blonde Aphrodite noch rechtzeitig vor dem 3. Punischen Krieg mit ihrem Herrn Eklasteos aus Karthago auf ein Schiff nach Sizilien. Viele Qualen und Erniedrigungen hat sie zu erdulden, obwohl sie zur Hure Roms aufsteigt und schließlich eine angesehene und reiche, aber rechtlose Ehefrau wird. Von ihrem Ziel, eine Botschaft in das 22. Jahrhundert zu senden, ist sie weit entfernt. Riskieren wir einen kurzen Blick in die Handlung dieser spannend miteinander verwobenen Vergangenheits-Zukunfts-Geschichte oder Zukunfts-Vergangenheits-Geschichte: „Sie steht auf und blickt über das Meer. Es ist wunderschön und am Horizont glaubt sie, Land zu erkennen. Tatsächlich, zur gleichen Zeit ruft einer der Matrosen, dass Inseln in Sicht seien. Nun werden wieder die Ruderplätze besetzt. Es sind alles sehr kräftig gebaute Männer. Die Männer sind aber keine Sklaven, wie sie aus den Aufzeichnungen des Professors und dem Geschichtsunterricht von früher oder besser von übermorgen erfahren hat. Die muskulösen Ruderer sind stolz auf ihre Leistung. Es ist schon beeindruckend, wie sie die großen Ruder bewegen. Sie legen sich im Angesicht des Landes mit Begeisterung in die Riemen, rudern aber nur so lange, bis die gefährlichen Klippen umschifft sind. Ob sie die Freude mit den Männern teilen kann, wenn sie in Syrakus angekommen sind? Was werden ihr Syrakus und Sizilien bringen? Ist sie weit genug entfernt vom Kriegsschauplatz Karthago? Sie will es hoffen und glauben. Aphrodite entspannt sich noch etwas und döst vor sich hin. Die Sonne steht schon hoch, es geht an der Küste der kleinen Inseln vorbei in Richtung Osten. Bis ans Ufer reicht an manchen Stellen der Wald. Nur um kleine Siedlungen herum ist jeglicher Wald verschwunden. Ebenso karg, wie es ihr rund um das Mittelmeer aus der Erinnerung bekannt ist. Die mediterrane Landschaft späterer Jahrhunderte muss also erst noch durch Menschenhand entstehen. Das Wetter ist ruhig. Der Wind aus dem Süden reicht soweit aus, dass keiner mehr rudern muss. Alles ist so schön, dass Aphrodite geneigt ist, das Leid um sie herum für einen Moment zu vergessen. Das leise Jammern von Alana holt sie wieder in die so grausame Realität zurück. Eigentlich mehr zufällig blickt Aphrodite nach hinten und sieht weit weg am Horizont ein Schiff mit vollen Segeln und mit langen Rudern kommen. Sie kann bald genau sehen, wie die Ruder das Wasser aufpeitschen. Das Schiff scheint sehr schnell, vor allem viel schneller als ihr Schiff zu sein. Aufgeregt ruft deshalb Aphrodite: „Ein Schiff kommt auf uns zu!“ Ihr Ruf löst unerwartet Panik aus. „Das sind Seeräuber!“, ruft jemand von der Schiffsbesatzung. Sofort greifen die Männer in die Riemen und der Trommler schlägt immer schneller den Takt für die Ruderer, aber das Schiff nähert sich immer mehr. Angst macht sich breit. Aphrodite hat von grausamen Überfällen gehört. Piraten töten die Besiegten eigentlich immer. Ein Glücksfall ist es, als Sklave verkauft zu werden. „Für mich kann es nicht schlimmer kommen“, denkt Aphrodite und beobachtet doch nervös, was nun passieren wird. An Zeichen und kurzen Kommandos des Kapitäns, die sie nicht versteht, erkennt sie, dass ihr Schiff einen neuen Kurs nehmen soll. Tatsächlich steuert es mehr auf die Küste zu und die gefährlichen Klippen kommen immer näher. Nun begreift auch Aphrodite, dass sie durch die Klippen dem größeren Piratenschiff entkommen wollen. Mit den gewagten Manövern gelingt es tatsächlich, den bedrohlich nahe kommenden Felsen und Untiefen auszuweichen. Nun steht die Frage auf allen Gesichtern: „Folgen ihnen die Seeräuber weiter?“ Mit schnellem Takt treibt der Trommler alle zu Höchstleistungen an. Alle, die nicht helfen können, beobachten das Piratenschiff. Zuerst kommt es immer näher, doch plötzlich fällt es mehr und mehr zurück. Ein lautes Bersten von Holz, das vom Piratenschiff kommt, löst allgemeinen Jubel aus. Es hatte tatsächlich zu viel Tiefgang und ist bei der Verfolgung auf die Unterwasserfelsen geraten. Das Piratenschiff sinkt überraschend schnell.“ Im Übrigen ist es natürlich besser, auch schon den ersten Teil der „Zeitreisenden“ gelesen zu haben, aber für alle diejenigen, die gleich mit dem zweiten Teil beginnen, liefert der Autor zu Anfang eine geraffte Zusammenfassung der Ereignisse davor. Ebenfalls dem Genre Science Fiction ist auch das dritte und letzte Angebot dieses zweiten Newsletters des neuen Jahres zuzurechnen. Der utopische Roman „Die Ohnmacht der Allmächtigen“ von Heiner Rank war erstmals 1973 im Verlag Das Neue Berlin erschienen: Auf den ersten Blick scheint es ein Paradies zu sein, in das Asmo, der Mann ohne Erinnerung, verschlagen worden ist, ein Land des ungetrübten Genusses, des pausenlos anhaltenden Glücks. Die Dafotil, Bewohner des Planeten Astilot, kennen weder Mangel noch Sorge noch Krankheit, Alter, Unrecht, Strafe, Zwang, Gewalt. Was sie wünschen, geht in Erfüllung, ihr Gruß lautet: „Viel Liebe!“ Und dennoch fällt es Asmo schwer, sich einzuleben. Das Aromakonzert auf der Duftorgel lässt ihn kalt, Jonas hemmungslose Hingabe befremdet ihn, die Unterwürfigkeit der Dienstautomaten macht ihn traurig, das zügellose Gebaren auf dem Tanzessen widert ihn an. Was soll er hier, wo er ein Fremdkörper ist und allein durch seine Existenz die ausgeklügelte Harmonie gefährdet? Wem dient es, welche Absicht verbirgt sich dahinter? Heiner Rank begnügt sich nicht mit Andeutungen, wie es auf dem Planeten Astilot aussehen könnte, er geht ins Detail, und seine Fantasie ist bis zum letzten Kapitel frisch und unverbraucht. In Landschaften und Bauten, in technischen und sozialen Einrichtungen, in Machtverhältnissen, menschlichen Beziehungen, Gewohnheiten und Anschauungen offenbart sich eine fremdartige Welt, farbig und vielgestaltig, immer wieder neu, überraschend anders, fordert heraus zum Vergleich und zur Wertung. Die symbolhafte Fabel, eingebettet in eine von starken Spannungshöhepunkten getragene Handlung, stellt Fragen, die in der Utopie traditionell sind: Was ist Glück, worin liegt der Sinn des Lebens? Die Antwort ist nicht endgültig, kann es nicht sein, weil jede Zeit auf eigene Weise zu antworten weiß, doch sie führt dahin, dass wir Probleme wiedererkennen, dass wir Befürchtungen und Hoffnungen entdecken, die auch uns bewegen. Der Roman beginnt mit einer Woge – mit einer Woge Ozon: „Eine Woge Ozon wehte durch den Raum, kaum spürbar, sanft wie ein Hauch. Der Mann auf dem Bett begann sich zu bewegen. Er öffnete die Augen noch nicht, ganz gegen seine Gewohnheit; er zögerte, als würde er ahnen, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bevor ihm etwas Neues, etwas Unbekanntes entgegentrat. Er lag reglos, atmete in tiefen Zügen einen fremden, belebenden Duft und überließ sich den Bildern, die in ihm aufstiegen. Schaumkronen auf glasgrünem Wasser, das Rauschen der Brandung. Sein Pferd geht in spielerischem Trab über den feuchten Sandstreifen des Ufers, mit beiden Händen hält er sich an der wehenden Mähne. Dicht neben ihm ein Mädchen, braun gebrannt, in abgewetzten Hosen, ein rotes Band in dem vom Wind zerwühlten Haar. Weit vor ihnen die anderen Reiter, Schemen, verwischte Konturen, die rhythmisch auf und ab schwingen. Das Mädchen singt. Ein wildes Lied, eine heisere Stimme. Ist es der Schmerz, sich für lange Zeit von der vertrauten Welt zu trennen, Abschied zu nehmen von den Menschen, die sie liebt? Oder nur Ungeduld, freudige Erwartung, Sehnsucht nach der einmaligen, unwiderruflichen Tat, nach den Abenteuern der Erkenntnis? Der Mann lauschte. Fremde Klänge drangen in sein Ohr. Säuselnde Geigen, darüber die Tonperlen eines Cembalos. Die Musik störte. Sie gehörte nicht dazu, begann die Bilder zu verdrängen. Er wollte sie festhalten, suchte nach den Namen für das Mädchen, die Freunde, das Meer. Vergeblich. Er fand die Namen nicht, und ohne Namen ließ sich nichts beschwören. Das Mädchen, die Freunde, das Meer, sie versanken in Nebelschleiern. Der Mann schüttelte ärgerlich den Kopf und öffnete die Lider. Was er sah, war ihm unbekannt. Ein mittelgroßer, rechteckiger Raum. Die Zimmerdecke gab gelbes Licht, das keine Schatten warf. Wände und Fußboden waren grau, aus einem glänzenden pelzartigen Material, ebenso die wenigen apfelsinenfarbenen Möbel. Die Musik war noch da. Sie schien aus den Wänden zu dringen. Der Mann richtete sich auf, hellwach. Er schwang sich aus dem Bett und streifte die Decke ab, die leicht an seiner Haut haftete. Sein Körper war muskulös, ohne Anzeichen von Fett, die Haut von gesundem Braun. Dreißig Jahre hätte man ihm gegeben auf den ersten Blick, doch der Ausdruck seiner Augen, die Linien um Kinn und Mund verrieten zwanzig Jahre mehr an Arbeit und Erfahrung.“ Und was das Phänomen der Zeitreisen angeht, da sollten wir vielleicht noch wissen, dass sich die Physiker vor Zeitreisen in die Vergangenheit fürchten. Denn bei dem Phänomen der „geschlossenen zeitartigen Kurven“ könnte es durchaus sein, dass man gewissermaßen durch die Zukunft in seine eigene Vergangenheit reist und dort womöglich die eigene Vergangenheit durcheinander bringt. Und es soll sogar möglich sein, dass eine Gegenwart gleich mehrere Vergangenheiten hat – sagt die Physik. Was für ein literarisches Thema … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3730 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years
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Zwischen Wikingern und Weltall oder die Überlegenheit der Literatur gegenüber der Physik - Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 13.01. 2017) Sind eigentlich Zeitreisen möglich? Mit Einstein sagt die Physik ja – zumindest was Zeitreisen in die Zukunft angeht. Schlechter sieht es dagegen für Zeitreisen in die Vergangenheit aus. Sagt die Physik. In der Literatur dagegen ist beides möglich, wie die drei aktuellen Deals der Woche der EDITION digital beweisen, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 13.01. 17 - Freitag, 20.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Rede ist von literarischen Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit. Und da geht es diesmal einmal zurück in die Vergangenheit, zu den Wikingern, einmal vorwärts in die Zukunft und einmal in – beide Richtungen. Das gilt zumindest für die Science-Fiction-Reihe von Hardy Manthey, der ausdrücklich eine Zeitreisende durch Raum und Zeit schickt. Mehr dazu weiter unten. Begeben wir uns zunächst in den frühmittelalterlichen Nord- und Ostseeraum, zu den Wikingern. Erstes Angebot des zweiten Newsletters des neuen Jahres ist der erstmals 1990 als Druckausgabe im Rostocker Hinstorff Verlag erschiene historische Roman „Odins Schwert“ von Heinz-Jürgen Zierke: Der junge Wikinger Ansgar muss die Ermordung seiner Eltern und den Raub seiner Schwester miterleben. Als er den Göttern geopfert werden soll, zerstört er im Tempel die Nachbildungen der Götter und flieht mit Odins Schwert. Er findet in Egil einen Blutsbruder und beide werden tollkühne Krieger, die von der Burg Vinborg aus zu Seeschlachten und Raubzügen aufbrechen. Odins Schwert scheint Asgar zu schützen, der es nicht durch Blut entweiht. Doch als er die Mörder seiner Eltern kennt, schwört er nur noch Rache und richtet in seinem Heimatort ein Blutbad an. Das blutige Schwert lässt er im Tempel zurück. Doch ehe Ansgar und Gil gemeinsam kämpfen können, müssen sie sich erst einmal begegnen. Und diese Begegnung findet in einer für Ansgar scheinbar aussichtslosen Situation statt. Dabei begegnen wir zunächst gar nicht Ansgar, sondern Egil: „Eine der beliebtesten Höhlen, die gleichwohl keiner ohne heimliches Grausen aufsuchte, in der man nur zu flüstern wagte, hatte die See hinter dem Riesenstein ausgewaschen. In diesem Felsblock von der Größe eines Bauernhauses klaffte ein fingerbreiter Riss, gezackt wie ein Blitz um Mitternacht. Man konnte, wenn die Augen den günstigsten Abstand fanden, durch den Stein weit hinaus auf die See schauen. Und in den Winternächten, bei Frostklirren und Mondschein, sah man die blakenden Kienspäne, die den an Walhalls Göttertafel prassenden Helden leuchteten. Wehe aber, man trat zu nahe an den Spalt oder steckte gar den Finger hinein! Mit Donnergetöse würde sich der Riss auftun, zuschnappen und den Finger, den Arm, den ganzen Leib des Verwegenen schlucken. Einst hatte der ungeschlachte Riese Hymi den jungen Gott Thor aufgefordert, seine Stärke zu beweisen, indem er mit bloßen Händen des Riesen Goldbecher zerbräche. So sehr sich Thor auch anstrengte, alle Muskeln spannte, dass die Stirnadern platzen wollten, er drückte nicht einmal eine Delle in das Gefäß. In aufloderndem Zorn schleuderte er den Becher gegen den Fels. Der Stein barst, das glänzende Metall aber zeigte nicht den geringsten Kratzer. Hohnlachend sprang der Riese mitsamt seinem Gold in den Spalt, bevor Thor ihm mit seinem Hammer den Schädel zerschmettern konnte. Hymi saß noch heute in diesem Stein, und wenn ihm einer auf Armeslänge nahe kam, packte er mit seiner Bärentatze zu. So warnten die Großmütter die Enkel. Die aber ... nun ja, sie bewiesen sich ihre Unerschrockenheit, wussten sich in dieser Grotte ungestört und konnten tun und treiben, was woanders Anstoß erregt hätte. Ein unerklärliches, aber sicheres Gefühl zog Egil gerade dorthin, obwohl er sich sagte, dass ein Fremder nichts von diesem Versteck wissen konnte. Er stieß einen heiseren Schrei aus, als er die zerschrammten Füße im Geröll sah. Erschrocken schlug er sich auf den Mund. Zu spät. Der da lag, auf dem Bauch, die Arme unter dem Leib, als hätte er versucht, sich abzustützen und wäre dabei eingeknickt, die Beine leicht angezogen, das Gesicht zur Seite gedreht, der war ein junger Bursche, nicht älter als Egil, der ärmlichen Kleidung nach ein Bauer oder Fischer, und der Schwertknauf, der unter der Hüfte hervorlugte, sagte ihm: ein Jungkrieger. Nur zögernd näherten sich die andern, Mädchen, Burschen, Frauen, Kinder, mutiger die Männer, aber auch sie gespannt, bereit davonzulaufen, wenn die haarige Tatze sich aus dem Fels schöbe. Erst als Egil sah, wie sich der alte Lobdrok bückte, um mit seinen zitternden Händen den Verunglückten umzudrehen, regte er sich wieder, schob den Greis beiseite, setzte dem Toten den Fuß in den Nacken, ließ sein Schwert wirbeln und krähte: „Mir gehört er, mir!“ Unter den nackten Sohlen spürte er, da war noch Leben.“ Und nun vorwärts in die Zukunft und damit zugleich zurück in die Vergangenheit: Um eine geheimnisvolle Botschaft geht es auch in dem zweiten und für die Neuauflage stark überarbeiteten Teil der Science-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey. Die Buchreihe erzählt von den atemberaubenden Abenteuern einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse im ersten Teil der Reihe „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde - allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln? Der zweite Teil der Reihe trägt den Titel „Von der Hure Roms zur mächtigen Priesterin“. Er führt die schöne blonde Aphrodite noch rechtzeitig vor dem 3. Punischen Krieg mit ihrem Herrn Eklasteos aus Karthago auf ein Schiff nach Sizilien. Viele Qualen und Erniedrigungen hat sie zu erdulden, obwohl sie zur Hure Roms aufsteigt und schließlich eine angesehene und reiche, aber rechtlose Ehefrau wird. Von ihrem Ziel, eine Botschaft in das 22. Jahrhundert zu senden, ist sie weit entfernt. Riskieren wir einen kurzen Blick in die Handlung dieser spannend miteinander verwobenen Vergangenheits-Zukunfts-Geschichte oder Zukunfts-Vergangenheits-Geschichte: „Sie steht auf und blickt über das Meer. Es ist wunderschön und am Horizont glaubt sie, Land zu erkennen. Tatsächlich, zur gleichen Zeit ruft einer der Matrosen, dass Inseln in Sicht seien. Nun werden wieder die Ruderplätze besetzt. Es sind alles sehr kräftig gebaute Männer. Die Männer sind aber keine Sklaven, wie sie aus den Aufzeichnungen des Professors und dem Geschichtsunterricht von früher oder besser von übermorgen erfahren hat. Die muskulösen Ruderer sind stolz auf ihre Leistung. Es ist schon beeindruckend, wie sie die großen Ruder bewegen. Sie legen sich im Angesicht des Landes mit Begeisterung in die Riemen, rudern aber nur so lange, bis die gefährlichen Klippen umschifft sind. Ob sie die Freude mit den Männern teilen kann, wenn sie in Syrakus angekommen sind? Was werden ihr Syrakus und Sizilien bringen? Ist sie weit genug entfernt vom Kriegsschauplatz Karthago? Sie will es hoffen und glauben. Aphrodite entspannt sich noch etwas und döst vor sich hin. Die Sonne steht schon hoch, es geht an der Küste der kleinen Inseln vorbei in Richtung Osten. Bis ans Ufer reicht an manchen Stellen der Wald. Nur um kleine Siedlungen herum ist jeglicher Wald verschwunden. Ebenso karg, wie es ihr rund um das Mittelmeer aus der Erinnerung bekannt ist. Die mediterrane Landschaft späterer Jahrhunderte muss also erst noch durch Menschenhand entstehen. Das Wetter ist ruhig. Der Wind aus dem Süden reicht soweit aus, dass keiner mehr rudern muss. Alles ist so schön, dass Aphrodite geneigt ist, das Leid um sie herum für einen Moment zu vergessen. Das leise Jammern von Alana holt sie wieder in die so grausame Realität zurück. Eigentlich mehr zufällig blickt Aphrodite nach hinten und sieht weit weg am Horizont ein Schiff mit vollen Segeln und mit langen Rudern kommen. Sie kann bald genau sehen, wie die Ruder das Wasser aufpeitschen. Das Schiff scheint sehr schnell, vor allem viel schneller als ihr Schiff zu sein. Aufgeregt ruft deshalb Aphrodite: „Ein Schiff kommt auf uns zu!“ Ihr Ruf löst unerwartet Panik aus. „Das sind Seeräuber!“, ruft jemand von der Schiffsbesatzung. Sofort greifen die Männer in die Riemen und der Trommler schlägt immer schneller den Takt für die Ruderer, aber das Schiff nähert sich immer mehr. Angst macht sich breit. Aphrodite hat von grausamen Überfällen gehört. Piraten töten die Besiegten eigentlich immer. Ein Glücksfall ist es, als Sklave verkauft zu werden. „Für mich kann es nicht schlimmer kommen“, denkt Aphrodite und beobachtet doch nervös, was nun passieren wird. An Zeichen und kurzen Kommandos des Kapitäns, die sie nicht versteht, erkennt sie, dass ihr Schiff einen neuen Kurs nehmen soll. Tatsächlich steuert es mehr auf die Küste zu und die gefährlichen Klippen kommen immer näher. Nun begreift auch Aphrodite, dass sie durch die Klippen dem größeren Piratenschiff entkommen wollen. Mit den gewagten Manövern gelingt es tatsächlich, den bedrohlich nahe kommenden Felsen und Untiefen auszuweichen. Nun steht die Frage auf allen Gesichtern: „Folgen ihnen die Seeräuber weiter?“ Mit schnellem Takt treibt der Trommler alle zu Höchstleistungen an. Alle, die nicht helfen können, beobachten das Piratenschiff. Zuerst kommt es immer näher, doch plötzlich fällt es mehr und mehr zurück. Ein lautes Bersten von Holz, das vom Piratenschiff kommt, löst allgemeinen Jubel aus. Es hatte tatsächlich zu viel Tiefgang und ist bei der Verfolgung auf die Unterwasserfelsen geraten. Das Piratenschiff sinkt überraschend schnell.“ Im Übrigen ist es natürlich besser, auch schon den ersten Teil der „Zeitreisenden“ gelesen zu haben, aber für alle diejenigen, die gleich mit dem zweiten Teil beginnen, liefert der Autor zu Anfang eine geraffte Zusammenfassung der Ereignisse davor. Ebenfalls dem Genre Science Fiction ist auch das dritte und letzte Angebot dieses zweiten Newsletters des neuen Jahres zuzurechnen. Der utopische Roman „Die Ohnmacht der Allmächtigen“ von Heiner Rank war erstmals 1973 im Verlag Das Neue Berlin erschienen: Auf den ersten Blick scheint es ein Paradies zu sein, in das Asmo, der Mann ohne Erinnerung, verschlagen worden ist, ein Land des ungetrübten Genusses, des pausenlos anhaltenden Glücks. Die Dafotil, Bewohner des Planeten Astilot, kennen weder Mangel noch Sorge noch Krankheit, Alter, Unrecht, Strafe, Zwang, Gewalt. Was sie wünschen, geht in Erfüllung, ihr Gruß lautet: „Viel Liebe!“ Und dennoch fällt es Asmo schwer, sich einzuleben. Das Aromakonzert auf der Duftorgel lässt ihn kalt, Jonas hemmungslose Hingabe befremdet ihn, die Unterwürfigkeit der Dienstautomaten macht ihn traurig, das zügellose Gebaren auf dem Tanzessen widert ihn an. Was soll er hier, wo er ein Fremdkörper ist und allein durch seine Existenz die ausgeklügelte Harmonie gefährdet? Wem dient es, welche Absicht verbirgt sich dahinter? Heiner Rank begnügt sich nicht mit Andeutungen, wie es auf dem Planeten Astilot aussehen könnte, er geht ins Detail, und seine Fantasie ist bis zum letzten Kapitel frisch und unverbraucht. In Landschaften und Bauten, in technischen und sozialen Einrichtungen, in Machtverhältnissen, menschlichen Beziehungen, Gewohnheiten und Anschauungen offenbart sich eine fremdartige Welt, farbig und vielgestaltig, immer wieder neu, überraschend anders, fordert heraus zum Vergleich und zur Wertung. Die symbolhafte Fabel, eingebettet in eine von starken Spannungshöhepunkten getragene Handlung, stellt Fragen, die in der Utopie traditionell sind: Was ist Glück, worin liegt der Sinn des Lebens? Die Antwort ist nicht endgültig, kann es nicht sein, weil jede Zeit auf eigene Weise zu antworten weiß, doch sie führt dahin, dass wir Probleme wiedererkennen, dass wir Befürchtungen und Hoffnungen entdecken, die auch uns bewegen. Der Roman beginnt mit einer Woge – mit einer Woge Ozon: „Eine Woge Ozon wehte durch den Raum, kaum spürbar, sanft wie ein Hauch. Der Mann auf dem Bett begann sich zu bewegen. Er öffnete die Augen noch nicht, ganz gegen seine Gewohnheit; er zögerte, als würde er ahnen, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bevor ihm etwas Neues, etwas Unbekanntes entgegentrat. Er lag reglos, atmete in tiefen Zügen einen fremden, belebenden Duft und überließ sich den Bildern, die in ihm aufstiegen. Schaumkronen auf glasgrünem Wasser, das Rauschen der Brandung. Sein Pferd geht in spielerischem Trab über den feuchten Sandstreifen des Ufers, mit beiden Händen hält er sich an der wehenden Mähne. Dicht neben ihm ein Mädchen, braun gebrannt, in abgewetzten Hosen, ein rotes Band in dem vom Wind zerwühlten Haar. Weit vor ihnen die anderen Reiter, Schemen, verwischte Konturen, die rhythmisch auf und ab schwingen. Das Mädchen singt. Ein wildes Lied, eine heisere Stimme. Ist es der Schmerz, sich für lange Zeit von der vertrauten Welt zu trennen, Abschied zu nehmen von den Menschen, die sie liebt? Oder nur Ungeduld, freudige Erwartung, Sehnsucht nach der einmaligen, unwiderruflichen Tat, nach den Abenteuern der Erkenntnis? Der Mann lauschte. Fremde Klänge drangen in sein Ohr. Säuselnde Geigen, darüber die Tonperlen eines Cembalos. Die Musik störte. Sie gehörte nicht dazu, begann die Bilder zu verdrängen. Er wollte sie festhalten, suchte nach den Namen für das Mädchen, die Freunde, das Meer. Vergeblich. Er fand die Namen nicht, und ohne Namen ließ sich nichts beschwören. Das Mädchen, die Freunde, das Meer, sie versanken in Nebelschleiern. Der Mann schüttelte ärgerlich den Kopf und öffnete die Lider. Was er sah, war ihm unbekannt. Ein mittelgroßer, rechteckiger Raum. Die Zimmerdecke gab gelbes Licht, das keine Schatten warf. Wände und Fußboden waren grau, aus einem glänzenden pelzartigen Material, ebenso die wenigen apfelsinenfarbenen Möbel. Die Musik war noch da. Sie schien aus den Wänden zu dringen. Der Mann richtete sich auf, hellwach. Er schwang sich aus dem Bett und streifte die Decke ab, die leicht an seiner Haut haftete. Sein Körper war muskulös, ohne Anzeichen von Fett, die Haut von gesundem Braun. Dreißig Jahre hätte man ihm gegeben auf den ersten Blick, doch der Ausdruck seiner Augen, die Linien um Kinn und Mund verrieten zwanzig Jahre mehr an Arbeit und Erfahrung.“ Und was das Phänomen der Zeitreisen angeht, da sollten wir vielleicht noch wissen, dass sich die Physiker vor Zeitreisen in die Vergangenheit fürchten. Denn bei dem Phänomen der „geschlossenen zeitartigen Kurven“ könnte es durchaus sein, dass man gewissermaßen durch die Zukunft in seine eigene Vergangenheit reist und dort womöglich die eigene Vergangenheit durcheinander bringt. Und es soll sogar möglich sein, dass eine Gegenwart gleich mehrere Vergangenheiten hat – sagt die Physik. Was für ein literarisches Thema … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3730 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years
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Lesestoff zu Halloween – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis - Aussagen eines Schutzengels - „Liebengrün“ von Gerhard Branstner diese Woche neu bei EDITION digital
(Pinnow, 21.10. 2016) Halloween literarisch? Kann man sich beim Lesen gruseln? Ja, das geht, wie wir aus manchen Schreck- und Schauergeschichten aus der Vergangenheit wissen. Dazu gehört als eines der berühmtesten Bücher dieses Schlages der am 18. Mai 1897 erschienene Roman „Dracula“ des irischen Schriftstellers Bram Stoker mit dem wohl berühmtesten Vampir der Literaturgeschichte als titelgebender Hauptfigur. Zumindest den berühmten Namen findet der Leser auch in einem erstmals 2003 erschienenen Kinderbuch mit insgesamt neun grausel-grusligen Geschichten von Klaus Möckel wieder. Unter dem Titel „Ein Hund namens Dracula“ lädt der Autor seine jungen Leser zu Begegnungen mit dem Wirklich-Unwirklichen. So erzählt Klaus Möckel in der Titelgeschichte von Steffen, der von seinen Mitschülern Schutzgeld erpresst und daher vor ein Geistergericht zitiert wird, wo ihn der gefährliche Hund Dracula in Schach hält. Mitunter recht Schauriges passiert auch passend zu Halloween, diesem von katholischen irischen Auswanderern zunächst nach Amerika exportierten und seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts auch auf dem europäischen Kontinent häufiger anzutreffenden Volksbräuchen, in dem erstmals 1998 veröffentlichten Band „Spuk auf Spyker“ von Heinz-Jürgen Zierke. In den wundersamen Geschichten aus Pommern und der Uckermark geht es unheimlich, gespenstisch und Schauererregend zu, zugleich aber kommen auch Humor und Ironie nicht zu kurz. Und nicht zuletzt lernt der Leser, dass es nicht nur zu früheren Zeiten gespukt hat, sondern durchaus auch in der Gegenwart – so eben auf Schloss Spyker auf Rügen, wo dunkle Gestalten eine Schulung stören: „Ein neues schrilles Signal des unsichtbaren Herolds. Die Schiebetür an der Rückseite des Saales glitt beiseite, und auch hier traten drei Mann ein, zwei in Schwarz und in ihrer Mitte ein unverhüllter alter Mann. Es war - Aldi blieb der Mund offen, was hinter der Maske zum Glück niemand bemerkte - Graf Wrangel selbst, der Herr des Schlosses, als sei er eben aus dem lebensgroßen Bild, das im Lesezimmer hing, herabgestiegen. Die bunte Marschallschärpe schlotterte um den Greisenleib. Aldi, dem Ordnungsfanatiker, fiel auf, dass die weißen Spitzenmanschetten angegraut und überdies falsch gefältelt waren.“ Die beiden recht gut zu Halloween passenden Bücher von Möckel und Zierke gehören ebenso wie drei weitere Veröffentlichungen zu den aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 21.10. - Freitag, 28.10.) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Sowohl an Kinder als auch an Erwachsene wendet sich der in seiner ersten Auflage 1994 veröffentlichte Band „Petermännchen. Der geheimnisvolle Zwerg“, in dem die beiden Schweriner Autoren Erika und Jürgen Borchardt elf besonders schöne Sagen vom Schweriner Schlossgeist Petermännchen auf wunderbare Weise nacherzählen. Die Auswahl reicht vom geheimnisvollen Zwerg, der schon auf und im Titel des Buches auftaucht über „Eine Ohrfeige für den Mundschenk“ und „Die wundersame Rettung der schönen Gartenknechtstochter“ sowie der Geschichte über einen schlafenden Wachsoldaten bis zu zwei Sagen über „Die Schlossjungfer am Pfaffenteich“ und über „Das Geheimnis um die goldene Tuchnadel“. Zudem ist in einem ausführlichen Nachwort mehr über das Schweriner Petermännchen und darüber zu erfahren, wie die von Borchardt und Borchardt neu aufgeschriebenen Sagen einst entstanden sein mögen. In eine ganz andere, weit entfernte Welt (ent)führt seine Leser Gerhard Branstner in seinem Buch mit dem fast barock klingenden Titel „Der Sternenkavalier oder Die Irrfahrten des ein wenig verstiegenen Großmeisters der galaktischen Wissenschaften Eto Schik und seines treuen Gefährten As Nap“ aus dem Jahre 1976. Die erwähnten Irrfahrten bieten manche Überraschung. Und schon der Anlass dieser Reise ist utopisch und ungewöhnlich: Weltall und Sternbilder sollen nach „ästhetischen Grundsätzen“ umgemodelt werden. Das stiftet unter den Planetenbewohnern, die dort angetroffen werden, zumeist bemerkliche Verblüffung. Denn feste Grundsätze und unumstößlich geglaubte Ordnungen geraten ins Wanken oder werden mittels eines mühelos gehandhabten Zauberstöckchens kurzfristig über den Haufen geworfen. Und da Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ist, wollen wir hier mit ein paar Titeln der im „Sternenkavalier“ versammelten Geschichten Lust aufs Lesen des gesamten Buches machen, als da sind unter anderem „Das Schiff der lustigen Leute“, „Kartoffelgespenster unterm Regenschirm“ und „Das Land der Verlässlichkeit“, aber auch ein Text unter dem Titel „Der Gordische Knoten“. Alles in allem zeigt Branstner, dass auch Irrfahrten sehr vergnüglich und im besten Sinne lehrreich sein können. Wieder ganz anders steht es um Raum und Zeit in dem autobiografischen Buch „Meine Sekretäre und ich“ von Hans Bentzien. Dieser Mann hatte in seinem Leben fast alles ausgekostet, was es in einem Leben auszukosten gibt – Triumph und Tragik. Bentzien, geboren am 4. Januar 1927 in Greifswald, gestorben am 18. Mai 2015, war zu DDR-Zeiten einmal und zwar von 1961 bis 1965 jüngster Minister für Kultur dieser Republik, bevor er in der Folge des berühmt-berüchtigten 11. Plenums des ZK der SED am 12. Januar 1966 „wegen ernsthafter Fehler“ abgelöst und durch Klaus Gysi ersetzt wurde. Möglicherweise hatte im Hintergrund der damalige Erste Sekretär des ZK der SED und Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht für diesen Personalwechsel gesorgt. Nach seiner Ablösung als Minister war Bentzien von 1966 bis 1975 Direktor des Verlages Neues Leben, bis er 1975 zum Rundfunk der DDR wechselte, wo er als Nachfolger von Manfred Engelhardt für zwei Jahre die Leitung der Hauptabteilung Funkdramatik übernahm – bis 1977, als er stellvertretender Vorsitzender des Staatlichen Komitees für Fernsehen wurde. Wiederum zwei Jahre später verlor er diese Funktion wieder. Bentzien wurde wegen Ausstrahlung der beiden Filme „Geschlossene Gesellschaft“ und „Ursula“ abgesetzt. Und wer mehr über die damaligen Vorgänge speziell um die „Geschlossene Gesellschaft“ erfahren möchte, der sollte das Buch „Meine Sekretäre und ich“ zu Hand nehmen, dem Geheimdokumente über eben diese Vorgänge vorangestellt sind, in die der Autor verstrickt war. Ansonsten aber meint der Begriff „Meine Sekretäre“ im Buchtitel die jeweils führenden Sekretäre der SED, mit denen Bentzien während seines Lebensweges auf verschiedene Weise zusammengetroffen war - von einer rührenden Begegnung mit Wilhelm Pieck bis in die jüngste Gegenwart des erstmals 1995 veröffentlichten Buches, als Hans Bentzien in den „Unruhestand“ gegangen war – so die Überschrift des letzten Kapitels des nicht nur für Zeit-Genossen und DDR-Historiker spannend zu lesenden Buches. Sein Schicksal wird von allen Sekretären direkt oder indirekt berührt, sogar bestimmt; und er war selbst Sekretär in voller Funktion. Und der Leser spürt, der Autor kennt sich also aus und ist befugt, seine Geschichte mit der des Landes zu verknüpfen. Bekanntes wird sachkundig erörtert, Unbekanntes hervorgebracht. Ein Menschenschicksal, Zeitgeschichte, Geschichte und Geschichten. Ein Stück DDR-Geschichte aus durchaus ungewöhnlicher Perspektive. Ein kleines Dorf in Thüringen – Autobiographie von Gerhard Branstner diese Woche neu erschienen Liebengrün, so lässt uns zum Beispiel Wikipedia auf Online-Nachfrage wissen, ist ein kleines Dorf inmitten des Thüringer Schiefergebirges und ein Ortsteil der Gemeinde Remptendorf im Saale-Orla-Kreis. Es liegt 537 m ü. NN, hat 10,12 km² Fläche und zählte am 31. Dezember 2009 exakt 398 Einwohner. Was Wikipedia nicht sagt, ist, dass aus eben diesem kleinen thüringischen Dorf der Urgroßvater von Gerhard Branstner stammte, weshalb er seine sich zum eigenen 80. Geburtstag geschenkte Autobiografie eben „Liebengrün“ nannte. Allerdings gibt es zu diesem Titel noch einen spannenden Untertitel – „Ein Schutzengel sagt aus“. Das Buch zeichnet auf typisch Branstnersche-heitere Weise Branstners Leben nach, das in einer proletarischen Familie gestartet war, ihn über Verwaltungslehre, Kriegsgefangenschaft in Frankreich und Belgien, Arbeiter- und Bauernfakultät zu Philosophiestudium und Hochschullehre in Berlin führte, zur Verlagstätigkeit und schließlich zur Schriftstellerei. In einer damaligen Rezension des Buches hieß es treffend, „wer sich für die Literatur- und Überbaugeschichte der DDR einschließlich MfS interessiert, für den ist dieses Buch eine Fundgrube“. Und „Liebengrün“ hat auch sehr schöne Anekdoten zu bieten, so etwa die von einer Lesung in Schwerin, wo ihm ein Hörer riet, unbedingt die „Reise zum Stern der Beschwingten“ zu lesen, es sei in seiner Art geschrieben: „Ich erklärte ihm, daß ich das Buch schon vor dem Druck gelesen habe, da ich es selber geschrieben hatte.“ Und man ahnt, was es bedeutet, wenn es in derselben Rezension hieß, dass die damalige Lieblingsmaxime des vielseitigen Autors eine 2000-jährige Lebensregel der Pygmäen aufgriff: „Erst lachen, dann denken“. Unser Tipp: Erst lesen, dann lachen. Oder umgekehrt. Oder was am wahrscheinlichsten sein dürfte - beides auf einmal. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3687 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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Lesestoff zu Halloween – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis - Aussagen eines Schutzengels - „Liebengrün“ von Gerhard Branstner diese Woche neu bei EDITION digital
(Pinnow, 21.10. 2016) Halloween literarisch? Kann man sich beim Lesen gruseln? Ja, das geht, wie wir aus manchen Schreck- und Schauergeschichten aus der Vergangenheit wissen. Dazu gehört als eines der berühmtesten Bücher dieses Schlages der am 18. Mai 1897 erschienene Roman „Dracula“ des irischen Schriftstellers Bram Stoker mit dem wohl berühmtesten Vampir der Literaturgeschichte als titelgebender Hauptfigur. Zumindest den berühmten Namen findet der Leser auch in einem erstmals 2003 erschienenen Kinderbuch mit insgesamt neun grausel-grusligen Geschichten von Klaus Möckel wieder. Unter dem Titel „Ein Hund namens Dracula“ lädt der Autor seine jungen Leser zu Begegnungen mit dem Wirklich-Unwirklichen. So erzählt Klaus Möckel in der Titelgeschichte von Steffen, der von seinen Mitschülern Schutzgeld erpresst und daher vor ein Geistergericht zitiert wird, wo ihn der gefährliche Hund Dracula in Schach hält. Mitunter recht Schauriges passiert auch passend zu Halloween, diesem von katholischen irischen Auswanderern zunächst nach Amerika exportierten und seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts auch auf dem europäischen Kontinent häufiger anzutreffenden Volksbräuchen, in dem erstmals 1998 veröffentlichten Band „Spuk auf Spyker“ von Heinz-Jürgen Zierke. In den wundersamen Geschichten aus Pommern und der Uckermark geht es unheimlich, gespenstisch und Schauererregend zu, zugleich aber kommen auch Humor und Ironie nicht zu kurz. Und nicht zuletzt lernt der Leser, dass es nicht nur zu früheren Zeiten gespukt hat, sondern durchaus auch in der Gegenwart – so eben auf Schloss Spyker auf Rügen, wo dunkle Gestalten eine Schulung stören: „Ein neues schrilles Signal des unsichtbaren Herolds. Die Schiebetür an der Rückseite des Saales glitt beiseite, und auch hier traten drei Mann ein, zwei in Schwarz und in ihrer Mitte ein unverhüllter alter Mann. Es war - Aldi blieb der Mund offen, was hinter der Maske zum Glück niemand bemerkte - Graf Wrangel selbst, der Herr des Schlosses, als sei er eben aus dem lebensgroßen Bild, das im Lesezimmer hing, herabgestiegen. Die bunte Marschallschärpe schlotterte um den Greisenleib. Aldi, dem Ordnungsfanatiker, fiel auf, dass die weißen Spitzenmanschetten angegraut und überdies falsch gefältelt waren.“ Die beiden recht gut zu Halloween passenden Bücher von Möckel und Zierke gehören ebenso wie drei weitere Veröffentlichungen zu den aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 21.10. - Freitag, 28.10.) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Sowohl an Kinder als auch an Erwachsene wendet sich der in seiner ersten Auflage 1994 veröffentlichte Band „Petermännchen. Der geheimnisvolle Zwerg“, in dem die beiden Schweriner Autoren Erika und Jürgen Borchardt elf besonders schöne Sagen vom Schweriner Schlossgeist Petermännchen auf wunderbare Weise nacherzählen. Die Auswahl reicht vom geheimnisvollen Zwerg, der schon auf und im Titel des Buches auftaucht über „Eine Ohrfeige für den Mundschenk“ und „Die wundersame Rettung der schönen Gartenknechtstochter“ sowie der Geschichte über einen schlafenden Wachsoldaten bis zu zwei Sagen über „Die Schlossjungfer am Pfaffenteich“ und über „Das Geheimnis um die goldene Tuchnadel“. Zudem ist in einem ausführlichen Nachwort mehr über das Schweriner Petermännchen und darüber zu erfahren, wie die von Borchardt und Borchardt neu aufgeschriebenen Sagen einst entstanden sein mögen. In eine ganz andere, weit entfernte Welt (ent)führt seine Leser Gerhard Branstner in seinem Buch mit dem fast barock klingenden Titel „Der Sternenkavalier oder Die Irrfahrten des ein wenig verstiegenen Großmeisters der galaktischen Wissenschaften Eto Schik und seines treuen Gefährten As Nap“ aus dem Jahre 1976. Die erwähnten Irrfahrten bieten manche Überraschung. Und schon der Anlass dieser Reise ist utopisch und ungewöhnlich: Weltall und Sternbilder sollen nach „ästhetischen Grundsätzen“ umgemodelt werden. Das stiftet unter den Planetenbewohnern, die dort angetroffen werden, zumeist bemerkliche Verblüffung. Denn feste Grundsätze und unumstößlich geglaubte Ordnungen geraten ins Wanken oder werden mittels eines mühelos gehandhabten Zauberstöckchens kurzfristig über den Haufen geworfen. Und da Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ist, wollen wir hier mit ein paar Titeln der im „Sternenkavalier“ versammelten Geschichten Lust aufs Lesen des gesamten Buches machen, als da sind unter anderem „Das Schiff der lustigen Leute“, „Kartoffelgespenster unterm Regenschirm“ und „Das Land der Verlässlichkeit“, aber auch ein Text unter dem Titel „Der Gordische Knoten“. Alles in allem zeigt Branstner, dass auch Irrfahrten sehr vergnüglich und im besten Sinne lehrreich sein können. Wieder ganz anders steht es um Raum und Zeit in dem autobiografischen Buch „Meine Sekretäre und ich“ von Hans Bentzien. Dieser Mann hatte in seinem Leben fast alles ausgekostet, was es in einem Leben auszukosten gibt – Triumph und Tragik. Bentzien, geboren am 4. Januar 1927 in Greifswald, gestorben am 18. Mai 2015, war zu DDR-Zeiten einmal und zwar von 1961 bis 1965 jüngster Minister für Kultur dieser Republik, bevor er in der Folge des berühmt-berüchtigten 11. Plenums des ZK der SED am 12. Januar 1966 „wegen ernsthafter Fehler“ abgelöst und durch Klaus Gysi ersetzt wurde. Möglicherweise hatte im Hintergrund der damalige Erste Sekretär des ZK der SED und Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht für diesen Personalwechsel gesorgt. Nach seiner Ablösung als Minister war Bentzien von 1966 bis 1975 Direktor des Verlages Neues Leben, bis er 1975 zum Rundfunk der DDR wechselte, wo er als Nachfolger von Manfred Engelhardt für zwei Jahre die Leitung der Hauptabteilung Funkdramatik übernahm – bis 1977, als er stellvertretender Vorsitzender des Staatlichen Komitees für Fernsehen wurde. Wiederum zwei Jahre später verlor er diese Funktion wieder. Bentzien wurde wegen Ausstrahlung der beiden Filme „Geschlossene Gesellschaft“ und „Ursula“ abgesetzt. Und wer mehr über die damaligen Vorgänge speziell um die „Geschlossene Gesellschaft“ erfahren möchte, der sollte das Buch „Meine Sekretäre und ich“ zu Hand nehmen, dem Geheimdokumente über eben diese Vorgänge vorangestellt sind, in die der Autor verstrickt war. Ansonsten aber meint der Begriff „Meine Sekretäre“ im Buchtitel die jeweils führenden Sekretäre der SED, mit denen Bentzien während seines Lebensweges auf verschiedene Weise zusammengetroffen war - von einer rührenden Begegnung mit Wilhelm Pieck bis in die jüngste Gegenwart des erstmals 1995 veröffentlichten Buches, als Hans Bentzien in den „Unruhestand“ gegangen war – so die Überschrift des letzten Kapitels des nicht nur für Zeit-Genossen und DDR-Historiker spannend zu lesenden Buches. Sein Schicksal wird von allen Sekretären direkt oder indirekt berührt, sogar bestimmt; und er war selbst Sekretär in voller Funktion. Und der Leser spürt, der Autor kennt sich also aus und ist befugt, seine Geschichte mit der des Landes zu verknüpfen. Bekanntes wird sachkundig erörtert, Unbekanntes hervorgebracht. Ein Menschenschicksal, Zeitgeschichte, Geschichte und Geschichten. Ein Stück DDR-Geschichte aus durchaus ungewöhnlicher Perspektive. Ein kleines Dorf in Thüringen – Autobiographie von Gerhard Branstner diese Woche neu erschienen Liebengrün, so lässt uns zum Beispiel Wikipedia auf Online-Nachfrage wissen, ist ein kleines Dorf inmitten des Thüringer Schiefergebirges und ein Ortsteil der Gemeinde Remptendorf im Saale-Orla-Kreis. Es liegt 537 m ü. NN, hat 10,12 km² Fläche und zählte am 31. Dezember 2009 exakt 398 Einwohner. Was Wikipedia nicht sagt, ist, dass aus eben diesem kleinen thüringischen Dorf der Urgroßvater von Gerhard Branstner stammte, weshalb er seine sich zum eigenen 80. Geburtstag geschenkte Autobiografie eben „Liebengrün“ nannte. Allerdings gibt es zu diesem Titel noch einen spannenden Untertitel – „Ein Schutzengel sagt aus“. Das Buch zeichnet auf typisch Branstnersche-heitere Weise Branstners Leben nach, das in einer proletarischen Familie gestartet war, ihn über Verwaltungslehre, Kriegsgefangenschaft in Frankreich und Belgien, Arbeiter- und Bauernfakultät zu Philosophiestudium und Hochschullehre in Berlin führte, zur Verlagstätigkeit und schließlich zur Schriftstellerei. In einer damaligen Rezension des Buches hieß es treffend, „wer sich für die Literatur- und Überbaugeschichte der DDR einschließlich MfS interessiert, für den ist dieses Buch eine Fundgrube“. Und „Liebengrün“ hat auch sehr schöne Anekdoten zu bieten, so etwa die von einer Lesung in Schwerin, wo ihm ein Hörer riet, unbedingt die „Reise zum Stern der Beschwingten“ zu lesen, es sei in seiner Art geschrieben: „Ich erklärte ihm, daß ich das Buch schon vor dem Druck gelesen habe, da ich es selber geschrieben hatte.“ Und man ahnt, was es bedeutet, wenn es in derselben Rezension hieß, dass die damalige Lieblingsmaxime des vielseitigen Autors eine 2000-jährige Lebensregel der Pygmäen aufgriff: „Erst lachen, dann denken“. Unser Tipp: Erst lesen, dann lachen. Oder umgekehrt. Oder was am wahrscheinlichsten sein dürfte - beides auf einmal. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3687 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. 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