Tumgik
#rie's german text
stories-by-rie · 1 year
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VI Zwischen Asche Aufgewacht
250 wörter für @blitzgeschichten :) habe heute erst bemerkt, dass man ja bis sonntags schreiben kann, also einmal purely ~ vibes ~ ohne kontext, bevor ich es doch nicht mehr schaffe ^^
Als Selina so mühevoll ihre Augen öffnete, erblickte sie einen wolkenverhangenen Himmel durch das graugrüne Laub des Baumes, unter dem sie saß.
Die Rinde fraß sich durch ihre dünne Bluse hindurch in ihren Rücken, die Borke so schroff wie der Schorf ihrer Wunden. Sie nahm es wahr, doch der Schmerz erreichte sie nicht. Nicht wirklich.
Wäre es auch nur ein bisschen kälter gewesen--es hätte Schnee um sie herum sein können. Dreckiger, alles bedeckender Schnee. Aber die Hitze glühte noch in ihren Adern und wurde dort von ihrer endlosen Wut weiter angefeuert.
Vorsichtig stellte sie sich hin, ihre Beine immer noch wackelig. Die Pause war genug gewesen, ihr das Mindeste an Kraft zu geben, doch inmitten der Asche um sie herum war es schwierig, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Ihre Arbeit war noch nicht getan. Ob sie erschöpft war, spielte keine Rolle. Mit einer bewussten Handbewegung rief sie sich eine Krähe aus der Asche.
Das Tier ließ sich auf ihrem ausgestreckten Arm nieder, sortierte seine Flügel, zwischen dessen Federn der schwarze Ruß zu Boden rieselte.
“Weise mir den Weg”, flüsterte Selina, ihre Stimme trocken und staubig.
Der Vogel krächzte ebenso zurück und erhob sich in die Luft.
Erste Tropfen entflohen den Wolken und hinterließen schmierige Spuren auf Selinas Haut. Ihr neuer Gefährte würde ihm Regen nicht allzu lange halten, aber für den Rest des Tages sollte es genügen.
Das Wasser begann sich mit der Asche zu grauem Schlamm zu vermengen, und doch setzte sie einen Schritt vor den Nächsten. Noch wollte sie nicht aufgeben.
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blitzgeschichten · 1 year
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Blitzgeschichten ist zurück!
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#Blitzgeschichten: Flash Fiction auf Deutsch (German Flash Fiction Event)
Die Idee
Hallo liebe deutschsprachige Schreibcommmunity! Nach langer Pause sind wir wieder zurück. Ihr kennt bestimmt @flashfictionfridayofficial, unser verbundenes Schreibnetzwerk. Blitzgeschichten ist ein Schreibevent, das euch regelmäßig neue Stichwörter bietet, die euch zum Schreiben von Kurzgeschichten inspirieren sollen. Gerne könnt ihr auch selbst neue Stichwörter einreichen.
Die Hosts
Wir sind Cirianne @cirianne und Lexi @lexiklecksi, zwei deutschsprachige Autorinnen, mit viel Spaß am Kurzgeschichten schreiben. Ein Dank geht raus an unseren ehemaligen Host @eluari für die Unterstützung. Wir freuen uns sehr, wenn viele von euch gemeinsam mit uns fleißig in die Tasten hauen.
Das Konzept
Jeden zweiten Donnerstag posten wir ein neues Stichwort. Bis Sonntag um 12 Uhr (GMT+1) habt ihr Zeit, einen Text von 100 bis 1000 Worten zu einem vorgegebenen Thema zu schreiben und unter #Blitzgeschichten und unter Erwähnung von @blitzgeschichten zu posten. Alle Einreichungen teilen wir auf unserem Blog und freuen uns schon darauf, jeden Sonntag neue, spannende Geschichten von euch zu lesen. Kommentiert, wenn wir euch zu unserer Leseliste hinzufügen sollen, damit ihr kein neues Stichwort verpasst. Vergesst auch nicht, die Geschichten der anderen zu lesen und zu kommentieren.
Helft uns, die frohe Botschaft unserer Rückkehr zu verbreiten! Teilt diesen Beitrag und merkt euch schon mal den Donnerstag, 13.04.23 vor. Wir freuen uns auf euch und eure Geschichten!
Lust auf Flash Fiction auf Englisch? Besucht @flashfictionfridayofficial​​​!
Die folgende Leseliste beinhaltet writeblr, die in der Vergangengheit Blitzgeschichten geschrieben haben sowie proaktiv deutsche writeblr, die wir kennen und hoffen, dass ihr Lust auf Blitzgeschichten habt. Kommentiert + wenn ihr hinzugefügt oder - wenn ihr entfernt werden wollt.
@stories-by-rie @pheita​​​ @mysticaly-sparklez @chris-the-dragonslayer​​​ @krawalle-n-hiebe​​​ @doro-writes​​​ @samsi6 @acaranna @caeliriva @doktor-disko @silversynthesis @dichtereimer @photoshamanism @gedankenstrudel @wortersammlung @koenigvonfelder @nothing-words-can-say @wankendeschritte @eos109 @azriel-alexander-holmes @didyougavemepaperandink
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worldfoodbooks · 6 years
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NEW IN THE BOOKSHOP: DECORATIVE ART AND MODERN INTERIORS 1967/68 (1968) • 1967/68 edition of Decorative Art and Modern Interiors, one of the finest book series from Studio Vista (UK). • Each handsomely designed volume showcases a selection of the finest examples of new architecture, interior design, environmental design, textiles, furniture and product design, including profiles on highlighted architectural projects that are documented through beautiful colour and b&w photography, descriptive texts, and axonometric, plan and section drawings, plus "Trends in Furnishings and in the Decorative Arts", which gives fine examples of new design in furniture, lighting, ceramics, glassware, silverware, textiles, etc. • This 1967/68 edition includes work by architects, designers, manufacturers : Bruno Munari, Stig Lindberg, Sergio Asti, Enzo Mari, Gillian Lowndes, Raili Konttinen, Alexander Girard, Bent Severin, Sigurd Persson, Joe Colombo, Angelo Mangiarotti, Afra and Tobia Scarpa, Cassina, Emma Gismondi Schweinberger, Vico Magistretti, Eero Aarnio, Helmut Jacoby, George Ciancimino, Roberto Menghi, Rolf Middelboe, Jørn Utzon, Leo Venchiarutti, Lanfranco Bombelli, John C. Parkin, Esko Pajamies, Toivo Korhonen, Arflex, Raija Tuumi, Lucie Rie, Robert Welch, Arne Jacobsen, Børge Mogensen, Marco Zanuso, Claudio Salocchi, Cesare Casati, Tecno, Sormani, Gino Sarfatti, Robert Welch, Jo Hammerborg, Pierre Paulin, Ilmari Lappalainen, Marcel Breuer, Beisl leuchten, Bruno Morassutti, Anna Castelli, Vicke Lindstrand, Oiva Toikka, Bjørn Wiinblad, Annikki Hovisaari, Nanny Still, Josef Hurka, Kartell, Artemide, Hans-Agne Jakobsson, Mosuke Yoshitake, Søren Georg Jensen, Timo Sarpaneva, Danese, Emma Schweinberger, Carl Pott, and so many more; plus an introduction by editor Ella Moody. Translated from English to additional German and French. • An invaluable series of books on architecture, interior and product design from the 1960s-1980s. • One copy via our website and in the bookshop. • #worldfoodbooks #decorativeartinmoderninteriors #1967 #1968 (at WORLD FOOD BOOKS)
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stories-by-rie · 3 years
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IV Losgelöst
cw for what can be read as a metaphor for depression, für @blitzgeschichten - stilistisch für mich etwas ganz Neues ^^
Wann genau ich den Halt verloren habe, kann ich nicht mehr sagen. Es gab keinen Zeitpunkt, keinen Moment der Erkenntnis, keinen Heureka-Effekt. Irgendwann bin ich morgens aufgewacht und der Gedanke hat sich in meinem Kopf ganz nach vorn geschoben.
Ich bin in diesem Leben nicht mehr verankert.
Schon eine ganze Weile nicht mehr, auch wenn es unmöglich ist zu sagen, wann genau es angefangen hat. Es ist als hätte sich ein Papier zwischen mich und meine Umwelt geschoben - aber so eins zum Basteln. Pauspapier. So hauchdünn, dass ich durchgucken kann. Zu dick, als dass ich irgendetwas berühren könnte. Wenn ich meine Hand ausstrecken muss, um mich irgendwo festzuhalten, dann ist da immer dieses Pauspapier zwischen mir und dem Rest.
Dieses Problem hat eine unheimlich einfache Lösung: Das Papier muss zerstört werden.
Aber haben Sie einmal versucht ein Blatt Papier mit einer Hand zu halten, und mit einem Finger der anderen Hand ein Loch durchzuschlagen?
Das funktioniert nicht. Probieren Sie es gerne mal aus. Solange da keine Spannung drauf ist, wabbelt das Papier nur in der Luft, es gibt ein Geräusch, das erschreckend laut ist, wenn man zu dünne Nerven hat. Und dann hat das Papier einen Knick irgendwo in der Ecke. Das Papier ist also noch ganz, aber jetzt auch noch hässlich.
Ich weiß, was Sie jetzt sagen wollen. „Wieso zerreißen Sie das Papier nicht? Niemand zerstört Papier so, wie Sie es beschrieben haben. Strengen Sie sich einfach mal richtig an.“
Und darauf kann ich antworten: „Da haben Sie völlig Recht. Aber das Papier ist ja komplett um mich herum, und ich finde den Anfang nicht. Wie soll ich es da also zerreißen können?“
Woraufhin nun eine wilde Diskussion ausbrechen kann. Es gibt schließlich sehr viele Möglichkeiten Papier zu zerstören. Mit Feuer, zum Beispiel. Da ich kein Feuerzeug auf meiner Seite habe, müsste eben von außen jemand ein Loch durch mein Papier brennen. Schon ein kleines Loch würde doch reichen?
Aber dafür müsste ich erst einmal jemanden finden, den ich um diesen Gefallen bitten kann. Das ist gar nicht so einfach, wie Sie es sich jetzt bestimmt denken. Schließlich ist da Pauspapier zwischen mir und anderen Menschen. Das verlangt erstens: Die Person muss mich gut genug kennen, um mich selbst verschwommen hinter dem Papier zu erkennen. Zweitens: Die Person muss mich akustisch verstehen, denn meine Worte kommen nur gedämpft bei ihr an. Was, wenn meine Frage nicht richtig verstanden wird? So einfach ist das gar nicht, wirklich nicht.
Eventuell werden wir uns vielleicht darauf einigen können, dass es wirklich schwer sein kann, Papier zu zerstören. Es braucht Finesse.
Vielleicht helfen sanftere Methoden. Wo Feuer versagt, könnte Wasser helfen. Löst sich Papier nicht in Wasser auf?
Also schlagen Sie vor, dass ich nach Hause gehe und mich in die Badewanne lege. Ein lieb gemeinter Rat, doch haben Sie das ursprüngliche Problem vergessen.
Ich habe meinen Halt verloren.
Zuhause ist immer da, wo ich nicht bin.
Wo auch immer ich bin, ich bin nur zu Besuch.
Es ist eine Diskussion, die ins Leere führt; eine Diskussion, die ich seither täglich mit mir selbst durchgehe. Wie es scheint, muss ich wohl auf meinen Mut warten um nah genug an ein offenes Feuer zu gehen, meine Luft anhalten um in fremde Gewässer zu steigen, oder ausharren, bis die Zeit das Pauspapier auflöst.
Bis sich diese Barriere löst, mich von ihr loslöst und ich somit nicht mehr lose bin, von dem was um mich herum leicht greifbar sein wird.
Bis dahin, zögern Sie nicht näher heranzutreten, und zeichnen Sie mich gern auf dem Papier ab, damit Sie mich nicht ganz vergessen.
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stories-by-rie · 3 years
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V Nachts
für @blitzgeschichten
Marlena lehnt sich mit einem Seufzen gegen das Geländer und schaut dann mit genervten Augen zu mir.
„Es ist schon wieder Nacht“, sagt sie und in ihrem Ton schwingt der Vorwurf mit.
„Nächte sind schön“, ist alles was ich darauf antworten kann. Die Nacht trägt die Sterne in sich, den Mond, die Stille. Das Gefühl, dass nichts so wirklich wichtig ist, das alles ein bisschen vergessen lässt.
„Ich will wieder die Sonne sehen. Du hast es mir versprochen.“
„Versprechen kann sich jeder mal.“
Sie schnauft nur neben mir und starrt in die Ferne. Von dem Balkon aus lässt sich fast die ganze Gegend sehen. Tagsüber, wenn die Sonne das Flussbett schimmern lässt und die grünen Wälder voller Leben die goldene Kraft auftanken. Zumindest hat es das letzte mal so ausgesehen, als es Tag war.
„Und morgen?“, fragt sie jetzt und klingt ein bisschen niedergeschlagen. „Oder wenigstens irgendetwas anderes als sternklarer Himmel.“
„Du hast immer gesagt, dass dir die Sterne gefallen“, flüstere ich. Als könnten meine Worte plötzlich etwas heraufbeschwören, wenn sie zu laut sind. Als ob sie dann eine neue Bedeutung bekämen.
„Das war mal. Jetzt kotzen sie mich an“, antwortet sie, und ich brauche nicht hinzusehen um zu wissen, dass sie weint.
„Wie wäre es mit Regen?“, schlage ich vor und die Wolken brechen über uns zusammen, lassen das Wasser auf uns fallen.
„Jetzt ist es noch dunkler“, beschwert sie sich und sie hat Recht. Jegliches Licht vom Nachthimmel wird von dem Unwetter verschluckt, sodass wir uns nun in absoluter Finsternis befinden.
„Dir passt es nicht, egal was ich mache.“
„Du weißt ganz genau, was ich will.“
In der Dunkelheit finden sich unsere Augen, ihre voller Wut. Einen Blick, den ich nur flüchtig von ihr kenne. Es wundert mich fast, dass ich mich noch so genau daran erinnern kann. So sehr, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde glaube, sie wäre echt.
„Es spielt keine Rolle, was du willst.“ Das meine ich nicht herablassend. Es ist eher Resignation, Hoffnungslosigkeit, Müdigkeit.
„Ich verstehe nicht, warum ich dann hier bin.“
Nichts, was ich darauf sagen könnte. Stattdessen schaue ich zurück in die Ferne und lausche dem Regen. Ein gute Idee, der Regen. Ein bisschen Abwechslung ist in der Tat ganz nett.
„Wolltest du nicht weglaufen?“, fragt sie dann etwas zögerlich.
„Tue ich doch.“
„Du versteckst dich hier. Das hat nichts mit Laufen zu tun. Im Gegenteil, du steckst fest.“
„Erfüllt aber den gleichen Zweck.“
Marlena macht ein abfälliges Geräusch, das Antwort genug ist und setzt sich auf den kalten Boden. Sie macht das immer, wenn es ihr zu viel wird, und auf einmal ist es das für mich ebenso. Die Kälte, die feuchte Luft, das Rauschen des Unwetters. Stille. Der sternklare Himmel ist zurück. Der Mond ist dieses Mal voller als zuvor, ein bisschen heller.
„Ich warte irgendwo auf dich. Du hast versprochen, dass du mir folgst“, erinnert Marlena in die Ruhe der Nacht.
„Du wirst mir nicht verzeihen. Es müssen Monate gewesen sein.“
„Natürlich würde ich das verzeihen. Selbst, wenn es Jahre wären.“
„Sag das nicht.“
„Wieso? Weil du dann keinen Grund mehr hast dich in diesem Nichts zu verstecken? Weil du dann das Versprechen halten müsstest, das du mir gegeben hast?“
Ihre Hände finden meine, reichen ein bisschen zu mir hoch bis ich nachgebe und mich neben sie hocke. Sie wandern, finden mein Gesicht, liegen sanft auf meiner Wange.
„Was hält dich dann zurück?“
Tränen treten ungebeten in meine Augen, heiß auf meiner Haut gegen die kalte Luft der Nacht.
„Ich bin so müde. Ich schaffe das einfach nicht.“
„Das hier ist keine echte Nacht. Keine in der du schlafen kannst. Solange du nicht aufwachst, kannst du keine Ruhe finden.“
Nichts, das ich nicht schon wüsste. Natürlich nicht. Es ist nicht so, als könnte sie irgendetwas sagen, dass ich nicht auch selber wüsste.
Vorsichtig schaut sie mir in die Augen – nun wieder so sanft, wie ich sie am meisten kannte – lehnt sich nach vorn und legt einen Kuss auf meine Stirn. Wischt mit ihren Fingern die Tränen von meiner Haut.
„Lauf für mich. Bitte. Wach auf und lauf. Komm zu mir. Ich warte, versprochen.“
Ich nicke, würde ich sprechen, würde nur meine Stimmer versagen. Der Mond wird heller, bis er golden ist. Gleißend. Bringt Farbe und den Lärm des Tages.
Marlenas Berührung ist nur noch wie ein Phantom auf meiner Haut. Es bleibt nichts mehr übrig, außer aufzuwachen und zu gehen. So lange, bis sie wieder bei mir ist.
~26.05.2021~
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stories-by-rie · 3 years
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III - Schuld
Sebastian fühlte die Klinge des Messers an seinem Hals, bevor er sie sah. Doch mit dem Wissen, stürzten all die Eindrücke auf einmal über ihn herab. Lucas Atem an seinem Nacken, das Zittern in ihrem Arm. Der Staub unter ihren Schuhen, als sie noch näher an ihn heran trat.
„Wieso sind Sie noch hier?“ Trotz ihrer brüchigen Stimme hörte sie sich unnachgiebig an, sicher in dem, was sie forderte. Er kannte es von ihr nicht anders.
„Du hast mich hergebeten“, antwortete er flüsternd. Das letzte bisschen Hoffnung verließ ihn in dem Moment. Mit einem festen Ruck wurde er gegen die Wand gepresst, das Messer immer noch an seinem Hals. Lucas Augen waren dunkel in der nahezu kompletten Finsternis, doch versteckte das nicht die Wut und den Frust der in ihnen lag.
„Und Sie wollen mir weismachen, dass von allen Personen im Lager, Sie nicht eins und eins zusammenzählen konnten?“
„Heißt das du wolltest mir die Chance geben zu fliehen?“
„Mhm.“ Nein. „Sprechen Sie nicht mit mir als wären wir Freunde.“
Er wollte seinen Kopf von ihr wegdrehen, wollte ihrem Blick entfliehen, doch sie war viel zu stark und viel zu entschlossen.
„Wieso?“, fragte sie dann. Ihre Finger bohrten sich tiefer in seine Schulter, gleichzeitig ließ der Druck an seinem Hals etwas nach. Ihre Stimme hörte sich an als würde sie gleich weinen, und das zu sehen musste er wenigstens vermeiden. Er schloss die Augen.
„Ich – es tut mir leid.“
„Es tut dir leid? Was tut dir leid? Dass du nicht länger über uns lachen konntest? Dass du nicht noch eine Möglichkeit bekommen hast uns in den Rücken zu fallen? Ich wette es muss dich tierisch genervt haben, all die Abende in denen du bei uns warst, mit uns lachen musstest um nicht aufzufallen. Wie unglaublich verführerisch, als du mir geholfen hast vor den Schweinen zu fliehen. So einfach wäre es gewesen mich direkt dort unter die Räder zu schubsen, nicht?“
„Das ist nicht wahr!“
„Ist es nicht?“ Luca stieß das Messer mit solcher Wucht direkt neben ihn in die Wand, dass er den Luftzug spürte. Er öffnete wieder die Augen, sah ihr direkt ins Gesicht. Tränen liefen ihre Wangen runter, vermischten sich dort mit dem Dreck der letzten Tage.
„Ich habe nie über euch gelacht“, brachte er hervor. Es war idiotisch sich gerade darauf zu fixieren, wenn es so viel gab, was er ihr sagen wollte.
Es gefiel mir hier. Ich möchte lieber hier sein als dort. Die Schuld frisst mich auf. Ich wollt euch nicht verraten, nicht ein einziges Mal. Lasst mich hier bleiben.
„Du hast uns die ganze Zeit über noch geholfen. Ich habe dir vertraut. Ich verstehe einfach nicht, wieso.“
„Weil ich in eurer Schuld stand. Nach allem, das ich getan hatte – ich wollte das Vertrauen verdient haben und ich wusste, dass das nicht geht.“
„Ist das der Grund weshalb du gekommen bist? Weil du denkst, dass du hier irgendeine Strafe kriegst, die deine Schuld tilgt und dann ist gut?“
„Ja? Nein? Vielleicht.“ Oder, wahrscheinlicher war er gekommen, weil er dachte sie hätte nicht wirklich herausgefunden, dass er die ganze Zeit als Spitzel bei ihr gewesen war. Nicht wirklich herausgefunden, dass er für die Organisation arbeitete, die sie zu bekämpfen versuchte.
Sie schnalzte mit der Zunge und trat ein paar Schritte zurück. „Verpiss dich.“ Ihr Blick deutete zur Tür, und so wie er sie kannte, würde sie es nicht zwei mal sagen.
Mit weichen Beinen begann er zu gehen.
~25.02.2021~ für @blitzgeschichten
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stories-by-rie · 3 years
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II - Ich höre dich, selbst wenn es laut ist.
für @blitzgeschichten
Antonia war sich sicher, dass die meisten Menschen wahre Stille nicht richtig schätzen konnten. Es hatte etwas heiliges, etwas völlig losgelöstes von dieser Welt, wenn ein Raum tatsächlich still war. Nein, die meisten Menschen konnten es nicht richtig schätzen, und auch nicht richtig verstehen. Verstanden nicht, dass Stille nicht automatisch die Abwesenheit von Geräuschen bedeutete. Zumindest nicht für sie.
Stille war ein Zustand in sich selbst im Einklang mit dem Raum um einen herum.
Da.
Einklang.
Was für ein schönes Wort.
Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie sich in dem Bürostuhl weiter nach hinten lehnte, die Füße auf dem Schreibtisch vor ihr, die Augen geschlossen, mit lauschenden Ohren.
Ein Raum ohne jedes Geräusch war nicht wirklich still, solange die Person darin nicht bereit war der Stille zuzuhören. Und gleichzeitig war es für sie vollkommen still, auch wenn sie das Lachen durch die Wände hören konnte. Die Musik, und die Schritte auf den Gängen außerhalb des Büros.
Die Feier nahm gerade an Fahrt auf, aber bei ihr war es still. Nur das Ticken der großen Standuhr drang wirklich zu ihr durch, gab ihr einen Rhythmus zum Atmen – die einzige Bewegung die sie in ihrem Körper wahrnehmen konnte.
Anstelle sich unter die eintrudelnden Gäste zu mischen, wartete Antonia lieber entspannt und hörte dem Nichts zu.
Vielleicht war das ein bisschen gelogen.
Sie war zwar entspannt, aber tief in ihr lag ebenso eine Vorfreude verborgen, die schon bald erfüllt wurde.
Es waren leise Schritte, die in der Heiterkeit der Feier hervorstachen. Spitze Absätze, wahrscheinlich mit Metall verstärkt, und trotzdem war jeder Schritt so gekonnt gesetzt, dass es fast unbemerkbar blieb. Unbemerkt für alle, außer für Antonia. Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde zu einem breiten Grinsen als sie das leise Klicken des Schlosses hörte.
Sie öffnete ihre Augen zusammen mit der Bürotür und schaute direkt in die erzürnten Augen ihres Gegenübers. Melissa schloss die Tür und mit einem Schlag verschwand die Stille um Antonia, explodierte eher zu einem grandiosen Auftakt einer Ouvertüre.
„Mit dir hätte ich rechnen sollen“, grummelte Melissa und schaute an Antonia herunter, die ihre Füße immer noch lässig auf dem Schreibtisch zu liegen hatte. Ihr Blick blieb an ihrem Dekolleté hängen, wo der tiefe Ausschnitt das mit Diamanten besetzte Collier klar in Szene setzte.
„Ich muss schon sagen, ich bin ein bisschen enttäuscht, dass dich das so sehr überrascht.“ Antonia lachte und nahm einen Fuß nach dem anderen von dem Tisch, lehnte sich stattdessen zu Melissa nach vorn, sodass das Schmuckstück in der Luft baumelte. „Ich hingegen habe darauf gebaut, dass du hier auftauchst.“
Endlich spiegelte sich ihr Grinsen auch auf Melissas Gesicht wieder. „Ich bin heute nicht zum Spaß hier. Da muss ich dich noch einmal enttäuschen.“ Sie zeigte auf das Collier und kam näher. „Vielleicht hättest du gehen sollen, solange du die Möglichkeit dazu hattest.“
„Soll das eine Drohung sein?“ Antonia stand auf und lehnte sich über den Schreibtisch, sodass sie nun nur noch eine Armlänge von einander entfernt waren. Wie erwartet, schloss Melissa die Lücke mit einem großen Schritt, ließ ihre Fingerspitzen über die Diamanten wandern.
„Nach dir wird gefahndet, Antonia. Es täte dir ganz gut das als Drohung zu verstehen.“
Antonia lachte laut und lehnte sich nun so weit zu Melissa, dass ihr Mund fast ihre Ohren berührte. „Du bist noch immer zu laut.“
Sie sah wie Melissa ihre Zähne zusammen biss als sie zum Fenster schlich und es öffnete. Antonia wagte einen Blick nach unten. Es war der vierte Stock, doch das machte ihr nichts aus. Mit einem letzten Lächeln drehte sie sich noch einmal zu Melissa um.
„So leise raus wie leise rein. War schön dich mal wieder zu sehen.“ Dann schwang sie sich aus dem Fenster und verschwand in der Ferne.
Das Dunkel der Nacht schlang sich um ihre Gestalt.
Die Stille verschlang jedes ihrer Geräusche.
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stories-by-rie · 5 years
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about
Hi there!
My name is Rie and I am a psychology student from Germany in my mid twenties. I have a great pleasure for owning books without reading them, caring for my plants, and talking to my cat.
Yet, my greatest passion is writing, which is the reason why I have this writeblr. If you decide to stick around, you will find the following types of posts here:
short stories / flash fiction mostly fantasy but also contemporary every now and then
my work in progress being A Guide to Liminal Matters And Ghastly Kinds (which is readable here)
other people’s writing that I like, or interactive posts (all tagged as #rie interacts for your blacklist purposes)
I'm also a quarter of the Flash Fiction Friday Collective! So you can find those posts on Fridays on this blog as well.
Additional information about each story such as genre, word count and topic are always given in the hashtags. Your mental health is important to me, so if you need me to tag something, don’t hesitate to ask! But be assured: There is nothing 18+ being posted here. Maximum are fighting/action scenes, eventually including knives and blood.
If you get easily irritated by the German language, you can blacklist German stories by #rie’s german text for my own pieces and #others' german texts for, well, other people’s German pieces.
I'm open for tag games! Feel free to tag me. I’m also always up for a chat, so feel free to message me by sending an ask/dm or anything! I’m also up to write something of your choosing! Send me a prompt or request and I’ll give my best.
All stories and poems are my original work, therefore are All Rights Reserved.
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This is a reminder that I fully support human rights.
If you do not support LGBT+ and POC, please do not interact with me.
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Just so that there are no misunderstandings.
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