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#Oktober Pogrom
naipan · 6 months
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"Oktober In Europa" - Antilopen Gang
Keine Sonne auf der Sonnenallee
Du gehst mit Kippa noch nicht mal auf die Champs-Élysées
Die Zeiten sind rau und ich weiß nicht genau
Ob ich mich trau', morgen nochmal in die Zeitung zu schau'n
Und ich dreh' meine Runden
Seit dem 7.10. will ich das Gespräch nicht mehr suchen
Überraschung: Auch Greta hasst Juden
Damals war'n ganz schnell die Täter verschwunden
Heute sind die größten Antisemiten
Alle Antirassisten, gegen Hass und für Frieden
Und der Kanzler hört sich so bestürzt an
Danach trinkt er Tee mit den Mördern
Es ist ein Irrgarten, es ist das nackte Grau'n
Du denkst schon lang daran, mit dein'n Kindern abzuhau'n
Es hieß doch "Nie wieder Ohnmacht"
Es wird Oktober in Europa
Oktober in Europa
Oktober in Europa
Es wird früher dunkel, in den Straßen schwarzer Rauch
Zorniges Geschrei, die Fassaden flackern blau
War das jetzt ein Böller oder war das schon ein Schuss?
Stolpersteine werden dieses Jahr nicht mehr geputzt
Es ist kalt geworden, sie macht die Heizung an
Und bringt die Klein'n dann ins Bett, sagt ihn'n: "Keine Angst"
Dann nimmt sie die Mesusa aus dem Türrahm'n
Dafür steht hinter der Tür jetzt ein Schürhaken
Mein Taxifahrer redet wie ein Nazi
Führe lieber keine Diskussionen auf der Party
Freunde und Freundinnen mit starken Überzeugungen
Hamas-Propaganda an Kreuzberger Häuserwänden
Und Summer wird auf TikTok zum Superstar
Linke Tasche Pepperspray, rechte Tasche Kubotan
Zieht sich die Kapuze tiefer ins Gesicht
Omas Kette mit dem Stern trägt sie lieber wieder nicht
Oktober in Europa
Oktober in Europa
Im September hab' ich vor der roten Flora noch Klavier gespielt
Siebentausend Antifas machen ein'n auf wir, gefühlt
Trän'n fließen bei dem Lied, mein Vater wird gesucht
Und ein'n Monat später waren alle seltsam ruhig
Ist auch kompliziert, muss man einfach beide Seiten seh'n
Wenn Terroristen Frau'n in Leichenhaufen vergewaltigen
Davidssterne werden an die Haustüren gesprüht
Ist das jetzt diese sogenannte Israel-Kritik?
Zivilisten im Gaza sind Schutzschild der Hamas
Schutzschild der Nachfahr'n der Juden-Vergaser
Schutzschild der sonst immer so Mutigen, bla bla
Nie wieder Bla-bla-auf-Instagram-Sager
Brooklyn näher an Tehran als an San Fran'
Also an den Mullahs und nicht den Studenten
Ich wollt ja zur Antifa-Demo gegen Judenhass
Aber gab keine in Berlin, gute Nacht
Oktober in Europa
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bga-koeln · 6 days
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Ein Jahr nach dem 07.10.: Antifa heißt Israelsolidariät
NRW-weite Demonstration am Sonntag, den 6.10.2024 in Köln
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Am 7. Oktober 2024 ist ein Jahr seit dem Massaker bei Reʿim und weiteren Kibbuzim vergangen. Die radikalislamistische Terrororganisation Hamas tötete damals zusammen mit anderen islamistischen und linken palästinensischen Gruppen über tausend Menschen und verschleppte 239 Geiseln in den Gazastreifen. Es stellt das größte Pogrom an Jüdinnen:Juden seit der Shoah dar. Beim Angriff auf das Supernova-Festival kam es nachweislich zu massiver sexueller Gewalt – ein Fakt, der von UN Women bis in feministische Kreise weltweit geleugnet oder zu spät anerkannt wurde. Statt einer breiten feministischen Solidarität verklärten wesentliche Teile der radikalen Linken den vernichtungsantisemitischen Kern der Angriffe zu antikolonialen Kämpfen und feierten das Massaker als vermeintlichen "Befreiungskampf". In der regressiven Bezugnahme auf ideologische Versatzstücke antiimperialistischer, postkolonialer und queerfeministischer Theorien konstruieren diese Israel als vermeintlich weiße Kolonialmacht – unter völliger Nichtbeachtung z. B. der Tatsache, dass seit 1948 etwa 900.000 jüdische Menschen aus dem Nahen Osten und Nordafrika nach Israel fliehen mussten.
Die extreme Rechte konstruiert Israel als "unser Unglück", verschiedene Strömungen des politischen Islam dämonisieren Israel als "kleinen Satan", als Todfeind und Fremdkörper im "arabischen Palästina". Auch unter den Wähler:innen der AfD, die gelegentlich proisraelische Positionen anführt, um ihre rassistische Agenda zu legitimieren, fand sich kurz nach dem 7. Oktober keine Mehrheit für die Aussage, dass sich die Bundesregierung an die Seite Israels stellen solle – in Umfragen übrigens der niedrigste Wert unter allen abgefragten Parteipräferenzen (BSW noch nicht inbegriffen).
Ebenso zeugt die gerne bemühte "deutsche Staatsräson" vor allem von einer bloß gefühlten "Wiedergutwerdung" der Deutschen denn von einer inhaltlichen Überzeugung oder gar einer oft behaupteten bedingungslosen Solidarität mit dem angegriffenen Staat Israel. Seit vielen Jahren schon lehnt Deutschland etwa konsequente Sanktionen gegen das islamistische Mullah-Regime des Iran ab, welches nicht nur die große Mehrheit der iranischen Bevölkerung seit Jahrzehnten brutal unterdrückt, sondern auch Israel immer wieder mit dessen Vernichtung droht und Hauptsponsor diverser islamistischer Terrorgruppen ist.
Antisemitismus hat viele Gesichter, doch er ist immer eines: wahnhaft und eine Bedrohung für Jüdinnen:Juden. Er umfasst eine bestimmte Haltung zur Realität, eine die soziale Welt umfassende Deutung, in der Jüdinnen:Juden als "Feinde aller Völker" gelten. Deswegen braucht es einen verteidigungsfähigen jüdischen Schutzraum, der auch als Schutzschild für Jüdinnen:Juden auf der gesamten Welt dient.
Als Antifaschist:innen solidarisieren wir uns mit Jüdinnen:Juden weltweit und stehen auf Grundlage einer kritischen Gesellschaftstheorie für das Existenzrecht Israels in Form des Zionismus ein. Wir fordern die sofortige Freilassung aller Geiseln und stehen zusammen gegen jede Form von Antisemitismus. Dafür wollen wir ein Jahr nach dem Massaker des 7.10. mit euch auf die Straße gehen.
Kommt am 6.10. nach Köln und zeigt mit uns:
Antifaschismus bedeutet auch: Solidarität mit Israel.
Ort und Uhrzeit sowie weitere Informationen werden in Kürze bekannt gegeben.
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unfug-bilder · 8 months
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Wer sich für Nazis interessiert und mit dem Namen der Stadt Hoyerswerda nichts anfangen kann, der/die sollte sich ein wenig Zeit nehmen, um sich mit dem riesigen Drecksloch* und seiner Geschichte seit dem 3. Oktober 1990 zu befassen.
(*) Braunkohletagebau
Die Zeit davor ist geschichtlich vollkommen egal, denn da hat die siegreiche SED die Propaganda verfaßt und die schönen Bilder gedreht. Und davor ist GAR NICHTS passiert! Ganz besonders viel GAR NICHTS passierte zwischen 1939 (Kriegsbeginn) und 1949 (Gründung der DDR). Wer jetzt Blut geleckt hat, kann mich zu geeigneter Lektüre über die Lausitz gerne ansprechen. Ich habe das alles gelesen.
Schließlich fand hier nicht nur der erste Pogrom des wiedervereinigten Deutschlands statt, sondern bereits dabei streckte 1991 die Polizei die Waffen vor dessen Betreibern (alles vollkommen unschuldige Menschen ohne Vorstrafen !) und schaffte stattdessen im Schutze der Nacht die überlebenden Vietnamesen mit Bussen aus der Stadt).
Die (einzigen) beiden deutschen Staatsbürger, die die Polizei zum Ort bestellt und sich dem Mob entgegen gestellt hatten (und damit wahrscheinlich Leben gerettet) mußten im Laufe der Nacht aus eigener Kraft die Stadt verlassen, um ihre eigenen, nackten Leben zu retten. Polizeischutz bekamen sie nicht. Nicht mal für den Weg!
Die Stadt Hoyerswerda hat sich dann entschlossen, den Plattenbau, an dem der Haupt-Pogrom stattfand, sehr rasch abzureißen. Begründung damals (allen Ernstes): Nun gäbe es ja kaum noch Ausländer in der Stadt und die Deutschen wollten da nicht wohnen. Es wurde sehr viel Geschichtsklitterung betrieben und Tipp-Ex verbraucht, um viele Jahre später eine geringfügig bessere Begründung zu publizieren, die zumindest zu 50 % mit dem Grundgesetz harmoniert. Ihr werdet sie beide finden, wenn ihr sucht.
Bis zur Gedenkstele (*) dauerte es dann nochmal gute 10 Jahre.
(*) Ja, für mehr hat es nicht gereicht. Geld wäre dagewesen, aber der politische Wille fehlte.
Wer Krabat gelesen hat: Schwarzkollm ist heute ein Stadtteil von Hoyerswerda, war es aber zu DDR-Zeiten noch nicht. Was beweist, dass das Politbüro der DDR Krabat nicht gelesen hatte.
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shape · 2 months
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Die Erkenntnis ist nicht neu, das empirisch belegte Meinungsbild bleibt aber konstant. Die in vielen Städten Europas zu beobachtenden Jubelfeiern von Palästinensern und ihren Anhängern als die Einheiten der Hamas und ihre Verbündeten das schlimmste Pogrom seit 1945 anrichteten entsprachen der Haltung der arabischen Bevölkerung im Gaza und der Westbank.
"Wie denken die Palästinenser über den Gaza-Krieg? Eine neue Umfrage (persönlich von Mitarbeitern des »Palestinian Center for Policy and Survey Research« in Gaza und im Westjordanland mithilfe der Konrad-Adenauer-Stiftung durchgeführt) liefert ernüchternde Zahlen: Demnach finden 73 Prozent der 1500 Befragten, die Hamas habe mit dem schrecklichen Terrorangriff vom 7. Oktober »richtig« gehandelt.
79 Prozent der Palästinenser glauben, dass die Hamas den Krieg gewinnen wird, und wollen entsprechend, dass sie weiterkämpft. 63 Prozent fordern eine weitere »Intifada« im Westjordanland, also noch mehr Terror gegen Israel. Und 61 Prozent wollen, dass die Hamas auch nach dem Krieg das Sagen in Gaza behält, sprich: die Fortsetzung der islamistischen Diktatur und den Kampf gegen Israel mit allen Mitteln."
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heplev · 1 month
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Das Massaker vom 7. Oktober und seine Verteidiger in historischer Perspektive
Die heutige Linke folgt in den Fußstapfen ihrer Vorgänger, die blutrünstige Pogrome unterstützten Eunice G. Pollak, JNS.org, 9. November 2023 Der Farhud, Bagdad 1941 (Foto: Yad Yitzhak Ben Zvi Archive) Die wenigen Kommentatoren, die historischen Kontext zum Massaker der Hamas vom 7. Oktober geliefert haben, vergleichen es mit europäischen Pogromen, hauptsächlich dem von Kischinew (1903).…
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stuttgart · 4 months
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Mo, 10. Juni 2024: Siebter Oktober Dreiundzwanzig (Buchvorstellung)
Rakete; Theater Rampe; Filderstraße 47; Stuttgart
Buchvorstellung mit dem Herausgeber Vojin Saša Vukadinović und dem Autor Ioannis Dimopulos
Der Überfall der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen ermordet und etwa 5000 weitere schwer verletzt wurden, war das brutalste anti­semitische Pogrom seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf den Straßen der westlichen Welt wurde das Massaker, das der Zivilbevölkerung gegolten hatte, bisweilen unverhohlen bejubelt. Damit markiert dieses Datum auch eine Zäsur für die Debatten um Antizionismus und Identitätspolitik, denn das „progressive“ Milieu, das unentwegt einen antirassistischen Anspruch einfordert, beschweigt nicht nur die Motive hinter dem Massenmord, sondern akzeptiert die unmittelbare Aufforderung zur Zerstörung des jüdischen Staates. An Demonstrationsaufrufen wie „Queers for Palestine“ zeigt sich, dass der antiisraelische Konsens mittlerweile nicht mehr nur die Queer Theory, sondern weite Teile der Universitäten und des Kulturbetriebs dominiert. Der Sammelband Siebter Oktober Dreiundzwanzig führt erste Analysen zum Terrorangriff und den Folgen zusammen.
Eine Veranstaltung der Montage Gruppe in Zusammenarbeit mit der Gruppe Distanz (https://www.gruppe-distanz.org), unterstützt vom Komma Esslingen
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jarry · 4 months
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korrektheiten · 8 months
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Der Antisemitismus, die Wirtschaft, der Hass und die Hetze
Ansage: »An deutschen Universitäten und Kunsthochschulen mit nahezu ausnahmslos linkssozialisierten Studenten werden jüdische Kommilitonen drangsaliert. Pali-Tuchträger reißen dort vor laufenden Kameras Plakate mit israelischen Opfern der Pogrome des 07. Oktober von den Wänden. Auf der staatlich gestützten weltgrößten Kunstschau, der Kasseler documenta unter der Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth Schirmherrin, Treffpunkt und Begegnungsort internationaler kultureller […] The post Der Antisemitismus, die Wirtschaft, der Hass und die Hetze first appeared on Ansage. http://dlvr.it/T1s3Rm «
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isrnws · 10 months
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UNRWA leerkrachten vierden feest na de beestachtige pogrom tegen Joden op 7 oktober
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Dit is het rapport waarop dit artikel is gebaseerd. Download het hier. https://unwatch.org/wp-content/uploads/2023/11/UNW_119___UNRWA_Report_2023_November__2023-11-05__web.pdf Het probleem met UNRWA medewerkers die tegen alle UNO principes in geweld verheerlijken of oproepen tot gewapend verzet tegen Israël wat bij gebrek aan bezetting in Gaza in feite neerkomt op terrorisme of oorlogsdaden zoals het afvoeren van raketten, bestaat al sinds 2015. Sinds 2015 worden rapporten opgemaakt over de sociale media van medewerkers van UNRWA en sindsdien wordt zelden actie ondernomen door UNRWA. Indien UNRWA toch actie onderneemt is dat enkel op basis van klachten en na heel veel publieke druk. Er is dus duidelijk geen uitdrukkelijk UNRWA beleid om haat en geweldverheerlijking zelf zo snel en hard mogelijk aan te pakken. Een belangrijk facet van het probleem is dat een aantal personen hier opvoedkundige of educatieve taken hebben tov de kinderen en dus een grote invloed kunnen uitoefenen op deze kinderen en jongeren. De organisatie UN watch vraagt tenslotte aan de donoren van het budget van UNRWA (ongeveer een miljard dollar) dat ze volgende acties onderneemt om de verspreiding van haat te stoppen vooraleer nog meer fondsen te storten. Een Zero Tolerantie voor UNRWA medewerkers die aanzetten tot racisme. Dit zou moeten leiden tot ontslag en dat ontslag zou moeten intern en extern goed bekend zijn. Hier moet duidelijk worden gesteld welk soort sanctie tegenover welk soort gedrag staat. Dit mag wel niet betaald verlof zijn zoals gebeurde na een eerder rapport. Een onafhankelijk onderzoek om lesmateriaal en de manier van lesgeven door UNRWA medewerkers te onderzoeken op vb antisemitisme. Tevens een onderzoek naar de sociale media teksten van het educatief UNRWA personeel en het verwijderen van personen die online haat verspreiden. Het opzetten van een procedure om de gedane schade ongedaan te maken en de te verwijderen medewerkers en het betrokken materiaal te vervangen. De verbetering van de opleiding van de leerkrachten zodat ze weten een neutraal, niet geweldvriendelijke omgeving te scheppen in het leslokaal. Een permanente monitoring en controle procedure. Een voorbeeld uit het rapport is dit van een 'UNRWA school verantwoordelijke' Read the full article
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naipan · 9 months
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Obwohl die Gräuel der Hamas vom 7. Oktober umfassend dokumentiert sind, werden sie im Netz systematisch geleugnet und verharmlost. Das Ausmaß überrascht auch Experten
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bga-koeln · 9 months
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Äquidistanz und Naivität als Programm
Palestinians and Jews for Peace bei Arsch Huh
Die Kölner Musiker Initiative Arsch Huh rief für Sonntag, den 03.12.2023, zur „Friedenskundgebung“ am Aachener Weiher auf. Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hatte seine Teilnahme im Vorfeld abgesagt. Seine Absage hat Lehrer u.a. damit begründet, dass im Aufruf zur Kundgebung keine Unterscheidung zwischen den Gräueltaten der Hamas und der Selbstverteidigung Israels in Reaktion darauf getroffen wurde. Hierzu veröffentlichten wir eine gemeinsame Presseerklärung mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) AG Köln zur „Friedenskundgebung“.
Die Veranstaltung fand mit etwa 700 Teilnehmenden statt, die Kölner Gruppierung Palestinians and Jews for Peace (PJfP) hielt einen Redebeitrag. Die kürzlich gegründete Gruppe veranstaltete in den vergangenen Wochen zwei „Friedensdemos“ und erhielt große mediale Aufmerksamkeit. Beispielsweise gab der WDR in einem Bericht über die Gruppe die Aussage von einer der Gründer*innen wieder, dass sie als Jüdin dafür angegriffen werde, wenn sie die israelische Politik kritisiere.[1]
Frieden in Nahost, Juden*Jüdinnen und Palästinener*innen, die Seite an Seite stehen – an und für sich mehr als erstrebenswerte Anliegen. Doch sowohl bei der Kundgebung von Arsch Huh als auch beim öffentlichen Auftreten von PJfP ist besonders das, was nicht gesagt wird, aufschlussreich. Die Leerstelle, dass das Massaker vom 7. Oktober das größte Pogrom an Jüdinnen*Juden seit der Shoah war. Die Auslassung, dass es eine Waffenruhe gab, bevor die radikalislamische Hamas sie am 7.10.2023 auf blutigste und barbarische Weise gebrochen hat. Die allenfalls nachrangigen Erwähnungen des schier unvorstellbaren Ausmaßes an sexueller Gewalt und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von der Hamas verübt worden waren, die nicht einmal vor Babys halt machte. Dass nur am Rande erwähnt und teilweise relativiert wird, dass die Hamas die ihr unterworfene Bevölkerung in Gaza in den darauffolgenden absehbaren militärischen Reaktionen Israels und bekannterweise auch schon in zahlreichen vorherigen Auseinandersetzungen als menschliche Schutzschilde missbraucht. All das spricht für sich. Das Ziel der Hamas ist die Umsetzung der in ihrer Charta festgeschriebenen Vernichtung der Jüdinnen*Juden, wie sie in den vergangenen Tagen, im Nachgang von weiteren Anschlägen, in öffentlichen Drohungen, dass der 7. Oktober erst der Anfang gewesen sei, unterstrichen hat. [2]
Auf die inakzeptable Äquidistanz, die sich ergibt, wenn man einen demokratischen Staat mit einer Terrororganisation auf eine Stufe stellt, wurde bereits hingewiesen. Die israelische Regierung ist aktuell de facto ein Sicherheitskabinett, dessen Teil auch Vertreter der Opposition sind. Die Umfragen zur Regierung Netanjahu sind derweil schlecht. Israel ist auch nach dem 7.10.2023 ein liberaldemokratischer Rechtsstaat – umgeben von Feinden (Hamas, Hezbollah, Iran). Die mangelnde Abgrenzung des Staates Israel und seines Rechts auf Selbstverteidigung zu den Taten der menschenverachtenden islamistischen Terrororganisation Hamas öffnet alle Tore für Antisemitismus im Sinne einer Dämonisierung des jüdischen Staates und doppelter Standards. Den sich kritisch wähnenden Mitgliedern und Fans von PJfP wie auch Arsch Huh müsste zu denken geben, dass andere Kriege und Konflikte der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit – die oftmals wesentlich mehr Opfer gefordert haben und weiter fordern – meist zu keinen„Friedenskundgebungen" auf deutschen Straßen führen. Auch könnte denjenigen, die sich berechtigterweise um die Versorgung der Bevölkerung Gazas mit Nahrung und Medikamenten sorgen, auffallen, dass aktuell fast 800 Millionen Menschen weltweit – also jeder zehnte Mensch – an Hunger leiden und täglich tausende Menschen an leicht heilbaren Krankheiten sterben, weil ihnen keine medizinische Mindestversorgung zuteil wird. Skandale, die im Übrigen schnell politisch abschaffbar wären, wenn es denn ein globales Interesse daran gäbe. So richtig und wichtig es ist, die Versorgung der Menschen in Gaza zu verbessern – was zuvorderst die Hamas ermöglichen könnte –, so verrückt ist es, dass Hunger und eine mangelhafte medizinische Versorgung vor allem dann in deutschen Internetkommentarspalten und auf deutschen Straßen zum Skandal werden, wenn Israel in einen Konflikt involviert ist. Und ja, selbstverständlich haben solche doppelten Standards etwas damit zu tun, dass Antisemitismus global betrachtet heute vor allem in Form einer „Israelkritik" auftritt. Diese doppelten Standards werden auch daran offenkundig, dass es kaum Proteste gegen Ägypten gibt, das den Bau von gesicherten Flüchtlingslagern (ohne Waffen/Hamas) am Grenzübergang zu Gaza seit Wochen verweigert.
Jürgen Becker setzt in seiner Rede auf der Kundgebung am 03.12.2023 kein Zeichen gegen Antisemitismus, wenn er von einem überdurchschnittlichen Erfolg jüdischer Künstler*innen schwadroniert und die vermeintliche „Unterschiedlichkeit" von Jüdinnen und Juden betont.[3] Ob intendiert oder nicht, werden hier antisemitische Stereotype bedient. Seine so bezeichnete wahr gewordene „Utopie" von einer israelischen Botschaft im früheren Nazi-Deutschland, die er mit der Möglichkeit vergleicht, dass „auch Israelis und Palästinenser, Juden und Muslime wieder friedlich zusammenleben" können, kann als Holocaust-Relativierung gelesen werden. Seine Gleichung von Israelis gleich Juden und Palästinensern gleich Muslimen offenbart eine Unkenntnis über die komplexe Historie und jegliche Hintergründe des Nahostkonfliktes. Es ist bezeichnend, dass Jürgen Becker als Mitveranstalter die vorangegangene Kritik in einem Interview als „Zeichen unserer Zeit“ einordnet und behauptet, dass „kaum noch etwas gemacht werden kann, ohne massive Kritik von irgendeiner Seite zu bekommen“.[4] Mit derartigen kontrafaktischen Auslassungen – als habe es in halbwegs aufgeklärten Gesellschaften nicht immer Kritik gegeben – wird vor allem abgewehrt, den Inhalt der Kritik auf seinen Wahrheitsgehalt hin zu prüfen.
Auch die neu gegründete Initiative Palestinians and Jews for Peace bedient sich unterkomplexer Narrative. Warum wird der aktuelle Krieg und der Nahostkonflikt, der vorwiegend ein Territorialkonflikt ist, einzig als ein Konflikt zwischen Juden*Jüdinnen und Palästinenser*innen dargestellt? Und welche Bedürfnisse stehen bei einer nicht-jüdischen, nicht-israelischen und nicht-palästinensischen Gesellschaft, die auch offenbar stark von solchen „Friedensdemos“ angezogen wird, hinter dem Wunsch nach einer vermeintlich einfachen Lösung? In Kommentaren zu Instagram-Beiträgen der Gruppe ist zu lesen, dass man sich wünsche, auch als Deutsche*r „mal wieder was sagen zu dürfen", wenn es um Israel geht. Besonders bitter wird es, wenn diese gedanklichen Verrenkungen zuweilen so weit gehen, dass zwar auf eine historische Verantwortung Deutschlands verwiesen wird, diese jedoch auf eine Art verdreht wird, bei der am Ende Israel als das ultimative Böse dasteht, gegen das man sich eben aufgrund dieser Verantwortung stark machen müsse und nicht „tatenlos zusehen“ dürfe. Dieses Narrativ gilt es zurückzuweisen. Nicht zuletzt zeigen auch Studien, dass in den deutschen Medien an kaum einem anderen Land so häufig Kritik geübt wird wie an Israel.[5]
In einem kurz nach dem Massaker der Hamas entstandenen Instagram-Post von PJfP liest man von „rücksichtslosen Taten der rechtsextremen, rassistischsten, fundamentalistischsten Regierung in der Geschichte Israels“ und einem Massaker, das Israel an den Menschen in Gaza verübe, während dieser Begriff in Bezug auf die Taten der Hamas in demselben Post nicht einmal fällt.[6] Insgesamt sind die Postings, Interviews und Redebeiträge geprägt von Kritik an der israelischen Regierung, während auf die Taten und Vorgehensweisen der Terrororganisation Hamas höchstens am Rande eingegangen wird. Auch wird die historische Genese der aktuellen Situation nicht erwähnt. Die Geschichte des jahrtausendealten Antijudaismus wie des modernen Antisemitismus wird ebensowenig von PJfP erwähnt wie die Konflikte um den Umgang mit der zionistischen Bewegung in der arabischen Gesellschaft der 1920er Jahre, der Einfluss der NS-Propaganda auf die arabisch-palästinensiche Bevölkerung in den Jahren bis 1945 oder die diversen gescheiterten Friedensverhandlungen (und der komplexen Gründe dieser) in den letzten 75 Jahren – um nur einige wenige Beispiele zu nennen.
Der Komplexität der Situation können oder wollen sich PJfP nicht stellen. Das Anliegen, sich ohne Schuldzuweisungen und ohne eine „Seite“ einzunehmen, für Frieden einsetzen zu wollen, ist daher zum Scheitern verurteilt. Um so mehr jedoch macht es PJfP für jene Milieus attraktiv, die es eigentlich gar nicht so genau wissen wollen. Denen es vielmehr darum geht, sich so kritisch wie wohl fühlen zu können, indem sie sich einreden, auf der „richtigen Seite“ – nämlich der „des Friedens“ – zu stehen und „beide Seiten“ in gleichem Maße irgendwie doof finden zu können. An Stelle von Flaggen, die die Gruppe bei ihrer Demonstration am 19.11.2023 nicht dabei haben wollte, waren Plakate zu sehen, auf denen u.a. von „Genoziden“ oder „75 Jahren israelischer Besatzung” die Rede war.[7] Dass der Begriff Frieden bei PJfP zudem schwer abstrakt bleibt, gehört zu einem der Erfolgsgeheimnisse der Gruppe.
Ein weiteres Erfolgsgeheimnis von PJfP ist zudem – ähnlich wie bei Arsch huh – die zelebrierte Äquidistanz. Dies wird zum Beispiel dadurch deutlich, dass das Recht auf Sicherheit der israelischen Zivilbevölkerung als „primitiver“ Instinkt abgetan [8] oder Israels Selbstverteidigungsrecht „in der aktuellen Situation“ in Frage gestellt wird.[9] Abgesehen davon, dass die pluralistische und heterogene israelische Bevölkerung mit der Regierung gleichgesetzt wird, bleibt bei den Meinungen von PJfP die Frage offen, wie man eine Waffenruhe mit einer Terrororganisation schließen soll, die einen auslöschen will. Dass die Hamas ihre Waffen niederlegt und alle Geiseln frei lässt, wodurch die Angriffe schon morgen beendet werden könnten, wird seltsamerweise nicht gefordert.
Auch wenn die Gruppe sich von linkem Antisemitismus zu distanzieren versucht, weist sie doch Argumentationsstrukturen auf, die häufig in ebendiesem zu finden sind. Der vorwiegend israelbezogene Antisemitismus, der dabei mal mehr, mal weniger subtil bei PJfP durchscheint, macht es entsprechend möglich, dass auch antizionistische Gruppierungen – wie zum Beispiel die trotzkistische SAV (Sozialistische Alternative) – sich von den Demonstrationen angezogen fühlen. Wenige Tage nach der Demonstration der PJfP nahm die SAV übrigens an einer Kundgebung vor der Universität zu Köln teil, in welcher dezidiert antiisraelische Hetze verbreitet wurde.
Die Behauptung einer Rednerin von PJfP auf der Kundgebung von Arsch Huh, Antisemitismus werde inflationär als Vorwand verwendet, um Kritiker*innen der israelischen Regierung zum Schweigen zu bringen, ist nicht neu.[10] Trotz Pauschalisierungen und der Dämonisierung der israelischen Regierung, inszeniert sie sich als Fürsprecherin der Jüdinnen und Juden in Deutschland. Richtigerweise bemerkt sie, dass Antisemitismus wie andere Ideologien – zum Beispiel Rassismus oder Sexismus – tendenziell mörderisch sind. Gleichzeitig ließ sie am 19.11.2023 öffentlich verlautbaren, dass es bei der vermeintlich so ausgeprägten Solidarität der deutschen Regierung mit Israel [11] nicht wundern würde, dass „irgendwelche Schwurbler“ antisemitischen Verschwörungstheorien anheimfallen.[12] Allen, die sich antisemitisch äußern, dürften solche entlastenden Aussagen sehr gelegen kommen. Dass sich die „deutsche Solidarität“ vorwiegend auf Sonntagsreden und floskelhafte Wiederholungen des Begriffes der Staatsräson beschränkt, nicht aber beispielsweise in einer klaren Stellungnahme bei der UN-Vollversammlung vom 27.10.2023 glaubhaft demonstriert wird, scheint nicht wichtig zu sein. Ebenso wenig die nach wie vor guten Beziehungen der Bundesrepublik zum Mullah-Regimeim Iran, welches die Hamas als ihren Proxy finanziell unterstützt, weil es einem eliminatorischen Antizionismus anhängt.
Weiterhin behauptete die Rednerin von PJfP im Rahmen der Kundgebung von Arsch Huh dreist, die Deutsch-Israelische Gesellschaft würde zusammen mit der Synagogen-Gemeinde als Sprachrohr der Regierung Netanjahu agieren.[13] Es bedarf keiner großen Recherche um herauszufinden, dass der Zentralrat und die Deutsch-Israelische Gesellschaft sich beispielsweise kritisch zu der von der Regierung Netanjahu geplanten Justizreform positioniert haben.
Zudem haben sich nicht „die“ Deutsch-Israelische Gesellschaft und „die“ Synagogen-Gemeinde zur Kundgebung kritisch geäußert, sondern – unabhängig voneinander – einerseits Abraham Lehrer und anderseits die AG Köln der DIG sowie das BgA Köln in einem gemeinsamen Statement.
Auch das BgA versteht sich nicht als Sprachrohr irgendeiner israelischen Regierung sondern als Organisation, die sich eine Kritik des Antisemitismus zum Ziel gesetzt hat. Eine solche Kritik erfordert einen Begriff davon zu haben, wann Kritik an politischen Entscheidungen oder Phänomenen wie dem Rassismus – welcher, wie in allen modernen Gesellschaften, auch in Israel anzutreffen ist – in einen israelbezogenen Antisemitismus kippt, dessen Bestandteile zum Beispiel Dämonisierung, Doppelstandards und Delegitimierung sind.
Anstatt den vermeintlichen Anliegen – z.B. eine militärische Auseinandersetzung überflüssig zu machen sowie Antisemitismus und Rassismus zu bekämpfen – einen ernsthaften Rahmen zu bieten, waren beim Zusammenkommen von Arsch Huh und PJfP am 03.12.2023 Äquidistanz und Naivität Programm. Dort fanden Menschen eine Umgebung, in der sie ihren Verdrängungsregungen Ausdruck verleihen konnten, endlich einen „Schlussstrich“ unter die deutsche Nazi-Vergangenheit zu ziehen, und sich dabei auch noch moralisch überlegen vorzukommen. Derartige Veranstaltungen haben das Potenzial, israelbezogenen Antisemitismus in Deutschland weiter salonfähig zu machen und müssen daher Ziel von Kritik sein.
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[1] https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/demonstration-palestinians-and-jews-for-peace-100.html
[2] https://www.derwesten.de/politik/israel-hamas-nah-ost-konflikt-hamad-d-id300704787.html
[3] https://www.instagram.com/p/C0cnrkbsahi/?igshid=MzRlODBiNWFlZA==
[4] https://www1.wdr.de/fernsehen/aktuelle-stunde/alle-videos/studiogespraech-juergen-becker-kabarettist-arsch-huh-100.html
[5] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-08/israel-medien-kritik
[6] https://www.instagram.com/p/CybgzrfoMhz/?img_index=1
[7] https://www.instagram.com/reel/Cz39eNFI5UB/?utm_source=ig_web_copy_link&igshid=MzRlODBiNWFlZA==; https://www.lokalfoto.com/juedisch-palaestinensische-demo-in-koeln/
[8] https://www.instagram.com/p/C0M2geNs7zC/?igshid=N2ViNmM2MDRjNw==
[9] https://shows.acast.com/feuer-und-brot/episodes/palestinians-and-jews-for-peace (01:36:44-01:37:50)
[10] https://www.youtube.com/watch?v=tv5ujnkEQm0&ab_channel=PalestiniansandJewsforPeace
[11] https://www.theguardian.com/commentisfree/2023/nov/28/germany-israel-right-left-turkey-truth
[12] https://www.instagram.com/p/C0Mz7JAsF_Y/?igshid=N2ViNmM2MDRjNw==
[13] https://www.ksta.de/koeln/nach-eklat-nur-wenige-teilnehmer-kommen-zu-arsch-huh-kundgebung-in-koeln-1-695472
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kunstplaza · 11 months
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shape · 4 months
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Das Pogrom und seine Folgen - taz Talk
Der anti-israelische Konsens ist mittlerweile auch an deutschen Unis angekommen. Eine taz Talk-Analyse zu den Folgen des Massakers. Eine taz Talk-Analyse zu den Folgen des Massakers mit zwei Autorinnen und dem Herausgeber des Sammelbands „Siebter Oktober Dreiundzwanzig”, Vojin Saša Vukadinović (Historiker), Güner Balcı (Integrationsbeauftragte Neukölln) und Chantalle El Helou (Autorin). 🐾
Moderation: Jan Feddersen, taz-Redakteur für besondere Aufgaben sowie Kurator der taz Talks und des taz lab.
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heplev · 5 months
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Was von Bidens Behauptungen zu halten ist
Shosana, X/twitter, 10. April 2024 Erinnern Sie sich, wie Joe Biden behauptete, er habe beschlossen 2020 als Präsident zu kandidieren, weil er über den antisemitischen Marsch in Charlottesville so empört war. Nun, es hat in den letzten Monaten hunderte “wir werden die Juden austauschen”-Märsche überall in den USA und am 7. Oktober ein Pogrom am jüdischen Volk in Israel gegeben gegeben und was…
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09.11.2020 Pogromgedenken vor dem Jüdischen Krankenhaus Berlin Jahr für Jahr hat Herr Gniewoß eine Delegation vom Lessing-Gymnasium zu diesem Gedenken begleitet. Unterschiedlichste Beiträge von Schüler_innen und Lehrkräften wurden in den letzten Jahren beigesteuert. In diesem Jahr wurde aufgrund der Corona-Lage nur zur Kranzniederlegung eingeladen. Die diesjährige geplante Rede von Herrn Gniewoß findet ihr deshalb im Blog veröffentlicht. Im stillen Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938: Bausteine meiner Ansprache zum Pogromgedenken vor dem Jüdischen Krankenhaus (09.11.2020, Andreas Gniewoß) Sich verbunden zu fühlen ist keine Frage der Nationalität, sondern der Erziehung, der Erziehung zu Anstand und Empathie. Dazu fähig ist jeder Mensch, - die Deutschen sollten sich nicht damit brüsten, Weltmeister im Erinnern zu sein. Geschichte lässt sich nicht aufrechnen; ein erlittenes Unrecht rechtfertigt nicht, andere zu Opfern zu machen. Vorsicht vor Instrumentalisierung der Geschichte. Welches Leid verdient Aufmerksamkeit? Primo Levi: „Es (Auschwitz) zu verstehen ist unmöglich, doch es zu wissen ist notwendig, und sich zu erinnern ist eine Verpflichtung.“ … damit es nie wieder passiert. (Tatorte, an denen wir uns erinnern, sind Lernorte; ein ethischer Modus, aber eine Erinnerungspflicht für alle gibt es nicht.) Welche Perspektive nehmen wir/nehmen junge Menschen heute dazu ein? … die Perspektive der Opfer „Jedem das Seine“ (KZ Buchenwald) - Wir müssen das Gegenteil davon fühlen lernen. Und leben. Vergessen ist das Normale, weil das Vergehen der Zeit das Vergessen unterstützt. Das Erinnern ist die Ausnahme, es ist der Hebel, der uns vor Rückfällen bewahrt. Nicht vergessen! (Jankelewitch): Die Toten der Shoah sind abhängig von unserem Erinnern, unserer Treue. Die Vergangenheit bedarf unserer Hilfe, das Pogromgedenken z.B. rettet die Toten vor dem Nichts, dem Nicht-Sein, wenn wir nicht zusammenkommen, um ihrer zu gedenken. Es ist gut, wenn sich junge Menschen heute stärker für die Geschichte der Opfer interessieren. Die Generation der 68er waren in erster Linie an den Tätern interessiert, sie wollten ihre Eltern, Lehrer und Politiker bloßstellen, das Schweigen der Tätergeneration durchbrechen. Erinnern, sich identifizieren ist heute vielstimmig, das Gedächtnis eines jedenspeist sich aus vielen Quellen, individuellen und kollektiven. Ich möchte an dieser Stelle die Vorgeschichte des Pogroms von 1938 in Erinnerung rufen: So weit ist er vielen bekannt: Den Mord an dem deutschen Legationssekretär Ernst vom Rath in der deutschen Botschaft von Paris durch den 17-jährigen Herschel Grynszpan nutzten die Nazis für die antijüdischen Pogrome überall in Deutschland am 9.November. Zwischen Deutschland und Polen hatte es ein infames antisemitisches Vorspiel von Deportation und Ausgrenzung gegeben, wobei beide Länder danach trachteten, möglichst viele jüdische Mitbürger als rechtloses Eigentum an den Nachbarn loszuwerden. Am 28.Oktober 1938 erhielten 17000 in Deutschland lebende Juden, Familien und Einzelpersonen, Vorladungen bei der Polizei, wurden ohne Angabe von Gründen am Schabbat zusammengetrieben und fast ohne Gepäck nach Osten an die polnische Grenze verfrachtet. Polen hatte wenige Wochen zuvor angeordnet, dass alle im Ausland lebenden polnischen Staatsbürger, großenteils Juden, ihre Pässe bei den Konsulaten kontrollieren lassen sollten. Dahinter steckte die Vermutung, dass viele davon angesichts der antijüdischen Politik des NS-Regimes bald in ihre alte Heimat zurückkehren würden. Das Gesetz sah vor, dass jeder polnische Bürger, dessen Pass nicht geprüft und verlängert worden war, sein Recht auf Heimkehr verlieren sollte. Die deutsche Seite nahm an, dass dadurch eine große Zahl unerwünschter Juden zum Verbleib in Deutschland gezwungen sein würde. Die Reichsregierung beschloss ohne Warschau zu verständigen, sich der ostjüdischen Minderheit durch Abschiebung zu entledigen. Unter schikanösen Umständen wurden Tausende Juden am 28. Oktober 38 in verschlossenen Eisenbahnwaggons zum Grenzbahnhof Bentschen an die polnische Grenze verfrachtet und ausgeplündert unter Gewehrschüssen die letzten Kilometer zu Fuß ins Niemandsland getrieben. Da Polen den Übertritt auf sein Territorium verweigerte, irrten in Regen und Kälte Tausende nahe der polnischen Grenzstadt Zbaszyn umher. Unter ihnen kam auch der Berliner Student Marcel Reich, der später berühmte Marcel Reich-Ranicki, unfreiwillig in sein Geburtsland zurück, das nun für Jahre sein Exil sein sollte. Die Familie des Flickschneiders Sendel und seiner Frau Berta Grynszpan wurde mit zwei Kindern aus Hannover deportiert und schickte aus dem Barackenlager Zbaszyn eine Postkarte an den in Paris lebenden Bruder Herschel. „Es ist aus mit uns!“ Nach Erhalt dieses Notschreis kaufte der junge Mann einen Revolver und begab sich am 7.November zur deutschen Botschaft. Er erklärte ein wichtiges Dokument übergeben zu wollen und schoss den Legationssekretär mit den Worten „Nun übergebe ich Ihnen im Namen von 12000 verfolgten Juden das Dokument“ nieder. Der „Völkische Beobachter“ schrieb am 8.11.: „Es ist klar, dass das deutsche Volk aus dieser Tat Folgerungen ziehen wird. Es ist ein unmöglicher Zustand, dass in unseren Grenzen Hunderttausende von Juden noch ganze Ladenstraßen beherrschen, Vergnügungsstätten bevölkern und als ausländische Hausbesitzer das Geld deutscher Mieter einstecken, während ihre Rassengenossen draußen zum Krieg gegen Deutschland auffordern und deutsche Beamte niederschießen.“ Nach dem Tod Ernst von Raths am 9.11. inszenierten die Nazis den schon längergeplanten Pogrom, dessen wir heute gedenken.
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Gerald Ford mit Sadat in Salzburg
Muhammad Anwar as-Sadat ( * 25. Dezember 1918 in Mit Abu el-Kum; † 6. Oktober 1981 ermordet in Kairo) war ein ägyptischer Staatsmann. 
Als Nachfolger Nassers wurde er 1970 Staatspräsident. Sadat führte Ägypten in den Jom-Kippur-Krieg 1973, löste das Land aus der engen Bindung an die Sowjetunion und schloss 1979 einen Friedensvertrag mit Israel. Für seine Bemühungen im Friedensprozess mit Israel erhielt er zusammen mit Menachem Begin1978 den Friedensnobelpreis. Aufgrund dieser Versöhnungspolitik mit Israel fiel Sadat einem Attentat von Gegnern seiner Politik zum Opfer.
Dschihan as-Sadat (im Hintergrund) mit ihrem Ehemann und US-Außenminister Cyrus Vance, 1980
1949 heiratete er Jehan Sadat, geborene Safwat Raouf, mit der er drei Töchter und einen Sohn hatte. Sie ist Bürgerrechtlerin und die Witwe von Anwar as-Sadat. Sie war von 1970 bis zu Sadats Ermordung 1981 die First Lady Ägyptens. Sie half, das Image der arabischen Frauen in der Welt zu ändern, indem sie sich ihre eigenen Sehnsüchte durch ehrenamtliche Arbeit und Mitarbeit bei nichtstaatlichen Organisationen für Benachteiligte erfüllte.
Schon als Teenager war sie fasziniert von Anwar Sadat, der ein Nationalheld war, und verfolgte die Berichterstattung in den Medien über seine Heldentaten, seine Tapferkeit und Treue und seine Entschlossenheit, sich gegen die britische Besetzung Ägyptens zu wehren. Sie hörte viele Geschichten über ihn von ihrer Cousine, deren Ehemann sein Mitstreiter im Widerstand und später im Gefängnis gewesen war.
An ihrem 15. Geburtstag traf sie erstmals ihren zukünftigen Ehemann Anwar Sadat, kurz nachdem dieser aus dem Gefängnis entlassen worden war, wo er zweieinhalb Jahre für seine Widerstandsaktivitäten gegen König Faruk inhaftiert gewesen war.
Nach einem Besuch bei verwundeten Soldaten an der Front in Sues während des Sechstagekrieges 1967 gründete sie das al Wafa’ Wa Amal – Rehabilitationszentrum, welches behinderten Kriegsveteranen medizinische Versorgung, Wiedereingliederungshilfen und berufliches Training ermöglichte. Das Zentrum wird unterstützt durch Spenden aus aller Welt. Es unterstützt heute sehbehinderte Kindern, hat eine weltweit bekannte Musikband und einen Chor.
Sie spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung der Talla-Gesellschaft, einer Kooperation der Nil-Delta- Region, welche den Frauen dort hilft, unabhängig zu werden; außerdem bei der Gründung der Ägyptischen Gesellschaft für Krebspatienten, der Ägyptischen Blutbank und der SOS-Kinderdörfer in Ägypten.
Sie führte die ägyptische Delegation bei der Internationalen Frauenkonferenz der Vereinten Nationen in Mexiko-Stadt und in Kopenhagen an und gründete die Arabisch-afrikanische Frauenliga. Als Aktivistin war sie Veranstalterin und Teilnehmerin bei zahlreichen Konferenzen in aller Welt, die sich mit Frauenrechten, Kinder- und Jugendschutz und Frieden in Afrika, Asien, Europa, Nord- und Südamerika beschäftigten.
Dschihan as-Sadat ist leitende Wissenschaftlerin an der University of Maryland, College Park, wo auch der Anwar Sadat Lehrstuhl für Frieden und Entwicklung gestiftet wurde, am Center for International Development and Conflict Management.
Sie veröffentlichte eine Autobiografie, Ich bin eine Frau aus Ägypten, außerdem unter einem Pseudonym Poesie in arabischer Sprache. Im März 2009 veröffentlichte sie mit My Hope for Peace ein weiteres Buch.
Am 6. Oktober 1981 wurde Mohammed Anwar as-Sadat während einer Militärparade in Kairo, die an die Überquerung des Sueskanals zu Beginn des Jom-Kippur-Krieges erinnerte, durch einen Angriff von vier Islamisten der Gruppe Al-Dschihadermordet.
Die Einsetzung der neuen US-Regierung unter Carter markierte den Beginn eines Versuchs, die Konfliktparteien und Streitpunkte umfassender anzusprechen. Während des Wahlkampfes 1976 hatte Carter eine ehrgeizigere Strategie gefordert, die zu diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und den arabischen Staaten führen sollte. Die neue US-Strategie schien jedoch noch nicht aufzugehen. Sie rückte zwar ab von einer für die arabischen Staaten wenig hoffnungsvollen eindimensionalen Nahostpolitik, doch wurde die einseitige Parteinahme für Israel in allen strittigen Fragen beibehalten. Dies äußerte sich in einer Fortführung der US-Vetopolitik im UN-Sicherheitsrat, wo man 1976 und 1977 gegen eine überwältigende Mehrheit Resolutionen blockierte, die einen vollständigen Rückzug Israels ultimativ forderten sowie den Palästinensern Rechte auf Selbstbestimmung zugestanden.
Sadat entschloss sich, selbst vor die Knesset zu treten, um den Repräsentanten des israelischen Volkes klarzumachen, dass es an ihnen liege, zu entscheiden, ob sie wirklich den Frieden wollten. Hierüber beriet er sich im Vorfeld seiner Entscheidung in mehreren ausführlichen Telefongesprächen mit dem damaligen Bundeskanzler und politischen Freund Helmut Schmidt. So kam es zu jener historischen Rede anlässlich der ägyptischen Parlamentseröffnung am 9. November 1977, in der Sadat verkündete, er würde bis ans Ende der Welt – und selbst nach Israel in die Knesset – gehen, wenn er dadurch den Tod eines einzigen Soldaten vermeiden könne.
Kaum jemand nahm das ernst, aber als der israelische Ministerpräsident Menachem Begin Sadat einlud, sagte dieser zu.Die Reaktionen seitens der arabischen Staaten waren verheerend. Syrien, Irak, Libyen und Algerien brachen die diplomatischen Kontakte mit Ägypten ab, die PLOverurteilte die Initiative energisch. Sadat hatte gehofft, dass die arabischen Staaten an den Verhandlungen teilnehmen würden und glaubte auch weiterhin, dass ein ägyptisch-israelischer Friede eine Art Domino-Effekt auf die Region haben könnte. Sadats Hauptinteresse galt der Rückgewinnung des Sinai.
Bereits am 19. November begann der spektakuläre Israel-Besuch Sadats mit seiner Landung auf dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv. Begin und Staatspräsident Ephraim Katzir begrüßten Sadat mit militärischen Ehren. Am Tag darauf sprach Sadat vor dem israelischen Parlament. Erstmals erkannte ein arabischer Staatschef das Existenzrecht Israels an, ohne Wenn und Aber.
Im Sommer 1981 hatten in Kairo Pogrome stattgefunden, bei denen Kopten von Muslimen niedergemetzelt worden waren. Sadat ließ daraufhin landesweit 1536 Oppositionelle verhaften, vorwiegend Muslimbrüder.
Als der Leutnant Khalid al-Islambuli am 3. September von der Verhaftung eines leiblichen Bruders erfuhr, geriet er außer sich und schlug Faraj, dem Führer der Gruppe Al-Dschihad, vor, Sadat bei der anstehenden Parade zu töten.[14] Islambuli war zur Parade als Kommandant eines Lastwagens eingeteilt, beurlaubte drei Untergebene und ersetzte sie durch eingeschleuste Komplizen. Da während der Parade keine geladenen Waffen getragen wurden, Offiziere aber nicht kontrolliert wurden, sorgte er selbst für Munition und Handgranaten. Vor der Tribüne Sadats angekommen, brachte Islambuli das Fahrzeug zum Stillstand und sprang mit seinen Komplizen ab. Dann griffen sie mit ihren Handgranaten und Sturmgewehren an. Sadat wurde von 37 Gewehrkugeln getroffen und starb wie sieben seiner Gäste. Der neben Sadat stehende Vizepräsident Husni Mubarak wurde verletzt. Das Attentat erfolgte vor laufenden Kameras des Fernsehens, und der Anführer der Attentäter rief in ihre Richtung: „Ich habe den Pharao getötet!“
In Vorbereitung des Attentats hatten sich am 26. September in Saft al Laban, einem Kairoer Elendsviertel, die Führer von Gruppen aus Kairo und Mittelägypten getroffen, deren Ziel ein anschließender Volksaufstand war. Während in Kairo nur eine Bombe explodierte, gingen am 8. Oktober Aufständische in Assiut zum Angriff über, um die Volksrevolution auszulösen. Da dies der erste Tag des Opferfestes war, einer Reihe von Feiertagen, die traditionsgemäß zu Hause in der Familie verbracht werden, gelang der überraschende Schlag gegen das Hauptquartier der Sicherheitspolizei, das nur von einem Bereitschaftsdienst unter Führung eines christlichen Offiziers besetzt war. Dieser wurde enthauptet, die Schawisch-s, einfache Polizisten, wurden niedergemetzelt. Da die mittelägyptische Polizei die Stadt nicht unter ihre Kontrolle bringen konnte, zerschlugen am übernächsten Tag aus Kairo eingeflogene Fallschirmjäger die Rebellion. Die erhoffte islamische Volksrevolution blieb aus, Nachfolger Sadats wurde dessen Stellvertreter Husni Mubarak.
Den Trauerzug am Tage der Beisetzung begleiteten zahlreiche westliche Politiker, so die ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten Jimmy Carter, Richard Nixonund Gerald Ford, Prinz Charles von Großbritannien, der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt, der damalige Präsident Frankreichs, François Mitterrand sowie politische Führer aus der Sowjetunion und Afrika. Außer dem Präsidenten des Sudan, Numeiri, und dem Präsidenten Somalias, Siad Barre, war kein arabischer Führer gekommen, um Sadat die letzte Ehre zu erweisen. In Libyen und im Südlibanon wurde sein Tod sogar gefeiert. In der iranischen Hauptstadt Teheran wurde eine Straße nach dem Mörder Sadats benannt, die jedoch im Jahre 2001 in Intifada-Straße umbenannt wurde, um die iranisch-ägyptischen Beziehungen zu verbessern.
Nach Massenverhaftungen von Islamisten wurden die meisten nach und nach freigelassen. Nur die gefassten Al-Dschihad-Mitglieder wurden in zwei Prozessen abgeurteilt. Im ersten Prozess wurden 5 der 24 Angeklagten zum Tode verurteilt, die vier Attentäter und der Führer der Kairoer Gruppe, der Chefideologe Faraj, wurden am 15. April 1982 hingerichtet. Im zweiten Prozess standen 302 Personen unter Anklage. Die Prozessprotokolle sind, da die Attentäter stolz auf ihre Taten waren und aussagten, ein wertvolles Zeugnis über die Denkweise und Einstellung einer islamistischen Terrorgruppe.
In ihrer Autobiographie schreibt Dschihan as-Sadat über den Tod ihres Mannes: „Mein Mann war kein Opfer des Krieges: Mein Mann war ein Opfer des Friedens.“
Es dauerte fast ein ganzes Jahr, bis sich Sadat und Begin nach zähen Verhandlungen – und durch das Eingreifen Jimmy Carters bewegt – zu Friedensgesprächen nach Camp David zurückzogen. Nach 13 harten Verhandlungstagen wurde schließlich ein Friedensabkommen mit historischem Stellenwert vereinbart, denn es war das erste zwischen einem arabischen Staat und Israel überhaupt. Schnell hatte sich jedoch gezeigt, dass die Vorstellungen, die Sadat in seiner Knesset-Rede der Weltöffentlichkeit präsentiert hatte, illusorisch und realistisch nicht umsetzbar waren: zu einem umfassenden Frieden, den es ja bis heute noch nicht gibt, war die Zeit lange nicht reif. Die übrigen arabischen Staaten reagierten verletzt, fühlten sich verraten und waren so zu keinen weiteren Verhandlungen bereit. Letztlich war auch Israel zu keinen größeren Zugeständnissen bereit. Sadat konnte allerdings den Sinai für Ägypten zurückgewinnen, was die arabische Moral stärkte und den Mythos von Israels Unbesiegbarkeit zunichtemachte. 1978 erhielten Begin und Sadat für ihren Einsatz für den Frieden den Friedensnobelpreis. Altbundeskanzler Helmut Schmidt bezeichnete Sadat als einen Freund und integeren Menschen mit Weitblick.
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