Südengland 2023 - Tag 19
Ladies and Gentlemen!
Wenn man die Isle of Wight besucht, sollte man auf keinen Fall auf einen Besuch der Steam Railway verzichten und unser Abenteuer auf der Insel wäre ohne einen Besuch sicherlich nicht vollständig.
Die Bahnstrecke war Teil des 90 km umfassenden Eisenbahnnetzes auf der Isle of Wight, dass zwischen 1862 und 1901 von verschiedenen Gesellschaften betrieben wurde, und das alle größeren Ortschaften und Dörfer verbanden.
Die Stilllegungen erfolgten ab 1952 und waren 1966 abgeschlossen. Einzig die Island Line wurde weiter betrieben.
Glücklicherweise gründete kurz darauf eine Gruppe von Eisenbahnbegeisterten die Wight Locomotive Society.
Sie kauften 1966 drei Drehgestellwagen der London, Brighton and South Coast Railway und drei der South Eastern and Chatham Railway, als der Betrieb eingestellt wurde.
Der neue Dienst für die Dampflokomotiven begann 1971 nach einigen Restaurierungen. Inzwischen gibt es eine große Sammlung von Lokomotiven und Waggons.
Der Fuhrpark wird in der Werkstatt in der Havenstreet gepflegt, wo Besucher auch die Restaurierungsarbeiten in Aktion sehen können.
Die hier werkelnden Mitarbeiter sind gerne zu einem kleinen Schwätzchen aufgelegt, obwohl immer genügend Arbeit vor der Tür wartet.
Gerne zeigen sie mit Begeisterung den interessierten Besuchern ihre Tätigkeitsbereiche. Alle sind natürlich ehrenamtlich engagiert. Respekt!
Die Wartung und Restaurierung wird auch Eisenbahn nie endet - es gibt immer etwas zu reparieren oder zu verbessern!
Die Station beheimatet ebenfalls das kleine, aber feine Museum. Die älteste vorhandene Lokomotive wurde bereits 1876 gebaut.
Die Waggons sind sogar noch einen Tacken älter und stammen teilweise tatsächlich aus dem Jahr 1864.
Der “modernste” Waggon wurde immerhin auch schon 1924 gebaut. Er mag vielleicht der Jüngste sein, ist aber immer noch fast hundert Jahre alt!
Das Museum umfasst alles von alten Zuguniformen und Motorteilen bis hin zu den massiven Lokomotiven.
Als wir die Eisenbahnstation betraten, wurden wir von freundlichen Herren und Damen begrüßt, die alle die altmodischen Uniformen trugen. Sofort fällt uns die Einsatzbereitschaft des Personals auf.
Besonders begeistert hat uns der ältere Herr (weit in seinen 80ern), der zwar seeehr schlecht hörte, aber seinen Touchscreen Computer virtuos bedienen konnte.
Der Klang der Dampfzugpfeifen und der Rauch sowie die schön restaurierten Züge selbst waren ein toller Anblick.
Während wir auf die Ankunft unseres Zuges warteten, machten wir einen Abstecher durch den Geschenkeshop und dann durch das Museum selbst.
Während unseres Rundgangs durch das Museum taten sich draußen aufregende Dinge: ein ganzes Orchester hatte Aufstellung genommen und begann zu der Abfahrt der Züge zu spielen.
Die Besucher sangen, wippten und klatschten zu Melodien aus All Creatures Great and Small (Der Doktor und das liebe Vieh) und aus Is This the Way to Amarillo? wurde dann umgedichtet “Is This the Train to Amarillo?”
Und der Hasenbär hat sich sofort mit dem Maskottchen der Musiker angefreundet und durfte dann mit ihm zusammen sitzen.
Der Bahnsteig an der Havenstreet war überraschend gut besucht. Die meisten Besucher hatten bereits Tickets für einen der Züge, doch bei diesem wunderbaren Wetter wollten noch viel mehr Leute Tickets kaufen.
Wir hatten unsere Tickets, für ein ganzes privates Abteil, bereits im März vorab online gekauft.
Die Zugbegleiter zeigten uns den Weg zu unserem Zug und dann öffneten sie für uns die alten Türen und wir betraten unser Abteil in der ersten Klasse.
Die Lok wurde umgesetzt, was ich gar nicht beobachten konnte, da ich mich gerade in unser buntes Plüschabteil verliebt hatte.
Das Tolle war, dass wir ein ganzes Abteil für uns hatten, sodass wir uns frei über die Sitze, zum filmen & fotografieren, bewegen konnten. Dann ans Fenster, wie ging das nochmal auf…ach ja, am Riemen ziehen!
Die Zugfahrt war natürlich eine langsame, gemächliche Zugfahrt. Es sind jetzt leider nur noch wenige Meilen an Gleisen übrig, aber die Dampfzüge tuckern fröhlich zwischen den vier Bahnhöfen entlang ihrer neuen Route und sie halten immer noch an jeder Station. Tatsächlich stiegen auch überall Leute aus oder zu.
Es gibt verschiedene Tickets: entweder man bucht, so wie wir, einen Roundtrip oder ein Tagesticket, das für den Museumszug und die normale Railway gleichermaßen gilt.
Als Bonus gab es einen schönen Blick auf die grüne, englische Landschaft vor dem Fenster.
Die Fahrt im rollenden Plüschsofa ging für uns einmal hin und zurück!
Dann ist wieder die Station Havenstreet erreicht. So stellt man sich einen typischen englischen Bahnhof auf dem Lande vor.
Der Anblick alter Dampfmaschinen, der Charme ruhiger ländlicher Bahnhöfe und die Freundlichkeit traditionell uniformierter Mitarbeiter werden uns positiv in Erinnerung bleiben.
Gegenüber des Bahnsteigs liegt der Bereich der Gastronomie und die Toiletten sind in einem separaten Gebäudekomplex untergebracht.
Zum Glück trieben uns unsere Konfirmandenblasen noch einmal zum Klo, denn sonst hätten wir die beeindruckende Flugvorführung der benachbarten Falknerei verpasst.
Aber so konnten wir die 13.40 Uhr Vorführung mit den wunderschönen Raubvögeln direkt auch noch mitnehmen.
Zwei Mitarbeiter stellten verschiedene Vögeln, sowohl auf dem Arm, als auch im Flug, dem staunenden Publikum vor.
Am meisten beeindruckte natürlich der Golden Eagle, was für ein wunderschönes Tier.
Nach der Vorführung ging es für uns wieder einmal auf ein Weingut. Nur 15 Fahrminuten von dem Bahnhof entfernt liegt das Adgestone Vineyard.
Ein 10 Hektar großes, sanft nach Süden abfallendes Weingut, dessen Hänge ursprünglich schon vor rund 2000 Jahren von den Römern mit Reben bepflanzt wurden. Derzeit sind neun Hektar mit Trauben bepflanzt und ein Hektar ungenutzt.
Es handelt sich tatsächlich um das älteste kontinuierlich betriebene Weingut in Großbritannien, gegründet 1968. Produziert werden bis zu 30.000 Flaschen englischer und Country-Weine pro Jahr.
Neben einer guten Auswahl an konventionelleren Weinen wird in Adgestone ein blauer Schaumwein aus Trauben hergestellt, die tatsächlich auch vor Ort angebaut werden.
Something Blue ist eine leicht sprudelnde Cuvée, die nach der Methode Traditionelle hergestellt wird. Es ist der einzige blaue Sparkling Wine, der in Großbritannien hergestellt wird.
Er wird nach der traditionellen Champagnermethode hergestellt und ruht vor der Freigabe zwei Jahre auf der Hefe, um seine Geschmackskomplexität zu steigern. Die natürliche blau-türkisfarbene Farbe des Cuvee ist besonders beliebt bei Hochzeiten, daher auch der Name. In vielerlei Hinsicht ist er wie traditionellere Schaumweine … nur eben in Blau.
Blauer Wein wird im Allgemeinen aus einer Mischung roter und weißer Trauben hergestellt, denen Anthocyane – ein Pigment aus roten Traubenschalen – zusammen mit dem organischen, pflanzlichen Lebensmittelfarbstoff Indigotime zugesetzt werden. Die genaue Methode ist ein streng gehütetes Geheimnis.
Der Schöpfer, der ehemalige Ingenieur Russ Broughton, arbeitete ursprünglich in der Robotik bei Ford, bevor er in die Containerhafenindustrie in Southampton und London Gateway wechselte. Zusammen mit der Unternehmensanwältin Philippa Jane kaufte er Adgestone Vineyard.
Weder Broughton noch Jane hatten zuvor Erfahrung in der Weinindustrie. Während eines Urlaubs entdeckte er eine Anzeige in der Lokalzeitung: “Vineyard For Sale”.
Adgestone Winery war einst ein prestigeträchtiges Weingut und gewann 1970 die Gore Brown Trophy für englischen Wein.
Die ursprünglichen Seyval Blanc Reben aus dem Jahr 1968 sind bis heute erhalten – sie werden liebevoll als „Old Ladies“ bezeichnet und sie sind die ältesten kommerziellen Reben im Vereinigten Königreich.
Seit dem Kauf des Unternehmens im Jahr 2013 hat Broughton über 6.000 Reben gepflanzt, davon 3.000 im ersten Jahr, zusammen mit 600 Pfählen und 20 km Spalier.
Er hat die Produktion von 3.000 Flaschen auf über 25.000 erhöht. Daneben wurde das Geschäft auf die Landwein- und Likörproduktion ausgeweitet.
Für 10 £ gibt es einen Audioguide, der die Besucher durch die Weinberge führt. Für ebenfalls 10 £ lässt sich auch ein 30-minütiger animierter und informativer Wein-Chat (inklusive Verkostung) buchen, der die Entwicklung der englischen Weinindustrie von den Römern bis heute, die verschiedenen angebauten Sorten und auch detailliertes Weinbauwissen, behandelte.
Die Tische waren nur mäßig voll. Zugegebenermaßen kamen wir erst nach dem Mittagsansturm um 15:30 Uhr an. Die Tiere des Hauses (verschiedene exotische Hühnerrassen & Hunde) wuselten zwischen den Tischen herum und hofften darauf, dass zufällig etwas herunter fällt.
Die Hühner waren ausgesprochen zahm und ließen sich streicheln. Sehr amüsierten wir uns darüber, als sie sich über die Wasserschalen der Hunde hermachten.
Als ob sie kein Wasser oben in ihrem Gehege hätten - aber woanders schmeckt es eben immer viel besser.
Der Service war zügig. Überaus flott wurde unsere große, gemischte kalte Platte, natürlich begleitet von einem Glas “Something Blue”, serviert. Ganz günstig ist dieser Spaß natürlich nicht. 25 £ für die kalte Platte für zwei Personen und ein Glas “Something Blue” kostet schlappe 9 £ - für die ganze Flasche werden respektable 42 £ (im Shop 39 £) aufgerufen.
Adgestones charakteristische Geschmacksnote, der die Essensplatten begleitet, ist das auf Chili basierende „Arson Fire“, und der Nameszug erscheint auch auf der Rückseite der T-Shirts des Personals: mit Flammen, die aus ihrem Hintern aufsteigen. Englischer Humor eben!
Die Audiotour, das Gartenlokal und mit dem angenehme Sitzbereich im Freien machen das Adgestone zu einem interessanten und angenehmen Weingut.
Natürlich nahmen wir hier auch eine Kiste des Verkaufsschlagers “Something Blue” aus dem Shop mit. Wer hat schon englischen Schaumwein zu Hause - und noch dazu blauen Schaumwein? Ich kenne keinen!
Good Night
Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
8 notes
·
View notes
PKP class Pm36 - the aerodynamic steam locomotive
Pm36 was an experimental 4-6-2 (2'C1', "Pacific") steam engine designed by Fablok engineer Kazimierz Zembrzuski and his team in 1936 to serve as an express train.
Two locomotives were built for testing purposes. First (Pm36-1, factory number: 662) was finnished in the early 1937 and was fitted with aerodynamic shell, that coverd everything (including tender) outside of the driving wheels, helping to achieve higher speeds.
The shape of the shell was accepted by the Institute of Aerodynamics of Warsaw University of Technology after its wooden replica was tested in the wind tunnel.
Later that year it arrived at Paris World Expo where it was awarded a gold medal
Second locomotive Pm36-2 was built in october of 1937 and for the purpose of comparison it didn't have a shell. Although it was lighter by 2,7 t than Pm36-1 it was slower by about 20km/h (12,5 mph).
During the war both locomotives both engines were lost around september campaign and eventually became a part of the Deutsche Reichsbahn fleet (Pm36-1 in 1939, Pm36-2 in 1941 after operation Barbarossa). Pm36-1 was lost (presumably destroyed) during the war but Pm36-2 was evacuated to Austria in 1944 from where it was sent back to Poland in 1947. It was expoited until 1966, in 1970 it was crossed off of the PKP inventory and in 1973 it was given to Warsaw Railway Museum.
on 1995, on "150th anniversay of railway on polish soil" Pm36-2 was renovated, given the name Piękna Helena (Beautiful Helena) and it stations in Wolsztyn Steam Locomotovie Depot whare it's in active service to this day.
25 notes
·
View notes
Fish in An Engine's Tank? It's More Likely Than You Think:
So, recently I wrote a story for my 'The World Famous Engine' fic (read here) which focused on the Flying Scotsman getting fish and weeds into his tanks, which clogged up his injector.
While on the surface, this sounds like a rehash of 'Thomas Goes Fishing' from Season 1, it's actually a rehash of a real-life event that happened to 60103 Flying Scotsman in 1958.
The story of the original incident goes as such: back in the late 1950s, the Flying Scotsman worked on the ex-GCR mainline through Leicester. On the way to London, the injectors failed one after the other, leading to pandemonium on the footplate as they were forced to basically drop the fire at speed and try desperately to get the injectors working again before their engine blew up with a full express. You can imagine their relief when the water started flowing again!
And despite all of this, they were only five minutes late to Marylebone!
The reason for this absolutely frantic and tense few minutes? Well, the outlet pipes from the tender to the injector were protected by wire mesh, which was absolutely clogged with algae and weeds! And then they managed to extract roughly three buckets worth of live fish - and not little minnows, I'm talking bream and rudd - from Flying Scotsman's tender!
And the cherry on top? The fireman, Ken Issett, recalls a lady who said to the crew: "Thank you for my safe journey."
Yeah, this actually happened. The world's most famous engine was very nearly destroyed by some weeds and fish.
But how did the fish get into Flying Scotsman's tender? The answer lies in where railways got their water supply from: anywhere and everywhere. Railways needed a lot of water in an era when pump infrastructure and feed-water was treated a lot less carefully. Furthermore, a lot of railways (in the UK at least) also owned canals, which they would simply take the water from and use. The water was moved to water towers via either gravity or pumps, and then stored before being loaded into the engine's tanks. And the pipes were big, to handle the amount of water required by steam railways.
Some firemen from the era recall using homemade rods to go fishing in tenders and water towers and catching fish! Others recalled the fact that they disliked going into the water tanks to clean and inspect unless they were ordered to. One account literally says:
'The bigger tanks were best, not the smaller side tanks. Better than the canal, though.’
Another said:
‘On Friday afternoons they had trouble finding cleaners because we were all up in the water tank with rafts!’
From this, I'm pretty sure we can all agree that Thomas getting a fish in his tank after having to use a bucket is surprising, not because there was a fish in his tank, but because it wasn't pumped in months ago! Apparently steam locomotives were just massive, unwilling fish tanks.
Considering this, it's a real wonder that there weren't more stories about fish causing an absolute menace on the railways!
For those who want to read the article this is based on, here is the hyperlink and the URL:
95 notes
·
View notes