Tumgik
#die idee der phänomenologie
aschenblumen · 1 year
Quote
Solo en el conocimiento puede estudiarse la esencia del objeto en general según todas sus configuraciones fundamentales; solo en él está dada; solo en él puede verse con evidencia. Este ver vidente es él mismo el conocimiento en el sentido más pleno; y el objeto no es una cosa que esté dentro del conocimiento en el sentido más pleno; y el objeto no es una cosa que esté dentro del conocimiento como en un saco, como si el conocimiento fuera una forma vacía siempre igual, uno y el mismo saco vacío, dentro del cual unas veces está metido en esto y otras veces lo está lo de más allá. Sino que vemos en el darse que el objeto se constituye en el conocimiento; que cuantas configuraciones fundamentales del objeto hay que separar, tantas son también las de los actos cognoscitivos que dan y los grupos y nexos de actos cognoscitivos que hay que distinguir. Y los actos de conocimiento, más ampliamente, los actos intelectuales en general no son singularidades inconexas que vienen y van sin nexo en el río de la conciencia. (…) Y los que importan son estos nexos, que exponen la unidad propia del entendimiento.
Edmund Husserl, quinta lección en La idea de la fenomenología. Cinco lecciones. Traducción de Miguel García-Baró.
9 notes · View notes
fabiansteinhauer · 10 months
Text
Do it, Bachur!
Do it Joao: von a nach o, immer aus Aporien Passagen machen, do lado direito a rua direita, allzeit vague bereit, immer breit und breiter.
1.
Unser Riesengast João Paulo Bachur aus Brasilia hält heute seine Abtrittsvorlesung im mobilen Jour fixe. Bachur ist brasilianischer Rechtswissenschaftler, der zu unreinen Rechtslehren arbeitet. Man kann ihn prinzipiell wie ein Prince und ihn wie einen Princen lesen:
I’ve seen the future and it will be!
Man kann Brasilien ohnehin als Zukunft sehen, nicht als Vergangenheit. Insofern sollte man dort nicht unbedingt wie Flusser eine Phänomenologie der Unterentwicklung, sondern eher einer Phänomenologie der Überentwicklung nachgehen. Unterentwicklung ist gut. Ja, aber umgekehrt würde ich sagen (Ino Augsberg). Brasilien ist ein auroraartiges Voranland, das ist ein lingendes, vorreichendes und vorratendes Land. Das ist Zukunft, vielleicht sgar unsere Zukunft. Eventuell ist es noch nicht zu spät und etwas von der Kolonialisierung noch nicht vorbei. Vielleicht ist die Idee der Kolonialisierung noch zu retten, vielleicht ist Deutschland noch brasilianisierbar! Dekolonialisierung löst keine Probleme, als Rekolonialisierung macht die aber immerhin Probleme und Lösungen umkehrbar und verkehrsfähig. Man kann dekolonialisieren, indem man rekolonialisiert. Sambaschulen und sogar Forroschulen gibt es in Bockenheim schon. Das Einzigartige an der Vergangenheit ist, dass sie nicht vergeht (Bazon Brock). Wenn die Antike schon nachlebt, dann erst recht das Mittelalter, die frühe Neuzeit, die Moderne und sogar die Gegenwart, sogar die lebt nach. So schnell ist nichts vorbei, nichts vergeht von selbst, alles nur durch Entfernung, auch Kolonialisierung. Ist die gut? Ja, aber umgekehrt würde ich sagen (Ino Augsberg). Wir sind nie postmodern gewesen. Wir sind vormodern, habe die Moderne vor uns, vor unseren Augen, sie liegt vor - zum Beispiel in Brasilien. Sie besteht vor, auch uns.
2.
Von Brasilien lernen, heißt fressen und fressen lassen lernen. Die Anthropofagie ist eine Praxis, in der nicht gegessen, sondern gefressen wird. Fressen muss man nicht groß nennen, diese Praxis ist bereits ein Über-Essen, weil man beim Fressen isst, um noch etwas draufzusetzen. Beim Fressen isst man nicht, um nur zu essen und man isst nicht, um satt zu werden. Das Fressen ist unersättlich. Man isst zwar auch dabei, aber um zu essen und noch etwas anderes, etwas präzises, prästabiles und präpositionelles dazu zu tun. Didi-Huberman hat in einer Typologie der Unersättlichkeit vier Beispiel dafür genannt, ungefähr, ich paraphrasiere jetzt: (1) Fressen, um zu Überstrahlen, (2) Fressen um Überzugehen, (3) Fressen um zu den Tod zu überleben und (4) Fressen, um zu töten. Bachur kommt aus einer anthropofagen Praxis, der die vier Beispiele Didi-Huberman vertraut sind, schon weil sie in anthropofagen Gesellschaften wie der brasilianischen gGsellschaft praktiziert werden, um kreditieren, um Kredit nehmen und geben zu können, also Ansehen ermöglichen zu können.
Gesellschaften müssen nicht die Bücher lesen, die über sie geschrieben werden um zu wissen, was drin steht, denn die Bücher handeln ja von ihnen. Die anthropofage Gesellschaft Brasiliens hat einen wie Bachur aufgebracht, da ist er, seitdem ist er immer da, immer fort. Nun haben er, seine Frau und seine Kinder mal wieder zwei Jahre in Deutschland verbracht, in denen wir uns immer zu kurz und zu knapp (too short, too just) gesehen haben.
Das heißt , dass alle Treffen und alle Kontake wie immer minore Objekte in unseren Denkraum gestellt haben, Stellen oder Passagen, die lassen, weil sie auslassen und ausgelassen sind. Viele Letter stehen seitdem zwischen uns. Ab ovo eiern unsere Kontakte, da, fort, fort, da.
3.
Bachurs uneine Rechtslehre ist sowohl in einer Phänomenologie der Überentwicklung als auch einer der Anthropofagie anzusiedeln. Bachur macht too much, too soon, saturnalisch konsumiert er brasilianisches Recht und dazu noch die Rechtstheorien von allen Flecken, von allem Befleckten der Erde. Fussnotenapparate wie russische Pfannkuchenberge! Das zeigt er, er verdaut das, digestiv durch Digesten, die in einer privaten Praxis öffentlicher Dinge zum Buch werden.
Schrift und Gesellschaft, ein Buch über die Effektivität der Inskriptionen in der Produktion des Sozialen ist Bachurs berühmtestes Buch in Deutschland, viel gelesen. Man muss es aber nicht viel lesen, einmal lesen reicht. Zitiert wird es nicht so viel, gutes Zeichen. Hat man das Buch einmal gelesen, schreibt man ihm immer, danach wird das Schreiben auch immer ein Lawletter an ihn. Man vermisst ihn nach der Lektüre dieses Buches immer mit, wenn man nur ein bisschen, etwas winziges am Recht vermisst. Bachur macht mit, seine Rechtstheorie ist die brasilianisch aktuelle Form mitmachender, passionierter Rechtstheorie. Mit ihm will man forschen, weil er ohnehin ein Mitforscher ist. Sein nächstesProjekt wird eines über Sojarecht, einen normativen Komplex, der reproduziert wird, wenn mit Recht Soja und Soja mit Recht produziert wird. Da will ich dabei sein, da will ich ihn begleiten. Der Antrag ist raus, der Antrag ist hiermit gestellt! Mitmacher Bachur, 'nimm mich mit nach Sojaland mit seinem Sojarecht.
4.
Bachur verpasse ich immer, vermisse ich immer. Das ist ein bisschen glatt gelogen. In Fluren, auf den Korridoren der  Machthaber, sehe ich ihn dauernd. Dauernd unterhalten wir uns zum Beispiel an der Drehtür, dem seriösen  tumblr des Max-Planck-Institutes für Rechtstheorie und Rechtsgeschichte in Frankfurt. Immer wieder sehe ich ihn, wenn er aus der Bibliothek kommt, um seine Kinder aus ihren jeweiligen Theken abzuholen, das heißt aus denjenigen Denkräumen, in denen für Kinder alles gelesen und alles beschreibar sein und werden soll. Wenn ich ihn dann immer sehe, will ich mit ihm sofort über Rechtstheorie diskutieren, aber er sagt immer: Fabian, keine Zeit, die Kinder! Bin zwar selbst nicht deswegen erwachsen geworden, um aufzuhören, Kind zu sein, aber ok, ich weiß was er meint, mein Sohn und meine Schwiegertochter ware auch einmal kleiner. Nicht immer verpasse ich ihn, aber immer bei großen Gelegenheiten.
Wenn ich bei ihm einen richtigen Vortrag halten soll, dann verpasse ich ihn. Einmal hat er nach Brasilia eingeladen, in die Hauptstadt von Sojaland und von Brasilien, das sollte eine große, riesige Gelegenheit werden. Ich habe das mute und mutual verpasst. Meine Entschuldigung ist schwach: Ich wurde explizit und mi Nachdruck gebeten, zu kommen, aber nicht den Steinhauer raushängen zu lassen, also nicht über Unterschriften und das Unterschreiben zu sprechen, sondern was ernstes zu machen. Das säßen wichtige Leute, die wirklich etwas vom Recht wissen wollten und es ernst nehmen würden. Das war 2019 - und da war ich ungeübt darin explizit abzusagen. Implizit abzusagen, darin hat jeder Übung, seitdem er schreien kann, dafür muss man nicht einmal das a vom o unterscheiden können. Wenn ich nicht unterschreiben soll, nicht über das Unterschreiben sprechen soll, dann kann ich auch nicht absagen, aber das konnte ich ihm damals nicht explizit sagen. Manchmal kann ich es explizit nicht, manchmal kann ich nicht explizit absagen. Dann mache ich plötzlich dicht und verschwinde irgendwo im Urwald, das ist eine meiner peinlichen und nicht von Jugend freien Pathosformeln. Ich nenne, um sie begreifen zu können meine Pathosformel namens Direktor Futsch (habe ich mir automatisch von Direktor Futsch Dieter Simon übersetzen lassen).  Bei einer großen Gelegenheit habe ich ihn verpasst.
Sorry doesn’t always make it right. Sorry never makes it right.  Nur richten macht richtig.  Verpasst habe ich den Vortrag, ihn und ihm habe ich etwas verpasst, das war unbeherrscht, ich richte das in Zukunft aus.
Heute seine Abtrittsvorlesung in Frankfurt, schon wieder eine große Gelegenheit. Mein Zug hängt diesmal freudianisch in Wien fest, die verpasse ich wohl wieder. So oder so, ich mache das Verpassen mit, verpasse dem Bachur diesmal aber richtig und explizit eine: ich vermisse Dich, komme schnell zurück Bachur, lass’ uns bei sein, immer bei und bei sein, das ist Luxus und wird dringend gebraucht.
5.
In Brasilien liegt die Rechtstheorie auf der Straße, da tanzt sie auch. Do lado direito a Rua Direito bringt die gesamte Brasilianische Rechtstheorie auf einen springenden Punkt, nämlich die Aufladung im O und die Entladung im A. Die Passage, die hiergesngen wird, wird halb zurückhaltend, in der ersten Hälfte zuruckhaltend gesungen, in der zweiten Hälfte auslassend, da wird die Passage ausgelassen.
Do lado direito/ halbgesungen/ aufladend/ zurückhaltend
A RUA DIREITA/ halbgesungen/entladend/ auslassend.
Man braucht nicht viel Rechtstheorie, eine Passage reicht. Kulturtechnisch hat diese Theorie mit dem Vertragen zu tun, sie ist insoweit vertragstheoretisch formuliert. Die Passage geht dem Vertragen zwielichtig oder zweiseitig nach, beides mal sowohl tragend ala auch trachtend. Das Vertragen fragmentiert nicht, und wenn der Vertrag auch bei bricht. Immer kontrahiert es, immer distrahiert es. Darum leben wir nicht in Vertragsfragmenten oder Verfassungsfragmenten. Wir leben in zerstreutem und zerstreuendem Vertragen, im zerstreuten und zerstreuenden Verfassen.
Wie kann kann mit diesem Land nicht in Liebe oder nicht im Recht sein? Wir können das üben, im Mai, auf einer Tagung zu Lettern, also minoren Objekten, die lassen. Man muss dann nur mitmachen, sonst geht das nicht.
1 note · View note
xonethousandcriesx · 3 years
Quote
Die Erfahrung, die Idee des Unendlichen, bewährt sich im Rahmen der Beziehung zum Anderen. Die Idee des Unendlichen ist die soziale Beziehung. Diese Beziehung besteht in der Annäherung an ein absolut äußeres Wesen. Das Unendliche dieses Wesens, das man eben darum nicht enthalten kann, gewährleistet und konstituiert dieses Außerhalb. ... Der ethische Widerstand ist es, der die Dimension des Unendlichen selbst öffnet, den Bereich dessen, was dem unwiederstehlichen Imperialismus des Selben und des Ich Einhalt tut. ... Wohlverstandene Gerechtigkeit beginnt beim Anderen.
Emmanuel Lévinas 1957. Die Philosophie und die Idee des Unendlichen. In: Die Spur des Anderen. Untersuchungen zur Phänomenologie und Sozialphilosophie, Freiburg: 198ff.
3 notes · View notes
keinjournalist · 4 years
Photo
Tumblr media
Iconisieren
 keinjournalist
Das Phänomen „Iconisieren“ reiht sich an die Phänomenologie an, in der wir bislang bemerkenswerte Neologismen fanden, aus denen alltagstaugliche Verhaltensmuster entstanden, die der gewöhnliche Mensch (NPC) nicht kennt. Manchmal ist es, wie hier, ein bereits existierendes Wort, was aber noch nicht insofern benutzt wird, als Begründung einer intelligenten Lebensweise zu dienen. In diesem Konzept, was dem Alltag entstammt und einem gleichfalls zu denken gibt, was möglich ist, geht es um die intrinsische Ausarbeitung von Ideen in Form von Icons, welche am realen Mitmenschen personifiziert werden. Präjudiziert erscheint dieses „Iconisieren“ zunächst narzisstisch, wodurch es bislang kaum die „moralische Membran“ der Konvention durchbrochen hat. Treibt es hingegen an die Oberfläche und wird von der Intuition beäugt, fällt der Schleier des Narzisstischen und man erkennt, dass er die Projektion zum Schutze des eigenen Narzissmus ist. Und so wird es als narzisstisch abgetan. „Iconisieren“ ist, wie Kant uns deutlich aufgeklärt hat, subjektiv, was bedeutet „Icons“ werden vom Individuum gemacht. Eigentlich und damit erreichen wir auch den Kern des Phänomens, „iconisieren“ wir bereits grundsätzlich. Mit dem Konzept des „Iconisierens“ schichten wir also nichts Neues auf die menschliche Psyche, sondern werden uns über etwas bewusst, was ohne dieses Bewusstsein nutzlos bleibt. Weder die Dualpsyche, noch irgendeine Massenpsyche hat hier Einfluss darauf, wie sich die Icons entwickeln. Sie unterliegen einzig und allein dem autoerotischen Gemüt des „Iconisierers“. Konkret sei damit gesagt, das Individuum abstrahiert seine Inhalte und bezeichnet sie als „Icons“ und „gibt zu“, immer nur von sich reden zu können. Ob man es glauben will oder nicht, eine Unterhaltung, welche von etwas redet, was der andere einbringt, ist, abgesehen von dem intuitiven Brainstorming, sinnlos, da man dabei sprachlich eine libidinöse Illusion schafft. Unterhalten – wie das Wort bereits andeutet – kreist ohne bewusste „Iconisierung“ kontinuierlich in der Vorstellung, der andere könnte etwas kommunizieren. Was nur bis zu einem bestimmten Grade in Form eines intuitiven Brainstorms zweckgemäß ist, hat keinen Wert im Vergleich zum Gespräch, in welchem die eigenen Ideen, in Präsens eines Mitmenschen, geschliffen werden. Die Kommunikation bleibt dieselbe, denn man assoziiert auch weiterhin. Besonderheit ist hier die „Synthetik“ der Inhalte. Ideen werden nicht mehr emotional im Interpsychologischen empfunden, sie werden „synthetisch“ mitgeteilt und erhört. Entgegen der zwanghaften Erwartungshaltung ein lustiges Gespräch zu führen, wird der Ernst, eigene Icons an der Person auszuarbeiten, zu höchsten Freude. Im Ausgleich, selbst eine Fläche für Icons zu sein, entwickelt man Ideen, mit relativer Beteiligung des Gegenübers. „Iconisieren“ ist trotz nur für den kafkaesk, der nie durchdacht hat, wie Menschen sich für gewöhnlich unterhalten. Hinter Brainstorming und Verrat tummeln sich gelegentlich erschreckend mangelhafte Kommunikations-Fähigkeiten. Nicht selten wird mehr getobt, als kommuniziert. Außerdem machen fast alle bereits solche Icons aus ihren Freunden. Ohne Unterlass und unbewusst werden Mitmenschen personifiziert. Der Mitmensch verkörpert, wenn man es sich ehrlich eingesteht, eine eigene Idee, die nach Umsetzung schreit. Mit dem hier besprochenen Konzept der „Iconisierung“ würde aus der vorhandenen Wahrnehmung wenigstes ein bewusstes Projekt. Danach können immer noch Teams entstehen. Icons müssen ja nicht per se egoistisch sein.
2 notes · View notes
jzqk · 6 years
Text
Vorschlag zu einer Rekonstruktion des bayerischen Musikunterrichts als „nichtwissenschaftlich“ aus phänomenologischer Sicht
Ich arbeite an einem bayerischen Gymnasium. Ich arbeite dort als Musiklehrer und als Ethiklehrer. Wenn ich eine Musikstunde halte, verdiene ich weniger Geld, als wenn ich eine Ethikstunde halte. Ethikstunden werden besser bezahlt als Musikstunden.
Wie kommt das? Der Stundenlohn von Lehrer_innen lässt sich nur schwer beziffern. Das liegt in Teilen daran, dass die Kenngröße, die die Arbeitszeit von Lehrer_innen misst, nicht die Arbeitszeit ist, sondern die so genannte „Unterrichtspflichtzeit“, kurz „UPZ“. Neben dieser verpflichtenden Zeit erledigen Lehrer_innen alles das, was zu einem ordentlichen Unterricht (und zu ihrer Lehrerinnen- oder Lehrerrolle in der Schule) dazu gehört unter eigener Verantwortung und somit quasi unter dem Radar irgendeiner Zeitaufsicht. Dazu gehören die Korrekturen, zuvor das Erstellen dieser „Leistungsnachweise“ genannten Tests, für viele (die meisten!) die Vorbereitung des Unterrichts (von dieser Zeit verbringen einige Kolleginnen und Kollegen ein nicht unbeträchtlichen Teil der Zeit am oder in der Warteschlange zum Kopierer), das Führen verschiedener Listen (Noten, Absenzen, usw.), die Pausenaufsicht, die Lehrerkonferenzen, die Absprachen untereinander (oft zwischen Tür-und-Angel-Gespräche), die Gespräche mit Schüler_innen oder deren Eltern, und so weiter und so fort. Weil dieser Teil der Arbeit (und damit der Arbeitszeit) nicht unbeträchtlich ist, erstaunt die Zahl, die mit der UPZ verbunden ist, viele Außenstehende. Für Lehrer_innen, die in Vollzeit arbeiten beträgt die UPZ 23 (Dreiviertel-)Stunden in der Woche. Für drei Fächer gibt es Ausnahmen, nämlich für Sport, Kunst und Musik, diese Fächer werden "nicht-wissenschaftlich" genannt", alle anderen "wissenschaftlich". Lehrer_innen, die nicht-wissenschaftliche Fächer unterrichten, unterrichten 27 Stunden in der Woche. (Lehrer_innen wie ich, die eine Mischung aus wissenschaftlichem und nichtwissenschaftlichem Unterricht geben sind irgendwo dazwischen.)
Das erscheint ungerecht, doch die Benennung impliziert schon den Grund für dieses merkwürdige Verhältnis. Wer wissenschaftlich arbeitet, benötigt mehr Zeit, und wer unwissenschaftlich arbeitet, weniger Zeit für die Unterrichtsvor- und Nachbereitung.
Nun hat es mit dem wissenschaftlichen Standpunkt ja eine besondere Bewandtnis. Wissenschaftler_innen streben gesichertes Wissen an, und um Wissen zu sichern haben sich einige Standards herausgebildet. Einer dieser Standards ist Objektivität. Auf den ersten Blick erscheint es menschlich unmöglich, objektiv zu sein – jeder von uns hat ja stets seine oder ihre subjektive Sichtweise; einfach weil wir Subjekte sind, die irgendwo in der Welt verortet sind und von diesem Ort aus in die Welt blicken. Objektivität würde in diesem Bild die "Perspektive von nirgendwo" bedeuten. Trotzdem funktioniert diese gedankliche Konstruktion als Zielrichtung für viele Fachrichtungen (und damit Schulfächer) gut, sie führt zu nachvollziehbaren und reproduzierbaren Ergebnissen und Erkenntnissen.
Unter diesen Prämissen erscheint es fast logisch, Musikunterricht (und wahrscheinlich auch den Kunstunterricht) als nicht-wissenschaftliches Fach einzuordnen. So kann doch Musizieren, wie auch Komponieren oder die Wahrnehmung von Musik, immer nur engagiert1 sein, d.h. dem Gespielten oder Gehörten Sinn und Bedeutung verleihend. Selbst Ablehnung erfordert engagiertes Hören – bevor ich Musik schlaff und langweilig finde, muss ich sie erst einmal als schlaff und langweilig wahrnehmen. Der Standpunkt von Nirgendwo ergibt in Bezug auf Musik keinen Sinn, weil, egal wer Musik schreibt oder entwirft, der Hörer oder die Hörerin als Standpunkt bereits mitgedacht wird2. Auch wenn die Beschäftigung mit Musik von einer Perspektive des Nirgendwo denkbar ist ("Bestimme die Anzahl der Sechzehntelnoten in folgendem Notenbeispiel", "Bestimme den Ambitus der Gesangsstimme", usw.), so wird diese Art der Beschäftigung dem Phänomen Musik nicht gerecht.
Edmund Husserl spricht in seinen "Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie" von einer "Sinngebung"3, die sich schon mit der Beobachtung von Phänomenen einstellt – ich nehme Phänomene bereits in einem bestimmten Sinnzusammenhang und mit einer Art Richtung wahr. Genau dies ist auch der Fall, wenn ich Musik höre. Als einfaches Beispiel mag die Selbstbeobachtung dienen, die jeder von uns beim Hören eines langsam schlagenden Metronoms machen kann: Die einzelnen Schläge sind völlig gleich, und doch können wir aktiv darauf Einfluss nehmen, ob wir ein Zweier- oder ein Dreier-Metrum hören, und im Moment der Wahrnehmung eines solchen Metrums gewinnen einige Schläge ein Gewicht, einen Sinn4. Und genau so verhält es sich auch mit vielen (allen?) anderen musikalischen Phänomenen: welche Qualität hat eine Quarte im Vergleich zu einer Sekunde? Wieso höre ich, wenn eine Melodie mit einem Auftakt beginnt? Warum schließt der Grundton? Wie verhält sich ein Geräusch zu einem Ton? Antworten auf diese Fragen erhalte ich erst, wenn ich das Phänomen mit seinem Sinn wahrnehme, und genau dies lässt sich als Sinngebung in der Musik bezeichnen.
Wie verhält sich dies nun zur Wissenschaftlichkeit des Schulfachs Musik? Im Sinne eines Des-Engagement, eines „Blickwinkels von Nirgendwo“ muss die Beschäftigung mit dem Phänomen nicht-wissenschaftlich sein – anders würde eine solche Beschäftigung ihren Gegenstand verfehlen. Doch folgt man Husserl in seinem Versuch, die Phänomenologie als streng wissenschaftliche Methode zu etablieren, befindet man sich nicht in schlechter Gesellschaft; im Gegenteil, ist doch die Phänomenologie eine der einflussreichsten Denkrichtungen des 20. Jahrhunderts: nicht nur existentialistisches Philosophieren wäre undenkbar, auch interessante Erkenntnisse der empirischen Wissenschaften stützen sich auf phänomenologische Grundannahmen („Embodiment“5). So gesehen könnte ein phänomenologisch orientierter Musikunterricht, der die Hörerin und den Hörer ebenso wie die Musizierende und den Musizierenden mit ihrem oder seinem Sinn-Anliegen und Engagement ernst nimmt, durchaus „wissenschaftlich“ genannt werden.
Edmund Husserls „Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie“ erschienen 1913; Husserl lehrte in Freiburg. Eigentlich genug Zeit für eine Idee, um den Weg nach München zu finden...
zur Terminologie vergleiche Dreyfus, Hubert, Taylor, Charles, Schulte, Joachim (Übersetzung), Die Wiedergewinnung des Realismus, Berlin, 2016, z.B. S. 133 f. Diese Einordnung ist nicht zu verwechseln mit dem "interesselosen Wohlgefallen", das Kant für die Wahrnehmung des Schönen beschreibt. Die Wahrnehmung von Sinn in den Tönen (engagiertes Hören) scheint ja gerade Voraussetzung dafür zu sein, Musik als autonomes Kunstwerk (keinen subjektiven Interessen unterworfen) wahrzunehmen; engagiertes Hören geht somit dem interesselosen Wohlgefallen voraus und ist somit davon verschieden. ↩︎
Wirklich? Diese Frage verdient eigene Beschäftigung. ↩︎
Husserl, Edmund, Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie, Tübingen, 1993(5), S. 106 f. ↩︎
Danke an Harald Rüschenbaum, der das Wort "Sinngebung" für diese Art von Phänomenen (und noch komplexere) verwendet. ↩︎
Vgl. Bakewell, Sarah, Seuß, Rita (Übersetzung), Das Café der Existentialisten, München, 2016, S. 367. ↩︎
1 note · View note
paoloferrario · 5 years
Text
"Edmund Husserl: “L’idea della fenomenologia”, a cura della Redazione-Temenos Junghiano
“Edmund Husserl: “L’idea della fenomenologia”, a cura della Redazione-Temenos Junghiano
Jung Italia – Psicologia Complessa (Gruppo ufficiale)
28 giugno alle ore 20:08 “Edmund Husserl: “L’idea della fenomenologia”. a cura della Redazione-Temenos Junghiano 📷 “Come sono possibili questi puri miracoli?”, Edmund Husserl Le cinque lezioni sull’Idea della fenomenologia (Die Idee der Phänomenologie. Fünf Vorlesungen, 1907) furono tenute da Edmund Husserl presso l’Università di Gottinga…
View On WordPress
0 notes
libreas · 8 years
Text
Medientheoretisch sind drei Varianten von Datenbanken diskutierbar. Meint Marcus Burkhardt.
In der aktuellen Ausgabe der Rezensionszeitschrift MEDIENwissenschaft bespricht Hans-Dieter Kühler eine bei transcript in der Reihe Digitale Gesellschaft erschienene Dissertation zum Thema Digitale Datenbanken. ( Marcus Burkhardt: Digitale Datenbanken: eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data. Bielefeld, 2015, Eintrag in der DNB) Aus dieser wollen wir für diesen sehr zentralen bibliothekswissenschaftlichen Gegenstand die medientheoretische Differenzierung  des Phänomens Daten (bzw. im Buch “medialer Praktiken mit Datenbanken”) in drei Formen dokumentieren:
1. Die Datenbank als latente Infrastruktur, wie sie bespielsweise in Content-Management-Systemen bzw. auf in Sozialen Netzwerken ihre Ausprägung findet. Die Datenbankstruktur ist für das Netzwerk und die mediale Nutzung desselben Mittel zum Zweck und wird an der Oberfläche kaum als solche bewusst wahrgenommen. Sie tritt “als latente Infrastruktur in den Hintergrund.” (Burkhardt, S. 289) 2. Die Datenbank als Informationssammlung, die das Auffinden des “Einen im Vielen” ermöglicht. Das entspricht also der auch Bibliotheks-, Dokumentations- und Informationswissenschaft klassischen, auf das Information Retrieval ausgerichteten Vorstellung von Datenbanken. Distinkte Informationseinheiten sind so gespeichert, dass sie über Anfragen direkt adressiert und ausgewählt werden können. Im Gegensatz zum Netzwerk liegt das Interesse tatsächlich auf der Möglichkeit, eine bestimmte Informationseinheit aus der Gesamtheit (unter den bekannten Herausforderungen von Recall und Precision) für einen Informationsbedarf mittels Abfragetechnologie gezielt abrufen zu können.
3. Die Datenbank als Mittel zur Auswertung und Visualisierung des Vielen. Sowohl Digital Humanities wie auch andere Bereiche der datenbasierten (bzw. Big-Data-)Wissenschaft sind der naheliegende Anwendungskontext, zu dem sich weiteren Big-Data-Zusammenhänge wie z.B. der Datenjournalismus addieren lassen. Burkhardt verweist auf das Distant Reading des Franco Moretti als Gebrauchskontext, für den die Datenbank zum Medium wird. (ebd. S. 307) Spannend ist ihre Nutzung und Aktivierbarkeit u.a. zum Zwecke der Serendipität bzw. Knowledge Discovery:
“Bei der Auswertung des Vielen erscheint die Datenbank nicht als geschützte Aufbewahrungsstätte von Bekanntem, sondern als [...] Basis für das Entdecken von Unbekanntem.” (ebd. S.307)
Man kann sie in der Wissenschaft zugleich auch als Instrument zum Prüfen bzw. Monitoring wissenschaftlicher Arbeit verwenden, wie es bisweilen im Zusammenhang mit den Digital Humanities betont wird:
“Verfahren der Digital Humanities lösen, so auch die Argumentation der Autoren, die traditionellen Praxen der Geisteswissenschaft nicht etwa ab. Vielmehr setzen sie diese voraus. Die Anwendung solcher Verfahren erfordert ein breites grundständiges Wissen auf dem Anwendungsgebiet. Eingebettet in ein korrektes Forschungsdesign ermöglichen sie jedoch eine empirische und übergreifende Prüfung von Hypothesen, wie sie ohne diese digitalen Mess- und Visualisierungswerkzeuge kaum möglich ist. “ (Ben Kaden: Anmerkungen zu John Heuser, Long Le-Khac (2011): Learning to Read Data: Bringing out the Humanistic in the Digital Humanities. In: DHd-Blog, 17.11.2012)
Mitliefern kann man an dieser Stelle vielleicht noch ein Verständnis der Bibliothek, das Marcus Burkhardt mit Derrida (anhand dessen Text' “The Book to Come” aus dem Jahr 2005) so beschreibt:
“Die Bibliothek weist dem Buch einen Platz zu, sie ist ein Lager von Büchern. Daher stellt für Derrida das Legen (Niederlegen, Hinlegen, Platzieren und damit auch Ordnen) die zentrale bibliothekarische Operation dar, durch die das Gesammelte immobilisiert und stabilisiert wird. Hier koinzidieren Buch und Bibliothek, denn beide lassen sich als Sammlungen begreifen, die das Versammelte immobilisieren, es einem Gesetz oder Statut der Verwahrung unterwerfen, was ihnen eine gewisse Stabilität verleiht.” (Burkhardt, S.108)
Aus bibliothekswissenschaftlicher Sicht ist diese Perspektive nicht grundlegend abwegig, aber in jedem Fall deutlich zu verkürzt zumal für das 21. Jahrhundert. Die Idee der Digitalen Bibliothek, die ja genuin auf Datenbanken aufbaut, war für Derrida (und Marcus Burkhardt) offensichtlich weniger von Interesse als ein ganz traditioneller Idealtypus. Ein Blick in ein halbwegs aktuelles Lehrbuch zum Bibliotheksmanagement hätte jedoch vielleicht noch eine sinnvolle Erweiterung des Blickes in die Gesamtbetrachtung eingebracht. Was sich freilich im Nachhinein immer leicht sagt. Außerdem wird immerhin Michael Buckland und mit ihm das Konzept bzw. der Begriff des Dokuments, wenn auch nur per Fußnote (S. 289f.), durchaus problematisiert - mitsamt der Briet’schen Vierheit zu Definition des Begriffs - Materialität, Intentionalität, Prozessierung und Phänomenologie - die aus einem Zootier einen dokumentarischen Beleg werden lässt.
(bk / Berlin, 22.03.2017)
0 notes
drdanicakrunic · 8 years
Photo
Tumblr media
Die zwei Seelen der Deutschen - Über die Phänomenologie des Deutschseins
„Was ist deutsch?“, so die provokative Frage des berühmten sympathischen Germanisten Prof. Dieter Borchmeyer in seiner aktuellen Neuerscheinung im Rowohlt Verlag. In der Auftaktveranstaltung seiner Lesereise in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste spannt Borchmeyer den roten Faden bei der Frage nach der deutschen Identität von der Weimarer Klassik hin zu Wagner und Nietzsche über Thomas Mann bis zu Adorno, um schließlich das dem deutschen Wesen ureigene kosmopolitische Kulturbewusstsein herauszuheben wie es Goethe in seinem Konzept der Weltliteratur als Menschheitskultur wegweisend umgesetzt hat. Goethes Forderung nach einem weltoffenen Humanitätsideal, das keine Ausgrenzung von Kulturen kennt, sondern diese als Bereicherung der deutschen Kultur anerkennt, sollte gerade im Gegensatz zur nationalistischen Reflexion der wegweisende Grundgedanke unserer aktuellen Debatte sein. Borchmeyer bezeichnet die Deutschen als Kosmopoliten der europäischen Kultur, deren Leitgedanken die geistige Idee von Humanität und Menschenwürde sowie die spezifische Weltbürgerlichkeit des Deutschseins zugrunde lagen und den polyphonen Klang bei der Wesensbestimmung des Deutschen determinieren sollten.
Der Präsident der Akademie, Michael Krüger, führte souverän durch den herausragenden Abend, bei dem höchst interessante Fragen auch von jüngeren Zuhörern gestellt wurden. Wir wünschen dem Buch und Dieter Borchmeyer viele interessierte Leser und den wohlverdienten Erfolg!
Was ist deutsch? Die Suche einer Nation nach sich selbst von Dieter Borchmeyer
Gebundene Ausgabe: 1056 Seiten Verlag: Rowohlt Berlin; Auflage: 1 (17. Februar 2017) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3871340707 ISBN-13: 978-3871340703 Preis: 39,95 €
Buch kaufen: http://amzn.to/2maxBtD
0 notes
fabiansteinhauer · 1 year
Text
Tumblr media
Adolf Reinach
Man muss die Dinge unterscheiden, weil sie sonst nicht unterschieden oder nicht unterscheidbar sind. Adolf Reinachs Phänomenologie des Rechts macht einen Unterschied zwischen spezifisch rechtlichen Gebilden, die apriorisch seien, und zwischen dem positiven Recht. Reinach sagt, er würde diesen Unterschied mitmachen, erfunden habe er ihn nicht. Recht kommt nach Reinach auf beiden Seiten vor, sowohl innerhalb des positiven Rechts als auch außerhalb des positiven Rechts. Er ist zwar ausgebildeter Jurist, hat seine Stelle aber außerhalb des positiven Rechts in der Philosophie gefunden.
Er ist an einem doppelten Recht interessiert, dessen Grenzen mitten durch das Recht gehen. Er ist an Verdoppelungen, an Doppeln oder Doubeln, an doublierter Normativität interessiert, er ist an Trennungen interessiert, an einem Zweisein, an Zwist, der händelbar ist. Er ist an der Reproduktion des Rechts interessiert und, wie er zu Beginn seiner Phänomenologie beiläufig erwähnt, an dem, was nicht von der Hand zu weisen ist. Er hängt an einer Asymmetrie, daran, in Paradoxien involviert zu sein. Asymmetrisch nennen wir die Stelle einer Trennung, die inwendig behauptet sein soll und die Teil der Selbstbehauptungen eines Autors sein soll. Es kann nämlich sein, dass Reinach von demjenigen, was nicht von der Hand zu weisen sein soll, das Entscheidende in der Hand behalten, eine Trennung also machen und nichtmachen, mitmachen und nicht mitmachen will. Dafür muss er die Trennung einschlagen, einfalten oder involvieren. Er muss wohl reproduzieren und muss trennen, muss sich von der Reproduktion trennen und die Trennung reproduzieren.
Die Unterscheidung, die andere zwischen dem Juridischen und dem Juristischen machen, teilt Probleme, die Reinach hat. Aber sie läuft auf anderen Spuren. Statt den Kooperationen, den Übersetzungen, dem Austausch weiter nach zu gehen, versucht Reinach zu klären (rein zu machen), was ein spezifisch rechtliches Gebilde sei - und das, ohne sich mit der Idee oder dem Begriff des Rechtes oder der Idee und dem Begriff des Spezifischen explizit auseinanderzusetzen. Er fängt gleich bei den Gebilden an, von denen ihm selbstverständlich und nicht weiter erläuterungsbedürftig sein soll, dass sie spezifisch rechtlich seien. Als preußischer Beamter hat er die Fakultäten bestritten und ist an eine höhere Fakultät geraten. Das ist ihm vieles selbstverständlich geworden, u.a., dass es Ansprüche, Verbindlichkeiten und Versprechen gibt.
Es soll sich nicht in Argwohn erschöpfen, wenn ich sage, dass seine Phänomenologie Stellenbeschreibung sein könnte. Welchem Denken ist schon zu verargen, dass es gestellt ist? Das Recht ist zu wichtig, als dass man es nur den Juristen überlassen könnte. Ob man darum, wie Reinach das tut, sie in Sachen Gesetz, Reinlichkeit und Notwendigkeit zu übertrumpfen versuchen sollte, das halte ich für fraglich. Fakultäten, die ohnehin schon höhere sind, müssen vielleicht nicht unbedingt noch verdichtet werden. Man kann sie auch liquidieren, wenigstens flüssig machen oder verwässern, vermindern, verdünnen oder verkleinern, schwächen und (durch-)gehen lassen. Reinach unterschlägt die Asymmetrie, er unterdrückt oder verdrängt sie, eventuell liegt darin auch eine Invisibilisierung der Paradoxien, mit denen das Recht aus dem heraus begründet werden soll, was es ist. Man kann trotzdem, gerade darum sogar, vieles daran wahrnehmen.
0 notes
fabiansteinhauer · 1 year
Text
Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Hoc est corpus meum
1.
Adolf Reinach, der Sprechakt, Friedrich Kittler und Petrus Lombardus, also gleich wieder Aby Warburg: Es gibt Leute, die die These vertreten, das Adolf Reinach der Erfinder der Sprechakttheorie sei. Wenn er es war, dann haben anderen daran herumgewerkelt, ohne ihn zu fragen.
Im Rahmen des ersten Kapitels seiner Phänomenologie des Rechts geht er auf drei sog. Gebilde ein, die zwar spezifisch rechtlich seien, aber unabhängig vom positiven Recht existieren würden. Sie seien vom positiven Recht nicht erschaffen, nicht einmal erzeugt von ihm. Das positive Recht würde diese rechtlichen Gebilder nur vorfinden, und jedes mal, wenn es sie ins Recht 'hineinnehme', erzeugt das positive Recht nach Reinach nur modifizierte Kopien dieses rechtlichen Gebilde. Das gebilde selbst bleib davon unberührt. Was Reinach ein gebile nennt, könnte in die Begriffsgeschchte von eidos, eidolon und idea gehören und eine Übersetzung dieser fremdsprachigen Begriffe sein. Mit drei Gebilden fängt er an, seine Phänomenologie zu entfalten: dem Anspruch, der Verbindlichkeit und dem Versprechen.
Die Beweisführung, dass es einen Anspruch gäbe und er nicht nichts sei, führt Reinach kurz und selbstbewußt, am eigenen Versprechen, den eigenen Ansprüchen und der Verbindlichkeit der Sprace nicht zweifelnd. Zum Anspruch heißt es:
Was sind das für merkwürdige Gebilde? Sie sind gewiß nicht nichts [Hervorhebung im Original, Anm. FS). Wie könnte man ein Nichts aufheben durch Verzicht oder durch Widerruf oder durch Erfüllung?
Man könnte grundsätzlich fragen, ob auch Verzicht, Widerruf und Erfüllung nichts sind, aber nicht in der Phänomenologie Reinachs. Sie setzt Ideen voraus, keine Ideenlosigkeit. Ideen muss man schon haben. In der Phänomenologie Reinachs kann auf zwar einen Anspruch verzichtet werden, aber nicht auf den, dass es Ansprüche gibt. Dort kann zwar ein Anspruch widerrufen werden, aber nicht derjenige, dass es Ansprüche gibt. Dort kann ein Anspruch erfüllt werden, aber nicht der Anspruch auf Ansprüche. Denn sonst wäre der Anspruch nichts, sonst gäbe es ihn nicht und könnte es ihn morgen nicht mehr geben. Die ideale Existenz ist begriffen und soll fortbestehen, nicht einfach aufhören. Ihr Aufhören soll eher verhindert werden. Die Idee des spezifischen Rechts gehört sich so. Nach Reinach soll es sich dabei allerdings um eine synthetische Existenz im Sinne Kants handeln, sprich: Im Begriff des Anspruchs seien keine Ansprüche enthalten, nichts vom dem, was zur Qualität oder zu den Eigenschaften eines Anspruches gehöre. Wenn das mal nicht originell ist! Da blitzt und funkelt einer, er schillert wohl auch.
2.
Aby Warburgs sonderbare Bild- und Rechtswissenschaft ist eine Wissenschaft von Objekten, die bilden und blicken lassen und die man auch dann Bild nennt, wenn das Bild selbst nicht ihr Medium ist oder wenn ein anderes Medium ihr Medium ist, wenn etwa das Bild in der Sprache, im Schreiben oder im tableau vivant, also in den Körpern von Stellvertretern, Möbeln und Architekturen liegt. Man kann das eine Wissenschaft der Symbole oder der Zeichen, vielleicht sogar der Stellvertreter oder sogar eine Wissenschaft diplomatischen Materials nennen.
Das Bild muss nichts mit dem Tafelbild und seinen Abkommen zu tun haben, muss keine Metapher, keine figura, keine Trope sein. Das kann ein Sternenbild sein, eine Bronzeleber, eine geste oder gebärde, sogar ein Telegramm des Papstes. Notizen, die Aby Warburg selbst sehr wichtig nahm und die eine zeitlang mal zu einem großen Text oder großen Buch, eventuell zu einer Habilitation führen sollten, nennt Warburg nach einigem hin und her grundlegende Bruchstücke. Dieser Titel muss sich nicht auf die Methode seines Notierens beziehen, es kann sein, dass seine Wissenschaft eigentlich eine Wissenschaft der grundlegenden Bruchstücke sein soll. Wenn es denn so ist, so ist das auch eine Wissenschaft des Brechens oder Stückelns. Dass das eine Wissenschaft des Distanzschaffens werden soll, das schreibt Warburg selber.
Auf Tafel 79 stellt Warburg eine Verbindung her zwischen dem, was Norm ist und dem, was ein Zeichen ist; zwischen dem, was ein Symbol ist und dem was Sprache, logos ist; zwischen dem, was Fleisch ist und dem was Brot ist, zwischen dem was Speise ist und dem was Körper ist. Er stellt sogar eine Verbindung zwischen dem her, was Sprechakt sein soll ("Hoc est corpus meum") und den Objekten seiner Wissenschaften. Nichts hat von selbst mit nichts zu tun, alles nur durch Verbindungstechniken. So gibt es dank Tafel 79 eine Verbindung zwischen Reinachs Phänomenologie und Warburgs Arbeiten. Reinachs Phänomenologie hatte sich Warburg übrigens beschafft, in seinen Zettelkästen ist Reinach bibliographisch verarbeitet, und zwar in den Zettelkästen, in denen er die Notizen für die grundlegenden Bruchstücke sammelte.
Seit 1896 war klar, dass Warburgs Wissenschaft keine Wissenschaft großer Trennung mehr werden würde, er also auch zwischen Kunst und Recht zwar unterscheiden würde, aber das detailliert und ohne Feststellung der Größe des Unterschiedes, vor allem auch ohne Annahme, dass ein Unterschied keinen Verkehr und keine Reversibilität zuliesse. Zu Reinach finden in Warburgs Notizen keine inhaltlichen Kommentare. Das Verhältnis muss man anders erschliessen als durch die Aussagen der Betroffenen. Warburgs Wissenschaft ist keine Wissenschaft der großen Trennung. Was in dieser Wissenschaft Trennung, oder Bruch oder Brechen ist, wann darin Norm oder Symbol ist, wird in seiner Größe nicht festgestellt und es wird in Bewegung gehalten, die dabei unter anderem auch Wechsel, Ersatz oder Austausch sein kann. In Bezug auf die Unterscheidung zwischen Form und Inhalt kann eine Form den Inhalt wechseln, ein Inhalt kann die Form wechseln, aber die Unterscheidung selbst kann wechseln, eine Form kann also auch die Form wechseln und ein Inhalt kann den Inhalt wechseln. Die bewegte Form wechelt ihre Form im Laufe der Bewegung, sie ist biegsam. Die bewegende Form wechselt ihre Form, etwa wenn ein Redner einen Affekt vormacht und die Zuhörer ihn nachmachen und dabei die Form des Affektes übernehmen; auch dann hat die Form ihre Form gewechselt, weil sie eine andere Form bewegt hat.
3.
Reinach muss nicht der Erfinder der Sprechakttheorie sein; aber er ist einer der Autoren zu dem, was ein Sprechakt sein soll. 1917 ist Reinach tot, er wird auf den Schlachtfeldern Flanderns vernichtet. So steht eine Schärfe seiner Sprache in Kontrast zum Abbruch des Schreibens. Das betrifft zum Beispiel die Hinweise zur Technik, zum Einstellen, Klarstellen und Abschneiden der rechtlichen Gebilde. Die Hinweise stehen da wie ein Rumpf. Seine Hinweise zum Sprechakt, zum Versprechen, die stehen nicht ganz so kurz da. Und so will ich versuchen, sie weiter auf Tafel und auf weiteres zum Sprechakt, zum Versprechen, zum Anspruch und zur Verbindlichkeit, etwas zum Vertrag zu beziehen. Seine Idee, die Idee desAnspruches gegen das Nichts zu verteidigen, also zu beweisen, dass es einen Anspruch gäbe, die rückt Reinach noch in den Kontext eines Dogmas großer Trennung, also vor den Hintergrund von Leuten, die sich darum sorgen, einen Abgrund zu überbrücken und eine Abwesenheit zu meistern. Sagen wir so: das lässt Reinach als preußischen Beamten erscheinen, als jemand, der Aby Warburg nicht ist und dessen Wissenschaft auch nich darum besorgt ist, wie Abgründe überbrückt und Abwesenheiten gemeistert werden können, sondern die mit Bewegung beschäftigt ist. Der Take- Off der Operatoren, der ist bei Warburg ein Gerücht, also immerhin normatives Material. Er soll stattgefunden haben, sagt man so. An dem Gerücht umtreibt Warburg aber nicht der Drang, es festzustellen oder zu widerlegen. Es gibt ohnehin schon genug Sachen, die nicht gibt. Ihn interessiert der Umgang mit der Bewegung, die so ein Gerücht durchlaufen lässt.
0 notes
fabiansteinhauer · 2 years
Text
Tumblr media
Helgoland
1.
Helgoland steht immer noch. Ob es noch Butterfahrten gibt, das weiß ich gerade nicht.
In seinem Text zum Schutz der Arbeiter in industriellen Beziehungen (eingeschachtelt "im Privatrechte") setzt Eugen Ehrlich eine finale Pointe mit dem Bild einer Insel und "maritimer Energien" (Jost Philipp Klenner), die diese Insel bröckeln lassen. Niemand ist eine Insel, etwas aber schon, etwas ist schon eine Insel. Das soll nach Ehrlich eine Form, eine Idee , ein Regime oder aber ein Wissen des Eigentums sein, Ehrlich nennt das den "starren Organismus der alten Eigentumsordnung". Im Hinblick darauf, daß er diese Beschreibung auf die die Insel Helgoland bezieht, die auch Kristallisation und Versteinerung sein könnte, scheint die die Bezeichnung "starrer Organismus" noch eine rücksichtvolle Zurückhaltung zu sein.
Ehrlich spricht in dem Moment nicht explizit (implizit aber doch) fürsprechend. Stellvertretend spricht er auf jeden Fall. Die Passage beziehen sich nämlich auf eine "gebührende Würdigung" der Schriften des österreichischen, sozialistischen Juristen Anton Menger. Man müsse sich etwas vor Augen halten, schreibt Ehrlich. Nach Rüdiger Campe nutzt Ehrlich 'Evidenz als Verfahren', also ein bildrhetorisches Verfahren ('imaging'), das bei Quintilian mit dem Begriff der enargeia assoziiert wird. Das sei der Umstand, dass Menger auch (nur) stellvertretend spreche, nämlich stellvertretend für ein Subjekt, das eine wachsende Macht haben soll, das kämpfende Proletariat. Im Bild ist das Proletariat vague/vogue, Welle und maritime Energie, die verschlingt. Wenn Evidenz als Verfahren 'klappt', dann kreuzt sich die maritimie Engergie mit der enargeia des Textes, dann liest der Leser etwas davon auf.
2.
Dieser Text markiert für Manfred Rehbinder den Beginn von Ehrlichs Schriften zum lebenden Recht. Hier sei Ehrlich noch Marxist, sagt man, das habe sich später geändert, sagt man.
Das Schlussbild und die Pointe dieses Text legt aber eine andere Vorstellung als die lebenden Rechts nahe, nämlich diejenigen eines vagen ('fagierenden') und wogenden, verschlingenden Rechts. Carl Schmitt bekam vor umschäumten Objekten wie Helgoland Panik, das Buch zu Land und Meer zeigt noch einige Spuren von dem im Tagebuch genauer protokollierten Traum, in dem Schmitt seine Angst vor dem Meer erwähnte. Da hat Ehrlich mit seiner Pointe und dem Bild des von Wellen verzehrten Helgolandes einen gut provozierenden Riecher gehabt, vielleicht besser als mit der Formel lebenden Rechts. Das Seminar für lebendes Recht musste aber beantragt werden und ein Antrag zu einem Seminar welllenverzehrter Inseln oder ein Seminar wogenden, wagenden oder vagen Rechts wäre wohl nicht durchgegangen. Seminare für Meer- und mehr Recht gab es wohl schon wie Sand am Meer. Also wurde das Recht eben lebend.
Ehrlichs Schreiben ist auch flüchtig, seine polemischen Angriffe sind auch ausweichend. Er ist ein 'Zeitenwendler' (Auer), setzt sich und sein Denken den Spannungen seiner Zeit aus, er entwickelt (vielleicht wegen des Aussetzens) keine zweite Schicht, keinen zweite Ordnung über den konfliktgeladenen und irritierenden 'Ordnungen' seiner Zeit. Keine Theorie der Entwicklung, keine 'Phänomenologie der Unterentwicklung' (Flusser), keine Geschichtsphilosophie, keine Metaphysik, keine Evolutionstheorie, keine Dialektik, keine Archäologie, keine ewige Wiederkehr des Gleichen und keine Chaostheorie. Aufspaltung als Methode, sowohl im polemischen Stil als auch in den Vorschlägen, zwischen und mit Dogmatik und Soziologie Distanz zu schaffen. Das lässt ihn schon innerhalb der Freirechtsschule im Vergleich zu Hermann Kantorowicz blasser, schwächer oder aber zwielichter aussehen. Vielleicht ist das aber auch ein Vorteil. Um den zu sehen, muss man vielleicht auf die Erwartung zweiter Schichten, eines second-order verzichten oder aber die Sekundarität in seinen Schreiben da analysieren, wo sie aufplatzt: das wären die Exempel, die Fälle, die kleinen Objekte, die Bilder und die rhetorischen Figuren. Der Zeitenwendler zeigt sich vielleicht in seinen Wendungen und den Windungen am schärfsten, in seinen Ausweichmanövern.
1 note · View note