Tumgik
#hardy manthey
prseiten · 7 years
Text
Mord nach dem Beichtstuhl, ein Fast-ein-Jahrhundert-Leben, kein Visum für den Westen und wer ist eigentlich Nikolai Bachnow? – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag
Kennen Sie sich vielleicht mit dem Beichtgeheimnis aus? Und was würden Sie anstelle eines Priesters tun, wenn Sie während der Beichte von einem angekündigten Mord hören? Schweigen oder handeln? Aber wie? Genau das sind die Fragen, vor der Kaplan Berger aus dem ersten von fünf Deals der Woche steht, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 23.02.18 – Freitag, 02.03.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Entscheidung von Kaplan Berger können Sie in dem Krimi „Ich morde heute zehn nach zwölf“ von Steffen Mohr nachlesen. Und dann ist da übrigens noch Frau Klepzig, Bergers Haushälterin. Aber das nur nebenbei … Eine andere Frau und ihr fast 100 Jahre währendes, nicht einfaches Leben steht im Mittelpunkt der Erzählung „Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M., geborene S.“ von Ingrid Möller. Ein unspektakuläres, aber dennoch spannendes und dennoch lebenswertes Leben. Ebenfalls um Lebensfragen und um schwierige Entscheidungen eines Pfarrers zu DDR-Zeiten geht es in der Novelle „Sonntagspredigt oder Heimkehr auf die Insel“ von Siegfried Maaß. Und noch einmal steht ein Menschenschicksal im Mittelpunkt eines Buches, diesmal allerdings ein ausgesprochen weibliches und noch dazu ein höchst ungewöhnliches, das einer Zeitreisenden. Auch im elften von insgesamt 16 Teilen dieser Zeitreisenden-Saga von Hardy Manthey geht es um Maria Lindström alias Aphrodite und die außergewöhnliche Lebensgeschichte dieser Frau. „Zum Ursprung – 15 000 Jahre zurück“, so lautet der Titel dieses fantastischen Romans. Das fünfte und letzte Angebot dieses Newsletters stammt von einem gewissen Nikolai Bachnow, der von einem gestohlenen Tierreich in einem Zauberland erzählt. Aber wer war oder ist eigentlich Nikolai Bachnow? Doch bevor wir eine erste Antwort auf diese Frage am Ende dieses Newsletters geben, zunächst einmal zurück zu Kaplan Berger und zum Beichtgeheimnis. Erstmals 1980 erschien in der Blaulicht-Reihe des Verlages Das Neue Berlin als Heft 206 die Kriminalerzählung „Ich morde heute zehn nach zwölf“ von Steffen Mohr: Der junge, fortschrittliche Kaplan Berger erfährt im Beichtstuhl von einem geplanten Mord und kann den gerade aus der Haft Entlassenen nicht von seinem Vorsatz abbringen. Was soll er tun? Er kann doch das Beichtgeheimnis nicht brechen. Da er Zeitpunkt und Ort kennt, begibt er sich an den künftigen Tatort. Aber es ist schon zu spät. Bei der Vernehmung durch die Kriminalpolizei schweigt er natürlich. Wie kann er nur den Täter seiner gerechten Strafe zuführen, ohne das Beichtgeheimnis zu verletzen? Hier die erste Begegnung mit Kaplan Berger: „O Herr, lass mich durchhalten, dachte der für einen Kaplan vielleicht zu gut gewachsene und mit einem zu schönen Gesicht begabte junge Mann. Natürlich kam ihm sein Aussehen, die braunen Augen zum Beispiel und das, rotblonde an Tippy Honnigans Wuschelkrause erinnernde Haar, gerade in einer Großstadtgemeinde zugute. Wusste man doch, dass die Jugend von Popstars wie Honnigan und Konsorten schwärmte. O Herr, barmte er innerlich, aber auf seinen Gesichtszügen malte sich nichts weiter als unbeschwerte Freundlichkeit. Im Miniradio lief mit angemessener Lautstarke das Pokalspiel Erfurt gegen Jena, das Kaplan Berger langweilte. Der große Zeiger der Sakristeiuhr klickte und zog langsam auf fünf. Flüchtig sah der junge Priester auf die Uhr, die über dem kleinen römischen Kreuz hing. Dann schaltete er das Radio aus, versteckte es in der untersten Lade des Paramentenschranks und streifte sich den glänzend schwarzen Talar über Pulli und Jeans. Nun ähnelte Kaplan Berger doch einer geistlichen Person. Von der Krause abgesehen, glich er fast aufs Haar einer der milden Heiligengestalten auf den großen bunten Bildern des Fräulein Klepzig. Zu ihrem Ärger waren diese bonbonsüßen Darstellungen heiliger Männer und Frauen vor einem Dutzend Jahren aus der Kirche entfernt und durch, wie sie unentwegt mäkelte, „hässliche moderne Fratzen“ ersetzt worden. Seitdem lehnten sie nebeneinander an der dem Fenster gegenüberliegenden Wand des Wäschebodens. Die gute Pfarrhaushälterin vergaß bei keiner großen Wäsche, auf ihrer Ausstellung Staub zu wischen. Das alles wusste der Kaplan. Es interessierte ihn ebenso stark, wie ihn weibliche Wesen überhaupt interessierten. Lutz Berger hatte sich, eigentlich bereits ab seinem fünfzehnten Lebensjahr, den Idealen seines Berufes verschrieben. Dazu passte nun einmal keine Frau, war sie nun reizvoll und attraktiv oder eine alte Jungfer. O Herr, seufzte er noch einmal und schritt, als der große Zeiger auf eine Minute vor die Zwölf rückte, durch die niedrige Sakristeitür hinaus in die Kirche. Punkt fünf Uhr begann an jedem Sonnabend die Beichte. Erwartungsgemäß fand Kaplan Berger das Gotteshaus leer. Durch die Scheiben des Seitenschiffs drang gedämpftes Licht. Das reichte im Sommer voll aus, um den Gläubigen, die bis sieben beichten kamen, das Lesen im Gebetbuch zu erleichtern. Den Kindern half es, die Krakelschrift auf ihren Sündenzetteln zu erkennen. Tiefere Dämmerung herrschte dagegen im Beichtstuhl. In dessen mittleren Teil nahm Berger Platz und zog sogleich den violetten Vorhang hinter sich zu. Er schaltete ein schwaches Lämpchen ein. Das wollte er beim Eintreten eines Beichtkindes in den Seitenteil selbstverständlich wieder ausknipsen. Der Kaplan mochte die Beichte nicht, weil er der Auffassung war, es sei richtiger, sich mit seinen Mitmenschen an einen Tisch zu setzen, um normal und bequem über alle Probleme zu reden. Freilich bestand diese Möglichkeit. Und wie oft hatte er junge Leute in seinem Zimmer unter dem Dach empfangen, damit er ihnen eine Last abnehmen oder gar einen Weg weisen konnte, Schwierigkeiten in der Lehre, zu Hause oder in der Schule zu klären! Leider gab es diese mittelalterliche, die sogenannte Ohrenbeichte noch, zu der man sich in eine „Holzkiste“ zwängen musste und das Beichtkind in die „Kiste“ nebenan kroch. Da kniete es nieder, während er, der Priester, saß, und wisperte einem das Register seiner Sünden durch ein Gitter in der Trennwand ins Ohr. Unnatürlich. Unnormal. Was wollte man machen? Die Gläubigen selbst verlangten nach solcher Geheimniskrämerei. Lutz Berger verstand sie nicht. Er hatte ein in braunes Leder gebundenes Buch vorgenommen, das hier immer lag, und sann über die Worte nach: „Wahrlich, Petrus, ich sage dir: Ehe der Hahn heute Nacht kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Es war reiner Zufall, dass der Kaplan gerade über diesen Text meditierte. Das rote Leseband hatte an der Stelle gelegen. Irgendwo oben, vielleicht im Himmel, verhallte der letzte Schlag der Kirchturmuhr. Der junge Geistliche hörte trippelnde Schritte, die sich dem Beichtstuhl näherten. An der Art, wie diese Schritte mit Andacht auf dem steinernen Boden auftraten und doch jenen Krach veranstalteten, den mit Eisen benagelte Schuhe in einer leeren Halle hervorrufen, erkannte er die Haushälterin, Fräulein Klepzig.“ Erstmals 2012 veröffentlichte die edition NORDWINDPRESS Dalberg-Wendelstorf die Erzählung „Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M., geborene S.“ von Ingrid Möller: Am 15. Dezember Anno Domino 1902 wurde in Straßen bei Eldena dem Büdner Heinrich Schult und seiner Ehefrau Anna geborene Bergmann ein Mädchen geboren und getauft auf den Namen Alma. Ein langes Leben - ja, aber kein besonderes - mag mancher sagen, der die Erzählung liest. Aber den Alltag zu bewältigen in diesem 20. Jahrhundert, das zwei Weltkriege, Inflation und Mangeljahre einschließt, verlangte den Menschen viel ab. Und so prägte sich ein Verhalten, das heute mitunter Stirnrunzeln auslösen mag, aber in der Generation in dem mecklenburgischen Landstrich nicht untypisch ist. Herkunft und Erziehung prägten Wertmaßstäbe, die erhalten blieben, auch außerhalb des Dorfes und der dortigen Familie. Wir sind also in Straßen. Moment mal, wo bitte sind wir? „Straßen ist ein kleines Dorf. So klein, dass es kaum in einem Lexikon zu finden ist. Es liegt im Südwesten Mecklenburgs, in der sogenannten Griesen Gegend, nahe Eldena. Für Anna Schult aber ist es die Mitte der Welt, ihrer Welt. Hier, in der Büdnerei Bergmann, wurde sie am 3. Januar 1861 geboren, hat am 27. Januar 1888 den Eldenaer Landwirt Heinrich Schult geheiratet, der den kleinen Hof übernahm. Vor ihm war sie gewarnt worden, denn sein Vater Christian stand in einem denkbar schlechten Ruf. Zwei Ehefrauen – eine geborene Graf die erste, Rose die zweite, mit der er fünf Kinder hatte - hatte er vom Hof gejagt und dennoch eine dritte - geborene Möhring - gefunden. Doch den Spitznamen „De Düwel“ hatte er weg. Anna Bergmann aber befand, dass sich die Bosheit auf den Sohn nicht vererbt hatte. Kindersegen war ihr reichlich beschieden. Jetzt, Mitte Dezember 1902, soll sie ihr neuntes Kind gebären. Mit nahezu zweiundvierzig Jahren. Das erste war ein Junge und kam ungebeten, als sie noch jung und unverheiratet war. Schon lange hat sie ihn nicht mehr gesehen. Früh musste er aus dem Haus. Mit siebenundzwanzig heiratete sie. Am 1. April 1888 kam ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt, Otto. Im Abstand von zwei Jahren gebar sie die übrigen: Ida, Minna, Wilhelm, Heinrich, Emma und Richard. Und nun? Was dies wohl wird? Eigentlich schon peinlich, in ihrem Alter. Sie schreit nach der Hebamme, denn die Wehen haben eingesetzt. Ja, ja. Sie kommt gleich. Dann geht es schnell. Das Kind ist winzig. „Ne lütte Diern! (Ein kleines Mädchen)“, sagt die Hebamme. Aber ihre Stimme klingt irgendwie anders als sonst, während sie das Kind wäscht und ihm den Klaps auf den Po verpasst. Sie muss kräftiger zulangen, bis das Würmchen einen zaghaften Laut von sich gibt. „Wies mi de Lütt! (Zeig mir die Kleine)“, sagt die Wöchnerin argwöhnisch. Die Hebamme wickelt ein Leinentuch um den kleinen Leib und reicht das Neugeborene der Mutter. Die seufzt. Wenn das Awmarachen man nicht umsonst war! „Kümmt de dörch? (Kommt sie durch)“ Die Hebamme zuckt die Schultern. „Berrer, se ward gliek döfft (Besser, sie wird gleich getauft).“ Man läuft, den Pastor zu holen. Der ist nicht erreichbar. Dann den Lehrer. Eine Bibel ist im Haus, eine Schüssel Wasser von der Pumpe auch. Es eilt. „Woans sall se heiten (Wie soll sie heißen)?“ „Alma“. Na dann! Die Formalitäten werden schriftlich festgehalten: Am 15. Dezember Anno domini 1902 wurde in Straßen bei Eldena dem Büdner Heinrich Schult und seiner Ehefrau Anna geborene Bergmann ein Mädchen geboren und getauft auf den Namen Alma. Die Einzelheiten - wie die sonstigen Vornamen - kann der Pastor dann später im Kirchenbuch eintragen. Anna Schult atmet auf. Eine Heidin ist die Lütte nun nicht mehr, falls ... Aber allen Unkenrufen zum Trotz zeigt das schwache Kind einen starken Lebenswillen. So hat es mit der offiziellen Taufe Zeit bis zum 5. Januar 1903. Sie erhält die zusätzlichen Namen Johanna und Marie. Sobald Alma laufen kann, wuselt sie um die Mutter herum. Die reagiert genervt: „Gah mi vor de Fäut weg! (Geh mir vor den Füßen weg)“ Aber einmal kommt sie in der Küche doch nicht schnell genug weg und wird verbrüht. Ihr Leben lang wird sie überzeugt sein, dass sie deshalb so dünne Haare hat. Dann läuft sie hinter den Geschwistern her, was ihr auch nicht immer gut bekommt. Am sichersten ist sie noch bei der Oma, an deren Schürzenzipfel sie sich nun hängt. Die Oma ist gäuding zu ihr, warnt sie aber ein bisschen zu viel vor den Gefahren des Lebens. Möchte Alma den Jungen nach in den Wald, heißt es: Dort gibt es Räuber und andere fremde Leute. Wenn die Jungen zur Elde baden gehen, heißt es „Bliew du man bi Oma’n, lat de Jungs man versupen! (Bleib du man bei Oma, lass die Jungs man ersaufen)“ Oder wenn sie auf Bäume klettern und Krähennester ausnehmen: „Lat de man dalplumpsen und sick dat Genick bräken! (Lass die man runterplumpsen und sich das Genick brechen)“ Alleinsein und Dunkelheit geht natürlich gar nicht, da spuken ja die Gespenster rum. Als Alma vier ist, zieht die Familie um nach Eldena auf eine Bauernstelle. Nun sind sie keine Büdner mehr, sondern was viel besseres, nämlich Bauern. Stolz dürfen sie jetzt den „Buernweg“ (Bauernweg) benutzen. Allerdings verschulden sie sich hoch. Die Felder liegen weit auseinder, sind nur zeitraubend zu bewirtschaften. Gespart wird an allem. „Gaud Bodder“ (Gute Butter) kommt nicht auf den Tisch. Dafür Pökelspeckschwarte in Eintopf. Alma schmeckt das so wenig wie ihren Geschwistern. Heimlich steckt sie Schwarten in ihre Schürzentasche oder wirft sie gleich unter den Tisch zu den Hunden, wenn die nicht vorher durch den Befehl „Hunn’n rut!“ (Hunde raus) rausgejagt worden sind. Für Gäste - wenn es denn mal welche gibt - hat die Mutter einen aufmunternden Spruch parat „Esst, leiwe Gäst, schont de Wust und langt äwer den Bodder weg!“ (Esst, liebe Gast, schont die Wurst und langt über die Butter weg) Holzpantoffeln - hölten Tüffel - müssen möglichst lange halten. Wenn es einigermaßen warm ist, heißt es „barst“ (barfuß) lopen. Aber es gibt auch Feste. Weihnachten zum Beispiel. Da schlägt der Vater eine Fichte im Wald, stellt sie in der Stube auf, hängt Äpfel und steckt Kerzen dran. Und wenn die Glocke ertönt, dürfen die Kinder kommen. Alle fassen sich an und wandern um den Tannenbaum, wobei sie Weihnachtslieder singen. Dann dürfen sie ihre Geschenke auswickeln. Bei den Jungen ist es immer ein Pferdegespann, das der Vater geschnitzt hat. Bei den Mädchen eine Puppe mit Lehmkopf, festgenäht in einem Schuhkarton. Immer wieder zur Vorsicht ermahnt, dürfen die Kinder die Festtage über damit spielen, dann wird alles wieder eingesammelt, bis zum nächsten Jahr, wo sich die Zeremonie wiederholt. Als Alma zur Schule kommt, kann sie ganz sicher kein Wort Hochdeutsch (denn das konnten die Kinder der nächsten Generation noch nicht einmal), aber sie kommt gut mit. Es kränkt sie, dass die Kinder ihr „Dickhals!“ nachrufen, denn ihr wächst ein Kropf. Ihr Vater tröstet sie, kauft ihr neue Kleider, die sie dann im Kuhstall auf dem Melkschemel vorführen muss. „Dreih di nochmal!“ (Dreh dich noch mal) heißt es dann, und „Du büst noch de Hübschte von allen!“ Das bringt sie auf den Gedanken, ihre Mutter zu bitten: „Kannst mi nich eins awnähmen laten?“ (Kannst du mich nicht mal fotografieren lassen) „Woans kümmst du up sowat! Dat wier ja rutsmeten Geld! Nu segg mal sülwst: wotau wist du‘n Foto von di hebbn? - „Tau’n Ankieken.“- „Dann kiek man in’n Pisspott, dor kannst du di ok ankieken.“ („Wie kommst du auf so was! Das wäre ja rausgeschmissenes Geld! Nun sag mal selbst: Wozu willst du ein Foto von dir haben?“ - „Zum Angucken.“ „ Dann guck in den Nachttopf, da kannst du dich auch angucken.“)“ Ein knappes Jahrzehnt vor der Jahrhundert-Biographie von Alma, 2004, brachte Siegfried Maaß im BK-Verlag Staßfurt erstmals seine Novelle „Sonntagspredigt oder Heimkehr auf die Insel“ heraus: Brückstedt - eine fiktive Kreisstadt in der realen DDR. Ein alleinstehender Mann beantragt ein Reisevisum, um seine schwer erkrankte Mutter in Westdeutschland besuchen zu dürfen. Das Visum wird ihm verweigert „Wenn Sie wenigstens verheiratet wären“, wird ihm lakonisch erklärt. Aber der Antragsteller ist katholischer Pfarrer Jahre später kann er endlich das Grab seiner Mutter besuchen und zugleich seine jüngere Schwester, die einst mit ihrem Freund nach Westdeutschland floh. Doch sie glaubt nicht, was er ihr berichtet und hält ihm vor, sich zwar um das Seelenheil anderer zu kümmern, aber seiner eigenen Mutter in ihren letzten Stunden nicht beigestanden zu haben. Der schon in der gemeinsamen Kindheit im Elternhaus entstandene Konflikt zwischen den Geschwistern spitzt sich zu; die von einem freudlosen Leben gezeichnete Schwester, vereinsamt und dem Alkohol zugeneigt, bietet keine Chance zu einem geschwisterlichen Ausgleich. Enttäuscht und mit sich selbst unzufrieden und sich zugleich seines Anteils an dem endgültigen Bruch mit seiner Schwester bewusst, verlässt der Pfarrer vorzeitig den Wohnort seiner Schwester. Während der nächtlichen Bahnfahrt begegnet er einer schwarz gekleideten Dame, die sich auf dem Weg nach Brückstedt zur Beerdigung ihrer Mutter befindet. Es ist die ehemalige Polizistin, die damals zu ihm gesagt hatte: „Wenn Sie wenigstens verheiratet wären ...“ Eine scheinbar ganz private Geschichte mit einem politischen Hintergrund, vor dem sich der Konflikt von einst zu einem ganz aktuellen ausweitet und seine Konsequenzen fordert. Hören wir den Anfang dessen, was der alleinstehende Pfarrer berichtet: „Gestern bin ich aus S. zurückgekehrt. Einen Tag früher als beabsichtigt. Ich glaube, niemals zuvor hatte ich eine solche Erleichterung bei der Heimkehr von einer Reise empfunden. Als wäre ich auf der Flucht gewesen und endlich an einem sicheren Ort angekommen. Den sicheren, mir gut bekannten Ort hatte ich wirklich erreicht. Aber war ich vor Marie, meiner Schwester, tatsächlich geflohen? Oder gar vor Lydia? Ich wusste es nicht und wollte jetzt auch nicht darüber nachdenken. Während der ganzen langen Fahrt hatte mich kaum etwas anderes beschäftigt als mein Verhältnis zu meiner Schwester Marie. Wäre nicht die schwarz gekleidete Frau mit dem Schleier vor ihrem Gesicht zu mir ins Abteil gekommen, hätte ich wahrscheinlich noch während der Fahrt etwas Abstand gewonnen und auch etwas schlafen können. Doch ohne Marie zu kennen und von unserer gestörten Beziehung zu wissen oder auch nur zu ahnen, auf welche Weise ich meine Schwester verlassen hatte, lenkte sie meine Gedanken ungewollt in die entgegengesetzte Richtung unserer Fahrt – nämlich zurück zu Marie und damit auch in jene Zonen meines Bewusstseins, die ich gern endgültig hinter mir lassen wollte. Erst nachdem sich unsere Wege getrennt hatten, gelang es mir, ruhiger zu werden und mich auf meine Heimkehr zu freuen. Durch keine weiteren belastenden Überlegungen wollte ich meine Freude trüben lassen. Auf dem Markt unserer kleinen Stadt verließ ich den Bus, mit dem ich aus unserer Kreisstadt gekommen war. Es erschien mir als glücklicher Zufall, dass er abfahrbereit am Bahnhof gestanden hatte, als ich die Stufen hinab stieg und schwer an meinem Koffer schleppte. Auf diese Weise entging ich der Entscheidung, mit einer Taxe fahren zu müssen, was für mich eine verschwenderische Ausgabe bedeutet hätte. Vom Busfenster aus beobachtete ich meine ungebetene Reisegefährtin, von der ich mich bereits im Zug verabschiedet hatte. Flüchtig genug, um erkennen zu lassen, dass meinerseits kein weiterer Gesprächsbedarf bestand. Jedoch ausreichend beherrscht, um nicht als unfreundlicher und nachtragender Schwarzkittel, der einmal erlittenes Unrecht nicht verzeihen kann, in Verruf zu geraten. Offenbar war sie bereits am Bahnsteig von ihrem Bruder in Empfang genommen worden; eindringlich, als wäre es von besonderer Bedeutung, hatte sie mich wissen lassen, dass er sie abholen wolle. Mit einem großen, kräftig wirkenden Mann sah ich sie aus dem Bahnhofsportal heraustreten. Er trug einen dunklen Anzug und eine schwarze Krawatte auf weißem Hemd. Den Koffer seiner Besucherin behandelte er, als sei er völlig leer und wechselte ihn leichthändig und schwungvoll auf die andere Seite, um seine Schwester mit der rechten Hand unterfassen zu können. Noch bevor mein Bus abgefahren war, hatten die beiden mit einem Taxi bereits den Bahnhofsvorplatz verlassen. Für die etwa zwanzig Minuten währende Fahrt bis Burghausen richtete ich mich auf meinem Platz so bequem wie möglich ein. Von der langen Bahnfahrt schmerzte mich jede Faser meines Körpers. Am liebsten wäre ich im Mittelgang auf- und abgelaufen, unterließ es jedoch der anderen Fahrgäste wegen. Vielleicht konnte ich mich am Nachmittag mit Gartenarbeit wieder etwas in Schwung bringen. Doch mit dieser stillen Hoffnung betrog ich mich selbst. Auf meinem Schreibtisch würde ein Berg Arbeit auf mich warten. Und auch meine Sonntagspredigt schrieb sich nicht allein. Zu dieser Stunde war der Bus aus der Kreisstadt nahezu leer. Nur einige Frauen fuhren mit mir, die mich beim Einsteigen erstaunt angesehen hatten. Sie arbeiten als Kassiererinnen in unserem ländlichen Supermarkt. Auf der Rückfahrt würde der Bus gut besetzt sein, weil viele Pendler in die Kreisstadt fahren. Obwohl mir die Augen zufallen wollten, blickte ich während der Fahrt aus dem Fenster. In der waldlosen und flachen Landschaft, in der Fremde kaum Sehenswertes entdecken können, fühlte ich mich sofort wieder heimisch. Seit meiner Kindheit bin ich es gewöhnt, weit ins Land blicken zu können und kann Gebirge kaum länger als eine Urlaubswoche ertragen - schon bald spüre ich dann Beklemmungen, fühle mich eingezwängt und sehne mich nach der Ebene zurück. Ähnlich erging es mir auch in S. Eingebettet in einen Talkessel, der von dichten Wäldern umgeben ist, erlaubt die Stadt keinen Blickkontakt mit dem Horizont. Lediglich vom Schloss aus, dem höchsten Punkt der Stadt, kann man über die Wipfel hinwegsehen. Aus dem Bus heraus erkannte ich nun die Turmspitzen der beiden Burghausener Kirchen, die mir stets wie ungleiche Geschwister erschienen. Hoch aufragend und erhaben der Turm der evangelischen St. Petrikirche, eines romanischen Bauwerks, mit dem nicht allein die Gemeinde, sondern auch die Stadt renommiert. Dagegen der kurze, gedrungene Turm „meiner“ Kirche - als stünde sie, schlicht und unansehnlich, ganz im Schatten der anderen. Dennoch erkannte ich auch „meinen“ Turm, dessen Schieferdach sich im Maimorgenlicht dunkel abhob. Von diesem Augenblick an konnte ich es kaum erwarten, endlich mein Ziel zu erreichen. Außerdem war ich neugierig zu sehen, wie Juliane auf meine verfrühte und damit unerwartete Ankunft reagierte.“ Erstmals 2013 veröffentlichte die EDITION digital die 2., überarbeitete Auflage des 11. Teils der nur als E-Books erscheinenden Zeitreisenden-Reihe von Hardy Manthey. Der Titel des fantastischen Romans lautet „Zum Ursprung – 15 000 Jahre zurück“: Ein Leben voller Abenteuer liegt hinter unserer Zeitreisenden. Was musste Maria Lindström, die sich selbst stolz Aphrodite nennt, nicht alles überstehen! Auf dem Flug zum Pluto wurde sie ohne ihre Zustimmung als Versuchsperson benutzt und unfreiwillig schwanger. Das war aber nur der Anfang einer langen Leidensgeschichte. Der Sturz durch Raum und Zeit in die Vergangenheit sollte die Leidensfähigkeit der Zeitreisenden auf eine harte Probe stellen. Ihr Schicksal in der Sklaverei und ihre erzwungenen Hurendienste sind für sie unvergessene traumatische Erlebnisse. Es war ein ewiger Überlebenskampf, der sie tief in ihrem Herzen geprägt und für immer geformt hat. Dass sie später zu Macht und großem Reichtum gelangte, hat daran nichts geändert. Am Ende blieb ihr nur die Flucht. Ihr Leben danach auf dem Planeten der Frauen war ebenso spektakulär. Vielleicht hat sie es aber doch geschafft, dort das Rad der Geschichte ein Stück weiter zu drehen. Die Abenteuer in der Zukunft hätten sie beinahe das Leben gekostet. Doch ihr Wirken hat auch dort für ein Umdenken gesorgt und die Macht der Unsterblichen für immer gebrochen. Zurück in ihre Welt, die Welt des 23.Jahrhunderts, war ebenfalls kein Spaziergang. Die Freude, Bruder und Schwester zu sehen, wurde schnell von dunklen Machenschaften verschiedener Kreise getrübt. Für den Entschluss, zurück in die antike Zeit zu reisen, wurde sie nicht belohnt. Das Land der Pharaonen wollte sie ebenfalls nicht haben. Nun soll sie den Kampf gegen außerirdische Zivilisationen in einer fernen Vergangenheit, in der Steinzeit, aufnehmen. Wird ihr das gelingen? Zunächst einmal aber lernen wir am Anfang des Buches Aphrodite in all ihrer weiblichen Schönheit kennen, die durch keinerlei Kleidung verhüllt wird – gänzlich nackt: „Aphrodite schlägt die Augen auf und sieht, wie sich der Sarkophag gerade öffnet. Wie gewohnt steigt sie aus und streift sich dabei mit den Händen den letzten Rest der grünen Flüssigkeit vom Körper. Dabei stellt sie überrascht fest, dass sie nicht die geringsten Spuren der Schwangerschaften und der Geburt der beiden Kinder an sich erkennen kann. Sie hatte sich damit abgefunden, dass eine hässliche Narbe vom Kaiserschnitt zurückbleibt. Doch ihr Körper erscheint perfekter denn je. Sind auf Wunsch der Männer ihre Brüste noch größer geworden? Nicht dass die Brüste ihr jetzt zur Last werden! Die Männer sind mit ihren Fantasien scheinbar maßlos geworden. Sie denken nicht daran, dass zu viel des Guten für eine Frau zu einer echten Belastung werden kann. Am Po hat sie auch zugelegt. Oder war sie schon immer so gebaut? Was solls, sie muss sich nehmen, wie sie eben ist. Sie schaut sich um. Überrascht stellt sie fest, dass die Sarkophage auf der anderen Seite auch schon offen sind. Hat sie etwas verpasst? Wo sind die Kinder? Sie hört eine unbekannte tiefe Stimme hinter sich sagen: „Hallo, Mutter. Wie geht es dir? Bist du wohlauf?“ Aphrodite dreht sich um und sieht einen jungen Mann vor sich stehen. Der hübsche schlanke junge Mann trägt eine Kombination aus einem silbrig schimmernden Stoff. Er hat einen prächtigen schwarzen Lockenkopf und strahlend blaue Augen. Aphrodite weiß, es sind ihre Augen, die sie ihrem Sohn mitgegeben hat. Der junge Mann vor ihr hat sehr viel Ähnlichkeit mit ihren anderen Söhnen. Nur hat dieser pechschwarzes Haar und scheint auch größer als ihre Söhne Alexander und Adam zu sein. Woher er wohl die schwarzen Haare haben könnte? Aber der junge Mann gefällt ihr auf den ersten Blick und darum sagt sie: „Hallo, Söhnchen! Hallo, Marotti! Du siehst gut aus. Wie geht es dir? Komm zu deiner Mama und lass dich umarmen!“ Jetzt geht sie auf ihren Sohn zu. Auch er kommt ihr entgegen und schaut sie dabei nur so komisch an. Aphrodite drückt ihn fest an ihre Brust. Sie spürt es jetzt ganz deutlich, das ist ihr Sohn. Plötzlich wird Aphrodite bewusst, dass sie immer noch völlig nackt ist. Aha, darum hat ihr Söhnchen so komisch geguckt. Er ist mein Kind, er darf mich so sehen, entschuldigte sie sich und genießt die Nähe des jungen Mannes. Der junge Marotti bekommt einen roten Kopf, ihm gefällt aber auch spürbar ihre innige Umarmung und er sagt: „Mutter, du bist einfach nur umwerfend. Du fühlst dich richtig gut an. Alles an dir ist so herrlich weich und warm. Jetzt begreife ich, warum Männer in deiner Nähe den Verstand verlieren.“ Er löst sich zaghaft von ihr. „Aber du solltest erst einmal unter die Dusche gehen und dir dann etwas anziehen. Auch wenn du meine Mutter bist, bleibst du immer noch eine wahnsinnig schöne Frau. So eine schöne Frau, wie du es nun mal bist, darf nicht völlig nackt vor einem Mann herumlaufen. Du bist Verlockung und Lust pur. Auch oder gerade deshalb solltest du deinen Sohn nicht so sehr verwirren!“ „Ach, neuerdings stört es dich, wenn ich nackt vor dir herumlaufe? Ja, ich sehe es jetzt auch, du bist ein richtiger Mann geworden!“, sagt Aphrodite spöttisch, löst sich ganz von ihrem Sohn und geht unter die Dusche, die wie aus dem Nichts aus der Wand kommt. Sie genießt die Dusche und seift sich extra ein. Ihr Sohn: „Soll ich dir den Rücken einseifen?“ „Das wäre lieb von dir, mein Sohn, ich meine Marotti!“, sagt sie und hält ihm schon ihren Rücken hin. Mit viel Gefühl wird jetzt ihr Rücken eingeseift. An ihren Po traut er sich aber nicht heran. Aphrodite genießt seine sanften Hände. Nach der Dusche stellt sie wie immer die Luftdusche an. Der angenehm warme Luftstrom duftet nach Kräutern, die in den Bergen Siziliens gedeihen. Mit geschlossenen Augen glaubt sie, in ihrem Palast in Syrakus zu stehen. Für einen kleinen Moment fühlt sie sich gar ins antike Syrakus zurückversetzt. Doch die Illusion ist nur von kurzer Dauer. Etwas traurig steigt sie aus der Dusche. Ihr Sohn empfängt sie mit einem Tuch und reibt sie jetzt auch sorgfältig ab. Der junge Mann braucht dafür auffallend lange. Er nutzt das Tuch, um seine Mutter gründlich zu erkunden. Man merkt ihm an, dass er mit viel Genuss ihre Rundungen ergründet. Aphrodite nimmt es locker und genießt seine Aufmerksamkeit. Plötzlich fühlt er sich ertappt und reicht Aphrodite, verlegen geworden, das Tuch: „Mutter, du bist wirklich eine schöne Frau!“ „Für deine Gefühle brauchst du dich nicht zu schämen. Dass eine Frau bei einem Mann allein durch ihre Erscheinung, ihre Anwesenheit Gefühle auslöst, ihn erregen kann, ist etwas ganz Natürliches. Für dich, der solange körperlos gelebt hat, ist es etwas Neues. Du musst lernen, damit umzugehen. Jeder Mann muss lernen, seine Gefühle zu kontrollieren und sich nicht wie ein Tier, nur vom Trieb gesteuert, auf die Frau, das Lustobjekt in seinen Augen, zu stürzen. So wie ich jetzt aussehe und beschaffen bin, das habe ich euren Künsten zu verdanken. Ich bin euer Fantasieprodukt. Ihr wolltet es doch so, dass ich als Frau mit allen weiblichen Attributen üppig ausgestattet werde. Die Macht, die ihr über mich habt, hat das möglich werden lassen. Oder irre ich mich?“, behauptet Aphrodite. Sie weiß nicht, ob es wirklich so gut ist, Produkt ausufernder Männerfantasien zu sein. Sie ist es, die mit diesem Körper leben muss.“ Erstmals 2003 veröffentlichte ein Nikolai Bachnow bei der bei LeiV Buchhandels- und Verlagsanstalt als Band 8 Aljonna und Klaus Möckel „Das gestohlene Tierreich“: Etwas Unvorstellbares passiert im Zauberland: das Tierreich mitsamt seinem König, dem Tapferen Löwen, wird gestohlen. Ein Riese streut Schrumpfpulver über dem Wald aus, so dass Bäume und Sträucher, aber auch die Tiere um ein Vielfaches kleiner werden. Dann rollt er alles wie einen Teppich zusammen und schleppt es als Spielzeug für seine Kinder in die Berge. Das Unglück könnte nicht schlimmer sein! Während die Tiere größte Mühe haben, sich an ihre neue Lage anzupassen, stehen der Scheuch, Betty, Jessica und andere, die ein Waldfest besuchen wollten, dem Ereignis fassungslos gegenüber. Sie nehmen die Spur des Riesen auf, doch wie sollen sie helfen? Wieder einmal müssen sie unerwartete Hindernisse überwinden, gefährliche Abenteuer bestehen. Sie geraten in die Fänge doppelköpfiger Geier und Jessica mit Betty sogar in die Gefangenschaft des Riesenmädchens Bomm. Doch mit Hilfe eines Steinbocks und eines klugen Marabus gelangen sie schließlich ans Ziel. Gemeinsam mit den Tieren kann letztendlich die schwierige Aufgabe der Rückverwandlung in Angriff genommen werden. „Mit dem letzten Band der Reihe beweist Nikolai Bachnow noch einmal, zu welch fantastischen Ideen er fähig ist. Die Geschichte vom Tierreich ist toll und macht dieses Märchen zu etwas ganz Besonderem“, hieß es in einer begeisterten Rezension von Karolin Kullmann. Dieses Buch, 2003 bei LeiV (Leipzig) mit Illustrationen von Hans-Eberhard Ernst schienen, ist das achte von mehreren Büchern, die an die bekannte Reihe des Russen Alexander Wolkow anschließen. „Endlich befindet man sich wieder in Gefilden, die nicht mehr futuristisch oder abstrakt anmuten", lobte Kritikerin Karolin Kullmann. Und so geht es los: „Erster Teil: Das unheilvolle Pulver Der Riese Ein dumpfes Geräusch ertönte in der Ferne, ein Stampfen, das sich wiederholte und immer lauter wurde. Der Tapfere Löwe, Herrscher des mitten im großen Zauberland gelegenen Tierreichs, hob den Kopf. Er hatte nach einem ausgezeichneten Mahl am Fuße seiner Felsenburg in der warmen Mittagssonne gedöst, doch nun wurde er wach. Die Laute waren ungewöhnlich, wenn nicht sogar beunruhigend. Der Hase hoppelte herbei, einer seiner Minister. „Hörst du das Trampeln, Herr?“, rief er aufgeregt. „Es scheint näher zu kommen. Was mag das sein?“ Der Löwe erhob sich. „Das möchte ich auch gern wissen. Ganz schön unverschämt, so unsere Mittagsruhe zu stören.“ Er gähnte. Das Geräusch verstummte, erscholl aber nach einigen Minuten erneut und noch stärker. Ein Trapsen wie von Riesenstiefeln, die Gehölz niederwalzten, Baumstämme zerbrachen. Dem Hasen zitterten vor Angst die Pfoten, der Puschelschwanz und die langen Löffel. „Das klingt wie ein Schritt. Als stapfte ein Riese heran!“ „Ein Riese bei uns? Bist du noch bei Verstand? Wo soll der herkommen?“ Inzwischen flatterten erschrocken Vögel durch die Luft, verkrochen sich in ihren Nestern und Baumhöhlen. Wildschweine, Füchse, Rehe flüchteten ins Unterholz. Nun waren die Schritte schon ganz nahe. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, jagte der Hase davon, verschwand in seinem Bau. Der Löwe dagegen stieß ein wütendes Gebrüll aus. Er würde es dem Eindringling zeigen. Doch er kam nicht dazu, den Feind ins Auge zu fassen. Ein Schatten verdunkelte die Sonne, eine Schuhsohle, fast so groß wie der Vierbeiner selbst, senkte sich auf ihn herab, so dass er mit einem jähen Satz zur Seite springen musste, wenn er nicht zertreten werden wollte. An der Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte, wurden ein Strauch zermalmt, ein paar mächtige Steine in den Boden gedrückt, als sei der aus Wachs. Eine Stimme, die das Löwengebrüll um ein Vielfaches übertönte, sagte dröhnend: „Das ist lustig. Das wird den Kleinen gefallen.“ „Wer bist du? Wer ist das, die Kleinen? Was soll ihnen gefallen?“, wollte der König des Tierreichs fragen, verstummte aber bereits nach den ersten Worten. Der Kerl, der wie ein Turm vor ihm stand, griff nämlich in einen Sack und streute mit weitem Schwung, so als säe er Korn aus, ein graues Pulver in die Gegend. Über die Wälder, die Wiesen, die Tiere und Vögel. Der Löwe duckte sich, versuchte auszuweichen – vergebens. Das schrecklich stinkende Zeug rieselte in dichten Schwaden auf ihn, die Pflanzen und Steine ringsum herab. Der hat Schlimmes mit uns vor, will uns vielleicht sogar ersticken, schoss es dem Löwen durch den Kopf. Doch weiter kam er mit seinen Gedanken nicht. Die Beine knickten ihm weg, der Kopf wurde schwer, die Augen fielen ihm zu, und ohne etwas dagegen tun zu können, sank er betäubt zu Boden. Genau wie die anderen Wald-, Sumpf- und Steppenbewohner, die Vierbeiner und Vögel, die Schlangen, Echsen und Lurche. Selbst wenn sie sich gerade in ihren Höhlen aufhielten oder in letzter Minute dorthin geflohen waren, konnten sie nicht entrinnen. Das Pulver und sein beißender Geruch verbreiteten sich überall, drangen in jedes Loch, jede Ritze. Höchstens trat die Wirkung manchmal später ein, war ein bisschen schwächer. Auf jeden Fall aber reichte sie aus, den Tieren das Bewusstsein zu nehmen, so dass sie stumm dalagen, sich nicht mehr regen und keinen Laut mehr von sich geben konnten. Aber noch etwas anderes, ganz Eigenartiges geschah! Es betraf neben Tieren und Vögeln auch die Bäume, Büsche, Pflanzen und sogar die Steine. Niemand außer dem Kerl, der das Pulver verstreut hatte, bemerkte anfangs die Veränderung, dämmerten doch alle in tiefer Benommenheit dahin. Und selbst als der Löwe wieder zu sich kam, begriff er die neue Lage nicht. Um ihn herum war es stockfinster, er fühlte sich eingequetscht, der Boden unter ihm schwankte und es kam ihm vor, als trüge man ihn davon. Ich bin in einen großen Teppich eingerollt, dachte er, der Riese hat mich betäubt und ein Tuch um mich geschlagen, er will mich in seine Höhle schleppen, vielleicht um mich am Spieß zu rösten. Ich muss mich unbedingt befreien. Nach und nach gelang es dem Vierbeiner, sich etwas Raum zu verschaffen. Er streckte die Pfoten aus und kroch langsam ins tiefe Dunkel hinein - er sah nirgends Licht. Nein, da war nicht bloß eine Decke um ihn und allein war er hier auch keineswegs: Er stieß auf Steine, Gesträuch, Bäume, genau wie bei sich zu Hause. Vögel flatterten vor ihm auf und ein Reh sprang über moderndes Holz. Denn in Wirklichkeit hatte der Riese nicht nur ihn, sondern den ganzen Wald eingepackt. Als Spielzeug für seine Zwillinge. Er beherrschte einige Zaubertricks und hatte das Pulver so zusammengemixt, dass alle Lebewesen und Gegenstände auf eine ihm genehme Größe schrumpften. Zufrieden hatte er zugeschaut, wie das gesamte Tierreich unter ihm kleiner und kleiner wurde, bis es sich nur noch als großer grüner Teppich darbot. Mit groben Händen hatte er diesen Teppich vom steinigen Untergrund gelöst und ihn mit allem, was darauf wuchs, fleuchte oder kreuchte, zu einer riesigen Rolle geformt. Ähnlich wie man den Kunstrasen in einem Fußballstadion zusammenwickelt. Dann hatte er den Packen unter den Arm genommen und war davongestapft, auf sein weit entferntes heimatliches Tal zu.“ Nun wird es aber wirklich Zeit, die Identität von Nikolai Bachnow zu klären, des würdigen Nachfolgers und kräftig-in-die-Fußstapfen-Treters von Alexander Wolkow. Allerdings gibt es gar keinen Nikolai Bachnow – jedenfalls nicht einen einzigen, sondern gewissermaßen zwei. Lassen Sie mich dazu der Einfachheit und Bequemlichkeit halber das komplette Vorwort zu dem gerade vorgestellten Band 8 der Nikolai-Bachnow-Bücher „Das gestohlene Tierreich“ zitieren: „Als Alexander Wolkow Mitte des vorigen Jahrhunderts seine Bücher über das Zauberland jenseits der Weltumspannenden Berge veröffentlichte, in denen er sich am berühmten „Zauberer von Oz“ des Amerikaners Lyman Frank Baum orientierte, konnte er nicht ahnen, welchen Erfolg er damit haben würde. Nicht nur in der damaligen Sowjetunion fanden die Geschichten vom Mädchen Elli, dem Weisen Scheuch, dem Tapferen Löwen und dem Eisernen Holzfäller zahlreiche Leser, sie wurden auch in viele Sprachen übersetzt. In der DDR wuchsen Generationen von Kindern mit den sympathischen Helden auf, und die Wolkow-Bücher überlebten schließlich sogar die Wende. 1992 wurde der „Zauberer der Smaragdenstadt“ im LeiV Verlag Leipzig neu herausgebracht und stand, genau wie einige weitere Bücher der Märchenreihe, in den Bestsellerlisten für Kinderliteratur lange an vorderster Stelle. Es ist nicht erstaunlich, dass sich in Russland und anderswo bald Autoren fanden, die an diesen Erfolg anknüpfen wollten. Nach einigen Experimenten mit russischen Schriftstellern, die, den neuen Zeiten Rechnung tragend, die Wolkowschen Gestalten zum Teil auf ferne Atolle und ins Weltall schickten, kam der Verlag auf die Idee, wieder die ursprüngliche Wirkungsstätte in den Mittelpunkt zu rücken. Klaus und Aljonna Möckel, die sich als Schriftsteller bzw. Übersetzerin in der DDR einen Namen gemacht hatten, übernahmen unter dem Pseudonym Nikolai Bachnow (Nikolai als russische Version von Klaus; Bachnow nach dem Mädchennamen Bach der Übersetzerin), die Aufgabe, weitere Geschichten für die sympathischen Helden zu erfinden. Natürlich sollten die Leser – Kinder und Erwachsene, die diese Bücher früher verschlungen und inzwischen selbst Kinder hatten - den Bezug zum bisherigen Geschehen herstellen bzw. den Übergang nachvollziehen können. Neue Gestalten waren schon in den letzten Wolkow-Bänden aufgetaucht, Söhne und Nichten der ursprünglichen Heldin Elli bestanden gefahrvolle Abenteuer, und in drei Bänden des Nachfolge-Autors Kusnezow wirkten weitere Helden mit. Doch das ursprüngliche Zauberland rückte dadurch in den Hintergrund, war kaum noch fassbar, das Geschehen oft verwirrend und zu abstrakt dargestellt. Um diese Situation, die von vielen Lesern als unglücklich empfunden wurde, zu beenden und gleichzeitig die wichtigsten Verbindungen fortzuführen, konzentrierten sich Aljonna und Klaus Möckel erneut auf die Grundzüge der Zauberland-Serie. Sie hielten, zumindest in den ersten Bänden, an einigen der neueren Figuren wie dem Kapitän Charlie oder Chris Tall, Ellis Sohn, fest, stellten aber die vertrauten Gestalten wieder mehr ins Zentrum. Mit der Zeit formte sich ein neues Ensemble, in dem neben dem Scheuch, dem Löwen und dem Holzfäller besonders Goodwins Enkelin Jessica und die Puppe Prinzessin Betty, die der Scheuch zur Frau genommen hatte, herausragten, zu dem aber auch witzige Gestalten wie der Hobbyzauberer Pet Riva, die starke Spinne Minni oder der schlaue Mäuserich Larry Katzenschreck gehörten. 1996 kam es zur Veröffentlichung des ersten Bachnow/Möckel-Bandes „In den Fängen des Seemonsters“, in dem sich die Bewohner des Zauberlandes mit einer Verschmutzung im Muschelmeer, dem Reich der Fee Belldora, auseinandersetzen müssen. „Manches hat sich im Zauberland verändert“, schrieb seinerzeit die Kritikerin Karolin Kullmann im Internet, „aber dennoch hat man von der ersten Seite an das Gefühl, wieder im wundervollen Märchenreich zu sein ... Mit dem Autor Nikolai Bachnow, der von nun an das Schreiben neuer Geschichten übernimmt, hat die Reihe viel dazu gewonnen.“ Und die Rezensentin, die auch zu den späteren Büchern Kritiken verfasste, sprach am Ende die Hoffnung aus, „dass auch die Nachfolger mithalten können“. Von dem Autorenpaar entstanden in den Jahren 1996 bis 2003 acht Bände, die nun auch digital vorliegen. Aljonna und Klaus Möckel hatten sich vorgenommen, gut verständlich, spannend, mit Fantasie und Humor zu erzählen, so wie es für Kinder (und Erwachsene) sein sollte. Der Leser mag nun selbst urteilen, ob sich die Hoffnung der Kritikerin erfüllt hat.“ So, das war jetzt vielleicht ein bisschen ausführlich. Aber nun ist hoffentlich alles ge- und erklärt. Und es bleibt nur noch die bekannte Schlussformel unserer wöchentlichen Newsletter mit den aktuellen Deals der Woche der EDITION aus Godern nahe der Landeshauptstadt Schwerin: Viel Spaß beim Lesen und bis demnächst. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3909 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
motorsport-magazin · 8 years
Text
VLN / 24h: Wochenspiegel mit neuem Gefährt
VLN / 24h: Wochenspiegel mit neuem Gefährt
Der Wochenspiegel Ferrari für 2017 | (c) RACEPIX.eu-Hardy Elis
Nach 10 Jahren mit Höhen und Tiefen wechselt das Wochenspiegel Team das Auto. Lange hies das Team “Wochenspiegel Team Manthey” und fuhr einen Porsche. Der Umstieg auf den neuen Porsche 991 GT3 R leutete eine Saison ein, die nicht nach Vorstellung verlief, weshalb man nun auf einen Ferrari 488 GT3 umsteigt.
  Teamchef Georg Weiss…
View On WordPress
0 notes
prseiten · 7 years
Text
Mord nach dem Beichtstuhl, ein Fast-ein-Jahrhundert-Leben, kein Visum für den Westen und wer ist eigentlich Nikolai Bachnow? – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag
Kennen Sie sich vielleicht mit dem Beichtgeheimnis aus? Und was würden Sie anstelle eines Priesters tun, wenn Sie während der Beichte von einem angekündigten Mord hören? Schweigen oder handeln? Aber wie? Genau das sind die Fragen, vor der Kaplan Berger aus dem ersten von fünf Deals der Woche steht, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 23.02.18 – Freitag, 02.03.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Entscheidung von Kaplan Berger können Sie in dem Krimi „Ich morde heute zehn nach zwölf“ von Steffen Mohr nachlesen. Und dann ist da übrigens noch Frau Klepzig, Bergers Haushälterin. Aber das nur nebenbei … Eine andere Frau und ihr fast 100 Jahre währendes, nicht einfaches Leben steht im Mittelpunkt der Erzählung „Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M., geborene S.“ von Ingrid Möller. Ein unspektakuläres, aber dennoch spannendes und dennoch lebenswertes Leben. Ebenfalls um Lebensfragen und um schwierige Entscheidungen eines Pfarrers zu DDR-Zeiten geht es in der Novelle „Sonntagspredigt oder Heimkehr auf die Insel“ von Siegfried Maaß. Und noch einmal steht ein Menschenschicksal im Mittelpunkt eines Buches, diesmal allerdings ein ausgesprochen weibliches und noch dazu ein höchst ungewöhnliches, das einer Zeitreisenden. Auch im elften von insgesamt 16 Teilen dieser Zeitreisenden-Saga von Hardy Manthey geht es um Maria Lindström alias Aphrodite und die außergewöhnliche Lebensgeschichte dieser Frau. „Zum Ursprung – 15 000 Jahre zurück“, so lautet der Titel dieses fantastischen Romans. Das fünfte und letzte Angebot dieses Newsletters stammt von einem gewissen Nikolai Bachnow, der von einem gestohlenen Tierreich in einem Zauberland erzählt. Aber wer war oder ist eigentlich Nikolai Bachnow? Doch bevor wir eine erste Antwort auf diese Frage am Ende dieses Newsletters geben, zunächst einmal zurück zu Kaplan Berger und zum Beichtgeheimnis. Erstmals 1980 erschien in der Blaulicht-Reihe des Verlages Das Neue Berlin als Heft 206 die Kriminalerzählung „Ich morde heute zehn nach zwölf“ von Steffen Mohr: Der junge, fortschrittliche Kaplan Berger erfährt im Beichtstuhl von einem geplanten Mord und kann den gerade aus der Haft Entlassenen nicht von seinem Vorsatz abbringen. Was soll er tun? Er kann doch das Beichtgeheimnis nicht brechen. Da er Zeitpunkt und Ort kennt, begibt er sich an den künftigen Tatort. Aber es ist schon zu spät. Bei der Vernehmung durch die Kriminalpolizei schweigt er natürlich. Wie kann er nur den Täter seiner gerechten Strafe zuführen, ohne das Beichtgeheimnis zu verletzen? Hier die erste Begegnung mit Kaplan Berger: „O Herr, lass mich durchhalten, dachte der für einen Kaplan vielleicht zu gut gewachsene und mit einem zu schönen Gesicht begabte junge Mann. Natürlich kam ihm sein Aussehen, die braunen Augen zum Beispiel und das, rotblonde an Tippy Honnigans Wuschelkrause erinnernde Haar, gerade in einer Großstadtgemeinde zugute. Wusste man doch, dass die Jugend von Popstars wie Honnigan und Konsorten schwärmte. O Herr, barmte er innerlich, aber auf seinen Gesichtszügen malte sich nichts weiter als unbeschwerte Freundlichkeit. Im Miniradio lief mit angemessener Lautstarke das Pokalspiel Erfurt gegen Jena, das Kaplan Berger langweilte. Der große Zeiger der Sakristeiuhr klickte und zog langsam auf fünf. Flüchtig sah der junge Priester auf die Uhr, die über dem kleinen römischen Kreuz hing. Dann schaltete er das Radio aus, versteckte es in der untersten Lade des Paramentenschranks und streifte sich den glänzend schwarzen Talar über Pulli und Jeans. Nun ähnelte Kaplan Berger doch einer geistlichen Person. Von der Krause abgesehen, glich er fast aufs Haar einer der milden Heiligengestalten auf den großen bunten Bildern des Fräulein Klepzig. Zu ihrem Ärger waren diese bonbonsüßen Darstellungen heiliger Männer und Frauen vor einem Dutzend Jahren aus der Kirche entfernt und durch, wie sie unentwegt mäkelte, „hässliche moderne Fratzen“ ersetzt worden. Seitdem lehnten sie nebeneinander an der dem Fenster gegenüberliegenden Wand des Wäschebodens. Die gute Pfarrhaushälterin vergaß bei keiner großen Wäsche, auf ihrer Ausstellung Staub zu wischen. Das alles wusste der Kaplan. Es interessierte ihn ebenso stark, wie ihn weibliche Wesen überhaupt interessierten. Lutz Berger hatte sich, eigentlich bereits ab seinem fünfzehnten Lebensjahr, den Idealen seines Berufes verschrieben. Dazu passte nun einmal keine Frau, war sie nun reizvoll und attraktiv oder eine alte Jungfer. O Herr, seufzte er noch einmal und schritt, als der große Zeiger auf eine Minute vor die Zwölf rückte, durch die niedrige Sakristeitür hinaus in die Kirche. Punkt fünf Uhr begann an jedem Sonnabend die Beichte. Erwartungsgemäß fand Kaplan Berger das Gotteshaus leer. Durch die Scheiben des Seitenschiffs drang gedämpftes Licht. Das reichte im Sommer voll aus, um den Gläubigen, die bis sieben beichten kamen, das Lesen im Gebetbuch zu erleichtern. Den Kindern half es, die Krakelschrift auf ihren Sündenzetteln zu erkennen. Tiefere Dämmerung herrschte dagegen im Beichtstuhl. In dessen mittleren Teil nahm Berger Platz und zog sogleich den violetten Vorhang hinter sich zu. Er schaltete ein schwaches Lämpchen ein. Das wollte er beim Eintreten eines Beichtkindes in den Seitenteil selbstverständlich wieder ausknipsen. Der Kaplan mochte die Beichte nicht, weil er der Auffassung war, es sei richtiger, sich mit seinen Mitmenschen an einen Tisch zu setzen, um normal und bequem über alle Probleme zu reden. Freilich bestand diese Möglichkeit. Und wie oft hatte er junge Leute in seinem Zimmer unter dem Dach empfangen, damit er ihnen eine Last abnehmen oder gar einen Weg weisen konnte, Schwierigkeiten in der Lehre, zu Hause oder in der Schule zu klären! Leider gab es diese mittelalterliche, die sogenannte Ohrenbeichte noch, zu der man sich in eine „Holzkiste“ zwängen musste und das Beichtkind in die „Kiste“ nebenan kroch. Da kniete es nieder, während er, der Priester, saß, und wisperte einem das Register seiner Sünden durch ein Gitter in der Trennwand ins Ohr. Unnatürlich. Unnormal. Was wollte man machen? Die Gläubigen selbst verlangten nach solcher Geheimniskrämerei. Lutz Berger verstand sie nicht. Er hatte ein in braunes Leder gebundenes Buch vorgenommen, das hier immer lag, und sann über die Worte nach: „Wahrlich, Petrus, ich sage dir: Ehe der Hahn heute Nacht kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Es war reiner Zufall, dass der Kaplan gerade über diesen Text meditierte. Das rote Leseband hatte an der Stelle gelegen. Irgendwo oben, vielleicht im Himmel, verhallte der letzte Schlag der Kirchturmuhr. Der junge Geistliche hörte trippelnde Schritte, die sich dem Beichtstuhl näherten. An der Art, wie diese Schritte mit Andacht auf dem steinernen Boden auftraten und doch jenen Krach veranstalteten, den mit Eisen benagelte Schuhe in einer leeren Halle hervorrufen, erkannte er die Haushälterin, Fräulein Klepzig.“ Erstmals 2012 veröffentlichte die edition NORDWINDPRESS Dalberg-Wendelstorf die Erzählung „Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M., geborene S.“ von Ingrid Möller: Am 15. Dezember Anno Domino 1902 wurde in Straßen bei Eldena dem Büdner Heinrich Schult und seiner Ehefrau Anna geborene Bergmann ein Mädchen geboren und getauft auf den Namen Alma. Ein langes Leben - ja, aber kein besonderes - mag mancher sagen, der die Erzählung liest. Aber den Alltag zu bewältigen in diesem 20. Jahrhundert, das zwei Weltkriege, Inflation und Mangeljahre einschließt, verlangte den Menschen viel ab. Und so prägte sich ein Verhalten, das heute mitunter Stirnrunzeln auslösen mag, aber in der Generation in dem mecklenburgischen Landstrich nicht untypisch ist. Herkunft und Erziehung prägten Wertmaßstäbe, die erhalten blieben, auch außerhalb des Dorfes und der dortigen Familie. Wir sind also in Straßen. Moment mal, wo bitte sind wir? „Straßen ist ein kleines Dorf. So klein, dass es kaum in einem Lexikon zu finden ist. Es liegt im Südwesten Mecklenburgs, in der sogenannten Griesen Gegend, nahe Eldena. Für Anna Schult aber ist es die Mitte der Welt, ihrer Welt. Hier, in der Büdnerei Bergmann, wurde sie am 3. Januar 1861 geboren, hat am 27. Januar 1888 den Eldenaer Landwirt Heinrich Schult geheiratet, der den kleinen Hof übernahm. Vor ihm war sie gewarnt worden, denn sein Vater Christian stand in einem denkbar schlechten Ruf. Zwei Ehefrauen – eine geborene Graf die erste, Rose die zweite, mit der er fünf Kinder hatte - hatte er vom Hof gejagt und dennoch eine dritte - geborene Möhring - gefunden. Doch den Spitznamen „De Düwel“ hatte er weg. Anna Bergmann aber befand, dass sich die Bosheit auf den Sohn nicht vererbt hatte. Kindersegen war ihr reichlich beschieden. Jetzt, Mitte Dezember 1902, soll sie ihr neuntes Kind gebären. Mit nahezu zweiundvierzig Jahren. Das erste war ein Junge und kam ungebeten, als sie noch jung und unverheiratet war. Schon lange hat sie ihn nicht mehr gesehen. Früh musste er aus dem Haus. Mit siebenundzwanzig heiratete sie. Am 1. April 1888 kam ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt, Otto. Im Abstand von zwei Jahren gebar sie die übrigen: Ida, Minna, Wilhelm, Heinrich, Emma und Richard. Und nun? Was dies wohl wird? Eigentlich schon peinlich, in ihrem Alter. Sie schreit nach der Hebamme, denn die Wehen haben eingesetzt. Ja, ja. Sie kommt gleich. Dann geht es schnell. Das Kind ist winzig. „Ne lütte Diern! (Ein kleines Mädchen)“, sagt die Hebamme. Aber ihre Stimme klingt irgendwie anders als sonst, während sie das Kind wäscht und ihm den Klaps auf den Po verpasst. Sie muss kräftiger zulangen, bis das Würmchen einen zaghaften Laut von sich gibt. „Wies mi de Lütt! (Zeig mir die Kleine)“, sagt die Wöchnerin argwöhnisch. Die Hebamme wickelt ein Leinentuch um den kleinen Leib und reicht das Neugeborene der Mutter. Die seufzt. Wenn das Awmarachen man nicht umsonst war! „Kümmt de dörch? (Kommt sie durch)“ Die Hebamme zuckt die Schultern. „Berrer, se ward gliek döfft (Besser, sie wird gleich getauft).“ Man läuft, den Pastor zu holen. Der ist nicht erreichbar. Dann den Lehrer. Eine Bibel ist im Haus, eine Schüssel Wasser von der Pumpe auch. Es eilt. „Woans sall se heiten (Wie soll sie heißen)?“ „Alma“. Na dann! Die Formalitäten werden schriftlich festgehalten: Am 15. Dezember Anno domini 1902 wurde in Straßen bei Eldena dem Büdner Heinrich Schult und seiner Ehefrau Anna geborene Bergmann ein Mädchen geboren und getauft auf den Namen Alma. Die Einzelheiten - wie die sonstigen Vornamen - kann der Pastor dann später im Kirchenbuch eintragen. Anna Schult atmet auf. Eine Heidin ist die Lütte nun nicht mehr, falls ... Aber allen Unkenrufen zum Trotz zeigt das schwache Kind einen starken Lebenswillen. So hat es mit der offiziellen Taufe Zeit bis zum 5. Januar 1903. Sie erhält die zusätzlichen Namen Johanna und Marie. Sobald Alma laufen kann, wuselt sie um die Mutter herum. Die reagiert genervt: „Gah mi vor de Fäut weg! (Geh mir vor den Füßen weg)“ Aber einmal kommt sie in der Küche doch nicht schnell genug weg und wird verbrüht. Ihr Leben lang wird sie überzeugt sein, dass sie deshalb so dünne Haare hat. Dann läuft sie hinter den Geschwistern her, was ihr auch nicht immer gut bekommt. Am sichersten ist sie noch bei der Oma, an deren Schürzenzipfel sie sich nun hängt. Die Oma ist gäuding zu ihr, warnt sie aber ein bisschen zu viel vor den Gefahren des Lebens. Möchte Alma den Jungen nach in den Wald, heißt es: Dort gibt es Räuber und andere fremde Leute. Wenn die Jungen zur Elde baden gehen, heißt es „Bliew du man bi Oma’n, lat de Jungs man versupen! (Bleib du man bei Oma, lass die Jungs man ersaufen)“ Oder wenn sie auf Bäume klettern und Krähennester ausnehmen: „Lat de man dalplumpsen und sick dat Genick bräken! (Lass die man runterplumpsen und sich das Genick brechen)“ Alleinsein und Dunkelheit geht natürlich gar nicht, da spuken ja die Gespenster rum. Als Alma vier ist, zieht die Familie um nach Eldena auf eine Bauernstelle. Nun sind sie keine Büdner mehr, sondern was viel besseres, nämlich Bauern. Stolz dürfen sie jetzt den „Buernweg“ (Bauernweg) benutzen. Allerdings verschulden sie sich hoch. Die Felder liegen weit auseinder, sind nur zeitraubend zu bewirtschaften. Gespart wird an allem. „Gaud Bodder“ (Gute Butter) kommt nicht auf den Tisch. Dafür Pökelspeckschwarte in Eintopf. Alma schmeckt das so wenig wie ihren Geschwistern. Heimlich steckt sie Schwarten in ihre Schürzentasche oder wirft sie gleich unter den Tisch zu den Hunden, wenn die nicht vorher durch den Befehl „Hunn’n rut!“ (Hunde raus) rausgejagt worden sind. Für Gäste - wenn es denn mal welche gibt - hat die Mutter einen aufmunternden Spruch parat „Esst, leiwe Gäst, schont de Wust und langt äwer den Bodder weg!“ (Esst, liebe Gast, schont die Wurst und langt über die Butter weg) Holzpantoffeln - hölten Tüffel - müssen möglichst lange halten. Wenn es einigermaßen warm ist, heißt es „barst“ (barfuß) lopen. Aber es gibt auch Feste. Weihnachten zum Beispiel. Da schlägt der Vater eine Fichte im Wald, stellt sie in der Stube auf, hängt Äpfel und steckt Kerzen dran. Und wenn die Glocke ertönt, dürfen die Kinder kommen. Alle fassen sich an und wandern um den Tannenbaum, wobei sie Weihnachtslieder singen. Dann dürfen sie ihre Geschenke auswickeln. Bei den Jungen ist es immer ein Pferdegespann, das der Vater geschnitzt hat. Bei den Mädchen eine Puppe mit Lehmkopf, festgenäht in einem Schuhkarton. Immer wieder zur Vorsicht ermahnt, dürfen die Kinder die Festtage über damit spielen, dann wird alles wieder eingesammelt, bis zum nächsten Jahr, wo sich die Zeremonie wiederholt. Als Alma zur Schule kommt, kann sie ganz sicher kein Wort Hochdeutsch (denn das konnten die Kinder der nächsten Generation noch nicht einmal), aber sie kommt gut mit. Es kränkt sie, dass die Kinder ihr „Dickhals!“ nachrufen, denn ihr wächst ein Kropf. Ihr Vater tröstet sie, kauft ihr neue Kleider, die sie dann im Kuhstall auf dem Melkschemel vorführen muss. „Dreih di nochmal!“ (Dreh dich noch mal) heißt es dann, und „Du büst noch de Hübschte von allen!“ Das bringt sie auf den Gedanken, ihre Mutter zu bitten: „Kannst mi nich eins awnähmen laten?“ (Kannst du mich nicht mal fotografieren lassen) „Woans kümmst du up sowat! Dat wier ja rutsmeten Geld! Nu segg mal sülwst: wotau wist du‘n Foto von di hebbn? - „Tau’n Ankieken.“- „Dann kiek man in’n Pisspott, dor kannst du di ok ankieken.“ („Wie kommst du auf so was! Das wäre ja rausgeschmissenes Geld! Nun sag mal selbst: Wozu willst du ein Foto von dir haben?“ - „Zum Angucken.“ „ Dann guck in den Nachttopf, da kannst du dich auch angucken.“)“ Ein knappes Jahrzehnt vor der Jahrhundert-Biographie von Alma, 2004, brachte Siegfried Maaß im BK-Verlag Staßfurt erstmals seine Novelle „Sonntagspredigt oder Heimkehr auf die Insel“ heraus: Brückstedt - eine fiktive Kreisstadt in der realen DDR. Ein alleinstehender Mann beantragt ein Reisevisum, um seine schwer erkrankte Mutter in Westdeutschland besuchen zu dürfen. Das Visum wird ihm verweigert „Wenn Sie wenigstens verheiratet wären“, wird ihm lakonisch erklärt. Aber der Antragsteller ist katholischer Pfarrer Jahre später kann er endlich das Grab seiner Mutter besuchen und zugleich seine jüngere Schwester, die einst mit ihrem Freund nach Westdeutschland floh. Doch sie glaubt nicht, was er ihr berichtet und hält ihm vor, sich zwar um das Seelenheil anderer zu kümmern, aber seiner eigenen Mutter in ihren letzten Stunden nicht beigestanden zu haben. Der schon in der gemeinsamen Kindheit im Elternhaus entstandene Konflikt zwischen den Geschwistern spitzt sich zu; die von einem freudlosen Leben gezeichnete Schwester, vereinsamt und dem Alkohol zugeneigt, bietet keine Chance zu einem geschwisterlichen Ausgleich. Enttäuscht und mit sich selbst unzufrieden und sich zugleich seines Anteils an dem endgültigen Bruch mit seiner Schwester bewusst, verlässt der Pfarrer vorzeitig den Wohnort seiner Schwester. Während der nächtlichen Bahnfahrt begegnet er einer schwarz gekleideten Dame, die sich auf dem Weg nach Brückstedt zur Beerdigung ihrer Mutter befindet. Es ist die ehemalige Polizistin, die damals zu ihm gesagt hatte: „Wenn Sie wenigstens verheiratet wären ...“ Eine scheinbar ganz private Geschichte mit einem politischen Hintergrund, vor dem sich der Konflikt von einst zu einem ganz aktuellen ausweitet und seine Konsequenzen fordert. Hören wir den Anfang dessen, was der alleinstehende Pfarrer berichtet: „Gestern bin ich aus S. zurückgekehrt. Einen Tag früher als beabsichtigt. Ich glaube, niemals zuvor hatte ich eine solche Erleichterung bei der Heimkehr von einer Reise empfunden. Als wäre ich auf der Flucht gewesen und endlich an einem sicheren Ort angekommen. Den sicheren, mir gut bekannten Ort hatte ich wirklich erreicht. Aber war ich vor Marie, meiner Schwester, tatsächlich geflohen? Oder gar vor Lydia? Ich wusste es nicht und wollte jetzt auch nicht darüber nachdenken. Während der ganzen langen Fahrt hatte mich kaum etwas anderes beschäftigt als mein Verhältnis zu meiner Schwester Marie. Wäre nicht die schwarz gekleidete Frau mit dem Schleier vor ihrem Gesicht zu mir ins Abteil gekommen, hätte ich wahrscheinlich noch während der Fahrt etwas Abstand gewonnen und auch etwas schlafen können. Doch ohne Marie zu kennen und von unserer gestörten Beziehung zu wissen oder auch nur zu ahnen, auf welche Weise ich meine Schwester verlassen hatte, lenkte sie meine Gedanken ungewollt in die entgegengesetzte Richtung unserer Fahrt – nämlich zurück zu Marie und damit auch in jene Zonen meines Bewusstseins, die ich gern endgültig hinter mir lassen wollte. Erst nachdem sich unsere Wege getrennt hatten, gelang es mir, ruhiger zu werden und mich auf meine Heimkehr zu freuen. Durch keine weiteren belastenden Überlegungen wollte ich meine Freude trüben lassen. Auf dem Markt unserer kleinen Stadt verließ ich den Bus, mit dem ich aus unserer Kreisstadt gekommen war. Es erschien mir als glücklicher Zufall, dass er abfahrbereit am Bahnhof gestanden hatte, als ich die Stufen hinab stieg und schwer an meinem Koffer schleppte. Auf diese Weise entging ich der Entscheidung, mit einer Taxe fahren zu müssen, was für mich eine verschwenderische Ausgabe bedeutet hätte. Vom Busfenster aus beobachtete ich meine ungebetene Reisegefährtin, von der ich mich bereits im Zug verabschiedet hatte. Flüchtig genug, um erkennen zu lassen, dass meinerseits kein weiterer Gesprächsbedarf bestand. Jedoch ausreichend beherrscht, um nicht als unfreundlicher und nachtragender Schwarzkittel, der einmal erlittenes Unrecht nicht verzeihen kann, in Verruf zu geraten. Offenbar war sie bereits am Bahnsteig von ihrem Bruder in Empfang genommen worden; eindringlich, als wäre es von besonderer Bedeutung, hatte sie mich wissen lassen, dass er sie abholen wolle. Mit einem großen, kräftig wirkenden Mann sah ich sie aus dem Bahnhofsportal heraustreten. Er trug einen dunklen Anzug und eine schwarze Krawatte auf weißem Hemd. Den Koffer seiner Besucherin behandelte er, als sei er völlig leer und wechselte ihn leichthändig und schwungvoll auf die andere Seite, um seine Schwester mit der rechten Hand unterfassen zu können. Noch bevor mein Bus abgefahren war, hatten die beiden mit einem Taxi bereits den Bahnhofsvorplatz verlassen. Für die etwa zwanzig Minuten währende Fahrt bis Burghausen richtete ich mich auf meinem Platz so bequem wie möglich ein. Von der langen Bahnfahrt schmerzte mich jede Faser meines Körpers. Am liebsten wäre ich im Mittelgang auf- und abgelaufen, unterließ es jedoch der anderen Fahrgäste wegen. Vielleicht konnte ich mich am Nachmittag mit Gartenarbeit wieder etwas in Schwung bringen. Doch mit dieser stillen Hoffnung betrog ich mich selbst. Auf meinem Schreibtisch würde ein Berg Arbeit auf mich warten. Und auch meine Sonntagspredigt schrieb sich nicht allein. Zu dieser Stunde war der Bus aus der Kreisstadt nahezu leer. Nur einige Frauen fuhren mit mir, die mich beim Einsteigen erstaunt angesehen hatten. Sie arbeiten als Kassiererinnen in unserem ländlichen Supermarkt. Auf der Rückfahrt würde der Bus gut besetzt sein, weil viele Pendler in die Kreisstadt fahren. Obwohl mir die Augen zufallen wollten, blickte ich während der Fahrt aus dem Fenster. In der waldlosen und flachen Landschaft, in der Fremde kaum Sehenswertes entdecken können, fühlte ich mich sofort wieder heimisch. Seit meiner Kindheit bin ich es gewöhnt, weit ins Land blicken zu können und kann Gebirge kaum länger als eine Urlaubswoche ertragen - schon bald spüre ich dann Beklemmungen, fühle mich eingezwängt und sehne mich nach der Ebene zurück. Ähnlich erging es mir auch in S. Eingebettet in einen Talkessel, der von dichten Wäldern umgeben ist, erlaubt die Stadt keinen Blickkontakt mit dem Horizont. Lediglich vom Schloss aus, dem höchsten Punkt der Stadt, kann man über die Wipfel hinwegsehen. Aus dem Bus heraus erkannte ich nun die Turmspitzen der beiden Burghausener Kirchen, die mir stets wie ungleiche Geschwister erschienen. Hoch aufragend und erhaben der Turm der evangelischen St. Petrikirche, eines romanischen Bauwerks, mit dem nicht allein die Gemeinde, sondern auch die Stadt renommiert. Dagegen der kurze, gedrungene Turm „meiner“ Kirche - als stünde sie, schlicht und unansehnlich, ganz im Schatten der anderen. Dennoch erkannte ich auch „meinen“ Turm, dessen Schieferdach sich im Maimorgenlicht dunkel abhob. Von diesem Augenblick an konnte ich es kaum erwarten, endlich mein Ziel zu erreichen. Außerdem war ich neugierig zu sehen, wie Juliane auf meine verfrühte und damit unerwartete Ankunft reagierte.“ Erstmals 2013 veröffentlichte die EDITION digital die 2., überarbeitete Auflage des 11. Teils der nur als E-Books erscheinenden Zeitreisenden-Reihe von Hardy Manthey. Der Titel des fantastischen Romans lautet „Zum Ursprung – 15 000 Jahre zurück“: Ein Leben voller Abenteuer liegt hinter unserer Zeitreisenden. Was musste Maria Lindström, die sich selbst stolz Aphrodite nennt, nicht alles überstehen! Auf dem Flug zum Pluto wurde sie ohne ihre Zustimmung als Versuchsperson benutzt und unfreiwillig schwanger. Das war aber nur der Anfang einer langen Leidensgeschichte. Der Sturz durch Raum und Zeit in die Vergangenheit sollte die Leidensfähigkeit der Zeitreisenden auf eine harte Probe stellen. Ihr Schicksal in der Sklaverei und ihre erzwungenen Hurendienste sind für sie unvergessene traumatische Erlebnisse. Es war ein ewiger Überlebenskampf, der sie tief in ihrem Herzen geprägt und für immer geformt hat. Dass sie später zu Macht und großem Reichtum gelangte, hat daran nichts geändert. Am Ende blieb ihr nur die Flucht. Ihr Leben danach auf dem Planeten der Frauen war ebenso spektakulär. Vielleicht hat sie es aber doch geschafft, dort das Rad der Geschichte ein Stück weiter zu drehen. Die Abenteuer in der Zukunft hätten sie beinahe das Leben gekostet. Doch ihr Wirken hat auch dort für ein Umdenken gesorgt und die Macht der Unsterblichen für immer gebrochen. Zurück in ihre Welt, die Welt des 23.Jahrhunderts, war ebenfalls kein Spaziergang. Die Freude, Bruder und Schwester zu sehen, wurde schnell von dunklen Machenschaften verschiedener Kreise getrübt. Für den Entschluss, zurück in die antike Zeit zu reisen, wurde sie nicht belohnt. Das Land der Pharaonen wollte sie ebenfalls nicht haben. Nun soll sie den Kampf gegen außerirdische Zivilisationen in einer fernen Vergangenheit, in der Steinzeit, aufnehmen. Wird ihr das gelingen? Zunächst einmal aber lernen wir am Anfang des Buches Aphrodite in all ihrer weiblichen Schönheit kennen, die durch keinerlei Kleidung verhüllt wird – gänzlich nackt: „Aphrodite schlägt die Augen auf und sieht, wie sich der Sarkophag gerade öffnet. Wie gewohnt steigt sie aus und streift sich dabei mit den Händen den letzten Rest der grünen Flüssigkeit vom Körper. Dabei stellt sie überrascht fest, dass sie nicht die geringsten Spuren der Schwangerschaften und der Geburt der beiden Kinder an sich erkennen kann. Sie hatte sich damit abgefunden, dass eine hässliche Narbe vom Kaiserschnitt zurückbleibt. Doch ihr Körper erscheint perfekter denn je. Sind auf Wunsch der Männer ihre Brüste noch größer geworden? Nicht dass die Brüste ihr jetzt zur Last werden! Die Männer sind mit ihren Fantasien scheinbar maßlos geworden. Sie denken nicht daran, dass zu viel des Guten für eine Frau zu einer echten Belastung werden kann. Am Po hat sie auch zugelegt. Oder war sie schon immer so gebaut? Was solls, sie muss sich nehmen, wie sie eben ist. Sie schaut sich um. Überrascht stellt sie fest, dass die Sarkophage auf der anderen Seite auch schon offen sind. Hat sie etwas verpasst? Wo sind die Kinder? Sie hört eine unbekannte tiefe Stimme hinter sich sagen: „Hallo, Mutter. Wie geht es dir? Bist du wohlauf?“ Aphrodite dreht sich um und sieht einen jungen Mann vor sich stehen. Der hübsche schlanke junge Mann trägt eine Kombination aus einem silbrig schimmernden Stoff. Er hat einen prächtigen schwarzen Lockenkopf und strahlend blaue Augen. Aphrodite weiß, es sind ihre Augen, die sie ihrem Sohn mitgegeben hat. Der junge Mann vor ihr hat sehr viel Ähnlichkeit mit ihren anderen Söhnen. Nur hat dieser pechschwarzes Haar und scheint auch größer als ihre Söhne Alexander und Adam zu sein. Woher er wohl die schwarzen Haare haben könnte? Aber der junge Mann gefällt ihr auf den ersten Blick und darum sagt sie: „Hallo, Söhnchen! Hallo, Marotti! Du siehst gut aus. Wie geht es dir? Komm zu deiner Mama und lass dich umarmen!“ Jetzt geht sie auf ihren Sohn zu. Auch er kommt ihr entgegen und schaut sie dabei nur so komisch an. Aphrodite drückt ihn fest an ihre Brust. Sie spürt es jetzt ganz deutlich, das ist ihr Sohn. Plötzlich wird Aphrodite bewusst, dass sie immer noch völlig nackt ist. Aha, darum hat ihr Söhnchen so komisch geguckt. Er ist mein Kind, er darf mich so sehen, entschuldigte sie sich und genießt die Nähe des jungen Mannes. Der junge Marotti bekommt einen roten Kopf, ihm gefällt aber auch spürbar ihre innige Umarmung und er sagt: „Mutter, du bist einfach nur umwerfend. Du fühlst dich richtig gut an. Alles an dir ist so herrlich weich und warm. Jetzt begreife ich, warum Männer in deiner Nähe den Verstand verlieren.“ Er löst sich zaghaft von ihr. „Aber du solltest erst einmal unter die Dusche gehen und dir dann etwas anziehen. Auch wenn du meine Mutter bist, bleibst du immer noch eine wahnsinnig schöne Frau. So eine schöne Frau, wie du es nun mal bist, darf nicht völlig nackt vor einem Mann herumlaufen. Du bist Verlockung und Lust pur. Auch oder gerade deshalb solltest du deinen Sohn nicht so sehr verwirren!“ „Ach, neuerdings stört es dich, wenn ich nackt vor dir herumlaufe? Ja, ich sehe es jetzt auch, du bist ein richtiger Mann geworden!“, sagt Aphrodite spöttisch, löst sich ganz von ihrem Sohn und geht unter die Dusche, die wie aus dem Nichts aus der Wand kommt. Sie genießt die Dusche und seift sich extra ein. Ihr Sohn: „Soll ich dir den Rücken einseifen?“ „Das wäre lieb von dir, mein Sohn, ich meine Marotti!“, sagt sie und hält ihm schon ihren Rücken hin. Mit viel Gefühl wird jetzt ihr Rücken eingeseift. An ihren Po traut er sich aber nicht heran. Aphrodite genießt seine sanften Hände. Nach der Dusche stellt sie wie immer die Luftdusche an. Der angenehm warme Luftstrom duftet nach Kräutern, die in den Bergen Siziliens gedeihen. Mit geschlossenen Augen glaubt sie, in ihrem Palast in Syrakus zu stehen. Für einen kleinen Moment fühlt sie sich gar ins antike Syrakus zurückversetzt. Doch die Illusion ist nur von kurzer Dauer. Etwas traurig steigt sie aus der Dusche. Ihr Sohn empfängt sie mit einem Tuch und reibt sie jetzt auch sorgfältig ab. Der junge Mann braucht dafür auffallend lange. Er nutzt das Tuch, um seine Mutter gründlich zu erkunden. Man merkt ihm an, dass er mit viel Genuss ihre Rundungen ergründet. Aphrodite nimmt es locker und genießt seine Aufmerksamkeit. Plötzlich fühlt er sich ertappt und reicht Aphrodite, verlegen geworden, das Tuch: „Mutter, du bist wirklich eine schöne Frau!“ „Für deine Gefühle brauchst du dich nicht zu schämen. Dass eine Frau bei einem Mann allein durch ihre Erscheinung, ihre Anwesenheit Gefühle auslöst, ihn erregen kann, ist etwas ganz Natürliches. Für dich, der solange körperlos gelebt hat, ist es etwas Neues. Du musst lernen, damit umzugehen. Jeder Mann muss lernen, seine Gefühle zu kontrollieren und sich nicht wie ein Tier, nur vom Trieb gesteuert, auf die Frau, das Lustobjekt in seinen Augen, zu stürzen. So wie ich jetzt aussehe und beschaffen bin, das habe ich euren Künsten zu verdanken. Ich bin euer Fantasieprodukt. Ihr wolltet es doch so, dass ich als Frau mit allen weiblichen Attributen üppig ausgestattet werde. Die Macht, die ihr über mich habt, hat das möglich werden lassen. Oder irre ich mich?“, behauptet Aphrodite. Sie weiß nicht, ob es wirklich so gut ist, Produkt ausufernder Männerfantasien zu sein. Sie ist es, die mit diesem Körper leben muss.“ Erstmals 2003 veröffentlichte ein Nikolai Bachnow bei der bei LeiV Buchhandels- und Verlagsanstalt als Band 8 Aljonna und Klaus Möckel „Das gestohlene Tierreich“: Etwas Unvorstellbares passiert im Zauberland: das Tierreich mitsamt seinem König, dem Tapferen Löwen, wird gestohlen. Ein Riese streut Schrumpfpulver über dem Wald aus, so dass Bäume und Sträucher, aber auch die Tiere um ein Vielfaches kleiner werden. Dann rollt er alles wie einen Teppich zusammen und schleppt es als Spielzeug für seine Kinder in die Berge. Das Unglück könnte nicht schlimmer sein! Während die Tiere größte Mühe haben, sich an ihre neue Lage anzupassen, stehen der Scheuch, Betty, Jessica und andere, die ein Waldfest besuchen wollten, dem Ereignis fassungslos gegenüber. Sie nehmen die Spur des Riesen auf, doch wie sollen sie helfen? Wieder einmal müssen sie unerwartete Hindernisse überwinden, gefährliche Abenteuer bestehen. Sie geraten in die Fänge doppelköpfiger Geier und Jessica mit Betty sogar in die Gefangenschaft des Riesenmädchens Bomm. Doch mit Hilfe eines Steinbocks und eines klugen Marabus gelangen sie schließlich ans Ziel. Gemeinsam mit den Tieren kann letztendlich die schwierige Aufgabe der Rückverwandlung in Angriff genommen werden. „Mit dem letzten Band der Reihe beweist Nikolai Bachnow noch einmal, zu welch fantastischen Ideen er fähig ist. Die Geschichte vom Tierreich ist toll und macht dieses Märchen zu etwas ganz Besonderem“, hieß es in einer begeisterten Rezension von Karolin Kullmann. Dieses Buch, 2003 bei LeiV (Leipzig) mit Illustrationen von Hans-Eberhard Ernst schienen, ist das achte von mehreren Büchern, die an die bekannte Reihe des Russen Alexander Wolkow anschließen. „Endlich befindet man sich wieder in Gefilden, die nicht mehr futuristisch oder abstrakt anmuten", lobte Kritikerin Karolin Kullmann. Und so geht es los: „Erster Teil: Das unheilvolle Pulver Der Riese Ein dumpfes Geräusch ertönte in der Ferne, ein Stampfen, das sich wiederholte und immer lauter wurde. Der Tapfere Löwe, Herrscher des mitten im großen Zauberland gelegenen Tierreichs, hob den Kopf. Er hatte nach einem ausgezeichneten Mahl am Fuße seiner Felsenburg in der warmen Mittagssonne gedöst, doch nun wurde er wach. Die Laute waren ungewöhnlich, wenn nicht sogar beunruhigend. Der Hase hoppelte herbei, einer seiner Minister. „Hörst du das Trampeln, Herr?“, rief er aufgeregt. „Es scheint näher zu kommen. Was mag das sein?“ Der Löwe erhob sich. „Das möchte ich auch gern wissen. Ganz schön unverschämt, so unsere Mittagsruhe zu stören.“ Er gähnte. Das Geräusch verstummte, erscholl aber nach einigen Minuten erneut und noch stärker. Ein Trapsen wie von Riesenstiefeln, die Gehölz niederwalzten, Baumstämme zerbrachen. Dem Hasen zitterten vor Angst die Pfoten, der Puschelschwanz und die langen Löffel. „Das klingt wie ein Schritt. Als stapfte ein Riese heran!“ „Ein Riese bei uns? Bist du noch bei Verstand? Wo soll der herkommen?“ Inzwischen flatterten erschrocken Vögel durch die Luft, verkrochen sich in ihren Nestern und Baumhöhlen. Wildschweine, Füchse, Rehe flüchteten ins Unterholz. Nun waren die Schritte schon ganz nahe. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, jagte der Hase davon, verschwand in seinem Bau. Der Löwe dagegen stieß ein wütendes Gebrüll aus. Er würde es dem Eindringling zeigen. Doch er kam nicht dazu, den Feind ins Auge zu fassen. Ein Schatten verdunkelte die Sonne, eine Schuhsohle, fast so groß wie der Vierbeiner selbst, senkte sich auf ihn herab, so dass er mit einem jähen Satz zur Seite springen musste, wenn er nicht zertreten werden wollte. An der Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte, wurden ein Strauch zermalmt, ein paar mächtige Steine in den Boden gedrückt, als sei der aus Wachs. Eine Stimme, die das Löwengebrüll um ein Vielfaches übertönte, sagte dröhnend: „Das ist lustig. Das wird den Kleinen gefallen.“ „Wer bist du? Wer ist das, die Kleinen? Was soll ihnen gefallen?“, wollte der König des Tierreichs fragen, verstummte aber bereits nach den ersten Worten. Der Kerl, der wie ein Turm vor ihm stand, griff nämlich in einen Sack und streute mit weitem Schwung, so als säe er Korn aus, ein graues Pulver in die Gegend. Über die Wälder, die Wiesen, die Tiere und Vögel. Der Löwe duckte sich, versuchte auszuweichen – vergebens. Das schrecklich stinkende Zeug rieselte in dichten Schwaden auf ihn, die Pflanzen und Steine ringsum herab. Der hat Schlimmes mit uns vor, will uns vielleicht sogar ersticken, schoss es dem Löwen durch den Kopf. Doch weiter kam er mit seinen Gedanken nicht. Die Beine knickten ihm weg, der Kopf wurde schwer, die Augen fielen ihm zu, und ohne etwas dagegen tun zu können, sank er betäubt zu Boden. Genau wie die anderen Wald-, Sumpf- und Steppenbewohner, die Vierbeiner und Vögel, die Schlangen, Echsen und Lurche. Selbst wenn sie sich gerade in ihren Höhlen aufhielten oder in letzter Minute dorthin geflohen waren, konnten sie nicht entrinnen. Das Pulver und sein beißender Geruch verbreiteten sich überall, drangen in jedes Loch, jede Ritze. Höchstens trat die Wirkung manchmal später ein, war ein bisschen schwächer. Auf jeden Fall aber reichte sie aus, den Tieren das Bewusstsein zu nehmen, so dass sie stumm dalagen, sich nicht mehr regen und keinen Laut mehr von sich geben konnten. Aber noch etwas anderes, ganz Eigenartiges geschah! Es betraf neben Tieren und Vögeln auch die Bäume, Büsche, Pflanzen und sogar die Steine. Niemand außer dem Kerl, der das Pulver verstreut hatte, bemerkte anfangs die Veränderung, dämmerten doch alle in tiefer Benommenheit dahin. Und selbst als der Löwe wieder zu sich kam, begriff er die neue Lage nicht. Um ihn herum war es stockfinster, er fühlte sich eingequetscht, der Boden unter ihm schwankte und es kam ihm vor, als trüge man ihn davon. Ich bin in einen großen Teppich eingerollt, dachte er, der Riese hat mich betäubt und ein Tuch um mich geschlagen, er will mich in seine Höhle schleppen, vielleicht um mich am Spieß zu rösten. Ich muss mich unbedingt befreien. Nach und nach gelang es dem Vierbeiner, sich etwas Raum zu verschaffen. Er streckte die Pfoten aus und kroch langsam ins tiefe Dunkel hinein - er sah nirgends Licht. Nein, da war nicht bloß eine Decke um ihn und allein war er hier auch keineswegs: Er stieß auf Steine, Gesträuch, Bäume, genau wie bei sich zu Hause. Vögel flatterten vor ihm auf und ein Reh sprang über moderndes Holz. Denn in Wirklichkeit hatte der Riese nicht nur ihn, sondern den ganzen Wald eingepackt. Als Spielzeug für seine Zwillinge. Er beherrschte einige Zaubertricks und hatte das Pulver so zusammengemixt, dass alle Lebewesen und Gegenstände auf eine ihm genehme Größe schrumpften. Zufrieden hatte er zugeschaut, wie das gesamte Tierreich unter ihm kleiner und kleiner wurde, bis es sich nur noch als großer grüner Teppich darbot. Mit groben Händen hatte er diesen Teppich vom steinigen Untergrund gelöst und ihn mit allem, was darauf wuchs, fleuchte oder kreuchte, zu einer riesigen Rolle geformt. Ähnlich wie man den Kunstrasen in einem Fußballstadion zusammenwickelt. Dann hatte er den Packen unter den Arm genommen und war davongestapft, auf sein weit entferntes heimatliches Tal zu.“ Nun wird es aber wirklich Zeit, die Identität von Nikolai Bachnow zu klären, des würdigen Nachfolgers und kräftig-in-die-Fußstapfen-Treters von Alexander Wolkow. Allerdings gibt es gar keinen Nikolai Bachnow – jedenfalls nicht einen einzigen, sondern gewissermaßen zwei. Lassen Sie mich dazu der Einfachheit und Bequemlichkeit halber das komplette Vorwort zu dem gerade vorgestellten Band 8 der Nikolai-Bachnow-Bücher „Das gestohlene Tierreich“ zitieren: „Als Alexander Wolkow Mitte des vorigen Jahrhunderts seine Bücher über das Zauberland jenseits der Weltumspannenden Berge veröffentlichte, in denen er sich am berühmten „Zauberer von Oz“ des Amerikaners Lyman Frank Baum orientierte, konnte er nicht ahnen, welchen Erfolg er damit haben würde. Nicht nur in der damaligen Sowjetunion fanden die Geschichten vom Mädchen Elli, dem Weisen Scheuch, dem Tapferen Löwen und dem Eisernen Holzfäller zahlreiche Leser, sie wurden auch in viele Sprachen übersetzt. In der DDR wuchsen Generationen von Kindern mit den sympathischen Helden auf, und die Wolkow-Bücher überlebten schließlich sogar die Wende. 1992 wurde der „Zauberer der Smaragdenstadt“ im LeiV Verlag Leipzig neu herausgebracht und stand, genau wie einige weitere Bücher der Märchenreihe, in den Bestsellerlisten für Kinderliteratur lange an vorderster Stelle. Es ist nicht erstaunlich, dass sich in Russland und anderswo bald Autoren fanden, die an diesen Erfolg anknüpfen wollten. Nach einigen Experimenten mit russischen Schriftstellern, die, den neuen Zeiten Rechnung tragend, die Wolkowschen Gestalten zum Teil auf ferne Atolle und ins Weltall schickten, kam der Verlag auf die Idee, wieder die ursprüngliche Wirkungsstätte in den Mittelpunkt zu rücken. Klaus und Aljonna Möckel, die sich als Schriftsteller bzw. Übersetzerin in der DDR einen Namen gemacht hatten, übernahmen unter dem Pseudonym Nikolai Bachnow (Nikolai als russische Version von Klaus; Bachnow nach dem Mädchennamen Bach der Übersetzerin), die Aufgabe, weitere Geschichten für die sympathischen Helden zu erfinden. Natürlich sollten die Leser – Kinder und Erwachsene, die diese Bücher früher verschlungen und inzwischen selbst Kinder hatten - den Bezug zum bisherigen Geschehen herstellen bzw. den Übergang nachvollziehen können. Neue Gestalten waren schon in den letzten Wolkow-Bänden aufgetaucht, Söhne und Nichten der ursprünglichen Heldin Elli bestanden gefahrvolle Abenteuer, und in drei Bänden des Nachfolge-Autors Kusnezow wirkten weitere Helden mit. Doch das ursprüngliche Zauberland rückte dadurch in den Hintergrund, war kaum noch fassbar, das Geschehen oft verwirrend und zu abstrakt dargestellt. Um diese Situation, die von vielen Lesern als unglücklich empfunden wurde, zu beenden und gleichzeitig die wichtigsten Verbindungen fortzuführen, konzentrierten sich Aljonna und Klaus Möckel erneut auf die Grundzüge der Zauberland-Serie. Sie hielten, zumindest in den ersten Bänden, an einigen der neueren Figuren wie dem Kapitän Charlie oder Chris Tall, Ellis Sohn, fest, stellten aber die vertrauten Gestalten wieder mehr ins Zentrum. Mit der Zeit formte sich ein neues Ensemble, in dem neben dem Scheuch, dem Löwen und dem Holzfäller besonders Goodwins Enkelin Jessica und die Puppe Prinzessin Betty, die der Scheuch zur Frau genommen hatte, herausragten, zu dem aber auch witzige Gestalten wie der Hobbyzauberer Pet Riva, die starke Spinne Minni oder der schlaue Mäuserich Larry Katzenschreck gehörten. 1996 kam es zur Veröffentlichung des ersten Bachnow/Möckel-Bandes „In den Fängen des Seemonsters“, in dem sich die Bewohner des Zauberlandes mit einer Verschmutzung im Muschelmeer, dem Reich der Fee Belldora, auseinandersetzen müssen. „Manches hat sich im Zauberland verändert“, schrieb seinerzeit die Kritikerin Karolin Kullmann im Internet, „aber dennoch hat man von der ersten Seite an das Gefühl, wieder im wundervollen Märchenreich zu sein ... Mit dem Autor Nikolai Bachnow, der von nun an das Schreiben neuer Geschichten übernimmt, hat die Reihe viel dazu gewonnen.“ Und die Rezensentin, die auch zu den späteren Büchern Kritiken verfasste, sprach am Ende die Hoffnung aus, „dass auch die Nachfolger mithalten können“. Von dem Autorenpaar entstanden in den Jahren 1996 bis 2003 acht Bände, die nun auch digital vorliegen. Aljonna und Klaus Möckel hatten sich vorgenommen, gut verständlich, spannend, mit Fantasie und Humor zu erzählen, so wie es für Kinder (und Erwachsene) sein sollte. Der Leser mag nun selbst urteilen, ob sich die Hoffnung der Kritikerin erfüllt hat.“ So, das war jetzt vielleicht ein bisschen ausführlich. Aber nun ist hoffentlich alles ge- und erklärt. Und es bleibt nur noch die bekannte Schlussformel unserer wöchentlichen Newsletter mit den aktuellen Deals der Woche der EDITION aus Godern nahe der Landeshauptstadt Schwerin: Viel Spaß beim Lesen und bis demnächst. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3909 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 7 years
Text
Efeu, Estland und eine sensationelle Thronrettungsmaschine – Sechs E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis und ein Weihnachtsgeschenk
Nun sind es nur noch zwei Tage bis Weihnachten und daher hat auch der vorletzte Newsletter des Jahres ein Weihnachtsgeschenk im Gepäck. Mehr dazu ein paar Zeilen weiter unten. Zunächst einmal soll wie immer von den diesmal sechs Deals der Woche die Rede sein, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 22.12.17 – Freitag, 29.12.17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind und sehr unterschiedliche Interessen bedienen. Den Anfang macht Jürgen Borchert mit Historischen Miniaturen. Von einer besonderen Urlaubsreise, die er und seine Familie im Sommer 2000 nach Estland unternommen hatten, erzählt Lutz Dettmann. Um einen mutigen Jungen im Chile nach dem Putsch von Pinochet geht es in dem Kinderbuch „Flucht über die Anden“ von Jan Flieger. Auf ihre ganz eigene Weise hat Christa Kožik ein wunderbares Märchen von Gisela und Bettina von Arnim wunderbar nach- und neu erzählt. Und darin kommt auch eine ganz besondere Maschine vor, eine Thronrettungsmaschine für einen ängstlichen König, die sich vielleicht auch heutige (geschäftsführend) Regierende manchmal wünschen würden. Aber zurück zu den aktuellen Deals der Woche, von denen noch zwei fehlen: Der SF-Autor Alexander Kröger lässt vor zwei Jahrtausenden Außerirdische auf der Erde landen, um die damals dort lebenden Menschen zu erkunden und zu entscheiden, ob man ihnen irgendwie helfen muss. Wiederum rund 2000 Jahre später spielt die Geschichte von Heinz Kruschel, in der junge Männer zur „Fahne“ müssen – also zur Armee, genauer gesagt zur NVA – der Nationalen Volksarmee der DDR. Und die Zeit dort geht für Jasper Schneidereit und Anke, sein Mädchen, nicht ohne Konflikte ab. Und wenn Sie bis hierher durchgehalten haben, dann sollen Sie jetzt auch erfahren, worum es sich bei dem Weihnachtsgeschenk der EDITION digital für treue Leser handelt: Zwischen dem 25. und 28. Dezember ist der Teil 1 der Zeitreisenden-Saga „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ von Hardy Manthey nicht etwa nur zu einem stark reduzierten Preis zu haben, sondern gänzlich kostenlos. Und hier sind die sechs Deals der Woche: 1982 erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig unter dem Titel „Efeu pflücken“ Historische Miniaturen von Jürgen Borchert: Efeu pflücken? Den Titel für seine historischen Miniaturen verdankt Jürgen Borchert der Gewohnheit eines Freundes, von Gräbern berühmter Menschen einen Efeuzweig zu pflücken, um sich so in seinem Garten eine immergrüne Autogrammsammlung anzulegen. Auch Borchert lässt Tote wieder lebendig werden. Die Liste der Leute, denen wir in seinen historischen Miniaturen begegnen, ist lang. Dazu gehören Bahnmeister Wilhelm Hansen, der ein spanischer Grande war, und Ritter vom Goldenen Vließ und Ritter der Georgsbrüder und Träger des Roten Adlerordens erster Klasse, ebenso wie der Präsident der Prignitz und Bethke, der unfromme Pastor und der verschwundene Professor Fritz Wachenhusen sowie auch Johann Sebastian Bach – jedenfalls beinahe. Außerdem ist von dem oft mit Wittenberg verwechselten Wittenberge die Rede, von den Türmen von Bautzen und nicht zuletzt von John Brinckman in Amerika. Und hinterher ist man bestimmt nicht nur schlauer als zuvor, sondern auch im besten Sinne des Wortes amüsiert. Als ein gutes Beispiel dafür möge der erste Beitrag des Borchert-Buches dienen, oder zumindest die Vorrede zu diesem ersten Beitrag, in dem es um einen gewissen Bahnmeister Wilhelm Hansen geht, auch Grande von Spanien, 1840, und um einen aufmerksamen Bürgermeister: „Ja, Sie haben recht gelesen. Und außerdem war er noch Ritter vom Goldenen Vließ und Ritter der Georgsbrüder und Träger des Roten Adlerordens erster Klasse und was weiß ich noch alles, und eigentlich war er doch nur ein kleiner Brauerbursch, der Wilhelm Hansen aus Wilsnack in Preußen. Wilsnack, in der westlichen Prignitz inmitten ausgedehnter Wälder gelegen, hat unsere Geschichte durch die bekannte Mär vom Wunderblut bereichert. Allhier, nach einem Brande der vormals hölzernen Dorfkirche, fand ein orthodoxer Eiferer irgendwann im Mittelalter drei Blutstropfen auf einer Hostie. Die Forscher glauben, dass das Altargemälde während des Brandes drei rote Farbtropfen ausschwitzte, die auf die heiligen Hostien fielen und also das Wunder bewirkten. Jedenfalls gab's landauf, landab für zweihundert Jahre ein groß Gedränge, weil alle Welt, die halbe und die ganze, des Segens teilhaftig werden wollte. Tatsächlich werden noch heute Krücken gezeigt, die irgendwelche gebrechlichen Pilger von sich warfen nach dem Anblick des Wunderbluts. Luther und Hus haben der Sache ihr verdientes Ende gesetzt. Heute trägt Wilsnack den stolzen Beinamen „Bad“, das macht, es kuriert mithilfe heilkräftiger Moore unsere Rheumatiker und Gichtkranken, und man sagt, ihre Wirkung auf den Organismus sei im Allgemeinen vorzüglich und im Besonderen unersetzlich. Bürgermeister Hinze, gottlob, findet ab und an neben seinen Alltagsgeschäften Zeit, in seinen Archiven zu kramen. Und da findet er nun eines Tages die Geschichte vom Bahnmeister Hansen, dem Ritter vom Goldenen Vließ, Granden von Spanien. Lieber B., schreibt Hinze, beiliegend sende ich Ihnen die Abschrift einer Geschichte, die ich ausgebuddelt habe. Vielleicht können Sie sie mal verwenden. Gruß Hinze. Da stimme ich vorderhand ein Lob an auf alle die Hinzes, die ab und an Zeit finden, in ihren Archiven zu kramen. Die Hinzes wissen, dass in diesen ihren Archiven, auf den staubigen Dachböden unserer Kleinstadtrathäuser, manches Menschenschicksal seinen Dornröschenschlaf schläft. Und wenn kein Hinze kommt und das Dornröschen wachküsst, wird nie ein Schreibermensch von einem solchen Leben erfahren. Hinzes Abschrift erweist sich bei näherem Hinsehen als die Abschrift von der Abschrift eines Zeitungsartikels, dessen Verfasser sich unter dem Deckmantel der Anonymität verbirgt - halten Sie es meiner Pedanterie zugute, wenn ich dem Beginn und dem Fortgang solche bibliografischen Hindernisse in den Weg lege. Ich muss es von vornherein sagen: ich stehe für nichts. Der Artikel, den Freund Hinze heranzieht, soll in einem Periodikum mit dem Namen „Bad Wilsnacker Zeitung“ am 30. September und am 3. Oktober 1931 in zwei Fortsetzungen erschienen sein, und es nimmt niemanden, höchstens die Bibliothekare, wunder, dass sich in keiner Bibliothek unseres sammelwütigen Ländchens davon ein Blatt erhalten hat. Sollten also unter den geneigten Lesern Personen sich befinden, die ein Original der zitierten Zeitung zu besitzen glauben, so bittet um gefällige Nachricht der Verfasser. Genug der Vorrede.“ Erstmals 2002 veröffentlichte Lutz Dettmann im damaligen Schweriner Verlag Stock & Stein seine Aufzeichnungen einer Reise „Sommertage in Estland“: Im Juli 2000 fährt der Autor mit Frau und beiden Kindern mit der Fähre nach Tallinn, um seinen estnischen Freund Valdur und dessen Familie zu besuchen. Er lernte Valdur als 13-jähriger Schüler kennen, als er bei einer DDR-Freundschaftsreise im Jahre 1974 dessen Familie als Gastfamilie zugeteilt bekam. Zwei Wochen Urlaub verleben beide Familien gemeinsam in Estland. Der Autor lässt uns teilhaben an der mehrtägigen Reise zur Ostseeinsel Hiiumaa, die sie intensiv durchstreifen. Zurück in Tallinn, wird das übrige Estland in Tagesausflügen erkundet: die Ordensburgen in Toolse und Rakvere, die Hermannsburg, Ivangorod, Narva, die Burg von Paide, Schloss Kadriorg, die Altstadt von Tallinn, die unter Denkmalschutz stehende Stadt Kohtla-Järve, die Mitte der 1950er Jahre erbaut wurde, … Die Reise ist zugleich ein Exkurs in die wechselvolle Geschichte des Landes. Sie führt den Leser zu den Spuren der dänischen, deutschen, russischen und sowjetischen Besatzung. Ordensburgen, Schlösser, estnische Dörfer, historische Altstädte, aber auch alte Bunkeranlagen und zahlreiche Reste sowjetischer Militäranlagen werden nacherlebbar beschrieben. Der Autor schildert die nahezu unberührte Natur und idyllische Dörfer, in denen das Leben scheinbar stehengeblieben ist, aber auch leerstehende Industriestandorte aus Sowjetzeiten und die beginnenden Veränderungen unter dem Einfluss des Westens. Und immer wieder die Gastfreundschaft und Wärme der befreundeten Familie, deren Verwandte und Freunde. Allerdings beginnt die Reise im Sommer 2000 nicht eben freundlich, zumindest wettertechnisch gesehen: „Freitag, 28. Juli 2000 Der Himmel ist wolkenverhangen. Seit Stunden gießt es wie aus Kübeln. Sommer 2000 - Oktoberwetter im Juli! „Na dann, schönen Urlaub. Und ihr wisst ja, wenn Engel reisen ...“ Der telefonische Gruß eines Freundes heute Morgen, mehr Ironie als ehrlicher Wunsch. Egal, wir haben Urlaub - 14 Tage nach Estland. Die erste Reise seit 1995. Freunde werden auf uns warten. Wir sind gespannt, wie sich das Land verändert hat, wissen, dass wir wieder viel erleben werden. Und da hat man gute Laune, auch wenn es in Strömen regnet. Die B104 ist voller Fahrzeuge. Ferienzeit gleich Reisezeit; Wohnmobile mit Elchaufklebern, Mützenfahrer, Urlauber mit fremden Kennzeichen, die sich die Gegend mit Tempo 80 ansehen. Mecklenburg ist sooo schön! Da muss man schauen und staunen und langsam fahren, denn die Eindrücke müssen sofort ausgewertet werden. Egal, wir haben Urlaub und viel Zeit, bis unsere Fähre von Rostock fährt. Es gießt noch immer. Also wird vorsichtiger gefahren, und der Polo ist sowieso schwer mit Koffern und vier Personen beladen. Er hat keinen Urlaub! Vor Brüel reißt einem BMW-Fahrer der Geduldsfaden. Er beginnt die Kolonne zu überholen. Natürlich kommt Gegenverkehr, und er muss wieder zurück in die Reihe. Und natürlich vor uns, wo auch sonst. Vollbremsung! Nicht aufregen, wir haben ja schließlich Urlaub. Hinter Brüel reißt die Wolkendecke kurzzeitig auf. Die Kolonne reißt auch - freie Fahrt für freie Bürger. Bis Sternberg, denn vor den Schranken ist ein Stau. Wir müssen halten. In affenartiger Geschwindigkeit laufen zwei Jugendliche über die Straße und verschwinden zwischen den Bäumen auf dem Judenberg. Seltsam! Warum die wohl so rennen müssen? Und auch einige Fahrer vor uns gestikulieren und sind aufgeregt. Da kommt auch schon die Ursache angeschnauft: Zwei etwas wohlbeleibte Justizbeamte jagen mit hochrotem Kopf an uns vorbei und haben die Verfolgung aufgenommen. Sommer 2000 irgendwo in Mecklenburg. Da kann man was erleben! Und wieder Regen! Bloß weg von hier! Aber die Europawetterkarte hat auch heute Morgen für Estland nicht besseres Wetter angesagt. Wie gesagt: Wenn Engel reisen! In Kavelstorf, bei den Schwiegereltern, werden die Koffer umgeladen. Nun hat auch unser Polo Urlaub. Stau! Wir stehen auf der Autobahn, die berühmte Jahresbaustelle vor Rostock. Aber wir haben noch so viel Zeit! Die Fähre fährt erst um 17.30 Uhr vom Seehafen. Im Radio wird von der Flucht der beiden berichtet. Ferienstau vor Rügen, Staus um Rostock. Das Übliche! Weg von hier, in die Ruhe, in die Einsamkeit. Im Regen laden wir unsere Koffer aus. Das freundliche Mädchen der Silja-Line übergibt uns die Bordkarten. Sie lächelt noch einmal und wünscht uns schönes Wetter für unseren Urlaub. Ihre Worte in Gottes Gehörgang, und wir sind gerettet und haben 14 Tage blauen Himmel. Kann der Himmel über Estland überhaupt so lange ohne Wolken sein? Erinnern können wir uns jedenfalls nicht. Völlig durchnässt schleppen wir unsere Sachen in das Zollterminal. 17.00 - Gedränge vor der Passkontrolle, aber kein Zöllner in Sicht. Wir leben ja im neuen Europa-Spiel und Reisen ohne Grenzen. Vor uns die Reihe der Shuttle-Busse. Pfützen auf dem Asphalt. Noch einmal Gedränge. Wir wuchten unsere Koffer die Gangway hoch. Hannes reißt der Henkel der Reisetasche. Noch einmal Stress. Ein Offizier begrüßt uns an Bord. Ein Blitzlicht flammt auf, denn der Bordfotograf muss auch leben. Die schweren Koffer müssen durch die engen Gänge gewuchtet werden. Schon wieder Gedränge, jemand schimpft - aber ich kann ihn nicht verstehen. Endlich, unsere Kabine. Mit Blick nach draußen! Regenschwerer Himmel und Herbstlicht. Wir verstauen die Koffer und lassen uns erst einmal auf die Betten fallen. Geschafft! Urlaub!“ Erstmals 1981 hatte Jan Flieger als Band 148 der beliebten Reihe „Die kleinen Trompeterbücher“ des Kinderbuchverlages Berlin sein Buch „Flucht über die Anden“ veröffentlicht: Paco, acht Jahre, wohnt im Chile unter Pinochet in der Hauptstadt Santiago. Wie viele andere muss er sich allein durchs Leben schlagen, da ihm die Militärs seine Eltern genommen haben. Paco bekommt einen Auftrag, einen gefährlichen Auftrag: Paco, der achtjährige Junge, soll einen Fremden über die Anden aus Chile nach Argentinien bringen. Der Fremde ist blind, weil man ihn im Gefängnis blind geschlagen hat. Jetzt braucht der Mann einen Lotsen, einen Jungen wie Paco, einen, der wenig auffällt, einen Jungen, klug und ohne Angst. Gemeinsam begeben sie sich auf die Flucht nach Argentinien. Paco muss sehr aufpassen, denn die beiden werden verfolgt. Und mehr als einmal droht die Flucht zu scheitern. Werden sie es trotzdem schaffen? Zunächst einmal lernen wir Paco kennen und erfahren, wie er zu seinem Auftrag kommt: „Der Hunger hat ihn wach gemacht, früher als sonst. Ich werde zum Barrio Alto gehen, zur Oberstadt, denkt der Junge, als er aus seiner Kiste klettert, in der er die Nacht verbringt. Der Junge heißt Paco. Er hat wild wachsende Haare, schwarz wie aus einer Teertonne. Die Augen sind braun und sehr wach. Der Himmel steht wolkenlos über Santiago, es gibt keinen Frühdunst wegen der trockenen Luft. Im Barrio Alto ist es noch still. Die Villen scheinen zu schlafen. Das Beste an diesem Viertel, denkt Paco, sind die Mülltonnen. Heute sind sie schon durchwühlt. Die Hunde waren da, sie kamen in Rudeln. Hungrig geht Paco zur Siedlung zurück. Sie ist eine von sechshundert in Santiago. Der Priester hatte es gesagt, bevor Guillermo ihn tot fand im Mapocho, dem schmutzigen Fluss. Die Menschen sind wach. Der Neger Guillermo sitzt vor seiner aus Kisten genagelten Hütte und kaut müde an einem Stück Holz. Sicher hat er in der Nacht vor der Fabrik gestanden — aber immer nur ein paar Männer bekommen Arbeit. Guillermo hat acht Kinder, darunter einen Sohn, den José, der so alt ist wie Paco. Paco schlendert vorbei an Luz Maria. Sie kocht etwas in einem alten Kanister und sieht nicht hoch. Ihre Kinder hocken nebeneinander, klein und zerlumpt. Paco bleibt vor der Hütte von Christian stehen. Sie ist die stabilste in der Siedlung und durch das Blechdach immer trocken. Christian war zur Zeit Präsident Allendes ein Pächter, lebte im Norden des Landes. Doch dann verkaufte der Gutsherr sein Land einem amerikanischen Konzern. Paco stand neben Guillermo, als Christian kam, auf dem Rücken ein Bündel, hinter sich seine Frau und die Kinder. Die Frau ist eine Indianerin und gibt Paco manchmal Maisbrei. Aber nur, wenn Christian ein paar Eskudos verdient. Selten genug. Wunder gibt es für keinen mehr in der Siedlung. Die Generale haben sie ihnen genommen. Die Generale haben auch Pacos Eltern geholt, in das große Stadion, wo sonst der Fußball rollte. Paco sah sie nie wieder. Auch Luz Maria weint um ihren Mann, und ihre Jüngste, Beatriz, wurde geboren, als er schon tot war. Der kleine Rico kommt angerannt. Seine Worte prasseln. Paco sieht an der Hütte der alten Franziska den Fremden stehen. Woher kennt Paco das Gesicht mit diesen schwarzen, tief liegenden Augen und den breiten Backenknochen, über die sich die Haut spannt wie braunes Leder? „Tag, Paco“, sagt der Mann. Paco kann sich nicht erinnern, ob es ein gutes Treffen war oder ein schlechtes. „Gehen wir ein Stück“, sagt der Mann, „willst du einen Apfel?“ Paco nickt und beißt in den Apfel. Der Fremde hat eine Narbe über dem Auge, die seine rechte Braue spaltet. Mit einem Mal weiß Paco auch, wer der Mann ist. Es war noch, als die Eltern lebten, er hatte Fieber und lag im Bett, der Mann holte Plakate vom Vater. Plakate mit dem Bild Allendes. Er klebte sie vor der Wahl an die Häuserwände. Der Vater rief ihn Julio. Kinder laufen vor ihnen her und jagen eine Ratte. Staub und Lärm füllen die Gasse. „Wie lebst du?“, fragt Julio. „Wie alle“, sagt Paco. Was soll er antworten auf solch eine Frage? „Wer ernährt dich?“ „Ich suche mir was.“ „Und heute?“, fragt Julio. Paco zeigt auf den Apfel. Sie verlassen die Siedlung. Die Straße führt zu einem Park. Er liegt wie ausgestorben, nur ein Bettler läuft an ihnen vorbei, er hat auf einer Bank geschlafen. „Ich habe dich beobachtet“, sagt Julio. Paco runzelt die Stirn. Was gibt es an ihm Besonderes? Ein Junge ohne Eltern. Tausende leben wie er in Santiago seit dem Tod Allendes. In Pacos Siedlung allein fünfzig. Vielleicht sogar mehr. Neue kommen hinzu; andere verschwinden, als hätte sie die Nacht verschluckt. „Wir müssen jemanden nach Argentinien bringen“, sagt Julio, „durch das Land und über die Anden, einen Freund deines Vaters. Er war im Gefängnis. Sie schlugen ihn blind. Es ist uns gelungen, ihn herauszuholen, und er braucht einen Lotsen, einen, der wenig auffällt, einen Jungen, klug und ohne Angst.“ Die Gedanken wirbeln in Pacos Kopf. „Überschlafe es“, sagt Julio, „wenn sie euch fassen …“ Paco nickt. „Ich komme morgen wieder“, sagt Julio. Paco sieht ihn ängstlich an. Wenn Julio nicht wiederkommt? Doch dessen Hand ruht schwer auf seiner Schulter, wie ein Versprechen. In dieser Nacht kann Paco kaum schlafen. Von riesigen Bergen träumt er, den Schneegipfeln der Anden. Bis in die Wolken sollen sie ragen, nicht mal ein Kondor fliegt so hoch. Wie können Menschen über diese Berge gehn, ein Junge und ein Blinder? Sehr früh ist Paco im Park bei den Pinien. Und plötzlich steht Julio hinter ihm. „Du hast es überschlafen?“ Paco nickt, aber ein Kloß sitzt in seinem Hals. Julio ahnt, was Paco denkt. „Du wirst Sardo kennenlernen“, sagt er, „den Blinden. Er entscheidet als Letzter. Sein Leben hängt von dir ab.“ Paco und Julio gehen in das Hafenviertel. Die Gassen kennt Paco nicht, eng und verwinkelt. Sie stehen in einem schmalen Flur. Dreimal klopft Julio. Eine Tür öffnet sich, und sie treten in einen niedrigen Raum, der nur ein winziges Fenster dicht unter der Decke hat. Paco sieht einen kleinen schmächtigen Mann mit einem faltigen, zernarbten Gesicht, So alt, wie er aussieht, wird er nicht sein, obwohl er schon grau ist und ihm Zähne fehlen, fast alle. Der Mann gibt ihm die Hand, ihr Druck ist fest und verrät Kraft.“ 1991 erschien beim Hoch-Verlag „Gritta von Rattenzuhausbeiuns - vom Rattenschloss“ von Christa Kožik, in dem die Autorin den Märchenroman „Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns“ von Gisela und Bettina von Arnim für junge Leser sehr frei nacherzählt: Gritta, Tochter des Hochgrafen Rattenzuhausbeiuns, wird von ihrer Stiefmutter in eine dunkle Klosterschule gesteckt. Zum Glück aber gelingt es der kleinen Gräfin, zusammen mit anderen Schülerinnen auszubrechen. Dass alles ein gutes Ende nimmt und dass auch die sensationelle Thronrettungsmaschine, die Grittas Vater erfunden hat, ein voller Erfolg wird, daran sind nicht zuletzt Grittas vierbeinige Freunde, die Ratten, beteiligt. Nach einem ebenfalls von Christa Kožik geschriebenen Drehbuch wurde das Buch von der DEFA verfilmt. Aber begeben wir uns doch gleichmal in das Erste Kapitel und in das Rattenschloss: „Es war einmal... Ja, es war wirklich einmal, hundert oder zweihundert Jahre ist es her, da lebte in dem alten Schloss der Grafen von Rattenzuhausbeiuns ein Mädchen. Sie hieß Gritta. Gritta lebte dort allein mit ihrem Vater, dem Hochgrafen Freiherr Julius Ortel von Rattenzuhausbeiuns und dem alten Diener Müffert, der aus Mitleid im Schloss geblieben war. Denn der Hochgraf Julius Ortel verarmte immer mehr. Regieren war nicht seine Stärke. Als er jung war, hatte ihn sein Vater auf einige Belehrungsreisen geschickt. Er sollte lernen, wie man seine Untertanen streng beherrscht. Aber diese Reisen waren umsonst gewesen. Hochgraf Julius Ortel brachte es einfach nicht übers Herz, die Bauern für sich arbeiten zu lassen und ihnen hohe Steuern abzupressen. Doch mit Lust hatte er das Maschinen-Werkwesen studiert, und auf diesem Gebiet brachte er es zu einigen Erfolgen. Er erfand zum Beispiel eine Haferschneidemaschine für seine Bauern, die ihm aus Dankbarkeit dafür zeitlebens den Hafer lieferten. Dann erfand er noch ein Fern Sprachgerät, genannt Bellophon, eine Wasseruhr, die leider tropfte und immer nachging, und ein hölzernes Fahrrad. Und seit sieben Jahren baute er an einer mächtig-gewaltigen Maschine: einer Thronrettungsmaschine für seinen König. Denn der König, im Volke König Gänserich genannt, bangte immerzu um sein Leben. Das hatte wohl seine Gründe, denn ein guter und gerechter König war er nicht, sondern eher faul, gefräßig und sehr ängstlich. Die Angst um sein Leben ließ ihn wenig Schlaf finden, und so hatte er im Lande ausrufen lassen, wer ihm eine Thronrettungsmaschine baut, der soll reich belohnt werden: mit dem Maschinenwerks-Orden erster Klasse und mit einem Sack Goldstücke. Hochgraf Julius Ortel baute nun schon das siebente Jahr an dieser merkwürdigen Rettungsmaschine. Dafür hatte er einen Teil der Möbel verkauft, die Teppiche, Pferde, Kutschen und das gute Porzellan. Andere Möbel wie Stühle, Tische, Bänke hatte er zersägt. Alles für diese, wie er sie selber nannte, mächtig-gewaltige Maschine. Das Schloss Rattenzuhausbeiuns, das hoch auf einem Berge lag, wie die meisten Schlösser, verfiel immer mehr. Die Türme wackelten, die Mauern bröckelten, die Säle und Zimmer waren voller Staub, so dass man immer niesen musste. Ging man durch die halbleeren Räume, konnte es sein, dass man über dürre Hühner, Mäuse und Ratten stolperte. Die Ratten waren aber von der ansehnlichen Sorte und sahen nicht hässlich oder gar ekelhaft aus. Nein, nein. Ihr dichtes Fell war bräunlich und schwarzweiß gescheckt. Zutraulich waren sie und von einer gewissen Klugheit und glichen freundlichen Mäusen oder Hamstern. In den Abendstunden, wenn die Berge vom matten Schimmer der untergehenden Sonne bestrahlt wurden, da regte sich ein seltsames Leben im Schloss. Es war ein Gewimmel von kleinen und großen Grauröcken. Sie balancierten munter auf den Dachbalken, den Säulen und Schränken herum, krochen in den Kamin oder versammelten sich auf der Fensterbank. Eine Rattenmutter mit sieben Kleinen lehrte ihre Kinder auf dem Seil zu tanzen, ein Rattenvater gab seinen Kindern Unterricht im Klettern. Kurzum, diese muntere Rattenschar belebte das Schloss auf gemütliche Art und Weise, und keiner der drei Bewohner fürchtete sich vor ihnen. Es waren wirklich freundliche Hausgenossen. Allerdings benagten sie alles, was ihnen vor die langen Zähne kam: Stoffe, Möbel, Papier und sogar das Familienwappen war vor ihnen nicht sicher. Die Leute in der Umgebung nannten das merkwürdige Schloss einfach das Rattenschloss. Aber sie sagten es mit freundlicher Zuneigung. Die Dienerschaft hatte nach und nach das Schloss verlassen, und so lebten dort oben nur noch der Hochgraf Julius Ortel, die kleine Gritta und der alte treue Diener Müffert in fröhlichem Einvernehmen miteinander. Der alte Müffert war, wie schon gesagt, aus Mitleid geblieben. Er diente als Koch und Leibdiener, als Turmwächter und Hofmeister. Nach dem Tode der jungen Gräfin Amalia kümmerte er sich herzlich um die kleine Gritta, die ohne Mutter aufwachsen musste. Gritta zählte jetzt zehn Jahre. Sie war ein fröhliches, anmutiges und sehr kluges Mädchen. Klug war sie durch die vielen Bücher geworden, die sie im Laufe ihres jungen Lebens schon gelesen hatte. Lesen war ihre Lieblingsbeschäftigung, und sie verbrachte ganze Tage und lange Abende in der Schlossbibliothek im Turm. Dort standen in den hohen Regalen, die man mit einer kleinen Leiter erreichen konnte, alte dicke Bücher, in Leder gebunden. Manche waren so groß, dass man die Buchseiten mit beiden Armen umschlagen musste. Blätterte man in den Büchern, stiegen Staubwolken auf, und allerlei kleines Getier, wie Motten, Mücken und Bücherwürmer aus dem vorigen Jahrhundert kamen ans Licht. Gritta las und las, und ihre Wangen röteten sich, und sie vergaß Zeit und Raum beim Lesen. Ja, sie verschlang die Bücher geradezu. Sie wirkten wie ein Zauber, und die Gestalten aus fernen Jahrhunderten rückten ganz in Grittas Nähe und wurden lebendig. Zum Beispiel die Gräfin Bärwalda, die vor Zeiten in diesem Schloss gewohnt hatte. Sie war ihrem Geliebten in den Krieg nachgezogen, weil sie ohne ihn nicht leben konnte. Sie wollte ihn retten und verkleidete sich als junger Mann. So ritt sie auf das Schloss des feindlichen Königs, und mit einer List sperrte sie diesen drei Tage in den Schrank ein und forderte, dass er den Krieg beende. So geschah es dann auch.“ Erstmals im Jahre 2000 erschien im Kröger-Vertrieb Cottbus der Science-Fiction-Roman „Saat des Himmels“ von Alexander Kröger. Dem E-Book liegt die 2. überarbeitete Auflage zugrunde, wie sie 2011 im Projekte-Verlag Cornelius Halle veröffentlicht worden war: Vor etwa 2000 Jahren landen Außerirdische im Nahen Osten auf der Erde und erforschen die „Zivilisierten“, die sie dort vorfinden. Sie sind sich uneins in der Frage, ob man auf diese Primitiven nicht doch ein wenig Einfluss nehmen sollte, um sie auf den rechten Weg in eine Welt des Friedens zu bringen. Die Expeditionsleitung hat jeden Eingriff strikt verboten. Aber drei von ihnen zeugen heimlich zwei von ihnen genmanipulierte Menschen. Joshua wird von einer Jungfrau geboren und ihr Mann Jossip erkennt den Sohn der Götter an. Und jetzt reisen wir einfach mal etwa 2000 Jahre zurück: „Der muss total übergeschnappt sein!“ Der 21.VomBergo stellte es ärgerlich fest. Beim heftigen, schrägen Aufsetzen des Landers war er, wie die 17.AusGarmi auch, trotz des Haltefeldes beinahe aus der Sitzmulde gerutscht. Nur bei ihm wirkte eine größere Masse, sodass die Sicherungsgurte mehrere Wülste aus seinem Körper pressten. Er glitt mühsam zurück, stülpte den Mund hervor und schlürfte hörbar Odem. Dann reckte er sich, fuhr den Sehkopf aus und äugte durch das Seitenfenster. „Gar kein Grund für das blöde Manöver; völlig eben das Gelände.“ „Auf meiner Seite stecken wir in einem - na, bizarren Gestrüpp, wahrscheinlich solche Biostationäre“, vermutete die 17.AusGarmi. „AmUlzo wird wohl absichtlich ..., um uns zu tarnen, möcht’ ich meinen.“ „Quatsch! Weswegen sollten wir uns verstecken? Hier gab es weit und breit keinerlei Rotreflexe. Von diesen Biomobilen keine Spur.“ „In der langen Zeit, die wir hier sind, werden natürlich welche auftauchen und den Lander entdecken.“ „Und, was glaubst du, könnten sie damit anfangen - meinst, das bisschen Gestrüpp schützte uns genügend?“ Er drehte den Sehkopf zum linken Fenster. „Wir müssten den Schild ...“ „Und die Energie ...?“ „Dann eben noch besser - die da draußen annullieren!“ „Das sähe dir ähnlich - immerhin sind Primaten darunter.“ „Na und? Primitivlinge!“ Durch die Röhre glitt, aus dem Leitstand kommend, der 16.AmUlzo, stabilisierte sich und sagte: „Da wären wir.“ „Das war eine ausgesprochene Glanzleistung“, brummte VomBergo. AmUlzo schüttelte den Sehkopf. „Ging nicht anders. Wir haben das Zeug erst im letzten Augenblick gesehen. Es ist nur eine kleine Fläche, eine Art Insel in der Öde.“ „Wir wären auch ohne dieses ... Ach, pfeif drauf!“ VomBergo reagierte nach wie vor gereizt. „Wir hatten Order.“ „Meinetwegen!“ VomBergo formte gleichgültiges Abwinken, schluckte Odem und fuhr den Sehtentakel ein. „Es wäre an der Zeit, dass ihr euch wieder vertragt“, mahnte AusGarmi. „Wir werden aufeinander angewiesen sein.“ Sie bekam keine Antwort. AmUlzo wedelte unbestimmt mit dem Sehtentakel. Aus der Zentrale kommend informierte die 8.VonEtali: „Befehl vom Allbevollmächtigten:“ Ihre Augen wandten sich AmUlzo zu. „Alle, die den Erkundungstrupps angehören, gehen feminin.“ „Warum denn das?“, fragte der Angesprochene ärgerlich überrascht. „Er meint, es wird strapaziös, und das Weibliche ist halt - belastungsfähiger.“ Sie lächelte. „Du liebe Zeit!“ „Die Temperatur draußen ist zwölf Strich über normal.“ AmUlzo sog schlürfend an seinem Odembehälter. „Sonst wäre ich ja ganz gern einmal feminin ...“, sagte er anzüglich, „aber nicht unbedingt wegen zwölf Strich über normal.“ „Mist“, fluchte VomBergo. Er lag apathisch in seiner Mulde und rührte sich nicht. „Schade um den Tag. Scheißwandlung!“ „Na“, beschwichtigte VonEtali, „du wirst es schon überstehen.“ „Du hast leicht reden, dich betrifft es ja nicht!“ „Diesmal nicht - vielleicht ... Vielleicht hast du Lust, eine Weile - feminin zu bleiben?“ Sie blinzelte ihn an. Aber VomBergo sah es nicht; er hielt die Augen geschlossen. „Gönnt einem aber rein gar nichts, der Alte, nicht?“, scherzte VonEtali. AmUlzo blickte verdutzt. „Es hätte ja sein können, dass wir beide ...“ „Ist ja noch nicht aller Tage Abend“, flachste AmUlzo zurück. „Schließlich wird er ja die Rückwandlung irgendwann gestatten müssen.“ „Und wenn ich dir zuvorkomme?“ „Das brächtest du fertig!“´ Zurück ins 20. Jahrhundert. Erstmals 1973 veröffentlichte der Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik Berlin „Die Schneidereits“ von Heinz Kruschel: Nie hätte Jasper Schneidereit geglaubt, dass er in eine Situation geraten könnte, aus der er nur einen Ausweg sah: aufgeben. Immer war ihm alles mit Leichtigkeit geglückt, stets hatte er mit seinem Elan andere mitgerissen. Plötzlich sollte das anders sein? Dabei schmeichelte die neue Aufgabe seinem Ehrgeiz: Kommandant einer Panzerbesatzung! Doch es gibt von Anfang an Schwierigkeiten in der Besatzung Schneidereit. Jasper kommt mit den Soldaten einfach nicht zurecht. Er leidet unter der bedrückenden Atmosphäre, grübelt über Ursachen, verrennt sich, wird ungerecht. Auch Anke, sein Mädchen, versteht ihn nicht mehr ... Erst nach und nach erkennt er: Verständnis lässt sich nicht erzwingen, und es ist schwerer, um den Menschen neben sich zu kämpfen als um die Note Eins auf der Übungsstrecke. Bevor es aber soweit ist, treffen wir den Helden des Buches und seine Anke auf einem Sammelplatz vor dem Bahnhof: „Jasper Schneidereit stand mit dem Rücken an die helle, sonnenbeschienene Mauer gelehnt und sah Anke an. Sie umspannte mit ihren festen Händen seinen Nacken und fragte: „Kommt Vater nicht?“ Es ging auf elf Uhr. Immer mehr Menschen kamen auf den Platz, junge Männer, die kleine Koffer trugen und von Müttern und Mädchen begleitet wurden; selten war ein älterer Mann zu sehen. Stimmengewirr erfüllte den Platz, von dem aus im Sommer die Ferienbusse der Kinder abfuhren. Die Menschen unterhielten sich lebhaft, eine Kapelle spielte von Zeit zu Zeit Märsche. Einige Kinder standen vor den Bläsern, anscheinend als einzige Zuschauer gefesselt von der lauten Musik, pressten die Fäuste gegen die Ohren, lockerten sie wieder, schlossen sie mit den Handflächen und freuten sich über den Effekt der auf- und abschwellenden Töne. Jasper antwortete: „Warum sollte er kommen? Ich habe mich zu Hause von ihm verabschiedet, meine Güte, ich fahre ja nur achtzig Kilometer weit, nicht wahr?“ „Für mich ist das weit, und es ist auch eine lange Zeit. Oder etwa nicht?“ Ihre Stimme klang rau. „Es ist nicht weit. Du hast zu tun. Und wir werden uns sehen. Werde nicht sentimental, Anke, das passt nicht zu dir.“ „Zu Befehl. Du weißt ja ganz genau, was zu mir passt.“ „Ja. genau.“ Er dachte: Mir fällt immer wieder auf, dass das Weiß um die grüne Iris ihrer Augen leicht bläulich schimmert, ohne jede rote Ader, ganz klar wie bei einem Kinde. „Und was passt zu mir?“ „Dein Haar und deine Stimme und deine Haut und dass wir heiraten und am Rande der Stadt in einem Hochhaus wohnen werden, wo du bei klarem Wetter die blauen Berge sehen kannst.“ „Gut. Und du wirst auch an der Hochschule studieren, wir werden beide in einem Betrieb an einem Projekt arbeiten. Das ist alles ganz klar, was?“ „Ja. Und du solltest von der Hochschule aus schon eine Wohnung anmelden.“ Einen Augenblick blieb sie still, als lauschte sie dem Klang seiner Worte nach. Dann küsste sie ihn. Das war der Abschied. Anke würde anschließend, gleich von hier aus, in die Hochschule gehen und sich still in die Vorlesung schmuggeln und wochenlang an den langen Winterabenden lernen, prüfen, rechnen und manchmal einen Brief schreiben und von ihm träumen. Wie viele Mädchen tun das. Wenn die Kapelle eine Pause einlegte, verschmolzen die Geräusche auf dem Bahnhofsvorplatz zu einem lauten Summen. Mal war ein Ruf zu hören: „Wo ist denn Finsterleben?“ Dann hob sich ein Schild aus der Menge und wurde geschwenkt. „Hier, Kumpel! Du fehlst uns noch in der Sammlung!“ Jasper erwiderte den Kuss. Die Finger seiner rechten Hand spielten mit ihrem offenen Haar. Neben ihnen stand ein breitschultriger Bursche mit blondem, langem Haarschopf und sagte zu einem Mann in Eisenbahneruniform: „Man müsste stoppen, wie lange die sich knutschen, Lotti wäre bestimmt auch gekommen, aber sie hat heute Schicht, Lotti ist schon in Ordnung ...“ „Klar“, sagte der Eisenbahner, „nun mach uns keine Schande, Franz, du bist ein Bolzer, du kannst, wenn du willst, das weißt du genau. Hau nicht über die Stränge, darin verstehen sie keinen Spaß bei der Fahne. Wir waren doch eine Truppe, die zusammenhielt und in der sich einer auf den anderen verlassen konnte, und du kommst wieder in eine Truppe, verstehst du, im Prinzip ist da kein Unterschied.“ „Ist ja gut“, sagte Franz. Er hörte nur halb zu. Der Brigadier könnte seine Belehrungen lassen oder wenigstens leiser agitieren. Anke machte sich los. Sie fing den Blick des Blonden auf und zwinkerte ihm zu. „Hast du gesehen?“, fragte Franz den Eisenbahner. „Du bist wütend, weil Lotti nicht da ist. Du bist wütend, weil du deine langen Haare bald los sein wirst. Du bist wütend, weil du dein Motorrad nicht mitnehmen darfst ...“ „Quatsch. Es könnte losgehen. Ist ja blöde, hier herumzustehen und zu warten. Vergiss nicht, meine Fische regelmäßig zu füttern, bloß nicht zu viel, sonst verdirbt das Wasser ...“ Die Gesichter der jungen Männer zeigten Erwartung. Alle kannten die Armee durch Freunde. Sie hatten Artikel gelesen, Reportagen im Fernsehen miterlebt, waren in der GST gewesen. Aber nun betraf es sie selbst, sie wurden einberufen, taten gleichgültig und waren es eigentlich gar nicht. Sie waren voller Erwartung: Der Freund hat übertrieben, die Reportagen waren vielleicht schöngefärbt — was erwartet uns?“ So, das wären die insgesamt sechs Angebote der aktuellen Deals der Woche, die bis zum 29. Dezember die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 22.12.17 – Freitag, 29.12.17) zu stark reduzierten Preisen zu haben sind. Und jetzt noch ein paar Informationen zu dem eingangs versprochenen Weihnachtsgeschenk, das vom 25. Dezember bis zum 28. Dezember kostenlos bestellt werden kann. Nur als E-Books und nur bei der EDITION digital sind die Bücher der Zeitreisenden-Reihe von Hardy Manthey zu haben, deren 1. Teil „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ zunächst 2011 in einer 1. Auflage und dann 2015 in einer 2., stark überarbeiteten Auflage erschien: Das E-Book beschreibt die atemberaubenden Abenteuer einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse in diesem Roman und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde – allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln? Das Buch schildert die Ereignisse überaus spannend und macht süchtig auf die weiteren Teile. Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark überarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berücksichtigt. Nähere Aufschlüsse, wie es überhaupt zu diesen Geschichten kann, das lässt sich dem Vorwort zu dem ersten Teil der Zeitreisenden-Saga entnehmen, die sich längst zu einem Bestseller im Programm der EDITION digital entwickelt hat. Und hier ist es: „Vorwort Bevor ich dem geneigten Leser meinen Roman zumute, bedarf es wohl einiger klärender Worte zur Entstehung dieses spannenden Titels über die Zeitreisende. Denn der Anlass meines Buches ist nicht weniger abenteuerlich als die Geschichte, die ich Ihnen in meinem Roman erzählen werde. Alles begann mit jenem denkwürdigen Tage im Jahre 2004 direkt an der Cheopspyramide. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt ein hoffentlich normaler Mann, der gerne spannende Romane las und sich brennend für Geschichte interessierte. Meine Vorliebe für die Vergangenheit hat mir nicht nur eine kleine Bibliothek beschert, sondern mich auch auf meinen zahlreichen Reisen an viele geschichtsträchtige Orte geführt. Bei allem Interesse für Geschichte und ihre oft dramatischen Ereignisse suchte ich, alles aus dem rationalen wissenschaftlichen Standpunkt zu betrachten und mir auch so zu erklären. Selbst die Religionen und Mythen des Altertums hatten nur wissenschaftlich betrachtet einen Platz in meiner Gedankenwelt. Die Idee, selbst Geschichten oder gar Romane zu schreiben, kam mir dabei nie. Lieber telefonierte ich, statt mühselig lange Briefe zu verfassen. Das alles stimmte bis zu diesem denkwürdigen Tag im September des Jahres 2004 auch. Nun also stand ich mit meiner Frau an diesem frühen Morgen vor der Cheopspyramide und war wie schon beim ersten Besuch von diesem Bauwerk ergriffen. Ich berührte einen dieser Quader und spürte ein Kribbeln in den Händen, gerade so, als seien sie eingeschlafen. Nun weiß ich nicht, ob das überhaupt hierher gehört. Das können Sie hinterher für sich selbst entscheiden. Ich schüttelte meine Hände, das Kribbeln ließ langsam nach und ich konnte meinen Spaziergang um die Pyramiden fortsetzen. Doch jetzt meldete sich in mir ganz aus der Tiefe eine weibliche Stimme, die mir sagte, dass ich von nun an einen Auftrag zu erfüllen hätte. Ich konterte, ja, wir Menschen müssen doch immer einen Auftrag erfüllen, und ignorierte einfach die immer schwächer werdende Stimme. Die Fahrt zurück zu unserem Hotel in Hurgada dauerte über sieben Stunden. Ich verfiel in eine Art Halbschlaf. Plötzlich tauchte vor mir eine wunderschöne Frau auf und plauderte munter drauf los. Sie brauche mich, behauptete sie kühn. Ich hätte den Auftrag, ihre Abenteuer niederzuschreiben. Sie duldete keinen Widerspruch und begann sofort, mir ihre Geschichte zu erzählen. Eine Vollbremsung holte mich zurück in die Realität. Etwas verdattert schaute ich mich um und dachte nur: „Wow, was für ein verrückter Traum!“ Vor allem konnte ich mich an jede Einzelheit klar erinnern. So etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Meine Träume waren sonst bei mir nur undeutliche Erinnerungsfetzen. Für eine Stunde hielt ich mich wach. Als es draußen dunkel wurde, siegte erneut die Müdigkeit. Sobald ich die Augen schloss, war diese Frau wieder da und erzählte ihre Geschichte unbeirrt weiter. Ich protestierte und sagte ihr, dass ich als Mann doch nicht über eine Frau schreiben könne. „Das geht doch nicht!“ Sie erwiderte, gerade weil ich ein Mann sei, müsse ich ihre Erlebnisse niederschreiben. Ich müsse mich auch einfach nur an ihre Erzählung halten. Denn nur ein Mann habe den nötigen gesunden Abstand, der für ihre wahrlich abenteuerliche Geschichte notwendig sei. Sie behauptete, dass besonders Frauen gerne dazu neigen, sich einmal erlebte schlimme Dinge am Ende schönzureden. Das wolle sie aber nicht. „Ihr Männer seid dagegen oft schön brutal realistisch.“ Ich solle mich also nicht ständig herausreden und in Zukunft lieber aufmerksam zuhören, belehrte sie mich erneut. So gab ich mich geschlagen und wurde beinahe eins mit ihr. Denn diese Frau lässt mich bis heute nicht mehr los. Wenn ich jetzt schreibe, genügt etwas Konzentration und schon kann ich loslegen. Mit ihr bin ich in ferne Welten gereist und habe oft Raum und Zeit durchbrochen. Siebzehn dicke Bücher sind so schon bis heute entstanden. Ich weiß noch nicht, wann es ein Ende geben wird. Das werden Sie als Leser sicher auch mit entscheiden! Aber vielleicht ist sie eines Tages einfach weg. So weg, wie sie damals gekommen ist? Ich habe mich auch oft schon gefragt, warum es ausgerechnet eine Zeitreisende sein musste. Warum ist es kein Mann, der durch Raum und Zeit reisen kann? Ein Mann, ein wahrer Held, eben ein ganzer Kerl, der all diese Abenteuer bestehen muss. Ich habe diese Variante für mich auch schon durchgespielt. Schon allein aus Solidarität zu meinem Geschlecht. Was soll angeblich diese Frau besser können als ein Mann? Doch mein Wunschheld war schon an den ersten Abenteuern in der Antike kläglich gescheitert. Die Natur des Mannes erlaubt es in vielen Situationen einfach nicht, sich kampflos zu unterwerfen. Sich gar wie unsere Heldin oft ganz aufzugeben, fällt jedem Mann unglaublich schwer. Sich wie unsere Protagonistin unter Zwang zu prostituieren, ist doch die brutalste Form der Selbstaufgabe. Oder etwa nicht? Selbst die modernen Waffen könnten einen männlichen Helden nicht lange vor den Gefahren beschützen. Auch ein Recke braucht mal etwas Schlaf. Wenn ich also mit meiner Hauptfigur glaubwürdig bleiben wollte, müsste ich sie am Ende doch viel zu früh opfern. Schade, aber leider wahr. Meine Heldin dagegen hat wahrlich viele Fehler gemacht, aber nie wirklich um jeden Preis gekämpft. Ehre, Ruhm oder gar Macht waren ihr nie wichtig. Nur für die Liebe und für ihre Kinder kämpfte sie bis zur Erschöpfung. Das ist das Geheimnis ihres Erfolges bis heute, glaube ich. Das ist eben das Naturwunder Frau! Folgen Sie also dieser Frau auf ihren vielen Abenteuern durch Raum und Zeit. Ich wünsche Ihnen dabei gute Unterhaltung! Hardy Manthey“ Diesem Wunsch des Autors können wir uns nur anschließen und fügen noch ein herzliches „Fröhliche Weinachten!“ hinzu. Und hoffentlich finden Sie über die bevorstehenden Feiertage auch ein bisschen Zeit zum Lesen. Genügend Auswahl haben Sie ja … Und falls Ihnen aus irgendeinem Zufall die „Bad Wilsnacker Zeitung“ vom 30. September und vom 3. Oktober 1931 in die Hände fallen sollte, dann sagen Sie uns Bescheid. Man kann ja nie wissen, was alles passiert. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3885 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 7 years
Text
Reisen durch Raum und Zeit und nach anderswo, drei Tagebücher und ein Kriminalfall auf dem Jakobsweg – Sieben E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Reisen und Erinnerungen. So könnte man vielleicht die beiden zentralen Themen dieser sieben Deals der Woche beschreiben, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 09.06. – Freitag, 16.06.) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. In mehreren Fällen stehen die Reisen im Vordergrund, manchmal eher die Erinnerungen und nicht selten geht beides zusammen. Manchmal sind konkrete Orte das Ziel, manchmal geht es wie bei der Buchreihe von Hardy Manthey um Reisen durch Raum und Zeit, und manchmal sind es wie bei Uwe Berger und bei Elisabeth Schulz-Semrau Rückbesinnungen auf eine schon weit zurückliegende oder auf eine kürzere Zeit zurückliegende Vergangenheit. Kein Wunder, dass mehrere der diesmal angebotenen Bücher Tagebücher sind oder in Tagebuchform verfasst worden sind. Und einmal geht es um Gold, um einen schier unermesslichen Goldschatz, der vor langer, langer Zeit zusammengetragen wurde, aber bis in die Gegenwart wirkt. Mehr dazu im ersten Deal dieser Woche. Viel Spaß beim Lesen und Gute Reise! – durch Raum und Zeit. Es ist bereits seit längerer Zeit sein Thema. Intensiv und in mehreren Büchern hat sich Ulrich Hinse mit dem Gold der Templer befasst – zumeist in historischen Romanen. Es gibt aber auch ein Buch, das in der Gegenwart spielt. 2013 legte der Autor bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe die Kriminalerzählung „Das Jakobsweg-Komplott“ vor: Mysteriöse Morde lassen die Pilger auf dem Jakobsweg von den Pyrenäen bis Santiago de Compostela erschaudern. Zufällig wurde einer der Pilger, der deutsche Kriminalhauptkommissar Raschke aus Mecklenburg-Vorpommern, Zeuge einer Tat. Zunächst scheint die Begegnung zufällig. Dann jedoch beginnt eine Mordserie, die parallel zur Pilgerwanderung des Polizisten geschieht. Auch auf Raschke, der offenbar als lästiger Zeuge beseitigt werden soll, werden Anschläge verübt. Für die spanische Polizei wird der Deutsche zum Lockvogel, der sie zu den Tätern führen soll. Schon bald zeichnet sich ab, dass es bei den Morden um das verschwundene Gold der Templer geht und die Jagd nach dem Killer erst in Santiago de Compostela zu Ende sein könnte. Gelingt der spanischen Polizei rechtzeitig die Entlarvung der Täter und Hintermänner oder schaffen es die einfallsreichen Mörder, den deutschen Pilger aus dem Weg zu räumen? Ein spannender Krimi über den Jakobsweg und das Mysterium des Templerschatzes. Und so fängt das Buch an: Mit Raschkes Ankunft in Pamplona: „Raschke stolperte. Um ein Haar wäre er beim Aussteigen aus dem Zug mitsamt seinem Rucksack lang auf den Bahnsteig in Pamplona geschlagen. „Himmel, Arsch und Zwirn, das fängt ja gut an“, fluchte er so laut, dass sich einige Reisende irritiert nach ihm umsahen, „das ist kein gutes Omen für eine Pilgerwanderung.“ Gut fünf Stunden vorher hatte sein Flieger in Biarritz aufgesetzt. Bei der Landung war die Maschine ziemlich durchgeschüttelt worden, weil über den Pyrenäen und dem Badeort an der französisch-spanischen Grenze ein heftiges Gewitter tobte. Das Wetter lud nicht dazu ein, nach Saint Jean Pied de Port zu fahren, um dort mit der Pilgerwanderung zu beginnen, wie es viele seiner Mitreisenden taten. Aber das hatte er ohnehin nicht vorgehabt, sondern war mit der Bahn nach Pamplona gefahren. Jahre hatte er den Traum gehabt, einmal den berühmten Pilgerweg zu wandern. Jetzt war es endlich so weit. Ein Buch war es gewesen, das ihn hatte träumen lassen. Nicht das von Shirley McLaine, Paulo Coelho oder gar von Hape Kerkeling. Nein, ein Buch über den geheimnisvollen Mönchsorden der Templer, der im Mittelalter von vielen Herrschern gefürchtet und wegen seiner ungeheuren Reichtümer beneidet wurde. Die Ritter hatten Burgen, Kirchen und eine Menge anderer Spuren hinterlassen, über die jeder zwangsläufig stolpern musste, der über den Camino de Santiago, wie man den Pilgerweg in Spanien nannte, zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Galizien, dem kühlen Nordosten Spaniens, wanderte. Fast achthundert Kilometer zu laufen, erforderte eine gute Vorbereitung und vor allem Zeit. Und genau die hatte der siebenundfünfzigjährige Erste Kriminalhauptkommissar, Chef der Mordkommission in Rostock und vierfacher Großvater, bisher nicht gehabt. Der übliche dreiwöchige Urlaub hätte nicht gereicht, um so weit zu wandern. Sechs Wochen, so hatte er sich ausgerechnet, würde er brauchen. Mit seinen über hundert Kilogramm Lebendgewicht war er kein geübter Wanderer und schon während der Zeit seiner Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei hatte er es verstanden, sich vor den dreißig Kilometer langen Pflichtmärschen zu drücken. Er, der zu Hause selbst die kürzesten Strecken mit dem Auto fuhr. Gedankenverloren kraulte er seinen weißen Vollbart. Den hatte er sich extra wachsen lassen. Zu einem richtigen Pilger gehörte natürlich ein Vollbart, fand er. Als er seiner Frau von dem Vorhaben erzählt hatte, konnte sie nur milde lächeln. Sie wusste aus mehr als dreißig Ehejahren wie sinnlos es war, ihren Mann von etwas abzuhalten, was er sich fest in den Kopf gesetzt hatte. Lediglich auf einem Handy hatte sie bestanden, um Verbindung halten zu können. Erst hatte er sich geweigert, eines mitzunehmen, dann aber zugestimmt, um sie zu beruhigen. Ganz anders seine Kinder. Opa pilgert, hatten sie spöttisch bemerkt, als sie von seinem Plan erfuhren. Er möge seinen Urlaub besser mit Mutti an der See verbringen oder eine Wellness-Kur machen, als allein durch Nordspanien zu laufen. Ruf uns an, wir holen dich ab, hatten seine Kollegen großzügig angeboten und hinter seinem Rücken Wetten abgeschlossen, ob er eine oder zwei Wochen durchhalten würde. Mehr würde er auf keinen Fall schaffen und die meiste Zeit sowieso mit dem Bus, einem Taxi oder per Anhalter unterwegs sein. Aber Raschke hatte unbeirrt an seinem Plan gearbeitet. Immer wieder war er in Outdoor-Läden gewesen, hatte sich zu Wanderunterwäsche, Socken und Oberbekleidung beraten lassen, über die Notwendigkeit jedes einzelnen Ausrüstungsgegenstandes nachgedacht, Karten gekauft, Pilgerführer studiert und sehr umsichtig seine Ausrüstung zusammengestellt. So war er schließlich auf knapp acht Kilo Gepäck gekommen. Den orangefarbenen Rucksack hatte er wie alle anderen Pilger auf der Rückseite mit einer Jakobsmuschel verziert. So erkannte man sich untereinander und war zudem für jeden in Spanien als Pilger erkennbar. Seine knallrote Windjacke, ein breiter, heller Sonnenhut, ein so genannter Sombrero, gut eingelaufene Wanderstiefel, mit denen er ausgiebig an den Wochenenden trainiert hatte, zwei Wanderstöcke und, ganz wichtig, der Pilgerpass als Legitimation für die Herbergen und Dokumentation seiner Reise beim Pilgerbüro in Santiago komplettierten seine Ausrüstung.“ Und dann passieren jede Menge Dinge, mit denen der Pilger Raschke nie gerechnet hätte … Geradezu Unglaubliches präsentiert auch Hardy Manthey in seiner Reihe „Die Zeitreisende“. Der erste Teil trägt den Titel „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ und wurde für die 2. Auflage stark überarbeitet. Das E-Book beschreibt die atemberaubenden Abenteuer einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist: Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse in diesem Roman und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde – allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln. Das Buch schildert die Ereignisse überaus spannend und macht süchtig auf die weiteren Teile. Der Autor hat seinem Buch übrigens einen wichtigen persönlichen Hinweis beigegeben: „Ich widme dieses Buch meiner Frau, die mir Mut machte, meine persönlichen Aufzeichnungen zu veröffentlichen und die für mein zeitintensives Hobby Verständnis aufbringt.“ Und im Unterschied zur sonstigen Verfahrensweise wollen wir hier keinen Ausschnitt aus dem Buch selbst zur Kenntnis geben, sondern das aufschlussreiche Vorwort des Verfassers. Wie ist es eigentlich zu dieser Reihe gekommen? Was hat es damit Geheimnisvolles auf sich? Aber lesen Sie selbst: „Bevor ich dem geneigten Leser meinen Roman zumute, bedarf es wohl einiger klärender Worte zur Entstehung dieses spannenden Titels über die Zeitreisende. Denn der Anlass meines Buches ist nicht weniger abenteuerlich als die Geschichte, die ich Ihnen in meinem Roman erzählen werde. Alles begann mit jenem denkwürdigen Tage im Jahre 2004 direkt an der Cheopspyramide. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt ein hoffentlich normaler Mann, der gerne spannende Romane las und sich brennend für Geschichte interessierte. Meine Vorliebe für die Vergangenheit hat mir nicht nur eine kleine Bibliothek beschert, sondern mich auch auf meinen zahlreichen Reisen an viele geschichtsträchtige Orte geführt. Bei allem Interesse für Geschichte und ihre oft dramatischen Ereignisse suchte ich alles aus dem rationalen wissenschaftlichen Standpunkt zu betrachten und mir auch so zu erklären. Selbst die Religionen und Mythen des Altertums hatten nur wissenschaftlich betrachtet einen Platz in meiner Gedankenwelt. Die Idee, selbst Geschichten oder gar Romane zu schreiben, kam mir dabei nie. Lieber telefonierte ich, statt mühselig lange Briefe zu verfassen. Das alles stimmte bis zu diesem denkwürdigen Tag im September des Jahres 2004 auch. Nun also stand ich mit meiner Frau an diesem frühen Morgen vor der Cheopspyramide und war wie schon beim ersten Besuch von diesem Bauwerk ergriffen. Ich berührte einen dieser Quader und spürte ein Kribbeln in den Händen, gerade so, als seien sie eingeschlafen. Nun weiß ich nicht, ob das überhaupt hierher gehört. Das können Sie hinterher für sich selbst entscheiden. Ich schüttelte meine Hände, das Kribbeln ließ langsam nach, und ich konnte meinen Spaziergang um die Pyramiden fortsetzen. Doch jetzt meldete sich in mir ganz aus der Tiefe eine weibliche Stimme, die mir sagte, dass ich von nun an einen Auftrag zu erfüllen hätte. Ich konterte, ja, wir Menschen müssen doch immer einen Auftrag erfüllen und ignorierte einfach die immer schwächer werdende Stimme. Die Fahrt zurück zu unserem Hotel in Hurgada dauerte über sieben Stunden. Ich verfiel in eine Art Halbschlaf. Plötzlich tauchte vor mir eine wunderschöne Frau auf und plauderte munter drauf los. Sie brauche mich, behauptete sie kühn. Ich hätte den Auftrag, ihre Abenteuer niederzuschreiben. Sie duldete keinen Widerspruch und begann sofort, mir ihre Geschichte zu erzählen. Eine Vollbremsung holte mich zurück in die Realität. Etwas verdattert schaute ich mich um und dachte nur: „Whow, was für ein verrückter Traum!“ Vor allem konnte ich mich an jede Einzelheit klar erinnern. So etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Meine Träume waren sonst bei mir nur undeutliche Erinnerungsfetzen. Für eine Stunde hielt ich mich wach. Als es draußen dunkel wurde, siegte erneut die Müdigkeit. Sobald ich die Augen schloss, war diese Frau wieder da und erzählte ihre Geschichte unbeirrt weiter. Ich protestierte und sagte ihr, dass ich als Mann doch nicht über eine Frau schreiben könne. „Das geht doch nicht!“ Sie erwiderte, gerade weil ich ein Mann sei, müsse ich ihre Erlebnisse niederschreiben. Ich müsse mich auch einfach nur an ihre Erzählung halten. Denn nur ein Mann habe den nötigen gesunden Abstand, der für ihre wahrlich abenteuerliche Geschichte notwendig sei. Sie behauptete, dass besonders Frauen gerne dazu neigen, sich einmal erlebte schlimme Dinge am Ende schönzureden. Das wolle sie aber nicht. „Ihr Männer seid dagegen oft schön brutal realistisch.“ Ich solle mich also nicht ständig herausreden und in Zukunft lieber aufmerksam zuhören, belehrte sie mich erneut. So gab ich mich geschlagen und wurde beinahe eins mit ihr. Denn diese Frau lässt mich bis heute nicht mehr los. Wenn ich jetzt schreibe, genügt etwas Konzentration und schon kann ich loslegen. Mit ihr bin ich in ferne Welten gereist und habe oft Raum und Zeit durchbrochen. Fünfzehn dicke Bücher sind so schon bis heute entstanden. Ich weiß noch nicht, wann es ein Ende geben wird. Das werden Sie als Leser sicher auch mit entscheiden! Aber vielleicht ist sie eines Tages einfach weg. So weg, wie sie damals gekommen ist? Ich habe mich auch oft schon gefragt, warum es ausgerechnet eine Zeitreisende sein musste. Warum ist es kein Mann, der durch Raum und Zeit reisen kann? Ein Mann, ein wahrer Held, eben ein ganzer Kerl, der all diese Abenteuer bestehen muss. Ich habe diese Variante für mich auch schon durchgespielt. Schon allein aus Solidarität zu meinem Geschlecht. Was soll angeblich diese Frau besser können als ein Mann? Doch mein Wunschheld war schon an den ersten Abenteuern in der Antike kläglich gescheitert. Die Natur des Mannes erlaubt es in vielen Situationen einfach nicht, sich kampflos zu unterwerfen. Sich gar wie unsere Heldin oft ganz aufzugeben, fällt jedem Mann unglaublich schwer. Sich wie unsere Protagonistin unter Zwang zu prostituieren, ist doch die brutalste Form der Selbstaufgabe. Oder etwa nicht? Die modernen Waffen könnten einen männlichen Helden auch nicht lange vor den Gefahren beschützen. Auch ein Recke braucht mal etwas Schlaf. Wenn ich also mit meiner Hauptfigur glaubwürdig bleiben wollte, müsste ich sie am Ende doch viel zu früh opfern. Schade, aber leider wahr. Meine Heldin dagegen hat wahrlich viele Fehler gemacht, aber nie wirklich um jeden Preis gekämpft. Ehre, Ruhm oder gar Macht waren ihr nie wichtig. Nur für die Liebe und für ihre Kinder kämpfte sie bis zur Erschöpfung. Das ist das Geheimnis ihres Erfolges bis heute, glaube ich. Das ist eben das Naturwunder Frau! Folgen Sie also dieser Frau auf ihren vielen Abenteuern durch Raum und Zeit. Ich wünsche Ihnen dabei gute Unterhaltung! Hardy Manthey“. Machen Sie sich also selbst ein Bild von dieser in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Zeitreisenden. Höchst geheimnisvoll und stellenweise sogar unheimlich, vor allem aber ermutigend und hoffnungsvoll geht es auch in diesem Jahr von Johan Nerholz bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie als gedruckte Ausgabe vorgelegtem literarischen Debüt „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ zu: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren – auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen … Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt wurde für Kinder ab 10 Jahre geschrieben. Hier ein Auszug aus diesem lesenswerten Buch, das gekonnt zwischen Realem und Überrealem wechselt. In unserem Textauszug befinden wir uns kurz nach einem gewaltigen Unwetter: „Die Großeltern waren im Dorf, um zu sehen, ob sie helfen konnten. Nadja hätte mitgehen können, wollte aber nicht. Sie gab vor, die Tiere zu versorgen. Das Mädchen hielt sich nicht gern im Dorf auf. Nadja lebte bei den Großeltern mütterlicherseits. Ihre Eltern waren vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Da war sie noch ein Baby. Väterlicherseits gab es nur noch eine Großmutter, die im Nachbardorf wohnte. Sie kam selten zu Besuch. Es hieß im Dorf, dass sie einst nicht wollte, dass ihr Sohn Nadjas Mutter heiratete. Aber die anderen Großeltern sagten, dass das nicht wahr sei. Sie hatte sich lediglich zurückgezogen und wollte nach dem Tod des Sohnes ihre Ruhe haben. Eine Tochter von ihr, Nadjas Tante, lebte weit weg von hier und meldete sich nur sporadisch per Telefon. Sie war verheiratet und hatte zwei Kinder. Gesehen hatte man sie und ihre Familie lange nicht mehr. Nachdem der Kater alles gefressen hatte, zog er wieder von dannen. Barry kam auf das Mädchen zu. Er wollte sich wieder Streicheleinheiten abholen und die bekam er auch. Dann hörte sie Schritte. Der Hund lief zum Tor, aber es waren keine Fremden, die ankamen. Dann hätte der Hund anders reagiert. Das Hoftor öffnete sich knarrend und die Großeltern betraten den Hof. Barry begrüßte sie freudig winselnd. Nadja sah auf. Die alten Leute kamen langsam auf das Haus zu. Die Enkelin sah sie fragend an. „Sieht es schlimm aus?“ „Frag lieber nicht!“ Der Großvater hatte das gesagt. Er ging in die Scheune und die Großmutter ging in das Haus. Im Vorbeigehen tätschelte sie ihr kurz das Gesicht. „Ich weiß nicht, was wir ohne dich machen würden.“ Im Gegensatz zu Nadja und dem Großvater war sie eine große und stattliche Frau, der man ihr Alter noch nicht ansah. Trotzdem war auch sie bereits siebzig Jahre alt. Einen Augenblick später kam der Großvater aus der Scheune. Stolz sah er seine Enkelin an. „Na, meine Kleine? Hast die Tiere gut versorgt! Aber nach dem Regen hättest du den Schafen kein Wasser geben müssen. Das nehmen die jetzt sowieso nicht auf. Hätte dir Arbeit erspart.“ Er strahlte seine Enkelin liebevoll und stolz an. Andere Kinder in ihrem Alter halfen nicht so viel. Aber ihre Enkeltochter tat das und machte das gern. „Und was machen wir jetzt?“ Erwartungsfroh sah sie den alten Mann an. „Gar nichts! Die Aufräumarbeiten im Ort sind im vollen Gang. Unsere Hilfe wurde nicht benötigt und wir haben nichts abbekommen. Heute wird für uns ein ruhiger Tag.“ „Das hätte auch anders ausgehen können!“ Der Großvater nickte versonnen. „Stimmt! Es grenzt an ein Wunder, wenn ich mir so die Schäden im Ort ansehe. Auf Gebäude gestürzte Bäume, abgedeckte Dächer und mit Wasser vollgelaufene Keller und …“ Der Großvater winkte ab. „Wer hilft denen jetzt?“ „Sie helfen sich untereinander. Es ist noch keine Hilfe zu erwarten. Die Straßen sind noch nicht frei. Möglich, dass es in wenigen Stunden anders aussieht. Ich wünsche es allen, die Hilfe brauchen.“ Nadja schaute ihren Großvater an. „Hatten wir wirklich dieses Glück?“ Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Der Sturm hatte sie geängstigt. Die Hagelkörner hörte sie die ganze Zeit auf das Dach prasseln. Das Mädchen hatte das Gefühl gehabt, sie würden früher oder später das Dach durchschlagen. Es hörte sich an, als ob pausenlos kleine Steine mit großer Wucht auf die Ziegel prasselten. Die Tür ihres Zimmers hatte sie nicht zugemacht, so dass sie das Gefühl hatte, nahe bei den Großeltern zu sein. „Wir hatten dieses Glück gehabt. Aber jetzt werden wir ins Haus gehen.“ „Schon?“ „Ich glaube, ja. Wir werden gleich Mittag essen und morgen wirst du wieder in die Schule können, denke ich.“ Nadja verzog bei dieser Mitteilung das Gesicht. Sie wäre am liebsten noch ein paar Tage zu Hause geblieben. Am wohlsten und sichersten fühlte sie sich bei den Großeltern und den Tieren, die ihr noch nie ein Leid zugefügt hatten, was man von anderen nicht sagen konnte. Mittag wurde in der Küche gegessen. Anschließend redete man über den Tag. Das war ein tägliches Ritual. Dieses Mal wurde am Mittagstisch über die Zerstörungen im Dorf geredet. „Es sieht schlimm aus! Wir können froh sein, dass wir verschont blieben. Nur der alte Hoffmann hat schon alle Schäden auf seinem Hof beseitigt. Er will heute sogar noch nachschauen, ob in seinem Jagdgebiet alles in Ordnung ist. Ihn hat es nicht so schlimm getroffen.“ Die Großmutter, die das der Enkelin berichtete, machte eine kurze Pause. „Dass der das alles noch so schafft, ist ein Wunder. Er hat Glück gehabt. Darüber werden sich andere nicht freuen.“ Der Großvater musste bei seinen Worten ein wenig grinsen. „So wie bei uns“, antwortete die Großmutter. „Herr Hoffmann ist cool.“ Nadja hatte das eingeworfen. „Nadja!“ Missbilligend sah die Großmutter ihre Enkeltochter an. Sie mochte solche Wörter nicht. Nun redete der Großvater schnell weiter. „Wenn der Strom bald wieder kommt, brauchen wir nicht einmal etwas mit den Sachen in der Tiefkühltruhe zu machen. Viel ist nicht mehr da. Der Winter ist vorbei.“ Der Großvater warf seiner Frau einen Blick über den Küchentisch zu. „Ich kenne genug Leute, die uns gewünscht hätten, dass wir auch etwas abbekommen! Manche haben so komisch geguckt, als wir erzählten, dass wir nichts an Schäden zu vermelden haben“, sagte die Großmutter. „Das habe ich bemerkt.“ Der alte Mann atmete tief durch. „Vielen von denen wäre ein Totalschaden bei uns lieb gewesen“, sagte die Großmutter bitter. Nadja hütete sich davor, genauer nachzufragen. Man hätte ihr ohnehin keine Antwort gegeben. Dass man den Großeltern nicht wohlgesonnen war, wusste sie auch so. Man hatte das auch sie schon spüren lassen.“ Ein ganz anderes Stück Literatur legte der Lyriker, Schriftsteller und Kulturfunktionär Uwe Berger 2013/2014 unter dem Titel „Ungesagtem lauschen“ als E-Book bei der EDITION digital vor – „Aus dem Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012“ heißt es im Untertitel: Der Autor stellt sein Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012 vor. Rückblickend auf seine Teilnahme 1988 an einer offiziellen Kulturdelegation der DDR in Polen heißt es: „Dummheit und Arroganz, Regelungswut und Zynismus waren auf unserer Seite eklatant und vorherrschend.“ Uwe Berger war sich zu dem Zeitpunkt bewusst, dass „es so nicht weitergehen konnte“. In diesem Bewusstsein spricht er von seinem estnischen Freund Lennart Meri, der estnischer Staatspräsident geworden war. Der deutsche Komponist Kurt Schwaen und seine Gattin Ina ziehen ihn in den Dunstkreis der Musik. Dr. Malte Herwig, der ihn im Auftrag der Spiegel-Redaktion nach seiner Mitwirkung bei einem Literaturzirkel der Stasi befragt hat, informiert ihn, dass seine Entschuldigung unterdrückt werden sollte. Herwig verlässt den Spiegel. Seiner Enkelin berichtet der Autor, wie im Krieg der geschniegelte Chef der Flakbatterie seine fünfzehnjährigen Soldaten über die Rieselfelder hetzte, weil sie russischen Kriegsgefangenen Brot gegen Schnitzereien gegeben hatten. So reihen sich nicht nur die unterschiedlichsten Eindrücke, sondern begegnen sich auch Gestern und Heute. Es folgen einige Tagebuchnotizen vom Herbst 2000 bis zum Frühjahr 2001: 22. September 2000 Von der Veranda des Schlosshotels Göhren-Lebbin in Mecklenburg blicke ich auf die von alten Bäumen eingerahmten Golfplätze, nichts weiter als gepflegte Wiesen, die sich weit in die Landschaft hinein ziehen. Hinter dem Waldsaum, der das Bild abschließt, liegt der der Müritz benachbarte Fleesensee, eine große ruhige Wasserfläche. Gestern haben wir die kleine Stadt Malchow besucht. Eine drehbühnenartige Straßenbrücke wurde zur Seite bewegt, um wartende Schiffe durchzulassen. Der Pfarrer der Stadtkirche zeigte uns seine Wirkungsstätte, ein im Stil der Backsteingotik im 19. Jahrhundert errichtetes Gebäude. 7. November 2000 Der estnische Präsident Lennart Meri ist zu einem Staatsbesuch in die BRD gekommen. Von ihm und seiner Gattin Helle haben Anne und ich eine Einladung zum Mittag-Büfett in das Hilton-Hotel am Gendarmenmarkt erhalten. Wir finden eine Versammlung vor, in der alte und sehr alte Menschen dominieren. Da wir in der Nähe des Mikrofons stehen, tritt Meri auf uns zu und sieht mich fragend an. Ich weise auf meine Frau und sage: „Das ist Doktor Anneliese Berger. Mein Name ist Uwe Berger.“ Meri lächelt sein bekanntes Lächeln und erwidert gedehnt: „Ja ... wenn Sie hier nicht gemeinsam stünden, dann hätte ich Sie nicht erkannt.“ Anne war ihm damals ziemlich in die Augen gefallen. Entschuldigend fügt Meri hinzu: „Es ist ein Vierteljahrhundert her, dass wir uns gesehen haben.“ Immerhin hat er nachgerechnet. Seine Frau, eine große, schlanke Blondine, kommt dazu, und er stellt sie uns vor. Helle Meri lächelt freundlich und bescheiden. Sie scheint kein Wort Deutsch zu sprechen, so wie wir kein Wort Estnisch verstehen. Aber das tut der Begegnung keinen Abbruch. Meri ist im Gesicht voller geworden. Morgen will er die Schule im Bezirk Tiergarten besuchen, in der er 1935 als Diplomatenkind eingeschult wurde. Ich habe festgestellt, dass unsere Schulen ganz dicht beieinanderlagen, seine in der Derfflinger-, meine in der Lützowstraße. Unsere Wege führten uns weit auseinander, bis uns Kasachstan und Paul Fleming zusammenbrachten. Heute stehen wir hier. Da ich weiß, dass die Begegnung kurz sein wird, sage ich den einen Satz: „Sie sind ein guter Geist in meinem Leben.“ Meri sieht mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an und wendet sich zum Mikrofon, um eine kleine Rede an die Versammelten zu halten. Im Haus der Deutschen Wirtschaft des DIHT hören wir am Nachmittag einen kurzen, aber konzentrierten Vortrag Meris. Er zieht eine eindrucksvolle Bilanz der ökonomischen Entwicklung des neuen Estlands und fordert den raschen EU-Beitritt seiner geliebten Heimat: „Wer so weit ist, ist so weit.“ 8. November 2000 Im Lichthof des Auswärtigen Amtes am Werderschen Markt wird am Nachmittag die Ausstellung „Estnische Malerei der Jahrtausendwende" eröffnet. Wir sind von der Botschafterin Dr. Riina Kionka eingeladen. Lennart Meri kommt in Begleitung des Hausherrn Joseph Fischer. Leider verstehen wir die Reden an unserem Standort nur teilweise. Meri, der ja auch Schriftsteller ist, spricht von einem früheren Aufenthalt in Ostberlin. Die Kunst, wo immer sie auch entsteht, sei etwas Bleibendes, ganz im Gegensatz zu den politischen Umständen. Moderne Kunst überdaure, wenn sie wirkliche Kunst sei und nicht nur dem Markt diene. Vielen Dank, lieber Freund! Mit feiner Ironie glossiert der Redner den Begriff „Leitkultur“, indem er ihn auf die estnische Kultur bezieht. Die Ausstellung ist hervorragend und nicht, wie ich einen der zahlreichen geladenen Gäste herablassend äußern höre, „ganz hübsch“. Es wäre gerecht, die Exponate an dem zu messen, was früher in Estland war oder sein konnte. Aber auch, wenn man moderne Kunst aus Mitteleuropa heranzieht, behaupten diese Bilder ihren Platz, zumal, wenn man bedenkt, wie viel konsequent Leeres hier produziert wird. Aufgefallen ist mir das 2000 entstandene Bild „The mind is a selfprotecting mechanism“ von Jaan Elken, eine in blaugrauen und mattroten Tönen gehaltene abstrakte Hommage an den autonomen Geist, also eine differenzierte Aussage zu Geschichte, Identität und Souveränität Estlands, kein Nichts in Nichts, keine absolute Beliebigkeit. Dramatische Darstellung ist auch die Abstraktion „Nüchterne Berechnung und strenge Disziplin“ von Rein Kelpman, ein ebenfalls 2000 geschaffenes Bild. Der kalte blau gegliederte Hintergrund mit dem weiß blitzenden Element im Vordergrund impliziert im Rationalen das Irrationale, in der Berechnung das Bewegte, in der Disziplin die Leidenschaft. Oder der Doppelakt „Ein Jahrhundert geht zu Ende“ von Olev Subbi aus dem Jahr 1999. Zwei sitzende Frauen, in diskreter Haltung nackt, aber nicht ausgezogen, die eine mit dem Rücken zum Betrachter, die andere sich an ihm vorbei frontal ins Leben wendend, den breitkrempigen Hut ins markante Gesicht gezogen. Resignation und Wagnis, Abkehr und Zuversicht - kalkig graublaue Farben fügen Gestalten und Mauerwerk vor dem Rot, Grün, Gelb und Blau der Küstenlandschaft zusammen. Das realistische Bild hat einen abstrakten, symbolhaften Sinn und genügt durch seine Farbgebung abstrakten Regeln. Das alle Werke der Ausstellung Verbindende ist diese realistische Abstraktheit oder abstrakte Sinnhaftigkeit. Vergleichbares finde ich nur in der klassischen Moderne, bei Edvard Munch etwa oder den Brücke-Malern. Ich meine, das besondere Merkmal der estnischen Schule schafft ein nicht zu übersehendes Vor-Bild. 16. März 2001 Anne hat es geschafft. Seit Juli vorigen Jahres ist sie befreit von der Last ihrer gut und weiterhin gut gehenden Praxis. Ein jüngerer Arzt ist an ihre Stelle getreten. Für Anne und mich ist das ein Neuanfang. Hatte ich bisher nur einen Wochenendgast zu Hause, lebe ich nun mit einer aufmerksamen und selbstsicheren Gefährtin zusammen. Wir begründen unsere Liebe auf anderer Basis ganz von vorn. Arzt mit Leib und Seele, gibt sie ihre Medizin natürlich nicht auf. Sie hat sich ein kleines Zimmer neu gestaltet, dessen Wände mit Büchern und Akten tapeziert sind und in dessen Mitte ein, wie ich es nenne, logistisches Zentrum mit Computer, Kopierer und anderen Geräten thront. Für mich bedeutet ihre Anwesenheit - ein schönes Wort übrigens - die Möglichkeit, mich wieder mehr auch dem Nachsinnen, Aufschreiben und Managen zu widmen. Zurzeit habe ich mich unter anderem auf eine geistige Reise in das alte Mexiko begeben. Das ist eine nahe und doch ferne und fremde Kultur. Die uralten olmekischen Masken, Kolossalstatuen und Statuetten, die klassische Stadt Teotihuacán mit der Sonnenpyramide, der Mondpyramide, dem Tempel des Quetzalcoatl und die Menschenopfer. Lieber als der Opferschädel aus Tenochtitlán mit den Kunstaugen und den in Mund- und Nasenöffnung gerammten Steinmessern sind mir freilich die erotischen Keramiken der Moche-Kultur in Peru. 12. Mai 2001 Gemeinsam mit meiner Doktorin nehme ich teil an einem Symposium Reise- und Impfmedizin, das im Auswärtigen Amt am Werderschen Markt stattfindet. Getagt wird im „Weltsaal“, der im alten Teil des Gebäudekomplexes liegt. Dieser alte Teil aber ist nichts anderes als das Hauptgebäude der ehemaligen Deutschen Reichsbank, das nach dem zweiten Weltkrieg zum Sitz des Zentralkomitees der SED gemacht wurde. Im Reichsbankgebäude arbeitete mein Vater von 1939 bis 1945. Als Freimaurer war er von seinem leitenden Posten in der Augsburger Filiale abberufen und hierher strafversetzt worden. Nach dem Krieg besuchte ich ihn in dem Haus, das vorübergehend vom Berliner Stadtkontor belegt war. Eine sogenannte Entnazifizierungskommission hatte ihn als nicht tragbar für eine Tätigkeit in dieser Nachfolgebank befunden. Meinem Vater standen die Tränen in den Augen. „Heb den Kopf. Sei stolz“, sagte ich als siebzehnjähriger Kriegsheimkehrer zu ihm. Ich empfahl ihm eine Haltung, die ich dann auch für mich in Anspruch nahm, als die DDR zugrunde ging und ihre Bruchstücke mir und anderen als Schuldvorwürfe um die Ohren flogen. Im ZK-Gebäude, von dessen Fassadenplatten die Kommunisten die Reliefs eines den Nazis genehmen Bildhauers heruntergeschlagen hatten, sprach ich Anfang der siebziger Jahre vor, um Reiner Kunze in unsere Gedichtsammlung „Lyrik der DDR“ zu bekommen. Ich wartete stundenlang auf das Orakel eines parteiamtlichen Zensurgremiums. Nach den beiden nicht gerade angenehmen Begegnungen mit dem Haus sehe ich nun heute auf den langen alten Außentreppen in einer Beratungspause leger gekleidete Symposiumsteilnehmer in der Frühjahrssonne sitzen. Ein schöneres Bild als je zuvor. Nicht erwehren kann ich mich des Gedankens, dass auf die Kriegsplaner und die Bilderstürmer die Verursacher des protzigen Vorbaus gefolgt sind.“ Und noch ein Tagebuch – allerdings auch wieder ein ganz anderes Stück Literatur und eine ganz andere Art Tagebuch. Diesmal lässt die Schriftstellerin Brigitte Birnbaum ein Kind sprechen beziehungsweise schreiben. „Das Siebentagebuch“ war erstmals 1984 im Kinderbuchverlag Berlin erschienen und ist vielleicht konfliktreicher und kritischer als man auf den ersten Blick vermuten mag: Sieben Tage lang wohnt Inez Bliewernicht in einem Schloss, und in dieser Woche entsteht ihr Siebentagebuch. Anfangs sind es natürlich die neuen Eindrücke, die sie beschäftigen: das Schloss und seine Geschichte, Sagen, die aus alter Zeit überliefert sind, Umgang mit den noch unbekannten Mädchen und Jungen, der andersartige Tagesverlauf, Vorfreude auch auf die bevorstehende große Reise zu den Freunden in Witebsk ... Später tauchen aber Fragen auf: Ist die Betreuerin Heide Bliewernicht wirklich Inez' Tante? Was aus der eigenen Familiengeschichte weiß Inez, und was weiß sie nicht? Wen trifft die Schuld? Wo liegt die Wahrheit? Wolken ziehen am Himmel auf, wen wird der Regen nass machen, und wird Inez endgültig eine Inessa werden? Dieses spannende „Siebentagebuch“ beginnt natürlich mit dem ersten Tag. Und der ist ein Sonntag: 1. TAG, Sonntag In meinem Leben braucht sich nichts zu ändern. Wirklich nicht. In meinem alltäglichen. Mein augenblickliches ist ja nicht alltäglich. Ausnahmezustand, würde Vati sagen. In einem Schloss wohnen ist schließlich etwas Besonderes. Oder? Das fetzt! Auch wenn es nur noch als Jugendherberge dient. Trotzdem ein bisschen unheimlich. Aus allen Ecken springt einen das Damals an. Besonders abends. Den Festsaal und andere Prunkräume hat man zugeschlossen. Wir sind in der oberen Etage untergebracht. Da steht auf dem Flur wenigstens keine blecherne Ritterrüstung rum. Leider hab ich das Bett neben der Tür erwischt. Das würde ich gern ändern. Aber keine von den drei anderen tauscht mit mir. Das Schloss soll uralt sein und einzigartig. Möglich. Jedenfalls ist die Wartburg größer. Liegt auf einer Insel, das Schloss. Unsere Busse konnten nicht bis auf den Hof rollen, mussten vor der Brücke halten. Sonst wären sie in der Einfahrt des Torhauses stecken geblieben. Das Torhaus mit dem mecklenburgischen Wappen ähnelt dem in Güstrow. Vati war mal mit Mutti und mir in Güstrow, als er für unseren Trabbi oder für unser Boot einen Anlasser brauchte. Nur ist dieses Torhaus kleiner, und in ihm wohnt der Herbergsvater. Eine ulkige Type, der Herbergsvater. Empfing er uns doch am Hauptportal und ließ sich von jedem die Hausschuhe vorweisen. Auch von unseren acht erwachsenen Begleitern. Die guckten vielleicht! „Wi hebb'n so'n Boden, dei bliwwt nich liggen, hei hackt licht an de Stäwel“, sagte er. „Und noch eins, Herrschaften ...“ Zwei Hunde hätte er. Er wies auf den Park ringsum, auf die frühen roten Tulpen im Rondell, die anfangen wollen zu blühen, auf die Fliederbüsche. „Hollt ji in'n Middelweg, denn doon ji min Hunn nix.“ Ich denk mir, die beiden Hunde sind ein Trick. Er hat gar keine. Er will nur die Beete und den Rasen vorm Zertrampeln schützen. „Genosse, Sie müssen hochdeutsch mit den Schülern sprechen«, verlangte unser Reiseleiter und arbeitete sich in seine ladenneuen Filzpantoffeln. „So verstehen sie Ihre Anordnungen nicht.“ „Wie das? Alles Gören aus unserer Gegend und mich nicht verstehen.“ Er blickte unschuldig in die Runde. „Na? Und ordne ich was an? I bewohre! Ich sage man bloß, was sie wissen müssen, damit es keinen Ärger gibt.“ Dabei strich er sich mit der Hand über seinen kahlen Kopf. „Spukt es hier auch?“ „»Wieso denn nicht?“ In gewissen Nächten laufe ein Mädchen ohne Kopf durch die Alleen. „»Iiiiiiih! Ohne Kopf!“ Bin also in ein Geisterschloss geraten. Fantastisch! Sie erscheine aber nur dem, der sich nicht ordentlich gewaschen habe. „Wird Zeit, dass sie einer erlöst“, krähte grinsend der Größte von denen aus der Zehnten, bei dem sich bereits ein Bärtchen über der Oberlippe andeutete. „Erlöst kann sie nur werden durch einen Jüngling, der noch nie geküsst hat.“ Das verkündete Heide, eine der Betreuerinnen. Vorwurfsvoll funkelte sie der Reiseleiter an. Aber nicht sie, der Junge wurde rot. „Süh mal kiek!“, staunte der Herbergsvater, „de jung Fruu weet Bescheid!“ Natürlich übertrieb er wie alle Erwachsenen, wenn sie mal höflich sein wollen. Jung ist die Frau nämlich nicht mehr, bestimmt fast mindestens fünfunddreißig. Ich hab sie schon unter die Lupe genommen, weil sie mich im Bus scharf musterte. Sie dachte wohl, ich merke es nicht. Sicher missfällt ihr, dass ich amerikanische Jeans trage, echte Lois, für Typen, die nicht alt werden, aus Hamburg, von Oma. Vielleicht sollte ich morgen wie die meisten anderen auch Pioniertracht anziehen, wenigstens die Bluse. Der Pulli, Omas Ostergeschenk, passt in der Farbe wirklich nicht zum roten Halstuch. Das weiß ich selbst. Aber Halstuch ist Pflicht. Sonst streichen sie mich womöglich. Ich glaub, dann renn ich auch ohne Kopf rum, und nicht nur in gewissen Nächten. Ich kann nicht in Worten ausdrücken, wie glücklich ich war, als mir die Direktorin mitteilte, dass ich, wie es heißt, „in Anerkennung hervorragender Leistungen bei der Erfüllung des Pionierauftrages in diesem Schuljahr und für die aktive Teilnahme an der internationalen Pionieraktion mit dem Freundschaftszug in die Sowjetunion delegiert“ werde. Ich hab gleich bei Mutti in der Poliklinik angerufen. Mutti wollte es nicht glauben. Vier Wochen in ein Ferienlager bei Witebsk! Hier im Schloss sollen wir uns auf diese Reise vorbereiten.“ Viel unterwegs war in seinem langen Leben auch Walter Kaufmann, der am 19. Januar 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Verkäuferin geborene deutsch-australische Schriftsteller. Er hat viel Schreckliches und viel Schönes erlebt und viel zu erzählen. 1997 erschienen erstmals in der edition reiher im Dietz Verlag Berlin seine Storys von gestern und heute „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“: Dazu schrieb Walter Kaufmann: Jene Bildpostkarte aus Sydney war die erste von vielen, die ich über die Jahre an Barbara, der Ruth in diesem Buch, geschickt hatte und die ich alle noch bei ihr aufbewahrt fand - sorgsam in einen Schuhkarton geschichtet. Sie riefen die Zeit zurück, zu fernen Küsten, und enthielten sie selten mehr als nur Grüße, lösten sie doch Erinnerungen aus, die sich zu Storys formen ließen, zu einem Buch, das mit „Regen in Rio“ seinen vorläufigen Abschluss fand. Danach, in den späten neunziger Jahren, waren es nicht länger die Postkarten, die mich anregten, sondern in einem Notizbuch festgehaltene Stichworte: über einen Grafen im Schloss, einen Berliner in Bulgarien, einen kanadischen Flieger auf Fidschi, und den Tod eines V-Manns. Dazwischen fanden sich auch die Zeilen über einen für immer abgemusterten und seitdem sehr gealterten Seemann, dessen Braut zeitlebens die See gewesen war — die See verlassen zu müssen, hatte ihn auf sich selbst zurückgeworfen und ihm seine Einsamkeit bewusst gemacht: „Menetekel“, und wohl nicht nur „Menetekel“ in dieser Prosasammlung, ist eine anrührende kleine Geschichte geworden. Als Kostprobe aus „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“ hier eine Geschichte, die auf hoher See spielt – und in einem Kabelgatt. Der Titel dieser Story lautet „Auf dem Prüfstand“: MS Freundschaft, Atlantik Mai 1959 Verglichen mit der Reise, für die ich in diesem Frühling angemustert hatte, waren meine Reisen zwischen Sydney und den Fidschi Inseln kaum mehr als Abstecher gewesen: Vor Jahreswechsel würden wir nicht wieder in Rostock einlaufen. Eine argentinische Weihnacht stand uns bevor und ein brasilianisches Neujahr - was für mich sieben Monate im Schlund eines Maschinenraums bedeutete, in dem es stank und heiß war und laut, das Stampfen der Motoren übertönte jedes Wort, das nicht gebrüllt wurde. In der Hoffnung auf Ausgleich in südamerikanischen Häfen, Buenos Aires, Montevideo, Rio de Janeiro, stellte ich mich auf die Überfahrt ein. Bewusst hatte ich meine australische Seefahrerei verschwiegen und mich nur dazu bekannt, auf Schiffen die Welt erleben zu wollen, also eher ein Sehmann als ein Seemann zu sein. Folglich fand ich mich sehr bald auf dem Prüfstand. Es hatte mich unter Fahrensleute verschlagen, die sehr anders waren als jene raubeinigen Iren und Schotten und deren australische Nachfahren auf australischen Frachtern. Dies waren arbeitsame Ostdeutsche mit unverkennbarem Stolz auf ihr Schiff, welterfahrene Männer, die den Anfechtungen und Verlockungen von Hamburg, Bremen, Amsterdam und Antwerpen standhielten und von denen nicht zu vermuten war, dass sie die Flagge wechseln würden. Eher wäre das von mir zu erwarten gewesen - zu sehr schien mir Wolf Mattäus, ein blonder Hüne, der seine erste Reise als Zweiter Ingenieur fuhr, darauf bedacht zu sein, dass im Bereich seiner Verantwortung durch einen wie mich kein Schaden entstünde. Was hieß, dass er stets ein Auge auf mich hatte. Selbst mit anpackend, jeden Griff erläuternd, spornte er mich an, so gewissenhaft wie er selbst zu werden und sogar eine Drecksarbeit wie das Säubern der Bilgen als unumgänglich hinzunehmen. Verglichen mit dieser Schinderei erwies sich das Pönen, das Anstreichen des Schornsteins, als ein Segen - Arbeit an Deck und in frischer Luft! Natürlich bemühte ich mich um Qualität, um den saubersten blauen, den saubersten roten Streifen auf gelben Grund. Aber ich schindete auch Zeit dabei. Was Wolf Mattäus nicht entging. „Kein Schonplatz da oben“, ließ er mich wissen und legte fest, wann spätestens die Arbeit fertig sein müsse - weit eher als ich eingeplant hatte. So kam es, dass ich sehr bald meiner Wut Luft machte und durch den Schornstein Flüche in den Maschinenraum brüllte. Das brachte Wolf Mattäus auf den Plan. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand er plötzlich auf dem Peildeck und blickte hoch zum Schornstein, wo ich auf der Stellage mit meinen Farbtöpfen werkelte. „Nun“, fragte er, „was macht das Meisterwerk?“ Er tat, als hätte er meine Flüche nicht gehört, zeigte sich gelassen und schlug dann ein paar Worte unter vier Augen im Kabelgatt vor, wo ich ja ohnehin die Pinsel und Farbtöpfe verstauen müsse. Mir schwante nichts Gutes. „Mag sein, Sie sind nicht auf die Heuer angewiesen“, begann er, als wir uns im Kabelgatt gegenüberstanden. „Da sind Sie besser dran als wir anderen. Finden Sie das gut?“ Ich schwieg. „Eben noch laut und plötzlich stumm - wie kommt’s?“ Noch immer schwieg ich. „Also gut“, sagte er, „In Zukunft bremsen Sie sich und brüllen nicht vor aller Ohren los. Das geht nirgends. Und auf Schiffen schon gar nicht. Ist das klar?“ Ich nickte. „Dann haben wir uns ja verstanden.“ Er zeigte ein kaum merkliches Lächeln und reichte mir die Hand. Das nahm mich für ihn ein. Ich packte zu, und nie vergesse ich ihm, dass er bis zum Ende der Reise seinen Rang kein zweites Mal herauskehrte, er schlicht Wolf Mattäus blieb - ein Mann unter Männern.“ Und noch einmal geht es um eine Reise – diesmal ist es eine sehr persönliche Reise in die Vergangenheit. Und noch einmal um ein Tagebuch. 1990 hatte Elisabeth Schulz-Semrau ihr Buch „Drei Kastanien aus Königsberg … „ veröffentlicht: Tagebuch einer Reise in das heutige Kaliningrad: Erst im Herbst 1988 gelingt der gebürtigen Königsbergerin die Wiederbegegnung mit ihrer Vaterstadt, der bis dahin für Ausländer verbotenen Stadt. Viele Leser hatten sich nach dem Report „Suche nach Karalautschi“ (1984) mit ihren Lebensberichten, Dokumenten und Fotos an die Autorin gewandt. Nun folgt sie einer Einladung des Kaliningrader Kulturfonds, der sich die Aufgabe gestellt hat, die ganze Geschichte der 700-jährigen Stadt wieder lebendig zu machen. Die Autorin überbringt Zeugnisse der gebürtigen Königsberger Käthe Kollwitz und E. T. A. Hoffmann, sie nimmt an Feierlichkeiten zu Ehren Immanuel Kants teil, und sie sucht die alten Straßen, Plätze und vertrauten Winkel ihrer Kindheit. Die verwandelte Stadt, die Kaliningrad heißt und doch noch Königsberg wie Karalautschi ist, wird zum Ort der Begegnung mit liebenswerten Menschen, deren Schicksal unter den Hitler- und Stalinregimes betroffen macht. Die Autorin erringt ein neues, lebendiges Verhältnis zu dieser Stadt der Geburt und entdeckt sie als gemeinsame Heimat. Begleiten wir die Autorin ein Stück und schauen wir an den Anfang ihres berührenden Buches: „Zugfahrt nach Kaliningrad An dem Zug stand es wirklich, an jedem Waggon sogar: KALININGRAD: Moskau-Kaliningrad. Die da leicht benommen, hastigen Schritts, diesem Labkan eines Gepäckträgers zu folgen sucht, eine Frau, nicht mehr jung, füllig geworden, bin ich. Und ich werde, alle Zeichen stehen dafür, in diesen Zug einsteigen. Der nach Kaliningrad fährt ... Die Dolmetscherin hatte dem großen Menschen mit seiner Gepäckkarre eingangs des Belorussischen Bahnhofs gewinkt, flink sortierte er unsere Gepäckstücke. Die zwei großen in Packpapier verschnürten Kartons stapelte er auf Hinweis der Dolmetscherin gesondert. Sie hatte ihm auch die Nummer des Zugwagens genannt. Geschickt durcheilte und umfuhr er die Menschentrauben, die sich jeweils um die Eingänge der Waggons sammelten. Rita - so heißt die Dolmetscherin - bleibt unserm Helfer am nächsten auf den Fersen. Auch sie wird in diese Stadt fahren. Zum ersten Mal. In viele andere Städte der Sowjetunion hat sie deutsche Reisende begleitet. Oft mehrmals. Ich kenne ihre Empfindungen, unser Reiseziel betreffend, nicht, weiß aber schon, dass ein Haushalt daraufhin umorganisiert, eine schulpflichtige Tochter zu ihrer beider Leidwesen zur Großmutter umgesiedelt werden musste. Daran, dass auch ich daheim Verschiedenes zu ordnen hatte, einiges nicht ohne Sorge beließ, denke ich im Augenblick überhaupt nicht. Was aber denke ich? Vielleicht das, was ich weiß, aber kaum zu glauben wage: Ich fahre nach Kaliningrad? Eher werde ich von einer Empfindung geleitet, die sich nicht in Bild und Gedanken umsetzt, die nur Erwartung ist, feierliche, freudige, aufgeregte. Ähnlich vielleicht jenem Gefühl, mit dem das Kind, vor fast fünfzig Jahren, mit den Eltern von der Großmutter auf den HUFEN kommend, durch winterliche Straßen ging, Kerzenschimmer hinter Fenstern entdeckte und so den heimatlichen Weihnachtsbaum und den darunter liegenden Geschenken in der TRAGHEIMER KIRCHENSTRASSE 17 entgegenfieberte. Und so sehen also Menschen aus, die in dieser Stadt wohnen. Ganz selbstverständlich sind sie in die Hauptstadt gefahren, haben Ämter aufgesucht, Freunde getroffen, eingekauft. Sind beladen mit Koffern und Kisten und fahren ganz natürlich in ihre Stadt zurück ... Natürlich - wie Leben ist, wenn es sich natürlich leben lässt ... Ich habe vor dreiundvierzig Jahren in einer furchtbaren, widernatürlichen Zeit meine Heimat verlassen müssen. Ich war ein dreizehnjähriges Kind, dem erst viele Jahre später aufging, was es hieß, keine Heimat zu haben. Meine Heimat liegt in der Stadt, in der diese Menschen wohnen, und nun bin ich auf dem Weg dorthin ... Nachwersche, Nachwersche, Komm an den Zaun! Wo bleibst du? Heute ist der vierte Oktober. Gestern, am 3. also, bin ich von Berlin nach Moskau geflogen, um die Mittagszeit. Ich war die letzte der Reisenden gewesen, die dem Flugzeug über eine weite Strecke des Flugplatzes zueilte, der entsprechende Bus hatte die Leute aus dem Flughafengebäude längst an der Gangway abgeliefert. Natürlich begann sich meine mangelhafte Fähigkeit, Stress zu bewältigen, bereits gewaltig zu regen. Obwohl ich mich nach einem schlauen Psycho-Buch so präpariert hatte, dass ich Dinge annehmen wollte, wie sie auf mich zukämen. Also bereit sein für das, was immer der Tag mir brächte. Sorge dich nicht - lebe, verlangte das Buch von mir, das wollte ich künftig auch von mir verlangen. Vielleicht hätte ich lieber einen Tag später mit diesem Vorhaben beginnen sollen, denn was dieser 3. 10. mir abverlangte ...“ Mehr dazu erfahren Sie, wenn Sie die Einladung der Autorin Elisabeth Schulz-Semrau annehmen und gemeinsam mit ihr in die Stadt ihrer Kindheit zurückreisen. Nach Karalautschi-Königsberg-Kaliningrad. Übrigens soll Kaliningrad einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland sein – wenn sie denn dort stattfindet. Und noch was Schlaues: Als Kabelgatt wird auf Schiffen ein Lagerraum für Kleingut wie Ersatzteile, Tampen, Schäkel, Blöcke, Ankerkette, Werkzeug oder eben auch Farben und Lacke bezeichnet. Siehe die Story „Auf dem Prüfstand“ aus dem Buch „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“ von Walter Kaufmann. Und zum Schluss nochmals gute Reise! – durch Raum und Zeit. Und denken Sie daran, ein Buch mitzunehmen. Mindestens ein Buch … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3793 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 8 years
Text
Der Traum von Marlon Brando, kosmische Katastrophen und ein neues Abenteuer der Zeitreisenden – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Wer hätte das gedacht, dass ein junges Mädchen aus der DDR von Marlon Brando träumt und sich für ihr Zimmer unbedingt ein Poster dieses amerikanischen Schauspielers wünscht. Aber schon wenige Zeilen nach dem Lesen des ersten von fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 03.03. 17 - Freitag, 10.03. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind, wird der Grund dafür klar. Viel Spaß beim „Kirschenkosten“. Dazu gibt es eine weitere Geschichte aus der DDR, zwei Science-Fiction-Romane sowie ein neues Abenteuer der Zeitreisenden. Ob es ihr aber gelingt, ihre wichtige Botschaft an die Menschen der Zukunft zu senden, bleibt ungewiss. „Kirschenkosten“ von Hildegard und Siegfried Schumacher erschien erstmals 1978 im Verlag Neues Leben Berlin und 1985 unter dem Titel „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ in der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung Stuttgart: Christine Hollmann steht ihrem dickschädeligen Großvater gewiss in nichts nach, wenn ihre Kriegslisten naturgemäß auch verschiedenen Objekten gelten. Weil ihre Eltern ihr nicht erlauben wollen, mit ihren fünf Freunden zum Zelten zu fahren, fährt sie schließlich ohne diese Erlaubnis fort. Nach ihrer Rückkehr ist sie jedoch nicht etwa länger über ihre Großfamilie, dafür aber zutiefst über ihren Klassenkameraden Matthias enttäuscht, der sich weit mehr für Mathe als für Mädchen begeistern kann. Als die Schule wieder beginnt, nimmt er ihr gegenüber immer häufiger einen belehrenden Tonfall an, der sie verletzt. Stück für Stück demontiert er selbst das Bild vom Strahlenden Ritter, das sie sich von ihm gemacht hatte. Während Christine sich bisher in ihrem Kaff am Rande der Welt gefühlt hat, häufen sich in diesem denkwürdigen Jahr die unangenehmen Ereignisse, von denen der Kummer mit Matthias nur der Anfang war. Um sich über ihre Gefühle klar zu werden, beginnt sie, ein Buch zu schreiben. Aber muss Matthias, dieser fantasielose Knochen, sie ausgerechnet bei Mathe-Bolle damit verpfeifen? Wie ein Lauffeuer breitet sich die Kunde aus: Christine schreibt. Und da sie verstockt von ihrem Hobby nicht lassen will, setzt sie sich bei fast allen Lehrern voll in die Nesseln. Trost findet sie nur nachmittags bei ihrem Plüschlöwen, den ihr Wolfgang geschenkt hat. Er selbst weilt fern, doch bald beginnen die Telegrafenleitungen zwischen Berlin und Hollershoh immer heftiger zu rauschen! Und hier der Beginn dieses Buches, in dem, wie schon angekündigt, Marlon Brando eine große Rolle spielt: „Er hing in meinem Zimmer. Endlich! Ganz groß hing er an der Wand. Seit ich ihn das erste Mal im Kino gesehen hatte, den kühnen Helden der „Bounty“, träumte ich von Marlon Brando. Der verwegene Blick, seine lässige Art hatten es mir angetan, vor allem aber die Entschlossenheit, mit der er sich durchsetzte. Christine Hollmann, sagte ich mir, nimm dir ein Beispiel an ihm, beim Mittagessen sagst du es! Für das geplante Unternehmen brauchte ich die Erlaubnis meiner Eltern. So ist das, wenn man noch acht Monate auf die sechzehn zusteuert. Bis um zwei musste alles klar sein, da wollte ich mich mit Bärbel, Susanne, Ecki und Gerd und natürlich Matthias an der Blänke treffen, um die letzten Vorbereitungen zu besprechen. Alles hing davon ab, dass jeder von uns mitfahren durfte. Unsere Eltern wussten, dass wir uns seit Ewigkeiten kannten und nie etwas passiert war. Über Jahre hatten wir rundum alle Geburtstage gemeinsam gefeiert, Verstecken und Blindekuh gespielt und im Wald Buden gebaut, und bei den Schlittenfahrten mit Großvaters Braunen, damals, als wir noch kleine Stippis waren, hatte unsere Freundschaft begonnen. Nun lag die neunte Klasse genauso in Ehren hinter uns wie die Arbeit bei der LPG Pflanzenproduktion. Wer gemeinsam lernt, der kann auch gemeinsam arbeiten, so lautete unser historischer Beschluss. Wir hatten uns für drei Wochen als Brigade angemeldet, um unsere persönlichen Finanzen aufzubessern. Eine kluge Maßnahme, wie sich erwies. Als ordentliche Brigade erhielten wir ordentliche Arbeit. Wir strengten uns an, guckten auch nicht auf die Minute, und - ehrlich - es machte Spaß. Alle sechs sind wir motorisiert, schon der Schule wegen. Wir wurden als fliegende Brigade eingesetzt. Den Sprit spendierte die LPG. Kleine Zuwendungen festigen die Freundschaft. Unsere Arbeit gefiel dem Vorstand, und es war kein Wunder, dass die Prämie zum Schluss den Bereich Kleinigkeiten überschritt. Vati als Chef ließ es sich nicht nehmen, uns die Auszeichnung höchst eigenhändig zu präsentieren. Angesichts des vollzählig versammelten Vorstands zeigte er uns stolz herum, und der Rat, die Prämie, die im Kollektiv erarbeitet worden war, auch kollektiv zu nutzen, stammte von ihm. Oma zu Hause sagte, dass ich mich nun schön erholen sollte. Nichts anderes wollten wir. Nach dem sozialistischen Lernen und Arbeiten sollte nun das sozialistische Leben kommen. Wir dachten nach. Dampferfahrt mit anschließendem Theater oder Friedrichstadtpalast waren alte Hüte. Den meisten Männern ist zum Verbraten einer Prämie eine Sause am liebsten. Möglichst ohne Frauen, die können am 8. März feiern. Wir hatten nicht die Absicht, vorgetretene Pfade auszulatschen. Ecki fiel genau das Richtige ein: Zelttour mit unsern Mopeds. Das musste ich durchsetzen. Natürlich war es ungünstig, zaghaft zu fragen. Wer viel fragt, kriegt viel Antwort. Ich musste bestimmt auftreten. Ich sah auf meine Uhr. Das Mittagessen stand erst um zwölf auf dem Tisch. Nur nicht vorher verrückt machen! Ich rückte Marlons Bild gerade. Der Filmvorführer hatte die „Meuterei auf der ,Bounty‘' mehrere Male im Kulturhaus von der Leinwand flimmern lassen. Man konnte fast annehmen, er liebte Filme von der Seefahrt. Vielleicht war er ein verhinderter Kapitän. Unsere Zelttour jedenfalls sollte nichts und niemand verhindern. Hatte ich mich durch die Angina im Frühjahr vom Besuch der Bounty abhalten lassen? Nein! Nie hatte ich Marlon Brando versäumt, und sobald er an Bord gestiegen war, hörte die übrige Welt zu existieren auf. Und doch, kaum hatte sich der Saal verdunkelt, bangte ich schon dem Wiederaufleuchten der Lampen entgegen, nicht nur weil mein Held sterben würde, sondern auch weil selbst der längste Doppelfilm zu Ende geht, und dann sah ich Marlon nicht mehr. Aber nun hatte ich ihn frisch eingerahmt und für immer. Das Bild des Segelschiffs, das bisher den Platz über meinem Schreibtisch eingenommen hatte, war ein kümmerlicher Ersatz gewesen. Solch ein Schiff gab es an dem See, wo wir unsere Zelte aufschlagen wollten, nicht. Das gab es nirgends auf der Welt. Ich hatte es erfunden und vor der Marlonzeit gemalt, und früher war es Odysseus’ Schiff, mit dem ich über blaue Meere fuhr. Odysseus sah wie Marlon aus. Ich wusste es, seit ich Marlon kannte. Ich war bei ihm auf dem Schiff, spürte das Rollen der See unter den Planken, und gleichzeitig war ich Penelope, zu der er glücklich heimkehrte. Ein schreckliches Ende wie auf der „Bounty“ gab es nicht. An Penelope störte mich nur, dass sie fünfundzwanzig Jahre warten und folglich uralt sein musste. Also war ich die Königstochter Nausikaa, die ich sowieso viel lieber hatte. Ich stellte es mir sehr schön vor, wie ich den schiffbrüchigen Fremdling am Strand traf, und da war ich ganz sicher, ich hätte ihn festgehalten. Was man wirklich will, das schafft man!“ Nur ein bisschen älter als Christine aus „Kirschenkosten“ ist Liane aus dem 1988 im Kinderbuchverlag Berlin erschienenen Jugendbuch „Liane und ihr Baby“ von Elisabeth Schulz-Semrau: Liane stolperte benommen über ausgestreckte Beine im Wartezimmer, murmelte eine Entschuldigung, öffnete eine Tür, es war die falsche, sie führte in einen zweiten Untersuchungsraum. Liane erkannte es an dem besonderen Stuhl, von solch einem war sie gerade heruntergeklettert. Rasch warf sie die Tür zu, fand die richtige nach draußen, wurde aber von der Sprechstundenhilfe zurückgerufen: Sie haben die Überweisung vergessen! Als Liane sie verständnislos ansah, drückte sie dem Mädchen ein Blatt Papier in die Hand, fügte hinzu: Damit melden Sie sich bei der Schwangerenberatung Ihres Stadtbezirks! Und gleich am Anfang lernen wir nicht nur Liane, sondern auch ihr Baby kennen – zumindest ein bisschen: „Es ist soweit, Liane, sagte die Stationsschwester. Nach der Visite können Sie dann gehen. Das Mädchen im Bett, in einem Zimmer hoch über der Stadt, dieser großen und geteilten, rollte sich - oder soll man sagen krümmte sich - klein. So, als trachte es danach, in das winzige Bett neben sich, diesen Ableger eines Bettes, zu kriechen, um sich an das darin liegende, immer noch unbegreifbare Wesen zu kuscheln, sich an ihm festzuhalten, an ihm warm zu werden, sich womöglich ganz darein zu verwandeln, und sich vorzustellen als: Ich bin Sue Peterson, sechs Tage alt. Meine Mutter, Liane Peterson, muss mich wohl lieben, denn sie hat mich haben wollen. Gegen Widerstände dieser Welt, die ich noch nicht auszumachen weiß, hat sie mich haben wollen! Und nun wird sie mich hüten müssen... Und das große Mädchen in dem großen Bett dachte: Sechzehn Jahre. Ist das lang, oder ist es eine kurze Zeit? Vor sechzehn Jahren habe ich so neben meiner Mutti gelegen. War sie da froh? Hatte sie mich da gern? War ich ihr so wichtig, wie Sue es für mich ist? Damals wenigstens? Aber ich will, dass Sue mir auch in sechzehn Jahren noch ganz wichtig ist! Zweiunddreißig bin ich dann! Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, so alt zu sein. Mutti ist sogar schon sechsunddreißig. Vielleicht macht einen Altsein so? Aber das kann ja auch nicht stimmen, Oma ist zwanzig Jahre älter und ganz anders. Das Maunzen neben sich lässt das Mädchen zurückrollen. Erschrocken richtet es sich auf, beugt sich über das Kinderbett. Aber es scheint nichts Beunruhigendes. Der winzige Mensch dort verzieht sein kleines Gesicht zu einer Fratze, so, als würde er schon gegen irgendetwas protestieren. Liane sieht mit Neugier und Erstaunen auf den breitgepressten Mund, der die gesamte Kinnpartie böse wirken lässt. Dazu auf der Stirn ein großes V. Das Kind scheint zu träumen. Urplötzlich lächelt es und sieht aus wie Timm. So was, denkt die junge Mutter, worüber kann es denn so lachen? Es kennt doch nichts bisher. Und sauer sein? Worüber? Ist das komisch. Vielleicht ist ihm nicht gut? Liane blickt angestrengt auf das Kind. Das schläft ruhig weiter, die Fäuste ans Kinn gepresst. Haben Sie das auch schon bemerkt, wendet sich Liane an die Frau im Bett gegenüber, dass Ihr Kleiner Gesichter schneidet? Die Frau ist zwölf Jahre älter als Liane und hat bereits eine vierjährige Tochter. Eine richtige Frau also, hatte Liane für sich festgestellt. Die Frau liegt seit drei Tagen hier und hat einen Jungen geboren. Liane hatte sich immer überwinden müssen, sie anzusprechen. Sie glaubte zu fühlen, die Frau habe etwas gegen sie oder ihr Jungsein. Gerade sechzehn? hatte sie erschrocken zu Liane rübergefragt. Eine andere Patientin, die bis gestern im Nebenbett gelegen hatte, auch mit einer Tochter, war achtzehn, und mit der hatte sie etwas erzählen können. Aber meistens hatte die andere geredet. Sie war erfüllt von ihrer Hochzeit, die demnächst stattfinden würde. Dass sie nun doch das lange, glockig geschnittene Kleid und einen Schleier tragen könnte. Was es zu essen geben würde. Wie viele Gäste kämen. Davor wäre noch ein richtiger Polterabend, da würden Kollegen von ihr und ihrem Mann kommen, und es würde hoch hergehen. Schließlich gäbe es sogar eine kleine Hochzeitsreise. Fünf Tage Budapest. Ihre Mutter nähme solange die Mandy... Aber du musst sie doch stillen, hatte Liane sich erschrocken erkundigt. Mädchen, hatte die andere amüsiert geantwortet, bis dahin habe ich doch längst abgestillt. Nee, ich will mir ja nicht meine Figur verderben! Da hatte sich die Frau aus dem Nebenbett eingemischt. Sie hatte am ersten Tag ziemlich apathisch dagelegen, und das Baby war von den Schwestern versorgt worden. Der Arzt hatte ihr den Bauch aufschneiden müssen, um das Kind lebendig herauszuholen. Wer hat Ihnen nur den Quatsch von der Figur erzählt? Selbst wenn es so wäre... Sie können Ihrem Kind nichts Besseres bieten als Muttermilch. Sie sehen ja, dass es bei mir schon jetzt nicht reicht. Ich werde täglich herkommen müssen, um mir Milch von Müttern zu holen, die zuviel davon haben. Bettina, so hieß die künftige Hochzeiterin, hatte nur die Augen verdreht, und als die Frau mal draußen war, zu Liane hinübergeflüstert, als würde der kleine Junge in seinem Bettchen seiner Mutter davon berichten. Na ja, die ist Lehrerin, da bekommt sie fürs schlaue Reden bezahlt. Ich weiß, was ich weiß. Ich lauf mal nicht mit 'ner Brust wie 'n Kuhbusen rum. Als sie sich von Liane verabschiedete, sagte sie: Besuch mich doch mal, Kleene. Wird schon alles laufen, mach dir keinen Kopp. Dein Macker ist zwar ein Bübchen, aber den kriegste mit deiner Sue zusammen auch noch groß. Halt ihn nur fest am Schlips. Männer sind so was verdammt Unzuverlässiges! Die erwachsene Frau im Bett gegenüber hatte mit dem Kopf geschüttelt, aber nichts gesagt.“ Nach diesen beiden Büchern, die in einem so langsam immer ferner werdenden Land spielen, folgen noch drei Bücher, die gleich von vornherein in fremden Welten und Zeiten handeln – zwei von Alexander Kröger und eines von Hardy Manthey. 1977 war im Verlag Neues Leben Berlin als Band 137 der Reihe „Spannend erzählt“ der utopische Roman „Die Kristallwelt der Robina Crux“ von Alexander Kröger erschienen. Wie ein gewaltiger Spiegel ragt plötzlich die Fläche eines Riesenkristalls vor Robina auf. Und obwohl die junge Kosmonautin das Höhenruder zurückreißt, erfolgt Sekundenbruchteile später ein schmetternder Aufprall. Das Beiboot ist auf jenem geheimnisvollen Kristallboliden havariert, den die Besatzung der REAKTOM auf der Heimreise zur Erde entdeckt hat. Bestürzt sucht Robina Kontakt zum Raumschiff, um die Bergung zu veranlassen, doch die Funksignale bleiben ohne Antwort. Etwas Unfassbares ist geschehen. Die REAKTOM ist verschwunden, und Kernstrahlung deutet auf eine Katastrophe. Niemand wird Robina retten können; sie ist allein in dieser unwirtlichen Kristallwelt, viele Lichtjahre von der Erde entfernt. Tiefe Verzweiflung ergreift die junge Kosmonautin, der nur ein Hoffnungsschimmer bleibt: Da ist jenes fremde Funkfeuer, dessen kalte Lumineszenz den Boliden in rhythmischem Abstand aus der Schwärze des Alls reißt. Und so geht es Robina nach der Katastrophe: „Robina öffnete die Augen; sie spürte Schmerzen im Nacken; das Pochen lief durch Hals und Kopf. Was sie sah, war wenig. Sie benötigte Sekunden, um sich zu orientieren. Dann begriff sie: Sie lag vor dem Steuersitz des Beibootes, der beängstigend schräg über ihr hing. Ihr linkes Bein klemmte verdreht zwischen Steuerung und dem Schalenrand des Sessels, der Helm stieß gegen die Pedale. Robina übersah ein Stück der Kabinendecke, des Sessels und die Armaturenverkleidung von unten. Platzangst überfiel sie. ,Aufstehen!’, befahl sie sich, ,sehen!’ Aber auch als sie sich mühevoll aufgerichtet hatte, überblickte sie nur wenig mehr. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass es sich bei der grau glänzenden Wand vor der Bugscheibe um einen Teil des Bootes selbst, eine der Stabilisierungsflächen handelte. Rhythmisch zuckten darüber Streulichter der geheimnisvollen Lumineszenz des Boliden. Robina durchlief abermals ein Angstschauer. Sie wandte sich zum Mikrofon und musste dazu den Kopf in eine unbequeme Lage drehen. Betont forsch sagte sie: „Hallo, Frank?“ Sie konnte nicht verhindern, dass die Stimme zitterte, der Ruf belegt klang. Und noch etwas irritierte: Sie hörte ihre eigene Stimme nicht über das Außenmikrofon des Anzugs. Wieder ergriff sie eine Angstwelle, als ihr bewusst wurde, dass die Hermetik der Kabine gestört sein musste. ,Die Gefährten holen mich hier weg!’ Sie lauschte auf das beruhigende Summen der Sprechanlage des Anzugs. Hier schien alles in Ordnung zu sein. „Hallo, Frank!“ Stille. Außer diesem feinen Summen - Stille ... Robinas Blick glitt unstet über die Armaturen. Die Zeiger standen auf Null. Die Signallampen, unheimlich dunkel, tot in den Fassungen, beschworen abermals Bangigkeit herauf. „Hallo, Frank, Stef!“ Robina spürte, wie Schweiß ausbrach, wie die Kopfhaut zu prickeln begann. „Mandy?“ Sie lauschte nicht mehr, ob das leise Summen von einer vertrauten Stimme durchbrochen würde. Sie schrie: „Frank, zum Teufel, so melde dich doch!“ Nichts. Plötzlich klatschte sich Robina die behandschuhte Linke an den Helm. „Drehst durch, Robi“, sagte sie laut, und sie hielt sich die Uhr vor das Helmfenster. „Sie können dich nicht hören, absoluter Funkschatten – noch siebenunddreißig Minuten, Mist!“ Erleichtert atmete Robina auf. ,So ein Unsinn. Ein wenig havariert, und gleich spielt man verrückt. Es hätte doch schlimmer kommen können. Ich lebe, bin wohlauf, in dreißig Kilometer Entfernung sind die Gefährten, die schön verschnupft sein werden über den Schrotthaufen, den ich fabriziert habe.’ Robina betätigte Schalter, zuckte mit den Mundwinkeln, als sie den implodierten Bildschirm wahrnahm. ,Nichts mehr zu machen mit dem schönen Boot’, dachte sie. ,Zeit, dass wir heim kommen!‘ Aber warum? Wie konnte das überhaupt geschehen?’ Robina versuchte sich zu erinnern. Zunächst ließen sich die Bilder nur schwer ordnen bei dem dumpfen Gefühl im Kopf: Unversehens hatten sich die Konturen des Landezeichens aus der strengen Geometrie der Kristalle gelöst. ,Na, setze ich eben ein wenig später auf; zieht sich doch weit, diese ebene Landefläche. Dort das Massiv. In dem befindet sich die Grotte. Da werde ich eben wenden, hinfahren, ausladen ...’ Da - Robina fühlt, wie ihr die Haare zu Berge steigen. Von vorn, gleichsam aus dem Boden, stürzt ein Beiboot wie das ihre auf sie zu, kommt rasend näher. Ohne Überlegung reißt sie am Höhenruder. Das Boot reagiert. „Jawohl, es hat reagiert!“, rief sie laut, aus ihrer Erinnerung auftauchend. Auch das zweite Boot vor ihr stieg, sie sieht deutlich die Unterseite des Rumpfes und die Stabilisatoren. ,Mein Spiegelbild!’, durchfährt es sie. Da kam die Lichtwoge, der verdammte Schub ...“ Ebenfalls von Alexander Kröger stammt „Fundsache Venus“. Diesem Buch liegt die 2. überarbeitete Auflage zugrunde, die 2012 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH, Halle erschien. Es enthält die Neufassung von „Souvenir vom Atair“ (1985 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig) und „Andere“ (1990 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig): In „Fundsache Venus“ entdeckt Wally 327 Esch als Überlebende einer Rettungsexpedition das geborstene Raumschiff, und sie findet Dirk, ihren Lebensgefährten, aus dessen toter Hand sie ein Souvenir entnimmt, das, so glaubt sie, für sie bestimmt ist. 18 Jahre hütet sie das Geheimnis dieses Geschenks. Dann berichtet sie dem Sohn Mark von der Operation in einem verlassenen Urwaldhospital und von Bea, einem Mädchen mit Tigeraugen ... Sie bürdet damit dem jungen Mann eine Verantwortung auf, die er allein nicht tragen kann. Maren 021 Call kämpft leidenschaftlich gegen die Entstehung von Anderen auf der Erde und dem Mars. Sie fürchtet auf lange Sicht den Untergang des ursprünglichen Menschen. Alexander Kröger richtet in einer mitreißenden Handlung - in Sicht auf heutige Realitäten und Tendenzen wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung - das Augenmerk des Lesers auf die Verantwortung der Menschen für ihre Zukunft. Und hier aus Ausschnitt aus „Fundsache Venus“, in dem die komplizierte Beziehung zwischen Wally 327 Esch und ihrem Sohn Mark sichtbar wird: „Mark traf die Mutter zu Hause an. Sie hatte - wie des Öfteren - Unterlagen aus dem Institut mitgebracht und wertete sie aus. Sie saß im Halbdunkel, den Stereoprojektor vor sich, verglich Kristallstrukturen unzähliger Metallproben und ordnete sie ein. „Hallo, Mark“, grüßte sie. „Hast du gegessen?“ „Doch“, antwortete er. Er stand vor ihrer Projektionswand und versuchte ein System aus den verwirrenden Gitterlinien herauszulesen. „Aber ich könnte noch etwas vertragen, es gab Menga, fad zubereitet außerdem.“ Wally lachte. „Das trifft sich. Ich habe ein paar echte Steaks mitgebracht. Sie sind vorbereitet. Brauchst nur den Grill einzuschalten.“ Während Mark das Fleisch briet, trat Wally zu ihm, sah dem Sohn eine Weile zu, sagte dann obenhin: „Ich muss heute Nachmittag hinüber nach Charleston, dienstlich. Ich denke, wir fahren gegen sechzehn Uhr mit dem Schnellboot. Zu tun habe ich höchstens eine Stunde, dann könnten wir ein wenig bummeln, einkaufen.“ In Mark regte sich sofort Abwehr. Zu oft sorgte die Mutter in der letzten Zeit für gemeinsames Tun. Früher wäre es ihm nicht eingefallen, ihr scharf zu entgegnen. Doch nun musste er sich beherrschen, um nicht aufzubrausen. So erwiderte er lediglich abweisend: „Ich komme nicht mit.“ Die Mutter fühlte sich durchschaut, biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. Mark befasste sich mit den Steaks. „Hast du etwas vor?“, fragte sie gewollt behutsam und sah ihn von unten her an. „Ja.“ »Mit Li wieder ...!“ Nur eine Sekunde zögerte Mark. „Ja!“ Es klang patzig und verbindlich. Sie schwieg, kehrte aber nicht wieder an ihre Arbeit zurück. Sie sah dem Sohn zu, wie er das Steak aß, ohne rechte Freude am seltenen Genuss. Und auf einmal tat es ihr leid, diese Unlust verursacht zu haben. In diesem Augenblick wurde es Wally Esch bewusst, sie würde so nichts, gar nichts erreichen. Der Spalt zwischen ihr und dem Sohn würde sich vergrößern. Und ein weiteres Mal setzte sie an, sich Mark völlig zu offenbaren, ihm rückhaltlos erklären, ihn einweihen ... >Er hat das Recht darauf, zu wissen!< Aber auch das hatte sie sich schon hundertmal vorgenommen - immer wieder. Stets fielen ihr die gleichen Gegenargumente ein: >Der Sohn ist zu jung. An seinem Anderssein hat er ohnehin genug zu tragen. Und du, Wally, kannst du es noch verkraften? Ich konnte nicht ahnen, dass er bereits in diesem Alter eine Gefährtin wünscht. Musste ich nicht annehmen, dass er wie andere noch fünf bis zehn Jahre damit warten würde? Nein, Wally! Das sind Ausreden! Gerade, dass er sich verhält wie andere, kannst du am allerwenigsten annehmen! Nichts überstürzen!“ Die letzte Empfehlung dieses Newsletters gilt dem 3. Teil aus der „Zeitreisenden“-Reihe von Hardy Manthey. Dessen Titel lautet: „Das Gold der Wüste - endlich am Ziel?“: Diesmal scheint die schwedische Ärztin Maria Lindström aus dem 22. Jahrhundert, die in der Antike als elende Sklavin Aphrodite ihr kümmerliches Leben fristen musste, endlich in der Welt um 150 vor unserer Zeitrechnung angekommen zu sein. Sie ist keine Sklavin mehr, sondern reist als reiche und mächtige Frau zurück auf die Insel Sizilien. Sie wird Herrin über Leben und Tod! Doch der Tempel und damit die Botschaft an die Menschen der Zukunft bleiben immer noch eine Illusion. Nur das Gold, das in der Landefähre lagert, kann das ändern. Doch die Landefähre steht in der fernen Salzwüste, die heute zu Tunesien gehört. Wird sie Männer finden, die mit ihr zusammen die Gefahren nicht scheuen und das Gold bergen? Wird ihr Ehemann ihr diese Reise erlauben? Kein Römer hat zu dieser Zeit je diese Wüste mit eigenen Augen gesehen. Wird die magische Kraft des Goldes ausreichen, die Männer zu überzeugen? Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark überarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berücksichtigt. Und so liest sich der Anfang der dritten Teils. Er ist überschrieben mit „Wieder in Syrakusae“: „Der Anblick der vielen bunt bemalten Kriegsschiffe fasziniert Aphrodite immer wieder. Es beeindruckt sie, wie vor und hinter ihr eine lange Kette von Kriegsgaleeren mit vollen Segeln an der Ostküste von Sicilia entlang segelt. Nur der Anlass dazu stimmt Aphrodite traurig. Der Hochkultur Karthagos wird nun der Todesstoß versetzt. Tausende Menschen werden umgebracht. Zehntausende, vielleicht Hunderttausende werden in die Sklaverei verschleppt. Sechs Tage hat sie in Messina auf die Schiffe warten müssen. Mit dem Pferd wäre sie jetzt schon in Syrakusae. Ihr Mann hat mit den Briefen und Befehlen der Offiziere, die die Flotte für Syrakusae ankündigen sollen, auch ihr Kommen ankündigen lassen. Die Nachrichten von flüchtigen und plündernden Sklaven machen den Landweg unsicher und es ist fraglich, ob wirklich eine Nachricht ankommen wird. Nun genießt sie hier die ruhige Reise. Auch der Blick auf die Küste hat sie für das Warten entschädigt. Vor allem der Ätna wirkt aus der Ferne beeindruckend. Heute hat der Vulkan sich leider hinter einem Wolkenschleier versteckt oder sind sie schon zu weit entfernt? Sie ist froh, dass sie in Messina nicht noch länger warten mussten. Denn sie durfte nicht in die Stadt. Die Therme und der Strand waren für sie tabu. Genauso tabu scheinen für sie die Kinder ihres Mannes zu sein. Die Tochter Melissa wechselt wenigstens ab und an mit ihr drei Worte. Sein Sohn Flavius behandelt sie wie Luft. Sie haben noch nicht einen zusammenhängenden Satz miteinander gesprochen. Sie weiß nicht, wie sie an diesen Jungen herankommen soll. Überhaupt, von allem wird sie ferngehalten. Nirgendwo darf sie hin. Angeblich gäbe es zu viele Leute, die von ihr Schutz und göttlichen Rat erhoffen. Darum konnte sie nur zweimal in einer Holzwanne baden. Nur mit angewinkelten Beinen hatte sie darin Platz. Sie ist gespannt, ob in ihre Häuser ein Bad eingebaut wurde. Wenn nicht, wird es das Erste sein, was sie veranlassen wird. Auch im Meer wird sie dann wieder regelmäßig schwimmen gehen. Die Gängelei durch ihren Mann lässt sie sich in Syrakusae nicht mehr gefallen. Besonders seit sie weiß, dass er sich nach der Vergewaltigung ihrer jungen Sklavin Emma zwei Tage später auch an Rose vergriffen hat. Die Ärmste hat er sogar noch brutaler geschlagen, weil sie nicht gleich so funktionierte, wie er es wollte. Sie weiß überhaupt nicht mehr, wie sie sich ihrem Mann gegenüber verhalten soll. Zu ihr ist er zwar höflich und zuvorkommend, aber sie muss mit ihm über sein Verhalten zu ihren Sklavinnen reden. So einfach darf sie seine Taten nicht hinnehmen. Aber wie erklärt sie es ihm bloß, ohne dass sie ihn in Rage bringt und er sie womöglich auch noch schlägt? Für ihr Kind kann das tödlich enden. Ein Schatten auf der Matte kündigt jemanden an. Ihr Mann meldet sich: „Wie fühlst du dich, Aphrodite? Wie geht es deinem Kind? Den ganzen Tag nur faulenzen, das möchte ich auch mal!“ Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, mit ihm ein paar klärende Worte auszutauschen und so sagt Aphrodite: „Danke, mir und dem Kind geht es gut! Was man von dir offensichtlich nicht behaupten kann. Warum hast du dich an meinen beiden Sklavinnen vergriffen? Willst du sie schwängern?“ „Wozu sind denn schließlich deine beiden Sklavinnen da? Soll ich lieber zu den Huren gehen? Ich bin ein Mann und brauche regelmäßig eine Frau. Ich nehme sie mir noch nicht mal täglich vor. Nur dann, wenn ich es gar nicht mehr aushalte!“, empört sich ihr Mann. Beschwichtigend mahnt sie: „Ich dachte eigentlich, dass ich für deine Befriedigung zuständig bin!“ Er kontert verbittert: „Das bist du auch. Noch geht es auch bei dir und macht Spaß. Aber wenn bei dir auch von hinten der riesige Bauch zu sehen ist, habe ich vielleicht keine Lust mehr auf dich. Dann habe ich mir deine Mädchen schon eingeritten. Wenn du dann entbunden hast, wirst du Tag und Nacht von mir rangenommen. Ich will einen Sohn von dir!“ „Den Sohn sollst du von mir bekommen, wenn es an der Zeit ist. Du kannst mich ruhig bis zum Schluss nehmen. Es ist sogar sehr gut für die Geburt, wenn du täglich mit mir schläfst. Lass lieber die Mädchen dafür in Ruhe. Bitte!“, bettelt Aphrodite und hofft auf seine Einsicht.“ Und wer den Weg die Zeitreisenden weiter verfolgen möchte, dem sei hier noch gesagt, dass aus dieser Reihe von Hardy Manthey bislang insgesamt 15 Teile vorliegen, also genügend Lesestoff, um damit durch die Zeiten zu reisen … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3753 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 8 years
Text
Der Traum von Marlon Brando, kosmische Katastrophen und ein neues Abenteuer der Zeitreisenden – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Wer hätte das gedacht, dass ein junges Mädchen aus der DDR von Marlon Brando träumt und sich für ihr Zimmer unbedingt ein Poster dieses amerikanischen Schauspielers wünscht. Aber schon wenige Zeilen nach dem Lesen des ersten von fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 03.03. 17 - Freitag, 10.03. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind, wird der Grund dafür klar. Viel Spaß beim „Kirschenkosten“. Dazu gibt es eine weitere Geschichte aus der DDR, zwei Science-Fiction-Romane sowie ein neues Abenteuer der Zeitreisenden. Ob es ihr aber gelingt, ihre wichtige Botschaft an die Menschen der Zukunft zu senden, bleibt ungewiss. „Kirschenkosten“ von Hildegard und Siegfried Schumacher erschien erstmals 1978 im Verlag Neues Leben Berlin und 1985 unter dem Titel „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ in der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung Stuttgart: Christine Hollmann steht ihrem dickschädeligen Großvater gewiss in nichts nach, wenn ihre Kriegslisten naturgemäß auch verschiedenen Objekten gelten. Weil ihre Eltern ihr nicht erlauben wollen, mit ihren fünf Freunden zum Zelten zu fahren, fährt sie schließlich ohne diese Erlaubnis fort. Nach ihrer Rückkehr ist sie jedoch nicht etwa länger über ihre Großfamilie, dafür aber zutiefst über ihren Klassenkameraden Matthias enttäuscht, der sich weit mehr für Mathe als für Mädchen begeistern kann. Als die Schule wieder beginnt, nimmt er ihr gegenüber immer häufiger einen belehrenden Tonfall an, der sie verletzt. Stück für Stück demontiert er selbst das Bild vom Strahlenden Ritter, das sie sich von ihm gemacht hatte. Während Christine sich bisher in ihrem Kaff am Rande der Welt gefühlt hat, häufen sich in diesem denkwürdigen Jahr die unangenehmen Ereignisse, von denen der Kummer mit Matthias nur der Anfang war. Um sich über ihre Gefühle klar zu werden, beginnt sie, ein Buch zu schreiben. Aber muss Matthias, dieser fantasielose Knochen, sie ausgerechnet bei Mathe-Bolle damit verpfeifen? Wie ein Lauffeuer breitet sich die Kunde aus: Christine schreibt. Und da sie verstockt von ihrem Hobby nicht lassen will, setzt sie sich bei fast allen Lehrern voll in die Nesseln. Trost findet sie nur nachmittags bei ihrem Plüschlöwen, den ihr Wolfgang geschenkt hat. Er selbst weilt fern, doch bald beginnen die Telegrafenleitungen zwischen Berlin und Hollershoh immer heftiger zu rauschen! Und hier der Beginn dieses Buches, in dem, wie schon angekündigt, Marlon Brando eine große Rolle spielt: „Er hing in meinem Zimmer. Endlich! Ganz groß hing er an der Wand. Seit ich ihn das erste Mal im Kino gesehen hatte, den kühnen Helden der „Bounty“, träumte ich von Marlon Brando. Der verwegene Blick, seine lässige Art hatten es mir angetan, vor allem aber die Entschlossenheit, mit der er sich durchsetzte. Christine Hollmann, sagte ich mir, nimm dir ein Beispiel an ihm, beim Mittagessen sagst du es! Für das geplante Unternehmen brauchte ich die Erlaubnis meiner Eltern. So ist das, wenn man noch acht Monate auf die sechzehn zusteuert. Bis um zwei musste alles klar sein, da wollte ich mich mit Bärbel, Susanne, Ecki und Gerd und natürlich Matthias an der Blänke treffen, um die letzten Vorbereitungen zu besprechen. Alles hing davon ab, dass jeder von uns mitfahren durfte. Unsere Eltern wussten, dass wir uns seit Ewigkeiten kannten und nie etwas passiert war. Über Jahre hatten wir rundum alle Geburtstage gemeinsam gefeiert, Verstecken und Blindekuh gespielt und im Wald Buden gebaut, und bei den Schlittenfahrten mit Großvaters Braunen, damals, als wir noch kleine Stippis waren, hatte unsere Freundschaft begonnen. Nun lag die neunte Klasse genauso in Ehren hinter uns wie die Arbeit bei der LPG Pflanzenproduktion. Wer gemeinsam lernt, der kann auch gemeinsam arbeiten, so lautete unser historischer Beschluss. Wir hatten uns für drei Wochen als Brigade angemeldet, um unsere persönlichen Finanzen aufzubessern. Eine kluge Maßnahme, wie sich erwies. Als ordentliche Brigade erhielten wir ordentliche Arbeit. Wir strengten uns an, guckten auch nicht auf die Minute, und - ehrlich - es machte Spaß. Alle sechs sind wir motorisiert, schon der Schule wegen. Wir wurden als fliegende Brigade eingesetzt. Den Sprit spendierte die LPG. Kleine Zuwendungen festigen die Freundschaft. Unsere Arbeit gefiel dem Vorstand, und es war kein Wunder, dass die Prämie zum Schluss den Bereich Kleinigkeiten überschritt. Vati als Chef ließ es sich nicht nehmen, uns die Auszeichnung höchst eigenhändig zu präsentieren. Angesichts des vollzählig versammelten Vorstands zeigte er uns stolz herum, und der Rat, die Prämie, die im Kollektiv erarbeitet worden war, auch kollektiv zu nutzen, stammte von ihm. Oma zu Hause sagte, dass ich mich nun schön erholen sollte. Nichts anderes wollten wir. Nach dem sozialistischen Lernen und Arbeiten sollte nun das sozialistische Leben kommen. Wir dachten nach. Dampferfahrt mit anschließendem Theater oder Friedrichstadtpalast waren alte Hüte. Den meisten Männern ist zum Verbraten einer Prämie eine Sause am liebsten. Möglichst ohne Frauen, die können am 8. März feiern. Wir hatten nicht die Absicht, vorgetretene Pfade auszulatschen. Ecki fiel genau das Richtige ein: Zelttour mit unsern Mopeds. Das musste ich durchsetzen. Natürlich war es ungünstig, zaghaft zu fragen. Wer viel fragt, kriegt viel Antwort. Ich musste bestimmt auftreten. Ich sah auf meine Uhr. Das Mittagessen stand erst um zwölf auf dem Tisch. Nur nicht vorher verrückt machen! Ich rückte Marlons Bild gerade. Der Filmvorführer hatte die „Meuterei auf der ,Bounty‘' mehrere Male im Kulturhaus von der Leinwand flimmern lassen. Man konnte fast annehmen, er liebte Filme von der Seefahrt. Vielleicht war er ein verhinderter Kapitän. Unsere Zelttour jedenfalls sollte nichts und niemand verhindern. Hatte ich mich durch die Angina im Frühjahr vom Besuch der Bounty abhalten lassen? Nein! Nie hatte ich Marlon Brando versäumt, und sobald er an Bord gestiegen war, hörte die übrige Welt zu existieren auf. Und doch, kaum hatte sich der Saal verdunkelt, bangte ich schon dem Wiederaufleuchten der Lampen entgegen, nicht nur weil mein Held sterben würde, sondern auch weil selbst der längste Doppelfilm zu Ende geht, und dann sah ich Marlon nicht mehr. Aber nun hatte ich ihn frisch eingerahmt und für immer. Das Bild des Segelschiffs, das bisher den Platz über meinem Schreibtisch eingenommen hatte, war ein kümmerlicher Ersatz gewesen. Solch ein Schiff gab es an dem See, wo wir unsere Zelte aufschlagen wollten, nicht. Das gab es nirgends auf der Welt. Ich hatte es erfunden und vor der Marlonzeit gemalt, und früher war es Odysseus’ Schiff, mit dem ich über blaue Meere fuhr. Odysseus sah wie Marlon aus. Ich wusste es, seit ich Marlon kannte. Ich war bei ihm auf dem Schiff, spürte das Rollen der See unter den Planken, und gleichzeitig war ich Penelope, zu der er glücklich heimkehrte. Ein schreckliches Ende wie auf der „Bounty“ gab es nicht. An Penelope störte mich nur, dass sie fünfundzwanzig Jahre warten und folglich uralt sein musste. Also war ich die Königstochter Nausikaa, die ich sowieso viel lieber hatte. Ich stellte es mir sehr schön vor, wie ich den schiffbrüchigen Fremdling am Strand traf, und da war ich ganz sicher, ich hätte ihn festgehalten. Was man wirklich will, das schafft man!“ Nur ein bisschen älter als Christine aus „Kirschenkosten“ ist Liane aus dem 1988 im Kinderbuchverlag Berlin erschienenen Jugendbuch „Liane und ihr Baby“ von Elisabeth Schulz-Semrau: Liane stolperte benommen über ausgestreckte Beine im Wartezimmer, murmelte eine Entschuldigung, öffnete eine Tür, es war die falsche, sie führte in einen zweiten Untersuchungsraum. Liane erkannte es an dem besonderen Stuhl, von solch einem war sie gerade heruntergeklettert. Rasch warf sie die Tür zu, fand die richtige nach draußen, wurde aber von der Sprechstundenhilfe zurückgerufen: Sie haben die Überweisung vergessen! Als Liane sie verständnislos ansah, drückte sie dem Mädchen ein Blatt Papier in die Hand, fügte hinzu: Damit melden Sie sich bei der Schwangerenberatung Ihres Stadtbezirks! Und gleich am Anfang lernen wir nicht nur Liane, sondern auch ihr Baby kennen – zumindest ein bisschen: „Es ist soweit, Liane, sagte die Stationsschwester. Nach der Visite können Sie dann gehen. Das Mädchen im Bett, in einem Zimmer hoch über der Stadt, dieser großen und geteilten, rollte sich - oder soll man sagen krümmte sich - klein. So, als trachte es danach, in das winzige Bett neben sich, diesen Ableger eines Bettes, zu kriechen, um sich an das darin liegende, immer noch unbegreifbare Wesen zu kuscheln, sich an ihm festzuhalten, an ihm warm zu werden, sich womöglich ganz darein zu verwandeln, und sich vorzustellen als: Ich bin Sue Peterson, sechs Tage alt. Meine Mutter, Liane Peterson, muss mich wohl lieben, denn sie hat mich haben wollen. Gegen Widerstände dieser Welt, die ich noch nicht auszumachen weiß, hat sie mich haben wollen! Und nun wird sie mich hüten müssen... Und das große Mädchen in dem großen Bett dachte: Sechzehn Jahre. Ist das lang, oder ist es eine kurze Zeit? Vor sechzehn Jahren habe ich so neben meiner Mutti gelegen. War sie da froh? Hatte sie mich da gern? War ich ihr so wichtig, wie Sue es für mich ist? Damals wenigstens? Aber ich will, dass Sue mir auch in sechzehn Jahren noch ganz wichtig ist! Zweiunddreißig bin ich dann! Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, so alt zu sein. Mutti ist sogar schon sechsunddreißig. Vielleicht macht einen Altsein so? Aber das kann ja auch nicht stimmen, Oma ist zwanzig Jahre älter und ganz anders. Das Maunzen neben sich lässt das Mädchen zurückrollen. Erschrocken richtet es sich auf, beugt sich über das Kinderbett. Aber es scheint nichts Beunruhigendes. Der winzige Mensch dort verzieht sein kleines Gesicht zu einer Fratze, so, als würde er schon gegen irgendetwas protestieren. Liane sieht mit Neugier und Erstaunen auf den breitgepressten Mund, der die gesamte Kinnpartie böse wirken lässt. Dazu auf der Stirn ein großes V. Das Kind scheint zu träumen. Urplötzlich lächelt es und sieht aus wie Timm. So was, denkt die junge Mutter, worüber kann es denn so lachen? Es kennt doch nichts bisher. Und sauer sein? Worüber? Ist das komisch. Vielleicht ist ihm nicht gut? Liane blickt angestrengt auf das Kind. Das schläft ruhig weiter, die Fäuste ans Kinn gepresst. Haben Sie das auch schon bemerkt, wendet sich Liane an die Frau im Bett gegenüber, dass Ihr Kleiner Gesichter schneidet? Die Frau ist zwölf Jahre älter als Liane und hat bereits eine vierjährige Tochter. Eine richtige Frau also, hatte Liane für sich festgestellt. Die Frau liegt seit drei Tagen hier und hat einen Jungen geboren. Liane hatte sich immer überwinden müssen, sie anzusprechen. Sie glaubte zu fühlen, die Frau habe etwas gegen sie oder ihr Jungsein. Gerade sechzehn? hatte sie erschrocken zu Liane rübergefragt. Eine andere Patientin, die bis gestern im Nebenbett gelegen hatte, auch mit einer Tochter, war achtzehn, und mit der hatte sie etwas erzählen können. Aber meistens hatte die andere geredet. Sie war erfüllt von ihrer Hochzeit, die demnächst stattfinden würde. Dass sie nun doch das lange, glockig geschnittene Kleid und einen Schleier tragen könnte. Was es zu essen geben würde. Wie viele Gäste kämen. Davor wäre noch ein richtiger Polterabend, da würden Kollegen von ihr und ihrem Mann kommen, und es würde hoch hergehen. Schließlich gäbe es sogar eine kleine Hochzeitsreise. Fünf Tage Budapest. Ihre Mutter nähme solange die Mandy... Aber du musst sie doch stillen, hatte Liane sich erschrocken erkundigt. Mädchen, hatte die andere amüsiert geantwortet, bis dahin habe ich doch längst abgestillt. Nee, ich will mir ja nicht meine Figur verderben! Da hatte sich die Frau aus dem Nebenbett eingemischt. Sie hatte am ersten Tag ziemlich apathisch dagelegen, und das Baby war von den Schwestern versorgt worden. Der Arzt hatte ihr den Bauch aufschneiden müssen, um das Kind lebendig herauszuholen. Wer hat Ihnen nur den Quatsch von der Figur erzählt? Selbst wenn es so wäre... Sie können Ihrem Kind nichts Besseres bieten als Muttermilch. Sie sehen ja, dass es bei mir schon jetzt nicht reicht. Ich werde täglich herkommen müssen, um mir Milch von Müttern zu holen, die zuviel davon haben. Bettina, so hieß die künftige Hochzeiterin, hatte nur die Augen verdreht, und als die Frau mal draußen war, zu Liane hinübergeflüstert, als würde der kleine Junge in seinem Bettchen seiner Mutter davon berichten. Na ja, die ist Lehrerin, da bekommt sie fürs schlaue Reden bezahlt. Ich weiß, was ich weiß. Ich lauf mal nicht mit 'ner Brust wie 'n Kuhbusen rum. Als sie sich von Liane verabschiedete, sagte sie: Besuch mich doch mal, Kleene. Wird schon alles laufen, mach dir keinen Kopp. Dein Macker ist zwar ein Bübchen, aber den kriegste mit deiner Sue zusammen auch noch groß. Halt ihn nur fest am Schlips. Männer sind so was verdammt Unzuverlässiges! Die erwachsene Frau im Bett gegenüber hatte mit dem Kopf geschüttelt, aber nichts gesagt.“ Nach diesen beiden Büchern, die in einem so langsam immer ferner werdenden Land spielen, folgen noch drei Bücher, die gleich von vornherein in fremden Welten und Zeiten handeln – zwei von Alexander Kröger und eines von Hardy Manthey. 1977 war im Verlag Neues Leben Berlin als Band 137 der Reihe „Spannend erzählt“ der utopische Roman „Die Kristallwelt der Robina Crux“ von Alexander Kröger erschienen. Wie ein gewaltiger Spiegel ragt plötzlich die Fläche eines Riesenkristalls vor Robina auf. Und obwohl die junge Kosmonautin das Höhenruder zurückreißt, erfolgt Sekundenbruchteile später ein schmetternder Aufprall. Das Beiboot ist auf jenem geheimnisvollen Kristallboliden havariert, den die Besatzung der REAKTOM auf der Heimreise zur Erde entdeckt hat. Bestürzt sucht Robina Kontakt zum Raumschiff, um die Bergung zu veranlassen, doch die Funksignale bleiben ohne Antwort. Etwas Unfassbares ist geschehen. Die REAKTOM ist verschwunden, und Kernstrahlung deutet auf eine Katastrophe. Niemand wird Robina retten können; sie ist allein in dieser unwirtlichen Kristallwelt, viele Lichtjahre von der Erde entfernt. Tiefe Verzweiflung ergreift die junge Kosmonautin, der nur ein Hoffnungsschimmer bleibt: Da ist jenes fremde Funkfeuer, dessen kalte Lumineszenz den Boliden in rhythmischem Abstand aus der Schwärze des Alls reißt. Und so geht es Robina nach der Katastrophe: „Robina öffnete die Augen; sie spürte Schmerzen im Nacken; das Pochen lief durch Hals und Kopf. Was sie sah, war wenig. Sie benötigte Sekunden, um sich zu orientieren. Dann begriff sie: Sie lag vor dem Steuersitz des Beibootes, der beängstigend schräg über ihr hing. Ihr linkes Bein klemmte verdreht zwischen Steuerung und dem Schalenrand des Sessels, der Helm stieß gegen die Pedale. Robina übersah ein Stück der Kabinendecke, des Sessels und die Armaturenverkleidung von unten. Platzangst überfiel sie. ,Aufstehen!’, befahl sie sich, ,sehen!’ Aber auch als sie sich mühevoll aufgerichtet hatte, überblickte sie nur wenig mehr. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass es sich bei der grau glänzenden Wand vor der Bugscheibe um einen Teil des Bootes selbst, eine der Stabilisierungsflächen handelte. Rhythmisch zuckten darüber Streulichter der geheimnisvollen Lumineszenz des Boliden. Robina durchlief abermals ein Angstschauer. Sie wandte sich zum Mikrofon und musste dazu den Kopf in eine unbequeme Lage drehen. Betont forsch sagte sie: „Hallo, Frank?“ Sie konnte nicht verhindern, dass die Stimme zitterte, der Ruf belegt klang. Und noch etwas irritierte: Sie hörte ihre eigene Stimme nicht über das Außenmikrofon des Anzugs. Wieder ergriff sie eine Angstwelle, als ihr bewusst wurde, dass die Hermetik der Kabine gestört sein musste. ,Die Gefährten holen mich hier weg!’ Sie lauschte auf das beruhigende Summen der Sprechanlage des Anzugs. Hier schien alles in Ordnung zu sein. „Hallo, Frank!“ Stille. Außer diesem feinen Summen - Stille ... Robinas Blick glitt unstet über die Armaturen. Die Zeiger standen auf Null. Die Signallampen, unheimlich dunkel, tot in den Fassungen, beschworen abermals Bangigkeit herauf. „Hallo, Frank, Stef!“ Robina spürte, wie Schweiß ausbrach, wie die Kopfhaut zu prickeln begann. „Mandy?“ Sie lauschte nicht mehr, ob das leise Summen von einer vertrauten Stimme durchbrochen würde. Sie schrie: „Frank, zum Teufel, so melde dich doch!“ Nichts. Plötzlich klatschte sich Robina die behandschuhte Linke an den Helm. „Drehst durch, Robi“, sagte sie laut, und sie hielt sich die Uhr vor das Helmfenster. „Sie können dich nicht hören, absoluter Funkschatten – noch siebenunddreißig Minuten, Mist!“ Erleichtert atmete Robina auf. ,So ein Unsinn. Ein wenig havariert, und gleich spielt man verrückt. Es hätte doch schlimmer kommen können. Ich lebe, bin wohlauf, in dreißig Kilometer Entfernung sind die Gefährten, die schön verschnupft sein werden über den Schrotthaufen, den ich fabriziert habe.’ Robina betätigte Schalter, zuckte mit den Mundwinkeln, als sie den implodierten Bildschirm wahrnahm. ,Nichts mehr zu machen mit dem schönen Boot’, dachte sie. ,Zeit, dass wir heim kommen!‘ Aber warum? Wie konnte das überhaupt geschehen?’ Robina versuchte sich zu erinnern. Zunächst ließen sich die Bilder nur schwer ordnen bei dem dumpfen Gefühl im Kopf: Unversehens hatten sich die Konturen des Landezeichens aus der strengen Geometrie der Kristalle gelöst. ,Na, setze ich eben ein wenig später auf; zieht sich doch weit, diese ebene Landefläche. Dort das Massiv. In dem befindet sich die Grotte. Da werde ich eben wenden, hinfahren, ausladen ...’ Da - Robina fühlt, wie ihr die Haare zu Berge steigen. Von vorn, gleichsam aus dem Boden, stürzt ein Beiboot wie das ihre auf sie zu, kommt rasend näher. Ohne Überlegung reißt sie am Höhenruder. Das Boot reagiert. „Jawohl, es hat reagiert!“, rief sie laut, aus ihrer Erinnerung auftauchend. Auch das zweite Boot vor ihr stieg, sie sieht deutlich die Unterseite des Rumpfes und die Stabilisatoren. ,Mein Spiegelbild!’, durchfährt es sie. Da kam die Lichtwoge, der verdammte Schub ...“ Ebenfalls von Alexander Kröger stammt „Fundsache Venus“. Diesem Buch liegt die 2. überarbeitete Auflage zugrunde, die 2012 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH, Halle erschien. Es enthält die Neufassung von „Souvenir vom Atair“ (1985 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig) und „Andere“ (1990 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig): In „Fundsache Venus“ entdeckt Wally 327 Esch als Überlebende einer Rettungsexpedition das geborstene Raumschiff, und sie findet Dirk, ihren Lebensgefährten, aus dessen toter Hand sie ein Souvenir entnimmt, das, so glaubt sie, für sie bestimmt ist. 18 Jahre hütet sie das Geheimnis dieses Geschenks. Dann berichtet sie dem Sohn Mark von der Operation in einem verlassenen Urwaldhospital und von Bea, einem Mädchen mit Tigeraugen ... Sie bürdet damit dem jungen Mann eine Verantwortung auf, die er allein nicht tragen kann. Maren 021 Call kämpft leidenschaftlich gegen die Entstehung von Anderen auf der Erde und dem Mars. Sie fürchtet auf lange Sicht den Untergang des ursprünglichen Menschen. Alexander Kröger richtet in einer mitreißenden Handlung - in Sicht auf heutige Realitäten und Tendenzen wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung - das Augenmerk des Lesers auf die Verantwortung der Menschen für ihre Zukunft. Und hier aus Ausschnitt aus „Fundsache Venus“, in dem die komplizierte Beziehung zwischen Wally 327 Esch und ihrem Sohn Mark sichtbar wird: „Mark traf die Mutter zu Hause an. Sie hatte - wie des Öfteren - Unterlagen aus dem Institut mitgebracht und wertete sie aus. Sie saß im Halbdunkel, den Stereoprojektor vor sich, verglich Kristallstrukturen unzähliger Metallproben und ordnete sie ein. „Hallo, Mark“, grüßte sie. „Hast du gegessen?“ „Doch“, antwortete er. Er stand vor ihrer Projektionswand und versuchte ein System aus den verwirrenden Gitterlinien herauszulesen. „Aber ich könnte noch etwas vertragen, es gab Menga, fad zubereitet außerdem.“ Wally lachte. „Das trifft sich. Ich habe ein paar echte Steaks mitgebracht. Sie sind vorbereitet. Brauchst nur den Grill einzuschalten.“ Während Mark das Fleisch briet, trat Wally zu ihm, sah dem Sohn eine Weile zu, sagte dann obenhin: „Ich muss heute Nachmittag hinüber nach Charleston, dienstlich. Ich denke, wir fahren gegen sechzehn Uhr mit dem Schnellboot. Zu tun habe ich höchstens eine Stunde, dann könnten wir ein wenig bummeln, einkaufen.“ In Mark regte sich sofort Abwehr. Zu oft sorgte die Mutter in der letzten Zeit für gemeinsames Tun. Früher wäre es ihm nicht eingefallen, ihr scharf zu entgegnen. Doch nun musste er sich beherrschen, um nicht aufzubrausen. So erwiderte er lediglich abweisend: „Ich komme nicht mit.“ Die Mutter fühlte sich durchschaut, biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. Mark befasste sich mit den Steaks. „Hast du etwas vor?“, fragte sie gewollt behutsam und sah ihn von unten her an. „Ja.“ »Mit Li wieder ...!“ Nur eine Sekunde zögerte Mark. „Ja!“ Es klang patzig und verbindlich. Sie schwieg, kehrte aber nicht wieder an ihre Arbeit zurück. Sie sah dem Sohn zu, wie er das Steak aß, ohne rechte Freude am seltenen Genuss. Und auf einmal tat es ihr leid, diese Unlust verursacht zu haben. In diesem Augenblick wurde es Wally Esch bewusst, sie würde so nichts, gar nichts erreichen. Der Spalt zwischen ihr und dem Sohn würde sich vergrößern. Und ein weiteres Mal setzte sie an, sich Mark völlig zu offenbaren, ihm rückhaltlos erklären, ihn einweihen ... >Er hat das Recht darauf, zu wissen!< Aber auch das hatte sie sich schon hundertmal vorgenommen - immer wieder. Stets fielen ihr die gleichen Gegenargumente ein: >Der Sohn ist zu jung. An seinem Anderssein hat er ohnehin genug zu tragen. Und du, Wally, kannst du es noch verkraften? Ich konnte nicht ahnen, dass er bereits in diesem Alter eine Gefährtin wünscht. Musste ich nicht annehmen, dass er wie andere noch fünf bis zehn Jahre damit warten würde? Nein, Wally! Das sind Ausreden! Gerade, dass er sich verhält wie andere, kannst du am allerwenigsten annehmen! Nichts überstürzen!“ Die letzte Empfehlung dieses Newsletters gilt dem 3. Teil aus der „Zeitreisenden“-Reihe von Hardy Manthey. Dessen Titel lautet: „Das Gold der Wüste - endlich am Ziel?“: Diesmal scheint die schwedische Ärztin Maria Lindström aus dem 22. Jahrhundert, die in der Antike als elende Sklavin Aphrodite ihr kümmerliches Leben fristen musste, endlich in der Welt um 150 vor unserer Zeitrechnung angekommen zu sein. Sie ist keine Sklavin mehr, sondern reist als reiche und mächtige Frau zurück auf die Insel Sizilien. Sie wird Herrin über Leben und Tod! Doch der Tempel und damit die Botschaft an die Menschen der Zukunft bleiben immer noch eine Illusion. Nur das Gold, das in der Landefähre lagert, kann das ändern. Doch die Landefähre steht in der fernen Salzwüste, die heute zu Tunesien gehört. Wird sie Männer finden, die mit ihr zusammen die Gefahren nicht scheuen und das Gold bergen? Wird ihr Ehemann ihr diese Reise erlauben? Kein Römer hat zu dieser Zeit je diese Wüste mit eigenen Augen gesehen. Wird die magische Kraft des Goldes ausreichen, die Männer zu überzeugen? Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark überarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berücksichtigt. Und so liest sich der Anfang der dritten Teils. Er ist überschrieben mit „Wieder in Syrakusae“: „Der Anblick der vielen bunt bemalten Kriegsschiffe fasziniert Aphrodite immer wieder. Es beeindruckt sie, wie vor und hinter ihr eine lange Kette von Kriegsgaleeren mit vollen Segeln an der Ostküste von Sicilia entlang segelt. Nur der Anlass dazu stimmt Aphrodite traurig. Der Hochkultur Karthagos wird nun der Todesstoß versetzt. Tausende Menschen werden umgebracht. Zehntausende, vielleicht Hunderttausende werden in die Sklaverei verschleppt. Sechs Tage hat sie in Messina auf die Schiffe warten müssen. Mit dem Pferd wäre sie jetzt schon in Syrakusae. Ihr Mann hat mit den Briefen und Befehlen der Offiziere, die die Flotte für Syrakusae ankündigen sollen, auch ihr Kommen ankündigen lassen. Die Nachrichten von flüchtigen und plündernden Sklaven machen den Landweg unsicher und es ist fraglich, ob wirklich eine Nachricht ankommen wird. Nun genießt sie hier die ruhige Reise. Auch der Blick auf die Küste hat sie für das Warten entschädigt. Vor allem der Ätna wirkt aus der Ferne beeindruckend. Heute hat der Vulkan sich leider hinter einem Wolkenschleier versteckt oder sind sie schon zu weit entfernt? Sie ist froh, dass sie in Messina nicht noch länger warten mussten. Denn sie durfte nicht in die Stadt. Die Therme und der Strand waren für sie tabu. Genauso tabu scheinen für sie die Kinder ihres Mannes zu sein. Die Tochter Melissa wechselt wenigstens ab und an mit ihr drei Worte. Sein Sohn Flavius behandelt sie wie Luft. Sie haben noch nicht einen zusammenhängenden Satz miteinander gesprochen. Sie weiß nicht, wie sie an diesen Jungen herankommen soll. Überhaupt, von allem wird sie ferngehalten. Nirgendwo darf sie hin. Angeblich gäbe es zu viele Leute, die von ihr Schutz und göttlichen Rat erhoffen. Darum konnte sie nur zweimal in einer Holzwanne baden. Nur mit angewinkelten Beinen hatte sie darin Platz. Sie ist gespannt, ob in ihre Häuser ein Bad eingebaut wurde. Wenn nicht, wird es das Erste sein, was sie veranlassen wird. Auch im Meer wird sie dann wieder regelmäßig schwimmen gehen. Die Gängelei durch ihren Mann lässt sie sich in Syrakusae nicht mehr gefallen. Besonders seit sie weiß, dass er sich nach der Vergewaltigung ihrer jungen Sklavin Emma zwei Tage später auch an Rose vergriffen hat. Die Ärmste hat er sogar noch brutaler geschlagen, weil sie nicht gleich so funktionierte, wie er es wollte. Sie weiß überhaupt nicht mehr, wie sie sich ihrem Mann gegenüber verhalten soll. Zu ihr ist er zwar höflich und zuvorkommend, aber sie muss mit ihm über sein Verhalten zu ihren Sklavinnen reden. So einfach darf sie seine Taten nicht hinnehmen. Aber wie erklärt sie es ihm bloß, ohne dass sie ihn in Rage bringt und er sie womöglich auch noch schlägt? Für ihr Kind kann das tödlich enden. Ein Schatten auf der Matte kündigt jemanden an. Ihr Mann meldet sich: „Wie fühlst du dich, Aphrodite? Wie geht es deinem Kind? Den ganzen Tag nur faulenzen, das möchte ich auch mal!“ Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, mit ihm ein paar klärende Worte auszutauschen und so sagt Aphrodite: „Danke, mir und dem Kind geht es gut! Was man von dir offensichtlich nicht behaupten kann. Warum hast du dich an meinen beiden Sklavinnen vergriffen? Willst du sie schwängern?“ „Wozu sind denn schließlich deine beiden Sklavinnen da? Soll ich lieber zu den Huren gehen? Ich bin ein Mann und brauche regelmäßig eine Frau. Ich nehme sie mir noch nicht mal täglich vor. Nur dann, wenn ich es gar nicht mehr aushalte!“, empört sich ihr Mann. Beschwichtigend mahnt sie: „Ich dachte eigentlich, dass ich für deine Befriedigung zuständig bin!“ Er kontert verbittert: „Das bist du auch. Noch geht es auch bei dir und macht Spaß. Aber wenn bei dir auch von hinten der riesige Bauch zu sehen ist, habe ich vielleicht keine Lust mehr auf dich. Dann habe ich mir deine Mädchen schon eingeritten. Wenn du dann entbunden hast, wirst du Tag und Nacht von mir rangenommen. Ich will einen Sohn von dir!“ „Den Sohn sollst du von mir bekommen, wenn es an der Zeit ist. Du kannst mich ruhig bis zum Schluss nehmen. Es ist sogar sehr gut für die Geburt, wenn du täglich mit mir schläfst. Lass lieber die Mädchen dafür in Ruhe. Bitte!“, bettelt Aphrodite und hofft auf seine Einsicht.“ Und wer den Weg die Zeitreisenden weiter verfolgen möchte, dem sei hier noch gesagt, dass aus dieser Reihe von Hardy Manthey bislang insgesamt 15 Teile vorliegen, also genügend Lesestoff, um damit durch die Zeiten zu reisen … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3753 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 7 years
Text
Spannende Tatsachen, ein dringendes Telegramm, Kraken-Alarm und eine mysteriöse Botschaft - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Rund 40 Bücher mit einer Gesamtauflage von fast sechs Millionen Exemplaren hat der in der vergangenen Woche in Ahrenshoop nur wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag verstorbene Schriftsteller Wolfgang Schreyer zwischen 1952 und 2016 geschrieben. Dazu gehören auch die beiden ersten der fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 24.11.17 – Freitag, 01.12.17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Auch diese beiden Titel belegen das besondere Kennzeichen seines Schreibens: spannend und auf hervorragend recherchierten Tatsachen beruhend, spannende Tatsachen eben. Das trifft auch auf „Entscheidung an der Weichsel“ von 1960 und auf „Preludio 11“ von 1964 zu. Das erneute oder erstmalige Lesen lohnt sich. Und „Preludio 11“ kann man sich, wenn man will, sogar ansehen, gehört es doch zu den nicht wenigen Schreyer-Romanen, die auch verfilmt wurden. Der deutsch-kubanische Spionagefilm ist inzwischen auch auf DVD erschienen. Auch die drei anderen Angebote dieses Newsletters von Max Walter Schulz, Carlos Rasch und Hardy Manthey sind jeweils auf ihre Art spannend erzählt, berichten wie bei Schulz von Geschehnissen, die mit dem zweiten Weltkrieg zu tun haben, sowie bei Rasch von der Zukunft und bei Manthey von einer geheimnisvollen Zeitreisenden, die ein ganz bestimmtes, aber nur sehr schwer zu erreichendes Ziel verfolgt. Ob sie es diesmal schafft? Erstmals 1960 veröffentlichte Wolfgang Schreyer im Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR in Berlin seinen Dokumentarbericht über Vorgeschichte und Verlauf des Warschauer Aufstandes „Entscheidung an der Weichsel“: Wolfgang Schreyers erstmals 1954 erschienener Roman „Unternehmen Thunderstorm“ war 17 Jahre lang im Buchhandel erhältlich, insgesamt wurden 200.000 Stück verkauft. In seinem autobiografischen Roman „Der zweite Mann“ schrieb er: „Jede mir zugängliche Quelle, jeden erreichbaren Zeitzeugen befrage ich, sitze in Lesesälen, zapfe aus Ost und West alles an, bis sich ein Bild formt in mir ... Am Triumph nagt nur ein Zweifel: Trifft die Deutung des Geschehens, der ich gefolgt bin, auch restlos zu? Hätte die Rote Armee zwar nicht im August, aber vielleicht doch im September 1944 Warschau nehmen und die letzten Aufständischen retten können?“ Die Rechercheergebnisse zu seinem Roman wurden in dem 1960 beim Verlag des Ministeriums der Nationalen Verteidigung erschienen Sachbuch exakt, verständlich und gut lesbar dargestellt. Das Buch schildert den Warschauer Aufstand, wie er war; es verschweigt nichts. Der Autor enthüllt die Methoden internationaler Spionagedienste, beschreibt das von den Engländern geplante militärische Großunternehmen im Detail, die Rolle der Generale, Konzerndirektoren und Diplomaten, die Gräueltaten der SS, Verhandlungen in Moskau ebenso wie Operationen der Roten Armee. Seinem Buch hatte Wolfgang Schreyer eine aufschlussreiche Vorbemerkung vorangestellt, in der er sein Vorhaben erklärte: „Die Leser des Romans „Unternehmen Thunderstorm“ mögen sich fragen, weshalb der Verfasser dieses Buches heute jene Vorgänge wiederum aufgreift und sie in der vorliegenden Form darstellt. Ihm ging es darum, verlogenen Schilderungen, wie sie besonders vom westdeutschen Rundfunk und in Westillustrierten beharrlich verbreitet werden, erneut entgegenzutreten: Diesmal unter Verzicht auf jede erfundene Einzelheit oder romanhafte Episode, an Hand unwiderlegbarer Dokumente. Auch ist in den sechs Jahren, die seit der Niederschrift des Buches verstrichen sind, von polnischer Seite viel neues Tatsachenmaterial veröffentlicht worden, mit dem er, um das früher gegebene Bild zu ergänzen, seine Leser bekannt machen möchte. W. S. 1960 Eine Stadt widersteht Im Morgengrauen des 1. September 1939 drang die Wehrmacht in Polen ein. Der zangenförmige Grenzverlauf ermöglichte ihr einen Umfassungsangriff, wie zuvor im Falle der Tschechoslowakei. Deutsche Soldaten, zu Revanche und Völkerhass erzogen und durch monatelange Hetzpropaganda aufgeputscht, zerbrachen triumphierend Zollschranken, stürzten Grenzpfähle um und überfluteten nun auch dieses Nachbarland. Auf die Untätigkeit der Westmächte bauend, setzten Hitlers Generale die Masse ihrer aktiven Verbände und alle motorisierten Truppen im Osten ein. So hatte die nagelneue Kriegsmaschine des deutschen Imperialismus leichtes Spiel: 58 faschistische Divisionen warfen sich auf 32 polnische, 2000 moderne Flugzeuge zerfetzten 900 veraltete, Panzer mähten Kavallerie nieder. Von England und Frankreich völlig im Stich gelassen, ging Polens Armee nach tapferer Gegenwehr unter. Die Goebbelspropaganda höhnte: „Mit Mann und Ross und Wogen, hat sie der Herr geschlagen.“ Hitlers Blitzsieg schien vollkommen. Denn rascher noch als die Armee zerfiel der polnische Staat. Schon am 6. September floh die reaktionäre Regierung, an ihrer Spitze Marschall Rydz-Smigly, aus der Hauptstadt. Fünf Jahre hindurch hatte sie mit Nazideutschland Freundschaft gepflegt, im März 1939 noch an der Zerstückelung der Tschechoslowakei teilgenommen - nun entwich sie mitsamt dem Goldschatz über die rumänische Grenze. Am 8. September erreichte die Vorhut der 10. Armee, das Panzerkorps Hoepner, den Südwestrand Warschaus. Sie griff aus dem Marsch heraus an. Ihr Versuch aber, quer durch die Arbeitervorstadt Ochota ins Zentrum zu stoßen, scheiterte am Widerstand von Garnison und Bevölkerung. Die Warschauer rissen das Pflaster auf, stürzten Straßenbahnwagen um, schossen aus Kellern und Dachluken. Dutzende Panzer blieben auf der Strecke, der Rest machte kehrt. Die Wehrmacht biss auf Granit. Drei Wochen lang hielten die Verteidiger aus, eingekreist und ohne Hoffnung. Ihr Heldenkampf reizte die Nazigenerale zum ersten brutalen Zerstörungswerk des Zweiten Weltkriegs. Sie ließen Warschau erbarmungslos bombardieren - wie bald darauf Rotterdam, London und Belgrad. Die brennende Stadt behauptete sich bis zum 28. September; dann erlag sie der Übermacht. Und über die Ujazdowska-Allee, über den trümmerbedeckten Pilsudskiplatz, auf dem inmitten seiner Generale Hitler stand, knallten faschistische Paradestiefel. „Das Schicksal hat entschieden ...“ „Polen ist als Kriegsschauplatz ein guter Bekannter unserer alten Heere“, schreibt um diese Zeit der Wiener Generalmajor Kerchnawe, und er macht den geraubten Bissen als künftige Militärprovinz genussvoll schmackhaft: „An Unterkünften ist kein Mangel. Verpflegung, auch für große Heere, ist in Polen ausreichend aufzubringen. Die klimatischen und sanitären Verhältnisse sind bei guter Witterung günstig. Das vielfach gehörte Urteil, Polen bestehe nur aus Wald und Sumpf, ist vollkommen unrichtig ...“ Als sie diese Sätze drucken, haben die Eroberer längst gehandelt. Auf der Krakauer Burg, auf dem Warschauer Brühlpalais weht die Hakenkreuzfahne, und auch vom letzten Marktflecken haben sie Besitz ergriffen. Noch während des Vormarsches hat der Oberbefehlshaber des Heeres als Inhaber der vollziehenden Gewalt das polnische Verwaltungspersonal verhaftet oder verjagt und es durch Nazis ersetzt: Je ein Landrat mit zwei Hilfsbeamten und sechs Gendarmen rückt hinter der angreifenden Truppe in die oft noch brennenden Kreisstädte. Es folgt die Gestapo. Man schafft „Ordnung“. Binnen weniger Wochen macht der Faschismus aus Polen ein Zuchthaus und aus Warschau eine „deutsche Stadt". 3000 „Volksdeutsche“ hat es beim Einmarsch dort gegeben, nun schwillt die Zahl an. Eine vieltausendköpfige Bürokratie, Parteidienststellen, Besatzerfamilien und das Personal deutscher Firmen machen sich breit. An Kinos, Droschken, Restaurants und Straßenbahnen erscheint das Schild NUR FÜR DEUTSCHE. Geschäfte firmieren zweisprachig, die 98 Hauptstraßen erhalten deutsche Namen. Im Spätherbst 1939 treffen sich Warschaus neue Herren im Hotelrestaurant „Europa“ am Adolf-Hitler-Platz, sie sitzen - meist gestiefelt und graugrün, braun oder schwarz uniformiert - in Weinstube, Bar oder Tearoom des Café-Club-Cabarett oder speisen in der „Silbernen Rose“ („geführt von deutschem Besitzer“). Sie bewohnen Barockpaläste. Die besten Kinos und sämtliche Theater sind für sie. Sie planen Schlosskonzerte, Ballettabende, Weichselregatten. Im Fußballstadion spielt Schalke 04 gegen die „Deutsche Sportgemeinschaft Palais Brühl“. Man beschlagnahmt Schwimmbäder und Tennisplätze, reitet, saust im Auto durch die Stadt und kauft die Läden leer. Gefragt sind Pelzwerk, Schmuck und Schuhe. Man zahlt mit Besatzungsgeld; ist der Geschäftsinhaber Jude, wird beschlagnahmt oder erpresst. Zum Statthalter beruft Hitler seinen „bewährten Mitkämpfer, Reichsminister Dr. Frank“, und ermächtigt ihn mit Erlass vom 12. Oktober 1939 „innerhalb seines Machtbereichs Recht zu setzen“. Von nun an ist das Wort dieses später in Nürnberg gehenkten Faschistenhäuptlings für ein ganzes Volk Gesetz.“ Nur vier Jahre später befasste sich Wolfgang Schreyer zum ersten Mal mit den damals hochaktuellen Entwicklungen in der Karibik. Die Rede ist von seinem erstmals 1964 beim Verlag Das Neue Berlin erschienenen Roman „Preludio 11“. Dem E-Book liegt die überarbeitete Fassung von 1988 aus dem Militärverlag der DDR zugrunde: Preludio 11 ist der Deckname eines Kommandounternehmens zur Vorbereitung der Intervention an der Südküste Kubas Anfang der sechziger Jahre. Eine Gruppe Emigranten, Abenteurer und Feinde der Revolution wird in der Sierra del Mico, einer abgelegenen, gebirgigen Gegend, abgesetzt. Der Trupp soll das Einsatzgebiet aufklären, Informationen sammeln und den Boden für das spätere Eingreifen der Hauptkräfte vorbereiten. Die Feinde haben aber ihre Rechnung ohne die Wachsamkeit und den Kampfesmut einfacher kubanischer Menschen gemacht ... Ein spannender Aktionsroman von 1964, dessen Authentizität überzeugend wirkt und den heutigen Leser immer noch anspricht. Wolfgang Schreyer hatte auch das Drehbuch zu dem gleichnamigen, in einer Gemeinschaftsproduktion mit Kuba gedrehten DEFA-Film in der Regie von Prof. Kurt Maetzig geschrieben. Und hier ein erster Eindruck von „Preludio 11“, in dem wir Carlos Palomino kennenlernen: „Um drei Uhr nachts läutete das Telefon. Ich hob ab, ohne mich zu melden, hörte jemand atmen. Sie belauerten mich wie beim letzten Mal, führten ihren sinnlosen Nervenkrieg. Sicher wussten sie inzwischen, dass ich das Zimmer gewechselt hatte... Da fragte eine Stimme: „Carlos Palomino, hörst du den dumpfen Ton?“ „Wer spricht da? Wer sind Sie?“ „Das ist die Karibische Flotte mit dem ersten atomgetriebenen Flugzeugträger der Welt. Hör hin, Carlos, man hört das nicht alle Tage... Macht dich der Ton nicht nervös?“ Ich wollte antworten, doch schon war die Leitung tot. Und wieder glaubte ich das ferne Summen wahrzunehmen. Es stieg aus dem Meer, kroch über die Uferstraße, durchdrang das hermetisch verschlossene Doppelfenster des Hotels. Ein dunkler, alles durchbohrender Laut. Bei der Ankunft, gestern Abend vorm Armeeministerium, hatte ich ihn zum ersten Mal gehört. Da glaubte ich noch, er stecke in meinem eigenen Kopf. Mein Gott, wie lange war das her. Sie hatten im teuersten Hotel Habanas für jede Etage eine spezielle Farbe, von der Lifttür bis zum Aschenbecher, das erleichterte die Orientierung und tat dem Auge wohl. Das Zimmer im zwanzigsten Stock glich haargenau meinem im elften; aber alles, was dort resedagrün gewesen war - Bettzeug, Krepppapier und Badewanne -, war hier mimosengelb. Und das gab es auch noch in Bleu, in dezentem Orange und in anderen gebrochenen Tönen. Nur die Mikrofone waren nicht angepasst, obwohl gerade da zarte Farbgebung notgetan hätte. Ich hatte längst heraus, dass hier keines installiert worden war. Anscheinend war dieses Zimmer für weniger wichtige Leute bestimmt. Ich deckte mich nur mit dem Laken zu und lauschte dem Winseln der Klimaanlage. Doch der Schlaf wollte nicht mehr kommen. Erst dachte ich an die militärische Lage, dann an meine eigene. In gewissem Sinne hing beides zusammen. Mir gingen die Meldungen der letzten zwölf Stunden durch den Kopf. Ich zählte sie auf: die Warnung vor den Froschmännern, das US-Radarschiff auf der Höhe von Matanzas, der Sabotageakt im E-Werk dort, die atomgetriebene „Enterprise“, der angeknackte Güterzug, die „Voodoo“ über der Sierra, der Tieffliegerangriff auf die Avenida Monumental, das Elektronenhirn an Bord der Invasionsflotte, der Schlag gegen unsere Flugplätze. Und die Schutzhaftlisten, Alarmstufen, unklaren Weisungen, die Milizmobilisierung, Sandsackbarrikaden, Befestigung der Fichteninsel, der Entwicklungsplan für die Sierra - unsere Gegenmaßnahmen. Ich wog das gegeneinander ab. Aber da war nicht viel zu wägen. Die Zeit verstrich, ich rollte von einer Seite auf die andere und fragte mich, was draußen geschah, hinter den luftdicht schließenden Scheiben. Das hatte sich wie toll gejagt, nun lag ich unter meterdicker Watte. Die vier Sender im Nachttischradio schwiegen, der Hausfunk spielte den „Lonely Boy“ und verstummte dann auch. Das Telefon wurde todsicher von Estébans Freunden abgehört, einen Wagen mit UKW-Empfang hatte ich nicht mehr. Die Stille konnte alles oder nichts bedeuten. Falls die Yanquis nicht gerade am Malecón landeten, um ihre Botschaft wieder in Besitz zu nehmen, würde man nichts merken. Gegen halb zwei stand ich auf; in diesem Aquarium war man von jeder Nachricht abgeschnitten. Was tun, ins Ministerium fahren? Mir fielen die erstaunten Blicke ein. („Du hier, Carlos? Es besteht kein Grund, den Kopf zu verlieren!“) - Ich duschte kalt, legte mich wieder hin. Ein Weilchen blätterte ich in dem Bedside-book. Spionagegeschichten, Raubüberfall, Erpressung, Rauschgift, Mord. „Warnung: nicht nachts lesen!“ Ich knipste die Lampe aus; dies war jetzt blutige Wirklichkeit. Über mir kräuselten matte Lichter, letzte Signale der Außenwelt. Schatten fielen, glitten und hüpften im Rhythmus der Neonwerbung quer über die Zimmerdecke. Es war, als ob sie Linien auf einen Wasserspiegel warfen, Skizzen zu längst versunkenen Bildern. Und das alles begann zu leben. Gesichter und Landschaften, Stimmungen und Erlebnisse stiegen vom Meeresgrund herauf. Selten blickt man so zurück, denn es taugt nichts. Männer wie Mädchen, an denen was dran ist, haben gewöhnlich keine Zeit dazu. Wahrscheinlich wurde ich alt - jedenfalls für unsere Begriffe. Bei uns in Lateinamerika macht man, wenn überhaupt, in der Jugend Karriere und bleibt dann stehen, fett geworden oder ausgebrannt, ein erkaltender Vulkan. In mir aber war nichts erloschen, unendlich viel blieb noch zu tun. Ich war mit einem Zeitzünder auf die Welt gekommen. Das Leben fing für mich erst mit dreißig an, als mein Traum in Erfüllung ging, Bergingenieur zu werden. Die Eltern waren tot, auch sonst stand niemand Pate, ich wurde es aus eigener Kraft. Lange hatte es gedauert, bis das Geld beisammen war. Das Lohnniveau der fünfziger Jahre war eine erstklassige Bremse für solche Burschen wie mich. Ich war Ziegeleiarbeiter gewesen, Asphaltkocher beim Straßenbau, Monteur in einer Ölraffinerie; zwischendurch auch Zigarrenmacher, Hilfslaborant in der Zuckerzentrale Palma Soriano und Fahrer eines Elektrokarrens auf dem US-Stützpunkt Gunatánamo, wo ich mein bisschen Englisch lernte. Zuletzt hatte ich in Santiago Schreibmaschinen verkauft, für fünfzig Peso Fixum und zehn Prozent Provision. Damit gelang mir der Absprung, aber bloß, weil ich nicht verheiratet war.“ Auch um einen Krieg und um seine Nachwirkungen geht es in der erstmals 1981 vom Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig gedruckten Novelle „Die Fliegerin oder Aufhebung einer stummen Legende“ von Max Walter Schulz: Ljuba ist tot. Dass Hellriegel es durch Gitta, seine geschiedene Frau, erfährt, hat Ljuba selbst so gewollt. Und auch, dass er nach Moskau zu ihrem Begräbnis kommt, wo er Andrej, ihrem und seinem Sohn, begegnen wird. Drei Jahrzehnte sind vergangen. Doch was im Jahr 1944 an der bjelorussischen Front mit Hellriegel und Ljuba geschah, rückt plötzlich wieder sehr nah. Ein Tag, fast schon Legende, kettete sie auf Tod und Leben aneinander, zwang sie gemeinsam zum Widerstand, erzwang ihre Kraft, Trennendes zu überwinden. „Mich interessiert die Möglichkeit des Menschseins mitten im Hass“, sagt Max Walter Schulz. In dieser Novelle gestaltet er die ungewöhnliche Liebe zwischen einer sowjetischen Fliegerin und einem einstigen faschistischen Soldaten, der sein Vaterland verliert und sich selber gewinnt. Welcher Anstrengung bedarf es für Gitta, die Bedeutung jenes einzigen fernen Tages im Leben Hellriegels zu verstehen, und welch langen Weges bedarf es für ihn, sich ganz zu befreien? Wir begegnen dem Lokführer Hellriegel, als er eine ebenso dringende wie traurige Nachricht bekommt – mitten auf der Strecke, als er zu einem außerplanmäßigen Halt gezwungen wird: „I. Der Esel schrie zur Sonne in der Nacht Heute nun, in der Nacht zum 20. Januar, im zehnten Jahr nach seiner unglückseligen Erzählung, hat das Schicksal einen wirklichen, endgültigen Schlusspunkt gesetzt hinter die alte, wirre, reichlich unpassende Geschichte. Hellriegel wird heute davon erfahren wie aus dem Jenseits. Er wird das Frühstücken vergessen und schmerzhafter unberaten sein denn je zuvor. Die Fahrt geht zu Tal. Von den Baggern auf den Terrassen des Tagebaus über weite Schleifen hinunter zur Sohle. Er hat vierzehn Waggons Abraum, vierzehn mal fünfundzwanzig Tonnen Last hinter der E-Lok. Was ist das schon. Für ihn ist es das Alltägliche, seit zehn Jahren das Alltägliche. Auf der Sohle wird gekippt, der Graben verfüllt. Das machen andere. Für ihn geht's nach dem Kippen im Schub wieder hoch, dann vorspännig wieder runter. Nichts Langweiliges. Auf der Maschine ist man sein eigner Herr. Fahrer, Abschmierer, Streckenfuchs. Freie Findigkeit schafft kurze Weile. Mal fährst du Abraum, mal fährst du Kohle. Abraum zur Sohle oder zur Kippe. Kohle zum Kraftwerk oder zur Brikettfabrik. Wie die Dispatcherzentrale will. Du bist dem Hauptdispatcher unterstellt, und der Hauptdispatcher ist dir unterstellt. In der Kampfgruppe ist der Hauptdispatcher mir unterstellt. Ausgewogene Verhältnisse. Darauf kommt schließlich alles an. Hellriegel sagt, seine Arbeit mache ihm Spaß. Selten, dass ihm ein Waggon ausgleist. Schon Kunst, wie er abgesacktes oder schlingerndes Gleis befährt. An Medaillen fehlt's dem Manne nicht. Heute fährt er also Abraum in der Frühschicht. Es ist gleich halb neun. Nach dem Kippen wird er frühstücken. Der Januarmorgen, grau und träge, befällt die aufgerissene Erde wie Mehltau. Im harschen Schnee höhlen rußige Lunker. feuchtkalte Luft und die Abgase von der Schwelerei schlieren gegen die Frontscheiben. Die Scheibenwischer laufen. Es riecht nach Schwefel und Mühsal. Benno Hellriegel wird heute nicht zum Frühstücken kommen. Heute nicht. Das kann er jetzt, kurz vor halb neun, noch nicht wissen. Jetzt fährt er mit dreihundertfünfzig Tonnen Achslast zu Tal und denkt sich etwas aus gegen die Mühsal des trüben Tages. Himbeergesträuch wird wieder rascheln, Eidechsen werden wieder besonnte Kiesel umtanzen. Denken hilft, wenn einem der Spaß vergehen will. Denken und sich gut stehen mit der Natur. Am unteren Stellwerk steht das Lichtsignal auf Halt. Hellriegel flucht. Tränt der Stellwerker? Der Zug, der vor ihm kippte, hat ihn schon aufwärts passiert. Signal ist Signal. Den Bremsdruck erhöhen. Gefühlvoll. Nicht alle Bremsbacken fassen gleichmäßig. Eisen schleift nun schrill auf Eisen. Die Klangringe auf den Achsen schlagen hell und hart dazwischen. Der Zug puffert, stottert. Nicht ganz zu vermeiden. Ein Mann verlässt das Stellwerk, geht ans Gleis, verharrt dort. Ein Mann im dunklen Mantel, Koppel übergeschnallt, Pelzkappe, Stiefel. Wird einer vom Betriebsschutz sein, der mitgenommen werden will. Der Zug kommt zum Stehen. Der Einstieg zur Maschine befindet sich genau auf der Höhe des wartenden Betriebsschutzmannes. Hellriegel schiebt das Rollfenster hoch: „Was ist? Hast du Erbsen im Schuh?“ – „Ein dringendes Telegramm von weither“, antwortet der Mann. Die Poststelle in Großgähren, beziehungsweise eine Frau Hebelaut, habe es telefonisch sofort nach Empfang ans Kombinat weitergeleitet. Sie meine, der Inhalt pressiere. Auch betrieblicherseits meine man, dass der Inhalt pressiere. Die Kombinatsleitung böte Unterstützung an. In Form von sofortigem Urlaub, bezahltem oder unbezahltem, sowie bei der Erledigung der Formalitäten. Hellriegel hat sich aus der Fahrerlaube gebeugt und nimmt einen verschlossenen Umschlag mit Werk-Aufdruck entgegen. Es verschließt ihm vollendes den Mund, als er sieht, wie der außerordentlich bevollmächtigte Bote zwei Finger an die Kappe legt, militärisch kehrtmacht und ins Stellwerk zurückstapft. Im Aufrichten sieht er Max, den Stellwerker, oben am Stellwerksfenster stehen, die Szene betrachtend mit gelassener Anteilnahme. Wie der Stellwerker Hellriegels verwirrtem Blick begegnet, zieht er sich sofort vom Fenster zurück. Dem Boten wird er seinen Leib- und Magenspruch verpassen: So ist das Leben! Ein Unglück aufs andere. Kauf dir ein Reitschwein... Hellriegel ist bewusst, dass er eine Unglücksbotschaft in den Händen hält. Die Kollegen bezeigten deutlich scheuen Respekt. Allgemein nur noch bei tödlichen Unfällen zu bemerken. Es kann nur Gitta betreffen. Es kommt von weither. Gitta, seine geschiedene Gitta, ist der einzige Mensch in weiter Ferne... Gitta ist tödlich verunglückt... Vor vier Jahren ging sie in die SU, nach Moskau, als Auslandskorrespondentin beim Rundfunk. Ihr Traum... Im März wären die vier Jahre um gewesen. Da wäre sie zurückgekommen. Sie hatte schon die neue Stellung in Berlin... Vorigen Sommer war sie plötzlich in Großgähren aufgetaucht, einfach mal zu Besuch, zu einem Kaffeeklatsch. Das einzige Mal seit der Scheidung. Einen andern hätte sie immer noch nicht gefunden. Freunde halt. Dann und wann auch mal einen zum Schlafen. Aber alles Nitschewo mit Liebe und so. Ganz aufgeräumt, ganz lustig und heiter war sie gewesen. Fast schon unmenschlich lustig und heiter... Einen kupfernen Topf hatte sie ihm mitgebracht, einen alten, bäurischen, vom offenen Feuer gezeichneten... Hatte Tee gemacht, in der Küche, auf Gas, der musste draußen im Garten getrunken werden. Auf dem Gartentisch der kupferne Topf mit den Feuermalen. Und der Gartentisch musste dorthin, wo der Fingerhut steht. Der stand noch vergangenen Sommer. Der ging ihr bis zur Brust... Dann hat sie fotografieren wollen. Unbedingt. Stillleben: Tisch mit Geschiedenem, mit Topf und blauem, blauem Fingerhut... Wenn nichts Unmenschliches an ihr war, etwas Unheimliches ist an ihr gewesen... Sie versprach Abzüge zu schicken. Nichts ist gekommen. Das ist gekommen. Das. Als letztes. Von ihrer Dienststelle wahrscheinlich... Sie hatte weiter keine Angehörigen... Angehörigen... Angehörigen... Der Streckenwärter sieht, dass der Kollege in der Fahrerkabine nicht die Kraft hat, den Briefumschlag zu öffnen. Da muss man etwas tun. Da schaltet der Streckenwärter die Strecke frei. Das Leben geht weiter. Der Dreck muss weg. Reiß dich zusammen, Kumpel! Fahr los! Der Kumpel fährt nicht los. Der Kumpel bricht den Briefumschlag auf und liest das Telegramm. Da schaltet man eben noch mal auf Halt. Noch mal kurz. Man wird sehen, wie er's aufnimmt. Hellriegel nimmt folgenden Text nun in sein Bewusstsein auf: Heute Nacht verstarb Ljuba. Nach Lungenoperation. Ihr Bruder, General Kondratjew, bittet dich, an der Beerdigung teilzunehmen. Freitag, 24. Januar, 14.50 Ortszeit. Friedhof Nowo Alexandrowskoje. Bitte zur Teilnahme ergeht auf ausdrücklichen Wunsch der Verstorbenen. Ljuba stand auch mir nahe. Erwarte dich Donnerstag, 25., mit Interflug, Flug Nr. 600 am Flughafen Scheremetjewo. Hotelzimmer für dich bestellt. Gitta.“ Nun aber geht es wieder ein paar Jahre zurück und doch zugleich in die Zukunft, in eine utopische Zukunft. Erstmals 1968 hatte Carlos Rasch im Verlag Neues Leben, Berlin als Band 81 der Reihe „Spannend erzählt“ unter dem Titel „Krakentang“ wissenschaftlich-fantastische Erzählungen veröffentlicht. Das E-Book bringt die unveränderte Originalausgabe vom Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts: Hunderte Meter unter das Packkeis am Polarkreis, zehntausend Meter hoch in den Jet-Sturm über dem Atlantik, auf die Mondoberfläche und weit über unser Sonnensystem hinaus in die Galaxis führt uns der Autor in diesen wissenschaftlich-fantastischen Erzählungen. Der Kampf Marlies van Treddenkamps gegen die fehlmodulierten Mortis-Polypen, der Rekordflug Kuba - Bagdad mit einem Unterschallflugzeug, das im Jet-Orkan im Überschall fliegt, und die Aufklärung einer unterseeischen Katastrophe sind sicher Probleme der nächsten Jahrzehnte: Was hier an fantastischen Möglichkeiten geschildert wird, kann morgen schon Wirklichkeit sein. Mit dem Untergang der „Astronautic“, dem Unirdischen Raumschiff und der Mondstaubbarriere hat Carlos Rasch Raumfahrtthemen der ferneren Zukunft gestaltet. Bei aller Fantastik des Geschehens bleibt er auch hier den sich heute abzeichnenden Entwicklungslinien in Wissenschaft und Technik treu. Als Einstieg hier der Beginn des 1. Kapitels der Titelerzählung „Krakentang“: „Werner Wagenburg verzog ärgerlich sein Gesicht und schimpfte: „Verdammtes, ekelhaftes schwarzes Teufelspack!“ Mit einem Sprung war er am Bullauge, zog die lange Rutenantenne zu sich in die Funkkajüte zurück und schlug dann hastig das runde Fenster mit dem dicken Glas zu. Fast wäre auch noch diese letzte Sendeantenne abgerissen worden. Draußen vor dem Bullauge pendelte ein langer geschmeidiger Arm hin und her; wenige Augenblicke später waren es schon vier und schließlich ein ganzes Bündel, die sich tastend wanden und bogen. Einer davon lag quer über dem Glas und presste es. Werner Wagenburg konnte deutlich die doppelte Reihe kleiner Saugtrichter an der Unterseite erkennen. „Brrr.“ Er schüttelte sich. Wollte das Biest das Bullauge eindrücken? Der Funker überlegte, ob er das Bullauge erneut spaltbreit öffnen sollte, um den Kraken dort draußen mit dem heißen Lötkolben zu vertreiben, als der Ponton der Tangfarm unter einem Brecher erbebte und eine Spritzfontäne gegen seine Kajütenwand schäumte. Der Krake verschwand. Bisher hatte Werner Wagenburg in seiner behäbigen Art die ganze Krakeninvasion immer noch als eine interessante, aber nicht sehr gefährliche Kuriosität angesehen. Er hoffte, dieser Spuk werde, wie schon in den Monaten zuvor, nach wenigen Stunden wieder verschwinden. Aber alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass die Farm dieses Mal von dem Phänomen der Krakenwanderung schwerer als die vorangegangenen Male betroffen wurde. Plötzlich schrillte das LF-Gerät. Werner Wagenburg schnellte herum. Seine Sinne waren durch den Krakenüberfall so wach, dass ihn dieses unerwartete Läuten hinter seinem Rücken wie ein Peitschenhieb traf. „Verdammt noch einmal. Mehr ruhig Blut, alter Junge“, redete er sich zu. „Ein Telefon ist noch lange kein Krakerich.“ Aus dem eingebauten Lautsprecher ertönte die Stimme Peter Skagens, des Ersten Offiziers: „Hallo, Werner! Wie steht’s bei dir? Hast du inzwischen eine Verbindung zum Festland herstellen können?“ „Nichts zu machen, Peter! Die schwarze Bande hat sämtliche Antennen demoliert, und ich wette, dass sie auch noch euer Radar klein bekommt. Vorhin habe ich so einen Krakerich auf dem Radarmast Karussell fahren sehen ...“ „Du hast eine gehörige Portion Humor. Hör auf, mich zu verkohlen. Die Lage ist viel zu ernst“, schimpfte der Erste Offizier. „Das Festland, Werner“, mahnte er. „Du musst eine Verbindung herstellen, egal, zu wem.“ „Ja doch, ja. Die Seefunkstelle auf Teneriffa und auch die auf den Bermudas rufen uns fortwährend. Der Empfang funktioniert, sogar ohne Antennen. Aber Senden, das ist augenblicklich fast unmöglich. Ich versuche es ja schon immerzu. Doch die Kraken erlauben es nicht. Sie passen höllisch auf. Noch nicht einmal ein anständiges SOS brächte ich heraus, wenn es notwendig wäre.“ „Bewahre uns der Himmel davor. Soweit wird es gar nicht erst kommen. - Höre! Du musst eine Antenne fit bekommen. Ich schicke dir einen zweiten Funker zur Hilfe und ein paar Matrosen zum Schutz.“ „Bist du verrückt? Ich werde wie eine Festung belagert. Zu mir kommt niemand durch. Die Biester sitzen schon vor meiner Tür.“ Der Cheffunker auf der Seefunkstelle Teneriffa drehte kopfschüttelnd drei Blatt Papier in seinen Händen hin und her. „Was es doch alles so gibt“, murmelte er. Die Meldungen waren innerhalb der letzten eineinhalb Stunden eingegangen. Die Texte stammten alle drei von dem deutschen Sargassofänger „Kelb 2“, der zur Zeit eintausendsechshundert Meilen weit entfernt auf See stand, sich also etwa über den unterseeischen Felsabhängen der Nordatlantischen Schwelle befand. Das erste Blatt war ein für die Deutsche Farmreederei bestimmtes Funkfernschreiben, das mitten im Satz abbrach: „Funkstation ,Kelb 2‘ - Sturm im Abflauen. Verarbeitung der Tangstränge des Kelb wegen zu großer Wellenhöhe vorläufig nicht möglich. Infolge Sturm keine Algeninseln und keine Tangstränge. Seit heute morgen wieder Krakentang. Etwa zwanzig Polypen auf Deck angeschwemmt. Ihr Verhalten ist harmlos, aber zunehmend unruhig. Farmleitung rechnet mit Zunahme der …“ „Trägerfrequenz erloschen“, lautete die Anmerkung des diensttuenden Fernschreibers, mit Rotstift eingetragen. Das zweite Blatt war das Stenogramm einer Bandaufnahme, die etwas später in der Sprechfunkabteilung der Seefunkstelle gemacht worden war. Einer der Funker auf der „Kelb 2“ hatte offenbar unter dem unmittelbaren Eindruck der Ereignisse gesprochen, denn die Sätze hatten mehr den Charakter einer spontanen Schilderung als den eines offiziellen Berichtes: „Hallo, Teneriffa! Hier ,Kelb 2‘, Station B. Verbindung stehen lassen. Dauerkontakt zum Mitschneiden. Bei uns tun sich nämlich merkwürdige Sachen.“ Erst vor kurzem erschien in der EDITION digital der 16. und vorerst letzte Teil der nur als E-Books veröffentlichten „Zeitreisenden“-Reihe von Hardy Manthey – „Das geheime Haus des goldenen Itzamná. Ein fantastischer Roman“: Im Teil 15 wagte die Zeitreisende Aphrodite in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts den Flug durch die Zeit mit Hilfe einer fremden Zeitmaschine. Der Flug durch das Zeitloch mit dem Militärflugzeug Typ Lockheed C-130A endete mit einer Katastrophe. Das schwer beschädigte Flugzeug stürzte in den Wäldern Alaskas ab. Den Absturz überlebten alle vier Besatzungsmitglieder, vielleicht nur dank der geheimen Kräfte der Zeitreisenden. Erst sehr viel später erfahren die Überlebenden, dass sie im Jahr 833 nach Christus in Alaska gelandet sind. Mit der Zerstörung der Zeitmaschine, Aphrodites eigentlicher Auftrag, war für sie jeder Weg zurück in die Zukunft unmöglich geworden. Doch nur mit der kontrollierten Zerstörung der Zeitmaschine konnte die Entstehung eines Schwarzen Loches verhindert werden. Das Schwarze Loch hätte die Erde und das ganze Sonnensystem für immer geschluckt. Dafür musste sie einen hohen Preis zahlen. Aphrodite hat nur eine einzige Hoffnung, sie muss eine Nachricht über die Zeit hinweg an die Herren der Zeit hinterlassen. Eine Botschaft, so verständlich, dass die die Herren der Zeit sie finden könnten. Nur wenn sie vor ihrem Tod von ihnen gefunden wird, kann sie als Zeitreisende weiterleben. Sie weiß, dass im Süden das Reich der Maya langsam untergeht, aber im 9. Jahrhundert existiert es noch und schafft monumentale Bauten. Obwohl der Niedergang der Hochkultur der Maya nicht mehr aufzuhalten ist, erkennt sie vielleicht aus eigenem Erleben einige Ursachen klarer und kann Theorien der Wissenschaftler der Zukunft ganz zu Fall bringen. Wichtig ist für sie nur, dass ihre gewaltigen Tempel aus Stein die Zeiten überdauert haben. Das können ihr die nordamerikanischen Nomadenvölker mit ihrer einfachen Art zu leben leider nicht bieten. Ihre imposanten Erdhügel und Totempfähle eignen sich leider nicht für Botschaften, die weit über das zwanzigste Jahrhundert hinaus die Menschen erreichen sollen. So hat sie sich schweren Herzens von ihren neuen Freunden trennen müssen und den gefahrvollen Weg in den Süden gewagt. Dort im mittelamerikanischen Kulturraum angekommen, muss ihr Wissen und Können auch die mächtigen Priester der Tolteken überzeugt haben. Denn wie wir aus Teil 15 bereits wissen, gelang ihr es tatsächlich, in einem Tempel im antiken Ixtlan eine Nachricht zu hinterlassen. Wird mit Hilfe der Studenten die Nachricht die Herren der Zeit erreichen? Wird sie rechtzeitig von den Herren der Zeit gefunden? Aber bevor wir überhaupt die geheimnisvolle Zeitreisende finden, machen wir die Bekanntschaft mit den beiden mexikanischen Studenten – und zwar im Jahre 1973 vor der Nationalen Autonomen Universität in Mexiko City. Und die beiden jungen Leute haben offenbar ein Problem, das mit Aphrodite zu tun hat … „Jacob Urueta winkt seiner Freundin Isabella Arriaga lächelnd zu. Sie kommt auf der breiten Treppe, die den Platz in seiner ganzen Länge einnimmt, direkt auf ihn zu. Er geht ihr mit großen Schritten entgegen, umarmt sie und grüßt sie mit einem Kuss auf ihre Wange: „Hallo Isabella, wie geht es dir? Um es dir gleich zu beichten, ich war nicht bei den Leuten von der Presse. Wir müssen alles noch einmal überdenken. So wie die Dinge zurzeit stehen, wage ich es nicht, unsere Entdeckung an die Presse weiterzugeben. Das Flugzeug von Seattle nach Alaska am 20. Dezember 1964 scheint es nie gegeben zu haben. Die Amerikaner mauern offensichtlich. Der Absturz in Alaska im Jahr 833 ist also völlig aus der Luft gegriffen. Die Standortangaben gibt es erst seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts. So wird die Geschichte dieser angeblichen Aphrodite zum Absurdum!“ „Feigling, ich denke, es ist alles klar und duldet keinen weiteren Aufschub. Diese unbekannte Frau, diese Zeitreisende, braucht doch unsere Hilfe“, klagt Isabella sichtlich enttäuscht. Ein zartes Band verbindet sie mit der Zeitreisenden. Diese Frau ist so, wie sie gern sein wollte. Jacob nimmt sie an der Hand und gemeinsam gehen sie über den Platz. Er warnt sie eindringlich: „Wir können nicht übereilt handeln. Das alles kann für uns ein Fiasko werden. Unser Studium, ach was, unsere ganze Zukunft würden wir damit gefährden oder gar ganz aufgeben müssen. Der mysteriösen Frau würde es dann erst recht nicht weiterhelfen. Wir brauchen mehr Beweise, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen!“ „Du willst also kneifen“, empört sich Isabella, von ihm schwer enttäuscht. „Männer sind eben doch Feiglinge!“ Nervös widerspricht er ihr leise mit zärtlichem Unterton: „Das ist nicht so, wie du es glaubst, Schatz. Ganz und gar nicht ist es so. Hast du dir die feinen Linien auf den Platten einmal genauer angesehen?“ Isabella schaut zu ihm auf und fragt: „Was soll der Quatsch denn jetzt schon wieder bedeuten? Du willst dich nur mit neuen fiktiven Ideen rechtfertigen.“ „Das solltest du aber unbedingt tun, bevor du der Presse die Story verkaufst“, warnt er sie und erklärt überlegen wissend weiter: „Ich habe mir alles noch einmal ganz genau angeschaut. Die Linien sind in dem harten Stein so tief und sauber eingeschnitten, als hätte jemand mit der Nadel in Butter die Linien gezogen. So etwas ist mit viel technischem Aufwand erst seit den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts so sauber möglich. Ich fürchte ernsthaft, dass diese feinen Linien erst nach der Bergung der Platten von ihren Entdeckern nachträglich eingearbeitet wurden. Mit etwas Aufwand wäre es eine zusätzliche Aufwertung der Funde, auch wenn ich den Sinn der Geschichte immer noch nicht wirklich begreifen kann. Wenn die Botschaft doch echt ist, wissen wir beide immer noch nicht, ob tatsächlich ein Flugzeug 1964 in Alaska abgestürzt ist. Du hast doch bisher keinen einzigen Hinweis auf so ein Unglück in den Nachrichten der Zeitungen aus dieser Zeit gefunden. Selbst wenn wir etwas Passendes zu so einem Unglück in der Presse finden sollten, hat es nicht das Geringste zu bedeuten. Die Platten liegen seit Jahrzehnten unbeachtet hier. Wahrscheinlich erst lange nach dem Unglück hat sich ein Mann in der Absicht, die Fachwelt zu täuschen, die Mühe gemacht, die Platten so nach seinem Willen zu verändern. Der Betrüger hat dabei nicht bedacht, dass die Platten aus völlig verschiedenen Orten stammen. Irgendetwas muss den Mann vor Jahrzehnten dann doch daran gehindert haben, die so aufgewerteten Platten gewinnbringend zu veräußern. Veröffentlichen wir die mysteriöse Botschaft doch, sind wir es, die dann diesem Betrüger auf den Leim gegangen sind. Wir werden der ganzen Welt der Lächerlichkeit preisgegeben, wenn wir am Ende doch den Schritt der Veröffentlichung wagen!“ Isabella bleibt stehen, hält Jacob fest und widerspricht: „Mein Bauchgefühl als Frau sagt mir, die Botschaft ist echt. Allerdings sind deine Argumente auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Es ist eine Option, die wir nicht ignorieren dürfen. Was ist aber, wenn die Botschaft doch echt ist? Wenn doch im neunten Jahrhundert die Frau mit dem Wissen aus der Zukunft die Botschaft auftragen ließ? Mit dem Wissen aus der Zeit um 1964 war man durchaus in der Lage, so eine Botschaft in so feinen Linien in den Stein zu meißeln. Für mich ist etwas anderes noch viel, viel brisanter. Ist die Botschaft doch echt, muss die Frau eine Zeitreisende sein. Verstehst du, die Frau kann durch die Zeit reisen. Ihr fehlen offensichtlich nur die nötigen technischen Hilfsmittel, ihre Reise durch die Jahrhunderte fortzusetzen. Die Botschaft ist definitiv nur an jemand gerichtet, der selbst ein Zeitreisender ist und sie von dort holen kann. Erfährt er, wo sie lebte, wird er sie von dort auch holen. Es kann nicht anders sein, ihr Retter muss auch durch die Zeit reisen können. Begreif endlich die Bedeutung der Botschaft, Jacob! Wir rufen mit ihr nach einer Zeitreisenden und stellen zugleich den Kontakt zwischen zwei Zeitreisenden her. Nur wir können sagen, wo und in welcher Zeit die Zeitreisende gestrandet ist.“ „Dann soll doch der Zeitreisende die Botschaft selbst lesen und sie von dort holen. Was haben wir damit zu tun?“, widerspricht ihr Jacob und steuert auf eine freie Bank zu.“ Aber mit diesem Vorschlag von Jacob ist die Geschichte natürlich nicht zu Ende. Noch viele geheimnisvolle Abenteuer warten auf sie – und auf Aphrodite. Und vielleicht können die beiden Studenten der Zeitreisenden doch helfen? Im Übrigen ist es mit den Zeitreisen in Wirklichkeit so eine Sache. Stephen Hawking, einer der berühmtesten Wissenschaftler der Welt, hat dazu laut einem WDR-Bericht im Internet einen höchst interessanten und klugen Versuch gemacht: Wer eine Party plant, verschickt die Einladung immer davor. Macht Sinn, die Freunde sollen ja die Möglichkeit haben, dabei zu sein. Stephen Hawking, einer der einflussreichsten Physiker unserer Zeit, hat es im Juni 2009 genau umgekehrt gemacht. Er hat einen standesgemäßen Raum angemietet, Champagner und Buffet bereitgestellt – die Einladung hat er jedoch erst danach verschickt. Trotzdem hat der Physiker auf Besucher gewartet. Das klingt einigermaßen verrückt. Für Hawking war das jedoch ein Versuch zum Thema Zeitreisen. „Die Einladung zur Party steht auf Papier, das viele Tausend Jahre überstehen soll. Sollten Menschen irgendwann, in ferner Zukunft, durch die Zeit reisen können, könnten sie sich entscheiden, der Einladung zu folgen. Sie könnten zurück in die Vergangenheit reisen und die Party stürmen“, so Hawking. Es sollte die außergewöhnlichste Party der Welt werden. Und wurde die einsamste. Für Hawking war damit klar, dass die Menschheit niemals eine Zeitmaschine bauen wird. Okay, in der Wirklichkeit scheint es also (noch) nicht zu funktionieren. Die Literatur hat da allerdings ganz andere Möglichkeiten. Und selbst die Physik hat nachgewiesen, dass man, wenn schon nicht in die Vergangenheit, doch zumindest in die Zukunft reisen könne. Dazu braucht es eigentlich nichts weiter als ein Raumschiff, das schneller als das Licht fliegen kann … Und bis es soweit ist, bis dahin kann man immerhin davon lesen. Viel Vergnügen! Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3873 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 7 years
Text
Das geheime Wissen der Huren, merkwürdiges Verhalten einer Schauspielerin und das Orangerot des Müllautos – Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis sowie zwei Superpreis-Angebote für nur jeweils 99 Cents
Was würden Sie dafür geben, könnten Sie durch die Zeiten reisen? Was wäre Ihnen die Chance wert? Und ganz ehrlich, würden Sie dieses Experiment wirklich wollen? Wie es zumindest in der Literatur funktionieren kann, das zeigt Hardy Manthey in seiner erfolgreichen, inzwischen auf insgesamt 16 Teile angewachsenen und nur als E-Books erschienenen Reihe „Die Zeitreisende“. Deren zehnter Teil ist der erste der drei Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 02.02.18 – Freitag, 09.02.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Diesmal befindet sich Aphrodite, seine Zeitreisende, im Land der Pharaonen. Ägypten ist ein Sehnsuchtsort auch von Hardy Manthey selbst. Um die möglicherweise übertriebene Leidenschaft zu einem Beruf und deren Folgen geht es in dem Roman „Die Axt der Amazonen. Eine Penthesilea-Modifikation in Prosa“ von Wolfgang Licht. Zur Bekanntschaft mit einem höchst merkwürdigen Menschen und seinen Versuchen, die Welt zu retten, lädt Waldtraut Lewin in ihrem Märchen vom Eis und vom Feuer „Der Sohn des Adlers, des Müllmanns und der hässlichsten Frau der Welt“ ein. Und vielleicht ist die Welt doch noch nicht verloren? Außerdem sind in dieser Woche zwei E-Books von Ulrich Hinse und von Klaus Möckel für eine Woche zum Superpreis von nur jeweils 99 Cents zu haben. Mehr dazu am Ende dieser Ausgabe. Erstmals 2017 erschien bei der EDITION digital als E-Book unter dem Titel „Im Land der Pharaonen“ als 10. Teil der Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey – übrigens in 2., stark überarbeiteter Auflage: Hat die Zeitreisende Aphrodite das Ziel ihrer Träume und Sehnsüchte erreicht? Über ein Jahrzehnt lebte sie glücklich an der Seite ihres Mannes. Es waren die schönsten Jahre ihres Lebens. Sie ist in dieser Zeit dreimal Oma geworden. Mit ihrem Wissen und ihrem Geld rettete sie unzähligen Kranken das Leben. Sie baute für die Armen der Stadt und besonders für Frauen ein soziales Netz auf und förderte die gegenseitige Hilfe der Frauen. Sie weckte bei ihnen das Bewusstsein dafür, sich aus eigener Kraft untereinander helfen zu können. Mit ihren Mitteln wurde das modernste Krankenhaus ihrer Zeit errichtet. Heiler aus allen Winkeln des Reiches eilten herbei und tauschten ihr Wissen mit Aphrodite aus. Reiche Römer stifteten gern Geld für ihre Einrichtungen, um ihren Reichtum zu demonstrieren. Aphrodites Macht und ihr Einfluss auf das römische Reich erreichten ihren Höhepunkt. Nach dem Tod ihres Mannes konnte sie sich vor Anträgen der reichsten und mächtigsten Männer kaum retten. Doch für sie gab es nur einen Mann, den sie auch über seinen Tod hinaus liebte. Er würde immer bei ihr sein. Die Zeitreisende hat nur ein Problem: Die geliebten Menschen um sie herum altern, sie aber nicht. Ihre Tochter kann man inzwischen für ihre Mutter halten. Sie muss eine Entscheidung treffen. Wie es weitergeht, erfahren Sie in diesem Teil. Sie erlebt wieder unglaublich spannende Abenteuer und meistert sie exzellent im Ägypten zur Zeit von Ptolemäus X. Alexander I. Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark überarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berücksichtigt. Wir treffen eine nachdenkliche Aphrodite zunächst am Strand: „Syrakus – 20 Jahre später Feuerrote Wolken am Horizont kündigen die Sonne an. Nur wenige Augenblicke noch, dann steigt die Sonne aus dem Meer. Ein besonders heißer Tag kann es auch heute wieder werden. Der milde schwache Wind von der See her und die Stille will Aphrodite heute besonders ausgiebig genießen. Schlafwandlerisch findet Hengst Tachos den Weg zum Strand, findet ihren gemeinsamen Platz, wo Aphrodite zum Baden und zum Meditieren jeden Tag die Sonne begrüßt. Ein Platz am Meer, der scheinbar nur ihr vorbehalten ist. Doch Aphrodite weiß, die Menschen der Antike haben nicht die Muße für Erholung und Entspannung am Meer. Für die meisten Menschen hier hat das Meer etwas Bedrohliches. Nur die wagemutigsten Männer trauen sich auf das offene Meer hinaus. So kann Aphrodite sicher sein, dass auch heute an diesem frühen Morgen der Strand nur für sie alleine da sein wird. Nur die Fischer werden sie vielleicht sehen, wie sie nackt in die Fluten steigt. Volle Netze sind ihnen so sicher, glauben die Fischer bis heute. Aphrodite will nach dieser wilden Nacht in ihrer Villa im Meer endlich wieder einen klaren Kopf bekommen. Sie springt vom Pferd und setzt sich erst einmal auf einen der großen Steine am Wasser. Ruhe suchend blickt sie der aufgehenden Sonne entgegen. Es ist ein erhabener Moment, wo Sonne und Meer vereint scheinen. Hier findet Aphrodite wieder die Kraft für den neuen Tag. Es ist auch der Moment, wo die fliehende Nacht dem neuen Tag einen letzten Gruß schickt und der Himmel sich wie zum Dank in den schönsten Farben zeigt. Hier findet sie den nötigen Abstand von allem, was sie sonst so belastet. Sie muss über vieles nachdenken. Viel muss neu überdacht und neu entschieden werden, ist ihr längst klar geworden. So kann es jedenfalls nicht mehr weitergehen. Ihre kleine heile Welt hat einen gewaltigen Riss bekommen. Es war gestern wieder einer der Festtage, die sie lieber ganz schnell vergessen möchte. Alles artete aus und steigerte sich schon ins makaber Absurde. Ihre Tochter Mira mittendrin. Das alles nur, weil ausgerechnet Mira nicht verhüten will. Aphrodite kann das überhaupt nicht verstehen. Zum Glück kennt und hat sie die Mittel, eine Schwangerschaft zu verhindern. Und das zu einer Zeit, wo die Frau es hinnehmen muss, jedes Jahr schwanger zu werden, nur weil sie dem Trieb der Männer nichts entgegensetzen kann. Eine Frau, die es wagt, sich dem Mann zu verweigern, darf hart bestraft werden. So ist es der unumstößliche Wille der Götter. Daran ändert sich auch nichts, wenn Jesus oder der Prophet Mohamed das alte Weltbild der Götter für immer aus den Angeln heben werden. Für Frauen kommt es dann knüppeldick und sie dürfen dann nur noch zu ihrem Mann aufschauen und ihn wie einen Gott anbeten. Ein Jahrhundert trennt sie zu ihrem Glück noch von dieser für Frauen schrecklichen Zeit. Nur sie, die göttliche Aphrodite, hat die schützende Pille und ihre Tochter, die dumme Kuh, will sie nicht nehmen. Dabei müssen die Frauen noch zweitausend Jahre auf diese Wunderpille warten. Doch Mira lehnt jede Art von Verhütungsmitteln rundweg ab. Für sie ist jedes Kind ein Geschenk der Götter. Mira hat jetzt schon drei Kinder. Drei Kinder großziehen, das reicht nach Aphrodites Ansicht. Was alle anderen Frauen natürlich ganz anders sehen. Eine Frau mit zehn Kindern ist hier die Regel. Viele schwache oder kranke Kinder lassen aber dann jeder Frau doch nur vier oder fünf Kinder. Miras Kinder, Minoa, Thelema und Perselos sind liebe Kinder, zum Glück gesund und wohlgeraten. Sie haben alle einen anderen Vater. Die fremden Väter werden sie vielleicht in ihrem Leben nie sehen. Mira sucht sich immer nur Männer aus, die zwar potent und gut im Bett sind, aber am Morgen danach auf ein Schiff steigen, um ferne Länder zu bereisen oder in den Krieg zu ziehen. Verrückter noch, Mira hofft scheinbar sogar, dass keiner der Väter jemals wiederkommt. Sie begründet ihre herzlose Entscheidung ausgerechnet mit den leidvollen Erfahrungen ihrer Mutter. Selbst der arme und liebe Titus Anton, der leider viel zu früh verstorben ist, muss dafür herhalten. Die Götter mögen ihr und Mira das vergeben. Gestern Abend hat Mira sich den Mann für das nächste Kind ausgesucht. Sie hat ihm so den Kopf verdreht, dass er blind vor Leidenschaft über sie herfiel. Sie legte es richtig darauf an, dass der Mann, von seinen Trieben geblendet, alles um sich herum vergaß. Sie musste als Mutter mit ansehen, wie ihre Tochter von diesem eingebildeten Ägypter vielleicht wieder geschwängert wurde. So schön für sie auch guter Sex ist, zusehen ist nicht ihr Fall. Der Ägypter zeigte erstaunlich viel Ausdauer. Mira wollte, dass alle Gäste und vor allem die hohen Würdenträger sehen, wer sie dieses Mal schwängert. Aphrodite und fünfzig andere von ihr geladene Gäste schauten dabei zu, wenn sie nicht gerade selbst in gleicher Art und Weise miteinander beschäftigt waren. Dass ihre Tochter das als Hohepriesterin öffentlich tun durfte, nein sogar tun musste, entschuldigt nicht die Entgleisung. So hat sie ihre Tochter nicht erzogen. Auch wenn Mira sich mit ihrem Verhalten gerne auf ihre Mutter beruft. Doch als sie öffentlich von den Männern genommen wurde, war sie im Gegensatz zu ihrer Tochter noch eine rechtlose Sklavin. Nun ja, ein paar Männer waren es dann später auch noch. Mira versteht es als ihr Vorrecht, sich auf diese Art den Vater für ihr Kind zu suchen. Nun behauptete sie letzte Nacht in ihrem Rausch vor allen Gästen, dass sie über eine Schwangerschaft selbst entscheidet. Sie hat damit ein Tabu gebrochen. Über so etwas spricht man einfach nicht, denn die Männer glauben fest daran, dass nur sie alleine darüber entscheiden, wann eine Frau schwanger wird. Das Wissen über die fruchtbaren Tage einer Frau ist hier nur den Huren bekannt. Nur die Priesterinnen, die Hetären und die Huren wissen, wie sie sich vor den Männern schützen können. Die Männer dürfen es niemals erfahren. Ihre heile Welt würde dann untergehen.“ Erstmals 1995 hatte Wolfgang Licht seinen Roman „Die Axt der Amazonen. Eine Penthesilea-Modifikation in Prosa“ bei HAAG + HERCHEN Frankfurt am Main veröffentlicht: Zoe ist eine erfolgreiche Schauspielerin und ihrem Beruf leidenschaftlich verfallen. Ihre Sensibilität ist sowohl Voraussetzung für ihre berufliche Leistung, aber auch schwerwiegendes Hindernis bei der Suche nach persönlichem Glück. Sie leidet unter der Trennung von Erno, dem Vater ihres Sohnes Olaf, dessen Erziehung ihr zu entgleiten droht. Sich der Herausforderung stellend, die Penthesilea zu spielen, verfällt sie dieser Rolle so sehr, dass sie die Grenzen zur Realität nicht mehr wahrnimmt. Schauen wir in die ersten drei Kapitel dieses zwischen Wirklichkeit und (Schau)Spiel changierenden Buches: „Teil 1 1. Kapitel Am Karfreitag betritt die Schauspielerin Zoe, von einer Abendvorstellung im Städtischen Theater kommend, ihre Wohnung in der Westvorstadt. Ihr ist heiß. Sie öffnet ein Fenster im Wohnzimmer, beugt sich weit hinaus, doch die Nachtluft erquickt sie nicht. Sie schließt das Fenster, geht ins Bad, bemüht, die Stelle in der Diele zu umgehen, an der der Fußboden unter ihren Schritten einen knarrenden Laut gibt, von dem Olaf, ihr Kind, in seinem Zimmer, dessen Tür stets offen steht, aufwachen könnte. Im Bad dreht sie den Wasserhahn auf, bildet aus beiden Handtellern eine Mulde, in die sie ihr Gesicht presst. Das treibt sie, bis sich ihre Haut kühl anfühlt und der Druck in ihrem Kopf nachlässt. Sie betritt das schmale Zimmer ihres Sohnes, Ein Lichtstreifen aus der Diele liegt über dem Kinderbett. Sie betrachtet die Umrisse der kleinen, gekrümmt liegenden Gestalt, die sich unter der Zudecke abbildet, die im Schlafe sanften Züge, die wie kleine Fächer aufgebogenen Wimpern über den geschlossenen Augen. Sie atmet seinen Duft, unterdrückt das plötzlich aufschießende Verlangen, das Kind anzufassen. In ihrem Schlafzimmer zieht sie sich um zur Nacht. Doch sie ist noch nicht müde. Eine Weile verharrt sie vor Ernos Bett, das, neben dem ihren stehend, mit einer blauen Seidendecke überzogen ist. Es ist ihr in diesem Augenblick, als berge dieses Bett die Erinnerung an Erno in solch starkem Maße, dass sie die kräftige, untersetzte Gestalt ihres Mannes vor sich zu sehen meint: erdbraune Augen im rötlichen Gesicht, seine ihm wohl unbewusste Bewegung, mit der er eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen versucht. Vor einem Jahr, auf den Tag genau, war er nach einer heftigen Auseinandersetzung aus diesem Zimmer gegangen. Seitdem hatten sie sich nicht wieder gesehen. Sie setzt sich auf einen Armstuhl neben dem Fenster und überlässt sich der Erinnerung an Erno. 2. Kapitel Damals, es scheint ihr jetzt wie in einem früheren Leben, hat sie an vielen Abenden vor dem Einschlafen noch in ihrem jeweiligen Rollenbuch gelesen, wobei sie, die Arme über der Bettdecke, Gesten andeutete, einen Satz, eine Sentenz vor sich hinsagte und gelegentlich sogar einen Ausruf tat, wenn sie die Szene fortriss. Erno hatte ihr vornächtliches Benehmen erduldet, ertragen; es ihrer beruflichen Begeisterung zugutegehalten, darin eine der Eigenheiten gesehen, die man einer Künstlerin nachsehen müsste. Einmal sprach sie Verse des Heilbronner Käthchens an ihren Geliebten. Vor dem Schlafzimmerfenster hing ein orangefarbener Mond über den Parkbäumen. Ein Vogel, wahrscheinlich eine Amsel, sang ein sehnsüchtig schwermütiges Lied, das, gedämpft durch die geschlossenen Fenster, ihre Worte nicht störte. Sie sprach von ihrer, vielmehr Käthchens, beseligenden Liebe, die voller Selbstaufgabe war. Erno lag so, dass er Zoe den Rücken zuwandte. Plötzlich begannen sich seine Schultern im Rhythmus heftiger werdender Atmung zu bewegen, und es kann sein, dass Zoe, das Käthchen spielend, in einem seltsamen Identifikationsvorgang begriffen, die Wirkung ihres Spiels, ihrer Worte an Erno erproben wollte. Sie hatte einer Zäsur im Text wegen eine Pause eingelegt, in der der geliebte Graf vom Strahl eine ernüchternde, Käthchen demütigende Bemerkung zu machen hatte. In diesem Augenblick drehte sich Erno ungestüm zu ihr herum, ergriff ihre auf der Bettdecke umherfahrenden Hände, presste und küsste sie. Beugte dann sein Gesicht über ihres, nahe, als versuche er im Schimmer des Mondes ihre Züge zu erkennen: Dass du das gesagt hast! Seine Stimme war unfest, er stammelte vor Erregung. Er hatte ihre Hand losgelassen, sich auf einen Ellenbogen gestützt; strich dann mit der anderen Hand über ihre Schläfe, den Hals, rückte näher, begann sie zu küssen, auf die Stirn, das Gesicht, die Brüste. Und obwohl sie, noch im Bann ihres Spiels, ihn und sich selbst, die Frau Zoe, beobachtete, zog Leidenschaft sie wie in einen Sog, der sie endlich ihres Augenblicksbewusstseins beraubte; ihr einen langen hohen Laut auspresste. Erno war von ihr geglitten. Sein Gesicht an ihren Leib geschmiegt. Der Mond schien jetzt so hell, dass die Baumkronen draußen im Park Schatten an die Zimmerwände warfen, über ihre Körper, das Laken. 3. Kapitel In acht Tagen war die Premiere des Stückes. Erno würde diese Aufführung nicht versäumen. Nicht einmal war er einer Erstaufführung, in der Zoe auftrat, ferngeblieben. Und diese Verse, ihr Wortlaut, aber mehr noch Zoes Spiel, ihre Bühnenhingabe an den Partner, würden Erno an ihre Liebe in jener Nacht erinnern. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm jetzt, an diesem Nachmittag, die Sache zu offenbaren, sich ihm anzuvertrauen. Sie saßen in den Sesseln vor dem Fenster, das im Gegensatz zu denen des Schlafzimmers auf eine verkehrsreiche Straße hinausging, deren Lärm sie nur dadurch auf ein erträgliches Maß dämpfen konnten, indem sie trotz herrschender Schwüle und der verbrauchten Luft im Zimmer das Fenster verschlossen hielten. Zwischen ihnen stand ein Tisch, auf dem Ernos Zeitschriften Platz hatten, Zoes Rollenbuch und ihre beiden Kaffeetassen. An der dem Fenster gegenüberliegenden Wand hing Ernos umfängliche Sammlung von Hieb-, Stich- und Stoßwaffen aus den früheren Epochen der Wehrgeschichte. Da gab es Streitäxte, Morgensterne, Hellebarden, Schwerter und Krummsäbel. Man konnte die Entwicklung des Dolches vom Faustkeil über den Stein- und Knochendolch, den Feuersteindolch, zum Kupfer- und Bronzedolch der Metallzeit verfolgen. Die verschiedenen Entwicklungsstufen der Äxte, worunter sich als besondere Kostbarkeit die Nachbildung einer sogenannten Amazonenaxt befand. Zoes Blick konnte sich in diesem Moment von den durch die schräg stehende Nachmittagssonne zum Funkeln und Gleißen gebrachten Waffen nicht lösen. Ihr war, als fände sie in der Art, wie sie aufgehängt waren und der im Grunde unerklärlichen Tatsache, dass Erno, der ein pazifistischer Charakter war, sie sammelte, einen Fingerzeig, wie sie ihre Sache am besten beginnen könnte. Da nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, dass Erno sie anschaute. Wann ist es soweit, fragte er plötzlich, und Zoe erschrak, als hätte er ihre Gedanken verfolgen können. Sie wusste auch sofort, dass er die Premiere meinte. In einer Woche, sagte sie. Übrigens, du hast schon Verse aus dem Stück gehört. Verse, sagte er, wann denn? Zoe beugte sich vor, griff nach seiner Hand, mit der er ein Buch hielt. - Gestern. Er sah verdutzt zu ihr. Sie stand auf, trat hinter seinen Stuhl und zog Ernos Kopf an ihren Leib. Sie wiederholte: gestern, gestern Abend, im Schlafzimmer, als wir bevor wir ... uns liebten, sagte sie sehr leise. Er beugte sich nach vorn über den Tisch, um von ihr loszukommen, drehte sich dann um und starrte sie an: Du hast deklamiert, rief er, offenbar absichtlich dieses Wort gebrauchend, um sie herabzusetzen. Das ... das, was du mir gesagt hast, war Theater? Diese ... Worte, eingelernt? Die Art, wie du mich angesehen hast, der Ton deiner Stimme, Schauspielerei? Ihm schien Speichel den Mund zu füllen. Er umschloss die Flüssigkeit mit Lippen und Wangen, schob sie umher wie einen Brocken, der ihm, dem Manne Erno, zum Bolus werden könnte, an dem er erstickte, bis er ihn zerbeißend, zerdrückend hinunterschluckte mit einem hörbaren Geräusch. Ich fand sie schön, diese Verse, sagte sie. Ich habe dich nicht täuschen wollen. Er war aufgestanden, brüsk; hatte eine Bewegung mit der Hand gemacht, als wolle er die Luft zerteilen; kam dann zurück, um seine Papiere vom Tisch zu nehmen. Willst du deinen Kaffee nicht austrinken? fragte Zoe, damit er sich beruhige. Plötzlich vernahm sie das polternde Rattern der Tatrabahn vor ihrem Hause, als höre sie es zum ersten Mal; die Vibration der Gleiskörper setzte sich durch Straße und Haus bis in ihr Zimmer fort. Erno nahm wie unter einem Zwang seine Kaffeetasse auf, sah hinein, schüttelte den Kopf, wobei unklar blieb, ob er Zoes Frage verneinte oder ob ihm der Vorfall unbegreiflich blieb. Früher, sagte er plötzlich, empfand ich dein Spiel wie eine zweite, neue Wirklichkeit. Ich habe mich an deiner Kunst freuen können, die, wie ich glaubte, unsere persönlichen Gefühle nicht berührte. Aber das ist anders geworden. Wenn ich dich heute üben sehe, dich reden höre, weiß ich nicht, ob du als meine Frau sprichst oder als irgendeine Judith oder Magdalena. Ich kann bei dir Spiel und Wirklichkeit kaum noch unterscheiden; nicht einmal dann, wenn es um Ernsthaftes geht. Denke ich, du redest mit mir, übst du eine Rolle, und glaube ich, du probst einen Text, sprichst du mit mir. Es war gestern Abend, dachte Zoe, nur ein äußerliches Missverständnis. Ich hätte eigene Worte finden können, sie wären mir zugefallen. Und sie sagte zu Erno: Das sagst du so, aber dann, später, konntest du spüren, was ich fühlte. Ja, sagte er bitter, gestern dachte ich es, aber heute weiß ich nicht, ob nicht auch das gespielt war. Schließlich gebrauchst du auf der Bühne nicht bloß Worte. Das war boshaft, und Erno wusste es. - Wenn du deinen Empfindungen selbst nicht mehr traust, kann ich dir nicht helfen. Das sagte sie nun auch kühl, und so war das Gespräch auf ungute Weise zu Ende gegangen. Zoe blickt in die Dunkelheit hinter dem Fenster. Sie atmet tief auf. Heute glaubt sie zu wissen, was damals in Erno vorging. Er konnte sich nicht verzeihen, auf ihre von ihm sogenannten Theatergefühle mit einem Ausbruch wirklicher Leidenschaft reagiert zu haben. In jenen Tagen, wo er vielleicht gehofft hatte, Spannungen, die seiner geschiedenen Frau wegen schon längere Zeit bestanden, auflösen zu können, Erno war gegangen. Sein Vortrag im „Haus der Technik“ begann erst in ein paar Stunden. Zoe hatte das Fenster geöffnet, Verkehrslärm überflutete sie. Die brandenden Geräusche erschienen ihr wie Äußerungen des Lebens. Fließendes, treibendes Bereits 1981 war erstmals im Verlag Neues Leben Berlin das Buch „Der Sohn des Adlers, des Müllmanns und der hässlichsten Frau der Welt. Ein Märchen vom Eis und vom Feuer“ von Waldtraut Lewin erschienen: Das Buch ist eine ebenso skurrile wie zarte Geschichte von einem, der auszog, die Welt zu retten und sich dabei fast selbst verlor. Die hässlichste Frau der Welt kann sich vor Verehrern kaum retten. Sie ist eben eine Sensation! Und so kommt es, dass ihr Sohn gleich zwei Väter hat: Einen stolzen Adler und jenen schönen Müllmann, der eigentlich von der Frau gar nichts wissen will und ihr eben den Gefallen tut… Als das wundersame Kind dann aber geboren wird – was ihre Mutter in einen tiefen Schlaf versenkt – streiten sich die beiden absonderlichen Erzeuger um die Vaterschaft. Denn dieser Sohn ist zu Höherem bestimmt, wie es scheint. Er hat nichts mehr und nichts weniger vor, als die Welt von allem Übel zu erlösen. Allerdings verliert er darüber seine Mutter aus den Augen – und so etwas tut nie gut. Der Sohn eilt von Abenteuer zu Abenteuer, und überall, wo er auf Unrecht und Verdrehtheiten stößt, schafft er Ordnung. Jedenfalls meint er das, während er weitereilt, getrieben von Neugier und dem Drang nach Gerechtigkeit. Aber nur etwas zu „stiften“ und dann fortzurennen, das reicht nicht aus, wie sich herausstellt. An welchen Ort seiner Taten er auch zurückkommt, immer muss er feststellen, dass sich die Dinge inzwischen zum Schlechten entwickelt haben. Und er kann weder verhindern, dass seine Mutter stirbt und seine Liebe, das kieselsteinerne Fräulein, in seinen Armen ganz und gar erstarrt. Alles scheint aus zu sein für ihn. Aber zum Glück erwachsen ihm mächtige Helfer. All die Schwachen und Betrübten, denen er einst so unvollkommen geholfen hat, verbünden sich für ihn, und gemeinsam sind sie stark. Und da sich außerdem noch seine beiden ungleichen Väter aussöhnen, um ihrem Sohn beizustehen, kann ja die Welt vielleicht doch noch gerettet werden. Wenn man sich auch zunächst eine blutige Nase geholt hat. Aber schließlich wird man aus Erfahrung klug… Die absonderlichen Abenteuer des Sohns, die ihn mit vielen unglaublichen Geschöpfen zusammenführen und in denen die Welt gleichsam durch ein leicht verzerrendes Brennglas betrachtet wird, sollen erstaunen, vergnügen und den Leser dazu anregen, das „Schiefe“ in diesen Geschichten in ihrem eigenen Kopf gerade zu rücken. Denn eigentlich kann immer nur der verfremdete Blick uns helfen, den Reiz der Wirklichkeit zu genießen. Nur die Fantasie öffnet den Blick. „Der Sohn des Adlers“ knüpft an die Tradition des romantischen Kunstmärchens an, wie wir es von Goethe, von Clemens Brentano und vor allem natürlich von E.T.A. Hoffmann her kennen – und das im Gewand einer modernen, ein bisschen surrealen und ein bisschen schrägen Sprache. Er hat eben, wie gesagt, zwei Väter… Und so hebt die Geschichte vom wundersamen Kind an: „Erstes Hauptstück von der merkwürdigen Empfängnis und Geburt des Sohnes, den Gaben des Adlers, der Harmonie der Sphären und der stillestehenden Zeit Bevor seine Mutter ihn empfing, war sie die hässlichste Frau, die man sich denken kann. Sie war so hässlich, dass sich die Leute auf der Straße bis zu den Knien bogen vor Staunen über ihre Hässlichkeit. Sie hatte eine Haut wie ein Nilpferd, Zähne wie ein Waldeber, Haare, die wie Schilfhalme aussahen, und ihre Augen tränten, und an ihren Händen wuchsen graue Krallen. Aber ihr Herz war wie ein süßer Mandelkern in ihr. Der Ruhm ihrer Hässlichkeit und ihres süßen Herzens ging in großen Wellen von ihr aus und lockte viele Männer an, denn ein so hässliches Weib zu besitzen ist eine große Ehre. Allen, die um sie warben, blieb bei ihrem Anblick fast das Herz stehen vor Beklommenheit und Entsetzen, aber dies Entsetzen wandelte sich alsbald in eine wilde Entschlossenheit, sie zu haben, und es war, als verfüge sie im Winkel ihrer grauen verschwimmenden Augen über mehr Bannkraft als ein großer Magnet, der so stark ist, dass er das Eisen aus den Schiffen zieht, und sie gehen unter. Da sie keinen der Freier erhörte, aber auch keinen abwies, zog der Schwarm von Liebhabern ständig hinter ihr her wie ein Königsgefolge. Der eine schleppte ihre abgetragene Handtasche, der zweite ihren Sonnenschirm aus roter verschlissener Seide, der dritte ihren Regenschirm aus schwarzer Baumwolle, der vierte eine Standuhr, damit sie stets wisse, welche Stunde geschlagen habe, der fünfte zwei Zimmerlinden in Töpfen aus Majolika, falls sie im Grünen ausruhen wollte. Der sechste bat sie flehentlich, ein Schleppkleid anzuziehn, damit er ihr die Schleppe tragen dürfe, aber trotz ihrer Güte ließ sie sich nicht dazu bewegen, etwas so Unmodernes wie ein Schleppkleid anzulegen. So musste dieser Freier nutzlos hinter ihr herlaufen und weinte oft, weil er ihr nicht dienen konnte. Eines Tages im Februar stieg das Thermometer auf golden, ein Taubenpärchen hackte gegen die Fensterscheibe, und die Krokusse im Rasen sprangen mit jenem Geräusch auf, das von Küssen herrührte. Sie verspürte den heftigen Wunsch, auf der Straße vor einem Café zu sitzen und einen Eisbecher mit Rosenblättern und Pfefferminz zu essen und lief so schnell los, dass ihr fast die Absätze von den Schuhen flogen und die Freier kaum zu folgen vermochten. Als sie mit ihren sechs Verehrern schließlich in der Sonne saß, standen die Leute im Halbkreis, um sie zu sehen. Touristen machten Fotos von ihr, um sie zu Hause ihren staunenden Kindern zu zeigen, und zwei Naturforscher stritten sich, ob ihre Haare wirklich welke Schilfhalme seien oder nur so wirkten. Mehrmals musste der sechste Freier, glücklich darüber, etwas tun zu können, die Menge bitten, so viel Platz zu lassen, dass die Sonne durchkomme. Sie rührte in ihrem Eisbecher mit Rosenblättern und Pfefferminz und hatte plötzlich keinen Appetit mehr. Die Standuhr schlug Mittag und einen Schlag darüber hinaus. Ein großer Schatten fiel auf ihre Hand. Aufblickend, gewahrte sie einen riesigen Adler mit dunkelbraunem Gefieder, dessen gebogener Schnabel auf sie gerichtet zu sein schien. Ihr Herz klopfte stürmisch. Die Krallen des Vogels waren ihren Fingernägeln verwandt, und die gefühllosen Adleraugen glänzten. Sie brach überstürzt auf und zahlte mit einer Muschel. Der Adler gab ihr ein Stück das Geleit, man hörte das gewaltige Rauschen seiner Schwingen noch drei Straßenzüge weiter, so dass der Magistrat annahm, der Staudamm sei gebrochen, und Vorkehrungen zur Rettung der Stadt traf. Unterwegs, in der quirlenden Menge, die sie umgab, traf sie das Orangerot des Müllwagens wie eine Botschaft. Der Müllfahrer trug eine Mütze aus vielerlei Fellen, aber hauptsächlich vom Kaninchen. Die Haut seiner Hände und seines Angesichts war gelb vor Asche, aber als er die Hand hob, sich den Schweiß abzuwischen, entblößte er einen gemeißelten Arm mit Adersträngen. Seine unförmigen Handschuhe hingen ihm müßig an der Hüfte. Die hässlichste Frau der Welt trat auf ihn zu, und während ihr süßes Herz zu leuchten begann, sagte sie: „Ich glaube, ich liebe dich.“ Weil der Müllwagen lärmte wie ein Wachhund, musste sie ihre Worte wiederholen. Der Müllfahrer besah sie von oben nach unten, darauf von unten nach oben, brach in Gelächter aus und wandte sich ab.“ Zum Superpreis von jeweils 99 Cents stehen diesmal zwei Bücher von Ulrich Hinse und von Klaus Möckel, die sich beide, aber auf sehr unterschiedliche Weise mit unterschiedlichen Zeiten und Menschen befassen – mit Rittern und mit schönen, einflussreichen Frauen: Erstmals 2014 legte die EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe den historischer Roman über den Verbleib des Templerschatzes anno domini 1307 „Das Gold der Templer“ von Ulrich Hinse vor: Jaques de Molay, der Großmeister des in der ganzen Welt des Orients und des Okzidents bekannten, geschätzten aber auch gefürchteten Templerordens war entsetzt. Sein Orden sollte aufgelöst, die Ritter verhaftet werden und das riesige Vermögen der französischen Krone zufallen. Die Haftbefehle waren bereits ausgestellt und an alle Gouverneure und Bischöfe in Frankreich verteilt worden. Am Freitag, dem 13. Oktober 1307, sollen in den Morgenstunden überall im Land die Vasallen des Königs jeden Templer festnehmen und einkerkern. Alle Templer zu retten scheint dem Großmeister nicht mehr möglich. Deshalb stellt er in aller Eile drei Maultierkarawanen zusammen, die mit wenigen Leuten das Archiv und das Gold in Sicherheit bringen sollen. Eine Karawane ist für England bestimmt, eine soll über See nach Portugal gehen und eine weitere auf die Festung der Templer nach Ponferrada in Spanien gebracht werden. Der junge flandrische Tempelritter Jan van Koninck hat zusammen mit dem Stellvertreter des Großmeisters die Ehre, die Karawane nach Spanien in Sicherheit zu bringen, als in den Pyrenäen sein Mentor erschlagen wird. Die Verantwortung lastet ab sofort auf seinen Schultern. Gelingt es ihm wirklich, die kleine Karawane gegen alle Widerstände im Winter über die Pyrenäen zu bringen und Ponferrada zu erreichen? Eine stattliche Anzahl französischer Soldaten, geführt von einem alten Landsknecht, hat sich auf seine Spur gesetzt. Und auch innerhalb der sonst eingeschworenen Templer gibt es Widerstände. Es erscheint mehr als fraglich, das Gold vor dem gierigen französischen König Philipp IV. und seiner nicht viel besseren Frau Johanna von Navarra in Sicherheit zu bringen. Ein Roman aus der Zeit des finsteren Mittelalters, in der es ehrenhafte Ritter aber ebenso viele Schurken gab. Der historische Roman beginnt mit einem Kampf und mit dessen überraschendem Ausgang: „1. Kapitel Die Glocken am Kirchturm der Stadt Kortrijk in Flandern läuteten. Dumpf wummerte ihr Klang über das Schlachtfeld. Sie verkündeten den glanzvollen Sieg der Flandern gegen die Franzosen. Jan van Koninck, der zweiundzwanzigjährige junge Mann mit den gekräuselten roten Haaren, den blauen Augen und der kräftigen, durchtrainierten Figur unter dem jetzt Blut bespritzten ledernen Wams, stand etwas gebeugt, auf sein blutiges Schwert gestützt, am Rande eines Eschenwäldchens. Eine Wurfaxt, die schon aus normannischer Zeit bekannte Franziska, steckte im Gürtel. Er schaute auf die Szene vor ihm in der Niederung. Dicht gedrängt vor einem Bach, der sich durch die morastige Senke schlängelte, lagen Hunderte von toten Rittern in ihren ehemals glänzenden, jetzt nach der Schlacht aber stumpfen, blutigen Rüstungen und ebenso viele tote oder schwer verletzte Pferde. Jan summte ein leises Lied. Es war das Totenlied für die Ritter des französischen Königs Philipp des Schönen, der selbst nicht an dem Massaker teilgenommen hatte. Der Sieg war ohnehin eingeplant. An eine Niederlage war nicht im Entferntesten gedacht worden. Deshalb hatte er seinen einäugigen Kanzler Pierre Flote als Feldherrn gesandt und Jaques de Chatillon als zukünftigen Gouverneur gleich mitgeschickt. Die unruhigen Flandern sollten zur Raison und der lukrative Tuchhandel mit England und der Hanse unter französische Kontrolle gebracht werden. Aber es war dann doch anders gekommen. Fast alle nordfranzösischen Ritter hatten ihr Leben für den König auf dem Schlachtfeld lassen müssen, nur wenige waren entkommen. Über das Schlachtfeld mit den unzähligen Toten und Schwerverletzten wuselten unzählige junge und alte zerlumpte Menschen und Bürger aus Kortrijk, die den Toten und Sterbenden ihre Wertgegenstände abnahmen. Van Koninck nestelte an seinem Wams. Mit etwas Mühe zog er den goldenen Anhänger hervor und betrachtete ihn. Er war, wie die Kette auch, aus purem Gold. Langsam strich er mit seinen Fingern über das Wappen. Ein französisches Wappen, ein Königswappen, was die drei Lilien verrieten. Er hatte es einige Monate vorher von einem französischen Ritter bekommen, der den Aufstand der flämischen Bürger in Brügge gegen die französische Besatzung nicht überlebt hatte. Eigentlich hatte er den verletzten Franzosen aus Wut töten wollen, weil er durch seine Gegenwehr die Flucht des Gouverneurs Jaques de Chatillon ermöglicht hatte. Hasserfüllt hatte Jaques de Chatillon noch zurückgerufen, dass er schon allein deshalb zurückkommen würde, nur um ihm eigenhändig den Kopf abzuschlagen. Der verletzte Ritter hatte sich mit Mühe die Kette mit dem Wappen abgenommen und dem jungen Flandern gegeben. Vielleicht bringt es dir irgendwann einmal Glück, hatte der Franzose gemurmelt, dann war er verschieden. Jan hatte das Medaillon zwar genommen, aber sonst hatte ihn der nach seiner Kleidung offensichtlich adelige Franzose nicht weiter interessiert. Er hatte ihn in seinem Blut liegen lassen und war den anderen flüchtenden Franzosen hinterhergelaufen. Sein Vater Pieter, sein Bruder Wim und er, der jüngste Sohn des Webers Pieter van Koninck, waren kurz darauf wegen ihres Mutes und ihres verwegenen Vorgehens bei der Befreiung von Flandern von Robert von Bethune, dem Grafen von Flandern, zum Ritter geschlagen worden. Dieses Mal war ihm de Chatillon nicht entkommen. Selbstgefällig war er in die Falle geritten und im sumpfigen Ufer des kleinen Flüsschens vor Kortrijk stecken geblieben. Seine Rüstung war zu schwer, als dass er hätte problemlos absitzen und mit dem Schwert kämpfen können. Das war sein Todesurteil. Die flämische Infantrie war dem schwerfälligen Ritter zu Fuß deutlich überlegen und Jan van Koninck hatte genau aufgepasst, wo Jaques de Chatillon hingeritten war. So kreuzten sich auf dem Schlachtfeld ihre Wege erneut. De Chatillon erkannte sofort, wer sich ihm in den Weg stellte, und versuchte mit kräftigen Schwerthieben, dem Jüngsten der Koninck-Sippe den Garaus zu machen. Aber der flinke, junge Flame wich allen Hieben geschickt aus, wehrte mit seiner Wurfaxt und dem Schwert die Hiebe ab und ließ den Franzosen sich müde schlagen. Wobei Jan höllisch aufpassen musste. Die Fechtkunst von de Chatillon war legendär. Aber dazu gehörte natürlich auch, dass sich der Ritter schnell und trickreich bewegen konnte. Aber genau das fehlte hier. Nur wenige Schritte gelangen dem schwer gerüsteten Ritter im Sumpf. Er sank immer tiefer ein und konnte sich nur noch auf einem Fleck stehend verteidigen, während Jan in seiner leichten Kleidung um ihn herumstapfte. Wenn er in seinem Rücken stand, hatte er Mühe, seinen Gegner durch die Sehschlitze zu erkennen. Als einige weitere Franzosen heranritten, um dem Gouverneur zu Hilfe zu eilen, machte Jan dem Kampf ein schnelles Ende. Er wehrte einen Schlag des Franzosen mit seiner Franziska ab und stieß ihm mit der ganzen Kraft seines rechten Arms das Schwert von unten durch den Rüstungsschlitz zwischen Helm und Harnisch in den Hals. Augenblicklich sackte de Chatillon zusammen und starb. Mit einem Ruck zog Jan sein Schwert aus dem Körper des Sterbenden, um die heranreitenden Franzosen abwehren zu können. Aber als die sahen, dass Reiten in dem Sumpf nicht möglich und ihr Anführer bereits gestorben war, zügelten sie die Pferde und ritten auf festen Untergrund zurück. Jan nahm noch an dem einen oder anderen Scharmützel teil, aber der so ungleich begonnene Kampf war letztlich zugunsten der Flandern entschieden. Das, was niemand zu glauben gewagt hatte, war eingetreten. Die bürgerlichen flandrischen Infanteristen hatten mit ihren selbst gebastelten Waffen gegen die Truppe aus hochdekorierten, gut gerüsteten französischen Rittern gewonnen. Die Ritter waren nicht zuletzt an ihrer Arroganz gescheitert. Flandern war unabhängig geblieben und musste sich Philipp dem Schönen nicht beugen. 14 Jahre vor dem Roman über die Templer, also 2000, hatte Klaus Möckel im Verlag Das Neue Berlin erstmals sein Buch über Frankreichs berühmteste Mätressen „Die Gespielinnen des Königs“ veröffentlicht: „Nun war es wirklich geschehen, sie war die Hure des Thronfolgers. Die Höflinge würden es zwar nicht wagen, ihr das ins Gesicht zu sagen, aber denken würden sie es.“ So beginnt der Autor seine Erzählung über Diane de Poitiers, die Mätresse des späteren Königs Heinrich II., die noch heute als eine der schönsten Frauen in Frankreichs Geschichte gilt. Selbstbewusst und geschäftstüchtig, brachte sie es zu großem Reichtum und fast unbeschränkter Macht. Doch auch die anderen Damen in diesem Band, von denen die berühmteste Madame Pompadour ist, wussten ihre Fähigkeiten im Bett und am Hof zu nutzen. Von Glanz umgeben, meist intelligent und gerissen, umgarnten die Entragues, die Montespan, die Du Barry ihren Herrscher, um ihn dann am Gängelband zu führen. Freilich war ihr Weg gefährlich. Von so manchem Höfling angefeindet und von Hinterhältigkeit bedroht, durften sie nie die Gunst des Geliebten verlieren - das hätte den Untergang bedeutet. Dieses Buch ist ein Sittengemälde, das vier Jahrhunderte französischer Geschichte darbietet. Spannend bis ins Detail, abenteuerlich und voller Witz führt es dem Leser eine Welt vor Augen, die ihn mit ihren bis zum Mord reichenden Intrigen, mit ihrer List und Gewalt, aber auch mit ihrem Charme und ihrer Lebhaftigkeit von Anfang bis Ende in den Bann schlägt. Wie und warum der dafür bestens prädestinierte Autor dieses Buch geschrieben hat, das erläutert Klaus Möckel in seinem aufschlussreichen Vorwort: „Ist von Gespielinnen des Königs die Rede, denkt man vielleicht zuerst an leicht bekleidete Schönheiten, die sich auf samtenem Pfuhl ihrem leidenschaftlich entflammten Herrscher hingeben. Oder man stellt sich elegante Damen in raschelnden Seidenkleidern vor, bereit zum stürmischen Tête-à-tête mit der entzückten Majestät; Bilder, die sich nicht von ungefähr ergeben: Im Bett errangen Mätressen aller Zeiten ihre nachhaltigsten Siege. Doch die Rolle der Schönen, die meist aus dem hohen Adel stammten oder zumindest in diesen Stand erhoben wurden, erschöpfte sich keinesfalls im Liebesdienst. Wohl widmeten sie sich dieser Aufgabe mit Leidenschaft, zumal sie zum Dank dafür Gold, Edelsteine, kostbare Gewänder, Ländereien und prächtige Schlösser erhielten. Sie glänzten aber auch in anderen Bereichen. Sie besaßen Bildung, brillierten mit Worten und mit ihrem gesamten Auftreten, verfügten über natürliche Eleganz. Bei Hof wurden sie zu wichtigen Persönlichkeiten; sie redeten in der Mode, in der Kunst und oft sogar in der Politik mit. Zur „Maitresse en titre“ ernannt, verstanden sie sich als Partnerin an der Seite des Königs und liebten den Herrscher meist wirklich. Im Schutz des Monarchen konnten die jungen Damen ihren Besitzstand sichern und ihre Familien in einflussreiche Stellungen bringen. Über die Liebe zum König versuchten sie, Machtpositionen zu erobern, die Frauen ihrer Zeit sonst verwehrt waren. Zugleich waren sie aber in jeder Hinsicht von der Zuneigung des Herrschers abhängig, gerieten in größte Bedrängnis, wenn sie diese Gunst verloren oder der König aus dem Leben schied. Um sich im höfischen Intrigenspiel zu behaupten, bedurfte es all ihrer Wachsamkeit und Intelligenz. Von den Königinnen, die sich gekränkt in die Rolle der betrogenen Gemahlin zurückzogen, wurden sie vornehm mit Madame angesprochen, insgeheim jedoch Hure genannt. War die Demütigung zu groß, geschah das manchmal sogar in aller Öffentlichkeit. Die Verschwendungssucht der Mätressen, die den Staat ein Vermögen kostete, wurde ihnen vom Volk verübelt und lieferte Neidern gute Argumente. Doch sie brauchten den Glanz, um bei Hof Anerkennung zu finden. Nur so konnten sie sich auf längere Zeit neben dem König behaupten. Was den Rang bei Hof betraf, mussten sich die Favoritinnen der Herrscher den Königinnen, die für die Bewahrung der Thronfolge zuständig waren, unterordnen. An Glanz und Schönheit jedoch, oft auch an Reichtum und besonders an der Möglichkeit, den Monarchen zu beeinflussen, standen die Mätressen den Königinnen voran. Je nach Klugheit oder Raffinesse, nach Geschick oder Wendigkeit erhielten sie sich diesen unschätzbaren Vorteil auf möglichst lange Zeit. Sie versuchten nicht selten, ihre Stellung zu festigen, indem sie Kinder gebaren und den König dazu brachten, diese zu legitimieren. Die berühmteste aller französischen Mätressen ist die Marquise von Pompadour; ihr ebenmäßiges Gesicht mit der hohen Stirn, der schmalen Nase und den wachen Augen schaut uns von den Einbänden vieler Abhandlungen und Werke über die Epoche Ludwigs XV. an. Sie hatte es darauf angelegt, die Geliebte des Königs zu werden, und gelangte, als das erreicht war, zu beachtlichem Einfluss. Sie war gebildet und kunstbegabt, verschwenderisch und mitunter großherzig. Sie verstand es, Allianzen zu schmieden, und mischte sich - keineswegs zum Wohl des Landes - in die Politik ein. Als sie den Herrscher mit ihren Liebeskünsten nicht mehr zu erwärmen vermochte, schaffte sie es, ihre Stellung zu behaupten, indem sie ihm jüngere Gespielinnen zugestand. Mit der Renaissance tauchen erstmals jene Damen aus dem Schatten der Geschichte auf, die als königliche Favoritinnen zu Macht und Ehren kamen. So gilt Agnès Sorel, die später mit entblößter Brust sogar auf einem Altargemälde dargestellt wurde und dem Leben Karls VII. entscheidende Impulse verlieh, als erste offiziell anerkannte Mätresse in Frankreich. Die Schicksale bekannter französischer Mätressen, die in diesem Buch nachgezeichnet werden, sind eng mit den Kämpfen und Wechselfällen jener Jahrhunderte, den Religionskriegen und dem Niedergang des Ancien Régime, verbunden. Ihr Leben in Prunk und Überfluss stand häufig in schroffem Gegensatz zum Elend der niederen Schichten. Kriege und Hungersnöte im Verein mit Seuchen wie der Pest oder den Pocken dezimierten immer wieder die Bevölkerung. Das Buch setzt im 15. Jahrhundert, dem Zeitalter der Jeanne d'Arc, ein und behandelt Lebensläufe bis hin zur Französischen Revolution. Die Gestaltung bewegt sich im Rahmen der geschichtlichen Überlieferung, ohne dass Fakten sklavisch aneinandergereiht werden. Einer anschaulichen Darstellung mögen die zum Teil etwas freier geformten Szenen und Dialoge dienen, genau wie die ins Geschehen verwobenen Anekdoten, die das Denken, Fühlen und Handeln der Protagonisten zeigen. Wie stets im Leben bilden Tragik und Komik, Intelligenz, Dummheit, ja selbst Verbrechen dabei ein Ganzes. Das Buch handelt von Frauen zwischen größtem Ruhm und tiefster Verachtung, zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Leidenschaft und Resignation, für die es eine Ehre und mitunter ein Fluch war, die Geliebte des Königs zu sein, und genauso widersprüchlich sind ihre Wege. Bisweilen stark und selbstherrlich, dann wieder schwach und verlassen spiegeln sie „Glanz und Elend“ des höfischen Lebens wider, um den Titel eines bekannten Buches von Balzac abzuwandeln. Sie haben geliebt und gelitten, verschwendet, geherrscht und manchmal auch bereut. In ihrem Drang nach Besitz und Macht, aber auch mit ihrer Hoffnung auf erfüllte Liebe stehen sie für eine vergangene Zeit, die unserer Gegenwart dennoch nicht so fern ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.“ Kommen wir noch einmal auf das Thema Zeitreisen zurück. Würden Sie sich vielleicht mal mit der berühmtesten aller französischen Mätressen treffen wollen, mit der Marquise von Pompadour? Und zwar nicht nur so zum Spaß, sondern um mit ihr ganz ernsthaft über Männer und Frauen, über Liebe und Glück sowie über Macht und Einfluss und darüber zu plaudern, wie man beides gewinnt und – verteidigt. Sie sehen schon, das sind ganz im Sinne von Klaus Möckel gar nicht so sehr historische Themen, sondern sehr gegenwärtige. Das dürfte jedenfalls eine sehr spannende Unterhaltung werden – noch dazu mit einer nach allen überlieferten Beschreibungen und Bildnissen sehr schönen Frau (schauen Sie sich bitte mal zum Beispiel das elegante „Porträt der Madame de Pompadour“ des französischen Rokoko-Künstlers, Hofmalers und Pompadour-Günstlings François Boucher aus dem Jahre 1758 an) von hoher Bildung und Intelligenz, die mit vielen Gaben gesegnet war, wie Klaus Möckel zu berichten weiß: „Ihr Wissen mochte oberflächlich sein, aber sie hatte die Fähigkeit, es anzuwenden. Für eine Maitresse en titre fehlte ihr zwar die entsprechende Herkunft, doch sie würde alles tun, diesen Makel durch ihre vielfältigen Vorzüge wettzumachen.“ Ob und wie das gelingt, ist frisch und farbig in den „Gespielinnen des Königs“ zu erfahren – fast so, als wäre man als stummer Zuschauer und Bewunderer der schönsten Frauen Frankreichs in Versailles und anderswo direkt dabei. Insofern ist es denn doch eine Art Zeitreise … Gute Reise also, viel Spaß beim Lesen und Französisch lernen und bis demnächst. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3903 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 7 years
Text
Eine Botschaft an die Zukunft - „Zeitreisende“ 16 von Hardy Manthey bei EDITION digital
Mit seiner seit 2011 ausschließlich als E-Books erschienenen Science-Fiction-Reihe über die Abenteuer einer Zeitreisenden gehört der Sternberger Autor Hardy Manthey zu den Beststellerautoren der EDITION digital aus Godern bei Schwerin. Unter dem geheimnisvollen Titel „Das geheime Haus des goldenen Itzamná“ hat der Autor jetzt nach einer Pause von drei Jahren den bereits 16. Teil seiner Reihe vorgelegt. Unter dem Titel „Die Zeitreisende. Ein Leben zwischen Tod und Unsterblichkeit“ erscheint gleichzeitig eine Gesamtausgabe aller 16 E-Books, womit auch alle 15 vorhergehenden Teile in einer überarbeiteten Fassung erhältlich sind. Die bislang letzte Geschichte der Reihe beginnt im Jahre 1973 in Mexico City vor dem Gebäude der Nationalen Autonomen Universität. Dort treffen sich die beiden Archäologiestudenten Jacob Urueta und Isabella Arriaga, die nicht nur miteinander befreundet sind, sondern auch ein gemeinsames wissenschaftliches Ziel haben. Sie wollen beweisen, dass eine Zeitreisende eine Botschaft an die Zukunft gerichtet hat, damit sie gerettet werden kann. Aber wer soll ihnen glauben? Und dann wird auch noch Professor Billete ermordet, den die beiden erst nach langem Widerstand endlich für ihre Pläne gewinnen konnten. Doch da erhalten Jacob und Isabella auf einmal überraschend Hilfe von völlig unerwarteter Seite. Und ihr Traum scheint vielleicht doch noch Wirklichkeit zu werden … Nur wenige Buchseiten weiter findet sich der Leser auf einmal im nördlichen Mittelamerika, im frühen 9.Jahrhundert unserer Zeitrechnung, nahe der toltekischen Stadt Ixtlan wieder und begegnet dort einer ungewöhnlichen Frau: „Erschöpft und müde blickt Aphrodite hoch zum majestätischen Sternenhimmel. Es ist ihr Lieblingsplatz. Hier auf dem Dach ihrer Lehmhütte kann sie sich endlich von den Mühen des Tages erholen. Sie hat das noch vor drei Monaten schier Unmögliche geschafft, sie wurde von den Menschen hier aufgenommen. Nach den ersten folgenschweren Fehlern bei der Kontaktaufnahme zu Menschen, die sie aus den Geschichtsbüchern als Tolteken kennt, ist sie nun doch angekommen. Dass sie nur mit den Händlern den Weg zu den Hochkulturen Mesoamerikas finden konnte, war für sie von Anfang an klar. Sie kann den Kontakt zu den Herren der Zeit nur über die Steinbauten der Hochkulturen Mesoamerikas herstellen. So weit war das ihr Plan. Doch davon ist sie noch Lichtjahre weit entfernt.“ Band 16 und die Gesamtausgabe aller 16 Teile der „Zeitreisenden“-Reihe sind – wie auch die Bände 1 bis 15 - sowohl unter edition-digital.de als auch im Online-Buchhandel zu haben. Hardy Manthey wurde 1955 in Sternberg im damaligen Bezirk Schwerin geboren, wo er auch aufwuchs. Nach Schulbesuch und einer Lehre als Gärtner leistete er seinen Grundwehrdienst in Berlin ab. Diese Berliner Zeit mit ihren vielfältigen Angeboten an Museen und Kunstausstellungen, Theatervorstellungen und Konzerten erwies sich für ihn als ein großer Glücksfall. Nach eigenem Bekunden faszinierten Manthey schon in der Kindheit Geschichte und Geschichten aus vergangenen Zeiten. Schon zu DDR-Zeiten und erst recht nach der Wende war er viel auf Reisen, natürlich zumeist auf den Pfaden der Weltgeschichte. Sein Traumland war Ägypten, wo er an den Pyramiden von der Geschichte der „Zeitreisenden“ heimgesucht wurde. „Zurück in der Heimat war es von nun an meine Bestimmung, ihre Geschichte niederzuschreiben. Eine schöne Aufgabe, die mich bis zum heutigen Tag fesselt.“ Die vor 23 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte Bücher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit fast 900 Titel (Stand Oktober 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 100 E-Books und 15 gedruckte Bücher neu. Titelbilder können Sie unter http://edition-digital.de/Presse/ herunterladen. 26. Oktober 2017 Anlagen: Titelbild und Fotos zur kostenfreien Veröffentlichung EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstr. 2b 19065 Pinnow Telefon: 03860-505788 Fax: 03860-505789 [email protected] dewww.edition-digital.de V. i. S. d. P.: Gisela Pekrul Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3855 sowie http://edition-digital.de/Manthey/Zeitreisende16/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Manthey/Zeitreisende16/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 8 years
Text
Zwischen Wikingern und Weltall oder die Überlegenheit der Literatur gegenüber der Physik - Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 13.01. 2017) Sind eigentlich Zeitreisen möglich? Mit Einstein sagt die Physik ja – zumindest was Zeitreisen in die Zukunft angeht. Schlechter sieht es dagegen für Zeitreisen in die Vergangenheit aus. Sagt die Physik. In der Literatur dagegen ist beides möglich, wie die drei aktuellen Deals der Woche der EDITION digital beweisen, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 13.01. 17 - Freitag, 20.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Rede ist von literarischen Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit. Und da geht es diesmal einmal zurück in die Vergangenheit, zu den Wikingern, einmal vorwärts in die Zukunft und einmal in – beide Richtungen. Das gilt zumindest für die Science-Fiction-Reihe von Hardy Manthey, der ausdrücklich eine Zeitreisende durch Raum und Zeit schickt. Mehr dazu weiter unten. Begeben wir uns zunächst in den frühmittelalterlichen Nord- und Ostseeraum, zu den Wikingern. Erstes Angebot des zweiten Newsletters des neuen Jahres ist der erstmals 1990 als Druckausgabe im Rostocker Hinstorff Verlag erschiene historische Roman „Odins Schwert“ von Heinz-Jürgen Zierke: Der junge Wikinger Ansgar muss die Ermordung seiner Eltern und den Raub seiner Schwester miterleben. Als er den Göttern geopfert werden soll, zerstört er im Tempel die Nachbildungen der Götter und flieht mit Odins Schwert. Er findet in Egil einen Blutsbruder und beide werden tollkühne Krieger, die von der Burg Vinborg aus zu Seeschlachten und Raubzügen aufbrechen. Odins Schwert scheint Asgar zu schützen, der es nicht durch Blut entweiht. Doch als er die Mörder seiner Eltern kennt, schwört er nur noch Rache und richtet in seinem Heimatort ein Blutbad an. Das blutige Schwert lässt er im Tempel zurück. Doch ehe Ansgar und Gil gemeinsam kämpfen können, müssen sie sich erst einmal begegnen. Und diese Begegnung findet in einer für Ansgar scheinbar aussichtslosen Situation statt. Dabei begegnen wir zunächst gar nicht Ansgar, sondern Egil: „Eine der beliebtesten Höhlen, die gleichwohl keiner ohne heimliches Grausen aufsuchte, in der man nur zu flüstern wagte, hatte die See hinter dem Riesenstein ausgewaschen. In diesem Felsblock von der Größe eines Bauernhauses klaffte ein fingerbreiter Riss, gezackt wie ein Blitz um Mitternacht. Man konnte, wenn die Augen den günstigsten Abstand fanden, durch den Stein weit hinaus auf die See schauen. Und in den Winternächten, bei Frostklirren und Mondschein, sah man die blakenden Kienspäne, die den an Walhalls Göttertafel prassenden Helden leuchteten. Wehe aber, man trat zu nahe an den Spalt oder steckte gar den Finger hinein! Mit Donnergetöse würde sich der Riss auftun, zuschnappen und den Finger, den Arm, den ganzen Leib des Verwegenen schlucken. Einst hatte der ungeschlachte Riese Hymi den jungen Gott Thor aufgefordert, seine Stärke zu beweisen, indem er mit bloßen Händen des Riesen Goldbecher zerbräche. So sehr sich Thor auch anstrengte, alle Muskeln spannte, dass die Stirnadern platzen wollten, er drückte nicht einmal eine Delle in das Gefäß. In aufloderndem Zorn schleuderte er den Becher gegen den Fels. Der Stein barst, das glänzende Metall aber zeigte nicht den geringsten Kratzer. Hohnlachend sprang der Riese mitsamt seinem Gold in den Spalt, bevor Thor ihm mit seinem Hammer den Schädel zerschmettern konnte. Hymi saß noch heute in diesem Stein, und wenn ihm einer auf Armeslänge nahe kam, packte er mit seiner Bärentatze zu. So warnten die Großmütter die Enkel. Die aber ... nun ja, sie bewiesen sich ihre Unerschrockenheit, wussten sich in dieser Grotte ungestört und konnten tun und treiben, was woanders Anstoß erregt hätte. Ein unerklärliches, aber sicheres Gefühl zog Egil gerade dorthin, obwohl er sich sagte, dass ein Fremder nichts von diesem Versteck wissen konnte. Er stieß einen heiseren Schrei aus, als er die zerschrammten Füße im Geröll sah. Erschrocken schlug er sich auf den Mund. Zu spät. Der da lag, auf dem Bauch, die Arme unter dem Leib, als hätte er versucht, sich abzustützen und wäre dabei eingeknickt, die Beine leicht angezogen, das Gesicht zur Seite gedreht, der war ein junger Bursche, nicht älter als Egil, der ärmlichen Kleidung nach ein Bauer oder Fischer, und der Schwertknauf, der unter der Hüfte hervorlugte, sagte ihm: ein Jungkrieger. Nur zögernd näherten sich die andern, Mädchen, Burschen, Frauen, Kinder, mutiger die Männer, aber auch sie gespannt, bereit davonzulaufen, wenn die haarige Tatze sich aus dem Fels schöbe. Erst als Egil sah, wie sich der alte Lobdrok bückte, um mit seinen zitternden Händen den Verunglückten umzudrehen, regte er sich wieder, schob den Greis beiseite, setzte dem Toten den Fuß in den Nacken, ließ sein Schwert wirbeln und krähte: „Mir gehört er, mir!“ Unter den nackten Sohlen spürte er, da war noch Leben.“ Und nun vorwärts in die Zukunft und damit zugleich zurück in die Vergangenheit: Um eine geheimnisvolle Botschaft geht es auch in dem zweiten und für die Neuauflage stark überarbeiteten Teil der Science-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey. Die Buchreihe erzählt von den atemberaubenden Abenteuern einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse im ersten Teil der Reihe „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde - allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln? Der zweite Teil der Reihe trägt den Titel „Von der Hure Roms zur mächtigen Priesterin“. Er führt die schöne blonde Aphrodite noch rechtzeitig vor dem 3. Punischen Krieg mit ihrem Herrn Eklasteos aus Karthago auf ein Schiff nach Sizilien. Viele Qualen und Erniedrigungen hat sie zu erdulden, obwohl sie zur Hure Roms aufsteigt und schließlich eine angesehene und reiche, aber rechtlose Ehefrau wird. Von ihrem Ziel, eine Botschaft in das 22. Jahrhundert zu senden, ist sie weit entfernt. Riskieren wir einen kurzen Blick in die Handlung dieser spannend miteinander verwobenen Vergangenheits-Zukunfts-Geschichte oder Zukunfts-Vergangenheits-Geschichte: „Sie steht auf und blickt über das Meer. Es ist wunderschön und am Horizont glaubt sie, Land zu erkennen. Tatsächlich, zur gleichen Zeit ruft einer der Matrosen, dass Inseln in Sicht seien. Nun werden wieder die Ruderplätze besetzt. Es sind alles sehr kräftig gebaute Männer. Die Männer sind aber keine Sklaven, wie sie aus den Aufzeichnungen des Professors und dem Geschichtsunterricht von früher oder besser von übermorgen erfahren hat. Die muskulösen Ruderer sind stolz auf ihre Leistung. Es ist schon beeindruckend, wie sie die großen Ruder bewegen. Sie legen sich im Angesicht des Landes mit Begeisterung in die Riemen, rudern aber nur so lange, bis die gefährlichen Klippen umschifft sind. Ob sie die Freude mit den Männern teilen kann, wenn sie in Syrakus angekommen sind? Was werden ihr Syrakus und Sizilien bringen? Ist sie weit genug entfernt vom Kriegsschauplatz Karthago? Sie will es hoffen und glauben. Aphrodite entspannt sich noch etwas und döst vor sich hin. Die Sonne steht schon hoch, es geht an der Küste der kleinen Inseln vorbei in Richtung Osten. Bis ans Ufer reicht an manchen Stellen der Wald. Nur um kleine Siedlungen herum ist jeglicher Wald verschwunden. Ebenso karg, wie es ihr rund um das Mittelmeer aus der Erinnerung bekannt ist. Die mediterrane Landschaft späterer Jahrhunderte muss also erst noch durch Menschenhand entstehen. Das Wetter ist ruhig. Der Wind aus dem Süden reicht soweit aus, dass keiner mehr rudern muss. Alles ist so schön, dass Aphrodite geneigt ist, das Leid um sie herum für einen Moment zu vergessen. Das leise Jammern von Alana holt sie wieder in die so grausame Realität zurück. Eigentlich mehr zufällig blickt Aphrodite nach hinten und sieht weit weg am Horizont ein Schiff mit vollen Segeln und mit langen Rudern kommen. Sie kann bald genau sehen, wie die Ruder das Wasser aufpeitschen. Das Schiff scheint sehr schnell, vor allem viel schneller als ihr Schiff zu sein. Aufgeregt ruft deshalb Aphrodite: „Ein Schiff kommt auf uns zu!“ Ihr Ruf löst unerwartet Panik aus. „Das sind Seeräuber!“, ruft jemand von der Schiffsbesatzung. Sofort greifen die Männer in die Riemen und der Trommler schlägt immer schneller den Takt für die Ruderer, aber das Schiff nähert sich immer mehr. Angst macht sich breit. Aphrodite hat von grausamen Überfällen gehört. Piraten töten die Besiegten eigentlich immer. Ein Glücksfall ist es, als Sklave verkauft zu werden. „Für mich kann es nicht schlimmer kommen“, denkt Aphrodite und beobachtet doch nervös, was nun passieren wird. An Zeichen und kurzen Kommandos des Kapitäns, die sie nicht versteht, erkennt sie, dass ihr Schiff einen neuen Kurs nehmen soll. Tatsächlich steuert es mehr auf die Küste zu und die gefährlichen Klippen kommen immer näher. Nun begreift auch Aphrodite, dass sie durch die Klippen dem größeren Piratenschiff entkommen wollen. Mit den gewagten Manövern gelingt es tatsächlich, den bedrohlich nahe kommenden Felsen und Untiefen auszuweichen. Nun steht die Frage auf allen Gesichtern: „Folgen ihnen die Seeräuber weiter?“ Mit schnellem Takt treibt der Trommler alle zu Höchstleistungen an. Alle, die nicht helfen können, beobachten das Piratenschiff. Zuerst kommt es immer näher, doch plötzlich fällt es mehr und mehr zurück. Ein lautes Bersten von Holz, das vom Piratenschiff kommt, löst allgemeinen Jubel aus. Es hatte tatsächlich zu viel Tiefgang und ist bei der Verfolgung auf die Unterwasserfelsen geraten. Das Piratenschiff sinkt überraschend schnell.“ Im Übrigen ist es natürlich besser, auch schon den ersten Teil der „Zeitreisenden“ gelesen zu haben, aber für alle diejenigen, die gleich mit dem zweiten Teil beginnen, liefert der Autor zu Anfang eine geraffte Zusammenfassung der Ereignisse davor. Ebenfalls dem Genre Science Fiction ist auch das dritte und letzte Angebot dieses zweiten Newsletters des neuen Jahres zuzurechnen. Der utopische Roman „Die Ohnmacht der Allmächtigen“ von Heiner Rank war erstmals 1973 im Verlag Das Neue Berlin erschienen: Auf den ersten Blick scheint es ein Paradies zu sein, in das Asmo, der Mann ohne Erinnerung, verschlagen worden ist, ein Land des ungetrübten Genusses, des pausenlos anhaltenden Glücks. Die Dafotil, Bewohner des Planeten Astilot, kennen weder Mangel noch Sorge noch Krankheit, Alter, Unrecht, Strafe, Zwang, Gewalt. Was sie wünschen, geht in Erfüllung, ihr Gruß lautet: „Viel Liebe!“ Und dennoch fällt es Asmo schwer, sich einzuleben. Das Aromakonzert auf der Duftorgel lässt ihn kalt, Jonas hemmungslose Hingabe befremdet ihn, die Unterwürfigkeit der Dienstautomaten macht ihn traurig, das zügellose Gebaren auf dem Tanzessen widert ihn an. Was soll er hier, wo er ein Fremdkörper ist und allein durch seine Existenz die ausgeklügelte Harmonie gefährdet? Wem dient es, welche Absicht verbirgt sich dahinter? Heiner Rank begnügt sich nicht mit Andeutungen, wie es auf dem Planeten Astilot aussehen könnte, er geht ins Detail, und seine Fantasie ist bis zum letzten Kapitel frisch und unverbraucht. In Landschaften und Bauten, in technischen und sozialen Einrichtungen, in Machtverhältnissen, menschlichen Beziehungen, Gewohnheiten und Anschauungen offenbart sich eine fremdartige Welt, farbig und vielgestaltig, immer wieder neu, überraschend anders, fordert heraus zum Vergleich und zur Wertung. Die symbolhafte Fabel, eingebettet in eine von starken Spannungshöhepunkten getragene Handlung, stellt Fragen, die in der Utopie traditionell sind: Was ist Glück, worin liegt der Sinn des Lebens? Die Antwort ist nicht endgültig, kann es nicht sein, weil jede Zeit auf eigene Weise zu antworten weiß, doch sie führt dahin, dass wir Probleme wiedererkennen, dass wir Befürchtungen und Hoffnungen entdecken, die auch uns bewegen. Der Roman beginnt mit einer Woge – mit einer Woge Ozon: „Eine Woge Ozon wehte durch den Raum, kaum spürbar, sanft wie ein Hauch. Der Mann auf dem Bett begann sich zu bewegen. Er öffnete die Augen noch nicht, ganz gegen seine Gewohnheit; er zögerte, als würde er ahnen, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bevor ihm etwas Neues, etwas Unbekanntes entgegentrat. Er lag reglos, atmete in tiefen Zügen einen fremden, belebenden Duft und überließ sich den Bildern, die in ihm aufstiegen. Schaumkronen auf glasgrünem Wasser, das Rauschen der Brandung. Sein Pferd geht in spielerischem Trab über den feuchten Sandstreifen des Ufers, mit beiden Händen hält er sich an der wehenden Mähne. Dicht neben ihm ein Mädchen, braun gebrannt, in abgewetzten Hosen, ein rotes Band in dem vom Wind zerwühlten Haar. Weit vor ihnen die anderen Reiter, Schemen, verwischte Konturen, die rhythmisch auf und ab schwingen. Das Mädchen singt. Ein wildes Lied, eine heisere Stimme. Ist es der Schmerz, sich für lange Zeit von der vertrauten Welt zu trennen, Abschied zu nehmen von den Menschen, die sie liebt? Oder nur Ungeduld, freudige Erwartung, Sehnsucht nach der einmaligen, unwiderruflichen Tat, nach den Abenteuern der Erkenntnis? Der Mann lauschte. Fremde Klänge drangen in sein Ohr. Säuselnde Geigen, darüber die Tonperlen eines Cembalos. Die Musik störte. Sie gehörte nicht dazu, begann die Bilder zu verdrängen. Er wollte sie festhalten, suchte nach den Namen für das Mädchen, die Freunde, das Meer. Vergeblich. Er fand die Namen nicht, und ohne Namen ließ sich nichts beschwören. Das Mädchen, die Freunde, das Meer, sie versanken in Nebelschleiern. Der Mann schüttelte ärgerlich den Kopf und öffnete die Lider. Was er sah, war ihm unbekannt. Ein mittelgroßer, rechteckiger Raum. Die Zimmerdecke gab gelbes Licht, das keine Schatten warf. Wände und Fußboden waren grau, aus einem glänzenden pelzartigen Material, ebenso die wenigen apfelsinenfarbenen Möbel. Die Musik war noch da. Sie schien aus den Wänden zu dringen. Der Mann richtete sich auf, hellwach. Er schwang sich aus dem Bett und streifte die Decke ab, die leicht an seiner Haut haftete. Sein Körper war muskulös, ohne Anzeichen von Fett, die Haut von gesundem Braun. Dreißig Jahre hätte man ihm gegeben auf den ersten Blick, doch der Ausdruck seiner Augen, die Linien um Kinn und Mund verrieten zwanzig Jahre mehr an Arbeit und Erfahrung.“ Und was das Phänomen der Zeitreisen angeht, da sollten wir vielleicht noch wissen, dass sich die Physiker vor Zeitreisen in die Vergangenheit fürchten. Denn bei dem Phänomen der „geschlossenen zeitartigen Kurven“ könnte es durchaus sein, dass man gewissermaßen durch die Zukunft in seine eigene Vergangenheit reist und dort womöglich die eigene Vergangenheit durcheinander bringt. Und es soll sogar möglich sein, dass eine Gegenwart gleich mehrere Vergangenheiten hat – sagt die Physik. Was für ein literarisches Thema … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3730 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 8 years
Text
Zwischen Wikingern und Weltall oder die Überlegenheit der Literatur gegenüber der Physik - Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 13.01. 2017) Sind eigentlich Zeitreisen möglich? Mit Einstein sagt die Physik ja – zumindest was Zeitreisen in die Zukunft angeht. Schlechter sieht es dagegen für Zeitreisen in die Vergangenheit aus. Sagt die Physik. In der Literatur dagegen ist beides möglich, wie die drei aktuellen Deals der Woche der EDITION digital beweisen, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 13.01. 17 - Freitag, 20.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Rede ist von literarischen Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit. Und da geht es diesmal einmal zurück in die Vergangenheit, zu den Wikingern, einmal vorwärts in die Zukunft und einmal in – beide Richtungen. Das gilt zumindest für die Science-Fiction-Reihe von Hardy Manthey, der ausdrücklich eine Zeitreisende durch Raum und Zeit schickt. Mehr dazu weiter unten. Begeben wir uns zunächst in den frühmittelalterlichen Nord- und Ostseeraum, zu den Wikingern. Erstes Angebot des zweiten Newsletters des neuen Jahres ist der erstmals 1990 als Druckausgabe im Rostocker Hinstorff Verlag erschiene historische Roman „Odins Schwert“ von Heinz-Jürgen Zierke: Der junge Wikinger Ansgar muss die Ermordung seiner Eltern und den Raub seiner Schwester miterleben. Als er den Göttern geopfert werden soll, zerstört er im Tempel die Nachbildungen der Götter und flieht mit Odins Schwert. Er findet in Egil einen Blutsbruder und beide werden tollkühne Krieger, die von der Burg Vinborg aus zu Seeschlachten und Raubzügen aufbrechen. Odins Schwert scheint Asgar zu schützen, der es nicht durch Blut entweiht. Doch als er die Mörder seiner Eltern kennt, schwört er nur noch Rache und richtet in seinem Heimatort ein Blutbad an. Das blutige Schwert lässt er im Tempel zurück. Doch ehe Ansgar und Gil gemeinsam kämpfen können, müssen sie sich erst einmal begegnen. Und diese Begegnung findet in einer für Ansgar scheinbar aussichtslosen Situation statt. Dabei begegnen wir zunächst gar nicht Ansgar, sondern Egil: „Eine der beliebtesten Höhlen, die gleichwohl keiner ohne heimliches Grausen aufsuchte, in der man nur zu flüstern wagte, hatte die See hinter dem Riesenstein ausgewaschen. In diesem Felsblock von der Größe eines Bauernhauses klaffte ein fingerbreiter Riss, gezackt wie ein Blitz um Mitternacht. Man konnte, wenn die Augen den günstigsten Abstand fanden, durch den Stein weit hinaus auf die See schauen. Und in den Winternächten, bei Frostklirren und Mondschein, sah man die blakenden Kienspäne, die den an Walhalls Göttertafel prassenden Helden leuchteten. Wehe aber, man trat zu nahe an den Spalt oder steckte gar den Finger hinein! Mit Donnergetöse würde sich der Riss auftun, zuschnappen und den Finger, den Arm, den ganzen Leib des Verwegenen schlucken. Einst hatte der ungeschlachte Riese Hymi den jungen Gott Thor aufgefordert, seine Stärke zu beweisen, indem er mit bloßen Händen des Riesen Goldbecher zerbräche. So sehr sich Thor auch anstrengte, alle Muskeln spannte, dass die Stirnadern platzen wollten, er drückte nicht einmal eine Delle in das Gefäß. In aufloderndem Zorn schleuderte er den Becher gegen den Fels. Der Stein barst, das glänzende Metall aber zeigte nicht den geringsten Kratzer. Hohnlachend sprang der Riese mitsamt seinem Gold in den Spalt, bevor Thor ihm mit seinem Hammer den Schädel zerschmettern konnte. Hymi saß noch heute in diesem Stein, und wenn ihm einer auf Armeslänge nahe kam, packte er mit seiner Bärentatze zu. So warnten die Großmütter die Enkel. Die aber ... nun ja, sie bewiesen sich ihre Unerschrockenheit, wussten sich in dieser Grotte ungestört und konnten tun und treiben, was woanders Anstoß erregt hätte. Ein unerklärliches, aber sicheres Gefühl zog Egil gerade dorthin, obwohl er sich sagte, dass ein Fremder nichts von diesem Versteck wissen konnte. Er stieß einen heiseren Schrei aus, als er die zerschrammten Füße im Geröll sah. Erschrocken schlug er sich auf den Mund. Zu spät. Der da lag, auf dem Bauch, die Arme unter dem Leib, als hätte er versucht, sich abzustützen und wäre dabei eingeknickt, die Beine leicht angezogen, das Gesicht zur Seite gedreht, der war ein junger Bursche, nicht älter als Egil, der ärmlichen Kleidung nach ein Bauer oder Fischer, und der Schwertknauf, der unter der Hüfte hervorlugte, sagte ihm: ein Jungkrieger. Nur zögernd näherten sich die andern, Mädchen, Burschen, Frauen, Kinder, mutiger die Männer, aber auch sie gespannt, bereit davonzulaufen, wenn die haarige Tatze sich aus dem Fels schöbe. Erst als Egil sah, wie sich der alte Lobdrok bückte, um mit seinen zitternden Händen den Verunglückten umzudrehen, regte er sich wieder, schob den Greis beiseite, setzte dem Toten den Fuß in den Nacken, ließ sein Schwert wirbeln und krähte: „Mir gehört er, mir!“ Unter den nackten Sohlen spürte er, da war noch Leben.“ Und nun vorwärts in die Zukunft und damit zugleich zurück in die Vergangenheit: Um eine geheimnisvolle Botschaft geht es auch in dem zweiten und für die Neuauflage stark überarbeiteten Teil der Science-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey. Die Buchreihe erzählt von den atemberaubenden Abenteuern einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse im ersten Teil der Reihe „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde - allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln? Der zweite Teil der Reihe trägt den Titel „Von der Hure Roms zur mächtigen Priesterin“. Er führt die schöne blonde Aphrodite noch rechtzeitig vor dem 3. Punischen Krieg mit ihrem Herrn Eklasteos aus Karthago auf ein Schiff nach Sizilien. Viele Qualen und Erniedrigungen hat sie zu erdulden, obwohl sie zur Hure Roms aufsteigt und schließlich eine angesehene und reiche, aber rechtlose Ehefrau wird. Von ihrem Ziel, eine Botschaft in das 22. Jahrhundert zu senden, ist sie weit entfernt. Riskieren wir einen kurzen Blick in die Handlung dieser spannend miteinander verwobenen Vergangenheits-Zukunfts-Geschichte oder Zukunfts-Vergangenheits-Geschichte: „Sie steht auf und blickt über das Meer. Es ist wunderschön und am Horizont glaubt sie, Land zu erkennen. Tatsächlich, zur gleichen Zeit ruft einer der Matrosen, dass Inseln in Sicht seien. Nun werden wieder die Ruderplätze besetzt. Es sind alles sehr kräftig gebaute Männer. Die Männer sind aber keine Sklaven, wie sie aus den Aufzeichnungen des Professors und dem Geschichtsunterricht von früher oder besser von übermorgen erfahren hat. Die muskulösen Ruderer sind stolz auf ihre Leistung. Es ist schon beeindruckend, wie sie die großen Ruder bewegen. Sie legen sich im Angesicht des Landes mit Begeisterung in die Riemen, rudern aber nur so lange, bis die gefährlichen Klippen umschifft sind. Ob sie die Freude mit den Männern teilen kann, wenn sie in Syrakus angekommen sind? Was werden ihr Syrakus und Sizilien bringen? Ist sie weit genug entfernt vom Kriegsschauplatz Karthago? Sie will es hoffen und glauben. Aphrodite entspannt sich noch etwas und döst vor sich hin. Die Sonne steht schon hoch, es geht an der Küste der kleinen Inseln vorbei in Richtung Osten. Bis ans Ufer reicht an manchen Stellen der Wald. Nur um kleine Siedlungen herum ist jeglicher Wald verschwunden. Ebenso karg, wie es ihr rund um das Mittelmeer aus der Erinnerung bekannt ist. Die mediterrane Landschaft späterer Jahrhunderte muss also erst noch durch Menschenhand entstehen. Das Wetter ist ruhig. Der Wind aus dem Süden reicht soweit aus, dass keiner mehr rudern muss. Alles ist so schön, dass Aphrodite geneigt ist, das Leid um sie herum für einen Moment zu vergessen. Das leise Jammern von Alana holt sie wieder in die so grausame Realität zurück. Eigentlich mehr zufällig blickt Aphrodite nach hinten und sieht weit weg am Horizont ein Schiff mit vollen Segeln und mit langen Rudern kommen. Sie kann bald genau sehen, wie die Ruder das Wasser aufpeitschen. Das Schiff scheint sehr schnell, vor allem viel schneller als ihr Schiff zu sein. Aufgeregt ruft deshalb Aphrodite: „Ein Schiff kommt auf uns zu!“ Ihr Ruf löst unerwartet Panik aus. „Das sind Seeräuber!“, ruft jemand von der Schiffsbesatzung. Sofort greifen die Männer in die Riemen und der Trommler schlägt immer schneller den Takt für die Ruderer, aber das Schiff nähert sich immer mehr. Angst macht sich breit. Aphrodite hat von grausamen Überfällen gehört. Piraten töten die Besiegten eigentlich immer. Ein Glücksfall ist es, als Sklave verkauft zu werden. „Für mich kann es nicht schlimmer kommen“, denkt Aphrodite und beobachtet doch nervös, was nun passieren wird. An Zeichen und kurzen Kommandos des Kapitäns, die sie nicht versteht, erkennt sie, dass ihr Schiff einen neuen Kurs nehmen soll. Tatsächlich steuert es mehr auf die Küste zu und die gefährlichen Klippen kommen immer näher. Nun begreift auch Aphrodite, dass sie durch die Klippen dem größeren Piratenschiff entkommen wollen. Mit den gewagten Manövern gelingt es tatsächlich, den bedrohlich nahe kommenden Felsen und Untiefen auszuweichen. Nun steht die Frage auf allen Gesichtern: „Folgen ihnen die Seeräuber weiter?“ Mit schnellem Takt treibt der Trommler alle zu Höchstleistungen an. Alle, die nicht helfen können, beobachten das Piratenschiff. Zuerst kommt es immer näher, doch plötzlich fällt es mehr und mehr zurück. Ein lautes Bersten von Holz, das vom Piratenschiff kommt, löst allgemeinen Jubel aus. Es hatte tatsächlich zu viel Tiefgang und ist bei der Verfolgung auf die Unterwasserfelsen geraten. Das Piratenschiff sinkt überraschend schnell.“ Im Übrigen ist es natürlich besser, auch schon den ersten Teil der „Zeitreisenden“ gelesen zu haben, aber für alle diejenigen, die gleich mit dem zweiten Teil beginnen, liefert der Autor zu Anfang eine geraffte Zusammenfassung der Ereignisse davor. Ebenfalls dem Genre Science Fiction ist auch das dritte und letzte Angebot dieses zweiten Newsletters des neuen Jahres zuzurechnen. Der utopische Roman „Die Ohnmacht der Allmächtigen“ von Heiner Rank war erstmals 1973 im Verlag Das Neue Berlin erschienen: Auf den ersten Blick scheint es ein Paradies zu sein, in das Asmo, der Mann ohne Erinnerung, verschlagen worden ist, ein Land des ungetrübten Genusses, des pausenlos anhaltenden Glücks. Die Dafotil, Bewohner des Planeten Astilot, kennen weder Mangel noch Sorge noch Krankheit, Alter, Unrecht, Strafe, Zwang, Gewalt. Was sie wünschen, geht in Erfüllung, ihr Gruß lautet: „Viel Liebe!“ Und dennoch fällt es Asmo schwer, sich einzuleben. Das Aromakonzert auf der Duftorgel lässt ihn kalt, Jonas hemmungslose Hingabe befremdet ihn, die Unterwürfigkeit der Dienstautomaten macht ihn traurig, das zügellose Gebaren auf dem Tanzessen widert ihn an. Was soll er hier, wo er ein Fremdkörper ist und allein durch seine Existenz die ausgeklügelte Harmonie gefährdet? Wem dient es, welche Absicht verbirgt sich dahinter? Heiner Rank begnügt sich nicht mit Andeutungen, wie es auf dem Planeten Astilot aussehen könnte, er geht ins Detail, und seine Fantasie ist bis zum letzten Kapitel frisch und unverbraucht. In Landschaften und Bauten, in technischen und sozialen Einrichtungen, in Machtverhältnissen, menschlichen Beziehungen, Gewohnheiten und Anschauungen offenbart sich eine fremdartige Welt, farbig und vielgestaltig, immer wieder neu, überraschend anders, fordert heraus zum Vergleich und zur Wertung. Die symbolhafte Fabel, eingebettet in eine von starken Spannungshöhepunkten getragene Handlung, stellt Fragen, die in der Utopie traditionell sind: Was ist Glück, worin liegt der Sinn des Lebens? Die Antwort ist nicht endgültig, kann es nicht sein, weil jede Zeit auf eigene Weise zu antworten weiß, doch sie führt dahin, dass wir Probleme wiedererkennen, dass wir Befürchtungen und Hoffnungen entdecken, die auch uns bewegen. Der Roman beginnt mit einer Woge – mit einer Woge Ozon: „Eine Woge Ozon wehte durch den Raum, kaum spürbar, sanft wie ein Hauch. Der Mann auf dem Bett begann sich zu bewegen. Er öffnete die Augen noch nicht, ganz gegen seine Gewohnheit; er zögerte, als würde er ahnen, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bevor ihm etwas Neues, etwas Unbekanntes entgegentrat. Er lag reglos, atmete in tiefen Zügen einen fremden, belebenden Duft und überließ sich den Bildern, die in ihm aufstiegen. Schaumkronen auf glasgrünem Wasser, das Rauschen der Brandung. Sein Pferd geht in spielerischem Trab über den feuchten Sandstreifen des Ufers, mit beiden Händen hält er sich an der wehenden Mähne. Dicht neben ihm ein Mädchen, braun gebrannt, in abgewetzten Hosen, ein rotes Band in dem vom Wind zerwühlten Haar. Weit vor ihnen die anderen Reiter, Schemen, verwischte Konturen, die rhythmisch auf und ab schwingen. Das Mädchen singt. Ein wildes Lied, eine heisere Stimme. Ist es der Schmerz, sich für lange Zeit von der vertrauten Welt zu trennen, Abschied zu nehmen von den Menschen, die sie liebt? Oder nur Ungeduld, freudige Erwartung, Sehnsucht nach der einmaligen, unwiderruflichen Tat, nach den Abenteuern der Erkenntnis? Der Mann lauschte. Fremde Klänge drangen in sein Ohr. Säuselnde Geigen, darüber die Tonperlen eines Cembalos. Die Musik störte. Sie gehörte nicht dazu, begann die Bilder zu verdrängen. Er wollte sie festhalten, suchte nach den Namen für das Mädchen, die Freunde, das Meer. Vergeblich. Er fand die Namen nicht, und ohne Namen ließ sich nichts beschwören. Das Mädchen, die Freunde, das Meer, sie versanken in Nebelschleiern. Der Mann schüttelte ärgerlich den Kopf und öffnete die Lider. Was er sah, war ihm unbekannt. Ein mittelgroßer, rechteckiger Raum. Die Zimmerdecke gab gelbes Licht, das keine Schatten warf. Wände und Fußboden waren grau, aus einem glänzenden pelzartigen Material, ebenso die wenigen apfelsinenfarbenen Möbel. Die Musik war noch da. Sie schien aus den Wänden zu dringen. Der Mann richtete sich auf, hellwach. Er schwang sich aus dem Bett und streifte die Decke ab, die leicht an seiner Haut haftete. Sein Körper war muskulös, ohne Anzeichen von Fett, die Haut von gesundem Braun. Dreißig Jahre hätte man ihm gegeben auf den ersten Blick, doch der Ausdruck seiner Augen, die Linien um Kinn und Mund verrieten zwanzig Jahre mehr an Arbeit und Erfahrung.“ Und was das Phänomen der Zeitreisen angeht, da sollten wir vielleicht noch wissen, dass sich die Physiker vor Zeitreisen in die Vergangenheit fürchten. Denn bei dem Phänomen der „geschlossenen zeitartigen Kurven“ könnte es durchaus sein, dass man gewissermaßen durch die Zukunft in seine eigene Vergangenheit reist und dort womöglich die eigene Vergangenheit durcheinander bringt. Und es soll sogar möglich sein, dass eine Gegenwart gleich mehrere Vergangenheiten hat – sagt die Physik. Was für ein literarisches Thema … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3730 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 8 years
Text
Zwischen Wikingern und Weltall oder die Überlegenheit der Literatur gegenüber der Physik - Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 13.01. 2017) Sind eigentlich Zeitreisen möglich? Mit Einstein sagt die Physik ja – zumindest was Zeitreisen in die Zukunft angeht. Schlechter sieht es dagegen für Zeitreisen in die Vergangenheit aus. Sagt die Physik. In der Literatur dagegen ist beides möglich, wie die drei aktuellen Deals der Woche der EDITION digital beweisen, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 13.01. 17 - Freitag, 20.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Rede ist von literarischen Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit. Und da geht es diesmal einmal zurück in die Vergangenheit, zu den Wikingern, einmal vorwärts in die Zukunft und einmal in – beide Richtungen. Das gilt zumindest für die Science-Fiction-Reihe von Hardy Manthey, der ausdrücklich eine Zeitreisende durch Raum und Zeit schickt. Mehr dazu weiter unten. Begeben wir uns zunächst in den frühmittelalterlichen Nord- und Ostseeraum, zu den Wikingern. Erstes Angebot des zweiten Newsletters des neuen Jahres ist der erstmals 1990 als Druckausgabe im Rostocker Hinstorff Verlag erschiene historische Roman „Odins Schwert“ von Heinz-Jürgen Zierke: Der junge Wikinger Ansgar muss die Ermordung seiner Eltern und den Raub seiner Schwester miterleben. Als er den Göttern geopfert werden soll, zerstört er im Tempel die Nachbildungen der Götter und flieht mit Odins Schwert. Er findet in Egil einen Blutsbruder und beide werden tollkühne Krieger, die von der Burg Vinborg aus zu Seeschlachten und Raubzügen aufbrechen. Odins Schwert scheint Asgar zu schützen, der es nicht durch Blut entweiht. Doch als er die Mörder seiner Eltern kennt, schwört er nur noch Rache und richtet in seinem Heimatort ein Blutbad an. Das blutige Schwert lässt er im Tempel zurück. Doch ehe Ansgar und Gil gemeinsam kämpfen können, müssen sie sich erst einmal begegnen. Und diese Begegnung findet in einer für Ansgar scheinbar aussichtslosen Situation statt. Dabei begegnen wir zunächst gar nicht Ansgar, sondern Egil: „Eine der beliebtesten Höhlen, die gleichwohl keiner ohne heimliches Grausen aufsuchte, in der man nur zu flüstern wagte, hatte die See hinter dem Riesenstein ausgewaschen. In diesem Felsblock von der Größe eines Bauernhauses klaffte ein fingerbreiter Riss, gezackt wie ein Blitz um Mitternacht. Man konnte, wenn die Augen den günstigsten Abstand fanden, durch den Stein weit hinaus auf die See schauen. Und in den Winternächten, bei Frostklirren und Mondschein, sah man die blakenden Kienspäne, die den an Walhalls Göttertafel prassenden Helden leuchteten. Wehe aber, man trat zu nahe an den Spalt oder steckte gar den Finger hinein! Mit Donnergetöse würde sich der Riss auftun, zuschnappen und den Finger, den Arm, den ganzen Leib des Verwegenen schlucken. Einst hatte der ungeschlachte Riese Hymi den jungen Gott Thor aufgefordert, seine Stärke zu beweisen, indem er mit bloßen Händen des Riesen Goldbecher zerbräche. So sehr sich Thor auch anstrengte, alle Muskeln spannte, dass die Stirnadern platzen wollten, er drückte nicht einmal eine Delle in das Gefäß. In aufloderndem Zorn schleuderte er den Becher gegen den Fels. Der Stein barst, das glänzende Metall aber zeigte nicht den geringsten Kratzer. Hohnlachend sprang der Riese mitsamt seinem Gold in den Spalt, bevor Thor ihm mit seinem Hammer den Schädel zerschmettern konnte. Hymi saß noch heute in diesem Stein, und wenn ihm einer auf Armeslänge nahe kam, packte er mit seiner Bärentatze zu. So warnten die Großmütter die Enkel. Die aber ... nun ja, sie bewiesen sich ihre Unerschrockenheit, wussten sich in dieser Grotte ungestört und konnten tun und treiben, was woanders Anstoß erregt hätte. Ein unerklärliches, aber sicheres Gefühl zog Egil gerade dorthin, obwohl er sich sagte, dass ein Fremder nichts von diesem Versteck wissen konnte. Er stieß einen heiseren Schrei aus, als er die zerschrammten Füße im Geröll sah. Erschrocken schlug er sich auf den Mund. Zu spät. Der da lag, auf dem Bauch, die Arme unter dem Leib, als hätte er versucht, sich abzustützen und wäre dabei eingeknickt, die Beine leicht angezogen, das Gesicht zur Seite gedreht, der war ein junger Bursche, nicht älter als Egil, der ärmlichen Kleidung nach ein Bauer oder Fischer, und der Schwertknauf, der unter der Hüfte hervorlugte, sagte ihm: ein Jungkrieger. Nur zögernd näherten sich die andern, Mädchen, Burschen, Frauen, Kinder, mutiger die Männer, aber auch sie gespannt, bereit davonzulaufen, wenn die haarige Tatze sich aus dem Fels schöbe. Erst als Egil sah, wie sich der alte Lobdrok bückte, um mit seinen zitternden Händen den Verunglückten umzudrehen, regte er sich wieder, schob den Greis beiseite, setzte dem Toten den Fuß in den Nacken, ließ sein Schwert wirbeln und krähte: „Mir gehört er, mir!“ Unter den nackten Sohlen spürte er, da war noch Leben.“ Und nun vorwärts in die Zukunft und damit zugleich zurück in die Vergangenheit: Um eine geheimnisvolle Botschaft geht es auch in dem zweiten und für die Neuauflage stark überarbeiteten Teil der Science-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey. Die Buchreihe erzählt von den atemberaubenden Abenteuern einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse im ersten Teil der Reihe „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde - allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln? Der zweite Teil der Reihe trägt den Titel „Von der Hure Roms zur mächtigen Priesterin“. Er führt die schöne blonde Aphrodite noch rechtzeitig vor dem 3. Punischen Krieg mit ihrem Herrn Eklasteos aus Karthago auf ein Schiff nach Sizilien. Viele Qualen und Erniedrigungen hat sie zu erdulden, obwohl sie zur Hure Roms aufsteigt und schließlich eine angesehene und reiche, aber rechtlose Ehefrau wird. Von ihrem Ziel, eine Botschaft in das 22. Jahrhundert zu senden, ist sie weit entfernt. Riskieren wir einen kurzen Blick in die Handlung dieser spannend miteinander verwobenen Vergangenheits-Zukunfts-Geschichte oder Zukunfts-Vergangenheits-Geschichte: „Sie steht auf und blickt über das Meer. Es ist wunderschön und am Horizont glaubt sie, Land zu erkennen. Tatsächlich, zur gleichen Zeit ruft einer der Matrosen, dass Inseln in Sicht seien. Nun werden wieder die Ruderplätze besetzt. Es sind alles sehr kräftig gebaute Männer. Die Männer sind aber keine Sklaven, wie sie aus den Aufzeichnungen des Professors und dem Geschichtsunterricht von früher oder besser von übermorgen erfahren hat. Die muskulösen Ruderer sind stolz auf ihre Leistung. Es ist schon beeindruckend, wie sie die großen Ruder bewegen. Sie legen sich im Angesicht des Landes mit Begeisterung in die Riemen, rudern aber nur so lange, bis die gefährlichen Klippen umschifft sind. Ob sie die Freude mit den Männern teilen kann, wenn sie in Syrakus angekommen sind? Was werden ihr Syrakus und Sizilien bringen? Ist sie weit genug entfernt vom Kriegsschauplatz Karthago? Sie will es hoffen und glauben. Aphrodite entspannt sich noch etwas und döst vor sich hin. Die Sonne steht schon hoch, es geht an der Küste der kleinen Inseln vorbei in Richtung Osten. Bis ans Ufer reicht an manchen Stellen der Wald. Nur um kleine Siedlungen herum ist jeglicher Wald verschwunden. Ebenso karg, wie es ihr rund um das Mittelmeer aus der Erinnerung bekannt ist. Die mediterrane Landschaft späterer Jahrhunderte muss also erst noch durch Menschenhand entstehen. Das Wetter ist ruhig. Der Wind aus dem Süden reicht soweit aus, dass keiner mehr rudern muss. Alles ist so schön, dass Aphrodite geneigt ist, das Leid um sie herum für einen Moment zu vergessen. Das leise Jammern von Alana holt sie wieder in die so grausame Realität zurück. Eigentlich mehr zufällig blickt Aphrodite nach hinten und sieht weit weg am Horizont ein Schiff mit vollen Segeln und mit langen Rudern kommen. Sie kann bald genau sehen, wie die Ruder das Wasser aufpeitschen. Das Schiff scheint sehr schnell, vor allem viel schneller als ihr Schiff zu sein. Aufgeregt ruft deshalb Aphrodite: „Ein Schiff kommt auf uns zu!“ Ihr Ruf löst unerwartet Panik aus. „Das sind Seeräuber!“, ruft jemand von der Schiffsbesatzung. Sofort greifen die Männer in die Riemen und der Trommler schlägt immer schneller den Takt für die Ruderer, aber das Schiff nähert sich immer mehr. Angst macht sich breit. Aphrodite hat von grausamen Überfällen gehört. Piraten töten die Besiegten eigentlich immer. Ein Glücksfall ist es, als Sklave verkauft zu werden. „Für mich kann es nicht schlimmer kommen“, denkt Aphrodite und beobachtet doch nervös, was nun passieren wird. An Zeichen und kurzen Kommandos des Kapitäns, die sie nicht versteht, erkennt sie, dass ihr Schiff einen neuen Kurs nehmen soll. Tatsächlich steuert es mehr auf die Küste zu und die gefährlichen Klippen kommen immer näher. Nun begreift auch Aphrodite, dass sie durch die Klippen dem größeren Piratenschiff entkommen wollen. Mit den gewagten Manövern gelingt es tatsächlich, den bedrohlich nahe kommenden Felsen und Untiefen auszuweichen. Nun steht die Frage auf allen Gesichtern: „Folgen ihnen die Seeräuber weiter?“ Mit schnellem Takt treibt der Trommler alle zu Höchstleistungen an. Alle, die nicht helfen können, beobachten das Piratenschiff. Zuerst kommt es immer näher, doch plötzlich fällt es mehr und mehr zurück. Ein lautes Bersten von Holz, das vom Piratenschiff kommt, löst allgemeinen Jubel aus. Es hatte tatsächlich zu viel Tiefgang und ist bei der Verfolgung auf die Unterwasserfelsen geraten. Das Piratenschiff sinkt überraschend schnell.“ Im Übrigen ist es natürlich besser, auch schon den ersten Teil der „Zeitreisenden“ gelesen zu haben, aber für alle diejenigen, die gleich mit dem zweiten Teil beginnen, liefert der Autor zu Anfang eine geraffte Zusammenfassung der Ereignisse davor. Ebenfalls dem Genre Science Fiction ist auch das dritte und letzte Angebot dieses zweiten Newsletters des neuen Jahres zuzurechnen. Der utopische Roman „Die Ohnmacht der Allmächtigen“ von Heiner Rank war erstmals 1973 im Verlag Das Neue Berlin erschienen: Auf den ersten Blick scheint es ein Paradies zu sein, in das Asmo, der Mann ohne Erinnerung, verschlagen worden ist, ein Land des ungetrübten Genusses, des pausenlos anhaltenden Glücks. Die Dafotil, Bewohner des Planeten Astilot, kennen weder Mangel noch Sorge noch Krankheit, Alter, Unrecht, Strafe, Zwang, Gewalt. Was sie wünschen, geht in Erfüllung, ihr Gruß lautet: „Viel Liebe!“ Und dennoch fällt es Asmo schwer, sich einzuleben. Das Aromakonzert auf der Duftorgel lässt ihn kalt, Jonas hemmungslose Hingabe befremdet ihn, die Unterwürfigkeit der Dienstautomaten macht ihn traurig, das zügellose Gebaren auf dem Tanzessen widert ihn an. Was soll er hier, wo er ein Fremdkörper ist und allein durch seine Existenz die ausgeklügelte Harmonie gefährdet? Wem dient es, welche Absicht verbirgt sich dahinter? Heiner Rank begnügt sich nicht mit Andeutungen, wie es auf dem Planeten Astilot aussehen könnte, er geht ins Detail, und seine Fantasie ist bis zum letzten Kapitel frisch und unverbraucht. In Landschaften und Bauten, in technischen und sozialen Einrichtungen, in Machtverhältnissen, menschlichen Beziehungen, Gewohnheiten und Anschauungen offenbart sich eine fremdartige Welt, farbig und vielgestaltig, immer wieder neu, überraschend anders, fordert heraus zum Vergleich und zur Wertung. Die symbolhafte Fabel, eingebettet in eine von starken Spannungshöhepunkten getragene Handlung, stellt Fragen, die in der Utopie traditionell sind: Was ist Glück, worin liegt der Sinn des Lebens? Die Antwort ist nicht endgültig, kann es nicht sein, weil jede Zeit auf eigene Weise zu antworten weiß, doch sie führt dahin, dass wir Probleme wiedererkennen, dass wir Befürchtungen und Hoffnungen entdecken, die auch uns bewegen. Der Roman beginnt mit einer Woge – mit einer Woge Ozon: „Eine Woge Ozon wehte durch den Raum, kaum spürbar, sanft wie ein Hauch. Der Mann auf dem Bett begann sich zu bewegen. Er öffnete die Augen noch nicht, ganz gegen seine Gewohnheit; er zögerte, als würde er ahnen, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bevor ihm etwas Neues, etwas Unbekanntes entgegentrat. Er lag reglos, atmete in tiefen Zügen einen fremden, belebenden Duft und überließ sich den Bildern, die in ihm aufstiegen. Schaumkronen auf glasgrünem Wasser, das Rauschen der Brandung. Sein Pferd geht in spielerischem Trab über den feuchten Sandstreifen des Ufers, mit beiden Händen hält er sich an der wehenden Mähne. Dicht neben ihm ein Mädchen, braun gebrannt, in abgewetzten Hosen, ein rotes Band in dem vom Wind zerwühlten Haar. Weit vor ihnen die anderen Reiter, Schemen, verwischte Konturen, die rhythmisch auf und ab schwingen. Das Mädchen singt. Ein wildes Lied, eine heisere Stimme. Ist es der Schmerz, sich für lange Zeit von der vertrauten Welt zu trennen, Abschied zu nehmen von den Menschen, die sie liebt? Oder nur Ungeduld, freudige Erwartung, Sehnsucht nach der einmaligen, unwiderruflichen Tat, nach den Abenteuern der Erkenntnis? Der Mann lauschte. Fremde Klänge drangen in sein Ohr. Säuselnde Geigen, darüber die Tonperlen eines Cembalos. Die Musik störte. Sie gehörte nicht dazu, begann die Bilder zu verdrängen. Er wollte sie festhalten, suchte nach den Namen für das Mädchen, die Freunde, das Meer. Vergeblich. Er fand die Namen nicht, und ohne Namen ließ sich nichts beschwören. Das Mädchen, die Freunde, das Meer, sie versanken in Nebelschleiern. Der Mann schüttelte ärgerlich den Kopf und öffnete die Lider. Was er sah, war ihm unbekannt. Ein mittelgroßer, rechteckiger Raum. Die Zimmerdecke gab gelbes Licht, das keine Schatten warf. Wände und Fußboden waren grau, aus einem glänzenden pelzartigen Material, ebenso die wenigen apfelsinenfarbenen Möbel. Die Musik war noch da. Sie schien aus den Wänden zu dringen. Der Mann richtete sich auf, hellwach. Er schwang sich aus dem Bett und streifte die Decke ab, die leicht an seiner Haut haftete. Sein Körper war muskulös, ohne Anzeichen von Fett, die Haut von gesundem Braun. Dreißig Jahre hätte man ihm gegeben auf den ersten Blick, doch der Ausdruck seiner Augen, die Linien um Kinn und Mund verrieten zwanzig Jahre mehr an Arbeit und Erfahrung.“ Und was das Phänomen der Zeitreisen angeht, da sollten wir vielleicht noch wissen, dass sich die Physiker vor Zeitreisen in die Vergangenheit fürchten. Denn bei dem Phänomen der „geschlossenen zeitartigen Kurven“ könnte es durchaus sein, dass man gewissermaßen durch die Zukunft in seine eigene Vergangenheit reist und dort womöglich die eigene Vergangenheit durcheinander bringt. Und es soll sogar möglich sein, dass eine Gegenwart gleich mehrere Vergangenheiten hat – sagt die Physik. Was für ein literarisches Thema … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3730 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
0 notes
prseiten · 10 years
Text
B 306, Halle 5: Zum fünften Mal zur Leipziger Buchmesse - EDITION digital aus Godern hat 600 E-Books im Reisegepäck
GODERN bei Schwerin – Die diesjährige Leipziger Buchmesse findet vom 12. bis 15. März in der Pleißestadt statt. Zu den vielen Ausstellern gehört auch die Verlegerin Gisela Pekrul aus Godern bei Schwerin mit ihrer „EDITION digital“, die in diesem Jahr zum fünften Mal mit dabei ist. Am Stand B 306 in der Halle 5 können sich Fachbesucher, Journalisten und Lesefreunde insgesamt rund 600 E-Books ansehen, darunter ein Drittel seit der Leipziger Buchmesse 2014 publizierte Neuerscheinungen. Dazu gehören das Gesamtwerk oder bedeutende Titel beispielsweise von Ingrid Möller, Dorothea Iser, Hildegard und Siegfried Schumacher, Siegfried Maaß, Dietmar Beetz, Maria Seidemann, Heinz Kruschel, Bernd Wolff, Manfred Richter, Jutta Schlott, Christa Grasmeyer, Gerhard Dallmann, Erik Neutsch und Elisabeth Schulz-Semrau sowie von Renate Krüger, Jurij Koch, Barbara Kühl, Rainer Lindow, Jan Flieger, Joachim Lindner und Erich-Günther Sasse. Aber die EDITION digital hat nicht nur mehrere hundert elektronische Bücher im Reisegepäck, sondern auch 13 Neuerscheinungen an gedruckten Büchern, darunter vier Titel von Ulrich Hinse: seine beiden Pinnow-Krimis „Die Petermännchenpuppe“ und „Falsches Spiel“ sowie seine „Schweriner Mordgeschichten“. Zum Messeprogramm des kleinen Mecklenburger Verlages gehören außerdem zwei Autoren-Lesungen und die Präsentation von zwei Softwareprogrammen für die Produktion von eigenen E-Books und für die Honorarabrechnung. So wird Isabel Leyla Erdem ihren spannenden Polit-Krimi „Hasta Siempre Bruder“ vorstellen. Hardy Manthey liest aus „Vom 22. Jahrhundert zurück ins antike Karthago“, dem ersten von insgesamt 15 Teilen seiner beliebten Scince-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“. Vier davon sind seit der letzten Buchmesse 2014 erschienen. Zudem kamen die ersten drei Teile der „Zeitreisenden“ in diesem Jahr als stark überarbeitete Neuauflage heraus. Unter dem Titel „Verlagsprofi verrät sein Knowhow“ präsentiert Gisela Pekrul in Leipzig zwei Programme, mit denen sie sich ihre Arbeit selbst wesentlich erleichtert als Anregung zum Ansehen und natürlich auch zum Kaufen. Das eine ist ein sehr einfach zu handhabendes Konvertierungsprogramm aus Word in alle E-Book-Formate, mit dem auch Autoren ihr eigenes E-Book erstellen können. Das andere ist ein Programm zur Honorarabrechnung. Beide Programme wurden nach Pekruls Hinweisen von der Schweriner Firma Luniapps entwickelt. Die vor nunmehr 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben. Wie Verlagschefin Gisela Pekrul erläuterte, bestehe der Vorteil der E-Books vor allem darin, dass man immer ausreichend Lektüre bei sich habe, die Schrift vergrößern und sich mit manchen Geräten die Bücher sogar vorlesen lassen könne. Außerdem seien digitale Bücher oft preiswerter als gedruckte. Als sein erstes digitales Erzeugnis hatte der Verlag 1994 die CD-ROM „Mecklenburg-Vorpommern digital“ herausgebracht. Als erstes tatsächliches E-Book erschien zur Leipziger Buchmesse 2011 „Schloss Karnitten“ von Manfred Kubowsky. Heute umfasst das E-Book-Programm rund 620Titel (Stand März 2015) von 100 DDR-Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den Sience-Fiction-Autoren Carlos Rasch und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.ddrautoren.de. Jährlich erscheinen rund 200 E-Books neu, so als Nächstes mehrere Bücher von Herbert Otto, der am 15. März dieses Jahres 90 Jahre alt geworden wäre. Dazu gehört auch sein 1986 unter anderen mit Katrin Sass und Marie Gruber verfilmter erotischer Gesellschaftsroman „Der Traum vom Elch“. Titelbilder können Sie unter http://www.ddrautoren.de/presse.htm herunterladen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3246 sowie http://www.ddrautoren.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.ddrautoren.de
0 notes
prseiten · 10 years
Text
B 306, Halle 5: Zum fünften Mal zur Leipziger Buchmesse - EDITION digital aus Godern hat 600 E-Books im Reisegepäck
GODERN bei Schwerin – Die diesjährige Leipziger Buchmesse findet vom 12. bis 15. März in der Pleißestadt statt. Zu den vielen Ausstellern gehört auch die Verlegerin Gisela Pekrul aus Godern bei Schwerin mit ihrer „EDITION digital“, die in diesem Jahr zum fünften Mal mit dabei ist. Am Stand B 306 in der Halle 5 können sich Fachbesucher, Journalisten und Lesefreunde insgesamt rund 600 E-Books ansehen, darunter ein Drittel seit der Leipziger Buchmesse 2014 publizierte Neuerscheinungen. Dazu gehören das Gesamtwerk oder bedeutende Titel beispielsweise von Ingrid Möller, Dorothea Iser, Hildegard und Siegfried Schumacher, Siegfried Maaß, Dietmar Beetz, Maria Seidemann, Heinz Kruschel, Bernd Wolff, Manfred Richter, Jutta Schlott, Christa Grasmeyer, Gerhard Dallmann, Erik Neutsch und Elisabeth Schulz-Semrau sowie von Renate Krüger, Jurij Koch, Barbara Kühl, Rainer Lindow, Jan Flieger, Joachim Lindner und Erich-Günther Sasse. Aber die EDITION digital hat nicht nur mehrere hundert elektronische Bücher im Reisegepäck, sondern auch 13 Neuerscheinungen an gedruckten Büchern, darunter vier Titel von Ulrich Hinse: seine beiden Pinnow-Krimis „Die Petermännchenpuppe“ und „Falsches Spiel“ sowie seine „Schweriner Mordgeschichten“. Zum Messeprogramm des kleinen Mecklenburger Verlages gehören außerdem zwei Autoren-Lesungen und die Präsentation von zwei Softwareprogrammen für die Produktion von eigenen E-Books und für die Honorarabrechnung. So wird Isabel Leyla Erdem ihren spannenden Polit-Krimi „Hasta Siempre Bruder“ vorstellen. Hardy Manthey liest aus „Vom 22. Jahrhundert zurück ins antike Karthago“, dem ersten von insgesamt 15 Teilen seiner beliebten Scince-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“. Vier davon sind seit der letzten Buchmesse 2014 erschienen. Zudem kamen die ersten drei Teile der „Zeitreisenden“ in diesem Jahr als stark überarbeitete Neuauflage heraus. Unter dem Titel „Verlagsprofi verrät sein Knowhow“ präsentiert Gisela Pekrul in Leipzig zwei Programme, mit denen sie sich ihre Arbeit selbst wesentlich erleichtert als Anregung zum Ansehen und natürlich auch zum Kaufen. Das eine ist ein sehr einfach zu handhabendes Konvertierungsprogramm aus Word in alle E-Book-Formate, mit dem auch Autoren ihr eigenes E-Book erstellen können. Das andere ist ein Programm zur Honorarabrechnung. Beide Programme wurden nach Pekruls Hinweisen von der Schweriner Firma Luniapps entwickelt. Die vor nunmehr 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben. Wie Verlagschefin Gisela Pekrul erläuterte, bestehe der Vorteil der E-Books vor allem darin, dass man immer ausreichend Lektüre bei sich habe, die Schrift vergrößern und sich mit manchen Geräten die Bücher sogar vorlesen lassen könne. Außerdem seien digitale Bücher oft preiswerter als gedruckte. Als sein erstes digitales Erzeugnis hatte der Verlag 1994 die CD-ROM „Mecklenburg-Vorpommern digital“ herausgebracht. Als erstes tatsächliches E-Book erschien zur Leipziger Buchmesse 2011 „Schloss Karnitten“ von Manfred Kubowsky. Heute umfasst das E-Book-Programm rund 620Titel (Stand März 2015) von 100 DDR-Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den Sience-Fiction-Autoren Carlos Rasch und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.ddrautoren.de. Jährlich erscheinen rund 200 E-Books neu, so als Nächstes mehrere Bücher von Herbert Otto, der am 15. März dieses Jahres 90 Jahre alt geworden wäre. Dazu gehört auch sein 1986 unter anderen mit Katrin Sass und Marie Gruber verfilmter erotischer Gesellschaftsroman „Der Traum vom Elch“. Titelbilder können Sie unter http://www.ddrautoren.de/presse.htm herunterladen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3246 sowie http://www.ddrautoren.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.ddrautoren.de
0 notes