Tumgik
#von waterdeep nach nightstone
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Orcfacers 3
Im klappernden Rhythmus der Orkschritte waren wir nun auf dem Weg Richtung Süden und hofften, Nightstone in zwei oder drei Tagen zu erreichen. Am ersten Tag sprach niemand viel, abgesehen von ein paar Höflichkeit störten kaum Worte die Geräuschkulisse aus Schnaufen, Stapfen und Klirren. Mit fiel auf, dass sich Aramil weiter Abseits als die anderen hielt und stets darauf bedacht schien, dass Kleidung und Perücke, die er nach wie vor trug, nicht verrutschten. 
Seine Körperhaltung war bemerkenswert aufrecht, fast schon steif und obwohl er das Kinn stets ein wenig weiter erhoben hielt, als natürlich wirkte, mied er es, uns in die Augen zu schauen. Einzig Yoggs Blick suchte er bei den Rastpausen stetig. Immer einige Schritte hinter mir und eine Wegesbreite neben Milo und Leagra hielt er penibel einen Abstand von fünf Fuß zu dem Ork ein, als ob er ein unsichtbares Maßband zwischen den beiden gespannt halten wolle. 
Mir war außerdem aufgefallen, dass von dem Tiefling 
Oder ist er vielleicht doch keiner? Ich sehe Pupillen in seinen Augen, anders als in Waterdeep.
ein ständiger Geruch nach Rosen ausging. Nicht nur saß seine Kleidung durchgehend perfekt, es schien sich auch kein bisschen Straßenstaub darauf abzusetzen. Der dunkelrote Gehrock, auf den die gepuderten grauen Locken der Perücke fielen trug silberne Schließen, die nach einem Tag Marsch noch genauso glänzten wie im Licht der Lampen der Stadt. Darunter trug Aramil ein dunkelblaues Hemd aus feinem Leinen ein brokatbesetztes Wams in dem gleichen Rotton wie der Gehrock darüber. Die langen Beine waren in dunkelgrüne Hosen gehüllt, die an den Knien geschnürt waren, darunter Strümpfe und schwarze Schuhe mit großen Schnallen, ebenfalls silbern schimmernd und nach wie vor glänzend wie frisch poliert. 
Meine eigene Kleidung wirkte daneben mehr als dürftig; Leinenhemd und Lederwams besaß ich mittlerweile bereits seit drei Jahren und das sah man ihnen auch an, ebenso die weite Hose aus dunklem Stoff. Schuhe trug ich natürlich keine, meine schuppigen Klauen hätten sowieso jedes Schuhwerk in kürzester Zeit zerfetzt. Das Siegel meines Ordens, das an einer Kette von meinem Gürtel baumelte (eigentlich war sie natürlich dafür gedacht um den Hals getragen zu werden, aber jede Kette pflegte sich in den schuppigen Fortsetzungen an meinem Hinterkopf zu verheddern), war der einzige Schmuck den ich trug. 
Zuhause bei meinem Clan hatten wir einige Goldschmiede, die wunderschöne Schmuckstücke herstellten. Die Kunst der Vayemniri ist pragmatisch und bei weitem nicht so ausgereift wie die der Elfen oder Zwerge, aber sie verstanden es, Steine und Metalle auf die Farben der Schuppen meiner Brüder und Schwestern abzustimmen und Waffen zu schmieden, die nicht nur robust und meisterhaft gefertigt waren, sondern auch perfekt an den Träger angepasst und kunstfertig verziert. Gedankenverloren ließ ich die Quasten der Gleve um meine Krallen spielen. Eine messingfarbene Münze, die in die Quasten eingearbeitet war, schwang gegen die Schuppen meiner Schulter. Sie trug die Rune des Clans Daardendrian, das D des Lokharischen Alphabets auf der einen Seite und mein R auf der anderen. 
Als ich 12 Jahre zuvor den Clan verlassen hatte, war mir meine Gleve von den Ältesten überreicht worden, angefertigt nur für mich im Gegenzug für das Versprechen, dem Namen Ruhm und Ehre zu machen. Mit damals fünfzehn Jahren, also als Erwachsen nach unseren Standards, hatte ich den Schutz der Gemeinschaft verlassen und war beim Orden in die Lehre gegangen. Mein Lehrer, ein Mensch namens Bo Lucco hatte mir alles weitere beigebracht, von den Verwaltungsstrukturen in den großen Städten bis hin zum Spielen der Dulcimer, die ich im Augenblick in meinem Beutel verstaut auf dem Rücken trug. 
Er war auch der erste, mit dem ich sprach, nachdem ich das erste mal den Ruf gehört hatte. 
Bo war ein guter Lehrer und ein guter Ritter gewesen und ein außergewöhnlicher Freund. Ich hatte lange zu ihm aufgesehen und obwohl ich alle Ordensbrüder als soetwas wie Familie betrachtete, nahm Bo eine besondere Rolle in alldem für mich ein. Das heißt, bis zu dem Tag, an dem er die Succubus traf. Bo war nicht dumm und alles andere als unerfahren im Umgang mit Monstern und bösen Kräften, er musste also erkannt haben mit wem er es zu tun hatte. Geholfen hatte ihm all das aber nicht. Bos Verfall war rasant; nach dem er sich vom Orden abgewandt hatte, verlor er schnell seine Habseligkeiten und sein Haus, ging bald nur noch gebeugt und begann mit sich selbst zu sprechen. Die anderen Ritter versuchten die Succubus zu finden um sie zu töten und Bo von seiner Obsession zu befreien, doch sie war schon längst nicht mehr zu finden. Meinen alten Lehrer hatte sie zurückgelassen ohne ihn vollständig auszusaugen, aber nicht ohne ein krankhaftes Verlangen nach ihr in seinen Kopf zu pflanzen, dass ihn jetzt langsam seines Charakters beraubte. Ein halbes Jahr später war von dem herzlichen, lauten Mann bloß noch ein stotternder Sonderling übrig, der mit 43 aussah wie ein Mensch am Abend seines Lebens. Die Ordensbrüder gaben ihm eine Kammer im Ordenshaus in Beregost und gaben ihm zu essen und zu trinken, wuschen seine Wäsche und schickten einen Arzt, wenn er krank wurde. Unterhalten konnte man sich aber nicht mehr mit ihm, und niemand wusste so wirklich, wieviel von seiner Umgebung Bo noch wahrnahm. 
Ohne meinen Lehrer und ohnehin fast am Ende meiner Ausbildung, stieg ich jetzt vom Knappen zum Ritter auf und wartete auf eine Gelegenheit, mich zu beweisen. Mit dem Brief von Lady Velrosa ergab sich genau das und ich reiste nach Waterdeep. 
“Ich habe hier zwei Kanninchen für dich.”
Leagras melodische Stimme riss mich aus meiner Nostalgie. Die Elfe stand neben mir und hielt am ausgestreckten Arm zwei tote Tiere in meine Richtung, von denen noch Blut auf den staubigen Boden tropfte. Ich blieb stehen und nahm sie verdutzt entgegen; ich hatte nichteinmal bemerkt, dass die Elfe den Weg verlassen hatte um zu Jagen, geschweige denn, dass sie wieder zurück war. 
“Danke.”, sagte ich wenig eloquent und staunte nicht schlecht, als ich die anderen Beutetiere, mehr Kanninchen und einige Wachteln, bemerkte, die an einem Riemen zusammengebunden über ihre Schulter baumelten. Die schönen Augen auf mich gerichtet neigte sie den Kopf zu einem leichten Nicken, drehte sich dann auf dem Absatz um und machte zwei lange Schritte zu Yogg, um auch ihm einen Teil ihrer Beute zu geben. 
Ich ließ mich ein paar Schritte zurückfallen, bis ich neben Milo lief und fragte: “Wielange war sie denn weg?”. Der Halbling lachte und antwortete amüsiert: “Etwa eine halbe Stunde. Mach dir nichts draus; Leagra ist ehrgeizig bei ihren Fähigkeiten als Jägerin.”
“Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht, jagen zu gehen. Mit frischem Fleisch habe ich auf der Reise nicht gerechnet.” Ich musterte die Kanninchen in meiner Hand. “Ich sollte sie dafür bezahlen, oder nicht?” Milo lachte nochmal, ein ansteckendes, herzliches Lachen. “Willst du sie beleidigen? Ich an deiner Stelle würde es nicht versuchen. Ranger wie sie sind bei soetwas empfindlich.”
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Orcfacers 2
An dem Abend hatten Yogg und ich getrunken bis wir das Bier nicht mehr schlecht fanden, hatten gleichzeitig amüsiert gegrunzt als die Barden ihre Scherze trieben und versucht möglichst gleichmütig auszusehen. Das heißt, ich hatte es versucht, Yogg gelang es auch tatsächlich. 
Irgendwann war ich mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen und als ich am nächsten Morgen aufwachte war ich nicht nur überrascht, meine Börse und Wertsachen noch bei mir zu tragen, sondern fast noch mehr, den Hinterkopf des Halborks jetzt im Tageslicht erneut neben mir zu sehen. Auch er saß immernoch am selben Tisch wie zuvor und mit dem Kopf auf der Holzplatte, die Hand um den Humpen. 
Während ich an diesen Moment zurückdachte fragte ich mich, ob seine Anwesenheit vielleicht der Grund dafür gewesen war, wieso sich kein Dieb an meinem Besitz vergriffen hatte. Ein Vayemniri und ein Halbork strahlten vielleicht selbst in einer Stadt wie Waterdeep wenig vertrauenserweckendes aus. Dann dachte ich an die Gestalten auf den Straßen und die Gerüchte zurück, die ich über das Tunnelsystem unter der Stadt gehört hatte und beschloss, schlicht meinem Glück zu danken, dass wir unbehelligt blieben.
Sobald meine Sinne wieder zurückgekehrt waren, war ich zu der Frau gewankt, die ich als Wirtin zu erkennen glaubte. Als ich einige Tage zuvor ein Zimmer in der Gaststätte bezogen hatte, hatte ich meine Münzen einer Frau gegeben, die ähnlich aussah - rosige, hängende Wangen, stämmige Statur und Haare in der Farbe von den staubigen Bordsteinen der Straßen - aber Menschenzüge waren für mich immer noch schwer zu unterscheiden. 
“Ich warte auf eine Nachricht von Lady Velrosa Nanda für Rhonaar Daardendrian?”
“Immernoch keine. Die Lady scheint euch versetzt zu haben.”, blaffte die Wirtin unwirsch zurück. Mit dem Lappen, mit dem sie gerade einen der Tische abgewischt hatte, wedelte sie in Richtung des Gastraums. “Außerdem solltet Ihr euch ein anderes Liebchen suchen, sie hat Einige hierherbestellt.” Das schien in der Tat zu stimmen, denn eigentlich hätten bereits vor meinem Eintreffen weitere Informationen in dieser Gaststätte für mich hinterlegt sein sollen. 
An diesem Punkt hatte die Frau kurz innegehalten und unverholen den Blick über mich schweifen lassen. Vayemniri wie ich einer bin sind bei weitem keine Seltenheit in gut besiedelten Gebieten, trotzdem wecken Klauen und Schuppen oft Interesse. “Einen wie Euch habe ich allerdings nicht dabei gesehen. Die meisten die gefragt haben, sind gleich wieder gegangen. Da war nur dieser kleine - “ 
“Das war wohl ich.” 
In dem Moment war ein Halbling von hinten in mein Sichtfeld getreten. Von kräftiger Statur mit breiten Schultern und mit dicken braunen Locken auf dem Kopf, stieg er gerade über eine umgestürzte Bank und grinste breit. Seine Kleidung war sauber und ordentlich, seine Augen nicht blutunterlaufen und er schien auch keine Probleme mit dem Gleichgewicht zu haben - er konnte nicht wie Yogg und ich die Nacht im Gastraum verbracht haben. 
Hemd und Hose waren in Braun- und Beigetönen gehalten, das Wams aus weich aussehendem Leder und um die Schultern fiel dem Halbling, der mir etwa bis zum Bauch reichte, ein kurzer Umhang aus dunkelgrüner Wolle. Unter dem Kinn war das grüne Tuch mit einer schlichten silbernen Schließe befestigt. In dem Schankraum war es mir nicht gleich eingefallen, aber mittlerweile hatte ich mich erinnern können, woher ich das Symbol kannte: Der silberne Hirschkopf mit dem stolzen Geweih war das Wappentier der Smaragd-Enklave. 
Die Enklave ist eine große Gruppe in gganz Faerun, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die natürliche Ordnung zu bewahren wo immer möglich und denjenigen zu helfen, die den Kräften der Natur nicht aus eigener Kraft trotzen können. Während meiner Ausbildung beim Orden des Handschuhs hatte ich einige Male mit ihnen zu tun gehabt. Die meisten Mitglieder waren Druiden oder Ranger, die sich meistens aus politischen Belangen zurückhielten, solange man ihre Wälder nicht gefährdete. Der Halbling, der jetzt vor mir stand, hatte mit den kauzigen Alten Eigenbrödlern, die ich zuvor mit der Enklave in Verbindung gebracht hatte, nicht viel zu tun. 
“Mein Name ist Milo”, hatte er sich vorgestellt. “Ich bin auch hierhergebeten worden um auf Lady Velrosas Anweisungen zu warten.” 
Milos herzliches Lächeln war sogar durch den Nebel des Vorabends in meinen verschlafenen Geist gedrungen als er mir die Hand hinhielt. Ich schüttelte sie vorsichtig, aber Milo griff zu als würde es ihn nicht kümmern, dass meine schuppigen, klauenartigen Finger seine komplette Hand und seinen Unterarm fast komplett umschließen könnten. 
“Wir haben bereits gestern beschlossen nicht mehr länger zu warten. Leagra und ich werden nach Nightstone reisen und dort Lady Velrosa persönlich aufsuchen.”
Jetzt erst war mir die schlanke, hellhäutige Elfe aufgefallen, die Milo mit einigem Abstand gefolgt zu sein schien und jetzt ihre langen Beine mit sehr viel mehr Leichtigkeit über die umgestürzte Bank schwang, als der Halbling kurz zuvor. Auch sie war in Braun- und Grüntöne gekleidet, doch die Stoffe, aus denen Hemd und Hose geschneidert waren, schienen viel hochwertiger zu sein, denn sie umspielten Ihre Glieder völlig anders als herkömmliches Leinen es tun würde. 
Die Brauen leicht gerunzelt und die Lippen angespannt blieb Leagra einen guten Schritt hinter Milo stehen, die Hand auf der Hüfte aufgestützt und sah mich prüfend an. 
“Ihr seid vom Orden, wie ich sehe.”, sagte Milo und deutete auf das Abzeichen, eingestickt in den Kragen meines Hemdes. 
“Begleitet uns doch nach Nightstone.”
Ich hatte zugestimmt und nochmals eingeschlagen. Die Elfe hatte sich noch einen Moment länger als Milo prüfend und aufmerksam, aber immernoch schweigsam im Raum umgesehen, bevor sie dem Halbling nach draußen gefolgt war. Die beiden schienen nicht in dem Gasthaus “The Cliffwatch” untergekommen zu sein. 
Nachdem ich meine Schulden von der Nacht zuvor beglichen hatte, was die Wirtin gleich in bessere Stimmung versetzte, drehte ich mich nach Yogg um, um mich von meinem Trinkgefährten zu verabschieden. Außerdem wollte ich ihn nicht noch länger der Gnade der Diebe überlassen - Glück sollte man in einer Stadt wie Waterdeep nicht überstrapazieren. 
Der Halbork war aber bereits wach und knurrte “Nightstone ist auch meine Richtung.”, als ich zurück an den Tisch trat. 
Er wolle dort ein berühmtes Gasthaus besuchen, erklärte er mir mit langsamen, bedachten Worten, und würde sich uns anschließen, wenn wir am nächsten Morgen die Stadt verließen. Ich verließ Yogg also um noch eine weitere Nacht in Waterdeep zu verbringen und letzte Vorbereitungen für den Aufbruch zu treffen. 
Als ich am Morgen hierauf das Gasthaus verließ, hatte ich meine Kleidung gewaschen, meinen Beutel gepackt und machte mich auf den Weg Richtung Süden. Anders als im Gasthaus natürlich hatte ich jetzt meine Gleve auf dem Rücken und meinen Hammer an meiner Seite. Beide Waffen glänzten ebenso Messingrot wie meine Schuppen im Mittagslicht der Stadt. Um sie im Notfall schnell ziehen zu können, ragte die Klinge der Gleve hoch über meine Schulter hinaus und die langen, blauen Quasten, die unterhalb der Klinge befestigt waren, fielen mir über die Schulter auf die Brust. Der Holzgriff des Hammers an meiner linken Seite, zwar mit Leder umwickelt, stieß beim Gehen außerdem gegen das Holz der langen Waffe auf meinem Rücken. Nein, auch ich war bei weitem kein Beispiel für Unauffälligkeit. 
Kurz bevor ich das südliche Tor über eine der größeren Straßen erreicht hatte, holten mich Milo und Leagra ein. Der Halbling war auch an diesem Tag fröhlich wie zuvor gewesen, daran konnte ich mich gut erinnern. Am Tor selbst sahen wir Yogg bereits aus der Ferne. Er unterhielt sich mit einer Person, die ich nicht zuordnen konnte. Es fiel mir schwer, zu erkennen ob sie weiblich oder männlich war und welchem Volk sie entstammte. Beim Näherkommen dann zeigte sich, dass es sich wohl um ein männliches Wesen handelte und wieso mir die Zuordnung zu einer Rasse so schwer gefallen war. Über der zweiffellos teuren und aufwändigen Kleidung trug Yoggs Bekannter eine ausladende, gepuderte Perücke, die in hellgrauen Locken über Schultern, Brust und Rücken des Trägers fiel. Die Haut, die sichtbar nur an einigen wenigen Stellen wurde, schien dunkelgrau zu sein. Ganz einwandfrei ließ sich das aber nicht feststellen, da auch hier eine satte Puderschicht den Blick verschleierte. 
“Aramil reist mit uns Richtung Süden.” sagte Yogg, nachdem Milo und Leagra sich vorgestellt hatten. Die Elfe hatte bei unserer ersten Begegnung kein Wort gesagt, deshalb hörte ich erst jetzt, dass ihre Stimme leise, melodisch und überraschend tief war. 
Der als Aramil vorgestellte trat einen Schritt vor neben Yogg und begrüßte die Runde strahlend und überschwänglich. Als er vor mir stand und ich die dunkelbraunen Augen ohne Pupillen oder Iris sah, dachte ich Wahrscheinlich ein Tiefling, der nicht erkannt werden will. 
Die Vayemniri und die Tieflinge hatten früher erbitterten Krieg miteinander geführt, das wusste ich. Aber wie die Drachen und die Fürsten der neun Höllen waren auch das Geschichten aus so lange vergangenen Tage, dass selbst die Ältesten meines Clans - Daardendrian -  keinen wirklichen Groll gegen die Tieflinge mehr hegten. Trotzdem waren die Abkömmlinge des dämonischen Blutes von Aberglauben umgeben und wurden besonders in wohlhabenden Familien, wie Aramil sie seiner Ausstattung nach zu schließen kennen musste, nicht gern gesehen und versuchten oft, möglichst wenig aufzufallen. 
Während Milo und Leagra jetzt jeweils ein Kurzschwert am Gürtel mit sich trugen, die Elfe außerdem noch einen Langbogen auf dem Rücken mit sich trug, sah ich bei Aramil auf den ersten Blick keine Waffen. Nachdem ich Yogg einen zweifelnden Blick zugeworfen hatte, den dieser völlig regungslos erwiderte, seufzte ich und klopfte Aramil auf den Rücken. 
“Also dann,” hatte ich gelacht “Der Weg beginnt hinter diesem Tor.”
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Orcfacers 1
Als wir das erste mal aus Waterdeep aufbrachen, waren wir zu fünft. In der großen Stadt sah niemand uns verwundert hinterher oder fragte nach unserem Reiseziel. Wir hätten auch nicht gewusst, was die Antwort auf diese Frage gewesen wäre, zumindest nicht wirklich. Alles was wir wussten, war dass wir uns Richtung Südosten halten sollten und dass Nightstone etwa eineinhalb Tage entfernt liegen sollte. Ich wusste immerhin auch, weswegen ich in dieser Richtung unterwegs war - was mehr ist, als ich über die Anderen hätte sagen können. 
Neben mir stapfte rythmisch die große, schwere Gestalt her, die sich in der Taverne zwei Abende zuvor als Yogg vorgestellt hatte. Mit seiner gräulichen Haut und dem breiten Kiefer mit den vorstehenden Reißzähnen war er leicht als Halbork zu erkennen. Er trug abgetragene Kleidung aus Leinen und Leder, doch ohne größere Löcher und seine Stiefel waren noch ganz. An einem Gürtel um seine Hüfte trug er an seiner linken Seite einen Kolben aus dunklem Holz, umwickelt mit schwerem Leder mit Eisenverstärkungen. Das Leder war an einigen Stellen braun verfärbt und auch im Holz fanden sich einige Kerben, die von Klingen oder Rüstungen stammen konnten. Bei jedem Schritt, den der große Halbork machte, baumelte das Holz und die Metallösen, in denen der Kolben hing klirrten. Auch die beiden Äxte an seiner rechten Seite klirrten metallisch bei jeder Bewegung wenn die Schneiden aneinander schlugen. Zwei weitere Äxte waren in Gurten auf den breiten Rücken des Kämpfers geschnallt. Nein, unauffällig oder leise reiste man nicht, wenn man Yogg zu seinen Begleitern zählte, das wurde mir schnell klar.
Anders als die meisten seiner Art, denen ich vorher begegnet war, trug Yogg keine wilde Masse an Zöpfen und Zotteln auf dem Kopf. Die gräuliche Haut spannte sich glänzend über seinen unförmigen Schädel ohne irgendwelche Haare. Auch sein Gesicht schien gänzlich unbehaart zu bleiben, was ihm einen merkwürdig gepflegtes Aussehen verlieh. Und das trotz einer Nase, die aussah als sei sie öfter gebrochen worden als man zählen kann und der tiefen Narbe an seinem Kinn. 
Die tief eingesunkenen Augen hielt er starr auf den Boden vor seinen Füßen gerichtet. Überhaupt hob er den Blick nur selten. Das war mir bereits an jenem Abend aufgefallen: in einem vollen Gasthaus voll von bunt gekleideten Städtern, exotischen Gesichtern und Tellern voll mit Speisen aller Art schien ihn bloß der Humpen vor ihm zu interessieren. Auch mit der Schankmagd sprach er ohne hinzusehen. 
Aus Neugier hatte ich ihn angesprochen; ich wollte wissen, wie er reagieren würde, sollte jemand ihm ein Gespräch aufzwingen. Ich durchquerte also den Raum in neun zügigen Schritten und stellte mein eigenes Bier demonstrativ und mit einem dumpfen thunk auf den Tisch neben das seine und setzte mich auf die Kante eines Hockers.
“Du bist mir aufgefallen.”, sagte ich in der Einfachen Sprache. Jetzt richteten sich die dunkel unterlaufenen Augen doch auf mich, aber ein tiefes Grunzen war alles was ich zu hören bekam.
“Kommst du von hier? Denn ich bin mir sicher, dass sich irgendwo in dieser Stadt etwas besseres als dieses wässrige Gesöff finden lassen muss.” Zweifelnd schwenkte ich das Bier vor mir. Trüb schwappte es in meinem Humpen herum; es hatte schon schal geschmeckt als das Mädchen an der Theke es mir gereicht hatte. 
“Die Brühe ist tatsächlich kaum genießbar.” Er sprach langsam und schien seine Worte mit Bedacht zu wählen. Der skeptische Blick, mit dem der Halbork jetzt sein Getränk bedachte ließ mich auflachen. 
“Mein Name ist Rhonaar.”, sagte ich und streckte ihm die Rechte entgegen. Endlich drehte sich sein massiver Kopf doch zu mir und die dunklen Augen musterten erst meine Hand und dann mein Gesicht ausführlich und lange. Schließlich löste er mit fast komödiantischer Langsamkeit seine eigene Rechte von dem Griff seines Humpens und griff nach meinem Handgelenk. Interessant, dachte ich, ein Soldatengruß. “Yogg.”, sagte Yogg schlicht und schob den Unterkiefer mit den spitzen und über die Oberlippe ragenden Eckzähnen vor.
“Also Yogg. Was hoffst du an der Sword Coast zu finden?” fragte ich und grinste mein eigenes Reißzahngrinsen. Einen Moment länger noch studierte der Halbork meine schuppigen Züge ohne Regung, dann formte sich langsam ein Lächeln auf seinen hässlichen Zügen. 
“Das entscheide ich noch.”, sagte er schließlich. “Aber vor allem hatte ich auf bessere Bewirtung gehofft.”. Ich lachte, hob meinen Humpen und Yogg stieß seinen dagegen, bevor wir beide die Reste unseres Biers in den Rachen kippten. 
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