Tumgik
#Fast schon Propaganda
wladimirkaminer · 2 months
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Heute feiert Portugal fünfzigjähriges Jubiläum seiner Nelkenrevolution.
Damals kamen die enttäuschten Rückkehrer aus dem Kolonialkrieg zurück, sie hatten keine Möglichkeit, ihre Regierung verbal über die Sinnlosigkeit der Kolonialkriege aufzuklären und gingen mit Gewehren auf die Straßen Lissabons. Der Diktator war zu diesem Zeitpunkt schon eine Weile tot, seine Anhängerschaft wusste mit der Revolution nicht umzugehen. Das Volk hat die „April- Kapitäne“ mit Blumen auf der Straße begrüßt und so ist die letzte Diktatur Westeuropas, nach 48 Jahren Herrschaft, einigermaßen friedlich zu Ende gegangen.  
Ich bin nach Lissabon gereist, um an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen, neben mir saßen vier Frauen auf der Bühne, die diese Revolution persönlich erlebt hatten, eine Widerstandskämpferin, eine Historikerin und eine Anthropologin. Wir sprachen über den Charme der Diktatur. Ich bewunderte die Geduld der Portugiesen. 48 Jahren sind eine lange Zeit. Salazars Regierung hinterließ ein kaputtes Land, eine katastrophal verarmte Bevölkerung und eine Jugend, die permanent in sinnlosen Kriegen verheizt wurde. Doch viele schienen diesen Salazar zu mögen. Er kam nicht aus dem Militär, mochte mehr die Geheimdienste als die Armee, ein Zivilist, ein Buchhalter, der Jahrelang im Finanzministerium den Sessel gedrückt hatte, bevor er Diktator wurde. Ein unauffälliger bescheidener zurückhaltender Mann, kein Tribun und kein Charismatiker, der ungern vors Volk trat, seine Dienstreisen aus eigener Tasche bezahlte und sein Privatleben geheim hielt, genau wie Putin, der in die Kirche geht und stets von konservativen Werten und den Schutz der traditionellen Familie spricht, selbst aber ein geschiedener Mann ist, der seine Liebschaften versteckt und seine zahlreichen Kinder geheim hält.   
Mithilfe seiner Geheimpolizei erledigte Salazar alle seine politischen Gegner, lockte seinen Hauptfeind aus dem Ausland und tötete ihn kaltblütig. Er führte permanent Kriege im Ausland, das er nicht als Ausland, sondern als Teil seines Staates betrachtete. Er wollte, wie Putin in der Ukraine, die Angolaner und Mosambikaner mit Waffengewalt überzeugen, dass sie in Wahrheit Portugiesen sind. Sie glaubten ihm nicht und leisteten Widerstand. Fast ein halbes Jahrhundert hielt er das Land mit Angst und Propaganda fest in der Hand. Und die Menschen sagten sich, dann ist es so, wir können eh nichts tun, dann besser so als gar nichts. Und irgendwann fanden sie sogar Gefallen an seiner starken Hand, sie waren als mündige Bürger entlassen und widmeten sich dem Privatleben.
Der Charme der Diktatur besteht aus vollkommener Verantwortungslosigkeit des Volkes. Der Diktator allein übernimmt die Verantwortung. Nicht zufällig äußert der Pressesprecher des Kreml über das Privatleben des Präsidenten, er habe keine Zeit für solche Spielchen, er sei mit Russland verheiratet. Dieser Logik folgend muss der Diktator die gesamte Bevölkerung des Landes für seine Kinder halten, die er mit Mütterchen Russland gezeugt hat. Als strenger aber gerechter Vater sieht er sich in der Pflicht, diese Kinder zu erziehen und er weiß, das schlimmste, was den Kindern passieren kann, ist der Verlust des Vaters.  
Heute fragen sich viele, glauben diese Diktatoren wirklich im Ernst an die heilende Kraft ihrer Diktatur, an ihre Vaterrolle? Die Antwort ist ja, besonders wenn die Diktatoren alte weiße Männer sind. Irgendwann kommen sie alle zum Schluss, dass sie allein die Weltordnung auf ihren schmalen Schultern tragen, und wenn sie gehen, versinkt die Welt im Chaos. Sie allein sind für den Lauf der Welt zuständig, ohne ihren Einsatz werden die Sonne und der Mond nicht zeitig aufgehen, alles hier muss von ihnen in mühsamer Handarbeit gemacht werden. Ihre Bürger  halten sie für Kinder und Kinder dürfen nicht mit dem Feuer der Freiheit spielen. Wenn man sie nur lässt, werden sie sofort irgendwelchen Schurken oder Dummköpfen hinterherlaufen  und das Land geht vor die Hunde. Also wird das Volk in einem künstlichen Kinderkoma gehalten, es kann nichts und darf nichts so lange der Diktator lebt. Zum Glück wurde ein Mittel für die Unsterblichkeit noch nicht erfunden und deswegen enden die Diktaturen in der Regel  mit dem Tod des Diktators. Sie hinterlassen ein Chaos und ein kaputtes Land. Und nach einer Weile sehnen sich die Menschen wieder nach einer starken Hand. Die Tatsache, dass diese Hand für das Chaos danach verantwortlich sein wird, entgeht ihrer Aufmerksamkeit.
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trauma-report · 5 months
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" leg die Waffe weg. "
Warning: this is not a funny text at all. in fact it's f****** dark.
“Leg die Waffe weg.” Artjom’s Stimme klang ruhig, als er das sagte, obwohl Jascha zu wissen glaubte, wie angespannt er war. Sie alle waren das. Jeder hier draußen spürte diese Nervosität, die das Herz fast zum Stillstand brachte, während keiner wagte, sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rühren. Alle hatten den Atem angehalten, nur eine traute sich, seinen zu verbrauchen, indem er redete und behutsam bis zu einer bestimmten Stelle einen Fuß vor den anderen gesetzt hatte. Die Körperhaltung des Offiziers wirkte beschwichtigend, vorsichtig. Er näherte sich dem Mann vor ihnen mit der Absicht, dass dieser kaum bemerkte, wie nah er ihm mittlerweile eigentlich schon war. Die Gefahr, die von ihm ausging, musste er dabei wohl vollkommen ignorieren, um nicht selbst die Flucht anzutreten. Doch für Flucht waren Männer wie er ohnehin nicht gemacht.  Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Ein Spruch, der zu DDR-Zeiten die Propaganda im von der Sowjetunion kontrollierten Teil Deutschlands geziert hatte und der heute von den früheren Besatzern im eigenen Land indirekt doch noch immer an die jüngere Generation weiter gegeben wurde.  Sieh nach vorne, nicht zurück. Mach weiter, auch wenn jede Hoffnung bereits verloren ist. Fortschritt, kein Rückschritt.  Auch wenn die Grenzen von Letzterem wohl miteinander verschwammen, wenn man Disziplin und Ordnung mit den selben Methoden in die Köpfe der Rekruten zu prügeln versuchte wie in der damaligen Zeit. Nicht jeder war fürs Militär gemacht. Noch weniger eigneten sich für Spezialeinheiten. Und nicht alle hatten das Zeug dazu, zu tun, was notwendig war, um im Realeinsatz das Richtige für das eigene Land zu tun. Zu folgen, immer weiter. Immer nach vorne, ohne zurück auf die Konsequenzen zu sehen und das Leid, das man bringen und das einen selbst hemmen könnte.
Jascha kannte den Typen, auf den Artjom beschwichtigend einredete und der hier mit ihnen am Hindernisparkour der Kaserne stand. Es war Anfang März, doch von Frühling schien Russland noch nicht viel zu halten, sodass sich das Überwinden der Hindernisse wie in den letzten fünf Monaten auch schon wie ein gottverdammter Gewaltmarsch anfühlte. Doch es musste sein. Sie mussten da alle durch. Sie mussten ihre Zeiten verbessern, sonst hätte ihre Gruppe wohl nie eine Chance, um für die Spezialeinheit in Erwägung gezogen zu werden. Das Auswahlverfahren war hart, nur die Besten wurden genommen und Jascha wollte einer von eben jenen sein. Dafür tat er alles, was er konnte, so wie jeder anderen hier auch. Doch das brachte ihnen alles nichts, wenn es ein schwaches Glied in der Kette gab, das dafür sorgte, dass die ganze Gruppe schwächelte und auf den letzten Rang brachte. Immer und immer wieder. Und damit schieden sie automatisch von allen Gruppen aus, obwohl es einige von ihnen vermutlich weit bringen könnten.  Kostja war dieses schwache Glied. Und er wusste einfach nicht, wann genug war.  Jascha hatte sich schon von Anfang an gefragt, wie es dieses halbe Hemd überhaupt geschafft hatte, die Grundausbildung zu bestehen. Jetzt wollte er ein Speznas werden, auch wenn dieses Vorhaben einer Utopie glich. Fiktion. Nichts, was jemals realisierbar war. Trotzdem gab er nicht auf und zog sie dadurch alle mit sich in den Abgrund. Sie hatten jetzt schon drei Mal das Auswahlverfahren nicht bestanden, weil dafür alle bestehen mussten. Kostja hatte zwar was im Kopf, konnte sich Strategien merken, doch die körperlichen Faktoren brachte er absolut nicht mit, keuchte schon nach zwanzig Metern Laufen mit voll beladener Ausrüstung und sorgte bei der Hindernisbahn immer wieder für Aufsehen, weil die Ausbilder ihn anbrüllten, damit er weiter machte, seinen Kopf in den Schlamm drückten, damit er versuchte genau das zu verhindern und ihn dazu zwangen das selbe Hindernis, das er nicht schaffte immer und immer wieder zu machen, bis es gelang. Und das konnte manchmal ewig dauern. Letztendlich wurde immer die ganze Gruppe für sein Versagen bestraft. Ausnahmslos. Das hatte für Unmut gesorgt und anfangs hatten manche noch versucht, ihm zu helfen. Doch selbst die hatten irgendwann aufgegeben, als sie bemerkt hatten, dass Kostja ein hoffnungsloser Fall war, der nicht verstand, dass er hier nicht richtig aufgehoben war. Unmut wandelte sich irgendwann in Hass um und spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte es der Junge auch abseits des Drills nicht leicht gehabt. Man hatte erst versucht, ihn mit Worten davon zu überzeugen, freiwillig das Handtuch zu werfen. Sowohl seine Kameraden, als auch die Offiziere hatten auf ihn eingeredet, ihm wurden sogar Vorschläge unterbreitet, wie man ihn anderweitig im Militär unterbringen könnte. Doch Kostja schien einen unerschütterlichen Willen zu haben. Fast so, als ob er jemandem etwas beweisen wollte. Jascha wusste, dass er aus einer Militärfamilie stammte. Dass sein eigener Vater einer Spezialeinheit angehört hatte und vermutlich war das der ausschlaggebende Punkt dafür, dass er von hier nicht weg wollte. Zumindest nicht freiwillig. 
“Kostja… Mach keinen Scheiß. Gib mir die Waffe.” Artjom versuchte es noch einmal, tat vorsichtig einen Schritt nach vorne, was zur Folge hatte, dass der Auszubildende die Handfeuerwaffe, die er plötzlich gezogen hatte, noch fester an seinen eigenen Schädel drückte. Es war aus dem Nichts geschehen. Hier, am Platz wo seine Demütigungen begonnen hatten, hatte Kostja heute keine Hindernisse überwinden wollen. Während alle anderen hier her gekommen waren, um ihre Zeiten zu verbessern, war Kostja heute mit dem Willen aufgewacht, zu sterben. Vor aller Augen. Er wollte, dass sie alle sahen, was sie mit ihm angerichtet hatten.  Er sah fertig aus, verzweifelt und am Ende. Sein Gesicht war verschmiert von Tränen und Rotz, seine Atmung ging hastig und zittrig, sodass die feine Wolke der kalten Luft vor seinem Gesicht kaum Zeit hatte zu verschwinden. Ein Moment der Unachtsamkeit hatte gereicht, sodass Kostja die Dienstwaffe seines Vorgesetzten genommen und sein Vorhaben daraufhin sehr deutlich gemacht hatte. Und doch zögerte er viel zu lange, sodass der erste Schreck mit zunehmend verstreichender Zeit immer weniger wurde und man in ihm zwar einen unberechenbaren Irren sah, aber doch nicht das, was er gerade andeutete zu tun.  “Wir finden eine Lösung. Du musst nur die Waffe weglegen.” sprach der Offizier weiter auf ihn ein, doch Kostja schluchzte auf und schüttelte den Kopf.  “Eine Lösung?! Es gibt keine Lösung! Es gibt nur diesen einen Weg. Ich kann nur dieses eine Ziel haben. Ich kann meinem Vater nie wieder unter die Augen treten, wenn ich das hier nicht schaffe!” spie er ihm im Wahn entgegen.  Nach der Aktion wirst du ihm auch so nicht mehr unter die Augen treten können, dachte sich Jascha, der immer weniger daran glaubte, dass Kostja tatsächlich den Mumm hatte den Abzug zu betätigen. Beim Überlebenstraining in Kamtschatka hatte er es ja nicht einmal hinbekommen einem Hasen das Genick zu brechen.  “Es gibt immer eine Lösung, Kostja. Das hier ist allerdings kein Ausweg. Das hier wird deine Probleme nicht lösen können.” Artjom versuchte es noch einmal mit einem weiteren Schritt nach vorne. Jascha wusste, dass wenn er nur nah genug an ihm dran war, er ihm die Waffe mit Leichtigkeit abnehmen konnte. Doch Kostja wollte das scheinbar nicht zulassen. Noch ehe sie sich versahen, richtete er die Waffe plötzlich auf den Offizier.  “Nicht näher kommen!” rief er schrill. “Keinen Schritt weiter!”  “Davai…” Der Offizier erhob wieder die Arme etwas mehr, trat wieder einen Schritt zurück. “Alles gut. Ich komme nicht näher.” 
Vermutlich war der Druck, den die Gruppe auf ihn ausgeübt hatte zu groß geworden. Wer nicht freiwillig ging, der wurde dazu gebracht. Wer nicht selber einsah, dass er am falschen Ort war, dem wurde das sehr deutlich gemacht. Kostja war zum Opfer von Gewalt geworden, körperlicher und psychischer Natur. Jeder war frustriert wegen ihm, keiner erreichte das Ziel, weswegen er da war und so hatte man irgendwann im Kollektiv zu härteren Maßnahmen gegriffen. Die Offiziere machten nichts. Sie kannten diesen Verlauf schon und wussten, dass das schwächste Glied sich von alleine lösen würde, wenn der Druck, den man darauf ausübte zu groß wurde. Das Problem erledigte sich also von alleine, sodass alle anderen weiter machen konnten, statt auf der Stelle zu treten, so wie sie es gerade taten. Jascha hätte gelogen, wenn er gesagt hätte, dass er nicht auch einer von denen war, die Kostja nicht ausstehen konnten für das, was er ihnen antat. Schon von mehreren Seiten hatte Jascha gehört, dass er fähig war, das Auswahlverfahren zum Speznas zu bestehen und der einzige, der ihm dabei im Weg stand war Kostja. Er hielt alle um sich herum auf, weil er so egoistisch war zu glauben, dass er ein nicht machbares Ziel doch noch durch ein Wunder erreichen könnte. Irgendwann hatte Jascha bei den täglichen Eskapaden gegen den Jungen mitgemacht. Er war so verdammt sauer auf ihn gewesen, dass er die Erniedrigungen einfach zugelassen hatte. Es stumpfte ab, das zu sehen und zu wissen, dass man niemals so enden wollte wie Kostja. Dass man die Gruppe ausbremste und nicht wusste, wann Schluss war. Und irgendwann hatte Jascha kein Mitleid mehr mit ihm gehabt. Auch er hatte sich der Gruppendynamik gefügt und wollte in seinen eigenen Lebenszielen weiter kommen. Trotzdem hätte er sich niemals vorgestellt, dass dieser Typ dafür den Tod verdient hatte. Und die Vorstellung, dass gerade dieser Kerl, der am Abend noch wimmernd in den Duschräumlichkeiten gehockt war und sich nicht mal mehr traute, auch nur einem von ihnen in die Augen zu sehen, sich eigenhändig das Leben nehmen wollte, fühlte sich absurd an. Jascha glaubte nicht daran, dass er das wirklich ernst meinte. Dazu hatte Kostja nicht den Mumm. 
“Versteht ihr es denn nicht?” Kostja's manischer Blick wandte sich zu seinen Kameraden, die ihn schon lange nicht mehr als einen solchen bezeichneten. “Ich kann nicht mehr hier weg. Ich hab keine andere Wahl. Ich sterbe lieber durch eine Kugel, als aufzugeben!”  Kostja's Blick streifte den von Jascha und ganz kurz wurde ihm dabei anders. Es fühlte sich wie ein direkter Vorwurf an, den er gedanklich sofort mit all dem zu überlagern versuchte, was Kostja selbst getan hatte, um sich in diese Lage zu bringen. Der Typ war durchgeknallt und gehörte nicht ins Militär. Jetzt zeigte sich auch, dass er viel zu unberechenbar dafür war.  Und Jascha schien auch nicht der einzige zu sein, der dem Schauspiel da vor sich nicht ganz Glauben schenkte. Niemand nahm Kostja ernst und das, was er gerade tat wirkte eher wie eine Farce, ein verzweifelter Hilfeschrei, dem diejenigen, die er mit seinem Verhalten verärgert hatte nicht ernst nahmen. Lediglich Artjom schien dem Ganzen ein gutes Ende setzen zu wollen.  “Wird das heute noch was?” zog dann auch tatsächlich Ilya Bogdanov die Aufmerksamkeit auf sich. Jascha hatte schon selbst Probleme mit dem Hünen gehabt, bei dem Kostja ganz oben auf der Abschussliste stand. Von allen Anwärtern war er der, der den Jungen von Anfang an am meisten wie Dreck behandelt und sich über ihn lustig gemacht hatte. Und auch jetzt nahm er nicht ernst, was Kostja da veranstaltete. “Du traust dich doch eh nicht. Also hör auf mit den Spielchen und geh nach Hause.”
Die Worte schlugen ein. Jascha sah es in den Augen von Kostja, aus denen der Glanz einen Augenblick lang zu weichen schien. Dann blickte er zu Jascha, der von allen anderen außer Artjom am nähsten bei ihm stand. Lange und unangenehm spürte er, wie seine Augen auf ihm weilten, obwohl er keine Ahnung hatte, weshalb. Warum sah Kostja ausgerechnet ihn an? Was erhoffte er sich von ihm? Der Blick war stechend, bohrte sich in Jascha hinein, wie es der unausgesprochene Vorwurf zuvor bereits getan hatte und als Reaktion darauf, wandte Jascha instinktiv den Blick ab und trat einen Schritt zurück. Weg von ihm. Raus aus der Situation. Ein symbolisches Zeichen dafür, dass er ihm nicht helfen würde, obwohl sie alle zu weit gegangen waren. Viel zu weit.  Mit einem Mal wurde Kostja ganz still, Jascha nahm wahr, wie er nun selbst zurück trat und die Waffe wieder auf sich selbst richtete.  “Ich gehe niemals zurück nach Hause.” Seine Stimme glich einem Flüstern, das schon im nächsten Moment durch das Knallen der Jarygin durchbrochen wurde, gefolgt von dem dumpfen Geräusch eines zu Boden fallenden Körpers. Blut benetzte den Boden, Totenstille breitete sich aus, ebenso wie Fassungslosigkeit. Jascha stockte der Atem, Kälte breitete sich auf seiner Haut aus.
Vorwärts immer, rückwärts nimmer. 
Sie waren zu weit gegangen. 
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hopepunkgreen · 10 days
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Wie weitermachen?
Das fragen sich gerade wohl alle in Deutschland, die keine Konservativen, Nazis oder konservative Nazis sind.
Auf diesem Account sammle ich meine Gedanken dazu und berichte, was von diesem ominösen, hoffnungsvollen "Weitermachen" wie gut geklappt hat.
Ich fange einfach mal an: Am Sonntag standen die Ergebnisse der Europawahl fest - in Deutschland ist die AfD in fast allen ostdeutschen Bundesländern stärkste Kraft, in Süddeutschland fast flächendeckend zweitstärkste Kraft, und die meisten AfD-Wähler*innen ingesamt wohnen in NRW. Jede*r dritte Arbeiter*in wählt AfD - und ich könnte die deprimierenden Statistiken noch weiterführen.
Trotz all der Proteste, der Correctiv-Recherche und der Schmiergelder aus Russland und China wählen deutschlandweit 16% der Leute AfD. Das lässt sich nicht mehr schönreden, wer jetzt noch AfD wählt, will Hass und Demokratiefeindlichkeit - will die Welt brennen sehen.
Dazu heute dieser Bericht in der ZEIT: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-06/russische-propaganda-rt-de-russland-afd-deutsche-parteien - deutsche Medien spielen schon seit Jahren unbewusst nach dem Playbook von Russia Today. Ich zitiere:
"Die Grünen, ist da sinngemäß zu lesen, solle man verächtlich machen. Die AfD: zu Wort kommen lassen. FDP: stärker als "Ressource" nutzen. Linke: exklusive Zugänge nutzen. CDU: den rechten Parteirand interviewen. Nur die SPD, lautet das nüchterne Urteil, bringe keine Klicks."
Ich glaube nicht, dass der Journalismus in Deutschland - allen voran die Talkshows - vor den Bundestagswahlen im nächsten Herbst Nabelschau betreiben wird, um zu realsieren, dass sie nach russischem Playbook spielen und Demokratiezersetzung betreiben.
Wie also können wir, die Machtlosen, die eine lebenswerte Zukunft wollen und Angst vor Klimakatastrophe und Nazidiktatur haben, im Kleinen genug verändern, um das Ruder rumzureißen?
Darüber denk ich nach - und ihr hoffentlich auch.
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fabiansteinhauer · 7 months
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Die Geburt der Ikonophobie aus dem Geist des Kriegsrechts
1.
So lautet der Untertitel eines sehr alten Textes aus Wuppertaler Zeiten, der später, 2003, jetzt auch schon vor 20 Jahren publiziert wurde und der heute noch einen Beitrag zu der Kulturtechnikforschung leisten soll, die Bild- und Rechtswissenschaft sein soll.
Ob der Text das heute noch schafft, das ist ungewiss, der ist schon sehr sehr alt, ich war sehr klein und naiv, als ich den geschrieben habe, noch ein junger Anwalt, der nicht viel erfahren hat. So ein Text muss heute schon fast so übersetzt werden, wie griechische Letter oder Inschriften in ägyptischen Pyramiden. Als der Text geschrieben wurde, war zwar gerade wieder mal Krieg in Europa, das war der Yugoslawienkrieg. Aber alle späteren Kriege waren noch weit entfernt, alle Fotos und Bilder, alle Worte davon standen völlig unvorhersehbar bevor. Als er veröffentlicht wurde, war schon 2001 vorbei.
2.
Heute müsste man den Begriff der Ikonophobie weiter entfalten, er ist inzwischen ja auch älter geworden, wir selbst sind mit ihm inzwischen alt und faltig geworden. Inzwischen bin ich nicht mehr zu jung, um Professor zu werden, sondern bin inzwischen zu alt dafür, um es zu werden. Ikonophobie kann ein Gefühl sein, das wiederum kann Technik sein. Ein Begriff ist das auch.
Es kann sein, dass ein Gefühl erst dann als Technik begriffen oder wahrgenommen werden soll, wenn ein entfernter Krieg plötzlich einem zu nahe kommt. Plötzlich Yugoslawien zum Beispiel, plötzlich mitten in Europa wieder mal ein Krieg, sogar so wie immer, nämlich genau so, dass noch 15 Jahre später Leute behaupteten, es habe seit 1945 in Europa keinen Krieg mehr gegeben. Yugoslawien sei doch nicht Europa, ganz einfach. Plötzlich bombte die NATO Städte, zur Rettung der Menschheit und zur Erlösung und Befreiung des Menschen. Genscher war früh genug und geräuschlos zurückgetreten, tschühüss! Theweleits Gesicht in den Neunzigern vergisst man so schnell nicht: die Rage!
Die Leute stehen ja auch im Gericht vor Bildern und sagen, es gäbe im Recht keine Bilder mehr oder sie stehen im staatlichen Museum vor Bildern und sagen, es gäbe in Bildern keine Rechte mehr, das sei jetzt l' art pour l'art. Sie schauen in ihre Lieblingszeitung und sagen, es gebe heute Propaganda im Ausland. Die verdienen gut und sagen, Gerhard Schröder würde alles nur für Geld tun. Immer stehen sie da und sagen, sie seien heute ja schlauer geworden. Die Abteilung 'normativen Kraft des Kontrafaktischen' stellt jedem einen Widerstand und eine Insistenz zur Verfügug, die mit der er sagen kann: "Das ist was anderes!" Jeder kann kreuzen, jeder kann canceln, es ist ein Kinderspiel.
Das ist sehr einfach, jeder kann das. Ganz großartig können die Leute auch erzählen, wie mit der Ausdifferenzierung Abstände und Entfernungen groß werden. Sklaverei? Abgeschafft! Leute? Tolerant geworden! Zensur? Abgeschafft! Reichtum? Erlangt! Freiheit? Gewonnen! Gesetze? Im Prinzip ja! Barbaren? Bei den Affen! Mord? Im Osten! Übertrieben? Im Osten! Verworren? Im Osten! Gaza streifen? Im Osten! Alles immer im Osten geblieben und im Westen vorbei. Das sagt Aby Warburg auch, nur anders - also viel treffender und besser, der kommt ja auch aus dem Osten. Der kreuzt auch, ja aber umgekehrt würde ich sagen. Re-entry wird bei dem zu re-exit.
Leider witteren Leute wie Warburg vor allem entfernte Ähnlichkeiten sehr gut und naheliegende Ähnlichkeiten eher schlecht. Mein melancholisches Talent ist phobisch. Ikonophobie kann ich sehr gut, seit dem Yugoslawienkrieg versuche ich, das wenigstens als Technik wahrzunehmen.
3.
Die Phobie, eine Regung minorer Epistemologie, ist auch ein Scheidekunst, eine Schichtkunst, eine Musterkunst - in Bezug auf alles, was pendelt, kreist, kreischt, krisenhaft oder kritisch ist. Man nennt sie teilweise ein Gefühl, teilweise einen Affekt, teilweise eine Emotion, manche nennen sie einen psychischem Zustand, anderen sogar eine Kombination aus Bewußtsein und einem nächtlichem Sein, das dem Schlaf oder dem Traum verwandt sei. Weil die Phobie leuchten und dämmern lässt, sie etwas wahrnimmt und dem Wissen/ Denken auch Form gibt, kann man sie auch eine Regung minorer Ästhetik nennen. Es ist ein Versuch: sie sich technisch vorzustellen. Sie pendelt selber von Liebenswürdigkeit in Raserei, von aufdringlicher Nähe in flüchtige und weiter flüchtende Entfernung. Sie ist leicht passioniert und leicht aktiviert, immer. Sie ist eine polare Technik, hat auch Rückschlagkraft, wechselt dann von anziehender Form zu abstoßender Form et vice versa. Auch vor dem Kriegsrecht gab es Ikonophobie, aber so wird sie als Technik geboren, so würde ich den alten Text heute übersetzen. Man werde die Phobie nicht los, also entwickele man sie zur Kunst, den Rat Christoph Schlingensief etwa in der Church of Fear gegeben.
Ikonophobie ist auch etwas für das Seerecht, für das Schiffahrtsrecht, für Bänker, die der Hapag Lloyd gigantische Kredite gegeben haben und damit selber gigantisch wurden. Wer hat die Hapag Lloyd finanziert? Bingo, die Warburgs. Die haben alle ihre melancholischen und phobischen Talente nicht zufällig, sie sind darauf trainiert. Die Familie muss seit Jahrhunderten pendeln und flüchten können. Die müssen seit Jahrhunderten entfernte Ähnlichkeiten wittern, wie Moses seine Maia noch durch Frankfurt über 3 Kilometer wittern kann und exakt weiß, wo sie gerade in welchen Zustand ist. Naheliegendes stört solche Leute wie Warburg nur.
Aby Warburg ist -weise und wegweisend, der kennt Pennywise sehr sehr gut, denn er kennt ES, IT, die minoren Objekte kennt der alle, seine Familie hat es ihm beigebracht, von klein auf in alltäglichen Training, zum Beispiel: Tabellen studieren, Kalender führen. Du sollst wissen, was passiert, vor allem was passiert, nicht unbedingt muss Du wissen, was festeht, aber unbedingt wissen, was passiert.
Die Empfehlung lautet daher, in der Kulturtechnikforschung, die Bild- und Rechtswissenschaft ist, die Leute in Phobien, in den Regungen minorer Epistemologie auszubilden, in Polaritäten und Polarisierungen. Wer nicht in polaren Gesellschaften lebt, dem wird der Sinn der Ausbildung vielleicht nicht einleuchten, wem sein Wahrnehmungsapparat nicht ab und zu wie einzig entwendet vorkommt, der könnte darin einen Sinn sehen. Der Wahrnehmungsapparat ist nicht allein alles das, was als Teil des Menschenkörper registriert, nach Körper und Geist unterschieden wird und mit dem Begriff der Psyche diplomatisch ein Konvert erhält. Alles das, durch das unsere Protokolle (die Verfahren der Regung) weiterlaufen, von dem Schreibtisch, einem Mobile, einer kleinen Bibliothek über den Tisch in einem Stamm-Café ist ein Teil dieses Apparates. So ein Apparat kann entwendet erscheinen, weil er durch Wendungen ein- und ausgerichtet wird.
2003 ist das Erscheinungsjahr, als ich Vismann in Frankfurt kennen lernte, gab ich ihr den Text. Wie mir von ihren Texten die Begriffe Canceln/ Chancerie hängen geblieben waren, sprach sie mich danach ein paar mal auf die Ikonophonie an. In einem ihrer Texte einmal erste Fußnote geworden zu sein, das ist mehr wert als jede Auszeichnung: man arbeitet mit einer anderen Frau an den gleichen Fragen, den gleichen Problemen, weiß mit ihr nicht wohin und woher, kann mit ihr aber ein zeitlang tanzen, kann mit ihr einen partnerschaftlichen Trubel haben.
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blog-aventin-de · 4 months
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Mechanischer Doppelgänger
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Mechanischer Doppelgänger · Hermann Kasack · Roboter
»Ein Herr wünscht Sie zu sprechen«, meldete die Sekretärin. Ich las auf der Besuchskarte: Tobias Hull, B.A. ... Keine Vorstellung. Auf meinen fragenden Blick: »Ein Herr in den besten Jahren, elegant.« Anscheinend ein Ausländer. Immer diese Störungen. Irgendein Vertreter. Oder? Was weiß man. ... »Ich lasse bitten.« Herr Tobias Hull tritt mit vorsichtigen Schritten ein. Er setzt Fuß vor Fuß, als fürchtete er, zu stark aufzutreten. Ob er leidend ist? Ich schätze sein Alter auf Mitte vierzig. Eine große Freundlichkeit strahlt aus seinem glattrasierten, nicht unsympathischen Gesicht. Sehr korrekt angezogen, beinahe zu exakt in seinen verbindlichen Bewegungen, scheint mir. Nun, man wird sehen. Mit der Hand zum Sessel weisend: »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?« »Oh! Ich wollte mich Ihnen nur vorstellen.« »Sehr angenehm«, sagte ich. »Oh! Sie verstehen.« Dieses mit einem leicht jaulenden Ton vorgebrachte Oh! ist unnachahmlich. Seine müde, etwas monotone Stimme hat einen kleinen fremden Akzent. Er sieht mich mit freundlicher Erwartung an. Über das Benehmen meines Besuchs doch ein wenig erstaunt, wiederhole ich: »Sehr angenehm. Aber darf ich Sie fragen ... «. Da werde ich sogleich mit seinem »Oh!« unterbrochen. »Bitte fragen Sie mich nicht.« Und dann beginnt er seine Geschichte zu erzählen, die er anscheinend schon hundertmal vorgebracht hat. »Ich bin nämlich ausgestopft!« »Aber ... erlauben Sie mal!« Das eigentümliche Wesen, das mich überlegen fixiert, beachtet den Einwurf nicht, sondern fährt unbeirrt fort: »Erschrecken Sie nicht, weil ich eine Art Automat bin, eine Maschine in Menschenform, ein Ersatz sozusagen. Mr. Tobias Hull existiert wirklich. Der Chef einer großen Fabrik zur Herstellung von mechanischen Doppelgängern. Ich bin, wie sagt man, seine Projektion, ja, Agent in Propaganda.« »Ich kann Ihnen natürlich meinen Mechanismus im einzelnen nicht erklären ... Sie verstehen: Fabrikationsgeheimnis! Aber wenn Sie daran denken, dass die meisten Menschen heutzutage ganz schablonenmäßig leben, handeln und denken, dann werden Sie sofort begreifen, worauf sich unsere Theorie gründet!« »Herz und Verstand werden bei uns ausgeschaltet. Sie sind es ja, die im Leben so oft die störenden Komplikationen hervorrufen. Bei uns ersetzt die Routine alles. Sehr einleuchtend, nicht wahr?« Ich nickte verstört. »Oh! Mein Inneres ist ein System elektrischer Ströme, automatischer Hebel, großartig! Eine Antennenkonstruktion, die auf die feinsten Schwingungen reagiert. Sie lässt mich alle Funktionen eines menschlichen Wesens verrichten, ja, in gewisser Weise noch darüber hinaus. Sie sehen selbst, wie gut ich funktioniere.« Zweifelnd, misstrauisch betrachte ich das seltsame Geschöpf. »Unmöglich!« sage ich. »Ein Taschenspielertrick. Sehr apart. Indessen ... « »Oh! Ich kann mich in sieben Sprachen verständigen. Wenn ich zum Beispiel den oberen Knopf meiner Weste drehe, so spreche ich fließend englisch, und wenn ich den nächsten Knopf berühre, so spreche ich fließend französisch, und wenn ich ... « »Das ist wirklich erstaunlich!« »Oh! In gewisser Weise; vor allem aber angenehm. Wünschen Sie ein Gespräch über das Wetter, über Film, über Sport? Über Politik oder abstrakte Malerei? Fast alle Themen und Vokabeln des modernen Menschen sind in mir vorrätig. Auch eine Spule von Gemeinplätzen lässt sich abrollen.« »Alles sinnreich, komfortabel und praktisch. Wie angenehm wird es für Sie sein, wenn Sie sich erst einen mechanischen Doppelgänger von sich halten ... oder besser, wenn Sie gleich zwei Exemplare von sich zur Verfügung haben.« »Sie könnten gleichzeitig verschiedene Dienstreisen unternehmen, an mehreren Tagungen teilnehmen, überall gesehen werden und selber obendrein ruhig zu Hause sitzen. Sie haben einen Stellvertreter Ihres Ich, der Ihre Geschäfte wahrscheinlich besser erledigt als Sie selbst.« »Sie werden das Doppelte verdienen und können Ihre eigene Person vor vielen Überflüssigkeiten des Lebens bewahren. Ihr Wesen ist vervielfältigt. Sie können sogar sterben, ohne dass die Welt etwas davon merkt. Denn wir Automaten beziehen unsere Existenz aus jeder Begegnung mit wirklichen Menschen.« »Aber dann werden ja die Menschen allmählich ganz überflüssig.« »Nein. Aus eben diesem Grunde nicht. Zwei Menschenautomaten können mit sich selber nur wenig anfangen. Haben Sie also einen Auftrag für mich?« Mit jähem Ruck sprang das Wesen auf und sauste im Zimmer hin und her. »Oh! Wir können auch die Geschwindigkeit regulieren. Berühmte Rennfahrer und Wettläufer halten sich schon lange Doppelgänger-Automaten, die ihre Rekorde ständig steigern.« »Fantastisch! Man weiß bald nicht mehr, ob man einen Menschen oder einen Automaten vor sich hat.« »Oh!« zischte es an mein Ohr, »das letzte Geheimnis der Natur werden wir nie ergründen. Darf ich also ein Duplikat von Ihnen herstellen lassen? Sie sind nicht besonders kompliziert zusammengesetzt, das ist günstig. Das hineingesteckte Kapital wird sich bestimmt rentieren. Morgen wird ein Herr kommen und Maß nehmen.« »Die Probe Ihrer Existenz war in der Tat verblüffend, jedoch ...« Mir fehlten die Worte und ich tat so, als ob ich überlegte. »Jedoch, sagen Sie nur noch: Der Herr, der morgen kommen soll, ist das nun ein Automat oder ein richtiger Mensch?« »Ich nehme an doch ein richtiger Mensch. Aber es bliebe sich gleich. Guten Tag.« Mr. Tobias Hull war fort. Von Einbildung kann keine Rede sein, die Sekretärin ist mein Zeuge. Aber es muss diesem Gentlemangeschöpf unmittelbar nach seinem Besuch bei mir etwas zugestoßen sein, denn weder am nächsten noch an einem späteren Tag kam jemand, um für meinen Doppelgänger Maß zu nehmen. Doch hoffe ich, wenigstens durch diese Zeilen die Aufmerksamkeit der Tobias-Hull-Gesellschaft wieder auf meine Person zu lenken. Eines weiß ich seit jener Unterhaltung aber gewiss: Ich bin inzwischen vielen Menschen begegnet, im Theater und im Kino, bei Versammlungen und auf Gesellschaften, im Klub und beim Stammtisch, die bestimmt nicht sie selber waren, sondern bereits ihre mechanischen Doppelgänger! Mechanischer Doppelgänger · Hermann Kasack · Roboter · Story Read the full article
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korrektheiten · 5 months
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Die Belagerung des Geistes
Manova: »Propaganda ist allgegenwärtig. So schrieb schon Edward Bernays 1928: „Ob es uns gefällt oder nicht, Tatsache ist, dass wir in fast allen Aspekten des täglichen Lebens, ob in Wirtschaft oder Politik, unserem Sozialverhalten oder unseren ethischen Einstellungen, von einer relativ kleinen Gruppe Menschen abhängig sind, die die mentalen Abläufe und gesellschaftlichen Dynamiken von Massen verstehen. Sie steuern die öffentliche Meinung, um die Welt zusammenzuhalten und zu führen. Es geht also um Führung durch Verführung, um gesteuerte Wahrnehmung. Bereits im Ersten Weltkrieg wurde Propaganda zu einer mächtigen Waffe. Briten und Franzosen dämonisierten die Deutschen als Kinder mordende Barbaren. Der englische Schriftsteller Rudyard Kipling erklärte: „Heute gibt es nur noch zwei Lager auf der Welt — Menschen und Deutsche.“ Die Dämonisierung des Feindes ist eine der Methoden der Kriegspropaganda, auf die man bis heute gerne zurückgreift. Im Irakkrieg 1990/91 brachte eine PR-Agentur das Gerücht in Umlauf, Saddam Husseins Soldaten rissen Babys aus ihren Brutkästen und schleuderten sie anschließend an die Wand. Der deutsche Verteidigungsminister Rudolf Scharping fantasierte, dass Serben mit abgeschlagenen Kinderköpfen Fußball spielten. So wie heute von Wladimir Putin behauptet wird, er habe ukrainische Kinder verschleppt. http://dlvr.it/T1KvWg «
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naipan · 7 months
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Do 30.11.2023 | 21:45 | Kontraste
Derr Aufstieg der Hamas
Es begann mit Nazi-Propaganda
Wer den Terror der Hamas verstehen will, muss ihre Ideologie kennen – und dafür fast 100 Jahre zurückblicken. Denn sie ist quasi der palästinensische Ableger der Muslimbruderschaft, die einst mit Hitlers Judenhass und Vernichtungsfantasien per Radio aus Deutschland gefüttert wurde. Die Hamas-Gründungscharta von 1988 ist eindeutig: "Die Muslime werden sie töten, bis sich der Jude hinter Stein und Baum verbirgt."
Beitrag von Georg Heil, Henrike Reintjes und Lisa Wandt
Anmoderation: Die Debatten, die über diesen Krieg geführt werden, sind selten sachlich und fast immer sehr emotional. Da hilft es, mal ganz kurz zurückzutreten, den Blick zu weiten: Denn auch wenn die Lage gerade hoffnungslos wirkt, es gab ja mal diesen Moment, in dem ein dauerhafter Frieden möglich schien. Warum ist er gescheitert? Wer ist diese Hamas eigentlich - und woher rührt ihr abgrundtiefer Hass auf die Juden? Das hat dann viel mehr mit unserer eigenen Geschichte zu tun, als vielen bewusst ist.
Der Terroranschlag vom 7. Oktober war nur der Anfang, wenn es nach der Hamas geht. Kurz nach den brutalen Morden kündigt der ranghohe Hamas-Funktionär Ghazi Hamad an:
Ghazi Hamad, Hamas-Funktionär
"Das war nur das erste Mal, es wird ein zweites, ein drittes und viertes Mal geben."
Wer diesen Terror verstehen will, muss die Ideologie der Hamas verstehen – und dafür fast 100 Jahre zurückblicken.
Kaum einer kennt Israel und die Geschichte des Nahost-Konflikts besser als Richard C. Schneider. Seit fast 20 Jahren lebt er in Tel Aviv, berichtete für die ARD und andere Medien, nun als Autor für den Spiegel.
1928 gründet sich in Ägypten die Muslimbruderschaft, als Reaktion auf die westliche Vorherrschaft.
Richard C. Schneider, ehem. Studioleiter ARD Tel Aviv
"Die Muslimbruderschaft hatte sich schon sehr früh in den dreißiger Jahren mit dem Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husseini, zusammengetan im Kampf gegen die Zionisten. Amin al-Husseini ist nach Berlin gereist zu Adolf Hitler, in der Hoffnung, dass die Nazis ihnen dabei helfen, die Juden, die Zionisten aus Palästina wieder zu vertreiben. Also es gab von Anfang an dieses antijüdisch antizionistische Element."
Ausgerechnet die Nazis waren es, die von 1939 bis 1945 den arabischen Raum mit ihrer Ideologie beeinflussten. Über einen Radiosender in Berlin. Radio Zeesen.
"Achtung, Achtung, hier ist Berlin Königs-Wusterhausen und der deutsche Kurzwellensender."
Richard C. Schneider, ehem. Studioleiter ARD Tel Aviv
"Der hat vor allem auch nach Palästina auf Arabisch die Ideologie der Nazis verbreitet. Das wurde zum Teil von der Muslimbruderschaft mit übernommen. Und der große Vordenker der Muslimbruderschaft, Sayyid Qutb, hat 1950 einen Text geschrieben, der hieß "Unser Kampf gegen die Juden", indem er antijüdische Elemente aus dem Islam, dschihadistische Elemente und diesen eliminatorischen, Antisemitismus der Nazis da zu einer neuen Mixtur zusammengefügt hat. Und das wirkt bis heute nach."
Die Hamas gründete sich als palästinensischer Ableger der Muslimbruderschaft erst Ende 1987, fast zeitgleich zur ersten Intifada. In ihrer Gründungscharta beruft sich die Hamas auf ein weit verbreitetes, dem Propheten Mohammed zugeschriebenes Zitat, demzufolge der jüngste Tag nicht kommen werde…
Zitat
"(…) bevor die Muslime die Juden bekämpfen und töten und bis sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken, und die Steine und Bäume dann sagen: Muslim, oh Diener Gottes! Da versteckt sich ein Jude hinter mir. Komm und töte ihn (…)."
Hamas-Gründungscharta 1988
Judenhass bis zur Vernichtung – das ist die Ideologie der Hamas. Doch zunächst sieht es so aus, dass es dazu nicht kommen wird.
Denn 1993 keimt die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden auf. Eine Zweistaatenlösung scheint in greifbarer Nähe.
Es kommt zum historischen Handschlag zwischen Israels Premier Yizhak Rabin und Palästinenser-Führer Jassir Arafat.
Unter Israels Hardlinern regt sich dagegen Widerstand. Auf einer Demonstration im Jahr 1995 spricht der Oppositionspolitiker und heutige Premier Benjamin Netanyahu, Gewalt liegt in der Luft. Rabin wird von Radikalen als Nazi portraitiert:
"Rabin Nazi, Rabin Nazi, Rabin Nazi"
Wenig später erschießt ein jüdischer Rechtsextremist Yizhak Rabin. Dessen Witwe beschuldigt die Radikalen um Netanyahu später, eine moralische Mitverantwortung an dem Mord zu tragen.
Leah Rabin
"I do blame them. They showed him in the uniform of a Nazi. So Mr. Bibi Netanyahu now he can say from here to eternity that he didn’t support it and didn’t agree with it. But he was there, he saw it and he didn’t stop it."
"Ich gebe ihnen die Schuld. Sie haben ihn in einer Nazi-Uniform gezeigt. Netanyahu kann bis in alle Ewigkeit sagen, dass er sie nicht unterstützt hat und damit nicht einverstanden war. Aber er war da und er hat es nicht unterbunden."
Nach dem Mord sinkt Netanyahus Ansehen in Israel zunächst. Doch dann sprengen sich Selbstmordattentäter der Hamas in Jerusalem und in Tel Aviv in die Luft – die Stimmung in Israel kippt. Rechte Hardliner gewinnen an Einfluss.
Richard C. Schneider, Ehemaliger Studioleiter ARD Tel Aviv
"Diese Terroranschläge wurden der Linken zur Last gelegt und damit wählte man dann rechts, weil man meinte, wenn man rechts wählt, hat man dann die richtige Antwort gegen diesen unglaublichen Terror in den eigenen Städten und so kam Netanyahu an die Macht."
Netanyahus Aufstieg also auch eine Folge des Hamas-Terrors.
2000 dann kommt es in Camp David in den USA erneut zu Friedensgesprächen. Diesmal zwischen Arafat und Israels Premier Barak. Doch ein geplantes Abkommen platzt.
Bill Clinton, ehemaliger US-Präsident, 2016
"I killed myself to give the Palestinians a state. I had a deal they turned down. That would have given them all of Gaza and between 96-97% of the West Bank."
Übersetzung: "Ich habe echt alles gegeben, um den Palästinensern einen Staat zu geben. Ich hatte einen Deal, den sie abgelehnt haben. Der hätte ihnen den ganzen Gazastreifen sowie 96-97% des Westjordanlands gegeben."
2005 wird unter Premier Ariel Sharon einseitig der Rückzug aus dem Gazastreifen beschlossen. Netanyahu, der nun Finanzminister ist, stimmt erst dafür, tritt dann jedoch aus Protest dagegen zurück.
In Gaza selbst beginnt nun der Machtkampf. Auf der einen Seite die Fatah von Arafats Nachfolger Abbas, auf der anderen die Hamas.
2006 wird gewählt:
Hamas-Sprecher Hamad, der kürzlich erst weitere Anschläge wie den vom 7. Oktober ankündigte, gibt sich damals im Wahlkampf lammfromm.
Ghazi Hamad (2006)
"We are a moderate organisation. Really, we are not a radical organisation. And we are not extremist or fundamentalist. No. We are an open-minded organisation. We believe in democracy and freedom and political pluralisation"
"Wir sind eine gemäßigte Organisation, wirklich, wir sind keine Radikalen, Extremisten oder Fundamentalisten. Wir sind eine weltoffene Organisation. Wir glauben an Demokratie, Freiheit und Pluralismus."
Die Hamas wird im Gazastreifen stärkste Kraft – und geht eine Koalition mit der Fatah ein. Doch diese hält nur kurz.
Richard C. Schneider, ehem. Studioleiter ARD Tel Aviv
"Und dann kam es 2007 zum sogenannten Putsch, wo die Hamas die Fatah aus Gaza gewaltsam in einem Bürgerkrieg rausgedrängt hat. Ich war damals in diesem Bürgerkrieg als Korrespondent. Die berühmten Bilder, wo die Hamas Fatah Leute auf die Dächer der Häuser geholt hat und sie von dort einfach runter geworfen hat, das sind Bilder, die man wirklich nicht mehr vergisst. Und das war's. Und in dem Augenblick, wo die Hamas das Sagen hatte, wurde natürlich der Kampf gegen Israel verstärkt intensiviert."
Die Hamas kam manchen israelischen Hardlinern gerade Recht, weil sie mit ihrem Terror gute Argumente gegen einen Palästinenserstaat lieferte.
Bezalel Smotrich, Knesset-Abgeordneter
"Die Palästinensische Autonomiebehörde ist für uns ein Hindernis und die Hamas ist für uns von Wert. Es ist eine Terrororganisation, niemand wird sie anerkennen."
Der Mann, der das 2015 offen einräumte, ist heute unter Netanyahu Finanzminister. Ein Radikaler, dem die Extremisten auf der anderen Seite offenbar gut zu Pass kamen.
Ein eigener Staat – der Terror der Hamas hat die Palästinenser diesem Ziel kein Stück nähergebracht.
Richard C. Schneider, ehem. Studioleiter ARD Tel Aviv
"Wenn die damals keine einzige Rakete abgefeuert hätten auf Israel. Und die enorme Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft auch die finanzielle Unterstützung genutzt hätten und hätten Gaza, ich sag jetzt mal ein bisschen salopp, zu einem palästinensischen Singapur aufgebaut, dann hätten die wahrscheinlich längst ihren Staat. Weil die internationale Staatengemeinschaft dann wahrscheinlich ganz anders hätte Druck machen können auf egal welche israelische Regierung und hätte sagen können: Guck mal, geht doch!"
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germanischer-junge · 10 months
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Lügen, blenden, hetzen: Lindners neoliberale Märchenstunde über soziale Ungleichheit — RT DE
Drei Dinge beherrscht Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) wirklich gut: Agitation mit neoliberalen Propaganda-Märchen und demagogischer Hetze gegen Arme, moralinsaure Mitgefühlsheuchelei und glamouröse Selbstdarstellung. Eine seiner Märchenstunden präsentierte Lindner zum Tag der offenen Tür seines Ministeriums letzten Sonntag vor möglicherweise zuvor gesinnungsgeprüftem Publikum. Ich werde an dieser Stelle nur auf seine Aussagen zum Thema Kinderarmut in Deutschland eingehen. Allein diese entlarven ihn als Fake-News-Schleuder im Dienst von Herrschaftsinteressen.
"Statistiken" in Lindners Kopf
Zunächst spulte Lindner die bekannte neoliberale Leier ab: Aufstieg in Deutschland müsse gelingen durch Eigenschaften wie "Fleiß, Talent, Risikobereitschaft und Lebensentscheidungen". Hier laufe es noch nicht so gut in Deutschland, räumte er sogar ein.
Man könnte entgegnen: Erfolg im imperialistischen "Wertewesten" hatte noch nie viel mit Leistung zu tun, sondern hängt vor allem vom familiären Hintergrund und ererbten Reichtum ab. Die Putzfrau im Krankenhaus und der Malocher im Straßenbau können sich bekanntlich noch so abrackern: Das würde eher ihr Leben verkürzen als ihren Reichtum zu mehren. Dass dies so bleibt, ist Ziel dieser Politik seit Ewigkeiten.
Und dann haute Lindner seinem Publikum eine erfundene Geschichte um die Ohren: Die Kinderarmut, so schwadronierte er, "ist ganz, ganz deutlich zurückgegangen bei deutschen Familien." Sie sei zwar "immer noch hoch". Dies liege allerdings alleine an "der Einwanderung seit 2015", mehr noch: Es gebe "zwischen Einwanderung und Kinderarmut einen klaren statistischen Zusammenhang".
Abgesehen davon, dass Lindner hier wohl nicht ganz unabsichtlich "Einwanderung" und "Flucht" verwechselt, wobei die Bundesregierung an den Fluchtursachen nicht ganz unschuldig ist: Man fragt sich, wer Lindner diese Zahlen eingeflüstert hat. Vom Statistischen Bundesamt stammen diese jedenfalls nicht, dort ergibt sich ein völlig anderes Bild.
Explodierende Kinderarmut
So stieg die Kinderarmut in Deutschland laut Statistik zwischen 2010 und 2021 von insgesamt 18,2 auf 21,3 Prozent an. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Behörde laut einer aktuellen Pressemitteilung bereits eine Kinderarmutsquote von 24 Prozent – ein geradezu exorbitanter Anstieg. Das bedeutet also: Fast ein Viertel aller Kinder in Deutschland lebten im vergangenen Jahr unter der sogenannten "Armutsgefährdungsgrenze" von 60 Prozent des mittleren Einkommens.
Auch dieser Begriff ist bereits eine demogogische Wortspielerei: "Armutsgefährdet" suggeriert, jemand laufe lediglich Gefahr, arm werden zu können. Wer allerdings unter dieser Grenze lebt, die Statistiker bei gerade einmal 1.250 Euro netto pro Monat für Singles und 2.625 Euro für eine vierköpfige Familie festgelegt haben, ist nicht armutsgefährdet, sondern schlicht und ergreifend arm.
Egal, wie man es dreht und wendet: Erstens ist die Kinderarmut nicht, wie Lindner behauptet, "immer noch hoch", sondern befindet sich im signifikanten Höhenflug. Zweitens war diese Entwicklung schon lange vor 2015 sichtbar. Für Lindners Behauptung gibt es keinerlei Daten, er ging hier offensichtlich mit einem bloßen Bauchgefühl hausieren.
So triggerte der hochbezahlte Minister wohlweislich nicht nur destruktive Emotionen in den Bäuchen vieler zu Recht frustrierter deutscher Lohnabhängiger. Er spaltet damit auch bewusst die gleichermaßen unter immer schärferer Ausbeutung leidenden Massen, und dies gar auf dem Rücken von Kindern. Der deutsche Proletarier soll halt nach unten treten, anstatt gemeinsam gegen die Verhältnisse zu kämpfen – das klassische Teile-und-herrsche-Programm der Mächtigen eben.
Geschichten von Nützlichen und Nutzlosen
Es kommt noch dicker: Man solle, so legt Lindner nahe, armen Familien kein Geld aufs Konto überweisen und besser in die Kindergärten und Schulen investieren. Abgesehen davon, dass letztere seit Jahrzehnten nicht ausreichend finanziert werden, also politisch gewollt in einem großteils miserablen Zustand sind: Lindners Botschaften dahinter sind ganz andere.
So suggeriert er zweierlei: Arme könnten, anders als Reiche, nicht mit Geld umgehen und würden alles eh verprassen. Zweitens sei das Aufziehen von Kindern gar keine Arbeit. Freilich, aus Sicht des Kapitals taugt nur etwas, wer dem "heiligen Markt" dient, völlig egal, ob als Bäcker oder Bombenbauer, Putzfrau oder Börsenspekulant, Pflegekraft oder überbezahlter Schwätzer im Ministeramt.
Man kann diese verlogenen neoliberalen Rechtfertigungsorgien für die politisch-ökonomisch produzierte soziale Katastrophe schon singen: Arme seien selbst schuld an ihrer Armut, weil sie zu blöd seien und sich nicht genug anstrengten. Als Proletarier sollte man hier wirklich einmal dringende Fragen stellen.
Zum Beispiel: Wie nützlich ist eigentlich ein kriegstreibender Finanzminister, der nach eigenen Angaben schon 22 Milliarden Euro deutsches Steuergeld in die Ukraine gepumpt hat und unzweifelhaft mitverantwortlich ist an dem exorbitanten Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise?
Man kann auch fragen: Wer richtet eigentlich mehr Schaden für die Gesellschaft an: Ein Bürgergeldbezieher, der Lindners Hängemattenphilosophie tatsächlich entspräche, oder dieser Finanzminister, der alleine für sein Amt 64-mal so viel bekommt, wie die "faulen" Armen, die er meint? Das kann sich jeder selbst beantworten.
Lindners Zahlentricks
Das ist aber immer noch nicht alles. Zwar ist Lindner ein studierter Politikwissenschaftler, in Mathe aber scheint er gefehlt zu haben. Oder aber er trickste bewusst mit Zahlen und Größenordnungen, um das sozialdarwinistische Schauermärchen vom schmarotzenden Armen zu kolportieren. So posaunte er drauflos: Eine Familie mit drei Kindern bekomme 37.000 Euro Bürgergeld im Jahr.
Vermutlich stellte er sich dabei sogar vor, wie dies Millionen von Paketzustellern, Altenpflegern und Bäckereiverkäufern, die längst nicht an so ein Einkommen herankommen, den Schaum vor den Mund treibt. Just: Lindners Aussage ist nicht nur irreführend, sondern in dieser Pauschalität schlicht falsch.
Rechnen wir einmal: Paare bekommen aktuell zusammen 902 Euro Bürgergeld pro Monat. Für ein Kind zwischen sieben und 14 Jahren gibt es 345 Euro dazu, das Kindergeld wird davon abgezogen. Das macht, so die Kids in diesem Alter wären, genau 1.937 Euro Regelsatz pro Monat. Hinzu kommt noch die Miete. Sagen wir, die fiktive Familie wohnt in Leipzig. Dort bekäme sie laut Richtlinie bei fünf Personen im Haushalt maximal 871,44 Euro für die gesamten Kosten der Unterkunft erstattet.
Lindners fiktive fünfköpfige Familie – die zu versorgen in Lindners Augen offensichtlich keine Arbeit ist – bekäme in der Sachsen-Metropole somit allerhöchstens genau 2.808,44 Euro pro Monat, also gut 33.700 Euro im Jahr. In München mit viel höheren Mieten wäre das natürlich etwas mehr, in einem mecklenburgischen Dorf jedoch noch weniger.
Lindners Demagogie steckt nicht nur darin, dass er mit überhöhten Zahlen operiert. Er sagt auch nichts dazu, dass seine Angabe jeden kleinsten Cent, den diese Familie für was auch immer beantragen könnte, bereits enthält. So sorgt er mit für das Florieren bestimmter Ammenmärchen wie diesem: Und dann bekommen die ja noch Miete, Strom und sonstwas oben drauf geworfen. Nein, bekommen sie eben nicht.
Noch eine andere Bösartigkeit könnte man bei Lindner vermuten: Er nimmt ausgerechnet das Beispiel einer fünfköpfigen Familie, was die Zahlen insgesamt natürlich sehr hoch erscheinen lässt. Pro Person sind das nämlich gerade einmal knapp 562 Euro im Monat und 6.744 Euro im Jahr – für alles. In Deutschland muss man damit schon sehr sparsam wirtschaften, um irgendwie über die Runden zu kommen. Wie viel bekommt doch gleich der Finanzminister pro Monat und Jahr vom deuschen Steuerzahler spendiert?
Das lässt sich leicht errechnen: Als Abgeordneter erhält er derzeit eine Diät von 10.591,70 Euro. Dazu kommt eine steuerfreie Aufwandsentschädigung von 4.725,48 Euro. Dazu bekommt er noch etwa 20.000 Euro Gehalt als Finanzminister – das sind pro Monat schon mal mindestens 35.317 Euro, pro Jahr fast 424.000 Euro. Ohne die zusätzliche Vergütung für seine zahlreichen Vorträge sind das schon 63-mal so viel wie jede Person aus Lindners fiktiver Bürgergeld-Familie.
Freie Bahn für Lohndrücker
Natürlich, in einem Punkt hat Lindner Recht: Kein Baggerfahrer, kein Paketzusteller, keine Pflegekraft bekommt in Deutschland so viel Gehalt, wie einer fünfköpfigen Familie mit dem Bürgergeld zustünde, einmal abgesehen davon, dass Arbeitende noch Kindergeld dazu bekämen. Die Zeiten, in der ein gewöhnlicher Arbeiter eine ganze Familie ernähren konnte, sind vom neoliberalen Hauen und Stechen längst verdrängt. An dem Problem sind aber nicht die Erwerbslosen Schuld, sondern zu niedrige Löhne. Diese haben, wie das Statistische Bundesamt im Mai meldete, dank der hohen Inflation 2022 erneut massiv an Kaufkraft verloren.
Allerdings ist die ebenso kaufkraftverlustige Grundsicherung sehr wohl mit für die negative Lohnentwicklung seit Jahren verantwortlich. Die Gewerkschaften zur Zeit des Wiederaufbau-Wirtschaftswunders in den 1960ern und 1970ern wussten das auch noch: Sie kämpften damals nicht nur für höhere Löhne, sondern auch für mehr Geld für Arbeitslose.
Denn je repressiver und niedriger die Sozialleistungen sind, die der Staat im Fall des Jobverlustes gewährt, desto schlechter sind die Verhandlungspositionen von Beschäftigten gegenüber ihren Chefs. Wer muckt noch auf gegen miese Arbeitsbedingungen und Dumpinglöhne, wenn ihn nur ein Jahr vom totalen Absturz trennt? Freie Bahn also für Lohndrücker.
Neoliberale Propaganda über Parteigrenzen hinweg
Nun verwundert diese Art der Propaganda bei einem neoliberalen Politiker wie Lindner nicht wirklich. Die Anbeter des "freien Marktes" sind sich über alle Parteigrenzen hinweg in einem einig: Knechte sollen sich gefälligst zu jedem Preis verdingen, und sind sie nicht willig, braucht es Gewalt. Im Jahr 2009 plädierte etwa der heutige CDU-Chef Friedrich Merz für eine Absenkung des Hartz-IV-Satzes auf 132 Euro im Monat. Die AfD wiederum will Erwerbslose zur Pflichtarbeit treiben und mit noch härteren Sanktionen bei Ungehorsam bestrafen.
Das sind nur zwei Beispiele von vielen, ähnliche Vorschläge kamen auch schon aus der SPD und von den Grünen. Man erinnere sich daran: Diese beiden Parteien hatten 2003 in der Regierung die Agenda 2010 inklusive Hartz IV und anderen Sozialkürzungen beschlossen und umgesetzt – zur großen Freude seinerzeit von CDU und FDP. Gerhard Schröders "Hängemattentheorie" und Franz Münteferings "Ohne Arbeit kein Essen"-Philosophie klingelt bis heute politisch nach.
Kompetenz-Simulationskompetenz
Das kann man freilich alles tun, wenn man denn für wachsende Slums an den Stadträndern, eine rasante Zunahme von Bettlern und Flaschensammlern, eine Explosion der Kriminalitätsrate und Arbeitsbedingungen wie im Niger oder Kongo ist.
Lindner könnte so ein Absturz dann wohl nicht mehr treffen, denn er hat mit seiner politischen Karriere längst finanziell ausgesorgt: Zum Beispiel mit dem Predigen ökonomischer Ammenmärchen, viel antisozialer Hetze und Demagogie und merkwürdig wenig Ahnung von gesellschafts-, finanz- und sozialpolitischen Fragen angesichts seiner exorbitanten Alimentationen vom Steuerzahler. Aufgeblähte Selbstdarstellung ist, so scheint es, in Deutschland das beste Karriere-Sprungbrett.
Oder um es mit den Worten eines befreundeten jungen Journalisten zu sagen: Für einen lukrativen Posten im deutschen Politik- und Staatsapparat muss man heute nicht viel Ahnung haben, aber eines unbedingt besitzen: Die Kompetenz, Kompetenz zu simulieren. Kompetenz-Simulationskompetenz also. Ein Schelm, wer dabei an Lindner und einige andere Vertreter der ministerialen Führungsriege denkt?
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abfindunginfo · 1 year
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Staat und Konzerne
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Koalitionen unterm Radar Staat und Konzerne haben geheiratet, die Öffentlichkeit monopolisiert und dabei sogar die Kapitalismuskritiker von gestern ausgetrickst. von Michael Meyen „Enteignet Springer“ haben die Achtundsechziger gerufen und damit den Ton gesetzt für eine Medienschelte, die sich an Besitzverhältnissen abarbeitet und dabei die vielen Drähte übersieht, die zwischen den Zentren der politischen Macht und dem traditionellen Journalismus gespannt worden sind. Natürlich: Wir müssen wissen, wem Fernsehprogramme, Tageszeitungen und Digitalplattformen gehören. Mindestens genauso wichtig ist es aber, sich mit Zensur und Propaganda zu beschäftigen und mit den Netzwerken, die alles aus den Leitmedien fernhalten, was der gerade aktuellen Regierungslinie widerspricht. Wer nach staatlicher Medienförderung ruft, möchte all das legalisieren, was längst unterschwellig läuft. Die taz erscheint neuerdings in Mecklenburg. Ein Scherz, okay. Ich komme von dort oben. Dieser eine Satz hat sich tief in mir eingebrannt: Wenn die Welt untergeht, so ziehe ich nach Mecklenburg, denn dort geschieht alles 50 Jahre später. Wir dachten früher, dass dieser Satz von Bismarck ist, aber ganz sicher ist das offenbar nicht (1). Egal. Heute soll es um die taz gehen, um ihre Leser und damit um Menschen, die der eiserne Kanzler im Kopf gehabt haben könnte, falls er tatsächlich davon geträumt haben sollte, die Uhren ein halbes Jahrhundert zurückzudrehen. „Superreiche auf Sendung“ stand Ende Februar über einem dieser taz-Texte, die schon deshalb schwer zu lesen sind, weil sich dort „Oligarch:innen“ tummeln, „Milliardär:innen“ und andere Vergehen an der deutschen Sprache. Falls Sie deshalb nicht klicken mögen: Besagter Text ist in der Rubrik „Schwerpunkt Pressefreiheit“ erschienen, über den die taz einen maskierten Kameramann stellt. FFP2, was sonst. Auch Ende Februar 2023 noch. Der Inhalt steht in der Überschrift. Dietrich Mateschitz und Servus TV in Österreich. Christoph Blocher, die Basler Zeitung und der Kurs nach rechts in der Schweiz. Vincent Bolloré und sein „rechtsextremes“ Medienportfolio in Frankreich. Berlusconi in Italien natürlich. Neuerdings auch Frank Gotthard, „einer der hundert reichsten Deutschen“, und Renata Kellnerova, „die reichste Person Tschechiens“. Der eine steckt sein Geld offenbar in Achtung, Reichelt!, und der anderen genügt „ein ganzes Netz an Fernsehsendern und Onlineplattformen in Osteuropa und auf dem Balkan“ nicht mehr. Kellnerova, lernt der taz-Leser, hat jetzt 9,1 Prozent von ProSiebenSat.1 gekauft und ist dort nun „zweitgrößte Aktionärin“. Damit sich dieser Leser richtig gruseln kann, hat er vorher den Ex der Aufsteigerin aus Prag kennenlernen dürfen. Peter Kellner – „ein klassischer Oligarch, der durch die undurchsichtige Privatisierung ehemals volkseigener Betriebe reich geworden war“ und vor zwei Jahren mit einem Hubschrauber vom Himmel fiel. Na also. Fehlt noch ein Hinweis auf Rupert Murdoch und fertig ist das, was die taz der Ampel sagen will. Schützt die „Demokratie“ vor den Superreichen. Verhindert Fusionen. Zerschlagt Springer und Bertelsmann. „Und es muss endlich eine staatliche Medienförderung her, die auch wenig zahlungskräftigen Menschen und Gruppen erlaubt, Zeitungen, Radio oder Fernsehen zu machen.“ In der Kommentarspalte stößt das auf Zustimmung. Einer vermisst Elon Musk und ein anderer Jeff Bezos, aber sonst liest sich das wie ein gedrucktes Marxismus-Seminar aus den 1970ern. Medienkonzentration. Großkonzerne und Industriekonglomerate. Die Bildzeitung verbieten, fast jedenfalls. Die Massen erziehen. Erbschaftssteuer. „Schon crazy, der Kapitalismus“, fasst das alles ein Mensch zusammen, der sich „Ein*e Leser*in“ nennt und nicht sehr viel von „staatlicher Medienförderung“ hält. Die Autokraten, ihr wisst schon. Zum Glück steht die Lösung nicht in den Sternen. Es gibt da einen Fonds, liebe Leute, „der unabhängige Medien finanziert, damit sie eben nicht von Oligarchen aufgekauft werden“. Im Original mit Doppelpunkt mitten im Wort. Viel interessanter ist der Fonds selbst, der da vom taz-Publikum verlinkt wird. MDIF. Media Development Investment Fund, aktiv auf der halben Welt. Man könnte sagen: überall da, wo der Westen einen Fuß in der Tür haben möchte. Lateinamerika, Osteuropa, Subsahara und ein bisschen Asien. Daheim gibt es offenbar genug „unabhängige Medien“. MDIF hat richtig viel Geld – kein Wunder, wenn man in die Liste der Geldgeber schaut. Banken, die Großindustrie sowie das, was in den Leitmedien und auf Wikipedia „Philanthropie“ heißt. Luminate ist dabei, das Portemonnaie von Ebay-Gründer Pierre Omidyar, und die Open Society Foundations von George Soros. 2021 kamen 32,5 Millionen Dollar von Pluralis, einem Förderer aus den Niederlanden, der den Soros Economic Development Fund auf seiner Webseite als einen von sechs Hauptsponsoren nennt. Bevor das zu kleinteilig wird: Ich will den taz-Leuten hier nicht ihr Spielzeug madig machen. Sollen sie weiter den Kapitalismus kritisieren und daran glauben, dass es solche Superreiche gibt und solche. Die „Linken“ ins Töpfchen, die „Rechten“ ins Kröpfchen. Sollen sie nach Steuergeldern rufen und darauf hoffen, dass dann alles gut wird und unabhängig sowieso. Man kann Menschen weder bekehren noch belehren – vor allem dann nicht, wenn sie zu einer Kirche gehören und sich dort gut aufgehoben fühlen. Für alle anderen will ich hier nur auf drei Dinge hinweisen. Punkt eins: Springer und Bertelsmann sind Schlagworte aus einem Land vor unserer Zeit. Mecklenburg gewissermaßen. Die neuen Player laufen unter dem Radar. Vor gut anderthalb Jahren habe ich hier im Rubikon über das Monopol berichtet, das sich die Passauer Neue Presse in Ostbayern aufgebaut hat. Radio und Webseiten, Lokalpresse und Anzeigenblätter: alles aus einer Hand und alles weitgehend ohne Konkurrenz. Ostbayern ist überall. Hermann Conen hat sich den Kölner Stadt-Anzeiger angeschaut und eine Zeitung gefunden, die ihre Hände selbst beim wichtigsten Kölner Portal für Onlinetickets im Spiel hat. Wer dort nicht mitmacht, bekommt keine Rezension. So einfach ist das. Wie jedes ordentliche Regionalblatt gebietet der Stadt-Anzeiger über einen regelrechten „Kader von Experten und Prominenten“, der jederzeit für ein Interview angezapft werden kann. Die Folge: keine Distanz, keine Neutralität, keine Objektivität. Fazit von Hermann Conen: „Von Berichterstattung im Sinne einer Abwägung von Pro und Contra kann nirgendwo die Rede sein“ (2). Punkt zwei: Wer „die Konzerne“ und den „Staat“ als Gegenspieler sieht, kann das Zensurregime der Gegenwart nicht verstehen (3). Der taz und ihren Lesern ist offenbar entgangen, dass sich die beiden längst verbündet haben. Die einen schreiben flauschige Gesetze wie das NetzDG und die anderen löschen. Dieser Schulterschluss ist keineswegs geheim – nachzulesen zum Beispiel in den „Twitter Files“ oder im „Verhaltenskodex gegen Desinformation“, den EU und Digitalwirtschaft 2018 vereinbart und 2022 erneuert haben, mit noch mehr Unterzeichnern. Dieser Kodex verpflichtet die Plattformen, „abweichende Positionen“ mit allen Mitteln zu bekämpfen (4). Punkt drei: Der Ruf nach einer „staatlichen Medienförderung“ ist lustig, wenn man das mit Schlagworten wie Unabhängigkeit und Vielfalt verknüpft. Wer zahlt, schafft an, sagt der Volksmund. Nichts täte dieser Staat lieber, als den Medienhäusern mit Steuergeldern auf die Sprünge zu helfen. Werbung, Ermäßigungen hier und dort, Mitfahrgelegenheiten: alles schön und gut, aber nichts im Vergleich zu direkten Subventionen, die man an Bedingungen knüpfen und in jeder Haushaltsdebatte auf den Prüfstand stellen könnte. Die Lobbyisten der Verlage baggern sowieso gerade an der Staatskasse – mit dem Argument Lokaljournalismus. Wenn die Botschaften von oben weiter in gedruckter Form bis in das letzte Haus an der polnischen Grenze getragen werden sollen, so sagen diese Multimillionäre, dann brauchen wir Hilfe aus Berlin. Da kann es nicht schaden, wenn auch die Hauspostille einer Regierungspartei am Tabu „staatliche Medienförderung“ kratzt. Noch zwei Anmerkungen zum Schluss, da es am Anfang um die taz ging und damit um die Kritik am „Kapitalismus“ oder wahlweise auch am „Neoliberalismus“. Nummer eins: An dieser Redaktion und ihren Jüngern ist offenbar der „historische Kompromiss“ vorbeigegangen, auf den sich „Tech-Milliardäre, Finanzoligarchie, Politik und links-ökologische Lobbygruppen“ geeinigt haben. In Kurzform: Wir schenken die „kulturelle Hegemonie“ her und lassen euch freie Hand beim Aufbau eines „vormundschaftlich-planenden Staats“, wenn ihr aufhört, „die Eigentums- und Machtstrukturen der Monopole in der Finanz- oder Plattformökonomie“ infrage zu stellen (5). Wenn diese Diagnose stimmt, dann ist Enteignung überhaupt kein Thema mehr und außerdem völlig egal, wem ProSiebenSat.1 gehört und was Springer oder Bertelsmann so tun. Gesendet und gedruckt wird das, was die Ampel gerade für richtig hält und über ihr Propagandaheer verbreitet. Nummer zwei: Ich lese gerade, dass es in Sachsen-Anhalt fortan nur noch einen Chefredakteur gibt. Die beiden Zeitungen im Land gehören Bauer. Da ist es nur konsequent, wenn die Volksstimme in Magdeburg nun von dem gleichen Mann geführt wird wie die Mitteldeutsche Zeitung in Halle. Wenn das in Mecklenburg passiert wäre, hätte sich die taz vermutlich gemeldet. Das Buch können Sie hier bestellen: als Taschenbuch, E-Book oder Hörbuch. Quellen und Anmerkungen: (1) Vergleiche Bernd Kasten: Alles 50 Jahre später? Die Wahrheit über Bismarck und Mecklenburg, Hinstorff, Rostock 2013 (2) Hermann Conen: Ausverkauf. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ im DuMont-Supermarkt. Books on Demand, Norderstedt 2019, Seite 46, 79 (3) Vergleiche Michael Meyen: Medienlenkung 2.0 (Staat. Konzerne). Ein Lehrstück aus dem umgekehrten Totalitarismus, in: Tumult, Sommer 2022, Seite 14 bis 18 (4) Hannes Hofbauer: Zensur. Publikationsverbote im Spiegel der Geschichte. Vom kirchlichen Index zur YouTube-Löschung, Promedia, Wien 2022, Seite 143, 204 (5) Carsten Germis: Der „Davos Man“ und die Geburt des Neumerkantilismus, in: Tumult, Winter 2022/23, Seite 31 Dieser Artikel erschien auf Rubikon am 10.03.2023 und ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen. Beiträge und Artikel anderer Autoren müssen nicht die Sichtweise der Webseiteninhabers widerspiegeln, sondern dienen nur der vergleichenden Information und Anregung zur eigenen Meinungsbildung. Wie aufschlussreich fanden Sie diesen Artikel? Lesen Sie den ganzen Artikel
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fritz-letsch · 1 year
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Zeit der Monster
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Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren: Es ist die Zeit der Monster. Antonio Gramsci 1891-1937 Biografie bei http://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Gramsci Er war ein wichtiger Philosoph im Hintergrund für viele Linke, vor allem im italienischen und spanischen Sprachraum, die nicht so sehr dem Moskauer Partei-Leninismus und Stalinismus anhingen: http://www.praxisphilosophie.de/gramsci_426.htm Antonio Gramsci prägte den Begriff der Zivilgesellschaft, um damals noch sehr viel klarer zwischen der genossenschaftlichen Selbstorganisation der Menschen und dem Verwaltungsstaat sowie feudaler Militärbürokratie zu unterscheiden: Heute erzählt uns die neufeudale autoritäre Verwaltung von Dienstleistung und macht Bürger zu „Kunden“, wenn sie uns in Klassenstrukturen durch gekaufte Lobbyparteien drangsaliert … bis zu Hartz4 Die Selbstorganisation der Bürger*innen wird heute gerne von reaktionären Parteien als „Ehrenamt“ für den Ersatz von Staatsaufgaben benutzt: Die „Tafeln“ der Essensretter wurden dann zu „Freiwilligen Feuerwehren“ der Hunger- und Not-Bekämpfung, um neben Hartz4 und Sanktionen die größte Not zu lindern. Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren: Es ist die Zeit der Monster. Der Krieg dreht sich in die sinnlose Versumpfung, die Rüstungsindustrie hat die Politik fast restlos übernommen, Auf- und Nachrüstung alten Schrottes aller #Nato-Länder wird die eifrigen Soldaten der Ukraine in den Tod schicken, aber unsere Geschäfte sind gesichert: http://Friedenskonferenz.info online und Sicherheitskonferenz München 17. – 19. Februar 2023 - Freitag abend auch live auf http://lora924.de Part-ei: Immer nur ein Teil ... Durch die Jahrzehnte zog sich die Entwicklung der Entscheidungen, weil die erlernte Form der Demokratie der Mehrheits-Abstimmungen in den Part-eien aus der Kaiserzeit mit den neuen Lobby-Finanzierungen und gesplitteten verheimlichten Spenden unsere Fassaden-Staatsform zur Unfähigkeit gebracht hat, mit Herausforderungen wie Klima und rechter Propaganda wirklich umzugehen. Part-ei bedeutet immer zerlegen Wir können unsere Gemeinschaften zerlegen, in dem wir die vermeintlichen Besserwisser und die angeblich Hochmoralischen ihre Meinung verbreiten lassen, die andere schlecht redet und einer Ideologie zwischen bewahrend, christlich, fortschrittlich, konservativ oder sonst was folgt und im Hintergrund die Geschäfte und Posten schiebt: Jede Part-ei-Struktur fördert genau diese Verhaltensweisen. Zur Kaiserzeit hatte die Sozialdemokratischen Parteien ein paar Jahre nach der Aufhebung der „Sozialistengesetze“ (ab 1878) schon 1890 und wieder 1912 die Mehrheit im Reichstag, durfte dem Kaiser die Gesetze vorschlagen, der mit seinen Beratern dann die Verwässerung zu geschäftlich unschädlichen Beschlüssen der Arbeitgeber-Verbände und Banken der Presse empfahl. Der Arbeitgeber-Verband hatte mit den Gewerkschaften im Stinnes-Legien-Pakt für den 8-Stunden-Arbeitstag die Abkehr von den Arbeiterräten erkauft, und damit die Revolution 1918 unterlaufen und verraten: 1919 schlug die Reaktion in Bayern zu: Freikorps, also von rechten Offizieren etc. selbst organisierte Truppen aus den arbeitslosen Soldaten des Weltkrieges, bewaffnet und besoldet, finanziert aus den Kassen der Arbeitgeber, Banken, im Fonds mit 500 Mio Reichsmark und ruhig-gestellt von Gewerkschaften und SPD mit dem Stinnes-Legien-Abkommen https://de.wikipedia.org/wiki/Stinnes-Legien-Abkommen Heute erledigt das in der SPD der Seeheimer Kreis, in den Grünen die Aussicht auf Karriereleitern bis in die NATO und Kreise für amerikanische Freundschaft, und in der Linken die Fraktionierung in alte und neue Seilschaften diverser thematischer Bewegungen und Richtungen. BED ist das Bündnis zur Erneuerung der Demokratie, freudig mitdebattieren, dann kommen allerorten Bürgerräte in der Selbstorganisation. Read the full article
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derzaungast · 1 year
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Krieg? Nerv mich nicht.
Beobachtung: es wird immer stiller um den NATO-Krieg gegen Russland (der hierzulande offiziell „ Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine“ getauft wurde - eine Sprachregelung, die staatliche und Konzernmedien auch einigermaßen konsequent durchhalten). Zwar wird noch, immer mit eindeutiger Parteinahme und stets us Sicht der ukrainischen Seite, die eine oder andere Meldung von der Front verbreitet, aber in der Öffentlichkeit abseits der amtlichen und medial hergestellten EINZIGEN MEINUNG, die man zu diesem Konflikt zu haben hat, sieht es ganz anders aus.
Im privaten Bereich, am Arbeitsplatz, in der Familie herrscht Schweigen, bestenfalls genervtes Abwinken, zu dem Thema. Man ist vorsichtig geworden, sofern man nicht gleich inzwischen so ermüdet und gestresst ist von der Geschichte, dass man nichts mehr davon hören will.
Im ersten halben Jahr des russischen Eingreifens in den ukrainischen Bürgerkrieg wurde ich von der Liebsten alle paar Tage gefragt „Und? Was gibt’s Neues vom Krieg?“. Worauf ich versuchte, so sachlich und neutral wie möglich den mir verfügbaren Kenntnisstand über Motive und Handlungen der staatlichen Akteure dieses Krieges zusammenzufassen. Und zwar so, dass es für eine mit NATO-Propaganda aufgewachsene bürgerliche Westdeutsche wie meine Gattin verdaubar, verständlich und aufklärend ist - übrigens eine sehr gute Übung gerade für Kommunisten.
Seit einiger Zeit bleiben diese Fragen aus.
Am Arbeitsplatz, wo es von Anfang an als „schwieriges Thema“ galt (in Pflege und Betreuung gibt es jede Menge ukrainische und russische Kollegen) herrscht mittlerweile fast ängstliches Schweigen zum Thema „Ukraine-Krieg“. Es ist ein regelrechtes Tabu-Thema geworden, als ob die Leute Angst hätten, etwas Falsches zu sagen. Sogar, wenn aus irgendeinem Grund das Gespräch darauf kommt, wird ausgewichen, umschifft, das Thema gewechselt. Ein spürbarer Unwille, sich verbal (und wohl auch gedanklich) auf die Frage einzulassen, was da eigentlich aus welchen Gründen in der Ukraine geschieht, ist fast greifbar. Immerhin ist dieser Krieg ja DIE Thematik, die vom politischen bis ins private Leben nahezu alles dominiert, mit spürbaren Auswirkungen auf die Lebensführung der Leute.
Die Gleichschaltung der öffentlichen Meinung durch die umfassende Parteinahme für das Kiewer Regime durch NATO-Block und BRD-Regierung hat ihre Spuren hinterlassen. Hinzu kommt eine Ermüdung in der Bevölkerung nach dem Motto „Um Gottes Willen, der Scheiss-Krieg nervt schon genug, hör bloß auf, auch noch darüber rumzudiskutieren. Es reicht ja wohl, dass alles teurer wird und der Lohn kaum noch ausreicht…“
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wladimirkaminer · 4 months
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Zwei Jahre Krieg an der inneren Front
Im Rahmen der „Bekämpfung nicht traditioneller Daseinsformen“ hat das russische Parlament die LGBT-Bewegung als extremistisch eingestuft. Extremismus wird in der heutigen russischen Gesetzgebung mit Terrorismus gleichgesetzt, d.h. alle, die einer solchen Bewegung angehören, können als Extremisten und Terroristen verurteilt werden und demzufolge den Rest ihres Lebens weit weg von zuhause, den Himmel nur kariert durch das kleine Fenster in einer Kerkerwand bestaunen. Besonders scharf wird in diesem Gesetz „Propaganda nicht traditioneller Werte in der Öffentlichkeit“ bestraft, die Regenbogenfahne gehört verboten. Das neue Gesetz ist eine hinterhältige Falle, denn diese „LGBT-Bewegung“ existiert formal nirgends auf der Welt und schon gar nicht in Russland. Sie ist nirgendwo registriert, hat keinen Vorstand und keinen Vorstandsvorsitzenden, die Bürgerinnen und Bürger sollen nach Gefühl entscheiden, ob das was sie tun mit einer solchen Bewegung in Verbindung gebracht werden könnte. Im Grunde kann jeder Bürger jede Zeit mithilfe dieses Gesetzes bestraft werden. Die ersten nichts ahnenden Opfer der neuen Gesetzgebung waren Menschen, die falschen Schmuck trugen, sich etwas Cooles tätowiert hatten und der große russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski. Eine Frau wurde von ihren KollegInnen verpetzt, sie habe die Ohrringe in den Farben des Regenbogens getragen, sie wurde abgeholt und eingesperrt. Es hat mehrere Tage gedauert, bis die Sittenpolizei feststellen konnte, bei den Ohrringen waren die Farben in einer anderen Reihenfolge zusammengetragen, nach dem blauen kam nämlich nicht der  gelbe, sondern der rote Streifen. Die Frau wurde freigelassen. Ein Tattoo- Studio wurde geschlossen, weil es als Werbung für ihre Tattoos ein anzügliches Bild im Schaufenster ausstellte. Darauf waren zwei Teufelchen zu sehen, die miteinander nicht traditionelle Daseinsformen praktizierten. Der Besitzer wurde wegen LGBT-Propaganda angeklagt. Am meisten hadern die Verleger und Buchhändler mit dem neuen Gesetz, denn  sie wissen weiß nie, in welchem Buch sich diese verfluchten nicht traditionellen Werte verstecken. Sie sind überall. Es existiert bereits eine schwarze Liste mit 250 Titeln, die nichtg zum Verkauf empfohlen werden, sie wird immer länger. Marcel Proust, Haruki Murakami, Oscar Wilde, Steven King und Fjodor Dostojewski zum Beispiel. Es wird nicht lange dauern, bis auch die restlichen Autoren darauf landen. Man muss nur richtig suchen, dann findet man immer was. Meine Tante ging neulich in einen Buchladen in Moskau, um Bücher für ihre 11-jährige Enkelin zu kaufen. „Sie übernehmen die Verantwortung für Ihren Einkauf,“ sagte ihr die Buchhändlerin leise mit Eisen in der Stimme. Na, wofür denn? fragte die Tante lachend, ist ja alles vom Regal „Literatur für Kinder im Grundschulalter“. „Ich habe sie gewarnt,“ antwortete die Verkäuferin noch leiser, “also gucken Sie!  Sie haben eigene Augen!“ „Wonach soll ich denn suchen?“ flüsterte meine Tante fast. „Erotik? Mystik? Gewalt?“ Die Verkäuferin schüttelte nur den Kopf und schaute zu Boden. Zuhause hat die Tante mich angerufen, um sich zu beraten, und wir wissen noch immer nicht, wo sich der Regenbogen versteckt. Es waren drei Bücher: Robinson Crusoe, Der Igel im Nebel und das Tagebuch von Anna Frank.
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jotgeorgius · 2 years
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Silent Hill in Echtzeit.
Jeder hat einen anderen Zugang zu etwas. Ein Teil des Zugangs an Sachen heranzugehen machen die Lebensumstände und Erfahrungen aus. Eine weitere Möglichkeit ist ideologische Verblendung, eine Art dogmatische Haltung Sachen zu betrachten. Man sieht Angelegenheiten dann so, dass nur das eigene Ideal die Gesellschaft oder, übersteigert betrachtet, die Menschheit retten kann und wird. Der Deutsche ist anfällig für sowas. Ideologische Verblendung bis zum Untergang.
Zeit meines Lebens bin ich neugierig und offen für alle möglichen Ansichten. Ich tausche mich gern aus. Wenn ich etwas lese geht es nicht darum das zu tun wie Leute die das beruflich machen. Bei mir dauert es bisweilen ewig ein Buch durchzulesen. Das liegt auch daran, dass ich den Inhalt verstehen möchte. Da ich nur Sachen lese die mich interessieren, versteht es sich von selbst, dass die Auswahl eher auf Bücher fällt, die meiner Vorstellung des Ist-Zustandes entsprechen. Richtige Profis, Aktivisten und Revolutionäre lesen auch Sachen von ihren Widersachern. Mir fehlt dazu die Zeit. Ich bin kein Revolutionär. Ich bin jemand, der mit dem Ist-Zustand nicht einverstanden ist.
Mir fällt schon länger auf, dass man gewöhnliches Fernseh-Programm kaum noch schauen kann. Ich gucke nur wenig Unterhaltungsserien. Ich habe ein Sport-Abo, ansonsten schaue ich fast nur politische Inhalte. Natürlich kaum noch über den Fernseher. Gerade die unterschwelligen Botschaften in der Werbung und die Aufarbeitungen scheinbarer Probleme in den gängigen Produktionen, mit hoher Reichweite, regen mich schon länger auf. Zudem können sie sich nicht eingestehen, dass bestimmte Entwicklungen von jenen "Randgruppen" vorhergesagt worden sind, die sie weiterhin als Feindbilder präsentieren. Für mich auch eine Form der Propaganda. Wo kämen wir hin wenn niemand mehr Fragen stellen dürfte? Sie gehen dann einfach zur Tagesordnung über. Dann tragen wir halt jetzt überall Masken, auch wenn es im Ausland keiner mehr macht. Politiker fahren und fliegen "unrasiert" von A nach B, aber wehe einer regt sich aus dem Fußvolk darüber auf. Im Zweifel äußert er dann Hass.
Natürlich besteht immer die Gefahr, dass man auch dogmatisch bei der Abwehrhaltung gegenüber etwas wird. Man lehnt dann alles ab, nur um des ablehnens Willen. So zwinge ich mich ab und an den Öffentlichen Rundfunk zu schauen. Und was mir da tierisch gegen den Strich geht ist die ideologische Verblendung. Sicher will keiner mehr Staubglocken über Städten haben. Doch anstatt das als gemeinsamen Nenner zu nehmen, vertreten Pressevertreter in den Talkshows einen extremistischen Kurs. Nur selten fällt einer aus dem Rahmen. Sie >> glauben << an die erneuerbaren Energien und dass sie diese Industrienation am Laufen halten werden. Wir nutzen unser Gas ja nicht nur zum Heizen, sondern auch um Energie zu produzieren. Letzteres kann man auch anders lösen. Sie hetzen alle gegen Russland, applaudieren aber wenn wir aus Golfstaaten Gas bekommen. Wenn man das Mantra der Menschenrechte hochhält, muss man auch diese kritisieren. Sie sehen >> Klima <<< als globales Problem, ignorieren aber gekonnt, das Fracking in den USA uns dann genauso wenig egal sein kann wie hier. Weil laut ihrer Argumentation gibt es keine Grenzen und es ist Angelegenheit der Menschheit dieses Problem anzugehen. Man bemerkt Umweltschutz und Klima können beliebig vertauscht werden. Sie lügen sich in die Taschen! Sie betrachten Deutschland als Wohnung. Und um diese sauber zu halten laden wir unseren Dreck vor der Haustür ab.
Zum Ausdruck soll gebracht werden, dass es einem vorkommt wie eine nicht enden wollende PR-Kampagne. Klima ist auch so ein schönes Wort. Man kann damit alles meinen. Und weil es so groß, unfassbar und unwirklich ist, wird man auch nie Fortschritte bei diesem Thema feststellen können. Du kannst das Thema bespielen bis zum Ende aller Tage. Eine Art permanenter Krisenmodus. Ich habe per se nix gegen Windräder in abgelegenen und streng begrenzten Bereichen. Ich möchte jedoch nicht, dass sie das landschaftliche Bild prägen. Nebenbei ist unklar was wir mit dem Schrott anstellen, haben die Rotorblätter ausgedient. Zudem muss man an die massiven Fundamente denken und die damit einhergehende Versiegelung von Böden in der Natur. Windräder rückstandslos Zurückzubauen ist eine teure und langwierige Angelegenheit. Solarpanels sind nicht unbedingt nachhaltig bei der Produktion. Soweit ich weiß werden dazu auch seltene Erden gebraucht. Wenn man so etwas nutzt muss uns daran gelegen sein, dass man den gewonnenen Strom auch sofort nutzen kann. Wenn nicht für sich selber, dann wenigstens für die angrenzende Siedlung. Es hapert dahingehend allerdings noch. Es geht um die sagenumwobenen Speicherkapazitäten. Bisher wird der gewonnene Strom entweder ins Nirvana geblasen oder an das Ausland verramscht.
In den Talkrunden sitzen zumeist verblendete Ideologen, die das Thema erneuerbare Energien wie eine Monstranz vor sich hertragen. Sie reden vom Wirtschaftsstandort Deutschland als wären wir noch in der Kaiserzeit. Ich persönlich habe mittlerweile ein anderes Bild von Deutschland. Aus meiner Sicht sind wir nur noch eine Marke, die den Inhalt nicht mehr liefern kann, mit dem sie wirbt. Du siehst überall Verfall. Man nimmt wahr, dass einfach nichts mehr reibungslos läuft. Es kann natürlich sein, dass ich mich mit meiner Wahrnehmung verrannt habe, doch im Vergleich zu anderen Ländern kann ich nur noch bedingte Standortvorteile feststellen. Umso mehr überrascht es mich, dass die Lage im Westen Deutschlands noch so entspannt zu sein scheint. Ich komme mir manchmal wirklich vor, dass ich durch eine Welt voller Asche laufe, während die anderen gemütlich in Cafés sitzen.
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fabiansteinhauer · 2 years
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Was ist ein Akt?
1.
Henryk Siemiradzki, voller Name eingedeutscht auch so: Heinrich Hippolytowitch Siemiradzki. Man sagt, er sei Pole und Russe gewesen, er wurde in einem kleinen Vorort von Kharkiv geboren. Seine Herkunft wurde aufgeteilt, ohne dass man etwas von der Ukraine sagte. Wo der Ort heute liegt, ist umstritten, es soll unter anderem die Ukraine sein. Sein Vatername bedeutet was, Hippolyt, ein vor allem in Frankreich und Polen gebräuchlicher Name, ist derjenige, der die Pferde los, sie von der Leine lässt.
Let the Hippos go. In Rußland, wo das Wort Gesetz volksetymologisch kein Zaunwort, also nicht wie das griechische Wort nomos, sondern ein Pferde- und Reiterwort ist (zakon assoziiert man wörtlich gesagt mit der Formulierung 'Nach dem Pferd'), kann man schon mit diesem phantastischen Namen Hippolyt große Freiheiten assoziieren. Lass die Zügel los. Reite nicht das Pferd, lass' dich vom Pferd reiten, auch das kann ein Gesetz der Freiheit sein. Weil bis heute auch in Deutschland das Ressentiment kursiert, in der russischen Gesellschaft fehle "jedes Verständis für Freiheit", muss man denen, die so etwas behaupten und insoweit die russische Regierung in ihren Phantasmen und ihrer Propaganda gleich doppelt bestätigen, ihre Augen entzügeln.
2.
Der Vatername bedeutet vielleicht auch dem Heinrich was, war ihm vielleicht Programm. Auf jeden Fall malt er 1886 bis 1889 ein Gemälde, das zu den ersten Gemälden gehört, vielleicht sogar überhaupt das erste Gemälde weltweit war, das bei seiner Premiere (89) ausschließlich mit elektrischem Licht angestrahlt wurde.
Siemiradzki liess die Fenster der Akademie in St. Petersburg an der Newa mit schwerem, schwarzem Stoff verhängen und stellte vier neu erworbene Strahler auf, damit die Farbgebung von keinem natürlichen, launischen und unzureichenden Tageslicht gestört würde. Das Licht sollte aus 'Griechenland', aus dem Süden, importiert werden, das geht im Norden um 1889 endlich, elektrisch. Dieses Bild ist ganz großes Kino, ein Blockbuster vor der Geschichte des Blockbusters. 30.000 Besucher allein bei der ersten Austellung waren elektrisiert, nicht nur die Leuchter und das Bild. Wie eigentlich alle Akademiemalerei aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stürzte die Wertschätzung dieses Bildes eine zeitlang im Westen ab, aber seit einigen Jahren steigt sie auch im Westen wieder an. Das sind Objekte, an denen eine zeitlang das Dogma der großen Trennung vollzogen wurde. Es wurde behauptet, sie seien nicht modern, sondern antimodern, sie seien nicht fortschrittlich, sondern rückschrittlich, sie seien nicht frei, sondern gezwungen, nicht wahr, sondern falsch. Diese Trennung ist geschrumpft, ihre Haut geschrumpelt und in Falten, nicht nur wegen Siemiradzkis avantgaristischem Einsatz künstlichen Lichts.
2.
Das Bild von Phryne in der Hamburger Kunsthalle, die Hamburger Phryne, ist klein und portable. Jean-Léon Gérômes Fassung, der Phryne 1861, also 30 Jahre vorher gemalt hatte, ist 80 cm hoch und 128 cm breit, das ist noch ein kleines, fast niederländisches Format, gut passend in kleine Haushalte, weshalb auf man solchen Formaten häufig keine große Geschichte, sondern kleine, kleinbürgerliche, auch burleske Genreszenen des Alltags findet. Siemiradzkis Petersburger Phryne ist monumental. Das Bild ist 390 cm hoch, fast vier Meter, und 763 cm breit, über acht Meter breit. Allein für die Wand, an der dieses Bild hängen soll, bräuchte man heute in Frankfurt Wohnraum, dessen Mietkosten einen Mindestlohn deutlich überschreiten. Im Russichen Museum, dessen Bau auch wegen dieses Bildes vorangetrieben wurde, steht das Bild an einer Wand.
3.
Siemiradzki hat dieses Bild explizit auch als Antwort auf die Hamburger Phryne entworfen. Фрина на празднике Посейдона в Элевзине: Phryne bei den Festen des Poseidon in Eleusis, das ist der volle Titel, nicht ganz so lang, wie das Bild breit ist. Hier sieht man jenen Akt, der der Hamburger Version nach, also der dargestellten Gerichtsverhandlung nach eine Tathandlung, möglicherweise ein Verbrechen gewesen sein soll, ohne jede strafrechtliche Konnotation und Konsequenz.
Phryne wird in den Texten dazu auch nicht als Hetäre oder Prostituierte beschrieben, sondern als Kurtisane. Das mag dem einen oder anderen zwar erstens zwielichtig und dann zweitens auch anrüchig klingen. Das heißt aber 'nur', dass sie hier wie ein Cortigiano gelesen wird. Die Kurtisane und der Cortigiano sind beide Figuren, die wörtlich am Hof dienen, im weiteren Sinne an öffentlichen Räumen und Architekturen, sie gehören zum Hof und zur Stadt, zum Platz und zum Bürgersteig, zum Hafen und zum Garten und sie bewegen sich dort wie stadtbekannte Hunde und der Fisch im Wasser. Phryne, die als Kurtisane bezeichet wird, ist auch Hoffräulein oder Höfling, sie wird dabei als dienstvoll, auch als verdienstvoll, gelesen. Prominenz und Promiskuität können bei der Kurtisane und dem Cortegiona Hand in Hand gehen, was aber zuerst heißt, dass sie Figuren deutlicher Mischung sind.
Im Rückgriff auf die antike Literatur taucht in den Museumstexten, anders als in Hamburg, deutlich der Hinweis auf, das Phryne ein Vorbild und ein Modell war. Sie kooperierte mit Meistern, nämlich Meistern schlechthin, dem Praxiteles und dem Appeles, denen es nur dank ihrer Hilfe gelang, Figuren der Aphrodite bzw. der Venus anadyomene (der aus dem Wasser steigenden Venus) darzustellen. Meisterhaft und dienstvoll: das ist eine Kooperation, ohne jene Unterschlagung, mit der Dienerschaft abgewertet und Meisterschaft aufgewertet würde. Die Anregung nahm Siemiradziki wörtlich, wenn auch inkonsequent. Technisch, wie er dachte, hat er ein ebenso elektrisch, künstlich beleuchtetes Modell fotografiert, um die Übersetzung vom Raum auf Fläche zu vereinfachen, auch das verheimlicht er nicht, wozu? den Namen des Modells, den hat er nicht bekannt gemacht. Die Nutzung technischer Apparate ist modern, aber damit von der Vormoderne auch nicht derart getrennt, dass diese Trennung nicht auch winzig sein könnte. Auf die Idee war nämlich auch Caravaggio schon gekommen, wenn auch mit anderen Umsetzungsschritten.
Siemiradzki entwarf das Bild als Antwort auf die Hamburger Phryne, weil er dieses frühere Bild für zynisch hielt. Eine dunkle Szene, ein Innenraum? Ist der er Areopag ein dunkle Kammer? Ist das nicht ein heller Felsen unter freiem Himmel? Sieht man in Hamburg nicht eher die viel spätere stoa basileos, die Königshalle/ Agora, und dann auch noch ohne den dorischen Säulengang? Eine auf dem Bild zur Passivität verurteilte, und darum freigesprochene Phryne, ein voyeueristisches, verlogenes, spätrömisch-kleinbürgerliches Stück, ein verschämter Vollzug männlich gewaltigen und gehemmten Blickes: man kann der Hamburger Phryne einiges vorwerfen (muss es aber nicht). Hier, bei Siemiradzki, wird gefeiert und kein Gedanke an Strafe verschwendet. Das ist fin de siecle, wie es von Helge Schneider begriffen wird, der nämlich sagt, das hieße soviel wie jeden Tag besoffen. Gefeiert wird so einiges, Phryne ist ein Teil davon, auch im Zentrum des Bildes, aber da eine Verschaltung, die auch gehen lässt. Das Küstenlicht wird gefeiert, die Architektur wird gefeiert (allein schon der steile Aufstieg zum Tempel des Poseidon!). Die Leute feiern sich und die Anderen. Die vier Meter und die acht Meter kurz zusammengefasst: Hier wird viel, Überfluss und Griechenland, Süden und frühe Zeit (Zeit, in der noch viel Zeit übrig und nicht knapp ist), gefeiert.
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future4web · 2 years
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Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Lesezeit 3 Minuten
Momentan ist die Zeit mehr als unkalkulierbar. Mit anderen Worten, nichts weiß man. 
Die Russische Föderation macht uns mit dem Krieg in der Ukraine einen gewaltigen Strich durch die Rechnung, wenn es um unser sicheres, planbares, friedliches Leben geht. 
Zum Ersten Mai demonstrierten tausende Menschen für Frieden und Demokratie. Ja, es wäre wünschenswert, gar keine Frage. Doch es ist inzwischen Ende Juni und in Sachen Frieden tut sich nicht viel. Ganz zu schweigen von drohenden Hungerkatastrophen wegen fehlendem Getreide aus der Ukraine und der Tatsache, dass nun bewusst wird, was alles aus der Ukraine bezogen wird. Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen haben starke Auswirkungen auf Wirtschaft und Weltbevölkerung sowie den Energiesektor. Man nehme als Beispiel nur die Senfsaat. Hätte es jemand gedacht, dass wir hauptsächlich diese Saat aus der Ukraine beziehen? Im Großhandel ist Senf daher inzwischen Mangelware. Und nicht nur das – etliche Güter stehen momentan nicht zur Verfügung oder sind unerschwinglich teuer geworden. Dass die Automobilindustrie in Deutschland wegen fehlender Bauteile (etwa Kabelbäume oder Bordnetzsysteme) aus der Ukraine die Produktion drastisch herunterfahren musste, ist den meisten inzwischen nicht mehr fremd.  
Die Tafeln melden bundesweit bereits Land unter. Nie zuvor, sind so viele darauf angewiesen. Viele können sich jetzt schon das teure Leben nicht mehr leisten. Arbeitsplätze werden erst wegrationalisiert, nun leiden wir an Personalmangel, alte Menschen kommen mit ihrer Rente nicht mehr aus und über die gestiegenen Gas- und Ölpreise muss man in diesem Zusammenhang nichts sagen, oder? 
Unsere Gasreserven neigen sich dem Ende zu, die nächste Eskalationsstufe (Stufe II) ist bereits eingeläutet. Man muss zumindest einkalkulieren, dass im Winter kein ausreichendes Gas mehr da sein wird. Ob wir mit alternativen Energiequellen kurzfristig dieses Defizit auffangen können, darf bezweifelt werden. 
Hinzu kommt Covid. Fast hätten wir es schon vergessen, aber dieses Virus ist unermüdlich, es tobt weiter. Man geht davon aus, dass es ab September wieder hoch hergehen wird.  Die meisten sind es so sehr leid, sie wollen keinen Lockdown und keine Beschränkungen mehr. Und doch … sie werden es wohl nicht ignorieren können. Zumal, man spekuliert schon, dass sich die alljährliche Grippe mit Corona verbinden und daraus ein Virus entstehen könnte, der allen im Herbst das Leben wieder schwerer machen wird. 
In Sachen Affenpocken bahnt sich unter Umständen auch einiges an. Inzwischen ist man weg davon, dass diese Pocken sich nur durch engen Körperkontakt übertragen. Schon allein durch Bettwäsche oder Handtücher sind sie nun auch anscheinend übertragbar … 
Verschärft werden die Umstände durch die Desinformationskampagnen. Inzwischen weiß man nicht mehr, ob es sich gerade um Wahrheit handelt oder um lancierte Unwahrheiten. Insbesondere Journalist:innen geraten ins Zielfeuer von Propaganda und vermeintliche Staatswahrheiten. Die Pressefreiheit wird in vielen Ländern deutlich infrage gestellt. Journalist:innen werden verfolgt, inhaftiert, unter Druck gesetzt oder eliminiert. 
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Vom Klimawandel mit Extremwetter und Katastrophen ganz zu schweigen. Globale CO₂-Emissionen und Verschmutzungen nehmen weiterhin Fahrt auf. Die ökonomischen Folgekosten der Klimakrise sind bitter und real zugleich.  
Ob wir uns auf lange Sicht daran gewöhnen müssen, dass die guten, alten Zeiten vorbei sind? Und womit muss der Mensch nun rechnen, um den drohenden, schlechten Zeiten zu begegnen, die keiner wirklich haben will? Es ist absehbar, dass sich mittelfristig einiges ändern wird und das nicht nur zu unserem Frohsinn. 
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Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen haben wir uns in diesem Artikel teilweise für die männliche Form entschieden, allerdings ist die weibliche Form gleichermaßen damit gemeint.
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korrektheiten · 7 months
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Wie in Russland über das OSZE-Außenministertreffen berichtet wurde
Anti-Spiegel: » Ich habe in den letzten Tagen schon viel über das Außenministertreffen der OSZE letzte Woche berichtet und übersetzt. Deutsche Medien haben darüber erstaunlich wenig berichtet und die wenigen Berichte, die es gab enthielten kaum Informationen, dafür aber viel Propaganda. Das Treffen war sehr wichtig, denn es war die fast letzte Chance, die OSZE noch retten. […] http://dlvr.it/Szg5xv «
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