Tumgik
#heimliche Kniffe
lorenzlund · 1 year
Text
Ein anti-semitisches Flugblatt erstellen wir offenbar allein schon dadurch wenn wir als deutscher Dichter der Nachkriegszeit alte Songs von Reinhard Mey zur Gitarre vor Publikum singen wie: 'Über den Wolken'!
'Juden durch den Schornstein schicken' hatte ich selber übrigens so noch nie vor oder geplant! Diese Freiheit sich selber vielleicht auch zu nehmen sollte besser niemand tun! Freiheit, was sie ist oder was sie vielleicht noch sein kann, wuerde dabei von dem- oder derjenigen voellig missverstanden!
Anti- ser + mit.
ser (sp.) sein (dt.). Etw. noch besitzen oder haben, darueber weiter verfuegen.
per mit. permission. peer mit. das Mit ausspaehen (anderer). Die Ausspaehmission.
dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung (als Passvermerk).
Auf einer Mission sich befinden.
The Best off!! 'Du bist mein bestes Stueck!' (You're simply the best!')
Aich'wanger wollte schlicht nicht auf dem Gelben Wagen vorne hocken bleiben mit dem Schwager neben sich und seiner Gelben Hippe, die uns den nahen Tod anzeigt! Und so sprang er auch von dort herunter! ('Ich wuerd' ja so gern noch ein Weilchen bleiben!')
ballern, bangen, schlagen gegen etw.
Tumblr media
Jesus mit bereits ueber 30 besaß er 12 juengere!
Tumblr media
der hyperaktive Alte. 'altes Fass' : ton (engl.)
Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Der Blitzausloeser des neuen Handies von mir stellte sich heraus arbeitete stark zeitversetzt mit rund 3 - 5 Sekunden mehr. Inwischen hatte ich das Handy meist laengst wieder schon auf etwaige Hueft- und Beckenhoehe sinken lassen, als er ausloeste. Das aber bedeutete mit der Handy-Kamera zielten wir dabei jeweils gar nicht mehr auf das eigentliche und direkt vor uns sich befindliche Objekt, jenes von dem wir eigentlich vorhatten einen Schnappschuss zu machen. Der Schnappschuss er galt stattdessen wieder etwas gaenzlich anderen!
'Schickt uns eure Selfies aus dem letzten Urlaub und der Costa Brava zu! Und gewinnt 1000 Euro!'
Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media
... und Rapsöl. '(Fr)ittenöl'. der Paps. Sein Hintern ('R). Raps.
Schnell greifen wir dabei zu sogar einmal den genau falschen Inhalten oder der falschen Flasche als Kauefer. Die Gefahr dass das irgendwann so vielleicht auch einem von uns dann passierte und wir beide Flaschen oder Behaelter miteinander verwechselten, oder dass andere das so statt unser taeten, sie waere jedenfalls keine ganz unwesentliche!
Tumblr media
Schweizer Schokolatier.
Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Hot dogs und der leidenschaftliche Privat-Sammler. 'Inhalte verwechseln'. der Hundebesitzer. dt. Dogge und Dackel.
Tumblr media
'Politiker als Kunstmäzen' *moderne Kunst und Design
Tumblr media Tumblr media
0 notes
meee-dusa · 2 years
Text
Nachdem ich einmal zu viel mit der Fam „Chinatown“ gesehen habe und mir währenddessen dachte „zwei (Ex)Cops und zwei Frauen. Da könnte man ne Spatort-Fic draus machen…“ und dann am nächsten Tag jemand auf Tumblr nach Noir Fics gefragt hat, war das ein Zeichen. Raus kam bisher nur diese Szene, ich hoffe der Vorgeschmackt passt soweit:
Das Lokal war gut besucht aber nicht voll, die Musik der Band angenehm leise und das stimmengewirr gerade so laut genug, dass das einsam gesprochene Wort sich perfekt in die Harmonie der Unterhaltungen gliederte und eine gewisse Anonymität und Privatsphäre schaffte. Die Taschenuhr zeigte halb zehn an.
An einem Tisch in einer Nische etwas versteckt hinter der Zwischenwand, in einem abgedunkelten und leeren Bereich, glimmte eine Zigarette. Normalerweise durften unter der Woche keine Gäste dort sitzen, lediglich am Wochenende wurden die Plätze gefüllt.
Die Frau, zu der die glimmende Zigarettenspitze gehörte zahlte dem Kellner aber jedes Mal so ein gutes Trinkgeld, dass er sie und ihren Gast dort sitzen ließ.
Sie saß nie lange allein in der Nische, bestellte immer einen Cognac und immer kam der selbe große Mann mit dem finsteren Gesicht und dem etwas knittrigen Anzug, der seine schmale Gestalt betonte.
Er würde einen Gin bestellen. Die Rechnung beglich immer die Frau in Schwarz, so hatte der Kellner sie heimlich genannt.
Auch an diesem Abend betrat der große Mann das Lokal, bestellte seinen Gin an der Bar und ging weiter zum Tisch.
"Einsam Schürk?", mit einem süffisanten Grinsen zog die Frau an ihrer Zigarettenspitze und lehnte sich im Ledersessel zurück.
"Wärst du sonst hier, wenn du es nicht auch wärst?", gab der angesprochene zurück, ließ sich in dem Sessel ihr gegenüber nieder und zündete er sich ebenfalls eine Zigarette an, nicht ohne seinem Gegenüber ebenfalls eine anzubieten.
"Das ist ein schrecklicher Irrglaube", sie verzog den dunkelrot geschminkten Mund, aber ihre Augen blitzen verräterisch, "ich revanchiere mich lediglich bei Ihnen", der Zug um ihren Mund verhärtete sich und sehnen traten an ihrem porzellanenen Hals hervor.
"Seit drei Jahren?", Schürk kniff die Augen zusammen. Die Dame ihm gegenüber zuckte lediglich leicht mit den Schultern. Das musste als Reaktion - oder Eingeständnis - reichen.
Der Kellner brachte seinen Gin. Als die beiden wieder unter sich waren hob er das Glas.
"Auf die Einsamkeit", seine kalten blauen Augen fokussierten sie intensiv über den Rand seines Glases hinweg.
Sie erhob ihr Glas und leerte es in einem Zug.
"Revanche also", ein weiterer Schluck Gin rann seine Kehle hinab, seine Stimme wurde langsam kratzig.
"Revanche, Spaß, Befriedigung, nennen Sie es wie Sie wollen", sie drückte Ihre Zigarette im Aschenbecher aus, legte das Geld für die Drinks und einen extra Schein für den Kellner auf den Tisch und erhob sich.
Sie war nicht sonderlich groß. Auch stehend überragt sie ihren immer noch sitzenden Begleiter lediglich um eine Handbreit. Sein Blick wanderte unwillkürlich hinunter zu ihren Füßen. Auch Heute trug sie Stilettos und dennoch schien sie so klein. Sie war zwar klein aber von einer ungeheuren Präsenz, stellte er aufs neue fasziniert fest, als er ihr kurz darauf aus dem Lokal zu den Wägen folgte. Die Beine steckten in perfekt sitzenden Hosen und auch ihr Blazer war maßgeschneidert. Er fühlte sich direkt schäbig in seinem zerknitterten Anzug, der ihm einst perfekt gepasst hatte, aber die letzten Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen.
Als er durch die Menge Schritt zog er seinen Hut etwas tiefer in sein eingefallenes Gesicht.
5 notes · View notes
wortmalerin137 · 4 years
Text
Troy fanfiction: Not a child anymore (german)
Disclaimer: I don’t own any rights of the movie “Troy” (2004). I don’t earn any money with this fanfiction, it is for entertainment purposes only. The fanfiction belongs to me.
Summary: Patroclus is ten years old and lives with Achilles since he is six years old (his parents have been murdered by a burglar when he was six). One night Patroclus  wants to sleep in Achilles’ bed but the older one forbids it because Patroclus is not a child anymore. Trouble arises. German fanfiction! No slash!
Kein Kind mehr
Patroklos lag hellwach in seiner dunklen Kammer und sah auf die Sterne am schwarzen Himmel. Das Rauschen des Meeres drang an seine Ohren. Er konnte nicht schlafen. Es war kein Albtraum, der ihn geweckt hatte, oder die Furcht vor einem, die ihn vom Schlafen abhielt. Er konnte einfach nicht einschlafen. Ihm wäre es lieber, wenn er bei Achilles wäre. Vor zwei Jahren, als Patroklos acht geworden war, hatte sein Cousin die Kuscheltiere aus Patroklos‘ Bett verband, da er meinte, der Junge sei nun zu alt dafür. Patroklos hatte oft überlegt, ob er heimlich eines auf dem Markt von Phitia kaufen sollte, doch er wusste nicht, wie er es an dem Mann mit den Adleraugen vorbeischmuggeln sollte und er war sich sicher, dass er eine Menge Ärger bekommen würde, wenn Achilles herausfand, dass Patroklos immer noch an diesen „kindischen Dingen“ hing. Aber er brauchte etwas, dass er nachts im Arm halten konnte, etwas, mit dem er leise flüstern konnte, wenn der Schlaf nicht kommen wollte, wie müde er auch war. Wenn er kein Kuscheltier hatte, dann musste eben sein Vetter herhalten, der schlief wie ein Stein und von Patroklos‘ nächtlichen Monologen nichts mitbekam. Patroklos wunderte es, wie Achilles einerseits so tief schlafen und andererseits bei dem leisesten Geräusch feindlicher Füße sofort erwachen und nach seinem Dolch langen konnte. Der kleine Junge verließ sein Bett und schlich in das Zimmer des Prinzen der Myrmidonen.             Patroklos hob behutsam die Decke an und wollte gerade darunter schlüpfen, als er eine tiefe Stimme schlaftrunken knurren hörte: „Das würde ich an deiner Stelle sein lassen, Bursche.“ „Warum?“, fragte Patroklos verwundert. Er hatte nicht mitbekommen, dass Achilles eine Frau bei sich hätte.   „Hattest du einen Albtraum?“           „Nein.“           „Dann geh zurück in dein Zimmer und schlaf dort.“           „Und wenn ich wegen etwas Angst hab?“   „Dann stell dich ihr. Du bist kein kleines Kind mehr, Patroklos. Du kannst nicht ständig nachts zu mir kommen, ich bin nicht deine Mutter“, wies der stolze Krieger ihn ab.       Patroklos verengte die Augen und taxierte seinen Cousin, ehe er erneut versuchte, in das Bett zu gelangen. Achilles griff nach seiner Schulter und stieß ihn zurück, Patroklos taumelte zwei Schritte nach hinten. Es war kein heftiger Stoß gewesen, sondern eine Warnung, nicht noch einmal ungehorsam zu sein. Patroklos ballte seine Hände zu Fäusten und verließ schweigend das Zimmer.
Schon beim Frühstück merkte Thetis, dass etwas nicht in Ordnung war. Achilles und Patroklos waren angespannt, ein zorniges Schweigen zwischen ihnen und wenn sie sich ansahen, waren ihre Blicke vorwurfsvoll.       Blitzendes Blau kreuzte kühles Sturmgrau. Achilles knallte seine Schüssel auf den Tisch, die Milch schwappte über: „Mit der Haltung brauchst du gar nicht hier sitzen! Raus!“ Patroklos erhob sich schweigend, den stolzen Blick fest auf den Älteren gerichtet, verbeugte er sich steif: „Was gebietet mein Herr weiter?“         Achilles kniff die Augen zusammen: „Du solltest keinen Kampf beginnen, den du nicht gewinnen kannst, wenn du kein ehrenhaftes Ziel damit verfolgst, Vetter. Geh in den Stall und kratz meinem Pferd die Hufe aus.“ Er wusste, dass Patroklos diese Aufgabe als demütigend empfand, da sie normalerweise von Sklaven erledigt wurde. Der presste die Lippen zusammen. Großmütig grinsend lehnte Achilles sich in seinem Stuhl zurück und griff nach ein paar Weintrauben: „Und danach wirst du den Stall ausmisten.“ Patroklos blickte ihn wütend an, ehe er schweigend an ihm vorbei stürmte. Thetis schüttelte schweigend den Kopf.
Patroklos konnte den schweren Pferdehuf von Achilles‘ schwarzem Hengst kaum mit beiden Händen hochheben, geschweige denn mit einer Hand festhalten. Er suchte sich einen Hocker, stellte diesen neben das Pferd und stellte seinen Fuß darauf. Anschließend ließ er seine linke Hand am linken Vorderbein des Pferdes hinab gleiten, umschloss den Huf mit beiden Händen. „Huf!“, sagte er und der Hengst hob den Huf an. Patroklos legte das Röhrbein ächzend auf seinem Oberschenkel ab und begann mit der Reinigung. Schon bald begann sein Oberschenkel unter der ungewohnten Last zu zittern. „Ich bin ein Schwächling“, murmelte Patroklos verärgert. „Wenn ich nicht Achilles‘ Cousin wäre, würde er mich verachten.“ Das Pferd bewegte die Ohren zustimmend. „Solltest du mich nicht aufmuntern?“, fragte der blonde Junge. Das Pferd wiehrte leise und blies ihn an. „Danke vielmals“, antwortete er lachend. Nachdem er mit allen vier Hufen fertig war, hatte er das Gefühl, seine Arme würden ihm abfallen. Jetzt musste er noch den Stall ausmisten, in dem zweiundzwanzig Pferde standen. Eines gehörte Achilles, eines war Patroklos‘ Übungspferd, eines gehörte Thetis und eines Peleus, außerdem hatten sie vier Kutschpferde. Der Rest waren Geschenke von anderen Königen, Achilles hatte sie treuen Bediensteten zum Geschenk gemacht. Denn solange Ares sich reiten ließ, würde der beste Krieger Griechenlands den Rappen reiten. Eines der Pferde war ein Geschenk von König Odysseus von Ithaka, einem guten Freund von Achilles. Patroklos hatte sich gewundert, als das Pferd – ebenfalls ein Rappe, aber deutlich kleiner – vor zwei Wochen plötzlich in ihrem Stall gestanden hatte. Odysseus wusste doch, dass Achilles niemanden außer Ares ritt. Vielleicht war es ja ein Geschenk zu Patroklos‘ elftem Geburtstag, so hoffte das Kind, auch wenn es bis zu dem Tag noch fünf Monate und drei Wochen waren. Jedes Mal, wenn er Schritte hörte, hielt Patroklos ängstlich inne, da er fürchtete, dass ein Sklave käme und ihn bei dieser erniedrigenden Arbeit sah. Jeder, der sah wie Patroklos sich mit der Mistgabel abmühte, würde sofort wissen, dass der Junge etwas angestellt hatte. Wenn es tatsächlich eine Strafe für Fehlverhalten wäre, würde Patroklos sich auch schämen, gesehen zu werden. Nun jedoch wäre die Schmach unerträglich, da er ja nichts angestellt hatte und sein Cousin ihm nur diese Aufgabe gegeben hatte, weil der 22-jährige in seinem Stolz verletzt war. Überhaupt war es ganz gemein und ungerecht von Achilles, ihn so zu behandeln! Er benahm sich überhaupt nicht wie ein Kind! Er wollte eben nur nicht alleine sein in der Nacht… war das so verwerflich? Hasste der Sohn des Peleus‘ denn nicht auch die Einsamkeit des Nachts, wenn er eine Frau zu sich holte, manchmal sogar mehrere? Der Junge wusste nicht, was der Ältere mit den Frauen tat, denn wenn Achilles Frauenbesuch hatte, sollte Patroklos ihn nicht stören. Dann galt die Devise: „Wenn es blutet, geh zu Thetis und wenn etwas gebrochen ist, sag ihr Bescheid und schick nach dem Hausarzt. Solltest du nicht laufen können, dann darfst du um Hilfe schreien. Aber erst dann.“ Die blauen Augen Achills waren ernst gewesen bei diesen Worten und kein Lächeln oder der Tonfall seiner Stimme hatte auf einen Scherz hingedeutet. Diese Worte galten noch nicht lange für Patroklos, erst seit seinem zehnten Geburtstag. Davor hatte er immer zu seinem Cousin kommen dürfen, auch wenn dieser eine Frau bei sich hatte. Jedoch hatte Patroklos instinktiv die Anwesenheit dieser Frauen gemieden. Es behagte ihm nicht, wie sie in kindischer Weise an Achills Lippen hingen und ständig lachten, wenn er etwas sagte – er brauchte sich nicht einmal Mühe geben, sie zu unterhalten. Solche Frauen waren Patroklos unangenehm, etwas Sonderbares lag in ihrer Art sich zu kleiden und sich zu bewegen. So fordernd und auffällig… Nicht wie Penelope, die Frau des Odysseus‘, die schönste Frau, die Patroklos je zu Gesicht bekommen hatte. Sie hatte lange dunkelbraune Locken, die ihr teils kunstvoll geflochten auf den Rücken hinunter fielen, und ebenso dunkelbraune Augen, die genauso klug waren wie die ihres Mannes und zugleich von einer mütterlichen Zuneigung, die in Patroklos dunkle Ahnungen an seine Mutter aufkommen ließ. Außerdem hatte sie Sommersprossen auf ihrer Nase, was er sehr niedlich fand. Penelope hatte eine vornehme Haltung und ihre Bewegungen waren sanft und elegant. Sie sprach mit weicher Stimme, ihre Worte zeugten von Verstand und Bildung. Sie heischte nicht nach der Aufmerksamkeit der Männer wie diese anderen, seltsamen Frauen, sondern war demütig und ergeben. Dennoch war sie nicht wehrlos, denn ihre Zunge konnte ebenso spitz sein wie die des Königs von Ithaka, sodass sie den Männern mit einem Humor ihrer Art leicht ein ehrliches Lachen entlocken konnte. Achilles hatte schon oft im Scherz beklagt, dass sein bester Freund die einzige Frau geheiratet habe, die es zu heiraten sich lohnte. Achilles‘ Sinn war noch nicht auf die Ehe ausgerichtet, er trachtete nach Krieg und Ruhm wie alle großen Helden in ihren jungen Jahren. Seine Zeit würde kommen, da sich dem Schwert in seiner Hand eine Wiege an seiner Seite zugesellen würde. Patroklos konnte seinem Cousin nur im Stillen Recht geben und bewunderte die Königin von Ithaka. Er freute sich und war jedes Mal außerordentlich stolz, wenn sie das Wort an ihn richtete und sich mit ihm unterhielt. Nur bedauerte er, dass er sich mit ihr nur über Kinderthemen unterhalten konnte, wenn er doch wünschte, ihr wie ein Krieger begegnen zu können – ebenso stolz und herrlich wie sein Vetter, der Penelope weit besser rhetorisch zu fesseln vermochte als Patroklos. Doch der Junge hatte niemandem verraten, was er über die Frau von Odysseus dachte. „Sehr weit bist du ja nicht“, hörte er plötzlich eine Stimme sagen. Patroklos zuckte zusammen und fuhr herum. Achilles lehnte im Eingang und musterte den Knaben mit verschränkten Armen: „Sieh zu, dass du fertig wirst. In anderthalb Stunden gibt es Mittagessen. Bis dahin sollst du fertig sein.“   Patroklos‘ Griff um die Mistgabel verstärkte sich: „Normalerweise verrichten sieben Sklaven diese Aufgabe und ich soll das alleine an einem Vormittag schaffen! Das ist unmöglich!“ Achilles grinste: „Herakles hat es auch geschafft, auch wenn er die Flüsse dafür umgeleitet hat.“ Er zuckte nachlässig mit den Schultern und wandte sich ab: „Du wirst dich wohl anstrengen müssen, Cousin.“ Eine Melodie pfeifend verließ er den Stall. Patroklos umklammerte die Mistgabel fester. Diese dämliche Bastard! Sein Magen hing schon jetzt in den Kniekehlen, da er morgens kaum gefrühstückt hatte, weil Achilles ihn rausgeschmissen hatte. Seit vier Stunden war er nun schon am arbeiten und musste noch eine weitere Stunde arbeiten, ehe er sich waschen konnte für das Mittagessen. Patroklos schniefte und blinzelte. Am liebsten würde er einfach weglaufen und sich irgendwo in den Schluchten der Steilküsten verstecken, bestimmt wäre Achilles dann traurig und würde bereuen, so gemein zu ihm gewesen zu sein. Er schaufelte neuen Mist auf. Was machte er sich vor? Achilles würde vor Wut schäumen über diese Frechheit und ihn wahrscheinlich noch an Ort und Stelle verprügeln, wenn er ihn gefunden hatte.
Beim Mittagessen saß Patroklos erschöpft auf seinem Stuhl. Trotzdem war er um eine aufrechte Haltung bemüht, da er sich vor Achilles nichts anmerken lassen wollte. Dennoch sank er immer wieder in sich zusammen, seine Bewegungen waren langsam und schwerfällig und obgleich ihn hungerte, aß er kaum etwas. Er wollte nur noch schlafen.         „Wie weit bist du gekommen?“, fragte Achilles ihn lauernd. „Soweit wie ich gekommen bin, mein Herr.“             „Und wie weit wäre das genau?“       Patroklos zuckte mit den Schultern: „Ich denke, etwa ein Viertel.“             Achilles nickte: „Die Sklaven sollen sich um den Rest kümmern. Den armen Pferden ist es nicht zuzumuten, dass sie wegen deiner Schwäche weiter in ihrem eigenen Unrat stehen. Kümmere dich lieber um Feuerholz, das wirst du wohl hinkriegen.“ Der zehnjährige Junge presste die Lippen zusammen und senkte die Augen auf den Tisch. Er wusste, dass Achilles ihn zu provozieren versuchte, sodass er sich zu einer taktlosen Aussage hinreißen ließ, damit der Prinz der Myrmidonen ihn noch mehr triezen konnte. Patroklos würde nicht darauf eingehen. Er durfte sich nicht von solch stichelnden Aussagen aus der Ruhe bringen lassen.             „Nicht wahr, Patroklos? Das schaffst du doch oder etwa nicht?“   Der Junge verengte seine grauen Augen, als er das hämische Grinsen sah: „Gewiss doch, du wirst keinen Grund zur Klage haben, Achilles.“         Dessen Grinsen wurde breiter: „Vorsichtig, Cousin! Genau dieser falsche Stolz hat manche Männer schon ihren Kopf gekostet.“ Patroklos senkte blinzelnd die Augen und nestelte mit seinen Händen an seiner Tunika herum. Stimmte das oder wollte Achilles ihn nur ängstigen? Das er auch immer wieder auf solche vorhersehbaren Tricks herein fiel! Er hob den Blick wieder, doch zu spät, Achilles hatte den seinigen bereits abgewandt und beschäftigte sich gelassen mit seinem Essen.
Thetis betrat den Hinterhof, in dem Patroklos mit einer Axt Holzscheite bearbeitete. Keuchend lehnte er das Gerät gegen den Baumstumpf. Seine Arme schmerzten noch mehr, sein Rücken klebte vor Schweiß und er hatte Kopfschmerzen. Die Sportübungen mit Achilles waren fordernd, doch erschienen sie Patroklos rückblickend leicht im Vergleich zu diesen Aufgaben.    „Hier“, sprach Thetis zu dem Jungen und reichte ihm einen Becher mit Wasser. „Achilles ist ausgeritten. Geh rein und wasch dich und danach ruh dich aus, ein Diener wird die Aufgabe übernehmen.“     Patroklos stürzte den Becherinhalt hinunter, das sanfte Wasser schmerzte seine ausgetrocknete Kehle. „Danke“, flüsterte er heiser.
Thetis strich dem Kind durch die nassen Haare, ein nasser Lappen mit Kräutern lag auf seiner Stirn, um die Kopfschmerzen zu lindern.     „Was ist überhaupt vorgefallen?“, fragte sie.             Patroklos schnaubte: „Nichts. Achilles ist einfach so unbeherrscht wie der Minotaurus.“ Thetis stoppte in ihrer Bewegung: „Ich bin mir sicher, dass Achilles sich nicht richtig verhalten hat, aber dennoch solltest du so etwas nicht über ihn sagen.“           „Entschuldige Thetis. Gestern Nacht wollte ich zu Achilles, da ich nicht einschlafen konnte. Er hat mich rausgeschmissen und meinte, ich sei kein kleines Kind mehr und solle mich wie ein Mann benehmen. Ich weiß gar nicht, warum er so unfreundlich zu mir war. Außerdem will er doch auch manchmal nicht allein schlafen, wenn er diese komischen Frauen zu sich einlädt. Warum ist es dann falsch und kindisch, wenn ich Gesellschaft will?“ „Das ist etwas anderes mit den Frauen“, wehrte Thetis umständlich ab. „Das verstehst du noch nicht. Du kommst als Kind zu Achilles, du suchst bei ihm, was dir deine Mutter und dein Vater geben müssten. Da dir die elterliche Nähe so früh und grausam entrissen wurde, sehnst du dich natürlich stärker und länger nach ihr als wenn du sie um dich gehabt hättest, wie es sein sollte. In deinem Alter werden viele Jungen und Mädchen zu anderen Höfen und Königshäusern geschickt, damit sie dort unterrichtet werden. Sie lassen ihre Eltern zum ersten Mal hinter sich. Achilles behandelt dich wie einen normalen Jungen, darum erwartet er von dir, dass du das Kindliche jetzt schon ablegst. Eines Tages wirst du es ablegen, Patroklos, bald sogar, wenn deine Ausbildung zum Soldaten anfängt. Aber bis dahin sollte Achilles dir Zeit gewähren, ich werde mit ihm darüber reden.“     Patroklos hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, dass mit seinem elften Geburtstag seine Kindheit vorbei sein würde. Er hatte sich nur auf die beginnende Ausbildung gefreut: Endlich durfte er das Kämpfen von Achilles und Eudoros lernen. Doch das seine Kindheit mit jenem Tag, da er ein Schwert in die Hand nahm (selbst wenn es zu Beginn nur ein einfaches Übungsschwert aus Holz sein würde), unwiderruflich enden würde, erschreckte ihn doch ein wenig. Patroklos liebte Thetis sehr und obwohl er nur wenige Erinnerungen an seine Mutter hatte, hatten diese paar Bilder ausgereicht, sein Herz zu hüten, sodass er Thetis zwar wie eine Mutter liebte, aber sie nicht als seine Mutter sah. Wäre er zu einer fremden Frau gekommen, einer Frau wie Penelope, vielleicht hätte er sie als Mutter sehen und lieben können. Aber die strahlende Nereide Thetis war nur eines Mannes Mutter: die Mutter des Achilles‘, des größten Kriegers aller Zeiten. Für einen zweiten Sohn war kein Platz an ihrer Seite, auch wenn sie Patroklos wie einen liebte. Sie war seine Tante und der Glanz, der von ihr in dieser Stellung abging, reichte aus, Patroklos zu erhellen. Doch nur dem Sohn des Peleus‘ war es vorbehalten, im Licht ihres Ruhmes zu wandeln.
Thetis streichelte über Achilles‘ Schulter: „Warum triezst du den Jungen so sehr?“           „Weil er es verdient hat“, erwiderte Achilles mürrisch, ehe er einen Schluck Wein nahm. Thetis schüttelte den Kopf: „Du bist zu voreilig in deinen Schlüssen, Achilles. Im Kampf hätte ein Gegner dich so leicht überwinden können.“             Der Blonde schüttelte ihre Hand von seiner Schulter ab: „Was für Lügenmärchen hat der Wicht dir erzählt, dass du auf seiner Seite stehst? Soll ich es etwa dulden, wenn er sich einer vernünftigen Anweisung meinerseits widersetzt und dann am nächsten Morgen trotzig herumstolziert als wäre er im Recht, wenn er in Wahrheit nur bockig und stur ist?“ Die alte Frau seufzte: „Natürlich nicht. Aber er hat sich an deine Weisung gehalten, er hat in seinem Zimmer geschlafen.“     „Äußerlich ja, aber innerlich fehlt jede Einsicht. Was soll ich mit einem Soldaten, der nur grollend meine Befehle ausführt, weil er in seiner begrenzten Weltsicht nur seinen eigenen Willen kennt und jede Verletzung seines Willens als endlose Ungerechtigkeit auffasst?“ „So ist Patroklos aber nicht“, wandte Thetis ein. „Prinzipiell ist dein Anliegen richtig, aber bedenke seine Situation. Seine Eltern sind vor seinen Augen ermordet worden, als er sechs war, so etwas hinterlässt Spuren auf Jahre. Darum hängt er mehr an den wenigen Überbleibseln seiner Kindheit, weil sie ihm zu früh genommen wurde. Gib ihm noch das halbe Jahr bis zu seinem elften Geburtstag Zeit, sich an das Erwachsenwerden zu gewöhnen.“ Achilles presste die Kiefer zusammen und starrte in das Feuer. Bald war das Abendessen fertig, allmählich wurde es dunkel und die ersten Sterne würden bald scheinen. Er hatte sich wie ein rasender Stier aufgeführt, blind vor Zorn und gekränkt in seiner Eitelkeit. Allzu leicht vergaß er die Last seines jungen Vetters, wenn das Kind fröhlich war und lachte. Seit den vier Jahren, in denen Patroklos nun schon bei ihnen wohnte, hatte er sich gut entwickelt. Achilles war ein ungeduldiger Mann, wenn er kein Schwert in der Hand hielt, das wusste er. Zu schnell erwartete er dann von Patroklos Dinge, für die er angesichts seiner Geschichte noch nicht bereit war, zu leicht sah er ihn wie einen normalen Jungen, der schon längst seiner Kindheit entwachsen sein müsste, um als junger Mann nach der körperlichen und geistigen Vollendung des Mannes zu streben. Das halbe Jahr könnte er ihm noch gewähren, Thetis hatte recht. Achilles erhob sich: „Ich werde nach Patroklos sehen.“       „Er liegt in seinem Zimmer und schläft.“
Patroklos öffnete langsam die Augen, als er spürte wie eine Hand durch seine Haare streichelte. „Achilles!“, erschrocken wollte er sich aufsetzen, doch er wurde auf sein Bett zurück gedrückt.         „Shh, bleib liegen, alles ist in Ordnung“, murmelte der 22-jährige. „Es tut mir leid, dass ich die Aufgabe nicht erledigt habe… Thetis meinte, ich soll mich ausruhen und ich war so müde… und…bitte sei nicht sauer“, faselte der Junge vor sich hin. „Ich bin nicht sauer“, beruhigte Achilles ihn. Sein Gewissen plagte ihn, als er Patroklos‘ ängstlichen Blick sah und die flehenden Worte hörte. Was hatte er dem Kind nur angetan? Er streichelte ihm weiter durch die Haare, Patroklos schien ruhiger zu werden.       „Ich bin es, der  dich um Verzeihung bitten muss“, bekannte Achilles, worauf Patroklos ihn verwundert ansah. „Wenn es auch dabei bleibt, dass du nicht immer zu mir kommen kannst, hätte ich dir das vernünftig erklären sollen und dich nicht einfach so rausschmeißen dürfen. Außerdem hätte ich heute nicht so streng zu dir sein dürfen.“             Einige Zeit schwieg Patroklos und Achilles fürchtete bereits, er habe in seinem Zorn den Jungen über den Tag so gekränkt, dass Patroklos ihm nicht sofort verzeihen würde. Auch wenn dies Patroklos gutes Recht wäre, so verletzte allein die Vorstellung dieser Demütigung bereits wieder Achilles‘ Stolz und er spürte ein Aufbegehren in seinem Innern gegen die bloße Möglichkeit, dass Patroklos durch das Verzögern der Vergebung den Myrmidonenprinz so züchtigen würde.         „Ich verzeihe dir“, erklang Patroklos‘ weiche Stimme.         „Was?“, erwiderte Achilles ungläubig.         „Ich verzeihe dir, Achilles“, antwortete Patroklos und lächelte seinen älteren Cousin vorsichtig an. „Ich hätte auch nicht so empfindlich sein dürfen, schließlich soll ich in einem halben Jahr Soldat werden.“         Achilles lachte erleichtert und schloss Patroklos in seine Arme. Er lehnte seine Stirn gegen die des Jungen, eine seiner Hände fand sich auf dessen Hinterkopf ein. So verweilten sie einige Zeit. Patroklos war überglücklich, dass der Streit beigelegt war und Achilles sogar Einsehen in sein Fehlverhalten gehabt hatte und sich entschuldigt hatte. Patroklos liebte seinen Cousin über alles, der Ältere war ihm Beschützer und Vorbild und bald Lehrer, aber auch er war nicht frei von Fehlern und es verstärkte Patroklos‘ Gefühl der Geborgenheit, zu wissen, dass Achilles richtig mit Fehlern umgehen und sie eingestehen konnte.           „Wenn du willst, kannst du heute Nacht bei mir schlafen. Aber mit deinem elften Geburtstag hören die Besuche auf, dann darfst du nur noch kommen, wenn du Albträume hast oder es dir körperlich nicht gut geht. - Und bilde dir ja nicht ein, dass du in dem halben Jahr bis dahin bei mir einziehen kannst“, fügte Achilles mit einem Grinsen an.             „Ach Schade, ich dachte, ich könnte Küken spielen.“         Patroklos schlang seine Arme von hinten um Achilles‘ Hals, als der sich erhob, und seine Beine um dessen Hüfte, Achilles stützte dessen Oberschenkel mit seinen Händen ab.           „Jetzt geht es erst einmal zur Küche, das Abendessen ist fertig, Küken.“   Mit Patroklos huckepack verließ der größte Krieger Griechenlands das Zimmer.
ENDE
1 note · View note
wtnvgerman · 7 years
Text
Episode 118 - eGemonie, Teil 2: Die Höhlenländereien
(Anhören [ENG])
Zeit ist unwichtig und erfunden.
Und trotzdem scheint es so, als hätten wir keine mehr.
Willkommen in Night Vale.
Zuhörer, ich bin gerade von einer Odyssee zurückgekehrt. Wie ihr wisst, wurde vor mehr als 40 Jahren ein Kasten Canadian Club Whiskey als Teil eines Wettbewerbs in Night Vale versteckt. Und jetzt will eGemini… ege-manie, ege-manie, egema- egema-nie- dieses technische Neuunternehmen ihn zurück, damit sie ihn trinken und somit die Seele Night Vales konsumieren können. Es stellt sich raus, dass der Alkohol mit den Baristas durchgebrannt ist – oh, ahaha, durchgebrannt, guter Witz, Cecil…
Ich wusste, dass ich sie warnen musste, bevor die Firmengewinnspielwettbewerbs-Mundpropagandastraßenteams sie auffinden. Aber das würde bedeuten an einen Ort zu gehen, von dem noch nie jemand zurückgekehrt ist: die fernen Höhlenländereien der Baristas, tief unter der Erde, wo eritreischer Filterkaffee sanft von Stalagmiten tropft und Kaffeeschaumflüsse in kalten Steinrissen sprudeln und schäumen. Wir sind uns alle ziemlich sicher, dass die Höhlenländereien sich unter der Kiste hinter Ace Hardware befindet, aber wegen dem Espressogestank und den abschreckenden Geräuschen der großartigsten Hits CD von Carly Simons geht niemand da runter.
Die Untergrundgesellschaft der Baristas ist eine Engstirnige und kein Außenseiter hat je ihren König getroffen. Wusstet ihr, dass die Baristas einen König haben? Ich meine, ich wusste das nicht, aber meine Nichte Janice weiß alles darüber, welche Berufe Monarchen haben und welche, wie, ähm, Fahrgemeinschaftsdienste, nur Kronentragende Schlangen. Janice hat immer noch ihr Barista-Kostüm von der Karriereparade letzten Jahres.
Also, um die Höhlenländereien zu erforschen, hüllte ich mich vorsichtig in den erforderlichen Tierhäuten ein, wie Janice anwies, und warf mir den feierlichen, stacheligen Kaffeehammer und Pullunder mit der korrekten Anzahl an Armlöchern über meine Schultern. Janice und ich nahmen einen schnellen Onlinekurs in Latte-Kunst. Janice war großartig. Sie erzeugte einen fotorealistischen Nestfarn und ich, äh, erzeugte einen Stein oder sowas.
Janice sagte, dass sie genau wusste, wie sie meine Verkleidung vervollständigen konnte und sie hatte recht. Ich betrachtete mich im Ace Hardware Fenster und ich wusste, dass ich für den kühnsten, wildesten, verbotensten Schnurrbart bestimmt war: der Rolly Fingers! Der letzte Schliff eines wahren Barista. Rolly Fingers war der berühmteste König in der Barista-Geschichte und jetzt lässt sich jeder Barista einen dicken Schnurrbart wachsen, der am Ende gezwirbelt ist, genau wie beim ehemaligen König Rolly. Baristas lassen oft Süßungsmittel und Löffel für den Kundenservice von diesen Locken hängen.
Ich ließ meine ganzen Gesichtsmuskeln angestrengt spielen und innerhalb von Minuten hatte ich meinen neuen dicken Schnurrbart zu entzückenden Locken überlistet. Es war Sonnenuntergang, die Zeit, zu der alle Baristas von ihren Tagarbeitsjobs innerhalb ganz Night Vale, oder „Gigs“, wie sie es nennen, zum Ace Hardware Parkplatz zurückkehren.
Mein Plan war es, mich einfach unter sie zu mischen. Mischen, oh mein Gott, mischen, oh Cecil, du hast es schon wieder getan. Und so lächelte ich und winkte ihnen einem nach dem anderen zu und wir ärgerten uns gegenseitig mit Spritzern heißem Dampf, wie es die Baristas am Ende eines langen Tages tun. Wir waren zu zehnt, dann zu fünfzehnt, dann waren wir vielleicht zwanzig, dann dreißig, dann vierzig, dann 100 Baristas. Baristas, soweit das Auge reicht. So viele Baristas, alle lachend und einander heiter verbrühend. Dann sah mich ein sehr großer Barista, dessen Tierpelze mit Silber bestäubt waren, skeptisch an. Ich beruhigte sie, indem ich ihr einen ihrer bekannten Witze zurief. „Deine Mutter ist so geschmacklos, dass sie ihre Eier Ristretto bestellt!“ rief ich. Die harten Gesichtszüge des Baristas gaben einem Lachen nach und sie rief: „Zeit zu reiten!“
Unsere Rösser galoppierten den steilen anderthalb Meilen Abhang unter Ace Hardware schnell hinunter. Ich konnte die leisen Echos von Norah Jones hören, während wir an den Skizzen von Kaffeedrückern in Keilschrift an den steinigen Wänden vorbei ritten. Sobald wir in den Höhlen warenschlenderten die Baristas im Licht der Fackeln, die in Harz eingetaucht waren, zu ihren gerollten Betten, Rucksäcken, Bündeln, und in der ganzen Höhle konnte ich sie sehen, wie sie ihre Instrumente auswickelten und abstaubten und harzten. Ich sah Harmonikas, Violinen, Okarinas, Banjos, Mundharmonikas, Mundklaviere, Mundbanjos, Lippenscheren und die, die nichts zu spielen hatten, packten Töpfe und Pfannen aus, um den Takt vorzugeben. Und wir begannen – zu singen.
„Ich träume von jemandem, dessen Liebe ist so süü-üü-üüß wie ein guatemaltekischer Cronut, 4000 Füü-üü-üüß, oh, meine Liebe gibt mir endlos Glü-ü-ück, möchte niemals das Internetpasswort ohne Kaa-aa-aauf. Ich sagte, er fragt niemals nach dem Internetpasswort ohne einen Kaa-aa-aauf.“
Und dann, ohne Vorwarnung, machte einer der Baristas eine Geste und der Rest verstummte. Sie sahen mich an, Zuhörer.
„Er kennt unsere Hymne nicht!“ sagte sie. „Nein, die kenn ich wohl“, sagte ich. „Ich meine, ich hab definitiv… etwas gesungen.“ Die Baristas umzingelten mich. „Rede nicht mit mir, bis ich meinen Kaffee hatte! Stimmt‘s?“ flehte ich.
Dann hörte ich ein leises, aber autoritäres Knurren von hinten. „Es ist Cecil!“ Die Baristas teilten sich, alle von ihnen, und in der Stille konnte ich das Schlurfen von Lederschuhen hören und dann stand der König der Baristas direkt vor mir.
Zuhörer, wir bestehen alle aus Gutheit und Nicht-So-Gutheit. Wir haben widersprüchliche Impulse und wir ringen damit, das Richtige zu tun. Es interessiert uns in einem geringeren oder höheren Ausmaß, ob unsere Aktionen moralisch sind und ob sie andere Menschen als unmoralisch vorkommt. Das gilt für uns alle, euch und mich. Greifbar oder anderweitig. Jeden.
Außer der König der Baristas. Als ich ihn sah, wusste ich sofort, dass er nicht einmal gezögert hat, das Richtige zu tun. Woher ich das wusste? Vielleicht lag es an seinem Bart, da sein Bart nett zu sein schien. Oder vielleicht lag es daran, wie seine Augen, seine lila Augen, vor Empathie Falten warfen. Oder vielleicht lag es an dem Licht, dass von seinen Hörnern schimmerte. Jedenfalls, Zuhörer, er erinnerte mich ein bisschen an einen Büffel. Und es ist schwer einem Büffel nicht zu vertrauen.
„Cecil“, sagte er. „Wir haben auf dich gewartet. Und mit „wir“ meine ich nicht das royale Wir, denn wir glauben nicht daran. Und ich meinte das royale Wir auch nicht beim zweiten Mal. Wir alle haben auf dich gewartet und nicht einer von uns glaubt an das royale Wir. Und ich liebe deinen Schnurrbart soooo sehr!“ fügte der König in einer Babystimme hinzu, während er in meine Backen kniff. Ich erklärte ihm, dass ich für den Alk in die Höhlenländereien gekommen bin. Er sagte, „Wir werden darüber reden. Aber erst müssen wir über etwas Wichtigeres reden. Deinen neuen Sponsor.“
Ich sagte, „Unser Sponsor, du meinst Geld? Wusstet ihr, dass es jetzt in Zwanzigern erhältlich ist?“ Er sagte: „Rede mit uns nicht über die Attraktivität von Geld! Geld ist verflucht! Und natürlich ist alles, was verflucht ist, attraktiv, sonst wäre der Fluch kein Problem.“ Das sagte er und ich dachte, das war ziemlich klug. Ich meine, es macht mit allen verfluchten Objekten in der ganzen Station Spaß zu spielen. Bis ein Praktikant verletzt wird. Wie Gustav letztens, der einen radiumhaltigen Quetschball von einem unserer alten Statin-Werbeaktionen gefunden hat.
Oh, kurze Nebenbemerkung: an die Familie von Gustav, er war ein abgelenkter Praktikant und er wird vermisst werden.
Der König sagte, „Wie viele Male hat eine Person etwas Schreckliches getan und ihr konntet nicht verstehen, warum es passiert ist? Der einzige Grund dafür ist – Geld! Wenn es eine Droge mit denselben Nebenwirkungen wie Geld gäbe, wäre sie illegal.“
„Ähm, können wir vielleicht später darüber reden?“ sagte ich. „Es sind gerade Firmengewinnspielwettbewerbs-Mundpropagandastraßenteams auf dem Weg hierher! Ihr werdet wehrlos gegen sie sein! Sie werden euch in technische Campus-Entspannungszonen umbauen und werden euch Videospiele spielen und Energy-Shakes trinken und PowerPoint lernen lassen! Ihr werdet für alle Ewigkeit gefangen sein!“
Er sagte, „OH Cecil. Sie waren schon hier. Da war ein ganzes Geschwader von ihnen, grässliche und flackernde Schatten mit Lächeln aus Feuer, die Markenautos mit schrecklicher Haltung fuhren. Und alle von ihnen waren heiter und trugen kurze Hosen und sagten Dinge wie „devOps“.
Ich fragte, ob die Straßenteams gefunden haben, wonach sie gesucht hatten. Der König der Baristas sagte: „Wir haben uns um sie gekümmert.“ Und mit seinen großen Händen, seinen großen, beweglichen Händen, griff er in die verfilzten Tierpelze an seiner Brust und wühlte zwischen Ketten, die aus winzigen Vogelschädeln und Süßstoffpäckchen hergestellt waren. Er fischte ein dünnes Abzeichen heraus, in das das eGemonie Logo eingestanzt war. Es hatte immer noch die wilden Wiesel und die fröhlich gekreuzten Amanita phalloides Pilze. Aber der Name, der Name auf dem Abzeichen wurde abgeschliffen.
„Das“, sagte der König der Baristas, „ist alles, was von ihnen übrig ist.“ Und er gluckste leise. Wenn ich es auf einer Skala von fröhlich und freudlos bewerten könnte, war es auf der fröhlichen Seite der Dinge. Aber da war auch ein bisschen Selbsterkenntnis dabei, als wäre die Person, die gluckst, sich bewusst, dass um sich selbst der Freude völlig hinzugeben, sie sich von den Realitäten der Existenz losmachen muss.
Er sagte, dass das Straßenteam  vor vier Jahren mitten in der Nacht heimlich angekommen ist und seinen Weg zu meinem Schreibtisch vorgearbeitet hatte. Sie bargen den Kasten Canadian Club und zur Feier öffneten sie eine einzige Flasche. Sie gaben sie herum und jeder von ihnen trank davon. Aber als sie die Seele der Zeit tranken, wurden sie mit ihr gefüllt. Sobald jeder von ihnen einen einzigen Schluck genommen hatte, sind sie zu einem Teil von diesem Ort geworden und der Ort wurde zu einem Teil von ihnen.
„Versteht du das, Cecil?“ fragte er.
Und ich rief aus, „Ich verstehe! Anstatt die Seele von Night Vale zu absorbieren, hat Night Vales Seele sie absorbiert! Also… ist alles in Ordnung. Probleme lösen sich immer selbst. Danke, König der Baristas!“
Es gab eine unangenehm lange Pause. Jeder Barista starrte mich stumm an. Und ich machte mir Sorgen, ob das vielleicht eine respektlose Art war, den König zu adressieren. Ich hustete ein bisschen und versuchte es nochmal mit einem klassischen Barista-Witz, um die Stimmung aufzulockern. „Deine Mutter ist so vor Langeweile überwältigt, dass sie-“
„Cecil“, unterbrach der König. „Wir, die Baristas, sind das eGemonie Firmengewinnspielwettbewerbs-Mundpropagandastraßenteam! Sobald wir zu einem Teil von Night Vale geworden sind, wussten wir, was wir zu tun hatten“, sagte er.
Und ich sagte, „Ooooooh, ich kann kaum abwarten, das herauszufinden! Aber kann ich nur ganz schnell den Wetterbericht abchecken?“
Und er sagte, „Klar. Nur zu.“
(„Glitter“ von Charly Bliss)
Der König wiederholte: “Wir wissen, was wir zu tun hatten.” Er gackerte ein wenig. „Hast du jemals gemerkt, dass es hier zu einem bestimmten Zeitpunkt gar keine Baristas gab und dann gab es plötzlich ganz, ganz viele Baristas? Kam es dir nicht merkwürdig vor, dass es jetzt in jedem Café Baristas gab? Und jedem Restaurant und Markt, Pfandhaus und jeder Reinigung? Und dass die freistehenden Grundstücke nicht mehr wirklich frei stehen, weil sie von den Baristas bevölkert werden? Hast du die Baristas im Antiquitäteneinkaufszentrum, der Straßenverkehrsbehörde und nahe des, aber nicht im Hundepark bemerkt? Und die, die neben den Autos her rennen, die gerade von der Autobahn abfahren, um den Fahrern einen Schuss Espresso anzubieten? Hast du bemerkt, dass keine neuen Gebäude in der  Stadtplanungsabteilung genehmigt werden, außer es gibt einen ein-mal-ein Meter Platz für einen Barista, um darin zu stehen? Kam dir das nicht merkwürdig vor? Kam es dir nicht merkwürdig vor, dass deine einzige Wahlmöglichkeit in jeder Kaffeeeinrichtung nur Espresso oder ein Espresso mit einem Schuss Canadian Club sind?
Der König sagte mir, weise, vorsichtig, benommen: „Cecil. Nachdem wir in die Seele von Night Vale absorbiert wurden, wussten wir, dass wir unsere Stadt retten mussten. Also servierten wir sie euch. Wir servierten Night Vale seine eigene Seele. Night Vale hast sich selbst getrunken und wurde in dem Prozess so sehr zu sich selbst, wie es eine Stadt jemals werden könnte.“
Inzwischen fing die Sonne an aufzugehen und einige der Baristas hatten sich in ihren kleinen Barista-Betten niedergelassen und kuschelten und putzten sich gegenseitig, da das Feuer in der Höhle jetzt zu glühender Asche wurde und kleine Aschepartikel wie Motten um die Sierra-Becher und Chemex-Graphen und windangetriebenen Aeropressen flatterten, die überall auf dem Boden herumlagen.
Ich fühlte Erleichterung in dem Wissen, dass die Baristas in Sicherheit waren. Und auch Verwirrung, dass sie einst ein Verkaufsbemühen für den sozialen Einfluss eines technischen Unternehmens waren. Aber ich empfand auch Bürgerstolz, da Night Vale verdammt gut darin ist, sich selbst gegen Leute zu verteidigen, die unsere Seele klauen oder trinken wollen. Aber spürte auch ein Jucken wegen der Tierpelze und dem langen, gezwirbelten Schnurrbart.
„Die Zeit der Sorgen ist nicht vorbei, Cecil“, sagte der König. „Tatsächlich fängt sie gerade erst an. eGemonie wird es nicht interessieren, dass Night Vales Seele sicher ist. Sie werden immer weitere Straßenteams schicken, bis sie herausgefunden haben, wie man unsere Seelen destilliert. Und weißt du warum, Cecil? Das tun sie alles wegen – Geld.“
Zuhörer, das sind schreckliche Nachrichten! Hauptsächlich, weil ich ungerne schlechte Sachen über die Sponsoren unserer Station höre.
„Cecil, du musst Geld als einen Sponsor aufgeben. Weißt du, was viel wichtiger ist als Geld? Wir wissen das. Wir haben heute Abend während du hier warst, die ersten Schritte getan. Deine Sendung wird jetzt nicht mehr von Geld gesponsert, sondern von – Liebe. Liebe ist der Weg um gegen eGemonie vorzugehen!“
Ich sagte, „Mhm“, aber ich sagte es mit Skepsis, genau so, wie es ein Kassierer machen würde, wenn jemand versuchen würde etwas mit einer gepackten Handvoll Liebe zu kaufen. Dann sagte ich, „klaaaaaar“, aber so richtig sarkastisch, wie man es nach einer Dichterlesung macht.
Er sagte: „Euer Kampf ist noch nicht vorbei. eGemonie will diesen Kasten Canadian Club, auch wenn er nicht mehr existiert. Sie werden jedes einzelne ihrer Mittel benutzen. Sie werden Gewalt, Einschüchterung, Social Media, Dreamfluencing, Viralmarketing und sogar Wissenschaft benutzen! Sie werden gewinnen, bis ihr einen Weg findet sie abzuwehren!“
Und ich sagte, „Ähm, entschuldige, sagtest du, dass sie Wissenschaft benutzen werden?“
Und er dachte darüber nach und bejahte, dass er das irgendwann gesagt hat. Wissenschaft, sagte er, sei eine der mächtigsten Waffen von eGemonie und der König der Baristas sagte, dass er sehr gerne wissen würde, wie man dagegen ankämpfen kann. Sobald er das sagte richtete ich mich zu meiner vollen Größe auf, was ein Drittel größer ist als meine Dreiviertel Größe. Zuhörer, ich muss zugeben, dass ich bewegt genug war, um meine Hände tatsächlich in meine Hüften zu stemmen. Und meine Hände waren zu Fäusten geballt, Zuhörer. Fäuste! Und ich sagte, „Oh, ich weiß, wie wir zurückschlagen können. Es gibt nur eine Waffe, die mächtiger ist als Wissenschaft und das ist – mehr Wissenschaft.“
Und der König sah mich erstaunt an, als hätte ich unerwartete Tiefen und er sagte, „Kennst du Wissenschaft?“
Tu ich das, Zuhörer? Tu ich das?
Diese Frage werde ich nächstes Mal beantworten, aber Spoiler-Alarm: Mann, aber Hallo, natürlich!
Bleibt dran für die Teenage X-Team Karatewanzen, die Sendung, von der eure Großmutter glaubt, dass ihr sie mögt, weil sie euch nie verstehen wird.
Gute Nacht, Night Vale. Gute Nacht.
Sprichwort des Tages: Warum würde man außerhalb der Kiste denken wollen? Die Kiste ist aus Stahl und verriegelt und tief unter dem Boden vergraben. Es ist so sich in ihr. Warum würde man aus ihr raus wollen?
3 notes · View notes
tegwin · 8 years
Text
Wunschväter - Kapitel 37
Hier der dritte Teil dieses Kapitels. Das mit der Aussprache auf der Hochzeit lief irgendwie ... nicht so gut. Mal sehen, ob er diese Woche mehr Glück hat oder ob es noch schlimmere Zusammenstöße auf der Hochzeit gibt.
****************************************************
"Yasmine" bat er. "Es gibt da was was ich dir sagen muss." Ein Schatten erschien im Türrahmen. "Yasmine?" "Shit." entfuhr es Benedict. "Der hat mir gerade noch gefehlt." Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. "Ich bin hier Stephen." rief Yasmine über ihre Schulter. Benedict machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand. "Yasmine, bitte. Unter vier Augen. Ganz kurz." Er sah sie beschwörend an. Sie schüttelte nur entschlossen den Kopf. "Da bist du ja.". Stephen trat von hinten auf Yasmine zu und hauchte ihr einen leichten Kuss auf ihre freie Schulter. Dann sah er Benedict und zuckte zusammen. "Schatz? Was macht der hier?" "Freut mich auch dich zu sehen, Coran." sagte Benedict. "Stephen!" jubelte die Blondine. "Hey! Du auch hier!" Sie warf beide Arme in beinaher kindlicher Freude in die Luft. "Jetzt ist es ne Party!" Benedict sah sie irritiert an und drückte ihre Arme dann wieder herunter. "Nicht ganz" bemerkte er trocken. "Yasmine, bitte, ich möchte dich nur ganz kurz sprechen." sagte er zu ihr.
Stephen gab ein Schnauben von sich. "Kommt gar nicht in die Tüte." meinte er. "Sie wird bei der Braut gebraucht. Würdest du bitte?". Er warf Yasmine einen kurzen befehlenden Blick zu. Sie nickte stumm und wandte sich zum gehen. "Wenn er dich jetzt schon so behandelt, wie soll das dann erst werden, wenn ihr tatsächlich verheiratet seid?", fuhr Benedict dazwischen und Yasmine blieb mit dem Rücken zu ihm stehen. "Ich wüsste nicht was dich das angeht." hörte Benedict sie sagen.  "Ich weiß nicht wer sie auf diese Familienfeier gelassen hat, aber das war offensichtlich ein Fehler" schnarrte Stephen. "Schatz, geh einfach zu Judy. Ach und sag doch Jamie und dem Rest der Jungs, dass ich hier auf ein kleines Problem gestoßen bin." fügte er noch hinzu. Yasmine nickte unterwürfig und ging. "Yasmine, ich wollte nur mit dir reden." rief Benedict ihr hinterher. "Das wollen sie schon seit zwei Wochen!" fuhr Stephen ihn an. "Aber wie ich ihnen schon versichert habe, sie will nicht mit ihnen reden." Er starrte wütend auf Benedict herab. "Und wenn sie jetzt die Güte besäßen zu gehen? Das hier ist eine Familienfeier. Wie ich bereits sagte, sie stören hier! Sie haben hier nichts verloren." Benedict rappelte sich auf die Füße. Genervt schob er erst die Blondine von sich herunter und schubste dann Stephen zur Seite.  "Es tut mir leid, aber diesmal werden sie mich nicht aufhalten." sagte er und hetzte an ihm vorbei und hinter Yasmine her. In der Mitte des Saals erreichte er sie. "Yasmine!" sagte er und griff nach ihrem Handgelenk. Ruppig zog er sie an sich heran. "Yasmine, ich muss dir dringend was sagen!" sprudelte er hervor. HInter ihm hörte er Stephen rufen. Aus den Augenwinkeln sah er Bewegung am Tisch des Brautpaares. Die Braut stieß einen spitzen Schrei aus und deutete mit dem Finger auf ihn und Yasmine in seinen Armen. Der Trauzeuge an der Seite des Mannes starrte sie erst überrascht an, dann, nachdem der Bräutigam ihn geschüttelt hatte, stand er auf. "Seis drum!" knurrte Ben. "Yasmine, hör mir gut zu. Ich muss dir was wichtiges sagen. Diese Vereinbarung die wir hatten, das Spiel, dass wir gespielt haben?". Er hielt sie jetzt bei den Schultern gepackt und sah forschend in ihr Gesicht. Doch dort erkannte er nicht mehr als pure Langeweile. "Das war für mich kein Spiel." sagte er zu ihr. "Zumindest nach einiger Zeit nicht mehr." Er starrte ihr ins Gesicht. Aber immer noch kam von dort keine Reaktion. "Yasmine. Ich liebe dich!" stieß er hervor. Yasmine gab ein verächtliches Lachen von sich. "Ja sicher doch." meinte sie. "Du liebst mich. Alles klar." Benedict war verwirrt. "Ja, ich liebe dich. Du bist das Schönste, was mir je begegnet ist. Das Beste, was mir je passiert ist." sagte er. "Bitte glaub mir doch." "Ich weiß nicht was dich gebissen hat, aber das zwischen uns, dass war immer nur ein Spiel. Das war eine Abmachung. Für mich wie für dich." sagte Yasmine kalt. "Du wusstest das von Anfang an. Du warst ein Schutzschild gegen meine Familie und dann habe ich Stephen kennengelernt. Und ich war dir gegenüber ehrlich Benedict! Sobald ich merkte, dass das was mit Stephen was Festes wurde habe ich dir Bescheid gesagt. Ich habe keine heimliche Liebe versteckt und wälze mich nicht mit irgendwelchen Blondinen irgendwo..." sie kam nicht dazu den Satz zu beenden. Der Trauzeuge und diverse Freunde des Brautpaares waren bei ihnen angekommen. Ben wurde grob an der Schulter gepackt. "Lassen sie sie los!" brüllte ihm jemand laut ins Ohr. "Loslassen!" Benedict starrte Yasmine an. Unfähig sich zu bewegen. "Ich liebe dich! Glaub mir doch!" sagte er. Yasmine schüttelte den Kopf und kniff die Lippen aufeinander. "Lass mich los Benedict." hörte er sie sagen.
2 notes · View notes
bunchofdeadflowers · 5 years
Text
Ich
Wie schon mal beschrieben hatte ich nicht wirklich eine einfache Kindheit. Jedes Jahr passierte irgendeine neue scheiße. Aber die große scheisse war dann, als ich 4 war. An die Zeit davor erinnere ich mich nicht großartig. Durch den Tod meiner Schwester änderte sich in mir einiges. Ich sollte meinen ersten Trauma bekommen. Ich würde sogar sagen, dass ich empfindlich für Traumata wurde. Ich kann den ganzen Tag noch auswendig, obwohl ich erst 4 war. Ich kann seitdem nicht mit Tod umgehen. Überhaupt kein bisschen. Das ist einer meiner Hauptgründe warum ich heute Vegetarierin bin. Natürlich ist der Tod für niemanden eine einfache Sache oder so, aber in mir löst sich eine andere Form von Panik aus wenn es darum geht, ich werde extrem panisch und aggressiv gefolgt von heftigster Trauer. Warum genau weiß ich selber nicht.
Da meine Eltern nach dem Tod schwer depressiv wurden, hat es meinem Bruder und mich auch schwer getroffen. Wir waren mehr auf uns gestellt als vorher. Meine Eltern haben sich damals Mühe gegeben ihre Trauer nicht vor uns zu zeigen. Gestritten haben sie sich auch nicht in unserer Nähe. Sie taten das beste, damit wir nichts mitbekommen. Meine Mutter weiß bis heute nicht, dass ich mal wach wurde als ich 5 war, und sie weinend unter meinem Schreibtisch saß und sich so gesehen vor meinem Vater versteckte. Ich hatte Angst und kniff die Augen zu. Ich weiß noch wie mama am nächsten Tag so tat, als hätte ich das nur geträumt. Es war kein Traum.
Papa war aggressiv, lag hauptsächlich an seinen starken Tabletten die er für seine Epilepsie nehmen musste. Zumindest schien es so als wäre er die aggressivste Mensch auf der Welt, aber dabei war das nicht so. Mama hat nur gerne so ein Bild vermittelt.
Im Kindergarten hatte ich viele Freunde. Meine beste Freundin war gleicher Nationalität wie ich, was damals eher weniger war. Sie hat mich oft in scheisse geritten, ich habe immer das gemacht was sie auch tat. Irgendwann kam der Tag wo ne Erzieherin zu mir meinte: .... du musst nicht immer das machen was sie macht. Das ist nicht schön. Du musst immer nur das machen was du machen möchtest und wo du denkst das ist richtig. Wer hätte gedacht, dass mich diese Worte prägen würden? Ab da bin ich nie wieder nur einmal mitgelaufen. Ob sie weiß, dass sie mit ihrem Satz viel von meinem Charakter in der Zukunft ausgemacht hat?
In der Grundschule hatte ich erst mal kaum Freunde. Ich war sehr schüchtern. Es klingt dumm, aber ich bin in den Pausen in der ersten Klasse manchmal einfach nur rumgerannt damit das so aussieht, als würde ich mit irgendwem spielen. Gestört, aber naja. Irgendwann hatte ich einen besten Freund. Jetzt hab mal in der ersten Klasse einen männlichen Freund ohne geärgert zu werden. Irgendwann hatte ich noch mal einen Kumpel, die Mädchen fingen an mich komisch zu finden, weil ich mich gut mit Jungs verstand. Typisches Grundschuldilemma halt. Selbst im Kindergarten verstand ich mich besser mit den Jungs. Ich weiß nicht ob es an meinem Bruder lag, aber ich fand die Jungs immer einfacher. Schon in der Grundschule erkannte ich, wie hinterhältig die Mädchen waren. Sie lästerten und erzählten immer wieder Gerüchte über ihre Freundinnen wenn sie Streit hatten. Eklig. Danke Mädels von der Grundschule, dank euch habe ich einen ehrlichen und loyalen Charakter entwickelt.
Als ich 7 war kam ich ins Krankenhaus. Ich kann bis heute nicht die Krankheit benennen, aber ich lag halbwegs im Sterben. Ich hatte eine blutkrankeit, genau genommen das gleiche wie Leukämie, nur mit den anderen Blutkörperchen. Mein Körper hat keine blutplättchen, die unter anderem für die Schließung von Wunden da waren, mehr produziert. Das bedeutet, dass wenn ich mich verletzen sollte, ich direkt verbluten würde, mir könnte man nicht mehr wirklich helfen. Das hieß für mich; ich durfte nie das Krankenhausbett verlassen. Toll. Eine 7 jährige die Bett Arrest hat. 4 Monate lang. Manchmal bin ich nachts heimlich aufgestanden und bin in meinem Zimmer Kreise gelaufen. Das hat so gut getan. In der Zeit entwickelte sich wahrscheinlich meine Hyperaktivität und ne leichte Platzangst. Für meine Eltern war diese Zeit wahrscheinlich noch schwerer als für mich. Jeden Tag drauf hoffen, dass dein eigenes Kind gesund wird, stelle ich mir nicht einfach vor. Erst in meinen 20ern habe ich erfahren, dass mein Vater jeden Tag alle möglichen medizinischen Stellen angerufen hat und meine Akten durch die Gegend geschickt hat, weil er nie Ergebnisse und Erfolge sah. Weihnachten und Silvester 2003 über 2004 habe ich also im Krankenhaus verbracht. Aber meine Familie war so toll, die haben die Raketen extra so gezündet, damit ich das von meinem Zimmer aus sehe. Selbst meine Verwandten aus nem anderen Bundesland sind zu mir ins Krankenhaus gekommen.
Als ich rauskam musste ich ein Jahr lang jeden Morgen vor der Schule ein bluttest machen. Jeden Morgen eine Spritze in meinem Arm. Wurde zur Gewohnheit, aber jetzt wird mir ganz unwohl wenn man mir Blut abnehmen möchte. Voll komisch eigentlich. Ein paar in meiner Schule und in meinem Hort ärgerten mich, ich war für sie ne wandelnde Bazille, ein paar andere haben sich aufgeführt, als würde ich ohne ihre Hilfe nicht klar kommen. Komische Mischung, aber das legte sich alles ganz schnell.
2 Jahre später hat uns das Jugendamt mitgenommen. Verwahrlostes Haus, aggressive Eltern. Ein Tag vor meinem Geburtstag. Vielleicht habe ich ja deswegen so ein anti auf meine Geburtstage jedes Jahr? Ich mag keine Geschenke, ich mag dieses gefeiere um mich einfach nicht. Aber muss halt nicht sein. Ich mochte es da, wo sie uns hinbrachten. Zuhause lief alles scheisse, es gab keine Regelmäßigkeit und liebe? Keine Ahnung was das war. Meine Mutter hatte ihren Fokus eher auf meine jüngste Schwester, weil sie der Meinung war, dass es meine verstorbene Schwester war, die Gott uns zurück geschickt hat. Irgendwie so. Hat mich damals nicht besonders gestört, ich war nie eine besonders eifersüchtige Person oder so. Zum anderen hatte ich mich auch schon extrem um meine beiden Schwestern gekümmert, ich war einfach eine große Schwester und es war in Ordnung.
Irgendwann war auch die Zeit vorbei. Ich habe in den Jahren eine Form von Gleichgültigkeit entwickelt. Man konnte mich nicht leicht verletzen, traurig machen, wütend oder sonst was. Überrascht hat mich auch nur noch weniges. Ich war emotionsgestört, was sich in der Pubertät dann noch stärker ausgebreitet hat.
Nach der Grundschule bin ich auf die Realschule im anderen Stadtteil gekommen. Toll, außer einen anderen Klassenkameraden aus der Grundschule kannte ich niemanden, schon wieder musste ich mich neu orientieren. Nur diesmal war ich anders als in der Grundschule. Ich hab drauf geachtet mit wem ich spreche. In der Grundschule wurde ich viel ausgegrenzt, mal belächelt und da war immer dieses eine Mädchen was anfing Müll über mich zu erzählen.
Auf der Realschule liess ich die ganzen Personen mich nur oberflächlich kennenlernen. Ich war an sich eine sehr offene Person, wurde als humorvoll beschrieben und so weiter. Aber mein tiefstes ich, das kannte niemand. Ich habe aufgehört Menschen zu vertrauen, denn jedesmal wenn ich meine innere schwarze Dose nur ein millimeter öffnete, bereute ich es. Ich hatte kaum das Gefühl, dass mich irgendwer von denen oder meinen so genannten Freunden verstehen würde. Ich ging von Clique zur Clique, hatte Freunde die verschiedener nicht sein konnten, ich war Teil von vielen Gruppen, aber es gab nie die Personen, die ich als beste Freunde beschrieb. Ich galt als relativ „beliebt“ aber eigentlich war ich sehr einsam. Wirklich niemand kannte mein dunkles ich. Ich kam nach Hause und die Maske fiel, ich wurde von Jahr zu Jahr depressiver.
In der 5. war ich noch Klassenbeste, ab der 8. rutschte ich Noten technisch ab, hatte einfach kein Bock mehr. Nach Hause zu kommen war für mich nie schön. Seit ich denken kann lief es ungefähr so ab, dass ich sobald ich die Tür betreten habe, meiner Mutter was zu essen machen musste. Richtig. Nicht ich habe Mittagessen bekommen, ich musste meiner Mutter was machen. Meistens waren es so Dinge wie Sandwiches oder so, mal Nudeln oder sonst irgendwas. Aber ihr glaubt nicht wie sehr ich es mir gewünscht hätte, ein einziges Mal umarmt und gefragt zu werden wie denn die Schule war, ob ich Hunger habe, wie es mir geht keine Ahnung, aber nichts. Meine Mutter war in der Zeit pc süchtig oder so, sie hat ihren Platz kaum verlassen. Sie hatte ein Internet Radio, dafür hat sie gelebt. Mein Bruder und ich haben uns praktisch abgewechselt. Wer als erstes von der Schule kam, musste ihr was zu essen machen, bzw uns. Es war nicht jeden Tag so, aber meistens halt. Mein Vater war immer arbeiten. Er war nur dienstags zu Hause, die Tage waren besonders komisch denn ich hatte kaum Draht zu meinem Vater. Warum? Weil meine Mutter uns von klein auf eingetrichtert hat, dass mein Vater ein arschloch ist.
Die einzige liebe die ich in meiner Lebensphase Jugend erlebt habe, war die unter uns Geschwistern. Familiengefühl kannte ich nicht, weil wir parallel zum allen noch Stress mit unseren Verwandten die auch hier in der Stadt leben Stress hatten. Dieser Stress fing an, als ich 12 war. Mein Onkel beschuldigte meine Mutter einfach für den Tod meiner Schwester. Sie hatten sich am Telefon gestritten, und dann sagte er das, ich habe es mit meinen eigenen Ohren gehört und seitdem habe ich ein eher distanziertes Verhalten zu meinem Onkel. Wie kann man sowas zu einer Mutter sagen, die ihr Kind verloren hat? Ich glaube nach diesem Anruf hatte meine Mutter ihren ersten richtigen großen bipolaren Anfall.
Meine Pubertät war demnach sehr chaotisch. Ich entwickelte viel Hass, vertraute keinem und war daher irgendwo sehr empfindlich. Jungs? Haben mich nie groß interessiert. Wenn ich jemanden interessant fand, war das nach paar Tagen auch wieder vorbei. Ich habe Gefühle oder sonst was nie wirklich zu gelassen. Wenn ich irgendwelche Kontakte zu Menschen beendet habe aus irgendwelchen Gründen ging mir das nie nahe. Ich war eiskalt, was das betraf. Fuckst du mich ab, bin ich weg, ganz einfach. Ich habe nie großartig meine Zeit mit irgendwelchen Leuten die ich nicht in meiner Zukunft sah verschwendet. Ob das gut oder schlecht ist, ist ne andere Sache. Es kann gut sein, dass ich dadurch Menschen weh getan habe oder vielleicht sogar irgendwem das Gefühl gegeben habe, unwichtig zu sein. Ich hoffe nicht. Das sind nämlich die einzigen Gefühle, die ich in der Zeit hatte. Ich denke, dass ich so eiskalt war lag daran, dass ich ein Schutzmechanismus in mir aufgebaut habe. Ich wollte nie wieder ausgegrenzt werden ich wollte mich nicht unwichtig fühlen oder das Gefühl kriegen, nicht geliebt zu werden, denn das hatte ich zu Hause schon.
Und dann kamst du. Du warst der erste Mensch in meinem Leben, der mir das Gefühl gab, was besonderes zu sein. Ich weiß bis heute nicht, wie du das geschafft hast. Ich fühlte mich begehrt und wichtig. Jedes deiner Worte war wie ein Pflaster für meine Seele und für mein Herz. Zum ersten Mal. Ich habe zum ersten Mal einen Jungen wirklich gemocht. Ich habe zum ersten Mal wirklich vertraut. Ich war sehr naiv was dich betraf, weil ich mich verliebt habe, ich habe mein zerbrochenes, kaputtes, zertrampeltes und mehrfach missbrauchtes Herz an dich geschenkt. Ich habe dir das einzige kleine Stück Liebe geschenkt, was ich zu der Zeit besaß.
1 note · View note
korrektheiten · 5 years
Text
Linke Doppelmoral
Tichy:In diesen Tagen macht die Linkspartei einmal wieder von ihrer Lieblingsmethode Gebrauch – kräftig auszuteilen, um von eigenen Fehlern und Versäumnissen abzulenken. Dieser schon zu DDR-Zeiten praktizierte Kniff aus der Mottenkiste politischer Propaganda erweist sich offenbar auch heute noch als wirksam. Meister dieser Technik ist immer noch der heimliche Dauervorsitzende der Linkspartei, Gregor Gysi. 30 Der Beitrag Linke Doppelmoral erschien zuerst auf Tichys Einblick. http://dlvr.it/R6M7jn
0 notes
novemberhope · 5 years
Text
Spielchen (Adrian x Katie, 2)
„Nachhilfedate, Pucey?“
Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte sich Adrian Pucey auf dem Flur nach Miles Bletchley um, der eben aus einem Klassenzimmer gekommen war. Miles, der seinen Blick bemerkte, grinste breit.
„Was denn? Heute ist doch Mittwoch, und seit vier Wochen rennst du jeden Mittwoch los, um mit der kleinen Bell zusammen im Kerker herumzuhängen.“
Adrian verdrehte die Augen. Dass Adrian einem Mädchen, und noch dazu einer Gryffindor, Nachhilfe in Zaubertränke gab, fand Miles offenbar faszinierend.
„Heute nicht“, gab er knapp zur Antwort. „Snape braucht den Kerker nämlich heute selbst, um die gesamte dritte Klasse nachsitzen zu lassen, die Filch heute Nacht wohl bei einer heimlichen Geburtstagsparty in einem leeren Klassenzimmer erwischt hat.“
Miles lachte trocken auf. „Die müssen's auch noch lernen, wie man's richtig anstellt, wenn man hier heimlich einen draufmachen will“, merkte er spöttisch an.
Dem konnte Adrian nur zustimmen. Regel Nummer Eins – man feierte niemals in irgendwelchen Räumlichkeiten, deren Lage so zentral war, dass jederzeit Mrs Norris oder Filch, der Hausmeister, vorbeikommen konnten. Und die Klassenzimmer lagen nun einmal relativ zentral. Wenn man schon nicht im eigenen Gemeinschaftsraum feiern konnte und sich deshalb nach Sperrstunde nach draußen in die Korridore begeben musste, so gab es immer noch Räume, die so versteckt lagen, dass der Hausmeister dort nur bei extremen Geräuschpegel vorbeikommen würde.Aber was konnte man von Drittklässlern schon erwarten?
„Dann hast du heute also frei?“ fuhr Miles fort. Er hatte Adrian inzwischen eingeholt und schlenderte neben ihm her den Korridor entlang, die Hände in den Taschen seiner Schuluniformhose vergraben.
„So sieht's aus.“
„Und? Wohin des Weges, wenn nicht in die Kerker?“
Adrian grinste. „Quidditch“, erwiderte er. „Ich muss mal wieder raus. Hatte heute den ganzen Tag Unterricht ohne irgendeine Freistunde dazwischen, und morgen geht es genauso weiter. Geht gar nicht. Ich brauche jetzt dringend frische Luft und Bewegung.“
Zweifelnd trat Miles an das nächste schmale Fenster, das in die Korridormauer eingelassen war, und warf einen Blick zum Himmel hinauf. In der Ferne waren die ersten dunklen Wolken zu sehen.
„Dir ist klar, dass sich da was zusammenbraut?“ wollte er wissen.
„Ja, ja. Ich hab auch schon gehört, dass Trelawney heute schon mindestens zwei Leuten den Tod durch Blitzschlag vorhergesagt haben soll. Die Wolken hängen da seit zwei Stunden, Miles. Die können da auch noch zwei Stunden länger hängen.“
„Tod durch Blitzschlag klingt verlockend, Adrian, aber Snapes Unmut morgen früh weniger. Ich geh besser erst in die Bibliothek und kritzle die letzten paar Absätze von dieser nervigen Hausaufgabe zusammen. Wenn Trelawney bis dahin noch nicht Recht gehabt hat, dann komm ich gern nach. Gemeinsam stirbt sich's besser.“
„Na schön. Aber komm in die Gänge, oder man könnte noch meinen, du wärst zu den Streberleichen übergewechselt.“
„Musst du gerade sagen, mit deiner Nachhilfe.“
Ein leichtes Grinsen umspielte Adrians Lippen. „Tja, Miles, nur ich gebe einer hübschen Blondine Nachhilfe. Auch wenns ne Gryffindor ist.“
Miles ächzte. „Und ich mach's für meinen unheimlichen Professor, der mich sonst vor lauter Strafarbeiten das Tageslicht nicht mehr sehen lassen wird, jaja ...“
„Ich könnt sagen, dass mir das Leidtut, aber das wär gelogen.“ Adrian grinste noch immer und nickte Miles kurz zu. „Bis später. Und häng nicht zu lange in der Bibliothek rum.“
„Die Streberleichen werden froh sein, wenn sie mich wieder los sind“, prophezeite Miles, ebenfalls grinsend, bevor er in einen angrenzenden Korridor abbog.
Adrian ging weiter geradeaus und dann in Richtung der Umkleideräume der Slytherinmannschaft. Es stört ihn nicht weiter, dass Flint ihnen erst am Montag ein schweißtreibendes Training aufgebrummt hatte, bei dem er sich nicht weniger heftig und lautstark geäußert hatte, wie man es sonst nur von Oliver Wood gewohnt war. Adrian hatte nichts gegen hartes Training einzuwenden, vor allem dann nicht, wenn es das Ziel hatte, den Hauspokal zu gewinnen und Gryffindor fertigzumachen.
Während er seinen Besen bereitlegte und in seine Quidditchkleidung schlüpfte, dachte er kurz daran, wo er heute eigentlich sitzen müsste, nämlich im dunklen Kerker, neben einer nervösen Katie Bell, die vermutlich wieder einmal einen Trank zum Explodieren gebracht hätte. Wider Willen musste er kurz schmunzeln. Gut, die letzten beiden Male hatte es eigentlich keine Vorfälle mehr gegeben. Zwar war beim vorletzten Mal der Trank farblich nicht ganz an die Vorlage herangekommen, hatte aber immerhin die entsprechende Wirkung gezeigt und war ihnen auch nicht um die Ohren geflogen oder hatte den Kessel zum Schmelzen gebracht. Definitiv ein Fortschritt.
Im Grunde war Katie Bell nicht so schlecht, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Ihr mangelte es lediglich an genügend Konzentration und sie konnte sich bei Merlins langen Unterhosen einfach nicht die genaue Reihenfolge der Zubereitung, geschweige denn die Zutaten, nicht merken. Das war nur dummerweise ein Muss für die Prüfungen, denn mehr als der Name des gewünschten Trankes würde sie dort nicht als Arbeitsanweisung erhalten. Wenn Bell also ihren ZAG in Zaubertränke mit dem von Snape für den Fortgeschrittenenkurs im nächsten Schuljahr gewünschten Ohnegleichen abschließen wollte, dann würde sie daran noch viel arbeiten müssen.
Im Grunde hatte Adrian genausowenig Lust darauf gehabt, sich um die Zaubertranknoten einer Gryffindor zu kümmern wie Miles Lust darauf gehabt hatte, seine Freizeit mit irgendwelchen Streberleichen in der Bibliothek zu verplempern. Aber Snape war kein Lehrer, mit dem man über so etwas diskutierte, und die Punkte, die Snape Slytherin dafür wöchentlich dazugab, trugen immerhin dazu bei, dass Gryffindor nicht schon wieder als fast einziges Haus ein fast bis zum Bersten gefülltes Punkteglas vorweisen konnte.
„Du und Bell, hm?“ hatten die anderen gespottet, als er im Gemeinschaftsraum von seiner Vereinbarung mit Snape gesprochen hatte.
„Schüchter die Kleine mal ein bisschen ein, Adrian. Damit sie sich vor dem nächsten Spiel schön in die Hosen macht vor uns großen, bösen Slytherins.“
„Mit der hast du doch jetzt ein leichtes Spiel, Pucey. Vermies ihr die Zaubertranknote, dann wird sie andere Dinge im Kopf haben als Quidditch.“
Adrian hatte sich in den nächsten Sessel geworfen und die Augen verdreht. „Ja sicher. Und Snape wird mich dafür lynchen. Nein danke.“
„Aber guck dir die Kleine doch mal an. Die hat nur ne große Klappe, wenn irgendwer aus ihrer Pissermannschaft daneben steht. Ansonsten kannste die auf dem Flur einmal grimmig angucken und sie ergreift sofort die Flucht.“
Das war ihm allerdings auch schon aufgefallen. Spinnet und besonders Johnson hatten beide ein recht großes Mundwerk und waren entsprechend schlagfertig, Bell allerdings überhaupt nicht. Es amüsierte ihn, denn es passte so gar nicht zum Rest des Teams. Gut, sich um Streitereien mit Potter zu kümmern oblag dann eher Malfoy, aber Wood, die Weasleyclowns, Johnson und Spinnet ließen sich überhaupt nicht einschüchtern. Im Gegensatz zu Bell.
Er hatte es geschafft, sie gleich während ihrer ersten gemeinsamen Nachhilfestunde ziemlich zu verunsichern, auch wenn sie versucht hatte, es zu überspielen. Ihre Reaktion hatte ihn selbst überrascht. Johnson hätte ihm mit den Kessel eins übergezogen und Spinnet hätte ihn mit ihrer Schlagfertigkeit auf Abstand gehalten. Bell dagegen hätte er vermutlich ziemlich mühelos zu allem überreden können. Na ja, fast. Sie hatte ihren Verstand letztendlich doch noch eingeschaltet, obwohl er sich schon darauf gefreut hatte, seinen Kumpels zu berichten, dass Katie Bell quasi Wachs in seinen Händen gewesen war.
Wann immer dir danach ist, Bell.
Adrian grinste, als er sich den Besen schnappte und durch die Tür nach draußen und zum Quidditchplatz hinunter ging. Bell hatte ja keine Ahnung, was sie verpasste.
Die dunklen Wolken am Horizont hatten sich inzwischen zu einer geballten Wolkenfront zusammengezogen, die langsam immer näher rückte. Einen Augenblick lang starrte Adrian zum Himmel hinauf. Dann zuckte er die Schultern. Jetzt hatte er sich umgezogen, jetzt würde er auch ein paar Runden drehen und hoffen, dass sich Miles mit seiner beschissenen Hausarbeit beeilte. Wenn die ersten Regentropfen fielen, war immer noch Zeit genug, zurück ins Schloss zu laufen.
Doch noch jemand schien den freien Mittwoch Abend für ein bisschen Quidditch nutzen zu wollen. Dem Flugstil und der Geschwindigkeit nach zu urteilen offenbar ein Jäger aus einer der anderen Mannschaften. Adrian legte den Kopf in den Nacken und kniff die Augen zusammen, während er die Person beobachtete, die da auf ihrem Besen hoch über dem Quidditchplatz ihre Runden drehte. Er stieß einen genervten Fluch aus, als er erkannte, um wen es sich handelte.
Natürlich. Katie Bell musste ihm jetzt auch noch hier auf die Nerven fallen.
Eigentlich war es nicht weiter verwunderlich. Dank der aufgeflogenen Geburtstagsparty der dritten Klasse hatte auch Bell ihren Abend ungeplanterweise zur freien Verfügung, und vermutlich hatte ihr der Tölpel Wood schon seit Beginn ihrer Nachhilfe gepredigt, dass es allein ihre Schuld war, dass wegen ihrer Nachhilfe das Mannschaftstraining der Gryffindors von Mittwoch auf Dienstag verschoben worden war. Es war wohl typisch Bell, dass sie das mit zusätzlichem Training ausgleichen wollte, anstatt Wood einfach für seine penetrante Art eins aufs Maul zu geben.
Er sah Bell noch einen Moment lang zu, wie sie da oben ihre Kreise drehte und gelegentlich einen Quaffle fallen ließ, nur um diesen dann im Sturzflug wieder aufzufangen, dann legte er auch die restliche Strecke bis zum Quidditchplatz zurück, stieg auf seinen Besen und stieß sich vom Boden ab. Teufel würde er tun und sich von Bells Anwesenheit hier auf irgendeine Art und Weise irritieren lassen.
Bells überraschtes Aufkeuchen, als sie sich plötzlich einander gegenüber befanden, wurde beinahe von einem plötzlichen Donnergrollen übertönt, und ein kurzer Seitenblick bestätigte Adrian, dass sich die Wolkenfront weiter zusammengezogen hatte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis tatsächlich ein Unwetter auf sie hinabgehen würde. Mit Miles war jetzt wohl eher nicht mehr zu rechnen, und wenn Adrian ehrlich war, so musste er zugeben, dass er die Wetterlage doch auch etwas falsch eingeschätzt hatte. Er hatte gehofft, zumindest noch eine halbe Stunde Zeit zu haben, bevor es losgehen würde.
„Bell“, ließ er sich vernehmen, den Donner ignorierend. Wenn er Bell ein bisschen weiter verunsichern konnte, dann hatte er sich zumindest nicht völlig umsonst hierher bemüht.
„Pucey.“
Sie sprach nicht besonders laut, so dass er Mühe hatte, sie beim nächsten Donnergrollen zu verstehen.
„Hat dir Wood Extratraining verordnet oder ist dir nur klargeworden, dass ihr sowieso niemals gegen uns gewinnen könnt mit eurer Losermannschaft?“ fragte er sie spöttisch, sich in lässiger Position auf seinem Besen haltend. „Nicht, dass ihr mit deinem bisschen Herumfliegerei hier mehr Chancen haben werdet, Bell, nur um das mal gleich von vornherein abzuklären.“
Anstatt entsprechend zu parieren, wie es Johnson oder Spinnet jetzt getan hätten, wirkte Bell fast kleinlaut, obwohl sie eben noch so selbstvergessen ihre Kreise in der Luft gezogen hatte. Ihre Haltung auf dem Besen war nun relativ angespannt, wie Adrian, dem selten etwas entging, spöttisch bemerkte. Es gefiel ihm, dass er sie so nervös machen konnte.
„Ich wollte mir nur ein bisschen Bewegung gönnen“, sagte sie schließlich, was im Grunde dasselbe Argument war, das auch ihn hierher geführt hatte.
„Hat euch Wood gestern nicht genug herum gescheucht?“ spottete er und brachte seinen Besen jetzt direkt an ihre Seite. Sie zögerte, wich aber nicht sofort zurück. „Ich hab mir sagen lassen, ihr seid alle nur noch auf eurem Zahnfleisch vom Platz gekrochen.“
Bell schien sich für einen kurzen Moment zu vergessen und verzog das Gesicht – was ihm mehr als tausend Worte sagte, wie sie über Woods Training dachte. Er grinste breit, und als Bell das bemerkte, ging sie augenblicklich auf Distanz und brachte ihren Besen wieder in Position ihm gegenüber.
„Ich bin hier fertig“, sagte sie nur.
Sie drehte sich auf ihrem Besen um, und er hob die Augenbrauen. So war es jedes Mal. Sie kam niemals zu früh zur Nachhilfe, sondern entweder pünktlich auf die Minute oder fünf Minuten zu spät. Und sie war aus dem Raum wieder verschwunden, sobald die eineinhalb Stunden um waren. Es war, als würde sie keine Minute länger in seiner Gegenwart verbringen wollen als unbedingt nötig war. Doch bevor sie diesmal wieder verschwinden konnte, hielt er ihren Besen kurzerhand fest. Fast schon resigniert wandte Bell den Kopf.
„Angst, Bell?“ fragte er sie spöttisch und zugleich herausfordernd.
Sie schüttelte den Kopf und das Ende ihres blonden Pferdeschwanzes kitzelte sie dabei im Nacken. Sie hatte einen Quaffle vor sich auf dem Besen, den sie mit einer Hand festhielt. Als sie bemerkte, dass er den Quaffle ansah, folgte sie seinem Blick und zuckte die Schultern.
„Ich wollte Alicia hier treffen, aber sie wurde wohl aufgehalten.“
Gut so. Er hatte keine Lust, sich hier jetzt mit Spinnet herumzuzanken. Kurz entschlossen ließ er Bells Besen los und schnappte sich stattdessen den Quaffle. Über ihnen dröhnte erneut der Donner, doch Adrian ignoriert es. Stattdessen warf er den Quaffle triumphierend in die Luft und fing ihn dann wieder betont lässig mit einer Hand auf.
„Ein Spielchen, Bell?“
„Was für ein Spielchen?“ fragte sie misstrauisch, die Augen auf den Quaffle fixiert, den Adrian jetzt von einer Hand in die andere wechselte.
„Jag mir den Quaffle ab und wirf ihn durch einen der Torringe.“
„Und wenn ich das nicht tue?“
„Angst vor den großen bösen Slytherins, Bell?“ Provozierend hielt er ihr den Quaffle wieder hin, zog ihn jedoch blitzschnell zurück, als sie danach greifen wollte.
„Gib mir den Quaffle zurück, Pucey.“
„Dann hol ihn dir, Kleine!“
Fast fand er es schade, dass Miles es nicht mehr zum Quidditchplatz geschafft hatte. Der hätte garantiert seine Freude daran gehabt, die kleine Gryffindor abzuziehen.
Ein Blitzen in Bells blauen Augen verriet ihm, dass sie auf die Herausforderung einging, und ihre zusammengepressten Lippen sagten ihm, dass sie die Herausforderung ernst nahm. Er kannte den Gesichtsausdruck von den Quidditchspielen gegen Gryffindor nur zu gut. Bell, das schüchterne kleine Ding, hätte er sonst auf dem Flur nie wahrgenommen, selbst neben Johnson und Spinnet nicht. Aber die Bell vom Quidditchplatz war eine andere. Sie hatte vielleicht nicht die Schlagfertigkeit und das Mundwerk einer Johnson und einer Spinnet, aber selbst als Gegner der Gryffindors musste er neidlos eingestehen, dass Bell die Schnellste auf ihrem Besen war, die derzeit in allen vier Mannschaften aufgestellt war. Schnell, flink und wendig. Das mochte vielleicht auch damit zu tun haben, dass sie klein und zierlich war und so aussah, als wöge sie weniger als nichts, aber nichtsdestotrotz war sie schnell, hatte noch dazu einen äußerst guten Besen  und schaffte es während eines Spiels immer wieder, scheinbar völlig aus dem Nichts neben einem aufzutauchen und sich den Quaffle zu greifen. Und dann trug sie für gewöhnlich genau diesen Gesichtsausdruck zur Schau – blitzende blaue Augen und zusammengekniffene Lippen.
Ein Blitz zuckte in der Ferne und es war merklich dunkler geworden, aber Adrian bekam nicht viel davon mit. Als Bell ihren Besen herumriss und den Arm nach dem Quaffle ausstreckte, riss er seinen Besen nach unten und sauste wie ein Pfeil durch die Luft und unter ihr hindurch. Bell griff ins Leere.
Er merkte, dass Bell ihm auf den Fersen war, und was er an Schnelligkeit nicht wettmachen konnte, versuchte er durch alle nur erdenklichen Tricks auszugleichen. Er ließ sie herankommen, bis sie nur noch eine Fingerspitze vom Quaffle entfernt war, nur um sich samt Besen ein Stück hinunter in die Tiefe fallen zu lassen – etwas, das sein Besenmodell viel besser bewerkstelligen konnte als ihres. Er wartete, bis sie pfeilschnell eine bestimmte Richtung eingeschlagen hatte, nur um innerhalb von Sekundenbruchteilen seinen Kurs so abrupt zu ändern, dass Bell geradewegs an ihm vorbeischoss. Es reizte ihn aber auch, das Unmögliche aus seinem Firebolt herauszuholen und sich ein Rennen mit Bell rund um den Quidditchplatz und zurück zu liefern, nur um dann hinunterzurasen, im Sturzflug auf die leeren Zuschauertribünen zu und derart knapp über die hölzernen Sitze hinwegzufegen, dass seine Schuhsohlen diese fast berührten. Spätestens hier hätte er gedacht, dass ihm Bell nicht folgen würde, doch er hatte sie unterschätzt. Und gerade weil sie kleiner und leichter als er war, fiel es ihr auch bedeutend leichter, über die Sitze hinwegzubrettern. Als sie sich schließlich den Quaffle krallte und damit wieder hinauf gen Himmel raste, wäre er fast noch ins Schleudern geraten und mit einem Fuß an der Balustrade der Tribüne hängengeblieben. Er unterdrückte einen Fluch und starrte der Jägerin wütend hinterher.
Bell hatte die Torringe fast erreicht, doch sie hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass er von unten angreifen würde, anstatt sie direkt zu verfolgen. Er war direkt unter ihr und zerrte grob an ihrem Besen, als sie sich gerade bereit machte, den Quaffle in einen der Torringe zu feuern. Sie geriet ins Wanken und ließ den Quaffle fallen, doch statt sich damit aufzuhalten, ihm zu sagen, dass das ein ganz grobes Foul gewesen war, befreite sie ihren Nimbus 2000 mit einem Ruck aus seinem Griff und setzte dem fallenden Quaffle hinterher.
Ein erneuter Blitz zuckte, und ein leichter Nieselregen begann unaufhaltsam auf sie hinunterzuprasseln. Adrian ließ den Quaffle für einen Moment außer Acht, als ihm klar wurde, dass die Wolkenfront jetzt fast über ihnen war. Es wurde von Minute zu Minute dunkler, und ein leichter Wind zerrte an ihrer beider Quidditchumhängen und ließ die Strähnen von Bells Pferdeschwanz in der Luft flattern. Der Donner war jetzt ohrenbetäubend, und als der Blitz direkt über ihnen grell aufleuchtete, hielt auch Bell urplötzlich inne. Der Quaffle sank unbeachtet weiter in die Tiefe.
Adrian brachte seinen Besen neben Bells und schlug ungeduldig ihren Umhang beiseite, den ihm der Wind durchaus hatte ins Gesicht schlagen wollen.
„Verpissen wir uns“, bemerkte er und musste es noch einmal lauter wiederholen, als ein erneuter Donner krachte.
Bell antwortete nicht, sondern starrte nach oben, und als er ihrem Blick folgte, bemerkte er auch, wie die bedrohlich dunklen Wolken einander über den Himmel zu jagen schienen. Aus dem Nieselregen wurde urplötzlich ein Platschregen, und Bell schrie auf, als die ersten Regentropfen sie im Gesicht trafen.
Adrian packte erneut Bells Besen, und sie reagierte, riss selbigen herum und flog dicht hinter ihm her zurück zum Schoss. Doch schon auf halber Strecke nahm ihnen der jetzt peitschende Regen die Sicht, und dass sie jenem direkt entgegenfliegen mussten, sorgte auch nicht gerade für einen Flug ohne Komplikationen. Der Himmel hatte sich jetzt fast vollständig verfinstert und wurde nur noch durch zuckende Blitze erhellt.
„Bei Merlin, lauf!“ schrie er in Bells Richtung, kaum hatten sie wieder festen Boden unter den Füßen, aber er war sich nicht einmal sicher, ob sie ihn wirklich gehört hatte. Stattdessen fand er sich mit dem linken Fuß in einer matschigen Pfütze wieder, die zuvor ganz sicher noch nicht auf diesem Weg vorhanden gewesen war. Er fluchte laut und ungehalten, was der Donner jedoch erneut verschluckte.
Sie rannten beide den Weg zum Gebäude hinauf, während der Regen unbarmherzig auf sie niederging und sie unweigerlich völlig durchnässte. Als dann die ersten Hagelkörner fielen, hätte sich Adrian fast in den kalten dunklen Kerker gewünscht. Bells explodierende Zaubertränke waren eher auszuhalten als am Körper klebende nasse Klamotten und von einem Hagelschauer aufs Korn genommen zu werden.
Beide waren völlig durchgeweicht, als sie letztendlich die nächstbeste Tür erreichten. Es war die des Umkleideraumes von Slytherin, durch die Adrian vorhin auch das Schloss verlassen hatte. Er riss sie auf und Bell stolperte hinter ihm ins Trockene. Er hätte fast gelacht, hätte sie nicht so ein erbärmliches Bild abgegeben mit tropfnassen Haaren und ebenso tropfnasser Kleidung. Die kleine Bell im Umkleideraum der Slytherinmannschaft. Und er konnte sich nicht einmal anständig darüber amüsieren, da er sich selbst vorkam wie ein begossener Kniesel. Verdammt noch mal.
Bell lehnte ihren Besen neben seinen an die Wand und begann, ihren Umhang und ihre Haare auszuwringen. Er streifte seinen Umhang ganz ab und warf ihn achtlos auf die nächste Bank, bevor er sich kurz mit der Hand durch die klatschnassen Haare fuhr.
„Mistwetter“, sagte Bell schließlich.
„Mistwetter“, bestätigte er und warf ihr dabei einen Seitenblick zu. „Mich wundert, dass Wood euch bei dem Wetter nicht auf den Platz scheucht. Training mit allen Extremen, da steht der doch drauf.“
„Er vielleicht, aber wir nicht.“ Sie zuckte die Schultern. „Das hat er einmal versucht und danach nie wieder.“
„Du tropfst den Boden voll“, bemerkte er, nicht länger an Wood und seinen bescheuerten Trainingsmethoden interessiert. Stattdessen ruhte sein Blick auf Bell, der das tropfnasse rote Quidditchoberteil mit dem goldenen Streifen enger anlag als sonst und ihre Figur betonte, die sonst unter Schulbluse und Schulpullover wohl verborgen war. Ja, Scheiße, sie war eine Gryffindor. Aber trotzdem. Gucken war ja wohl noch erlaubt.
Bell starrte zu Boden, dann löste sie jetzt auch ihren Umhang und warf ihn zu Adrians auf die Bank. Sie drehte sich unsicher nach ihrem Besen um und deutete dann auf die Tür zum Flur.
„Ich sollte vielleicht besser in den Gryffindorumkleideraum gehen.“
Er grinste breit und schlüpfte dann in aller Ruhe aus seinem grünen Quidditchpullover mit dem silbernen Streifen. Als Bell hastig den Blick abwandte, wusste er, dass er auf dem richtigen Weg war. Sie nahm es mit ihm auf, wenn es darum ging, den Quaffle zurückzuerobern. Aber sie konnte ihm nicht dabei zustehen, wie er sein Oberteil auszog. Glück für sie, dass er darunter noch ein T-Shirt an hatte.
„Angst, Bell?“
„Wovor?“ fragte sie zurück und zupfte nervös an den Ärmeln ihres eigenen Pullovers. Ein paar Wassertropfen liefen ihr aus den nassen Haaren und über die Stirn. Sie wischte sie beiseite, ehe sie ihr in die Augen laufen konnten.
„Offensichtlich vor mir.  Haben dich deine tollen Teamkameraden davor gewarnt, mit bösen Slytherins alleine zu sein? Denn schließlich weiß man nie, was denen alles einfällt ...“
Bell blinzelte erschrocken, als er plötzlich vor sie trat, und er nutzte die Gelegenheit, auf sie herunterzusehen und ihr so zu demonstrieren, was für eine kleine und unbedeutende Gryffindor sie doch im Grunde war. Er war größer als sie und stärker als sie und hätte er es tatsächlich darauf abgezielt ihr wehzutun, so hätte sie sich wohl nicht lange gegen ihn wehren können.
Er griff die Enden ihres nassen Pullovers und hielt sie fest, während Bell nun offensichtlich nicht mehr wusste, wohin mit ihren Händen. Sie blinzelte und trat einen Schritt zurück, doch er hielt ganz einfach ihren Pullover fest, so dass sie schließlich auch nicht weiter zurückweichen konnte. Sie blieb stehen.
„Wenn ich meinen Zauberstab hier hätte, würd ich uns trockenhexen, aber so ...“ Er nickte kurz mit dem Kopf zu der Tür, die hinaus auf den Flur führte. „Du kannst natürlich rüber in euren Umkleideraum gehen, Bell, aber Filch wird dich für die Wasserpfützen auf dem Fußboden eigenhändig umbringen.“
Unsicher ließ auch Bell ihren Blick zur Tür wandern. „Ich kann wohl hier warten, bis ich einigermaßen trocken bin“, murmelte sie dann.
„In nassen Klamotten erkältet man sich leicht, Bell.“ Mit einem spöttischen Glitzern in den Augen blickte er weiter auf sie herunter. „Ich bin sicher, das würde Wood gar nicht gefallen. Ihr spielt schließlich nächste Woche gegen Ravenclaw, nicht wahr?“
„Ja-a...“
Er zog ihren Pullover probeweise ein Stückchen höher. Schade, sie hatte auch ein T-Shirt darunter gezogen. Dennoch ...
„Du willst dich doch nicht erkälten, oder, Bell?“
„N-nein...“
Er weidete sich an ihrer Unbehaglichkeit. Und er fragte sich, warum sie nicht ein bisschen die Jägerin aus sich herauskehrte und ihm sagte, er solle gefälligst ihren Pullover loslassen und zum Teufel gehen. Auf dem Quidditchplatz konnte sie es doch auch. Na gut, vielleicht nicht unbedingt mit Worten, aber ...
Der Regen trommelte gegen die Hauswand und lief dem Geplätscher nach zu urteilen in halben Sturzbächen draußen an der Tür entlang. Ein schier ohrenbetäubender Donner krachte, aber den dazugehörigen Blitz konnten sie hier natürlich nicht sehen.
Adrian drängte sie zurück gegen die Wand, bis er direkt vor ihr stand und sie keinen Zentimeter mehr ausweichen konnte. Sie versuchte ihn wegzuschieben, und als er weiter versuchte, ihr den nassen Pullover höher zu ziehen, stieß sie ihn schließlich doch beiseite und nutzte den Überraschungseffekt, um von ihm wegzukommen. Sie nahm Aufstellung neben den beiden Besen, was ihn irgendwie belustigte. Glaubte sie wirklich, ihm mit einem Besen eins überziehen zu können?
„Bravo, Bell. Ich mag es, wenn du deine Krallen zeigst.“
„Ich sollte jetzt wirklich gehen“, gab sie zur Antwort, nahm ihren roten Umhang und ihren Besen und ging hinüber zur Tür. Ihre Schuhe hinterließen schmutzige Abdrücke auf dem Boden, doch er machte sich nicht die Mühe, sie noch einmal darauf hinzuweisen. Wenn sie durchaus von Filch da draußen erwischt werden wollte, wie sie seinen frisch polierten Flur mit Fußabdrücken verschönerte, dann war das nicht sein Problem.
In dem Moment, in dem Bell ungeduldig die Tür aufriss, schien ihr etwas einzufallen, denn sie verließ den Umkleideraum von Slytherin nicht, sondern blieb ziemlich frustriert an der Tür stehen.
„Mist!“
Adrian hob fragend die Augenbrauen. „Mist?“
„Ja, Mist. Ich komme nur von außen in den Umkleideraum rein, weil ich ihn von innen abgeschlossen hab. Das dürfte erklären, warum mir Alicia nicht nachgekommen ist.“ Verärgerte machte Bell die Tür wieder zu. „Sie hat vermutlich gedacht, ich hätte es mir bei dem Scheißwetter anders überlegt, da die Tür zum Umkleideraum abgeschlossen war.“
Er hätte fast gelacht. Den gleichen leicht panischen Gesichtsausdruck trug sie auch zur Schau, wenn sie ihre missratenen Zaubertränke zu erklären versuchte.
„Vielleicht ...“
Sie lief zur Tür, die nach draußen führte, und riss sie auf. Ein Schwall Regenwasser kam ihr entgegen, und für einen Moment lang hellte ein zuckender Blitz den Umkleideraum in ein unwirklich scheinendes Licht.
„Nein.“ Adrian trat neben sie und kickte die Tür mit seinem Fuß wieder zu. „Das Wetter wird noch eine Weile so weitertoben, fürchte ich.“
Bell seufzte genervt auf.
„Und ja, das heißt wohl, du sitzt hier mit mir noch eine Weile fest“, fügte er grinsend hinzu.
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. „Du könntest dich umziehen und dann einen Zauberstab auftreiben, so dass ich einigermaßen trocken hier raus gehen kann.“
Adrian grinste als Antwort und öffnete provozierend den obersten Knopf seiner Sporthose, die zum Quidditchoutfit dazugehörte. Bell starrte ihn an.
„Pucey! Was tust du da?“
„Was du von mir gewollt hast, Bell. Ich ziehe mich um. Warum, willst du mir dabei behilflich sein?“ Er ließ den Knopf offen und blickte sie provozierend an.
„Ich – nein! Deine Hose ist längst nicht so nass wie dein Oberteil!“
Das war eine glatte Lüge, und das wusste er ebenso gut wie sie. Adrian ließ sich auf die Holzbank fallen und machte sich daran, seine Schuhe auszuziehen.
Bell hatte ihren Besen wieder abgestellt und ihren Pferdeschwanz gelöst und nutzte ihren Umhang jetzt, um ihre Haare trockenzurubbeln. Da beide allerdings einfach nur pitschnass waren, hatte die ganze Aktion nur wenig Erfolg.
Draußen krachte ein weiterer Donner, doch das Prasseln des Regens gegen die Mauer und die Tür wurde jetzt leiser und gleichmäßiger. Adrian registrierte es fast sofort, doch Bell machte immer noch ein Gesicht, als wolle sie überall lieber sein als hier und als würde sie die nächsten fünf Stunden noch hier mit ihm festsitzen müssen.
Er überlegte, ob er sich doch einfach umziehen sollte. Schließlich hatte er ja trockene Sachen dabei und so durchaus die Möglichkeit, trocken in den Gemeinschaftsraum zurückzukehren. Bell konnte seinethalben hier warten, bis es ganz aufhörte zu regnen. Schließlich war sie ja so blöd gewesen, die Tür zum Umkleideraum von Gryffindor von innen zu verriegeln und nicht wieder zu entriegeln, nachdem sie sich fertig umgezogen hatte.
Andererseits ...
Bell war so gesehen eigentlich ganz niedlich. Klein, zierlich, blaue Augen, blonde Haare. Wenn Bell jetzt noch die Sorte blondes, ewig-kicherndes Partygirl und nicht gerade aus Gryffindor gewesen wäre, hätte es sich direkt noch angeboten, ein bisschen herumzuflirten. Aber sie war nicht nur aus Gryffindor, sonderlich auch noch eine aus dem verhassten gegnerischen Quidditchteam. Und beim Flirten hatte er sie strenggenommen auch noch nie gesehen, geschweige denn auf einer Party. Oder zumindest nicht auf einer, auf der er auch gewesen war. Vermutlich feierten die Gryffindors, die sich eh für etwas Besseres hielten, sowieso bloß unter sich.
Wie auch immer. Dafür, dass er pitschnass und es mit dem Quidditch mit Miles nichts geworden war und ihm so eine dürre kleine Gryffindor auch noch den Quaffle abgenommen hatte, dafür hatte er sich eigentlich eine entsprechende Entschädigung verdient.
Zumal er heute eigentlich einen Bell-freien Tag gehabt hätte.
„Also entweder, du unterhältst mich hier ein bisschen, Bell, oder mir wird das zu langweilig. Dann kannst hier allein die Wände anstarren und drauf warten, dass es aufhört zu regnen. Ich zieh mich jetzt um und geh in unseren gemütlichen, warmen Gemeinschaftsraum, anstatt mir hier in feuchten Klamotten den Arsch abzufrieren.“
Bell, die noch immer möglichst weit weg von ihm stand, runzelte die Stirn und wickelte eine ihrer nassen blonden Haarlocken um ihren Finger.
„Dich unterhalten?“ fragte sie nervös. „Was willst du denn von mir hören?“
„Ich weiß nicht“, gab er grinsend zur Antwort. „Denk dir was aus. Auf dem Quidditchplatz steckst du doch auch voller Ideen für spontane Manöver.“
Es war interessant zu sehen, dass sie privat so eine ganz andere Persönlichkeit hatte als auf dem Spielfeld. Oder waren das nur Slytherins im Allgemeinen, bei denen sie so ruhig und vorsichtig und nervös war?
Bell blickte ihn ziemlich unsicher an. „Vielleicht solltest du dich wirklich umziehen“, meinte sie schließlich.
„Oder wir könnten es uns ein bisschen interessanter machen?“ schlug er ihr stattdessen vor.
Sie hob zweifelnd die Augenbrauen. „Interessant?“
„Bell, Bell, Bell.“
Adrian stand grinsend wieder auf und ging zu ihr hinüber. Zu seiner Überraschung blieb sie stehen wo sie war. Gut, sie hatte die Wand im Rücken und die beiden Türen führten einmal ins Nasse und einmal mit triefenden Klamotten und schmutzigen Schuhen durchs Schloss und dort vermutlich genau in Filchs Arme, der einen Riecher dafür zu haben schien, genau dem Schüler zu begegnen, der dem Hausmeister eigentlich nicht begegnen wollte.
Er drängt sie erneut zur Wand zurück und griff ohne zu zögern wieder nach ihrem Pullover. Dieses Mal schaffte er es, dass sie ihn sich über den Kopf ziehen ließ. Er warf ihn achtlos beiseite und fixierte ihr enges und ebenfalls feuchtes T-Shirt, dass sie darunter trug, und das gerade mehr zeigte, als es verbarg. Interessant. Katie Bell könnte ruhig mal anfangen, sich ein bisschen was bei ihren Freundinnen abzugucken in puncto Kleidung. Oder bei Lavender Brown. Sie hatte tatsächlich so etwas wie Brüste, die jetzt durch das nasse T-Shirt unübersehbar waren. Aber natürlich, wenn man Bell neben Johnson stellte, lenkte Johnsons Vorbau entsprechend von Bells eher sportlicher Figur ab. Trotzdem war Adrian einen Moment lang verwirrt. Die Gryffindormädels waren genauso Thema bei den Slytherinjungs wie andere Mädchen aus der Schule, nur Bell war in dem Zusammenhang noch nie erwähnt worden. Zumindest konnte er sich nicht erinnern.
„Bell, Bell, Bell“, murmelte er wieder, diesmal allerdings eher anerkennend und aus einem ganz anderen Grund.
„Pucey ...“
Er fuhr langsam mit den Fingern ihre nackten Arme entlang, genauso wie er es vor vier Wochen bei der Nachhilfe getan hatte, nur dass er diesmal ihr gegenüber anstatt hinter ihr stand. Er konnte ihre Gänsehaut unter seinen Finger spüren, und es gefiel ihm, dass er so eine Wirkung auf sie hatte.
„Hör auf damit“, murmelte Bell, klang aber nicht wirklich, als meinte sie auch, was sie sagte.
��Ja, soll ich damit aufhören, Bell? Und was ist damit? Soll ich damit auch aufhören?“
Er beugte sich zu ihr herunter und streifte kurz mit seinen Lippen ihre. Sie war immer noch merklich angespannt, aber die Gänsehaut blieb.
„Na was ist, Bell? Soll ich aufhören?“ fragte er sie nochmal eindringlich.
Bell schüttelte zögernd den Kopf.
„Sprache verschlagen?“ murmelte er, seinen Mund weiterhin dicht an ihrem. „Na los, sag es mir, Bell. Soll ich damit aufhören oder nicht?“
„Nicht aufhören“, murmelte Bell, wieder nach kurzem Zögern und wieder kaum hörbar.
„Dachte ich mir“, gab er leise zurück und suchte erneut ihre Lippen, dieses Mal allerdings zu einem richtigen Kuss.
Zu behaupten, Katie Bell wäre die weltbeste Küsserin wäre wohl gelogen. Adrian hatte schon Mädels geküsst, die weitaus mehr Erfahrung und Können mitgebracht hatten. Und auch wenn Bell – für eine Gryffindor – ganz niedlich war, so war es wohl nicht das, was es hätte sein können, aber immerhin weitaus besser als das, was er eigentlich erwartet hatte. Im Grunde gab es für ihn im Bezug auf Katie Bell einiges, was er so nicht erwartet hatte.
Er vertiefte den Kuss dennoch, obwohl er sich gleichzeitig sagte, dass das eine bescheuerte Idee war – eben weil sie eine Gryffindor war. Aber einmal angefangen hatte er auch keine Lust, so schnell wieder aufzuhören. Und eine besonders tolle Unterhalterin war Bell ja nun auch nicht gerade. Aber im nassen T-Shirt konnte sie sich sehen lassen, und die Knutscherei war auch nicht schlecht.
Bell wurde langsam ruhiger, konzentrierte sich mehr aufs Knutschen und verlor sichtlich ein wenig ihre ständige Anspannung. Er schob mit der freien Hand ihr T-Shirt ein wenig hinauf. Nackte, helle Haut. Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen darüber. Jetzt war es Bell, die den Kuss ihrerseits vertiefte.
Adrian schob sie ein Stück von der kalten Wand weg und schob seine Hände in den Zwischenraum, welche er dann langsam über ihren Rücken gleiten ließ. Er fühlte den feuchten Stoff ihres T-Shirts unter seinen Fingern. Ohne zu zögern ließ er seine Hände noch ein Stück weiter nach unten wandern. Sie landeten auf ihrem Hintern, und falls sie das bei der ganzen Knutscherei überhaupt mitbekam, so unternahm sie zumindest nichts dagegen.
Sie fröstelte, und er ließ kurz von ihr ab, um auf sie herunter zu blicken.
„Kalt, Bell?“
„Ein bisschen“, murmelte sie, ohne wirklich dabei aufzusehen.
Er lehnte sich wieder ein bisschen mehr zu ihr herunter. „Vielleicht solltest du ja doch raus aus den nassen Sachen“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Nur damit du dich nicht erkältest, Bell. Wär doch echt schade.“
„Die Klamotten bleiben an“, erwiderte Bell für ihre Verhältnisse ungewöhnlich fest, was Adrian jedoch amüsiert auflachen ließ. Er hatte nichts anderes von ihr erwartet. Schließlich und letztendlich war sie doch immer noch eine Gryffindor.
„Schade“, grinste er, und in Anbetracht von dem feuchten T-Shirt, das Bells Körper betonte, fand er das wirklich ausgesprochen schade.
Sie warf ihm jetzt doch einen eher zweifelnden Blick zu, so als erwarte sie, dass er gleich rufen würde „Verarscht!“ und sie dafür auslachen würde, dass sie sich hatte von ihm knutschen lassen. Zugegeben, ein Teil von ihm frohlockte allerdings darüber, dass er es ausgerechnet geschafft hatte, eine von Woods Mädels dazu zu bringen, ihm die Zunge in den Mund zu stecken.
Bell schwieg, und er nahm eine Hand von ihrem Hintern und schob sie erneut unter ihr T-Shirt, einfach um festzustellen, wie weit er bei ihr gehen konnte. Sie reagierte erst, als er seine Hand weiter nach oben schob.
„Nicht ...“
„Ach, komm schon, Bell. Was ist schon dabei? Scheint dir doch zu gefallen, mit den bösen Jungs zu knutschen.“ Er zwinkerte ihr zu und musste erneut grinsen, als sie rot dabei wurde. „Und ich verrat dir was, Gryffindor. Die bösen Jungs können noch ganz andere Sachen als knutschen. Und das sogar ausnehmend gut.“
Sie rückte von ihm ab, bis genügend Abstand zwischen ihnen lag, und brachte ihre zerzausten feuchten Haare in Ordnung, in dem sie sich erneut einen Pferdeschwanz band.
„Ich glaube, das Unwetter hat nachgelassen“, murmelte sie.
„Aber nicht erst seit eben“, grinste er. „Da warst du wohl etwas beschäftigt, Bell, sonst hättest du das viel eher mitbekommen.“
Sie sammelte ihren Pullover, ihren Umhang und ihren Besen auf und öffnete dann die Tür nach draußen. Kalter Wind drang ins Innere des Umkleideraums und es regnete immer noch, wenn auch nicht mehr so stark. Auch das Gewitter hatte sich verzogen. Von seinem Platz an der Wand aus konnte Adrian allerdings noch immer einige dunkle Wolken sehen, die weiterhin über dem Quidditchplatz und dem Schloss hingen. Der Boden draußen vor der Tür war nach wie vor nass und matschig, und nicht unweit von der Türschwelle entfernt befand sich eine recht große Pfütze. Bell würde definitiv nochmal ordentlich schlammige Schuhe abbekommen.
„Sicher, dass du schon gehen willst, Bell?“ wandte er sich im schönsten Plauderton an sie und frohlockte, als sie ihn irritiert anblickte.
„Ich hab noch einen Aufsatz für Kräuterkunde fertigzumachen, und einen Zauberspruch für Zauberkunst zu üben“, murmelte sie, während sie ein wenig verlegen von einem Fuß auf den anderen trat. Von draußen kam immer noch kalte Luft herein.
„Na, dann ...“
Er deutete mit einer kurzen Handbewegung in Richtung Tür, um ihr zu sagen, dass sie sich nicht aufhalten lassen sollte, wenn sie so dringend noch irgendwelche Hausaufgaben zu erledigen hatte.
„Und mach die Tür hinter dir zu, Bell. Es wird kalt.“
Sie starrte ihn an, dann wandte sie sich um und flüchtete regelrecht aus dem Umkleideraum. Er musste laut auflachen, als sie draußen auch noch mitten in die Pfütze trat und er sie leise fluchen hörte.
„Man sollte aufpassen, wo man hinläuft, Bell“, konnte er sich nicht verkneifen ihr nachzurufen.
Statt einer Antwort verschwand sie ohne sich umzublicken aus seinem Blickfeld, und er verließ gelangweilt seinen Platz an der Wand und schlug genervt die Tür hinter ihr zu. Wenigstens die hätte sie noch zumachen können.
Inzwischen war ihm doch auch selbst ziemlich kalt geworden in den feuchten Klamotten, und er beeilte sich, aus den Quidditchklamotten rauszukommen und seine trockenen Sachen wieder anzuziehen. Nur seine Haare waren noch immer ein wenig feucht, als er schließlich den Umkleideraum verließ.
Adrian hielt kurz inne, als er am Umkleideraum von Gryffindor vorbeikam. Bell war vermutlich noch da drinnen. Er überlegte kurz, ob er nicht vor der Tür warten und sie noch ein bisschen aufzuziehen sollte, als er Roger Davis und zwei der Jäger aus der Ravenclawmannschaft den Flur herunterkommen sah. Entschlossen beschleunigte er seine Schritte. Nee, ganz sicher würde er nicht hier vor der Gryffindortür herumlungern wie bestellt und nicht abgeholt. So toll war Bell nun auch wieder nicht. Auch wenn es interessant gewesen war zu sehen, wie weit er bei ihr gehen konnte. Er hätte eigentlich nicht gedacht, dass sie sich auf eine Knutscherei einlassen würde.
„Pucey“, grüßte Roger Davis, als er und die beiden anderen an ihm vorbeigingen.
„Davis“, grüßte Adrian desinteressiert zurück und gönnte den beiden Jägern überhaupt keinen zweiten Blick. Streberleichen waren prinzipiell unwichtig, und es lohnte sich überhaupt nur dann mal, ihnen einen zweiten Blick zu gönnen, wenn es sich wie bei Davis um den Kapitän der Ravenclawmannschaft handelte oder vielleicht um ein weibliches Exemplar der Sorte Ravenclaw, das nicht in die Kategorie blass, Brille, Pickel und Buch vor der Nase fiel.
In diesem Augenblick bog Miles Bletchley in den Korridor ein, und Adrian verdrehte die Augen, als er seinen Kumpel erkannte.
„Bletchley. Auch mal fertig damit, Streberleiche zu spielen?“
Die drei Ravenclaws, die das wohl gehört hatten, drehten sich nach ihnen um, doch Adrian ignorierte sie. Stattdessen blickte er Miles mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der zuckte die Schultern.
„Hey, ich bin seit ner Weile fertig, aber bei dem Pisswetter da draußen hätt ich nicht gedacht, dich hier überhaupt noch vorzufinden. Bei Merlin, das hat ja halbe Hippogreife gehagelt!“
Adrian grinste. „Ach. Sagen wir mal so, ich hatte ganz nette Gesellschaft und hab dich ehrlich gesagt nicht mal sonderlich vermisst.“
Jetzt hob Miles die Augenbrauen. „Nette Gesellschaft, ja? Wen hast du abgeschleppt, Adrian?“ Er blickte den drei Ravenclaws hinterher. „War's Chang? Ich hab gehört, die steht auf die ganze romantische Scheiße. Mit was hast du die vollgesäuselt, um sie rumzukriegen?“
„Chang!“ Adrian verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. „Naja, ganz niedlich, aber nicht wirklich wert, dass es hier nachher in der Schule heißt, ich würd auf Schmalzgelaber und Gedichte stehen. Nee, Diggory kann die meinetwegen behalten.“
„Das, und flach wie ein Brett“, grinste Miles. „Hätt mich ehrlich gesagt gewundert, wenn du plötzlich so auf Chang abgefahren wärst.“
„Hm“, gab Adrian nur zur Antwort und musste an Bell in ihrem feuchten T-Shirt denken. Vielleicht war's bei Chang ja ähnlich.
„Also, wer dann?“ hakte Miles noch einmal nach.
Adrian grinste. „Bell“, gab er zu.
Miles' Augenbrauen schossen wieder in die Höhe. „Bell?“ vergewisserte er sich, dann wurde sein Grinsen immer breiter. „Ts, Adrian. Und du erzähl mir noch mal, du würdest der bloß Nachhilfe in Zaubertränke geben! Ich mein, wie gut ist sie denn ... in 'Zaubertränke'?“
„Du solltest dir Bell mal in nassen Klamotten geben“, erwiderte Adrian und ließ einen entsprechenden anerkennenden Pfiff folgen.
Miles' Grinsen konnte man nur noch als dreckig bezeichnen. „Ich scheine was verpasst zu haben“, bemerkte er bedauernd. „Deine kleinen Spielchen mit Bell müssen wohl sehr zu deiner Zufriedenheit ausgefallen sein.“
„Die Kleine weiß wohl, wie man knutscht.“
„Nur knutschen?“ Miles klang fast ein wenig enttäuscht.
„Ich arbeite daran“, erwiderte Adrian vielsagend.
Sie erreichten eine Ecke, von wo aus ein schmaler, dunkler Korridor direkt in Richtung Slytherin führte. Es war eine Abkürzung, welche die Slytherinjungs meistens nutzen, wenn sie vom Training aus direkt in ihren Gemeinschaftsraum gehen wollten.
„Könnte interessant werden“, grinste Miles und bog um besagte Ecke.
„Oh, definitiv.“
Adrian schickte sich ebenfalls an, um die Ecke zu gehen, warf jedoch noch einmal einen kurzen Blick in den Korridor hinter sich.
Katie Bell stand umgezogen und mit einem frisch gebundenen Pferdeschwanz in der Nähe der Tür zum Gryffindorumkleideraum und hatte offensichtlich ihr Gespräch mitbekommen.
Ein spöttisches Lächeln umspielte kurz Adrians Lippen, dann zwinkerte er ihr zu und hob kurz die Hand. Bell dagegen blieb regungslos mitten im Korridor stehen.
„Bei Merlins Unterhosen, Adrian, komm in die Gänge!“ hörte er Miles aus dem angrenzenden schmalen Korridor ungeduldig rufen.
Adrian wandte sich um, ignorierte Bell und folgte Miles, doch er konnte ein kurzes Grinsen nicht unterdrücken. Oh ja. Er war definitiv noch nicht fertig mit Katie Bell.
0 notes
Text
shift.
etwas muss getan werden vielleicht, das schon. morgens in die vertikale aufwachen und projektil sein. erotik ausdehnen, sie vom Anderen/von Den Anderen befreien und orgasmen sich erstrecken lassen. → dh eine praktik finden, die nicht mehr nur davon redet, eine praktik zu finden. einen schnitt setzen und den anspruch das erste mal shiften lassen. ein neuer, aber zerklüfteter wertmaßstab, dh möglichst wenig aufeinenwertmaßstabhin („vom Anderen/ von Den Anderen befreien“). wieder kleinlauterkeit üben in dem, was erwartet wird, nicht in dem, was 'ich' macht. – es ist die bejahung des fetischs, die her muss. und zwar nicht eines fetischs, sondern einer serie von fetischen, die ich durchshifte. das lesen, den wissenserwerb zum produkt, zur „arbeit“, „broterwerb“ etc. degradieren: schreiben als der erste fetisch, als nicht-produkt, vielleicht auch der raum, in dem mehrere fetische für das shiften bereitliegen. ende der kritik: das aktualisiert im selben moment die kontingenz wie die unanzweifelbarkeit des fetischs. meine moral shiftet und wird im selben moment amoral und hypermoral. ich huldige der moral, aber weiß im selben moment, dass ich sie zurücknehmen werde: einstampfen/übergehen/vergessen/zerstören. / ich huldige dem fetisch, aber weiß im selben moment, dass seine auswahl ca. die bewegung war, mit der man während eines gesprächs willkürlich eine frucht aus einem übervollen obstkorb nimmt. / ich huldige mir, – demjenigen ich, das ich im text oder als autor inkarnieren lasse, – aber weiß im selben moment, dass ich es zurücklassen werde: eine leere hülle verblichener wert war nicht wandelbar genug, um den letzten shift zu überleben. / ich huldige einem anspruch, aber im selben moment kann ich entscheiden, ihn fallen zu lassen, ihn vielleicht auch so zu modifizieren, dass er irgend eine art von increasement erfährt. – kein anschmiegen der produktionsmittel an gegebenheiten oder nachfragen, eher ein anschmiegen der werte an situationen/lagen/assemblagen. → das alles bedeutet, sich die zeit auszureden/zumindest sie zu zerstückeln und jede form der wiedererinnerung abzutöten: zerstückeln, weil sich untereinander kontingente nebenordnungen ergeben, durch zeitliche schnitte getrennt: achronologische amnesien/alienitätsklüfte, die unvermittelbarkeiten in vormals dem zugriff ausgelieferte 'objekte' reißen und die jede vorher-nachher-entscheidung unmöglich machen: – sich den traum erfüllen, keine geschichte mehr zu haben...
(wie denkt ein taugenichts, ein tropf, die zeit? – nicht nur als ein vergessen,  denn was soll ihn ein ‘bereuen’ angehn? was sollte er bereuen? – sondern zeit ist für den taugenichts eine alineare abfolge von shifts… – was ist die kette dieser evidenzen anderes? – es geht um eine immer neue verlagerung/ein sichdurchwinden/eine rastlosigkeit/eine wanderung: eine art ständige ausrede ohne scham und ohne schlechtes gewissen und ohne ressentiment – der wert schwebt.)
shift  (was sagt der online-langenscheidt, was heißt das? – mutwillig ausgewählt aus den 912 übersetzungsangeboten): – – substantiv: wechsel/verschiebung/wandel/veränderung; umspringen/richtungswechsel; ausweg/hilfsmittel/notbehelf; kniff/list/trick/ausflucht; verwerfung(geol)/auswechslung – – verb: sich (schnell) bewegen/sich verändern/sich verwandeln/sich verschieben/sich verlagern; (um)schalten; weiterkommen (aber nicht vorwärtskommen!)/sich weiterhelfen; sich durchwinden/sich durchschwindeln; (to shift away:) sich (heimlich) davonmachen; ausreiben/rauskriegen/entfernen; loswerden/sich vom halse schaffen; umlegen/um die ecke bringen/ermorden; wandern/wegwandern.
(Guy Debord und Roland Barthes nennen das: dérive (?))
0 notes