Tumgik
#halb erloschenes Licht
mapecl-stories · 1 year
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Schatten der Vergangenheit
Die Winternacht war eisig, als Marcus die Frau entdeckte. Sie taumelte über den verlassenen Parkplatz vor dem alten Lagerhaus am Stadtrand von Flensburg. Ihre blanke Haut schimmerte im fahlen Mondlicht, und ihr Nachthemd war zerfetzt und blutbesudelt. Doch das Schlimmste war ihr Blick, ein halb erloschenes Licht in den Augen.
Marcus trat näher an Lena heran, die zitternd vor Kälte und Angst war. "Lena, du musst mir helfen. Ich werde dich hier nicht alleine lassen. Kannst du mir mehr über das erzählen, was passiert ist?"
Lena rang nach Atem, doch nach einer Weile brach ein schwacher Flüsterton aus ihr hervor. "Sie sind überall. Im Wald… in der Hütte… überall." Ihre Stimme bebte.
Marcus bemerkte, wie ihre Augen vor Furcht auf etwas in der Dunkelheit starrten. "Wer, Lena? Wer ist überall? Wir müssen herausfinden, was geschehen ist."
Die junge Frau sah ihn an, ihre Augen halb blind vor Entsetzen. "Die Schatten… die, die im Dunkeln lauern. Sie sind gekommen… wegen der Sünde."
Marcus runzelte die Stirn, während er versuchte, Lenas Worte zu verstehen. "Die Schatten? Welche Sünde meinst du?"
Lena konnte kaum ihre Gedanken ordnen, aber sie schluchzte: "Wir… wir haben etwas getan, etwas Schreckliches. Sie werden mich holen, Marcus. Bitte, du musst mir helfen."
Der Kriminalkommissar konnte die Verzweiflung in ihren Augen sehen und spürte, dass dies der Beginn einer beunruhigenden Geschichte war. Die Dunkelheit um sie herum schien sich zu verdichten, und die Schatten der Vergangenheit begannen, sich zu enthüllen.
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Wie es war die Liebe meines Lebens zu verlieren
Oh, dieser Titel verspricht so viel. Aber nein, hier kommt keine Liebesgeschichte eines jungen traurigen Menschen, der meint, er hätte mit 21 schon seinen Seelenverwandten verloren, oder vielleicht irgendwie doch. 
Ich red hier von was Größerem.
Das erste Mal, dass wir uns begegnet sind, war im Herbst 2004 - da war ich gerade mal 5 Jahre alt - da bist du durch unseren Garten getigert auf der Suche nach Essen. Du wurdest fündig. Du warst zierlich und hast dich von mir streicheln lassen. Die nächsten Tage kamst du öfter in unseren Garten, bist mir bis ins Haus gefolgt und hast dich vor meine Füße geschmissen. Wir sind dann mit dir zum Tierarzt und haben erfahren, dass du keine Katze bist, sondern ein stolzer Kater und dass du junges, hübsches Ding ausgesetzt wurdest. Naja, ab da warst du mein PartnerInCrime. Hab dir immer jedes Geheimnis erzählt, konnte immer besser schlafen, wenn ich dich bei mir hatte und mal ehrlich, jedes Mal, wenn ich von absolut allem genug hatte und einfach alles aufgeben wollt, egal ob durch Suizid oder Wegrennen, hast du mich immer gedanklich davon abgehalten. Ich hatte irgendwie immer im Hinterkopf, dass ich dich NIE im Stich lassen würde. Ich erinner mich an alles. Wie du älter geworden bist, irgendwann nicht mehr der kleine, verspielte Kater warst, sondern ein stolzer Erwachsener und bis zur letzten Sekunde, ein stolzer Senior. Dass du mich verlassen hast, kann ich nicht verarbeiten. Das Leben drückt für keinen auf Pause, nur weil es einem mal schlecht geht. Aber wir waren nun mal über 15 Jahre Seite an Seite voneinander. Wir hatten eine so besondere Verbindung - sowas hat man nur einmal im Leben - du hast mich ausgesucht und ich hatte irgendwie immer nach etwas/jemanden wie dir gesucht. Schon als kleines Kind, wusste ich, dass ich Menschen nicht all das erzählen kann, was ich aber erzählen muss und ich hab mir immer gewünscht, dass ich jemanden hab, der immer an meiner Seite ist.  Ich dank dir für alles, du hast mir alles gegeben. Du warst der bester Kater, den man sich hätte wünschen können. Du hast uns so viele Mäuse und Ratten gebracht, um uns zu “Danken” und wie du deine Pfote auf meine Brust gelegt hast und angefangen hast zu schnurren, wenn ich dein Bauch und dein kleines Gesicht gekrault hab, hat mir gezeigt, dass du mich so sehr geliebt hast, wie ich dich. ich wusste schon immer, dass der Tag an dem du gehst, der Dunkelste in meinem Leben sein würde. Dich in den Arm zu nehmen, war mein Beruhigungsmittel. Ich weiß noch, wie man mir vor 7 Jahren sagte, dass du Nierenkrank seist und höchstens noch 2-3 Jahre machen würdest - jedes Mal, wenn ich im Urlaub war, hatte ich Angst, dass du nicht mehr am Leben bist, wenn ich zurück kam - aber du hast es allen gezeigt. Du hast im stolzen Alter von 17 Jahren dich dazu entschlossen, friedlich zu gehen. Und das hab ich gespürt. Es waren die grauenvollsten 2 Tage meines Lebens, aber ich hab dir versprochen, bis zum Ende zu bleiben und dich nicht allein zu lassen. Und so war es. Wir sind zu zweit in meinem Bett gewesen, die letzten neun Stunden bin ich nicht mehr von deiner Seite gewichen. Ich hab in einen Eimer gepinkelt, um dich nicht eine Sekunde allein zu lassen. Du bist schwächer und schwächer geworden. Ich hab dir gesagt, dass es okay ist zu gehen, dass du in deinem Alter nach all der Zeit all das Recht dazu hast. Und als dein Herz um halb 3 nachts aufgehört hat zu schlagen, ist der größte Teil von meinem Herzen auch gestorben. Ich hoff es geht dir gut, wo du jetzt bist.
Schon traurig, dass selbst die Menschen um mich herum merken, dass das Licht in mir erloschen ist. Wie hat es jemand so schön in Worte gefasst: “Um eine Sache hab ich deinen Kater beneidet, egal wie traurig oder angefressen du warst, wenn du ihn in den Arm genommen hast, hast du gelächelt. Wirklich gelächelt - glücklich und zufrieden sahst du aus.”
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styletraveler · 4 years
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Aserbaidschan:
Stadt der Winde, Land des Feuers
Vom Kaspischen Meer zum Kaukasus
In Aserbaidschan vereinen sich die Kulturen des Morgen- und des Abendlandes ganz spielerisch
Von Marc Vorsatz
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Es brennt! Flammen züngeln in den Himmel. Dabei sind sie kaum zu sehen in der gleißenden Mittagssonne, aber umso deutlicher zu spüren. Eine unerträgliche Hitze durchdringt schlagartig die Haut. Die Augen beginnen zu brennen, der Mund wird trocken. Trotzdem halten Amina und Nargiz tapfer durch. Was tut man nicht alles für ein gutes Instagram-Selfi? Gekonnt verführerisch posieren die zwei Freundinnen vor dem Feuerberg Yanar Dağ. Ein bisschen lasziv, trotzdem dezent und elegant dabei.
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Geheimnisvolles Land
 Dies sind die ungeschriebenen Spielregeln im moslemischen Aserbaidschan. In diesem unbekannten Land zwischen Orient und Okzident am Rande Europas. Diesem Fleckchen Erde zwischen schneebedecktem Kaukasus und Kaspischen Meer, mit seinen Steppen und subtropischen Ebenen, das grade mal so groß wie Österreich ist.
„Die Tageszeit stimmt einfach nicht. Wir kommen wieder wenn es dämmert“, lacht die schöne Nargiz. „Jetzt geht’s erst mal zu den Schlammvulkanen und dann zum Shoppen nach Baku.“
Dass am Abend das Feuer vielleicht erloschen sein könnte, darüber sorgt sich die Mediadesign-Studentin eher nicht. Immerhin brennt Yanar Dağ schon seit mindestens 700 Jahren nonstop. Der Weltreisende Marco Polo hielt die Existenz des Flammenberges erstmals Ende des 13. Jahrhunderts für die Nachwelt fest. Damals loderte es auf der Halbinsel Abşeron allerdings aus noch viel mehr Spalten und Löchern. Seit Urzeiten strömt dort Gas an die Oberfläche.
 Blubbernde Schlammvulkane
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So auch aus den blubbernden kleinen Schlammvulkanen bei Qobustan, nur eine halbe Autostunde vom brennenden Berg und von der Hauptstadt Baku entfernt. Nirgends auf der Welt gibt es mehr davon als in Aserbaidschan. Wer nicht glauben will, dass man auch Modder abfackeln kann, der sollte einfach mal ein brennendes Streichholz darüber halten. Aber bitte auf die Haarpracht achten. Denn siehe da, schon brennt die Luft. In der Regel allerdings nur ganz kurz. Doch die nächste Methanblase ploppt ganz sicher gleich ans Licht.
 Da der austretende Schlamm stark mineralhaltig ist, ihm wird eine heilende Wirkung für die Haut nachgesagt. In Baku kann Frau dann den getrockneten Matsch hübsch portioniert und noch hübscher verpackt für teures Geld in edlen Naturkosmetik-Boutiquen erstehen. Oder ihn vor Ort einfach in die Tasche stecken. Machen die Azeris, die Aserbaidschaner, in der Regel aber nicht. Die wenigen westlichen Touristen, die sich in das „Land der Feuers“ verirren, dagegen schon.
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Heute bescheren die reichen Öl- und Gasvorkommen der einstigen Sowjetrepublik einen zweiten Ölboom mit märchenhaftem Reichtum. Das ist vor allem der Hauptstadt Baku deutlich anzusehen. Mit Prachtbauten und prestigeträchtigen Veranstaltungen wie dem Eurovision Song Contest oder dem Formel-1-Zirkus wird das Image des Landes international medienwirksam aufpoliert.
Im wilden Kaukasus
 Im Rest des Landes sickert dagegen vom Petro-Dollar nicht sonderlich viel durch, die großen Kulturveranstaltungen werden in absehbarer Zeit auch nach Corona nicht stattfinden in der Provinz. Und im wilden Kaukasus ticken die Uhren dann noch einmal ganz anders. Was durchaus seinen Reiz hat, zumindest für westliche Touristen auf der Suche nach Entschleunigung mit realsozialistischer Patina und einem ordentlichen Schuss Abenteuer in spektakulärer Landschaft.
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Hier holpern noch klapprige Russen-Trucks über unbefestigte Straßen durch das Hochgebirge, und niemand weiß so recht, ob die nicht beim nächsten Starkregen 300 Meter tiefer landen im Fluss. Was sowohl für Straßen als auch die Lastwagen gilt. Der Blick in die tiefen Schluchten ist besonders in Haarnadelkurven schwindelerregend.
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An einer breiteren Stelle parken ein paar Autos vor einer offenen Wellblechbude. Es ist ein merkwürdiges Ankommen und Losfahren. Spätestens beim Aussteigen weiß allerdings jeder warum. Es duftet so verführerisch nach frischem Brot, dass man einfach zugreifen muss. Egal, ob man nun grad Hunger verspürt oder fast am Platzen ist. Ganze 20 Cent verlangt Taniuşa Abbasow für ihre heißen Fladen direkt aus dem Lehmofen. Und die sind so unwiderstehlich, dass sie in den teuersten Karawansereien in Baku gereicht werden könnten.
 Schafskäse mit Hammel
 Wer den Kaukasus und seine Bewohner verstehen will, sollte sich ein paar Tage Zeit nehmen und sich in einem entlegenen Bergdorf ohne WiFi einmieten. Zuhören und Beobachten, Schmecken, Riechen, Spüren. Nichts suchen, einfach die Dinge geschehen lassen. Nur fühlen. Vielleicht mal auf einem Pferd ausreiten oder über satte Bergwiesen wandern. Eine Einladung von gegenüber annehmen und im Kreis einer zwölfköpfigen Familie herzhaften Schafskäse mit deftigem Hammelfleisch probieren. Am Tage organischen Bergblütentee probieren, der auf der Dorfstraße gleich aus großen Säcken heraus verkauft wird. Oder dem Kunsthandwerker Nasreddin Suleimanov in seiner bis unter die Decke vollgestopften Werkstatt über die Schulter schauen, der schon in vierter Generation Samowars und andere kleine Schätze in aller Seelenruhe restauriert und manchmal sogar etwas verkaufen kann. Oder oder oder.
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All das macht die Gegend besonders bei Digital-Detox-Wanderern so beliebt. Die meisten Touristen verbinden jedoch den Kaukasus mit der Hauptstadt Baku auf der Halbinsel Abşeron. Zwischen den schneebedeckten Viertausendern und dem Feuerberg Yanar Dağ liegen ja nur wenige Autostunden. Aber eben auch Welten.
 Baku, diese quirlige Metropole am Kaspischen Meer wächst und gedeiht prächtig und gehört sicherlich zu den sehenswertesten Hauptstädten Eurasiens. Unter der Hand wird die „Stadt der Winde“, wie sie der Volksmund liebevoll nennt, gar schon als das zweite Dubai gehandelt. Weitgehend unbemerkt vom Westen. Eine geheimnisvolle Schönheit mit europäischen Zügen und orientalischem Flair. Oder umgekehrt. „Wir kleiden uns europäisch, schauen gen Westen, aber essen, fühlen und lieben orientalisch“, verrät Nargiz. „In Baku funktioniert das bestens. Auf ganz spielerische Art und Weise.“
 Ali und Nino
 Nun gut, ganz so spielerisch ist das Leben spätestens dann nicht mehr, wenn eine Liebe über die Konfessionen hinaus erblüht. Dann greifen die tradierten Konventionen der Familien. Vor 100 Jahren war so eine Ehe praktisch zum Scheitern verurteilt. In dem als National-Epos gehandelten Roman Ali und Nino schildert Kurban Said die tragische Liebesgeschichte der schönen Christin Nino und des temperamentvollen Muslim Ali am Vorabend der Oktoberrevolution im damals russischen Baku. Bis heute hat das souverän erzählte Werk nichts von seinem Charme und von seiner Brisanz verloren, fand 2016 gar den Weg in die Kino der Welt.
 Kunst begegnet dem Spaziergänger heute auf Schritt und Tritt in Baku. Seien es tönerne Katzen, die neugierig aus einem Fenster schauen, überdimensionale bunte Teegläser, die aufgestapelt in den Himmel wachsen oder der „Tree of Life“ von Ali Shamsi. Die drei anmutigen Frauengesichter auf einem Baumstamm sollen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft symbolisieren. Ein virales Motiv in den sozialen Netzwerken sind die Portraits allemal.
 Betörend fließende Formen
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Historisch Wertvolles wird in Baku meist stilecht saniert. Dazwischen entstehen Prachtbauten wie das schneeweiße Heydar Aliyev Kulturzentrum der britisch-irakischen Stararchitektin und Pritzker-Preisträgerin Zaha Hadid. Ganz ohne Ecken kommt das imposante Bauwerk aus, die fließenden Formen setzen sich auch im Innern betörend fort.
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Und natürlich die drei ikonographischen Flammentürme, die monumental über der Stadt thronen und selbst die mondänen Villen der einstigen Ölbarone, der Nobels und Rothschilds, zu ihren Füßen wie Lego-Bausteine erscheinen lassen.
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Die schönsten Selfi-Motive finden Amina und Nargiz jedoch in der bezaubernden Altstadt, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Zu Recht, ihre Ursprünge gehen bis ins Jahr 8000 vor unserer Zeit zurück. Der Palast der Khane von Schirwan, die gemütlichen Karawansereien mit den besten Schaschliks und dem zweitbesten Brot der Welt, der Jungfrauenturm aus dem 11. Jahrhundert, die historischen Bäder in den verwinkelten Gassen, die schönen Cafés und edlen Boutiquen in altehrwürdigen Gemäuern, all das verleiht Baku ein unverwechselbares Flair. Willkommen in der Stadt der Winde. Willkommen im Land des Feuers.
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  © 2021 · Marc Vorsatz | MEDIA CREW MITTE
  INFOS
 Auskünfte:
Tourismus-Infos, englischsprachig: http://discoverazerbaijan.az
Sehr umfangreiches Online-Magazin, Schwerpunkt Kultur: www.azer.com
 Anreise:
Nonstop ab Frankfurt mit Lufthansa nach Baku, ca. 400 Euro retour. Diverse andere Airlines bedienen Baku mit Zwischenstopp, z.B. Turkish Airlines via Istanbul oder Aeroflot/Moskau.
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Angebote:
Gruppenreise: “Im Land des Feuers” heißt die 9-tägige Erlebnisreise mit der Hauptstadt Baku am Kaspischen Meer. Auf einer der Routen der Seidenstraße geht es zum Kaukasus mit Stationen u.a. in Scheki, Kish, Ganja. Inklusive Flügen, Hotels, Programm, Verpflegung sowie deutschsprachiger Reiseleitung ab 1.895 Euro bei Gebeco, Telefon 0431.5446-0, www.gebeco.de.
 Literatur:
Wer sich dem Land literarisch annähern möchte, dem sei das National-Epos Ali und Nino von 1937 empfohlen. Kurban Said erzählt die tragische, zum Scheitern verurteilte Liebe zwischen einem Moslem und einer Christin am Vorabend der Oktoberrevolution im russischen Baku. Ullstein Verlag, Berlin, 2016, 12 Euro, www.ullstein-buchverlage.de
Lonely Planet: Georgien, Armenien, Aserbaidschan. Die Autoren liefern sachkundige Hintergrundinfos zum Reiseland, Tipps und Infos für die Planung der Reise, beschreiben alle interessanten Sehenswürdigkeiten und präsentieren ihre persönlichen Entdeckungen und Tipps. 1. Aufl. 2021, 22,95 Euro, eBook/PDF 20,99 Euro, www.lonelyplanet.de
Philine von Oppeln, Frank Schüttig, Holger Kretzschmar: Aserbaidschan aus dem Hause Trescher ist der einzige deutschsprachige Reiseführer, der das komplette Land eigenständig vorstellt. 4. Aufl. 2020, 19,95 Euro, www.trescher-verlag.de
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verhurteilt · 7 years
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Erst war da Licht, dann wurd’s gedimmt. Nie so ganz erloschen, oftmals Tränen vergossen. Du warst da, dann warst du wieder weg, dann warst du wieder kurz da und dann bist du gegangen. Nichts Ganzes, nichts Halbes. Ein von Ambivalenz geprägter Teufelskreis. Du da, ich hier. So wirklich warst du nie bei mir. Der Schein mag trügen, unverzeihlich ist das Selbstbelügen und unser unvollständiges Verlangensgefüge. Ich kalt, du warm. Ich warm, du kalt. Haben uns nie wirklich gekannt, reicht gerade so für „uns beim Namen genannt“. Stattdessen wurden wir zu einer Fusion verdrehter Tatsachen und ich musste mir durchgehend klarmachen, dass du und ich vielleicht einfach nur ein weiterer gescheiterter Versuch hinsichtlich eines unerreichbaren Strebens waren. Darüber bin ich mir jetzt im Klaren.
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Endlich die Inhaftierung und den Maßregelvollzug hinter mir.
Jetzt noch ein gutes halbes Jahr und ich kann die letzten zwei Jahre zur Bewährung machen.
Ein schönes Gefühl endlich wieder die eigenen vier Wände zu besitzen.
Auch wenn ich oft am zweifeln war und aufgeben wollte, haben sich die letzten 2 1/2 Jahre kämpfen gelohnt. Und wenn alles überstanden ist kann und werde ich es mir auch wieder gutgehen alles und die Meter Bretter sowie Nadel und Faden wieder an Start bringen. Denn das Wesen kann nicht ohne Konsum leben.
Viele würden jetzt sagen "warum willst du wieder alles riskieren ?" Naja weil ich total gestört bin und wer ein Tag nüchtern durchlebt lebt eindeutig am Leben vorbei.
Mir ist klar welche Fehler ich gemacht hab und in dem Maße im Geschäft zu agieren wie es damals war will ich auch nicht mehr.und mir ist klar das ich mir nicht wieder jegliche Substanzen von früh bis spät in zweistelligem Bereich in die Nase oder Vene ballern kann. Ich habe auch viel Glück gehabt. Allerdings kann ich mit Disziplin regeln und der nötigen Beobachtung Dritter das ganze in einem gesunden Rahmen halten und an freien Tagen so Mal raus kommen aus dem Alltag.
Die true Storys kommen wenn alles überstanden ist und keine Staatsanwaltschaft, Gerichte oder Psychiatrie mehr auf mich achten und meine Strafe gänzlich erloschen ist.
Für alle die es interessiert hier ein wenig Hintergrund Info..
2018 hat man mich Verhaftet wegen bewaffnetem Drogenhandel, Einfuhr vom Aus- ins Inland sowohl für Waffen als auch für Drogen, sowie für den Erwerb von Utensilien und Substanzen für die Herstellung von Konsumgütern. Weiterhin kamen dann noch Herstellung, Plantage und Vertrieb dazu. Alles in nicht geringer Menge. Wie viel es im Endeffekt war sei Mal dahin gestellt. Viele andere Sachen kamen auch noch in Betracht und ich und mein Anwalt sind am Anfang der Inhaftierung von 8-15 Jahre aus gegangen. Im Laufe der ersten Verhandlungstage kamen wir zu dem Schluss ich könne mich auf 7 Jahre einstellen.
Am Ende habe ich 4j 9m mit dem Paragraphen 64 bekommen. Manchmal muss man einfach luck haben.
Die true Storys werden nochmal richtig spannend und lustig wenn dann viele kleiner Details ans Licht kommen die so absolut keiner kennt.
An alle die belastet sind durch geistige, körperliche oder Substanzen verursachte leiden, bleibt stark, glaubt an euch selbst und ihr werdet eure Ziele erreichen.
Wenn jemand Interesse, fragen, Unterstützung oder einfach nur ein offenes Ohr braucht.. schreibt mir.
Viel Liebe an euch alle ihr Gott verdammten Pisser.
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photospoemsthings · 7 years
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Sand
„Auch das Tote bildet Muster.“      - Träumen, Karl Ove Knausgard
*
Heute Morgen war ein Paket geliefert worden. Oder war es gestern? Ich ging an die Tür, weil meine Freundin auf dem Sofa lag und einfach nicht wach zu kriegen war. Ich schwor mir, mich später darum zu kümmern. Vielleicht wollte sie nicht wachwerden, vielleicht war sie es schon. Ich öffnete also missgelaunt die Tür, erst einen Spalt, dann, als ich mir sicher sein konnte, wer es war und vor allem, wer nicht, sperrangelweit. Im Gang stand der Paketbote, hatte einen unmotivierten Gruß gemurmelt, ich unterschrieb und er drückte mir einen quadratischen Karton in die Hand. Viel schwerer als erwartet war das Paket, förmlich dicht, gewichtig wie schwere Luft. Ansonsten war das Treppenhaus leer. Eine gezackte Linie gelblich-sandfarbenes Sonnenlicht von der halb heruntergezogenen Jalousie am kurzen Ende des Ganges fiel auf die Schwelle der Wohnungstür und ein wenig Staub schwebte träge vor meinen müden Augen, wie er es sonst nur in der dickflüssigen Luft von langen Autofahrten in der Sommerabendsonne tat.
Schon den ganzen Tag war ich fiebrig gewesen. Wie hinter einer beschlagenen Glaswand erschienen mir die Dinge in meiner Wohnung, die etwas Windschiefes und Geducktes an sich hatte. Ich nahm die Dinge getrennt und scharf abgegrenzt voneinander wahr, als seien sie gewaltsam aus ihren gewöhnlichen Zusammenhängen gerissen worden. Die Zeiger der schwer tickenden Uhr, die durcheinandergeratenen Buntstifte im Köcher auf dem kleinen Schreibtisch mit der Glasplatte am Rande des Zimmers, das schräg durch die Fensterfront einfallende, irgendwie verwaschen regenleuchtende Licht, das von einem nahenden Gewitter kündete, nervös aufgeladen und zerfahren. Und in was für einer aufgekratzten Stimmung ich schon in den Sekundenbruchteilen während des Wachwerdens gewesen war!
Erst als ich den gelben Kleintransporter unten auf der Straße um die Ecke biegen hörte, fiel mir auf, dass das Paket nicht für mich bestimmt war. Ich konnte mich auch nicht erinnern, auf etwas zu warten oder etwas bestellt zu haben. Ich wollte nichts mehr. Was brauchte ich denn? Es musste also ein Irrtum vorliegen, das lag auf der Hand. Unter dem roten „Vorsicht zerbrechlich!“-Schriftzug aus kantigen Druckbuchstaben, prangte unsere Adresse, aber darunter stand ein Name, der mir gänzlich unbekannt war. Keiner meiner Verwandten trug diesen Namen. Ich kannte auch keinen Nachbarn, der so hieß. Und das obwohl es ein ganz gewöhnlicher Name zu sein schien, unglaubwürdig gewöhnlich.
Etwas ratlos schleifte ich das Paket, das mir plötzlich tonnenschwer vorkam, ins Wohnzimmer, wo meine Freundin sich noch immer schlafend stellte. Ich ging nicht zu ihr hin. Kurz überkam mich eine Lust, sie anzufassen, sie zu küssen, sie aus ihrem Nicht-Zustand zu reißen, notfalls mit Gewalt. Ich tat auch das nicht, ich weckte sie, oder sollte ich es enttarnen nennen, nicht. Wahrscheinlich um es ihr leichter zu machen. Wahrscheinlich um ihr die Scham zu ersparen. Die Scham, meines Wissens darüber, dass sie in Wahrheit nicht wirklich schlief; dass das eine Maske war, mit der sie sich zu schützen glaubte. Doch war ich mir sicher, dass sie mich beobachtete. Durch ihre Augenlider rötlich eingefärbtes Licht: Bilder, ich damit beschäftigt, das Paket in der Mitte des Wohnzimmers hin und her zu wenden, auf der Suche nach dem kleinsten Hinweis. Bemüht, aber vergeblich.
Sand, 3. Stock, diese Straße
Einfach nur Sand stand im Namensfeld des weißen Paketaufklebers. Sonst nichts. Kein Vorname. Keine weiteren Angaben. War das überhaupt ein Name? Gab es jemanden, der so hieß? Je länger ich das Wort betrachtete, desto unwirklicher schien es mir, wie der herausstrahlende Schein aus einem anderen Land oder einer anderen Zeit. Wie es man an manchen Morgenden auf der leuchtendend blutroten Karosserie seines Autos Saharasand entdeckte, den der Wind über das Mittelmeer getragen hatte, entgegen aller Erwartungen oder Wahrscheinlichkeiten. Oder wie man am Nachthimmel das weißlich flimmernde Licht von Sternen erkennen konnte, die in Wirklichkeit Lichtjahre entfernt schon längst erloschen waren. Ich wüsste nicht, wie ich es sonst beschreiben könnte. Kein Vergleich zielt auf den Kern dieser plötzlichen Verwirrung, die besitz von mir ergriff. Wen hätte ich fragen können? Sie schlief ja immer noch. Oder beobachtete sie mich? Die anderen Parteien des Hauses, meine Nachbarn, kannte ich kaum. Eine Ähnlichkeit zu meinem und dem Namen des etwaigen Empfängers bestand noch viel weniger. Ich war ratlos und unentschlossen.
Noch stand ein verloren wirkender Vollmond am Himmel. Wind warf sich mutlos gegen das Fenster. Die milchige Handschrift eines zu Nebel zerfaserten Kondensstreifens wand sich am Horizont, der neblig und wie gehaucht war. Als ich an das Fenster ging und es öffnete, lag eine glänzende Schicht von über Nacht gefrorenem Schnee auf dem Fensterbrett und die drahtigen Spuren von Vogelkrallen waren hineingedrückt. Die Bäume streckten ihre kahlen Äste wie Antennen in den Himmel, ohne irgendetwas zu empfangen – keine Botschaft, nirgends. Riesige, laubarme Baumkronen wie gespreizte Handflächen, kompakte Dunkelheit. Es war einer dieser Tage, an denen es erst gegen Nachmittag ein wenig hell werden würde. Ein kurzes, schwaches Aufbäumen des Lichts und dann ein rasches Erlöschen. Ich blickte durch die gläserne Balkontür zu meiner Linken auf den gegenüberliegenden Wohnblock, ein aufragender betongrauer Quader, dahinter das dunkle Grün des angrenzenden Stadtwalds und strichhaft angedeutet metallene Hochspannungsmasten, die Hand in Hand im Begriff schienen, die Stadt zu verlassen. Ein paar Vögel auf dem Dach des Hauses und wie per Bildbearbeitung in den Winterwind gesetzt. Halbtransparent. Im Vorbeiflug. Die Zimmer hinter den warm erleuchteten Fenstern des Nachbarhochhauses sahen aus wie die blinden Mattscheiben vieler hunderter Fernseher: Testbilder. Durch eines der Fenster sah man einen untersetzten Mann am Herd stehen, auf der mit buntem Geschirr zugestellten Arbeitsplatte saß ein kleines Mädchen und baumelte mit ihren kurzen Beinchen in Richtung Küchenboden. Drei Stockwerke darüber lehnte eine junge Frau am Fenster und rauchte. Daneben ein dicklicher Junge, der hässliche Grimassen zog. Durch die breiten Fensterfronten des Supermarkts im Erdgeschoss des Gebäudes sah man zwei Kassiererinnen in T-Shirts im gleichen Blauton, in dem das Logo der Supermarktkette gestaltet, lustlos über die Fließbänder gebeugt; in Gedanken fügte ich diesem Bild das stetige Piepen der Supermarktkassen und eine genuschelte Lautsprecherdurchsage hinzu. Einzelne gleißend weiße Schneeflächen in den Rechtecken aus kargem Grün, kiesgrauer Matsch auf der mehrspurigen Straße. Ich zog die Vorhänge zu. Die schwarzen Schatten in den Ecken des Wohnzimmers wurden etwas weicher, aber es war als kühlte der Raum schlagartig um ein paar Grade ab. Ich zitterte.
Mein Blick fiel auf meine Freundin, die noch immer, ihren zierlichen Körper leicht zur Seite in Richtung stoffbezogener Lehne gedreht, auf dem Sofa lag. Doch wenn mich nicht alles täuschte, war die dünne Wolldecke ein wenig verrutscht, ein schmaler Streifen nackter Haut kam unter ihrem weinroten Flies-Oberteil zum Vorschein. Ich ging vorsichtig ein paar Schritte auf sie zu, beugte mich hinunter zu ihr. Ihr fast linienhaftes, blasses Gesicht wirkte verschlossen und in sich ruhend, verlebt. Vielleicht schlief sie in Wahrheit ja doch – wer war sie, mich zu täuschen? Wenn ich es recht überlegt, war das nicht ihre Art. Ihr Schlaf hätte alles sein können. Wenn man darüber nachdachte, gab es so viele verschiedene Arten von Schlaf. Schlaf aus Erschöpfung, Schlaf aus Reue, Schlaf aus Schmerz, Schlaf aus Trauer oder Schlaf aus Ahnungslosigkeit. Schlaf um die Zeit und den Raum und das Licht zu töten. Ihr Schlaf war nichtssagend und stumm wie ein ungeöffneter Briefumschlag. Das Bild lückenlos und ohne Makel, ließ keine Spur und keinen Hinweis, der einen Ansatz zur Deutung geliefert hätte. Die Helligkeit ihres Gesichts, die Glätte ihrer hohen Stirn, die Rundung ihres zarten, sandfarbenen Schulterblatts. Der Anhänger ihrer unauffälligen Halskette, ein winziges silbriges Kreuz, baumelte vom schwarzen Polster des Sofas herab. Auch ein paar Strähnen ihres aschblonden Haares, die aus dem lose gebundenen Zopf ausgebrochen waren, folgten der Schwerkraft nach unten. Ihre Lippen waren fest aufeinandergedrückt, als träume sie Träume großer Anspannung, als sei sie nicht hier. Ich fand sie gerade deshalb schön, aber konnte nicht sagen warum. Plötzlich fiel mir ein, dass ich nicht wusste, wann und wie sie letzte Nacht nach Hause gekommen war. Ich hatte vorgehabt zu warten, war aber eingeschlafen, hatte meinen Entschluss nicht durchhalten können, denn ich war von letzter Nacht zu abgekämpft und müde gewesen. Gegen dreiundzwanzig Uhr dreißig oder etwas später, genau wusste ich das nicht, hatte mich daher die Müdigkeit übermannt, vielleicht war es auch erst nach zehn gewesen. Der Moment des In-den-Schlaf-Fallens war ja immer das, was eine klaffende Lücke in die Erinnerung grub.
Ein paar Minuten verstrichen, ohne dass das Paket mir irgendeinen Hinweis geliefert hätte. Auf und ab laufend, grübelte ich, kam damit jedoch zu keinem Abschluss.
Ein bisschen schuldig fühlte ich mich immer dabei: Das Haus nicht zu verlassen, sich Dinge von mehr oder weniger großer Wichtigkeit in mehrere Lagen aus Plastikfolie, Klebeband und Karton verpackt bis an die Türschwelle zu bestellen, und die Wenigsten verdienten dabei. Es war ein Geschäft der Ausbeutung. Aber zugleich traf zweifellos auch zu, dass kein Leben ohne dieses einem ständig im Nacken sitzende Schuldgefühl mehr möglich war, das vielleicht drängend, aber nicht eigentlich unangenehm war, dazu fehlte ihm das Brennen, die Intensität. Nur kurz flammte da so ein Gedanke der Schuld auf: an der Kasse, beim Zücken der Kreditkarte aus dem schwarzen Kunstledergeldbeutel, beim Wegwerfen einer grünen Plastikflasche Wasser, die von einem gebückt gehenden, sehr alten Mann in abgetragener Jeansjacke aus den Mülleimern in der Nähe des Bahnhofs geangelt wurde. Schuldig war man, wenn man an die Fließbandarbeiter in den weitaufgespannten Hallen dachte und an die Nachrichtenfotos vor bunten Textilbergen zusammengekauerter Näherinnen in Bangladesch. Oder an Meeresvögel, an sandkorngroßen Plastikpartikeln in der Lunge verendete.  An einen in Regenbogenfarben schimmernden Erdölfilm, der mit den Meereswellen auf und ab wogte. Aber schuldig eben nur in Gedanken, nur solange man dachte. Und heute fiel mir das Denken schwer.
Ein blecherner Hustenanfall schüttelte mich. Meine Temperatur musste gestiegen sein, in meinen Schläfen siedete das Blut, mein Hinterkopf pochte unbarmherzig.
Meine Augen brannten und waren müde, sodass es mir schwerfiel, meine Lider offenzuhalten. Trotzdem ließ ich meinen Blick schweifen und betrachtete das Paket erneut, mein Suchen im Raum blieb kehrte stets an diesen einen Punkt zurück. Es schien plötzlich zu pulsieren, zusammen mit meinem Herzschlag, es schien Atem und Leben zu haben, und wirkte als könne es den ganzen Raum des Wohnzimmers in sich einnehmen – als habe es den Glanz der Fotos im Rahmen an der Wand (heraufziehende Wolken und Strand – Sizilien, März 2015) in wenigen Augenblicken restlos in sich aufgesogen.
Das Telefon klingelte. Ich nahm den Anruf an, doch als ich die heruntergeratterte, fast ausgespuckte Begrüßungsformel und die Nebengeräusche, Telefongeklingel, Tastaturgeklapper, eines Call-Centers im Hintergrund hörte, legt ich sofort auf. Und nach einigen Augenblicken der Bedenkzeit, schaltete ich es ganz aus.
In der Zwischenzeit hatte meine Freund in eine zweite Hand unter das plattgedrückte Kopfkissen unter ihrer Wange geschoben. Ich strich ihr erneut eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann beschloss ich zu gehen.
Auf der Schwelle drehte ich mich noch einmal um. Ich stand im Halbdunkel, sie lag im unscharfen Tageslicht-Parallelogramm unter dem Fenster und atmete ruhig. Sie war schön.
„Hanna?“, sagte ich in den leeren Raum hinein, „Ich gehe, aber werde nicht lange fort sein.“ Sie hörte mich nicht, denn sie schlief oder tat als ob, ich wusste es nicht. Ihr kirschroter Lippenstift hatte einen halbmondförmigen Abdruck auf einem der weißen Kissen hinterlassen.
Im Treppenhaus war es kalt und zugig. Es roch nach kaltem Zigarettenrauch, abgenutztem Linoleum und scharfen Putzmitteln. Ich hatte keine Jacke an und zu meinem Schrecken wurde mir klar, dass ich barfuß war. Ich schob es auf mein Fieber, kein Grund zur Besorgnis, einige Tage der Schonzeit waren nötig: mehr nicht. Mein Weg über die Treppenstufen kam wir unendlich langsam vor. Die Sekunden zerdehnten sich und ich achtete konzentriert auf jede meiner Bewegungen.
Der Mieter in der Wohnung unter mir hatte gräuliches glattrasiertes Haar, widerwärtig aussehende Kotletten, wanden sich um sein scharfkantiges Gesicht. Er stand im Türrahmen und schüttelte entnervt den schwitzigen, rot angelaufenen Kopf. Um seinen Hals zog sich eine tätowierte Cobra, die mit weitaufgerissenes Maul und scharfen Fangzähnen zum finalen Biss ansetzte. Ich dachte an den Ausdruck, finaler Rettungsschuss, aber verwarf meine Gedanken darüber sogleich wieder. Auf meiner trockenen Zunge klebte ein Aber und ein Wann. Nein, er warte auf kein Paket, sagte der Mann, und er habe auch keine Zeit, gar nicht. Hinter ihm, aus dem Raum, der auch in seiner Wohnung der Küche entsprechen musste – denn alle Parteien waren nach demselben Muster aufgebaut – hämmerte lautstarke Musik. Nie wieder Deutschland war in dicken schwarzen Filzstift-Buchstaben, leicht verwischt, hinter ihm auf die Wand geschrieben. Ich entschuldigte mich. Er nickte, als müsse er mir etwas verzeihen, als gäbe es eine Grundlage dafür, und schlug energisch die Tür zu. Sofort stand ich wieder in der Trostlosigkeit des feuchten Hausgangs, dessen Atmosphäre etwas Vorübergehendes, Verfallenes und Kraftloses hatte.
Die junge Frau im vierten Stock verstand meine Aufregung nicht. Sie trug einen weißen Pullover mit blauen Streifen und eine verwaschene Jeans und wippte unruhig vom einen Bein aufs andere. Meine Stimme überschlug sich und kam mir brüchig und substanzlos vor. Meine Nervosität: eine Überreizung ohne Gegenstand. Die Ratlosigkeit. Sie fragte: „Geht es ihnen gut? Möchten sie vielleicht ein Glas Wasser?“ Der besorgte Unterton in ihrer Stimme brachte mich innerlich zu Raserei. Ich wurde wütend, aber schluckte meine Wut hinunter. „Nein, es geht nur um dieses Paket, von dem ich gesprochen habe – um nichts weiter“, sagte ich und fuhr mir durchs Haar.
Ich fühlte meine Stirn. Sie sah mich an. Dann trat sie einen Schritt zurück in ihre Wohnung. Ich stand auf der Schwelle, dann folgte ich ihr. Sie bewegte sich gezielt und automatisch, wie man sich nur in seinen eigenen vier Wänden bewegen kann, und wie ich es nur kann, wenn ich unbeobachtet bin.
„Ich kenne mich aus“, sagt ich, als ich ihr durch den Gang folgte und bereute es sofort. Wie gesagt, alle Wohnungen teilten sich denselben Grundriss. Als ich ihr die wenigen Meter durch den mintgrün gestrichenen Gang folgte, blieb mir Blick auf ihrem wohlgeformten Körper liegen. Ihre Wohnung machte einen außerordentlich chaotischen Eindruck. Schuhe und verschiedenfarbige Jacken stapelten sich neben der Wohnungstüre. Eine mit Farben beschmierte Leinwand lehnte am Türstock. Der kurze Blick, den ich von ihrem Wohnzimmer erhaschen konnte, zeigte ein dunkelhölzernes Hängeregal, das ein wenig schief montiert war und vor Büchern und nicht zuletzt Schallplatten zu bersten schien. Sie sagte: „Sie sollten sich setzen, sie sehen nicht gut aus.“ Dann platzierte sie mich an den schmalen Tisch in ihrer Küche, der aus Pressspannholz gefertigt war und von bunten Acrylfarb-Spritzern übersäht war. Ein paar bauchig leere Tassen mit kaffeebraunen Rändern oder Kaffeepulver darin standen noch auf dem Tisch verteilt, ein überquellender Aschenbecher und ein Glas mit Kronkorken. Ich begrub mein Gesicht in den Händen und ging dem plötzlich in mich gefluteten Schwindel in meinem Hinterkopf nach, als ich aufsah, reckte sie sich soeben, um ein Wasserglas aus dem obersten Fach des Küchenschranks zu holen, ließ den Wasserhahn dann einige Sekunden laufen, bis das Wasser eiskalt war und reichte mir das überschwappende Glas. Ein paar Staubkörner schwammen darin, ich beachtete sie nicht weiter und stürzte das Wasser herunter, dass meinen Kopf vor Kälte schmerzen ließ. Doch das Wasser machte mich ein wenig klarer, ja, ich fühlte mich ein Stück weit nüchterner. Sie stand wortlos auf und schaltete das Licht an. Von der Decke hing eine bloße Glühbirne, die mir rote Lichtreflexe, die noch einige Sekunden auf der Netzhaut haften blieben, in mein Gesichtsfeld zeichnete. In der Ecke neben der Mikrowelle und ein paar halbvolle Weinflaschen stand ein alter Globus aus Glas, auf dem noch zwei farbige, schwarzumrandete Flächen zu sehen waren, die DDR und Jugoslawien hießen. Ich überlegte, wie alt der Globus demnach sein müsste, aber es wollte mir nicht einfallen, die Zahlen verwischten im Inneren meines Kopfes zu formlosen Zeichengebilden. Fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig Jahre alt? Wen interessierte das. Mich, weil ich ein Idiot war, ohne Maß und Ziel oder irgendeine Möglichkeit zu geistiger Fokusiertheit, dachte ich und vergaß es sofort wieder.
Sie hob an, sich eine Zigarette aus der rotschwarzen Schachtel auf der staubigen Anrichte anzuzünden, dann hielt sie inne, stand stattdessen nochmals auf und öffnete ein Fenster. Ich lächelte schwach.
„Sie wohnen hier?“, fragte sie, aber es war eine professionell geäußerte Frage, ganz ohne persönliches Interesse; mehr um etwas in den Raum zu stellen. „Wir sind Nachbarn“, antwortete ich tonlos. Das Hämmern in meinen Schläfen begann erneut. Ich dachte an das Wort Tränengas und Benommenheit. „Wir hätten uns schon lang einmal kennenlernen sollen“, sagte sie und verstumme kurz, „unter anderen Umständen meine ich.“ Ich nickte, aber erwiderte nichts. Auch in ihrer Küche hörte man das meergleiche Rauschen der Straße. Ich stand auf und stützte mich an der Tischkannte ab, hob an zu sagen, vielen Dank für ihre Hilfe, aber ich gehe jetzt, ich komme zurecht.
Doch das Klingeln an der Tür raubte erstickte mir meine zurechtgelegten Sätze auf der Zunge. Sie schob sich an mir vorbei, ich stand am Ausgang der Küche, schritt zielstrebig durch den Gang und öffnete.
An der Tür stand Hanna. Sonnenlicht umrandete ihr glasiges Gesicht. Ein schimmernder Film aus durchsichtiger Erinnerung. Als spräche sie zu mir aus einer ganz anderen Zeit, von einem ganz fernen Ort aus, enthoben, klar. Sie starrte mich ungläubig an. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Wie in einem Scheinwerferkegel. Ich starrte zurück. Mehr aus Trotz. Über die Bergkuppe der Gegenwart zog sich dieses unerklärbare Schweigen. Sie musste sich fragen, was ich hier tat. Sie. Und: Ich, der ich sichtbar war. Der Abstand zwischen uns war groß, nicht weiter zerdehnbar. Ich sagte, entschuldigend: „Hanna, das Paket…“ Sie brach in Tränen aus, bedeckte ihr Gesicht. Ich verstand nicht. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Ich verstand nicht, wie so etwas wie Verstehen überhaupt möglich sein sollte, ohne dass irgendeine Voraussetzung dafür erfüllt war: Ein klares In-Perspektive-Gesetzt-Sein zur Welt, ein Standpunkt und eine Sprache, die nicht nur durch weiße Leere, den toten Abstand zwischen den Zeichen zusammengehalten wurde. Sie machte einen Schritt auf mich zu. Wir waren einander unerklärbar nah. Oder fern. Die Frage war, welche Perspektive man wählen sollte. Das Licht und die Luft um uns herum wurden schwer und matt. Hanna sagte: „Wo bist du die letzten Tage gewesen? Was ist mit all dem Sand?“
Und da holte mich alles ein. Und da wusste ich, dass es nicht um das Paket ging. Sondern um alles darum herum. Es ging um sie.
  **
An einem Morgen einige Tage danach öffnete ich schließlich das Paket. Der Tag war hell und wolkenlos gewesen. Noch immer stand es in der Mitte des Zimmers. Ich hatte es nicht angerührt, seit diesem Tag, der in meinem Denken verblasst und irgendwie aus der Zeit gefallen war. Das Zimmer kam mir vor wie der Teil einer größeren, weitschweifigen Landschaft in deren Zentrum ich stand. Mir war, als schwanke das Hochhaus, ganz leicht, nicht wie ein Erdbeben, eher eine Erschütterung, aber spürbar. Um mich herum brauste die Straße wie heiser und um Unterbrechung bittend. Angestauter Sonnenschein fiel durch die offenen Vorhänge, es schien Frühling zu werden. Alles entwickelte sich. Im Inneren des Pakets, zum Schutz in altes Zeitungspapier gewickelt, fand ich das metallenes Kreuz, das sie an einer Kette um den Hals getragen und nicht einmal zum Schlafengehen ausgezogen hatte. Ich fand ein 9x13cm großes Foto, glänzend, das sie und mich zeigte, in Nahaufnahme am Bug einer dunkelblauen Fähre kurz vor Ancona stehend, ihr Gesicht mit lächelnd zugekniffenen Augen in den steifen, salzigen Wind gehalten und meine Hände von hinten um ihre Hüften geschlungen, im Hintergrund weiße Schaumkronen und aufgepeitschtes Wasser. Was ich zuletzt fand, war ein verschlossenes Glas, angefüllt mit ockerbraunem Meeressand, gesammelt einen Sommer zuvor. Da schloss ich die Augen und fragte mich lange, was hätte sein können, und ob jedes Ende auch zugleich ein Abschluss war.
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therealjd1806 · 4 years
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Seit etwas längerer Zeit gab es keinen Blogeintrag mehr, sorry dafür, aber ihr werdet sehen warum, es ist in letzter Zeit nämlich sehr viel passiert. Aber alles der Reihe nach 😉
Nach den Ferien ging das Arbeits- und Familienleben erstmal ganz normal weiter wie zuvor, es gab nicht viel neues oder viel Erwähnenswertes. Ende Januar hatten wir dann unser Monatstreffen mit unserem Koordinator und den Freiwilligen, und das hatte es in sich! Wir sind nämlich auf den Vulkan „Malinche“ gestiegen. Der „Malinche“ ist mit 4420m der sechsthöchste Berg in Mexiko und schon seit längerer Zeit erloschen. Wir haben uns morgens um sechs Uhr getroffen, da auch noch eine Stunde Fahrtzeit vor uns lag. Mit guter Laune und Stimmung machten wir uns dann an den Aufstieg. Die erste halbe Stunde war ein bisschen schwierig, da man sich erstmal an die Höhe und die dünnere Luft gewöhnen musste. Es ging relativ steil durch den Wald bergauf. Nach einiger Zeit, gefüllt mit vielen interessanten Gesprächen und guten Witzen kamen wir langsam an die Baumgrenze, von dort waren es noch ca. 500 Höhenmeter bis zur Spitze. Wir machten direkt oberhalb der Baumgrenze Rast, aßen zu Mittag und Alejandro gab uns ein paar Informationen über das Zwischenseminar, was Ende Februar stattfinden sollte. Da einige Mitfreiwillige ein bisschen Probleme mit der Höhe hatten entschieden wir uns noch auf die nächste Anhöhe, also auf knapp über 4000m hinaufzusteigen und uns danach auf den Rückweg zu machen. Ich wäre auch gerne noch höher gestiegen, aber das wird dann wohl ein andermal sein. Aber von dieser Anhöhe hatte man einen unglaublichen Ausblick, aber seht selbst!
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Danach machten wir uns mit guter Laune an den Abstieg. Unten angekommen wurden David, Maya, Julian und ich von Emilio, Davids Gastbruder abgeholt und wir fuhren zu der Ranch von Emilios Onkel. Dort verbrachten wir einen netten Abend. Am nächsten Tag frühstückten wir auf dem Markt in der nächsten Stadt, Huamantla, und danach waren wir mittags reiten. Ich als absoluter Reitanfänger habe auch schnell meine ersten interessanten Erfahrungen mit dem Reiten gemacht :P Mein Pferd war ein klein bisschen bockig und erkannte schnell, dass es mit mir einen sehr unerfahrenen Reiter hatte, fing an zu bocken und sich aufzubäumen und ging mit mir durch… Im letzten Moment bevor es mich sowieso abgeworfen hätte, sprang ich rücklings ab und landete unversehrt auf dem Boden. Nur ein bisschen überrascht wegen der ganzen Situation war ich. Laut meinen Mitfreiwilligen und Emilio sah das Ganze ziemlich spektakulär aus. Danach tauschten David und ich die Pferde und ritten weiter. Die restliche Strecke verlief vergleichsweise ruhig :P
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Nach unserem Ausritt fuhren wir zu der Ranch eines guten Freundes von Emilio um zu Mittag zu essen. Es gab ein Essen was auf eine sehr spezielle Art und Weise zubereitet wurde. Und zwar wurde eine Pflugscheibe auf einem Gestell über einem Gasbrenner platziert und dann Kartoffeln, Zwiebeln, Rindfleisch, Schweinefleisch, Chorizo, Speck, Paprika, Jalapeño angebraten und am Ende wird noch Bier hinzugegeben. Ich hatte erwartet, dass es gut schmeckt, war dann aber trotzdem überrascht, da es wirklich köstlich war. Nach dem Essen fuhren wir dann nach Puebla zurück.
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Am Donnerstag, den 20.02. hatte dann David Geburtstag. Und sein Plan war es am Tag vorher mit einigen Mitfreiwilligen, mir inklusive, im Bus nach Mazunte (in der Nähe von Puerto Escondido, Oaxaca) zu fahren, am Strand seinen Geburtstag zu feiern und dann sonntags zurückzufahren. Emilio ist am Wochenende davor schon hingefahren. Am Dienstagabend sind dann Julian und David mit dem Bus nach der Arbeit die 15 Stunden nach Puerto Escondido gefahren, wo Emilio sie abgeholt hat. Maya und ich wollten dann am Mittwochabend nachfahren, da wir nur donnerstags und freitags freibekommen haben. Dann stehen wir abends dort an dem „Busbahnhof“, was eigentlich eher ein kleiner Stand direkt an der Autobahn war, und uns wurde gesagt, dass der Bus heute nicht fährt, weil es nicht genug Passagiere gibt, und sich die Fahrt nicht lohnen würde. Also entschieden wir uns erst mit einem Bus nach Oaxaca-Stadt zu fahren, dort umzusteigen und dann mit dem nächsten Bus nach Puerto Escondido zu fahren. Der Bus nach Oaxaca-Stadt sollte allerdings auch erst drei Stunden nach dem Bus fahren, den wir ursprünglich nehmen wollten, und hatte dann auch noch eine Stunde Verspätung. Er kam also erst um halb eins in der Nacht an, und wir freuten uns schon darauf im Bus schlafen zu können. Aber nix da. Als wir am Einsteigen waren teilte uns der Busfahrer mit, dass der Bus komplett besetzt ist, aber sie paar Hocker an Bord haben, auf welchen wir es uns dann im Gang bequem machen können. Also saßen dann insgesamt 10 Leute auf Plastikhockern im Gang des Busses. Die Laune bei Maya und mir war trotzdem noch relativ gut. Da das Licht im Bus noch an war, holte Maya ihr Buch aus der Tasche und wollte gerade anfangen zu lesen, doch der Busfahrer machte gerade in diesem Moment das Licht im Bus aus :P Naja nach einer ca. fünfstündigen Fahrt kamen wir dann morgens um halb sechs in Oaxaca-Stadt an und fanden auch sofort einen Bus der nach Puerto Escondido weiterfährt, stiegen dort ein und konnten immerhin anfangs ein bisschen dösen. Um 12:30 kamen wir dann endlich an und wurden abgeholt und sind nach Mazunte gefahren und haben Davids Geburtstag gefeiert. Insgesamt waren dann Emilio mit einem Freund namens Marcel, Julian, Maya, David und ich da. Geschlafen haben wir in einer Herberge mit einem tollen Ausblick auf die Bucht Mazuntes. Wir verbrachten das Wochenende am Strand, haben uns Sonnenbrände geholt, und es uns sehr gut gehen lassen. Hier ein paar Eindrücke:
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Am Samstagabend ging es dann zurück, wir übernachteten wieder, wie im Winterurlaub, in San José del Pacifico und kamen dann sonntagabends an.
Am folgenden Mittwoch wechselte ich dann meine Gastfamilie und meine Einsatzstelle, da ich mit meiner Gastfamilie nicht ganz so gut klarkam und auf meiner Einsatzstelle nicht wirklich eingebunden bzw. gebraucht wurde. Meine neue Gastfamilie bestand aus meiner Gastmutter Maricarmen und ihren vier Kindern Agustín, Roberto, Fer und Mary. Allerdings sind meine Gastgeschwister schon alle über 30 Jahre alt und es wohnt nur noch Agustín mit seiner Mutter in dem Haus, in welches ich einzog. Zudem leben in dem Haus auch noch drei Hunde, zwei Huskies und ein Labrador.
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Am Freitag dieser Woche fuhren wir sehr früh morgens los auf das Zwischenseminar in den Bundesstaat San Luís Potosí in der Gegend Huasteca Potosina. Nach so 12 Stunden Autofahrt kamen wir dort an.
Wir waren dort mitten im Dschungel in Hütten untergebracht, insgesamt waren wir dreizehn Freiwillige mit unserem Koordinator Alejandro und einem Guide namens Toñito, der uns ein bisschen die Gegend zeigen sollte.
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Am ersten Tag dort fuhren wir zur „Puente de Díos“ (übersetzt: Brücke Gottes), das sind Wasserfälle mit Bademöglichkeiten mitten im Dschungel. Zudem kann man dort auch noch in ein paar Höhlen herumschwimmen. Ein wunderschöner Ort. Wir waren den ganzen Vormittag dort und fuhren dann nachmittags zurück zu unserer Unterkunft und hatten dann Programm, sprich Seminarthemen.
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Generell war der Plan immer morgens relativ früh aufzustehen und dann ein paar Ausflüge machen und dann nachmittags/abends zu arbeiten. Am Sonntag haben wir einen surrealistischen Garten besichtigt, der von einem Schotten namens Edward James dort im letzten Jahrhundert erbaut wurde. Da stehen auch einige sehr beeindruckende Gebilde und es fließt auch ein Fluss durch den Garten, in dem man baden kann. Es ist zwar eiskalt, aber es war es definitiv wert reinzuspringen. Am Nachmittag haben einige Mitfreiwillige von mir Präsentationen gehalten. Jeder Freiwillige musste in einer Gruppe eine Präsentation über ein selbstgewähltes Thema halten. Meine Gruppe bestand aus David, Julian und meiner Wenigkeit und unser Thema war „Redewendungen und der Ursprung des mexikanischen Slang“, mussten es aber erst am folgenden Abend vorstellen. Das Thema war definitiv interessant, vor allem, weil die mexikanische Sprache von den Redewendungen und dem Slang lebt, und auch von sozialer Schicht zu sozialer Schicht unterschiedlich sind.
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Am Montag standen wir um fünf Uhr morgens auf, natürlich sind wir am Abend davor sehr früh ins Bett gegangen und waren sehr ausgeschlafen (nicht). Wir fuhren also anderthalb Stunden zu einer Art Höhle in welcher viele Schwalben wohnen. Also eigentlich ist das eher ein Loch, was um die 500m tief ist, und jeden Morgen, wenn die Sonne aufgeht fliegen die Schwalben Bögen ziehend nach oben aus dem Loch hinaus. Wir kamen allerdings ein paar Minuten zu spät an und sahen nur noch wenige Vögel die aus diesem Loch flogen. Man konnte sich auch dem Abgrund abgesichert annähern, um mal hinunterschauen zu können.
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Danach fuhren wir weiter an einen türkisblauen Fluss, um dort eine Kanutour zu machen. Das Wetter war super und das Wasser war angenehm kalt. Und so fuhren wir den Fluss entlang, lieferten uns Wasserschlachten mit anderen Gruppen und die Stimmung war super, trotz des Schlafmangels welchen wir uns angearbeitet hatten. Wir hielten an einer Stelle an, von der man normalerweise einen Wasserfall sehen kann, allerdings gab es keinen Wasserfall, da einfach nicht genug Wasser da war. Später hielten wir nochmal an einer relativ großen Höhle, die auch bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt war und badeten dort auch nochmal.
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Abends hielten David, Julian und ich dann unsere Präsentation und wir feierten alle zusammen eine kleine Abschlussfeier, da es der letzte Abend des Seminars war. Am nächsten morgen hatten wir noch eine kleine Feedbackrunde und machten uns auf den Heimweg, für den Wir vierzehn Stunden brauchten und dann mitten in der Nacht ankamen. Am nächsten Tag hatten wir alle frei, weswegen ich erst an dem Donnerstag meinen ersten Arbeitstag in der neuen Einsatzstelle hatte.
Die Einsatzstelle ist eine Schule namens „Instituto Nobel“ für überwiegend arme Kinder mit schwierigen Familiensituationen in einer eher ländlichen Gegend. Und das „Schulgebäude“ war das Haus der Gründerin, die dort bis auf zwei Schlafzimmer alle Räume in Klassenzimmer umgebaut hatte, und auch im Garten wurde unterrichtet. Die ersten beiden Arbeitstage wurde mir alles gezeigt und auch wie der Unterricht ablaufen sollte. Am Dritten wurde mir dann die Verantwortung für die vierte Klasse übertragen, sprich ich musste Geografie-, Mathe-, Spanisch-, Sport-, Musik-, und Naturwissenschaftsunterricht geben, und zudem gab ich Klavierunterricht für Schüler aller Jahrgangsstufen, da die Schule ein Keyboard hatte. Mein Klassenzimmer befand sich im Garten und bestand aus Styroporwänden und Wellblechdach. Also wurde ich sofort komplett eingespannt, und es hat mir wirklich Spaß gemacht, auch wenn es, im Vergleich zu meiner vorherigen Arbeitsstelle sehr anstrengend war. Mit den Schülern und Kollegen kam ich relativ gut klar. Meine Arbeitszeit ging immer von acht Uhr morgens bis halb vier nachmittags. Auch wenn ich nach der Arbeit erstmal komplett fertig war, war ich glücklich, denn mit meiner neuen Gastfamilie verstand ich mich super und auch die Arbeit hat mir Spaß gemacht, zudem war es schön warm, rundum war ich sehr gut drauf.
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Doch diese gute Laune verflog dann ziemlich schnell, da wir am 16.03. die Nachricht aus Deutschland bekamen, dass wir alle in den nächsten Tagen wegen der Covid-19-Krise nach Deutschland zurückfliegen müssen. Zu dem Zeitpunkt hatte niemand damit gerechnet. Am folgenden Tag bekamen wir dann unsere Flugdaten, wir sollten am Samstag, den 21.03. zurückfliegen. Wir hatten also fünf Tage um zu versuchen uns von allen zu verabschieden, Sachen zu packen, ein paar Sachen zu kaufen und eine kleine Abschiedsfeier zu feiern. Wirklich glauben oder realisieren konnte es keiner von uns.
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Trotz der unglücklichen Situation versuchten wir das Beste draus zu machen, sogar noch am Flughafen 😉
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Nach einem ruhigen Flug mit Zwischenstopp in Paris kamen wir dann am Sonntag in Deutschland an und das Abenteuer Mexiko war damit beendet.
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Das ist dann auch mein letzter Blogeintrag. Vielen Dank an alle die diesen Blog gelesen, mir Feedback gegeben und mich finanziell unterstützt haben, an meine ehemaligen Mitfreiwilligen und Freunde in Mexiko, es war eine extrem schöne Zeit, die ich nie vergessen werde, schade, dass sie so früh und abrupt enden musste.
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danielpreukschat · 6 years
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Sechs Richtige
Bis zu diesem Morgen war Gustav Kutschinskis Lebensweg so geradlinig verlaufen, wie die Strecke, die ein Raketenauto auf einem Salzsee zurücklegt.  Und zunächst hatte es auch heute so ausgesehen, als wäre keine Richtungsänderung in Sicht. Lisbeths Schnarchen hatte ihn gegen halb sieben geweckt, und war damit, wie täglich in den siebenundzwanzig Jahren ihres gemeinsamen Betthütens, dem Wecker eine Viertelstunde zuvorgekommen. (Merkwürdigerweise erreichte ihr grunzartiges Schnarren zu dieser Stunde seinen Höhepunkt, so als würde Lise einen Endspurt hinlegen, im wahrsten Sinne des Wortes.)
Er war dann aufgestanden, noch halbschlafend, war in seine Schlappen geschlüpft und Richtung Bad geschlurft, wo er  geduscht, und  sich die Zähne mit einer triclosanhaltigen Zahncreme geputzt hatte.  Er hatte sich dem Elektrorasierer hingegeben, und mit Hilfe von Pomade und einem Kamm, den genetischen Ausfall auf seinem Haupt für erste Blicke unsichtbar gemacht. Nach Beendigung der allmorgendlichen Instandsetzungsprozedur war er der Kaffefährte, die sich beim Öffnen der Tür in das Bouquet seines Rasierwassers gemengt hatte, in die Küche gefolgt. Dort hatte ihm Lise, mittlerweile zu wandelnder Sanftmütigkeit mutiert, mit einem „Guten Morgen, mein Liebster“, das selbst einen Lethargiker in Geburtstagslaune versetzt hätte, die Zeitung übergeben, um ihn dann im Bad abzulösen.
Gustav hatte den wartenden Toast getoastet und Kaffe in einen Becher mit einem Bild vom Weihnachtsmann gefüllt, und sich dann dem Lokalteil gewidmet. Und wie sonst auch hätte er sich dann wohl nach Verzehr der gebutterten Weißbrotscheiben  Mantel und Aktentasche geschnappt, hätte dem Surren des Föns ein „Bis heute Abend“ entgegengebrummt  und das Haus verlassen, um die Elektronikabteilung in einem Kaufhaus zu leiten.
Wäre da nicht dieser Artikel gewesen.
Dieser hatte, nur ein paar Zeilen lang, auf der Rückseite des Blattes, zwischen der Ankündigung eines Elternabends und der Annonce eines Juweliers auf ihn gelauert. Von einem „tragischen Ableben“ war da in der Überschrift die Rede: Einen Mann hatte das Schicksal ereilt, dass sein Ausscheiden aus dem Arbeits- mit dem Austritt aus seinem übrigen Leben auf einen Tag gefallen war. Der Beinah-Rentner war während der Pensionierungsfeierlichkeiten zusammengebrochen, als sein Herz zu schlagen aufgehört hatte.
Der Artikel hatte Gustav getroffen wie eine zufällig seinen Weg kreuzende Schiffschaukel. Strom war auf jungfräuliche Nervenbahnen umgeleitet, brachliegende Synapsen waren reaktiviert worden. Wäre es ganz still gewesen hätte man vielleicht sogar ein leises Knacken in seinem Schädel hören können, als die Impulse ihren overkill erreichten, der Hebel umgelegt wurde und der Realitätssinn dem Wahn wich. Ein absurdes Funkeln war in seine Augen getreten.
Jenes Glitzern hielt auch jetzt, fünf Stunden später noch an, und fand in dem bläulichen Schein, der über die Wände  wanderte, seine Erwiderung. Gustav trank Kaffee, so schwarz wie die Lockenperücke, die ihm, zusammen mit einer schlechten Ray Ban – Imitation, eher als Verkleidung denn als Maskierung diente. Auf seinem Schoß ruhten die beiden Waffen, mit denen er heute Mittag in die Bank gestürmt war wie ein Pistolero. Ein Pistolero aus dem Frankreich des 17.Jahrhunderts wohlgemerkt, denn aus dieser Zeit stammten die beiden Musketen, die er, im Rausch seines neu erlangten Bewußtseinszustandes ihrem schmückenden Dasein an der Wand seines Wohnzimmers zweckentfremdet hatte. Und obwohl beide vermutlich funktionstüchtig waren, so waren sie natürlich nicht geladen, und hätten wohl auch eher für Gelächter als für großartigen Aufruhr gesorgt. Wäre da nicht Herr Beukel gewesen, seines Zeichens Leiter der Bank, welcher, teils aufgrund seines Pflichterfüllungsdranges, teils aus simpler Schreckhaftigkeit, den stillen Alarm bereits ausgelöst hatte, bevor das Wort „Überfall“ Gustav überhaupt entkroicht war.
Und so war es gekommen, dass der Mann, der normalerweise Videorekorder unter den selbigen und Waffeleisen unter die Frau brachte, nun mit der Polizei um Lösegeld und Fluchtfahrzeug verhandelte.
Eigentlich ging es nur um das Fluchtfahrzeug, denn was die Kohle betraf hatte Gustav die Hoffnung den großen Coup zu landen schon Stunden zuvor aufgegeben, als er hatte feststellen müssen, dass die Bank, bargeldtechnisch, bis auf ein paar Tausender nicht sehr liquide war.
Und was Lösegeld anging, so war er nicht interessiert. Zwar hatte er beschlossen eine nicht ganz legale „Abzweigung“ zu nutzen, um seine Frührente einzustreichen, aber er war doch kein kaltblütiger Kidnapper - mochte dies dem vor der Tür auf ihn wartenden Sondereinsatzkommando und seinen Scharfschützen im Moment auch nicht sonderlich relevant vorkommen.
Aber im Bezug auf das Fluchtfahrzeug hatte Gustav äußerst konkrete Erwartungen: Bei dem Vehikel, das ihm im Sinne eines stilgerechten Abzugs buchstäblich vorschwebte, handelte es sich um das VA7095, auch „Habicht“ genannt - ein Senkrechtstarter der Marine. Davon, sich mit einem solchen Flugzeug in die Lüfte emporzuheben, inklusive eines Piloten natürlich, hatte er schließlich schon als kleiner Junge geträumt.
„Glauben Sie wirklich, dass die hier so ein Teil für sie einfliegen lassen?“ fragte ihn Frau Meißen, die Kassiererin, welche, ebenfalls Kaffee trinkend und rauchend, ihm gegenüber saß. „Warum nicht?“ entgegnete Gustav „Sie haben zwei davon oben am Meer stehen, das weiß ich genau. Davon können sie sicher einen entbehren, und der wäre dann in ein paar Stunden hier. Ich steig ein und wir jetten los.“ „Ja, und dann betätigen sie irgendwo den Schleudersitz und segeln unbetrübt in die Freiheit“ kam es von Herrn Kunze, einem Mann Mitte dreißig, dem Dritten im Trio der Angestellten. „Das habe ich nicht gesagt, aber trotzdem ein, schöner Gedanke.“ „Geben sie doch auf, dann…“ entfuhr es Herrn Beukel, als ihn das Klingeln des Telefons unterbrach. Der Musketier machte keine Anstalten den Hörer abzuheben. „Wollen Sie denn nicht drangehn?“, fragte ihn Frau Meißen. „Tun sie es doch! Bis der Flieger nicht da ist hab ich denen nichts zu sagen.“ Die Frau nahm den Hörer ab. Gustav begutachtete das Radio, das auf dem Tresen stand und tat seine Meinung kund, wie bei einem Verkaufsgespräch: „ Ein schönes Modell.  Etwas veraltet vielleicht. MP3 - Das ist die Zukunft!“ Er betätigte einen Schalter und Peter Maffays Stimme erklang: „Wölfe sterben niemals aus…“. „Sie sollen sich noch etwas gedulden!“, sagte Frau Meißen, die den Hörer wieder aufgelegt hatte.
Auch eine dreiviertel Stunde später noch, als deutschrockendes Sängertum durch die Stimme der Nachrichtensprecherin abgelöst wurde, hatte Gustav alle Zeit der Welt. „ Das ist eine Schande, was die da machen!“ kommentierte er eine Meldung, als plötzlich die Nachricht von einem offenbar geistig verwirrten Geiselnehmer das Bankinnere in Stille tauchte. Von„krank“und„gemeingefährlich“ war da die Rede. Doch noch während sich Gustavs Lippen öffneten, um seiner Empörung Luft zu machen, verschlug ihm etwas anderes erneut die Sprache. Die anderen schienen es auch zu hören und wie er darauf zu warten,  dass es vorüberging. Aber als alle glaubten, der Geräuschpegel müsse seinen Höhepunkt erreicht haben und nun ebenso schnell verebben, wie er herangewachsen war, türmte sich das Grollen zu einer immer größer werdenden Woge, bis letztlich der Lärm von 27 000 Pfund Schubkraft die Ohren betäubte und ihr Licht alles in ein gleißendes Weiß verwandelte(Gustav war dank seiner Sonnenbrille der Einzige, dem das Schauspiel des sich herabsenkenden Vogels zu teil wurde). Die Triebwerke  erloschen, jedoch nicht ohne durch ein nicht weniger bedrohliches Pfeifen weiterhin von ihrer Bereitschaft zu künden.
Gustav erhob sich: „Time to go! “ schallerte er, hob seine Pseudo-Waffen, so daß es aussah, als wappne er sich für ein altertümliches Duell, und wollte gerade den ersten Schritt in Richtung seines aeronautischen Feuerrosses machen, als ihn ein anderes Geräusch zur Salzsäule erstarren ließ. Er brauchte ein paar Millisekunden, bis ihm gewahr wurde, dass es die Lautsprecher des Radios waren, aus denen Medusas Stimme diesen Code rezitierte der ihm seit siebenundzwanzig Jahren so vertraut war (Schließlich handelte es sich bei den Zahlen um das Datum seiner und Lisbeths Hochzeit, gepaart mit ihren Geburtsdaten). Und die Stimme warf wie Feuerwerkskörper jede der Ziffern in den Raum, deren Kreuz er seit jenem Tag auf den Lottoscheinen des Landes gemacht hatte.
Das Telefon klingelte.
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zauberschrift · 5 years
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//
war ich bevor ich dich traf
niemals im begriff zu erfassen
was du mir geben wirst
ist das unbegreiflichste
war ich bevor ich dich traf
ein halb erloschenes licht
im meer aus laternen
sah ich um mich nur dunkelheit
war ich bevor ich dich traf
so in mir versunken
ein anker der liebe
drückte mich zu boden
war ich bevor ich dich traf
nicht in der lage zu geben
was in mir so groß
mich von innen zerfraß
war ich bevor ich dich traf
ein rastloses herz
voll hoffnung und halt
war ich nachdem ich dich traf
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photospoemsthings · 7 years
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Novellenfragment - Auszug
Der Besitzer beschloss, das Hotel zu schließen. Wir nahmen keine neuen Buchungen mehr an. Nach und nach leerten sich die Gänge und der Speisesaal völlig. In einigen Zimmern fehlten die Bibeln in der Kommode am Bett – wer wohl tatsächlich darin gelesen hatte? Jetzt, da sich die Schließung des Hotels auch unter den Gästen herumgesprochen hatte, wurden auch diese nachlässig. Auch andere Einrichtungsgegenstände verschwanden. Der ganze Komplex war dem Verfall begriffen, die vielen Sinnzusammenhänge die diese Gegenstände gestiftet hatten: Das extravagant geschwungene Besteck, die zerlesenen Bücher im Regal in der Lobby, die Handtücher auf den Zimmer, die weißen Bettlaken. Ich ging abwesend, ohne wirkliche Aufgabe und wie auf Zehnspitzen durch die Gänge. An den hellgelb gestrichenen Wänden hingen Bilderrahmen, entkernt, ohne Bilder darin und die Gäste verschwanden mit ausgebeulten Reisetaschen. Zuletzt hing nur noch die kleinformatige Kopie eines Gemäldes: Es zeigte, hunderte Männer mit schwarzen Hüten, verteilt über das Bild schwebend, zum Himmel strebend oder wie Regen fallend, vor einer Kleinstadtkulisse mit roten Dächern und geweißelten Hausfassaden. Das war alles, was übrig war. Das Personal, wir alle nahmen das teilnahmslos hin. Irgendwann fiel auch die Heizung aus. Und zuletzt der Strom. Das Licht fiel vergiftet zu Boden, meine Mimik. Die Luft hörte auf atembar zu worden. Die Fenster lagen schwarz gähnend wie Höhlen in der Fassade. Der rote Teppich vor dem Eingangsportal wurde aufgerollt. Ich erschien eines Morgens einfach nicht mehr zu meiner Arbeit. Und alles war erloschen.
Ich haderte mit mir. Ein Anruf bei meinen Eltern würde genügen. Ich könnte meine Sachen packen, am Automaten ein Zugticket ziehen und wäre noch am selben Abend in der Stadt meiner Eltern. Sie würden sagen: „Du findest etwas. Wir werden sehen.“ Und ich würde beobachten und versuchen zu sehen – irgendwas, einen Standpunkt, von dem ich alles überblicken könnte. Die öde Landschaft meines Lebens und die Berge an denen sich der Schall bricht und das Gras, das der Erde ihr Grün entzieht und die Sterne, die es nicht schaffen, aus ihren Bahnen zu brechen.
Ich fand das Mädchen erneut. Um die Mittagszeit im November auf einer Bank neben dem Kino sitzend.
„Ihre Mittagspause?“, fragte ich. Sie blickte von ihrem Buch auf. Sie zog ihre Schultern nach hinten und sah mich an. Ihr Haar war kürzer als noch vor Wochen und fiel über ihr rechtes Auge sodass ihr Blick nur halb war und viel weniger drängend. Glatt und blau und an der gedachten Linie meines Blickes abprallend. „Ja, ich habe nicht gut geschlafen. Ich dachte, es ist gut, etwas nach draußen zu gehen und still zu sein. Es war halbvier, da bin ich aufgewacht und wusste nicht, wo ich bin. Obwohl ich doch seit Jahren hier lebe.“ Ich hörte ihr nicht wirklich zu. Ich sah auf ihr Schuhe, schwarz und aus Lack. Und auf den breiten, zimtfarbenen Schaal, den sie sich um ihren zarten, blassen Hals geschwungen hatte. Ich fröstelte. Es war wie immer ein kalter Herbsttag. Die Luft war weich und der Wind hatte viel Nässe geschluckt. Der Himmel war eine strukturlose, weiße Fläche. Ein zugefrorener See ohne Spuren. „Darf ich fragen, was war das für ein Kino und was haben sie darin gesehen?“, brach es aus mir hervor. Sogleich fühlte ich mich schlecht, schämte mich, weil ich so wenig aus sie eingegangen war. Ebenso hätte ich fragen können: „Wie geht es ihnen?“ Eine inhaltslose Frage, die nichts aussagt, wie jeder weiß. Die man stellte, um Fragen zu stellen und wenn man nicht Antworten interessiert ist, weil Fragen das sind, auf das es ankommt. Das war so eine Haltung (von vielen), ich wusste nicht, wie ich sie finden sollte
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