Tumgik
#Abhängigkeitssyndrom
agatha-abstinent · 7 years
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Tag 959 / Ein Bett im Herbstlaub zu verschenken
Es passiert direkt vor unseren Augen. Aber ich wollte das ja auch nicht sehen. Konnte es vielleicht nicht. Weil es mich direkt betraf. Weil die Konsequenz hätte daraus gezogen werden müssen. Viel früher als 2014.
Es passiert direkt vor unseren Augen. Dort schiebt ein Mann mit eingenässter Hose alles, was ihm noch geblieben ist, in einem Einkaufswagen vor sich her. In manchen Obdachlosenheimen herrscht Alkoholverbot. Wer auffällig wird, fliegt raus. Wer nicht trocken werden, trocken bleiben kann, ist verloren.
Es passiert vor unseren Augen. Doch das junge Fräulein in meinem Praktikum möchte mit ihrem Veganismus die Welt retten. Klima, Ökobilanz, Wasserverbrauch. Und es sterben ja auch die meisten Menschen weltweit wegen Umweltverschmutzung, wie eine neue Studie sagt. Sie sterben an Schadstoffen in der Luft, im Wasser und im Boden. Aber doch nicht in Deutschland! In Deutschland fügen wir uns die Schadstoffe selbst zu. In Deutschland, in deutschen Krankenhäusern ist die am zweithäufigsten gestellte Diagnose: "psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol", F10 (ICD-Code).
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Jay-Jay Johanson On the other side https://www.youtube.com/watch?v=0JOISI-I808
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elliepassmore · 3 years
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Charité: Hoffnung und Shicksal Kritik
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5/5 stars Empfohlen für Leute, die mögen: Charité (TV show), Medizin, mehrere Gesichtspunkte, historische Fiktion 5/5 Sternen Empfohlen für Leute, die mögen: Charité (TV-Show), Medizin, mehrere Gesichtspunkte, historische Fiktion Notiz: ich lese Deutsch viel besser dann ich es schreibe, diese Kritik darf Fehler enthalten. Ich begrüße Kommentare mit Verbesserungen. Ich mag die Charité TV Show auf Netflix und war sehr glücklich zu ein Charité Buchserien gefunden. Hoffnung und Shicksal beginnt 1831 in Berlin und folgt vier Hauptcharaktere über einige Jahre. Der Überblick erwähnte nur die Cholera-Epidemie, was mich sehr interessiert hat, aber es war nur ein kleiner Teil des Buches. Meistens passiert es nach der Epidemie, was in Ordnung ist…aber es erzeugt falsche Erwartungen, wenn nur die Epidemie erwähnt wird. Ich lese jedoch gern darüber die Charaktere und die Medizin. Das Lesen über die medizinischen Neuerungen war sehr interessant und aufschlussreich. Ich mag Medizin aber ich weiß nur ein bisschen Krankengeschichte, so bot dieses Buch (und die Notiz des Autors) einen Einsicht an. Wir sehen die Operationen und die Bedingungen im Krankenhaus. Natürlich es ist meistens von dem Gesichtspunkt von Ärzten und Pflegerin, aber auch es gibt einige Patienten Gesichtspunkte. Für Charaktere, Elisabeth ist eine neue Pflegerin und weihte sehr mit ihre Arbeit ein. Es ist klar von Anfang, dass sie klug ist und ein großes Herz hat. Sie ist gut mit ihren Patienten, die Schweikert als ein Gegensatz zu anderen Pflegern benutzt. Auch sie hat ein intuitives Verständnis der Medizin. Ich mag das über sie, aber der Gegensatz mit anderen Pflegern macht eine bisschen ‚Mary Sue‘ Rolle für sie. Sie ist nicht gänzlich eine ‚Mary Sue‘ und sie macht Fehler und hat Tiefpunkte wie die anderen Charaktere. Wirklich, ich fühle mich schlecht für sie, besonders mit ihrer Familie, und verstehe warum sie die Entscheidungen trifft, die sie trifft. Ich denke, ihr Ende war gut und es passt sie. Martha war eine Hebamme in Berlin, die bald ihre Arbeit in die Charité anfing. Ihr neuer Job war eine komplette Umkehrung von einer Hebamme sein, was mir gefiel. Ihre Aufgabe wie die „Totenfrau“ war auch etwas mir gefiel. So kaum sehen wir Frauen in dieser Aufgabe, besonders nicht, wenn es so verschmutzt ist sie wie im Buch, also war es schön zu gesehen. Ihre Beziehung zu ihrem Sohn ist sehr stark und deutlich wird sie etwas für ihm tun. Ich liebe auch ihre und Elisabeths Freundschaft. Die beiden leisten gute Arbeit, um sich gegenseitig zu unterstützen, was angesichts des Altersunterschieds besonders schön war. Ich liebe auch Ludovica. Wie die anderen Charaktere war sie sehr intelligent und neugierig. Sie hat eine Lebensfreude, die im Gegensatz zu ihrer unglücklichen Ehe steht. Ich denke, sie hätte weit gehen können, besonders wenn, wie Elisabeth und Martha, sie die Chance zu Medizin üben hatte. Ich mag ihre und Dieffenbachs Freundschaft sowie ihre und Elisabeths wachsend Freundschaft. Aber, es ist so unfair wie ihre Geschichte endet. *SPOILER, SKIP TO NEXT PARAGRAPH* Ich bin eigentlich etwa sauer über es. Ihr Tod ist das blödeste Ding. Ein Pferdtritt? Wirklich?! Und, hätte unter so vielen Kleidungsschichten wirklich es Haut gebrochen? Und warum besucht ein anderer Arzt nicht? Es fühlt wie ein fauler Weg zu ihre Geschichte einzumummeln. *SPOILER END* Ich mag und mag nicht Dieffenbach. Er ist einen guten Arzt, aber einen schlechten Ehemann. Er ist ein besserer Mensch im Krankenhaus denn zu Hause. Er ermutigt Arzte und Pfleger*innen gleicherweise. Auch war er in Gesundheitswesen und er könnte tatsächlich etwas dagegen tun, weil seine Aufgabe wie Geheimrat. Ich denke, hätte Alexander die wenigste Erzählkapitel. Er ist rau an dem Anfang, aber er erwacht in einer besseren Person hinein. Ich werde sagen: er ist sehr von seinem Privileg bewusst. Er kennt das er hat Möglichkeiten, die andere nicht haben, weil er ein Mann ist. Ich mag sein und Elisabeths später Interaktionen. Sie machen zusammen Sinn. Jetzt habe ich eine Ausflucht zu Charité die Fernsehsendung reden! Weiß nicht wenn es auf den Bücher gründet oder andersherum. Trotzdem, wenn Sie dies Buch mögen, mögen Sie die Fernsehsendung. Jede Staffel ist einzige Zeitspanne und, wie das Buch, manche Menschen sind echt und manche sind fiktional. Es ist angemessene genug mit Repräsentation; alle drei Staffeln haben LGBTQ+ Charaktere. Sie alle haben auch gute Behinderungen-Repräsentation; Staffel 1 hat Abhängigkeitssyndrom, Staffel 2 hat Prosthese-Benutzer und Geisteskrankheit, und Staffel 3 hat unheilbare Krankheit. Ich vorschlage es definitiv.
Staffel 1 *SPOILER* hat der ‚begrabe die Schwulen‘-Tropus *SPOILER END*, aber das ist die einzige Staffel mit das und die drei Staffeln nicht verbinden, so es ist einfach zu vermeiden.
Abzug-Warnung/TW: Staffel 2 beschäftigt sich mit Nazi medizinischen Experimenten, meistens mit Kindern.
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yo24hua-base · 4 years
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📇:Wertevorstellungen und Forderungen:
Entkriminalisierung, ist ein in der rechtspolitischen Diskussion und der Strafrechtsreform gebrauchter Begriff. Die Forderung nach “Entkriminalisierung” geht dahin, bestimmte Verhaltensweisen nicht mehr mit Strafe (und der damit verbundenen besonderen Missbilligung durch die Rechtsgemeinschaft) zu belegen.
Harm Reduction [“Schadensminimierung” (Abhängigkeitssyndrom)], [oftmals zusammen geschrieben: “HarmReduction”]: Schadensminimierung, -reduzierung oder -minderung (engl.: harm minimization bzw. -reduction) stellt ein Konzept dar, das die Abnahme der mit einem Drogenkonsum oder Pathologischen Spielen verbundenen Risiken und Gesundheitsgefährdungen zum Ziel hat. Unter den Begriff Schadensminimierung fallen Maßnahmen, die diese Risiken senken, ohne dass sie unmittelbar oder unbedingt zur Substanz- bzw. Impulsfreiheit beitragen müssen.
Legalisierung, bezeichnet die vollständige Aufhebung eines Verbots, nicht aber eine Entkriminalisierung, d. h. die Herabstufung einer Straftat zur Ordnungswidrigkeit mit der Folge, dass das bislang als „illegal“ Bewertete als „irregulär“ gilt.
Legalisierung von Drogen, Die Legalisierung des Konsums, des Besitzes, der Produktion und der Weitergabe von illegalen Drogen ist ein viel diskutiertes Thema in der Drogenpolitik. Der Debatten Schwerpunkt liegt auf der Legalisierung sogenannter „weicher Drogen“ wie bestimmter Cannabis-Produkte, doch auch die Legalisierung sogenannter „harter Drogen“ wird diskutiert.
Regulierung, in diesen Fall Marktregulierung und Schadensregulierung. * Unter Marktregulierung (oder Markteingriff) versteht man im Rahmen der Prozesspolitik die staatliche Überwachung und Kontrolle des Marktgeschehens und der Marktentwicklung sowie die Beeinflussung des Marktverhaltens der Marktteilnehmer durch Rechtsnormen und Einschaltung spezifischer Regulierungsbehörden zwecks Erfüllung der Staatsziele. * Schadensregulierung. Eine Schadensregulierung oder Schadensabwicklung beschreibt den gesamten Ablauf nach einem Schaden, durch den der Schadenersatz gegenüber der geschädigten Person oder Institution geleistet wird. * Bei der Schadensregulierung durch Drogenrepression geschädigter Personen, sollen nach Drogenlegalisierungen mindestens diejenigen Menschen die durch die Repressiven Massnahmen der Drogenpolitik geschädigt worden sind, wie zum Beispiel Drogenhäftlinge durch Haftentlassung und Soziale Beihilfe, entschädigt werden.
Selbstbestimmung (Autonomie), (“Eigengesetzlichkeit”, “Selbstständigkeit”), bezeichnet man den Zustand der Selbstbestimmung, Unabhängigkeit (Souveränität), Selbstverwaltung oder Entscheidungs- bzw. Handlungsfreiheit.
Selbstbestimmungstheorie, ist eine sowohl prozess- als auch inhaltsorientierte Motivationstheorie. Nach dieser Theorie hängt die Motivation für ein bestimmtes Verhalten immer davon ab, inwieweit die drei psychologischen Grundbedürfnisse nach Kompetenz, sozialer Eingebundenheit und Autonomie befriedigt werden können.
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Stichworte: Deutsch (German); Drogen; Entkriminalisierung, Legalisierung, Regulierung.
Erstellt am: 24.07.2019, Zuletzt bearbeitet am: 08.10.2020, Version: Reddit-V2.
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theatermachtpolitik · 6 years
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[Otto Gross: Von geschlechtlicher Not ... 12.12. 19h München Sendlinger Kulturschmiede](http://raete-muenchen.de/otto-gross-von-geschlechtlicher-not-12-12-19h-muenchen-sendlinger-kulturschmiede "http://raete-muenchen.de/otto-gross-von-geschlechtlicher-not-12-12-19h-muenchen-sendlinger-kulturschmiede")
Otto Gross war ein früher Freud-Schüler und später bei C.G. Jung, am Monte Verità und in der Schwabinger Bohème, mit Erich Mühsam befreundet, auch in Berliner Cafès und anarchistischen Dichterkreisen …
bot Franziska Reventlow eine kostenlose Psychoanalyse und befragte seine GesprächspartnerInnen zu ihren sexuellen Träumen und Vorlieben, war, wie viele Ärzte (nicht nur damals) Morphinsüchtig … und hatte einen schwierigen Vater …
aber noch mal langsam:
Geboren 1877, das einzige Kind des namhaften österreichischen Juristen [Hans Gross](https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Gross_(Kriminologe) "Hans Gross (Kriminologe)") und seiner Ehefrau Adele, wuchs in [Graz](https://de.wikipedia.org/wiki/Graz "Graz") auf, besuchte [Privatschulen](https://de.wikipedia.org/wiki/Privatschule "Privatschule") und erhielt Unterricht durch [Privatlehrer](https://de.wikipedia.org/wiki/Privatlehrer "Privatlehrer"). (wikipedia folgend …)
Nach der [Matura](https://de.wikipedia.org/wiki/Matura "Matura") 1894 studierte Otto Gross an der [Universität Graz](https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Franzens-Universit%C3%A4t_Graz "Karl-Franzens-Universität Graz") zunächst [Zoologie](https://de.wikipedia.org/wiki/Zoologie "Zoologie") und [Botanik](https://de.wikipedia.org/wiki/Botanik "Botanik"), bald aber, auf Wunsch seines Vaters, [Medizin](https://de.wikipedia.org/wiki/Medizin "Medizin"). Im Sommersemester 1897 wechselte er an die [Universität München](https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_M%C3%BCnchen "Universität München").
Anschließend studierte er gleichzeitig an den Universitäten [Straßburg](https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Stra%C3%9Fburg "Universität Straßburg") und Graz. In Graz wurde er 1899 zum [Dr. med.](https://de.wikipedia.org/wiki/Dr.med. "Dr. med.") [promoviert](https://de.wikipedia.org/wiki/Promoviert "Promoviert"). 1905 reichte Gross dort seine [Habilitationsschrift](https://de.wikipedia.org/wiki/Habilitation "Habilitation") ein. Als [Privatdozent](https://de.wikipedia.org/wiki/Privatdozent "Privatdozent") für das Fach [Psychopathologie](https://de.wikipedia.org/wiki/Psychopathologie "Psychopathologie") hielt er im Wintersemester 1906/07 eine Vorlesung _Über die Freud’sche Ideogenitätslehre, die er zu einem Buch ausarbeitete.
1900 [heuerte](https://de.wikipedia.org/wiki/Heuer_(Schifffahrt) "Heuer (Schifffahrt)") er als Schiffsarzt bei der Hamburger [Deutschen Dampfschiffahrtsgesellschaft Kosmos](https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Dampfschiffahrtsgesellschaft_Kosmos "Deutsche Dampfschiffahrtsgesellschaft Kosmos") an, deren Schiffe nach Südamerika fuhren. Auf diesen Fahrten nahm Otto Gross zum ersten Mal die Droge [Kokain](https://de.wikipedia.org/wiki/Kokain "Kokain") – seine [Abhängigkeit](https://de.wikipedia.org/wiki/Abh%C3%A4ngigkeitssyndrom "Abhängigkeitssyndrom") begann. Nach der Rückkehr arbeitete er von 1901 bis 1902 als psychiatrischer Volontär- und Assistenzarzt bei von Gudden in München und bei [Gabriel Anton](https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Anton "Gabriel Anton") in Graz. Wegen seiner Drogenabhängigkeit ließ er sich 1902 in der [Psychiatrischen Klinik Burghölzli](https://de.wikipedia.org/wiki/Psychiatrische_Universit%C3%A4tsklinik_Z%C3%BCrich "Psychiatrische Universitätsklinik Zürich") in Zürich von [Eugen Bleuler](https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Bleuler "Eugen Bleuler") behandeln.
1903 heiratete er Frieda Schloffer, eine Nichte des Philosophen [Alois Riehl](https://de.wikipedia.org/wiki/Alois_Riehl "Alois Riehl"). Das Ehepaar reiste 1906 nach [Ascona](https://de.wikipedia.org/wiki/Ascona "Ascona"), wo Otto Gross in der Naturheilanstalt auf dem [Monte Verità](https://de.wikipedia.org/wiki/Monte_Verit%C3%A0 "Monte Verità") einen erneuten [Entzug](https://de.wikipedia.org/wiki/Entziehungskur "Entziehungskur") versuchte. Dort stellte er jenes Gift bereit, mit dem sich die Siedlerin [Paulette Charlotte Hattemer](https://de.wikipedia.org/wiki/Lotte_Hattemer "Lotte Hattemer")[1] das Leben nahm. In Ascona lernte er auch [Erich Mühsam](https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_M%C3%BChsam "Erich Mühsam") und [Johannes Nohl](https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Nohl "Johannes Nohl") kennen, die seine weitere Entwicklung beeinflussten. Am 1. September 1906 zog das Ehepaar nach München, und Otto Gross arbeitete als [Assistenzarzt](https://de.wikipedia.org/wiki/Assistenzarzt "Assistenzarzt") bei [Emil Kraepelin](https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Kraepelin "Emil Kraepelin"). Hier kam es zur Bekanntschaft mit [Johannes R. Becher](https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_R._Becher "Johannes R. Becher") als Patienten.
Dann folgt noch ein reichhaltiges Anarchisten-und Beziehungsleben …
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Gross
„Der Revolutionär von heute, der mit Hilfe der Psychologie des Unbewussten die Beziehungen der Geschlechter in einer freien und glückverheißenden Zukunft sieht, kämpft gegen die Vergewaltigung in ursprünglichster Form, gegen den Vater und gegen das Vaterrecht.“
Otto Gross
<http://www.ottogrossgesellschaft.com/>
dort unter Publikationen: „eine von Mühsam und Gross geplante Zeitschrift mit dem Titel: „Nachwuchs. Zeitschrift für psychologische Gesellschaftskritik“.
Siehe: Brief Mühsams an Karl Kraus, 16.5.1907, ferner Mühsam Verhaftung wegen Diebstahls, siehe IISG Amsterdam, Brupbacher, S. 142, mit einem „Rechenschaftsbericht“ Mühsams. – Die Verf. sieht Generationskonflikte als biografische Schlüssel zur Rebellion, S. 31 ff, stellt Begegnungsengramme im Mikrokosmos der Gegenkultur dar, S. 113 ff., und schildert in „Auf der Suche nach der ‚Neuen Welt’“ S.209 ff. Stadtfluchten, Modi der Anarchie und ,Utopias Schwangengesang‘.“
Otto Gross: Von geschlechtlicher Not zur sozialen Katastrophe
»Die Klinik des Psychoanalytikers umfaßt das ganze Leiden der Menschheit an sich selbst.«
»Es bleibt Otto Gross vorbehalten, von der Psychoanalyse ausgehend Schlußfolgerungen auf die ,kulturellen Perspektiven der Wissenschaft’ explizit zu formulieren. Den Schritt von der individuellen Neurose zum gesellschaftlichen Leid und damit auch zur Kritik an der bestehenden Gesellschaft, hat Otto Gross als erster unternommen.« Emanuel Hurwitz
Die Schriften des Psychoanalytikers und Anarchisten Otto Gross faszinieren noch heute, zielen seine Fragestellungen doch direkt ins Zentrum des menschlichen Erlebens. Beziehung, Sexualität, Ethik, Geschlechterdifferenz, Emanzipation der Frau sind die zentralen Themen, um die das Denken von Otto Gross kreist.
Er ist der erste – lange vor Reich, Marcuse, Fromm oder R.D. Laing – der die von Freud errichteten Grenzen der »Psychoanalytischen Bewegung« überschreitet und die wissenschaftlichen Schlußfolgerungen direkt auf die Gesellschaft anwendet.
Der Lebensweg von Otto Gross zeigt eine Linie auf, die weiterhin im Zentrum der gegenwärtigen Diskussion steht: die Frage der sozialen und politischen Ausrichtung der Psychoanalyse und -therapie; die Problematik antiautoritärer Erziehung sowie die Infragestellung patriarchalischer Familien- und Gesellschaftsstrukturen.
Von Freud kommt die Warnung: »Wir sind Ärzte, und Ärzte wollen wir auch bleiben!« Der Vater, der »bekannte Kriminalprofessor Hans Gross«, versucht, den unbotmäßigen Sohn entmündigen und in der Psychatrie internieren zu lassen.
Mit Otto Gross verbindet sich nicht nur das Entstehen der Sozialpsychologie, er wurde selbst zum »Fall«, zum Patienten einer kranken Gesellschaft. <https://edition-nautilus.de/programm/von-geschlechtlicher-not-zur-sozialen-katastrophe/>
Seine Diffamierung durch Freud und die Wieder-Entdeckung
Wie später bei Wilhelm Reich hatte Otto Gross eine Diffamierung durch Freud für seine politische Anwendung der Psychoanalyse-Grundgedanken zu erleiden.
weitere Quellen:
https://ottogross.org/
Welcome to the official website of the unofficial International Association for Otto Gross Studies, dedicated to the study of the psychoanalyst, physician, scientist, and revolutionary Dr. Otto Gross (1877–1920) — the first psychoanalyst to link his therapeutic work with revolutionary politics — and his influence on the intellectual development of the 20th century in psychoanalysis, revolutionary politics, philosophy, sociology, literature, and spirituality. To stay informed about events, articles, and items of interest regarding Otto Gross and his works, you are invited to join us by simply sending an email to [email protected] .
Sexual Revolution
Otto Gross, Psychoanalysis, and Culture
October 20-22, 2017, Moscow
click here for more info
#raete-muenchen #carl-gustav-jung #erich-muehsam #franz-jung #otto-gross #sigmund-freud #wilhelm-reich Quelle: [http://raete-muenchen.de/otto-gross-von-geschlechtlicher-not-12-12-19h-muenchen-sendlinger-kulturschmiede](http://raete-muenchen.de/otto-gross-von-geschlechtlicher-not-12-12-19h-muenchen-sendlinger-kulturschmiede "Permalink")
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agatha-abstinent · 6 years
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Tag 1155 / Every generation got the same disease
Von dem Mitte, Ende der 60er geborenen "Suchti" in meiner Rehaeinrichtung heute verabschiedet. An meinem letzten Tag wird er nicht da sein. Verabschiedung mit Umarmung. Mag ich grundsätzlich nicht so. Und noch weniger mit Männern. Aber unter "uns Suchtis" fand ich's ok.
Abends auf dem verspäteten Weg zur Selbsthilfegruppe aus meiner DBT-Wiedergabeliste auf dem Musikabspielgerät mit Abstinenzgravur "Every generation got its own disease" gehört. Innerlich widersprochen. Denn letztlich ist es egal, welche stoffgebundene oder welche stoffungebundene Sucht es ist. Hätten wir alle andere Krankheiten, würde AA nicht altersübergreifend und seit Generationen funktionieren. AA und all die anderen 12-Schritte-Gemeinschaften. Da, wo ich gleich sitzen werde, sind die Jüngsten Anfang 20 und die Ältesten Mitte 70. Manchmal ist die Altersspanne der Anwesenden enger, manchmal breiter. Ich glaube, jede Generation hat die gleiche Krankheit.
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Fury in the Slaughterhouse Every generation got its own disease https://www.youtube.com/watch?v=BE7TMhz1bNk
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agatha-abstinent · 7 years
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Tag 747 / Da ich ja gar nicht mehr abhängig bin, trinke ich jetzt einfach weniger. - Ein Rückfall ist keine Katastrophe, sondern erstmal nur ein Ausrutscher.
Sehr geehrte Frau XYZ,
Mitte Februar habe ich, derzeit trockene Alkoholikerin, den Rundbrief der DHS erhalten. Sowohl in der Email, als auch im Rundbrief werben Sie für die "Aktionswoche Alkohol" unter dem Motto "Weniger ist besser!" Mich triggert das. Für Suchtkranke ist "weniger" nicht besser. Für Suchtkranke ist "nichts" die einzige Überlebenschance. Wenn ich lese "Alkohol? Weniger ist besser!", wird mein Suchtgedächtnis aktiviert und ich komme auf fatale Ideen.
Ich verstehe nicht, dass Sie von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen überhaupt eine solche Alkohol-Promotion machen müssen, zumal es ja auch die Kampagne "Kenn dein Limit" der BZgA gibt.
Genauso irritierend ist für mich, dass Sie in der rechten Spalte auf Ihrer Website unter "Alkohol? Weniger ist besser!" aufmerksam machen für "Unabhängig im Alter - Suchtprobleme sind lösbar" und "Sucht am Arbeitsplatz". "Weniger", "unabhängig" und "Sucht" lese ich da wieder gefährlich nah beieinander, obwohl sie im Konflikt miteinander stehen.
Das Logo der "Aktionswoche Alkohol" zeigt mir, mit meinem Blick als Alkoholabhängige eine segnende Hand über einem Bier- und einem Weinglas. Für mich ist das ein Missbrauch der segnenden und behütenden Geste aus dem Christentum und anderen Religionen. Konsequenter wäre, wenn diese Hand um 45 Grad nach rechts gedreht wäre zur ablehnenden Geste. Denn um "weniger" zu trinken, müsste man als noch nicht Abhängiger hin und wieder ablehnen. Ich frage mich, wie Sie von der DHS "weniger" definieren. Seit meiner zweiten Alkoholentgiftungsbehandlung, nach der ich leider wieder trinken musste, weiß ich, dass der Mensch vier Tage benötigt, bis er körperlich vom Alkohol entgiftet ist. Wenn also Institutionen wie die Ihre lediglich zwei bis drei alkoholfreie Tage in der Woche empfehlen, z.B. in Ihren "10 wichtigsten Regeln" befindet sich das Zell- und Nervengift Alkohol doch permanent in den Suchtmittelkonsumenten.
Je mehr ich mich über Ihre Aktionswoche informiere, desto mehr stört mich auch der Titel. Warum heißt sie nicht "Aktionswoche Alkoholfreiheit"? Oder wie es ja auch den Weltkrebstag, den Welt-Nichtrauchertag, den Deutschen Lebertag gibt, warum kann die DHS keine "Aktionswoche Alkoholabhängigkeit" machen?
In einer Ihrer Fallgeschichten zur "Aktionswoche Alkohol" steht "Wolfgang war abhängig". Und "Wolfgang gehörte zu den 1,7 Millionen alkoholabhängigen Menschen in Deutschland." Mal abgesehen davon, dass sich sein Weg recht bilderbuchmäßig liest, verstehe ich in diesem Kontext die Vergangenheitsform nicht. Ist das wirklich so, dass ich seit zwei Jahren, die ich bisher abstinent lebe, aus der Statistik der Alkoholabhängigen herausfalle? Dabei dachte ich, ich sei gerade erst mit meiner Krankheitseinsicht und dem Schritt, mich in Behandlung zu begeben, offiziell zu den nicht ganz zwei Millionen deutschen Alkoholikern gestoßen. In meinen Überweisungen, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Krankenhausberichten stand letztes und steht dieses Jahr immer noch F10.2 "Alkoholabhängigkeitssyndrom" als Diagnose.
Ist es Ihrer Ansicht nach falsch, dass die Ärzte unterschiedlicher Ambulanzen und Kliniken mich trotz 24 Monaten Abstinenz weiter für abhängig halten?
Wenn ich mir nicht regelmäßig vergegenwärtigen würde "Ich BIN süchtig, eine Alkoholabhängige, eine Alkoholikerin und ich BLEIBE es" (anders als die Verbform in den Fallbeispielen "Wolfgang" und "Rolf"), dann käme ich doch wirklich irgendwann auf die Idee "Alkohol? Weniger ist besser!", dann versuche ich es einfach mal mit weniger Alkohol, nur mit eins, zwei Gläsern Wein am Abend.
Und dadurch lande ich im Rückfall, der mir mit meinem Wissen über meine Krankheit, die ich ein Leben lang behalte, auf Ihrer Seite zum "Alkoholrückfall" zu sehr verharmlost wird. Die aller-, allerwenigsten kommen aus dem Rückfall raus, indem es ein einmaliger Vorfall war. Manche erst nach einem oder mehreren Jahren. Manche gar nicht.
Um nicht an Alkoholismus zu sterben, muss ich Ihrer Alkohol-Woche die Worte von Rem Koolhaas entgegensetzen: "Wenn weniger mehr ist, dann ist 'nichts' vielleicht alles."
Meine letzte Anmerkung: In Ihrem Rundbrief 1/2017 hat sich in den Link zur Rückfallwebsite ein Rechtschreibfehler eingeschlichen, dort ist ein T zu viel, daher funktioniert der Link leider nicht. http://www.alkToholrueckfall.de
Mit freundlichen Grüßen, Agatha Abstinent
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http://agatha-abstinent.tumblr.com/
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agatha-abstinent · 7 years
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Tag 671 / JEDER Rausch bewirkt nachhaltige Veränderungen im Gehirn. Jeder. Nicht erst der 1.000ste, nicht erst der 10.000ste. Jeder einzelne Rausch.
Anmerkungen zu dem einen und dem anderen Spiegel-Artikel
Hallo Frau Berres, zu Ihrem Artikel „Alkoholmissbrauch ist zweithäufigste Krankenhausdiagnose“, der mir in der Ergebnisliste meiner Archivsuche begegnete, habe ich folgende Anmerkungen: 1. Die von ihnen erwähnte „Hauptstelle gegen Suchtgefahren“ gibt es nicht. Die Abkürzung DHS steht seit 2002 für die „Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen“.
2. möchte ich mich erkundigen, wieso das Foto eines Spirituosenregals über dem Textbeitrag erschienen ist. Passender fände ich das Bild einer Rettungsstelle oder Notaufnahme, eines Krankenwagens mit Blaulicht oder ein Foto, das Rettungssanitäter oder Krankenhauspersonal beim schnellen Schieben einer Bahre zeigt. Zur Begründung meiner Kritik empfehle ich Ihnen einen Blogbeitrag: http://agatha-abstinent.tumblr.com/post/149596897543/tag-532-macht-die-trigger-bilder-weg und die Fotos dazu: http://agatha-abstinent.tumblr.com/post/149597017083/tag-532-macht-die-trigger-bilder-weg
Meine dritte Anmerkung betrifft wiederum einen anderen Artikel von Ihnen, zu dem ich über Ihr Kürzel „irb“ gelangt bin: „Tötet Alkohol Gehirnzellen?“
Sind Sie sich eigentlich Ihrer Verantwortung bewusst, wenn Sie derartige Zeilen verfassen? Bei Random House steht im Autorentext zu Ihnen, Frau Berres: “Seit Januar 2012 genießt sie den Luxus, als Redakteurin bei SPIEGEL ONLINE dafür bezahlt zu werden, sich jeden Tag in neue Fragen rund um den Körper zu vertiefen.” Vertiefung kann ich Ihrem am 31.12.2016 online gegangenen Artikel nicht entnehmen. Sie zitieren u.a. eine Studie von 2004 und berufen sich auf ein Podcast von 2010. Daraus ziehen Sie den Schluss: „Es spricht aber dafür, dass die Nerven nach einem Rausch weitermachen wie zuvor.“ Ihr Pro-Alkohol-Fazit: „Dadurch verlangsamt er unser Denken, aber nur für die Zeit des Rauschs.“ ist schlichtweg falsch. Sie pflegen mit Ihren Behauptungen eine klischeehafte Segmentierung in harmlose Spaßtrinker mit Gelegenheitsrausch und „schwere Alkoholiker“. Es gibt aber etwas dazwischen. Es gibt einen Entwicklungsprozess. Ihre These: „Nur wer es mit Alkohol auf Dauer übertreibt, schadet schließlich - nach vielen anderen Organen in seinem Körper - auch seinem Gehirn.“ kann ich neben der Aufführung aktuellerer wissenschaftlicher Erkenntnisse auch aus eigener Erfahrung widerlegen. Mein Gehirn hat Schaden genommen durch mein Alkoholkonsumverhalten weit BEVOR andere Organe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Scrollen Sie sich mal durch das Archiv meines Abstinenztagebuchs. Vergleichen Sie Einträge vom einen und vom anderen Jahr. Lesen Sie die mit #Positiwicklung versehenen, z.B. http://agatha-abstinent.tumblr.com/post/115703548078/tag-30-positiwicklung
Es bekommen nicht nur Leberzirrhosepatienten das computergestützte Hirnleistungstraining verordnet. Denk-, Merk-, Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit, Hand-Auge-Koordination, … bis zur sprachlichen Ausdrucksfähigkeit - es leiden so viele Gehirnbereiche unter pathologischem Alkoholkonsum. Und pathologisch wird der weder erst „auf Dauer“ noch durch „Übertreiben“ wie Sie es vorbringen. In Ihr Fazit gehört meiner Meinung nach ein Satz wie: “Alkoholkonsum ist immer mit Risiken verbunden.” “Viele Krankheiten entstehen durch Alkoholkonsum, denn das Zellgift Alkohol wirkt auf alle Organe.” Auch auf das Gehirn! “Es gibt keine unbedenkliche Trinkmenge.” Alles Fakten, die Sie u.a. bei der DHS nachlesen können, wenn Sie denn dann die Umbenennung der Institution (siehe Anmerkung 1) realisieren.
Man braucht bloß Augen und keine veralteten Studien, um gewahr zu werden, was Alkohol im Hirn verändert und zwar nicht nur im Zustand des Rausches, sondern auch darüberhinaus. Es muss doch auf Veränderungen von Gehirnprozessen zurückzuführen sein, dass man Interessen verliert, Prioritäten, Werte und Moralvorstellungen sich verschieben, dass man trinkt, anstatt seinem Hobby nachzugehen, seine alten Leidenschaften auszuleben, dass man heimlich konsumiert, wenn die Kinder nebenan spielen, wenn die Kollegin gerade zur Toilette ist, dass man hochprozentige Flüssigkeitszufuhr dem Gute-Nacht-Geschichte-Lesen vorzieht, der Verabredung mit der einzig verbliebenen Freundin, dass man Firmenfeiern frühestmöglich verlässt, um zu Hause unbeobachtet trinken zu können, dass sich das Denken den ganzen Tag um Alkohol dreht, dass die einzig vermeintliche Freude, Erlösung, Belohnung das Feierabendbier, der Feierabendwein, -sekt, -ouzo … ist. Da lag gestern gegen 17.20 Uhr ein Mann im Eingangsbereich zur Sparkasse. Auf dem Rücken, seine Arme leicht gekrümmt nach oben gestreckt, die Finger waren dreckig, mehr konnte ich im Vorbeigehen nicht sehen. Vermutlich war der Mann alkoholisiert oder schlief seinen Rausch aus. Ein weiterer Rausch, der das Gehirn dieses Mannes weiter umbauen wird. Kein Mensch legt sich in den Eingang eines Geldinstituts, weil seine Leber, sein Magen, seine Bauchspeicheldrüse so schmerzen. Der liegt da, der ist da gelandet, weil sich sein Gehirn schleichend umstrukturierte, weil es irgendwann nur noch um Alkoholtrinken, nicht mehr um Arbeit, Familie, Haus, Freunde, Hobbies ging in seinem Denken. Ja, vielleicht sterben im eigentlichen Sinne keine Gehirnzellen, vielleicht findet korrekt ausgedrückt ein Umbau von Nervenzellen statt. Aber mit Ihrem Onlinebeitrag, mit Ihren falschen Behauptungen, mit Ihren verharmlosenden Parolen tragen Sie dazu bei, dass Frauen und Männer, die gerade an dem Punkt sind, an dem ich 2013 / 2014 war, den Absprung nicht schaffen. Den Absprung, BEVOR körperliche Abhängigkeit entsteht! Nach solchen Beiträgen habe ich aktiv trinkend gelechzt: Eine weitere Untermauerung für meinen fortschreitend gehirnzerstörerischen Alkoholkonsum. Gehirnzellen wegsaufen - „wächst ja wieder nach.“
Sie befinden sich als Teil der Redaktion dieses überregionalen Nachrichtenmagazins in einer Agenda-Setting-Position. Sie wissen doch, was das ist, oder? Als „Redakteurin mit dem Schwerpunkt Medizin“ eines solch populären Medienorgans stehen Ihnen Möglichkeiten offen, Themen zu setzen, gewöhnliche oder ungewöhnliche Positionen auf der Rezipientenagenda zu platzieren. Zum Jahreswechsel bietet sich - gähn, schnarch - übermäßiger Alkoholkonsum für einen Onlinebeitrag an oder aber - aha, wow - Jahresübergangsrituale für Hochsensible, für Menschen mit Panikattacken, für die vor 1945 Geborenen, bei denen Böller traumatische Erlebnisse reaktivieren. Oder - um auf dem Niveau Ihrer Kolumne „Mythos oder Medizin“ zu bleiben - Welche Geburtsbeschleuniger und -verzögerer wirken, damit das Kind im gewünschten Jahr zur Welt kommt?
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen schreibt in einer 2015 publizierten Broschüre: “Jeder Rausch zerstört Millionen von Gehirnzellen. Zunächst leiden Gedächtnis- und Konzentrationsfähigkeit sowie die Kritik- und Urteilsfähigkeit und später die Intelligenz. Die Gehirnschäden können die Persönlichkeit verändern.“ "Die Erinnerungsfähigkeit leidet unter der Zerstörung der Gehirnzellen. … Daneben können psychische Veränderungen auftreten, wie Depressionen oder Angstzustände.” Das plastische, drastische Bild von der Gehirnzellenzerstörung scheint eine gängige, ja eingängige Formulierung in der Präventionsarbeit zu sein (Aktionswoche Alkohol, DHS), welche Sie mit einem solchen Spiegel-Online-Beitrag torpedieren.
Frau Berres, wie viel Zeit haben Sie sich eigentlich für Ihre Artikelrecherche genommen? Wenn ich über google Belege suche, die Ihre Mutmaßungen zusätzlich zu meinen Erfahrungen entkräften, werde ich recht schnell fündig. Es gibt Berichte über MRT-Bilder, die demonstrieren wie massiv die Gehirnschädigungen durch Alkoholkonsum ausfallen. Bei den Alkoholabhängigen, die häufiger Rückfälle erleiden, sei besonders im Vorderhirn Nervenzellenverlust nachzuweisen. „Es sind genau die Hirnareale, die die Verhaltensregulierung und die Emotionskontrolle steuern.“ Dr. Anne Beck, Leiterin der Arbeitsgruppe “Emotional Neuroscience” an der Charité. Des Weiteren hat DIE WELT bereits 2014 darüber berichtet, dass Alkoholkonsum Nervenzellen im präfrontalen Cortex schädigt und umbaut. Laut Prof. Dr. Wolfgang Sommer, Psychopharmakologe am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim, beeinflusst die neuronale Umstrukturierung „die Aufmerksamkeit, die Motivationen und Emotionen eines Menschen.“ Glutamat bzw. Glutamatrezeptoren und Dopamin spielen ja beim Alkoholrausch auch eine entscheidende Rolle. Wie kann man über den Einfluss von Alkohol auf das Gehirn schreiben, ohne darauf einzugehen? Michael Soyka, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, beantwortete 2013 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Frage, ob Nervenzellen absterben mit: „Ja, das kann man mit bildgebenden Verfahren auch messen. Der Alkohol wirkt toxisch auf die Neuronen.“
Alkohol scheint Sie ja sehr zu beschäftigen wie Ihrer Artikelhistorie zu entnehmen ist: „Bar-Studie: Große Weingläser animieren zum Trinken“ (Juni 2016), „Hilft ein Konterbier gegen Kater?“ (Dezember 2015), „Bevor es dann abends richtig losgeht, darf schon eine halbe Stunde vor dem Essen das erste Gläschen gehoben werden“ (Zitat aus einem weiteren Beitrag von Dezember 2015), … Jetzt schreiben Sie erst über die zweithäufigste Krankenhausdiagnose „Alkoholmissbrauch“ (November 2016), um den im Dezember 2016 gutzuheißen. Und da das Zellgift einen Ihrer Themenschwerpunkte bildet, machen Sie doch mal was über Alkoholikermythen. Ich denke, davon profitiert nicht nur die Qualität Ihrer Arbeit, sondern auch die Leserschaft.
Mit abstinenten Grüßen, Agatha Abstinent
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agatha-abstinent · 7 years
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Tag 714 / Das ist hier kein Schleimtagebuch
Das ist ein Abstinenztagebuch.
Im aktiven Alkoholismus habe ich nicht Tagebuch geschrieben. Als ich akut quasi täglich getrunken habe, schaffte ich es noch nicht mal mehr, meinen Papierkalender zu führen. Der von 2014 hat leere Seiten bis etwa Mitte Mai. Vorgespräch stationäre DBT-Krankenhausbehandlung, Termine bei der Psychiaterin, Krisengespräche bei der Psychologin, Erstgespräch Suchtberatung... diese jetzt rückblickend wichtigen, ersten Schritte auf dem Weg in die Abstinenz stehen da nicht drin. Manche finde ich in meinem auch zu der Zeit nur noch selten genutzten Notizbuch. Ein Notizbuch, das vom Frühjahr 2012 bis Herbst 2014 reichte. Seit ich nicht mehr trinke, komme ich mit einem Notizbuch nur wenige Monate aus. Wo ich wann war in den schlimmen Trinkzeiten, verrät mir am ehesten noch meine Fotosammlung auf dem Computer. Und das lediglich, weil durch das Digitale ja auch Datum und Uhrzeit der Aufnahmen gespeichert sind. Ich habe kein Tagebuch über die Entstehung meiner Alkoholabhängigkeit, über die Transformation von F10.1 (schädlicher Gebrauch) zu F10.2 (Abhängigkeitssyndrom) geschrieben, weil ich ja gar nicht wusste, dass und wann das passierte. So wie man eben häufig gar nicht mitbekommt, wo man sich die Schleimproduktion auslösenden Bakterien oder Viren eingefangen hat. Ich ahnte sehr wohl, dass mein Alkoholkonsum ungesund ist, wie man auch ahnt, sich zu erkälten mit nassen Socken unterwegs, verschwitzt in Zugluft... Aber nicht alle Menschen bekommen einen grippalen Infekt, auch wenn die klassischen Anfälligkeitsfaktoren vorliegen. Und nicht alle Menschen, die regelmäßig-übermäßig Alkohol konsumieren, die ihn schädlich gebrauchen, werden abhängig.
Ich habe kein Alkoholismustagebuch geschrieben, weil ich dazu gar nicht mehr in der Lage war und weil da meine Krankheitseinsicht noch nicht existierte. Ich habe mich sowohl in der ambulanten Alkoholentzugsbehandlung - zu der weder das Vorgespräch (Januar 2014), noch der Beginn (März 2014) in meinem Kalender steht - als auch in der stationären Entgiftung (August 2014) nicht als Alkoholikerin bezeichnet. "Ich habe Alkoholprobleme." war mir möglich, zu sagen. Mit den anderen Patienten konnte ich mich nicht richtig identifizieren. Mit der in beiden Kliniken vorgestellten Selbsthilfegruppe AA auch überhaupt nicht.
Ich habe kein Internettagebuch in meiner akuten F10.2-Phase geschrieben, weil Alkoholismus noch ekeliger und tabuer und gesellschaftsunkonformer als Schleim ist. Weil ich mich sehr geschämt habe und weil ich ja gar nicht wissen konnte, dass ich es zumindest 714 Tage am Stück trocken schaffen würde. Sucht ist sowas furchtbar Intangibles. Die Folgeschäden nicht. Die sind bei einigen so, bei anderen so sichtbar. Ich kann meine Alkoholsucht, die immer noch da ist, nicht vorzeigen wie den Rotz in meinem Taschentuch. Meine Augen sind nicht gerötet und geschwollen, sie tränen nicht bei Suchtdruck - außer ich bin gleichzeitig sehr traurig.
Das ist ein Abstinenztagebuch, ein Abstinenzblog. Und in diesem Blog postet eine Frau Blumen so wie Milliarden von Frauen und Millionen von Männern Blumen in Blogs, in Timelines, auf Websites posten. Weil Blumen schön sind. Weil sie die Sinne und die Seele erfreuen.
Doch wenn eine trockene Alkoholikerin Blumen postet, dann ist das etwas ganz Besonderes. Wenn ich das mache, ist das für mich etwas ganz Besonderes. Es ist mehr als freie Nase, freier Hals, Erkältung überstanden. Ich war so verdammt stumpf und leer und antialles in meiner täglichen Trinkzeit. Mir waren Blumen, mein Aussehen, das Festhalten meiner Gedanken, das Umsetzen meiner Vorhaben ziemlich bis scheißegal.
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agatha-abstinent · 7 years
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Tag 742 / Alkohol, Alkohol, Alkohol, Alkohol, Alkohol, Alkohol, Alkohol, Alkohol, Alkohol, Alkohol, Alkohol, Alkohol
Weiterhin Schwierigkeiten, aus dem Bett zu kommen: eine Stunde Weckerklingeln, versteinert, lahm, Knochen und Glieder schwer, Bewegungen anstrengend, schmerzend.
Wohnzimmertür auf: Riecht nach Suff!
Im Anschluss an Physiotherapie und Frühstück: Lebensverneinung, verkriechen wollen, nichts angehen können - kein Einkauf, keinen Brief.
Sms an Pfleger: frage nach zehn Minuten Telefonat. Erhoffe mir, dass er mich überzeugt, das Leben anzunehmen. Alles zu versuchen, Stück für Stück. Zu Bedenken gibt, dass Verkriechen es noch schlimmer macht. Keine Rückmeldung.
Schlafe, aber nur eine Stunde. Wieder Ewigkeiten, bis ich aufstehen kann.
Wäsche, Briefe - jetzt geht's! Flaschen - alle mitnehmen, geht nicht, zu viele. Dabei hatte ich innerlich schon geübt: "24 Flaschen Bier oder 48, ein oder zwei Kästen, darf man doch auch abgeben. Und mit 24 leeren Wasserflaschen gibt's Probleme?!?"
Auf dem Weg zur Post neun mal Suchtmittelkontakt: Kneipe Imbiss Kiosk leere Flasche auf der Straße volle Flasche in der Hand Flaschenscherben Werbung beim Kaisers für Martini noch jemand mit Flaschen Paulaner-Fahne am Restaurant
Dann, raus aus der Post, passiver Alkoholkontakt zehn, elf, zwölf und so weiter. Der Junge mit dem Jägermeister in der Hand. Die Leuchtreklame da und da. Die beschreibbaren Tafeln von Köstritzer da. Dort steht der Eierlikör, hier der Rotwein. Sie kauft sich zwei halbe Paulaner. Die kleinen Schnäpse an der Kasse. Dann vorm Laden: Er Bier, er auch.
Ich hab bei 30 aufgehört zu zählen.
Heute bin ich zu 90% davon überzeugt, dass meine Pille, mein Antidepressivum gegen Suchtdruck hilft. Und dass es jetzt, mit der auf eigenes Bestreben reduzierten Dosis plötzlich ALLES wieder so schwer ist.
Ich wollte eigentlich noch ein zweites Mal los. Mit dem Rest Pfandflaschen. Ich hab keine Joghurtdrinks mehr. Kein dies, kein das. Und ich kann verdammt nochmal nicht mehr raus da! Ich hab keine Kraft. Nicht physisch, sondern psychisch. Ich kann den Anblick von Alkohol nicht ertragen! Und das Schlimmste ist, dass das doch schon mal viel besser ging, dass ich drüber wegsehen konnte, posen vorm Weinregal... Meine Wahrnehmung ist so extrem selektiv. Also eingesperrt zu Hause.
Anrufoptionen überdacht: Krisendienst? Mutter? Dagegen entschieden. Wanne
Jetzt nach Wanne: Google News - Hund tot. Heute Morgen - Frau und Hund tot. Tränenausbruch Kann nicht mehr.
All diese Ungerechtigkeiten Grausamkeiten Das Leid Das Böse Das Traurige Das, was mich gar nicht betrifft, halt ich nicht aus. Selbsthass: Was lieste auch immer News?!? Weißte doch, tut dir nicht gut!
Fingernägel so lang und ungepflegt wie seit Monaten nicht. Tagelang (bis gestern Nachmittag) mit ungezupft-bewucherten Augenbrauen rumgelaufen.
Ich soll noch zwei, drei Wochen warten mit Antidepressiva-Erhöhung, war eine Anregung diese Woche. Vielleicht hängt das mit Geburtstag und Geburtstag und Rentenversicherung zusammen.
Willi Herren ging mit Depression in die Klinik, BEVOR er wieder zu Alkohol oder Kokain griff. Und ich denke heute: Das sollte ich auch tun. Ich bin sehr, sehr kurz vorm Ende des ambulant Aushaltbaren.
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Wenn ich dann nachts blogge, so ab nach 0 Uhr, eigentlich also schon am Tag 743, dann ist es wieder selbstverständlich, dass ich trocken bleibe, dass ich trocken bin. Dann pflege ich die Identität der Online-Agatha, die mit Nachnamen Abstinent heißt und es allein schon deshalb bleiben muss.
Man, man, man, was ist das für eine scheiß Krankheit, diese Alkoholsucht. Diese Alkoholabhängigkeit. Dieser Alkoholismus. Dieses Abhängigkeitssyndrom. Als ob ich immer wieder neue Facetten der Krankheit kennenlerne. Als ob ich kognitiv wieder in den zweistelligen Tagen ansetze. Als ob das letzte Glas noch gar nicht so lange her ist.
Vorhin hatte ich den Eindruck, dass meine Haut nach Alkohol riecht. Und dann fing ich an, mich zu fragen, ob ich nicht vielleicht doch gestern trinken war und es nur vergessen habe.
Zu einem anderen Zeitpunkt schossen mir die Worte "in der Kneipe" durch den Kopf. So komplett zusammenhangslos - "in der Kneipe". Ich habe in dem Moment nichts von früher erinnert. Ich habe nicht an die Gaststätte in meiner Straße gedacht. "in der Kneipe". Was ist das? Was soll das? Alkohol riechen, wo er gar nicht ist! "in der Kneipe" denken, während ich in der Küche vor meinem Teeregal stehe?
Das Splitterbrötchen schmeckte mir auch verdächtig nach Alkohol gestern. Da ist bestimmt Hefe drin, dachte ich und aß es weiter! In meiner zweistelligen Tage-Zeit hätte ich es nicht gegessen. Ich hätte es weggeschmissen. Scheiß auf das Splitterbrötchen, halt sie fest die Abstinenz! Alles zum Schutz der Trockenheit tun!
Und inzwischen werde ich wagemutiger, mache riskantere Dinge, glotze immer noch Männer auf der Partnerseite an, obwohl ich mich Ende Februar abmelden wollte, weil wirklich bei diversen Fantasien von Situationen mit Männern plötzlich Alkohol in meiner Hand ist. So eine beschissene Krankheit ist Alkoholismus. Diese legale Droge beherrscht mein Denken, meine Sinne, meine Gefühle, obwohl ich sie seit zwei Jahren nicht konsumiert habe. Das ist hier vielleicht das Ende vom ambulant Aushaltbaren. Und ganz sicher ist es erst der Anfang vom ambulanten Trockenheitsweg. Ich bin noch lange nicht so frei wie ich gern sein möchte.
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agatha-abstinent · 6 years
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Tag 1032 / Wie schrecklich muss das sein, zu jeder Jahreswende über Alkoholkonsumfolgen öffentlich zu lügen?
Als freie-feste oder feste-freie oder in Teilzeit angestellte Redakteurin beim SPIEGEL die Droge Alkohol zu bagatellisieren? Wie muss man oder Frau Berres sich fühlen, Jahr um Jahr Unwahrheiten über Alkoholkonsum zu verbreiten? Geld dafür zu bekommen, andere davon abzuhalten, sich mit jedem weiteren Rausch in die Alkoholabhängigkeit hineinzutrinken? Wie fühlt man sich oder Frau Berres, zu eigenen Artikeln aus dem Vorjahr zu verlinken, die nicht nur von einer alkoholgeschädigten Agatha kritisch beurteilt wurden wie es die Kommentarsammlung offenbart? (Tag 671 / JEDER Rausch bewirkt nachhaltige Veränderungen im Gehirn...) Wie ist das, wenn Klicks und Verweildauer mehr zählen als Aufklärung, Information? Wenn ein Ressort “Gesundheit” an der Zerstörung dieser aktiv mitarbeitet?
Heute, am ersten Tag des neuen Jahres tut mir Frau Berres fast nur noch leid. Ihre Unfreiheit in ihrem Schreiben. Ihr Dasein als eine Alkoholpropagandaangestellte. Sie wird ihren Kindern nicht erzählen können, sie habe da entgegen dem Alkoholstrom der Konsumgesellschaft etwas aufgebaut, das sucht- und rückfallpräventive Wirkungskraft hat. Sie wird in ihrem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis nicht die sein, die kreativ etwas Neues gewagt hat, die den Mut hatte, ihre Schwächen und Wunden zu offenbaren. Sie wird nicht wie die Journalistin und Moderatorin Sanaz Saleh-Ebrahimi gegen Desinformation gearbeitet haben und mit einem Alkohol-kritischen Beitrag Aufmerksamkeit und Respekt gewinnen. (bis 22.02.18: https://tinyurl.com/y7lchoqs) Frau Berres wird aber dementsprechend auch nicht wie die ehemalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung Morddrohungen ausgesetzt sein, um ihr Leben fürchten müssen.
Tante Irene wird diejenige sein, die sich dagegen entschieden hat, ihr Können für die Wahrheit, für die gute Sache einzusetzen. Es wird Redakteuren wie ihr so gegangen sein, dass sie für ein Medium tätig waren, welches unterm Strich nichts anderes ist als ein Produkt mit Nebenwirkungen. Wer ein spitzenbesetzes Politikressort hat und da versucht, näher an der Wahrheit zu bleiben, muss vielleicht im Ressort Gesundheit Abstriche machen und Informationen verbreiten, die, sollte der Mediennutzer das Geschriebene glauben, als Nebenwirkung Krankheit und Tod mit sich bringen.
DER SPIEGEL, DIE ZEIT, DIE WELT und wie sie alle heißen, werden Medienprodukte sein, die das auf den Markt werfen, was das Volk, die Wirtschaft, die Lobby über Alkohol lesen, hören, sehen will, nicht das, womit man aneckt, aufmuckt, aufklärt.
Allen Schreibern beim SPIEGEL, STERN, WELT, HEILPRAXIS.NET ..., allen, die einen zum Anlass vermeintlich passenden Artikel über Alkoholkonsum, über die effektivsten Bekämpfungsmaßnahmen von Alkoholvergiftungserscheinungen (in der schwächsten Ausprägung im Volksmund "Kater" genannt) veröffentlicht haben, wünsche ich, abstinent lebende Alkoholikerin, ein gesundes neues Jahr. Gesund im Fühlen, gesund im Denken, gesund im Handeln.
Vielleicht werden Sie eines trockenen Tages die Möglichkeit haben, sich mal nüchtern zu Gemüte zu führen, was genau Sie da verfasst haben.
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agatha-abstinent · 8 years
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Tag 613 / Ans neue Denken erinnern
Es gab in meinem Leben einen viel, viel längeren Zeitraum, viel, viel mehr Tage, Wochen, Monate, Jahre, in denen ich Besaufen geil gefunden habe, cool, normal. 
Das sind nur 613 trockene Tage jetzt. Das ist zwar mehr als ein Jahr, mehr als einennhalb Jahre. Und dennoch steht das dem Pro-Konsum-Denken immer noch mickrig gegenüber.
Vielleicht bin ich nicht hier - wie ich es gehofft hatte - um in der Sächsischen Schweiz meinen zukünftigen Ehemann, den Vater meiner Kinder zu treffen. Vielleicht bin ich hier, weil ich von einer bis dato unbekannten Gruppe Menschen viel Verständnis, Anerkennung und Respekt für diesen eingeschlagenen, bisweilen noch fragilen abstinenten Weg bekomme (Tag 598). Vielleicht bin ich hier, weil ich erkenne wie viel mehr ich mir selbst helfen kann als andere, als Mitpatienten, als welche, die nach jedem Belastungserprobungstag eine Schmerztablette nehmen, als die, die viel Jammern, viel dem Außen Schuld, aber auch Macht über sich geben. Ich erkenne wie sehr ich verstanden habe, dass es bei mir anfängt. Ich froh bin, mich mehr annehmen zu können als die es zu tun scheinen. Ich bleibe nicht mehr stecken, ich habe nicht mehr die Auffassung, ständig hilflos Stimmungen, Schmerzen, Situationen ausgeliefert zu sein.
Den einen Vormittag habe ich gedacht, dass auch ich mir trotzdem noch sehr viel mehr Geduld geben sollte, dass auch ich von mir selbst nicht erwarten sollte, Bestimmtes zu schaffen oder dass mir Bestimmtes nichts mehr ausmacht.
Und dass ich eben wirklich gerne getrunken habe, dachte ich. Wegen der Wirkung. Sehr häufig wegen der Wirkung. Aber ja auch wegen des Geschmacks.
Geschmack war das, was mich den einen frühen Nachmittag in Begleitung im Restaurant extremst getriggert hat, als ich ein Glas Rotwein auf dem tiefergelegten, dem Personal zugewandten Teil des Tresens stehen sah. Das sah lecker aus. Stilvoll. Einladend. Das sah nicht aus wie Zellgift, wie Betäubungs- und Suchtmittel, wie Droge. Das war so verführerisch für mich, dass ich nicht wie intendiert bei dem angestellten Mann eine weitere Birnensaftschorle bestellen konnte. Ich musste da schnellstens weg. Offene Gläser sind weitaus schwieriger auszuhalten, machen wesentlich mehr mit mir als geschlossene Flaschen.
„Ich bin hochgradig psychisch abhängig“, sagte ich bei meinem Klinik-Check-in-Tag im ärztlichen Aufnahmegespräch. Zwischendurch bereute ich die Aussage. Aber es ist so: Ich bin hochgradig psychisch alkoholabhängig. Und das wird sich in absehbarer Zeit weiter auf mein Leben auswirken. Nicht neben Trinkenden sein. Nicht unter zu viel Druck stehen. Nicht in zu viel Unwohlsein geraten.
Suchtdruck, las ich dieser Tage nochmal in der, wie ich finde, guten Broschüre der Deutschen Hauptstelle für Suchthilfe, welche mir von der, wie ich finde, sehr guten Suchtberaterin für meine Mutter als Angehörige einer Suchtkranken empfohlen wurde, „Suchtdruck kann durch äußere Reize (z.B. Orte, an denen üblicherweise konsumiert wird) oder durch innere Reize (z.B. Gefühle oder Erinnerungen an bestimmte Situationen) ausgelöst werden. Er ist Kernpunkt der seelischen Abhängigkeit.“
„Die psychische Abhängigkeit bleibt.
Und bleibt und bleibt und bleibt.“ (Tag 340) Ich weiß das, ich vergesse das wieder, und jetzt werde ich mir dessen wieder bewusst.
Wenn die Klinikscheiße hier vorbei ist, dann besaufe ich mich erstmal.
Darauf, dass ich diese krasse Anspannungssituation eben gemeistert habe, genehmige ich mir einen.
Weil das Glas Wein da jetzt steht, will ich, muss ich auch eins trinken.
Was ich durchmache, würde niemand aushalten, ohne zu saufen.
Dass ich sowas manchmal denke - mit über 600 trockenen Tagen am Stück, vielleicht auch mit über 1.200 oder über 6.000 Tagen - dass ich sowas denke, ist für mich, für ein Jahre und Jahrzehnte eingebranntes Denkmuster normal. Doch ich kann diesen Gedanken begegnen. Mit neuen Gedanken. Mit dem neuen Denken des neuen, abstinenten Lebensweges.
/ http://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/2016_Ein_Angebot_an_alle.pdf
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agatha-abstinent · 8 years
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Tag 335 / Das Irrationale der Sucht
Vielleicht ist Sucht ein bisschen wie Kleptomanie. Der Verstand sagt einem, dass es nicht richtig ist. Doch irgendetwas sagt "TU es, los nur noch dieses eine Mal", "Ach, du kannst auch nächste Woche aufhören, oder jeden Monat, du kannst jederzeit aufhören, wenn du es nur willst", "Das ist eine Krankheit, du kannst nichts dafür",...
Wieder und wieder handelt man wider besseren Wissen.
Es ging mir so oft schlecht von Alkohol. Bereits mit 13 und 14 Jahren musste ich mich von zu viel Alkoholtrinken übergeben. Aber es war ganz selbstverständlich, bei jeder Party, in der Lasershowdisco, beim Stadtfest, auf Klassenfahrt wieder zu trinken. Ging ja auch ab und zu ohne Kotzen. Ging ja auch manchmal, ohne ein Bein aus dem Bett hängen zu lassen und den Fuß auf dem Boden zu stellen.
Die Sucht ist eine Frau Sie handelt intuitiv, es geht um Genuss, um Hingabe, um Unterwerfung, um Nähe, um Gefühle.
Die Sucht ist ein Kind Hedonistisch, impulsiv, Konsequenzen nicht bedenken (können), situativ, spontan, spaßfokussiert, drauf los, mehr mehr mehr wollen, das Regulativ fehlt.
Und der Süchtige (auch ich als weibliche Süchtige) ist ein Mann Vom Irrglauben befallen "Ich hab's im Griff, "Ich bin stärker als Kind und Frau".
Als der Eine am Dienstag seinen Rückfall beschrieb, sagte er, dass es "kein normales Trinken" war, "es war Gier". Und so scheiße das ist und so sehr selbst ihn in dem Moment die Gier schon gestört hat - irgendwas reizt mich an dem Gier-Gefühl. Es erinnert mich an dieses devote Hingeben der Sucht, Kontrolle verlieren, Sieg der Unvernunft, das kindlich Verspielte, wo Spaß im Vordergrund steht, Ausschalten des Regulativs und des Konsequenzenbedenkens, animalisch, schlingen, gierig, mehr, mehr, mehr. Liegen nicht Tiere auch manchmal völlig überfressen in der Savanne?
Ich mutiere durch meine Abstinenz zum rationalen Spießer. Und manchmal gefällt mir das nicht. Manchmal gefallen einem Dinge nicht, von denen man weiß, dass sie einem gut tun. Eigentlich ist das oft so. Salat, fünf Stück Obst am Tag, Müsli ohne Zucker, Kräutertee, täglich 30 Minuten Bewegung. Gefällt mir alles nicht besonders.
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