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#Derwisch
blog-aventin-de · 14 days
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Erst besinne dann beginne
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Erst besinne dann beginne · Der gute Rat · Parabel Orient
Ein Khan ritt einst mit seinen Großen auf die Jagd. Unterwegs begegnete ihm ein Derwisch, welcher ihm zurief: »Wenn du mir ein Goldstück gibst, will ich dir einen guten Rat erweisen!« Der Khan war neugierig und fragte den Derwisch, worin denn sein guter Rat bestehe. »Das sollst Du gerne hören, Herr,« antwortete der Derwisch, »wenn der Befehl erteilt wird, mir ein Goldstück auszuzahlen.« Der Khan ließ ihm das Geldstück reichen, und der Derwisch sagte ihm mit warnender Stimme: »Unternehme nichts, ohne vorher den Ausgang reiflich zu überlegen!« Darauf hin zog er weiter seines Weges. Das Gefolge des Khan lachte und spottete über diesen Rat des Derwisches, welchen er sich mit Gold hatte teuer bezahlen lassen. Indessen der Khan äußerste darüber eine ganz andere Meinung. »Der gute Rat«, sagte er, »welchen mir der Derwisch erteilt hat, ist freilich eine sehr gewöhnliche Klugheitsregel. Allein eben weil sie so allgemein ist, wird sie am wenigsten befolgt, und dies war es vielleicht, weswegen sie der Derwisch so hoch anschlug. In Zukunft soll mir der Rat nie mehr aus dem Gedächtnis kommen. Die Regel soll über alle Türen meines Palastes, an alle Wände meiner Gemächer und auf meinen sämtlichen Gerätschaften mit deutlicher Schrift geschrieben werden.« Nach einiger Zeit fasste ein ehrgeiziger Statthalter den Vorsatz, den Khan aus dem Weg zu schaffen und sich des Thrones zu bemächtigen. Er bestach daher den Leibarzt mit einer großen Summe Geld, und dieser versprach, dem Khan, sobald sich die Gelegenheit dazu sich zeigen würde, mit einer vergifteten Lanzette zur Ader zu lassen. Nun, diese Gelegenheit ereignete sich bald. Als aber dem Arzt an dem silbernen Becken, welches zur Aufnahme des Blutes vorgehalten wurde, die Worte: Unternimm nichts, ohne vorher den Ausgang reiflich zu erwägen‚ in die Augen fielen, stutzte er, und nahm eine andere. Der Khan bemerkte dies und fragte, warum er die Lanzette weglege. Auf die Antwort, dass sie eine stumpfe Spitze habe, verlangte er, sie zu sehen, weil ihm die Ängstlichkeit des Arztes sehr auffallend war. Als der Arzt zögerte, sprang der Khan auf und rief: »Nur ein offenes Geständnis kann dir das Leben noch retten; deine sichtbare Angst macht dich nur verdächtig.« Daraufhin fiel der Arzt dem Khan zu Füßen und gestand ihm den Anschlag auf sein Leben, welchen auszuführen ihm die warnende Inschrift im Becken den Mut genommen habe. »Habe ich wohl,« sagte der Khan, »dem Derwisch seinen Rat zu teuer bezahlt? Nein!« Er schenkte dem Arzt das Leben, befahl, den Stadthalter ins Gefängnis zu werfen und ließ den Derwisch überall suchen, um ihn noch mehr zu belohnen. Erst besinne dann beginne · Der gute Rat · Parabel aus dem Orient Read the full article
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kalligraphieblog · 1 year
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Osmanische Kalligraphie
Gesehen im Humbolt-Forum in Berlin
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linksvorne · 2 years
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33. HEXENBRETT. 2021-10-30 @ Café Derwisch (w/ Circle Of Shadows & Gnever)
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undsowiesogenau · 1 year
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Mitte
Nicht »auch mal Nein sagen«, sondern Nein sagen. Nicht mal kurz vor die Tür gehen, sondern rausgehen und dann schnell und bis die Ohren glühen und die Hände warm sind. Nicht keine Plätzchen vorm Frühstück, sondern Plätzchen zum Frühstück. Nicht ärgern, aber erst recht nicht langweilen lassen.
Gestern war Katharina zu Besuch, und wir liefen durch Mitte, das inzwischen schon wieder besser ist als sein Ruf, besseres Essen, interessantere Läden, und wir besuchten den Laden von Katharina (einer anderen), »International Wardrobe«. Katharina Die Andere hatte sowjetischen Baumschmuck aus Glas ins Fenster gehängt, blau schillernde Kosmonauten, silberne Zeppeline mit CCCP-Aufschrift, spiegelnde Derwische, blasse Fliegenpilze, bestimmt fünf Dutzend gläserne Objekte an kleinen Haken, auf Schnüre gereiht. Eine Mutter mit zwei Kleinkindern wählte welche aus, für die Großeltern, »die hier«, fand das Mädchen, »nein die« der Junge, sie hielten der Mutter welche hin, und alle im Laden ahnten, was gleich passieren würde, und es passierte aber lustigerweise dann ausgerechnet der Mutter: eine Figur fiel ihr runter und zersplitterte auf der Fensterbank. Und Katharina Die Andere, die hinten im Laden irgendwas aufräumte und das Splittern und Klirren gehört hatte, machte gar nichts. Eilte nicht herbei, stöhnte nicht, hatte es nicht die ganze Zeit schon gewusst und schaute nicht vorwurfsvoll, als die Mutter zu ihr kam, um zu beichten. Sie wusste es und es war okay.
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lokaleblickecom · 22 days
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theart2rock · 3 months
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Ben Wood Inferno
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Smell the smoke and see the flames – cause this show is for you! Das infernalische Triumvirat feuert ein bedrohliches Best Of aus Ben Woods gesamten Trashblues – PsychoRock’n’Roll – TangoVaudeville – Portfolio ab: Über 300 Shows, u.a. als Support für Punk- und Psycho-Legenden wie The Godfathers und Tav Falco’s Panther Burns, haben dieses einzigartige Gumbo aus Gefahr, Komik und Lärm kreiert. 2017 veröffentlichte die Band ihr viertes Studioalbum „Wilder Wilder Faster Faster“ beim deutschen Label Sumo Rex / Broken Silence. Der Tod und Teufel trotzende Sound der Albums zeigt den Renegaten Ben Wood als Meister des Zorns und wendigen Zyniker. „Ben Wood verkörpert Grausamkeit und Wildheit, schreit, anstatt zu singen, betet, flucht und ist ein verrückter Typ, ein kreativer Musiker, der super-energische Ideen und multiple Ohrgasmen produziert“, alarmierte die Presse. Über das neueste Werk Psychomania heisst es; Ben Wood hat sich einen Synthesizer angeschafft. Mit dessen Fauchen und Blubbern erhalten die neun Nummern, die für „Psychomania“ eingespielt wurden, ein beunruhigendes, nervöses Flair. Das kann in den besten Momenten die zivilisationskranke No-Wave-Szenerie aus dem New York der frühen Achtziger in Erinnerung rufen. Leadshouter Wood feuert erneut aus allen Rohren, wie ein von dunklen Geistern besessener Derwisch. Seine Begeisterung für Helden des Kaputt-Rock wie Jeffrey Lee Pierce und (unüberhörbar) Jon Spencer ist hier Markenzeichen und Ausdruck einer finsteren Leidenschaft für Abseitigkeiten und Abgründe. Elemente von Protopunk und Garage.Rock definieren seine „Psychomania“, und mit verdienten Mitstreitern wie Jiro Schlecht von GET WELL SOON und Vera Mohrs ist auch dieses Album abermals von Lukas Wiltschko im Sonics Studio in ein standesgemäss ruppiges Soundgewand gekleidet worden. Keine Musik für stille Stunden der Zweisamkeit, es sei denn, man möchte sich gemeinsam so richtig umschütten, bis der Arzt (oder die Polizei) klingelt. Quelle: Jonnys Lion Cave Lesen Sie den ganzen Artikel
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nordseehexe · 4 months
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Es gibt Sufi-Orden, die als sunnitisch oder schiitisch klassifiziert werden können, andere sind beiden oder keiner der beiden islamischen Richtungen zuzuordnen. Diese stellen einen separaten Bereich des muslimischen Glaubens dar und lehren meist einen „universellen Sufismus“. Die meisten Sufis bewegen sich aber innerhalb des orthodoxen Islams von Sunna und Schia und sind somit entweder Sunniten oder Schiiten, wobei die meisten Tariqas mit dem sunnitischen Islam in Verbindung gebracht werden (z. B. Naqshbandi, Qadiri) und nur wenige mit dem schiitischen.
Der Weg der Sufis folgt vier Stufen, deren Ausprägung auf den indischen Raum verweist; bislang ist jedoch offen, wie und in welche Richtung diese Beeinflussung historisch verlief:
Auslöschen der sinnlichen Wahrnehmung
Aufgabe des Verhaftetseins an individuelle Eigenschaften
Sterben des Ego
Auflösung in das göttliche Prinzip
Das oberste Ziel der Sufis ist, Gott so nahe wie möglich zu kommen und dabei die eigenen Wünsche zurückzulassen. Dabei wird Gott oder die Wahrheit als „der Geliebte“ erfahren. Der Kern des Sufismus ist demnach die innere Beziehung zwischen dem „Liebenden“ (Sufi) und dem „Geliebten“ (Gott). Durch die Liebe wird der Sufi zu Gott geführt, wobei der Suchende danach strebt, die Wahrheit schon in diesem Leben zu erfahren und nicht erst auf das Jenseits zu warten. Dies spiegelt sich in dem Prinzip zu sterben, bevor man stirbt wider, das überall im Sufismus verfolgt wird. Hierzu versuchen die Sufis, die Triebe der niederen Seele oder des tyrannischen Ego (an-nafs al-ammara) so zu bekämpfen, dass sie in positive Eigenschaften umgeformt werden. Auf diese Weise können einzelne Stationen durchlaufen werden, deren höchste die reine Seele (an-nafs as-safiya) ist. Diese letzte Stufe bleibt jedoch ausschließlich den Propheten und den vollkommensten Heiligen vorbehalten.
Die mystische Gotteserfahrung ist der Zustand des Einsseins (tauhid) mit Gott, die sogenannte „unio mystica“.
Dazu ein Zitat von Abu Nasr as-Sarradsch, einem Zeitgenossen des islamischen Mystikers Dschunaid:
„Sufismus bedeutet, nichts zu besitzen und von nichts besessen zu werden.“
Oder eine etwas ausführlichere Beschreibung von Abu Sa’id:
„Sufismus ist Ruhm im Elend, Reichtum in der Armut, Herrschaft in Dienstbarkeit, Sättigung im Hunger, Leben im Tode und Süße in der Bitterkeit … Der Sufi ist der, der mit allem zufrieden ist, was Gott tut, so dass Gott mit allem zufrieden ist, was er tut.“
Ein wichtiger Aspekt der sufistischen Lehre ist außerdem, dass die Wahrheit erfahren wird und nicht nur intellektuell erfasst. Gemäß dem Grundsatz „Den Glauben sieht man in den Taten“ ist es für die Sufis entscheidend, oft eher mit gutem Beispiel in der Welt aufzutreten als über den Glauben zu reden. Darüber hinaus ist „Aufrichtigkeit“ unentbehrlich, und es sollte versucht werden, nach außen hin so rein zu werden, wie es nach innen hin angestrebt wird.
Viele Sufis, so sie nicht Anhänger einer strengen Scharia sind, glauben, dass in allen Religionen eine grundlegende Wahrheit zu finden sei, und dass die großen Religionen von ihrem Wesen/Geist her dasselbe seien. Manche Sufis gehen deswegen sogar so weit, dass sie den Sufismus nicht innerhalb des Islams (also einer Religion) angesiedelt sehen, sondern meinen, dass die Mystik über der Religion stehe und diese sogar bedinge.
Ausübung der spirituellen Praktiken weitgehend aufgegeben hat und für seine Anhänger hauptsächlich die Funktion eines Mittlers und Fürsprechers – vor Gott, aber auch vor den politischen Autoritäten – erfüllt.[20]
Der Weg
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Im Sufismus wird oft das Symbol der Rose gebraucht. Diese stellt die oben genannten Stufen auf dem Weg eines Derwischs folgenderweise dar: Die Dornen stehen für die Schari'a, das islamische Gesetz, der Stängel ist Tariqa, der Weg. Die Blüte gilt als Symbol für Haqiqa, der Wahrheit, die den Duft der Ma'rifa, die Erkenntnis, in sich trägt.[21]
Hierbei lässt sich folgende Sichtweise der Sufis erkennen: Die Dornen schützen den Stängel, ohne sie könnte die Rose leicht von Tieren angegriffen werden. Ohne den Stängel haben die Dornen allein aber keinerlei Bedeutung; es ist deutlich zu sehen, dass die Sufis Schari'a und Tariqa unbedingt als zusammengehörig betrachten. Der Stängel ohne Blüte wäre nutzlos, und auch eine Blüte ohne Duft hätte keinen Zweck. Der Duft alleine ohne die Rose hätte aber ebenfalls keine Möglichkeit zu existieren.[22]
Die Liebe
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Der Mittelpunkt der sufistischen Lehre ist die Liebe (arabisch hubb, 'ischq, mahabba), die immer im Sinne von „Hinwendung (zu Gott)“ zu verstehen ist. Die Sufis glauben, dass sich die Liebe in der Projektion der göttlichen Essenz auf das Universum ausdrückt. Dies lässt sich oftmals in den „berauschten“ Gedichten vieler islamischer Mystiker erkennen, die die Einheit mit Gott und die Gottesliebe besingen. Da diese poetischen Werke meist mit Metaphern durchsetzt sind, wurden sie in der Geschichte oft von islamischen Rechtsgelehrten argwöhnisch betrachtet. In ihren Augen haben sie ketzerische Aussagen, wenn beispielsweise der Suchende vom „Wein“ berauscht ist; in der Symbolik des Sufismus steht der Wein für die Liebe Gottes, der Sheikh für den Mundschenk und der Derwisch für das Glas, das mit der Liebe gefüllt wird, um zu den Menschen getragen zu werden.
al-Ghazālī bezeichnet die Liebe zu Gott als die höchste der Stationen und sogar als das eigentliche Endziel der Stationen auf dem Weg zu Gott. Er sagt, dass nur Gott allein der Liebe würdig ist; die Liebe zu Muhammad nennt er jedoch als lobenswert, weil sie nichts anderes ist, als die Liebe zu Gott. Die Liebe zu den Gottesgelehrten und Frommen erwähnt er ebenfalls als lobenswert, denn „man liebt diejenigen, die den Geliebten lieben“.
Isa bin Maryam (Jesus von Nazaret) wird im Islam als der „Prophet der Liebe“ gesehen.
Dhikr
Die Sufis suchen durch tägliche regelmäßige Meditation (Dhikr, das bedeutet „Gedenken“, also „Gedenken an Gott“ oder Dhikrullah) und spezielle geistliche Übungen (Chalwa) Gott nahezukommen oder mit Gott im irdischen Leben eins zu werden. Letzteres wird vom orthodoxen Islam und der ihr eigenen islamischen Rechtsprechung (Fiqh) zumindest kritisch betrachtet, wenn nicht gar als Gotteslästerung verdammt. Die Sufis sind andererseits oft dieser konservativen, manchmal verknöcherten, islamischen Rechtswissenschaft gegenüber kritisch eingestellt. Mansur al-Halladsch, der mit Gott so eins geworden zu sein glaubte, dass er sagte: Ana al-Haqq („Ich bin die Wahrheit“, also „Ich bin Gott“), wurde von der Orthodoxie als Ketzer verdammt und öffentlich hingerichtet.
Kommen Sufis einem solchen Zustand nahe, geraten sie oft in Trance, wobei dies lediglich ein Nebeneffekt ist und nicht wie manchmal angenommen das Ziel des Dhikr. Einige wenige Sufigemeinschaften vollziehen in Trance verletzende Handlungen, wie etwa das Durchstechen der Wangen bei den Rifai-Derwischen, womit das vollkommene Vertrauen in Gott demonstriert werden soll. Ein weiteres Beispiel für Trancezustände bei Sufis sind die so genannten drehenden Derwische der Mevlevi-Tariqa aus Konya in der heutigen Türkei, die sich während ihres Dhikr (Sema) um ihre eigene Achse drehen und dadurch in Trance geraten.
Der Sufismus bietet dem Suchenden nicht zuletzt durch den Dhikr eine Möglichkeit, das Göttliche in sich zu finden oder wiederzuentdecken. Die Sufis glauben, dass Gott in jeden Menschen einen göttlichen Funken gelegt hat, der im tiefsten Herzen verborgen ist. Gleichzeitig wird dieser Funke durch die Liebe zu allem, was nicht Gott ist, verschleiert, genauso wie durch die Aufmerksamkeit gegenüber den Banalitäten der (materiellen) Welt, sowie durch Achtlosigkeit und Vergesslichkeit. Laut dem Propheten Muhammad sagt Gott zu den Menschen: „Es gibt siebzigtausend Schleier zwischen euch und Mir, aber keinen zwischen Mir und euch.“
Die „Vervollkommnung des Dhikr“ ist seit je her ein hohes Ziel bei den Sufis gewesen und es wird angestrebt, den Dhikr immerwährend zu wiederholen, sodass er selbst inmitten aller anderen (weltlichen) Aktivitäten weiter im Herzen fortfährt. Dies entspricht einem „ununterbrochenen Bewusstsein der Gegenwart Gottes“. Letzteres wird „Dhikr des Herzens“ genannt, während die nach außen hörbare Form als „Dhikr der Zunge“ bezeichnet wird.
Während des Dhikr rezitieren die Sufis bestimmte Stellen aus dem Koran und wiederholen eine bestimmte Anzahl der göttlichen Attribute (im Islam neunundneunzig). Ein Dhikr, das bei allen Sufis angewandt wird, ist das Wiederholen des ersten Teils der Schahāda („Glaubensbekenntnis“) lā ilāha illā-llāh, zu Deutsch: „Es gibt keinen Gott außer Gott“ oder „Es existiert keine Macht, die es wert ist, angebetet zu werden, außer Gott“. Eine Ableitung des ersten Teils der Schahada, die ebenfalls beim Dhikr wiederholt ausgesprochen wird, ist die Formel lā ilāha illā hū, zu Deutsch: „Es gibt keinen Gott außer Ihm.“ Darüber hinaus kennen die meisten Orden ein wöchentliches Zusammentreffen, bei dem neben der Pflege der Gemeinschaft und dem gemeinsamen Gebet ebenfalls ein Dhikr ausgeführt wird. Je nach Orden kann dieser Dhikr Musik, bestimmte Körperbewegungen und Atmungsübungen beinhalten. Im Nordostkaukasus (Dagestan, Tschetschenien, Inguschetien) war beispielsweise der kumykische Scheich Kunta Haddschi Kischijew ein Vorreiter eines lauten Dhikr.
Ein wichtiger Bestandteil des Sufismus sind die Lehrgeschichten, die die Sheikhs immer und immer wieder ihren Derwischen erzählen. Es lassen sich drei verschiedene Kategorien unterscheiden.
Geschichten, die sich mit dem Verhältnis des einzelnen zu sich selbst und seiner individuellen Entwicklung befassen.
Geschichten, die das Verhältnis zur Gesellschaft und zu anderen Menschen behandeln.
Geschichten, die sich mit der Beziehung zu Gott befassen.
Es handelt sich hier oft um scheinbar einfache Geschichten, deren tiefere Bedeutung aber für den Derwisch sehr fein und tiefgründig sein kann. Dabei ist es nicht unbedingt von großer Bedeutung, ob der Schüler die Essenz der Geschichte bis in das letzte Detail versteht, denn das Lernen findet nicht nur auf der Verstandesebene statt. Analog hierzu wird die Wirkungsweise oft mit der von Medikamenten verglichen, wobei der Patient gleichfalls nicht die chemische Zusammensetzung der Medizin kennen oder verstehen muss, um durch diese geheilt werden zu können.
Die im Westen bekanntesten Lehrgeschichten sind beispielsweise die von Nasruddin Hodscha (auch Mullah Nasruddin), die meistens als Anekdoten oder einfache Witze missverstanden werden.
Ein Beispiel zu 2.:
Nasruddin setzt einen Gelehrten über ein stürmisches Wasser. Als er etwas sagt, das grammatikalisch nicht ganz richtig ist, fragt ihn der Gelehrte: „Haben Sie denn nie Grammatik studiert?“
„Nein.“
„Dann war ja die Hälfte Ihres Lebens verschwendet!“
Kurz darauf dreht sich Nasruddin zu seinem Passagier um: „Haben Sie jemals schwimmen gelernt?“
„Nein. Warum?“
„Dann war Ihr ganzes Leben verschwendet – wir sinken nämlich!“
Anhand dieser Geschichte wollen Sufis verdeutlichen, dass der Sufismus kein theoretisches Studium sei, sondern ausschließlich durch praktisches Handeln gelebt werden könne. Analog dazu sagen sie, dass es zwar viele Bücher über den Sufismus gibt; den Sufismus in den Büchern zu finden sei aber unmöglich. Analog dazu betrachten die Sufis einen Religionsgelehrten, der sein Wissen nicht praktiziert, als einen Esel, der eine schwere Last an Büchern trägt, die ihm aber nichts nützen, weil er schließlich nichts damit anfangen kann.
Ein Beispiel zu 3.:
Man sah Rabi'a in den Straßen von Basra, mit einem Eimer in der einen Hand und einer Fackel in der anderen. Gefragt, was das bedeute, antwortete sie: „Ich will Wasser in die Hölle gießen und Feuer ans Paradies legen, damit diese beiden Schleier verschwinden und niemand mehr Gott aus Furcht vor der Hölle oder in Hoffnung aufs Paradies anbete, sondern einzig und allein aus Liebe zu Ihm.“
In Deutschland leben nach einer Schätzung von REMID 2015 weniger als 10.000 Sufis.[29] Die bekanntesten in Deutschland lebenden Sufis sind der zum Sufismus konvertierte Sufi-Meister Scheich Hassan Dyck, die aus der Türkei stammenden Sufi-Meister Scheich Eşref Efendi und Scheich Seyyid Osman Efendi sowie der Konvertit Scheich Bashir Ahmad Dultz, welcher der Tariqa As-Safinah vorsteht, die zur Schādhilīya-Tradition gehört.
Eine besondere Rolle für den Sufismus in Deutschland spielt der überregional bekannte Sufiverein Haqqani Trust – Verein für neue deutsche Muslime mit Sitz in Mönchengladbach. Der Verein hat seit 1995 eine „Osmanische Herberge“, die sich als das „deutsche Zentrum für Sufismus in der Eifel“ versteht. Er gehört zum Orden Naqschbandi-Haqqani, der ein Zweig der Naqschbandīya ist und arbeitet somit nach den Lehren von Scheich Nazim al-Haqqani.
Außerdem gibt es noch das relativ bekannte Sufi Zentrum Rabbaniyya um Scheich Eşref Efendi, das vor allem in Köln, Berlin und am Bodensee aktiv ist. Der Sufi-Orden MTO Shahmaghsoudi ist als eine weltweite Organisation ebenfalls in Deutschland mit mehreren Zentren vertreten. Weiterhin hat sich der ursprünglich aus dem Sudan stammende Orden Burhani seit etwa 1982 in Deutschland verbreitet. Die europäische Zentrale des Ordens ist das Landgut Haus Schnede bei Salzhausen in der Lüneburger Heide. In Trebbus (im Landkreis Elbe-Elster) gibt es ein Sufizentrum, das seit 1992 von Abdullah Halis Dornbrach geleitet wird.
Während der Amtszeit des Präsidenten Mahmud Ahmadineschad wurden die iranischen Basidsch-Milizen von der iranischen Regierung gegen die schiitischen Derwische in Stellung gebracht. Im April 2006 setzte die Miliz Gebets- und Wohnhäuser von rund 1200 Derwischen in der Stadt Qom in Brand.[30] Die Derwische sehen im Dschihad lediglich einen Kampf eines jeden Einzelnen um sein eigenes Seelenheil und keine Aufforderung zum Krieg.[30] Am 10. und 11. November 2007 räumte die Basidsch Sufi-Gotteshäuser in der südwestiranischen Stadt Borudscherd. Dabei wurden 80 Personen verletzt. Bei der Räumung kamen Molotowcocktails und Planierraupen zum Einsatz. Nach Meinung des Sufimeisters Seyed Mostafa Azmayesh gehe es darum, die Derwischbewegung auszulöschen.[30] Seit Monaten sei eine Kampagne in Zeitungen und von Predigern in Moscheen im Gange. Azmayesh befürchtet eine Wiederholung der Borudscherd-Vorfälle in der Stadt Karadsch. Obwohl der Nematollah-Derwisch-Orden zur Schia zählt, wurde diese Tariqa im Iran als angeblich unislamisch verfolgt.[30] Kommentatoren sahen als Grund die Furcht des iranischen Ajatollah-Regimes um seinen Anspruch auf Meinungsführerschaft in der Umma. Die weltoffene Auslegung des Korans durch die Derwische, verbunden mit Tanz und Musik, ließ die Bewegung unter jungen Leuten im Iran zunehmend Anhänger finden.[30]
In Pakistan sind die Mystiker zunehmend ins Visier von Fundamentalisten geraten, die den Taliban oder al-Qaida nahestehen. In den Jahren 2005 bis 2009 gab es neun Anschläge auf Sufischreine mit insgesamt 81 Toten.[31] Im Jahre 2010 gab es fünf Anschläge auf Schreine der Sufis, darunter einen Selbstmordanschlag auf das größte Heiligtum Pakistans, den Schrein des Data Gandsch Bakhsch im Zentrum Lahores, bei dem 45 Menschen starben, sowie zwei weitere Selbstmordanschläge auf den Schrein des Abdullah Shah Ghazis in Karachi, bei denen neun Personen getötet und 75 verletzt wurden.[31] Die ablehnende Haltung gegenüber dem Sufismus in Pakistan geht vor allem von den Deobandi und den Ahl-i Hadīth aus.[32]
Am 16. Februar 2017 starben bei einem Anschlag auf den Lal-Shahbaz-Qalandar-Schrein in Sehwan Sharif mindestens 88 Besucher, darunter mindestens 20 Kinder und neun Frauen. Über 340 wurden zum Teil schwer verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich der Islamische Staat.[33]
Im wahhabitisch beherrschten Saudi-Arabien wurden die Lehren der Sufis als Schirk (Götzendienst, Polytheismus) verunglimpft, Niederlassungen von Sufibruderschaften verboten. Insbesondere der Besuch von Schreinen sowie der Tanz und die Musik stoßen auf Ablehnung der wahhabitischen Fundamentalisten.[34] Die Wahhabiten zerstörten bereits vor Jahrzehnten konsequent alle Schreine, sogar die Schreine von Gefährten und Verwandten des Propheten, vordergründig um mystische Kulte zu unterbinden.
Von muslimisch-orthodoxer Seite wird immer wieder der Sufismus kritisiert aufgrund einerseits eines moderateren Umgangs mit traditionellen islamischen Normen (Scharia), deren Geltung in Teilen des Sufismus relativiert wird, insofern sie nur eine Ausgangsebene für den weiteren spirituellen Weg darstellten.
Des Weiteren kritisieren Gegner den Einsatz von Musik, der nicht mit islamischer Lehre vereinbar sei. Vor allem sei Tanz – und dem Tanz ähnliche Formen des Dhikr – heidnischen Ursprungs und daher eine verwerfliche religiöse Neuerung. Sufis wiederum argumentieren, bereits der Prophet Mohammed sei bei dem Einzug in Medina mit Musik vom Volk empfangen worden, und habe auf die Frage, ob die Musik beendet werden solle, geantwortet, dass die Menschen Zeiten der Fröhlichkeit mit Musik feiern sollen.[36] Für die Sufis kann Musik als Ausdruck der Freude in der Gegenwart Gottes eingesetzt werden und sei in diesem Gebrauch nicht verwerflich.
Wahhabitische Gegner der Sufis haben kritisiert, dass sie mit dem Scheich eine Person zwischen Gott und den gewöhnlichen Muslim stellen und dadurch gegen die Lehre des Korans verstoßen.[37] Dem halten Sufisten entgegen, dass ein authentischer Scheich nie die Personenverehrung fördere. Er ziehe zwar als Lehrer die Aufmerksamkeit auf sich, aber weise letztlich er von sich weg und hin zu Gott. Es sei gerade die Aufgabe des Scheichs, zu verhindern, dass der Schüler sich dem eigenen Selbst (vgl. nafs) oder der Persönlichkeit des Lehrers hingibt.
Kritik am Sufismus äußert sich mitunter darin, dass der Sufismus aufgrund seiner mystischen Dimension häufig als unpolitisch wahrgenommen wird oder sich entsprechend darstellt, obwohl der Sufismus in vielen Bereichen das öffentliche wie auch das private Leben des Sufis prägt.
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druidenwerk · 5 months
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Ich bin kein Derwisch
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seijun-isfra · 9 months
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Kai Althoff (German, b. 1966), Untitled (Tanzende Derwische) [Dancing Dervishes], 1984. Watercolour, Plaka colour, wax crayon, graphite and paper collage on paper, 49.2 x 41.6 cm.
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ulrichgebert · 10 months
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Im fernen Märchenland Indien schwören sich in einem heiligen Hain voller Derwische der tapfere, aber inkonsequente Krieger Solor und die Bayadère (französisch für Tempeltänzerin) Nikiya ewige Liebe. Der Oberbrahmane ist auch scharf auf sie. Der Radjah will Solor aber lieber mit seiner Tochter vermählen, was für diesen auch in Ordnung ist. Dass die arme Bayadère dann aber auch noch auf der Verlobungsparty tanzen muss, ist dann aber schon ein bisschen gemein, aber nichts dagegen, daß die offensichtlich nicht so selbstbewußte Verlobte sie sicherheitshalber auch noch hinterhätig umbringen läßt, gleich am Ende des ersten Akts.
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Sie spukt dann aber als Geist herum, Solor ergibt sich dem Opiumrausch (oben), der aus einigen aufwändigen Choreographien für das Corps de Ballet besteht. Bei der Vermählung schließlich hat die zuständige Gottheit aber dann doch genug, versenkt alles in Schutt und Asche und die Liebenden sind in himmlichen Gefilelden oder Nirvana oder was in diesem Falle die zuständige Einrichtung ist wieder vereint. Obwohl man nicht ganz dahinter kommt, was sie eigentlich aneinander finden. Im wesentlichen scheinen sie eigentlich nur darauf zu achten, daß sie beim Tanzen gut aussehen.
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blog-aventin-de · 9 months
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Facino Cane
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Facino Cane - Honoré de Balzac - Fantastik Geschichte
Ich wohnte damals in einer kleinen Straße, die ihr schwerlich kennen werdet, nämlich in der kleinen Rue de Lesdiguières: sie beginnt in der Rue Saint-Antoine gegenüber einem Brunnen in der Nähe der Place de la Bastille und mündet in die Rue de la Cerisaie ein. Meine Liebe zur Wissenschaft hatte mich in einer Mansarde landen lassen, wo ich während der Nacht arbeitete; den Tag verbrachte ich in einer nahe gelegenen Bibliothek, derjenigen Monsieurs. Ich lebte kärglich, ich hatte mich in alle Bedingungen eines klösterlichen Lebens geschickt, wie es sich für einen geistigen Arbeiter gebührt. Bei schönem Wetter unternahm ich kaum je einen Spaziergang auf dem Boulevard Bourdon. Eine einzige Leidenschaft drohte mich dem gewohnten Fleiß zu entreißen; aber gehörte nicht auch sie meinem Studienplan an? Ich unterrichtete mich nämlich über das Leben des Faubourg, seine Bewohner und deren Charaktere. Da ich genauso schlicht gekleidet war wie die Arbeiter und gleichgültig gegen alles Äußere, fiel ich ihnen nicht weiter auf; ich konnte mich in ihre Gruppen mischen, zuschauen, wie sie ihre Einkäufe tätigten und wie sie zu der Stunde, zu der sie ihre Arbeit beendet hatten, miteinander stritten. Das Beobachten war bei mir bereits intuitiv geworden, es drang bis zum Wesen vor, ohne das Äußere zu vernachlässigen; oder vielmehr, es erfasste die äußeren Einzelheiten so trefflich, dass es augenblicklich darüber hinausging; es verlieh mir die Fähigkeit, das Leben des betreffenden Individuums, das ich beobachtete, zu leben; ich konnte mich in jenen Menschen hineinversetzen, wie der Derwisch in ›Tausendundeine Nacht‹ Leib und Seele derer annahm, über die er bestimmte Worte sprach. Wenn ich zwischen elf Uhr und Mitternacht einem mit seiner Frau vom Ambigu-Comique heimkehrenden Arbeiter begegnete, machte es mir Spaß, ihnen vom Boulevard du Pont-aux-Choux bis zum Boulevard Beaumarchais nachzugehen. Die wackeren Leute redeten anfangs über das Stück, das sie gesehen hatten, aber nach und nach kamen sie auf ihre eigenen Angelegenheiten zu sprechen; die Mutter zerrte an der Hand ihr Kind hinter sich her, ohne auf sein Jammern und Bitten zu hören; die Eheleute überrechneten das Geld, das ihnen am nächsten Tag ausgezahlt werden würde, und gaben es auf zwanzig verschiedene Arten aus. Dann kamen Einzelheiten des Haushalts dran, sie stöhnten über die übertrieben hohen Kartoffelpreise oder den allzu langen Winter und die Erhöhung des Torfpreises, sie erörterten energisch, was sie beim Bäcker schuldeten, schließlich wurde das Hinundhergerede immer giftiger, und beide enthüllten ihren Charakter in pittoresken Ausdrücken. Wenn ich dergleichen Leuten lauschte, vermochte ich in ihr Leben einzudringen, ich verspürte ihre Lumpen auf dem eigenen Rücken, ich schritt in ihren durchlöcherten Schuhen einher; ihre Wünsche, ihre Nöte durchglitten meine Seele, oder meine Seele glitt in die ihrige hinein. Es war wie ein Wachtraum. Ich erhitzte mich mit ihnen über die Vorarbeiter in den Werkstätten, von denen sie tyrannisiert wurden, oder über üble Gepflogenheiten, die bedingten, dass sie mehrmals wiederkommen mussten, ohne bezahlt zu werden. Meine Gewohnheiten abzulegen, ein anderer als ich selber zu werden durch den Rausch meiner geistig-seelischen Fähigkeiten, und dieses willkürliche Spiel zu betreiben: darin bestand meine einzige Abwechslung. Wem verdanke ich diese Gabe? Ist es eine Art zweites Gesicht? Ist es eine der Fähigkeiten, deren Missbrauch zum Wahnsinn führen würde? Nie habe ich den Ursachen dieser Kraft nachgespürt; ich besitze sie und bediene mich ihrer, und damit basta. Ihr sollt lediglich noch erfahren, dass ich damals bereits die Grundbestandteile der ›das Volk‹ genannten heterogenen Masse zergliedert, dass ich sie analysiert hatte, um ihre guten und schlechten Eigenschaften richtig abschätzen zu können. Ich wusste bereits, wozu diese Stadtgegend nütze sein könne, diese Brutstätte der Revolutionen, die Helden in sich birgt, Erfinder, Techniker, Schurken, Verworfene, Tugenden und Laster, samt und sonders vom Elend zusammengepresst, von der Not erstickt, vom Wein ertränkt, vom Schnaps entkräftet. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viele vergeblich bestandene Abenteuer, wie viele vergessene Tragödien sich in dieser Stadt des Schmerzes abgespielt haben! Wie viele schauerliche und schöne Dinge! Nie wird die Fantasie an die Wirklichkeit heranreichen, die sich hier verbirgt und die niemand aufzudecken vermag; man muss zu tief hinabsteigen, um zu den wunderbaren oder tragischen, oder komischen Szenen zu gelangen, diesen vom Zufall gezeugten Meisterwerken. Ich weiß nicht, warum ich die Geschichte, die ich euch jetzt erzählen will, so lange bei mir behalten habe; sie gehört zu jenen seltsamen Erzählungen, die wie Lotterie-Nummern im Sack bleiben, aus dem das Gedächtnis sie dann launisch hervorzieht: ich verfüge noch über eine Fülle anderer, genauso seltsamer wie diese es ist, und sie sind ebenfalls verborgen; aber auch sie werden drankommen, glaubt es nur. Eines Tages bat mich meine Haushälterin, die Frau eines Arbeiters, ich möge doch die Hochzeitsfeier einer ihrer Schwestern mit meiner Anwesenheit beehren. Um euch verständlich zu machen, was es mit jener Hochzeit auf sich hatte, muss ich euch sagen, dass ich dieser armen Kreatur, die mir alle Morgen das Bett machte, die Schuhe putzte, meine Garderobe ausbürstete, das Zimmer ausfegte und mir das Frühstück bereitete, monatlich vierzig Sous gab; den Rest des Tages über drehte sie an der Kurbel einer Maschine und verdiente sich durch diese harte Arbeit täglich zehn Sous. Ihr Mann, ein Kunstschreiner, verdiente vier Francs. Da indessen das Ehepaar drei Kinder hatte, konnte es kaum in Ehren sein Brot essen. Nie bin ich einer verlässlicheren Rechtschaffenheit begegnet als bei diesem Mann und dieser Frau. Als ich schon aus jener Stadtgegend weggezogen war, ist die Mutter Vaillant noch fünf Jahre lang zu meinem Namenstag gekommen, hat mich beglückwünscht und mir einen Blumenstrauß und Orangen gebracht, und dabei hat sie sich nie zehn Sous auf die hohe Kante legen können. Die Not hatte uns einander nahe gebracht. Ich habe ihr nie mehr als zehn Francs geben können, und die habe ich mir oftmals für diese Gelegenheit leihen müssen. Das möge erklären, weshalb ich versprach, zu jener Hochzeitsfeier zu kommen; ich rechnete damit, mich in die Freude dieser armen Leute hineinducken zu können. Das Festessen und die Tanzerei, all das fand bei einem Weinhändler in der Rue de Charenton statt, im ersten Stock, in einem großen Zimmer, das von Lampen mit Weißblechreflektoren erhellt wurde; die Wände waren bis zur Tischhöhe mit einer schmutzigen Tapete beklebt, und an den Wänden entlang standen Holzbänke. In diesem Zimmer befanden sich achtzig Leute im Sonntagsstaat, geschmückt mit Blumensträußen und Bändern, alle angefeuert vom Geist der Courtille, mit entflammten Gesichtern, und sie tanzten, als stehe der Weltuntergang bevor. Die Brautleute küssten einander zur allgemeinen Freude; es wurde Hehe! und Haha! geschrien, was spaßig war, aber im Grunde weniger ungehörig als das schüchterne Äugeln wohlerzogener junger Mädchen. All diese Menschen bezeigten eine ungehobelte Freudigkeit, der förmlich etwas Ansteckendes inne wohnte. Aber weder die Physiognomien dieser Gesellschaft noch die Hochzeit, noch irgend etwas aus diesem Kreis hat etwas mit meiner Geschichte zu tun. Behaltet lediglich das Bizarre des Rahmens. Stellt euch die gemeine, rot getünchte Kneipe vor, schnuppert ihren Weindunst, vernehmt das Freudengeheul, bleibt in diesem Stadtteil, inmitten dieser Arbeiter, dieser alten Männer, dieser armen Frauen, die sich für eine Nacht der Freude hingaben! Die Tanzkapelle bestand aus drei Blinden aus Les Quinze-Vingts; der erste spielte Geige, der zweite Klarinette, der dritte die Schnabelflöte. Alle drei zusammen erhielten für diese Nacht sieben Francs. Für diesen Preis warteten sie natürlich weder mit Rossini noch mit Beethoven auf, sie spielten, was sie wollten und was sie konnten; keiner machte ihnen einen Vorwurf daraus, was von bezauberndem Takt zeugte! Ihre Musik griff das Trommelfell so brutal an, dass ich, nachdem ich die Versammlung flüchtig gemustert hatte, mir dies Blindentrio anschaute und sogleich nachsichtig gestimmt wurde, als ich ihre Uniform gewahrte. Diese Künstler saßen in einer Fensternische; um also ihre Gesichter genau anschauen zu können, musste man ganz dicht zu ihnen hintreten: das tat ich nicht auf der Stelle; als ich jedoch zu ihnen ging, ich weiß nicht, wie es kam, da war alles entschieden, die Hochzeitsgesellschaft und die Musik verschwanden, meine Neugier wurde in höchstem Maße angefacht, denn meine Seele ging in den Leib des Klarinettisten über. Der Geiger und der Schnabelflötenspieler hatten vulgäre Gesichter, die wohlbekannten Blindengesichter, angespannt, aufmerksam und ernst; das des Klarinettisten jedoch bot eins der Phänomene dar, die sogleich den Künstler und den Philosophen stutzig machen. Stellt euch vor, die Gipsmaske Dantes werde von rötlichem Lampenlicht übergossen, und es erhebe sich darüber ein Wald von silberweißem Haar. Der bittere, schmerzliche Ausdruck dieses prächtigen Kopfes wurde durch die Blindheit noch gesteigert, denn die toten Augen erhielten neues Leben durch den Geist; es ging von ihnen etwas wie ein loderndes Leuchten aus, das von einem einzigen, unablässigen Wunsch herrührte; er stand kraftvoll auf einer gewölbten Stirn geschrieben, die von Falten durchzogen war wie eine Wand von Rissen. Der Alte blies, wie es gerade kam, ohne dem Rhythmus oder der Melodie die geringste Beachtung zu schenken, seine Finger senkten oder hoben sich, sie betätigten die alten Klappen in mechanischer Gewohnheit, er genierte sich kein bisschen, das hervorzubringen, was Orchestermusiker als Quietscher bezeichnen; die Tanzenden bemerkten das ebenso wenig wie die beiden Kollegen meines Italieners; ich wollte nämlich, dass er Italiener sei, und er war auch Italiener. Es haftete diesem alten Homer etwas Großes und Despotisches an; er trug wohl eine zur Vergessenheit verdammte Odyssee in sich. Es handelte sich um eine so echte Größe, dass sie noch über seine tiefe Erniedrigung triumphierte, und um einen so ausgeprägten Despotismus, dass er die Armut beherrschte. Keine der heftigen Leidenschaften, die den Menschen zum Guten wie zum Bösen führen, die aus ihm einen Sträfling oder einen Helden machen, ermangelte diesem edel geschnittenen Gesicht, das fahlgelb war wie bei vielen Italienern, und beschattet von ergrauten Brauen; sie warfen ihre Schatten über tiefe Augenhöhlen, und es durchschauerte einen, wenn man meinte, das Licht des Denkens könne darin wiedererscheinen, gerade wie man fürchtet, aus dem Eingang einer Höhle könnten ein paar Räuber mit Fackeln und Dolchen hervorbrechen. Dieser Käfig aus Fleisch und Blut barg einen Löwen, einen Löwen, dessen Wut sich an Eisenstäben nutzlos erschöpft hatte. Die Feuersbrunst der Verzweiflung war zu Asche verloht, die Lava erkaltet; aber die Erdrisse, Verwüstungen, ein wenig Rauch zeugten von der Heftigkeit der Eruption, den Verheerungen durch das Feuer. Diese Vorstellungen, die der Anblick jenes Mannes erweckte, waren in meinem Innern so heiß, wie sie auf seinem Antlitz kalt waren. Nach jedem Kontertanz hängten Geiger und Schnabelflötenbläser, die sich ernstlich nur für Glas und Flasche interessierten, ihr Instrument an den Knopf ihres rötlichen Überrockes, streckten die Hand nach einem in der Fensternische stehenden kleinen Tisch aus, der ihnen als Kantine diente, und reichten dem Italiener jedesmal ein volles Glas; er selber konnte es sich nicht nehmen, da der Tisch hinter seinem Stuhl stand; jedesmal dankte der Klarinettist durch ein freundliches Nicken. Ihre Bewegungen vollzogen sich mit einer Exaktheit, die einen bei den Blinden aus Les Quinze-Vingts stets erstaunt und die glauben macht, sie könnten sehen. Ich trat zu den drei Blinden hin, weil ich sie belauschen wollte; doch als ich ganz dicht vor ihnen stand, witterten sie nach mir hin, merkten wohl, dass ich kein Arbeiter sei, und verhielten sich still. »Aus welcher Gegend stammen Sie eigentlich, Sie, der Klarinettist?« »Aus Venedig«, antwortete der Blinde mit einem leichten italienischen Akzent. »Sind Sie blind geboren worden, oder sind Sie erblindet durch…« »Durch einen unglücklichen Zufall«, antwortete er lebhaft; »durch einen gottverfluchten schwarzen Star.« »Venedig ist eine schöne Stadt, ich habe mich von je gesehnt, mal hinzufahren.« Die Züge des Alten belebten sich, seine Falten zuckten, er war heftig erschüttert. »Wenn ich mit Ihnen führe, würden Sie Ihre Zeit nicht vergeuden«, sagte er. »Reden Sie mit ihm nicht über Venedig«, sagte der Geiger zu mir, »sonst legt unser Doge los; hinzu kommt, dass er schon zwei Pullen im Bauch hat, der Fürst!« »Los, weiter, Papa Quietscher«, sagte der Flötist. Alle drei fingen wieder zu spielen an; aber während sie vier Kontertänze spielten, witterte der Venezianer zu mir hin; er ahnte wohl das sehr tiefe Interesse, dass ich ihm entgegenbrachte. Sein Gesicht verlor den kalten Ausdruck der Traurigkeit, irgendeine Hoffnung erhellte seine Züge und rann wie eine blaue Flamme durch seine Runzeln; er lächelte und wischte sich die Stirn ab, seine kühne, furchtbare Stirn; schließlich wurde er heiter wie jemand, der sein Steckenpferd bestiegen hat. »Wie alt sind Sie eigentlich?« fragte ich ihn. »Zweiundachtzig! « »Und seit wann sind Sie blind?« »Es sind nun bald fünfzig Jahre«, antwortete er in einem Tonfall, der bezeugte, dass sein Kummer nicht nur mit dem Verlust des Augenlichts zusammenhing, sondern mit dem einer großen Macht, die er eingebüßt haben mußte. »Warum werden Sie ›der Doge‹ genannt?« fragte ich ihn. »Ach, nur um mich zu ärgern«, sagte er, »ich bin venezianischer Patrizier, hätte also wie jeder andere Doge werden können.« »Wie heißen Sie denn?« »Hier«, sagte er, »der alte Canet. Nur so hat mein Name in die amtlichen Register eingetragen werden können; aber auf Italienisch heisse ich Marco Facino Cane, Fürst von Varese.« »Wie? Sie stammen also von dem berühmten Condottiere Facino Cane ab, dessen Eroberungen an die Herzöge von Mailand gefallen sind?« »E vero«, sagte er. »Damals ist der Sohn des Cane nach Venedig geflohen, damit die Visconti ihn nicht umbrachten, und hat sich ins Goldene Buch eintragen lassen. Heute freilich gibt es weder einen Cane noch das Goldene Buch mehr.« Und er vollführte eine erschreckende Geste, aus der erloschener Patriotismus und Ekel vor allem Menschlichen sprach. »Aber wenn Sie venezianischer Senator waren, mussten Sie doch reich sein; wodurch sind Sie Ihres Vermögens verlustig gegangen?« Auf diese Frage hob er den Kopf zu mir hin, als wolle er mich in einer wahrhaft tragischen Aufwallung anschauen, und antwortete: »Durch Unglück!« Er dachte nicht mehr ans Trinken, er wies sogar durch eine Geste das Glas Wein zurück, das der alte Flötenspieler ihm in diesem Augenblick hinhielt; dann senkte der den Kopf. Das alles war nicht geeignet, meine Neugier zu dämpfen. Während des Kontertanzes, den diese drei Musikapparate jetzt spielten, musterte ich den alten venezianischen Nobile mit Gefühlen, wie sie einen Zwanzigjährigen verzehren. Ich sah Venedig und die Adria vor mir, ich sah es verwüstet in seinem verwüsteten Gesicht. Ich erging mich in der von ihren Bewohnern so heiß geliebten Stadt, ich schlenderte vom Rialto zum Canale Grande, von der Riva degli Schiavoni fuhr ich zum Lido, ich kehrte zum Dom zurück, der auf eine ganz besondere Weise ehrwürdig ist; ich beschaute die Fenster der Cà d'Oro, deren jedes anders geartetes Zierwerk hat; ich betrachtete die alten, üppigen Marmorpaläste, kurzum: all die Wunder, mit denen der Kundige um so mehr sympathisiert, als er sie nach seinem Gefallen ausschmücken kann und seine Träume nicht durch den Anblick der Wirklichkeit des Poetischen berauben lässt. Ich malte mir den Lebenslauf dieses Abkömmlings des größten aller Condottieri aus und forschte nach den Spuren seines Unglücks und den Ursachen dieser tiefen physischen und moralischen Erniedrigung, die indessen die Funken von Größe und Adel, die in diesem Augenblick wieder aufgeglüht waren, noch schöner machte. Offenbar hegten wir die gleichen Gedanken, denn ich glaube, dass die Blindheit den intellektuellen Austausch sich rascher vollziehen lässt, weil sie der Aufmerksamkeit verwehrt, sich an die Außendinge zu heften. Der Beweis unserer beiderseitigen Sympathie ließ nicht auf sich warten. Facino Cane hörte auf zu blasen, stand auf, trat zu mir hin und sagte: »Wir wollen gehen!«, was auf mich wie ein elektrischer Schlag wirkte. Ich reichte ihm den Arm, und wir gingen weg. Als wir auf der Straße waren, sagte er: »Wollen Sie mich nach Venedig geleiten, mich hinführen, wollen Sie mir Glauben schenken? Dann sollen Sie reicher werden als die zehn reichsten Handelsfirmen in Amsterdam oder London, reicher als die Rothschilds, mit einem Wort: reich wie in ›Tausendundeine Nacht‹.« Ich meinte, der Mann sei wahnsinnig; allein in seiner Stimme bekundete sich eine Macht, der ich gehorchte. Ich ließ mich führen, und er brachte mich zu den Bastillegräben, als habe er Augen. An einer sehr abgelegenen Stelle, wo seither die Brücke gebaut worden ist, unter der der Saint-Martin-Kanal in die Seine mundet, setzte er sich auf einen Stein. Ich setzte mich auf einen anderen dem alten Mann gegenüber, dessen weißes Haar im Mondlicht schimmerte wie Silberdraht. Die Stille, die kaum von dem zu uns dringenden gewitternden Lärm der Boulevards gestört wurde, und die Reinheit der Nacht trugen dazu bei, dass die Szene zu etwas wahrhaft Phantastischem gedieh. »Sie sprechen zu einem jungen Menschen von Millionen, und Sie glauben, er könne zaudern, tausend Übel zu erdulden, um sie einzuheimsen? Sie machen sich doch nicht etwa über mich lustig?« »Möge ich ohne Beichte sterben«, fuhr er mich an, »wenn das, was ich Ihnen sagen will, nicht wahr ist. Ich bin zwanzig gewesen, wie Sie es gegenwärtig sind, ich war reich, war schön, von Adel, und ich habe mit der ersten unter allen Torheiten begonnen, mit der Liebe. Ich habe geliebt, wie heute keiner mehr liebt, so, dass ich mich in einen Geldschrank sperren ließ, auf die Gefahr hin, erdolcht zu werden, und das alles, ohne dass mir anderes verheißen worden wäre als ein Kuss. Für sie zu sterben dünkte mich ein ganzes Leben.« »1760 hatte ich mich in eine Vendramin verliebt, sie war achtzehn und mit einem Sagredo verheiratet, einem der reichsten Senatoren, einem Mann von dreißig Jahren und versessen auf seine Frau. Die, die ich liebte, und ich, wir waren unschuldig wie zwei Cherubine, als der Sposo uns bei einem Gespräch über die Liebe überraschte; ich war waffenlos, er fehlte mich, ich warf mich auf ihn, würgte ihn mit meinen beiden Händen und drehte ihm den Hals um wie einem Hähnchen. Ich wollte mit Bianca auf und davon, doch sie wollte mir nicht folgen. Da haben Sie die Frauen! Ich bin allein geflohen, bin verurteilt worden, meine Güter wurden zugunsten meiner Erben beschlagnahmt; aber ich hatte meine Diamanten mitgenommen, fünf zusammengerollte Bilder von Tizian und all mein Gold. Read the full article
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geruen · 10 months
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Leviathan (hebräisch לִויָתָן liwiatan „der sich Windende“)
Für einen langen Augenblick
Bist du mein
Ich schaue in deine Ozeanaugen
Und ich wirbel mich wie ein Derwisch
Zwischen Takt und Ekstase
Für eine flüchtige Ewigkeit
Bin ich dein
Du siehst in meine Augen
Ich habe Angst was du da siehst
Ich wollte mich dir nicht öffnen
Was, wenn ich mich verliebe
Und du nicht?
Ich denke nicht dass ich mich in dich verliebe
Du bist ja nie da
Wahrscheinlich werde ich es nur bittersüß vermissen
In deinen Augen anzukommen
Und mich in unserer Geborgenheit zu wiegen
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kunstplaza · 1 year
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johann2013-blog · 2 years
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Wir brauchen Eure Unterstützung: Bitte ladet Eure Freunde ein_
Solidarität mit DerwischKuKu
DerwischKuKu ist ein Verein zur Förderung von Stadtteilkultur und Interkulturalität
Auf Grund der begrenzten Fördermittel der MA 7 erhalten wir in diesem Herbst von der Gemeinde Wien leider keine finanzielle Unterstützung, auf eine Antwort zu unserem Antrag auf Bezirksebene warten wir noch.
Trotzdem möchte das Team vom DerwischKuKu auch in diesem Herbst die interkulturelle Arbeit mit großartigen Künstlerinnen und Künstler fortsetzen.
Das Solikonzert soll dabei unterstützen und für eine finanzielle Überbrückung bis ins Frühjahr 2023 sorgen. Namhafte KünstlerInnen haben bereits zugesagt und wir freuen uns sehr über das Echo aus den Kreisen der Kulturschaffenden. Also schaut öfter hier rein. Wir werden die Künstler und Künstlerinnen, in den nächsten Tagen vorstellen.
Beim Besuch des Solikonzertes bitten wir um eine Spende von € 10,00 für den DerwischKuKu.
KünstlerInnen die bereit sind mitzumachen: Syannah, Mohammadreza Azin, Karim Sanou, Easy Riders Vienna, Eudora Price, Hozan Qamber&Friends, Darline Wegerer&Band, Alizja Zell, Irini Fischer, Sinem Kocir, Mánadís
DerwischKuKu – im Café Restaurant Derwisch - Lerchenfeldergürtel 29 -  1160 Wien 15.10.2022 Einlass: 18 Uhr
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endlosestrassen · 2 years
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06.08.2022 Konya
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Konya, Stadt der tanzenden Derwische, moderne Großstadt mit konservativem, leicht ländlichen Flair, als Iconium erstbesiedelt vor ca 2500 Jahren, auch hier haben sich verschiedene Herrscher die Klinke in die Hand gegeben, Hethiter, Römer, Grıechen, Seldschuken, Kreuzritter, es waren wilde Zeiten in diesem Teil der Welt.
Paulus weilte mehrfach in Konya, die Heilige Thekla wurde hier geboren. Informationen dazu findet man sogar im Buch der Bücher (Christenvariante).
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Die Seldschuken waren Hauptakteure, und die Stadt ist geprägt von ihrem Erbe. Viele Moscheen datieren aus der Zeit ihrer Herrschaft, und die Rum-Seldschuken sorgten für einen enormen Aufschwung. Nach den Seldschuken übernahmen die Osmanen, und so blieb es, bis nach dem Ende des 1. Weltkrieges die Karten neu gemischt wurden. Seit 1923 ist Konya nun türkisch. Die Stadt liegt eben, nur in der Mitte erhebt sich ein Hügel, den die Seldschukenherrscher aufschütten ließen.
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Man findet unzählige Moscheen, kein Wunder, war doch Konya immer ein religiöses Zentrum. Diese sind natürlich für alle frei zugänglich, und innen sehr schön anzusehen.
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Außerdem gibt es eine recht hübsche Gegend voller Geschöfte und Werkstätten, wo man dies und das kaufen kann. Textilien kosten hierzulande beispielsweise ein Viertel dessen, was man daheim ausgeben würde.
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Gegen Abend versammeln sich die Menschen gern auf dem Platz vor der Selimmoschee, neben dem Museum und Grab des Derwischordengründers, vor allem natürlich für die 2 Millionen Touristen, die pro Jahr hier herkommen, ein großer Anziehungspunkt. Ringsherum kann man die typischen Konyaspeisen in den oft günstigen Restaurants probieren.
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Konya ist , wie einige andere Städte der Türkei auch, 2021 zur UNESCO Gastronomiestadt ernannt worden. Die Küche hier ist speziell und unglaublich lecker. Ich hab’s abends in diesem Restaurant probiert, und es war wunderbar. Meine ganz persönliche Entdeckung hier, denn ich bin Käseliebhaber, ist heute früh der typische grüne Konya Hartschimmelkäse gewesen. Die Frühstücksbuffets in dem Hotels dieses Landes sind einen Extralink wert. Es ist bisher immer so wie in dem Blog beschrieben. Mal mehr, mal weniger vielfältig, aber immer reichhaltig.
Morgen verlasse ich die Großstadt und fahre ans Meer.
Nachtrag: Der Held eines meiner Bücher, die ich als Kind verschlang, Hodscha Nasreddin oder hier Nasreddin Hoca, liegt in der Provinz Konya begraben. Sein Ruhm und seine Gewitztheit kennt man länderübergreifend in vielen Gegenden Vorder- und Zentralasiens.
Buchtip
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