Tumgik
#Wut berlin
robbinnnnn · 2 months
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CW: Queerfeindlichkeit
Hab letzte Woche einen queerfeindlichen, sexualisierten Übergriff an meiner Hochschule erlebt. Die Täterin ist genauso trans wie ich. Als ich mit meiner Professorin / Betreuerin gesprochen habe, hat sie mir geraten, die Tat einfach zu "verdrängen", weil es nicht gut aussähe der Täterin etwas vorzuwerfen und wahrscheinlich eh zu schwierig zu erklären ist, um ernst genommen zu werden.
Was ist schwierig daran zu verstehen, dass es übergriffig ist, den benutzten Tampon einer transmaskulinen Person ohne deren Wissen in der Hochschule rumzureichen?
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Schloss Einstein Folge 1065
Chiara malt ein Bild vom Schulgarten, wie er eigentlich aussehen sollte, hört dabei aber mit, wie Elly am Telefon mit Reena schlecht über sie redet.
Sherlock Joshi hat eine Anfrage ans Stadtarchiv gestellt, die allerdings abgelehnt wurde, weil sein Name in keiner Akte zu finden ist, weswegen er keinen Zugriff auf geschützte Aktensammlungen kriegt. Auch im Öffentlich-Rechtlichen Cinematic Universe gilt die DSGVO!
Karl zu Joshi: "Wir können immer noch ein Team werden. Wie die drei Musketiere!" Joshi: "Weißt du eigentlich, dass diese Buchreihe historisch extremst inkorrekt ist?" Die drei Musketiere haben nämlich nicht mit Degen gekämpft, sondern mit Musketen. Daher der Name.
Annika und Nesrin reden nur noch über Marlon miteinander, selbst, wenn sie direkt nebeneinander stehen.
Chiara möchte die Sache mit Elly klären und will, dass sie alle befreundet sind. Elly blockt ab und wirft Chiara vor, sie würde ihr ihre Freundinnen wegnehmen. Elly: "Du wirst mir niemanden wegschnappen. Selbst wenn ich dafür deinen dämlichen Schulgarten mit Mist zuschütten muss." Ich hab das Gefühl, da läuft etwas schief im Staate Hockenbrink.
Massuda hat zu spät gemerkt, dass sie schon morgen einen Aufsatz zur Berliner Mauer abgeben muss, doch Herr Zech will ihr keinen Aufschub gewähren.
Chiara findet in Joshua einen Verbündeten. Der will sie nämlich in sein Team holen, nachdem sie ein Rätsel lösen konnte, auf dessen Lösung er nicht gekommen ist. Hey, warte: Parallelle! Joel wollte auch nur mit Colin zusammenarbeiten, weil er als einziger seine Begriffe richtig erraten hat!
Chiara will aber nicht in Joshuas Team und will auch nicht wütend auf Elly sein, sondern nur ihre "innere Balance" finden.
Marlon versucht mit Nesrin zu flirten: "Also, ich mag ja Wasser. Aber ich würde jetzt nicht sagen, dass ich es liebe."
Marlon will unbedingt herausfinden, ob Nesrin in Simon verliebt ist und schlägt vor, einen Test zu machen. Ich trau solchen Tests gar nicht mehr! Die haben mir vor 10 Jahren gesagt, ich wär verliebt, aber eigentlich war das ne Hyperfixation und ich fand den Typ einfach nur cool und witzig. Dann bin ich ihm viel zu lange unnötig hinterhergelaufen, obwohl er nichts von mir wollte, und hab später rausgefunden, dass ich VERDAMMT NOCH MAL AROACE BIN!
Entschuldigung, zurück zu Nesbrotlon. Nesrin würde Simon nicht ihren letzten Schluck Bubble Tea geben und ihn auf keinen Fall ihren Eltern vorstellen. Das Testergebnis: Ihre Gefühle sind noch unklar. Die Empfehlung: Sie soll ihren potenziellen Schwarm daten.
FRAU SCHILLER IST WIEDER DA!
Doch Zech muss doch noch länger bleiben: Bei ihm zuhause gab es einen Wasserrohrbruch. Angeblich.
Chiara versucht, durch Lach-Yoga zu ihrer inneren Balance zu finden. Joshi ist skeptisch: Er kann nicht verstehen, wie Chiara immer noch nicht wütend auf Elly sein kann, obwohl sie immer so gemein zu ihr ist.
Chiara probiert ne andere Methode: Schreien!
Nesrin hat für sich und Simon Karten für ein Basketballspiel besorgt und lädt ihn auf ein Date ein.
Massuda hat sich lauter Zettel mit Motivationssprüchen an ihre Wand geklebt. Das kann nur ein Tipp von Joel gewesen sein!
Elly möchte nachforschen und schlägt Massuda vor, sich gemeinsam in Zechs Zimmer zu schleichen. Das kommt Massuda natürlich sehr gelegen, denn so kann sie was ihren Aufsatz angeht vielleicht etwas schummeln.
Marlon übt mit Nesrin, wie man sich bei einem Date richtig verhält. Dafür muss er natürlich so tun, als wär er Simon und mit ihr flirten.
Schreien hat Chiara geholfen und sie besucht Joshua auf dem Dachboden. Der glaubt nicht, dass sie damit wirklich ihre gesamte Wut losgeworden ist und schlägt vor, Elly mal so richtig zu beleidigen, weil ihm das "auch immer" hilft.
Joshua nennt Chiara eine der "wenigen interessanten Personen am Einstein". Genauso wie Colin für Noah der "einzig normale Mensch [am Einstein]" ist!
Mark my words: Leute werden jetzt anfangen, Joshua mit Chiara zu shippen.
Während Elly Herr Zech ablenkt, schleicht sich Massuda ins Gästezimmer, um heimlich einen Aufsatz abzufotografieren. Interessant, Colin kann ne ganze KI programmieren, aber ChatGPT existiert in diesem Universum anscheinend nicht.
SIMON WOLLTE GAR NICHT MIT NESRIN ZU DEM SPIEL GEHEN SONDERN MIT LEON! LIMON WAR EIN WITZ! EIN WITZ!
Massuda hat einen Brief aus Zechs Papierkorb gewischt und JETZT GIBT ES AUCH NOCH DRAMA IM HAUSE ZECH! HALLO?
"Hallo Schloss Einstein Fans. Wir haben eure Beschwerden gehört, dass es keine gute Message sendet, wenn die Schwulen traurig sind und alle anderen nicht. Deswegen sind jetzt einfach alle traurig! Wir hoffen, wir konnten euch damit zufriedenstellen. Euer Schloss Einstein Team."
ZECH IST INS INTERNAT GEZOGEN WEIL ER STREIT MIT SEINER FRAU HATTE! ICH KANN NICHT MEHR EY HÖRT DAS DRAMA DENN NIE AUF?
Okay, es gibt anscheinend doch ChatGPT in diesem Universum - Massuda hat nämlich nur die Keywords für den Aufsatz gebraucht, alles andere macht die KI. Sollte das mit "Schreibe einen Aufsatz über die Berliner Mauer auf dem Niveau der [hier Klassenstufe eingeben] nicht auch gehen"?
Elly ist enttäuscht, dass Massuda nur wegen des Aufsatzes bei der Aktion mitmachen wollte.
Nachdem Karl abgesprungen ist, weil Joshua ihm zu gemein war, hat Joshua jetzt einen neuen langsamen Watson gefunden: Chiara. Und die bringt ihn auf eine Idee: Wenn er schon nicht allein ins Stasi-Unterlagen-Archiv darf, dann gehen sie eben als Modul hin! Joshi und Chiara ist so eine weirde Kombination, die aber trotzdem funktioniert. Ich glaub, Joshua hat soeben seinen Colin gefunden!
Vergesst Nesbrotlon! Jetzt gibt es NesMuffinsmitWunderkerzenlon!
SIE ZIEHEN ZUSAMMEN ÜBER SIMON HER YES!
Und Nesrin ist auch gar nicht traurig, dass sie kein Date mit Simon hatte. Herzklopfen und schwitzige Hände kennt sie auch nur vom Training. Sie fragt sich aber trotzdem, wie es ist, verknallt zu sein.
Das Love Quadrat wird echt immer komplizierter.
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janpawlak · 10 months
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gerne mit grund wieso weshalb warum! saarbrücken ist nicht teil vom poll, weil das sowieso alle wählen würden lol
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deadpetsparky · 1 year
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Glaubst du, Adam hat Angst, wie sein Vater zu werden?
Liebe/r Anon,
vielen lieben Dank für deine Einreichung und sorry, dass ich eine Weile gebraucht habe zum Antworten! Ich selbst sehe mich nicht als jemand, der es leicht fällt ihre Gedanken zum Innenleben eines Characters präzise auf den Punkt zu bringen, daher musste ich mir deine Frage auch erst mal ein bisschen durch den Kopf gehen lassen.
Hat Adam also Angst so zu werden wie sein Vater? Tja, gute Frage. Wenn ich jetzt mal DkdE als Ausgangspunkt nehme, dann wäre meine kurze Antwort „Nein. Aber mit Potential, in der nächsten Spatort-Folge zu einem dicken fetten Ja mit Warnblinker zu werden“.
Die längere Antwort folgt unter dem Cut. Achtung, incoherent rambling ahead:
Um meine oben genannte These zu erklären, fühle ich mich bemüßigt ein bisschen auszuholen.
Was wissen wir denn überhaupt konkret über Adams Gefühle zu seinem Vater? Wir wissen, dass er ihn hasst, aber vor allem wissen wir, dass er Angst vor ihm hat. Und Adams Ängste, die manifestieren sich nach meiner Interpretation vor allem in Form von Wut und Sarkasmus. Ich finde, dass wird über so ziemlich alle Spatort-Folgen hinweg deutlich in der Art, wie wir sein Handeln gegenüber Roland, aber auch gegenüber Leo und dem Team dargestellt bekommen. Immer wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt, holt er mit Worten aus.
Über die Hintergründe von Adams Flucht aus Saarbrücken ist uns ja leider nichts Konkretes bekannt, aber ich denke es gibt einige Hints die darauf hindeuten, dass er nach der Sache mit dem Spaten seine Chance gesehen hat endlich auszubrechen. Also ist er abgehauen, weil das vielleicht einfacher ist, als sich seinen Ängsten zu stellen. Er war ja auch noch so jung, wer will es ihm schon verübeln.
Er hat sich die Welt angesehen und ist dann in Berlin gelandet, sagt er zu Leo in DfL. Klingt für mich ein bisschen wie eine Suche nach dem eigenen Sinn, nach einem Adam, der erst mal herausfinden muss, wer er eigentlich ohne Roland Schürk ist. Zwischendrin ist er dann noch Bulle geworden, sagt er auch zu Leo. Ein Bulle, also das komplette Kontrastprogramm zu Roland. Das kann ja eigentlich nicht nur Zufall sein. Ist er also Polizist geworden, weil er Angst hat wie Roland zu werden? Oder ist er Polizist geworden, um Roland eins auszuwischen? Ich persönlich tendiere eher zu Letzterem.
Wieso kommt Adam dann aber nach Saarbrücken zurück, obwohl er ja offenbar, und nach allem was wir so wissen, sein Leben in Berlin durchaus im Griff hatte? Ich würde sagen, der Wunsch nach Closure. Das Erste, was er in DfL zu Leo sagt, ist „Ich hab' dich vermisst“ und das nehme ich ihm auch ab. Ich kann mir vorstellen, dass er sich durchaus all die Jahre Vorwürfe gemacht hat, dass er Leo mit den ganzen Konsequenzen aus der Aktion Spaten allein in Saarbrücken zurückgelassen hat. Dazu passt auch, wie er Leo die ganze Folge über den Rücken frei hält und ihm sogar explizit sagt, dass „er nichts gemacht hat“. Dann sehen wir ihn in DfL am Krankenbett des noch komatösen Roland stehen und vermutlich ist das das erste Mal in seinem Leben, dass er seinem Vater direkt ins Gesicht sagt, was er von ihm hält. FU, Roland. Was für eine Befreiung.
Dann aber schlägt das Schicksal zu und Roland wacht auf. DHdW ist für mich im Grunde eine einzige Verhaltensstudie in Sachen Familie Schürk. Heide, die Adam bittet sie nicht alleine mit Roland zu lassen. Sie bittet ihren Sohn, den sie in seiner Kindheit viel zu oft allein mit Roland gelassen hat, anstatt ihn zu beschützen. Dann haben wir Adam, der die ganze Folge lang zwischen unterdrückter Angst und Wut hin und her pendelt, was Roland für seine Spielchen die ganze Zeit auszunutzen weiß.
„Du bist alles, was ich mir immer für dich gewünscht habe“, sagt Roland zu ihm.
Autsch. Adams Gesicht dabei. Dann die ganze Szene in der Badewanne. Im Kinderzimmer, als Adam weinend zusammenbricht und Roland grinsend vor der Zimmertür sitzt. Roland weiß, was in der Garage passiert ist und quält Adam gekonnt damit. Ich schweife ab, sorry :D
So, dann haben wir also DHdS und dass Adams Erlebnisse dort mehr als nur traumatisierend sind, brauch ich ja niemandem zu erklären. Was eh viel interessanter für meine These ist, ist der Verrat durch Onkel Boris. Der ja, ganz offensichtlich, die einzige positive erwachsene Bezugsperson war, die Adam als Kind hatte. Der Vaterersatz schlechthin. So ein Verrat trifft tief, besonders so kurz nach der Sache mit Roland und dem Giftfrosch, und ich denke, dass sehen wir auch sehr gut in DKdE. Adam vertraut niemandem mehr, nicht mal Leo. Schiebt den sogar mehr und mehr von sich weg, genau immer dann, ich hab es Eingangs erwähnt, wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt. Diesen Konflikt wird er lösen müssen, wenn er nicht zu dem werden will, den Roland aus ihm machen wollte, aber ich denke an dem Punkt ist er am Ende von DKdE einfach noch nicht.
Hat also Adam Angst zu werden wie sein Vater? Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich daher sagen Nein, weil er sein eigenes Handeln noch gar nicht so weit reflektiert. Aber das kann sich durchaus noch ändern, zum Beispiel durch einen ordentlichen Schreckmoment (Leo-Entführung, anyone?). Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in der nächsten Folge den Höhepunkt der Story um das Geld erleben und in diesem Kontext auch, wie Adam sich ein für alle mal entscheiden muss wer er sein will.
Ein Adam, der sich Leo (und Team) öffnet und endlich, endlich loskommt von seinen Vaterkomplexen, (Danke Esther), oder ein Adam, der sich immer mehr hinein steigert und damit sich und Leo die Menschen um sich herum in Gefahr bringt.
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suzanneberlin · 7 months
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24. Oktober 2023 Berlin Gesundbrunnen
Eine Gruppe Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren hantiert mit Böllern auf einem Gehweg. Eine Frau mit Hund und Kleinkind geht an ihnen vorbei. Die Jungen werfen Böller nach den dreien, sie werden nicht getroffen, aber die Böller kommen sehr nah neben ihnen auf. Die Frau schreit mit Wut und Angst in der Stimme: »Seid ihr eigentlich bescheuert oder was?« Da rufen eine Handvoll junge Männer von der anderen Straßenseite: »Halt die Fresse blöde Schlampe, was schreist du die Kinder an?«. Ich steuere auf die kleinen Jungen zu, die weitere Böller zünden wollen, der Kleinste unter ihnen - vielleicht ist er sechs Jahre alt - ruft der Frau hinterher: »Ja, halt die Schnauze!« Ich frage ihn, warum er das sagt, darauf er mit verwunderten Augen: »Darf ich das nicht?«.
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zvyozdochka · 1 year
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Putin did a rally where he bribed paid people (equivalent of $6USD) to attend and wave the Russian flag while various performers sung songs about murder victory. What was especially cringe is that a lot of the lyrics were appropriated from anti war and anti government artists. And some of the songs literally had lyrics about raising a red flag over Berlin…lol wut. The icing on the cake though was when they brought a heap of children they kidnapped rescued from Mariupol on stage and made them say how grateful they were to the Russian soldiers and everything they were doing…Absolute fucking disgrace. No words, really. Anyone else watch this garbage and care to discuss? I feel some group therapy is in order.
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fabiansteinhauer · 10 months
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via Friedrich Weber Steinhaus
Vom Wuppertalerischen
1.
Mit Abschiedsvorlesungen kann ich was anfangen. Schon mit seiner Antrittsvorlesung konnte ich was anfangen. Die handelte vom Fabianismus, der Kunst des Zauderns, und diente mir als Muster und Vorbild für Vom Scheiden. Jetzt hat Joseph Vogl seine Abschiedsvorlesung gehalten: über Meteore, was sonst?
Manche sagen, das seien Schwebeteilchen (Sediment in Rührung)- Andere behaupten, sie hätten schwebende Züge oder ein Ding werde Meteor erst durch die Bahn, die es zieht. Schwebebahnen nennt man in Wuppertal jedoch das, was Meteore den meisten Leuten nicht sind. Die Wuppertaler Schwebahn fährt auf leicht berechenbarer und berechneter Bahn. Das tun Meteore den meisten Leuten nicht. Der schwarzfahrende Elefant Tuffi wurde ausfallend, und der war den Leuten Meteor in Wuppertal, aber den nennt dort kaum einer Schwebebahn. Wuppertal ist für die Schwebebahn und für Tuffi bekannt. Selbst wenn einem leicht fällt, was anderen schwer fällt, und man darum leicht berechnen kann, was andere schwerfällig berechnen, sind Meteore darum wuppertalerisch. Wuppertal ist auf jeden Fall für seine Meteore bekannt. Meteore sind wuppertalerisch.
Und es gibt noch einen Grund, Meteorologie als Wissenschaft von Wuppertalerischem zu verstehen. Meteore tun das, was es in Wuppertal dauernd tut: sie nieseln, bewegen sich durchgehend und anhaltend zwischen Himmel und Erde. Das ist im Bereich der Bahnen, Züge und Bewegungen dasjenige, was das Nöseln im Bereich der Laute ist. Wuppertaler Niesel ist tänzerisch, er hat lange Zeit Pina Bausch Raum gegeben. Nur sauertöpfische oder gleich sauerländische Leute denken dabei ans Unentschiedene oder an fehlende Entscheidungen. Ein bisschen querulatorisch könnten sie, die Meteore, schon sein.
Meteore sind auf präzise Weise vage und polare Objekte, sie gehen auf eine scharf gestellte Weise vorüber, wie Diplomaten das bei einem Empfang in unruhigen Zeiten tun und wie das Leben das tut, insgesamt also gehen die Meteore auf meist notorisch schwer kalkulierbare bis unberechenbare Weise an uns vorüber, gehen sie vorüber. In ihnen wird das Vergehen fragwürdig, aber kein Verbrechen. Vogls Beitrag hebt die vergleichende Meteorologie bestimmt nicht auf einen neuen Level, er wirbelt sie bestimmt dichter. Ich habe das verpasst, Mist, ich rate darum, wie er was gemacht hat.
2.
Vogl liest seinen Abschied, eine angenommene Löwin irrt um Berlin herum. Ist alles vorbei? Time (just) gets away from us. Das geht mir ein bisschen schnell. Eben noch wird Teubner emeritiert und ich spiegele so rum, jetzt ist jene Zeit gone with the wind, aber das macht den Wind nicht stoppen. Beim gonewiththewind geht der Wind nicht mit, der bleibt hier und windet weiter. Schon ist die nächste Generation an der Reihe. Immer diese Brandungen, kann der Lauf der Zeit nicht so zaudern, dass dies auch etwas verzögert?
Cornelia habe ihm einmal aus Wut mit einer Schere den Anzug zerkleinert, er habe ihn dann trotzig weitergetragen: das ist mir ein Leitgerücht (normatives Obermaterial) geworden. Bis heute will ich so werden wie die beiden, aber mir die Traurigkeit dabei ersparen. Ich finde die Kombination aus Eleganz, Coolness und Engagement aka die ganze Versteigungsbereitschaft bei gleichzeitiger Geschmeidigkeit pretty pretty good. Eigentlich eine verpasste Gelegenheit, dass Vogl kein Wuppertaler geworden ist.
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juzjuz · 1 year
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Jenny Hval, Gott Hassen, Roman, 2023, März Verlag, Berlin.
Dieses Buch handelt von sehr viel mehr als blasphemischen Aussagen der weitgehend anonym bleibenden Protagonistin. Wir begleiten sie anhand von Rückblenden durch ihre Kindheit, Schulzeit und Jugend in Südnorwegen, dem Land, in dem ihr alles viel zu weiß und unschuldig ist. An den Festtagen gehen alle andächtig in die Kirchen, können die bekannten Gebete auswendig und achten auf ihre Wortwahl, wenn sie über Gott reden. Doch das ist nicht das Leben in dem die Protagonistin aufwachsen und Leben will. Sie fühlt sich gefangen in ihrer eigenen Haut, es scheint sie keiner zu verstehen. Als Ausdruck ihrer Unzufriedenheit und ihrer innerlichen Wut auf alles Äußere, trägt sie ausschließlich Schwarz und bekennt sich offiziell als Gott Hasserin, die versucht durch blasphemischen Aussagen zu schockieren und in der Gesellschaft aneckt. Schon als Kind hat sie in der Schule provoziert und das System der Kirchengemeinde hinterfragt. Aus Südnorwegen geht sie zum Studium in die USA, doch auch dort holt sie der Hass gegenüber ihrer Heimat immer wieder ein. In Japan hat sie das erste mal wieder das Gefühl frei atmen zu können und legt ungute Gefühle ab. Dort beschäftigt sich die Protagonistin erneut mit dem Thema Religion, die in diesem fremden Land eine andere Bedeutung zu haben scheint. Wir begleiten sie auf ihrem Rückblick durch ihr früheres Leben, aus dessen Erinnerungen sie nun einen Film zu drehen versucht. Immer wieder nimmt sie Bezug auf die Komplexität von Sprache, in der sich so viele Dinge ähneln. So ist auch dieses Buch geschmückt mit wortgewandten Zeilen und fantastischen Einzelheiten.
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laurafruitfairy · 1 year
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Warum beschwere ich mich so oft? Warum spreche ich hier so oft über Ängste, Sorgen oder Selbstzweifel? Weil es hier sonst kaum jemand tut. Oder diese Aspekte des Lebens zumindest weniger präsent sind. Die meisten teilen nur ihre Highlights, schöne Erinnerungen, Dinge, die es sich für ein Leben lang festzuhalten lohnt. Dabei vermittelt genau dieser einseitige Content ein falsches Bild von der Realität. Wir ALLE haben Sorgen. Zweifeln manchmal an uns selbst. Es ist menschlich. Fehlschläge gehören zum Leben dazu. Wir alle fühlen uns mal überfordert. Überlegen Angefangenes hinzuschmeißen. Nur weil ich öfter über die „negativen“ Gefühle spreche als viele andere, bedeutet das nicht, dass ich kein positiver Mensch bin. Wer mich persönlich kennt weiß, dass ich eine unverbesserliche Optimistin bin und immer das Gute in Menschen und Geschehnissen sehe. Ich sehe es einfach als Teil meiner Aufgabe hier, für euch da zu sein. Euch Tipps zu geben und als Vorbild zu dienen, was den Umgang mit Hochsensibilität und einem Gefühls-intensiven Leben angeht. Deswegen werde ich weiterhin auch Tiefschläge teilen. Mal weniger positive Texte schreiben. Öffentlich über meine Trauer, Wut, Frust und Ängste sprechen. Im Leben haben wir immer Yin und Yang — nur weil wir unangenehme Gefühle kennen, wissen wir die Höhenflüge im Leben zu schätzen. 🦋🦋🦋 (at Berlin, Germany) https://www.instagram.com/p/CnhmgxmrPZb/?igshid=NGJjMDIxMWI=
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valkoinenlintu · 1 year
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ich mache einen fanfic adventskalender.. und bin beim ersten türchen schon zu spät :d
najaaa.
ich verpacke hier in jede fic ein gefühl..
bei dieser ist es wut | tatort berlin (ritter/stark)
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mona-liar · 1 year
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Für das ask game, wenn ich darf?
3, 8 und 18 ☺️
Fast 24 Stunden später und ich habe endlich die Zeit dafür, dieses Ask Game zu beantworten!
(Edit, während ich die Fragen beantworte: ich habe keine Ahnung, warum ich angefangen habe, auf English zu antworten, aber jetzt bin ich schon am Ende und ich habe keinen Bock die ersten zwei Antworten zu übersetzen. Tut mir Leid 😭)
3. Do you write fics from start or finish, or jump around?
Always start to finish, mostly because a) it's a long fic and I post it chapter by chapter. If I began jumping around in the entire story, I would never get anything done (However, I do make notes about ideas I have for future chapters or elements I want to call back to). Or b) it's a one-shot and I need to finish it straight down bc the moment I stop or doubt something, it'll forever remain unfinished.
8. Do you listen to music while you write? If so, share a song that’s been inspiring you lately.
Most of the time I don't, except when a specific song inspires me to write something specific. In that case, I'll listen to it on the regular while writing that specific project, to get back to the feel and vibe I had when inspiration struck me, but I don't listen to it on repeat. A recent example is the piano music from the ending of Herz der Schlange while writing Seine Finger auf deinen Lippen (Spatort) and Peter Fox' Schwarz zu Blau whenever I go back to Berlin, du kannst so hässlich sein (Spatort x Sense8) (for anyone wondering, yes I'm still workin on it and it will be finished one day).
18. What is a line/scene you’re really proud of? Give us the DVD commentary for that scene.
"[D]iesmal schluckt Adam die Tränen runter, gibt sich lieber Leos Wärme hin, dem sanften Streicheln und dem festen Halt seiner Hände. Es ist eine Umarmung, die Adam den Boden unter den Füßen zurückgibt, mit einem Ruck, wie wenn der Anker auf dem Meeresboden landet, um das Schiff bei jedem erdenklichen Wellengang zu Erden. Die Sonne ist zurückgekehrt ins Zentrum des Systems, das sein Leben ist, seine Seele, seine Erde hat zurück in ihre Umlaufbahn gefunden. Eine Umarmung, die ein paar Sekunden dauert und ein Leben lang währt." (Seine Finger auf deinen Lippen, Spatort)
Auf diese letzte Line bin ich besonders stolz, einerseits, weil sie auf eine fantastische Art und Weise sappy und kitschig ist, andererseits, weil sie für mich Adams Beziehung zu Leo sehr gut zusammenfasst. Der Spatenschlag, die erste Umarmung im Auto nach 15 Jahren, die Wut, dass Adam ihm nicht von Rolands Aufwachen erzählt hat, Leos Schweigen, als Adam beim Asiaten geht; alles, was Leo (nicht) tut, egal wie flüchtig oder kurz, bestimmt auf seine eigene Art den Rest von Adams Leben. Und ohne Leos Umarmungen hätte es wahrscheinlich keinen erwachsenen Adam Schürk gegeben (und ihre Umarmungen sind halt einfach legendär and will live rent free in my head for the rest of my days, was kann ich dazu noch mehr sagen?)
Danke für die Fragen <3<3<3
Behind the Scenes of Fic Writing: 30 Questions for Authors
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monologe030 · 1 month
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about
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hi!
ich versuch's kurz zu halten:
mein name ist oz. ich bin ein 36 jahre alter, türkischer, kurdischer, deutscher, berliner, cis-hetero mann und habe eine journalistische ausbildung, bin aber als journalist nicht wirklich aktiv.
aktuell studiere ich soziale arbeit und arbeite als einzelfallhelfer hauptsächlich mit psychisch, seelisch und/oder körperlich beeinträchtigten/benachteiligten (poc-)kindern.
ich schreibe schon ins internet, seitdem ich 20 bin. damals auf blogger.com, dann irgendwann auf tumblr. diesen ursprünglichen tumblr blog habe ich nach mindestens 6 jahren laufzeit und vielen geposteten beiträgen, schweren herzens gelöscht. auch wenn ich die einträge auf wordpress abgesichert habe und somit nicht "verloren" sind, schmerzt mich der gedanke sehr.
mein tumblr blog war der ort im internet, an dem ich mich wohlfühlen und "ich selbst" sein konnte. ein ort, an dem ich meine gefühle rauslassen konnte, einem riesigen, anonymen Publikum gegenüber, auf einer riesigen plattform, halbwegs anonym und sicher.
mir ist viel passiert, was mich mittlerweile immer mehr belastet. ich habe eine suchtkrankheit (marihuana), wurde anfang meiner zwanziger als depressiv diagnostiziert und habe seit kurzem eine adhs-diagnose bekommen.
da es mir einige zeit aufgrund erhöhter adhs-symptome und der damit verbundenen suchtkrankheit und depression unmöglich war, regelmäßige termine wahrzunehmen, musste ich mein studium auf eis legen, nachdem ich die hälfte erfolgreich und mit guten noten in regelstudienzeit bestanden habe.. und musste erstmal.. klarkommen.
was halt immernoch nicht der fall ist. dieses "klarkommen". dennoch hilft mir meine medikation, die ich gegen die adhs- und depressions-symptome bekommen habe und seit neustem nehme, ein wenig dabei, wieder auf einen stabileren kurs zurückzukehren.
ich möchte diesen blog nutzen, um über mich selbst, meine gefühle, meine gedanken, meiner erlebnisse zu schreiben und zu reflektieren.
ein bischen selbstdarstellung, seelenstriptease, overacting, ein absolut kaputtes ego, ein fast nicht existentes selbstwertgefühl, gepaart mit einem gleichzeitigem, völlig illusionären level an bodenloser eitelkeit, selbstbestätigungsdrang und endlosem narzissmus wird da deeeefinitiv auch hart mitspielen.
aber whatever.
...
nur damit ich mich nicht (vor allen dingen vor mir selbst) konstant rechtfertigen muss - ich werde hier:
auf klein- und großschreibung scheißen, weil: mein stil. hab ich von wirres.net abgekupfert. bleibt auch so. so wirkt alles irgendwie gleich viel.. poetischer. außerdem schreibt es sich so schneller und unbeschwerter
"denglisch" benutzen. i'm gonna denglisch the shit out of the KÄCK. im notfall benutz ich hier auch kauderwelsch oder irgendwelche fantasiesprache. iss halt mein blog. lass mich. "freies schreiben" und so.
über mein leben schreiben. irgendwann möchte ich eine autobiografie schreiben und mit diesem blog möchte ich dafür "schreiben lernen". weiter meinen stil finden. mich weiterentwickeln mit meiner fähigkeit, meine gefühle, gedanken und erlebnisse auszudrücken, wiederzugeben und auf kreative, abstrakte art und weise wiederzuspiegeln, zu reflektieren und.. mit diesem blog in das universum hinauszuschießen.
meine gefühle nicht zurück halten. meine fantasie auch nicht. meine melancholie erst recht nicht. meine ideologie, meine träume, mein verrücktes denken wird zu tage treten. mein hass. meine wut. meine trauer. mein leben.
und auch wenn ich mich versuche kurz zu halten, werde ich hier dennoch in ellenlangen texten versuchen die untiefen meiner existenz zu erkunden.
achso und: fluchen und fäkalsprache. tu ich gern. mach ich gern. seitdem ich weiss, dass es studien gibt, die beweisen, dass die benutzung von fluchwörtern und fäkalsprache eine art ist, seelische, psychische und sogar physische schmerzen ertragen zu können, mach ich das sogar doppelt so gern. weil: SCHMERZEN!! SO UNENDLICH! HARTE! SCHMERZEN! IN MEINEM KOPF! sorry, aber das muss einfach raus. ich kann aber auch verstehen, wenn einem das ein wenig zu.. vulgär und aggressiv ist.
achso und: schreiben mit CAPSLOCK. WEIL ICH MITTLERWEILE AM LIEBSTEN KONSTANT SCHREIEN WÜRDE. UND DAMIT ICH MICH NICHT IRGENDWO IN BERLIN AN IRGENDEINE RANDOM STRAßE STELLE UND IRGENDWELCHE X-BELIEBIGEN MENSCHEN AUS VOLLSTER KEHLE ANSCHREIEN MÖCHTE, WIE BESCHISSEN SIE JA ALLE WÄREN UND DASS OFFENSICHTLICH ICH DERJENIGE BIN, DER ALS EINZIGER, AUF DIESER GANZEN GOTTVERDAMMTEN WELT, NOCH ALLE TASSEN IM SCHRANK HAT! also ja, deshalb, stellvertretend auch immer wieder CAPSLOCK. ich werd's aber versuchen auf ein minimum zu halten.
fazit: ich biete hier einblicke in das leben, die gedanken, gefühle und erlebnisse eines generell geisteskranken, suchtkranken, depressiven, kanaken, schwarzkopfes und berliners mit migrationshintergrund in einer zeit in der deutschland, europa und der rest der welt von rechtsradikalen rassisten übernommen wird. aus meiner sicht ist dieser blog ein exemplarisches, historisches dokument der zeitgeschichte. extrem relevant und hochexplosiv. als seelisch stark beeinträchtigter, kurdischer, türkischer, nicht-religiöser mann mit muslimischen kulturhintergrund gehöre ich einer besonders diskriminierten minderheit in deutschland an, die in den letzten jahrzehnten konstant kassiert, auf die fresse bekommt und systemisch unterdrückt und diskriminiert wird.
wer das nicht zu schätzen weiß, soll sich verpissen.
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stofftierelindner · 2 months
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24-09 Schule
Teddynews 2024-09: Eltern vs. Schule
Erziehung: Die Wut der Lehrer auf nervige Eltern
Sie diskutieren während des Unterrichts mit dem Lehrer über Noten oder machen die Hausaufgaben für das Kind: Helikopter-Eltern gehen Lehrern auf die Nerven - und schaden der Entwicklung ihrer Kinder. 
Der Gymnasialdirektor und Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, hat den Begriff „Helikopter-Eltern“ geprägt und meint damit ein Zuviel an Elterntum und Erwartung: zu viel Verwöhnung, zu viel Frühförderung, zu viel Einmischung in Hausaufgaben und Unterrichtsgestaltung.
Mai 1952. Der Junge, einziges Kind ostpreußischer Flüchtlinge, kommt mit einer Typhuserkrankung ins Krankenhaus. Die Behandlung dauert Wochen. Der 13-Jährige versäumt viel Schulstoff. Natürlich nimmt er in der Zeit seiner Krankheit auch nicht am Sportunterricht teil. Am Ende des Schuljahres steht auf seinem Zeugnis die Sportnote 5. Vielleicht ein Versehen, vielleicht eine haarsträubende Ungerechtigkeit. Die Eltern wagen nicht zu protestieren. Ihnen sind die Lehrer, ihnen ist diese ganze Institution Gymnasium unheimlich.
Juni 2014. Der gut gekleidete Herr in den Vierzigern steht im Sekretariat des altsprachlichen Gymnasiums und beklagt sich lauthals: Ein Unding sei es, sagt er, dass er seine Tätigkeit als Architekt, die im Übrigen mit 200 Euro pro Stunde honoriert werde, habe unterbrechen müssen, um das konfiszierte Handy seiner Tochter abzuholen. Ein Unding!
Bei Brigitte Thies-Böttcher, der Leiterin des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin-Schmargendorf, ist er da allerdings an der falschen Adresse. Ruhig und höflich, aber unnachgiebig erklärt ihm die elegante Pädagogin, dass es an dieser Schule wohlerwogene Regeln für die Handynutzung gebe – und vor allem für die Nichtnutzung während der Unterrichtszeit. Dass diese Regeln allen Schülern, auch seiner Tochter, gut bekannt seien. Und dass das Gespräch, welches zu der bedauerlichen Unterbrechung seines Architektentages geführt habe, vielleicht ein Anlass sein könne, um darüber nachzudenken, wie Eltern und Schule gemeinsam als sinnvoll erachtete Ziele für die Kinder erreichen könnten.
Die Schule als Dienstleister
Beide Situationen zeigen, wie sehr sich das Verhältnis der Eltern zur Schule in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Dass die alte, autoritäre, intransparente und abweisende Lehranstalt der Vergangenheit angehört, kann man nur begrüßen. Aber jetzt scheint das Pendel weit in die andere Richtung auszuschlagen: Der kraftvolle Vater-Auftritt am Grauen Kloster steht beispielhaft für eine neue Elternhaltung, die von Lehrerseite zunehmend als problematisch wahrgenommen wird. Viele Eltern sehen sich inzwischen als Kunden und die Schule als Dienstleister, der gefälligst zu liefern hat, Anforderung: ein perfektes Kind-Produkt.
Werte und Prinzipien der Kinder
Doch wie sehr wirkt sich der gefühlte Druck in der Schulpraxis aus? Und wie sehr schadet das überdrehte Erziehungsverhalten den Kindern? Am meisten Sorgen machen sich Pädagogen um deren Selbstständigkeit und Frustrationstoleranz. Auch in Elternbriefen von Brigitte Thies-Böttcher finden sich Passagen wie die folgende: „Die Quintaner haben ihre erste Klassenfahrt hinter sich gebracht, die begleitenden Kollegen mussten heimwehkranke Kinder trösten und auch selbstständiges Verhalten einüben, für beide Seiten nicht so einfach. Sie, liebe Eltern, können uns dabei unterstützen, indem Sie Ihren Kindern dabei helfen, auch zu Hause selbstständiger zu werden (...). Der Satz eines Quintaners, der von seiner Klassenlehrerin aufgefordert wird, seinen Teller abzuräumen, ‚Das macht zu Hause immer meine Mama‘, sollte die Ausnahme sein.“
In anderen Briefen bittet die Schulleiterin darum, die Kinder nicht immer mit dem Auto direkt vors Schultor zu bringen und dort ein gefährliches Verkehrschaos auszulösen. Auch Vandalismus in der Schulmensa oder Internetmobbing spricht Thies-Böttcher an; alles Themen, bei denen es darum geht, welche Werte und Prinzipien Kinder zu Hause vermittelt bekommen.
Den Trend zur Überbehütung und Untererziehung bei gleichzeitiger „sehr starker Orientierung an der Schulkarriere des Kindes“ (sprich: der Bereitschaft, ausgiebig und zur Not auch juristisch um Noten zu streiten), sieht die Pädagogin also durchaus. „Dem muss man als Kollegium und als Schulleitung auch mit Festigkeit begegnen.“ Doch die Direktorin ist weit davon entfernt, Eltern pauschal zu kritisieren.
Zum einen sieht sie die vielen Gründe, die das Großziehen von Kindern heute tatsächlich schwer machen: die Abstiegsängste der Mittelschicht; die Flexibilitätserwartungen im Beruf; das höhere Alter der Eltern; die fehlenden Geschwisterkinder; die viel größeren Ansprüche, die Eltern an sich selbst stellen, wenn es um partnerschaftliche Erziehung geht; das ideologisch umkämpfte Familienbild und der nicht wirklich zu Ende ausgetragene Streit um die Berufstätigkeit der Frauen; die vielen Trennungen; der Druck durch verkürzte Schulzeit und der harte Numerus Clausus.
Total-egal-Eltern erreichen
Zum anderen, und das ist der Direktorin wichtiger, empfindet sie die engagierte Elternschaft ihrer Schule „erstens bis zehntens“ als Segen: Elterliches Interesse sei die Grundlage für ein Leben als Schulgemeinde, wie es die evangelische Schule unbedingt pflegen will.
Andere Einrichtungen haben ohnehin weniger Helikopter-Potenzial in ihrer Elternschaft. „Es gibt sie, und manche Mütter nehmen ihren Kindern zu viel ab“, sagt Ruth Winkler, 60, Lehrerin an der reformpädagogischen Heinrich-von-Stefan-Gesamtschule in Berlin-Moabit: „Aber unsere viel größere Herausforderung sind die Eltern, die einfach gar nichts machen.“ Mit Eltern-Schüler-Gesprächen, mit individuellen Wochenplänen versucht sie, auch diese Total-egal-Eltern zu erreichen. Immer verteile sie zu Schuljahresbeginn ihre private Telefonnummer mit der Aufforderung, sie bei Problemen anzurufen. „Kollegen fragen mich oft, ob ich dann nicht völlig überrannt werde. Aber: nein. Unsere Eltern melden sich höchstens, wenn wirklich die Luft brennt.“
Über andere Erfahrungen berichtet ihre künftige Rektorin Christine Frank, die bisher die Carl-Kraemer-Grundschule in Berlin-Mitte geleitet hat: „Es gibt durchaus auch ‚bildungsferne‘ Eltern, die viel Zeit haben und aus Unsicherheit auf ihren Kindern draufsitzen.“ In allen Schichten sei nach ihrer Wahrnehmung das schulische Engagement inzwischen so individualisiert wie die Gesellschaft: „Mein Kind soll vorankommen, andere sollen dabei nicht stören.“ Und auch die Dienstleistungsmentalität breite sich aus: „Irgendwie soll die Schule alles in das Kind hineinkriegen.“
Stephan Bornhalm (Name geändert), 34, Lehrer an einer Gemeinschaftsschule für Fünft- bis Zehntklässler in Schleswig-Holstein, ist in puncto Engagement ganz bei seiner Berliner Kollegin Winkler: „Wenn ich wirklich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera habe, nehme ich eindeutig die Cholera“, sagt er. Soll heißen: Übereifrige Eltern sind ihm am Ende lieber als gleichgültige. An seiner Schule gibt es beide Typen, eine Entwicklung, die mit der Ausbreitung integrativer Schulformen zunimmt.
Selbstständige Arbeiten ermöglichen
Bornhalm ist ein Bilderbuchlehrer, kabarettistisch begabt, charismatisch, er scheut nicht das offene Wort: „Wenn eine Kollegin im Lehrerzimmer steht und sagt: Meine Klasse kann gaaaar nix! Dann sage ich: Ja, Martina, dann bring ihnen doch was beiiii!“ „Seine“ Helikoptereltern beschreibt er als Wesen in einer Art „Lernsymbiose“ mit ihren Kindern. Jeder Vokabeltest könne zur Staatsaktion werden: „Nicht selten wird dann um 20.30 Uhr angerufen, weil wir nicht wissen, was wir lernen sollen. Wir sind auch oft traurig, weil wir nur eine zwei in Mathe haben. “ Gut für die Kinder sei es nicht, wenn die Mütter die Arbeit für sie erledigten. Aber immerhin könne man bei den Gutwilligen Impulse setzen: die Anregung, dem Kind nicht die Hausaufgabe zu machen, sondern nur dafür zu sorgen, dass es während der Hausaufgaben nicht am Handy spiele. Dass es selbst überprüfe, ob seine Tasche für den nächsten Tag gepackt sei. Also das selbstständige Arbeiten zu ermöglichen.
Im Grunde geht es nie darum, die Energie der gutwilligen Eltern abzuwehren. Es geht darum, sie auf die richtigen Aktivitäten zu lenken. Und darum, jene Eltern zu identifizieren – und mit diesen auch die Auseinandersetzung zu suchen –, die sich hinter dem Kindeswohl verstecken, eigentlich aber alle Mühen der Erziehung an den Dienstleister Schule delegieren wollen.
„Wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von ‚Dienstleistung‘ sprechen will“, sagt dazu Detlef Kölln, Dozent, Coach und Pädagogischer Supervisor aus Lübeck, „dann gibt es einen Kundenauftrag der Schule für die Schüler, und nur sehr bedingt für die Eltern.“ In seiner Beratungstätigkeit für gute Lehrer-Eltern-Kommunikation sieht er viel Vernünftiges und Normales, aber eben auch Extremfälle: Eltern, die sich ins kleinste Detail des Schulalltags einmischen. Die ihren Kindern tatsächlich die Hausaufgaben machen – und so den Aufbau jener Frustrationstoleranz verhindern, die man braucht, wenn der Stoff im eigenen Kopf landen soll. Er sieht Eltern, die sich über ihre Kinder verwirklichen – „neben Müttern übrigens auch Väter ohne konkrete berufliche Weiterentwicklungsmöglichkeit“.
Ein Plädoyer für Entspannung statt Turboförderung
Auf der anderen Seite erlebt er mitunter Lehrer, die sich verletzt und belagert fühlen. Die nicht gut vorbereitet in Elterngespräche gehen. Und die nicht verstehen, dass es an ihnen als Vertreter der Institution Schule ist, auch einmal auf die Eltern zuzugehen und präventiv Gesprächsangebote zu machen.
„Dann kann man nämlich über die Dinge reden, die zu Hause wirklich helfen“, sagt Kölln: „Miteinander sprechen. Zusammen essen, trotz Ganztagsschule. Vorlesen. Nicht allein die Hausaufgaben in den Mittelpunkt stellen.“ Man könnte die Liste beliebig verlängern: genug schlafen. Gemeinsame Unternehmungen machen. Sich mal langweilen. Keine Zombie-Filme sehen. Nicht nachts mit Whatsapp spielen. Klingt irgendwie weniger anstrengend, als die Schule als Eltern noch einmal zu absolvieren und sich ständig mit Lehrern zu streiten. Eigentlich ein Plädoyer für Entspannung statt Turboförderung, für Entwicklungshilfe statt Kampfeinsatz im Krisengebiet.
Der ostpreußische Junge mit der ungerechten Sportnote 5 ist übrigens trotz dieser traumatisierenden Erfahrung später Lehrer geworden. Einer, der immer zu jedem Gespräch bereit war.
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piasgermany · 2 months
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[Album + Video] John Grant kündigt neues Album "The Art Of The Lie" an!
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John Grant kündigt mit der funkigen neuen Single "It's A Bitch" sein neues Album "The Art Of The Lie" an, das am 14. Juni über Bella Union erscheinen wird! Neben dem Song, der zusammen mit einem Video erscheint, gibt es auch einige neue Tourdaten für den Herbst, darunter auch zwei Shows in Deutschland.
Obwohl es sich um eine John Grant-Platte handelt, die typischerweise Humor in Tragik einbettet und Wut in Mitgefühl umwandelt, hat "The Art Of The Lie" eine neue musikalische Ambition, die die politischen und persönlichen Momente in den Songs untermalt. Der harte Kontrast von Schönheit und Grausamkeit macht das sechste Studioalbum des US-amerikanischen Songwriters so zu einem besonderen Hörerlebnis. Die elf Tracks verbinden Kindheitstraumata mit den verhärteten Nachwirkungen im Erwachsenenalter ("Father" ("one of the best I’ve ever written"), "Mother and Son" und "Daddy") und verknüpfen beides mit der angespannten politischen Situation der Vereinigten Staaten im Jahr 2024. “This album is in part about the lies people espouse and the brokenness it breeds and how we are warped and deformed by these lies.”
Anfang 2022 hatte John den Produzenten und Komponisten Ivor Guest bei einer Grace Jones-Show kennengelernt. Die beiden kamen ins Gespräch über zwei Platten, an denen Guest gearbeitet hatte: "Hurricane" für Jones und "Prohibition" für Brigitte Fontaine. “Grace and Brigitte are two very big artists for me”, erzählt Grant. “I said, I really think you should do this next record with me. He said, I think you’re right.”
Guests Produktionen mit Gastauftritten von Dave Okumu (Gitarre), Robin Mullarkey (Bass), Seb Rochford (Schlagzeug) und der schottischen Sängerin Rachel Sermanni sorgen für die nötige Dramatik auf Grants bisher opulentesten und filmischsten Album, die sich neben der beunruhigenden politischen Aufladung, wie in der ersten geteilten Single "It's A Bitch" auch manchmal in elegantem Funk entlädt.
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“It was a blast making this track which is just about having fun with words, synths and dope rhythms and bass lines and also making fun of post-COVID malaise”, so Grant über "It's A Bitch". “Plus, people get to ponder what a “hesher” is. I loved going to the arcade in the 80s and watching smokin’-hot heshers hold court while playing Tempest, Stargate, Defender, Robotron and Asteroids and while also blasting Iron Maiden and Rush on their Walkmans.”
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Tracklist "The Art Of The Lie": 01. All That School For Nothing 02. Marbles 03. Father 04. Mother And Son 05. Twistin Scriptures 06. Meek AF 07. It’s A Bitch 08. Daddy 09. The Child Catcher 10. Laura Lou 11. Zeitgeist
Live: 06.11.24 Köln - Kulturkirche 07.11.24 Berlin - Columbia Theater Booking in D: FKP Scorpio
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korrektheiten · 2 months
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Linke bekennen sich zu Anschlägen auf Baustelle der A100 in Berlin
Tichy:»Revolutions-Kitsch können Linke: „Mit Brandsätzen und Wut bewaffnet haben wir gestern Nacht ein Zementwerk der HeidelbergMaterials AG auf der A100-Baustelle vorübergehend unschädlich gemacht.“ Mit diesen Worten haben sich ein oder mehrere Nutzer zu dem Brandanschlag auf die Baustelle in Berlin-Neukölln bekannt. Dies war nicht der erste terroristische Angriff auf das Gelände, zu dem sich eine Der Beitrag Linke bekennen sich zu Anschlägen auf Baustelle der A100 in Berlin erschien zuerst auf Tichys Einblick. http://dlvr.it/T4FqJv «
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8unginfo · 3 months
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♫ offenburger ensemble: Gedenkkonzert für Selma Merbaum
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Das am 24.Februar 2024 zum 100.sten Geburtstag von Selma Merbaum angekündigte Konzert im historischen "Salmen" in Offenburg entwickelt bei näherer Betrachtung eine Vielzahl von bedeutungsvollen Beziehungen, sowohl in die Vergangenheit als auch zur Gegenwart. So ist zum Beispiel der Konzerttermin der zweite Jahrestag der russischen Invasion in die Ukraine, der Veranstaltungsort die Wiege der Demokratiebewegung in Baden (1847), auch war er in seiner weiteren Geschichte lange Jahre eine Synagoge.
offenburger ensemble
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Gerhard Möhringer, Spiritus Rector des offenburger ensembles, moderiert angenehm sachlich, unaufgeregt durch das Programm und beschränkt sich dabei auf wichtige historische Fakten. Weitere Ausschmückungen wären auch nicht angebracht, die knappen biografischen Anmerkungen sind so dermaßen dramatisch, daß einem beim Zuhören mehrmals der Atem stockt.
Ursula Mamlok
Den Anfang macht eine kurze, vierteilige Komposition für Klarinette und Klavier der jüdischstämmigen Komponistin Ursula Mamlock (1923-2016) mit dem Titel "Rückblick“. Mamlock ist in Berlin geboren, emigriert nach der Reichspogromnacht 1938 nach Südamerika, später lebt sie in den USA. Nach dem Tod ihres Mannes 1996 kehrt sie nach Berlin zurück in ihre "Geburtsstadt, nicht in meine Heimat. Meine Heimat ist die Musik“.
Ursula Mamlok: "Rückblick"
Das Stück, komponiert 2002, trägt die Satzüberschriften „Hurried“, „Elegy calm“, „With Energy“ sowie „Lament Mournful“. Ihre in der erweiterten Tonalität angesiedelte Musik beschreibt programmatisch die Erinnerung an die Reichspogromnacht wie Angst, lähmendes Entsetzen, Wut sowie Resignation. Es scheint, dass sie die Klarinette bewusst einsetzt, um Klezmer-Assoziationen zu erzeugen. Markus Raus (Klarinette) und Uschi Gross schaffen gleich zu Beginn eine dichte Atmosphäre, wobei der Klarinettist keine Extreme scheut, um diese hochexpressive Musik plastisch darzustellen.
Xaver Paul Thoma: "Ich bin in Sehnsucht eingehüllt" (1984/1986)
Im Zentrum stehen natürlich die vertonten Merbaum-Texte des aus Haslach im Kinzigtal stammenden Xaver Paul Thoma. Hier ereignet sich etwas ganz Besonderes: Ursula Bengel, die vor jedem der 7 Lieder „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ den Text rezitiert, spricht ihn nicht nur, sie nutzt ihre schauspielerische Kompetenz für eine Performance, die uns die Persönlichkeit dieser blutjungen Dichterin (sie wurde nur 18 Jahre alt) verlebendigt. Mit einfühlsamer Stimme und sparsamen Gesten agiert sie einmal verträumt, ein anderes Mal verzückt, aber auch traurig. Hilde Domin schreibt über die Gedichte: “Es ist eine Lyrik, die man weinend vor Aufregung liest, so rein, so hell und so bedroht“. Und dann die musikalische Umsetzung! Den gerade erlebten Text im Kopf (und im Herzen) lauscht man der Musik, die heftig, erschütternd, aber auch lautmalerisch und zart ist und kann sich nach dieser Vorbereitung ganz darauf einlassen. Und sie geht unter die Haut! Svea Schildknecht (Sopran) singt mit traumhafter Sicherheit und großem Ausdruck, Elmar Schrammel am Flügel lässt die Architektur der Musik plastisch erfahrbar werden, indem er den großen Dynamikumfang restlos auslotet.
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Eines der Lieder mit dem Titel "Spürst Du es nicht“ hat Xaver Paul Thoma in den 1980er Jahren (er ist Jahrgang 1953) ein zweites Mal vertont, unabsichtlich im Abstand von etwa zwei Jahren. Man erhascht dadurch einen seltenen Blick in seine "Komponistenwerkstatt“ und resümiert, er kann auch mit anderen Worten (Tönen) inhaltlich dasselbe sagen… Das renommierte Offenburger Streichtrio mit Frank Schilli, Violine, Rolf Schilli, Viola und Martin Merker, Violoncello umrahmt Merbaum/Thoma mit Werken von Hans Krasa (1899-1944) sowie Gideon Klein (1919-1945). Wie an den Lebensdaten unschwer zu erkennen, starben beide (jüdische) Komponisten im KZ.
Hans Krasa
Krasa, in Prag geboren, sprach deutsch und studierte bei Alexander von Zemlinsky an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst in Prag. Nach Studienaufenthalten in Berlin und in Frankreich bei Albert Roussel arbeitete er als Korrepetitor am Deutschen Theater in Prag. Hauptsächlich bekannt wurde er mit seiner Oper "Verlobung im Traum“, die 1933 in Prag unter der Leitung von George Szell uraufgeführt wurde. 1938 schrieb er, zusammen mit dem Librettisten Adolf Hoffmeister die Kinderoper "Brundibar“, die, nachdem er 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert worden war, etwa 55 Mal dort gespielt wurde.
Hans Krasa: "Tanz" für Streichtrio
Der "Tanz" für Streichtrio, der in Offenburg erklingt, eines seiner letzten Werke, 1943 in Theresienstadt komponiert ist Musik eines "Wissenden“. Er wusste, dass er dieses Ghetto nicht überleben würde. Das kollagenhafte, impressionistische Stück, das auch tschechische Folklore aufscheinen lässt, ist weder bitter noch wehleidig. Es ist virtuos komponiert und erfüllt die Absicht seines Schöpfers, in seiner Musik zu „überleben“. An die Interpreten stellt solch eine Musik mehrfache Anforderungen. Sie muss natürlich von der Faktur her professionell realisiert sein. Darüber hinaus fordert sie aber eine "informierte" Interpretation, die beim Zuhörer ankommt. Und diese scheint man zu spüren, wenn sich die Musiker des Offenburger Streichtrios dieser Musik annehmen.
Gideon Klein
Ebenso gelingt den drei Herren die Darstellung des dreisätzigen Streichtrios von Gideon Klein (1919 - 1945). 20 Jahre jünger als Hans Krasa, hatte er wesentlich weniger Zeit und Möglichkeiten, sich als begabter Pianist, der er war, sowie als Komponist zu entfalten. Sowohl sein Studium der Musikwissenschaft als auch der Komposition bei Alois Haba musste er 1940 abbrechen. Ebenso wurde ihm die Annahme eines Studienplatzes an der Royal Academy of Music in London verwehrt. Eine Zeitlang trat er unter dem Pseudonym Karel Vranek auf. 1941 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er u.a. auf die Komponisten Hans Krasa, Victor Ullmann und Pavel Haas traf. Das Streichtrio von 1944 ist seine letzte Komposition. 9 Tage nach dessen Uraufführung wurde er nach Auschwitz deportiert.
Gideon Klein: "Streichtrio"
Ähnlich wie bei Krasa wird die Musik nicht von resignativer Stimmung dominiert. Im Gegenteil: Der erste Satz springt einen geradezu an mit seiner überschäumenden Quirligkeit und Kraft. Der zweite Satz, ein mährisches Wiegenlied mit sieben Variationen ist das Herzstück der Komposition. Die Vielfalt an Gestalt und Stimmung der Variationen ist ganz große Musik und berührt stark. Spätestens hier beginnt man zu ahnen, was der Musikwelt durch den frühen Tod dieses begnadeten Komponisten für immer vorenthalten bleibt. Der dritte Satz ist groteske rhythmisch vertrackte hochvirtuose Musik, die mehrmals das Klangbild eines Streichtrios zu sprengen scheint. Einerseits kongenial für diese Besetzung geschrieben, könnte man es sich auch für ein größeres, gemischtes Ensemble vorstellen. Samstag, 24. Februar 2024, 17 Uhr       Salmen Offenburg      Konzert zum 100. Geburtstag von Selma Merbaum (1924-1942) mit Musik von Ursula Mamlok, Hans Krasa, Gideon Klein und Xaver Paul Thoma Die zahlreichen ZuhörerInnen applaudieren stark und verlassen den Saal nur ganz zögerlich, sich austauschend und dabei spürend, eine wertvolle kollektive Erfahrung gemacht zu haben. Dieses außergewöhnlich intensive und reiche Konzertprogramm könnte man sich auch in Kammermusikzyklen europäischer Metropolen vorstellen. Umso wertvoller, diese Schätze in der beschaulichen badischen Provinz erleben zu dürfen. Offenburg kann stolz darauf sein, solche Künstler in seinen Reihen zu haben, die den Namen Ihrer Stadt in die Musikwelt hinaustragen. Über den Autor Wolfgang Wahl, Jahrgang 1948, ist ein im Ruhestand lebender Geiger, Bratscher und Geigenbauer. Er war 40 Jahre Mitglied der 1. Geigengruppe des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Als Bratscher spielte er in Ensembles wie dem Ensemble 13, wo er viel zeitgenössische Musik (ur-)aufgeführt hat. Im Barockensemble „Parnassi musici“ brachte er seine beiden Instrumente auch in historischer Version zum Erklingen. Kammermusikspiel war und ist ihm wichtig. Er beschäftigt sich weiterhin aktiv mit Musik, coacht gerne junge MusikerInnen oder schreibt auf, wie sich seine Arbeitsweise im Alter verändert. Als gelernter Geigenbauer hat er eine weitere Perspektive auf Streichinstrumente und steht in regem Austausch mit jüngeren neubautreibenden Geigenbauern. In den letzten Jahren erprobt er sich zudem als Moderator von Konzerten und schreibt gelegentlich für Fachmagazine. Mehr vom offenburger ensemble Read the full article
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