Tumgik
#proletarisch
der-saisonkoch · 10 months
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2. Bürgerliche und proletarische Ehe
August Bebel Die ehelichen Übel aber wachsen, und die Korrumpierung der Ehe nimmt zu in dem Maße, wie der Kampf ums Dasein sich verschärft und die Ehe immer mehr Geld- beziehentlich Kaufehe wird. Die immer größer werdende Schwierigkeit, eine Familie zu unterhalten, bestimmt auch viele Männer, auf die Ehe überhaupt zu verzichten, und so wird die Redensart, die Frau müsse in ihrer Tätigkeit auf…
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hintergrundrauschen · 3 months
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[…] Dass Angehörige von sich selbst als fortschrittlich verstehenden Milieus zu Menschenschindern aufschauen, ist keine neue Erkenntnis. Noch vor der Hochphase der Studentenproteste in den 1960er-Jahren kritisierten die Situationisten die blinde Gegenidentifikation seitens der studentischen Opposition: »Die abstrakte Feindseligkeit gegenüber ihrer Gesellschaft führt sie dazu, ihre eigenen offensichtlichsten Feinde – die sog. sozialistischen Bürokratien, China oder Kuba – zu bewundern und zu unterstützen. […] Ihre halblibertäre und führungslose Organisation läuft jeden Augenblick Gefahr, in die Ideologie der ›Gruppendynamik‹ oder die abgeschlossene Welt einer Sekte zurückzufallen.«[4] Als materielle Basis des politischen Elends im Studentenmilieu bestimmten die Autoren die als »Einführungsritual« beschriebene Studentenphase, die dadurch, dass sie der Lohnarbeit noch nicht direkt unterworfen ist, den Schein von relativer Freiheit evoziere. Während die proletarische Jugend in die offene Ausbeutung eintritt und in Konfrontation mit der gesellschaftlichen Totalität der Warensklaverei unmittelbar individuiert wird, haben die Studenten im abgeschirmten Biotop der Universität die Möglichkeit, einen Lebensstil zwischen Boheme, Kultur und politischem Aktivismus zu perfektionieren, jedoch um den Preis der esoterischen Verblödung. »Denn der Student freut sich mehr als alle anderen, politisiert zu sein.« Politik ist hier keine leidenschaftliche Kritik, sondern milieuspezifisches Mitläufertum. »Mit schwachsinnigem Stolz nimmt er an den lächerlichsten Manifestationen teil.« Im Gegensatz zu dem von den Situationisten angegriffenen studentischen Hedonismus dominiert im politisierenden Palästinamilieu eine unvergleichbar trostlosere Mischung aus Opferkult und gleichermaßen infantiler wie militanter Ästhetik: Wassermelone und Maschinengewehr. […]
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shape · 7 months
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Zum fünften Todestag von Joachim Bruhn
Am 28. Februar 2019 starb der Kritiker Joachim Bruhn. Zur Erinnerung an ihn hat nicht nur die AG Antifa eine Veranstaltung organisiert (Freitag, 1. März, 19 Uhr, Ludwigstraße 37, Halle), aus Anlass seines fünften Todestages hat auch ein „Freundeskreis Joachim Bruhn“ ein Buch mit seinen besten, bisher noch nicht in Buchform veröffentlichten Texten herausgegeben. Wenn der Versand schnell genug ist, werden am Freitag Exemplare zum Verkauf vor Ort sein.
Joachim Bruhn: Materialismus und Barbarei. Pamphlete und Essays
Herausgegeben vom Freundeskreis Joachim Bruhn zu dessen fünftem Todestag, Amsterdam 2024, de Munter, 162 Seiten
Joachim Bruhn: Materialismus und Barbarei. Pamphlete und Essays
Herausgegeben vom Freundeskreis Joachim Bruhn zu dessen fünften Todestag, Amsterdam 2024, de Munter, 162 Seiten bruhn.noblogs.org
Bestellungen: [email protected] 1 Exemplar: 15 € Ab 3 Exemplare: 10 € / Stk. Ab 10 Exemplare: 8 € / Stk.
weitere Informationen: bruhn.noblogs.org
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Im Verlag De Munter (Amsterdam) erschienen ab 1965 in der sogenannten »Schwarzen Reihe« Raubdrucke der Studentenbewegung. Den Auftakt machte Wilhelm Reichs »Die Funktion des Orgasmus«, als Band 2 erschien Lukács' »Geschichte und Klassenbewusstsein«. Die Bände 3 und 4 enthielten Horkheimers »Zur Kritik der instrumentellen Vernunft«, »Autoritärer Staat« sowie »Die Juden und Europa«. Die größte Berühmtheit erlangte Band 5: Horkheimers und Adornos »Dialektik der Aufklärung«. Letztere Schriften waren zu dieser Zeit von den Autoren zurückgehalten worden; ihre spätere Neupublikation hat Horkheimer mit einem historisierenden Vorwort versehen, um zu verhindern, dass die Analysen 1930er und 1940er Jahre umstandslos auf die Gegenwart bezogen würden.
Vergleichbare Gründe für das bisherige Ausbleiben der Neupublikation von Joachim Bruhns Schriften dürfte es nicht geben – schon gar nicht von ihm selbst vorgetragene, denn er ist heute seit genau fünf Jahren tot. Dass seine Schriften mit ihm begraben wurden, ist dem Verlag zu verdanken, der sich in seiner letzten Joachim Bruhn betreffenden Wortmeldung rühmte, dass er »alle Rechte an seinen Texten ... nach Joachims Willen und Testament« besäße. Das ist viereinhalb Jahre her, in denen entgegen anderslautender Versicherungen keine Neupublikation von Bruhns Schriften auch nur angekündigt wurde.
Wie gut also, dass der Verlag De Munter offenbar wiederbelebt wurde und sich der Sache angenommen hat.
Sozialisierte Drucke und proletarische Reprints:
Kritik als Leidenschaft. Ein Abend für Joachim Bruhn
Freitag, 1. März 2024, 19:00 Uhr VL ― Ludwigstraße 37, Halle (Saale) facebook: fb.com/agantifaschismus
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Kritik als Leidenschaft. Ein Abend für Joachim Bruhn
Am 28. Februar 2019 starb der Verleger und Publizist Joachim Bruhn im Alter von 64 Jahren. Das Denken dieses „militanten Aufklärers“ (Clemens Nachtmann) war bereits „antideutsch“ geprägt, bevor der Begriff im Guten wie im Schlechten beliebt wurde. Joachim Bruhns Denken kreiste um das Glücksversprechen der Aufklärung, das in der Marx’schen Kritik ihren vollendeten Ausdruck wie eine der elaboriertesten Formen der Selbstkritik gefunden hatte, und dessen Dementi durch Auschwitz. Für Joachim Bruhn hatte mit dem Holocaust eine neue Epoche begonnen, die der Barbarei. An der vollkommenen Sinn- und Zwecklosigkeit der Vernichtung scheiterte das Denken der Arbeiterbewegung, darauf bestand er. Dennoch wollte Bruhn nicht von der Kritik der politischen Ökonomie lassen. Angesichts von Auschwitz versuchte er, mit Marx (und Adorno) gegen Marx zu denken. Aus diesem Denken folgte für ihn die bedingungslose Solidarität mit Israel. Gemeint war eine Parteinahme, die nicht an Bedingungen wie die Parteimitgliedschaft des israelischen Ministerpräsidenten, die Gesetzesvorhaben der Knesseth oder die Verteidigungsstrategie des israelischen Generalstabs geknüpft ist. Auch darauf zielt sein viel zitierter Ausspruch, dass jede Kritik am Staat Israel „glasklar“ antisemitisch ist.
Im Rahmen der Veranstaltung soll aus Anlass seines fünften Todestags an Joachim Bruhn erinnert werden. Zu diesem Zweck sollen ein Nachruf, vor allem aber einige seiner Texte vorgestellt und diskutiert werden. Im Zentrum steht seine Kritik des Antisemitismus, seiner außenpolitischen Form, des Antizionismus, und des Postnazismus, die aus gutem Grund nur polemisch zu haben war.
Eine Veranstaltung der AG Antifa
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fabiansteinhauer · 4 months
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“Akten: Medientechnik und Recht” – The Seminar | Max Planck Institute for Legal History and Legal Theory
Tropen
Die Tropen, so Lévi-Strauss, sollen trist sein. Mit dem größten Trist beginnt für Lévi-Strauss die Geschichte trauriger Tropen. Am Anfang erzählt er von jener Stadt des Lichtbrüchigen, der PliCity chromatischer Aberration, die von ihren Einwohnern Hauptstadt der Schiffbrüchigen genannt wird. Er beginnt Recife zu beschreiben, eine Stadt, deren minore Urbanität, das Proletarische, ihm offensichtlich stinkt. Der Markt, die vielen Leute, der Krach: trist ihm.
Im Laufe der Geschichte, die heute Weltliteratur ist, kommt er auf Recife zurück, wieder auf Tristesse. Die Tropen sind traurig, aber nicht nur traurig. Es gibt auch fröhliche Tropen. Vismann entdeckt in den Schreibstunden auf witzige Weise Rom: die Wellenlinien, eine vague Graphie, assoziiert sie mit der notitia dignitatum, einem vague assoziierten Material des Verwaltungsrechts und seiner Tafeln/ Bilder.
Das Ziel des Seminars besteht auch in einer Ausweitung der Polarforschung und einer Umkehrung kolonialer Figuren. Das Koloniale soll nicht entkolonialisiert werfen, die Logistik soll an das Pendeln erinnert werden, die Kolonialisierung soll mehr von ihrer Verkehrung wissen. In dem Seminar werden die Tropen von einer Phänomenologie der Unterentwicklung (Flusser) zu einer Phänomenologie der Überentwicklung zurückgebracht. Die Tropen sind auch satyrische Stellen, übersatt metabolisierend, eher fressend als asketisch essend: almoca sem balanca.
Recife ist nicht nur trist. Distrust Lévi-Strauss! Nicht, dass er was falsch protokolliert hätte. Man soll ihm nicht trauen, weil er adressiert und angemessen protokolliert hat - aus der Sicht Pariser Bourgeoisie. Der hat schick protokolliert, dezent. Nur: Paene omnia decent, am Ende geht alles durch, nicht nur das, von dem man glaubt, dass es einen adressieren würde. Und was einen adressiert, polarisiert so wie das, was einen nicht adressiert..
Auch was einen polarisiert, geht durch, passt oder passiert. Adressieren ist, wie Polarisieren, Kulturtechnik, die Vismann dann herauskitzelt, wenn sie die tristen Tropen fröhlich macht, und das macht sie seitenweise. Entfernte Tropen pendeln zurück in römische Bürokratie und hören vor der eigenen Nase nicht auf, tropisch und entfernt zu sein. Was Symbolisch ist, muss nicht in Ordnung sein, in Fall der Schreibstunden und der notitia dignitatum sind die Symbole Graphien eines Distanzschaffens, das man nach Warburgscher Methode in einen Atlas eintragen kann und den Blick auf Trennungen um Blicke auf Assoziation und Austauschbarkeiten ergänzt. Die Tropen sind anders, aber nicht total anders. Sie daraufhin zu befragen, was sie nicht hätten, welche Institutionen etwa uns groß gemacht hätten, ihnen aber fehlen würden, welches Fehlen sie klein halten würde, diese Frage wäre im Atlas von Warburg falsch gestellt. Das ist ein melancholischer und polarer Atlas, was fehlt ist das, was man hat, was man im Rücken hat und was dort rückt. Fehlen ist Missen. Es ist keine Frage von Abwesenheit, sondern eine Frage des Begehrens, und das ist weniger intentional als vielmehr Verkehr und Verzehr, Fehlen ist eine Schlinge oder ein Schlingen. Alles das, was man in Rom findet, findet man auch in Recife, im Sertão oder in den weiter westlichen Gebieten Brasiliens bei den Nambikwara, nur in anderen Reihenfolgen.
Keine Adressierung ohne Polarisierung; keine Polarisierung ohne Adressierung. Die Musterung, die dabei mitläuft, adressiert und polarisiert saisonal, vorübergehend und unbeständig. In dem Seminar werden wir die fröhlichen Tropen Recifes nicht durchdeklinieren können, wir werden aber darauf eingehen können, welche Blickwechsel und Parallaxen Vismann beworben hat.
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Momentan lesen wir das Buch "desert" und ja wir haben einstimmig beschlossen das es alle lesen müssen.
At the moment we are reading the book "desert" and yes we have unanimously decided that everyone must read it.
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nucifract · 1 year
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Letzte Generation. Jul 2023
Armes Kind. Hineingeboren in Weimar 2.0. Und der gutmütige Alte wird bald nen Hexenschuß haben, wenn er sich weiter so erniedrigt.
Die Schwiegereltern remigrieren gerade nach Frankreich, allerdings nicht zurück nach Paris, das vom Familienclan vollständig aufgegeben wurde. Gerade zur rechten Zeit, das Haus ist verkauft und der Hügel, auf dem es stand, ins Rutschen geraten. Bestimmt schreckliche Folge des Klimas, ihr Katastrophen-Eulen.
Zu den Aufständen in F? Kann ich mich immer wieder nur wundern über die mangelnde Menschenkenntnis meiner Zeitgenossen. Jeder sollte als junger Mensch mal so richtig proletarisch malocht haben. Und zwar nicht als "Bedienung" oder mal ein bißchen im Supermarkt. Sondern so richtige harte Brutaljobs, am besten in der Schwerindustrie, mit PuffPaff und heißem Dampf und Feuer, mit harter Schichtarbeit und richtig Muskeleinsatz. Laut, dreckig, völlige Erschöpfung. So wie ich leuchtendes Beispiel. Ich bin überhaupt ein bemerkenswert toller Kerl.
Mal so richtig in das Leben reinschnuppern, über das sie im Ostblock Lieder gesungen haben, von muskulösen Menschen mit winzigen Köpfen und Hulk-Unterarmen, die aus proletarischen Hemden schauen. Dann hätte man auch gleich eine andere Einstellung zu den feuchten Träumen der Grünen und des linken Flügels der SPD.
Stattdessen muß ich mir aus den Medien das Geheule der kleinen Fettschwanzschafe anhören, die die erste Therapie benötigten, um die eigene Pubertät zu überleben. Mit Körpern, geformt von Nintendo und Dauerbespaßung, trans jeder sexuellen Attraktivität. Unfähig, einen eigenen Gedanken zu denken, totalitäre Anhänger der Opferideologie. Und zweihundert Jahre alter Weiße-Männer-Marxistenscheiße. Zu hunderttausenden durch völlig sinnlose Studiengänge geschoben, häßlich wie das Ende der Nacht, wenn die Müllabfuhr kommt. Dyskalkule Dyslexiker. "Eher nicht so die Leser." Und jeder sollte mal ein paar Jahre im ich sag mal "Whiskeyschmuggel" gearbeitet haben, am besten zusammen mit ein paar Kerlchen wie dem Knaben, der da jetzt in Nantes mit der Schmier aneinandergeraten ist. Und verloren hat, der dämliche Anfänger. Selbst zur Kleinstkriminalität zu blöd. Genauso blöd wie die Entschuldigungsversuche des linken Aluminiums in den Medien.
Die Jugend hat mit Zwanzig schon alle Kontinente gesehen, ein Jahr lang kuhäugig und wiederkäuend im Ausland hockend studiert – keine Ahnung von Latein aber Erasmus, der sich im Grabe dreht. Und ist doch geistig nie aus ihrem Viehstall herausgekommen, weil sie immer in derselben hermetischen Blase hockt. Immer umgeben von freundlich ausgedrückt Gleichgesinnten. Ansonsten wäre allen klar, daß der kleine Algerier in Nantes ein echtes Arschloch war, das nur durch Zufall noch kein Tötungsdelikt im Sündenregister stehen hatte. Und sowieso nicht allzu lange gelebt haben würde. Einer wie ich, der jahrelang mit solchen Kerlchen rumgezogen ist, hat dazu eine klare Meinung. Im Gegensatz zu unserer Nomenklatura, die hart daran arbeitet, alle Antisemiten der Welt nach D zu holen.
Denn ich? Ich kenn sie alle. Die Jugos, die Russkies, die Türken. Und ja, auch die Deutschprolls und die Sintizze:Romanes:Plusplusnusses. Als die Arabs kamen, ging meine "Studienzeit" so langsam zuende.
Meine Conclusio? Da ja Free-Speech sowieso derzeit von den Linken auf den Prüfstand gestellt wird, sage ich hier mal provokant: Ab einem gewissen Body-Mass-Index, ohne mindestens drei Jahre in der Produktion, ohne nachgewiesene soziale Expertise, erworben durch den notariell beglaubigten Kontakt mit allen Schichten und Parallelgesellschaften: Kein Wahlrecht, kein Recht, zu publizieren. Geisteswissenschaftler, zu denen auch die Juristen zählen, müssen sich in einem zusätzlichen fünfjährigen Volontariat bewähren.
Und nächstesmal fragen wir uns dann, was die "Gesellschaft" des zwanzigsten von der "Zivilgesellschaft" des einundzwanzigsten Jahrhunderts unterscheidet.
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floatmagazin · 6 months
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leblocccate · 9 months
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Ein royal-proletarisches Sporterlebnis der Extraklasse from the performance series: serves Nymphenburg Palace Park 2021
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nunc2020 · 10 months
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Comprendre Menke
„Das Recht muss die nichtrechtliche Umwelt als Recht reformulieren. Durch diese interne Reformulierung des Widerstreits inkommensurabler Logiken (différend), durch diese Verfremdung eines Gesellschaftskonflikts zum Rechtsstreit (litige) wird der Konflikt Recht-Nichtrecht für das Recht entscheidbar – und zwar als Rechtskonflikt (Lyotard 1987; Gehring 2004). Machtkonflikte, Wirtschaftskonflikte, Religionskonflikte werden vom Recht immer als Rechtskonflikte verfremdet und als Rechtskollisionen übersetzt. Das Recht ist eine König-Midas- Maschine, die den Konflikt Recht-Nichtrecht immer nur als Rechtskonflikt abbilden kann.
Schon Karl Marx hat pointiert formuliert: „Zwischen Kapitalist und Arbeiter findet ein Kampf statt. Recht wider Recht [...] Zwischen gleichen Rechten – entscheidet die Gewalt“ (Marx 1867, 249; Miéville 2005). Marx hat das für die Sphäre des Klassenkampfes expliziert. Es müsste darum gehen, diesen Gedanken der Kollision von Recht wider Recht als Kampf im Recht ums Recht zu generalisieren und für andere Schnittstellen zu respezifizieren. Das fragmentierte Weltrecht ist voll von solchen Kollisionen, in denen Recht wider Recht steht:
• das Investitionsschutzrecht (Beispiel: Wasserprivatisierung) kollidiert mit dem Recht der sozialen Menschenrechte;
• das Recht der WTO (Beispiel Handelsverbot für genmanipulierte Lebensmittel) kollidiert mit dem globalen Recht des Umweltschutzes;
• das Recht der UN (Beispiel UN-Terrorlisten) kollidiert mit den globalen Menschenrechten.
Nicht der Krieg im Kopf des Entscheiders macht in diesen Kollisionslagen die Unentscheidbarkeit aus, sondern Recht ist – in der Formulierung von Jean-François Lyotard – „Bürgerkrieg der Sprache mit sich selbst" (Lyotard 1988). An anderer Stelle, an welcher Christoph Menke nicht den Kopf des Entscheiders ins Visier nimmt, sondern den gesellschaftlichen Rechtskreationsprozess, sagt er auch genau dies: „Das ‚entsetzte‘, zugleich entmachtete und befreite Recht steht im Krieg mit sich selbst“ (Menke 2011, 101). Rechtskrieg ersetzt Kriegsrecht. Diese transsubjektive Kollisionsperspektive, nicht der Blick auf den subjektiven Entscheidungsprozess, ist für die Rechtskreation das entscheidende Faktum.
Die Formel des „Rechts der Widerwilligen“ (Menke 2011, 103) darf sich nicht darin erschöpfen, eine Selbstvergewisserungstherapie für Entscheidungsträger zu sein, sondern muss als gesellschaftlicher Aneignungsauftrag gelesen werden (Wiethölter 1989; Teubner 2012). Diese Vergesellschaftung des Rechts – Daniel Loick hat das jüngst unter Bezug auf Hermann Cohen und Franz Rosenzweig herausgearbeitet (Loick 2012, 279) – findet in Walter Benjamins „Kritik der Gewalt“ wichtige Wegweisungen. Benjamin hat die physische Gewalt, auf der das Recht gründet, von der mythischen Gewalt, die die Dimensionen der rechtsetzenden und rechtserhaltenden Gewalt hat, differenziert. Er hat eine dritte Gewalt eingeführt, die er revolutionäre, waltende, göttliche Gewalt nennt. Diese göttliche Gewalt bei Benjamin lediglich als entsetzende Gewalt bei widerwilligen staatlich-rechtlichen Entscheidern zu verorten, ließe das Potenzial dieser Rechtstheorie ungenutzt.
Der globale Aufstand, die Proteste in Griechenland, die Occupy-Bewegung, die Indignados der Puerta del Sol, die Bewegung des Arabischen Frühlings stellen, mit Benjamin gelesen, Kämpfe um ein neues gesellschaftliches Recht dar. Die globalen Widerwilligen geben sich mit dem degenerierten Recht diktatorialer Regime und des globalen Neoliberalismus nicht zufrieden. Sie fordern die Einlösung des Gerechtigkeitsanspruchs des globalen Rechts. Das Recht der Widerwilligen ist dann nicht das Recht der widerwilligen comandantes y subcomandantes, sondern das Recht des Protests der Gesellschaft. Bezeichnenderweise ist es für Benjamin nicht der politische, sondern der proletarische Generalstreik, der sich die „einzige Aufgabe der Vernichtung der Staatsgewalt“ setze und auf dem Benjamins Hoffnungen ruhen (Benjamin 1921, 194; Brunkhorst 2010, 6). Liest man die Formel vom „Recht der Widerwilligen“ im Lichte von Walter Benjamins waltender Gewalt, enthält sie einen umfassenden Auftrag zur gesellschaftlichen Aneignung des Rechts. Diese Aneignung muss den Konstituierungszusammenhang setzender und erhaltender Rechtsgewalt unterbrechen, darf nicht nur auf eine Reformierung des bestehenden Institutionenensembles hinauslaufen und sich nicht darauf beschränken, die eingerichteten und ausgeübten Entscheidungsbetriebe lediglich zu domestizieren.
Wenn sich im Krieg des Rechts mit Recht, in den Kollisionen von Weltrecht wider Weltrecht realgesellschaftliche Konflikte von globalem Ausmaß artikulieren, dann kommt es mit Benjamin darauf an, das Recht nicht den selbsternannten Entscheidern zu überlassen, sondern sich in den Kampf um die Gewalt des Rechts einzumischen und für Strukturen zu kämpfen, in denen die gesellschaftliche Rechtsetzung auf Dauer gestellt und von den etatistischen Gewaltinstitutionen unabhängig gesetzt ist: Hauke Brunkhorst nennt das die demokratische Verknüpfung von Dezision und Diskussion, Gunther Teubner bezeichnet es als die Kopplung von Spontan- und Organisationsbereichen (Brunkhorst 2005, 177). Im Kern geht es um die Ermöglichung der Demokratisierung der Rechtsform (Buckel 2007, 308) und die Öffnung des Rechts für Protestbewegungen. Otto Kirchheimer hat hier mit seiner Reflexion zur Sozialisierung des Rechts angesetzt (Kirchheimer 1976), Rudolf Wiethölter mit der Suchformel der Entwicklung eines gesellschaftlichen Rechtfertigungsrechts (Wiethölter 2003).
Für die Perspektive des demokratischen Rechts ist es geboten, den Fokus von den staatlichen Entscheidern auf die gesellschaftlichen Rechtskreationsprozesse im Kampf ums Weltrecht zu verschieben. Um zum Kunduzfall zurückzukommen: Im Februar hat das Verwaltungsgericht Köln in einem Feststellungsverfahren über die Klage des LKW- Fahrers im Fall Kunduz verhandelt, der festgestellt wissen will, dass die Entscheidung des Obersts Unrecht war; mehrere Schadensersatzklagen sind anhängig; gegen die Einstellung der strafrechtlichen Ermittlungen wurde Verfassungsbeschwerde eingelegt und es ist schon jetzt absehbar, dass die militärische Entscheidung auch internationale Gerichte wie den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beschäftigen wird. Dieser Kampf der Opfer um Gerechtigkeit wird das Recht für Jahre beschäftigen. Diese Verfahren, die Beteiligungsrechte der Opfer und das rechtskreative Potenzial globaler Skandalisierungsprozesse, die Niklas Luhmann im Anschluss an Emile Durkheim als Rechtsetzung durch colère publique beschreibt (Luhmann 2005), die an das Gefühl für Ungerechtigkeit appellieren (Cahn 1949), sind für die Rechtskreation mindestens so entscheidendende Daten wie die Entscheidungsqualen eines Kommandeurs.“
Postmoderne Rechtstheorie als kritische Theorie
Von Andreas Fischer-Lescano
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liestdochkeiner · 2 years
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Der proletarische Großvater noch sehr nah Mehr als Zusatz zu vorigen Überlegungen zu meiner ‚Bürgerlichkeit‘ (damit zur Arztsohnthese von Florian Kessler und Klassismusbetrachtungen von Francis Seeck) zu zitieren Günter Gaus im Gespräch mit Wolfgang Hilbig, gesendet am 2. Februar 2003, das Gesagte ab 26:28: „… dass die Teilung Deutschlands nicht nur eine staatlich-politische war, sondern auch – ich selbst habe es ein paarmal versucht, [das] in die Öffentlichkeit zu tragen als Überlegung –, dass die Teilung Deutschlands auch und nicht zuletzt eine soziale Teilung gewesen ist? Die Oberschicht, die klassische Oberschicht ist vor der Roten Armee 45 geflohen; die Eigentums- und Bildungspolitik der SED hat den oberen Mittelstand und das Großbauerntum und die Akademiker weithin vertrieben. Ausnahmen gab’s immer; konnte man treffen, aber in der Regel war’s so. Das heißt, es blieb in der DDR zurück: das, was man früher ‚die Unterschicht‘ nannte; die war relativ undifferenziert am Anfang und differenzierte sich dann aus im Laufe der 40 Jahre der Existenz [der] DDR. Aber für alle war der proletarische Großvater noch sehr nah, in der Regel … und ich behaupte, dass die Fremdheit zwischen West- und Ostdeutschland, die nach der Wende auftrat, weniger aus der oder nicht nur aus der Trennung herrührte, sondern jetzt aus der Begegnung entstand.“ Hilbig macht dann die Andeutung zu einem daher kommenden Minderwertigkeitskomplex der Ostdeutschen, Gaus die Andeutung zumindest einer Unsicherheit; beides sicher eine Rolle spielend. Sehr weitgehende Entbürgerlichung und auch weitergehende Deintellektualisierung der DDR – das bedeutete im Sinne des Sozialismus eine ‚proletarisierende Vereinheitlichungstendenz‘ mit einem Rest Intelligenzia als Wurmfortsatz. Akademiker kamen aus dem Proletariat neu hervor und mussten sich vieles von älteren ‚Geistestraditionen‘ neu erarbeiten. So war’s bei meinen Eltern als Kindern meiner proletarischen Großeltern, so setzte ich’s fort – in der zehnklassigen Schule mit über 20 Mitschülern, die alle aus den Dörfern der Region kamen, war ich der einzige, der dann Abitur machte. Bei den Klassen aus der nahen Kreisstadt waren es jeweils mehrere, die dann Abitur machten, aber im Vergleich zu späteren Verhältnissen doch auch auffallend wenige. Und die Zahl der Akademiker in der DDR blieb denn auch klein, und sie hatten sich teils ja auch oft zu verteidigen, sobald sie sich systemkritisch äußerten. Eine Gesellschaft, die also derart anders geschichtet war, hatte bei Eingliederung in eine andere Gesellschaft wenig zu melden. Ohne eigene breiter bürgerliche und finanziell gut ausgestattete Mitte folgte Unterrepräsentation in Kultur, Wirtschaft und Akademie, die erst mit langwierigen Umschichtungen (Ausbildung einer breiteren ökonomischen und intellektuellen Mitte) zurückgehen kann. Speziell für – sagen wir – ‚Kulturarbeiter‘ und dann Literaten (m/w/x) sieht man ja überall Biografiedifferenzen als ‚Schichtenproblem‘ in dem Sinne, dass ihre proletarischen Großeltern und Eltern weder finanziell noch bezgl. Bildungshintergrund und Netzwerkvorteilen viel mitgeben konnten. Im Westen betraf und betrifft diese eine Teilgruppe, im Osten dann aber – vor oben angedeutetem Kontext – eine deutlich größere Teilgruppe. Das lässt sich auch nach anderen Herkunftskriterien näher betrachten, z.B. dem ‚Migrationshintergrund‘ (im Westen schon die ‚Gastarbeiter‘), der insofern schon Ähnlichkeiten zum ostdeutschen Hintergrund hat, schon weil für diese Gruppe gleichfalls Privilegienmangel besteht. (Zusätze zu diesem Zusatz wie immer nicht ausgeschlossen…) Nachtrag: Nähe eines proletarischen familiären Milieus, das bedeutet ja wiederum Einflüsse auf deren Literarisierung: Absetzung und/oder Annäherung thematisch, und so sprachlich. Absetzung wohin? Etwa hin zu einer 'intellektueller-bürgerlichen', damit evtl. auch eher urbanen Kulturschicht. Vielleicht mit gewissen Idealisierungen einhergehend. Und was zuerst Fremdheit bedeuten kann, Anpassung erfordern, Risiken der Milieusprünge, Vorteile der Milieusprünge, dass vielleicht jene andere Seite, Herkunft, nun von fern in andere Lichter gerät.
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intellectures · 2 years
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Für jedes Bild ein passendes Kostüm
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Dinçer Güçyeter hat im Juni mit dem Peter-Huchel-Preis die wichtigste Auszeichnung für deutsche Lyrik erhalten. Nun legt er mit »Unser Deutschlandmärchen« einen wort- und bilderstürmenden Roman über (s)eine türkische Einwandererfamilie vor. Ein Gespräch über schriftstellerische Abenteuer, proletarische Schreibschulen und ausgezeichnete Lyrik. Read the full article
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der-saisonkoch · 14 days
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Der Tag – Blogschau – Südtirol
Proletennachrichten in Proletensprache vom: 09.09.2024 Die Faschisten wollen die Ostsee zu machen, geistern aber in der Taiwanstraße (chinesische Hoheitsgewässer) rum. Also, versenken den Reichsschrott. Jegliche Exporte an das Faschistenregime sperren. Proletarischer Internationalismus vom Feinsten: 45 kommunistische Jugendliche (Organisationen) nehmen am 50. KNE-Festival teil Jetzt mal in…
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shape · 10 months
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»Zurzeit erleben wir einen Okzident, der durch die Ereignisse überfordert und in Auflösung begriffen ist. Daneben gibt es einen neuen Block, die Brics-Staaten, die sich auf beunruhigende Weise gegen den Westen organisieren. Es gibt den afrikanischen Kontinent, der am Wettrennen teilnehmen will, indem er sich auf seine Rohstoffe und seine sagenhafte Geburtenrate stützt, die ihm innerhalb einer Generation zu zwei Milliarden Einwohnern verhelfen wird. Und es gibt eine muslimische Welt, die ihrer unendlichen Kraft gewahr geworden ist, die ihr der Islam, das Öl und eine Umma von zwei Milliarden Gläubigen verleiht.
All das rüttelt gleichzeitig an alten Gewissheiten und sät innerhalb der verschiedenen Bevölkerungen die widersprüchlichsten Gefühle. ›Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren. Es ist die Zeit der Monster.‹ Man kann es nicht besser formulieren als einst Antonio Gramsci. [...]
Die Linke ist ein Relikt der alten Weltordnung, in der sich noch der westliche und der östliche Block gegenüberstanden. Moralisch ist sie eine Schande, weil sie nur noch Wahlkalkül betreibt. Und weil sie ihre proletarische und intellektuelle Basis verloren hat, die mit Sack und Pack zu den Rechtsextremisten übergelaufen ist, umwirbt die Linke jetzt die Muslime und Einwanderer, die islamistischen Gefährder und diejenigen, die geduldet oder ausgewiesen werden – und übernimmt deren Diskurse.
Die Linke ist Babel, sie spricht nur noch in fremden Zungen. Am 7. Oktober hat sie die Barbarei der Hamas verurteilt, und schon am 8. Oktober hat sie Israel der barbarischen Okkupation bezichtigt. [...]
Der pazifistische, tolerante Islam ist eine sehr schöne Idee, aber der Koran steht da drüber, er ist das Wort Allahs, und dieses Wort wiegt wohl oder übel schwerer als alle anderen, heute und morgen. Was es gibt und was man stärken muss, ist die Freundschaft zwischen Individuen. Würden die Religionen nur über friedfertige und tolerante Individuen verfügen, die sich von ihren fliegenden Händlern nichts vormachen ließen, wären sie gezwungen, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren, das Leben zu preisen und, urbi et orbi, zum universellen Verzeihen aufzurufen, wie Papst Franziskus es tut.
Selbstverständlich habe ich Angst. Als Kind habe ich den Algerienkrieg miterlebt, als Erwachsener die Polizeidiktatur des FLN und die Barbarei des FIS, unserer algerischen Hamas. Ich weiß, was es heißt, Angst zu haben, um sich und die Seinen. Inzwischen ist meine Angst um Frankreich aber größer, weil die französischen Islamisten schlimmer sind als unsere. Sie greifen Juden und Christen an und Menschen, die bekannt sind und unter Personenschutz stehen, weil es mehr Aufmerksamkeit erregt, als arme Menschen in Afrika zu terrorisieren.«
— Boualem Sansal
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screenazos · 4 years
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Ein proletarisches Wintermärchen.
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Was wir die letzten Tage bei #le0306 / #le0405 auf den Straßen Leipzigs erlebt haben lässt uns immer noch schockiert und teils traumatisiert zurück.
Dieser Staat und seine Bullen zeigen immer Deutlicher ihre wahre Natur. Das sollte uns eigentlich nicht verwundern da wir als Anarchist*innen ja schon seit über hundert Jahren genau vor diesen zuständen warnen und doch hat es uns kalt erwischt......
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shihlun · 5 years
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Julian Radlmaier
- A Proletarian Winter's Tale / Ein proletarisches Wintermärchen
2014
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