Fundstück
Das Madei
Eine Grabrede
Nun sind sie fort, die paar Traurigen, die dich gekannt haben, Madei, und die dich hier heraus gebracht haben, wirklich in Trauer, wenn sie auch nicht alle schwarze Röcke anhatten. Du weißt ja, Madei:
Bratenrock, o wehe,
Ein Wort, das ich nicht verstehe,
Ein Wort, erhaben, feierlich
Und furchtbar pfandverleiherlich.
Nein, du kennst die braven Jungen in den abgeschabten Jacketts und den breiten, ein bißchen glänzigen Hüten, und du bist ihnen nicht böse, daß ihre pompes funèbres nicht erster Klasse waren. Ihre Herzen sind erster Klasse.
Warum bin ich doch bei dir geblieben hier draußen? Du, Madei, ich glaube, weil ich mich freue, daß du sogar im Tode noch von Frühlings Gnaden bist. Du fühlst ihn doch, den wunderbaren, frischen, fröhlichen Frühlingstag, der über dem Friedhof liegt? Ach, ob du ihn fühlst! Wer so wie du im Leben begabt war, frühlingsglücklich zu sein, der muß auch im Tode seine Lust am Lenze haben.
Im Tode?
Weißt du Madei, mir ist gar nicht, als ob du tot wärst. Nein, du bist mir vielmehr so nahe, so lebendig nahe, wie nie vordem. Ich sehe dich nicht, aber ich fühle dich so eigen deutlich, wie wenn ich ganz von dir umschlossen wäre, wie wenn dein Wesen hier in jedem Lufthauch bebte, in jedem Blatte auf- und niederschaukelte, schwebte in jeder Fliederblütentraube und in allen den Vogelkehlen sänge, die rundherum hier fröhlich sind.
Nicht tot, Madei, nein: nicht tot! O du herzherzlieber Geselle von einem Mädel, du wunderguter, lieber Kerl!
Jetzt kann ich dir ja sagen, wie köstlich du bist, was für ein selten Ding auf dieser Simili-Welt, du in deiner klaren Echtheit, mit deinem schnellen, lichten Herzen, das heller und heißer fühlte, als es die Art der verdumpften Menschen heute ist.
Wie hast du alles glücklich gemacht, was in deine Nähe kam, übersonnt alles, alles in Duft und Frische gethan!
Vor allem ihn . . .
O, er hat es mir oft erzählt, und seine blauen Augen wurden tief vor Glück dabei; du weißt ja Madei, wie schön sie dann waren; man sah hinein durch sie in seine Seele und sah eine weite schöne Welt, darin die Sonne das braune Madei war.
Er hat mir sein Glück in dir so oft erzählt, daß ich mir einbilde, es miterlebt zu haben, daß ich es wirklich in mir trage, wie ein großes Froh- und Freigefühl. Dir hat er es nicht so oft gesagt, ich weiß es, denn es schien ihm unmöglich, gerade dir zu sagen, wie sonnig er dich fühlte. Und es war wohl auch nicht nötig, daß er dir's sagte, – gelt Madei? Aber heute, da du zum Frühlingsweben geworden bist, da dein Wesen nun durch alles Leben strömt, und du mir so nahe bist innerlich und äußerlich, heute will ich dir wiedererzählen, was er zu mir gesprochen hat in vertrauten Stunden, und du sollst wiederum vernehmen, daß du ihm das Glück gewesen bist. Ich habe noch seinen ersten Brief, den er mir über dich schrieb, den ersten Madeibrief. Wie wundernärrisch glücklich der zu lesen war. »Cito, cito, cito, schnell: ich habe das Madei gefunden, mein Madei. Bums! fuhr aus blauem Himmel ein goldener Meteor in mein Herz, zischte mit seiner Glühe alles weg, was welk und krank darin, und ich war verliebt.
Rot der Rock und das Mieder blau,
Madei, du bist meine liebe Frau,
Schau doch in Runde und Weite:
Grün ist der Haber, das Korn wie Gold,
Hurrah, uns Zwei'n ist die Liebe hold!
Madei, ich komme zur Freite! . . .«
Klug bin ich aus dem Briefe nicht geworden und auch aus den nächsten zehn anderen nicht. Er schrieb ja schließlich bloß noch in Ausrufezeichen. Nur eins merkte ich, das Madei hatte ihn fest und hold in allerliebsten Banden. Das »Madei«. »Man kann auch Mädi sagen,« schrieb er, »aber mein Herz sagt Madei. Was doch die Bauern hierzulande für eine wunderbare Sprache haben. Kommt dir nicht auch »Mädel« dagegen ganz infam vor? Aber freilich, du mußt das Madei erst sehen, um in dieser linguistischen Frage mitreden zu können, Mensch in der steinernen Stadt.«
Ach, Madei, seine Briefe aus jener Zeit sind mir so lieb; denn nicht bloß er steckt darin, sondern auch du, und mit euch beiden das lachende Glück. Ich kann sie allesamt auswendig.
Freilich, als ich dich selber sah, da wußte ich erst recht, was Madei heißt.
So bald wurde uns das Glück nicht. Lange, lange wollte er dich ganz alleine haben, da droben im Gebirg, wo ihr den wunderbaren Lenz eurer Liebe durch Frühling, Sommer, Herbst und Winter lebtet, in Fährlichkeiten und Hindernissen, beneidet, belauert, hintangehalten, getrennt, – bis er dich endlich uns brachte und einziehen ließ seine Königin in die gute Stadt München.
Madei, du kleines tapferes Madei, was hast du da durchgemacht, als du in schneestiebendem Wintermorgen durch Dunkel und Sturm davongegangen bist, hinter dir lassend alles, was dein Herz hindern wollte, dorthin zu schlagen, wo sein Glück war, alles das Dumme, Verhockte, Vernistete, Kleinliche, Häßliche, Böse, das sich dir in dem bieder dummen Vormund verkörperte, der wirklich nicht wußte, was seine Pflicht war. So hast du ihn denn belehrt, und siehe, er sah schließlich ein, was für ein herzgescheites Madei du warst.
Aber damals, weißt du noch, die Angst und große Not in München, und wie du dich bei unserer guten Frau Anna verdingen mußtest, um der Reputation willen, du respektierliches Madei, – ja, und dann das Warten, das Warten, bis es endlich so weit wäre, daß ihr euch ganz haben könntet, ganz und vor aller Welt . . . eine böse Zeit! Aber die Sonne deiner Zuversicht ging nicht unter, und nicht unter ging euer Glück, denn eure Liebe stand ja am Himmel eurer Herzen.
Siehst du, Madei, in der Zeit hab' ich dich so ganz liebgewonnen, weil in dir das Seltene sich zeigte: Das feste, stolze, große Ganzsein, das unbeirrliche Glaubensgefühl an einen großen Lebensinhalt, außer dem dir alles andere gleichgiltig erschien. Du kleines Madei warst wirklich groß. Und das Wunderschöne daran war, daß du alles als Glück empfandest. Alles Widernis, alles, was sich euch querweg legte, alle die dummen Zufälle, alle die Nöte, die Sorgen alle, die immer größer und größer wurden, – nichts, nichts erschütterte dich: »Das Herz muß uns doch bleiben!«
Und siehe: Das Herz, dein großes Liebeherz, das lustig und tief war zugleich, – es blieb stark und eine strömende Gütequelle der Kraft bis zum Letzten, Schwersten.
Wie er krank wurde und in Fiebern lag, in irrestöhnenden Fiebern, und alles, alles gedrückt war um ihn herum, – da war in dir allein noch stetiger Glaube, und aus dir fiel auf ihn noch ein mildes verklärendes Scheinen davon. So lange du seinen Atem noch fühltest, so lange du sein Leben noch hattest, hattest du auch in ganzer Fülle dein wunderbares Leben. Als er aber starb, da warst du auch tot.
Ach, Madei, ich wußte es, ich wußt' es gleich, wie ich dich an seinem Totenbette stehen sah, und wie du nur immer nach seinen Augen suchtest und seine Hände in deinen hieltest, ob nicht doch noch einmal Wärme von dir ihm Leben geben könnte, – ich wußte es, daß du nicht bei uns bleiben würdest.
Und es ist gut so gewesen, nicht wahr, Madei? Was hättest du hier gesollt, hier, wo dir nun alles leer und ein ewiger Winter gewesen wäre, du volles, fröhliches Frühlingsherz!
Nein, es ist besser so, daß du in den ewigen Frühling eingegangen bist, du kleine, braune, lustige Fee du, die du hier um mich bist, daß ich dich beglückt zu spüren vermeine in all' diesem herrlichen strömenden Leben, in dem es keimt und sprießt und blüht.
Sonne allüberall und überall Farben, die das Auge küssen mit dem langen, linden Kusse der Braut. Und drüben, im Flieder, schlägt die Nachtigall. Ich sehe sie nicht, aber ich höre sie, und ich fühle, du bist es, die aus ihr singt. Wie könnte sie sonst so klagejubelnd singen, so aus allem Reichtum eines tiefen, köstlichen Herzens herauf, und so frühlingszuversichtlich voll Glück und Liebe . . .
Madei! Madei! Lachst du mich aus, daß ich nun doch weine? . . .
Otto Julius Bierbaum
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> 625 Words in German <
Tiere: der Hund, die Katze, der Fisch, der Vogel, die Kuh, das Schwein, die Maus, das Pferd, der Flügel, das Tier
Transport: das Zug, das Flugzeug, das Auto, der LKW (Lastkraftwagen), das Fahrrad, der Bus, das Boot, das Schiff, der Riefen, das Benzin/der Diesel (tank), die Fahrkarte, der Transport
Orte: die Großstadt, das Haus, die Wohnung, die Straße, der Flughafen, der Bahnhof, die Brücke, das Hotel, der Restaurant, der Bauernhof, das Gericht, die Schule, das Büro, das Zimmer, die Stadt, die Universität (Uni), der Club, die Bar, das Lager, das Geschäft, das Theater, die Bibliothek, das Krankenhaus, die Kirche, der Markt, das Land, das Gebäude, der Boden, der Weltraum, die Bank, der Ort
Kleidung: der Hut, das Kleid, der Anzug, das Rock, das Hemd, (das Trikot, das Hoodie), das T-shirt, die Hose, der Schuh, die Hosentasche/Jackentasche, der Mantel, (die Jacke), der Fleck, die Kleidung
Farben: rot, grün, blau, hell/dunkel, gelb, braun, pink, orange, schwarz, weiß, grau, die Farbe
Leute: der Sohn, die Tochter, die Mutter, der Vater, das Elternteil, das Baby, der Mann, die Frau, der Bruder, die Schwester, (die Geschwister), die Familie, der Opa / Großvater, die Oma / Großmutter, der Ehemann, die Ehefrau, der König, die Königin, der/die Präsident/-in, der/die Nachbar/-in, der Junge, das Mädchen, das Kind, der Erwachsene, die Mensche, der/die Freund/-e, das Opfer, der/die Spieler/-in, der Fan, die Menschenmenge, die Person
Berufe: der/die Lehrer/-in, der/die Schüler/-in, der/die Student/-in, der/die Anwalt/Anwältin, der/die Doktor/-in, (der/die Arzt/Ärztin), der/die Patient/-in, der/die Kellner/-in, der/die Sekretär/-in, der/die Priester/-in, der/die Polizist/-in, die Armee, der/die Soldat/-in, der/die Künstler/-in, der/die Schriftsteller/-in, der/die Manager/-in, der/die Reporter/-in, der/die Schauspieler/-in, der Beruf
Gesellschaft: die Religon, der Himmel, die Hölle, der Tod, (der Sensenmann), die Medizin, das Geld, der dollar, der Euro, die Ratenzahlung, die Heirat ,die Hochzeit, das Team, die Ethnizität, Sex zu haben, (der Sex), das Geschlecht, der Mord, das Gefängnis, die Technologie, die Energie, der Krieg, der Frieden, die Attacke, die Wahl, das Magazin, die Zeitung, das Gift, die Pistole, der Sport, das Rennen, das Träning, der Ball, das Spiel, der Preis, der Vertrag, die Drog, das Schilt, die Wissenschaft, der Gott, die Gesellschaft
Kunst - die Band, das Lied, das Instrument, die Musik, der Film, die Kunst
Getränke - der Kaffee, der Tee, der Wein, das Bier, der Saft, das Wasser, die Milch, das Getränk
Essen: das Ei, der Käse, das Brot, die Suppe, der Kuchen, das Hühnchen, das Schweinefleisch, das Rindfleisch, der Apfel, die Banane, die Orange, die Zitrone, der Mais, der Reis, das Öl, der Samen, das Messer, der Löffel, die Gabel, der Teller, die Tasse, das Frühstück, das Mittagessen, das Abendessen, der Zucker, das Salz, die Flasche, das Essen
Zuhause: der Tisch, der Stuhl, das Bett, der Traum, das Fenster, die Tür, das Schlafzimmer, die Küche, das Badezimmer, der Bleistift, der Stift, die Fotografie (das Foto), die Seife, das Buch, die Seite, der Schlüssel, der Lack, der Brief, der Hinweis (die Note), die Wand/die Mauer, das Papier, der Boden, die Decke, der Pool, das Schloss, das Telefon, der Garten, der Hof, die Nadel, die Tasche, die Box, das Geschenk, die Karte, der Ring, das Werkzeug, das Heim
Elektronik: die Uhr, die Lampe, der Lüfter, das Handy, das Netzwerk, der Computer, das Program, der Laptop, der Bildschirm, die Kamera, das Fernsehen, das Radio, die Elektronik
Körperteile: der Kopf, der Hals/der Nacken, das Gesicht, der Bart, das Haar, das Auge, der Mund, die Lippe, die Nase, der Zahn, das Ohr, die Träne, die Zunge, der Rücken, die Zehe, der Finger, der Fuß, die Hand, das Bein, die Schulter, das Herz, das Blut, das Gehirn, das Knie, der Schweiß, die Krankheit, der Knochen, die Stimme, die Haut, der Körper
Natur: das Meer, der Ozean, der Fluss, der Berg, der Regen, der Schnee, der Baum, die Sonne, der Mond, die Welt, die Erde, der Wald, die Pflanze, der Wind, die Erde, die Blume, das Tal, die Wurzel, der See, der Stern, das Gras, das Blatt, die Luft, der Sand, der Strand, die Welle, das Feuer, das Eis, die Insel, der Hügel, die Wärme, die Natur
Material: das Glas, das Metall, das Plastik, das Holz, der Stein, der Diamant, der Lehm, der Staub, das Gold, das Kupfer, das Silber, das Material
Mathe/Messungen: die Meter, die Zentimeter, das Kilogramm (das Kilo), das Zoll, der Fuß, das Pfund, die Hälfte, die Temperatur, das Datum, das Gewicht, der Kreis, das Quadrat, die Kante, die Ecke, die Mathematik/die Messung
Verschiedene Substantiv: die Karte, der Punkt, der Konsonant, der Vokal, das Licht, der Ton, ja, nein, der Teil, der Schmerz, die Verletzung, das Loch, das Bild, das Muster, das Substantiv, das Verb, das Adjektiv
Richtungen: die Spitze, der Boden, die Seite, die Vorderseite, die Rückseite, außerhalb, innerhalb, auf, unten, links, rechts, gerade, der Norden, der Süden, der Osten, der Westen, die Richtung
Jahreszeiten: der Summer, der Frühling, der Winter, der Herbst, die Jahreszeit
Zahlen: null (0), ein (1), zwei (2), drei (3), vier (4), fünf (5), sechs (6), sieben (7), acht (8), neun (9), zehn (10), elf (11), zwölf (12), dreizehn (13), vierzehn (14), fünfzehn (15), sechszehn (16), siebzehn (17), achtzehn (18), neunzehn (19), zwanzig (20), einundzwanzig (21), zweiundzwanzig (22), dreiundzwanzig (23) etc. / dreißig (30), vierzig (40), fünfzig (50), sechzig (60), siebzig (70), achtzig (80), neunzig (90), hundert (100), einhundertunddrei (103), einhundertunddreißig (113), eintausend (1.000), eintausendunddrei (1.003), eintausend-einhundertunddreißig (1.113), zehntausend (10.000), einhundert-tausend (100.000), ein Million (der Million), eine Milliarde (die Milliarde) / erste, zweite, dritte, vierte, fünfte, sechste, siebte, achte, neunte, zehnte, elfte, zwölfte, dreizehnte, vierzehnte, fünfzehnte, sechzehnte, siebzehnte, achtzehnte, neunzehnte, zwanzigste, einundzwanzigste etc. / dreißigste, vierzigste, fünfzigste, sechzigste etc. / hundertste, hundertunderste / die Zahl
Monate: Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober, November, Dezember, der Monat
Wochentage: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonnentag, der Tag, der Wochentag
Zeit: das Jahr, der Monat, die Woche, der Tag, die Stunde, die Minute, die Sekunde, der Morgen, der Nachmittag, der Abend, die Nacht, die Zeit
Verben: arbeiten, spielen, gehen, laufen, fahren, fliegen, schwimmen, gehen, stoppen, folgen, denken, sprechen, sagen, essen, drinken, töten, sterben, lächeln, lachen, weinen, kaufen, bezahlen, verkaufen, schießen, lernen, springen, reichen, hören, schmecken, berühren, sehen, gucken, küssen, brennen, schmelzen, graben, explodieren, sitzen, stehen, lieben, vorbeigehen/vorbeifahren, schneiden, kämpfen, hinlegen, tanzen, schlafen, aufwachen, singen, zählen, heiraten, beten, gewinnen, verlieren, mischen, rühren, biegen, waschen, kochen, öffnen, schließen, schreiben, telefonieren, rufen, drehen, bauen, lehren, wachsen, zeichnen, füttern, fangen, werfen, reinigen, finden, fallen, schieben, ziehen, führen, brechen, tragen, hängen, schütteln, unterschreiben, schlagen, heben, das Verb
Adjektive: lang, kurz, hoch, niedrig, breit/weit, schmal, groß, klein, langsam, schnell, heiß, kalt, warm, kühl, neu, alt, junge, stark, schwach, tot, lebendig, schwer, licht, dunkel, hell, berühmt, das Adjektiv
Pronomen: ich, du, er/sie/es/man, wir, ihr, sie, Sie (formal)
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