Tumgik
#1973-1977
taunuswolf · 7 months
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Das Personal der Krankenhausküche und Messhalle im US-Hospital war so bunt wie die Puddingwürfel und Farbstoffkuchen, die auf den Patienten-Tellern landeten. Neben den zahlreichen rangniedrigen US-Soldaten, die unter Aufsicht eines Majors oder Captain, First Lieutenant, Master-Sergeant und Staff-Sergeant (Schichtführer) an einer Art Fließband die Gerichte zusammenstellten, tummelten sich in den ständig feuchten, blitzblanken langen Gängen und Arbeitshallen Gastarbeiter aus Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und der Türkei, ältere deutsche Frauen, ältere Männer, die wohl das das Arbeitsamt vermittelt hatte, gestrandete Wehrmachtssoldaten und mindestens acht Studenten.
Schon diese Aufzählung verrät: Der Laden war ziemlich personalintensiv. Wer seinen Job schnell erledigte, hatte viel freie Zeit. Und so wurde die Küche, besser gesagt die angrenzenden Räume, schnell zu einem großen Abenteuerspielplatz. Hier passierten Dinge, die Stoff für so manchen Hollywoodfilm abgegeben hätten. Sex, Drugs, Rock& Roll and Crime inbegriffen.   
UNTERIRDISCHE ESSENSWAGENRENNEN
Der begehrteste Job war das Bewegen der großen Essenswagen, die durch einen tief in die Erde führenden Tunnel – das Hospital stammte noch aus der Wehrmachtzeit – zu dem Nachbargebäude und den einzelnen Stationen gebracht wurden. Bei diesem Essenstransport hängten sich die Studenten johlend an die zwei bis drei Meter langen schwer beladenen Blechungetüme und rauschten mit einem Affenzahn die unterirdische Straße hinab. Wie jeder weiß, haben Essenswagen keine Steuerung. Die Räder schwingen oftmals unkoordiniert nach allen Seiten. Eine weitere Gefahrenquelle: Die unterirdische Straße besaß an den Seiten richtige Bordsteine und machte eine Kurve. Irgendwann verlor einer der Studenten die Kontrolle über sein „Fahrzeug“ und raste ungebremst gegen die Bordsteinkante. Es gab einen heftigen Schlag und der Wagen kippte um. Sämtliche Tabletts mit Suppen, Hauptgerichte, Nachtisch, Pudding, Getränke fielen mit lautem Geschepper aus den Regalschienen. Aus den Ritzen der Türen, floss die Brühe…
Der Unglücksfahrer wurde zu mehr Sorgfalt ermahnt. Außerdem häuften sich Beschwerden schwer traumatisierter Patienten, die den unterirdischen Gang benutzten, um zur Messhalle zu gelangen. Das Gejohle der Studenten klang wie Kriegsgeschrei. Manche der Patienten kamen gerade aus Vietnam. Die grölenden Geisterfahrer gelobten Besserung
PUDDINGSCHLACHTEN UND SCHAUMSCHLAGEN
Das zweite große Spielgerät war der Band-Geschirrspüler. Fachmännischer Ausdruck: „Klipper“. Hier wurden die Essenswagen mit dem benutzten Geschirr ausgeladen und die Teller, Tassen und Tabletts in den drei bis vier Meter langen Wasser-Verschwender gesteckt. Das Gerät wurde von zwei Leuten bedient.  Der Vordermann hatte einen ziemlichen Ekel-Job. Viele Patienten hatten ihre Portionen nicht einmal zur Hälfte aufgegessen und so mussten die Teller erst mal über einen sogenannten Restetrog geleert werden, ehe man sie aufs Band legen konnte. Oft wurde auch der viereckige, farbige, handliche Wackelpudding verschmäht. Ein ideales Wurfgeschoss, eine im wahrsten Sinne des Wortes exzellente Farbbombe. Ehe man sich versah flog sie dem Hintermann, der gerade das saubere Geschirr vom Band räumte, an den Kopf. Der revangierte sich sofort mit einem blitzblanken frischgespülten US-Air-Force-Teller, der kurz darauf an der gegenüberliegenden Wand zerplatzte, um sich anschließend aus dem Essenwagen seinerseits mit Pudding-Munition zu versorgen. In null Komma nix war die schönste Puddingschlacht im Gang. Die weiße Arbeitskleidung inklusive der gekachelten Wände färbten sich wie beim Action-Painting.            
Am Ende des Happenings erschien ein älterer Portugiese – ein Typ wie aus einem Fellini-Film - mit einem langen Schlauch und sagte bedächtig: „Carajo morto!“. Anschließend spritzte er Minutenlang bedächtig die Wände ab.  „Carajo morto!“ war auch ständig aus dem Mund der italienischen oder spanischen Gastarbeiter zu hören. Ich fragte mich ziemlich naiv, warum sich die jungen Leute bei diesem Wort immer ganz aufgeregt und lachend in den Schritt griffen und dabei mit ihrer enormen Potenz prahlten. Sie trugen im Sommer unter der Arbeitskleidung nicht einmal Unterwäsche. Studenten, die mit romanischen Sprachen vertraut waren, erklärten mir irgendwann die Bedeutung der Wortformel. Auch von einem alten deutschen festangestellten Küchenmitarbeiter, der seit Kriegsende quasi zum Inventar der Hospitalküche gehörte, bekamen wir Studenten einiges zu hören. Er erzählte uns bei jeder Gelegenheit, dass er früher bei der SS – Wachmann in einem Kriegsgefangenenlager - war und wir früher alle erschossen worden wären. Wir lachten ihn aus und einer fragte ihn, ob er Probleme mit der Prostata habe.
Eine echt filmreife Szene war die Zweckentfremdung des Klippers als „Schaum-Maschine“. Im gegenüberliegenden Raum wurden unter dem Stichwort POT&PANS unter Hochdruck von Hand sämtliche Töpfe und Pfannen gereinigt. Hierfür wurde ein stark schäumendes Seifenpulver benutzt. Irgendwann kam einer auf die Idee, dieses Zeug in den Verteilerkasten des Klippers zu schütten. Das Ergebnis war überschäumend. Die Maschine dröhnte, stampfte und röchelte wie ein Dampflok. Der Schaum quoll an beiden Enden heraus und verteilte sich teilweise ein Meter hoch am Boden. An diesem Tag hatte ausgerechnet die „Majorin“ die Oberaufsicht über das Küchenpersonal. Ein Frauentyp wie Margaret Thatcher. Mit energischen Schritten, strenger Gouvernanten-Mine, eilte sie in ihren blauen Air-Force-Strümpfen und Knielangem Uniformrock „klack-Klack-Klack“ herbei, stemmte die Fäuste in die schmalen Hüften und sagte spitz: „No, no! This is wrong!“ Anschließend hielt sie uns eine lange Belehrungspredigt, von der ich höchstens die Hälfte verstand. Meine Kollegen grinsten. Zur „Strafe“ mussten wir Fenster putzen.            
TRAGISCHE VORFÄLLE: CLORGASUNFALL UND POLIZEIGEWALT
Weniger lustig waren die lebensgefährlichen Reinigungsarbeiten, denen im Keller ein spanischer Gastarbeiter fast zum Opfer gefallen wäre. Für die Böden benutzen die Amerikaner zwei Mittel, die man eigentlich nie vermischen sollte. Ein Mittel auf Chlor-Basis und eine Art Allzweckreiniger mit Tensiden. Der ältere Spanier mischte beides, spritzte zu allem Überdruss noch heißes Wasser drauf und verlor daraufhin in einer Chlorgaswolke das Bewusstsein. Zu unser großen Verwunderung wurde er nicht im US-Hospital behandelt, sondern in eines der umliegenden deutschen Krankenhäuser eingeliefert.
Ein gleichfalls tragischer Vorfall ereignete sich in der Messhalle, die nach zwei Jahren Klipper-Raum zu meinem bevorzugtem Arbeitsplatz gehörte. Meine Arbeit bestand im Abräumen der Tische und Abtransport des Geschirrs in den Küchenbereich. Eines Nachmittags, als ich gerade meinen Dienst angetreten hatte nahm mich ein festangestellter Deutscher Mitarbeiter zur Seite und erklärte mir aufgeregt wie unter Schock, dass die US-Militärpolizei am Vormittag einen Master-Sergeanten – einen beliebten Schichtführer aus der Küche - verhaftet hätten. Ihm wurde versuchte Vergewaltigung vorgeworfen. Es ging um die Tochter eines Colonels, die zu ihm ins Auto gestiegen sein.  Dann habe es wohl ein Handgemenge gegeben. Von einem gebrochenen Finger war die Rede. Als die Polizei den Master- Sergeant abholte, habe er ganz ruhig irgendwas zu ihnen gesagt. Daraufhin hätte die Polizei ihn vor aller Augen zu Boden geknüppelt und ihn dann wie einen Sack aus der Messhalle geschleift.             
EPILOG:
Alle Geschichten zu erzählen, würde den Rahmen dieser Abhandlung sprengen. Zu den guten Erinnerungen gehört sicher jener liebenswürdige Bär – seine Brustbehaarung ging nahtlos in den fast bis zu den Augen reichenden Bartwuchs über – der am Essensfließband mit einer tiefen Bassstimme ständig Jonny-Cash-Lieder brummte. Abends sang er in einer Country-Band. Einer der Studenten hatte einen guten Draht zu einem Sergeanten, der ihn kostengünstig Galonen weise mit zollfreien Bourbon-Whisky versorgte. Auch Gelegenheitskiffer kamen im Küchentrakt auf ihre Kosten. Ganz zu schweigen von der stillschweigenden Duldung, dass wir Küchenhelfer uns kostenlos im Kühlraum mit US-Amerikanischer Milch versorgen durften. Restlos alle Lebensmittel wurden übrigens – natürlich auf Kosten des deutschen Steuerzahlers - eingeflogen. Auch so mancher blauumrandete Teller verschwand und tauchte dann in irgendeiner Studentenbude oder Wohngemeinschaft wieder auf.
Ein echter Kulturschock waren für mich die amerikanischen Essgewohnheiten. Als Nachkriegskind und Student mit kleinem Budget war für mich Lebensmittelvernichtung ein absolutes Tabu. In der Messhalle aber gab es das „All-you-can-eat-System“. Dass sah in der Praxis so aus: Die Leute füllten die Tabletts bis zum Bersten, nahmen sich zwei Glas Milch, ein Glas Kakao, ein Glas Kola, drei Pudding, zwei Kuchen usw. An jedem der Gläser wurde ein wenig genippt, ein Glas bliebt oft ganz unberührt oder landete beim ungeschickten Absetzen auf der Tischdecke. Die Teller wurden oft nur halb leer gegessen, der Nachtisch blieb liegen oder wurde angeknabbert. Bei jeder Rückfahrt des Geschirrwagens war der Abfalltrog randvoll. Bei jedem vierten Tisch musste nach kurzer Zeit die Tischdecke ausgewechselt werden.                
Da habe ich mich so manches mal gefragt: Kann ein Land mit solchen Essgewohnheiten Vorbild für die Welt sein? So, ich hoffe, mein „Whisleblower-Bericht“ war eine spannende Zeitreise. Hoffentlich werde ich jetzt nicht an die USA ausgeliefert und wegen Geheimnisverrat für 120 Jahre eingebuchtet.   
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electricphantasy · 2 months
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We're coming back boys! °˖✧◝(⁰▿⁰)◜✧˖°
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quiltofstars · 2 months
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Some nebulae in Orion // QQQAstro
Read below the cut for some help identifying some of the bright stars and nebulae in this image!
The first thing most folks will notice is the Orion Nebula (M42) hanging from the stars that form Orion's belt. M42 is joined by De Mairan's Nebula (M43) and the Running Man Nebula (Sh2-279) directly above it.
Near the leftmost star of the belt is the Flame Nebula (NGC 2024) and the outline of the Horsehead Nebula (Barnard 33). Above and left of the Flame is M78, a reflection/dark nebula.
Finally, encircling most of the image is Barnard's Loop, the outer shockwave of a supernova that occurred about 2 million years ago.
The four bright stars in the image are:
Saiph (κ Orionis) at the bottom of the image marking one of the legs of Orion. Its name comes from the Arabic phrase saif al jabbar meaning "saif of the giant", saif being an Arabic word for sword. It is a solitary blue supergiant star about 650 light years from Earth.
Alnitak (ζ Orionis) is the leftmost star of Orion's Belt. Its name comes from the Arabic word an-niṭāq meaning "the girdle." This is a triple star system, with the primary being a blue supergiant radiating 250,000 times the amount of light the Sun shines.
Alnilam (ε Orionis) is the middle star of the belt. Its name comes from the Arabic word al-niẓām meaning "arrangement/string [of pearls]". It is a solitary blue supergiant star that is even brighter: radiating about 420,000 times the light of the Sun!
Mintaka (δ Orionis) is the rightmost star of the belt. Its name comes from the Arabic word manṭaqa meaning "belt". It is a quadruple star system, with the primary still blazingly bright and hot, located about 1,200 light years away.
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2001hz · 1 year
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biomechanical body art Painted By: H.R. Giger 1973 in Necronomicon (1977)
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camembertlythere · 12 days
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Miku but she’s one of my aunts who got kicked out of catholic school in the 70s (sf bay, california)
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mourningmaybells · 11 months
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The Exorcist (1973)
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real screencaps from The Exorcist 1973 i promise
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doll-elvis · 1 year
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you know you’re down bad for Elvis when even just his legs and boots make you feel hot and bothered😫
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from the performance of “sweet caroline”
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cosmonautroger · 1 year
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Darth Side Of The Moon
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Devo - Space Junk (Early version)
Art Devo 1973-1977
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weirdgirl92 · 1 year
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arconinternet · 2 days
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Zigzag Magazine - 75 issues (so far) (Magazines, 1969-1978)
You can read them here. Vintage issues from throughout its 1969-1986 run can be purchased here.
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electricphantasy · 1 year
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Alright, back again with some designs! I feel like this post isn't as strong as my last one, so maybe I'll update it in the future. For now, I'm decently happy with it!
GLaDOS: So what I did for GLaDOS was make her "face" smaller and use that for her head. It was kind of hard to make all her moving parts into a more human form, and since she doesn't move very much in game, I also took her leg privileges. Although she pulls it off much better then AM does. Also, GLaDOS doesn't have a clothing option, she's just living her life as is. I wanted to put her in a business suit, but I couldn't quite figure out the logistics of it, so I kinda gave up.
Colossus: Y'know those silly robot designs from like the 50s-60s? Yeah, he's kinda based off those kinds of robots. This is a much older movie then some other A.I. movies, so I got inspired by the time period. Colossus is also very blunt and straight to the point, so I imagine his wardrobe isn't very exciting. Simple suit and tie. I also thought about making his head a a camera, but I like his silly little monitor to much (It's much bigger in the movie, but you get the point.)
Proteus IV: I know his weird baby robot form from the movie is temporary, but I'm not drawing these guys human. Instead I imagine that he gets stuck in that weird form, so now he's like that for the rest of his existence. Also, it looks real gross, he doesn't stop bleeding, and I like how nasty that is. Proteus is a creepy like weirdo and he doesn't deserve a proper body (affectionate.) The movie came out in the 70s so he gets bell-bottoms and a button up, and no shoes. Why? I don't know, maybe he likes to feel the floor under him? Like I said, a little weirdo.
AUTO: I tried really hard not to make AUTO look to similar to my former HAL design, so there is a lot more white, and barely any red. His head was kind of hard translate, but I figured it out eventually by replacing one of his handles with his neck. Of course he looks like a cruise ship captain, and I got a little silly and gave him a hat! I know he's also a pretty serious character, but I like to imagine he's forced to wear the hat.
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hibiscusbabyboy · 3 months
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1970s Outfits that are giving Giallo
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ifboywasagun · 5 months
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Spoilers for Scarecrow 1973 and Bobby Deerfield 1977 below:
Thinking about how Scarecrow and Bobby Deerfield films have almost the same plot of romantic road adventure which then turned out to be sad plot about somebody ending dead or in a hospital, with then other main character falsely assuming they’re fine, and then turning from a meanie to a softie.
Except Bobby Deerfield is a fucking boring movie about some celebrity with a fuckass attitude while Scarecrow is legendary adventure of two guys (gays) being dudes (hobos) and it’s awesome!!!
Proves it that gay shit makes the film better.
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mourningmaybells · 2 years
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Updated tragedy alignment chart 
I would have added on to the original post but I can’t find it anymore
Update 2: Lain from Serial Experiments Lain and Judas from The Last Temptation of Christ have been added! Also, moved Hadestown to the first row since it seemed more fitting.
Update 3: Added the last column as a new category after reading the book “The Left Hand of Darkness”... christ
Update 4: Damien Karras has entered the ring! From the book and movie adaptation of The Exorcist. Dyer absolved him before he died, and some background told me that the book was about whether or not he could save his soul by the end. Close enough. I like him despite the author. Still wish he lived his death made me sad for 4 months which is a long time to be sad. Also added House of Leaves. If you know you know.
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phinnweb · 10 months
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Uusi suomenkielinen ryhmä luotu Facebookiin: Avaruusasema Alfa - Space: 1999 in Finland
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