Zitate zur Philokartie - 1 (Demokratisierung, Menge, Normierung)
Ein bisschen ernster wird es jetzt tatsächlich mit der Philokartie als Thema. Jedenfalls für mich. Nachdem ich im vergangenen Jahr einen kleinen Aufsatz zur Kinoarchitektur der DDR für den schönen Sammelband Kino in der DDR. Perspektiven auf ein alltagsgeschichtliches Phänomen (herausgegeben von Marcus Plaul, Anna-Rosa Haumann, Kathleen Kröger. Baden-Baden: Nomos, 2022) beisteuern durfte und in meiner Kolumne zur Bibliotheksphilokartie bei LIBREAS unlängst nach Jüterbog blicken konnte, wird vermutlich demnächst etwas zur "deltiologischen Methode" erscheinen. Und, noch wichtiger, es gibt Planungen, die Philokartie im Digital Makerspace der Herzogin Anna Amalia Bibliothek bzw. Klassik Stiftung Weimar im Anschluss an ein dort laufendes Projekt auch in Veranstaltungen zu vertiefen.
Mein Anliegen ist dabei, eine offene, über das Sammeln hinaus gehende Perspektive auf die Philokartie zu entwickeln. Die Anschlussflächen zwischen Bildwissenschaft und Soziolinguistik sind offensichtlich. In meiner kleinen Materialsammlung, also diesem Blog, geht es vor allem dazu, das mich mehr findende als gesuchte Material zum Thema in einer Art Rohdigitalisierung handhabbar zu machen. Bisher gilt es das vor allem für Ansichtskarten als Objekte an sich.
Da ich aber hin und wieder verstreut Angaben zur Philokartie und bisher meist in kleine Notizbücher schreibe, die dann in einem Regionalzug liegen bleiben oder in der dritten Reihe eines Bücherregals verschwinden, will ich, immer hoffend das Tumblr so zäh überlebt wie bisher, hier das eine oder andere Zitat oder Faktum festhalten. In der Regel wird dies ganz ohne Kontext und nur mit der Zielstellung einer Erstdokumentation geschehen.
Den Auftakt macht ein in der vom Schwäbischen Heimatverein herausgegebenen Zeitschrift Schwäbische Heimat im vergangenen Jahr erschienener Aufsatz von Uwe Degreif mit dem Titel Vom Kunstdruck zur Ansichtskarte : Verbilligung als Demokratiemotor. (Schwäbische Heimat 73(2022), 2, Seite 26-32)
Aus diesem lassen sich drei Dinge für die Philokartie festhalten. Erstens die Beobachtung, dass die Massenproduktion von Bildmedien, für die Bildpostkarten oder Ansichtskarten seit den 1880er Jahren stehen, zu einer weitreichenden, in der These demokratisierenden Bilderfahrung und zwar gerade sammelnd und zeigend wurden:
"Lithografien wie Ansichtskarten sind Ausdruck einer Demokratisierung. Sie trugen dazu bei, dass Bilder für mehr Menschen zugänglich und neue Motive bildwürdig wurden." (Degreif, S. 32)
Interessanterweise bezieht sich dieser Schritt auch auf die Bildproduktion. Der Zugang schließt ausdrücklich auch eine aktive Auseinandersetzung mit ein.
Weiterhin, zweitens berichtet er von der bemerkenswerten Menge, die allein die Kunstanstalt Carl Garte Leipzig produzierte:
"Die Leipziger Kunstanstalt Carl Garte vertrieb zwischen 1892 und 1897 mehr als 12 Millionen Ansichtskarten mit rund 10.000 verschiedenen Bildmotiven." (ebd.)
Und schließlich vermerkt er die Normierung des Mediums, was wiederum einerseits auf die Bildproduktion und andererseits auf die Nutzungspraxis zurückwirkte:
"Ab dem 1. Juni 1878 gilt das Weltpostkartenformat 10,5 x 14,8 cm (DIN A 6)." (ebd. Fußnote 11)
“Der Deutsche hat seine Freiheit der Gesinnung, und daher merkt er nicht, wenn es ihm an Geschmacks- und Geistesfreiheit fehlt.”
Als Horkheimer darüber schrieb, worin sich der “Prozeß der Zerstörung der westlichen Kultur” zeige, nannte er an erster Stelle die “Negation aller vergangenen Kunst durch das, was sich heute Kunst nennt”. - Die sich einstmals mit Hammer und Zirkel jener Aufgabe widmeten, wussten Goethe immerhin noch zu vereinnahmen, wofür er ihnen auch durchaus einiges anbot. Die ‘Avantgarde’, die heute mit Propellermütze und Toilettenpapier antritt, spart sich das mit dem Lesen einfach komplett: Die hier zelebrierte Emanzipation ist eine von der konzentrierten Lektüre, zu deren Unfähigkeit sich zu bekennen nicht im entferntesten so peinlich wäre wie die hier zur schau gestellte ‘Negation’ - muss dies doch im Gegenteil am Beginn einer Negation von dem stehen, was den gegenwärtigen Geisteszustand ausmacht. Wer vor den Bergen westlicher Kultur seine eigene Beschränkheit eingesteht und daraus nicht demütige Tatenlosigkeit folgen lässt, sondern Antrieb schöpft, steht wahrer Emanzipation näher als jene, die sich aus infantilem Narzissmus bereits über den Wolken wähnen, während sie im postmodernen Tal der Ahnungslosen hocken, das nicht mal mehr einen staatlichen Grenzschutz nötig hat.
Das Weimarer Goethehaus ist übrigens sehr zu empfehlen, verbinden kann man einen Besuch mit der Besichtigung der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek.
my vacations are now coming to a close ( returning back to wiesbaden tomorrow ) and they've been quite a handful. schmalkalden, erfurt, #weimar , the tiny villages and the nature of the thuringian basin, all these places made my visit so worthwhile again. despite the doctor's appointments i had to attend and the consequent health scare that turned out to be nothing of great concern, my time here was spent well, and full of tiny surprises. it's so good to return home again and again and rediscover the state i was raised in. and i am grateful, so grateful for my family and their support today 💞 ( and the fact that nothing is wrong with me 😬 ). this is the duchess anna amalia library in weimar, which is part of a world heritage site ( belonging to the classical weimar complex ). it stores and collects important german literature and documents ( medieval to modern ) and is one of the most beautiful libraries in germany 😍 #annaamaliabibliothek #architecture #classical #weimarerklassik #libraries #stadtschlossweimar #gratitude (hier: Herzogin Anna Amalia Bibliothek) https://www.instagram.com/p/B5BeiPwqTUv/?igshid=9pmm9y0nua1c
Die Buchgestalterin Jule Claudia Mahnsammelt Andenken und Abenteur, individuelle Biografien und Orte um sie auf ihre eigene, einfühlsame Art neu zu interpretieren und zu komponieren, ein Buch daraus zu machen. Texte, Bilder, Material und Gestaltung gehen darin völlig ineinander auf, bedingen einander und bilden eine untrennbare Symbiose von Medium und Inhalt. Ihre sensible Wertschätzung und…